— namentlich in der englishen Presse Beistand sucht für diese Ge- Tegenheit. Eine Zeitungsstimme findet dort oft mehr Gehör als die eines auówärtigen Gesandten, von dem man do annimmt, daß er mehr
, die eigenen Landesintercssen alswie die englischen wahrnimmt. Aber es ist, wie ih Eingangs“ bereits bemerkte, gan zweifellos, daß sehr viele Engländer, alle, die niht der Niger-Company angehören, mit
-unscren Kameruner Ländern ein identishes Interesse baben, ‘und wenn dort auf Grund kaufmännisher Beziehungen und Correspondenien eine Gemeinschaft hergestellt werden könnte, so können deren Be- mühungen auf die Beihülfe der deutschen Botschaft ia England und des Auswäitigen Amts stets mit Sicherheit rechznen, und wir brauchen deshalb die Sache niht von Neuem anzufangen. Es ift Gegenstaud langjähriger Correspondenzen und Beshwerden unsererseits gewesen, und ih bin dem Herrn Vorredner do dankbar, daß er uns einen neuen Anstoz in der Beziehung gegeben hat.
Staatssekretär Graf von Bismarck:
Meine Herren! Jch hatte in Bezug auf die Ausführungen des Hrn, Abg. Woermann nur noch einige kurze geshäftlihe Mittheilungen machen wollen. Es ist zunächst ganz richtig, wie der Herr Abgeord- nete uns erzählt hat, daß der Handelsstand in Lagos sich im Mai 1888 bei der eigenen Regierung beschwert hat über zu hohe Zölle. Die Schwierigkeit, die Sache anzufassen, liegt aber auch für die englishe Regierung darin, daß die Niger-Company bisher alle An- gaben bestreitet, welcher sowohl unser Handelsstand — zuleßt durch eine Beschwerde, glaube ih, der Handelskammer von Hamburg im September an den Senat — als auch die englishen Angesessenen dort machen. Unser Abkommen vom 2, Juni 1885 mit England, welches der Hr. Abg. Woermann auch kennen wird, bedixgt Zollfreiheit auf dem Niger mit Ausnahme derjenigen Zölle, die erhoben werden dürfen, um die Ver- waltungsfkosten zu deen. Es is darin ausdrüdlich gesagt: diese Zölle sollen jo niedrig als möglich sein. Nun liegt es ja auf der Hand, daß dies immerhin eine allgemeine Angabe ist; „so niedrig als môg- lih“ wird die Niger-Company ganz anders auslegen, als die übrigen Interessenten, und wir sind bei unserer umfangreihen Correspondenz mit der englishen Regierung, in- der wir uns unserer Interessenten, wie {on das Datum unseres Abkommens, das Jahr 1885, zeigt, leb- haft angenommen haben, auf den Punkt gediehen, daß unjere An- gaben sowie die des Handelsstandes in Lagos, {ließli als einseitige, von der Niger-Company bestrittene Behauptungen dastehen, die, ob- lei von englishen Unterthanen getheilt, doch von der Company in
brede gestellt wurden.
Soweit ktie englische Regierung in Betracht kommt, kann ih nur sagen, daß dieselbe prinzipiell auf demjelben Boden steht wie wir, insofern fie darin mit uns übereinstimmt, daß die Niger - Company zur strengen Beobachtung der internationalen Abkommen angehalten werden muß. Angesichts dieser Unmöglichkeit, die Angaben der dort Handeltreibenden jeyt amtlih zu bestätigen, haben wir uns ver- anlaßt gesehen, einen Berufsbeamten nah Lagos zu \chicken, damit wir die anitlihen Unterlagen bekommen, um die Reklamationen, die wir fortgeseßt im Interesse Unserer Reichsanaehörigen bei der englishen Regierung anbringen, sobald fie berechtigt sind, zu be- gründen ; und n viel ih gehört habe, beabsichtigt die englishe Re- gierung ebenfalls, einen Beamten von England docthin zu s{hicken, um die Angelegenheit an Ort und Stelle zu prüfen. Es ist also nah der ganzen bisherigen freundschaftlihen Haltung, die die englische Regierung uns in allen Kolonialverhandlungen entgegenbringt, an- zunehmen, daß, sobald wir die amtlihe Unterlage von beiden Seiten haben, um zu ergänzen oder richtig zu stellen, was bisher außeramtlich vom Handelsstand angegeben ist — daß wir dann zu einer befriedigenden Erledigung der Sache kommen werden.
Aba, Richter: Die Baseler Missionsgesellshaft, welcher Abg. oermann neulich das Zeugniß ausgestellt habe, daß sie in ihrem bisherigen Wirkungskreise in Lagos eine segénsreihe Thätigkeit entfaltet habe, beklage sich in einem kürzlih veröffentlihten Bericht über die von deutschen Firmen bewirkte Ueberschwemmung dex deutshen Schußtgebiete in Kamerun mit Branntwein; die Thätigkeit der Missionare werde dadurch ganz erheblih gehemmt; wenn sie versuchten, diesem Ueberhandnehmen des Genusses von Brannt- wein zu steuern, so liefen sie Gefahr, daß ihre ganze junge Christengemeinde si\ch wieder auflöse; sie wünschten deshalb, daß der Reichsiag Und die Regierungen die Frage ins Auge faßten, wie dieser Branntweinpest in Kamerun, die namentlih von deutschen Firmen dort gefördert werde, gesteuert werden möge. Man könne mit dem Reichs- kanzler der Meinung sein, daß der Branntwein in Deutsch- land ein nes Getränk des berühmten armen Mannes sei. Etwas Anderes abex sei es in Norddeutschland, als im tropischen Klima. Es werde jet so- viel davon gesprochen, daß Deutschland den Beruf hätte, Gesittung nach Afrika zu tragen; der Abg. Woermann habe das neulih noch besonders ausgeführt. Nun gehöre es seines Erachtens nicht in erster Reihe zu den deutshen Aufgaben, dieses Kulturprodukt, den Branntweingenuß, in den tropischen Gegenden derart zu för- dern. Er würde es vielmehr für ganz gerechtfertigt halten, wenn man dazu überginge, den Branntweingenuß zu beschränken oder die Einfuhr ganz zu verbieten. Nahe liege hier auch die age ‘ nah der Einfuhr von Waffen «und Munition. Graf ismardck sei gegenwärtig mit großer Energie darauf bedacht, das Verbot dieser Einfuhr in Ost-Afrika mit den vereinigten Kräften der dort betheiligten Mächte durhzuführen ; Ln Einsuhrverbote würden g für West-Afrika befürwortet, fo weit das Congogebiet und die benachbarten französishen und portugiesischen Besißungen in Frage kämen. Aber in Bezug auf die deutschen Gebiete in West-Afrika, Kamerun und Togo, gehe die Einfuhr von Waffen und Munition ganz Ungehindert. Wenn heute die Errichtung und Vertheidigung von Kolonien rößere Schwierigkeiten finde als früher, M liege das daran, aß die Eingeborenen nicht blos mit Pfeilen und Waffen, sondern H sogar schon mit Hinterladern ausgerüstet seien. Jun Neu-Guinea habe die Reichsregierung von Anfang an ein Verbot der Waffeneinsuhr erlassen; andernfalls würde es der Deutschen Gesellschaft wohl {lecht ergangen sein. Jn “_ Dst-Afrika kämen die Verbote vielleicht chon zu spät, wenn es “ wahr sei, daß über Zanzibar mehr als 30000 Gewehre be- reits in das Junere verkauft seien; aber in West: Afrika läge es im eigenen Meeren gegen diese Einfuhr einzuschreiten. Wenn die Kolonialpolitik cinmal weit über den Wunsch seiner _* Partei ausgedehnt werden solle, so habe sie das Jnteresse, daß das niht mit allzu Magen Opfern erkauft werde. Die Frage des Hinterlandes von Kamerun und Togo sei durh- aus noch nicht gelöst; aber je mehr man die Eingeborenen mit Gewehren zu versorgen fortfahre, um so / wieriger werde es, das Handelsmonopol, das diese Völkerschaften der Küste gegenüber ätten, zu durchbrehen; schon bei den bisherigen orshungs - Expeditionen hätten die Lieutenants Kundt und Tappenbeck üble Erfahrungen aus diesem Grunde mahen müssen, Es wäre interessant, einmal
- zu erfahren, wie weit an der i f in Kamerun und F090 ranntwein und Waffen betheiligt seien, und welhen Werth übrigen Artikel noch darstellten, wenn man dere e __Guruf des Abg, Woermann.) Hr. Woermann habe neulich interessante stishe Daten mitgetheilt; nur bedauere er Rédner), daß fie sich blos auf die englischen Gebiete von West-
Tann mir 4 denken, daß der H
ihm oder dem Staatssekretär des Auswärtigen erhalten.
habe in Bezug auf die Einfuhrverhältnisse in Kamerun oder Togo. Der Abg. Woermann habe T aus- gefor wie si die Einfuhr nah den vier westafrika- nischen Kolonien von 1882—87 gesteigert habe; er stelle die Verhältnisse in Kamerun (eermaßen als Muster hin, um zu der Kolonialpolitik in Ost-Afrika zu ermuthigen; um so pg sei es, die wirklihen Verhältnisse in Kamerun genau festzustellen. Hr. Woermann habe aus seinen Zuständen Fol- gerungen zu ziehen versuht; er. habe sie aber selbst wieder entkräftet, indem er auf die Zunahme der deutshen Einfuhr in Lagos auf englischem Gebiet hingewiesen. Wenn also die Zu- nahme deutsher Waaren in West-Afrika davon ganz. unab- hängig sei, ob die deutsche oder eine andere Flagge dort wehe, so hänge fie von der Entwicklung der Territorien ab und habe mit der Kolonialpolitik nichts zu thun. Der Abg. Woer- mann beziffere die deutshe Einfuhr auf Proz. der Gesammteinfuhr der dort etablirten Firmen. Die Des trieben also dort A Geschäfte, ohne daß es einer Kolonialregierung bedürfe. Der Abg. Woermann unter- shäße au, was Kamerun und Togo koste. Er weise darauf hin, daß die Zolleinnahmen gewisse Lokalkosten deten. Wenn das auch der Fall wäre, so komme doch außerdem für Kamerun in Betracht der Etatposten von 56 000 /4 für den Gouverneur, ein Posten von 40 000 /( im Marine-Etat zur Unterhaltung der Dampfbarkasse, und daß man ständig zwei Kriegsschiffe als westafrikanishe Station dort unterhalte. Wenn man dies mitveranschlage, so sei es sehr zweifelhaft, ob der ganze Handels- gewinn so groß sei, wie der Reichszushuß für die dortige Kolonialregierung; ja, der Abg. Woermann sei noh weiter gegangen und habe diesen Handel, der doch unabhängig von der deutschen Kolonialregierung sei und schon vor der Flaggen- hissung dort vorhanden gewesen, als einen Beweis dafür hin- gestellt, wie überhaupt das Prestige der deutschen Kolonial- politik 2 den überseeishen Handel gewirkt habe. Den Nachweis fei er gänzlih shuldig geblieben. Der Handel, der in Ost-Afrika bestanden, habe vielmehr durch die Kolonialpolitik sehr gelitten, und es dürfte große Mühe kosten, ihn auch nur auf den Standpunkt vor dem Beginn der Thätigkeit der ostafrikanishen Gesellschaft zurückzuführen. Der Karo- linenstreit allein habe den deutschen Een mehr geschadet, als die ganze Kolonialpolitik seit 1884 Nußten geschaffen hat. Wenn die Herren in Hamburg wirklich so überzeugt seien von dem Nutzen einer energischen Kolonial- olitik in Ost-Afrika, dann begreife er niht, warum gerade ie die Taschen so absolut zuhielten. Hätten die Hamburger Großkaufleute das Vertrauen, das äußerlich bei ihnen hervor- träte, warum gäben sie kein Geld- dazu her? Sie hätten es ja dazu! Das Zahlen würde ihnen viel mehr imponiren, als die hönen Reden; im Jnland müsse man sich sagen: wenn die Herren in Hamburg si so zugeknöpft verhielten, dann müsse die Sache bedenklih sein. Er sei gespannt gewesen auf den Ham- burger Handelskammerberiht, nahdem der Abg. Woermann den ganzen Handel mit der neuen Kolonialpolitik in Zusammen- hang gebracht habe. Der Bericht sprehe über alles Mögliche, habe aber niht ein Sterbenswörthen der Anerkennung über die Kolonialpolitik; ebensowenig der Bericht der Bremer Handelskammer. Man scheine also dort doch eine andere Aeg von der Sache zu haben. Wie stehe es ferner mit den Sklavenverhältnissen in denjenigen Gebieten, wo die deutsche Flagge wehe? Der Abg. Woermann habe gerade diese westafrikanishen Verhältnisse gewissermaßen als Muster vor- geführt. Es sei ja natürlich, daß dort bessere Cer be- ständen; denn nahdem Amerika die Sklaverei abge)chafft habe, habe auch die Nachfrage nah Sklaven in aden Une, auf- gehört. Der Abg. Woermann sage: Sklavenjagden fänden in West: Afrika nicht statt, füge aber / dann einshränkend hinzu : wenigstens an der Küste niht. An der Küste würden auch in Ost-Afrika niht gerade die Sklavenjagden stattfinden. Seine
: rige gehe dahin: bestehe Sklaverei dort unmittelbar, wo die ei
8beamten regierten, unter den Augen dieser Beamten und dort, wo unsere Kriegsschiffe : stationirt seien? Nach Allem, was man höre, mache das Kamerungebiet gar keine Ausnahme. Die Häuptlinge Akwa und Bell hätten Nachbardörfer, in denen sie ihre Sklaven hielten. Wenn Streitigkeiten ent- ständen, so würden sie ausgeglihen, indem man Ent: \shädigung zahle in Form von Sklaven oder Frauen; die Vielweiberei sei ja nur eine Form der Sklaverei, auf das mweibliGe Geshlecht angewendet. Vor Allem aber komme es darauf an: werde Sklavenarbeit in deutschen Faktoreien durch Sklaven verrichtet, die man miethsweise von den Sklavenbesißern sich verschafft? Ehe man an die Lösung der Sklavenfrage gehe, müsse man hierüber in unseren eigenen Schuggebieten klar sehen. Unter allen Verordnungen, die bisher für diese Gebiete erlassen worden seien, befinde \ih keine einzige, die nur irgendwie einshränkend, mildernd in Bezug auf die Sklavenfrage spreche. :
Reichskanzler Fürst von Bismarck:
Aus dem zuleßt von dem Herrn Vorredner berührten Thema entnehme ih die Neigung desselben, weit größere Ausgaben für die koleniale Politik zu machen, als das Reich bisher von dem Reichstage zu fordern e e hat. Er hat eine Frage berührt, die den Eng-
ländern seiner. Zeit nur in Jamaika 2 illionen Pfund Sterling, 400 Millionén Mark, gekostet hat, d. h. den Freikauf der Sklaven, die E der bestehenden Sklaverei, des Eigenthums- rechtes dés ensden am Menschen. Bei dem Gerechtig- keitsfinn, der den Herrn Akbgeordneten in allen seinen Aeußerungen auszeichnet, kann ich mir doch nicht denken, daß er vor- ausseßt, wir solleu. per. Ukas, und ohne die Hand in die Tasche zn stecken, dieses Verbältniß plößlih lösen, Damit würden wir alle die Hunderte von Millionen, die noch von und in der Sklaverei leben und beiderseits an ihr festhalten, weil der Sklave verhungert, wenn er aufhört, es zu sein, — damit würden wir alle diese Hunderte von Millionen von Hause aus gegen uns in derselben Weise auf» bringen, wie das heute mit den arie Sklavenhändlern auf der Ostküste der Fall ist. Wenn das die Absiht des Herrn Abgeord- neten gewesen ist, den Zunder weiter hinein zu werfen in da Land dur die Anregung dieser Frage, durch die erung der Möglihkeit, daß durch einen solchen Gewaltstreih ein Verhältniß ge- lôft werden könnte, das seit Jahrtausenden dort einheimish ist, ohne irgend eine Entschädigung, ja, dann bégreife ih seine Rede. Aber ih i aß err Abgeordnete sympathisiren sollte mit dem Aufhézen alles Ausländischen. gegen das Deutsche Reih und en unser deutshes Vaterland, wie wir es heutzutage in- der reffse, die sonst ihn zu unterstüßen pflegt, in der fort- fchrittlihen und freisinnigen Presse, nach allen Seiten hin zu püúren haben, Wo man irgend etwas ag did machen nn, einen Stein, den man in den Garten des Reichs werfen kann, wo man irgend einen fremden Intriguanten oder Reichöfeind bemerkt, en inan untersten kann, so greift man mit beiden Händen zu und if begeistert, wenn man einen Vorwurf findet, dem eigenen Vater- lande ‘ irgéndwie Unannehmli{hkeiten und: Nerlegenheiten zu bèreitén, Von diéser Tendenz spreche ih den Hértn Abgéordnèëten ja anz frei ;
rila ‘bezögen, man ‘aber nicht irgend eine Zahl von
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und nur um zwishen ihm und dieser reichsfeintliden, vaterlandslosen Presse eine breite Scheidewand zu ziehen, habe ih in diesem Sinne das Wort ergriffen. :
Abg. von Kardorff: Wenúù gesagt sei, daß der Ie Handel eigentlich keine Vortheile von den Kolonien hätte, so seien gerne die Mittheilungen des Abg. Woermann über die englishe Royal Niger-Company eine gute Zllustration gegen ene Behauptungen. Au sprächen für die N einer deutschen Kolonialpolitik. Wenn man dieser überhaupt die Ausdehnung geben wolle, die das Deutsche Reich seiner ganzen Stellung als Weltreih nah beanspruhen könne, dann müsse noch viel mehr gethan werden. Seine Partei sei mit der vorsichtigen Haltung in Kolonialfragen, denn so weit der Fürst Bismarck die Kolonien getagre habe, werde ihm die ganze deutsche Nation mit: Freuden folgen. Wenn Richter die Kosten der deutschen Kolonialpolitik nen, so seien diese nihts gegen die Summen, die Frankreih dafür ausgebe. Ohne der Milliarden für den Panama:Kanal zu gedenken, verwende es für einen Kriegshafen an der ostafrikanischen Küste allein 80 Millionen Francs. Was sollten dagegen die 56 000 e, die der Abg. Richter bemängele? Glaube er, daß die deutsche Nation so weit hinter der französischen zurüstehe, um nicht mindestens gleihe Mittel aufwenden zu können? Deutschland sei noch viel zu ängstlih in Kolonialjachen ; das Deutsche Reich sei stark genug, um in der Organisation und dem Schuß von Kolonien noch viel weiter gehen zu können. Die Spiritusfrage betreffend, wünsche er auch, daß die niege
eistiger Getränke in den Kolonien erschwert werde. Jn Ost-
frika spiele diese Frage aber keine Rolle, weil unter dem Einfluß der muhamedanischen ' Kultur auch niht- muhamedanisGe Völker in Genuß - geistiger Getränke sehr enthaltsam seien. Der Abg. Richter glaube die ‘deutschen Jnteressen in Ost:-Afrika durch die lezten Vorgänge schwer geschädigt. Diese Schädigung hänge nur zusammen mit der Erschwerung der Einfuhr von Munition und Waffen. Deutsche Häuser in Zanzibar hätten sh auf diesen Handel ge- worfen und bisher großen Vortheil daraus gezogen. Er hoffe, daß man die einmal begonnene Kolonialpolitik auch zu einem glücklichen Ende führen werde. ; °
gs Woermann: Die Rede des Abg. Richter zeige zum Theil eine solhe Fülle von Unkenntniß der thatsählichen Ver- hältnisse, daß er selbst nicht wisse, ob er läheln solle oder sich wundern, daß ein Mann, wie der Abg. Richter, über Dinge sprechen könne, von denen er nichts wisse. Er meine, wenn man den Branutwéinhandel nah Afrika verbiete, bliebe wenig von dem gesammten Handel übrig. Das: sei durchaus niht der Fall. Wenn man den gesammten Jmport in West- Affsrika mit dem Branntwein-Jmport vergleiche, sehe man, daß leßterer eine geringe Rolle spiele. Die Nothwendigkeit der Kolonien sei dadurch erwiesen. Der deutshe Handel müsse für den Jmport von Artikeln sorgen, die jezt zum großen Theil aus England bezogen würden. Wolle man aber den - Branntweinhandel verbieten, so sei das allein durch internationale Abmachungen möglih. So lange die Engländer damit handelten, könne man nicht hindern, daß auch die Deutschen diesen E niht unglücklichen Handel betrieben. Der Branntweinhandel mache ungefähr ven vierten Theil des deutshen Jmports aus. Während für englishe und französishe Häuser fast nur Branntwein und Pulver gehandelt werde, könnte er durch sein Geshäftsjournal beweisen, daß in den deuishen Schußzgebieten noch viele andere Waaren Absag fänden. Er könne aber Hrn. Richter zur Be- ruhigung sagen, daß s{hon jegt in den Kolonien ein hoher Einfuhrzoll bestehe, daß hier von vornherein das Verbot er- lassen gewesen, Hinterlader einzuführen. Es sei nur erlaubt gewesen , ein dem Europäer ziemlich ungefähr- lihes Gewehr einzuführen. Hr. Richter hätte sch in dem ‘Kamerun - Panorama- überzeugen können , daß dié Eingeborenen mit diesem E A zielten, indem sie das Gesicht abwendeten. Die Kosten der Kolonialpolitik Hetrefsend, meine der Abg. Richter, daß sie durch Aus- gaben für Marine und andere Dinge größere seien, als die
Summen, die direkt für die Kolonien verlangt würden. Der
westafrikanishe Handel sei nun aber so bedeutend, daß es auch ohne Kolonien dort nöthig wäre, Schiffe zu halten. Es
| sei dieses auch früher schon der Fall gewesen. Wie in Ost-
Indien n Schuß des deutschen Handels Schiffe nöthig seien, jo auch in West-Afrika. Der Abg. Richter liebe es nun ganz besonders, in der: „Freisinnigen Zeitung“, ihn (Redner) * mit seinen Hamburger Geschä ftsfreunden in ereus zu seßen. Er habe dies namentlih in der Frage des Zollanschlusses ge- than, wo er ihn (Redner)- in Widerspruch mit dem Vorsißenden einer Versammlung gebracht habe. Dieser Vorsitzende habe nun einen Brief an die „Freisinnige Zeitung“ geschrieben, worin er gebeten, zu berichtigen, daß e edner) persönli als Mitvorsitzender dies ns habe sih aber Hr. Richter gehütet aufzunehmen. Hr. Richter sage ferner, daß der Hamburger Handelskammer- beriht nihts über Kolonialpolitik enthalte. Das sei erklärlich. Der Bericht enthalte immer nur Sachen, mit Den die andelskammer im Laufe des Jahres Gelegenheit gehabt habe, ih zu N en: Bean des Senats, über welche ihr Gutachten gefordert werde, Sachen, die aus ihrer Mitte heraus vorgebracht würden, die Angelegenheit der Royal Niger:-Com- pany. Es habe durchaus kein Anlaß vorgelegen, sich mit Kolonialpolitik zu beschäftigen, und es sei deshalb natürlich, daß der Bericht auch nichts davon enthalte. Hr. Richter sage nun, die Hamburger hielten in Kolonialsahen die Taschen zu. Richtig sei, daß in ganz Deutschland verhältnißmäßig ein geringer Theil sih wirklih an der Kolonialpolitik E Was die haue veranlasse, die Taschen zuzuhalten ei der Umstand, daß sie niht-auch an der Verwaltung sich etheiligen wollten. Sie seien Handeltreibende, sie machten wirthschäftlihe Unternehmungen, aber sie seien stets weniger ge neigt, da vorzugehen, wo es sich um eine Verwaltungsthätigkeit andele, die sie nihi kennten. olonialpolitik noch Vieles, was die Sache für Deutschland {wer mache. Es ki dieses nicht nur das Kapital. Ungefähr 6 Millionen Mark seien von Deutschland bis jeut für kolonial- in Unternehmungen hergegeben. Man sei noch zurüdck- altend und vorsichtig. Er sei aber überzeugt, die Sache werde anders werden, wenn erst ein Erfolg vorliegen werde. Es liege au in anderen Dingen begründet, daß die Hamburger urüdthaltend e Sie sähen in Deutschland in den überseeischen agen wesent M Armin vg ragen. Es sei ihm immer vorgekommen, als wenn das-Geld' weit éher zu beschaffen sei, als die nöthigen Personen. Zur Noth fänden \sich noch Personen, welche hin-
Es liege in unserer panien
denn sonst hâtte er ja das Mandat zum Reichstage niht angenommen,
po t wollten bei hohem Gehalt. Aber ébenjo wenig, wie es viele Kapitalisten gebe, welche große Summen in Dingen
die Verhältnisse in Ost-Jndien*
jedoh einverstanden weil in Deutschland von gewissen Seiten Alles aufgeboten
ständig arbeiteten.
_ geben.
er Verjammlung präsidirt habe. Diese Be-
riskirten, die sie noch nit hinlänglich kennten, so seien au die Personen zurückhaltend, wenn O i ein Risiko zu über- nehmen ohne großes Gehalt. Dieser Umstand ershwere unsere kolonialen Bestrebungen, er habe aber R Grund in der Natur der Deutschen. Ueberall, wo Personen hinausgeschickt werden sollten, begegne man Schwierigkeiten. Wenn erst einige Erfolge unserer Kolonialpolitik vorlägen, würden \sich auch Personen und Kapital leiht finden. Wenn Deutsch- land erst so lange wie die Engländer Kolonial- politik triebe und nah 20—30 Jahren Erfolge gzu verzeihnen hätte, würden die Bestrebungen mit Ee Schritten vorwärts gehen. Gegenwärtig seien diese so schwer,
werde, was geschehen könne, um von kolonialpolitishen Unter- nehmungen ‘cbzuscrecken. Gewisse U hinderten die- ten niht nur, sondern freuten si über jeden Mißérfolg. Au in der Frage der Sklaverei wisse der Abg. Richter sehr Gui Bescheid. Jn Kamerun gebe es nicht mehr wirkliche Sflaven, sondern nur solche Arbeiter, - die von nichtfreien Leuten abstammten, aber sonst selbst Sie seien nur noch dem Namen nach Sklaven, wie man in früheren Zeiten von Hörigen ge- \prochen. An der ganzen Westküste von Afrika seien Arbeiter beschäftigt, welhe an der Küste von Liberia engagirt seien. Von einer Verwendung von Sklaven sei hier nit die Rede. Es werde immer leichter, hier Leute für die Arbeit anzuwerben, ohne daß von Sklavenarbeit die Rede sei. Der Abg. Richter sage, daß in den englishen Kolonien die Deutschen gerade so gut Absay fänden wie in den deutschen, und daß man deshalb nicht . au hätte, Kolonien zu
ründen. Gerade das - Vorgehen der englishen Royal
iger-Company liefere ‘den Beweis, wie es Goa mit der Oberhoheit halte. Die ganze Rede des Abg. Richter von dem ersten Punkte an, bei dem man nit vorher fave Vver- muthen können, daß er \sich mit der Baseler Mission auf freundschaftlihen Fuß stelle — und sie werde gewiß nicht erbaut sein, daß der Abg. Richter ihre Angelegenheiten ver- theidige —, bis zuleßt sei die ganze Rede eine Reihe von Un- rihtigkeiten gewesen. Er möchte ihn bitten, daß er kolonial- politische Fragen etwas gründlicher studire.
Abg. Richter: Er hätte O daß der Vor- redner zahlenmäßige Beweise brächte, was er aber leider nicht
ethan. Er (Redner) habe auch erklärt, daß er über gewisse Verhältnisse im Unklaren sei. Ueber den Branniweinhanbel in Kamerun, über Einfuhr von Waffen und Munition seien dem Hause die Zahlen vorenthalten worden, die der Abg. Woermann leicht hätte geben können. Er (Redner) würde gern von dem Abg. Woermann Belehrung Ea wenn jener unparteiish wäre, was er aber als Geschäftsmann nicht sei. Er (Redner) würde es für eine Anmaßung halten, von der „Freisinnigen Zeitung“ hier zu sprechen, wie es der Abg. Woermann gethan habe, erst recht niht über Artikel, die mit der gegenwärtigen Kolonialdebatte gar nicht in Verbindung ständen. Die Schilderung des Hrn. Woermann von Kamerun f im direkten Widerspruch mit dem, was der Reichskanzler sage. Die Schilderung des Herrn Reichs- kanzlers sei dazu angethan, Wasser in den Wein der Kolonial- {wärmer zu gießen. Der Reichskanzler habe dann von einer verleumderi)hen, vaterlandslosen Presse gesprochen. Er (Redner) sei niht in der Lage, in der Diskussion als Ab- geordneter über die Tagesordnung hinauszugehen, dürfe aber wohl dem Reichskanzler eine Bemerkung A E Die Freisinnigen seien stolz darauf, daß sie noch eine freie und unabhängige Presse in Deutschland hätten, sie seien stólz darauf, eine ia e zu besißen, die au dem mächtigsten Mann in Europa unabhängig gegenüberstehe und si nicht scheue, ihm die Wahr-
eit zu sagen. Seine Partei würde bedauern, wenn in Deutsch- and jemals éin Chauvinismus Play griffe nah Art der ®chottishen Clans. Wenn hier ein Häuptling etwas tue, so sei der ganze Stamm verpflichtet, ihm s zu folgen, möge er Recht haben oder niht. Wenn der Reihskanzler, nah Berlin zurückgekehrt, sich hier mêt der s zu beschäf- tigen gedenke, so möge er auh seine Blide auf die offiziöse Presse werfen, die sih die Mißachtung aller anständigen Leute zugezogen habe.
Reichskanzler Fürst von Bismarck:
Ich habe hon zu Anfang bemerkt, daß es nicht meine Absiht ist, heute auf Disku]sionen der folonialen Fragen einzugehen, und ih bin nur incidenter genöthigt worden, cinige auf diesem Gebiet lie- gende Bemerkungen zu releviren und mich darüber zu A wiederhole, du eine Vorlage über die Kolonialsahe im Bundesrath vielleicht in diesem Augenblick {hon vorliegt oder morgen vorliegen wird, und daß Sie dort Gelegenheit haben werden, alle Ihre Ab- neigungen gegen folonisatorishe Bestrebungen des Breiteren kund zu ch môchte ungern zwei Mal in dieselbe Debatte eingehen und lasse mi deshalb auf die eigentliche koloniale Seite der heutigen Diskussion nicht ein. :
Nur über die Sklavereifrage und die leßte O die der
r. Abg. Richter darüber that, bemerke ich noch, daß wir es nicht fi rihtig halten, wie er es für rihtig erklärt, diese Frage bei der Freilafsung der außerhalb unserer Gebiete in Sklaverei Lebenden an- zufangen; wir halten es für rihtig, dabei anzufangen, daß _ wir nah Möglichkeit verhiadern, daß noch mehr freie Leute in den Stand der Sklaverei gebracht werden als bisher, daß der Stand der Freien {ih nit vermindere, der Stand der Sklaven sich nicht vermehre.
Das Ganze ist eine Frage, die nicht in einem Jahr, auch nicht in einem Jahrzehnt erledigt werden kann, und mit der unsere Nach- 85 sih noch. beschäftigen werden. Jh erinnere Sie, daß die Frage
es eigentlihen Negerhandels im englischen. Parlament — wenn ih ne G e en E j f paß Wilbe vorigen e
Hunderts zur Sprache gedra worden 1st, ersorce und andere Be ; t erade vet einem Jahrhundert, zuerst die amtlihen An-
e träge bat er im englishen Parlament gestellt haben. Seitdem sind
ahre emsiger, wenigstens von englischer Seite ret
also hundert Aua rbeit nothwendig gewesen, um diese Frage,
emsiger und aufrichtiger d eigentlich doch nur um ein Mäßiges, vorwärts zu schieben. hat die Sklaverei nominell aufgehört gulevt au in Brasilien, in Brasilien aber do erst im vorigen Jahre, und so kann ja auch der Moment in Zukunft gedaht werden, wo sie in Afrika vershwunden sein wird, wenn dort erst Ruhe und Frieden auch im Innern einge- treten sein werden. Aber wollte. man dies vom Dienstag auf ‘den Donnerstag herbeiführen oder gar jon als fertig vorhandeu an- fehen, dann würde man in denselben Fehler verfallen, in .. den einige unserer Träger der Fo LE estrebungen verfallen sind, indem sie die Stellung von Distriktskommissarien an der Küste wilder Völkerschaften so angesehen haben, als wenn es sich dabei um etwas Aehnliches handelte, wie bei der Entsendung eines Landraths nah Brandenburg oder Teltow, als ob der Kommissar dort Alles vorfinden würde, was erforderlich wäre, um ihm Gehorsam zu vershaffen. Das nenne ih ¿ben die Woche mit dem Sonnabend anfangen, oder das Ziel und das Ergebniß, das durch mühsame und lang- jährige Arbeit zu erreihen ist, vorwegnehmen wollen. So |st die Sache nicht; unsere ganzen kolonialen Unternehmungen
anderer
In Amerika:
gleichen mit der Muthung eines Bergwerks, das man nit sofort in vollen Angriff nehmen kann, für weldes man aber doch dem Erben sihere Grenzen, die von anderen Mächten nit mehr übertreten werden, übermacht ; oder ein Beispiel, das uns näher liegt, — wie wenn Jemand in Lichterfelde oder dort, wo die Baulust si hinbegiebt, vor 30 Jahren sih ein Grundstück erworben hat und den Besißtitel liegen läßt, bis die Zeit kommt, wo er das Grundstück bebaut oder vortheilhaft verwerthet. : Mir find — und namentli die söffentlihe Erwartung ist — in der ganzen Kolonialfroge vielleicht etroas zu rasch gegangen; — — aber id komme unwillkürlich hinein in das, was ih heute niht sagen will. s “Was Hr. Ri@hter über meine Stellung zur Presse bemerkte, — so bin ih ja ganz seiner Meinung, daß wir eine freie und unabhängige Presse bei uns brauchen; aber ob die Presse, die ih meine, wirkli den Namen verdient, eine freie und unabhängige zu sein, das wird der Abg. Richter vielleiht genauer wissen als ich. Jch halte sie gerade für cine abhängige und in ihren Redaktionen von Furt und Sorge, von anderen Einflüssen, als den. kanzlerishen bis zu einem gewissen Grad geknechtete (Ug _ih halte sie niht für unabhängig und frei, Er verlangt, daß eine solche Presse immer im Stande fei, die Wahrkeit zu sagen, “ Das ist aber gerade das, was ih ihr vor- werfe, däß sie die Wahrheit aicht sagt. i
Abg. Stöcker: Jn Bezug auf die Sklavereifrage möchte er dem Abg. Woermann Recht geben. ‘Man sei in der Sklavenfrage durch das Kreuzen der Schiffe bereits so weit gekommen, daß ein eigentlicher Sklavenhandel nit mehr existire und deshalb aud keine Sklavenjagden. Aber auch in der Frage, wie Sklaven zur Ansiedelung * verwandt werden könnten, sei man bereits weit gediehen. Abgesehen von Liberia, sei in Sierra Leone der Versuch gemacht, 60 000 Sklaven an- zusiedeln. Von diesen seien ungefähr 40 000 Christen und gute Bürger geworden. Bezüglih der Schnapseinfuhr sei er einung -als der Abg. Woermann. Die Regierung müsse dieser Frage die größte Aufmerksamkeit schenken, denn dieses Genußmittel ruinire ganze Völkerschaften. England habs die Schnapseinfuhr größtentheils infuhrverb Deutschland
abe in Neu:Guinea au ein Schnapseinfuhrverbot. Bekannt ei die Aeußerung: „Die A ah Völkerschaften werden entweder ohne Branntwein sein, oder sie werden nicht sein.“ Die Nichtkulturvölker gingen alle an diesem Uebel zu Grunde. Die Schnapsfrage sei niht nur eine sittliche und, religiöse, sondern auch eine eminent politishe, da man jene Völker zur Arbeit erziehen wolle. Gegen den Tadel der freisinnigen Partei in Kolonialsahen müsse bemerkt werden, daß Jedermann von vornherein hätte einsehen müssen, daß solche [Kolonialpolitik ohne Opfcr an Geld und Blut nicht abgehen würde. Deutsche ätten auch nie vor großen Opfern zurücgeschreckt. Die Ge- ichte Deutschlands zeige, daß gerade in Heiten der Noth die Fahne nicht verlassen worden sei. Wer aber in den leßten Monaten die Presse eifrig verfolgt habe, müsse sih sagen, daß auch in unserem Volke noch Viele lebten, die ein wirklih nationales Gefühl nicht theilten. Wenn der Abg. Richter sage, daß er eine freie und unabhängige Presse vertrete, so müsse er (Redner) ihm sagen, sie sei frei von Rücksichten M Vater- land und Obrigkeit, niht frei von Rücksichten au Börse, Judenthum und Großkapital. . Abg. Woermann: Er habe es keineswegs als E bezeichnet, wenn in Ost-Afrika der Branntweinhandel abge- chaft werde. Liberia sei nicht von Sklaven gegründet, sondern von Freigelassenen. Wenn Abg. Richter zahlenmäßige Beweise verlange, so könne er ihm doch nicht sein Geschäftsjournal vorlegen. Er (Redner) solle parteiisch handeln, da er Ge- \häftsmann sei. Wer solle denn aber sprechen, nur immer Diejenigen, welche kein Jnteresse an der Sache hätten ? Der Abg. Richter lebe von der „Freisinnigen Zeitung“, er (Redner) von seinem afrikanischen Geschäft. Die Diskussion wird geschlossen. — Die Ausgaben für die Shußgebiete werden bewilligt. Bei dem „Archäologischen Jnstitut in Rom“ wünscht der Abg. Kalle eine Erhöhung des Gehalts des Bibliothekars und der Totalsumme überhaupt. Bevollmächtigter, Wirklicher Geheimer Legations - Rath Humbert: i j Meine Herren! Es sind dem Auswärtigen Amt in ähnliche Weise wie dem Herrn Vorredaer in den beiden von ihm bezeichneten Richtungen Anträge zugegangen. Der mit der Neuordnung der Bibliothek betraute Professor Mau in Rom bezieht allerdings bis jeßt nur eine äußerst geringe Einnahme von 1200 „4 und es liegt im Wunsche des Archäologischen Instituts und seiner Centraldirektion, ihm für diese erheblihe Mehrarbeit, welche ihm dur die Neu- ‘ordnung der Bibliothek erwächst, für die Zeit der Neuordnung eine etwas höhere Remuneration zuzuwenden. In «ähnlicher Weise ist uns der Wunsch zu erkennen gegeben, es möchten die Einnahmen, welche das Institut früher aus den Wittwen: und Waisengeldbeiträgen hatte, und die. jeg? in Folge der allgemeinen Beseitigung der Wittwen- und Waisenbeiiräge in Wegfall gekommen find, weil die Institutsbeamten statutenmäßig den Charakter von Reichsbeamten haben, dem Institut vergütet werden. Jch bin zwar nicht in. der Lage, erklären zu können, wie die verbündeten Regierungen sih zu der dankenswerthen Anregung des Herrn Vorredners stellen werden; jedoh glaube ih persönli die Erklärung abgeben zu können, daß die von' ihm angeregten beiden Punkte in eine ernste und wohl- wolleude Erwägung werden genommen werden. : Der Titel wird bewilligt. Bei den außerordentlichen Ausgaben fürSüdwest- Afrika 102 000 M (bisher 51 6) erhielt das Wort der A0 Dr. Bamberger: Er seze sich niht in Widerspru mit dem Reichs- kanzler, der gesagt habe, das Abthun der Sklaverei sei eine keines- wegs einfahe Sache. “ Aber während man hier im Begriff sei, demnächst weitgehende Verpfli aen nä allen Richtungen zu Gunsten der Ostafrikanischen Gesellschaft zu übernehmen, habe _ diese Gesellshaft gerade früher eine Stellung zur Sklavenfrage eingenommen, welche nicht plizire, sondern si ziemlih bejahend und anerkennend für das Bedürfniß der Aufrehterhaltung der Sklaverei ausspreche. Im Jahre 1885 habe Dr. Peters einen Vortrag gehalten über die ostafrikanische Kolonialpolitik, in welhem er st|ch au über die Sklavenfrage ausgelassen. Diese Rede n der Gegenstand der heftigsten Angri in einigen Blättern eworden. Jn Folge dessen habe derjenige Herr, dessen ame heute an erster Stelle unter den Eingaben der Ostafrikanishen Gesellschaft stehe, Hr. Gra eil, eine sehr lange Cre in einem Bremer Blatt erlassen, in welcher er so ziemlich frank und frei für . die Auf- recterhaltung der Sklaverei Partei ergreife. Wollte man nur dahin großen Handel treiben, wo man Kolonien habe, J würde man gar kein Absaßgebiet haben. Allerdings g Deutschland für Kolonien nicht so viel Geld aus wie etwa Frankreih. Aber es wolle es eben niht machen wie Frank- rei, Wenn die Franzosen ungezählte Millionen auswürsen für Hirngejipinnste und Phantastereien, so könne das Deut|h-
bloß eine gewisse Toleranz im- -
Aussicht müsse vorhanden man, - erst wägen, nicht Geschäfte, die ournalisten empföhlen. üdwest-Afrika betreffe, \o
habe seit drei Jahren von
auf dem Papier. Man
da, und der Versuch
unbegründet. Die
zurückgezogen und warte, vielleiht Neigun
aufzunehmen. Es komme
zu errihten. N Göring sei Mann, der. geleistet sei.
fragen, solle man eine jä
Beauf
entstanden sei.
samm habe;
age die
zugegangen sei.
eters habe sie vielleicht
Er sei darüber freuen, wenn das nähere
änzlih
Gefahr hin, sich von
teurern S ,__niht
Lüderißz. Er verrechnet habe.
alle ukunft entgegensehen kön chlechten Mann erklären,
Ich möchte dem widern: wer patriotis lih gegen die Regierung
land über Südwest-Afrika ste
ersten Uebernahme zur Zeit Zurufe), — Lüderiß, — da mühungen dieses thätigen
und zu decken. e: Ich will nicht, wie Hr.
er hier öffentli verhandelt.
Jahren günstig. und für die Ginbruh und die englische
die Enáländer nicht Huhderte Plerden, um Verabredungen
egierung früher getroffen des S
nd nit auf einen Nutzen in 3 bis 4 Jahren berechnet, die seit dem pf Anfang Verflossen find, sondern Sie können sie allenfalls ver-
land nur abschrecken. Hr. Woermann habe ganz un- nöthige Anstrengungen gemacht, feine Hamburger Mit-
des der Sea Mbgeoednete {hon
dann wagen. ? ihnen abenteuerlihe
behaupten zu dürfen, es sei gar 1 : stande die angeblih südwestafrikanische Kolonie sich zur befinde und welchen Grund das Deutsche Reich sie mit höheren Ausgaben als bisher zu unterstüßen. Man
ih von übertriebenen Phantastereien fernhal! Aber es sei ihm nicht gelungen, aus - der Sache etwas zu machen. Man wisse seit drei Jahren nicht, ob das Geringste Die Company besige kaum noch 200 000 Unter diesen Umständen wäre es hon an sich angezeigt, zu
egierung, was an ‘diesen Dingen sei. | an, daß es bei den Verhandlungen zwischen diesem Häupt- ling und den deutschen Bergwerklustigen niht so aktenmäßig r glaube, solche Rottenführer machten eute einen Vertrag mit Diesem, morgen mit Fenem. Es omme darauf an, ob man die Mat habe oder niht. Das Recht sei dort schon so schwach, daß ) _we i wenn man die Macht nicht habe. Es werde sich einfa darum andeln: unsere Landsleute seien im Rehcht und
mit Waffengewalt dort durchzukommen ?
Erklärungen bekommen : noch so sehr auf den kolonialen Standpunkt stellte, einer so verzweifelten Unternehmung gegenüber würde er Bedenken tragen, eine Mehrbewilligung auszusprechen, selbst auf die Hrn. Stöcker einen l j der da meine, die Ehre der ganzen Nation sei verpfändet, wenn irgend Jemand im Auslande die deutsche Flagge Er (Redner) habe nie behauptet, daß diese Company aus
bürger in Schuy zu nehmen gegen die Vorwürfe des Abg, Richter, daß sie nicht in den cinen Geldbeutel stiegen wegen dieser Kolonialpolitik. Er (Red s den Hamburgern zur Ehre an, sie seien verständige Leute, die fih nicht leicht zu zweifelhaften Unternehmungen verführen ließen. Wenn die Sache so gut wäre, so würden die erren sehr gern auch etwas wagen. Die großen Hamburger aufleute machten nicht bloß
edner) rehne- das
amburger
ganz - sihere Geschäfte, sein. Nur mit Verstand wage
Sie machten aber Leute und Was die Mehrausgabe für glaube er mit Fug und Recht gar nicht klar, in welhem fei
eit haben sollte,
dieser sÜdwestafrikanischen Kolonie
nihts Näheres gehört. Man existire immer noch so zu sagen
habe vor drei Jahren einen
Bericht des Reichskommissars Dr. Göring und einen Bericht der Generalversammlung der Aktionäre erhalten. Er (Redner) abe damals vor s{chwach beseztem ; prochen. Die Gesellschaft habe aber abgewirthschaftet, es sei auch keine Aussicht, daß es besser werden könnte. J Pequena sei gar keine Aussicht vorhanden. Es sei kein Wasser artesishe Brunnen zu graben, sei miß- glüdt. Eine Aussicht au! Viehzucht und Ackerbau sei gänzlih ompany Kapital besessen, das hier in Berlin in preußischen Konsols angelegt gewesen sei. Sie habe \sich ganz von dem Geschäft
ause ausführlih darüber ge-
Jn Angra -
abe 1886 300000 M
ob Jemand - kommen werde, der
hätte, das unterbrohene Geschäft wieder
aber Niemand. Darauf habe der
Reichskommissar Göring vorgeschlagen, weiter südlich im Damara-Land und endlih in Namaqua eine Niederlassung zu gründen. Dort sei mehr Aussicht auf Erfolg in der Viehzucht und im Bergbau zu erwarten. Es sei an das Haus dàs Ansinnen gestellt, in Otyimbinque für den Kommissar ein Haus für 50000,/6
gewiß ein tüchtiger und mere e.
hrlihe Ausgabe bewilligen für die
ihtigung eines Landes, indem gar nihts mehr geschehe und einer Company gegenüber, die nur 200000 / Ver- mögen besitze. Nun habe neulich das „Réuter'sche Bureau“ be- richtet, daß zwischen unserer Reihsvertretung und dem dortigen Häuptling Kamaherero ein Mißverständniß, ein Er habe alle Konzessionen, die er gegeben, für null und nichtig erklärt und behauptet, daß er alle Minenkonzessionen hon früher einem Engländer Lewis Er (Redner) wisse nicht, ob hier in der Ver- ammlung Jemand darüber Auskunft ' geben könne, vielleicht
erwürfnii eutshlan
Er nehme
es noch wenig bedeute,
das Lidit neführt. Sei nun inter das Licht geführt. Sei nun : Ër wisse es nicht. im Unklaren und. würde stch
aus, ehe es nee Bewilligung beschließe
önnte. enn er si
orwurf zuzuziehen,
isse. ben-
einmal von dem verstorbenen
ei nur ein waghalsiger Mann gewesen, der sh lands Eh und Sis heit hab der: habe in Eu Deutschlands Ehxe un erheit habe, der: habe in Europa genu A thun, um diesen Patriotismus u bewähren und pfer zu bringen, damit man unbehelligt und ruhig der
atriotismus und Sinn für
ne. Man E ja Jeden für einen - der wegen solcher Unternehmungen
niht das Geld der Steuerzahler und das Blut unserer braven Marineleute opfern wolle, man möge es mit noch so hoh erhobener Stimme thun, aber vor dem Verstand und Gewissen bestehe es nie und nimmer!
Reichskanzler Fürst von Bismarck: f errn Abgeordneten auf seine leßten Worte er-* n Sinnes ist, der nimmt nicht gerade öffent- seines Landes Partei in einer Frage, über vie e n Ange be N Deren eng mh der mit- ethé en auslan en Regierung |reHhk. i geri in den Der ean tigen, in denen wir augenblicklich mit Eng-
Und der Herr Vorredner hen, auf das Erheblichste geschädigt, und
wenn sie mißlingen, mache ih ihn dafür verantwortlich. : Le o Vorredner ist der Meinung gewésen, daß erst bei der
des Holländers, dessen Namen ih ver-
essen und den er eben nannte, -der erste Muther dieser Konzession ß es da in dem ersten Programm unserer Kolonialpolitik gelegen E auf die Sache einzugehen und die Be-
eih8angehörigen — er war kein Hollän-
der von Geburt; er spra aber vorwiegend holländisch — zu [chüßen Nun gut, wie haben sti
denn seitdem die Le ges Woermann derter dem Hrn. Abc. Richter
t dem Abg. Bamberger Unbekanntschast mit den Dingen, über Le fts hat verein und Unwissenheit in den. D
én, die
Ich bin “‘auch gar nicht im Stande,
ibm vollständig, ohne die Interessen der Betheiligten zu s en, klar zu legen, wie die Sache liegt. daß gerade diese Kolonie und ihre
ch kann ihn darauf offnungen sich in den uen Zukunft versprehend entwickelt haben,
und daß wir, wenn dies nicht der u gewesen wäre, diesen englischen
Rivalität gar niht zu befürchten ge-
Ln A MiGts, um eine SandbüWse, wie das eshildert ift, laufen
A D Nag Zams Mg a E i n, die wir mit der engl aben; da terstedt, was
haben; daß da etwas pasn für unsere
werth ist, das hätte lere Trvevilion ‘von Letolo, die im
inweisen,.