1888 / 327 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 31 Dec 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Se. Excellenz der General der Jufanterie von Lesz- czynski, kommandirender General des IX. Armee-Corps, von Altona,

Se. Excellenz der General der Kavcllerie, Freiherr von Schlotheim, kommandirender General des XI. Armee- Corps, von Kassel,

Se. Excellenz der General der Jnfanterie von Orff, kommandirender General des II. Königlich bayerischen Armee- Corps, von Würzburg,

Se. Excellenz der General-Lieutenant von Schlichting, kfommandirender General des XIV, Arme--Corps, von Karlsruhe.

Nichtamtliches. Deutsches Neid.

Preußen. Berlin, 31. Dezember. Se, Majestät der Kaiser und König arbeiteten am Sonnabend Morgen von 8 bis 91/7 Uhr allein.

Um 91/5 Uhr unternahmen Beide Majestäten eine Spazierfahrt nah dem Thiergarten.

_Nach der Rückehr hörten Se. Majestät den Vortrag des Chefs des Militärkabinets und empfingen um 121/, Uhr militärishe Meldungen. S

Am Nachmittage unternahmen Se. Majestät, begleitet von dem Flügel-Adjutanten vom Dienst, einen Spazierritt im Thiergarten und ließen Sih nah der Rückkehr von dem Ober- Hof- und Hausmarschall von Liebenau Vortrag halten.

Die Abendstunden verbrahten Allerhöchstdieselben im Arbeitszimmer und erledigten Regierungsgeschäfte.

Gestern Vormittag begaben Sih Se. Majestät der Kaiser und König zum Gottesdienst in den Dom und nahmen nah der Nückkehr in das Königlihe Schloß den Vortrag des Chefs des Generalstabes, General - Adjutanten Grafen Waldersee entgegen.

Zum Frühstück, um 11/5 Uhr, waren der General Graf Waldersee und der Flügel-Adjutant, Major Freiherr von Hoiningen gen. Huene mit Einladungen beehrt worden.

Um 31/4 Uhr unternahmen Beide Majestäten eine gemeinsame Spazierfahrt nach dem Thiergarten und Char- lottenburg, von welcher Allerhöchstdieselben gegen 41/5 Uhr zurückehrten. E ___ Se. Majestät hörten alsdann den Vortrag des Staats- sekretärs des Auswärtigen Amts, Grafen Bismarck, und be- gaben Sih kurz vor 51/, Uhr zur Familientafel bei Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta.

Nach der Rückkehr in das Königlihe Schloß verblieben Se. Majestät noh längere Zeit im Arbeitszimmer.

Den Thee nahmen Beide Majesläten um 9 Uhr allein ein.

4 Jhre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta wohnte gestern dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta-Hospitals bei.

Mittels Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 22. Dezem- ber d. J. ist bestimmi worden, daß die unter dem 27, Januar 1853 und 11. Juli 1878 angeordnete Kommandirung von Offizieren der Jäger-Bataillone beziehungsweise ves Garde-Shügßen-Bataillons zur Jnfanterie in Zukunst nicht mehr stattfindet, die gegenwärtig komman- dirten Offiziere aber in diesem Kommando bis zum Ablauf desselben zu belassen sind.

Am Neujahrstage wird bei dem Wecken von der Kuppel der Schloßkapelle von einem Trompeter-Corps der Kavallerie ein Choral geblasen werden. Um 10 Uhr findet in der Garnison: und in der St. Michaelskirhe Gottesdienst statt, an welchem sich die Truppen der Garnison durch Abordnungen betheiligen. Um 12 Uhr is für die Generale und Offizier- Corps Parole-Ausgabe.

_— gn einer Reihe von Sachen, welche vor einem Schieds- geriht am nämlihen Tage zur Verhandlung gestanden hatten, wurde in der Rekursinstanz Seitens einer Partei der Antrag auf Zurückverweisung in die Vorinstanz behufs anderweiter Verhandlung und Entscheidung wegen unvorschriftsmäßiger Besezung des Schiedsgerichts gestellt. Das Reichs - Versicherungsamt hat diesen Antrag in seiner Sißung vom 19, November d. F. (Nr. u für begründet erachtet, nachdem festgestellt worden war, daß der eine der beiden Bei- sier aus dem Kreise der A:beitnehmer, welcher an der be- treffenden schiedsgerichtlichen Sißung Theil genommen hatte, die Stellung eines Betriebsbeamten bekleidete, mithin nicht dem Arbeiterstande im Sinne des §8. 47 Absay 4 des Unfall- versicherungsgeseßes angehörte. (Vergleiche Entscheidung 509, „Amtliche Nachrichten des „R.-V.-A.“ 1888 Seite 207, 88. 501, 513 Nr. 1, 542 Absay 1 Nr. 1, 553 Absay 1 der Civil: prozeßordnung.)

Vayern. München, 30. Dezember. (W. T. B.) Prinz Leopold ist nah Berlin abgereist, Die Mitgliede der preußischen Gesandtschaft waren bei der Abfahrt auf dem Bahnhof anwesend.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 30. Dezember. (Weim. Ztg.) Das gestern Nachmittag ausgegebene Bulletin Über das Befinden der Erbgroßheczogin lautet:

„Der Tag verlief recht gut, Temperatur im Steigen, wie zu erwarten war. Kräftezustand gut. Puls etwas gehoben.

Prof. Engelhardt.“

s Altenburg, 30, Dezember. Der am 22. d. M. geschlossene Landtag hat außer den bereits mitgetheilten Gesegen eine große Anzahl von Peti- tionen und Postulaten berathen und beschlossen, so ein neues Schulgesep; ein Gesey über Einrichtung der Schulaufsicht durch besondere Schul-Jnspektoren; eine Notariats-Ordnung; ein Gesey über Bestrafung wilder Ehen; eine Vorlage über Einrichtung einer Arbeiter-Kolonie; desgleichen einer mit der FJrren-Anstalt verbundenen landwirthschaftlichen Kolonie; eine Vorlage über den Bau eines Ministerial- und eines Landschastsgebäudes; eine Vorlage über Ein- führung breiter Radfelgen u. }. w. Zu Staats- und öffentlihen Zwecken, zu Kirchen-, Pfarrhaus-, Schul- und Brückenbauten sind nahe an 11/7 Millionen Mark gefordert

Sachsen - Altenburg.

Anhalt. Dessau, 28. Dezember. (Anh. St.-A.) Die Herzoginnen Marie und Jutta von Medcklenburg- Strelit sind mit Gefolge heute Abend hier eingetroffen.

Lippe. Detmold, 27. Dezember. (Köln. Ztg.) Der Landtag des Fürstenthums ist am 22. d. M. geschlossen worden. Mit der Berathung des Etats für das nächste Jahr ist der- selbe niht zu Ende gekommen. So wurde denn s{ließlich der Etat des gegenwärtigen Jahres auf zwei Monate weiter bewilligt und die Berathung des neuen Etats bis zur Wieder- einberufung des Landtages im Februar vertagt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 29. Dezember. (Wien. Abdp.) Am nächsten Donnerstag, den 3. Januar, treten die Lan d- tage von Böhmen und Galizien wieder zusammen. Beide Körperschaften haben ein reichhaltiges Arbeitsmaterial zu be- wältigen. Dem galizishen Landtage wird Seitens des Landes- ausschusses auch ein Bericht über die Verhältnisse des Landes- Schulpensionsfonds unterbreitet werden.

__— 31. Dezember. (W. T. B.) Der Erzherzog Ludwig Viktor ist an einer entzüudlichen Afektion der Verdauungs- organe erkrankt.

Graz, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Landtag nahm heute den Ausschußantrag: bei der Bodenkredit- Anstalt ein Anlehen von 12 Mill. Fr. zu 4 Proz. und zum Emissionscourse von 97 aufzunehmen, an und wurde hierauf geschlossen.

Agram, 29. Dezember. (Wien. Ztg.) Das Landes- budget für 1889 wurde mit Allerhöchster Entschließung vom 25. Dezember sanktionirt. E

Großbritannien und Jrland. London, 29, Dezember. (A. C.) Die „London Gazette“ meldet die Ernennung des bisherigen Vize-Königs von Fndien, Lord Dufferin, zum britishen Botschafter am Quirinal in Rom.

Die irishen Parlaments-Abgeordneten Sheehy und Finucane haben eine Vorladung erhalten, sich am 51, Dezember dem Verbrechen-Acte-Gericht in Castle Connell zu stellen, um sich gegen die Anklage der Einschüch- terung zu verantworten. i

Die Ansiedelung der Kleinbauern (crofters) vonWest-Schottland in Canada gewinnt jeßt allmählich praktische Gestalt. Die Königin hat eine aus dem Staats- sekretär für Schottland, Marquis von Lothian, dem canadishenMi- nister Sir Charles Tupper, dem Lord-Provost von Glasgow und Hrn. Thomas Skinnerx, dem Direktor der nordwestlichen Land- gesellschaft von Canada, bestehende Kommission eingeseßt, welche die Auswahl der Auswanderersamilien zu treffen und deren Ansiedelung zu überwachen hat.

_ Frankreich. - Paris, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Senat genehmigte den größten Theil der Abänderungen es Budgets, welche von der Kammer angenommen worden waren, hielt aber den Zusaßartikel betreffs Beschränkung der öffentlichen Arbeiten, welhen die Kammer verworfen hatte, aufreht; das Budget wurde daher noch einmal an die Kammer zurücverwiesen, welhe den Zusaß- artikel wiederum verwarf und sich bis 10 Uhr Abends ve::- tagte. Der Senat berieth alsdann das außerordentliche Budget des Kriegs-Ministeriums und verwarf mit 170 gegen 111 Stimmen das Amendement Busffet's, welches den Kredit von 158 auf 6 Millionen reduziren wollte, und nahm darauf die Gesammtvorlage an. Der Senat vertagte sih bis 9 Uhr Abends. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde das Budget ohne Abänderungen angenommen. Hierauf verlas der Minister-Präsident Floquet ein Dekret, O welches die Session des Senats geschlossen Wird.

20, Dezember, - (W. ©. B) Der „Nadtcal“ dementirt formell das gestern aufgetretene Gerücht, daß der Minister-Präsident Floquet als Kandidat für die E am 27, Januar in Paris auftreten wolle.

Nizza, 29. Dezeinber. Die Königin von Württem- berg traf, wie dem „Journal des Débats“ gemeldet wird, heute Vormittag miitels Sonderzuges hier ein. An der Grenze war Höchstdieselde im Namen der Regierung von dem Spezial-Kommissar Quilichini begrüßt worden. Auf dem Bahnhofe zu Nizza wurde die Königin von dem Könige, den Generalen de Coatpont und des Garets, dem Präfekten des Département des Alpes maritimes, dem Maire der Stadt sowie dem deutschen und dem russischen Konsul empfangen. Nachdem Jhre Majestäten sih einige Zeit mit den Anwesenden unter- halten hatten, begaben fh Allerhöchstdieselben zu Wagen nah dem Splendide-Hotel. Außerhalb des Bahnhofs wurden O Höchsten Herrschaften von den dort Anwesenden ehrerbietigst egrüßt.

__ Rußlaad und Polen. St. Petersburg, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Gouverneur von Charkow macht offiziell bekannt, daß die Effekten der Kaiserin, welche bei dem Eisenbahnunfall bei Borki abhanden gekommen, auf - gefunden und nah St. Petersburg abgesandt worden sind. _—- 830. Dezember. (W. T. B.) Jn die Etats dex Militärbezirke von Kiew und Wilna werden, nach einer heute veröffentlihten Verordnung, Gehülfen. des Haupt- Chefs des Militärbezirks im Range eines General- Lieutenants oder Generals eingestellt.

__ Der „Nowoje Wremja“ zufolge ist den Zollämtern vor- geschrieben worden, vom 1. Januar 1889 ah ausländischen Schiffen (mit Einschluß der Bergungsdampfer) keine Pässe zur Cabotagefahrt in russishen Gewässern zu verabfolgen. /

JFtalien. Rom, 29. Dezember. (W. T. B.) Mittelst Deïrets vom heutigen Tage ist der bisherige Minister des Handels und Aderbaues, Grimaldi, an Stelle Magliani's zum E der Senator Perazzi zum Minister des Shaßes und der Deputirte Miceli-zum Minister des Aderbaues und Handels ernannt wor- den. Perazzi war langjähriger Mitarbeiter Sella's, als dieser das Finanz-Portefeuille innehatre.

_Der Papst richtete am 25. Dezember an sämmtliche Bischöfe eine Enc yklika „exeunte jam anno“, Jn der- jelben dankt der Papst Gott für die Tröstungen, welche ihm durch die Feier seines Jubiläums zu Theil geworden, und spricht au dem Episkopat sowie allen Katholiken seinen Dank aus für die Bekundung ihrer Zuneigung und Ergebenheit. Bei diesem Anlaß

und vom Landtage bewilligt worden.

wiederbelebt. Der Papst erinnert daran, daß seine Haupt- fürsorge immer auf die grundsäßlihen Punkte der christlichen Lehre gerichtet gewesen sei. Fn dieser Encyklika wolle er die Aufmerksamkeit der Bischöfe auf die Pflichten des christlichen Lebens lenken, denn der Glaube ohne die christlihen Tugenden und Werke sei eitel. Leider wichen die Sitten unserer Zeit von den evangelischen Prinzipien ab; die Tendenz des Jahrhunderts sei auf die materiellen FJnteressen gerichtet, denen der Hochmuth, die schlechte Presse, shlechte Theater, die Demoralisirung der Künste, das Betreten einer falschen Bahn beim Unterricht in den Schulen und die materialistishen und atheistischen Tendenzen, die Verdunkelung der wahren Rechtsbegriffe, sowie die Schädigung des privaten und des öffentlichen Lebens entsprängen. Auch der Sozialismus, der Nihilismus und der Kommunismus seien Früchte dieser auf die materiellen Genüsse gerihteten Tendenz. Das Heil liege im Christenthum: „instaurare omnia in Christo.“ Der Papst empfiehlt sodann die allgemeine Wiederherstellung des crist- lichen Lebens in Demuth, Selbsiverleugnung, Ergebung und muthvoller Uebung der Tugend, betoni die besondere Noth- wendigkeit der Tugend für den Klerus und erflcht \{hließlich Frieden für das ganze Menschengeshhlecht, damit Alles zur Ruhe und Ordnung zurückehre.

Der Papsst spendete sür die Armen Roms 50 000 Frs. und ebensoviel für die italienishen Seminare. Derselbe wird in dem nächsten Konsistorium insgesammt drei italienische Kardinäle ernennen.

n 31. Dezember. (W. T. B.) Anläßlich des S chlusses

des Jubeljahres fand in der St. Peterskirche heute ein vom Papst celebrirtes Tedeum statt. Die Kirche war überfüllt, und der Papst wurde lebhaft begrüßt. Dem Tedeum wohnten u. A.: das diplomatishe Corps, der römische Adel und die Verwandten des Papstes bei. Der Verkehr auf dem Petersplay wurde durch Militär aufrechterhalten. __ Neapel, 29, Dezember. (W.T.B.) Heute Mittag fand in Anwesenheit der Vertreter des Königs und des Parlaments, des JZustiz-Ministers, zahlreicher Behörden und Deputationen sowie einer großen Anzahl von Offizieren und Studirenden Das feierliche Leichenbegängniß Mancini's statt. Am Sarge sprachen der Bürgermcister von Neapel, der vUsiiz:Minister, der Senator Pessina Namens ves Senats, der Deputirte Villa Namens der Kammer und Professor Bovio Namens der Universität. Um 19/ Uhr wurde der Sarg auf den mit sechs Pferden bespannten, reich dekorirten Leichen- wagen gehoben und nah dem Friedhof übergeführt. Alle Straßen, welche der Zug passirte, waren von einer äußerst zahlreichen Volksmenge erfüllt.

Spanien. Madrid, 30. Dezember. (W. T. B.) Der Reisende Sorela hatte eine Audienz bei der Königin- Regentin und übcrreichte derselben einen Brief des Kar- dinals Lavigerie, in welchem dieser um ihre und die Theil- nahme Spaniens an dem gegen die Sklaverei gerichteten Borgehen nachsucht. Die Negentin versprah ihre Unter- ntüßung.

_ Serbien. Belgrad, 30. Dezember. (W. T. B.) Die Sibung der Skupschtina wurde heute Vormittag 10 Uhr durch den Präsidenten des Verifikations-Auss{husses und zu- glei provisorishen Präsidenten Rista Popovic eröffnet. Anmwejend waren sämmtlihe Minister, das diplomatische Corps und ein zahlreich versammeltes Publikum. Zuerst wurde der Bericht des Verifikations-Aus\husses verlesen, wona die Mchrzahl der eingereichten Proteste verworfen und etwa 8 Wah en annullirt wurden, zumeist weil die Abgeordneten das 90). Lebensjahr noch nicht erreicht hatten. Da mehrere Abgeordnete ihre Mandate niedergelegt hatten, waren 591 Ab- geordnete als endgültig verifizirt. Hierauf folgte die feierliche Eidesleistung der Abgeordneten. Ein Erzpriester sprah den Eid vor, welchen sämmtliche Mitglieder mit erhobenem Arme nachsprachen. Der provisorische Präsident forderte die Skupsch“ina sodann auf, zur Wahl des Präsidenten sowie Des Vize-Prä stdenten zu schreiten. Die Abstimmung dauerte etwa 2ine Stunde. Es wurden insgesammt 578 Stimmen abgeg-ben. Hiervon fielen auf den radikalen Kandidaten Kosta - Tauschanovic 475, auf den liberalen Kandidaten Todor Tuszatovic 96; Katic erhielt 3 und Ranko Tajsic 2 Stimmen. Zum Vize-Präsidenten wurde der bisherige provisorische Präsident Rista Popovic mit 455 Stimmen gewählt. Der liberale Kandidat Nikolajevic erhielt 94, Katic 8, Tajsic 6 Stimmen. Das Wahlergebniß wurde stürmisch begrüßt . . . und es machte auf die Regierungskreise den besten Eindruck, daß die Führer der vermeintlihen Dissi- denten, Katic und Tajsic nur so wenige Stimmen erhielten. Es ist demna die Annahme gerechtfertigt, daß die Dissidenten- gruppe auf 10 bis 14 Mann zusammenshrumpst ist. Ferner ist hieraus gleichzeitig ersichtlich, daß die Disziplin der radikalen Partei musterhaft war. Die Annahme des Verfassungs- projekts ist außer Zweifel gestellt. Der neugewählte Präsident dankte für seine Wahl und bemerkte, daß er nach Kräften das Wohl des Vaterlandes unterstüßen werde. Hierauf veclas der Minister-Präsident Christic den Ukas, mit welchem die Skupschtina eröffnet wurde. So oft der Name des Königs Milan erwähnt war, wurde derselbe mit be- geisterten Hochrufen begrüßt. Die Verlesung dieses fowie der folgenden Ukase wurden stehend angehört. Jn den zweiten Ukase war das von dem Verfassungsausshuß aus- gearbeitete Projekt der Skupschtina unterbreitet. Jn vem dritten Ukase waren die Kommissare ernannt, welche vor der Skupschtina das Projekt erläutern werden. Unter den- selben befinden sich Ristic, Gruic sowie die hervor- ragendsten Mitglieder der drei Parteien. Dieselben nahmen

sofort links von dem Präsidenten Play. Der Minister des

Aeußern, Mijatovic, gab nunmehr Seitens der Regie-

rung die Erklärung ab, daß dieselbe nichts einwenden werde,

wenn der Auss{huß, bei der Wichtigkeit des Gegenstandes,

aus mehr Mitgliedern, als sonst üblih, bestehe. Diese Er-

klärung wurde beifällig aufgenommen. Das Präsidium schlug

hierauf 54 Mitglieder vor, welche mit Akklamation gewählt

wurden ; darunter befinden sihch 10 Liberale. Die Sigzung

wurde sodann geschlossen. Nachmittags findet eine Ausshuß-

sißung statt. Jm Lande herrscht überall Ruhe und Ordnung.

Dem gestrigen Leichenbegängn des Vize-Präsidenten

des Staatsraths, Radivoj Milojkovic, wohnten der

König, sämmtliche Minister, Generale, Hof- und Staats-

würdenträger fowie ein sehr zahlreiches Publikum bei.

_ Bulgarien. Sofia, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Sobranje hai das Budget erledigt und die Eisenbahn-

vorla ge angenommen. 30, Dezember. (W. T. B.) Bei dem heute erfolgten

habe die Vorsehung den Glauben und die Gefinnung dex Völker

Schluß der Sobranje verlas Prinz Ferdinand die

Thronrede, worin er den Deputirten für deren patriotische Wahrung der Interessen des Landes dankte und glüdliche Heimkehr wünschte.

Asien. Persien. (W. T. B.) Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Teheran, vom 20. d. M., meldet, wurde die bereits angekündigte Note der persishen Regierung an diesem Tage veröffentlicht. Dieselbe enthält 24 Bestim- mungen; ihr Jnhalt is milder, als man erwartet hatte. Der Aufenthalt der Schiffe in Ahvaz wird nit auf 24 Stunden, sondern auf die zum Laden und Ausladen erforderliche Zeit beshränkt. Die Dampfer zahlen eine Abgabe von 7 Pence pro Tonne, die Segelschiffe die Hälfte. Die Verleßung der Bestimmungen wird mit {weren Geldbußen und der Sus- pendirung des Schiffahrtspasses auf zwei Jahre bestraft.

Afrika. Egypten. Suakim, 30. Dezember. Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ meldet: General Grenfell erhielt von den Sheiks der Hadendowas Ant- worten auf seine Proklamation, in welcher er die Niederlage Osman Digma's gemeldet hatte. Die Sheiks geben darin ihrer Loyalität und ihrem guten Willen, mit der englischen Regierung gemeinsame Sache zu machen, Ausdruck. Wie es heißt, hätten die Hadendowas sih absolut geweigert, der Aufforderung Osman Digma's, sih in Hantub zu sammeln, nachzukommen.

Qeitungsstimmen.

Zum Jahress{luß schreibt die Zeitung“:

Das Iahr 1888 neigt sich zu Ente, cin Jahr der Trauer und tiefen S{merzes obnegleihen, das als das „Drei-Kaiser Jahr“ wie fein andercs seiner Vorgänger fortleben wird in dem Gedächtniß der Zeitgenossen, in den Erzählungen der kommenden Geschlehter. Bangen Herzens, mit zögerndem Fuße sind wir über die Schroelle desfelben geschritten, denn nur allzu berechtiate trübe Sorgen erfüllten damals bereits die Herzen. Vnd weit über alles Ahnen hinaus sind diefe bangcn Sorgen zur Wahrheit geworden. JIeckt, wo der Ring des Jahres sich schließt, ziehen an unserem Auge vorüber jene Er- cignisse, die unfer Gemüth auf das Schmerzlichsle erschüttert haben und bis in die kleinsten Einzelheiten fest eingegraben sind in unserm Herzen. Noch einmal durlcben wir die in ihrer Art unver- gleihliche Elegie des Sterbens Kaiser Wilhelm's; wir steben wieder an dem Todtenbett des über Alles geliebten Herrschers, trauernd, aber au getröfstet dur die milde Harmonie dieser feierlichen Stunde, in der cin reiches Leben seinen friedlih-\{chönen Abs{luß findet. Und der Elegie folar die großartige, die Seelen ershütternde, aber au erhebende Tragödie des Leidens und Duldens Kaiser Fried- rid)'s. Der unerfors{liche Raths{chluß des Höchsten hatte seinem Leben ein frühzeitiges Ziel bereitet. Aber, war es ibm nit ver- gönnt, länger als eine kurze Spanne Zeit die Geschicke der Nation zu bestimmen, das Lild des Kaiserlichen Dulders steht unvergänglich eingezeihnet in ihrem Gedächtniß, cin unvergleichlihes Beispiel von Seelengröße, das das ganze moralishe Sein des Volkes durch- dringen und kräftigen muß. So \{chwere Prüfungen find an uns im Laufe dieses Jahres herangetreten! Aber auc an Tröstungen hat es niht gefehlt, dankbar har Deutsc)- land cmpfunden, wie angesichts der Heimsuchungen, die über uns verhängt waren, alle Kulturnationen der Erde ihre Theil- nabme in ergreifendcr. Kundgebungen bezcugten. Die Harmonie ein- fach inens{lihen Empfindens hat sih niemals in gleicher Weise be- thätigt ; sie erhob fich über alle feindlihen Gegensäße, wie cin von Thränen \{immernder Regenbogen am Firmament der Menschheit. Niemals wird in Deutschland diese Theilnahme vergessen werden, die, wie sie tröstend wirkte in der Gegenwart, auch die Hoffnung kräftigt auf die cinstige Verwirklihung des Friedensideals, das die Herzen der Menschen erfüllt.

Doch in dem eigenen Handeln licgt stets der beste Trost. Ge- waltige Schicksals\{läge können uns erschüttern, aber sie dürfen uns nit muthlos zu Boden werfen. Und wie Schweres Deutschland auch in dem scheidenden Jahre durlebt hat, es hat die Prüfungen kraftvoll und mannhaft bestanden. Unvergeßlih wie jene Trauertoge sind auc die Tage, als das deutsche Volk, vertreten durch seine Fürsten und den Reichstag, sih um den Erben der in düsteren Trauerflor ge- hüsiten Kaiserkrone schaarte, ernst und ents{chlossen bekundend, daß cs Alles daran scte, die theuer erworbenen politischen Güter, den höhsten Besißstand der Nation festzuhalten. Das im Jubel der Siege geshaffene Gebäude unserer Einheit erhielt in jeven Tagen der Trauer dur den gemeinsamen Schmerz seine köstlid-e Weihe für die Zukunft. Das erbebende Bewußtsein, ein Vaterland zu besitzen, gab uns die Kraft, den Verlust der Männer zu ertragen, denen wir in erster Reihe diesen Besiß danken. Hat es au nicht an manchen Vorkommnissen gefehlt, in denen sich in be- dcuerliher Weise die Parteigegensäße geltend machten blicken wir heute zurück, so dürfen wir aussprehen, daß die Nation eine sitt- licze Kraft uad Neife bewährt hat, die für die Zukunft gute Bürg- haft geben, S

Noch cin Drittes trat hinzu im Laufe des Jahres, um uns auf- zurichten nah solhen Schiksalsshlägen: die mannhafte Erscheinung des jungen Herz schers, der, wider Erwarten früh zum KLräger der obersten Gewalt im Reiche berufen, durch sein thatkcäftiges und umsichtiges Handeln shnell das Vertrauen der Nation sich gewonnen hat. Sein Gelübde, über den Parteien \tehead fortzubauen auf den ver- fassungsmäßigen Fundamenten, die seine beiden Vorgänger auf dem Kaiserthron gelegt haben, sein ernstes Bestreten, in gutem Einver- nehmen mit allen Mächten für die Erhaltung des Friedens zu wirken, die Neubefestigung des Dreibundes, dieses Bollwerks gegen kricgerische Bedrohungen, seine Sorge um dic Ausbildung unserer Heereskraft, die uns die Erhaltung unserer nationalen Güter sichert, die edle Wärme, mit der er das sczialpolitisce Reformwerk als \chönstes Vermächtniß, des Kaiserlichen Großvaters zu vollenden strebt, das sind bedeutungssvolle Momente, die zu der shönen Hoffnung be- rehtigen, daf der deutshen Nation Sietigkcit in ihrer gedeihlichen Entwickelung beschieden sei.

Es hat der langen und mühsamen Arbeit auf allen Gebieten nationaler Thatkraft bedurft, um die Grundlagen der Einheit zu schaffen und unserem Volk die Bahn freizumachen, auf der es weiter- schreiten kann zu immer höherer und kräfüigerer Entfaltung seiner Individualität im Kreise der Kulturnationen. Lange haben seine Gegner geglaubt, die deutsche Einheit sei nur cine vorübergehende Er- scheinung, die zerplaßen werde wie eine shillernde Seifenblase, sobald die Schöpfer derselben von der Lebenébühne abgetreten feten. Der Verlauf der {weren Krisis, die Deutschland in diesem Jahre so kräftig und siegreich bestanden, hat ihnen gezeigt, daß ihre Hoffnungen Träume sind. Aber auch wir haben gelernt, daß, um auf ein Morgen mit Sicherheit renen zu können, Heute und Gestern harmonisch miteinander in Verbindung stehen müssen. Unsere politische Arbeit darf sih nicht unvermittelt, nicht sprungweise gestalten, nicht durch Crxperimente beeinträchtigt werden, die, wenn sie auch aus reinstem und bestem Wollen hervorgehen, mehr Schaden als Nuyen bringen. Die Kontitnuität in unserer Politik sichert uns die Zukunft. Vielleicht, daß dereinst die Geschichtsschreiber des Jahres 1888 von Gefahren be- rihten werden, die dieser Kontinuität gedroht haben. Um fo größer ist das Verdienst derer, die mit dem Einsaß ihrer ganzen Persönli- keit etwaigen Experimenten rechtzeitig entgegengetreten find und dadurch bewirkt haben, daß in dem Gewebe der politischen Arbeit alle Fäden sorgfältig verknüpft geblieben sind, nirgendwo cin Riß entstanden ist.

So dürfen wir Gegenwart und Zukunft an die Vergangenheit knüpfen und mit Zuversicht hoffen, daß im neuen Jahre unsere Arbeit

„Weimarische

eine gesegnete sein werde zum Heile des Vaterlandes und der Nation. Das walte Gott!

Die „Deutsche volkswirthschaftlihe Cor- respondenz“ schreibt: : : Die freisinnig - mancesterlihe Presse fährt fort, die zehnjährige Periode der durch den Reichskanzler Fürst Bismarck inaugurirten „Ppraktishen“ und „nationalen“ Wirthschaftspolitik in abfälliger Weise zu besprechen. Unier dem Titel: „Zahlen beweisen“ wird die ,Wirth- \chaftspolitik“ der Regierung und der Regierungsfreunde in Grund und Boden gebohrt und ein Vergleich zwishen „Damals“ d. i. anno 1879 und „Jetzt“ soll dem geneigten Leser klar machen, daß die „Schein- heiligen“, welche immer noch nicht dem Richter’\{hen Stern folgen wollen, Blutsauger und Volksverderber sind. Die Reichssteuern haben ih von 259 503 660 M im Jahre 1879/80 auf 556 061 410.6 im Jahre 1889/90 vermehrt, in den preußishen Staatssteuern ist keine Ver- minderung herbeigeführt und das Wachsthum der Kommunalsteuern in der Hauptsache nicht aufgehalten. „Und da giebt es“, ruft Hr. Eugen Ritter aus, „noch Leute, welche glauben, den 10. Jahrgang des Dezemberbriefes des Reichskanzlers heute als eine Weihnachts- bescheerung feiern zu müssen.“ L

Mit diesen Worten is das Ziel der ganzen freisinnigen Dar- stellung, die mit einer von Gift durhtränktes Jdylle begann, gekenn- zeihnet; es heißt: Verdächtigung und Verunglimpfung der MWirth- \chaftspolitik des Reichskanzlers. Und zwar sol dieses Ziel dur fünstlihe Mittel, durch pu Vorführung von Zahlen erreicht werden, die wohl den oberflählihen gedankenlosen Leser, keineswegs aber Denjenigen verblüsfen werden, der es sich angelegen sein läßt, cinen auf N Thatsachen basirten Vergleich zwischen „Damals“ und „Jeßt“ u ziehen. “Die Reichs8einnahmen aus indirekten Steuern sind ron 259 auf 556 Millionen gestiegen. Soll darin cin Vorwurf gelegen sein? Wir dächten niht; im Gegentheil, jeder Patriot wind dem ersten Staatsmann Dank wissen, daß es ibm gelungen ist, dur weise Vor- autsicht das Gleicgewiht im Reichshaushalt ‘zerzustellen. Oder sind vielleicht Ausaaben gemacht und verlangt worden, die sich als eine Vergeudung des Nationalvermögers darstellen? Hr. Eugen Nichter bat derartiges nicht behauptet; und seine Partei- genossen haben sogar in den weitaus meisten Fällen nicht umhin gekonyt, ihrerscits die Vollberehtigung der gefor- derten Mehrausgaben, die doch nur der Sicherheit des Reichs, der Vermehrung des Arschens desselben, dem erhöhten Schuß der nationalen Interessen seiner Bürger galten, anzuerkennen, Wie also hat ih Herr Eugen Richter die Entwickelung des Budgets ge" daht? Sollte etwa eine Vermehrung der Ausgaben, die für berech- tigt gelten, unter gleichzeitiger Herabseßung der Einnahmen ftatt- finden? Der große Volkstribun s{hweiat darüber mit Nachdruck, er muthet seinen Lesern offenbar wenig Denfkkraft zu, indem er ganz Unmögliches in einem Athem verlangt und gleicht dem Bäuerlein, das sich die Republik mit dem Großherzog an der Spihe wünschte. Wir preisen mit Net auch aus dem Grunde das „Jeßt, dem „Damals* gegenüber, weil Fürst Bismarcé cs zu Stande gebracht hat, daß die Allerhöchste Thronrede vom 22, November d. J. die befriedigende Lage des Reichs als cine solche zu bezeichnen vermochte, daß „die zur Erfüllung der unabweislichen Aufgaben des Reichs erforderlichen Mittel bereit gestellt sind“. Allein es wäre ja allerdings vom Uebel, wenn nun behauptet werden dürfte, die Sanirung der Lage des Reichs- budgets sei auf Kosten der allgemcinen Wohlfahrt erfolgt, sie be;e:chne eine komplette Nicderlage in den wirthschaftlihen Verhbältn:fsen dec Reicsangehörigen. Das ist aber bekanntlich nicht der Fall ; im Gegentheil, das wirthschaftlihe Algemeinbefinden hat bereits im vorigen Jahre eine entschiedene Wendung zum Besseren genommen und diese Besserung ist im stetigen Fort]chreiten begriffen. Dan)! dem nationalen SchuBzollsystem, einem System der Nüßlichkeit, nit des Doktrinari8mus, find zahlreihe Industrien, die dem Tode geweiht schienen, dem Verderben entrissen und fo gekräftigt worden, daß sic nunmehr in der Lage sich befinden, den Wettbewerb aufzunehmen und auszuhalten, der „nationale“ Markt ift vor Allem zurückerobert worden; do auch auf dem internationalen Markt hat kcin Rückgang stattgefunden, da der Export vom Jahre 1877—1887 von 9827 Mill. auf 3153 Mill, si gehoben hat. Als ein sihtbares Zeichen des steigenden Wohlstandes konnte der Fürit Reichskanzler in der Sigßung vom 11. Januar 1887 die Tha-sache konstatiren, daß seit dem Jahre 1878 eine Erhöhung der Sparkasseneinlagen von 1385 auf 3961 Mill. Mark stattgefunden hate, Auf dem Gebicte des sozialen Ausgleichs hat das Deutsche Reich geradezu erfstaunliche Fortschritte gemacht, so daß es allen Kulturstaaten nunmehr als Muster gelten fann und immer mehr wächst Gottlob die Zahl derjenigen einsihts- vollen Arbeiter, wle die Segnungen einer fürsorglihen Regierung®- politik anerkennen und sich von dem verderbüichen Einflusse fozial- demokratischer und feeisinniger Einflüsse zu emanzipiren wissen. Auch in Rücksicht auf unsere Kolonialpolitik muß jeder objektiv Urtheilende bezeugen, daß die zur Erweiterung unseres wirthschaftlichen Machtbereihes und zur Erschlicßung n:uer Märkte unternommenen Schritte dem Neiche zum Hil gereihen werden; die berufsmäßigen Nörgler und Murrer wissea nichts Anderes gegen diefe Aktion vorzu- bringen, als daß die Kolonialpolitik cben niht eine Politik von heute auf morgen ist, derer Früchte {hon der gegenwärtigen Generation in den Schooß fallen, Eine Entwicklung des deutschen überseeischen Handels im größerea Stil wird aber erst jeßt mögli sein, nachdem der Anschluß der . Hansestädte Hamburg und Bremen exfolgt und damit das „Einfallsthor“ der ausländishen Interessen geschlossen ist.

Das sind die gewihtigen Gründe, welche nicht nur zu einer günstigen Beurtheilung der deutschen Wirthschaftepolitik in den hinter uns liegenden Jahren drängen, sondern auch das Vertrauen festigen, daß cin Fort reiten auf der damals betretenen Babn der „Praft» tischen“ Maßnahmen dem Reiche zum andauernden Segen gereichen wird.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Das Rheinishe Grundvóucwreht. Geseyß vom 12, April 1888 über das Grundbuchwesen und die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen îm Geltungsberecih des Rheinischen Nechts. Mit einer Einleitung und Anmerkungen und den dazu erlassenen Ausführungs- bestimmungen, herausgegeben von Oscar Mügel, Gerichté-Assessor. Berlin, 1888. Verlag von Franz Vahlen, W. Mohrenstraße 13/14, (Pr, 5 M6) Wenngleich die durch das Geseß vom 12. April 1888 im Geltungsbereih des Rheinishen Rechts eingejührten Geseze über das Grundbuchwesen und die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen eine reiche Literatur aufzuweisen haben und bereits vielfach Gegenstand der Rechtsprechung gewesen sind, so find dennoch die Ergebnisse, zu welchen Theorie und Praxis geführt haben, nicht ohne Weiteres für das rheinishe Wechtsgebiet zu verwerthen. Denn einmal werden manche Bestimmungen jener (eseße durch das Einführungsgeseß abgeändert und ergänzt, und sodann ist

beachten, daß die Grundbuchgeseße niht ein in sich abgeschlossenes Ganzes bilden, sondern vielfältig ihre Ergänzung und Erläuterung in den Vorschriften des bürgerlihen Rechts finden; es muß daher ina jedem einzelnen Falle geprüft werden, ob die auf der Grundlage des Allgemeinen Landrechts oder des Gemeinen Rechts ruhende AÄus- legung der eingeführten Gesete auch_ für das Rheinische Recht als zutreffend anerkaunt werden kann. Das vorliegende Buch will ein Hülfsmittel zur Lösung dieser Aufgabe sein. Es zerfällt in einen Kommentar zu dem Einführungsgeseß und eine Einleitung. Bei der Bearbeitung des Kommentars hat das aus der Begründung des Gesetzentwurfs und den Verhandlungen der Kommission des Abgeordnetenhauses sih ergebende Auslegungs- material eine sorgfältige Benußung gefunden, Der Verfasser hat si aber nicht auf die Wiedergabe desselben beschräukt, sondern si bestrebt, in selbständiger Erörterung die mannigfachen Fragen zu beantworten, welhe bei der Anwendung des Einführungsgescßzes

voraussichtlich auftauhen werden, Die beigefügte Einleitung enthält

auch hinsichtlich der unverändert übernommenen Vorschriften zu |

außer einigen Angaben über die Entstehungsgeshihte des Ein- führungsgeseßes eine zusammenfassende Darstellung der Grundsäße der eingeführten Gesetze. Die leßtere bezweckt die Einführung des mit dem Grundbuhwesen nicht Vertrauten in dasselbe. ;

Die Berliner Buchdruckereien wetteifern auch bei dem dies- maligen Jahreswechsel, um dvrch Herstellung künstlerisch wie typo- graphisch auf das Sorgfältigste ausgestatteter Wand-Kalender ihre Leistungéfähigéeit darzuthun und sich damit ihren Gönnern und Kunden zum neuen Jahre zu empfehlen. Heute liegen uns wieder drei neue derartige Kalender vor, welhe aus den Buchdruckereien von Otto Elsner, Albert Lewent und Gebrüder Grunert hierselbst hervorgegangen sind. Besondere Hervorhebung verdient der aus der erstgenannten Offizin stammende, welcher mit einer anmuthigen, idyllishen Genre-Darstellung geschmüdt ift.

Land- und Forstwirthschaft.

Die von Georg Ehlers und Franz von Wedell herau8gegebene „Sport-Welt“ (Expedition: Berlin, Unter den Linden 60) bringt in der Nummer vom 23. d. M. neben den unter der Rubrik „Allerlei“ zusammengestellten interessanten Notizen und Mittheilungen von den Trainirbahnen, mehrere Artikel: „Rüdblicke auf die verflossene Flah-Renrsaison“, „Ein Appell an Züchter und Rennmann“, „Das pekuniäre Resultat der Weißenseer Campagne“ und zaßlreiche auf den Sport bezügliche Nachrichten.

Von der in Dresden un Verlage von Friese u. von Putt- kfamer erscheinenden Zeitschrift „Das Pferd“ liegen die Nummern 92—24 vor, welche wieder erkennen lassen, daß die Redaktion bestrebt bleibt, alles Wissenswerthe auf dem Gebiet ter Pferdezucht, Pferde- behandlung und Pflege, sowie der Reit- und Fahrkunst ihren Lesern zu bieten. Ncben vielen kleineren Aufsätßen enthalten die Nummern folgende bemerkenswerthe Artikel: Zur Geschichte und Entwickelung des {weren Arbeitspferdes Belgiens mit Berücksichtigung desjenigen der Nathbarländer. Von de Serres. Das Pferd und die Bedeu- tung seines Körpergewihts. Von Hagedorn. England als Pflanzstätte der Vollblutzuht. Von G. Glaß. Die Asphaltstraße und thre Behandlung. Das Königlich preußische Hauptgestüt Beberbeck. Von Generalsefretär C. M. Stoeckel. Die Entwike- lung und der gegenwärtige Stand der Pferdezucht in Ungarn. Ein Steeple-Chaser im Kriege. Der Hunter. Kleine Sorgen bes Reiters, Die Prämiirung der neuen Modelle cines Armee- fattels in der preußi’chen Kavallerie. Umschau. Literatur. Die Zeitschrift kann den für die Pferdezucht interessirten Kreisen aufs Neue empfohlen werden.

Sarnitäts-, Veterinär- und Quagrantänewesen.

Schweden. In der Nähe der Stadt Linköping ist auf dem Hofe Nydaholm (Provinz Oestergötland) die Schweinepest ausgebrochen. Ferner ist die Stadt Cfksjó (Provinz äIönköping) als von dieser Krankheit befallen erklärt worden.

(Gewerbe und Handel.

Am 28. Novemker d. I. sind dem Herzog Georg von Leuchtenberg zu Nizza die nachstehenden Werthgegenstände entwendet worden: 1) eine goldene Busennadel mit einer Perle in Diamanten, 2) eine viereckige Diamant-Busennadel mit cinem Rubin, 3) ein ähnliher Manschettenknopf, 4) eine hufeisenförmige Busen- nadel mit rosenfarbenen Perlen, 5) eine goldene BVusennadel in Stabform mit Diamanten und cinem Saphir an jedem Ende, 6) eine Busennadel mit rundgeschliffenen Rubinen, 7) drei Perlen als Hemdenknövfe, 8) ein Paar Hemdenknöpfe in Form von 2 Sólangen aus Gold und Platina, auf dem Kopf der einen ein Saphir, auf dem der andern cin Diamant mit Krone, 9) ein Paar Knöpfe, Namenszug in Diamanten mit Grafenkrone, 10) ein großes goldencs russishes Kreuz mit einem Bilde in der Miite und mit Kette, 11) cin Bild in goldenem Medaillon mit einer russi- {en Ins&rift in Diamanten, Die Staatsanwaltschaft zu Nizza hat gebeten, Werthsachen, welche aus diesem Diebstahl herrühren, mit Beschlag belegen- und jeden Inhaber derselben, der sih nicht über ihre Herkunft auszuweisen vermag, anhalten zu lassen. Sollte Jemand in der Lage sein über den Verbleib der gestohlenen Gegenstände Aus- funft zu geben, so würde es fich empfehlen, der nächsten Polizeibehörde Mittheilung zu machen.

Das portugiesishe „Diario do Governo“ veröffentlicht ein Königliches Dekret vom 15, Dezember, durch welches die kürzlich herabgeseßten portugiesischen Eingangszölle auf Weizen und Weizenmeh! wiederum erhöht werden und zwar für Weizen von 10 auf 16 Reis pro Kilogramm und für Weizenmehl von 18 auf 23 Reis pro Kilogramm. Ausgenommen von der Erhöhung sind diejenigen Sentungen, welche fch am 15. Dezember entweder in portugiesischen Häfen oder auf dem direkten Wege von den Produ?- tioasländern nah vortugiesishen Häfen befunden haben. i

Bericht über deu Handel mitStärke, zusammengestellt nach Mittheilungen der Vertrauens8männer des Vereins der Stärke- Fateressenten in Deutschland. (Woche vom 19, bis 24. Dezember 1888.) Der Verkehr in Kartoffelfabrikaten ist auh in dieser Berichts- rooche, soweit er ch auf Grund der uns zugegangenen Mittheilungen beurtheilen läßt, von geringerem Umfang als früber gewesen ; die Preise sowohl für trockene als auch für feuhte Stärke haben sih nur zum kleineren Theil auf der Höhe der in der Vorwoche gemeldeten be- haupten können, zum größeren Theil sind sie weiter etwas gewichen. In Ja Kartoffelmehl sind 500 Sack zu 28,50 4 ab Hamburg- Freihafen verkauft worden. In Ta trockener Kartoffelstärke wur- den uné Verkäufe von 400 Sa zu: 24 46 ab Station in Schlesien, gleich ca. 25,95 Æ Parität Berlin und von 230 Sat zu 25,80 (6 ab Station in Sóéllesien, in trocktener Ila Stärke von 600 Sack zu 23,75 A ab Station in der Mark, glei ca. 24,25 4 Parität Berlin mit- getheilt. Außerdem wurden uns aus Händlerkreisen Verkäufe von 500 Sa Ia Stärke zu 25,50 \( frei Oderstation, gleich 26 M Parität Berlin und von 600 Sack Ta Stärke zu 26,40 #4 frei Berlin gemeldet. In feuchter Stärke wurden verkauft: ein Posten zu 13,90 #4 Parität Berlin, ab Station in Hinterpommern, 200 Sack zu 13,20 Parität Berlin, ferner 1000 Sackzu 13 K von einem Händler in Westpreußen frei Fabrik im Kreise Ober-Barnim, sodann 10 Waggons à 100 Sack ¿u 13,25 4 frei Frankfurt a. O. Zum Schluß der Berichtêwohe wurde uns der Verkauf von 1500 Sack (Prima) zu 13,60 6 frei Berlin mitgetheilt, während weiteres Angebot zu gleihem Preise abgelehnt wurde, Von Händlern wurèien uns außerdem Verkäufe von 300 Sack zu 12,90 4 ab Station der Ost- babn, gleich ca. 13 f Parität Berlin und 1C0 Sack zu 12,50 ab Station der Berlin-Stettiner Bahn, gleih ca. 13,20 4 Parität Berlin mitgetbeilt. : :

Vom ober schlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die

„Sw(les. Ztg.“ : Die um die Mitte des Monats eingetretene mildere Witterung, welcher zeitweise auch leihte Fröste nit fehlten, hat dem regen Gesäftsgange auf dem Kohlenmarkt keinen Abtrag gethan. Die promptere Erledigung {{chlußmäßiger Lieferungen, welche die regelmäßige und ausreichende Gestellung von Waggons den Sruben erwöglichte, rief für eine große Anzahl von Fabriken, Gasanstalten unt- sonstigen mit Feuerung verbundenen Betrieben das Bedürfniß hervor, ih fernerhin, und namentlich Angesichts der herannahenden Feiertage mit dem erforderlichen Brennmaterial-Vorrath zu vers:hen, für welchen vorzugsweise die mittleren und kleinen Sortimcnte in Anspru genommen wurden. Der auswärtige Bedarf, welcher dur die Kohlengruben der eigenen Bezirke, obshon in lebhafter Förderung beharrend, nicht befriedigt werden konnte, veranlaßte einen niht unbedeutenden Mehrabsaß für die diesseitigen Kohlen- reviere, welher für weitere Entfernungen dem Debit von Grobkohlen zu Gute kam. Bis zum E Montag dauerte ver- \chiedentlih die Verladung bei Tag und Nacht an. Fettkohlen wie Koks hatten einen regen Absay zu verzeihnen. Der Plan einer Verkaufsvereinigung der Kokêwerke verstärkte die Nachfrage bei den

betheiligten Kohlengruben und begünstigte die Markthaltung für Fett-

Oa tre eter e ne