1889 / 27 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Jan 1889 18:00:01 GMT) scan diff

E L E E E E r E

* Hamburg . «1779

welcher. in seinem beißen Kampfesmuth dem tollen Prinzen das Gegengewicht hält, im Vordergrunde der Handlung. Die Bearbeitung dur die treffende Auswahl der zum Bau des Schauspiels nothwendigen und Ee Scenen von dem feinen Verftändniß des Bearbeiters. Der Erfola des Abends war ein nah jeder Richtung bîn ba tomuener, Was die. Darstellung betrifft, 1 ei Hr. Pohl die Titelrolle mit \chôönem, künstlerishem Gelingen ; der kränkliche König, von Gewissensregungen gequält, voll Gram über das lcihtsivnige Leben des jungen Thronfolgers, wurde unter seiner Hand eine lebensvolle Figux, welcher auch die kräftigen Ausbrüche der Leidenschaft gut standen. Die cigenUihe Hauptrolle, den tollen Prinzen Heinz, gab Hr. Kainz mit dem Feuer und Uebermuth der Jugend; die derben Wirthshausscenen mit ihrer knabenhaften Tollköpfigkeit gelangen ihm vortreffli; die tiefe Besäämung beim Aufzählen seiner Fehler aus dem Munde seines be- kümmerten Vaters brachte Hr. Kainz Ai zur R EL und doh mate sich manchmal in seiner Darstellung eine leise Unsicherheit bemerkbar, als ob er seine Rolle no nit völlig bemeistert hätte. Uneingeschränktes Lob verdient der „Falstaff“ des Hrn. Friedmann; die selbstgefällige Liederlichkeit, einfältige Prahlerci und verblüffende Un- genirtbeit des eingefleishten Lügners gab Hr. Friedmann mit köst- lihem Humor wieder ; die philofophish angehauhten Gedankensprüngé, welche stets in der Rechtfertigung der Lüge und der Feigheit enden, erregten dur die lähelnde Selbstzufriedenheit und blinzelnde Schlauheit des Dar- \tellers stürmis(e Heiterkeit. Hr. Engels spielte den beschränkten, reihen Schaal mit derber Komik; die Maske des ausgedörrten alten Schwäyers war vorzüglich, doch lag in dem zu häufig wiederkehrenden grellen Lachen eine arge Uebertreibung, welhe die Anfangs hérvorgerufene humoristishe Wirkung beeinträchtigte. Lobenswerth muß - auch die Leistung des Hrn. Sommerstor}| als Heinrich Percy genannt werden. Es gelang ihm ausgezeichnet, die über- \prudelnde Heftigkeit der Rede, in welcher die „sck{were Zunge“ disfret angedeutet wurde, zu carakterisiren; die innere auf- steigende Ungetuld und Hiße prägte si in Gesicht und Haltung energisch aus, und rührend wirkte dem gegenüber die vlöglih ausbrechende Zärtlihkeit gegen seine Frau, welche L Ortwin erfolgreich darstellte. Hr. Tewele als „Poins* enthielt ch mit klugem Verständniß jeglicher Uebertreibung und stellte einen ebenso ritterlichen als leihtsinnigen Anhänger des Prinzen dar. Hr. Pittschau, als der sich selbst verherrlidende „Owen Glendower“ traf glücklih den humo- ristiich angehauchten Charakter des Zauberers und Teufelsbezwingers ; seine wohiwollende Herablassung dem ungläubigen Percy gegenüber wirkte ungemein erheiternd. Mit wahrer Meisterschaft waren auf der verhältnißmäßig kleinen Bühne die Massenbewegungen arrangirt, Der Kampf bei Shrewsbury wurde auf der Bühne lebendig dar- gestellt; er fand nicht nur auf der vorderen Bühne statt, fondern nahm auch den Hintergrund in Anspru, wo er dur verschiedene geschickt gruppirte Baumgruppen sich hinzog. Der Krönungszug im Schlußakt zieht von links auf und bewegt sich dann eine Straße hinauf in den Hintergrund, so daß eine verhältnißmäßig große Massen- entfaltung stattfinden kann. Die Kostüme waren so getreu wie mög- li denen des fünfzehnten Jahrhunderts nachgeahmt und ergaben sehr malecris@e Winkungen. Ebenso getreu dem Stile der Zeit und ebenso prächtig waren die Dekorationen; im lehten Aft fam be- sonders die altlondoner Straße mit der prähtigen Westminsterabtei fünstlerisch vollendet zur Geltung. Der Beifall blieb, troß der langen Ausdehnung des Stauspiels allezeit kräftig und derzli, ein Zeichen der dankbaren Anerkennung, mit welcher diese neueste klassische Gabe des Deutschen Theaters vom Publikum aufgenommen wurde.

Deutsches Theater. Einem Wunsche von bober Stelle ent- sprechend, wird am nähsten Donnerstag, den 31.,, „Göß von Ber- lichingen* gegeben. Die für diesen Tag angeseßt gewesene Auf- führung von „Doctor Klaus“ wird daher erst in der nähsten Woche stattfinden. -

Lessing-Theater. Die erste Aufführung von „Alexandra“ wird bereits am Freitag stattfinden, um ein Zusammentreffen mit der für Sonnabend angekündigten Première des Schauspielt.auscs zu vermeiden. Frl. Clara Heese vom Münchener Hoftheater, welche die Titelrolle spielt, ist bereits eingetroffen, um an den Proben theil- zunehmen. : ; 72 Ein glänzendes Bild gewährte am Sonnabend das Audi- torium des Friedrich-Wilbelmstädtishen Theaters, da Dircktor Frißshe zur Vorfcier des Geburtsfestes Sr. Maiestät des Kaisers einen großen Theil der Plätze der biefigen Kommandantur zur Verfügung geftellt hatte und nun die Vertreter aller Waffen- gattungen, cablreich wie sie erschienen waren, tem Zuschauerraum in Logen und Parquet einen vorwiegend militärishen Charakter ver- liehen. Der Weihe des Tages entsprehend, ging Weber's Jubel-

Wetiterberi

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28. Januar 1889 orgens.

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Wind. Wetter.

Mullagbmore | | 5ibedeckt Aberdeen . . | 764 S 2beiter Christiansund | 745 | 8'Regen Kopenhagen . | 766 |W! 3 [Nebel Stcdckholm . | 755 | 2 bedeckt Haparanda . | 747 | 2'heiter | St Petersburg! 750 | 4\wolfenlos | Moskau... | 752 | 2 wolkenlos | Cork, Queens-| | | town .…. | 771 3\wolfig Gkerbourg . | 774 3'heiter Veider 1. 113 1 3\wolkig e... 967 4 4'Dunst | 4'bedeckt Swinemünde | 770 |W 4|bedeckt Neufahrwasser| 766 {WNW 4 bedeckt Memel ... | 763 WNW 4sheiter | Münster... | 775 SW 2hhalb bed. | &Karlérube. . | T7 still/vededckt Wieébaden . | 778 ; {tillbeded11) Müntéen .. | 778 SW 3[Dunît?) ] Chemrigs .….! 777 W 3|bedeckt —2 Berlin .…. | 773 [WNW á4lbedeckt | 9 | 778 [WNW 3wwolkenlos | —1 774 W 6ibedeckt | —1

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Siationen.

in ° Celfius F. = 49 R.

Temperatur

u. d. Meeres\p red. in Millim

Donnerstag :

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Dovnrerstag :

Sonnabend:

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Jagd. onnerstag:

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1) Reif. 2?) Nachts Sthnee. Donnerstag:

Vebersicht der Witteruns. Ginem Maximum von 779 mm über Südwest-

an der wittleren norwregishen Küste gegenüber; ein anteres Minimum von unter 739 wm lagert über Nertrußland ; am Skagerok, sowie an der füdnorwe- gien Küfte weben vielfach ftürmishe westlidbe und sütnestlice Winde. Ueber Central-Eurova ift das

10 Grad. In Sütdeutschland ist stellenweise Schnee gefalien. Kopf.

Theater - Anzeigen. Königlihe Schauspiele. Mittwoch: Opern-

bruch. Anfang 7 Uhr.

Scauspielhaus. 30. Vorstellung. Der Waffen- | Kapitäu Grant. \{micd. Komische Oper in 3 Akten von Albert Lortzing. Anfang 7 Uhr. i: Opernhaus. 29, Vorstellung. Die Walküre ron Richard Wagner.

S(auspielhaus. 31. Vorstellung. Nosenmüller und Finke. Original-Lustspiel in 5 Akten von Dr. Carl Töpfer. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Mittwoch: König Hein- rich der Vierte. 0 Göt von Berlichingen. Sreliag: König Heinrich der Vierte.

Doctor Klaus.

e Se NiS i 3 Akten von Victorien Sardou. BVübnenbearbeitung von 4 Oscar Blumenthal. Vorher: ‘Die Lerche. MEFFRO Rer deutsiand liegt cin Minimum von unter 745 mm v e Laufer von RMibed B Sau-

Anfang 7 Ubr

Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 112, M.:

eiter im Norden trübe und mild, im Süden theil- | Madame Bounivard. Schwank in 3 Akten von weise beiter und falt. München meldet minus | Alex Bifson und Antonie Mars. Deuts von Emil Neumann. Vorher: Zum 112, Male: Der dritte

ofe in 1 Aft. Mit theilweiser Benußung

Ouverture mit der patriotishen Schlußhymne der „Mikado“-Vor- stellung voran, welche dann, wie alltäglih, das überfüllte Haus z:: wahren Beifallsstürmen binriß.

Central-Theater. Die Mannstädt'she Posse: „Leucht- kugeln*, hat noch allabendlich denselben fröhlihen Erfolg wie bei der ersten Auffübrung ; niht wenig tragen dazu die wirksamen Gesangs- nuwmern von G. Steffens bei, welche jedesmal da capo verlangt und

währt werden. Stürmischen Beifall findet stets der dritte Akt mit einen wechselnden Stimmungsbildern und den bewegten, frischen

Manöverscenen. - - Gestern fand in der Philharmonie das ¿weite der vier

für diesen Winter in Aussicht genommenen Concerte Pablo de Sarasate’s statt (für die beiden leßten ist die Sing-Akademie ge- wählt). Eingeleitet wurde dasselbe durch die endelsfohn’\che Ouverture „Meeresftille und glückliche Fahrt“, welhe unter der be- währten Leitung des: Hrn. G. F. Kogel mit de Präzision aus- geführt wurde. Ihr folgte ein Concert für Violine und Orthester von Mackenzie, welches zwar demVortragendenGelegenheit gab, seine tehnischen Ga area zu zeigen, bei dem Publikum indessen wenig Beifall fand.

türmischen Beifall errang Hr. Sarasate mit „La fée d'amour“, einem Concertstück von Joachim Raff, welhes neben ansprehenden Melodien die erstaunlihe Technik der Pafsagen und Kadenzen zur vollen Wi:kung brate. Neu war die darauf folgende „Ballade für Violine und Orchester“ von Moszkowski. Die hübsche, schr an- sprehende Melodie war freilich mit virtuosem Bciwerk etwas Über- laden, und würde wohl entshieden eine noch größere Wirkung erzielt haben, wenn diese Abschweifungen auf ein geringeres Maß zurückgesührt wären. Als leßte Nummer führte das Programm ein Duo für zwei Violinen von Sarasate, „Na- varra“, auf, welches der Concertgeber mit einem, unserês Wissens in Berlin noch unbekannten Violinisten, Hrn. Rafael Diaz Albertini, ausführte der \sih bei dieser Gelegenheit als einen Hrn. Sarasate ebenbürtigen Partner erwies. Der Beifall wollte niht enden, troßy- dem si der Saal allmählich leerte, und dies bewog Hrn. Sarasate zu ‘fernerer Zugabe. Als der Concertgeber zum Schluß tas Nocturne in Es-dur von Chopin zu spielen begann, strömten die bereits in den Vorräumen der Philharmonie befindlichen Zuhörer wieder in den Saal zurück und dankten durch immer erneute Beifallsstürme dem treffliden Künstler, den ein Klavierspieler schr diskfret accompagnirte.

Mannigfaltiges.

Preußische Klassenlott erie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern r geledten ans der 4. Klasse 179. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Naumittags-Ziehung. i :

9 Gewinne von: 10 000 M auf Nr. 106 422. 118 294.

4 Gewinne von 5000 4 auf Nr. 24594. 47 286. 151 521. 165 905. | i

37 Gewinne von 3000 4 auf Nr. 6664. 14 705. 90 916. 28054. 39518. 39777. 45511. 48400. 48 592. 48 627. 53104. 55017. 57345. 59234. 71113. 74872. 79 591. 85 533. 91148. 91 693. 95227. 95374. 102 446. 103 518. 111249. 114380. 123836. 138722. 147 354. 153 561. 157009. 159836. 162324. 164212. 167 896. 176 829. 183 007.

43 Gewinne von 1500 ( auf Nr. 1688. 17 177. 24 227. 94 587. 30 242. 35866. 39119. 42924. 49536. 50 985. 58 792, 62 569. 62786. 65 768. T2140. 73305. 73 471. T4 846. 75105. 83-009. 84 752. 89029. 91350. 107 940. 108 568. 114130. 114886. 120761. 130145. 131 155. 132 548. 135780. 139860. 140317. 144606. 159 742. 159 894. 159.911. 162763. 175120. 177663. 177 665. 187 618.

38 Gewinne von 500 # auf Nr. 3043. 26 333. 31 529, 34812. 41384. 44534. 46076. 47171. 49951. 57 092. 60925. 646C0. 65188. 67158. 71093. 71411. 73 957. 77133. 81 531. 82390. 91625. 93388. 98 592, 105 861, 114253. 120366. 121910. 136 723. 139388. 147 699, 149 747. 151 620. 156 811. 160683. 162203. 164 361. 165248. 175 650.

Anfang 7 Uhr.

zum 55, Male (in deutscher Mikado, oder: Ein Tag in

Donnerstag: Der Mikado.

Pictoria-Theater. Mittwoch: Halbe Preise. ' Zum 116. Male: : Die Kinder des Kapitän lobt: Frl. Elisabeth Winkler mit Far Grant. Ausftattungs\ück mit großem Ballet in P D De U A Na éaus, 28. Vorstellung. Die Quitzows. Vater- | 12 Bildern von D'Ennery und Jules Verne. ländisbes Drama in 4 Akten von Ernst v. Wilder- Musik von C. A. Raida. Anfang 7 Uhr. LEE Frl. Hildegard Krause mit Hen. Bank-Kassirer Donnerstag und folgende Tage: Die Kinder des :

In Vorbereitung: Germania. stattungsstück vou Ernft Scherenberg.

Residenz-Theater. Mittwoch: Zum 33. M.: Nervöse Frauen. Lustspiel in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul Toché , - bearbeitet von Franz S T Jm Ee o Q ; : ; ; erz in ufzuge von Franz Wallner un ; E E B O e (Sondershausen) Hrn. Amtsrihter Neumann Minna von Varubelm. Donnerstag : Dieselbe Vorsang, . .

Freitag: 20. Abonnements - Vorstellung. - Cor- Belle-Alliance-Theater. Mittwoh: 7. Gast-

spiel der . Münchener Mitglieder des König* | H ¿sorben: Frl. Auguste Löhmann (Berlin).

Tessing-Theater. Mittwoh: Abschieds-Vor- L R E, B E ,

stellung von Ernst Possart. Zum 1. Male: Der 4 .

Strike M E Dn ins vol ber M n G O r ONION

4\wolfenlos | 3 rançois Coppée. Hierauf: Zum leßten Male: | und Tanz in 4 Aufzügen von Ludwig Ganghofer und Freund Friy. Lustspiel in 3 Akten von Erkmann- Mon Neuert. Musik von F. W. Prestele. Anfang

rn. Max Hofpaur mmergau. Oberbayerishes Volks\tück mit Gesang

Uhr. Donnerstag: 8. Gastspiel der Münchener. Der

„Central-Theater. Mittwoh: Zum 38. Male: Leunchtkugelu. Gesangsposse in 4 Akien von W. | Berlin; N ip . Mußk von G. Steffens. Anfang

Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Mittwoch: Zum 7, Male: Die junge Garde.

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 4. Klasse 179. Königlih preußischer Pen otte en in der Vor- mittagsziehung : %

1 Gewinn von 10 000 M auf Nr. 15 102.

5 Gewinne von 5000 6 auf Nr. 4922. 53230. 71 424, 76 528. 120 518. i

30 Gewinne von 3000 46 auf Nr. 2771. 11 494. 18 364. 95 889. 31 447. 37562. 39032, 41 736. 43 899. 44756, 63 683. 66 143! 66719. 77603. 105 569. 111 225. 112 569. 124 703. 129690. 135 369. 138 030. 139689. 140285. 8 g 156 406. 165236. 171577, 172163. 178 755, 183 614.

34 Gewinne von 1500 4 auf Nr. 833. 9224. 11 577, 17518. 17 783. 24928. 26314. 26315. 35432. 38695, 42 408, 46 598. 48563. 50636. 61810. 66 940. 68030. 70 599. T76 776. 78 690. 79089. 85305. 87171. 88498, 113 165. 115291. 117705. 118989, 124061. 127377, 147918. 151354. 176 489. 188098.

38 Gewinne von 500 #4 auf Nr. 179. 3158. 7403, 7590. 14787. 19533. 25827, 33892. 36 199. ‘51 266. 52 033. 53 442. 67561. 80675, 86877, 96589, 97235. 101 503. 106 484. 108029. 111599. 114603. 117920, 118 818, 127156. 130406. 137103. 137646. 142868. 150603. 150754. 157126. 169054. 169393. 176 070. 179 639. 181 327, 182 402.

Als einfache, prunklofe Ge ‘vollzo fich in den Mittagsftunden

des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers die Eröffnung der ersten Volks-Kaffee- und Speisehalle (Niederwallstr. 31, Ede der Kreuzstraße). Die Mitglieder des Vorstandes der „Volks- Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft* hatten sich mit ihren Damen fast vollzählig und außerdem au zahlreihe Mitglieder der Gesell- \haft, Vertreter der Presse und Gönner der Sache eingefunden. Das geräumige, freundlih dekorirte Parterrelokal (Abends forgen Bußke- \he Intensiv-Gasbrenner für splendide Beleuhtung), welches in ge- diegener, aber einfaher, dem Zweck entsprehender Weise eingerichtet ist, bietet in dem für Männer bestimmten Raum etwas über 100, in dem für Frauen bestimmten, der von der Kreuzstraße seinen eigenen Eingang hat, circa 30 Sitpläge. Die Bilder des Kaiserlißen Paares, der Kaiser Wilhelm und Friedri und des Reichskanzlers, zur Feier des Tages in grünem Guirlandenshmudck, zieren die Wände, und die ganze Ein- rihtung zeigt, wie peinlihe Sauberkeit den Gästen den Aufenthalt zu einem wohlthuenden machen wird. Der Vorsißende der Gesellschaft, Reichstagsabgeordneter Graf von Dönhoff-Friedrichstein, seßte in warmen Worten auseinander, wie die Gesellschaft den minder be- güterten Mitbürgern der Neichshauptstadt, in ähnlicher Weise wie in anderen Orten geschehen,. nicht etwa ein verstekttes Almosen anbieten, sondern nur insofern eine Wohlthat erweisen wolle, als ein freundlicher, im Winter gut durchwärmter Aufenthalt und nahrhàfte Speisen uad Getränke zu \solhen mäßigen Preisen in guter Qualität geboten werden solle, wie es der Vortheil des Engroseinkaufs und sorgfältiger, sparsamer Verwaltung gestattet. Der Redner endete mit dem Wunsch, daß das am Geburtstage unseres Kaisers vor die Oeffentlichkeit tretende eSonntagskind“ das Glück haben möchte, si folhe Gunst und Freunde zu erwerben, daß die Gesellschaft bald neue und namentli größere Hallen dieser ersten folgen lassen könne. Unter dem Hinweis darauf, wie des Kaisers Sorge stets darauf gerichtet ist, den Be- drängten zu helfen, was ja au die Volks-Kasfce- und Speisehallen- Gesellschaft wolle, erklärte Graf Dönhoff die Halle für eröffnet, sie unter den Schutz des Kaisers stellend. Mit dem Rufe: „Hoh lebe Se. Majestät unser Kaiser und König!“ {loß die Weiherede, und be- geistert stimmte die Versammlung in den Ruf ein. An die Eröff- nung \{chloß ih eine Probe dessen, was die Volks-Kaffce- und Speise- hallen leisten wollen. Beispielêweise kostet cin? große Portion Mit- tagessen (bestehend aus Suppe, Gemüse und Fleisch) 30 S, die kleine Portion 20 4 ; Abendessen wird zu 10 bis 20 H gegeben. Bei keiner Mahlzeit findet cin Zwang zur Entnahme von Getränken {tatt. Branntwein wird nicht verabfolgt. Die erscienenen Damen und Herren nahmen mit Interesse von den dur Hrn. E. Minlos ge- troffenen Einrichtungen der Kaffee- und Speisehalle und der Wirth- \haftêräume Kenntniß.

Familien-Nachrichten.

brikbesiter Oskar Stamm (Berlin). Frl. Mar- garethe Lang mit Hrn. Albert Glinicke (Berlin).

Rud. Neumann (Dresden—Berlin). Frl. Ma- thilde v. Malßan mit Hrn. Hauptmann a. D. Ernst v. Bülow-Trummer (Rostock—Wamekow). Frl. Gertrud Becker mit Hrn. Prem.-Lieut. Mar v. Drygalski (Neidenburg—Saarburg).

Großes Aus-

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Gr Julie Grundler mit Hrn. Postsekretär Vax Mittwoch: Mit neuer glänzender Ausstattung, B Sprahe): Der

Titipu. Burleske N 2 i : L Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert, Musik | Berebelicht: Hr. See-Dffigler Max Herzberg

von A. Sulivoan. Anfang 7 Uhr.

châfer (Möhringen a. F. Stuttgart). Frl. Dora Münch mit Hrn, Adolf Stute (Dsna- brück—Hannover).

mit Frl. Hedwig Gentkow (Berlin —Zara). Br Stadtrath Dr. Huhn mit Frl. Anna Lind- tedt (Weimar).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Albrecht von Kameke (Bigziter). Hrn. Weiyel von Muders- bah (Osterwein). Hrn. Pastor Eduard Kriele (Lauchstädt). -— Hrn. Friedrich Otto Brandt (Berlin). Hrn. Lehrer H. Just (Leipzig). Hrn. Major Klinghardt (Reichenbach i. Schl.).

Hrn. Regierungs - Rath Justus Budde

(Glogau). Hrn. Hauptmann Bauer (Leipzig). Eine Tochter; Hrn. Paul Norberg (Magde- barg). Hrn. Pastor Holy (Penytlin). Hrn. Gymnasiallehrer Franß (Strehlen). unter Leitung | Hr, Wilhelm Wandelt (Berlin). Hr. Litho- raph Sebastian Gsell- (Leipzig). Hr. Gustav Picht (Stettin). Fr. verw. Bertha von Wi- towski, geb. ‘Prause (Glaß), Hrn. Pr.-Lieut. Scchmundt Tochter Jrmgard (Schweidniß) Be artikulier Charles Chambeau (Battin bet rüssow i. U.-M.). Fr.-Marie Coqui, geb. Kalkow (Magdeburg). Hr. Amlsgerihts-Sekr. Julius Mayker (Breslau).

tshnizer von

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Verlag der Expedition (Scholz).

Drutck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage),

Deutsche Seewarte. eirer englishen Idee von Franz Wallner. Anfang Gesavatposie in 4 Akten von Ed. Jacobson und | und die Juhaltsaugabe zu Nr. 5 des öffent-

74 Vér

Leop.

Donnerstag und folgende Tage: Madame BVBoui- | Gêörß. Mußk von Fr: Roth. vard. Der dritte Kopf.

Donnerstag: Die

Anfang 7# Uhr. elbe Vorstellung.

ly, Die Gesangötexte theilweise von Gust. | li en Angeigers (Kommand ttgesen selten / ngese

Aktien und vom 21. bis 26. Januar 1889.

zum Deutschen Reichs-Anz

M 20

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Nichtamlliches.

Preußen. Berlin, 29. Januar. Jn der gestrigen (28.) Sißung des Reichstages, welcher die Staatssekretäre von Boetticher und Freiherr von Malgahn beiwohnten, theilt der Präsident von Levezow mit: Das Präsidium des Reichs- tages habe dem ihm ertheilten Auftrage gemäß Sr. Majestät dem Kaiser bei Gelegenheit der gestrigen Cour die ehrfurhts- vollen Glückwünsche des Reichstages zum Geburtstage dar- gebraht. Se. Majestät hätten diese Wünsche herzlih dankend entgegengenommen. i :

Die zweite Berathung der Zölle und Verbrauch s- steuern wird fortgeseyt; Titel 3: Zucersteuern. Die Materialsteuereinnahmen 1889/90 sind auf 9 Millionen gegen- über 27 234 000 6 im Jahre 1888/89, die Einnahmen aus der Verbrauchsabgabe auf 42 390 000 M6 gegenüber 6 636 000 M4 im Vorjahre veranschlagt.

Referent von Wedell-Malhow: Der Schaßsekretär habe in der Kommission über den Stand und die Aussichten der Londoner Zuckerkonferenz folgende Auskunft ertheilt: Die Verhandlungen in London im August v. J. hätten zur Unter- zeihnung einer Konvention geführt, die 1890 ratifizirt und 1891 ausgeführt werden solle; sie habe den Zweck, die Ge- währung offener oder versteckter rämien für die Fabrikation oder Ausfuhr von Zucker zu beseitigen. Der Zucker solcher Länder, in welhen eine Prämie für die Zukunft bezahlt werde, solle von der Einfuhr in die Vertragsländer völlig ausgeschlossen werden. Die Ver- tragsländer sollten sih gegenseitig die betreffenden Gesetze oder Geseßentwürfe mittheilen und sie einer gemeinsamen Prüfung durh eine Spezialkommission unterziehen lassen. Die Aus- arbeitung des entsprehenden Zuckergesezes für Deutschland sei nahezu beendet. Die vorgedachte Spezialkommission werde wahrsheinlich Anfang Mai d. J. tagen. Die Haltung Deutschlands beruhe auf der A daß schließlich eine ausreichende Betheiligung der Zucker produzirenden Staaten an der Konvention stattfinden und die Bestimmung hinsichtlih des Ausschlusses der Einfuhr von Zucker aus den Nichtvertragsländern von den Vertragsstaaten allseitig loyal ausgeführt werde.

E von Bennigsen: Das letzte Zuckersteuergcsez habe bekanntlich die Grundlage der älteren geseßlihen Vorschriften wesentlih verändert, indem Deutschland an Stelle des Roh- material-Steuersystems ein gemischtes von Konsumabgabe und Rohmaterial eingeführt habe. Dadurch seien die Prämien auf die Hälfte reduzirt worden. Es sei dabei der Wunsch ausge- sprohen und die Regierung habe sich damit einverstanden er- klärt, daß durch Verhandlung mit anderen, namentlih euro: päischen Ländern, womöglich volle Beseitigung dieser Prämien auf die Erzeugung und Ausfuhr von Zucker erreiht werden möge. Leider sei das Ergebniß der Konferenz kein ganz oder kein genügend vollständiges gewesen. Es sei ihr allerdings eine Reihe europäischer Staaten beigetreten, wie England, Deutsch- land, Belgien, Spanien, Jtalien, die Niederlande. Aber die Staaten, auf welche es am meisten ankomme, Frankreich und Oesterreich, seien, das Erstere der Konvention noch nicht bei- getreten, und das Letztere habe derartige Reservationen zu Protokoll gegeben, daß es zur Zeit auch noh nicht als beige- treten. N werden kTönne. Deutschland führe jährlih etwa 000, Oesterreich-Ungarn 225000 und Frankreich 125 000 t nebst 100 000 aus seinen Kolonien aus. Träten also diese beiden Staaten. der Konvention nicht bei, so sei die Gefahr für Deutschland in Bezug auf seine Konkurrenz mit jenen Staaten auf dem Weltmarkt eine sehr große. Frank- reih habe sich bei den Verhandlungen zwar betheiligt, sei aber der Konvention nicht beigetreten und habe seinen Beitritt abhängig gemacht von dem Anschluß aller übrigen Staaten, welche überhaupt Zucker produzirten, und der Vorlegung der zur Ausführung solcher Maßregeln in den einzelnen Staaten zu erlassenden Gejeze. Auch die Haltung Oesterreihs sei eine außerordentlich reservirte. Es habe seinen Beitritt oder die Ausführung der Konvention davon abhängig gemacht, daß außer den bereits unterzeihneten Staaten noh eine Reihe anderer beiträten. Auch die Aus\chlußbestimmung involvire eine gewisse E Deutschland dabe von vorne herein die Ansicht: gehabt, daß die Handelsbeziehungen sämmtlicher europäischer Länder durch Verträge oder Abkommen nach dieser Richtung außerordentli ershwert würden, wenn nit alle AuaGILEn Staaten einer olchen Konvention hinsichtlih des Aus){lusses von Zucker aus Prämienländern beiträten. Jn einzelnen Fällen seien ,die vorhandenen Verträge formell ent- gegen, in anderen Fällen, wo dies niht anzunehmen sei, seien doh wenigstens die Interessen derartig mit denen anderer Länder verwickelt, daß ein Vorgehen des

, einen Landes mit dem Ausschluß des Zuckers, der in

dem anderen produzirt werde, zweifellos Repressalien hervorrufen würde, welche außerordentlich unangenehm auf die ganzen Handelsbeziehungen mit diesen Staaten und auf die Jndustrie einwirken könnten. Er sehe davon ab, daß zur Zeit wenigstens die Rohzucker produzirenden Staaten, abgesehen von den Kolonien von England, dem Vertrag noch gar nicht beigetreten ' seien. Die Konkurrenz mit den Rohzucker pro- duzirenden Staaten werde immerhin bei den großen Fortschritten des Gewerbes und der Technik Deutschland wirklih ertragen können. Es sei nicht ausgeschlossen, daß mit der Zeit bei entwidelterer Technik und günstigeren Arbeitsbedingungen auch die Mlznennumgen jener Länder sih höher entwickeln könnten. ur ch6 aber könnten sie es mit uns nicht aufnehmen. ber so lange nicht in der Hauptsache sämmtlihe europäische Staaten beigetreten seien, würden die Konkurrenzbedingungen He Aa ungemein s{hwierig sein. Deshalb entspreche die vorsihtige Erklärung des S aßsekretärs in der Kom- mission diurGaus demjenigen, was die Mehrheit des Reichstages ei den damaligen Verhandlungen und bei der Anregung dieser Frage ‘als ihre nuffasang abe angesehen wissen wollen. Unsere Jndustrie sei jedenfalls fo bedeutend, daß man Ee nicht irgend welhen Versuchen opfern wolle; wohl aber wün}che und hoffe die nationalliberale Partei, daß die Regierung ihre Be- mühungen auhch im nächsten Jahre fortseßen und in Ueberein-

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, dén 29. Januar

stimmung mit allen europäishen Staaten mit der Zeit zur Aufhebung der Prämien gelangen werde.

Abg. Witte: Die Erklärung des Schaßsekretärs in der Budgetkommission sei: volllommen klar und loyal und stelle den Standpunkt der Regierungen der Konvention gegenüber fest, deren Stellung in dieser wichtigen, finanziell so bedeuten- den Frage man stärken müsse. Daran könne Niemand zweifeln, daß die Konvention ihrem Jnhalt entsprehend aus- geführt werden müsse. Bis sie ins Leben trete, hätten wir noh 23/4 ee so daß ih die Merle nach allen Richtun- gen darauf einrihten könne, daß sie so ausgeführt werde, wie sie gedaht und festgestellt sei. Deutschland habe ihr beitreten müssen, weil die finanzielle Lage der Zucker- industrie unerträglih sei und die Exportprämien unser Budget belasteten. Die Zuckerindustriellen seien fast einstimmig für die Durchführung der Konvention mit Ausnahme derjenigen Kreise, welche aus dem jeßigen Verhältniß Vortheil gezogen

e Auch in England jei aus dem Lande heraus die | orderung an die Regierung herangetreten, auf die Konvention ;

einzugehen. Das Reih werde in diesem Jahre immer noch etwas über 14 Millionen Mark an Prämien zahlen. Die Konven- tion müsse loyal und ihrem Jnhalt entsprechend ausgeführt werden, und die Regierung habe alle Ursache, ihre Kraft einzuseßen, um dies Ziel zu erreichen. Er zweifle niht daran, daß es erreicht werde ohne Schädigung der deutschen Zuckerindustrie. Bei utem Willen aller Betheiligten der Konvention werde es ge- ingen, dieselbe rihtig und unter strengen Kautelen gegen Buen e Ba Dann würden sich auch Frankreih und Desterreih dem Beitritt zur Konvention nicht entziehen können, ihre eigene Jndustrie werde sie dazu gebieterish zwingen. Er erkenne also das Vorgehen der verbündeten Regierungen als richtig an.

as T ans im Reichs - Shagamt, Freiherr von alyayn:

Jch kann zu meiner Befriedigung aus den Ausführungen der bei- den Herren, welche über die Londoner Zuckerkonvention hier gesprochen haben, das|elbe feststellen, was ih {hon als das Resultat der Ver- handlungen in der Budgetkommission feststellen konnte, daß diejenige Stellung, welche die verbündeten Regierungen in dieser Frage einge- nommen haben, und welhe Ihnen in der vom Herrn Referenten ver- lesenen Erklärung, die ih in der Kommission abgeben konnte, dar- gelegt ift, die Billigung des Reichstages zu finden scheint.

Für die verbündeten Regierungen war in dieser Frage maßgebend, daß ihrer Meinung nah und diese haben die beiden Reduek be- stätigt die Aufhebuyg der Begünstigungen der Zudckerproduktion, wenn sie von allen betheiligten “Seiten erfolgt, das erstrebens- werthe Ziel fei, und daß, wenn diese Aufhebung gleich- mäßig und überall beschlofsen und dur{geführt wird, die deutshe Industrie si stark genug glauben wird und stark genug fein wird, der ausländischen Konkurrenz zu begegnen. Die verbündeten Regierungen sind aber andererseits und darin befinden sie sh nach den Ausführungen der beiden Herren Redner in Uebereinstimmung mit der Meinung des Reichstages davón ausgegangen, daß es eine {were Versündigung an den Interessen Deutschlands sein würde, wenn sie das an und für sich erstrebenswerthe Ziel der Aufhebung der Zuckerprämien in der Art etwa ihrerseits zu erreichen suhen würden, daß sie die ctwa in Deutschland bisher bestehende Begünstigung der Zudcker- industrie einseitig aufgäben. Nur der Weg der Konvention ermög- lichte es, eine so blühende Industrie, wie sie die Zuckerindustrie in Deutschland bisher, Gott sei Dank, gewesen ist, durch Aufhebung der etwa bisher vorhandenen steuerlihen Begünstigungen in eine \{hwierigere Lage zu bringen, nur der Abshluß einer Konvention, welche ein unbedingtes Aufgeben des Systems offener oder verdeckter Prämien in den übrigen betheiligten Ländern sichert.

Von diesem Gesihtspunkte ausgehend, ist die deutsGe Regierung der ‘am 30. August v. I. in London abgeschloffenen Konvention, welche ja ihrer weiteren Ausführung noch harrt, ihrerseits, ohne Be- dingungen zu stellen, beigetreten. Diese Konvention enthält in ihrem Art. 7 in dem ersten Absatz die folgende Bestimmung :

A partir de la mise en vigueur de la présente Convention, tout sgucre brut, sucre raffiné, mélasse, ou glucose, provenant des pays, provinces d’outre-mer, colonies, ou possessions étran- gères, qui maintiendraient le système des primes ouvertes ou déguisées, à la fabrication ou à l’exportation des sucres, sera exeln des territoires des Hautes Parties Contractantes.

Nach dieser Bestimmung haben die der Konvention beitretenden Staaten si verpflichtet, für alle diejenigen Staaten und Gebiete, welche der Konvention nicht beitreten, ihrerseits zu bestimmen, daß der von dort herkommende Zuckter, auf dem ja der Verdact der Unterstüßung durch Prämien liegen kann, aus dem Gebiete der der Konvention beigetretenen Staaten absolut ausgeschlossen bleiben muß. Es ist nicht etwa nur die Alternative aufgestellt, daß der Zucker aus solhen Gebieten entweder verboten oder mit hohen Zöllen belegt werden soll, sondern es ift ausdrücklih ausgesprochen: der Zucker aus diesen anderen Gebieten soll vom Zugange ausgeschlossen sein. Es i] nur der Weg zu dieser us\chließung freigelassen dahin, pa entweder das System des Verbots oder das System so boher Zölle gewähit werden kann, daß diese Zölle einem wirklihen Verbot effektiv gleihkommen.

Die loyale Aufre{terbaltung und die loyale effektive Dur{führung auth diefer Bestimmung wie der übrigen Bestimmungen der Kon- vention ist selbstverständlich auch für die Zukunft die Vorausseßung für die verbündeten Regierungen bei ihrem ferneren Verkbalten. Die verbündeten Regierungen haben aber ihrerseits keinen Grund, daran u zweifeln, daß die übrigen Staaten, welche der Konvention beigetreten find, loyal dieAbsicht haben, die Bestimmungen derKonvention auszuführen, und im Stande sein werden, sie wirklich durchzuführen. Diese Ueberzeugung wird auch das weitere Verfahren der verbündeten Regierungen zu regeln haben. Der näc&ste Weg if} uns dadurch, daß wir der Konvention beigetreten sind, gewiesen; wir werten die dort übernommenen Ver- pflihtungea zu erfüllen haben: wir werden zunächst eine Revision unserer Zuckergesetzgebung im Sinne der Konvention vorzubereiten und der in der Konvention vorgeschriebenen Prüfung zu unterwerfen haben.

Jch darf aber wiederholen, daß für all unser Vorgeben die ge- gebene Voraussetzung die ist, daß die Bestimmungen der Konvention nit nur von Deuts{hland, sondern auch von den übrigen Seiten ge- halten und loyal durhgeführt werden, und daß diese Durchführung uns ‘in genügender Weise als mögli und in Ausficht stehend oar bg. Nobbe: Die Hoffnung des Abg. Reich daß

g. Nobbe: Die Hoffnung de g. Reichensperger, da das vor fast zwei Jahren zu Stande gekommene Zuckersteuer-

geseß das leßte sein möchte, an dem er mitzuardeiten habe,

werde sih glücklicherweise nicht verwirklichen, wenn die Kon- ventiom zur Wahrheit werde. Die an das jeßt geltende Ge- ra geknüpsften artungen hätten sih zum Theil nicht er- üllt: es sei ein neues Kleid, das noch an verschiedenen Stellen drüde, an das sih aber die Jndustrie bald gewöhnen werde.

Diese Aussicht sei aber hinfällig, wenn diè Konvention durch:

%

eiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

1889,

geführt werde. Daß Prämien heute noch beständen, gehe daraus Ms daß das geseßlih festgestellte Ausbeute- verhältniß von 1:101/2 durch die Fortschritte der Technik überholt sei und faktish ein Ausbeuteverhältniß von 1 : 8 be- stehe. Diese Prämien wolle die Londoner Zuckerkonferenz gründlich beseitigen, ein System, daß er schon uehrsa Vvói dieser Stelle vertheidigt habe. Ein „Aber“ habe diesès System niht, wenn alle Verkaufs- und Erzeugungsstaaten der Kon- vention beiträten. Die Bedeutung der Verbrauchsstaaten sei bis jegt noch nicht genügend gewürdigt. Der Export pan eige und Oesterreihs zusammen sei noch niht o bedeutend wie der Deutschlands. Mit diesem Export sei Deutschland nun wesentlich auf den englishen und nordamerikanishen Markt angewiesen. Nord-Amerika habe nur eine ganz geringe Zuckerindustrie und sei eines der am meisten Zucker konsumirenden Länder; es verbrauche jährli 19, Deutschland nur 8 kg pro Kopf. Wenn Frankreich der Konvention nicht beitrete, werde es in Folge der Prämien billiger produziren können. Es müßten also, wie der Schaßsekretär auch erkläre, unbedingt die Hauptverbrauchs- und Erzeugungsstaaten der Konvention beitreten. Aus den Pro- tokollen der Konferenz sei dieses leider nicht klar herauszulesen. Das Haus habe hier bedingungslos zugestimmt; die heutige Erklärung des Herrn Schaßsekretärs beruhige ihn aber. Die Prüfung der neuen Zern euecgelete die einer Subkommission übertragen werden solle, werde insofern eine äußerst shwierige sein, als au versteckte Prämien gegeben werden können gz. B. in der Form billiger Tarife. Besonders bei den Rohrzucker- industrien, auf deren Shuß es England doch besonders an- femme, fönnten Prämien in Form von freier Maschinen- einfuhr, landwirthschaftlihen Unterstüßungen u. st. w. gegeben werden. Wenn es gelte, Bausteine für das neue Geseß zu- sammenzutragen, sei es wichtig, die Stellung der Regierung zu der Stärkezucker- und Saccharinfabrikation kennen zu lernen. Ein weiteres Heranwahsen dieser Produktionen könnte leicht wieder zu Ausfällen in dèn Erträgen führen, Die Stärkezuckerindustrie habe man bis jeßt mit dem größten Wohlwollen behandelt, weil man eine ernste Konkurrenz nit befürhte. Das Saccharin aber Fla eine so erstaunlihe Süßkraft, daß ein kleines StüX

eine Flashe sauersten Moselweins in die beste Bowle ver- wandeln könne. Die Anfänge dieser Produktion seien jeßt hon weit überschritten ; denn das Saccharin werde bereits in tausend Formen in den Handel gebraht und auch zur Wein- versüßung in großen Mengen verwendet. Die Frage der Be- steuerung des Saccharins müsse also schon jeßt in Erwägung gezogen werden.

Staatssekretär Freiherr von Malßahn:

Ich will, in Erwiderung auf die Ausführungen des Herrn Vor- redners, auf die Londoner Zucterkonferenz und die damit in Verbindung stehenden Fragen nicht noch einmal eingehen; ich kann mihch auf das beziehen, was ih vorher gesagt habe, und was ich in der Kommis- sion ausgeführt habe. Dagegen muß ih dem Herrn Vorredner in Bezug auf die von ihm angeregte Frage des Stärkezuckers und des Sacdharins eine Antwort geben.

Der Herr Abgeordnete hat die Aufmerksamkeit der verbündeten Regierungen auf diese beiden Gegenstände gerihtet. Ich kann ihm erwidern, daß die Aufmerksamkeit der Reichsbehörden bereits auf beide Gegenstände gerihtet war. Was . den Stärkezucker betrifft, so ift bereits der vierte Abschnitt des jeßt JUS Reichsgesetzes, die Besteuerung des Zuckers betreffend, ein Anlaß für die Reichs- behörden gewesen, der weiteren Entwickelung der Stärkezuckerfabrikation in Deutschland eine rege Aufmerksamkeit zuzuwenden, und wenn bisher nach Ansicht der verbündeten Regierungen auch noh kein Anlaß gewesen if, den Stäurkezucker zur Versteuerung heran- zuzichen, so will ich doch_ nit vershweigen, daß meiner Meinung nah es keineswegs in den Sternen geschrieben steht, daß dieser Zuftand für alle Ewigkeit dauern wird.

Bei diéser Lage, wie bei allen derartigen, treten ja die aller- verschiedenartigsten Rücksichten in den Gesichtsfkreis, welche gebieterisch ihre Beachtung fordern. So spriht für das Hinaus\chieben einer etwaigen Heranziehung des Stärkezuckers zur Besteuerung sehr erheblih der Umstand, daß die Stärke fabrikation gegründet ift auf landwirth» \chaftlihen Gegenden mit leihtem Boden, die ohnehin dur die Spiritusbesteuerung des lezten Jahres son stark betroffen sind. Auf der anderen Seite ist es niht zu verkennen, daß die Fabrikation von Stärk ezucker in den leßten Jahren, allerdings nur in einem ört- li beschränkten Kreise, in sehr starker Progression sich nah oben » entwickelt hat, und es ist mir deswegen die von dem Herrn Vorredner gegebene Anregung fsezr erwünscht, da sie mir den Anlaß giebt, zu erklären, daß die Frage noch offen ist, ob in absepbarer Zeit die Nothwendigkeit eintreten könnte, die bei der Berathung des IV. Abschnitts «des Zuckersteuergesezes bereits erwogene Heranziehung des Stärkezuckers zur Besteuerung in die Wirklichkeit umzuseßen, ob der Augenblick für die Durhführung einer solchen Maßregel etwa demnächst gekommen sein werde.

Was nun das Saccharin betrifft, so muß ih dem Herrn Vor- redner Recht geben, daß, wenn die von ihm geschilderte Verwend des Saccharins in Verbindung mit dem Stärkezucker bekanntli hat die einzige Fabrik, die meines Wissens Saccharin fabrizirt, sich mit einer Stärkezuckerfabrik in Verbindung gefeßt und diese bei briken arbeiten gemeinschaftlich wenn sih daraus wirkli eine jehr erbebliche Erseßung ron Zucker und Zuckerstoff durch faccharisirten Stärke- zuder entwideln sollte, dann die Lage der Besteuerung des Einen oder Andern von Beiden an Wahrscheinlichkeit gewinnen würde. Augen- blidlih, glaube ih, find die Sachen aber keineswegs foweit entwickelt, die dabei in Betracht kommenden Hragen find keineswegs soweit ge- fiärt, daß man sich heute bereits dafür entscheiden könnte, das Saccharin zu besteuern, und damit eine in Deutschland, und nur in Devtschland entstebende neue Industrie sofort beim Entstehen zu shädigen, eine Sndustrie, der soeben von vershiedenen ausländischen Sivaden, ih nenne Frankreih und Portugal, der Markt verschlossen ist. ;

Abg. Kulemann wün)ht, daß die gabe des verarbeiteten warne Vergütung sei keine gerechte. Í : g. Fürst von Hahfeldt: Das Verbot des Saccharins sei in Frankreih mit der E des Sto

e end für

dlichkeit motivirt worden; möglicherwei aber auch das auf die Zuckerindustrie mitbe gewirkt. Er wolle Deutschland nis ein solches bitte aber die Regierung piere L salsen ob das Saccharin in der so heits dli sei, wie es in ledter Zeit noch in E ene: Arqus Zee “eitenzaE ans G

e Einnahmen Zuckersteuer war aus der [steuer und 42 390 000 p aus der Ver: alz

die Einnahme aus der Salzsteuer Hk