1889 / 16 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 18 Jan 1889 18:00:01 GMT) scan diff

erto haft, der tüchtigen Regie allein wäre es zu wünschen, daß Mühe belohnt sähe.

Wallner- Theater findet heute Abend die hundertste

Aufführung der beiden Lustspiele „Der dritte Kopf“ und Madame Bonivard* statt, welche noch jeyt eine so große An- ziehungskraft ausüben, daß Hr. Direktor Hasemann die Jubiläums- vorstellu um Besten des von ihm zu gründenden Wallner- Theater- enfionsfonds stattfinden ln und auf eine große Einnahme für diesen guten Zweck renen kann. Es verdient bei dieser Gelegenheit aufs Neue anerkennend hervorgehoben zu werden, daß neben der vor- trefflihen Regie und dem unermüdlichen Streben der künftlerishen Kräfte des Wallner-Theaters dieser Erfolg und die fortdauernde Zug- Fraft der beiden heiteren Stücke in. erster Linie zu danken ist: eine Thatsache, die um so schwerer wiegt, wenn man bedenkt, daß die Hauptdarsteller, wie Fr. Anna Schramm in der Gestalt der köstlihen Madame Bonivard, Frl. von Hausen, sowie die Herren Guthery, Meißner, Alexander, Gimnig, Kurz und Woeorliysch an allen hundert Abenden ihre volle Kraft gesent haben, um das Publikum zu erheitern und zu ergößen, Es bleibt zu wünschen, daß der Direktion auch zukünftig so wgrastige Stücke zur Verfügung stehen mögen, in welchen das vortrefflihe Ensemble des Wallner-Theaters neue und gleih durchs{lagende Erfolge zu erzielen

vermag.

i Belle - Alliance- Theater. Da das Personal des Belle- Alliance-Theaters am 23. d. M. ‘eine längere Gastspiel-Rundreise an- tritt, so findet morgen, Sonnabend, die E diesjährige Kinder- vorstellung zu bedeutend ermäßigten Preisen statt. Zur Aufführung Fommt wieder die reizende Komödie „Die Heinzelmännhen.“ Die „Münchener“, die am 24. d. M. ihr Gastspiel beginnen, werden die Eintrittspreise des Belle-Alliance-Theaters ohne Erhöhung beibehalten. (Fauteuil 2 A 50 S und Parket 2 46)

Adolph - Ernst -Theater. „Die drei Grazien“ erhalten fi in der Gunst des Publikums. Noch immer ist das Haus Werk- tags gut besuht und Sonntags ausverkauft. Gleichwohl muß die Direktion, kontraktlichen Verpflichtungen gehorhend, nunmehr an die Aufführung der neuen Jacobsohn-Ely'shen Gefangsposse „Die junge Garde* gehen, die schon zu Weihnahten das Lampenlicht hätte er- blicken sollen, mit Einwilligung der Autoren aber bis in die zweite Hälfte des Januar zurückgestelt wurde. „Die drei Grazien“ treten jeßt also in die leßte Woche ihrer Aufführungen. 1

Concertha us. Morgen, Sonnabend, wird Frl. Sofia Monté die Pagen-Arie aus der Oper „Figaro's Hochzeit“ von Mozart, Hr. Lebrecht das Andante aus dem 3. Akt der Oper „Troubadour“ von Verdi, Fr. Betty Waibel und Hr. Bartezky das Duett aus den „Hugenotten“ von Meyerbeer singen. Das Programm enthält ferner die Ouverturen zu „Euryante“ von Weber, „Figaro's Hochzeit“ von Mozart, die Ballet-Musik aus der Oper „Rienzi“ von Wagner 2c.

| A S d Hr. Löwenfeld. Ob fie Dlivia* fd chen E vecie Falten ditrite, cribeint sehr ihre

Mannigfaltiges.

Preußische Klasfenlotterie. Ohne Gewähr.)

Bei der gestern fortgeseßten c der 4. Klasse 179. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Mng u

1 Gewinn von 15 6 auf Nr. 90 466.

5 Gewinne von 5000 (4 auf Nr. 23 280. 48 664. 65 371. 149 508. 179 282.

32 Gewinne von 3000 4 auf Nr. 177. 8923. 15 278. 91 433. 292670. 23545. 37822. 50378. 59350. 60 753. 62034. 67640. 68506. 71085. 75633. 76804. 80 336. 86 307. 96 521. 97340. 100 542. 105 740. 109 388. 125 690. 127 402. 153338. 158505. 169057. 169450. 178 108.

. 182 003. 187 958.

29 Gewinne von 1500 # auf Nr. 12502. 15 347. 392 313. 37247. 53579. 63 957. 68623. 96062. 101 076, 104796. 105 799. 108702. 115 124. 118607. 125 730. 134344. 135 004. 147945. 152401. 155807. 159 119. 161658. 162939. 162984. 163363. 165549. 168 988. 173428. 178 131.

40 Gewinne von 500 4 auf Nr. 5033. 13 072. 14 783. 14 795. 21604. 29993, 33324. 34875. 51608. 57 720.

om 18. Januar 1889, Morgens.

Wetterberich

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haus. von Windsor.

Stationen. Wind.

in ° Celsius

Temyperatur 599 C = R

Mosenthal.

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Mullaghmore Aberdeen Kopenhagen . Stodholm . aparanda . t Petersburg Moskau . . Cork, Queens- town ….. Cherbourg . E

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van Beethoven.

Große heroische Dichtung Us

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Anfang 7 Uhr.

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von Toledo.

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1) Reif. 2) Raubfrost. 3) Gestern Schnee. 4) Nebel. 5) Rauhfrost. €) Reif. E E Is

Uebersicht der Witterung.

Anfang 7 Uhr.

Eine Depression nordwestlich von Schottland hat | Madame Bonivard. G Ÿ da Alex Bisson a naue Mars. Deuts von Emil

orher : roßbritannien und dem | Kopf. Posse in 1 Akt. A genali chen Idee von Franz Wallner.

ihren Wirkungskreis über das Nord- und Ostsee-

ebiet ausgebreitet, wo mäßige südlihe und südwest- iche Winde wehen. Ueber 6

Nordseegebiete ist erhebliche Erwärmung eingetreten, im Osten dagegen hat der Froft zugenommen. Am Tältesten, minus 11 bis 13 Grad, ist es im Streifen Magdeburg-Breslau. Das Wetter ist über Deutsch- land trübe, im Osten ist stellenweise etwas Schnee

gefallen. Deutsche Seewarte.

Neumann.

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- | 7 Uh 18. Vorstellung.

3 Akten von O. Nicolai. speare’s gleihnamigem Lustspiele von H. S. von Tanz von Scauspielhaus. Trauerspiel in 5 Akten von Goethe. Anfang 7 Uhr. Sonntag : Opernhaus. 19. Vorstellung. Armide. Oper in 5 Akten von Gluck. J ch dem Französishen des Quinault, überseßt von F, v. Voß. Ballet von Paul Taglioni.

Schauspielhaus. 20, Vorstellung. Johanuistrieb. Olguipiel in 4 r.

Sonntag: Der Widerspänstigen Zähmung. Montag : Der Pfarrer vou an e M

Berliner Theater. Sonnabend: Cornelius

Sonntag: Demetrius. Cornelius Voß.

LFessing-Theater. Sonnabend: Cyprienue. Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou und E. de Najac. Bühnenbearbeitung von Oscar Blu- Vorher: Die Lerche. von Edmond Gondinet und Albert Wolff.

Sonntag: Cyprienne. Vorher: Die Lerche.

Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 101, M.:

r. Sonntag und die folgenden Tage : Vouivard. Der dritte Kopf.

Pictoria-Theater. Sonnabend: Zum 26, Male:

Ali Baba. Ausftattungs\tück mit großem Ballet T in 3 Akten und 7 Bildern von Ch. Lecocq. Text

E A A

4 Es

67058. 69749. 71.785. 72745. 76303. 82872. 86 206. 87 499. 91 933. 93521. 94 436. 98 357. 107028. 107 220.

114956. 117629. 117852. 122373. 129434. 136 344. 138 051. 154343. 154743. 155444. 156829. 163 199. 168084. 171128. 174382. 186 658.

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 4. Klasse 179. Königlih preußischer Klassenlotterie F elen in der Vor- mittagsziehung :

1 Gewinn von 100 000 A auf Nr. 104 476.

1 Gewinn von 75000 4 auf Nr. 92 246.

1 Gewinn von 30 000 #4 auf Nr. 173 339. ies A Gd von 10000 M auf Nr. 101 106. 139554.

3 Gewinne von 5000 6 auf Nr. 9436. 72361. 131 296.

29 Gewinne von M auf Nr. 1436. 6382. 8015. 12096. 16746. 20543. 25984. 37675. 48579. 52 047. 63315. 75061. 77437. 79599. 88 970. 96 151. 96374. 118393. 119054. 125140. 130257. 134 972. 2 arif 149 769. 153 677. 178175. 180414. 180 786.

36 Gewinne von 1500 46 auf Nr. 765. 3504. 3659. 4814. 9097. 11 915. 22 681. 28 522. 29 048. 39238. 49 281. 51 227, 56 975. 59298. 65351. 69975. 72214. 72 250. 94 414. 96 726. 98 296. 98 900. 102 776. 104 194. 110 255. 116 498. 119967. 126158. 130293. 132082. 135882, 147 202, 159 482. 172036. 176877. 180 622.

36 Gewinne von 500 4 auf Nr. 8574, 8810. 19 413. 95 715. 43289. 52519. 75298. 80221. 83 159. 85 485. 89 346. 96 664. 96 763. 97179. 98 945, 108 760. 117718, 128 287. 131 483. 132190. 135670. 139903. 144 739. 148 458. 149413. 149668. 152598. 155878. 156 055. R 163 677. 169869. 175507, 181118. 189 054.

Die leßte der von Sr. Majestät dem Hochseligen Kaiser Wilhelm I. verliehenen Fahnen: die Standarte des Vereins ehemaliger 2. Garde-Dragoner is gestern Abend in der Philharmonie feierlich geweiht worden. Der Saal war in patriotischer Weise geshmückt mit der Büste Sr. Majestät des Kaisers und Königs, mit Fahnen, Wappen und Scabraten. Hinter der Kaisergruppe prangte ein blaues Velarium, auf dem die Namen der sechs Commandeure zu lesen waren, welche das Regiment seit seiner Stiftung im Jahre 1860 gn haben. Der Andrang zu dem Feste, das zuglei. dem 15jährigen Bestehen des Vereins galt, war ein ganz gewaltiger: etwa 1500 Personen füllten Saal, Logen und Galerien. Als Vertreter des obersten Kriegsherrn war der Com- mandeur der 3. Garde-Kavallerie-Brigade, General-Major Prinz Friedrich von Hohenzollern, Durchlaucht, der dem Verein zugleich als Protektor nahe steht, sowie viele andere Offiziere erschienen. Au die Avancirten des Regiments, die Einjährig-Freiwilligen, sowie etwa 180 Soldaten wohnten dem patriotischen Feste bei. 49 befreundete Kriegervereine hatten Deputationen gesandt; 41 von diesen hatten Fahnen und Standarten mitgebracht. Militär-Concert, vom Musikcorps des Regiments ausgeführt, leitete das Fest cin. Die Weihe selbit vollzog der Prinz von Hohenzollern, der in seiner Ansprache auf die Auszeichnung hinwies, die dem Verein zu Theil geworden, und an die Pflichten erinnerte, die daraus erwühsen.Mit jubelnderBegeisterung wurde sodann dem obersten Kriegsherrn ein Hoch ausgebracht. Im Namen des. Vereins antwortete der Vorsißende, Kamerad Fuchs, mit Worten des Dankes und Gelübden der Treue, übergab- die Standarte dem Fahnenträger und bezeugte dem hohen Protektor die Verehrung des Ver- eins dur ein brausendes Hoh. Als Ehrengabe des Regiments überreichte Major von Bâärensprung, indem er zugleih den Verein hohleben ließ, ein silbernes Standarten-Bandelier. Es folgten sodann die An- sprachen der Deputationen, welhe 49 Fahnennägel überbrachten. Der Dank des Vorsitzenden, ein Hoch auf das Regiment und der feierliche Umzug der Fahnen beendeten den Akt der Weihe, dem Festmahl und Ball folgten. Die neue Standarte ist von weißer Seide und zeigt den preußischen Adler sowie die Widmung „Kaiser Wilhelm I. dem Verein ehemaliger 2. Garde-Dragoner 1888.“

r. Die lustigen Weiber Senntag: Ali Baba.

Komisch-phantastishe Oper in Dichtung nah Shake-

Sonnabend:

Hoguet. Anfang 7 Uhr. zum 44, Male

19, Vorstellung. Egmont. Musik von L.

von A. Sulivan. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Der Mikado.

Residenz-Theater. Nervöse Frauen. Akten von P. Lindau. Anfang

Jm Voudoir. Anfang 73 Uhr.

Deutsches Theater. Sonnabend: Die Jüdin E

Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: Zum : (Le bain des dames,) Schwank in 3 Akten von E. Durand. Anf. 7# Uhr. Nachmittags _ 4 Uhr: l a Kinder-Vorstellung zu Zum leßten Male:

25, Male: Die RNaupe.

bedeutend ermäßigten Preisen. Die Heinzelmännchenu. Voranzeige.

Donnerstag: Erstes

Hrn. Max Hofpaur.

Lustspiel in 1 Akt Leuchtkugelnu. Mannstädt. Mußk von 74 Uhr.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

SGhwank in 3 Akten von

um 101, Male: Der dritte | „Lur noch 4 Aufführungen.

Mit theilweiser Benußung Anfang

Madame

Musik von Franz Roth. Anfang 7# Uhr

Leop. Görß. Mußk von Fr. Roth.

von Vanloo und Busnah. Für das Victoria-Theater bearbeitet von Dr. Max Bauer (Rusticus), Anfang

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater.

Mit neuer glänzender Ausstattung,

(in deutsher Sprahe): Der Mikado, oder: Ein Tag in Titipu. Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert.

Sonnabend u. folg. Tage:

öse (Les femmes nerveuses.) Lustspiel in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul Toché , bearbeitet von Franz Wallner,

Don s astspiel der Münchener .] Mitglieder des Königl. Theaters am Gärtnerplay, unter Leitung dcs Kgl. bayerischen Hofschauspielers

Central-Theater. Sonnabend: Zum 27. Male;

Gesangspofse in 4 Akten von W. . Steffens.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72.

Sonnabend : Zum eee E 161, Male: Die drei Grazien. Grana ele

in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Görß. Dienstag: Zum leßten Male: Die drei Grazien. onnerstag: Zum 1. Male: Die junge Garde.

Brianateie in 4 Akten von Dr. Ed. Jacobson und ly. Die Gesangstexte theilweise von Gust. |

Das Königlihe Kunstgewerbe-Museum veranstaltet im laufenden Quartal drei Kurse öffentliher Vorlesungen welhe am Montag, bezw. Donnerstag und Sonnabend, Abends v

84 bis 94 Ubr, im Hörsaal stattfinden, und zwar : 1) „Ueber Kleine

Funst des klassishen Alterthums“: Hr. Dr. Hartwig, vom 21. Januar ab (10 Vorträge); 2) „Ueber das französishe Ornament des Barock und’ Rococo*: Hr. Dr. Jessen, vom 24. Januar ab (10 Vorträge); 3) „Ueber das Kuvstgewerbe des Morgenlandes und seine Einwirkung auf das Akendland“ : Hr. Dr. von Falke, vom 26. Januar ab (8 Vor- träge). Der Zutritt steht uneutgeltlih frei. Programme werden im Bureau des Museums ausgegeben.

Verein für Geshihte der Mark Brandenbur Sitzung vom 9. Januar 1889. Sculvorsteher Budczies legte die als Geschenk des Verfassers, des Freiherrn L, F. von Eberstein, ein: gegangenen „Urkundlihen Nachträge“ zur Familiengeshichte desselben vor und machte auf den Reichthum des in den glänzend ausgestatteten Bänden zur Verarbeitung gelangten Materials aufmerksam. Mit warmen Worten begrüßte Gymnasial-Direktor Dr. Paul das von Dr. Eduard Sthulte bis jeßt nur in einem höchst gelungenen literarischen Versuche bethätigte Unternehmen, das in manchen Beziehungen be- merkenswerthe Leben der Alumnen des Joachimsthal’shen Gymnasiums darzustellen. Seit über 300 Jahren ist unter wechselnden Verhält- nissen dieses Zusammenleben fast ausnahmslos von Segen für die Entwickelung der Schüler begleitet gewesen, und das Gefühl der Zu- gehörigkeit zur Anstalt hält die ehemaligen Alumnen auh in ihren späteren, sehr verschiedenartigen Lebenss\tellungen zusammen. Amtsri@ter Dr. Holye besprah die in den Veröffentlibungen der auswärtigen Geschichtsvereine enthaltenen Marchica und den zweiten Theil der als Gcschenk eingegangenen Ge- \chihte der Stadt Wusterhausen a. D. von Altrichter. Derjelbe reiht vom Beginn des dreißigjährigen Krieges bis auf die Jeßtzeit und enthält neben einer sehr breiten Darstellung und vielen Ab- \{chweifungen doch au eine Menge sehr interessanten Stoffs. Namentlich erscheint die Begründung bemerkenswerth, mit welcher der Bürgermeister des Städtchens im Jahre 1805 das Ergebniß einer ibm von der Regierung befohlenen aber völlig nußlos angestellten Kollekte zu einem in der Grafschaft Mansfeld beabsichtigten Luther: Denkmal erklärte. Nach einer allgemeinen, thatsählich unwahren Klage über die schlechte Vermögenslage der Bewohner bemerkte er nämlich : es sei wohl in erster Linie Sache der Fürsten, etwas für Luther-Denkmäler zu thun, da sie doch dem Reformator dafür zu tanken hätten, daß er ihre Throne wesentlich gefestigt habe, Sodann ergänzte Hr. Dr. Holße noch die von ihm in der vorigen Sitzung über Hennigs von Treffenfeld gemachten Angaben, Der Bruder desselben, der Schulze Lorenz Hennigs zu Klinke im Amt Burgstall, besaß über sein Schulzengeriht einen am 6. Juli 1650 ausgestellten Lehnsbrief, welher also vom selben Tage wie der seines Bruders über Könnigde datirt war. Dieser Lorenz wird in amtlihen Schreiben au „Hennies“ genannt, sodaß die auf dem Postament der Porträtbüste des Generals in der Ruhmeshalle des Berliner Zeughauses befindlihe Namensform „Henniges*“ als eine wirklih in der Familie gebrauhte erwiesen sein dürfte. Gym- nasiallehrer Dr. Bolte legte vier von der hiesigen Kunstanstalt Gaillard trefflich hergestellte Reproduktionen von Porträts aus den Sammlungen der Königlichen Bibliothek vor. Das eine stell den m Zeit des Kurfürsten Friedrih Wilhelm in Berlin lebenden Maler

ihael Conrad Hirt dar, von welhem M. F. v. Seidel behauptet hat, er würde ohne seine Trunksuht der erste der märkischen Maler geworden sein. Das zweite hat den be: rühmten ersten Bibliothekar der vom Kurfürsten Friedrih Wilhelm gestifteten Berliner Bibliothek, den gelehrten Johann Raue zum Gegenstande, das dritte den namhaften Sammler auf dem Ge- biet märkisher Geschichte, den Kammergerihts-Rath Martin Friedrich von Seidel aus dem Jahre 1660, Auf dem vierten erscheint der unter König Friedrih Wilhelm 1. in Berlin als Schauspiel- unternehmer thätige Johann von Elkenberg. Auf dem 1717 her gestellten Bilde wird derselbe als geborener Harzgeroder und als drei- unddreißigjährig bezeihnet. Angestellte Nachforshungen in Harz gerode lieferten das Ergebniß, daß Eckenberg daselbst am 6. April 1684 als Sohn eines Sattlers geboren ist, wodurch die alte Fabel, es habe der Komödiant zum alten Adelsge\shlehte derer von Eggen- berg gehört, widerlegt wird. Ueber den Theaterunternehmer und die M S des\selken machte Dr. Bolte noh eine Reihe von

ittheilungen, welche ein \{chlechtes Licht auf die Moralität des Edenberg, seiner Frau und seiner Töchter warfen.

Concert-Haus, Leipzigerttr. 48 (früher Bilse),

Sonnabend, Abends 7 Uhr: Gesellschafts-Abend

unter gefälliger Mitwirkung von Fr. Betty Waibel,

Frl. Sofia Monté, Hrn. Lebrecht und Hrn. Bartezky,

des Kapellmeisters Hrn. Karl Meyder mit seinem

aus 75 Künstlern (12 Solisten) bestehenden Orchester. Sonntag: Gesellshafts-Abend. Anfang 6 Uhr. Montag: Beethoven-Abend.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Else Pfeiffer mit Hrn. Kauf- mann Rudolf Maedckter (Berlin). Frl. Gertrud Bugge mit Hrn. Wilhelm Stahlshmidt (Berlin). Frl. Franziska Risop mit Hrn. Ferdinand Marschall (Berlin). Frl. Elisabeth Neukranz mit Hrn. Lieut. Adalbert Schulemann (Posen).

rl. Emma Naegeli mit Hrn. Zimmermeister tto Schmidt (Wegeleben). Frl. Dagmar Thal- E mit Hrn.|Sec.-Lieut.Otto Dehnecke (Meß). rl. Helene Hilbert mit Hrn. Dr. med, Bruno chmall (Königsberg). :

Verehelicht: Hr. Ger.-Assessor Heinri Syplinter mit Frl. Adelheid Weidt (Bergheim—Großkönigs- dorf). Hr. Stabsarzt Dr. Arthur Goebel mit Frl. Margarethe Heile (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrath August von der Osten (Labes). Hrn. Prem.-Lieut. Stolte E, O Amtsger.-Sekretär| e (Gifhorn). Hrn. Rechtsanwalt Wittstock (Oebis- felde). Eine Tochter: Hrn. Dr, med. Haß laher (Berlin). Hrn. Prem.-Lieut. Hesse (Danzig). Hrn. Kataster-Kontroleur Zindler (Duderstadt) Hrn. Ober-Reallehrer Dr. Otto Duhateau (Magdeburg). Hrn. Pastor Adolf Wolff (Nordleda). j

Gestorben: Hr. Legationsrath z. D. Graf Heinri von Beust (Menu Frau Rechnungsrat Huth, geb. Dahms (Berlin). Hr. Dr, med. Konrad Denide (Lüneburg), Frl. Adele von Knobelsdorf (Königsberg). Frau Luise Dreyer, eb. Uhde (Verden). Hr. Mühlenhesißer I. I.

äder (Glemsmühle b. Münchingen).

Burleske Mußk

Vorher:

Anfang

Redacteur : J, V.: Siemenroth. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutshen Buhdrudkerei und Verlags Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen . (einschließlich Börsen-Beilage)

zum Deutschen Reichs-Anz

e Berathung

Nichkaniklichés.

Preuszen. Berlin, 18. Januar. Jm weiteren Verlauf der gestrigen (21.) Sißung des Reichstages ergri bei der

des Reichshaushalts bei dem

tat der

erwaltung der Eisenbahnen der Staatssekretär von

Boetticher das

Meine Herren! freilich, wie wir losem stand,

Wort:

Der Herr, Vorredner hat in seine Rede, die ja

Alle wohl empfunden haben werden, „nur in sehr usammenhange mit dem uns vorliegenden Cisenbahn-Etat einen so \chönen deutshpatriotishen Sinn hineingelegt, ‘einen

Sinn, den wir son früher in seinen Ausführungen zu \{hätßen ünd wohlthuend zu empfinden ‘gehabt haben, daß es mir außerorde ntlih leid thut, ibm eine erschöpfende Antwort auf seine Anregungen und auf seine Klagen nit. geben zu können. . gel, welhe den Gegenstand der Ausführungen des

Die Paßmaßre

Herrn Vorredners ge eine Maßregel der deshalb in erster Linie a

die Maßregel an

Straßburg gerichtet werden Herr Vorredner angezogen daß es uns, die wir in heiten uns befinden,

bildet hat, ist nicht vom Reiche getroffen; es ist elsaß-lothringishen Landesregierung. lle Klage und alle Beschwerde, welche über

Es muß

ch und über ihre Ausführung zu erheben ist, nah

. Bei der Fülle der Einzelheiten , die der hat, werden die Herren selber bemessen, vollständiger Unbekanntschaft mit diesen Einzel- durchaus unmöglich ist, darauf zu antworten.

Wenn aber der Herr Vorredner gemeint hat, daß die Aufhebung der aus nothwendig sei, um Elsaß-Lothringen mehr, als auf einen deutshen Standpunkt zu bringen, so möchte

aßmaßregel durch M bisher geschehen,

ih ihn andererseits bitten, je mehr Elsaß-Lothringen

es von alter Zeit

nicht zum Nachtheil d

beutet und benußt

her mit den

sich au daran erinnern zu wollen, daß dazu beiträgt, daß die Verbindungen, welche Franzosen und mit er deutshen Sache in Elsaß-Lothringen ausge- werden können, auch die Regierung um so lieber

rankrei hat,

daran gehen wird, eine Maßregel aufzuheben, die der Bevölkerung

zwar unbequem ift, die aber,

über zusteht, im Juteresse

Reichs getroffen werden mußte.

P E von Stau er \

Petri a Reichstag

die Verhältnisse in Elsaß:Lothringen

e ortshritte oder Rükschritte mache. B eßes über die 'elsaß-lothringi

idt die Absicht gehabt, si

stände dieses Landes zu entha

drücklih. vorbehal

diesen Gegenstand sprechen. ierung doch Mittel und Wege,

\foweit mir wenigstens ein Urtheil dar- des Friedens innerhalb des Deutschen

fffenberg: Darnach scheine der Abg. ings an die falsche Stelle gekommen zu sein, aber der ei doch wohl wesentlich dabei interessirt, wie ih stalteten, ob das Land ei dem Erlaß des Ge- {he Verwaltung habe das Haus nun jedes Wortes über die Zu- lten, das sei damals aus-

tén worden. Deshalb könne man hiex über

Vielleicht finde die Reichs- sih mit der Regierung von

re Elsaß-Lothringen in Verbindung zu seßen und die hier vor-

ebrahten Klagen zu untersuchen. hate einen Zweck gehabt, den

aße billigten, herauszudrängen

u ‘béshleunigen. Ob sie

habe, sei sehr fraglih. Es gehe ingen: die kleinen Nadelstiche, |

rung einer solchen Verordnung wir

Frankreich,

Die Paßverordnung selbst alle miteinander im so weit als irgend möglich sei,

chsten

und die Mae von Elsaß-Lothringen i

aber

esen Zweck erfüllt

hier wie mit vielen anderen die Plackereien bei Ausfüh- kten viel stärker auf die

Bevölkerung, als die große politische Maßregel werth sei. Der

Vollzug dér Verordnung trage ' wesentlich der Gegensäße bei. Jn der „Frankfurter Zeitung“ ha

zur N e jüngit

mit der Namensunterschrift des Betroffenen ein Fall gestan-

den, in welchem ein in En

gland naturalisirter ehemaliger Frank-

furter auf der Reise von Polin nach Frankfurt von dem die Paß-

revision: vornehmenden handelt worden sei, als o

so daß

olizeikommissar in einer Weise be- b er eines Verbrechens verdächtig sei, man meinen könnte, Frankrei sei ein Land, aus

welchem überhaupt nur Verbrecher herüberkämen. Dás könne

nicht die Absicht der untersuchen uud abzuschneiden, ein sehr wesentliches die Stimmung in E Ruf dem Auslande gegenüber. Abg. Dr. Windthorst: Hier

Lothringen getroffene Maßregeln zu bes

aufsiht sei von dem Hause niemals aufgegeben worden. Haus habe nah den Darlegungen des A

aßoerordnung sein, und solche Dinge zu daran habe die Reichsregierung nteresse. Denn sie seien maßgebend für saß-Lothringen und für unseren guten

ei wohl der Play, in Elsaß- l Lee: denn die Ober-

Das . Petri das Recht

und die Pflicht, die Regierung zu ersuchen, die Dinge zu Untere Er habe auch die Rede des Staatssekretärs nicht

so aufgefaßt, daß diese nur, daß man sich in regierung wenden niüsse. sein. Die Aussührungsar : sei aber von hier aus mindestens in laube, daß die Verwaltung von irgendwie Erhebliches wagen werde, _ vorgeschrieben odec zugelassen sei. sekretär werde dafür sorgen, daß

suht und Remedur geschaffen werde.

Paßverordnung s daß die Herren

fügten, so daß weitere Maßrege die Paßquälereien und

heiten könnten

wendig machen. Er könne aus wesenheit in Baden persönli bezeugen,

in enheit in Ba

Leute nicht begriffen, wie das Plackereien u machen. iquel :

eien Alle einverstanden,

\ Elsaß-Lothringen wenn es nicht von hier Er hoffe, der Staats-

die Sahe gründlich unter-

r das absolut ablehne; derselbe sage Einzelheiten zunächst an die Landes-

Das möge auch in abstracto richtig rt, wie die Paßverordnung überhaupt, irirt worden, und er

nihts

Mit dem Ziel der

sie wünschten dringend, in Elsa Ltr ngen sich in ihr A!

n nit nothwendig seien, a Schwierigkeiten in Geschästsangelegen-

er

auch die Bestgesinnten von Deutschland ab-

riefen und aus seinèr An-

daß die Mißstimmung

gen allgemein und generell sei und daß die

Reich dazu komme, solche kleine Er habe sich zur Aufgabe gemacht, da er

___ Abg. zur Y emach! in der Nähe wohne, übér die Verhältnisse und die Stimmung

in Elsaß-Lothringen sowohl dur

Lande, als auch

und flteutlgen sih zu unterrichten. keit des Paßzwangs se alteinge Elsaß-Lothringens wohl ziemlich einstimmig, aber

die Nothwend Einwohnern

ch eigene Anwesenheit im

durch vielfachen Verkehr mit den Eingesessenen

Die Stimmung über i bei den ctteingosoii

enen

befonnène und wohlwollende Altdeutshe in aues - Loth-

ringen, Beamte und der Maßregel litten, Man könne vielleicht altung von Elsáß: Lothringen, ob man sie von

traßburg: aus richtig oder unrichtig angrelfe, zurüdfommen; aber das jei nit zweifelhaft, daß au

tische Nothwendi

P für diese Maßr

wünschten, daß

n der Ausführung d

Geschäftsmänner hielten dieselbe noch später auf die allgemeine Ver-

die selbst unter für nothwendig.

ler oder ie, welche eine poli-

el anerkennten, doch elben von den unter-

Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 18. Januar

geordneten Organen niht weiter gegangen werde, als der politishe Zweck erfordere. Die Reichsregierung dürfe auf die Zuslimmungdes ganzen Reichstages renen, wenn sie auf dieunter- geordneten Organe ein scharfes Auge habe. Da die Ausführung der Maßregel bei den untergeordneten Organen liege, seien Miß- griffe nit zu vermeiden, um so energischer müsse man da ein-

j pre wo Uebergriffe, Mißbrauch oder unangemessenes Ver-

alten, das mehr verleye als die Sache selbst, vorkomme. Die Ünterbrehung der bisherigen wirthschaftlichen Verbindungen mit Frankreih habe große materielle Nachtheile für Elsaß- Lothringen herbeigeführt, und wonn, um den Germani- sfirungsprozeß zu beschleunigen, eine solhe mehr oder weniger gewaltsame Ünterbrehung aller wirthschaftlichen Beziehungen zu Frankreich politish nothwendig ge- ivesèn, o müsse man dagegen für eine bessere Ver- bindung des Reichslandes mit Altdeutshland sorgen. Die Elsaß-Lothringer wollten niht von allem Verkehr abgeshlo}sen, leihsam auf eine pusel gestellt werden. Der Abg. Petri habe auf die Wichtigkeit der Ae hingewiesen, welhe mit der Eisenbahnfrage als eine Konkurrenzjahe zusammen- änge. Die Schwierigkeiten, wêlhe dem Kanal Mülhausen—

träßburg—Ludwigshafen bereitet würden, beruhten auf eng- herzigen Rücksihten. Er habe sich um diese Frage sehr ein- gehend bekümmert, und die Elsaß-Lothringer legten mit vollem Recht ein entsheidendes Gewicht auf diesen Kanal. Nachdem die alten deutshen Länder wieder erworben seien, sei es Pflicht des Deutschen Reichs, den Rhein überhaupt \ciffbar zu machéèn bis zum Auslande. Als föderalistisher Staat dürte es nicht zurückbleiben hinter dem französischen Einheitsstaat, welcher Elsaß-Lothringen die besten Verkehrsverbindungen bis in das Herz Frankreichs hinein gegében habe. Wenn einzelne Han- delsstädte, z. B. Mannheim, gegen die Herstellung eines solchen Kanals Bedenken trügen, fo sei ihm das völlig un- vérständlih; Schiffahrt und Handel von Mannheim würden durch ‘die Herstellung eines solchen Kanals nur gefördert werden. Warum \ih Ludwigshafen dagegen erkläre aus engherzigen Gründen, sei ihm auch völlig unverständlih; die Jndustrie von Ludwigshafen könnte auh nur Vortheil davon haben. Und er ertheile dem Abg. Petri, der ein einflußreihes Mitglied des Landesausschusses von Elsaß-Lothringen sei, den Rath, zu bewirken, daß von diesem Lande aus die Jnitiative ergriffen werde. Das Land könne zwar den Kanal aus eigenen Mitteln nicht herstellen , es müsse so operirt werden, wie beim Nord-Ostsee-Kanal; aber die Aussicht auf diesen Kanal werde viel größer sêin, wena Elsaß - Lothringen, dessen Finanzen ja glänzend seien, seinerseits die Jnitiative ergreife und nur eine Subvention des Reichs in Anspru nehme. Der Reichstag würde nicht ohne Sympathie ein jolhes Vorgehen añsehen. Die Herren von Elsa Ene müßten sih sagen, daß sie: selbst die nOEn mit den Opsern seien. Er könne nur wünschen, daß diese Besprehung die ganze Frage der Verkehrsbeziehungen zu Deutschland fördern möge und da die Partikularstaaten oder einzelnen Städte in Alt-Deutsh- land, die in jenem Kanal eine bedenkliche Konkurrenz er- blickten, der Sache gründlih nachgingen ; dann würden sie ih überzeugen, daß der Kanal sowohl für Alt-Deutschland als auch für Elsaß-Lothringen sehr heilsam wirken werde.

Abg. von Kardorff: Wenn die Elsaß: Lothringer dur den Vakzwang materiell p S würden, so sei ihnen der dringend gewünschte Kanal von Herzen zu gönnen. Es sei aber unmöglich, ih schon heute zu präjudiziren. Möge der Abg. Petri die Sache beim Landesausshuß von Elsaß- Lothringen vorbringen. Eine Reichssubvention würde gewiß die Billigung des Reichstages finden. | |

Abg. Diffené: Es sei begreiflich, daß Elsaß-Lothringen diesen Kanal wünsche, es kämen aber auch die Jnteressen anderer Staaten dabei in Frage. Er könne sih hier nicht aus dem Stegréeif darüber äußern und möchte nur darauf hinweisen daß man in Mannheim über die Nüßlichkeit des Kanals do anderer Ansicht sei als in Elsaß-Lothringen.

Abg. Guerber: Er habe gestern in einem deutschen Blatt gelesen, man habe sih gegen Frankreich abgesperrt, als wenn eine ganze Menagerie wilder Thiere dort wäre, die sih über die Grenze stürzen und die öffentlihe Sicherheit bedrohen könnte. Gewiß sei, daß den Elsaß-Lothringern zunächst materiell jährlich Millionen durch den Paßzwang entzogen würden, und zwar in einer Zeit, wo der öffentliche Wohlstand tief gesunken sei. Aber auch die Familien- verhältnisse würden dadur auf Aeußerste estórt. Die Familien fühlten sich in ihren tiefsten efühlen ge- ränkt. Eine halbe Maßregel könne nicht helfen. Die niederen Beamten seßten do eigentlih nur das in die That um, was ihnen von den hohen Beamten befohlen werde, sie glaubten ihre Instruktion zu entsprechen. id ert» Gl vi verlache die Unterdrückung der ganzen Maßregel. Der Hr. Staats- sekretär verweise die Elsaß: Lothringer an die Regierung von Elsaß-Lothringen. Diese sei aber nur das Organ der Re- gierung hier, und er sei fest überzeugt, daß sie nur den Jn- tentionen von hier entsprochen habe. Er me sogar gewiß, ju glauben, daß die elsässishe Regierung roh wäre, wenn sie diese Maßregel nicht durchzuführen brauchte. Deshalb sollte die Regierung gerade von hier aus dahin wirken, daß die elsässishe Regierung diese Maßregel, ' die im ganzen Lande als eine Kalamität angesehen werde, radikäl abschaffe. i

Ein Sélußantrag des Abg. Grafen Behr wird gegen die Stimmen der Konservativen äbgelehnt.

Abg. Klemm (Ludwigshafen) behält sich vor, die Jn- teressèn Ludwigshafens zu vertreten, falls das analprojekt hier eingehend diskutirt werden sollte. M7

ie Diskussion wird geschlossen und das Kapitel be-

willigt. :

Beim Kap. 5 (Betriebsverwaltung) erinnert der Abg. Lingens ‘an eine Verfügung der Betriebsverwaltung in Betlug au die Sonntagsfeier, wonah'dem Zug- 1 größeres Maß e!

ersonal der Bahnen in Elsaß-Lothringen ein größeres Maß von Rühetägen gewährt worden sei, als ee, eider ver- ühren die unteren Jnstanzen dabei niht ünmer nah den nteritionen der ‘Centralinstanz. Es zeuge von wenig Wohl- wollèn, wenn man einen katholischen Lökoin dtivführer darauf

*

eiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger.

. betrahtet werden.

1889,

verweise, er mge doch an einem Sonntage seine Andacht V ten. Er bitte um eine Antwor1, ob den katholis Eisenbahnbeamten niht wenigstens die Morgenstunden Sonntags freigegeben werden könnten. Elsaß-Lothringan sei zum großen Theile A Wenn also die Eisenbahnver- waltung die Bevölkerung shonte, so würde sie damit gerade

Frankrei zum Beispiel dienen, wo leider in der Eisenbahn- -

verwaltung diese Rücksihht niht genommen werde.

Geheimer Rath Kinel stellt fest, daß in der citirten Ver- fügung dem Zug- und Fahrpersonal alle 5—7 Tage ein Ruhe- tag gegeben werde, daß dieser aber niht aus\cließlih auf die Sonntage fallen solle. ,

Abg. Lingens konstatirt, daß mit dieser Auskunft seine Frage nicht beantwortet sei. ,

Das Kapitel wird bewilligt; ebenso der Rest des Ordi- nariunis, das Extraordinarium und das Einnahmekapitel.

Bei Tit. 1 „Staatssekretär“ giebt der Abg. Lingens seiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß die Se, den Ober- und Unterbeamten der Post- und Telegraphen- verwaltung an Sonn- und Festtagen die Ruhe und Feier zu ermöglichen, LOD Anfangs bei der Centrälverwaltung einigen Schwierigkeiten begegneten, nah und n&ch mehr ae kommen gefunden hätten, und weist ferm nah, da in den leßten Jahren auf allen Gebieten dieser Verwal- iung die Zahl der an den Sonn- und Festtagen ganz oder wenigstens theilweise vom Dienst befreiten Beamten be-

ändig zugenommen habe. Es sei zu wünschen, daß insbe- ondere E den Steuer- und Zollbeamten, und hier wiederum vor allen den Grenzwächtern die gleiche Bergünftigung zu Theil werde. Werde im öffentlichen Dienst das Beispiel ge- geben, so würden auch im Privatdienst die Schwierigkéiten, die der Einräumung des freien Sonntags hier noch entgegen- stehen, immer mehr schwinden. /

Âbg. Singer: Zeder freue sih, wenn in der Post- verwaltung nah Möglichkeit darauf gesehen werde, daß ent- weder fali oder nit genügend adressirte Schriftstücke doch an die richtige Adresse ‘befördert würden. Bei dieser Aufgabe sollte fich aber die Postverwältung von allen, namentlich politishen Rüsichten fernhalten. Am 3. September 20 dem Abg. Liebkneht der Wahlkommissar des

. Berliner Wahlkreises von seiner dort am 30. August erfolgten Wahl Mittheilung gemacht. Der Abg. Liebknecht, der fich damals auf eisen befunden, habe in Voraussezung des Wahlresultats die Erklärung der Annahme der Wahl ‘in die Bee seiner Frau gelegt, um sie dem Wahlkommissar zuzustellen. Das leßtere sei mittelst Briefes -vom 5. September geschehen; die Gattin des Abg. T E

abe aber, weil sie die Unterschrift des Wahlkommissars nicht esen gekonnt, auf den Brief einen allerdings alsden Namen eseut, indessen hinzugefügt : „Wahlkommissar des 6. Wahlkreises,

Ber in.“ Sieben Tage habe man nun gebraucht, um festzustellen, dáß ein Herr dieses Namens in Berlin nicht existire, und gerade am 12. Septeniber, wo die legale Möglichkeit der An- nahme der Wahl abgelaufen géwesen, sei dér Brief in die Hände der Absenderin als unbestellbar zurückgekommen. Es hätte leiht geshehen können, daß dur diese wunderbare Nicht-

ndigkeit der Berliner Post der 6, Wahlkreis einer Neuwahl ih hätte unterziehen müssen. Jm Oktober sei an denselben

Hrn. Liebknecht aus Belgien ein Kreuzband eingegangen mit der Angabe député du Reichstag; die Sendung sei zurüdck- geshickt mit dem Vermerk: Adressat sei zur Hei nicht Mitgliéd des Deutschen Reichstages. Abgesehen davon, daß der Vermerk that- sächlich unritigsei, sei doch r. Liebknecht bekannt genug, um event. au, ohne Mitglied des Reichstages zu sein, aufgefunden i werden. Diese Dinge gereichten der Postverwaltung nicht zum Ruhm und seien nicht geeignet, das große berehtigte Vertrauen, das sie in allen Kreisen des Volks genieße, zu fördern. Er wolle davon nicht weiter reden, daß alle Kreuzbandsendungen, die an seine Parteifreunde kämen, aufgerissen und durhsuht seien; darin könnten ja vielleiht nach einer früheren Aeußerung des Staatssekretärs verbotene Schriften \ich befinden. Aber diese Untersuhungen erstreckten sich au auf andere Postsendungen und Briefe. Jhm selbst sei es passirt, daß er Packete von Buhhhändlern aus dem Jnlande in einem \poliirten Zustand bekommen habe, der dur den bloßen Transport gar nit herbeigeführt sein fönne. Pakete zu öffnen, gehe über die Befugniß der Postverwaltung; sie“ habe dazu kein Recht. Auch verschlossene Briefe seien aufgerissen worden. Es seien ihm häufig Briefe mit dem Vermerk zugestellt worden : verleßt angekommen, deshalb amtlich verschlossen. Die verlebten Stellen seien miteinemsogroßen Stück Papier beklebt worden, da die Ver- lezungen im Einzelnen nit mehrzu erkennen gewesen eien. Er wolle von den Briefen, die verloren gingen, gar nit sprechen. Er sei überzeugt, daß kein Brief bei unserer Postverwaltung ver- loren gehe, dagegen glaube er nicht fehlzugehen, daß eine ganze Masse Bricse, die eröffnet seien und in diesem Zustande niht mehr bestellt werden könnten, als verloren gegangen Die Post jollte keine andere Stellung als jeder einzelne Bürger und jede andere Behörde einnehmen, d. h. nur auf Requisition der ordentlichen Ge- rihte einshreiten. Wenn unsere Postbeamten sich in den Dienst der Polizei und vielfa der politishen Polizei stellten, so sei das geeignet, das Vertrauen zu der Postverwaltung ju vermindern. Es werde gut sein, wein der Staatssekretär alle Befürchtungen dieser Art zerstreute, Und er hoffe, da seine (des Redners) Mittheilungen auf Thatsachen beruhten, daß der Staatssekretär seinem Wunsche genüge und erkläre, daß diese Dinge mit seinem Willen und Wissen niht geschehen dürsten. . Es müsse zur vollen Wahrheit werden, can das Dr Fade bei uns fo heilig sei, wie die Bibel auf dem

tar. & | _ Staatssekretär Dr. von Stephan: :

Meine Herren! In den leyten Ausführungen timmt gewiß das ganze Haus Fes Herrn Borredner bei, und der R E

Reichs-Postamts nicht zum leßten. kann ihm e D F

die er ausgesproWéèn hat, vollauf bestätigen : Vi die P bei Erfüllung der ihr obliegenden sehr wichtigen Pflicht, das Br niß mi: eaten, si L innerhälb der Shranken ded

und #@ lediglih auf dem Boden des Geseßès bewegt.

D 8 T ti T x E T C R D E E E NEN