1889 / 22 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Jan 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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beiter selbs zur so lange werden immer me

\{chwierig.

Absicht des Unter1 wenden. Wenigstens ist “_ Kchtsbezirke ein Sicherheit bestätigen könnte,

mußte ih wiederholt und selbst im GespräH mit Arbeitern die allerdings sehr bedauerlihe Wahrnehmung machen, daß die Wohl- thaten dieser geseßlihen Bestimmungen von Seiten der Arbeiter

nit erkannt werden wollen.

„Ist es E daß sie herumstreihen oder hungern?* Solche hat man zu gewärtigen, sofern man

und ähnlihe Einstreuungen den Eltern solcher Kinder ge

So lange es eben nit gelingt, den BVildungêgrad des Arbeiters zu freilih aber au die Existenzbedingungen zu verbessern, wird man immer gewärtigen all die in seinem eigenften Interesse durch den humanen Geseß- A getroffenen Verfügungen als eine Beschränkung seiner eigenen

elbstbestimmung betrahtet und nach Mitteln sucht, folhe Be-

heben,

stimmungen einfa zu umgehen. auf meinen Inspektionen bei Stellung der Fragen nach dem Alter jugendlicher Arbeiter zur Anwort erhielt: „14 oder 15 Jahre vor-

Über“, konnte ih gegenüber oder B

„Beamten die Bemerkung nit unterd1ücken, daß ih die Rich- E dieser Antwort bezweifele. Se Fabrikinspektor hat für das Jahr 1887 dasselbe berichtet. r sagt:

Die Leute bestürmen den

Kinder in der Fabrik zu beshäftigenz; er kann {ließlich nicht anderê, wie nachgeben, und den Kindern die Arbeit wenigstens für einige Stunden des Tages zu gestatten.

Auch ist interessant, daß sel fich bereits für die Z

Und wenn es mir auch Altersdokumenten thatsächlihe

rihtig vermuthet, konnte ich doch

Beweismaterial crhalten,

zu erstatten. Für die Verhältnisse bezei daß die Gemeindevertretung

General-Direktion der Tabackregie darum bittlich wurde, die Auf- nahme von Kindern unter 14 Jahren .in die dortige Tabakfabrik zu gestatten, und dieses Ansuchen dur die unter der Armenbevölke-

rung herrshende Nothlage begr So also, meine Herren,

Eltern, den Verdienst ihrer Kind

in den Fabriken mitheranzuziehen, Linie. Es sind, wie gesagt, eine ganze Reihe - von Aeußerungen der Fabrikinspektoren in den Berichten enthalten, ich unterlasse es

aber, um Sie nicht zu ermüd

zutheilen. Sie werden \ich unschwer führung überzeugen können, und ih will jedem der Herren, der es wüns\cht, eincn Leitfaden zur leichteren Auffindung dieser Aeußerungen geben. Es kommt nun aber no ein anderer Grund hinzu, weshalb Sie das von Ihnen ean lhte Ziel nit in dem Maße, wie Sie dies wollen,

ach dem auch jeßt wieder vorliegenden Antrag wollen Sie außer dem 13. Lebensjahr au die Schulvflicht entscheidend sein

erreichen.

lassen. Ja, meine Herren, wenn

Übereinftimmend geordnet wäre, dann ginge das ganz gut; die Shulpflicht \{wankt aber zwischen dem 13. bis 16. Lebensjahre. durch diese Bestimmung eine Ungleichheit hinsihtlich der Bedingungen

für die Kinderarbeit in den vers

jenigen Bezirke, in den die Schulpflicht länger dauert als in cinem

anderen, sowohl die Verwendung S als au im Interesse der wUrde.

Mit der Frauenarbeit liegt die Sache ähnli. Auch die Berichte unserer Fabrikinspektoren lassen, na der Meinung des Bundesraths, nicht den Schluß zu, daß ein übereinstimmendes und es S vor- liegt, im Wege der Gesetzgebung weitere allgemeine

Die Gewerbeordnung giebt bere

rath, da, wo sich ein solhes Bedürfniß Ob und in welchen Fällen er von dieser Befugniß Gebrauch machen will, das wird nah Maßgabe des nachgewiesenen und hervor- zu beurtheilen fein. Es ist

erlassen.

tretenden Bedürfnisses sehr lTobenswerth und sehr heiratheten rau durch eine welcher sie în den Fabriken

schafft und es ihr erleihtert, iw Interesse ihrer Familie thätig zu

fein. Nun sprechen aber au wi der Gewerbeverwaltung dafür,

niht benußt wird.

auch in gesunden

erwerben darf, bloß um des Prin meinen, wie ich anerkenne, mehr der Familie zurückgegeben Fall war.

Ich könnte, was die Frauena Einzelheiten berühren; ih könnte

spielsweise in Oberschlesien die Petitionen werden vielen von den Perren bekannt sein die Frauenarbeit eine sehr ausgedehnte ift, namentli auch in den Hüttenwerken, in der Metallindustrie, und es

wird wohl der Erwägung werth sein,

machen kann. Allein, meine Herren, die Untersuchungen, die darüber ange- stellt worden sind, haben denn doch ein solches Ergekniß geliefert, daß auch

in dieser O der Bundesra so einshneidende

Arbeiterinnen in Oberschlesien zu iren. Es giebt keinen Er

Kontrole

Während meiner halbjährigen Inspektionsthätigkeit habe ih die Ueberzeugung gewonnen, rnebmers liegt, Kinder unter 14 Jahren zu ver-

Fall, der das

ulafsung von Kindern zur Fabrikarbeit interessiren. Der Fabrikinspektor berichtet in diesem Berichte pro 1887 :

das mich in die Lage verseßte, wegen unrichtiger Ausfüllung der Rubriken des Arbeitöbuhs die Anzeige

liegen die Berichte unserer Fabrikinspektoren über die Neigung, Kindern in den Fabriken Beschäftigung zu verschafffen, und das Bedürfniß der

daß da, wo #{{ geschieht in steigendem Umfang eine solche Gelegenheit geboten ist, doch von einer großen Zahl verheiratkbeter P diese Gelegenheit Fur sehr viele dersel welcher ihnen dur eine Einschränkung der Arbeitszeit entgehen würde, höher, als die Benußung der Gelegenheit, während der ihnen gestatteten Pause ihren wirthshaftlichen Angelegenheiten vorzustehen. Ich sage aber weiter: Wenn tigen, in denen die Arbeit der Frau nothwendigerweise geleistet wer- den muß, um die Existenz der Familie sicher zu stellen, also in Fâl- len, in denen der Mann krank ist, in denen er in seiner Arbeitsfähig- keit ges{wät ist, in denen die Schaar der Kinder so groß ist, daß Tagen der Mann nit den vollen Erwerb für seine Familie allein leisten kann: wie wollen wir es da übers Herz bringen, der Frau zu versagen, daß sie den Nothgroschen,

humanen Tendenz willen, daß die Frau

aßregel zu treffen, wie sie der will. 4000 Arbeiterinnen sind in diesen Betrieben beschäftigt, und es ist, wie die Berichte erkennen lassen, absolut unmögli, diese 4000

dieser Maßregel heranzuziehen,

hr oder minder Uebertretungen der | A eordnung zu verzeichnen sein, und diese Uebertretungen mit voller Sicherheit zu konstatiren,

ist vor der Hand noch immer sehr

daß es entschieden nicht in der

mir - bisher in meinem Auf- Gegentheil mit voller

nit bekannt geworden; hingegen

„Wer foll meine Kinder ernähren ?“

genüber ernste Vorstellungen macht.

müssen, daß dieser Arbeiter

Zu wiederholten Malen, da ich

dem mich begleitenden Fabrikbesiger

abrikinspektor mit der Bitte, ihre

bst Gemeindebehörden in Oesterreich

bier und da gelang, mir aus den Gewißheit zu verschaffen, daß ich nur in einem einzigen Fall solches

nend ist wohl auch die Thatsache, einer großen Industriestadt bei der

ündete. Dinge in Oesterrei, und die

er dur die Beschäftigung der|elben bewegen \ich ganz auf derselben

en, Ihnen diese Aeußerungen mit- von der Richtigkeit meiner An-

die Schulpflicht in ganz Deuts{land Sie führen also iedenen Bezirken ein, welche in dem-

der Kinderarbeit im Interesse der Industrie erschweren und \{chädigen

orschriften zu erlassen. andhabe für den Bundes- erausftellt, Vorschriften zu

its die

ja gewiß human, wenn man der ver-

Einschränkung der Zeit, in arbeiten könnte, die Möglichkeit ederum die Aeußerungen der Organe on jeßt und das

en steht der Verdienst,

Sie sich die Fälle vergegenwär-

: den sie haben muß, zips willen, bloß um der im Allge-

werden möge, als es bisher der

rbeit anlangt, noch eine ganze Reihe namentlich daran erinnern, daß bei-

wie man diese Frauenarbeit entbehrlich

th sich nicht entschließen konnte, eine cihstag treffen

anderen Beschäftigungsarten über-

rbeiterinnen in den bergmänn|

- von sachverständiger Seite auf

wird. Meine Herren bei pi aag M gleihwerthigen Ve

rdienst zu \chaf ordcntlih fraglich.

en, das ist mir mindestens außer-

Nun, meine Herren, komme ih zu dem leßten Grunde, der den Bundesrath zu seiner ablehnenden galung bestimmte. Es ist gerade die r

Rücksicht auf die Erhaltung des Na

völkerung, welche den Bundesrath bedenklich gemacht hat, den Arbeiter in der Ann Bana seiner Arbeitskraft mehr zu beschränken, als dies aus

F erwiegen en Gründen des öffent

zwar bei den früheren Berathungen mit der

getreten, daß man, wenn man die

ob wir es der Frauenarbeit für diese 14 Millionen einen

f für den Verdienst, den diese ishen Betrieben haben, und der 14 Millionen Mark angegeben fertig bringen würden,

ungs\tandes unserer arbeitenden Be-

lihen Wohles gelNePen muß. Man ehauptung hervor-

rbeiters erhöhen würde, Diese Behauptung ist indessen in der Hauptsahe doch nur eine Vermuthung; der daß in der öhung des Werthes der sonstigen Arbeit ein Ersay für die autgelalene eschaffen wird, soll doch noh erbracht werden, und dieser Beweis ist von keiner Seite versuht worden. Wo die Verhältnisse des Arbeiters so liegen, daß er ohne die Hülfe seiner s und ohne die Hülfe seiner Kinder, näilrlich innerhalb der vom

eseße gewggen Grenzen (Zuruf: also innerhalb der vom Gesetze getodgien renzen !), von dem bestehenden Gesetze gezogenen

renzea Quruf : warum?) ja, Hr. von Kleist, die Sache liegt sehr einfa. Nach den jet bestehenden Grenzen ift eine Gefährdung des Nahrungsftandes nicht zu besorgen; ziehen Sie die Grenzen aber enger, s{ränken Sie also den Arbeiter dahin ein, daß er die Arbeits- kraft seiner Frau und Kinder nicht in dem jeßt gegebenen Maß mehr mitverwenden kann, daß er von dieser Arbeitskraft nur erheblih ge- ringeren Nutzen zieh:-n kann, so wird naturgemäß sein Nahrungs- stand vershlechtert. Nun kommt man von gewisser Seite mit der Behauptung und sagt: wenn nur der Arbeiter seine Bedürfnisse ver- ständig regeln wollte, wenn er sich nur in seinen Töchtern der Put- sucht enthalten wollte 2c. 2c., dann würde er bei der heutigen Höhe des Lohnes au selbst dann auskommen können, wenn die Ein- \{chränkung der Frauen- und Kinderarbeit eine Mindereinnahme zur Folge hat. Meine Herren, im Allgemeinen stehe ich auf dem Standpunkt, daß ih auch dem Arbeiter eine Aufbesserung seines 8standard of life durhaus gônne und jede Maßregel mit Freuden be- grüße, die dazu führt, um au den Arbeiter in bessere äußere Ver- hâltnisse zu seßen. Dabei bin ih natürli sehr weit davon entfernt, den Auswüchsen einer falschen Ausnugzung der Einnahmen der Arbeiter das Wort zu reden ; diese verwerfe ih.

Also, meine Herren, wir sind der Meinung, daß wir es nit übers Herz bringen können, eine Einschränkung vorzunehmen, deren Tragweite wir sowohl nach der Seite der Lebensbedingungen der Arbeiterfamilie als wie nah der Seite ihrer Einwirkung auf die Jn- dustrie als eine bedenkliche erachten, und jedenfalls nit vollständig übersehen können. Man hat gesprohen von internationalen Ab- machungen; man hat gesagt, wenn Deutschland, das mächtige Deutsch- land si nur dazu entschließen könnte, mit den übrigen Industrie-

Seite den Werth ter I und damit den Verdienst des n Beweis dafür,

staaten gleihmäßige Arbeitsbedingungen zu verabreden, dann würde cs ganz außer Frage sein, daß eine Schädigung der deutschen ndustrie durch die beabsihtigte Einschränkung

nicht herbeigeführt werden wird. Ja, meine Herren, wenn wir nur die Ueberzeugung haben könnten, daß mit derselben Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt, mit derselben Genauigkeit und mit demselben eigenen

flihtbewußtsein der Industrie die Vorschriften in den übrigen

ndustriestaaten beobachtet werden, wie bei uns! Diese Ueberzeugung können wir jedoch nicht unbedingt haben. Wir erleben auf allen Gebieten, wo ähnlihe Einrichtungen bestehen, daß die Anwendung der erlassenen Vorschriften nicht überall mit gleiher Gewissenhaftigkeit erfolgt. Jh enthalte mi, in dieser Be- ziehung besondere Beispiele anzuführen. Sie sind für Jeden, der {h mit der Materie beschäftigt hat, sehr naheliegend.

Also, meine Herren, wir baben uns nit ent\chließen Tönnen, die Beschlüsse des Reichstages zu den unsrigen zu mahen. Wir sind bereit, den Arbeiter gegen jede Ausnußung zu \{üten, wir sind bereit, den Arbeiter zu \{hüßen gegen jeden Zwang, der auf ihn geltend ger macht werden sollte, um seine Arbeit nah einer bestimmten Richtung und zu einer für uns für unzulässig erachteten Zeit zu leisten. Wir können uns aber nicht entschließen, allgemeine Vorschriften zu erlassen, deren Tragweite wir niht völlig übersehen, von denen wir befürchten müssen, daß sie einen ungünstigen Einfluß auf die Lebenslage des Arbeiters und vielleiht auch auf die Existenzfähigkeit der Industrie haben. Deshalb werden wir diese An- träge, auch selbst wenn sie wiederholt werden sollten, chwerlich zu den unsrigen machen können, womit freilih nicht ausgeschlossen ist, daß überall da, wo Mißstände hervortreten, wo \chreiende Uebelstände einer Abhülfe bedürfen, auch die Mithülfe der verbündeten Regierungen wirksam in Anspruch genommen werden kann,

Ich schließe noch mit einer Gegenbemerkung gegen den Hrn. Abg. Dr. Baumbah, welcher mir wiederum den österreichischen Fabrik- aufsihtsbeamten als ein so empfehlenswerthes Subjekt dargestellt und den Wunsch ausgesprohen hat, man möchte auch bei uns den deutschen Aufsichtsbeamten in gleiher Weise nußbar machen, man möchte doch auc bei uns seine vermittelnde Wirksamkeit, namentli bei Strikes in Anspruch nehmen und möchte ihn so zum Vertrauensmann des Arbeitgebers und Arbeitnehmers gestalten, der er doch eigentli sein soll. Nun, meine Herren, Strikes können ja doch nit bloß zu dem Zwecke geschaffen werden, damit der Fabrikaufsihtsbeamte eine ver- miltelnde Rolle spielen kann, sondern die müssen wir abwarten, und wo solhe Strikes hervorgetreten sind und wo der Fabrilaussichts- beamte zu ihrer Beilegung in Anspru genommen worden ist, da hat er und ih bedauere, daß der Hr. Abg. Baumbach das aus den verschiedenen Berichten niht entnommen hat ganz dieselbe nützliche Wirksamkeit entfaltet, welche der österreichische Fabrikinspektor leistet. Ich verweise ihn auf Seite 11 der Berichte von 1887, ich verweise ihn auf Seite 5 der Berichte von 1885, ih verweise ihn auf Seite 4 der Berichte von 1886, und ih will nur aus dieser leßten Aufzeihnung einen Satz vorlesen:

Immerhin wird dur die Berichte bestätigt die bereits früher bekannte Thatsache, daß das Vertrauen zu den Aufsichtsbeamten von Jahr zu Jahr wächst.

Etwas Weiteres berihten die österreihishen Berihte au nicht. Also sehe ih nicht ein, daß wir nöthig haben, den österreichischen Gewerbeinspektor unseren Fabrikaufsihtsbeamten als leuhtendes Vor- bild hinzus\tellen, Unsere Aufssihtsbeamten thun ihre Pflicht und werden sie au ferner thun, sie bedürfen nicht des Hinweises auf den Kollegen an der Donau. : bg. Hie: Die Beschlüsse von 1887 seien Kompromisse der verschiedenen Parteien. Das Centrum habe davon abge- sehen, seine ursprünglichen Anträge, die viel weiter gingen, wieder aufzunehmen, weil es die Annahme des Kompromiß- antrages möglist erleihtern wollte. Dieser repräsentire aber das Mindestmaß, das gefordert werden müsse, und das Centrum müsse nah der e 0e des Staatssekretärs um- somehr dabei stehen bleiben. Daß die Staatsregierung über- haupt aus ihrem Schweigen endlih herausgetreten sei, begrüße das Centrum dankbar. Er sei aber ershrockden über den Standpunkt der verbündeten Regierungen. Schon in den siebziger Jahren sei stets darauf bißgewielan worden, daß die Kinderarbeit in den Fabriken ja immer mehr abnehme, und jet werde die Beschästigung von 21 000 Kindern von dem Staatssekretär als etwas Normales hingestellt. Jm Königreich Sachsen habe die Kinderbeschästigung in den leßten Jahren thatsächlih zu- genommen. Wenn man dort die Dinge so weitergehen lasse, jo komme man auch wieder zu vermehrter Kinderarbeit. Der Staatssekretär habe sih auf die Berichte der Jnspektoren be- rufen. Wie möge seine heutige Rede wiederum auf die Be- rihterstattung der Inspektoren wirken! Sie werde jedenfalls keinen Anlaß geben, d rag die Mißstände zu beseitigen. Die Berichte über die für die Kinder günstigen Verhältnisse in den Fabriken seien nur im Gegensay zu den Verhält- nissen in der Hausindustrie, also mit großer Einschrän- kung, zu verstehen. Aus den Ausführungen des Staats- sekretärs müßte man eigentlich den Schluß ziehen, daß es besser wäre, in Zukunft die Kinder statt in die Squle, 6 Stunden in die Fabrik zu schien. Jm Gegensaz dazu werde in einem Bericht über diesen Punkt ausgeführt, daß den in Fabriken beschäftigten Schulkindern keine Haus: aufgaben mehr gegeben werden dürften, die Sor losigkeit, die

rbeit einshränkt, auf der andern

erst eine längere

des Lebens dieser Kinder. Daß diese Dinge normal sein soll- ten, könne er nicht zugeben. Jn der Tes und Oesterrei sei Kindern unter 14 Jahren die Arbeit in den Fabriken ein- fah verboten. Daß die Durchführung einer solhen Beschrän- kung zunächst Sthwierigkeiten mache, sei zuzugeben. Hätten aber niht dieselben Schwierigkeiten bestanden, als man die jeßt geltenden Beschränkungen der Kinderarbeit ein- ee Den Unbequemlihkeiten, die daraus entstehen könnten, die Kinder beschäftigungslos \ich herumtxiebèn, begegne man damit, daß. man die Fabrikarbeit freigebe, wenn die Sgulpflit aufhöre. Daß die Schulpflicht in den einzelnen deutschen Staaten eine verschiedene sei, sei kein durchs{chlagender Einwand dagegen. Soweit sie über das 14. Jahr hinaus- gehe, würden auch diese Kinder in der Fabrik nicht beschäftigt werden können. Jm Uebrigen könnte über diesen Punkt leicht eine Verständigung erzielt werden. Was die Frauenarbeit be- treffe, so sei in der Schweiz, Oesterrei und England die Nachtarbeit absolut verboten. Aus der Enquete des Bund:8- raths habe man ersehen, daß in Deutschland noch 13 000 Ar: beiterinnen des Nachts beschäftigt seien. Die elektrishe Be- leuhtung habe in der jüngsten Zeit zur Folge gehabt, daß der Nachtbetrieb immer mehr eingesührt werde. Wenn diese Erfin- dung bewirke, daß die Fabrikanten auch des Nachts ihre Maschinen laufen und 1hre Arbeiterinnen arbeiten ließen, so würde sie zum Fluh werden. Der Staatssekretär habe darauf hinge- wiesen, daß der Bundesrath schon jeßt weite Befugnisse zum Erlaß strenger Bestimmungen in dieser Beziehung befiße, Warum gehe denn nun der Bundesrath nicht auf die berech- tigten Wünsche ein ? Die Befürchtung, daß die Kinder dur Beschränkung der Fabrikarbeit in die Hausindustrie getrieben würden, bestehe niht in dem Maße zu Necht. Anderenfalls würde die Stlußfolgerung nur die sein, daß unsere Fabrik- geseßgebung au auf die Hausindustrie ausgedehnt werden müsse. Die Schwierigkeiten seien gewiß groß, aber man werde zu einem Ziele kommen müssen. Jn der Hausindustrie sei die Beschäftigung der Kinder jedenfalls eine beschränkte. Das Centrum wolie dem weiblichen Arbeiter den Schug angedeihen lassen, den die Kinder vom vierzehnten bis sehzehnten Lebensjahre genössen ; d. h. sie sollten vor Allem nur eine l10stündige Arbeitszeit haben dürfen. Die Arbei- terinnen sollten ferner, wie die Kinder, am Sonnabend und am Vorabend von Fesitagen niht über 6 Uhr hinaus be- schäftigt werden dürfen, damit für sie auf diese Weise eine Sonntagsruhe ermögliht werde. Eine gewisse Beschränkung des Einkommens sei damit allerdings gegeben; das Centrum wolle deshalb den Uebergang erleichtern, indem das Geseß i i eit nah der Publikation in Kraft trete. Zugleich mit dem Fortfall dieses Verdienstes werde aber der Lohn der erwachsenen Arbeiter steigen müssen. Es sei doch auffallend, daß in Sawsen, [wo die meisten Kinder beschäftigt würden, die Arbeits eit die längste, die Nachtarbeit die rößte sei, zugleich die meisten Sozialdemokraten \ich be- änden und die Löhne am niedrigsten seien. Die Geseß- gebung müsse dahin streben, daß die anderen Fabrikanten nicht n würden, zu den gleihen Mitteln zu greifen, wie achsen. Zur Sozialreform gehöre nicht bloß die Arbeiter- versicherung, sondern auch die rbeitershußgesezgebung. Er halte sogar den Arbeitershuy für wichtiger, als die Alters- und Jnuvalidenversiherung. Dabei handele es sich um den Schuß der Gesundheit, des Lebens, der Arbeitskraft des Ar- beiters. Die versöhnlihe Wirkung des Arbeitershuges {lage er auch viel höher an, als die der Versicherung. Der Hin- weis auf die verlorene Jugend, auf das verlorene Heim, auf den Mangel an Sonntagsruhe verbittere die Arbeiter und pflanze den Samen der Empörung in ihr Herz; hier seien die Wurzeln der Sozialdemokratie. Jedenfalls niht bloß Arbeiterversicherung, sondern au Arbeiterschuß.

___ Abg. Merbach: Die Kinder des arbeitenden Volks mög- lihst spät den Ernst des Kampfes ums Dasein fühlen zu lassen, sei Aller Bestreben. Deshalb halte er für wichtiger als den Gesegentwurf des Abg. Hiße die demselben angefügte Resolution, nah welcher die verbündeten Regierungen ersuht werden sollten, „thunlihst bald dem Reichstage einen Geseßentwurf vorzulegen, dur welchen die Beschäftigung von Kindern im Gewerbe außerhalb der Fabriken unter der nöthigen Rücksihtnahme auf die körperliche, sittlihe und intellektuelle Entwickelung der Kinder geregelt werde“. Die Ausbeutung der Kinder durch die Eltern in der Hausindustrie sei nämlich weit shlimmer, als die Arbeit in der Fabrik. Er könne dem Geseßentwurf Hitze nicht eher zustimmen, als bis er die Ueber- zeugung habe, daß die Kinder dadurh nicht in viel traurigere Verhältnisse kämen. Die Bestimmung, daß die abrikarbeit nur Kindern gestattet sein solle, welche das 13. Lebensjahr vollendet und ihrer landesgeseßlichen Scul- pfliht genügt hätten, sei in dieser Fassung niht annehmbar. Den Sawsen werde vorgeworfen, daß bei ihnen 10 000 Kinder in Fabriken beschäftigt jeien, diesen stelle er aber die 4000 Frauen gegenüber, welche in den s{lesishen Bergwerken mit Haspelziehen beschäftigt seien. Diese Verhältnisse hätten \ich eben mit Naturnothwendigkeit so entwidckelt, die Sachsen seien nicht inhumaner als Andere. Möglichste Beschränkung dieser Verhältnisse wäre ihm erwünscht. Es jei aber eine ret harte Vorschrift, die Frauen mit einem Mal auf die Straße zu seßen und ihnen keinen Groschen Verdienst zu lassen. Mit der Bestimmung, daß Wöchnerinnen während vier Wochen nah der Niederkunst nicht beschäftigt werden dürften, sei seine Partei au nicht einverstanden, weil das lediglich von dem N der Frau und der Art der Arbeit ab- hängig sein könne. Einen Unterschied dahin zu machen, daß verheirathete Frauen nur 10 Stunden, die anderen 11 Stunden arbeiteten, sei in einer Fabrik gar niht möglich. Seine Partei wolle nach dem früheren Antrag Lohren nur die Nachtarbeit der Frauen beseitigen. Das \cheine wenig zu sein, sei aber doch ret viel, da die Nachtarbeit für den menshlihen Organismus am s{ädlichsten sei, und vor Allem sei es erreihbar. Jmmer mehr Judustrielle \chafften die rauenarbeit des Nachts ab; und wenn der Herr Staats- ekretär meine, es bedürfe V e keines Geseßes, so glaube er (Redner), es E nur der gesegzlihen Bestimmung, um diese Nachtarbeit ganz über Bord zu werfen. Ebenso sei die Reichs- gan für die Beseitigung der Frauenarbeit am Sonnabend [bend, damit die Frauen das Haus für den Sonntag vor- rihten könnten. Sie stimme aus diesen Gründen gegen den Antrag Hige, sie stimme vielmehr der Resolution Baumbach's zu mit ihrem Amendement, weil sie gofe, daß die Regierung ihrerseits entgegenkommen werde. ie Hoffnung sei zwar schwach, aber er sei Bergmann, und dessen Loosung sei: „Auf offnung baut er unverdrossen.“

Abg. Kalle: Die Mehrheit seiner Fraktion erkenne das

armlosigkeit, die körperlihe und geistige Fri he höre bei ihnen auf, die Thätigkeit in der Fabrik bilde In Mittelpunkt

Bedürfniß einer solhen Reform an, würde aber zunächst eine

darüber wünschen, wie die Arbeiter und Arbeitgeber E dächten. Nachdem aber die Regierung eine folche Enquete abgelehnt und vom Reichstage formulirte Gesezes- vorshläge verlangt habe, habe seine Partei bei diesen An- trägen mitgewikt. enn auch nicht alle ihre Wünsche dabei berücksichtigt seien, so biete ihm do der jeßige Antrag Hiße wenigstens eie geeignete Unterlage, darauf weiter zu bauen. Die Regierung sei wenig konsequent, wenn sie nach ihrem Vorgehen mit der Arbeiterversiherung die Aufgabe" des Arbeitershußes ablehne. Die Arbeitershußgeseßzgebung sei eine wesentlich wvorbeugende Maßregel und ebenso wichtig als die Versicherung. Könnte seine Partei ein Vorgehen der verbündeten Regierungen erhoffen, so würde sie für den Antrag Baumbach stimmen. Bei der geringen Hoff- nung, die sie in Folge der Stellung der e ea haben könne, müsse sie ihren Ansichten einen möglichst starken Aus- druck geben, und das geschehe durch den Antrag Hiße. Auf- gefallen sei ihm der Standpunkt des Abg. Baumbach, daß, nachdem der Bundesrath: den Geseßentwurf bereits einmal ab- elehnt habe, er niht wieder eingebraht werden könne. Der Bundesrath selber habe ja in anderen Fällen ebenso gehandelt. Er möchte dem Abg. Baumbach anheimgeben, die Abstimmung über seine Resolution aussegen zu lassen, da man bei den späteren Verhandlungen über den Geseßentwurf Hiße darauf zurückommen könne i Abg. Cegielski: Wie früher, so trete auch heute seine Partei troy einiger Bedenken betreffs des sogenannten Normal- Arbeitstages für diese Anträge ain. Die Stellung der ver- bündeten Regierungen begreife er nicht, nahdem sie die Kranken-, Alters- und Jnvalidenversicherung angeregt hätten. Die erste Pflicht des Reichs sei es, durch eine passende Arbeitershuß- geseßgebung dafür zu sorgen, daß der Arbeiter moralisch und physish gesund bleibe. : O E Abg. von Kleist-Reßow: Diese Anträge seien ursprünglich von den Konservativen und dem Centrum angeregt. egt hätten si die Gegner von jener Seite zu ihnen bekehrt, sie seien aber noch ungeübt auf diesem Gebiet und fingen jeßt ungeschickt an. Die Konservativen hätten früher auch eine solche Resolution angenommen, wie sie der Abg. Baumbach eingebracht habe. Der Reichskanzler habe ihnen aber vorgeworfen, auf Kosten der Regierung Reklame machen zu wollen und die Schwierigkeiten der Regierung zu überlassen. Deshalb habe das Centrum positive Vorschläge formulirt und das Plenum habe sie mit Majorität angenommen. Darnach könne der Reichstag niht mehr auf eine solche allgemeine Resolution zurülkommen. Er sei erstaunt zu hören, daß der Bundesrath den früheren Gesezentwurf ab- gelehnt habe. Der Herr Staatssekretär habe früher einmal auf die Mittheilungen im „Reichs-Anzeiger“ verwiesen. Das Haus stehe doch*der Regierung anders gegenüber als Die, für welche der „Reichs-Anzeiger“ da sei. Es sei die Aufaabe des Bundesraths, dem Hause solche Mittheilungen zu machen, und er bitte Namens des Hauses den Bundesrath um die Güte, in bestimmter Weise dem Reichstage darüber Mittheilungen zu machen. Der Abg. Merbah seze seine Hoffnungen auf den Bundesrath, das Haus könne sie nur auf sich selbsi seven. Die Resolution Baumbach sei deshalb gegenwärtig niht angebracht. Er sei {merzlich berührt durch die Verna@läsfigung der Arbeitershußgeseßgebung dur den Bundesrath. Wichtiger als die Arbeiterversicherungs- geseßgebung sei die Arbeitershubßgesezgebung. Nachdem das Haus durch die wunderbar s{höne Botschaft vom 17. November auf diese Gedanken gebracht sei, müsse es mit der Arbeiter- shußgeseßgebung weiter gehen. Er habe geseufzt nah einem ermuthigenden Wort vom n des Bundesraths, daß er diesen Wuns nicht definitiv abshlagen wolle, aber vergeblich. Sei es denn ein Grund, die pee und Kinderarbeit in den Fabriken nicht zu regeln, weil es in der Hausindustrie damit auch \{chlecht bestellt sei? Erst das Eine, dann das Andere; hier sei die Frage leichter zu_ regeln, als bei der Hausindustrie. Nach der Darstellung des Staatssekretärs habe es fast den Anschein, als könnten die Fabriken als Musteranstalten für die Kindererziehung gelten. Warum sollte man gerade hier stehen bleiben, könnte dieses Gesey niht die Krönung des ganzen sozialpolitischen Gebäudes bilden? Es sei do eine unbegreiflihe Anomalie, daß die Kinder in den Fabriken nur vier Schulstunden, die übrigen aber sechs Schulstunden täglich hätten. Das stelle unsere ganze Schulgesezgebung auf den Kopf. Wenn aber der Staatssekretär den Sa ausfstelle, man dürfe die Eltern nicht verhindern, die Arbeitskräfte ihrer Kinder auszunuyen, so sei das ein so manchesterliher Einwand, daß er (Redner) ihn von der Regierung gar nicht begreife. Mit demselben Recht dürfe dann auch der Vater seinen Kindern verbieten, in die Schule zu gehen. Nicht bloß Frauen und Kinder, auch Männer seien oft {hwach, warum sollte niht auch hier eine Obervormundschast geboten sein? Die Familie als solhe müsse wieder das Heim und der Hort der ganzen Nation sein. Dieses E Ug müsse zu Stande kommen in dieser oder der nähsten Session. Wenn das Haus immer wieder mit seinen Anträgen komme, so werde der Bundesrath sie {ließlich niht ablehnen können. Abg. Meister : Die Sozialdemokraten seien bereit, für den Antrag Hitze einzutreten, um ein Körnchen des Guten, was darin enthalten sei, den Arbeitern nicht vorzuenthalten. Sie glaubten aber, daß ihre industriellen Verhältnisse es wohl vertrügen, dab die Arbeit der Kinder unter 14 Jahren ver- boten würde. Was in der kleinen Schweiz und in Oesterreich möglich sei, könne bei uns nicht unmöglih sein. Wenn in Oesterreih das Geseg niht den gewünschten Erfolg gehabt habe, so liege dies lediglih an der Handhabung desselben durch die ausübende Gewalt. Jn Sachsen habe si in den leßten fünf Jahren die Kinderarbeit um 37 pCt. vermehrt, Und es sei zu befürchten, daß auch die übrigen Fabrikanten im Jnteresse der Konkurrenz immer mehr zur Kinderarbeit übergehen würden. Viel nothwendiger wäre das Verbot der Kinderarbeit [0 die Hausindustrie. Was der Staatssekretär in dieser Beziehung gesagt habe, treffe volllommen zu. Denn in Desterreih dürften die Kinder wenigstens nur acht Stunden in der Hausindustrie arbeiten; Deutschland entbehre aber jeolihen Schußes in dieser Beziehung. Die Fabrikanten ver- angten einfa, daß die Kinder ihre Arbeit mit nah Hause nähmen, sonst würde man sie gar nicht beschäftigen. Dadurch werde dem Geseße, welches eine bestimmte Arbeitszeit in den Fabriken vorschreibe, geradezu ein Schnippchen geschlagen. Das ganze Uebel würde beseitigt sein, wenn man die Haus- industrie unter die Fabrikinspektion stellte. Freilih müßte man zu diesem Zweck eine bestimmte Summe verwenden, um die nöthigen Ie den Jnspektoren zur Verfügung zu stellen. Der taatssekretär frage, woher man die Zeit zu solchen Untersuchungen hernehmen solle. Der sozialdemokra-

‘\chließen

i ügung. Die - Sozialdemokraten erhielten pet Îig Me Nacht Besuch, ibre * Familienverhält- nisse würden so du: chstöbert, daß cs ihnen theil-

i nicht lieb sei. Viel fruchtbringender würde die Zeit de Gean Beamten verwendet, wenn sie sih einmal die Arbeitssäle in der Hausindustrie ansähen. Die Fabrikinspektoren aus Plauen und Zwickau hätten sich auch darüber beklagt, daß die Hausindustrie aanz gewaltig um sih greife. Die Pee habe vielfah den Effekt, daß sie auf die Arbeits-

-lôhne der Männer drücke. Bei gleicher Arbeitsleistung müßten

die Frauen auch gleiche Arbeitslöhne erhalten, dann würde r Mibstand bescitict werden, ohne daß man der Frauen- arbeit, die zum Theil unentbehrlih sei, Thor und Thür zu vrer- nöthig hätte. Ueber das gänzlihe Verbot der Fraucenarbeit seien die Sozialdemokraten getheilter Mei- nung, aber nicht bezüglich des Verbots der Frauen- nachtarbeit. Die Ruhepause von vier Wochen, welche der Antrag Hige den Wöhnerinnen gebe, scheine hier zu gering. Selbst eine kräftige Arbeiterin müsse eine ge- feßlich normirte Ruhepause von mindestens sechs Wochen haben, Die Verlängerung der Arbeitszeit wolle seine Partei nicht der Ortspolizei, sondern der e fe i He E TL in die Hand geben. Jedenfalls dürfe sie sih niht auf 14, ondern nur auf 12 Stunden erstrecken. Er sei der Meinung, E der Bundesrath in dieser Sache shließlih nachgeben müsse, wenn er nicht bei den breiten Massen, von denen der Staats- sekretär spreche, immer mehr in Mißkredit kommen wolle. Wenn hier früher von Arbeitershuß, überhaupt von Sozial- reform gesprochen worden sei, rümpfe man am Bundesraths- tish die Nase und es sei beim Alten geblieben. Schließlich habe man sich aber doch zu geseßgeberishen Schritten ver- standen. Seiner Partei könne es ja gleich sein, ob der Bundes- rath derartige Anträge immer wieder ablehne. Um so besser werde A a losen dringen. Die Diskussion wird geschlo}sen. : i Das S&lußwort erhält 10s Schmidt (Elberfeld): Hr. von Kleist habe als die Bekehrten die Freisinnigen ia während er (Redner) seine Anshauungen in dieser Frage nie geändert habe. Das Arbeitershußgeseß sei vor zwei Fahren unter seiner lebhasten Bethei Un entstanden. Der Abg. von Kleist-Reßow halte diese Resolution ferner nit für an- gemessen; der Bundesrath würde denken, die Freisinnigen hätten ihre wohlüberlegten Entschlüsse aufgegeben. Sie hätten eben zu dem Bundesrath mehr Vertrauen gehabt, als jene. Wenn sie in ihren Erwartungen getäusht würden, so sei das niht ihre Schuld. Die Mittheilungen des Bundesraths hätten einen solhen Charakter, daß er ih nicht mit der Empfehlung des Antrages begnügen könne, jondern Einiges erwidern müsse. Die Rede des Herrn Staats- sekretärs habe ihn an die Haltung des Bundesraths bei früheren Anträgen von freisinniger Seite erinnert. Da habe es auch geheißen: „Es ist immer die Negative“. Wenn es doch die Absicht der verbündeten Regierungen wäre, nur Mängel unseres Entwurfs zu beseitigen und wirklih die De- vise „Liebet die Brüder“ zur Anwendung zu bringen! Die Nede des Staatssekretärs sei darauf gerichtet, nah Außen hin den Arbeitern gegenüber die freisinnigen Vorschläge zu dis- kreditiren; do seine Partei sei dankbar, daß der Bundesrath wenigstens aus dem bisherigen Schweigen herausgetreten sei und \sich mit ihr in eine Diskussion eingelassen habe. Jm 8. 120 der Gewerbeordnung werde {on dem Bundesrath anheimgeneben, in Bedürfnißfällen zum Wohle der Fabrik- arbeiter Bestimmungen zu erlassen. Es seien au fsolhe auf- eseßt gewesen, aber nit unterzeihnet ; eine spätere Zeit werde eststellen, wer hiex der Reichshemmschuh gewesen sei. Be- eihnend sei au, daß die offizióse Presse, voran die „Nord- eutshe Allgemeine Zeitung“ unter dem Schein der Arbeiter- freundlichkeit den Bestrebungen der Freisinnigen immer ent- gegengetreten sei. Jeder Fortschritt auf dem Gebiet des Arbeitershußes werde in diesen Blättern verleumdet und ver- keßert und der heutigen Mode entsprechend so dargestellt, als wenn er dem Interesse des Vaterlandes zuwider sei. enn der Reichskanzler eine Unterstüßung und Kontrole der Fabrik- inspektoren durch die Korporationsinteressen angenommen habe, um eine persönliche Willkür zu verhüten, auh wenn sie nur zuweilen aufträte, so sollten hier die Berufsgenossenschaften Funktionen übernehmen, denen sie nit ga seien Die Berufsgenossenschaften weigerten sih theilweise, Vorschriften zu erlassen. Wenn der Herr Staatssekretär die deutschen Fabrik- inspektoren lebhaft vertheidige, so müsse er (Redner) ihm eine Aeußerung des Fabrikinspektors Bernoulli auf dem hygie- nischen Kongreß in Wien entgegenhalten, welche besage, daß die Fabrikinspektoren keineswegs immer an Ort und Stelle sein könnten, weil sie zu große Bezirke hätten und deshalb oft vorhandenen Schäden nit abhelfen könnten. Wenn der Staatssekretär sage, daß dies Ziel niht zu erreihen wäre, weil viele Eltern den Verdienst ihrer Kinder nothwendig brauchten, so sei es ja gerade Absicht. der Freisinnigen, eine Ausnuzung der Kinder durch ihre Eltern zu verhindern. Wenn die Kinder in den Fabriken bessere Aufenthaltsräume fänden als zu Hause, so müsse man auf eine Verbesserung der Wohnräume dringen. Es solle größere Ordnung und Reinlichkeit in den Fabriken herrschen, als in den Privat- wohnungen der Arbeiter. Das klinge fast, als ob in den Ar citétfamilen meist größere Ordnung und Reinlichkeit nit herrsche. Jn seiner Heimath wenigstens seien die Arbeiter- wohnungen größtentheils wohnlich und reinlih. Wenn der Staatssekretär die Entwickelung der Hausindustrie be- weise mit der vermehrten Aufstellung von Motoren, so müsse er (Redner) ihm sagen, sobald ein Motor ausgestellt werde, falle der Betried unter die Aufsicht des Fabrikinspektors und unter das Unfallgeseß und sei niht mehr Hausindusirie Es sei auch ein Jrrthum, daß diejenigen inder, welche in den Fabriken nicht beschäftigt würden, zur Hausindustrie übergingen. Es gebe nicht immer Hausindusizxie da, wo eine Fabrik sei. Wenn Hr. von Boetticher sih auf die Berichte der Fabrikinspektoren berufe, so berufe er (Redner) sich auf die der Gewerbetreibenden und Handelskammern. So habe die Bergische Handelskammer ganz den Aeußerungen der Sreiflrrigcn zugestimmt und erklärt, es würden durhaus keine wesentlihen Aenderungen in den Betrieben jener Gegend durch Annahme der Anträge hervorgerufen werden. Der Gejetentwuzs sei auch so gefaßt, daß die in_den Fabriken niht beschäftigten Kinder durhaus nicht herumlungern könnten, weil bis dahin noch die Schulpfliht be- stehe. Litte wirkli die Konkurrenzfähigkeit unserer Industrie unter solchen Regen , dann müßte in Ländern ohne diese Vorschriften die beste Arbeit bei höchsten Löhnen geleistet werden. Aber das Umgekehrte

tischen Partei gegenüber hätten die Beamten sehr viel

sei der Fall. Das Bestreben, billige Arbeitskräfte ergiebig

auszunußen, führe naturgemäß zur Vernachlässigung des techdischen Fortschritts. Besonders bei unserem Schußzoll- system sei der Einwand der Sicherung vor ter ausländischen Konkurrenz hinfällig, und eine internationale Vereinbarung solle man weniastens versuchen zwischen der Schweiz, Oester- reich und Deutschland, wo die Arbeitsbedingungen im Wesent- lichen dieselben seien, und außerdem solle man die Maßregeln, die in England bereits bestehen, bei uns einführen. Der Einwand, daß bei kürzerer Arbeitszeit ein Verlust an Arbeits- lohn eintrete, widersprehe jeder Erfahrung. Jm Gegentheil, bei längerer Arbeitszeit, bei stärkerer Frauen- und Kinder- arbeit würden die \{lechteslen Löhne gezahlt. Dort erreiche" der gesammte Verdienst der Familie nicht die Höhe des Verdienstes des Mannes allein in anderen Distrikten. Die Arbeitsdauer sei nit das alleinige Kriterium für die Arbeitsleistungen. Wenn man das Wort: Liebt die Brüder! bei der Jnvalidenversiherung in den Vordergrund stelle, so sollte man es auch hier anwenden, wo _es gelte, die Jnvalidität zu verhüten. Er bitte den Herrn Staatssekretär, das Gleichniß vom barmherzigen Samariter nachzulesen. Die Rekrutirungsberihte aus den Fabrikgegenden sprähen über- einstimmend von einer Verkrüppelung weiter Sichten dur die Fabrikarbeit, und die Kriminalstatistik weise nah, daß die Kriminalität der weiblichen, besonders der jugendlichen Ar- beiter, eine ausnahmsweise große Stärke aufweise. Was in Elberfeld möglich sei, sollte au in anderen Gegenden Deutsch- lands eingeführt werden können. Ein solher Zustand sollte fich allerdings von selbst entwickeln; aber wenn das nit der Fall, so sei er bereit, a den t add und Unmündigen durchch einen geseßlihen Zwang zu helfen. ebe Dee era LRet Lohmann: Der Abg.

Schmidt (Elberfeld) habe dem Herrn Staatssekretär einen Jrrthum vorgeworfen. Er bchauptete, daß in der Haus- industrie Motoren: niht verwendet werden könnten, ein Haus- betrieb, in welhem ein Motor zur Verwendung komme, falle unter die Unfallversiherung und unter die Fabrikaufsicht. Das sei nicht rihtig. Unter die Unfallversicherung falle er nur, wenn bezahlte Kräfte verwendet würden, und unter die Fabrikaufsiht nur dann, wenn Dampfkraft verwendet werde, i g

Abg. Winterer (als Mitantragsteller für den Antrag Hitze): Wenn man einem Arbeiter von 70 Jahren eine Rente geben wolle, so müsse man zuerst dafür sorgen, daß er zum (0. Jahre gelangen könne. Daß die Arbeit in den Fabriken ein Erziehungsmoment für die Kinder sei, habe er nah 20 jähriger Erfahrung in großen Fadustriekreisen noch nicmals konstatirt. Der Lohn des Familienvaters reiche für viele Arbeiter- familien allerdings zu ihrer Erhaltung nicht aus. Ein besorgniß- erregender Verfall des Familienlebens in weiten Fabrikkreisen sei niht zu verkennen, und gewiß sei die Art und Weise, wie die Frauen in der Fabrik beschäftigt würden, daran Squld. Nachtarbeit sollte in allen civilisirten Ländern bereits ver- boten sein. Wenn eine Krankheit fo viel Opfer fordern würde, so würden alle Sanitätsvereine in der Welt sih vereinigt haben, um A zu kämpfen. Er empfehle die Annahme des Antrages Hite. / :

Abg. Baumbagh (zur Geschäftsordnung) erklärt sich damit einverstanden, daß die Abstimmung über seine Resolution bis nach der Erledigung des Antrages Hiße vertagt wird.

Eine Kommissionsberathung für den Antrag Hiße ist nicht beantragt, die zweite Berathung wird also im Plenum erfolgen. |

| Swluß 51/, Uhr. Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr.

Jn der gestrigen (4.) Sigung des Hauses der Abgeo s “crlärie bei der weiteren Fortseßung der Berathung des Staatshaushalts-Etats der Abg. Rickert: Der Abg. Graf Limburg-Stirum habe mit einem wahren Brillantfeuer für den Reichskanzler geschlossen und erklärt, daß seine Partei zur Stärkung der Monarchie und Hebung des Vaterlandes jederzeit beitragen werde. Das wolle und habe seine (des Redners) Partei auch stets gewollt. ur seien. die Wege verschieden, die zum Heile des Vaterlandes dienten, und selbst die größten Staats- männer, ja auch die Monarchen, hätten dieses doku- mentirt. Jn anderen konstitutionellen Staaten betrahte man dies auch als selbstverständlich, während in Deutschland noch immer Parteien beständen, die sih als die alleinigen General- pächter dessen betrachteten, was zum Wohl des Vaterlandes gereiche, andere Parteien und anders Denkende überhaupt ächteten und verkeßerten. Heute gehe das so weit, daß selbst die höchsten ey als Reichsfeinde betrachtet würden; seitdem er das gesehen, bin er bei ähnlihen Vorwürfen nur eine Art von Genugthuung. Mit einem gewissen Hohn

d Vorredner von dem durh ihn (Redner) als : Mitglied der Kommission erstatteten General: beriht von 1878/79 gesprohen. Es solle hier der

Wendepunkt seiner politischen Anschauung liegen; seitdem hätte er A ine verneint. Mache es denn nicht mehr Ver- gnügen und sei es nicht vortheilhafter, mit einer starken Re- ierung zu gehen, als gegen dieselbe? Er folge aber nur nes eigenen Ueberzeugung und schäße diese au an Anderen. Jene Fraktionsvorstände aber shienen dies niht zu thun, die es für nöthig erahteten, durch einen förmlichen Fraktions- beschluß einer Meinungsäußerung entgegenzutreten, die eigene Ansichten über das, was dem Vaterlande diene, enthalte. Es gebe eben Zeiten, in denen Opposition zu machen eine Ehre sei und gerade die legte Zeit habe gezeigt, wie tief wir in Be- zug auf eigene Meinungsäußerung gesunken seien. Die Ber- öffentlihungen in der „Kölnischen Zeitung zeigten, daß e keine eigene Meinung mehr gebe. (Rufe: Zur Sache!) Er könne auf die Angriffe des Abg. von Limburg-Stirum nicht \hweigen. Wo sei denn heute eine selbständige konservative einung, die es als unerhört finde, daß Schriftstücke an die Oeffentlichkeit gezogen würden, die früher jeder Zeit geheim ge- alten worden seien? Es werde sih noch Gelegenheit finden, diese hatsache weiter zu erörtern. Jmmer Ja zu vahre: sei wahrlih

niht die rihtige Handlungsweise einés wahren Patrioten. Bera mte S non. selbst Fürst Bismarck, hätten früher so Ee Er (Redner) empfinde es mit Genugthuung, daß gestern der ane und heute der Abg. von Limburg- Stirum sich vorzugsweise mit ihm beschäftigt hätten. Nur möchte er bitten, künftig rihtig citirt zu werden. Wer so Statistik treibe, wie der Vorredner, mit dem könne man kaum diskutiren. Er (Redner) habe ausgeführt, daß der Ds pro Kopf der Arbeiter gefallen sei. Nun habe Graf Limburg- Stirum behauptet, daß 1887 die effffektiv beschäftigten Arbeiter, in früheren Jahren dagegen nur Vollarbeiter eingestellt seien. Das sei richtig. Aber er habe die

e e D BeL a aenosserscbasten, bei denen nit volle 300 Arbeitstäge