1889 / 28 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 30 Jan 1889 18:00:01 GMT) scan diff

[waft vorgèworfen werde, L sie niht genug sachverständige änner herangezogen e o müsse er erwidern, daß dieses so weit wie möglich geschehen sei. Der Vorredner möge weitere Mever ianvige Personen zur Disposition stellen. Von den itgliedern, die Ia E seien, sei der erste der äußerst verdienstvolle Peters gewesen, er sei abgelöst dur den Konsul Vohsen. Es gebe keine zweite i at: die in Be- zug auf Sachkenntniß den Konsul Vohsen übertreffe. Von iner Rückberufung sei nichts bekannt; er sei nur telegraphisch ersuht worden, an den Verhandlungen, die gegenwärtig in Berlin gepflogen würden, theilzunehmen. Er (Redner) würde wahrscheinlich eine Verantwortlichkeit gar nicht weiter über- nehmen, wenn Hr. Vohsen die Verwaltung „niederlegte. Hr. Miquel, der leider heute hier persönli nicht eingreifen kónne, habe Hrn. Vohsen auf das Wärmste empfohlen, und in der That habe sich dieser mit Ruhe und Kaltblütigkeit be- nommen, habe Disziplin und Ordnung hergestellt. Troßdem werde die Verwaltung hier in einer Weise angegriffen, die ex niht weiter zu carakterisiren wage; er wisse keinen parlamentarishen Ausdru, um seinem Ge- fühl in rihtiger Weise Ausdruck zu geben. Das Kapital der Gesellschaft sei keineswegs so zusammengebracht, wie es der Abg. Bamberger schilderte. Es habe auch keineswegs neuer Kapitalzufluß gemangelt, sodaß Se. e der Hochselige Kaiser Wilhelm eine halbe Million fa e zuschießen müssen. Die Gesellschaft habe gleih beim Anfang ein Kapital von 2 300 000 M für sih gehabt, nicht, wie der Abg. Richter meinte, kaum eine Million. Das Kapital sei dann noch V wenn auch 1 480000 4 in Antheilscheinen ausgegeben seien. n erster Linie habe die Gesellshaft die Ausbeutung des andelsvertrags hinsihtlich der Zollverwaltung vor Augen gehabt. Jn Bezug auf Plantagenwirthschaft beschränke sie si auf die Errichtung einiger Musterplantagen. Es habe sich dann eine besondere Plantagengesellshast mit bedeutendem Kapital gebildet. Nah dem Urtheil von Autoritäten seien die Plantagen, namentlich die Tabalplantage in Lewa, in der besten Ordnung. Werde erst die Ruhe und Ordnung hergestellt sein, dann werde sich auch Kapital (eus für die Zwecke des Handels, der Plantagenwirthschaft und der Schiffahrt bereit stellen. Es sei ein großes Glüd für die Gesellschaft, daß die Zollerhebung von Pangani und Dar-es-:Salaam durch den Vertrag mit dem Sultan von Jn auf weitere Stationen erstreckdt worden sei. Der ertrag habe aber nit sofort ratifizirt werden können. Der Direktionsrath und das Auswärtige Amt verlangten mit Recht größere Klarheit über das, was die Gesellschaft und was der Sultan zu leisten hätte. Nun habe aber die Gesellscha\t durch den zweiten Vertrag Vortheile erreiht, wie kaum je eine andere auf kolonialem Gebiet. Die Gesellschaft hätte aller- dings auf diesen Vertrag nicht eingehen können, wenn der Sultan nicht den Schug dieser Gebiete zugesagt hätte. Jn- sofern sei es richtig, daß die Gesellshaft mit unzu- reihenden Mitteln în die Sache hineingegangen ei. Wäre ihr das Reih nicht zu Hülfe gekommen, dann hätte sih die Gesellschaft A auflösen müssen. Die Gesellschaft hätte allerdings den Zollantheil, den sie vertrags3- mäßig dem Sultan zu zahlen habe, einfah zurücckhalten und mit Hülfe dieser Summe eine bewaffnete Macht bilden können. Es sei aber do sehr fraglich, ob das Reich überhaupt Willens gewesen wäre, dieses Retentionsreht der Zolleinnahmen zu unterstüßen. Doch dieses Bedenken sei durch die Vorlage er- ledigt. Ueber die Ursachen des Aufstandes wolle er mit den Hrrn. Richter und Bamberger nicht länger streiten. Die kleinen Verstöße einzelner Beamten beim Aufhissen der Flagge seien auf keinen Fall der Gesellshaft zur Last zu legen. Die Gesellschaft habe dabei nicht mitgewirkt. Das ganze Ceremoniell bei der Flaggenhissung sei vielmehr bis ins kleinste Detail zwischen dem deutshen General-Konsul und dem Sultan vereinbart worden. Einzelne Ausschreitungen ließen \sich ja bei der Art und Weise der Gewin- nung des Beamtenpersonals nicht vermeiden. Der Fall mit dem geprügelten Sklaven sei ja vollkommen richtig. Man berufe sich immer auf die Berichte der Missionare. Er untershäße ihre Mithülfe bei der Kulturarbeit keineswegs. Wer aber den Neid und die Eifersucht der Missionare gegen einander, vor Allem der englishen Hochkirhlichen kenne, werde diese Quellen vorsichtig prüfen. Schließlich sei nihts Anderes wahr gewesen, als diese beiden Fälle. Seitdem sih die An- griffe gegen die Gesellschaft als ungeheuer übertrieben herausgestellt hätten, habe sih auch bei den Herren, welche früher ein Vorurtheil gegen die Gesellschaft . gehabt hätten, ein solher Unmschlag zu ihren Gunsten vollzogen, daß er (Redner) sich in der That nur Glück wünschen könne, daß diese Angriffe erfolgt und widerlegt seien. Er werde sich überlegen, ob er nicht in der nächsten Sißung des Direktions- raths ein Dankesvotum für die Hrrn. Richter und Bamberger beantragen solle. Was die Rentabilität dieser ganzen Unter- nehmung anbetreffe, so könne man sie niht vom Standpunkt der Binnenlandgeschäfte beurtheilen. Bamberger übersehe, daß hier das Kapital niht allein mitspiele, sondern der Mensch, der das Kapital fruktifizire. Es sei ein großer Unterschied, ob hinter einer Plantage ein kurzsichtiger Kleinkrämer stehe oder ein weitsihtiger Unternehmer, der Erfahrungen im Handel habe. Hr. Bamberger sei ein schlechter Prophet in Bezug auf die Kolo- nialpolitik gewesen. Gerade vor drei Jahren habe er e ea daß binnen zwei Jahren der Reichstag und das Volk seiner Meinung sein werde, daß unsere Kolonialpolitik nichts sei als ein theures Spielzeug für die nationale Phantasie. Die An- siht des Hauses werde die bevorstehende Abstimmung zeigen ; was die Ueberzeugung des Landes betresse, so habe die | Kolonialpolitik den Freisinnigen ein Paar Dußend schöner Mandate gekostet. Deutschland habe bisher -Hunderle von Millionen der Früchte seines Fleißes ins Ausland geschickt. Es sei endlich Zeit, daß es die Uebershüsse an Kapital und Arbeitskraft auf eigenstem Gebiet der Kolonien nußbar mache. Abg. Graf Mirbach: Er bekenne ganz offen, daß auch er

der Vorlage früher ebenso skeptish gegenübergestanden, wie Richter. Seitdem Jener aber ih mit großer Enischiedenheit gegen diese koloniale Bewegung gewendet habe, glaube er (Nedner) annehmen zu müssen, es liege doch ein guter und gesunder Kern in der Sache. Auch er habe bedauert, daß die militärishe Aktion niht {hon im September oder Oktober habe beginnen können. Eine militärishe Aktion der Ost- «asrifanishen Gescllschaft aber sei ganz unmöglih gewesen. Fehler seien gewiß gemacht worden. Es werde aber sehr schwer gemacht, Ersahrungen zu sammeln und überhaupt koloniale Erwerbungen zu machèn, wenn von der Richter’ schen Presse Alles, was dort geschehe, in den Staub gezogen werde. Hr. Richter abe auch über die Zölle in Ost-Afrika gesprohen. Man sei es ja gewöhnt, daß er alle Zölle, die verden Interessen

dienten, hier aufs Aeußerste diskreditire; daß er aber bis nah Afrika gehe, sei neu. Die Ostafrikanische Gesellshaft ver- wende niht Sklaven, sondern freie Farbige. Wenn Graf Pfeil anderer Ansicht gewesen, so sei das seine Privatansicht gewejen, und es sei nachher berihtigt worden. Man spreche so viel von dem tropishen Klima. Daß Seesobdaten nach einer langen Reise und bei AU G ungen leiht der Gefahr der Erkrankung unterliegen könnten, sei klar. Das Klima sei aber dort sehr verschieden und es gebe Orte, wo Fieberkranke leiht Heilung finden könnten. Der Abg. Richter habe gemeint, daß die reihen Leute kein Vertrauen zu der Gesell- haft hätten. Fürst Pleß, der Großherzog von Weimar, Krupp u. st. w. seien Mitglieder der Gesellschaft, und nicht etwa in dem Wunsche, hohe Dividenden zu erzielen. Er (Redner)sei nicht berufen, den Reichskanzler zu vertheidigen, aber er glaube, derselbe werde in eine solhe Bewegung nicht hineintreten, wenn er nicht getragen werde von der Majorität des Reichs- tages. Wenn er aber in einer Frage, wo es sich um die Lebensinteressen des Vaterlandes handle, anderer Ansicht sei und gegen eine Majorität des Parlaments handle, werde er sich nachher auf den Boden der Verfassung stellen und das Parlament um Jndemnität bitten. Hr. Richter habe es als eine Stütze des Deutschen Reichs erklärt, die Zufriedenheit dem Volk zu erhalten. Er (Redner) möchte ihn fragen, ob durch seine Ausführungen die Zufriedenheit in dem Volk erhalten werde? Er (Redner) könnte ja von dem engeren Kreise seiner Heimath aus: die koloniale Bewegung perhorresziren , weil sie die Blicke ablenke von näher liegenden Dingén. Als Vertreter des deutshen Volks habe er aber weitere Ziele zu verfolgen und habe sich der sorgfältigen Prüfung der Vorlagen nicht entziehen können. Er hoffe, daß der Reichstag dieselbe mit großer Majorität annehmen werde.

Abg. von Kardorff verzichtet auf das Wort. :

Abg. Virhow: Der Vorredner werde vielleiht nur im Eifer des Gefehts den Say aufgestellt haben, daß der Reichs- kanzler, auch wenn die Freisinnigen niht für ihn stimmen würden, in dieser Sache vorgehen und erst nachher um Jn- demnität bitten würde. Er (Redner) dürfe persönlih für fich in ‘Anspruch nehmen, daß er diese ganze Bewegung mit der möglisten Unbefangenheit und Objektivität geprüft habe. Er sei durchaus bereit, sich auch den Entschließungen zu fügen, welche die Majorität des Reichstages und die Nation in diesen Dingen fasse. Jeßt stehe man allerdings vor einer kardinalen Ver- änderung der bisherigen Kolonialpolitik. Fürst Bismardck wolle nunmehr selbst das Banner ergreifen, um den Herren voranzugehen und die Sache von Reichswegen zu machen. Das komme davon, wenn man etwas {nell in Angelegen- R hineingehe, die man früher niht habe übersehen öónnen. Dem Reichskanzler seien die ostafrikanishen Dinge gewissermaßen über den Kopf gewachsen. Nun sei er (Redner) ja kein solcher Barbar, daß er einem sehr respektablen Theil unserer Mitbürger, die an der Ostafrikanishen Gefell- schaft betheiligt seien, sehr reihe Einnahmen mißgönne, aber das müsse er doch Hrn. ODechelhäuser bemerken: Diese Spekulation auf die Zölle des Sultans von Zanzibar sei an sih keine Kolonialpolitik. Wenn man von der Musterstation Lewa absehe, so habe die Gesellschast bis jeßt nihts geleistet, was nur entfernt dazu beitragen könnte, der deutschen Jndustrie und dem Handel als Unterltge zu dienen. Die ganze Spekulation auf die Zölle habe die Kata- strophe herbeigeführt, vor der man augenblicklih stehe. Hätte sih die Gesellschast auf die beiden Häsen beschränkt und nicht den Wunsch gehabt, die Zollerhebung auf weitere 12 Sta- tionen auszudehnen, so würden diese Verwickelungen nicht entstanden sein. Es sei ja begreiflih, daß der Sultan von Zanzibar s Einnahmen aus den Zöllen zu haben wünschte. Diesem Gesichtspunkte des Sultans brauchte man doch aber niht nachzugeben. Was würde és denn geshadet haben, wenn sich wirklich der Handel von den beiden Häfen aus nach anderen Pläßen gezogen hätte? Die Gesellschaft hätte sih überlegen müssen, daß der Sultan ein {wacher Mann sei, und daß sie shließlich an das Reich appelliren müsse. Jndem man nun diesen Schritt thue, komme man möglicherweise zu einer immer weiteren Ausdehnung der militärishen Operationen und der finanziellen Verpflichtungen. Er habe sich durch seinen Aufenthalt in Egypten selbst von dem weitgehenden Gegensaß der arabischen Stämme gegen das Christenthum und die Europäer überzeugt. Nirgends aber sei die Erbitterung so zum Ausbruh gekommen, wie in Dst- Afrika. Dieser Aufstand müsse doh eine bestimmte Ursache haben. Es handle sich hier nicht allein um herum- schweifende Araber, sondern um einen Großgrund- besiß, der eine gewisse Aehnlichkeit habe mit dem unserer großen Herren in den östlihen Provinzen. Was das Klima anbetrefsse, so habe der Graf Mirbah sich die Sache sehr leiht vorgestelt. Die Kranken brauchten bloß auf ein Sanatorium zu gehen, wenn sie Malaria bekämen, dann kämen sie gesund zurüd. Man könne ebenso die Leute von dort einladen, 09 bei uns in einer sumpfigen Gegend anzu- siedeln. Man jage ihnen dann: Tepliß und Karlsbad sei ja nicht weit; sie brauchten bloß dahin gehen und dann sei Alles wiedex in Ordnung. Es seien aber nicht lauter reiche Leute, bie sich in solchen Kolonien ansiedeln könnten. Freiwillige möchten thun, was sie wollten, aber dem müsse er widersprehen, daß das Reich mit seiner Autorität tiefer und tiefer in die eigent- lihe materielle Behandlung dieser Dinge eintrete. Ein Trost sei es nur, daß unsere deutsche Armee mit dieser Küsten- okkupation niht verflochten sei. Es könnte dies: sonst zu bösen Konsequenzen führen. Er gönne ja Herrn Hauptmann Wißmann alle Lorbeeren auf diesem Felde, aber sollte eine Niederlage erfolgen, dann könnte er (Redner) niht in Aus- sicht stellen, daß das Reich sofort in die Bresche springe und den Feldzug in verstärktem Maße fortsege. Dabei wünsche er, daß man mit möglichster Rücsiht und Mäßigung vor- a und unser nationales Prestige in keiner On in Unter- nehmungen daran see, die über die allernuchsten Zwecte hinausgingen. Dahin würde auch gehören, daß man sogar bis zum Ae militärische Stationen, Missionen, Etablissements u. w. gründen solle. Jn der Congo: akte seien allerdings bestimmte Zusagen ertheilt, aber so wenig

es dexr englischen let P portugiesischen Regierung ein- .

falle, von dem theoretischen Gebiet, welhes ihnen zugesprochen ei, faktisch Besiß zu ergreifen, ebenso wenig brauche Deutsch- land sein Okkupationsgebiet zu erweitern. Reichstags-Abge- ordnete sollten der Regierung nicht zumuthen, sie könne aus- führen, was keine andere Regierung ausgeführt habe; sie solle gewissermaßen einen Kreuzzug unternehmen, den man vom humanen christlihen Standpunkt sehr billigen könne, der aber im Augenblick nicht innerhalb unserer Jnteressen und unserer Machtsphäre liege.

Abg. Dr. Windthorst: Wenn Hr. Richter sagte, da Vorhaben der Eng nah dem Urtheil sachkundiger bac kein guter Gedanke sei, und Hauptmann Wißmann auf einem gefährlihen Wege sei, so- erwidere er: Man müsse zunächst die verlorenen Positionen wieder gewinnen, mit den Negern lasse sih nur unterhandeln, wenn sie den Érnst der Sache kennen gelernt hätten. Hr. Wißmann habe keineswegs gemeint, daß er nur mit Gewalt vorgehen, sondern vorzugsweise in Güte mit den Häuptlingen unterhandeln wolle. Es werde ihm (dem Redner) angenehm seia, wenn zur Beruhigung Vieler Hr, H inan Wißmann das nachher bestätigen wollte. t

ittheilungen über die Ostafrikanishe Gesellschaft seien ja sehr lehrreih und interessant gewesen, er mach? aber darauf aufmerksam, “daß das niht die Hauptsahe sei. Man sei von der Frage der Unterdrückung des Sklaven: handels und der Sklavenjagd ausgegangen, aber die Herren auf der Linken hätten immer von der Ostafrikanischen Gesell: chaft gesprochen, weil ihnen der Hauptzweck anscheinend weniger am Herzen liege, als dem Centrum. Mehr als die materiellen Yuerelsen gälten ihm die idealen, und am Shluß dieser Diskussion sei es angebracht, auf die Hauptursache noh- mals ausdrücklich hinzuwei)en. Wenn die Sklavenfrage nit wäre, würde er an der Sache nicht theilnehmen. Aber die Unterdrückung des Sklavenhandels sei ein so großes und wi: tiges Jnteresse für alle Völker, daß Deutschland sich bei seiner Stellung in der Welt nicht theilnahmslos verhalten könne. Wenn die Abgeordneten das nicht wollten, kämen sie mit ihren Wählern in Konflikt. Das sei der Zweck seines Antrags, und deshalb nehme er die Vorlage an, wie sie aus der Kommission gekommen sei. Die Art und Weise, wie die der Regierung zur Disposition gestellten Millionen verwandt würden, sei im Gesey nicht weiter definirt. Wenn die Regierung die Ostafrikanische Gesellschaft daraus unter- stüße, so thue sie es auf ihre eigene Rehnung und ihre eigene Verantwortung. Er denke sih, es wäre gar keine Ost: afrikanische Gejellschaft da und das Reich wollte nur an seinem Theil an der Unterdrückung des Sklavenhandels und der Sfklavenjagd mitwirken. Das könne es durch die bloße Blokade nicht, es sei au eine Aggression auf dem Lande nöthig, man müsse die verlorenen Positionen wiedergewinnen ohne alle Rücksicht auf die Ostafrikanische Gesellschaft. Der Zweck sei die Unterdrückung des Sklavenhandels und der Sklaven- jagden, komme das der Ostafrikanischen Gesellshast zu Gute, dann könne er sich nur darüber freuen. Die Kommissions- verhandlung habe diese Verhältnisse völlig klar gestellt. Er werde für seinen Theil immex und überall mitwirken, wo es zu erreichen sei, daß dieser Schandfleck der Sklavenjagden und des Sklavenhandels endlich getilgt werde, weil dann die Civilisation in Afrika durhgeführt werden könne. Allerdings sehe man in diesen Verhältnissen noch nicht klar genug, aber deshalb gehe das Centrum auch vorsichtig zu Werke. Dem

Reichskanzler lege das Haus zwar eine große Bürde und

Verantwortung auf. Die könne es niht übernehmen und seine Proteste dagegen helfen nichts; er sei derausführende Mann, erhalte das Geld zur Disposition und habe die Verantwortung für die rihtige Verwendung desselben. Er habe schon größere Verantwortung auf sih genommen und werde auch diese auf sich nehmen müssen. Er (Redner) bewillige heute nicht alle Forderungen, die sih in Zukunft noch herausstellen könnten, wie Hr. Bebel ihm imputirt habe, sondern er werde si später immer überlegen, ob man weiter gehen könne, und wenn es nicht gehe, werde er nihts weiter bewilligen. Daß die Re- ierung nur im Einverständniß mit England handeln wolle, nde seine ganze Zustimmung. Habe die Ostafrikanische Ge- jellshaft von diesem Vorgehen Nutzen, so gönne er ihr den und wünsche, daß sie aufblühe. Er habe gegen die Kolonial- politik seiner Zeit große Bedenken geltend gemaht. Das Reich stehe aber heute nicht vor der Frage, ob es anfangen solle oder zurückgehen wolle. Und zurückgehen wolle er nie. Bundeskommissar Hauptmann Wißmann: Er entsprehe dem Wunsche des Abg. Windthorst und erkläre hiermit noch- mals, daß die Anwendung von Gewalt nur so weit aus- gedehnt werden würde, als sie absolut nothwendig sei, d. h. als sie nöthig sei, um die Eingeborenen traitabel zu machen und sie überhaupt geeignet zu machen, mit ihnen wieder in Verhandlung zu treten. Wie wenig das heute der Fall sei, sche man an den Verhandlungen über die Ausliefe- rung der gefangenen Missionare. Die Leute gingen mit ihren L so weit, daß sie unerfüllbar seien, und mit olchen Leuten lasse sih niht verhandeln; daher fei Gewalt nöthig. Was die Ausübung der Gewalt betreffe, so könne er sagen, daß sie je energischer, desto kürzer, je kürzer, desto weniger störend und in die allgemeinen Verhältnisse eîin- greifend sei. i Die Diskussion wird geschlossen. ; Persönlich bemerkt der Abg. von Bennigsen: Hr. Richter meinte, daß er (Redner) schon oft dieselbe Rede gehalten habe über die Kolonialpolitik. Hr. Richter heine demnach mehr Reden über Kolonialpolitik von ihm gehört zu haben, als er (Redner) gehalten habe. Er habe nur bei der ersten Etats- berathung und am lezten Sonnabend darüber gesprochen. Ferner habe er nicht in Ost-Afrika und unseren übrigen Kolo- nien ein zweites Jndien gesehen, er habe nur das Ver- trauen zu den Deutschen, daß sie fsich niht von den Schwierigkeiten und Opfern weniger Jahre abschrecken lassen würden nah den ursprünglihen großen Opfern und Mißerfolgen anderer Nationen. Seine gZahlen- angaben über den Einfuhr: und Ausfuhrhandel von Mozambique habe er der offiziellen portugiesischen Statistik über das Jahr 1885 entnommen. Danach stimme seine Angabe des Gesammtergebnisses von 11 Millionen und einigen tausend Mark vollständig. Bei seiner Eile und seiner Freude mit seinen Zahlen einen politishen Gegner vernichten zu können, habe der Abg. Richter ganz übersehen, daß seine Zahlen aus dem Gothaischen Almanach, nah welchem es si nur um etwa 9 Millionen handele, sich nur auf den Handel zwishen Mozambique und dem Mutterstaat bezögen. Er ver- gene also, daß die Kolonie Mozambique nicht allein mit dem Mutterlande, sondern mit der ganzen Welt Handel treibe. Abg. Richter: Seine Quelle sei der Bericht des Vor- standes des Statistishen Departements im österreichischen Handels-Ministerium, an dessen Glaubwürdigkeit zu zweifeln er keine Veranlassung habe. Darnah habe im Jahre 188 die Ein- und Ausfuhr Mozambiques im Verkehr mit allen übrigen Ländern niht, wie von Bennigsen agen (Siu

111/4 Millionen, sondern nur 4172000 #6 betragen (Ru 1884!) Vorläufig müsse er bestreiten, daß von 1884 auf 188 die Ein- und Ausfuhr sich auf das Dreifache gesteigert haben könne. Jm Uebrigen komme es hauptsächlih auf das Defizit von Mozambique an, das 1600000 6 betrage; Portugal

habe also so viel zushießen müssen, als die Ausfuhr von erth habe. Er sei also in seinen Ausführungen in keiner Weise leichtfertig oder oberflählih gewesen.

Abg. von Bennigsen: Die Laien von 1885 habe er rihtig angegeben; sie bezögen sih auf den gesammten Handel, während die Zahlen Richters nur den Verkehr des Mutter- landes mit seiner Kolonie beträfen. Auch -diese geringeren ahlen schienen niht die Provinz, sondern nur den Hafen

ozambique zu umfassen.

Abg. Richter: Er wiederhole, daß in der angezogenen Statistik ausdrücklich von dem Werthe des gesammten aus- wärtigen Handels der Provinz Mozambique die Rede sei. Wie sih die Ziffer von 1884 auf 1885 auf das Dreifache solle erhöht haben, bleibe unaufgeklärt.

Abg. Bamberger: Hrn. Oechelhäuser bemerke er, daß er den Verwaltungsrath der Ostafrikanischen Gesellschaft neulich gar niht erwähnt habe. Bei seiner Bemerkung über seine mangelhafte Prophetengabe scheine Hr. Dechelhäuser an seine (des Redners) Rede vom 3. Mai 1879, die Abg. von Ben- nigsen neulich angeführt, gedaht zu haben. Das Citat sei aber so falsch und unrichtig, daß er erwartet hätte, der Abg. von Bennigsen würde es für angezeigt halten, nah genauerem Durhlesen si zu berichtigen.

Abg. von Bennigsen verliest die angezogene Stelle noch

einmal und fügt eine zweite ähnlichen Jnhalts hinzu; auf d A A glaubt er, bei seiner Behauptung verharren u müßen. / ierauf wird §8. 1 angenommen. Dagegen stimmen die Sozialdemokraten, der Volksparteiler Kröber, und die Freisinnigen mit Ausnahme der Abgg. Goldschmidt und Siemens.

Die 88. 2 und 3 gelangen ohne Debatte zur Annahme.

Sehluß 51/, Uhr. Nächste Sigung Mittwoch 1 Uhr.

Jn der gestrigen (7.) Sigzung des Hauses der Abgeordneten ergriff bei der weiteren Berathung des Etats der Domänenverwaltung nah dem Abg. Rickert das Wort der Minister für Landwirthschast 2c., Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen:

Meine Herren! Nach den eben gehörten Ausführungen könnte es fast scheinen, als ob die aktive Wirthschaftspolitik von dem Hrn. Abg. Rickert vertreten werde und die passive von den verbündeten Regie- rungen. J habe aber in allen seinen Ausführungen nur negative Kritik, aber auch nit einen einzigen positiven Vorschlag bisher ge- hört, wie der Nothläge der Landwirthschaft, die er ja selbst auch in bedingter Weise anerkannt hat, abzuhelfen wäre. Der Hr. Abg. Riert scheint vollständig vergessen zu haben, welchen Gang die deutsche Virthschaftspolitik in den leßten zehn Jahren genommen hat. Sind es niht wachsende Majoritäten im Reichstage gewesen, die diese Wirthschaftspolitik unterstüßt und gelragen haben? Sind die ver- bündeten Regierungen in ihren wiederholten Propositionen auf eine Crhöhung der Getreidezölle niht vielmehr diejer Strömung gefolgt, als daß sie sie hervorgerufen hätten? Jch meine, das sind offen- fundige Thatsachen, die vor Jedermanns Augen liegen, Und daß diese aktive Wirthschaftspolitik auch Erfolge gehabt hat, das, meine ih, wird Hr. Abg. Rickert absolut niht in der Lage sein zu bestreiten. Er wäre do in der Nothwendigkeit zu beweisen, daß die Maßregeln, die die verbündeten Regierungen getroffen haben, in ihrer Wirthschaftspolitik auch nur an irgend einem einzigen Punkt S gewirkt hätten, und den Beweis dafür erwarte ih von ihm.

Andererseits \ind die verbündeten Regierungen in ihrer Zoll- politik mit der äußersten Vorsicht zu Werke gegangen und berechtigter Weise, foweit sie sich wohl bewußt waren des Ernstes, über diese wirthschaftlih tief eingreifenden Fragen vorschnell oder übereilt Maß- regeln zu treffen. Nachdem aber Schritt für Schritt sch jede der getroffenen Maßregeln bewährt hat, die Wirksamkeit der Getreidezölle zunächst als Finanzzölle und später ers als Schutzölle hervorgetreten

ist, daß unter der Wirkung der E die augenblicklich allerdings

höher sind, als wie sie vor 10 Jahren irgend Jemand gewagt hätte zu proponiren, denn ih muß Sie daran erinnern, daß im Jahre 1879 die erste Vorlage der verbündeten Regierungen einen Zoll bon 50 S für den Doppel-Centner Weizen vorschlug, daß \chon der damalige erste Reichstag, der diesen Zoll wesentlich als einen Retorsions-, als einen Finanzzoll bezeihnete, über die Vorlage der Regierung durch eine Verdoppelung dieses Zolles hinausging. Die Folge davon und die Erhöhung von 1885 ist aber niht eine Steige- S8 der inländischen Preise gewesen, sondern wir haben bis zum Jahre 1887 herabgehende Preise gehabt mit kurzer Steigerung. Das sind doch so offenkundige, auf der Hand liegende Thatsachen, daß ih meine, von einer Vertheuerung des Brotpreises, der noth- wendigsten Nahrungsmittel, kann gar keine Rede sein, au jeyt nit, auch niht nach den erhöhten Zöllen vom vorigen Jahre. In Aller Hände sind ja doch diese Drucksachen, die vom Statistishen Bureau vertheilt worden sind, die über die Preise der wihtigsten Lebens- mittel in den leßten 19 Jahren Auskunft geben. Da führe ih zunähst an den Durchschnitt der Preise in den zollfreien Jahren. will nur von dem Roggen und Weizen sprechen, denn das sind_ die wesentlihsten Brotfrüchte und in jedem Falle diejenigen, die wohl von der maßgebenden Be- deutung sind. In den zollfreien Jahren von 1870 bis 1879 ist der Dur{schnitt der Preise immer per Tonne Weizen 221 #4 gewesen, für Roggen 169 # Die Dezemberpreise 1888 sind für Weizen 184 Æ, für Roggen 156 M gewesen. Diese Preise in den zollfreien Jahren sind also erheblich höher, als die Preise im Dezember 1888 Ce der Wirkung der hohen Zölle und einer mittelmäßigen heimischen Im Dezember 1888 hat der Weizen gekostet es is das der Monatsdursnittspreis 184 M, der Roggen 156 A Es ist 8 in diesem Jahre die Differenz zwishen 221 und 184 bei Weizen, u ¿wischen 169 und 156 bei Roggen. És ist also eine Vertheuerung aa Preises dur diese Zölle in keinem Falle eingetreten; jedenfalls Qs die die Preise früherer Jahre überschreitet. Wenn man diese Sfatsache si vergegenwärtigt und dabei die andere Thatsache, die le in den Berichten sämmtlicher landwirth\chaftliher Vereine sehen es sind das 1887er, 1888er liegen noch nit vor, es sind mir MUnerli® der Königsberger, die aus der Provinz Posen, Sachsen, ä estialen sie alle betonen übereinstimmend, daß bei den niedrigen ornpreisen von 1887 cin Herabgehen der Arbeitslöhne nirgends zu n ist, sondern umgekehrt eher eine steigende Tendenz. Wenn also’ der Effekt dieser Wirthschaftspolitik der gewesen U daß die arnreile verbilligt worden sind und die Arbeitslöhne ge\tiegen ver- zu fe der lebendigeren Thätigkeit in der Industrie und. dem Handel, E st das kein Mißerfolg, sondern ein positiver und unbestrittener rfolg, dèn der Hr. Abg. Rickert nicht in Abrede stellen kann. y ¿,Fann hat der Hr. Abg. Rickert mit großer Emphase dagegen rotestirt, daß ihm vorgeworfen sei, er habe kein Herz für die Noth-

lage dec Landwirthschaft und er habe nicht Mitgefühl für die Lage

der Domänenpächter. Ja, meine Herren, das ist ungefähr derselbe pirkel von Dialektik, in dem wir uns seit vielen Jahren dewegen, jeder Uebersicht, die die Regierung die Ehre hat E Häusern des Landtages zu überreichen, wo ganz ungeshminkt alf positiven Ergebnisse der leßten Verpachtungen dargelegt werden, ß de fas zahlenmäßig ohne ein Wort des Nalsonnements, haben legt iese Betrachtungen ang os, Wenn er die Berichte der Ps Eh 10 Jahre übersehen will, so findet allerdings in den östlichen is nzen, vie wenig oder keine Industrie haben, im Allgemeinen ein B ing der Dom nenpreise statt, während im Westen, in denjenigen oen en, wo die Zuckerrüben-Industrie aufgeblüht oder neu eingeführt rden ist, ein Steigen \sich ergeben hat. Wenn also auch das

Gesammtfacit der DomänenverpaWtungen bis zum Jahre 1886 eine

Steigerung ergeben hat, so- ist jedesmal hier mit vollem Ret darauf hingewiesen worden, daß sih die Steigerung gerade auf gewisse Bezirke beshränkte, daß dagegen die Mehrzahl der Domänenverpachtungen einen Rückgang, mindestens einen Stillstand zeigt. Wenn also mit dem Jahre 1887 sogar ein “Minus eingetreten ist, wenn die Steigerung in den besser situirten landwirths{chaftlihen Gegenden nicht mehr den Rückgang in den anderen Bezirken über- steigt, so ist das ganz gewiß ein beahtenswerthes Symptom; Niemand hat behauptet, Niemand hat versucht, die Uebersicht über die Domänenverpactungen allein als die Begründung anzuführen für die wirthshaftlihen Maßregeln, die getroffen sind. Aber das wird doch der Herr Abgeordnete nicht bestreiten, daß die Domänenpähhter als landwirthscaftlihe Gewerbtreibende genau dasselbe wirthschaft- lihe Element repräsentiren, was der Pächter eines Privatgutes oder einer, der die eigene Wirthschaft betreibt, auch widerspiegeln. Weiter ist au niemals etwas behauptet worden, als daß die Lage der Domänenpähter und die Ergebnisse der Domänenverpahtungen jeden- falls eine symptomatishe Bedeutung haben, weiter ist nihts behauptet worden. Neben diesem darf man eine Reihe anderer Symptome anführen: das Sinken aller Produktenpreise gegenüber den Figenden S Lasten, der Armen-, Schul- u. f. w. Lasten, un öhne.

Meine Herrèn, diese Sache ist hier so oft besprochen. daß ic in der That nur mit Widerstreben und mit Zurückhaltung dieselbe Sache hier wiederhole. Da der Hr. Abg. Riert das aber niht müde wird, so fühle ih mich au in der Nothwendigkeit, ihm etwa zum zehnten Male dasselbe zu wiederholen.

Meine Herren, dann hat der Hr. Abg. Rickert mit einem großen Aufwand von sittlihem Pathos dagegen protestirt, daß nan ibn fals citire, Ih befinde mi in der Lage, diese Bitte an den Hrn. Abg. Rictert auch ret ausdrücklich zu rihten. Er ist \ittlih entrüstet darüber gewesen, daß die Gegner ihn falsch citiren. Jh bin am vorigen Freitag oder wann die erste Berathung des Etats statt- fand dur eine Trauerfeier verhindert gewesen, hier anwesend zu sein, ih habe also auch die Ausführungen des Hrn. Abg. Rickert vom 22. Januar damals niht anhören können. Jch bin aber nachträglich dur die Entgegnung des Herrn Finanz-Ministers darauf aufmerksam gemacht worden; und ih muß sagen: ih bin do einigermaßen er- staunt darüber, welche Freiheit sh der Abg. Rickert * in seinen Citaten aus amtlichen Schriftstücken und zwar aus den meinigen genommen hat. Jch glaube, daß nur das, was man fordern kann, richtig wörtlich citirt zu werden, daß man einigermaßen aus dem Zusammenhang gerissene Worte in seinem Sinne fruktifizirt, das will ih nit weiter übel nehmen, das g dialektisch und parlamentarisch vielfah für erlaubt, aber nahahmenswerth, möchte ich sagen, finde ih es gerade niht. Der Hr. Abg. Rickert es bewegt sih meine Entgegnung vollständig in dem Rahwen seiner eben gehörten Ausführungen citirt unter Anderem aus dem leßten Berit, den ih die Ehre gehabt habe, über die Jahre 1884 bis 1887 zu erstatten :

So schwer aber die Krisis auf der deutshen Landwirthschaft gelastet hat, so groß sind annähernd die Vortheile,

groß gedruckt welche während dieser Zeit in allen Zweigen derselben durch inten- sivere Kultur u. . w. In dem Bericht steht nichts von Vortheilen, sondern Fort- schritten Ist das dasselbe? Jch finde diese Art zu citiren doch reckcht bedenklich und frei,

Dann fährt der Hr. Abg. Rickert fort und citirt jedenfalls aus dem Bericht, aus dem Theil, der die Forstwirthschaft betrifft, fol- genden Say, indem er beginnt: „Der Herr Minister sagt“:

__Wenn auth in Betreff des Eisenbahntarifwesens noch nit alle Wünsche der Forstverwaltung erfüllt find, so muß doch dankbar anerkannt werden,

hier brit er das Citat ab und sagt: „U. \. w.“ Darauf kommen seine eigenen Schlußworte :

Sie haben also au hier einen Bundesgenossen: au der land- wirthschaftlihe Minister wirft einen \heelen Blick auf die Energie und Thatkraft, mit welcher ‘der Eisenbahn-Minister alle Tarif- ermäßigungen aus dem Felde geshlagen und bis jeßt gründlich abgewiesen hat.

Wie lautet aber das, was in dem Bericht darüber gesagt ist :

…_ Wenn auch in Betreff des Eisenbahntarifwesens noch nicht alle Wünshe der Forstverwaltung erfüllt sind, so muß doch dankbar anerkannt werden, daß die in dieser Beziehung gemachten Konzessionen ihren günstigen Einfluß auf die Belebung des Holz- handels nit verfehlt haben, und daß namentlich der seit dem 1. Dezember 1881 auf der Ostbahn eingeführte Staffeltarif den werthvolleren Sortimenten der östlihen Provinzen dauernd einen wesentlih erweiterten Markt geöffnet hat.

_ Meine Herren! Ist denn das ein scheeler Blick auf den Eisenbahn- Minister?

Ja, meine Herren, das ist aktenmäßig, vor Aller Augen lege ih das dar und nun frage ih, ist das eine loyale und richtige Citirung ne Le Rg Se die in den amtlichen Schriftstücken von mir ge- ma n

Ich könnte dieser Rede nun noch weiter folgen, will es aber nur noch in einem Punkte thun. Er behandelt später in seinen Aus- führungen den Werth der Paal und kommt auch mit einer leichten Wendung dazu, daß die Holzzölle nichts genügt hätten. Also er citirt. „Nicht ganz . so heißt es im Bericht im erhofften Maß fühlbar sind bis jeßt die Wirkungen der Holzzoll- COAOLA für die Waldbesiter in Deutshland gewesen,“ und er fährt dann fort: „Da haben Sie es also, die Herren, die nah den Zöllen am meisten schreien, haben keinen Vortheil von denselben gehabt, ein besseres Eingeständniß der De P A der ‘Zölle können wir gar nicht

aben.

Also, wenn gesagt ist niht ganz, so heißt das in den Augen des Abg. Riert: gar keine Wirkung. 8 N

Es wird dann ein Gegensaß konstruirt zwischen Ginange und Schußzöllen. Nun, ih habe mindestens {hon vier- oder fünfmal bei Diskussionen im Reichstage und hier mir erlaubt, auf die Thatsache hinzuweisen, die eigentli jedem geläufig sein muß, der si überhaupt mit volkswirthschaftlihen und Zollfragen beschäftigt, daß ein Finanz- zoll, welher Art er au ist, wenn er hoh genug ist, allemal als Schutzoll wirken muß.

er reinste Finanzzoll is ohne Zweifel unser Kaffeezoll, denn

Kaffee wächst in Deutschland nicht, und doch haben die Zollerhebungen

unzweifelhaft den Cichorienbau in der Provinz Sachsen und anderswo

gefördert und lukrativ gemaht. Ich glaube, wer die landwirthschaft-

a Verhältnisse nur einigermaßen kennt, wird das nicht in Abrede ellen.

Wenn ih also anerkenne, daß die Holzzölle als Finanzzölle den gewünschten Effekt nur theilweise gehabt haben, so ist damit nicht gesagt, daß sie darum überflüssig gewesen wären. Ih könnte den Herrn Abgeordneten außerdem noch darauf aufmerksam machen, daß ja die Holzzölle, wie sie von den verbündeten Regierungen 1885 vor- geshlagen wurden, niht in der vorgeshlagenen Höhe angenommen worden sind, es wurden 20 statt 30 HZ pro 100 kg ange- nommen, fo daß also insofern die Vorausseßungen der Königlichen Regierung sich gar nicht cinmal als unrichtig erwiesen haben. Wären 30 statt 20 Z angenommen, so würde die Wirkung in höherem Maße ein etreten sein als so, Aber auch die jeßige a T ir- kung hat \sich nüßlih und heilsam erwiesen. Im Sa re 1887 ist die Holzzolleinnahme bereits auf 8 800 000 Æ für Rohholz gestiegen, und andererseits steht die Thatsache fest, daß die Zölle für gehobelte, be- arbeitete Waare zweifellos außerordentlib nüßlih für unsere Holz- industrie gewirkt haben. In den Hafenstädten sind Sägewerke und Hobelwerke entstanden, die Hunderte von Arbeitern beschäftigen und ohne Zweifel eine Hebung der deutshen Industrie und des deutschen Arbeitslohnes zur Folge haben. Also, meine Herren, au den Hinweis, daß in meinem Berichte etwas enthalten wäre, was im Widerspruch stände mit der Wirthschaftspolitik der ver-

bündeten Regierungèn, welche auch die Politik der preußischen Staats- regierung ist, au diesen Hinweis hoffe ih einigermaßen widerlegt

zu haben und ih würde dem Pru, Abg. Ridtert sehr empfehlen, bei künftigen Polemiken in seinen Citaten etwas vorsihtiger zu verfahren.

Abg. Schult (Lupiß) ermahnte, angesihts des Ansturms gegen die Zölle, die Landwirthe dringend, die Produktion illiger zu gestalten, und bat, durh Tarifermäßigungen diese Bestrebungen zu unterstützen. Die Pachtrenten seien nah dér Beschaffenheit des Bodens der Domänen nicht zu hoh ge- griffen. Der Verpahhtungsmodus bedürfe aber in mannig- facher Beziehung einer Abänderung; - namentlich sei eine strengere Pius der Pächter in Bezug auf ihre wirthschast- ‘iche und wissenschaftliche Qualifikation und eine andere Art der Feslfepung des Pachtminimums zu wünschen. Es empfehle sich im Allgemeinen, einen sachverständigen Beirath bei der ps zu Rathe zu ziehen.

Abg. Dr, l jah die zu hohe Pacht als die Ursache des Vermögensverfalls so zahlreiher Pächter an. An der hohen Pacht aber fei die öffentliche Lizitation mit der Regel, daß der Höchstbietende den Zuschlag erhalte, Schuld. Es sei allerdings shwierig, einen anderen geeigneten Modus der o zu finden. Vielleicht empfehle es ih, ein Pacht- maximum festzuseyen, und unter denen, die das Maximum erreichten, auszuwählen. Um so mehr sollte aber dann darauf gesehen werden, daß auch alle Pachtbedingungen voll erfüllt würden, namentlich sei die strengste Prüfung des Vermögens- standes der Bietenden nothwendig.

Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen:

Meine Herren! Es bedarf nit der Versicherung, daß die An- regungen, die die beiden leßten Herren Vorredner gegeben, meinerseits die eingehendste Erwägung finden werden, und daß sih die von ihnen erörterten Gesichtspunkte durhaus mit den Anschauungen begegnen, H h Mao der Staatsregierung in dieser Verwaltung maß- gebend sind.

Beide Herren Vorredner haben anerkannt, daß es wohl sehr \chwierig sein möchte einen «anderen Modus einzuführen bei der Domänenverpactung als den nah Meistgebot. Jch bin mit ihnen voll- ständig derselben Meinung. Bei einer Verwaltung von 340 000 ha, die in über 800 Pachtshlüsseln zur Verpachtung gestellt werden, glaube ih, würde diese Verwaltung niht in der Lage sein, die Ver- antwortung auf sich nehmen zu können, einen anderen Modus zu be- obahten. Sie würde in kurzer Zeit dem Vorwurf und dem Verdacht ausgeseßt sein, nah Willkür und nach Begünstigung zu handeln, und so _)och die Integrität des preußishen Beamtenstandes steht und immer gestanden hat und sicher au ferner stehen wird, so sind das doch Auf- gaben so diffiziler Natur, daß hon die Möglichkeit der Mißdeutun ein anderes Verfahren meines Erachtens aus\{ließt. Ich prüfe jeden ga einer größeren Domänenverpahtung selbst. Jeder derartige Fall kommt zum Vortrag in der betreffenden Abtheilung, und ich glaube sagen zu können, daß kaum eine Entscheidung in dieser Beziehung in den leßten 10 Jahren ergangen ist, die ih nit persönli geprüft hâtte. Dabei ift es ein außerordentlich \{chwieriger, oft peinlicher Entschluß, dem Höhstbietenden den Zuschlag zu ertheilen gegenüber dem vielleicht Nächstbietenden, der der langjährige Pächter ist. Trotz- dem aber habe ih es für rihtig befunden, an diesem Prinzip festzu- halten und bloß unter ganz bestimmten Umständen eine Ausnahme davon zu machen. Der Hr. Abg. Schuly-Lupig hat diese Ausnahmen bereits angeführt, die ih hier vor einem oder zwei Jahren bereits au \chon ausgeführt habe, und bei dieser Auswahl hat immer in erster Linie gestanden die Pag: ist der Bestbietende in genügenden Vermögensverhältnissen und hat er die nothwendige wirthschaftlihe Qualifika- tion? Diese beiden ersten Gesichtspunkte find in erster Linie geprüft worden und me gewesen und müssen es au sein.

_ Daß schon diese Prüfung gewissen Schwierigkeiten unterliegt, be- weisen gewiß einige Fälle, obschon die Fälle, wie der Herr Vorredner sie angeführt hat, außerordentlih wenig zahlrei sind. Die Zahl der Insolvenzen in den leßten Jahren ist 1887 auf die höchste A es stiegen. Im Jahre 1887 sind 12 Insolvenzen eingetreten, im Jahre 1888 ist die Zahl {on wieder auf 7 herabgesunken, und 7 ist unge- fähr die Ziffer, wie fie auch in den Jahren 1886, 1885, 1884 beob- achtet ist. Ich meine, das ist doch verhältnißmäßig keine hohe Ziffer, wenn man si vergegenwärtigt, daß es über 800 Domänenpähter sind, die dabei in Frage kommen. Jch möhte ‘also do glauben, daß die Prüfung der Vermögensverhältnisse im Allgemeinen nit eine ganz oberflähliche ist; daß sie aber Täuschungen unterliegt, das beweist gerade der Fall, den der leßte Herr Vorredner angeführt hat, ein Fall, der sich in der Provinz Hannover ereignet hat; tch will die Namen natürliher Weise nit nennen, weil“ es eine überflüssige Bloß- stellung wäre, die niht der Zweck unserer hiesigen Diskussion sein kann. Das kann ih aber versichern und ih habe die Papiere inzwischen hier noch eingesehen die Ermittelungen, die stattgefunden hatten, waren der Art, daß man mit bestem Glauben annehmen konnte, der betreffende Herr habe das zur Uebernahme der Domänen erforderliGe Vermögen, was sich in diesem Falle auf 60000 #4 belief. Der Privatbesißer, bei welhem der Betreffende | eine Pachtung gehabt hatte, hat dem betreffenden Resflek! die allerbesten Zeugnisse ertheilt, sodaß insbesondere Vermögensnahweis für Jeden, der die Sache gründlich, aber nicht übermäßig argwöhnish zu behandeln gewöhnt ist, sih als erbraht annehmen ließ. Troßdem is der Betreffende nah [hon 2 Jahren in Konkurs gerathen, wobei allerdings der Umstand mit zur Geltung kam, daß derselbe eine Betheiligung an einer Zuckerfabrik hatte, was zur Zeit des Jahres 1884 noch ein sehr lukratives Ge- werbe war, während in den folgenden Jahren ja eine bekannte Krisis eintrat. Jch gebe also vollständig zu, nah dieser Rihtung muß die rößte Vorsicht beobachtet werden, aber ih glaube auch versichern zu önnen, sie wird im Allgemeinen beobachtet.

Ebenso wird es nicht ganz leiht sein, die Reflektanten auf die Domîänen gewissermaßen einer wissenshaftlihen Prüfung, einem An zu unterziehen, ob sie die wissenshaftlihe Quali- fikation, zu wirthschaften, haben. Jm Allgemeinen wird nah der Richtung hin der Nachweis gefordert, daß der Be- treffende in einem reiferen Lebensalter ist, und daß er hon selbständig größeren Besiß als Pächter oder Administrator innegehabt hat. s werden die Zeugnisse der früheren Verpächter oder Gutsherrschaften gefordert, und ih glaube kaum, daß man in der Beziehung eine viel größere Sorgfalt aufwenden kann. Aber immerhin bin ih vollständig der Meinung, daß man versuchen kann, weiter in der Richtung zu gehen. Die Fixirung des Pahtminimums ist keineswegs von einer besonders entscheidenden Bedeutung. Wird das Pachtminimum nicht erreiht in der ersten stattfindenden Kon- kurrenz, so wird im äußersten Fall, wenn die Gebote sehr viel unter dem Minimum bleiben, ein zweiter Termin festgeseßt, und erfolgt dann noch kein genügendes Gebot, so wird einem Mindergebot der Zuschlag ertheilt. Es findet in der Beziehung das glaube ich im Allgemeinen konstatiren zu können Seitens der Provinzialregierungen weder eine Art von Ermuthigung, von Reklame statt, ein Pachtgebot abzu- geben, noch auch das Gegentheil, eine Abshreckung und Zurückweisung. Was die Feststellung des Pahtminimums betrifft, so ist diese pelltetan eine, die do keine übermäßig schwere ist, auch wenn die

etreffenden Domänen-Departements-Räthe nicht gerade Landwirthe- von Beruf sind. Einmal liegt als Maßstab in jedem Falle der Betrag der bisher bezahlten Pacht vor, es liegen die neuerlich statt- géhabten Verpachtungen in der Nachbarschaft vor, so daß in der Be- ziehung, glaube ih, Îeine besonderen Schwierigkeiten vorhanden sind ein Pachtminimum festzustellen. Die Termine finden offen und frei statt, die Bedingungen werden frühzeitig publizirt, und von Jedem, der wirthshaftlih reif ist, um zu reflektiren, muß angenommen werden, daß er sich selbst auch den richtigsten Rath zu geben in der Lage ist, ob er dies oder jenes Gebot abgeben kann. Auf diesem Punkt aber, glaube ich, muß man ebenso bestehen wie in Be-

¿ug auf das Hôöchstgebot, auf dem Punkt nämlich, -daß jeder sich klar: