Jahre 1887/88 im Betrage von 35 962 994 Æ hinzutritt, so daß G die gefazumte für 1889/90 zum Ans gebrahte Ein- nahme f 1513894879 A beläuft, Die Ausgaben sind auf den gleihen Betrag, und zwar im Ordinarium auf 1436 402483 Æ#, im Extraordinarium auf 77492396 Æ ver- anshlagtz in leßterer Summe ift ein dem vorgedahten Verwaltungs- Übershuß von 1887/88 entsprehender Betrag enthalten, welcher zur außerordentlichen Tilgung von Staats\{ulden verwendet werden soll.
Gegenüber den Veranschlagungen für das laufende Etatsjahr ergeben die für 1889/90 grie ordentlihen Einnahmen ein „_ Mehr von 67 202 964 4, die Ausgaben im Ordinarium ein Mehr von 74 278 816 4, im Extraordinarium ein Zobgies von 28 887 142 M, mithin überhaupt ein Mehr von 103 165 958
Was die ordentlichen Einnahmen betrifft, so ist zunächst bei den
\staatlihen Betriebsverwaltungen ein aus 38 214 371 46 Mehr- und 2 684 370 „K Minderübershüssen sich ergebender Mehrübershuß von 35 530 001 Æ veranschlagt, unter Mitberücksichtigung einer Minder- ausgabe von 1043550 4 an geseßlihen Wittwen- und Waisen-
eldern, welche leßteren behufs Vereinfahung der Verrehnung fortan ür sämmtliche Verwaltungen gemeinschaftlich im Etat des Finanz-
Ministeriums ausgebracht werden sollen.
__ Von dem vorgedachten A von 35 530001 4 ent- fällt auf die Eisenbahnverwaltung ein Betrag von 34290 115 #, welcher sich ergiebt aus 54 768 155 A Mehreinnahme und 20478 040 4 Mehrauêgabe. Andererseits erwächst in Folge der Kündigung von Prioriläts-Anleihen verstaatlihter Eisenbahnen und der Aufnahme neuer Anleihen für Eisenbahnzwecke bei der Verwaltung der öffent- lihen Schuld eine Mehrausgabe an Zinsen 2c. von rund 1 928 000 4
Bei der Verwaltung der direkten Steuern ist cin Mehrübershuß von 2845 900 4 angeseßt, wobei insbesondere eine Mehreinnahme von 1392000 M bei der klassifizirten Einkommensteuer, von 700 000 4 bei der Gebäudesteuer, von 488 000 ( bei der Klafsen- steuer und von 401 000 Æ bei der Gewerbesteuer veranschlagt ist.
___ Bei der, Verwaltung für Berg-, Hütten- und Salinenwesen ift ein Mehrübershuß von 779 166 # in Ansaß gebracht, indem nament- lih die Ueberschüsse aus den staatlihen Bergwerken um 649 209 #, aus den Gemeinschaftswerken um 122 784 4 und die Bergwerks8- abgaben um 164965 4 höher, dagegen die Ueberschüsse aus den Hütten- und den Salzwerken um 27571 A bezw. 173469 M niedriger veranschlagt sind.
Bei der Forstverwaltung is ein Mehrüberschuß von 161 000 4, bei der Lotterieverwaltung ein solcher von 63 500 6 und bei dem Secehandlungs-Institut, nach der zu Grunde zu legenden Durchschnitts- berechnung ein solher von 63 000 Æ in Ansaß gebracht.
An Minderübershüssen haben véranschlaat werden müssen 2 257 200 M bei der Verwaltung der indirekten Steuern. Es kommen zwar an Mehreinnahmen namentlich 600 000 #4 bei der Stempel- steuer und 900.000 46 bei der. Erbschaftssteuer in Betracht und es ergeben sich ferner. Minderausgaben von insgesammt 895 600 M4 hauptsählih in Folge des am 15. Oktober 1888 erfolgten Anschlusses bis dahîn außerhalb der Zollgrenze belegener Landeëtheile an das Zollgebiet des Reichs; es sind aber au, und zwar im Wesentlichen theils aus dem leßtgedachten Anlasse, theils in Folge des im Entwurf. zu ‘dem Reichshaushalts-Etat für 1889/90 veranschlagten: Minderbetrages der in Preußen zur Erhebung kommenden Einnahmen an Branntweinsteuer, die Vergütungen für die für Rechnung des Reichs: zu erhebenden Zölle und Steuern um 4 772370 M niedriger als im laufenden Etat angeseßt.
Ein Minderübershuß ergiebt \ih ferner bei der Domänenverwal- tung im Betrage von 427 170 4, indem namentlich der Ertrag von Domânenvorwerken um. 160 141 Æ niedriger zu veranschlagen ist und die Einnahmen an grundherrlichen Hebungen 2c. und an Domänen- Awortisationsrenten theils in Folge von Ablösungen, theils in Folge der Ausführung. des Gesetzes vom 25. Mai 1885 wegen Aussonderung des steuerartigen; Theils aus den sogenannten \tehenden Gefällen in der Puovins Sébleswig-Holstein (Ges.-Samml. S. 170) um .175 957 4 ezw. 225 900 M geringer anzusezen sind. :
«
Der Etat der allgemeinen Finanzverwaltung weist gegen das laufende -IJahr zwar. eine, Mehreinnahme. von 9016 790 „# auf, Der Ie erf, den bezügliden Ansäßen in dem Entwurf zum Reichshaushalts-Etat für 1889/90 ensprehend, neben einem Minder- betrage von 4077 220 bei dem Antheil an dem Ertrage der Ver- brau@Wsabgabe 2c. vom Branntwéin ‘ein “Mehr von 12218 670 M bezw.-160/760 4 an UÜeberweisungen. aus dem Ertrage der Zölle und: der Tabacsteuer sowie aus dem Ertrage der Reichsstempel- abgaben - eingestellt i und indem ferner die Einnahmen des vormaligen _Staatsschaßes um - 478 300 M höher zu ver- anshlagen: . sind. Diesen Mehreinnahmen fowie den Minder- ausgaben, unter welhen der Betrag des. bisher gezahlten Ayersums für Zölle und Verbrauchsfteuern der vom Zollgebiete des Reichs ausgeschlossen gewesenen Landestheile mit 1055270 # hervorzuheben ist, stehen indessen an Mehrausgaben namentlih 4 317 355 G an Beitrag Preußens zu den Ausgaben des Reichs und 8 000/000 A “an Ueberweisuñgen: an die Kommunalverbände auf Grad des Geseßes vom 14. Mai 1885 (Geseß-Samml. S. 128) gegenüber.
Bei den eigentlichen. Staatsverwaltungen ist die Einnahme. um insgesammt 1 754 923 # höher veranshlagt; - hervorzuheben i\t eine Mehreinnahme von 1050000 # an Kosten 2c. bei der Justizo verwaltung.
Bei den Ausgaben im Ordinarium tritt außer den im Vorstehenden \{chon miterwähnten Men zunächst eine Mehrausgabe von 11101 392 X bei der Verwaltung der öffentliden Schuld hervor. Neben Mehrausgaben einerseits und Minderausgaben: andererseits für Verzinsung der. Staatsschulden: und : neben: einer Mehrausgabe von 242335 #, welche dadur entsteht, daß hier behufs der Ver- wendung zur Schuldentilgung die in dieser Höhe im Etat der all- gemeinen Finänzverwaltung nachgewiesenen Einnahmen an Rückzahlungen und Zinsen auf Staatsdarlehen als neue Ausgabeposition eingestellt
nd, kommt namentlich in Betracht der von dem etatsmäßigen Ueber- chuß der Eisenbahnverwaltung für 1889/90 nach Deckung des etats- mäßigen Ausgabebedarfs für: dasselbe Jahr noch. verfügbare, zur Tilgung von Staatsschulden- bezw. zur Verrechnung auf bewilligte Anleihen- zu verwendende Betrag von -12-000.000 4
Bei den eigentlichen Eibgaltvenvaliungen erhöht fich der Bedarf an dauernden Ausgaben um insgesammt 29087 932 H
Im - Etat des Finanz-Ministeriums beträgt die Mehrausgabe 4733 163 A Zur weiteren Erhöhung des Civilpensionsfonds sind 1825 000 A und an gesfeßlihen ittwen- und Waisengelèern 3186400 46 mehr vorgesehen, leßterer Betrag zum größten Theil in Folge ‘der {hon oben erwähnten Vereinigung dieser Ausgaben für alle. Verwaltungen auf dem Etat des Finanz-Ministeriums ; von Minderausgaben sind zu erwähnen 395237 A bei den Wiitwen- und Waisen-Verpflegungsanstalten, darunter 372 000 M4 bei dem Zushuß zur allgemeinen Wittwen-Verpflegungsanstalt in Berlin, im Wesentlichen mit. Rücksicht auf die in Aussicht ge- nommene Uebertragung. der auf Seiten dieser Anstalt gegenüber den landeëkirchlihen Geistlichen bezw. deren Wittwen bestehenden Ver- \siherungsverpflihtungen auf den Pfarr-Wittwen- und Waisenfonds fel R G Landeskirche, worüber eine besondere Vorlage er- olgén: wird.
Im Etat der Bauverwaltung is eine Mehrausgabe von 1309 254 M a darunter 1 000 000 4 zur Unterhaltung der -Binnenhâfen und Binnengewässer 2c. und 98 030 M zur Unter- haltung der Seehäfen 2c.
Bei der Verwaltung für Handel und Gewerbe sind an Mehr- ausgaben 353 474 A in Ansaß gebracht, namentlich 203 000 X für
ortbildungs\{chulen, 53 000 M fü Fachshulen und 50000 4 zur örderung des gewerblichen Unterrichts 2c.
Bei: der Justizverwältung-\sind Mehrausgaben von 67 332 A bei den Ober-Landesgerichten und von 684 911 ‘46 / bei den Land- und Amtsgerichten, vornehmlich zur Vermehrung des Personals vorgesehen
deutschen Eisenbahnen — ausschließlih Bayerns — im
bedarfs erhöht sich die tauernde Ausgabe ter Justizverwaltung um 307 700 Æ
Bei der Verwaltung des Innern A sich cine Minderausgabe von 96051 A Von Eau SR anen sind zu erwähnen 45 875 4 für das Ober-Verwaltungégericht, 104340 4 und 180920 4 für die Polizeiverwaltung in Berlin bezw. in den -Provinzen sowie rund 180 009 „G für die Landgendarmerie, von den Minderausgaben, außer denjenigen an geseßlichen Wittwen- und Waisengeldern, namentlich eine Oi von 368 863 M bei der Strafanstalts-Verwaltung.
ür die landwirthschaf\tlihe Verwaltung sind Mehrausgaben von 503 919 M angeseßt, darunter 384298 6 für Zwecke der General- Kommissionen, einschließlich 100 000 46 behufs Erhöhung des Fonds zur Gen ährung von Beihülfen zu den sogenannten Folgeeinrihtungs- kosten; fowie 145 200 (6 zur Verstärkung verschiedener Dispositions- fonds für landwirthschaftliche Zwedcke,
Bei der Gestütverwaltung ist insbesondere der Fonds zum Ankauf von Pferden um 200 000 Æ erhöht worden.
Im Etat des Ministeriums der geistlihen 2c. Angelegenheiten erhöht \sich die dauernde Ausgabe um 21 466 849 #4 Hiervon ent- fallen auf das Elementar-Unterrichtswesen 18 542 119 #4, insbesondere 16 000 000 M zur Verstärkung der Mittel zur allgemeinen Erleichte- rung der Volksschullasten und zwar 10 000 000 A zur Ergänzung des bezüglihen, im laufenden Etat nur mit dem halben Jahresbetrage ausgebrahten Fonds auf den ganzen Jahresbedarf nah Maßgabe des Gesetzes vom 14. Juni 1888 (Geseß-Samml. S. 240) und 6 000 000 A. mit Rüdsicht auf die beabsichtigte Erhöhung der nach diesem Geseß auf die Staatskasse übernommenen Beitrags- leistung zu dem Diensteinkommen der Lehrer und Lehrerinnen, worüber eine besondere Vorlage erfolgt; es sind ferner bestimmt 1030 000 4 zu erhöhten Zuschüssen für Elementarlehrer:Wittwen- und Waisen- kassen, namentli behufs der — ebenfalls einer besonderen Geseßzes- vorloge vorbehaltenen — Aufhebung der zur Zeit bei diesen Kassen zu zahlenden Mitgliederbeiträge, 300000 zur Erhöhung der Alterszulagen für Elementarlehrer und Lehrerinnen, 130000 „6 zur Verstärkung der Mittel zu Unter- stüßungen für Wittwen und Waisen von Elementarlehrern, sowie 730 000 M zur Erhöhung des Fonds zu Pensionen für Lehrer und Lehrerinnen an öffentlihen Volksshulen. Ein Mehrbetrag von 1 500 000 6 isi bei dem Fonds zur Verbesserung der äußeren Lage der Geisilihen aller Bekenntnisse ausgebraht und ein neuer Ausgabebetrag von 800 000 # in den Etat aufgenommen zur Gewährung ciner Abfindungsrente an den Pfarr-Wittwenè und Waiscnfonds der evangelischen Landeskirhe für die, wie {on oben erwähnt, von ihm zu Üübernehmenden Verbindlichkeiten der allgemeinen Wittwen-Verpflegungsanstalt gegenüber den Geistlichen der genannten Kirche, eine Angelegenheit, über welche ebenfalls eine besondere Vorlage erfclgt. Von den Mehrausgaben im Etat des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten sind ferner bestimmt 156 000 6 für die höheren Lehranstalten, 195 524 4 für Kunst und
Wissenschaft und 300 218 (6 für die Universitäten, darunter 135 000 4 behufs anderweiter Regelung und Versorgung der Relikten von Universitätslehrern.
Von den einmaligen und außerordentlihen Autgabea von zu- sammen 77 492 396 4 entfallen 17 482 940 4 auf die Betriebsver- waltungen, 35962 994 4 auf die Verwaltung der öffentlichen Schuld und 24 046 462 4 auf die -eigentlihen Staatsverwaltungen.
— Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Geseßes, betreffend die Uebertragung poli- Lees Befugnisse in den Kreisen Teltow und
ieder - Barnim sowie im Stadtkreise Char-
lottenburg an den Polizei-Präsidenten zu Berlin, zugegangen.
— Nach dem soeben erschienenen Verzeichniß der Srgones des 64 bi der Abgeordneten zählt die 0
nservätive Fraktion. F24, fie raktion des/ Centrums 98, die nationalliberale B A n/87, die freikonservative Fraktion 66, die deutsch - freisinnigë Partei 29, die Fraktion der Polen 15 Mitglieder. Keiner Fraktion gehören 12 Mitglieder an. Erledigt sind 2 Mandate (3. Köslin und 7. Arnsberg).
— Jn der Ersten und Zweiten Beilage zur-- heutigen Nummer des „Reihs- und Staats-Anzeigers“ ist eine Be- kanntmachung des Reichskanzlers abgedruckt, welche aúf Grund der Bestimmung im §. 29 der Gewerbeordnung die Namen der während des Prüfungsjahres 1887/88 von den zuständigen Centralbehörden approbirten Aerzte, Zahn- ärzte, Thierärzte und Apotheker veröffentlicht.
___— Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Dritten Beilage veröffentlihten Nachweisung über die im Monat November v. J. auf deutshen Bahnen (aus- P, der bayerischen) beförderten Züge und deren Ver)pätungen wurden al 41 Een Bahnen bezw. Bahn- neßen mit einer Gesammtbetriebslänge von 34281,15 kw befördert: A n 1a Pl 188 etten Zügen: 15 247 Courier- und Schnellzüge, 141 133 Personenzüge, 73 048 gemischte Züge und 138 141 Güterzüge; an abr ahrplanmäßigen ügen: 2188 Courier-, Schnell-, Personen- und gemischte üge und 35398 Güter-, Materialien- und Arbeitszüge. Jm anzen wurden 907 875 805 Achskilometer bewegt, von denen 238 (97 106 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Von den 229 428 fahrplan- mäßigen Courier, Schnell-, Personen- und gemischten Zügen verspäteten im Ganzen 2254 oder 0,98 Proz. (gegen 0,64 Proz. in demselben Monat des Vorjahres und 1,12 Proz. im Vormonat). Von diesen O wurden jedoch 750 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, sodaß den aufgeführten Bahnen nur 1504: Verspätungen 9 0,66 Proz.) zur Last fallen n 0,70 Proz. im Vormonat). n ehe Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleih zu ziehenden Bahnen von 214 630 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen- beförderung 911 oder 0,42 Proz., mithin 0,24 Proz. weniger. Jn Folge er Verspätungen wurden 1258 Anschlüsse versäumt egen 670 in demselben Monat des Vorjahres und 1222 im ormonat). Bei & Bahnen sind Zugverspätungen und bei 8 Bahnen Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. Jn der Nachweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen- Zug- verspätungen vorkamen, nach der Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der auf je eine Verspätung ent- fallenden Züge und Achskilometer geordnet; dana nehmen die Main-Nedlar-Eisenbahn, die Ostpreußishe Südbahn und die Unterelbesche E aaN die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nah. der Zahl der Ver- spätungen nach der Zahl der Anshlußversäumnisse bestimmt, jo treten die Main-Neckar-Eisenbahn, die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn- Direktion (linksrheinische) zu Köln und die Hessische Ludwigsbahn. an die ungünstigsten. Stellen.
— Nath der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellte in der Vierten Beilage veröffentlichten Nachweisung der au}.
Monat November v. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit
Ganzen zu verzeihnen: 4 Entgleisungen und 6 Zusammen-
und soll ferner der Gebäude: Unterhaltungsfonds um 300 000 4 ver- stärkt werden. Nach Abrehnung anderweit. sh ergebenden Minder-
werken, Feuer im Zuge, Mlelerpigsionen und andere Ereignisse beim Eisenbahnbetriebe, sofern bei leßteren Personen getödtet oder verleßt worden E Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden , 146 Ner sonen res sowie 38 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 108 unerheblih beschädigt. Von den beförderten Reisenden wurden 3 getödtet und 8 verlegt, und zwar entfallen je eine Tödtung auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktionen zu Bromberg, zu Magdeburg und zu Berlin, 4 Verlegungen aufdieSchleswig-Holsteinische Marshbahn, 2 Verleßungen auf die Königlih württembergischen Staats- eisenbahnen und je 1 Verlegung auf die Verwaltun e der Königlichen Eisenbahn-Direktionen zu Erfurt und zu Berlin ; von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst wurden beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 32 getödtet und 71 verleßt, von Steuer- u. \. w. Beamten 1 verlegt, von fremden Personen (eins{hließlih der niht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 22 getödtet und 9 verlegt. Außerdem wurden bei ligen Met ungen 6 Beamte verleßt. Von den sämmtlichen Unjällen beim Eisenbahnbetriebe entfallen auf A, Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 30 727,81 km Betriebs- länge und 867 900 136 geförderten Achskilometern) 181 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktionen zu Breslau (27), zu Köln (rehtsrheinish) (24) und zu Elberfeld (18); verhältniß- mäßig, d. h. unter Berücssihtigung der geförderten Achs- filometer und der im Betriebe gewesenen Längen, sind auf der Ronialiden Eilenbelin und in den Verwaltungsbezirken der Königlichen Eisenbahn-Direktionen zu Elberfeld und zu Köln (rehtsrheinish) die meisten Unfälle vorgekommen. B, Größere Privatbahnen — mit je über 150 km Betriebslänge — (bei zusammen 1802,64 km Betriebslänge und 27919501 geförderten Achskilometern) 8 Fälle, und Me auf die Hessishe Ludwigsbahn 6 Fälle, auf die Werra- ahn 1 Fall und auf die Schleswig-Holsteinishe Marshbahn 1 Fall. C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 150 km Betriebslänge — (bei zusammen 165882 km Betriebslänge und 12056 168 geförderten Achskilometern) 3 Fälle, und zwar auf die Westholsteinishe, auf die Lübeck- 1 R und auf die Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn je all.
— Die bloße Betheiligung an einer Schlägerei, durch welhe der Tod eines Menschen oder eine schwere Körperverleßung verursaht worden (§8. 227 Str.-G.-B.), ist nah einem Urtheil des Reihsgerihts, II. Strafsenats, vom 6. November v. J., nur dann strafbar, wenn dem Be- \huldigten nachgewiesen wird, daß seine Betheiligung keine unvershuldete gewesen sei.
— Die Kaiserlihen Botschafter in Wien und St. Peters- burg, Leut Reuß und von Schweiniß, haben fih behufs Theilnahme an dem, am 18. d. M. stattfindenden Kapitel des Schwarzen Adler-Ordens nach Berlin begeben. Während der Abwesenheit derselben von ihren Posten fungiren die ersten Sekretäre, Legations-Räthe. Graf von Mont s- und Graf von Pourtalès, als Geschäftsträger.
— Das „Marine-Ver.-Bl.“ veröffentlicht folgende Nach- rihten über Aae gunden (das Datum: vor dem Orte bedeutet Ankunst daselbst, nach- dem Ortè- Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“. Lebte Nachricht aus Apia vom 28/12. 88. (Poststation: Apia [Samoa-ZJnseln].) — S. M:Knbt. „Eber“ 22./11. 88 Apia. (Pofitstatión: Apia [Samoa-Jnseln].) — S. M. Kreuzer „Habicht“ 18./10. 88 Kamerun — Lehte Nachricht von“ dort vom 26./11. 88. (Poststation: Kapstadt.) — S. M. Knbt. „Hyäne“ 1./12. 88 Freetown [Sierra Leone] 10./12. 88. (Poststation: Kamerun.) — S. M. Knbt. „Zltis“ 6,/10, 88 Tientsin. — Legte Na@hricht von dort vom 28./11. 88, (Poststation : Hongkong.) — S. M. Fhrzg. „Loreley“ 18./12, 88. Konstantinopel (Post- station: Konstantinopel.) — S. M. Kreuzer „Möwe“ Zan- zibar. (Poststation: Zanzibar.) — S. M. S. „Nirxe“ 4./1. Kingstown (JFnsel St. Vincent) 11./2. (Poststation: bis 22./1, St. Vincent [Kingstown], vom 23./1. ab Dominica [Prinz Ruperts. Bay] Westindien). — S. M. S. „Olga“ 14./12. 88 Apia. (Poststation : Apia [Samoa-Jnseln].) — S. a Knbt. „Wolf“ 5,/12, 88 Canton. — 7./1. Hongkong. (Poststation: Hongkong.) — Kreuzergeschwader: S. M. S. Leipzig“ (Flagasih), „Sophie“, „Carola“ S. M. Krzr. „Schwalbe“ 31./12. 88 Zanzibar. „Pfeil“ 4,/1. Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.) — Schul- geshwader: S. M. S. „Stosh“ (Flagg\schiff), „Charlotte“, „Gneisenau“, „Moltke“ 9./12, 88 Smyrna 2./1. — 3./1. Samos -4,/1, — 10./1, Jaffa 12./1. — 13./1. Aléxandria 18./1. (Poststation : Malta.)
Württemberg. Stuttgart, 15. Januar. (St.-A. f. W.) Nach einer vorläufigen Zusammenstellung wurden bei den Wahlen vom 9. Januar im ganzen Königreich zusam- men 245000 Stimmen abgegeben, abgesehen von den zersplitterten Stimmen. Davon fielen auf die deutsche und die Landespartei 157000, auf die Volkspartei , und die Linke 77000, auf die fozialdemokratische Futei 10 000 Stimmen. Auf die beiden ersten Parteien elen somit 64 Proz., auf die beiden: Linken 31,4 Proz, auf die Sozialisten 4 Proz. der abgegebenen Stimmen. Jene 157 000 Stimmen vertheilen sich nah einer vorläufigen Ab- zählung auf 90500 für die deutsche, 66 500- für die Landes- partei abgegebene Stimmen. Jene 77 000 zerfallen in 37000 Stimmen der Volkspartei und 40 000 der Linken.
Sachsen - Weimar - Eisenah. Weimar, 16. Januar. (Weim. Ztg.) Der ärztlihe Bericht über das Befinden der Erbgroßherzogin, vom 16. Januar, lautet :
„Ruhiger Schlaf. Temperatur normal, Puls- 88. . Gutes Allge- meinbefinden, Engelhardt.“
Anhalt. Dessau, 16. Januar. (Anh. St.-A.) Der
Landtag des Herzogthums ist auf den 5. Februar nah Dessau einberufen worden.
Sachsen - Coburg - Gotha. Coburg, 15. Januar.
N. A, Z.) Der neugewählte Laudtag des Herzogthums
oburg: ist auf den 21, Januar berufen, um einige dringliche Angelegenheiten zu erledigen.
Zanzibar. S. M. Av.
Oesterreich-Ungarn. Pest, 16. Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Konferenz der liberalen Paltei wurde
Ausschluß der einen vorgekommenen Un fälle waren im
stöße auf freier Bahn, 25 Entgleisungen und 17 Zusammenstöße- in Stationen und 140 sonstige Unfälle (Ueberfahren von-Fuhr-
das Wehrgeseg besprochen. Eine größere Debatte entspann sich" bei dem §. 14, betreffend die Lellung des Rekruten-
” lontingents.
Julius Horvath erklärte: falls in das Gese eine Pr isirende Klaujel niht aufgenommen werden sollte, mmen zu müssen. Der Minister-Präsident von Tis a bedauerte, den Vorredner nicht beruhigen zu können, und aflárte auf das Entschiedenste, daß, falls der 8. 14 nit unverändert angenommen werden sollte, die Regierung ab- danken beabsichtige. Er überlasse jedem Parteimitgliede eine Meinungsfreiheit ‘und wünsche, die Angelegenheit nicht x Parteifrage zu machen. Jndeß habe die Regierung nichts gegen einzuwenden, daß eine solhe Interpretation des 14, welche besage, daß derselbe ‘keine Aenderung des b.seges von 1868 involvire, in das Protokoll des Hauses ausgenommen werde. Die liberale Partei beschloß einstimmig, orvath ausgenommen, die unveränderte Annahme des aragraphen und gab der Regierung gegenüber ihrem unbe- dingten Vertrauen Ausdruck…, indem sie zugleich die von v. Tisza vorgeshlagene Aufnahme in das Protokoll acceptirte.
Großbritannien und Jrland. London, 16. Januar. (A. C.) Die amtliche „London Gazette“ meldet die Ernennung des Majors C. M. Mac Donald zum britischen Kom- missár an der Westküste Afrikas.
‘ — 16. Januar. (W. T. B.) Das „Reuter' sche Yureau“ erhielt den Text eines Briefes Stanley’ s an den Scheikh Ben Mohamed, datirt den 17. August aus Yoma of Banalya, in welchem derselbe seine Ankunst daselbst mit 200 Leuten Emin Pascha's anzeigt. i
— 16. Januar. (W. T. B.) (Ausführlichere Meldung.) Der von Stanley unter dem 17. August aus Boma 0f Yanalya bekannt gewordene Brief ist an den in Europa unter dem Namen Tippo Tip bekannten Scheikh gerichtet. Stanley theilt in demselben mit: Er habe Emin Pascha vor §89 Tagen am Nyanza-See verlassen, habe auf dem ganzen Mege nur drei Leute verloren und den Weißen, welchen er suchte, efunden. Emin habe Elfenbein im Ueberfluß und auch zahlreiches Vieh. Emin's Freigebigkeit sei unübertrefflih. Er habe Emin's Soldaten empfohlen, ih einige Monate zu gedulden, bis er (Stanley) zurückäme und anderen Leuten, welhe er in Yambunga zurückgelassen hätte, Waaren gebracht habe. Als- dann erkundigt sich Stanley nah Tippo Tip's Befinden und überläßt es demselben, ihn auf dem Marsche nah Yambunga, wohin er sich am 28. August begeben werde, zu begleiten oder niht. Alle seine Weißen befänden sich wohl, er habe sie aber sämmtlich, außer einem Diener, zurücgelassen.
Rußland und Polen. Moskau, 16. Januar. (W. T. B.) Ler Gesandte am persischen Hofe, Fürst Dolgoruki, hat heute seine Rückreise nah Teheran angetreten.
Niederlande. Shloß Loo, 16. Januar. (W. T. B.) Das Befinden des Königs war den ganzen Tag verhält- nißmäßig günstig. Am Nachmittage verbrachte der König längere Zeit außerhalb des Betltes.
— 17. Januar. (W. T. B.) Das heute ausgegebene offizielle Bulletin lautet: „Der König hat eine weniger ruhige Nacht gehabt ; im Uebrigen ist das Befinden unverändert.
Afrika. Kairo, 15. Januar. (R. B.) Aus Wadi Halfa ging heute die Bestätigung der Meldung ein, daß Mohamed El-Khair, der mahdistishe Gouverneur, und Walad-el-Njumi, der Anführer der Derwische, in Folge der Niederlagen der Mahdisten in den Aequatorial- O ien am Abmar)ch von’/Berber nah dem oberen Nil ver- hindert wurden. i 4
— Aus Zanzibar, vom -16. Januar, wird „W. T. B. gemeldet: Die katholishe Missionsstation bei Pugu is am 13. d. M. von Rebellen überfallen, und es sind zwei Brüder und eine Schwester ermordet, drei Brüdèr und eine Schwester anges genommen worden. Einem Bruder ist es gelungen, s durch die Flucht zu retten.
“ Heitungsstimmen.
Der „Schwäbische MerkUür“ äußert:
Mit Befriedigung wird man in ganz Deutschland, so gut außer- halb wie innerhalb der preußishen Grenzen, die Versicherung ver- nehmen, welche der Kaiser in der obigen preußischen Landtags-Thron- rede über den guten Stand des Friedens abgegeben hat. Es ist wahr, was ein Berliner Blatt sagt : Die Versiherung kann nit oft genug wiederholt werden; man hört sie immer wieder gern. Noch erfreu- liher wäre es freilih, wenn sie gar nicht und nicht immer wieder abgegeben zu werden branhte; wenn wir den Bestand des Friedens als etwas Selbstverständlihes betrahten dürften; wenn wir niht gerade dur die wiederholte seierlihe Versicherung stets aufs Neue gemahnt würden, daß dieses unser werthvollstes zeitlicbes Gut in fortwährender Gefahr — nicht durch unsere Schuld — ist, Wir wissen, welche Anstrengungen, besonders in den leßten Jahren, es gekostet, dasselbe uns zu erhalten. Wir danken dem Kaiser, daß er dazu sein Bestes gethan; er, der mehr als einmal versucht sein mohte, im Gefühl der eigenen jugendlihen Kraft und Frische, im Hinblick auf das glänzende Heer, an dessen Spiße er so gern über das Feld hinstürmt, in den Knoten zu hauen, der sich um uns zu- fammenzushnüren droht. Wir danken für eben dasselbe dem leitenden Staatsmann, der, wenn es galt, im Andrang der Eindrücke aus einer eindseligen Welt Gefühle zu unterdrücken, dem kalten Verstand die
berhaud zu lassen, klug zu rechnen, Ueber Andere als ich selbst hineinfallen zu lassen, ein langes Leben hindurh das glänzendste Beispiel gegeben hat. So is bisher das Slwere gelungen, und so möge es ferner glüden, und es möge dem deutschen Volk beschieden seia, noch lange unter dem Sup des riedens Werke des Friedens zu vollführen, wie jeßt dem preußischen olk in der Thronrede neben der Versicherung des ate ein anes Programm friedlicher Arbeit vorgelegt wird. Verbesserung der age der ersten Wohlthäter des Volks unter den Dienern des Staats und der Gemeinde, der Geistlihen und der Lchrer, das ist wirklich tine echte Friedensaufgabe und ‘hat den Beifall verdient, den die Abgeordneten im Weißen Saale dafür gespendet haben. Zuglei ist ein Stück von praktishem Parlamentarismus in diesen Vorlagen egeben: Sie enthalten ganz unmittelbar die Bejriedigung von
ünschen, welche der leßte preußishe Landtag ausgesprochen hat.
ir erinnern, daß damals zum Etat von beiden Häusern der Antrag Mithof angenommen- worden ist, den Etatstitel Kap. 124 Tit. 5 zur Besoldung der Geistlichen aller Bekenntnisse im nâ(sten Jahre so zu bemessen, daß das Mindesteinkommen allgemein in zweckmäßig abgestuften Zwischenräumen nah 2jähriger Dienstzeit bei evangelishen Geistlichen auf 3600 #, bei katholishen Geistlichen auf 2400 «A steigt. Sodann ist bei Gelegenheit des Scullasten- eseßes der vom Abg. von Zedliß in der Kommission gestellte Antrag, von 1889/90 die Alterszulagen der Lehrer in drei Stufen mit 100, 200 und 300 4 nach 10-, 20- und 30jähriger Dienstzeit zu gewähren und sie und ‘das Lehrerbesoldungswesen überhaupt fesevlih zu fixiren, angenommen worden. Dazu wurde der Erlaß er Hinterbliebenenbeiträge für die Lehrer vom} Abgeordneten- ause als eine ganz dein liche orderung bezeihnet. Die egierung ist nun, wie man sieht, den Wünschen des Landtages nas (elommen. Daß sie dabei auf die günstigen Einnahmeverhältnisse
des Staats und, was noch wichtiger, auf die gebesserte wirthschaft- liche Lage des Volks \ih beziehen konnte, wird man auch bei uns gern vernehmen. E ist ein so wichtiger und fo großer Theil des deutshen Staatswesens, daß man im ganzen Reich si mitzu- freuen Grund hat, wenn in so feierliher Weise ein gutes Zeugniß über sein wirth\chaftlihes Befinden abgereg! wird. Und den günstigen Berichten über die Besserung der inneren Lage im Norden des Vater- landes \chließen sich ia gleich gute aus unserem Süden an. . Möge nur die Sonne des Friedens fortfahren, so, wie uns darauf Hoffnung gemacht wird, beständig auf die Werke des Friedens zu seinen!
— Jn der alleshen Zeitung“ lesen wir:
Der Mata eitun vom 15. d. hatte man schon aus dem Grunde, weil das Erscheinen des Reichskanzlers Fürsten Bismark in Aussicht gestellt war, mit einer gewissen Spannung entgegengesehen und hatte man vielfach geglaubt, es würde zu Auseinanderseßungen allgemein politisher Natur fommen. Jedoch bot dazu dies-. mal die Berathung des Auswärtigen Etats wenig Gelegen- heit, es wurde heute die allgemeine Politik nur gestreift. Die Hauptdebatte, in welhe der Reichskanzler persönlich mehrfach ein rif, entspann sih über die Kolonialpolitik ; dieselbe konnte aber [chon deshalb feine größere Ausdehnung nehmen und keine weitgreifenden Gesichtspunkte behandeln, weil der Reichskanzler von vornherein darauf verwies, daß er die Politik der Reichsregierung auf diesem Gebiete bei einer anderen Gelegenheit, bei der Berathung über die bereits eingebrahte, oder doch in allerkürzester Frist an den Bundesrath zu bringende ostafrikanishe Vorlage darlegen würde. Die Diskussion, welche demgemäß mehr die Parteien des Hauses unter si führten, erstreckte sich namentlich auf zwei Punkte, auf den Sklavenhandel und die Branntweinfrage. Auf den ersteren ging auch der Reichskanzler mit wenigen Worten ein, indem er darauf E daß er es nit für rihtig halte, in dieser Frage ei der Freilafsung der außerhalb unserer Gebiete befind» lichen Sklaven, sondern dabei zu beginnen, daß wir nah Möglichkeit verhindern, daß noch mehr freie Leute in Afrika zu Sklaven gemacht werden. Damit ist ein Unterschied gemat, der von großer Bedeutung ist. Die Reichsregierung ist sich bewußt, daß eine Frage wie die Befreiung der afrikanishen Sklaven nit von heute auf morgen zu lösen ist, und stellt deshalb diese Frage erst in die zweite Linie, ihr kommt es zunächst darauf an, den Sklavenhandel zu unterdrücken. Darauf werden also zunächst die deutshen Anstrengungen gerichtet sein. Was die Frage des Branntweinl;andels nah den afrikanischen Küstengebieten betrifft, so wurde Seitens des Abg. Woermann darauf verwiesen, daß eine Einschränkung oder eine Beseitigung desselben nur mögli sei, wenn internationale Abmachungen darüber getroffen würden. So wie die Sachen jeßt lägen, wäre eine etwa deutscher- feits allein gegen den Branntweinhandel getroffene Maßnahme lediglich von der Wirkung, dem deutshen Geschäft die Einnahmen aus diesem Handelszweige zu entziehen. Der Handel würde ruhig weiter getrieben werden, nur daß andere Nationen ihn dann in die Hand nehmen würden. Bei diesen Betrachtungen machte übrigens Hr. Woermann die gewiß interessante Bemerkung, daß die Engländer große Quantitäten von Spiritus aus Deutschland über Hamburg be- zögen, um ihn dann in den afrikanishen Gebieten abzuseßen. Zu irgend welchen praktishen Resultaten konnte, wie hon angedeutet, die De- batte indessen nit führen, weil der Standpunkt der Reichsregierung erst bei einer späteren Verhandlung dargelegt werden wird. Nur übec einen Punkt wurde Klarheit gesha|en, und das ist die Unwissenheit des Abgeordneten Richter in kolonialpolitishen Dingen. Herr Richter nimmt es \sich nämlich heraus, sowohl in seiner Zeitung, als auch im Parlament bei jeder Gelegenheit die deutsche Kolonial- politik in gehässigster Weise darzustellen, heute wurde ihm vom Ab- geordneten Woermann Punkt für Punkt nachgewiesen, daß er über die afrikanishen Verhältnisse niht die geringsten Kenntnisse besißt. Daß daraus der freisinnige Partei-Chef indessen eine Lehre ziehen wird, ist nit zu erwarten. Er fühlt ih berufen, wie in der allge- meinen Politik, so auh in der Kolonialpolitik Opposition zu machen, und wird dies auch weiter thun. Daran ist nicht zu zweifeln. Der Reichskanzler aber hat heute das Gebahren dieser Presse, wie es namentlich in den leßten Monaten in die Erscheinung getreten ist, mit wenigen kurzen, aber treffenden Worten gekennzeihnet. Gewiß, so sagte der Reichskanzler, sei er der Meinung, daß Deutschland eine freie und unabhängige Presse brauhe, er aber halte die freisinnige Presse nit für unabhängig und werfe ihr vor, daß. sie die Wahrheit nicht sage. Das ist die Meinung aller Vaterlandsfreunde, und wenn Hr. Richter beute der nationalen Preffe den Vorwurf machte, sie wolle den Chauvinismus groß ziehen, so müssen wir sagen, daß ein solher Chauvinismus uns tausendmal lieber ist, als das antinationale, unpatriotishe Treiben der Freisinnsorgane, welche sih nicht scheuen, ihrer Freude Ausdruck zu geben, wenn den deutschen Bestrebungen irgendwo ein Hinderniß si in den Weg [tellt oder Deutsche von irgend einem Unglück betroffen werden. In dieser unserer Ansiht wird uns auch die „Mißachtung aller anständigen Leute des In- und Anslandes“, welche Hr, Richter für die gesammte nicht freisinnige Presse in Aussicht stellte, nicht wankend machen. Vorläufig würden wir uns allerdings {hon freuen, wenn nur das Nationalitätsgefühl im deutschen Volke so ausgebildet wäre, wie bei anderen Völkern.
— Die „Landes-Zeitung fürElsaß-Lothringen“
sagt : i 4 Dem Bundesrath ist der Entwurf eines Geseßes für Elsaß- Lothringen, betreffend die Erbschaftésteuer, zugegangen. Durch diesen Entwurf wird eine Aenderung der Veranlagung der Erbschaftsstruer in der Richtung erstrebt, s künftighin die Steuer lediglih von dem Betrag, um welchen die Erben durh die Erbschaft bereichert werden, erhoben werden soll. Nach der gegen in Elsaß-Lothringen eltenden Geseßgebung kommt für die Bemessung der“ Erb- haftssteuer der erth der einzelnen zum achlaß ge- hörigen Vermögensstücke ohne Rüdctsiht auf dîe mit den- elben verbundenen Schulden und Lasten in Betracht. Hieraus olgt; daß ein Grundstück die gleihe Abgabe zu tragen hat, ob der Erbe mit dem Eigenthum einen dem Werthe des- selben gleihkommenden oder einen hinter dem Werthe zurübleibenden Betrag an Schulden oder überhaupt keinerlei Lasten übernimmt. Benachtheiligt werden hierdurch hauptsählich die wirthscaftlih weniger Leistungbfähigen. Denn einen je größeren Theil der Aktiven die Passiva darstellen, um so höher ist der Prozentsaß des Rein- vermögens, welchen die lediglich nah den Aktiven bemestene Steuer in Anspru nimmt. Es kommt nicht selten vor, daß die Abgabe das ganze nah der Liquidation der Masse verbleibende Vermögen aufzehrt, daß sogar die Erben, welche für die Steuer über den Betrag des dur die Erbschaft Erlangten persönlich haften, diese Steuer aus ihrem eigenen Vermögen entrihtèn müssen, weil sie aus Mas oder aus Unkenntniß der Verhältnisse niht auf die shulden- elastete Erbschaft verzihtet haben, Durch die jepige Nichtberück- sihtiguna der Schulden wird hauptsächlih {wer der Grundbesiß enahtheiligt, denn gerade hier wird oft ein großer Theil des Werthes dur Kaufpreisreste, Theilungsherausgaben, hypothekarishe Darlehen u. \. w. in Anspru genonmen. Durch die in dem neuen Geseß- entwurf vorgeschlagene Einführung dec Bereicherungsfteuer an Stelle der bisherigen N Ae, d. h, durch die Gestattung des Schuldenabzugs bei der Erbschaftssteuer, wird daber in erster Linie M E Nes eine sehr wesentlihe Steuererleihterung zu eil werden. Die Gesetzesvorlage wird in den weitesten Kreisen des Landes mit Freuden begrüßt werden. L teben dex Gestattung des Schuldenabzugs ist aus den Bestim- mungen des Entwurfs noch besonders hervorzuheben, daß künftighin bei gleihzeitigem Uebergang von Nuznießung und bloßem Eigen- thumsrechte desfelben Vermögens an verschiedene Personen der Er- werber des Eigenthums nicht mchr die Steuer sofort nah dem Werthe des vollen Eigenthums zu entrichten hat; er hat vielmehr die
Wahl, ob er dieselbe fogleih und zwar nach dem Werthe, welchen
das Eigenthumsreht unter Berücksichtigung des Alters des Nuy- nießers t Zeit des Todes des Erblassers besigt, entrihten oder ob er die Zahlung bis zur Beendigung des nießungsrechts ver- lieren will, Ge leßteren Falle er dann das volle Eigenthum u versteuern hat.
j Der gegenwärtig geltende Erbschaftssteuertarif wird dur den Entwurf in keiner Weise berührt, Es bleiben also die bisherigen Steuersäße nah wie vor in Kraft. Jedoch sollen ganz kleine be schaften an dem Erblasser nahestehende Personen, nämli Erbschaften - der Kinder und Ehegatten, welhe 1000 # für den einzelnen Kinder- stamm oder den Ehegatten niht übersteigen, ferner Vermächtnisse an Dienstboten unter 500 # von der Steuer überhaupt befreit sein. Die gleiche Begünstigung soll Vermächtnissen zu Gunsten einer deutsÉen öfentlihen Armenverwaltung oder zur Verwendung für Arme und Kranke unter 1000 M4 zu Theil werden. :
Der Ausfall, welcher dur diese Steuererleihterungen an dem Er- trage des Enegistrements entstehen wird, findet seinen Ausgleih dur eine bessere Regelung des Deklarationsverfahrens bezüglich der steuer- pflihtigen Erbshafstsmasse, durch welche eine größere Garantie gegen Steuerhinterziehungen gegeben werden foll. Der Entwurf {ließt ih im Wesentlichen den in den übrigen deutshen Staaten bestehenden Erbschafts\steuergeseßen an.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Porträt Sr. Majestät Kaiser Wilhelm's Il. nah dem Gemälde des Professors von Angeli (Wien). Drucke vor der Schrift 15 #4, Drucke mit der Schrift 10 (6 Berlin, Verlag von Max Pash. — Das Brustbild Kaiser Wilhelm's Il, welhes Professor von Angeli in Wien gemalt hat, ist in einer sehr gelungenen Wiedergabe im Verlage von Max Pasch: in Berlin erschienen. (Pápiergröße 50:68 cm, Plattengröße 25:38 ecm) Der ent- \hlossene Ausdruck des kraftvollen Kopfes ist durch den flaren und freundlihen Blick der Augen gemildert, und alle jene interessanten Fälthen und Muskel-Erhebungen an Stirn und Wangen, welche jedem Männerfopf Charakter verleihen, sind mit vollendeter Treue wiedergegeben, während sie auf zahl- reihen photographischen Aufnahmen durch die Hand „verbessernder Retouheure“ getilgt wurden. Cin sehr eigenthümliches Korn, welches, entsprehend der Bedeutung der einzelnen Theile in der Kleidung gröber, im Gesicht feiner erscheint, verleiht dem Bild die Weichheit einer Kohle- oder Kreidezeihnung, während die Schärfe und Sicher- heit, mit welcher die Töne gegeneinander abgeseßt sind, mit phots- graphisher Wiedergabe wetteifern. Die Ee es B der Platte er- folgte, wie wir höôren, unter ständiger Aufsicht des Prof. von Angeli, dessen Namenszug ih als Kennzeichen seiner Billigung auf dem Bilde befindet. Das Bild dürfte vermöge seines vornehm künstlerischen Charakters des Beifalls der Kunstfreunde gewiß . sein. — Das Blatt ist durch jede Buch- und Kunsthandlung zu beziehen.
Land- und Forftwirthschaft.
Nachtrag
zu den Mittheilungen über den gegenwärtigen Stand der Saaten in der preußishen Monarchie.
Provinz Ostpreußen. /
Reg-Bez. Königsberg: Die jungen Saaten sind dur den im November stattgefundenen Frost sehr benachtheiligt worden, nur der milden Witterung, welche diesem Froste folgte, ist es zu danken, daß die Saaten sich derart erholt und ent- wickelt haben, daß ein Ueberstehen des Winters zu hoffen ist. Auch die Vorbereitung der Felder zur nächsten Frü E bestellung hat während dieser Zeit in genügendem Maße be- wirkt werden können. :
Provinz Pommern. ; i
Reg.-Bez. Stralsund: Bei der“ in der zweiten Hälfte des November eingetretenen und mit wenigen Ausnahmen auch den Dezember hindurch anhaltenden, außergewöhnlich | milden Witterung haben die Saaten sih derart entwickelt und bestaudet, daß deren Stand im Allgemeinen jet be- friedigt. i j \
Reg.-Bez. Köslin: Die Saaten haben sih bei der ge- linden Witterung sehr erholt, zeigen fast durhweg ein üppiges Grün und berechtigen zu den besten Hoffnungen. Rübsen und Klee hahen sih gleihfalls gut entwickelt.
Provinz Schlesien. :
Reg.-Bez. Breslau: Die Saaten sind zwar in Folge des Novemberfrostes im Wachsthum noch etwas zurückgeblieben, haben aber ein gesundes Aussehen. Der son einige Zeit andauernde Frost ohne Schneedecke kann allerdings den Saaten gefährlih werden. | :
Rea.-Bez. Liegniß: Die Bestellung der Wintersaaten hat im Allgemeinen bei günstiger Witterung rechtzeitig beendet werden können und sind die Saaten durchschnittlih gut in den Winter gekommen. y j
Provinz Schleswig- Holstein.
Wegen der verspäteten Ernte konnte die Bestellung der Wintersaaten erst \pät vorgenommen werden. Der Stand der Saaten war, im Vergleich zu früheren Jahren, anang recht mäßig günstig. Am Schluß des Jahres scheint indeß, rhr der Witterung, eine Wendung zum Besseren eingetreten zu sein.
Provinz Hannover. : :
Reg.-Bez. Hannover: Soweit Nachrichten vorliegen, is der vor dem ersten Frost gesäete Weizen befriedigend auf- gegangen. Die Aussaat des leßten Weizens hat sih in Folge des frühen Frostes und des nachfolgenden Regenwetters sehr verspätet und ist derselbe daher in der Entwickelung zurückgeblieben. Der im September gesäete Roggen hat sich von vornherein gut entwidckelt und steht kräftig. Die Mittelsaaten — im Okto bestellt, entwickelten ih en des kalten Wetters langsam, aber nachher besser, so daß der Stand dieser Saaten jept auch befriedigt. Von dem spät gesäeten Roggen gilt dasse be, was von dem späten Weizen gesagt ist. Jn den Rüben- gegenden war aber die Roggensaat meistens vor dem ersten Frost \{on vollendet. Der junge Klee ist gut aufgegangen.
Rheinprovinz. i
: Reg.-Bez. Düsseldorf: Die Bestellung der Wintersaaten konnte in der besten und gründlihsten Weise vor sih gehen auch haben si die jungen Saaten schon kräftig bestockt. Auch von Mäuse- und Schneckenfraß sind die Felder verschont ge- blieben und scheint die Stockwurm-Jnfektion, welche vor
bis sechs Jahren in den Kreisen Kleve, Mülheim und en zu vielen Klagen Anlaß bot, ziemlih ausgerottet.
Reg.-Bez. Trier: Jn Folge der nassen Witterung des verflossenen Sommers hat die Bestellung der Wintersaaten ih verzögert. Die jungen Pflanzen ha en ih Hane: un : pát und Anfangs nur spärlih entwickelt. Der feuchte und milde November hat aber auf ire Weiterentwick g e günstig eingewirkt, daß dieselben sih durchgehends stark best: e ies der Saatenstand als ein recht günstiger bezeichnet werden kann.