1909 / 99 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Apr 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Vorlesungen eingehenden Honorare bis zu 3000 4 ganz, von 3000 bis 4000 #4 zu 75 Proz., von dem darüber hinaus- Oen Betrage zur Hälfte zu“. (Nah der Vorlage fallen

ie Honorare den Professoren in Berlin bis zu 4500 #, bei den übrigen Universitäten bis zu 3000 46 ganz und darüber ‘hinaus zur Hälfte zu.) :

Herr Dr. Hillebrandt befürwortet diese drei Anträge damit, daß es unbillig sei, Berlin vor den übrigen Universitäten zu bevor- zugen und die leßteren herabzudrücken. y

Gehetmer Oberregierungsrat Dr. Glster: Gegen diese Anträge sprechen die größten Bedenken. Unsere Untversitäten sind gleihwertig, das ist niemals bestritten worden, aber die Verhältnisse haben es mit fh gebracht, daß eine völlige Gleibheit zwishen allen Landesuniversi- täten nit bestehen kann. Die Entwicklung der leßten Jahrzehnte hat die Universität Berlin in den Vordergrund gerückt, und die Unterrichtsverwaltung hat sie nach manhen Richtungen gefördert, um in der Stadt Berlin, die sh materiell so sehr entwidelt hat, gerade dieser materiellen Entwicklung gegenüber die sittlichen und geistigen Kräfte zu fördern und zu stärken. Der alte Kaiser schrieb an Falk, es müsse dahin gewirkt werden, daß die Universität Berlin die erste Universität des Landes sel. Dabei hat der Kaiser niht nur an die preußischen Universitäten gedacht, sondern es hat ihm auch vorgeschwebt, daß Berlin nicht hinter Universitäten wie München und Leipzig ins Hintertreffen kommen dürfe. Es ist deshalb nicht richtig, daß die Professoren in Berlin nur genau so besoldet werden dürfen wie an den anderen Universitäten. Wir wollen keineswegs die Wissenschaft zentralisieren ; das wäre töriht, wir find in der Wissen- saft groß geworden dur die Dezentralisation. Wir haben die Ge- hälter an den anderen Universitäten erhöht, Berlin bekommt jeßt aber keinen Pfennig mehr als bisher.

Herr Dr. Küster befürwortet seinen Antrag.

Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:

Meine Herren! Wenn der Herr Vorredner davon sprach, man solle die Landesuniversitäten doch nit als Universitäten zweiter Klasse dadurch stigmatisieren, daß man ihren Professoren ein geringeres Ge- halt wie denen in Berlin gebe, so meine ih, heißt das doch die Sache etwas zu stark zu spannen. Die Hochachtung vor den Universitäten, die volle Gleihberehtigung hängt doch nicht davon ab, daß die Berliner Professoren in ihren Bezügen etwas besser gestellt sind als die Professoren an den Landesuniversitäten. Die wissenschaftliche Achtung, die wissenschaftlihe Qualifikation der verschiedenen Untk- versitäten wird durch diese rein äußerlihe Gehaltsfrage gar nit tangiert. Und nun ist es historishen Nehtens, daß die Berliner Universität für ihre Professoren etwas höhere Bezüge erhält als die aaderen Universitäten.

Meine Herren, wenn nun die Bezüge in Berlin nah dem An- trage, wie er hier gestellt ist, herabgeseßt würden, so würde {ih die eigentümlihe Tatsache herausstellen, daß die Professoren an der größten Universität des Landes, in Berlin, in thren Bezügen niedriger gestellt werden als die Professoren beispielsweise an der Landwirtschaf1- lihen Hohschule, an der Bergakademie und dergleichen; und daß das für die Professoren an der Berliner Universität in der Tat {chmerzlich und verletzend sein würde, das liegt do, glaube ih, auf der Hand,

Nun hat man gesagt, die ganze Sache würde ja für den iFinanz- minister eigentlih eine erfreuliße Negelung bedeuten, weil die Bezüge herabgeseßt würden und \sich daraus eine Ersparnis für die Staatskafse ergeben würde. Meine Herren, das: ist ein reiner Schein- grund. Allerdings würden an der Berliner Universität ein Betrag von 83 000 46 und an der Technischen Hochschule zu Charlottenburg ein Posten von 58 000 #4 abgeseßt werden können ; aber glauben Sie doch nicht, daß man den Professoren diese Beträge effektiv würde fürzen können! Die ganze Sahe würde ohne Zweifel so werden, daß man zwar die Gehälter herabseßen würde, aber aus den be- sonderen ftaatlihen Fonds zur G:winnung tüchtiger Leh1kräfte die Beträge wiederum mit der anderen Hand zuführen müßte. Es ift eben irrig, wenn der Herr Vorredner meinte, dieser Fonds würde aus den Kollegiengeldern gespeist; nein, meine Herren, er wird nicht aus den Kollegiengeldern gespeist, sondern aus Staatsmitteln. Es ift ein- fa ein Trugschhluß, wenn man glaubt, daß die Staatskaffe aus dieser ganzen Operation eine Ersparnis erzielen würde. Das ift durchaus niht der Fall. Und auf der anderen Seite würde eine Herabseßung der historisch gewordenen Bezüge der hiesigen Professoren doch diefen zu einem {weren Bedruck gereichen, zu einer Verleßung der über- kommenen Dignität der Berliner Universität, und darauf können Sie doch nicht ausgehen wollen.

Auf der anderen Seite sollen die Professoren an den Landes- universitäten hinsihtlich des Anteiles an den Honoraren, die bei thnen einkommen, besser gestellt werden. In dfkeser Beziehung wird nun wiederum eine Imparität dadur herbeigeführt, daß auf diese Weise die Landesuniversitäten besser stehen würden, als beispielsweise die Landwirtschaftlihe Hoch- schule, die Bergakademie und dergleihen. An ten Landesuniversitäten beziehen die Professoren jeßt 3000 A von den Honoraren glatt für ih und darüber hinaus die Hälfte, während an der Landwirtschaft lihen Hochshule und an der Bergakademie die Professoren lediglich 1500 #4 Anteile an den Honoraren vorweg für {fich bekommen und von den übershießenden Honoraren nur ein Viertel. Also schon jetzt {ind die Professoren an diesen Instituten ungünstiger gestellt als bei den Landesuniversitäten, und troßdem follen jeßt wiederum die Pro- fefsoren an den Landesuniversitäten noch weiter gehoben werden.

Meine Herren, es ist ja das Eigentümliche bei dieser ganzen Be- \foldungsordnung, daß jeder einzelne Antrag Konsequenzen mit \ich bringt, die man im erften Augenblick gar niht übersehen kann. Wie ih eben mir zu schildern erlaubte, würde der Antrag, der hter gestellt worden ist, sofort eine tief gehende Beunruhigung bei den Professoren der Landwirtschaftlihen Hochschule, der Bergakademie usw. mit #sich bringen, und das kann doch, glaube ih, nicht Ihre AbsiŸht sein. Gerade die Frage der Bemessung der Profefsorengehälter if im Ab- geordnetenhause und in Ihrer Kommission auf das allereingehendste und gründlihste erwogen worden, man hat sich {chließlich in den Be- \chlüssen geeinigt, die in der Vorlage ihren Ausdruck gefunden haben. Deshalb möchte ih hier dringend bitten, um niht berehtigte Miß- stimmung auf den verschieden sen Seiten auflommen zu lassen, dke Anträge abzulehnen und der Vorlage, wie sie gestaltet ist,“ Ihre Zu- stimmung zu erteilen.

Herr Dr. Reinke - Kiel: Die große Mehrzahl der Pro- fessoren ist der Meinung, daß der Antrag Küster ein moralisches Postulat darstellt. Wenn auch das Wort des alten Kaisers Wilhelm Über die Universität Berlin in Achtung bleiben soll, so wäre es doch uit gut, wenn der Zudrang der akademischen Lehrer zur Universität Berlin künftlih großgezüchtet würde.

/ err Dr. Borchers- Aachen empfiehlt die sinngemäße Anwendyng des Antrages Küster auch für die tehnischen Hod Gulen.

Dr. Graf Yorck von Wartenbura erklärt, für die Anträge Küster und Borchers zu stimmen. Die Bevorzugung der Universität Berlin dürfe niht zu Zuständen führen, wie sie in Frankreich bestehen.

Herr von Dziembowski spricht sich îm Sinne des Antrages Hillebrqzidt aus.

Hekr Dr. von Studt: Es liegt mir fern, eine Unterscheidung zwishen den preußishen Universitäten hinsichtlih ihrer wissen- shaftlihen Bedeutung eintreten lassen zu wollen, ih glaube auch niht, daß irgend ein Unterrichtsminister das je getan hat oder tun würde. Daß in Berlin sich andere Verhältnisse entwickelt haben, liegt im historishen Entwicklungsgange von Berlin. Es i} ganz naturgemäß, daß die Neihshauptstadt au hinsichtlih der Universitäts- verhältnisse eine andere Bedeutung für sich beansprucht.

Fürst zu Salm- Horstmar hält den Antrag Küster für ein Gebot der ausgleihenden Gerechtigkeit und weist auf Frankreich hin, wo Paris hinsichtlih der Universitätsverhältnisse zum Wasserkopf des ganzen Landes geworden fei.

Finanzminister Freiherr von Rheinbaben:

Meine Herren, daß sch Berlin niht zum Wasserkopf auswächst und daß wir in dieser Beziehung uns nichk französischen Zuständen nähern, dafür ist alle Garantie in den deutshen Verhältnissen ge- geben. Gottlob haben alle unsere Landesuniversitäten ein so selbs ständiges Leben, daß die Befürchtung, sie würden durch Berlin auf- gesogen werden, und Berlin würde sich zum Wasserkopf entwickeln, meiner Ansicht nach vollkommen unbegründet ist. Wenn Fürst Salm von einer ausgleihenden Gerechtigkeit spra, so kann ich diese nicht darin finden, daß man den Berliner Professoren, die sich historisch besser gestanden haben wie die anderen, jeßt dieses Vorreht wegnimmt und fie {lechter stellt als bisher. ie ganze Besoldungsordnung geht do dahin, die Bezüge der Beamten aufzubessern. Von dieser Regelung soll nach dem Antrage eine Ausnahme zuungunsten der Berliner Professoren gemaht werden, die relativ {chlechter gestellt würden! Jch möchte noh einmal darauf hinweisen, daß vielleicht die Herren die Konsequenzen dieses Beschlusses niht vollkommen übersehen haben. Exzellenz von Studt wies auf die Klasse 19a: die Professoren bei der Bergakademie in Berlin und bet der Landwirtschaftlihen Hol» \{ule in Berlin und þ die ordentlichen Professoren bei der Universität Berlin hin. Nun geht der Antrag dahin, die ordentlichen Professoren bei der Universität zu streichen, die Professoren bei der Bergakademlte und der Landw!|rtschaftlißhen Hohshule dagegen in der Klasse zu be- lassen, also mit anderen Worten: die Professoren an der Berliner Universität werden um 1000 46 vershlechtert und ungünstiger gestellt als die Professoren bei der Bergakademie und der Landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin. Meine Herren, daß das die Professoren bei der ersten, bedeutendsten Universität des Landes geradezu mit Er- bitterung erfüllen muß, weil es sachlich nicht gerechtfertigt ist, liegt auf der Hand. Ih kann nur nohmals bitten, meine Herren, freund- lihst davon absehen zu wollen.

Was die Erhöhung des Honoraranteils der Professoren betrifft, so habe ih schon darauf hingerotesen, daß der Antrag einen Mehr- aufwand von 33 000 4 mit {ih bringt, daß aber damit die Sache noch nicht abgemacht ist. Wie ich {hon die Chre hatte, darzulegen, sind die Professoren bei den Landesuniversitäten hinsihtlih der Honoraranteile {hon jeßt besser gestellt als z. B. die Professoren bei der Bergakademie, und wenn die Ersteren daher eine abermalige Aufbesserung bezüglih des Honoraranteils erfahren würden, so würden wir die Anträge des Handelsministers und des Landwirtschaftsministers bekommen, auch die Dozenten der Bergakademie und der Landwirt- schaftlihen Hochschule besserzustelen. Jÿre Kommission hat sich von dem sehr rihtigen Grundsaß leiten laffen, nicht über die Vorschläge der Regierung hinauszugehen, um den hohen Kostenbedarf niht noch weiter zu steigern. Hier würde nun eine Abweihung von den Ve- \{lüfsen der Kommission vorliegen: es würde ein Mehrbedarf von 33 000 M hervortreten, und der würde sich in Zukunft noch weiter erhöhen. Jch kann Sie deshalb nur bitten, meine Herren, die ge- stellten Anträge abzulehnen.

Die Anträge Küster und Borchers werden abgelehnt, hin- gegen wird der Antrag Hillebrandt angenommen.

Im übrigen wird die Vorlage unverändert nah den Be- \{chlüssen ber Kommission angenommen. Die zur Vorlage ein- gegangenen Petitionen werden für erledigt erklärt. Zur Re- fsolution wegen der Ueberstunden der Lehrer an den höheren

Lehranstalten bemerkt

Herr Fun ck- Elberfeld, daß die Zentralverwaltung für einheitliche Bestimmungen über das Normalpensum der Lebrersorgen möge.

Die Resolution wird angenommen, ebenso ohne Debatte die Resolution gegen die Gleichstellung aller akademish ge- bildeten Beamten.

Nach 6 Uhr wird die weitere Beratung der Besoldungs- und Deckungsvorlagen auf Mittwoch, 1 Uhr, vertagt. (Außer- dem Gesehentwurf, betr. Erweiterung des Stadtkreises Linden.)

Haus der Abgeordneten. 72. Sißung vom 27. April 1909, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphishem Bureau.)

Ueber den Beginn der Sißung ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Das Haus set die Beratung des Etats des Ministeriums der eistlihen, Unterrichts- und M eib alanbalea ci elicn und zwar die am Montag begonnene allgemeine Besprechun g bei dem ersten Titel der dauernden Ausgaben „Gehalt des Ministers“ fort.

Aba. Hoff (fr. Vag.): Ih schließe mich dem Bedauern an, daß der Kultusminister durch Krankheit noch immer verhindert ift, an unseren Beratungen teilzunehmen. Die leyte Rede, die Herc Dr. Holle öffentlich gehalten hat, war die bei der Einweihung des Berliner Lehrervereinshauses; damals war der Minister {on \chwer erkrau kt. Man sollte diese so bedeutsame Stelle der Staatsverwaltung nicht allzulange verwaist lassen. Besonders die VBolksschule bedarf eines kräftigen und energischen Leiters der Unterrihtsverwaltung. Ih weise in erster Linie auf die Halbtagsshulen hin, von denen in Preußen noch 7369 vorbanden find, in denen über 600 000 Kinder unterrihtet werden. Nicht viel besser stehen die Dinge in den dreiklassigen Schulen, die von zwei Lehrern besorgt werden ; auch folher gab es 1906 noch 3950 mit 750 000 his 800 000 Kindern. Daneben sind Tausende von Lehrerstellen noch heute unbeseßt und 9000 Klassen überbeseßt, d. h, mit 280 und mehr Schülern. Im ganzen dürften von den 6 Millionen Schülern nicht wentger als 2 Millionen in unbefriedigender Weise versorgt sein. Dr. Holle beschäftigte fich im vorigen Jahre in seiner program- matishen Erklärung hauptsählich mit der Schulaufficht. Allerdings ihm die Mehrheit des Hauses alsbald etniges Wasser in setnen

ein, indem fie thm eine von den 10 geforderten hauptamtlihen Kreis- \{ulinspektorstellen trich. Zur Durchführung der Umwandlung der Kreis\{ulinspekto1stellen* in hauptamtlihe Posten sind noch 237 An-

“züglih der Auswahl der

stellungen erforderlich, wovon in diesem Etat nur 19 gefordert werden, und von diesen 19 gehen auch noch einige ab, insofern es fih um die Teilung von zu groß gewordenen Bezirken handelt. Fn bezug auf die innere Ausgestaltung der Schule sind ebenso wie bezüglich der äußeren die „allgemeinen Bestimmungen“ von 1872 überholt. Bes Lesebücher ist 1902 ein vorzüglicher Erlaß der Zentralinstanz ergangen; in der Uebergangszeit hat sich aber in manchen Provinzen eine wahre Lesebuchnot herausgestellt. Bei der Neueinführung von Lesebüchern sollte man den größeren Städten eine gewisse Selbständ'gkeit belassen und nicht so s{hematish vorgehen. Der Redner verweist auf einen Fall in der Stadt-Altona und fährt dann fort: Höchst eigentümlich ist die Mitteilung, daß man in einzelnen Fällen Fürsorgezöglinge in Präparandenanstalten auf- genommen hat, darunter einen, der bis vor kurzem Mitglied einer jugendlihen Diebesbande gewesen ist. Diese Tatsache hat in weitesten Kreisen der Lehrershaft und der Bevölkerung berechtigte Entrüstung hervorgerufen. Eine wirklihe Lösung der Lehrerbildungsfrage wird erst möglich sein, wenn die Seminare unter Fortfall der Präparanden- anstalten zu reinen Fahshulen mit der Berechttgung zur Entlassung zur Universität umgestaliet sind. Gerade heute, wo man das Mädchen- \{Gulwesen modern umdestaltet hat, ist es für die Volks\chullehrer besonders \{chmer1lich, daß keine ihrer Prüfungen sie zum Besuche der Hochschulen berechtigt. Die Lehrpläne von 1901 sind noch heute nicht völlig durchgeführt. Die neuen Lehrpläne sehen den Unterricht im Französishen vor; der Unterricht wird aber von Leuten erteilt, die niemals ihre Befähigung zur Erteilung dieses Unterrihts nachgewiesen haben. Der Sprachunterriht muß von ausgebildeten Philologen er teilt werden, wie z. B. in Sachsen, das längst zum System der sechs- klassigen Lehrerausbildungsanstalt übergegangen ist. Dazu müßten freilich die Lehrerseminare mehr und mehr in größere Orte verlegt werden; in den bisher bevorzugten kleinen Orten ist es den Seminarlehrern oft auch kaum möglich, eine passende Wohnung zu finden. Neben den seminaristisch Vorgebildeten sollte auch ein Stamm akademisch Vorgebildeter auf den Seminarien vorhanden sein. Heute gilt den Akademikern das Seminar nur als Uebcrgangsstadium; der Seminardirektor will möglichst rasch zum S{hulrat avancieren. Nach der Statistik hat es der Staat in geradezu beschämender Weise der privaten Erwerbstätigkeit überlassen, für die Ausbildung von Lehrerinnen zu forgen; über die Hälfte werden in Privatfeminaren vorgebildet. Der Redner geht dann auf die Vorgänge in Frank- furt a. M. ein, wo der sozialdemokratishe Abgeordnete Dr. Quarck von der Negierung nicht als Mitglied dér Shuldeputation bestätigt worten set, Warum dies? Die Sozialdemokraten würden doch am besten sehen, daß überall mit Wasser gekocht werde, wenn sie derartige Funktionen auszuüben hätten. Man sollte ihnen auch nicht die Ehre der Ver- wetgerung antun, nahdem der Präsident des Hauses Herr von Kröcher mit Necht einmal gesagt habe, daß von diesen Sozialdemokraten ein Umsturz des Staates nicht zu erwarten sei. Weiter bemängelt der Rebner den (Frlaß einer Königlichen Negierung, der für die Lehrer auf Kreislehrertagen bestimmte Normen enthalte; er fieht diesen Erlaß als unwürdig für ergraute Männer an. / : Ministerialdirektor D. Schwartßkopf: Von dieser Verfügung in Brandenburg ist der Regierung nihts bekannt; ich nehme an, daß es ch darum handelt, roie die Kreisschulinspektoren mit den noch nicht definitiv angestellten Lehrern verfahren sollen. So denke ich es mir wenigstens. Die Frage der Bestätigung von Sozialdemokraten in der Squldeputation ist wiederholt, zuleßt bei der Wahl des Abg. Singer für die Berliner Schulde putation erörtert worden. Wir haben an- erkannt, daß das Interesse der Sozialdemokraten für die Schule zu billigen ift, aber der Minister hat betont, daß die Schuldeputation Anteil an der fstaatlihen Schulaufsicht hat, und taß Sozialdemo- fraten zur Teilnahme an der staatliGen Schulauffiht nicht berufen werden können. Jn diesem Sinne hat der Minister 1898 entschieden, und daran ist bis heute festgehalten worden. Es handelt sch also bei der Nihibestätigung des Herrn Quarck in Frankfurt nicht um etwas Neues, sondern um die jahr- zehntelange Praxis. Ich danke Herrn Hoff für die Anerker nung, daß fich die Negierung redlich um eine gute Volksschule bemüht ; aber einige seiner Ausführungen muß ih richtigstellen. Es ist den Negierungen niht einfach überlassen, ob sie eine NRektoren- instruktion erlassen wollen oder nit, sondera sie sind dazu an- gewiesen, die Rektoren haben nah Maßgabe des neuen Erlasses zu revidieren. Einige Regierungen haben berei!s eine neue Instruktion vorgelegt, die den Absichten des Ministers durchaus entsprickt. SelbstverständliÞ werden diese Verfügungen von Sachverständigen geprüft. Gegen die große Zahl wver- schiedener Lesebücher rihtet sch {hon cin Erlaß von 1892, Es ist allerdings eine s{chwere Aufgabe für die Eltern, bei jedem Umzug ein neues Lesebuch anschaffen zu müssen. Wir haben einmal geschäßt, daß sich diese Last, die gerade die ärmste Bevölkerung zu tragen hat, im Jahre auf 2 Mill. Mark beläuft. Deshalb streben wir tun- lihst nach einem einheitlihen Lesebuch, müssen aber auf besondere Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Der Fall in Altona woird einer näheren Prüfung unterzogen werden. Die Fürsorgeerziehung soll niht dem Zögling für das ganze Leben einen Makel anhesften, fondern im Gegenteil dem Kinde cine gute Erziehung geben, damit es niht mit einem Makel ins Leben tritt. Selbstverständlich muß aber die äußerste Vorsicht geübt werden, wenn Fürforgezöglinge fch dem Lehrerberufe zuwenden wollen. Selbstverständlih kann man s diesen Kindern nicht verwehren, daß sie Lehrer werden. Es find mir nur sehr wenige Fälle bekannt, und bei ganz geringfügigen Ver gehen kann man niht die Lehrerlaufbahn dem Kinde verschränken. Für die Ausbildung der Lehrer habe ih avs den Ausführungen des Abg. Hoff gern Anregungen entnommen. Die Ausführung der neuen Seminarlehtpläne macht natürlich Schwierigkeiten, aber das ift bei allen solhen Dingen der Fall; es dauert eine Zeit, bis neue Lehr- pläne durhgeführt werden können. Die Negterung bemüht sich, es fo {nell wie möglich zu machen, aber wir müssen mit den gegebenen Verhältnissen rechnen. Jn den Gehältern der Präparandenlehrer haben wir dur die neue Besoldungsordnung etnen erfreulichen Fort- {ritt gemacht; das wird au bezüglih der Seminar-Präparanden- lehrer der Fall sein. Für den französischen Unterricht fehlt es aller- dings noch an den nötigen Lehrkräften, wir bekommen aber jeßt für die Seminare mehr Mittelschullehrer, die für das Französische geeigne! find. Außerdem haben wir Lehrer noch Fcankreih zum Studium der Sprache geshickt. Wir müssen uns ferner bemühen, Akademiker für die Seminare zu gewinnen. Die Lehrerinnen werden noch vielfa in Privatseminaren vorbereitet, aber die staatlichen Lehrerinnenseminare find doch {hon bedeutend vermehrt worden, und wir werden darin fortfahren. Man muß immer damit rechnen, daß: leiht beieinander wohnen die Gedanken, do hart im Raume stoßen sich die Sachen. Abg. Hoffmann (Soz.): Erst®wenn das Unterrichtäwesen vom Kultusetat abgetrennt ist, kann der Kultusetat zum Kulturetat werden. Dafür würden wir Sozialdemokraten jedes Geld bewilligen. (Heiter- keit.) Ih weiß nicht, was Ste mit Ihrem Lachen sagen wollen, jeder denkende Mensch sollte auf di:sem Standpunkt stehen, rehnen Sie (nah rechts) sich etwa niht dazu? Aber Sie wollen ja die Schule für immer der Botmäßigkeit der Kirche unterstellen. Wir wollen zunächst die gleiche Volks\{hulbildung für alle, wenn wir auch natürli nit dafür eintreten, daß jeder Bauernlümmel und Arbeiterbengel die Universität be- suchen soll. (Präsident von Kröcher: Herr Abg. Hoffmann, ih würde Sie doch bitten, solhe Beleidigungen der Arbeiter zu unterlassen.) Wenn die Autbildung nur nah der Befähigung erfolgt, so wird es auch au!- hören, daß es Wunderkinder gibt, die mit Kinematographengeschwindig- keit in Straßburg ihren Doktor machen. Weiter verlangen wir die Ausschaltung des Religionsunterrihts aus der Schule. Be- fonders in Hessen werden jeßt die leßten Reste von Freiheit ver- nihtet, die den Dissidentenkindern bisher noch zustanden, indem sie systematisch zur Teilnahme am evangelischen Neligionsunterriht gt zwungen werden. (Der Nedner führt eine Reihe von Fällen an.) Welche Dinge werden nicht in der Bibel gesagt, in jenem Buche, das dem Neligionsunterriht zur Grundlage bient! (Als der Redner mehrere Verse der Bibel bezeichnet und dabei u. a. den Passus aus den

Büchern Mosis zitiert, worin es heißt: „Soarah verschaffte dem

| Abraham etne Beishläferin“, erschallen von der Rechten laute Protest-

A hn (National Lines of Mexico), deren Bureau si in Mexico City

rufe.) Abg. Hoffmann erwidert: Ja, ih finde es. mit dem Abg. yon Pappenheim unerhört, daß ein so!hes Buch für den Neltgions- unterriht benußt wird. (Präsident von Kröcher: Herr Abg. Hoffmann, ih rufe Ste zur Ordnung!) Ja seinen weiteren Ausführungen kommt der Redner au auf die Krankheit des Ministers Dr. Holle zu \prehen : Jeder fühlende Mensch wird mit einem Kranken Mitleid haben. Aber abgesehen davoa unter dem Minister Dr. Holle werden die fühnsten Hoffnungen der Dunkelmänner in Erfüllung gehen. Von den Liberalen ist auch nihts für die Freiheit zu erwarten. Ste sind hypnotifiert durch den Blokheiligen. Der Nedner betont dann nohmals die Notwendigkeit der Unabhängigkeit der Schule von der Kirhe; seine mit vielen Beispi-len und Zitaten durhseßten Auéführungen werden oft von der Heiter- elt des Hauses unterbrohen. An die Freisinnigen richtet er wegen ihrer jeßigen „lauen*“ Haltung in der Frage der Beseitigung der geistlihen Schulaussiht die Aufforderung, eine Bußprozession zum Denkmal Schulze-Deliß\{chs zu mahen. Der Redner bemängelt dann in längeren Ausführungen die Ueberfüllung der Volksshulen, besonders der auf dem Lande in den östlichen Gegenden ; weiter schildert er an der Hand einer Reihe Zeitungsberichten die nah seiner Meinung höchst rückständigen Schul- yerhältnisse in kleineren Orten. Bei den Neubauten der Gestüte in Ostpreußen seien bei Stallbauten für einen Hengst circa 1000 / ausgegeben worden, für ein Kind bei Schulbauten aber nur der dritte Teil. Der Redner verlangt sodann Aufhebung des tehrerinnenzölibats, die Abschaffung der Prügelstrafe. Was nüte ein neuer Minister ? Den Konseryativen seien die gestrigen Erklärungen der Regierung im Falle Mahling viel zu lang gewesen. „Maul halten, abtreten !* das sei den Konservativen die bündigste und sicbste Grklärungsform. Der Nedner sch{ließt: Sie (nah rechts) betrachten das Schulwesen vom Kindergarten bis zur Universität als ein Instrument zur Erhaltung Ihrer Klassenherrschaft. Selbst den so notwendigen Kampf gegen die Schmutliteratur stellen Sie in den Dienst, um Ihre frommen Traktäthen zu \{hüßen. Wir wollen das Volk zur Freiheit, zur Erkenntnis bringen. Ministerialdirektor D. Schwartzkopff: Das hohe Haus wird es verstehen, wenn ih sage, daß ich nicht in der Lage bin, die Ausführungen des Vorredners, soweit fie sachlich4 waren, zu widerlegen, da sie fich oft widersprahen. Jh würde ausführlich auf einzelne Beschwerden eingehen, wenn sie in einer anderen Tonart hier vorgebracht worden wären. Es widerstrebht mir aber, wenn Fragen von der Bedeutung unseres Volks\{ulwesens hier in etner Tonart behandelt werden (Lärm bet den Sozialdemokraten, der von stürmischem, anhaltendem Beifall der Rechten und des Zentrums erwidert wird) in etner Tonart, die darauf verzichtet, diese Fragen objektiv und fsachlih zu behandeln, sondern sich darauf heshränkt, diele wihtigen Angelegenheiten in einer lediglih an der Ober fläche bleibenden, agitatorishen Art zu erörtern. Mit erhobener Stimme: Ich verzihte deshalb darauf, namens der Köntglichen Staatsregierung auf die Ausführungen de3 Abg. Hoffmann zu erwidern. i Um 41/4 Uhr vertagt das Haus die weitere Beratung des Kultusetats auf Mittwoch, 11 Uhr (vorher dritte Beratung der Fingemeindung in Düsseldorf). :

Handel und Gewerbe.

(Aus den im Reichsamt des Innern zusammengestellten «Nachrichten für Handel und Jndustrie“.)

Internationale NReise-, Sport-, Unterhaltungs- und tropishe Ausstellung in London.

Während der Zeit vom 6. Juli bis 4. August 1909 soll in London in der Olympiahalle eine internationale Neise-, Sport- Unterhaltungs- und tropische Ausstellung unter dem Namen „The [nternational Travel, Sports, Pastimes and Tropical Exhibition“ abzehalten werben. Ihre Leitung liegt in den Händen des Ver- anstalters der vorjährigen internationalen Kautschukautstellung A. Staines Manders, eines als tüchtig und hertrauen8würdig geltenden geshäftemäßigen Organisators von Ausstellungen. Bedenken gegen eine Beteiligung deutscher Interessenten an der Ausstellung dürften nit geltend zu machen sein, zumal mit Nücksiht auf die Persönlichkeit des Leiters gewissenhafte Erfüllung aller Verbindlichkeiten zu erwarten steht.

Dagegen entzieht es si der Beurteilung, für welche deutschen Speztalunternehmungen die Beteiligung wirklih lohnend fein würde. Mit der Ausstellung soll auch eine Veranschauliung der Bade- und Crholungsorte der Welt verbunden werden.

Der endgültige Prospekt der Ausstellung liegt während der nächsten vier Wochen in dem Bureau der „Nachrihten für Handel und Industrie", Berlin NW. 6, 2uisenstraße 33/34, Zimmer 241, zur Kenntnisnahme aus. Gr kann auch bei der Ständigen Ausftellungskommission ur die deutsche Induftrie in Berlin W.9, Linkstraße 251, ‘ingesehen werden. (Nach einem Bericht des Kaiserlichen General- lonsulats in London.)

Die Spizenindustrie in England und Frankreich.

Gin dem amerikanishen Repräsentantenhause vorgelegter, von deim Spezialagenten des Dopartment of Commerce and Labor, V. A. Graham Clark, verfaßter und unter dem Titel: „Lace [ndustry in England and France“ in Washington 1909 exfchienener Bericht ist dem Reichsamt des Innern zugegangen.

Gin Exemplar des Berichts, der namentlich die pißenfabrikation und -tindustrie in Nottingham und ala is behandelt und mit erläuternden Abbildungen versehen ist, liegt während der nächsten vierzehn Tage n dem Bureau der „Nathrichten für Handel und Industrie“, Berlin NW.6, Luisenstraße 33/34, Zimmer241, ¡ur Einsichtnahme aus. Ein Exemplar kann sofort, ein weiteres nah Ablauf der genannten Frist deutschen In- leressenten auf Antrag für kurze Zeit zugesandt werden. Die Anträge sind an das Reichsamt des Innern, Berlin W. 64, B lhelmstraße 74, zu richten.

S

Neue ECisenbahnbauten in Mexiko.

__ Im Januar 1909 hat die Nationalbahn von Mexiko mit dem Biaate Durango und der Maderero de Durango Co. einen Vertrag \chlofsen, worin sie si verpfl'chtet, mit dem Bau einer Eisenbahn don Durango nah Mazatlan (am pazifishen Ozean) innerhalb ver folgenden vier Monate zu beginnen und 62 Meilen dieser Bahn dianen 20 Monaten zu vollenden. Der Staat Durango und die Naderero de Durango Co. übernehmen die Garantie für eine sechs- LNozentige Verzinsung des erforderlihen Kapitals von 4 Milltonen Pesos auf 10 Jahre. Die Fertigstellung der Bahn bis Mazatlan ist nit ausbedungen, aber 62 km und sovtel mehr, wie für die vier Nillionen Pesos gebaut zu werden vermag, müssen fertiggestellt verden, Die Abstcckung der Linie war bereits erfolgt, und man er- vartete sicher, zu dem vereinbarten Zeitpunkte mit dem Bau beginnen il können. Auf den ersten 62 km wird die Anlage der Strecke keine roßen Schwierigkeiten bieten. Die Maderero de Durango Co. bat n großes Interesse an diesem Bahnbau, weil sie ihren Forstbesitz va mehreren Hunderttausend Acker mit sehr gutem Nutholzbestande uh die Bahn erschließen will; dem Staate Durango wird uh die Bahn die Verwertung anderer Forst- und Acker- „augeblete sowte Bergbaubezirke ermögliht werden. Die Nattonal-

it adet, wird den Bau ausführen und au das rollende Matertal be- Fufen, Die Maderero de Durango Co. in Durango wird bei dem 9tshreiten des Bahnbaues sogleih mit der Gewinnung von Nußt- 544 und der Anlage von Schneidemühlen usw. beginnen. Ungesähr 00 Menschen werden bei dem Bahnbau Beschäftigung finden, und

von

dur die Arbeiter. Der Bedarf des Beziuls an Eisenbahnmaterial, Ausrüstung für Holzfällereien und Sägemühlen fowie an Lebens- mitteln und Kleiderwaren wird {h wesentlih heben.

Ferner wird berihtet, daß eine neue Bahnstree von Mon- clova in Coahuila nach Chihuahua im gleihnamigen Staat geplant ist und ihr Bau von den beteiligten Staaten unter- üßt werden soll. Der Staat Coahuila will angebli cine Sub- vention von 2500 Doll. Gold für jeden Kilometer der auf ihn entfallenden Strecke der Bahn gewähren, und vom Staat Chihuahua erwartet man eine ähnlihe Beihilfe. Wenn die Subventionsfrage sicher geregelt ist, hofft man bald mit dem Bau beginnen zu können. Da einflußreihe Persönlichkeiten an dem Ausbau der Strede interessiert sind, glaubt man sicher, daß er zur Ausführung gelangen wird. (Nah Daily Consular and Trade Reports.)

Aussch@reibungen.

Neue Eisenbahnen in Chile. Estóban Toro (Adresse: Mini- sterium der öffentlihen Arbeiten, Ministerio de Industria y Obras Públicas) in Santiago ift der Bau der Eisenbahn Choapa—Salamanca (Provinz Coquimbo) ¡wishen km 0,260 und 17,500 für 822 620,22 § und 20 700 § Gold übertragen worden. Im Rechnungsjahr 1909 soll der Bau folgender Linien ausgeschrieben werden :

e Staatsbahnlinie Alcones—Pichilemu (Provinz Colagua), Länge 24 390 km, Spurweite 1,68 m, Voranschlag 5 941 385 Pesos Papier und 479 516 Gold zu 18 d. 5 Brüten. | E „und Pana (Provinz Lnares), Länge 33 “km, urweite 0,60 m. Voranschlag 540 000 Pesos Pap]

180 000 Pesos Gold. [Mas R

San Clemente— Colorado (Prov. Talca), Länge 28 km, Spur- mee 1 m. Voranschlag 623 680 Pesos Papier und 220 000 Pesos

old.

Nancagua—Doñihue (Provinz O’Higgins), 21 km, Spurweite 1 m. Voranschlag 549 00) Pesos Papier und 188 000 Pesos Gold.

Selva Déêcura— Cura Cautin (Provinz Cautin), Länge 29 km. Voranschlag 3 471 000 Pesos Papier und 517 000 Pesos Gold.

Union—Rio Bueno (Provinz Llangquthue), Länge 12 km, Spur- De 0,60 m Voranschlag 200 009 Pesos Papter und 80 000 Pesos Sold.

Saboya—Capitáän Pastene (Provinz Malleco), Paina— Talagante (Provinz O’Higgins-Santiago) und San Felipe— Putaendo (Pro- vinz Aconcagua). (Bericht des Kaiserl, Generalkonsuïats in Val- paraiso.)

Der Arbeit3markt in Deutshland im Monat März 1909.

Wie im Vormonat, so zeigte au im März der Arbeitsmarkt kein cinheitlihes Bild. Die Störungen, die der. ungewöhnlich lange Winter für eine Reihe von Gewerben und für den Schiffahrtsverkehr im Gefolge hatten, wichen erst gegen das Ende des Berihtsmonats. Dafür trat eine Reihe von weiieren Umständen in die Erscheinung, die Eine Ausnußung der durch die wärmere Witterung ge- affenen günsiigeren Verhältnisse hintanhielten. So war die Lage auf dem Ruhrkohlenmarkt eine unverändert \chlechHte, wesentlich mit aus dem Grunde, weil die für den 1. April vom rheinisch - westfälischen Kohlensyndikat angekündigte Preisherabsetzung die Ankäufe vor diesem Termine zurückhielt. Außerdem hatte der Rhein bis zum 22. März; Niedrigwasser. UÜeberwiegend ungünftig war die Geschäftslage andauernd tin der Metall- und Maschinen- industrie. Nur in denjenigen Zweigen, die zum Baugewerbe in Be- ziehungen stehen, war eine Belebung bemerkbar. Das Baugewerbe felbst konnte in der zweiten Hälfte des Monats eine etwas regere Tätigkeit entfalten, wenn au ein entsheidender Aufs{chwung noch nit eingetreten ist. Günstig war die Lage in einzelnen Zweigen der Be- fleidungsindustrie, während für andere, wie z. B. die Hutindustrie, der Höbepunkt der Beschäftigung bereits überschritten war. Der Binnenschiffahrtsbetrieb konnte auf dem Nhein, dem Neckar und der Elbe erst gegen Ende des Monats in vollem Umfange wieder auf- neen et die Berliite d

as Bild, das die Berichte der Industrie über die Lage des

Arbeitsmarkts im März geben, wird im großen und ganzen bestätigt durch die Ergebnisse der Krankenkassenberichterstattung. Bei den an das Kaiserlihe Statistishe Amt berihtenden Kassen ergab sich am L, April 1909 gegen den 1. März 1909 eine Zunahme der Be- {äftigung3zifer um 120 185 Personen (+ 111 134 männliche und + 9091 weiblidhe). Diese Zunahme überwog insbesondere bei den männlichen Mitgliedern die am gleichen Zeitpunkte des Vorjahrs ver- zeichnete erheblih. Am 1. April 1908 ergab sh nämlich ein Mehr von nur 65 745 Personen (+ 59044 männlihe und —- 6701 weib- liche). Dabei ift jedo in Betracht zu ziehen, daß im Februar 1909 eine Abnahme der männlihen Mitglieder (— 3902) stattgefunden hatte, während im gleihen Monate des Vorjahres ein Zuwachs um 49 001 männlihe Mitglieder zu verzeihnen war. Die Arbelitslosenziffer der berihtenden Fachverbände belief \ich Gnde Januar 1909 auf 4,2 9/0, Ende Februar auf 4,1% und Ende März auf 3,5 9/9, Die Arbeitslosenz!ffer hat sich demnach im Laufe der drei Monate etwas verringert, sie war jedoch immer höher als in den ensprehenden Monaten des Vorjahrs. Die Vermittelungsergebnisse der Arbeitsnahweise waren den Be- rihten zufolge insbesondere für die männlichen Arbeiter günstiger als im Vormonat, aber immer noch echeblih ungünstiger als zur gleichen Zeit des BVorjahrs. Die Verkehrseinnahmen aus dem Güterverkehr deutscher Eisen- bahnen waren im März 1909 um 2 802 367 #6 höher als im gleichen Monat des Vorjahres; dies bedeutet eine Mehreinnahme von 13 46 oder 0,49% auf 1 km. (Reichsarbeitsblatt.)

Konkurse im Auslande. Rumänien.

Werd | Sas ver

der rderungen | Berifizierung

bis am

A Handelsgeriht Name des Falliten Fo

_Ilfov M. S. Spieger, | 30. April/ | 14./27. Mai (Bukarest) Bukarest, [13. Mai 1909 | 1909. Calea Dudesti 58 | | o P. Hofner, | 2./15. Mai | Bukareft, | 1909 1909. Str. Carol Nr. 66 | | Josef u. Co, | 4./17. Mai | 22. Mai, Bukarest, Str. Selari 1909 |4. Juni 1909,

Wagengestellung für Kohle, Koks und am 27. April 1909; Ruhrrevier Oberschlesisches Anzahl der Wagen e, Wi 7 517 Nicht gestellt, A dani

15./28, Mai

Briketts

Revier

Á Nach einer Uebersicht über die Ergebnisse des Stein- und Braunkohlenberg auesimOberbergamtsbezirk Halle a. S. im L Ditrteliade 1909, verglihen mit dem gleihen Zeitraum des Vorjahrs, förderte 1 Steinkohlenwerk (im Vorjahr ebenso) 2435 & (— 49 t), der Selbstverbrauch betrug 653 t (— 6 t), der Absah 1845 t (— 71. 6). Die Gesamtibelegschaft betrug 41 (4+ 3) Mann. Ferner förderten in der gleihen Zeit 248 Braunkohlenwerke (r 10) 10 167 876 t (4+ 80106 t), der SelbstverbrauGß betrug 2132636 t + 44320 t), der Absatz 7 941 535 t (+ 74469 t). Die Gesamt-

*e Geshäftsleute von Durango rechnen mit einem großen Verdienste

belegschaft 41 932 Mann (— 1034).

Ueber eine Firma in Bari, welche sh mit Liefcrung von Landesprodukten, insbesondere von Mandeln, O find b Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin von zuverlässiger Seite Mitteilungen zug*gangen. Vertrauens8würdigen Interessenten wird im Zentral- bureau der Korporation, Neue Friedrichstraße 51 1, an den Werk- tagen zwishen 9 und 3 Uhr mündlich oder {riftli nähere Auskunft

gegeben. Soli an

erliner ollauktion deutsch-r im Sch{hwei es {orener Dominialwollen. Die zweite dietjährige Wollauktion des Vereins der Mexrinozüchter beginnt am 5. Mai, Nachmittags 24 Uhr, im Lichtsaal des Grand Hôtel Alexanderplay und nimmt daselbst am 6. Mai, Nachmittags 2 Ühr, ihren Fortgang. Es gelangen ca. 16000 Zentner Schweißwollen ¡ur Ver- steizerung, und können die am 5. Mai zum Ver- fauf gelangenden Wollen vom 3, Mat früh 8 Uhr ab, die am 6. Mai zum Verkauf gelangenden Wollen yom 4. Mai früh 8 Uhr ab im Wollagerhaus „Magerviehhof“*, Bahnstation: Friedris- felde-Osft, Strecke Kault dorf, nicht Station Lchtenberg-Friedrihsfelde, besichtigt werden. Kataloge sind im Wollagerhaus erhältlih, Die dritte U at e am 22. Juni cr. \katt.

Der Bruttoüberschuß der Bergwerksgesellshaft Hibernia im N N beträgt, 77 Meldung des 9B, L B23 641 509 n gegen 2317 4 im Vorquartal und gegen 3692081 M | L ans C 1908, 2 vid É E uu Die russische Finanz- und Handelsagentur teilt, laut Meldun des „W, L. B.* aus Berlin, folgenden detaillierten Feten ausweis der Kaiserli ch russischen Negierung vom 14. Januar 1909 mit (alles in Millionen Rubel)“ Ordent- lie Elnnahmen 2417,3, außerordentlice Einnahmen 196,7, ordent- lie Ausgaben 2133,9, außerordentlihe Ausgaben 163,5, Ver- glichen mit derselben Periode des Vorjahres weisen die Einnahmen in folgenden Rubriken eine Vermehrung auf: Grundsteuer, Im- - mobilicnsteuer und Personalabgaben 4,0, Reichsgewerbesteuer 5,7 Kopitalrentensteuer 1,2, Tabaksteuer 2,1, Naphthasteuer 4,8, Zölle 17,8, Stempel-, Gerichts-, Kanzlei- und Eintragungégebühren 6,3, Besißwechselabgaben 5,7, Eisenbahnpassagier- und Eilgutsteuer 1,8, Berschiedene Einnahmen 1,2, Posteinnahmen 3,0, Ertrag des fiskalischen Brantweinverkaufs 1,8, Pacht-, Mict- und Betriebsberehtigungs- erträgnis 1,3, Forsterträge 2,3, Staatseisenbahnen 2,2, Staatsfabriken, tehnische Anstalten und Niederlagen 1,0, Ertrag aus den dem Fiskus ge- hörigen Kapitalien und aus Bankgeschäften 5,1, Obligatorische Zahlungen der Eisenbahngesellshaften 2,4, Rüerstattung von Darlehen und sonstigen Aufwendungen 11,0, Beiträge an die Neichsrentei aus ander- weitigen Quellen 9,1. Ein Minus weisen auf: Getränkesteuer 2,0, Zutckersteuer 3,0, Münzsteuer 1,8, Verschiedene kleine und ¡ufällige Ginnahmen 47. i:

Laut Meldung des „W. T. B.* betrugen die Einnabme Anatolischen Eisenbahnen vom 2. ‘bis 8, April 1909: 116 776 Fr. (+ 3889 Fr.), seit 1. Januar 1909: 1445 835 Fr. (— 70154 Fr.). Die Einnahmen der Mazedonishen Eisen- bahn (Salonik—Monastir) betrugen vom 2. bis 8, April 190§ Stkammlinie (219 km) 46736 Fr. (weniger 4500 Fr.), feit 1. Ja- S Gr, Amer 14 643 Fr.). :

tostow a. Don., 27. April. (W. T. B.) Die biesigen Ex- zporteure beschlofsen, auf der in Berlin bevorstehenden N zur Besprechung der Getreidefragen auf der Beibehaltung der in der Dezemberkonferenz festgeseßten Normen für Beimengung zur Gerste zu bestehen. Im Prinzip {lossen sich die Erxporteure ferner dem Vorschlag des Charkower Börsenkomitees an, zur Be- ratung der eins{chlägigen Fragen eine Konferenz südrussisher Exporteure nach Odessa einzuberufen. Sie gaben aber gleih- zeitig der Ansicht Au?druck, daß die Einberufung eines Kongresses nah Petersburg wünschenswerter sei, um eine Verständigung der baltischen und sldrussisGen Exporteure zu erztelen,

New Vork, 27. April. (W. T. B.) Die Gesamteinnahmen der United States Steel Corporation betrugen im ersten Quartal 1909 nah Abzug der gewöhnlihen Betriebskosten 22 921 000 Doll. gegen 26 225 000 Doll. im vierten Quartal 1908 und 18 229 000 Doll. im ersten Quartal 1908. Die Reineinnahmen nach Abzug der Zuwendungen an den Tilgungsfonds füc die Unter- gesellshaften jowie an die Abnugzungs- und Neservefonds stellten sich auf 19 185000 Doll. gegen 21012000 Doll. îm vierten Quartal 1908 und 16 166 000 Doll. im ersten Quartal 1908. Daz 2 uartalssurplus nach Abzug der Zinsen und Dividenden beträgt 3 027 000 Doll. gegen 5 142 000 Doll. im vierten Quartal 1998 und 8 854 000 Doll. im ersten Quartal 1908. Der Auftragsbestand am Ende März 1909 belief ih auf 3 543 000 t gegen 3 604 000 t am Gnde Dezember 1908 und 3765 000 t am Ende März 1908. Es wurde eine Quartalsdividende erklärt von 49% für die Stammaktien und von 1X °/o für die Vorzugeaktien gegen je F bezw. 12 9/6 in einzelnen Quartalen des Vorjahres. : i

Wien, 2. April. (W. T. B.) Ausweis der Oefster- reichisch-Ungarischen Bank vom 23. April (in Kronen). Ab- und Zunahme gegen den Stand vom 15, April: Notenumlauf 1 907 192 000 (Abn. 48 080 000), Silberkurant 307 458 000 (Zun. 3 942 000), Goldbarren 1 290 837 000 (Zun. 9 637 000), in Gold jabl- bare Wechfel 60 000 000 (unverändert), Portefeuille 439 574 000 (Abn. 8 681 000), Lombard 67 244 000 (Abn, 8 978 000), Hypotheken- darlehne 299 817 000 (Abn. 182 000), Pfandbriefeumlauf 297 156 000 (unverändert), steuerfreie Notenreserve 151 102 000 (Zun. 61 658 000).

den

i Die Berliner Warenberichte befinden sh in der Börsen- Beilage.

Kursberihte von den auswärtigen Fondsmärkten.

Hamburg, 27. April. (W. T. B.) (SwWluß Gold in Barren das Kilogramm 2790 Br., 2784 Gd Siber k Barren das Kilogramm 71,00 Br., 70,50 Gd.

Wien, 28. April, Vormittags 10 Uhr 50 Min. (W. T. B.) Ginh. 4% Rente M./N. pr. Arr. 95,60, Oesterr. 49/5 Rente in Kr.-W. p. ult, 95,60, Ungar. 49/9 Goldrente 11265, Ungar. 49% Rente in Kr.-W. 92,85, Türkische Lose per M. d. M. 185,50, Buschtierader Eisenb.-Akt. Lit. B —,—, Nordwestbabnakt. Lit. B per ult. S Oesterr. Staatsbahn per ult. 698,00, Südbabngesellschaft 107,75, Wiener Bankverein 526,25, Kreditanstalt, Oesterr. ver ult. 641,50, Kreditbank, Ungar. allg. 750,00, Länderbank 443,75, Brürxer Kohlenbergwerk —,—, WMontangesellshaft, Oesterr. Aly. 675,75 Deutsche Neichsbanknoten pr. ult. 117,15, Unionbank 544,00, Prager db Pra a: b dd

ondon, 27. April. (W. T. B.) (SW{hluß.) 24% Eng- lishe Konsols 847/53, Silber 24/4, Privatdiskont 14. Bank. eingang 137 000 Pfd. Sterl. Paris, 27. April. (W. T. B,) (Sthluß.)

Rente 97,30. Madrid, 27. April. (W. T. D Wechsel auf Paris 11,70. Lissabon, 27. April. (W. T. B.) Goldagio 174.

New York, 27, April. (W. T. B,) (Sc(hluß.) Die heutige Börse wies keine einhetilihe Haltung auf. Die anfänglihen Kurs- steigerungen waren auf Käufe für ausländishe Rechnung und DeckXangen zurückzuführen. RNRocktislandbahnaktien lagen sehr fest auf Gerüchte über neue Verkehrsyereinbarungen. Im weiteren Verlaufe ermattete die Stimmung auf bedeutende Blankoabgaben, namentli in Reading- werten und Amalgamated Copperaktien. Auf Interventionskäufe und Gerüchte von einem Anziehen der Stahblpreise kornte aber später eine Erholung Play greifen. Die Kurse waren dann noch mehbrfaŸen Schwankungen unterworfen. Der Schluß war bei ruhigem Geschäft behauptet. Aktienumsay 610000 Stück. Geld auf 24 Stunden Durchschn.-Zinsrate 2, do. Zinsrate für leßt. Darlehn d. Tages 12, Wechsel auf London (60 Tage) 4,86,05, Cable Transfers 4.,87,55 Silber, Commercial Bars 523/,. Tendenz für Geld: Leicht.

Rio de Janeiro, 27. April. (W. T. B) WetSsel auf

3% Franz.

London 15/2,