1889 / 20 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Jan 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Verkehrs - Anstalten.

i Hamburg, 21. Januar. S T. B.) Der Posidampfer aumwall* der Hamburg-AmerikanischGen Padletfahrt- ftievgesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in Colon eingetroffen, der Postdampfer „Centra* von derselben Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, geftern in St. Thomas eingetroffen. 22, Sanuar. . B.) Der Postdampfer „Alle- mannia* der Hamburg- Amerikanischen adetfahrt- S LEAGELQLTIWEN hat, von Westindien kommend, gestern ard part,

Î London, 21. Januar. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Nubian“ ist heute auf der Heimreise in Southampton ange- kommen. Der Castle-Dam pfer „Drummond Castle“ hat ‘heute auf der Ausreise Lissabon passirt.

Theater und Musik.

Das siebente Philharmonishe Concert des Hrn. Dr. Hans von Bülow, welches gestern im Saale der Philharmonie stattfand, bot wiederum eine reihe Anzahl interessanter und werth- voller Kunstgenüsse dar, Eine Ouverture, vom Prof. Joachim kom- ponirt und dem Andenken des Dichkers Heinri von Kleist gewidmet, eröffnete das Concert. Gleich das erste, von den Klarinctten in düisterem G-moll intonirte, sich auf- und abwärts bewegende Motiv schildert treffend die von Unruhe erfüllte Seele des Dichters, deren esteigerte Leidenschaftlichkeit durch die tief ergreifenden, wilden taccato-Triolen des ganzen Orchesters wirksam geschildert wird. ine zarte Melodie in Dur tônt wie eine lieblide Stimme dazwischen, bis dlich ein fanfter ruk?!ger Abschluß die von Leiden gequälte cs zu erlôösen \cheint. Ueberall ist in Anlage und Durchführung diefes Werkes die Meisterhand des Komponisten zu erkennen. Reiter Beifall des ungemein zahlrei erschienenen Publikums erfolgte nah dieser Ouverture. Zwei gleihfalls effekivolle und sehr anerkennungswerthe Orchesterwerke ‘von dèm norwegischen Tondihter Edward Grieg wurden hier zum ersten Mal, und zwar unter persönliher Leitung des Komponisten ‘vorge- tragen. Sie führten . die Titel: Concert-Ouverture „Jm Herbst“ und Orcestersuite zu „Peer Gynt“. Im etten Werk tritt ein rhythmish lebendiges Jagdmotiv sehr wirksam hervor; cine zarte Gantilene bildet für die musikalische Durhführung einen willkommenen Gegensay, bis si am Schluß das Jagdmotiv mit Anklängen an ein norwegi|chcs Snitterlied vereinigt und hiermit die Schilderung des Herbstes in sehr gelungener Weise . vellendet. Die Orchester- fuite „Peer Gynt“ besteht aus vier Theilen: „Morgenstimmung*, „Ases Tod“, „Anitras Tanz“ und „In der Halle des Bergkönigs* betitelt. Der Held ist ein der nordischen Sage angehörender, über- müthiger, sich wild umhertreibender reiher Bauernsohn, der nah einer Reihe von tollen Streichen \{ließlich von den Kobolden des Bergkönigs gestraft wird. Unter den angeführten, durchweg bomso- phon gehaltenen Orchestersäßen sind „Ases Tod“ ‘und „Anitras Tanz“ von besonders reizyoller Wirkung; nur tritt dadur, daß in beiden Säyen die Violinen stets con sordino spielen, eine ge Mono- tonie der Klangfarbe ein. Die Motive sind originell erfunden und durch fesselnde Rhythmen belebt. Der Tanz wurde auf Wunsch wiederholt. Stürmtsher Beifall erscholl nach dem Beschluß dieses enialen Werkes. Der Tenorist Hr. Erneste van Dyck von der ofoper zu Wien, dur seine künstlerishen Leistungen in Bayreuth vortheilhaft bekannt, trug eine Arie aus Gluck's „Iphigenie“, und cine zweite aus „Joseph in Egypten“ von Méhul vor. Seine um- fangreiche, bis ‘an tas zweigestrihene C hinaufreichende Brusft- stimme is zugleich fehr kraftvoll und wohlklingend. Freilich ist es dem Sänger, was seine Vortragsweise betrifft, mehr darum zu thun, seine Bravour zu zeigen, als innerlich zu erwärmen; doch liebt ja die Mehrzahl im Publikum diese Art des Gesangs ganz bescnders, wie aus dem rauschenden Beifall- und Hervorruf zu erkènnen war. Den Beschluß des Concerts bildete Beethoven's O EVO ben, die das Orchester unter von Bülow's Direktion mit einec Klarheit des Vortrags und Feinheit in der Scattirungsweise ausführte, daß man sih gleihwie beim Anhören aller anderen klassischen Werke unter dieser Leitung wiederum fagen mußte: eine so vollendete Ausführung ist noch niht gehört worden. Nach wiederholten Hervorrufen erschien der Concertgeber in Gemein- \ckchast mit Hcn. Grieg. Das achte Philharmonishe Concert ist auf Montag, den 4. Februar, angesetßt.

Die Direktion des Concerthauses _hat seiner Zeit Klassikerabende eingerihtet, welche ledigli der Unssapeung der Werke je eines berühmten Meisters gewidmet sind. Dieselben erfreuen ch außerordentlicher Beliebtheit, und die aroße Theilnahme, welche sie finden, beweist, daß diese Einritung, welche dem verschiedenen Kunst- geschmack des musikliebenden - Publikums Rechnung trägt, ein grie Griff gewesen is. Gestern fand bereits der V. Beethoven -

bend in dieser Saison unter gefälliger Mitwirkung von Fr. Pratt und Fr. Betty Waibel \tatt. Diese Damen traten im zweiten Theil auf, wclcher der Aufführung-der Musik zu Goethe's Trauerspiel „Egmont“ mit vetbindendem Text von Bernays gewidmet war. Fr. Pratt hatte es ‘übernommen, den Text zu \prechen, und ihr klang- volles Organ eignet si auch tréflich zum deklamatorischen Vortrag. Die Lieder wurden von Fr. Betty Waibel gesungen. Die Stimme der Dame klingt s\ympathish und hat auch Schule genossen, am besten gefällt sie wohl in der Mittel- lage, während sie in den oberen Tönen eine gewisse Sprödigkeit bekundet. Das Publikum unterhielt sih bei dem Gebotenen, wie es sien, sehr gut und gab seiner Zufriedenheit durch wiederholten Bei- fall lebhaften Ausdrúuck. Den Anfang des genußreihen Abends mate die Symphonie Nr. 5, C-moll, welche von dem Orchester präcis vor-

“getragen wurde und wie immer andähtige Zuhörer fand; aus dem

dritten Theil sei das immer wieder gern gehörte Thema mit Variationen aus dem Quartett A-dur hervorgehoben; Marsh und Chor aus den „Ruinen von Athen“ bildeten den Beschluß des Programms. Concerthaus. Morgen, Mittwoch, wird der Komponist Emil Hartmann mit der Leitung mehrerer Extra- Abende beginnen. Nicht zum erften Mal erscheint der begabte nordishe Tonmeister als Gast an dieser Stelle, denn {on vor zwei Jahren erregte er in dem musßk- liebenden Berlin ebenso allgemeines wie berechtigtes Aufsehen. Seine Symphonie „Aus der Ritterzeit* und die Ouverture „Nordische Heer- fahrt“ hatten ihn zwar seit Jahren hon in den Concertsälen Deut\ch- lands befannt gemaht, aber einen wirklih populären Erfolg errang er do erst mit seinem persönlichen Erscheinen und mit seinen ganz

eigenartigen kleineren Orchesterwerken, unter denen die Nachbildung

skandinavischer Volksmusik obenan steht. Das Mittwochs-Concert zeigt auf dem Programm „Symphonie Nr. 3“ (D-dur), „Skandi- navishe Volk9musik“ (Orchester-Suite Nr. 1) und „Im Mond- hein“ (Introduktion und Walzer).

Im Dom giebt morgen, Mittwoch, Abend (74 Uhr), Srl Henriette Liebert ein Concert, in welchem sie Mendelssohn's „Höre Israel“ und Dienel’'s 55. Psalm singen wird. Ferner werden die H Nicking, Maneke, Poeniß und Dienel Kompositionen für Violine, Cello, Harfe und Orgel und cin Männerchor Königlicher Domsänger vier- und ahtstimmige Gesänge vortragen.

Mannigfaltiges.

Preußische Klassenlott erie. (Ohne Gewähr.)

gestern rgesep Ziehung der 4. Klasse

Bei der erx Klassenlotterie fielen in

179, Königlich preußis der Nachmittags-Ziehung:

5 Gewinne von 10000 4 auf Nr. 82979. 86 326. 137279. 141 173. 147 458.

4 Gewinne von 5000 6 auf Nr. 11813. 155 926. 164 031.- 173 032.

27 Gewinne von 3000 # auf Nr. 5516. 7855. 12381. 24 330. 39260. 55 398, 56 960. 57573. 60 703. 69 071. 78750. 82988. 86 884. 95636. 104 903. 109232. 111686. 119210. 130943. 135645. 140087. 156578. 161 020. 167 401. 176968. 186251. 186 422.

40 Gewinne von 1500 A auf Nr. 27071. 29 900. 31 568. 37 739. 37935. 42229, 49395. 54408. 57590. 60374. 67952. 70260. 74169. 81152. 84674. 90716. 100 667. 106 272. 107839. 107975. 108917. 1119299. 122002. 126548. 127229, 131116. 138651. 149 962. 150744. 154136. 155979, 158951. 159092, 159250. 173811. 174064. 176417. 177287. 178065. 189393.

38 Gewinne von 500 4 auf Nr. 1778. 4369. 6551. 13146. 22567. 27543, 28453. 29044. 36 449, 44910.

om 22. Januar 1889,

Morgens. Friedrich.

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LVetter.

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Stätionen. Mind.

Anfang 7 Uhr.

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G.

bededt halb bed. bedeckt wolkenlos bedeckt wolkenlos

Mullaghmore NNO Aberdeen M SW

Christiansund W Kopenhagen . NNW Stockhelm . N | Haparanda . sti Cork, Queens-

town …..

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heiter bedeckt bedeckt wolkig Nebel Schnee bededt Schnee leiter Nebel heiter bedeckt Schnee wolkig bedeckt bedett 768 \still/bedeckt

._._| 767 |ONO 4s/bedectt Nizza ...…. | 755 |ONO 4heiter Triest... , | 760 |ONO 6blheiter

Uebersicht der Witterung.

Ueber ganz West-Europa ist der Luftdruck hoh und gleichmäßig vertheilt, am höcsten ift er über Ir- land, am niedrigsten über Nordwest-Rußland. Bei {wacher nordwestlicher bis nordöstliher Luftbewegung ift das Wettec über Central-Europa vorwiegend trübe und die Temperatur dur{hschnittlich normal. In Deutschland ift stellenweise etwas Niederschlag

gefallen. ; Deutsche Seewarte.

burg

winemünde Neufahrwosser

Memel

SOS S

Freitag :

2 Ö O DD D I ps D E D E D C bd pi p C C5

23 S

reitag :

Neumann.

74 Uhr.

Bouivard.

Theater - Anzeigen. Böniglihe Schauspiele. Mittwoh : Opern- haus. 22. Vorstellung, Martha, oder: Der Markt

zu Richmond. Romantisch - komishe Oper in 4 Akten von Fr. von Flotow. Dichtung (theil-

Ali Vaba.

weise nach dem Plane des St. Georges) von W. Dirigent: Herc Wegener. verr Salomon, Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. Brautfahrt. Lustspiel in 4 Akten von H. Lubliner

(Bürger), Jn Scene geseßt vom Direktor Anno.

Donnerstag: Opernhaus. 23, Vorstellung. Der Waffenschmied. Albert Lorting.

Schauspielhaus. 24. Vorstellung. Johannistriceb. FULNe in 4 Akten von P. Lindau. Anfang

r.

Anfang 7 Uhr.

Die Abonnenten des Königlichen Schauspielhauses werden darauf aufmerksam gemacht, daß für den Monat Januar die Billets nur bis einschließlich 30. zur Ausgabe gelangt sind. Es werden deshalb die Abonnements-Billets sür den 31. Januar zusammen init den Billets für den Monat Februar d. I. ge- fälligst rechtzeitig abzuheben sein.

Deutsches Theater. Mittwoh: Dou Carlos.

Donnerstag: Der Pfarrer von Kirchfeld. Freitag: Galeotto.

Berliner Theater. Mittwoh: Die wilde

Jagd. onnerstag: Cornelius Voß. 19, Abonnements-Vorstellung. Minna F. Voith.

Central-Theater. Mittwoh: Zum 31. Male: Gesangsposse in 4 Akten von W. Musik von G. Steffens?

Donnerstag : Dieselbe Vorftellung.

von Barnhelm.

Tessing=-Theater. . U Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumen- a

Donnerstag: Cyprienue. Vorher: Die Lerche. Zum 1. Male: Lustspiel in 4 Akten von Paul Heyse.

Anfang 7 Uhr.

"J Donnerstag und die folgenden Tage: Der dritte Kopf.

VPictoria-Theater. Mittwoch: Zum 30. Male: Ausftattungs\tück mit in 3 Akten und 7 Bildern von Ch. von Vanloo und Busnah. Für das Victoria-Theater

48 530. 54 309. 56 269, 58 092. 60 943. 63826. 67 441, 69466. 73 214. 80513. 92589. 99330. 107315. 114296. 119877. 122118. 125389. 135023. 147148. 148357, 156297. 159 192. 162858. 163864. 164930. 173199,

179 232. 180 431.

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 4. Klasse 179. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor- mittagsziehung :

1 Gewinn von 15000 A auf Nr. 89 127.

7 Gewinne von 5000 M auf Nr. 8545. 39 479. 66 701, 108 813. 111 704. 155 772. 186 529.

39 Gewinne von 3000 # auf Nr. 2836. 5364. 8192. 11 703. 11 716. 24614. 29403. 33427. 36 821. 50237, 02379. 57542. 65189. 66117. 70358. T1701. 84137, 87 725. 89 454. 90914. 96 998. 101 495. 101 601. 102 10L 122 662. 129 097. 140693. 145873. 157297. 158348. 170696. 172 963, 173354. 173571. 177311. 179675. 182291. 187189, 189514.

29 Gewinne von 1500 # auf Nr. 2520. 6806, 25 660. 29810. 30318. 37208. 37258. 51117. 53601. 58 640. 61 040. 68842. 73520. 74598. 85 133. 113031, 115544. 120053. 126072. 134472. 138699. 149892, E E 166 685. 168 549. 174014. 179775. 181 790,

41 Gewinne von 500 A auf Nr. 629. 9605. 13 124. 13 873. 15406. 20720. 25875. 29666. 37361. 38 792. 42 088. 43 423. 46023. 46 171. 50959. 53 416. 55 459. 70 836. 75559. 84652. 86831. 87442. 91106. 91461. 99 085. 104 727, 116788. 126254, 127721, 128101. 130080. 132 509. 134315. 144064. 147048. 154150, 163 046. 169558, 182540. 185627, 187 839.

Heute NaŒmittag 1 Uhr fand in Inwesenheit Sr. Majestät des Kaisers und Königs sowie Ihrer Dien Hoheen des. Großherzogs voa Baden und der Prinzen Heinri, Albrecht und Alexander eine Trauerfeier für den verstorbenen Vize- Admiral und kommandirenden Admiral, Grafen von Monts, kommandirt zur Vertretung des Chefs der Admiralität, im Sterbe- hause, Leipziger Plaß - Nr. 13, statt. Die Trauerparade hatte vor dem Trauerhause unter Befehl des General-Majors von dem Knesebeck, Commandeuns der Garde - Feld - Artillerie- Brigade, Aufstellung genommen. Dieselbe bestand aus: 1 Ba- taillon 3. Garde-Regiments z. F. mit Fahne, Spielleuten und Regimentsmusik, je 1 Escadron des Garde-Kürassier-Regiments und 2. Garde-Ulanen-Regiments, dec Escadron des Garde-Kürassier- Regiments mit Trompeter-Corps, und 1 Batterie zu 6 Geschüßen mit Trompeter-Corps vom 2, Garde-Feld-Artillerie-Regiment. Auf dem rechten e der Infanterie war eine Compagnie Matrosen-Artillerie eingereiht, welche zur Theilnahme an der Trauerfeier heute früh von Wilhelmshaven hier eingetroffen war. Nach beendigter Trauerfeier nabm der Kondukt den Weg dur die Link-, Flottwell-, Dennewigß-, Bülow-, Manstein- und Groß-Görscbenstraße nah dem Matthäi- Kirchhofe, woselbst die feierlihe “Beiseßbung mit militärischen Ghrenbezeugungen stattfand. Die Offizier-Corps der beiden Marinestationen und der hiesigen Garnison waren. dabei durch Aborduungen vertreten. Die Orden des Verstorbenen wurden dur Offiziere der Marine getragen. Das See-Bataillon hatte 12 Unteroffiziere zum Tragen des Sar-es gestellt.

Rom, 21. Januar. (W. T. B.) Nah hier eingegangener Meldung sind in Casola bei Ravenna in Folge ciner Ér d- senkung 4 Häuser eingestürzt. Aus den Trümmern sind be- reits 10 Todte hervorgezogen worden; ebenso vicle Personen werden noch vermißt.

Regisseur:

23. Vorstellung, Auf der

zum 48, Male (ia deutscher Komische Oper in 3 Akten von

von A. Sulivan. Donnerstag: Der Mikado.

Wallner. Vorher:

Brandt. . Anfang 77 Uh Donnerstag al ge

Vorbereitung ges{lossen. Donnerstag :

Hrn. Mar Hofpaur.

Mittwoh: Die große | Lenchtkugeln.

Mannstädt. Uhr Prinzessin Sascha. L RREY

Keine Vorstellung. Schwank in 3 Akten von

Der dritte | Görß. Musik von qr Roth.

Madame | ittwoch, Abends 7 Ubr:

Herrn Emil

roßem Ballet ecocq. Text

Jet von Dr. Marx Bauer (Rusticus). Anfang Donnerstag und folgende Tage: Ali Baba.

Friedrich - Wilhelmstädtisches

Mittwoch: Mit neuer glänzender Ausstattung, Sprache): Der ( Mikado, oder: Ein Tag in Titipu. Burleske | mit Hrn. Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Anfang 7 Uhr.

Residenz-Theater. Mittwoch: Zum 26, Male: Nervöse Frauen. Lustspiel in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul Toché , bearbeitet von Franz Jm Boudoir. Scherz in 1 Aufzuge von Franz. Wallner und Th,.

r. nde Tage: Dieselbe Vorstellung.

Belle-Alliance-Theater. Mittwo: Wegen

Erstes Gastspiel der Münchener Mitglieder des Königl. Theaters am Gärtnerplay, unter Leitung des Kgl. bayerischen Hofschauspielers Der Prozefßhansl. Ober- bayerishes Volksstück mit Gesang in 4 Akten von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert, Musik von

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72, S Mittwoch : Wegen Vorbereitung für die Novität:

Wallner=-Theater. Mittwoch: Zum 105, M.: Madame Bouivard. Alex Bifson und Antonie Mars. Deutsch von Emil Vorher: Zum 105, Male: Kopf. Posse in 1 Akt. Mit theilweiser Benußung einer englischen Idee von Franz Wallner. Anfang

Donnerstag: Zum 1. Male: Die junge Garde. Gesangsposse in 4 Akten von Ed. Jacobson und Leop. Ely. Die ‘Gesangstexte theilweise von Gust, Anfang Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Concert-Haus, Leipzigeritr. 48 (früher Bilse). ter gütiger Mitwirkung d s Vünisden Gron

unter gütiger wirkung des dänischen Componisten L

Gi aus Kopenhagen, Concert | 1nd die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent

des Kapellmcisters Hrn. Karl Meyder mit seinem Aktien uud

aus 75 Künstlern (12 Solisten) bestehenden Orchester.

Donnerstag: Gesellschafts:Abend. Anfang 7 Uhr.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Melanie von Wolden mit Hrn, Landrath Eugen von Brockhausen (Grünberg bei Theater. alfenburg i. P.—Dramburg). Frl. Amanda Borowski mit Hrn, Gutsbesißer Gustav Hilde» brandt (Königsberg). Frl. Antonie Sollors Dampkziegelei-Besivzer Mar Dudek (Rybnik). Frl. Margarethe Mummert mit Hrn. Dr, med, Josef Franz (Breslau).

Verehelicht: Hr. Rittmeister Hermann Brecht mit Frl. Ilse Lany (Mey).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Grafen Bassewiß (Bristow). Hrn. Hauptmann Frhrn, von Man- teuffel (Glogau). Hrn. Forst-Afessor Gerhard Wigand (Arnsberg). Hrn. Gymnasial-Ober- lehrer Dr. Kröhnert (Memel). Hrn. Theodor Münder (Uerdingen a. Rh.). Hrn. Professor Dr, Otto Staude (Rostock). Eine Tochter: Hrn. Dr. Stöter (Berlin). Hrn. Amtsrichter Matthee (Heiligenbeil). Hrn. Hauptmann Raß- mann (Neisse).

Gestorben: Hr. Unterarzt Dr. med. Hans Wießner (Berlin), Hr. Strafanstalts-Jnspektor a. D. Christian Anton (Berlin). Frau Marie Schwarß, geb. Ronge (Berlin). Hr. Dr. von Dayka (Berlin). Frau Karoline Rosenow, geb. Lembke (Berlin), Frau Geh. Nechnungsrath Dorothea Zehrmann, geb. Heyne (Berlin). Hr. Gutsbesißer August Lehmann (Storkow). Frau Rechtsanwalt Marie Schulz, geb. Schaeffer (Kottbus). Hr. Rentier Joh. Andr. Müller (Möckern). Frau Förster Practorius (Bremer- vöôrde i. Hannov.). Hr. Gutsbesißer Friedrich Severin (Badeborn).

Musik

Dramatischer

Anfang

Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Drüúüdck der Norddeutshen Buhdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (eins{ließlid Börsen-Beilage),

li Anzeigers (K ditgesell ten ftien und Aktiengesellschaften) bie Woehe vom 14. bis 19, Januar 1889.

-

20.

ANichtamlliches.

Preußen. Berlin, 22. Januar. Jm weiteren Verlaur der gestrigen (24.) Sißung des Neichstages erklärte bei der zweiten Berathung des Etats des Reich JFnnern, Extraordinarium, zu Kap. 10 Tit. 2: 14500 000 zur Herstellung des Nord-Ostsce-Kanals als dritte Nate der Staatssekrelär von Boetticher:

Meine Herren! Ich bin dem Herrn Vorredner außerordentli dankbar für das lebhafte Interesse, welhes er der Organisation der Bauverwaltung des Nord-Ostsee-Kanals zuwendet; ih bin ihm nament- li dankbar dafür, daß er die Müde nit gescheut hat, an Ort und Stelle nah den Dingen si umzusehen, wie sie cigentlih liegen. Aber noch dankbarer würde ih ibm sein, wenn seine Information cine gründlichere und den beabsichtigten Verhältnissen mehr Rechnung tragende gewesen wäre. Meine Herren, der Herr Vorredner hat neben manchem Richtigen auch manches Unrichtige und Mißversländliche vorgetragen, und es wird deshalb meine Aufgabe sein, soweit ih tas im Gedächtniß behalten babe, ihn zu fkorrigiren, Vor allen Dingen möhte ih ihm aber sagen, E id über das Ziel, welches er als das bei der Organisation der Bauverwaltung und namentlich der Verpflegung der Arbeiter zu erstrebende bingestellt hat, vollständig mit ihm einverstanden bin. Man muß die Sachen so maden, daß man einen guten, der Bauverwaltung und vor allen Dingen auch den Interessen der Arbeiter Rechnung tragenden Zustand herstell. Da glaube ih nun, daß wir diesen Zustand hergestellt baben und wir baben uns nit gescheut, dort einen gewissen Zwang auszuüben, weil wir zu der Ueberzeugung gekommen sind, daß andernfalls ua Maßgabe der lokalen und der eigenartigen Verbält- nisse des Baues eine ausreichende, gute, sorgfältige Verpflegung des Arbeiters überhaupt nicht möglih ist. Meine Herren, Sie wollen 1A gegenwärtig balten, daß der Kanal vielfa dur wenig bevölkerte

andslrihe der Provinz geht, daß die Arbeitsftellen in der Hauptsache sein können an Orten, wo die nächsten Ortschaften weit tavon abliegen, und es mußte deshalb Aufgabe der Bauverwaltung sein, dafür zu sorgen, daß gerade im Interesse der Arbeiter möglichst an die!en Betriebsstellen au für eine ausreiWende Unterkünft und ausreihende und angemessene Ver- pflegung gesorgt sei. Der Herr Vocredner hat nun gemeint, er sei an si ganz damit einverstanden, daß man Baracken baue für das Unterkommen der Arbeiter; er hat mit Bezug auf die Einrichtung der Baracken cigentlich nur. das Monitum erboben, daß die Unter- kunftéräume für zu viele Personen eingerihtet seien. Seiner Meinung nah wäre es richtiger, wenn wan statt der Aufnahme von 8 Arbeitern in jedem Naum nur mehr 4 aufnehmea wollte; er hat aber gemeint, daß der Zroang füc gewisse Arbeiter ic bemerke hier gleich, alle Arbeiter sind nicht gezwungen, in ‘den Baracken zu wohnen, es sind eintnal die mit einem Haushalt versehenen nit gezwungen und zweitens wohnen die einbeimishen nicht in den Baracken —; also er meint, daß tieser Zwang entbehrlih sei. Ja, meine Herren, wir baben bei diesem Zwang ebenso wie bei dem Zwange auf Einnahme des Mittagémahls in den Baracken gerade die Förderung des sanitätliGen Woßles der Arbeiter im Auge gehabt. Wir sind uns wohl bewußt gewesen, daß wir damit auch eine gewisse Ver- antwortung übernehmen, daß wir dahin streben müssen, die Ein- rihtungen so zu treffen, daß dieses Ziel, also das sanitätlihe Wohl des Arbeiters au erschöpfend erreiht wird. Und ih glaube, was die Ausstattung der Baracken anlangt in dieser Beziehung hat auch der Herr Vorredner, wenn ich mich ret erinnere, keine Klage erhoten daß die Ausstattung der Baracken nichts zu wünschen übrig läßt.

Was nun den Zwang auf Einnahme des Mittagsmahls anlangt, so will ih glei von vornherein bemerken, daß von Arbeitern bisher überhaupt feine Klage erboben worden ist, sondern ay allerdings in der ersten Zeit nah Durchführung dieser Einrichtung si einige wie soll id) sagen : einige Mißstände herausgestellt haben, die von den Ärbeitern empfonden worden sind, die zur Sprache gebrat sind und die ab- gestellt sind. Dazu gehört unter Anderem, daß in einem Fall einmal dem Koch passirt ist, daß er statt einer Flashe Essig, ‘oder was es gewesen ift, eine Flasche Schnaps in ein Gericht gegossen hat. Dar- über ist Klage geführt, die Leute haben in Folge dessen am Mittag mit einer kalten Mahlzeit fürliebnehmen müssen, haben aber dafür die warme Mablzeit in untadelhafter Güte des Abends bekommen. Es ist ferner passirt, daß cinmal ein Arbeiter das ganze Gericht da- durch verdorben hat, daß er in einen Kessel Smuy geworfen hat ; das ist au passirt. Es ist aber auc diesem Uebelstand für die Zu- kunft dadur vorgebeugt, daß die Kessel in Zukunft verschlossen sind.

Meine Herren, ih sage, keiner von den Arbeitern bat bisher eine Klage darüber geführt. Sämmtliche Unternehmer, mit Auënahme eines Einzigen, haben avch die ganze Einrichtung in allen ihren Details für gut und brauchbar, dur{chführbar und nicht ibren Juteressen und den Interessen der Arbeiter widerstreitend erklärt. Ein Unter- nehmer ist allerdings mit der Klage hervorgetreten, daß diefer Zwang ungerechtfertigt sei. Der bat vielleicht die Besorgniß genaut da- mals kannte man ja die Höhe der Abzüge, die den Arbeitern gemacht werden müssen, um diese Bedürfnisse zu decken, noch nicht , daß diese Abzüge eine Höhe erreihen würden, welhe die Unzufricdenheit der Arbeiter gegenüber den Löhnen, die ihnen gezahlt werden, erregen Eönnten. Wir haben ja die Einrichtung getroffen, daß der Arbeiter in jedem Falle die Selbstkosten der Unter- bringung und der Verpflegung, wie sie sich für die Kanal- verwaltung stellen, zu ‘tragen hat. Nah diesem Grundsay werden gegenwärtig dein Arbeiter für Unterbringung und Verpflegung tägli 45 in Rechnung gestellt. Ob die Kosten in Zukunft höher anzusepen sein werden, weiß ih niht, sie können steigen, sie können

Ÿ vermindern, das wird \ich je nah den verschiedenen in Betracht kommenden Verhältnissen beweisen, Der Arbeiter verdient jetzt beim Kanalbau in minimo 2 4 50 S, und wenn man in Berücksichtigung zieht, daß er für den Beg der übrigen Lebensmittel, für welche er keinem Zwange unterworfen ist, im Ganzen für volle Verpflegung des Tages an Unkosten etwa 1 auszugeben hat, so werden Sie er- messen, daß der Arbeiter bei einer täglichen Ersparniß von 1,50 4 keinen Grund zur Klage besißt. Er hat au bis jeßt nit geklagt ; im Gegentheil, wir haben Aeußerungen und baben sie noG zuleßt am Weihnachtsfest, bei welher Gelegenheit wir den Arbeitern eine kleine Freude gemacht haben, entgegengenommen, daß die Leute ganz außer- ordentlich zufrieden sind.

Der Herr Vorredner hat in seinem Vortrage Ihnen vorgeführt, daß der Italiener anders verpflegt sein will, wie der Norddeutsche, Und s{chon der Bayer will auch was anderes haben. Meine Herren, auch auf den Italiener und auf den Bayer wird Rücksicht ge- nommen, und wir seßen unseren Birplleaungs Stat niht fest, ohne auf die Bedürfnisse und Wünsche der Leute Rücksiht zu nehmen ; daß diese Bedürfnisse und Wünsce in allen Einzelnheiten erüdsi chtigt werden können, das werden Sie mir wohl zugeben ift absolut Undurchführbar. '

Nun hat der Herr Vorredner weiter zu wissen gewünscht, ob diejenigen Vervflegungsmaterialien, welhe außer dem Mittagsma hl in den Baracken veririeben werden, ob die für Rechnung der Kanal-Kommission oder fär Rechnung der Unternehmer vertrieben werden, da kann ih nun versichern, daß sie für Rechnung der Kanal-

Erste Beilage | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

S8amts des

Berlin, Dienstag, den 22. Januar

Kommission vertrieben werden, und es sind nur einige kleine Artikel, die nicht dem allgémeinen Verbrauch unterworfen sind, welche der Baraenverwalter für seine eigene Rechnung verkauft. Diese Verpflegungsgegenstände aber und wir halten eben darauf das ist gerade auch ein besonderer Gegenstand der Fürsorge der Kanal- verwaltung —, daß alle diese. Verpflegungsgegenstände in untadelhafter Güte verabfolgt werden, diese Verpflegunatgegenstände, sage ih, ermöglichen es, doß der Arbeiter ganz nah seinen Bedünfnissen und seinen Neigungen ih verpflegen kann. Wenn wir die Einnahine des Mittagsmabls obligatorisd gemact haben, so ift außer dem vorbemerk- ten Grunde au noch der maßgebend gewesen, daßwir nur auf diese Weise die Gewähr besißen, daß der Mann einc gute und nahrbafte Kost wenigstens zu einer Mabljeit des Tages erhält. Es ist (Zuruf) ja der Herr Vorredner wolle mir verzeihen, daß er sagt (Zuruf) ih babe ja son gesagt, daß nah Möglichkeit dafür geforgt wiro; i will ibm aber weiter folgen, ich will ihm die Konsequenzen ziehen, die scin Verfabren mit ih ziehen würde. Freibeit wollen wir ja Alle; ih nit weniger als der Herr Vorredner. Hier handelt es si aber darum: Soll nit die Verwaltung darauf aus sein, daß sie nun wirklich tas materielle Wohl des Arbeiters

¡ fördert, soll sie es scinem Belieben überlassen in einer \tellenweiie

wüsten Gegend, wo meilenweit fein Schankwir1h, kein Gasthaus ift, wo nit die geringste Gewähr dafür besteht, daß er von dem Schank- oder Gastwirth gute und brauhbare Waare erhält? Ich muß fagen, in das Prinzip der Freiheit mag es vieileiht, fireng genommen, nit pasten, aber in das Prinzip der Nüßlichkeit und Förderlichkeit paßt es offenbar, was wir gemacht baben. j

Meine Herren, der Herr Vorredner hat dann noch einige \{erz- hafte Bemerkungen über die Disziplin gemat, ‘er hat si namentlich darüber aufgehalten, daß der Stubenälteste und bezw. ter Baracken- verwalter Strafen verhängen dürfe. In diesem Punkt ist ein ÎIrr- tbum: weder der Stubenälteste noch der Barateuverwalter darf Strafen verbängen, sondern Strafen darf nur der Baradtenin!pektor verhängen, und dieser Barackeninspektor ist keiner der Unteroffiziere oder Wachtmeister, sondern ein höherer qualifizirter Beamter. (Zuruf : Majore !) Jawobl, auch Majore find ganz gut qualifizirt für diese Stellen. Jch bin selber Major!

Also, meine Herren, es liegt in der That nach unseren Erfahrungen kein Grund vor, mit der gegenwärtig getroffenen Einrichtung unzu- frieden zu sein. Bis jeßt ist uns, mit Ausnahme eines einzigen Falles, der uns entgegengetreten ist, auh feine Unzufriedenheit be- annt geworden. Wie forgfältig übrigens die Dinge verfolgt und überwacht werden, das ersehen Sie daraus, daß ih, und zwar zum großen Kummer der Kanal-Kommission, auch heimliher Weise die Verpflegung der Leute habe kontroliren lassen, um mir dadur auf ganz unparteiishem Wege die Ueberzeugung zu vershaffen, daß wük- lid, unseren Absichten entsprechend, für die Leute ausreichend und gut gesorgt wird, und wenn Sie nun erwägen, daß der Mann eine gute Unterkunft hat, daß er ein Mahl in untadel-

haster Güte bekommt, und das, was nach seinem Geschmack und

Bedürfniß von ihm bezogen werden muß, daß er das ebenfalls in untadelßaster Güte und zu einem den Selbstkosten entsprechenden Preise beim Barackenverwaltdr beziehen kann, dann wird man wabrsccinlih" bei der Parallele zwis{en diesem Zustande . und dem Zustande voller Freiheit nicht zweifelhaft sein können, auf welche Seite man sih da stellen muß. Nur einzelne Genuß- mittel, darunter der Branntwein, sind allerdings etwas theurer, allein der Branntwein ist dafür auch sehr viel besser; ih sehe namentli darauf, daß wir vollständig fuselfreien Branrtwein den- Leuten ver- abreihen. Uebrigens, was den Branntwein anlangt, so bekämpfen wir seinen Genuß durch Zuweisung von {mackbhaften Bieren, denen wir bei den Arbeitern Eingang zu verschaffen bemüht sind, und aus einer mir vorliegenden Uebersicht ergiebt sih auch, daß dies bis jeßt nit ohne Erfolg geschehen ist.

Also, metine Herren, lassen Sie uns ruhig so weiter wirtbschaften. Die Gefahr fürchte ih am allerwenigsten, daß die Unternehmer uns unbequem werden könnten, Denn, wie gesagt, mit Ausnahme cines einzigen haben sich" die übrigen alle mit unserem Verfahren einver- standen erklärt.

Ob die Ersparnisse, von denen der Herr Vorredner im Eingang seiner Betrachtungen gesprochen hat, sich wirkli auf diese Summen beziffern, wie Sie sie angegeben haben, das kann ich diesen Augenblick niht übersehen. Meine Herren Mitarbeiter bezweifeln das, sie halten die Zablen nicht für richtig Ich glaube au, man kann zwar die Erwartung solcher größeren Ersparnisse heute aussprechen, bestimnit wird mau darüber erst urtheilen können, wenn eine längere Periode vorübergegangen ift und wenn wir namentli alle Bauloose vergeben haben. Wenn wir mehrere Bauloose von zusammen 40 Millionen auf ein Mal vergeben baben, so hatte das seine sehr guten Gründe, über die ih mich bier 4 niht öffentli äußern will, sie beruhen aber wesentli darin, daß wir dur die Art, wie wir es gema(t haben, im Interesse der Reichsfinanzen einen wesentlichen Bortheil erreiht zu haben glauben. Damit begnüge ih mi vorläufig und erwarte die weiteren Angriffe. :

Abg. Münch: Der Staatssekretär shlage einen Ton an, als ob er ihm (dem Redner) Reichsfeindschaft vorwerfen wollte. Gewiß müsse sür ausreichende Verpflegung der Arbeiter gesorgt werden, aber -warum wolle man denn die Leute hindern, sich in Familien billiger und besser zu ver- pflegen? Neu sei ihm, daß die verheiratheten Arbeiter das Recht hätten, selbst für ihre Verpflegung zu sorgen. Für die anderen aber seien die Kocheinrihtungen noch durchaus unzu- reichend, schon weil Hunderte niht in wenigen Baracken ver- orgt werden könnten. Jhre Mar Mlle es „reiche oft kaum ür den Av und Rückweg. Man hätte mehr decentralisiren, die Baracken zerstreut an verschiedenen Orten bauen und jeden Zwang in der Verpflegung beseitigen müssen.

Abg. Lingens: Voll anerkennen müsse er die Einrichtung der Baracken, die noch auf eine Anzahl von 30 für über 4000 Arbeiter ebracht werden sollten. n den vorhandenen befinde sich au bereits ein Raum u den Gottesdienst. Es frage sich, wie er bei den weiten Ent ernungen, in öder Gegend und bei einer aus den verschiedensten Nationalitäten gemischten Arbeiterbevölkerung ermö liht werde. Polnische und vor Allem die tüchtigen italienischen Arbeiter sollten in großen Massen dort ju finden sein. Auf seine Frage, wie es mit dem Gottesdienst atholisher Arbeiter gehalten würde, sei ihm der Bischof von Osnabrück genannt worden, der dafür sorge. Nur die Geld- mittel wolle die Reichs: Regierung nicht ergeben, sondern den einzelnen Konfessionen auferlegen. Jhm scheine das Leßtere au Sache des Reichs zu sein. Von den zwei vorhandenen ae eti 1 nehme er an, daß das eine für evangelische, das andere für fatholishe Kranke bestimmt sei. Im legteren könnten durch Vermittelung des Bischofs von Osnabrück die bewährten katho- lishen Genoffenschaften fu die Krankenpflege verwendet werden. Auf solche Einrichtungen könnte dann das Reich, als ein au für andere Betriebe mustergültiger Unternehmer, mit gerehtfertigtem Stolz bliden. :

| niemals solche Ausgaben in Rechnung gestellt sind, daß

1889,

Staatssekretär von Boetticher: ;

Ih bin dem Herrn Vorredner dankbar dafür, “äß er mir Ge- legenheit giebt, auch über diese beiden Punkte, die er angeregt hat, ein Wort zu Ven

Daß bei der Verwoltung ein volles und dauerndes Interesse dafür besteht, daß die geistlihe cura bei den Kanalarbeitern in aus- reihendem und zweckentsprehendem Maße bedient wird, dafür giebt die Maßregel Zeugniß, daß wir sofort nach dem Beginn der Ar- Eeiten sowohl mit dem Konsistorium in Kiel cagn0tlich der evangelischen Krbeiter als mit dem Herrn Bischof von Osnabrück rüdsihtlid der cura für die katholischen Arbeiter in Verbindung ge- treten sind, Mit dem Konsistorium in Kiel ist diese Angelegenheit vollständig erledigt und zwar, wie ich dem Herrn Vorredner

gieih bemerken will, obne E für die Centralverwaltung damit

irgend welbe Kosten verknüpft sind, wenigstens niht andere Kosten, als fie sich ergeben baben aus ter Beschaffung und Ein- richtung der gottesvienftlihen Lokale in den Baracken. Mit dem Herrn Bischof von Osnabrück sind die Verhandlungen noch nicht ab- geschlossen. Der Herr Bischof hat der Kanalverwaltung mitgetheilt, daß er ohne Beifsteuer aus dem Kanalbaufonds nicht in ausreihender Weise für die cura werde sogen können. Die Verhandlungen darüber schweben noch, und ich bin außer Stande, keute zu sagen, welchen Ausgang sie nehmen werden. Für uns lie0t ja die Schwierigkeit immer darin, so gern ich auch Mittel dafür verwenden möhte, daß nach der bisherigen Praxis kei allen größeren Bauten ih habe mit dana bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Preußen erkundigt A man viel- mebr sih bisher immer auf den Standpunkt geitellt hat, daß es Sache der betreffenden Religionsgemeinschaft sei, die Bedürfnisse, die aus einem so großen Zusawmenfluß von Arbeitern in geistliher Be- ziehung entstehen, aud aus ihren eigenen Mitteln zu decken. Damit ist niht gesagt, daß wir nicht vielleitt in der Hoffaung, später Indemnität zu erhalten, etwas mehr thun, als bisher üblich gewesen it. Jch möchte aber in dieser Beziehung kein Engagement einge hen, denn, wie gesagt, ih habe naher niht bloß die Kontrole des hoben Reichstages, sondern au die Kontrole des Rechnungéhofes zu passiren, die unter Umständen noch unangenehmer ist, als die des Reichetages.

Was nun die Lazarethverwaltung anlangt, so haben wir geeignete La'arethe auf Kosten der Kanalverwaltung errichtet in Burg und in Panerau, und außerdem haben wir an verschiedenen Orten Ab- kommen gesblossen mit den betreffenden Krankenbäusern, resp. Kliniken, welche es uns sicher stellen, daß erkrankte und verlette Arbeiter dort O finden können. Jn dieser Bezichung ist also ausreichend gesorgt. Was nun die Verpflegung in diesen Krankenhäusern anlangt, fo bin ih augenblicklich außer Stande, sagen zu können, wie diese Ver- pflegung geordnet ist, id zweifle aber garnicht, daß sie zweckentsprechend geordnet ist, und daß namentlih au auf die Hülféleistung weiblicher Schwestern in ausreihendem Maße Rücksiht genommen ist. Ih werde mi danach abec umthun und hoffe, bei der nächsten Gelegen- heit eine passendere Auskunft geben zu können, als mir augenblicklih mögli ist.

Abg. Singer: Gegenüber den grenzenlos \s{hädlihen Zu- sländen in Privatwohnungen der Arbeiterfamilien, die oft noch Astermiether und Schlafleute hätten, werde überall, wo es möglich sei, dur Korporationen oder Behörden gesunde Wohn- räume zu beschaffen, für die Arbeiter besser gesorgt sein. Dieser Zwang, den die Kanalkommisfion zu Gunsten der Arbeiter ausübe, sei vollständig berechtigt, und aus den Kreisen der Arbeiter werde über diese Einrichtung wohi keine Klage geführt werden, abgesehen ‘von etwaigen einzelnen Uebelständen. Jm Prinzip sei er also für die Baracken. Auch für gesunde, P Sen Nahrung zu mäßigem Preise könne besser

urch die Kanalkommission in centralisirter Weise gesorgt werden, als wenn die Leute privatim in Budiken ihre Be- dürfnisse befriedigen müßten. Daß bei der Zubereitung der Kost auf die Wünsche der Arbeiter je nah dem Klima, aus dem sie gekommen seien, Rücksicht genommen werde, freue ihn. Dagegen könnte man wohl andere Mittel und Wege finden, um die allerdings nothwendige Disziplin und Ordnung auf- rehtzuerhalten, als Strafgelder, und besonders gefalle ihm die Art ihrer Verwendung niht. Darüber bestimme die Kanalkommission aus eigener Jnitiative ohne jede Kontrole Seitens der Arbeiter. Es werde behauptet, daß dafür ge- meinnügige Einrichtungen zu Gunsten der Arbeiter getroffen seien. Welcher Art seien sie? Vielleicht solche, daß man Lese- De einrihte, in welhen die Arbeiter die „Norddeutsche

llgemeine“, die „Kreuzzeitung“ und den neuerdings von national- liberaler Seite so sehr poussirten „Arbeiterfreund“ zu lesen bekä- men ? Die Arbeiter müßten selbst mitbestimmen über die Verwen- dung der Strafgelder zu gemeinnügigen Zwecken. Dagegen, daß auch E namentlih italienishe Arbeiter beim Kanalbau beschäftigt würden, habe seine Partei prinzipiell nichts einzuwenden, wenn nur nicht durch sie der Arbeitslohn zu Lasten der deutshen Arbeiter herabgedrückt werde. Der

Staatssekretär habe ihn einigermaßen hierüber beruhigt durch -

die Mittheilung, daß der Minimallohn 2,50. # betrage. Wenn dieses dem Unternehmer kontraktlih auferlegt sei, so sei er darüber etwas beruhigt. Er hätte dies wohl nicht gesagt, wenn nicht Vorkehrungen getroffen wären, die diesen Minimallohn garantirten. Jn diesem Falle gönne er den italienishen Arbeitern den Verdienst, wünsche aber keine direkte Bevorzugung derselben zu Lasten der deutschen Arbeiter. Sodann bitte er um Auskunft über eine Jnstruktion der Kanalkommission, nah welcher der anarhistishen und sozial- demokratischen Partei angeverige Arbeiter nicht beschäftigt wer- den sollten, mit jedem Arbeiter ein Kontrakt abzuschließen sei und- jeder Arbeiter ein Arbeitsbuh erhalten solle. Ferner solllen ohne Aufkündigung solche Arbeiter entlassen werden, die sih der anarchistischen oder sozialdemokratischen Partei zuwen- deten und deren Bestrebungen Vorschub leisteten. Jeder Ar- beiter habe an der Müte ein Ble {ild mit der Aufschrift „K.-A.“, Kanal-Arbeiter. Der Herr Kriegs-Minister habe kürz- lih auf eine Anfrage Bebel’s erklärt, die Armeeverwaltung müsse sich davor sichern, daß bei den Bauten, welche sie ausführen lasse, sozialdemokratishe Arbeiter be- schäftigt würden. anz analog dieser Auffassung wäre es, wenn die Kanalkommission diese Vorschriften er- lassen hätte. Er würde sich freuen, wenn der Herr Staatssekretär erklärte, es sei nicht veabratigk, die sozial- demokratishen Arbeiter auszuschließen. an sei jeyt

¿eig Bestehen des Sozialistengesetes ali@ltEermeise a

in gekommen, daß in Privatindustrien derartige Unter-

S E i i Si REE R Lr: us S E B O E: i A s 5E

H B E S I f Es T C L iben Ub D R Ste E B i U t E E A S T E B A E T E S: Sen agi G prets ama F E M E A R E 4 E O A I C R M Ó E AE R E I A I I A E T T R A ANS I Ps A ANEE 2D O I Ie O RaKg T G SOR "eere T Mz C S E É E E E O R ETT S N E E ape Dr rar neen E S S E P C R S T Es C M L R E R T E e Ms G ara ei

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