1889 / 37 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Feb 1889 18:00:01 GMT) scan diff

des Vorstandes der Ausstellung, empfingen, von

: Herren ni t 1 Day di e g

unternehmen

das im Jnteresse der Arbeiter geplantè unterrihten wollten.

JZhre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta war heute in der Kaiserin-Augusta-Stiftung in

Charlottenburg anwesend.

Der Bundesrath hat in seiner Sizung vom 24. Januar d. J. beschlossen, daß Hadersleben aus der Reihe der Orte ausscheidet, an welchen gemischte Privat-Transitlager von den in Nr. 9 des Zolltarifs aufgeführten Waaren (Ge- treide 2c.) ohne amtlichen Mitvershluß gestattet werden dürfen.

Die vereinigten Aus\{hü}se des Bundesraths für ole und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten uss{hüsse desselben für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie der Ausshuß für Zokll- und Steuerwesen hielten heute Sißungen.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten Beilage.

pn der heutigen (13.) Sizung des Hauses der Abgeordneten, welher der Vize-Präsident des Staats- Ministeriums, Staats-Minister von Boetticher, der Minister für Landwirthschaft 2c., Dr. Freiherr Lucius von Ballhaujen, der Finanz-Minister Dr. von Scholz und der Minister des Innern, Herrfurth, beiwohnten, stand zunächst auf der Tages- ordnung die zweite Berathung des Gesegentwurfs, betreffend die Erhöhung der Krondotation.

er Berichterstatter der Budgetkommission, Abg. von Tiedémann (Bomst), führte aus, es gereiche ihm zur besonderen Ehre in dieser Sache als Vertreter der Kommission zum Hause sprechen zu könnén. ‘Die Konimission habe eine eingehende erathung der Vorlage vorgenommen. Dem Gefühl der großen Majorität des Hauses werde es wohl entsprehen, wenn der Bericht möglichst kürz ausfalle. Nach der Geschihte der Ent- stehung der Krondotation könne kein Zweifel sein, daß eine Ver- Pflihtung des Staats jur Erhöhung der Dotation vorliege, wenn sh ein Bedürfniß dazu herausstelle. Ueber diese Ver- phidtung des Staats habe auch in der Kommission keine einungsverschiedenheit bestanden. Dagegen sei von zwei “Mitgliedern ‘die Bedürfnißfrage verneint worden. Dieselben ad sih wohl geneigt erklärt, eine einmalige Bewilligung ür bauliche Restaurationen in den Königlihen Schlössern eintreten zu lassen oder au eine zeitweilige Aussetung eines Witthums für die beiden verwittweten Majestäten zu bewilligen, zu einer dauernden Erhöhung hätten sie aber keinen genügenden Anlaß finden können, denn weder habe seit der leßten 1868 eingetretenen Erhöhung der Dotation eine Preissteigerung stattgefunden, noch steigere der Hinzutritt der Kaiserwürde die Repräfentationsko]ten der Krone in erkennbarer Weise. Von der Sbsi Minister sei erwidert worden, daß nah Ansicht

der Königlichen Staatsregierung die seit 1880 erfolgte Preis- steigerung vollkommen genüge, die Dotationserhöhung zu reltfertigen; diese vi ags sei eine harte wirth{catt- lihe Nothwendigkeit , für die es keiner besonderen Nach-

weisung bedürfe. Die Regierung E die Preissteigerung am eigenen Leibe erfahren, und dieje müsse sich natürlich bei der Mga ebenso

Staatsverwaltung, bes. dergl.; z. B. sei der Etat des Ministeriums des Jnnern seit 1868 von ¿24 auf 43, der des Justiz-Ministeriums, trog der Beamtenverminderung h: Folge der Justizreorganisation,

T,

geltend machen wie bei der onders in den Beamtenbesoldungen und

von 46 auf 48 Millionen Mark, der des Abgeordnetenhauses von 755 600 auf 1210000 M, der des Herrenhauses von 120 000 auf 172000 J gestiegen. Wenn der Vergleich zwischen diejen Verwaltungen und der Königlichen Verwaltung au nicht vollständig zutreffe, so beweise er do, daß auch bei der leyteren ein wesentliches Mehrbedürfniß eingetreten sein müsse. Auch die Repräsentationskosten der Krone hätten \ih durch die Kaiserwürde und vor) Allem durch den ver- mehrten Verkehr mit außerdeutshen Staaten zweifellos peligert. Diese Ausführungen des Finanz-Ministers ätten bei der großen überwiegenden Mehrheit der Kommission vollständige Zustimmung gefunden. Jn derselben Weise sei die Kommission der Meinung gewesen, daß es \ih nur darum ‘handele, ob die Dotation der Krone an si für die ihr obliegenden Verpflichtungen ausreihe, und daß es bei der Beantwortung der Bedürfnißfrage auf etwa vorhandenes Privatvermögen nicht ankomme. Daß die Dotation zur Erfüllung der Verpflichtungen nicht ausreiche und thatsählih seit einer Reihe von Jahren nicht ausgereiht habe, müsse als feststehend erahtet werden. Sagegen, daß das Reich zu einer Dotation der Kaiserwürde verpflichtet sei, sei angeführt worden, daß die Dotation der Krone als eine Ehrenpfliht Preußens angesehen werden müsse. Neben vielèn andern ‘Ausgaben falle Preußen, als der Vormacht Deutschlands, diese Ehrenpfliht zu. Das abe bisher gute Früchte geträgen und werde es auch in ukunft thun. Die Bitte an das Haus gehe dahin, die Vor- lage einstimmig grgunepmen, in der Fe lergeugung, daß das ganze deutshe Volk einen solchen Beschluß billigen werde. Abg. Richter bedauerte, mit einem Theil seiner politischen A O der Vorlage nit gten zu können. Wenn es ch um eine E öhung des itthums der beiden verwittweten Majestäten handelte, würde er sich einer entsprechenden ander- weitigen Normirung der Kronfidéikommißrente nicht entziehen, ebenso wenig, wenn es. guf die Deckung einiger außer- ordentlihen Ausgahen aykäme, abèr eine dauernde Erhöhung Des Kronfideikfommißfonds um 31/2 Millionen Mak sei nit geretfertigt. Das Bedürfniß dazu {éine ihm nitt nachgewiesen und die Erhöhung den allgemeinen Staats- verhältnissen nit entsprehènd. Die Kommissionsverhand- lungen hätten die Begründung der Vorlage nicht verstärkt. er veränderten Stellung déx Krone in Gans séi schon ur die Erhöhung der Dotation im Jahre 1868 um 3 Y Lione Rechnung getiagen, Unter Verweisung auf die Megrit dung n. ablehuenden Votums in der Kommission Tonne er fi{ch anderer Ausführungen enthalten, da die An- nahme der Vorlage durch die große Mehr eit des Hauses

Ung fiatt sei.

Abg. ‘Zelle’ bemerkte, daß die Mehrheit seiner politischen Freunde die eben vorgetragenen denken nicht theile, pieliehr der Meinung sei, daß ‘die in den legten

den amtlihen Erklärungen der Königliden jatsählih niht ausgereiht habe, eine Et l U! 1; ebenso seien diese Milgtiader seiner ( ih Zweifel, daß die Vertretung des Deutschen aiserthums, die eine E npsicht Preußens und seines Aas sei, eine Erhöhung fordere. bg. Dr. Virchow erklärte gegenüber der bezüglichen Aus- ührung des Berichterstatters, daß er sich über die Bedürfniß- age in der Kommission überhaupt niht geäußert habe; er habe im Gegentheil, betont, daß das Bedürfniß ernstlih ge- prüft werden werde, wenn die Staatsregierung ebene Mittheilungen darübex machen würde. Da dies nicht geschehen, Mee er in der Kommission niht für die Erhöhung stimmen önnen, also nicht, weil ex das Bedürfniß nicht ane:kannt habe, sondern weil ex dié Begründung für niht ausreichend habe halten müssen. Jn dieser Lage sei er noch jeßt und werde sih daher der Abstimmung enthalten. : 8. 1 wurde Blu bee großer Mehrheit, §. 2 einstimmig angenommen. (Schluß des Blattes.)

Die nochmalige Verwendung schon einmal zu stempelpflichtigen Urkunden kassirter Stempelmarken ju anderen stempelpflihtigen Urkunden unter entsprechender Ab- änderung der darauf Len Kassationsverm erke ist nah einem Urtheil des Reihsgerichts, Ill. Strafsenats, vom 12./19. November v. J., weder als Urkundenfälshung (S8. 267, 268 Str.:G.-B.), noch als Gebrauch gefälschter

tempelmarken, sondern lediglich wegen Verwendung bereits Eee Marken aus 8. 276 des Strafgeschbuches zu be- rafen.

Die Entziehung einer minderjährigen Person durh List, Drohung oder Gewalt ihren Eltern oder ihrem Vormunde ist nah einem Urtheil des Reihsgerichts, II. Strafsenats, vom 27./30. November v. J., aus 8. 235 des Strafgeseßbuchs zu bestrafen, auch wenn die der elterlichen oder vormuidschafstlichen Gewalt entzogene Person (insbesondere eine fast großjährige) einer anderen Gewalt nicht unter- worfen wird. Auch wird die Bestrafung aus §. 235 Straf- geseßbbuhs niht dadurch ausgeschlossen, daß der Thäter mit der entzogenen Person die d geplant und beshlossen und derselben die Mittel zur Selbstent- ziehung dur List, Drohung oder Gewalt verschafft hat; er ist in diesem Falle nicht als Gehülfe einer straflosen Selbst- entziehung, sondern als Thäter zu erachten. Hat der Thäter in der angegebenen Weise durch List 2c. ein minderjähriges Mädchen ihren Eltern oder ihrem Vormunde entzogen, um sie zu heirathen, so liegt. eine Entführung, welche nur auf Antrag aus §8. 237 des Str.-G.-B. zu bestrafen ist, und eine Entziehung durch List 2c, welhe nah §8. 235 au ohne Strafantrag zu verfolgen ist, in idealer Konkurrenz vor und ist auch ohne Stxrafantrag zu verfolgen.

Der hiesige Gesandte der Argentinishen Republik, Carlos Calvo, ist von St. Petersburg, wohin er ih Anfangs vorigen Monats im Austrage seiner Regierung be- geben hatte, mit dem Gesandtschaftspersonal nah Berlin zurückgekehrt. -

a S. M. A atten „Sto#\ch“ und „Char-

ontre-Admiral Hollmann, sind am

lotte“, Geschwader: 7. Februar cr. in Messina eingetroffen.

Bayern. München, 8. Februar. R Ztg.) Dem Traueramt, welches für den verstorbenen Kronprinzen Rudolph gestern Vormittag in der Allerheiligen:Hofkirche stattfand, wohnten der Prinz-Regent in der österreihishen Obersten-Uniform seines Regiments, die Königin-Mutter, Brn und Prinzessin Ludwig, Prinz Rupprecht,

rinzessin Therese, Prinz und Prinzessin Arnulf, Prin- zessin Adalbert mit den Prinzessinnen Elvira und Clara, Prinz und Prinzessin Ludwig Ferdinand, Prinz Alphóns, Herzog und Herzogin Karl Theodor, die Herzöge Max Emanuel und Ludwig, sowie Prinz Ernst von Sawhsen- Meiningen an. Außerdem war die gesammte hier anwesende Diplomatie, die obersten Hofchargen, Staats-Minister, Staatsräthe, wie über- haupt zahlreiche Mitglieder der drei Hofrangklassen anwesend. Jm Schiff der Kirche war auf schwarz bedecktem Boden ein prächtiger Katafalk errichtet, der von weißen Blumen und zahlreichen Lichtern umstellt war'und dem ses Hartschiere mit einem Offizier als E beigegeben waren. Der Katafalk war behängt mit jechs österreichishen Wappen, worauf die Namen des Verstorbenen, bekrönt von einer Kaiserkrone und dem Gol- denen Vließ, angebraht waren. Die Krone war jene, welche bei den 1745 abgehaltenen Beerdigungsfeierlihkeiten des Kaisers Karl VII.,- eines Wittelsbaher Sprossen, zur Ver- wendung kam. Das Traueramt hielt Hofstiftsdehant Dr. von Türk mit der Hofgeistlihkeit ab.

Sachsen. Dresden, 9. Februar. (W. T. B.) Dem heute hier dur den Pfarrer Bruck abgehaltenen Requiem für den Kronprinzen Rudolph von Oesterreich- Ungarn wohnten der König, die Prinzen und Prin- essinnen, das diplomatische Corps, die Generalität, die

inister, der Bischof Bernert und eine zahlrêihe Trauer- gemeinde bei.

Württemberg. Stuttgart, 6. Februar. (M. Allg. Ztg.) Jn der katholischen St. Eberhard:Kirche fand heute Vormittag ein Trauergottesdienst für den Kronprinzen Rudolph statt, bei welchem alle hier weilenden Mitglieder der Königlichen Familie durch ihre Hofmarshälle und O vertreten waren. Der Trauerfeier, welche auf Veranlassung des österreichishen Gesandten, Frei- herrn von Herbert - Rathkeal, abgehalten wurde, wohnten ferner verschiedene Minister, das diplomatische Corps, die Generalität und viele Mitglieder beider Kammern an. Außer- dem waren der Adel und die österreichishe Kolonie zahlreich vertreten. Der Trauexgottesdienst bestand in einem Requiem, nah welchem der Katafalk eingesegnet wurde.

Baden. Karlsruhe, 7. Februar. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog empfing heute den Mittags hier eingetroffenen Erbprinzen von Anhalt. Se. Hoheit wurde“ fofort von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog zu Jhrer König- lihen Hoheit der Großherzogin geführt. Danach G HöWstderselbe seine Wohnung im Küchendau dés Großherzoglichen Schlosses. Bald näher begab sih der Erb- ps in das Palais Sr. Großherzoglihen Hoheit des rinzen Wilhelm.

Sachsen - Weimar - Eisenah. Weimar, 8. Februar. C Ca Die Erbgroßherzogin ist zwar noh or ih zu \{honen, daxf aber als völlig genesen 'bezeihnet werden.

i ünién in allen Kreißen erheblih gesteigerte Lebenshaltun Devi ausgedehntère Verpflichtung ‘bei dem Kronfideikommik

den 17. Februar zu seiner ocdentlihen Session einberufen wörden. Der ega der Berathung wird die Vor- lage über den Staatshaushalt für die nächste Finanzperiode von 1890—92 sein. Der bisherige Landtags-Präsident, A BUIEE Dr. Fries, welher vor Kurzem aus dem Landtage geschieden ist, ist jeßt auf sein Nachsuhen aus

Gesundheitsrücksihten auch aus dem Justizdienst entlassen worden.

Anhalt. Dessau, 6. Februar. (Anh. St.-A.) Der "A ist heute Abend mit Gefolge nach Karlsruhe ab- gereist.

Oesterreih-Ungarnu. Wien, 8. Februar. Der Flotten- b Gen, welchen der Kaiser erlassen. hat, lautet, wie die „Wiener Ztg.“ mittheilt, folgendermaßen:

Es hat Meinem tiefbetrübten Herzen unendlich wohl gethan, in den Tagen der {weren Prüfung, welche die göttlihe Vorsehung Mir auferlegte, von Meinem Heere, Meiner Kriegsmarine und Meinen beiden Landwehren neue Beweise unverbrüchlicher Treue, rührender Anhängli(hkeit und pietätvoller Hingebung empfangen zu haben.

In wahrhaft würdiger und herzliher Weise haben die An- gehörigen Meiner bewaffneten Macht den Gefühlen der Trauer und des Schmerzes um Meinen theuren Sohn Ausdruck verliehen.

Aus den entferntesten Marken Meines Reichs sind ihre Vertreter, dem Drange des Herzens folgend, nah Wien geeilt, um dem theuren Dahingeschiedenen ihre Pietät zu bezeugen, ihm die leßte Ehre zu er- weisen und um zu manifestiren, daß Leid und Freud Meigçs Hauses in Meinem Heere und in Meiner Kriegsmarine, sowie in dèn Reihen Meiner Landwehren allzeit einen lauten Widerball findet.

Ich entbiete hiefür: Allen Meinen innigsten Dank

„Nach wie vor \{lägt Mein Herz warm für jeden Einzelnen Meiner gesaminten bewaffneten Macht, mit Stolz blicke Ich auf sie herab, und au in Zukunft bleibt ihr Meine ganze Liebe und Für- sorge gewahrt.

Wien, am 6. Februar 1889.

Franz Joseph m. p.

Großbritannien und Jrland. London, 8. Februar, (A. C.) Der Kabinetsaus\chuß, welcher feststellen soll, ob eine bessere Reihsvertheidigung Noth thue, hielt vor- gestern unter dem Vorsiß des Marquis von Salisbury eine zweistündige Sißung. Dem Vernehmen nah wurde ein wichtiger Plan, welcher bedeutend größere Ausgaben für Heer und Flotte nöthig machen wird, ertivolfen: Das Kabinet beschäftigte sich gestern in seiner ersten Sibung in diesem Jahre fast ausschließlich mit den Vor- schlägen des vorerwähnten Ausschusses für die Verbesserung der Landesvertheidigung, und es wurde beschlossen, mit den ordent- lichen Etats zeitig in der Session aufzuräumen, um an die Berathung des Schiffbauprogramms der Admiralität gehen zu können.

Frankreih. Paris, 7. Februar. (Köln. Ztg.) Die Bureaux der drei Linken des Senats beschletos beute, die Interpellation über die allgemeine Politik zu vertagen.

Der Ertrag der indirekten Steuern im Monat Januar übersteigt den budgetarishen Voranschlag um 39/16 und die Einnahme in dèr gleichen Zeit des Vorjahres um 61/; Millionen. A

8. Februar. (W. T. B.) Jn der Sigzung der Kommission zur Vorberathung des E, betreffend die Wiedereinführung der Bezirks- wahlen, erklärte der Minister - Präsident Floquet, der Kabinetsrath werde morgen über die Frage der Priorität zwishen der Verfassungsrevision und der Wiedereinführung der Bezirkswahlen Beschluß fassen. Er werde die Entscheidung des Kabinets vor der Kammer vertreten. Der Berichterstatter der Kommission, Thomson, wird seinen Bericht morgen in der Kammer bei Beginn der Sitzung vorle gen.

Dem Obersten Sen ard ist wegen des von ihm erlassenen Tagesbefehls eine amtliche Rüge mit bezüglihem Vermerk in seinen Personalakten ertheilt worden. 9, Februar. (W. T. B. Freycinet hat ein Rundschreiben an die Comman- deure der Armee-Corps erlassen, in welhem es heißt: „Jh ersuche Sie, die unter Jhrem Befehl stehenden Truppen darauf hinzuweisen, daß alle politishen döffent- lichen Kundgebungen, welher Natur dieselben auch seien, formell untersagt sind. Wenn sih die Chefs mündli oder \hriftlich an die ihnen untergebenen Truppen wenden, o müssen dieselben si jeglicher Anspielung auf die Politik, sei es auf die innere, sei es auf die äußere, enthalten. J habe die seltenen Ausschreitungen hiergegen bestraft und werde dieselben, sollten sie sich in Zukunst wiederholen, noch viel strenger bestrafen. Jch rechne auf den guten Geist Aller, damit ih solhe Maßregeln vermeiden kann, welche ih mit Bedauern, aber ohne Zögern ergreifen würde.“

Ftalien. Ueber Arbeiterunruhen in Rom liegen folgende 7 9 Februar, aus „W. T. B.“ vor:

Der Kriegs-Minister

Rom, 8. Februar, Nachmittags. Zwischen einer größeren Anzahl beshäftigungsöloser Arbeiter, die sih bei Prati di Castello A sammelt batten, und der Polizei kam es heute zu wiederholten Zusammenstößen. Dis Arbeiter zerstreuten \sih \chließlich in eimelnen Trupps auf verschiedenen Straßen nach dem Centrum der Stadt und zertrümmerten auf den von ihnen eingeschlagenen Wegen mehrfach die Ladenfenster und die Straßenlaternen, sodaß, um den an mehreren Punkten der Stadt entstandenen Tumulten zu steuern, die Polizei wiederholt einshreiten mußte. Es wurden mehrere Vér- haftungen vorgenommen. Die Ladenbesitzer hatten vielfa aus .Vor- ficht die Läden ‘géschlossen. Vor ‘dem Parlamentsgebäude war zu dessen Schuß * eine Truppcnabtheilung aufgestellt. Gegenwärtig ist die Rukhe toieder hergestellt.

8, Februar, Atends. Der Bürgermeister hatte heute Vor- mittag eine Deputation beschäftigungsloser Arbeiter empfangen und derselben zugesagt, daß Angesichts des augenblicklichen Man els an großen Arbeiten die beshäftigungslosen Arbeiter mit Erd: arbeiten beschäftigt werden würden. Die Zahl der Arbeiter, welche sich gegen 2 Uhr Nachmittogs auf Prati di Castello angesammelt hatten, betrug etwa tausend, Einer der vom Bürgermeister empfangenen Delegirten empfahl den Arbeitern, die Maßnahmen der Regierung abzuwarten, andere dagegen forderten auf, Barrikaden zu errihten und das Kapitol und das Parlament anzugreifen, worauf die Menge an "g, bie Laternen einzuschlagen. Von den ein- shreitenden Polizeibeamten wutden Mehrere mit Stöcken, Messern und kburch Steinwürfe verwyndet. Auf dem linken ut des Tiber seßte die tumultuirende' Meñge in den Straßen Frattina und Macelli und auf tem Corso Vittorio das Zerstörunawerk fort und versah sich“ in den ‘dortigen Verkäufsläden mit Messern. Als um 4 Uhr Trupyen einst en, verlicfen \sich die Ruhestörer. Die Zahl der Verbasteten beläuft |ch auf nahezu 100 (vgl. u.), viele ‘derselben wurden im Besitz verbotener Waffen, von denen einige mit Blut

Der neugewählte Landtag des Großherzogthums ist auf

befleckt waren, gefunden. Drei verwundete Civilpersonen mußten i das Spital gebraht werden. pers ßten in

“gelegenheiten ernannt worden.

je „Riforma“ meint, daß der Mangel an Arbeit die O engen, nicht erkläre. Srgend Jemand trahte dana, Agitationen zu provoziren und zu unter- halten zu einem Zweck, der mit der Arbeitersrage nichts

emei bé. i gemein der Deputirtenkammer stellten mehrere Deputirte Anfragen an den Minister-Präsidenten Crispi über die von der Regierung beabsichtigten Maßnahmen

ütung neuer Ruhestörungen.

e p Febraar: früh. Der „Agenzia Stefani“ zufolge beträgt die Zahl der anläßlich der gestrigen Ruhestörungen Verhafteten bis jet 72; die meisten derselben gehörten der Internationale an ie Zahl der verwundeten Polizeibeamten und Privatpersonen sei eine auf wenige Personen beschränkte; getödtet worden sei Niemand.

9, Februar, Mittags. Die Verkaufsläden sind au heute noch geschlossen. Zahlreihe Patrouillen durchzieben die Straßen. Bisher \ind neue Ruhestörungen nicht vorgekommen, jedoch ist mehrfach falscher Lärm entstanden. Die Verhaftungen dauern fort.

Rumänien. Bukarest, 8. Februar. (W. T. B.) Der rumänische Gesandte in Athen, C. J. Ghika, ist in gleicher Eigenschaft nah St. Petersburg g der General- Sekretär im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten D. Olanesco, zum Gesandten in Athen und der Chef der politishen Abtheilung, Lahovary, zum General- Sekretär im Ministerium der auswärtigen An-

Serbien. Belgrad, 8. Februar. (W. T. B.) Der österreihish-ungarishe Gesandte überreichte heute dem Minister-Präsidenten Nikola Christic die nsignien des Großkreuzes des Leopold-Ordens. Die bul- aarishen Delegirten, welhe behufs Abschlusses eines Handelsvertrag s ier eingetroffen sind, wurden heute vom Minister des Auswärtigen empfangen.

Schweden und Norwegen. Christiania, 8. Februar. (W. T. B.) Das Storthing ist heute vom König mit einer Thronrede eröffnet worden. Leßtere kündigt die Vorlegung von Geseßentwürfen an, betrefsend die Erweiterung der Wirksamkeit der Staatsbanken, die Volksschulen, die Handels- und Schiffsregister, die Aufsicht über die Arbeiten in den Fabriken und die Arbeitszeit in den verschiedenen Jndusitrie- zweigen. Die Staatseinnahmen sind im Wachsen : das Budget giebt die Einnahmen auf 44 950 000 Kronen und die Aus-

aben auf 44 750 000 Kronen, den Uebershuß also auf

000 Kronen an.

Zeitungsftimmen.

Die Wiener „Presse“ sagt: : :

Die Debatte im Deutschen Reichstage über die Affaire Geffcken wird in der deutshen Parteiprefse, vornehmlich Seitens der Oppositionsblätter, lebhaft besprowen. Die Oppositions-Juristen formuliren cine Art Anklage gegen den Reichskanzler wegen der politishen Verwerthung des Untersuhungsmaterials gegen Geffcken. Suristisch ift diese Anklage unhaltbar. Das Untersuchungsmaterial it als solches allerdings Amtsgeheimniß, sofern es niht in öffentlicher Verhandlung verwerthet wurde. Das Hay aber steht jederzeit zur Disposition der Regierung, die es na Maßgabe ihrer politischen Verantwortung bewahren oder . preisgeben kann. Dem entgegen wird geltend gemacht, daß Geffcken außer Verfolgung gestellt wurde und ein persönlihes Recht darauf hatte, unbehelligt zu bleiben. Auch das ist rihtig; aber hier ist eine Lücke im Geseg, rie nur nach den allgemeinen Rechtsgrundsäten gefüllt und erledigt werden kann. Der maßgebliche I in solhem Falle aber geht dabin, daß öffentlihes Recht stärker ist als privates Reht. Wie in tausend an- deren Fällen expropriirt das allgemeine Interesse den privaten An- \spruch. Die Frage aber über das Gewicht des allgemeinen Interesses in diesem Falle und seines Verhältnisses zum Anspruch Geffcken's ist eine lediglich politishe. Der politishen Diskussion des Falles aber find die Opponenten wohlweislih ausgewicen.

Die „Elberfelder Zeitung“ bemerkt: [

Von einer Ausschließung der beiden deutls{freisinnigen Reichstags- Abgeordneten, welche für die ostafrikanishe Vorlage gestimmt haben, aus der Partei hat noch nichts verlautet. Es ist damit also kon- statirt, daß man ein liberaler Mann sein und dabei do eine aktive Kolonialpolitik befürworten kanu, und die deutshfreisinnige Partei hat dadurch auch an ihrem Tkeil die Verantwortung für das Unternehmen zu tragen. Wenn sie“ die folonialpolitishen Vorgänge fernerhin agitatorisch auszunußen suhen sollte, wird man ihr immer jene beiden itglieder vorhalten Fônnen. Uebrigens beweisen gerade die Vorgänge auf Samoa, die tnindestens ebenso ernst sind wie die in Ost-Afrika, daß man zu überseeishen Verwicklungen kommen kann , auch ohne irgend welche aktive Kolonialpöolitik zu treiben. Jn dem Verhältniß zu Samoa ist genau das Rezept des Herrn Bamberger befolgt worden, als er im JSabre 1880 das Eintreten des Reichs für die dortige deutsche Handels- gesellschaft zu Fall brachte, welches voraussihtlich mit der Zeit zu einer deutschen Schußherrschaft geführt und die jeßt dort entstandenen Verwicklungen verhindert hätte. Die Reichsregierung hat sich seit der Zeit, ohne irgend einen Anspruch auf Hoheitsrehte oder Schugherrschaft, darauf beschränkt, die gefährdeten Interessen deutscher Landéleute auf diplomatishem und endlih au auf militärischem Wege zu wahren, und selbst bei Hrn. Bamberger wird der blinde „Haß gegen jede Kolonialpolitik do niht so weit gehen, daß er diese Aufgabe des Reichs bekämpft, in überseeishen Ländern seinen Angehörigen Schuß gegen Unbilden und Gewaltthat zu gewähren. Das is eine der Celten staatlichen Pflichten, und wohl dem Staat, der, wie das Deutsche Reich, diese Pflicht zu erfüllen im Stande ist. Es ist ein Lebens- interesse aller deutshen Unternehmungen im Ausland, deren Wichtigkeit doch auch die deutschfreisinnige Partei nicht leugnen wird, daß an dem Ernst und der Entschlossen- heit des Reichs, in allen Fällen die Rechte und die Sicherheit seiner Unterthanen zu schüßen, nit der mindeste Zweifel auffómmt Daran kann uns au das großspre{erishe Wesen, in welchem si einige nordamerikanishe Politiker bei dieser Gelegenheit

efallen, nicht im mindesten irre mahen. Die bewährte friedliebende

altung unserer Regierung und die verständige Einsicht in Amerika wird - ohne Zweifel die jeßt bestehende Spannung aus dem Wege räumen; einen deutsch-amerikanischen Krieg wird man wegen Samoa wohl nicht zu befürhten haben, Aber \ih in einer Frage zurüdck- zuziehen, bei der das unbestréitbarste Reht und das korrekteste Vor- gehen auf deutscher Seite ist, wird Niemand dem Deutschen Reich zumuthen dürfen.

Das „Deutsche Tageblatt“ schreibt: i

. . « Früher wußte unsere freisinnige Freie nit genug darüber

u klagen, daß unsere Diplomatie der Ve entlihkeit und IeIeR der resse gegenüber von äußetster Zugeknöpftheit sch erweise, daß terviewer, die sonst allerwärts von den leitenden Persönlichkeiten freundlich empfangen würden, bei uns stets auf bureaukratishe Ver- \{lofsenheit stießen. Nun hat der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Graf Bibmarck, eine Une gemacht und seine Ansichten über die samoanishe Angelegenheit einem Korres. ondenten des „Newyork Herald“ dargelegt. Sofort benußt das Richter'she Organ diesen Anlaß, um zu erklären, daß, „wenn sih diese Methode

des Budgets der Groß-

und eine erhebt Gutlalivns “2 ü räsentationêlo g Gesscken'shen Sache. Erst klagt das Freisinnlerthum darüber, daß der Prozeß geheim geführt wird, daß das deutshe Volk die Punkte niht kennen lernt, auf welche die Anklage sih ftütt ; kaum aber ist die Anklageschrift veröffentlicht, je wird von denselben Krittlern und Nörglern im Brusttone sittliher Entrüstung über Rectsverlezung und Rüdksichtslosigkeit lamentirt. Die „Deutsche volkswirthshaftlihe Corre- ndenz“ schreibt: / P Hat die erstellung und Verarbeitung des Eisens in Deutschland nebst den mannigfachen Rebenindustrien dieses wichtigen Gewerbs- zweiges seit dem Jahre 1880 eine erheblicke Verbesserung erfahren, so ist die deutshe Textilindustrie insofern ‘durch die neue Wirth- \chaftspolitik in noch höherem rage begünstigt worden, als nicht allein solhe Zweige derselben, welhe ehedem nur kümmerlich bei \chlechten Löhnen ihr Dasein fristen konnten, zu neuem Leben erwacht sind, fon- dern ganze Produktionszweige derselben überhaupt neu geschaffen wurden. Die Abhängigkeit Deutshlands vom Auslande wurde hier- durch immer mehr beseitigt und wir können mit s hierauf heute sagen, daß die Intelligenz und der eri rit unjerer In- dustriellen im Verein mit dem Großkapital uns bis auf einige wenige Gespinnste ganz unabhängig vom Auslande hingestellt haben; wir zweifeln nicht, daß die Zeit „nahe ge ist, welche in dieser Hinsicht die lebten Hindernisse beseitigt haben wird. : : ie Verbrauchsvermehrung des Rohmaterials bildet ein zuver- lässiges Merkmal für die gesteigerte Thätigkeit eines Industriezweiges; es ist dies in ersler Linie bei der deutschen Textilindustrie der Fall, welche den bei Weitem aren Theil ihrer Rohstoffe bekanntli vom Auslande zu beziehen genöthigt ist, ein Uebelstand, welcher nit der Industrie als solher zur Last fällt, dessen Beseitigung vielmehr in erster Linie eine Aufgabe unserer Landwirthschaft bildet. Ist es nun auch aus flimatishen Gründen nicht mögli, Baumwolle und Jute in Deutschland zu gewinnen, so tritt diese Möglichkeit bei der Rohseide doch weit mehr in_den Vordergrund ; mag ferner die intensivere Betriebéweise unserer Land- wirthschaft die Wollerzeugung immer mehr in den Hintergrund ge- drängt haben, so ist es doch entschieden zu beklagen, daß bezüelih des Flachses und Hanfes unsere Textilindustrie in dem Maße vom Aus- lande abhängt, wie dies fortgeseßt der Fall ift. Aus den nahfolgenden Angaben möge man ersehen, in welchem Umfange die genannten Rohstoffe S vou S in Deutschland bezogen wurden. onnen (zu von S j Hanf Jute Rohseide

Baumwolle Wolle Flaws

1) Die Einfuhr. 148 654 68 755 36369 40689 17564 2904 157 070 77 372 50259 54512 18603 83308 155 859 88 502 74180 38990 23601 3437 189 093 90 969 67561 41826 33472 3373 177517 105 666 65186 40308 33799 3776 166 771 98 790 57168 41603 41900 2936 172030 108 680 42093 832075 4400 3675 212 033 110 847 52933 489533 573588 3807 194442 131603 63091 50287 58842 4141

2) Die Ausfuhr. 11 917 14 325 23230 23541 245 883 17 803 12 085 31872 34584 202 988 17 479 13 432 526592 24066 256 942 20 604 12 722 42215 21864 389 994 18 115 11 910 38155 19954 377 1042 9461 10 095 34157 922377 787 713 11 063 13 037 93752 16087 800 726 14 337 9 965 31528 26575 1166 994 15-416 12 837 40539 9268320 827 1112 17319 2021

3) Die Mehreinfuhr.

136 736 54 430 13139 17148 139.267 65 287 18387 19928 18401 2320 138 380 75 070 21528 14884 23345 9249 168 489 78 247 25346 19962 33083 2379 159 402 93 756 27031 20354 33422 2734 157 310 88 695 23011 19226 41113 2223 160 967 95 643 18341 15988 43202 2949 1887 197696 100 882 20705 22378 56192 2813 1888 179026 118 766 225592 923967 98015 3029

Am stärksten hat hiernach der Verbranch von Jute in Deutsch- land zugenommen, indem deren Mehreinfuhr seit 1880 auf mehr als das Dreifache stieg; es entspricht dies der großen Ausdehnung, wel{che die Juteindustrie neuerdings bei uns genommen hat. Demnächst hat ih die Verarbeitung ausländischer Wolle mehr als verdoppelt ; die Mehreinfuhr der Baumwolle stieg 1888 gegen 1880 um 30,9 °/o, diejenige von Flahs um 71,6 und von Hanf um 39,8 9/0. Die Roh- seideneinfuhr hat im Jahre 1888 ihren höchsten Betrag bis jeßt er- reiht, derselbe übertraf denjenigen des Jahres 1880 um 50 9%. Mit Ausnahme der Baumwolle hatte die Einfuhr sämmtlicher genannter Rohstoffe 1888 gegen das Vorjahr beträchtlich zugenommen.

1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 1888

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Statistische Nachrichten.

Nah Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 27. Januar bis inkl. 2. Siu 1889 zur Anmeldung gekommen: 185 Eheschließungen, 961 Lebendgeborene, 55 Todtgeborene. 603 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

“Die Gemälde von Dürer und Wolgemut in Reproduktionen nah den Originalen zu Augsburg, Berlin, Bremen, Dreéden, Florenz, Frankfurt a. M, Genua, Hersbruck, Kassel, Köln, Leipzig, Madrid, München, Nürnberg, Paris, Prag, Nom, Schwabach, Siena, St. Veit, Weimar, Wien, Zwickau, heraus- gegeben von Sigmund Soldan. Mit Text von Dr. Berthold Riebl. In unvergänglichem Lichtdruck ausgeführt von F. Bruckmann. Nürnberg, Verlag von Sigmund Soldan, Hof-, Buch- und Kunsthandlung. Während bisher manche Prachtwerke mit den Gemälden von Künstlern des Auslandes edirt wurden, fehlte ein für die deutsche Kunstgeschichte so wihtiges Gesammtwerk mit den herrlihen Tafelgemälden unseres größten deutshen Meisters, Albrecht Dürer. Es verdient daher An- erkennung, daß der Hof - Buch- und Kunsthändler Sigmund Soldan in Nürnberg es unternommen hat, die sämmtlichen, weit zer- \treuten Tafelbilder Dürer's nah den Originalen in 24 Städten aufnehmen zu lassen, um sie dur unvergänglichen Lichtdruck zu ver- breiten Viele Schöpfungen Dürer's A at zum ersten Male reproduzirt. Um aber au zwishen den Bestrebungen Dürer's und“ seines berühmten Lehrers Wohlgemut leichter Vergleiche anstellen zu können, sind darin die besten Tafelbilder von Wohlgemut aufgenommen worden. Den Text hat der wohlbekannte Kunstgelehrte Dr, Berthold Riehl in München verfaßt. Nicht nur die meisterhaften Porträts hervorragender Zeitgenossen Dürer's : Kaiser Marimilian's, des Kurfürsten von Sachsen, Fugger's, Holzshuher's, sowie ferner des Kaisers Karl des Großen, Kaiser Sigismund's 2c. sollen in der Sammlung reproduzirt erscheinen, sondern auch die kostbaren Gemälde Dürer's zu Wien, Berlin, Dresden, Florenz, Madrid, Paris, Siena, Leipzig, Köln, Frankfurt, Nürnberg 2c. Die vorliegende erste Lieferung enthält in vorzüglichen Lichtdruck- Nachbildungen zunächst von Dürer den prachtvollen Charakterkopf des Apostels Jacohus und die Anbetung der heiligen drei Könige aus dea Uffizien in Florenz. Dann folgen aus der Pinakothek in München: die (Bebuc+t Céristi ‘Maria und Joseph, das Christ- find cerehrend) voa dem jouznannten Paumgärtner'shen Altar, die Heiligen Siiaeon and Lazarus und das Porträt seines Lehrers

sicht zu nehmen ist“. Es ist 7

das Kind anbetend“ vom Dresdener Altarwerk und die „Be- Jungfrau“ ‘aus der Königlichen Galerie in A sburg. Wenig dekannt, aber höchst carakteristisch ist das Gemälde D rer's : „Herkules, die ftymphatiihen e Harppien gs Vögel be- fämpfend“, aus dem Germanishen National-Museum in Nürnberg. Au das in demselben Museum aufbewahrte, leider ziemlich be- \chädigte Porträt des Kaisers Maximilian I. ift reprod irt. J den unbekannteren Bildern des Meisters endlih gehört ie hier in Lichtdruck facsimilirte figurenreihe Kreuzigung Chrifti aus St. Veit bei Wien. Wohlgemut ist in der Lieferung vertreten durch den „Tod der Maria“, aus der Stadtkirce zu Hersbruck, die „Kreuz- tragung Christi“, aus der Faler [üen Heiligen Kreuzkirhe zu Nürn- berg, und „Maria und Johannes nebst viec anderen Frauen und Longinus“, vom sogenanaten Hofer Altar in der Münchener Pinakothek. Das Werk wird, nach dieser ersten Licferung zu urtheilen, dem --—- Verleger und der deutschen Nation, der daran liegen muß, seine großen Meister würdig publizirt zu schen und dem darin uns zum Theil weit vorausgeeilten uslande nachzukommen, zur Ehre gereichen. Dosselbe ist Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz - Regenten von Bayern ewidmet. | ;

igs „Aus guter Gesellschaft“ betitelt ich ein Bukarester Roman von Hermann Gosseck (Hamburg, Verlagsanstalt und Druckerei-Aktien-Gesellshaft, vormals J. F. Richter). Der Ver- fasser führt uns hier das Leben in der rumänischen Hauptstadt vor ; denn daß dies sein vornehmster Zweck war, geht aus der Art der Er- zählung hervor. Sie dient gewissermaßen nur dazu, ihm Gelegenheit zur Schilderung von Land und Leuten zu geben, während das Interesse an den betreffenden Romanfiguren wesentlich zurücktritt. Auf die Bezeichnung „Roman“ dürfte daher sein Werk kaum Anspru machen, denn es entspriht nicht den Anforderungen, welche man an diese Kunstform zu stellen gewohnt ift. eder hat man es hier mit romantishen Verwicktelungen zu thun, noch wird ein besonderes psychologishes Interesse an dem Seelenleben der bandelnden Personen waczurufen versucht, auch dürfte an der Charakteristik einzelner diesér Personen manches auszusetzen scin. Der Heldin der Handlung, falls man überhaupt von einer folhen reden kann, werden Gedanken und Betrachtungen untergeschoben, welche über die Empfindung und den Gesichtskreis eines jungen- Mädchens weit hinausgehen. Andere Figuren find wiederum nur konventionell gezeichnet und vermögen kaum unsere vorübergehende Theilnahme wachzurufen. Der ganze Werth des Gofsedck- \chen Butes dürfte eher ein kulturhistorisher sein; das eigenartige gesellschaftliche Treiben in der rumänischen Landeshauptstadt fiadet hier einen geshickten Scilderer, und so wird das Buch besonders für alle diejenigen von Interesse sein, welhe Gelegenheit hatten, sich an Ort uad Stelle von der Rihhtigkeit der Gosseck'\chen Darstellung zu überzeugen. :

Als Sonder-Abdruck aus „Glaser's Annalen für Gewerbe und Bauwesen" erschien im Verlage von Dierig u. Siemens hierselbst (C., Neue Promenade 1): „Der zeitgemäße Ausbau des ge- sammten Lehrlingswesens für Industrie und Gewerbe, Vorschläge zur Erziehung und Ausbildung der gewerblichen Jugend, entwickelt und besprohen nach gesammelten und 40ans it- getheilten in- und auéländishen Bestrebungen um die He Mng der In- dustrie, der Gewerbe und des Handwerkerstandes“ ; den staatlihen uno städtishen Behörden, Industriellen, Innungen, Lehrern und Gewerbe- freunden gewidmet von Robert Garbe, Ksniglichem Eisenbahn- Maschinen-Inspekior, Mitglied des Kaiserlihen Patentamts und der Kommission für das technishe Unterrichtswesen in Preußen, (Preis 3 4 60 S. ;

Si 3. Nummer der am 1. Januar 1889 begründeten Zeit- \chrift „Berliner Salon“, Organ für gesellschaftlihe Interessen (redigirt von M. Rumbauer; Verlag von Adolf Landsberger, Berlin W.), ist erschienen und bringt „Plaudereien mit der Herzogin von Seeland" von Hermann Heiberg; ferner eine Novellette von Alfred Friedmann: „Beim Diner“. Karl Pröll beschreibt den „Karneval von Berlin“. „Festtage in Venedig“ schildert die öster- reihishe Scriftstellerin A. Foritenheim. Der Atelierberiht von M.- Rumbauer beschäftigt sich mit dem berühmtesten zeitgenössishen Maler Spaniens, Francisco Pradilla. Es folgen Kunstnotizen, ein Bericht über die Aue-stellung des Vereins Berliner Künstler; ein Artikel über die moderne Bühne, speziell in Berlin, ein Modenbrief aus London, Preis-Râthsel 2c.

Land- und Forftwirthschaft.

Die Royal Agricultural Society of England beabsichtigt zur Feier ihres funfzigjährigen Bestehens am 24. Juni d. J. eine landwirthshaftlihe Ausstellung im Großen Park zu Windsor zu veranstalten. Die Dauer derselben ist auf sechs Tage berechnet ; es sollen insbesondere Zucht- und Nußthiere, sowie landwirthschaftliche Erzeugnisse ur Ausstellung gelangen. Das Ausstellungs-Sekretariat be- Éndet sich 12 Hanover Square, London W.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Portugal.

Dur eine im „Diario do Governo* Nr. 25 vom 31, Januar 1889 véröffentlihte Verfügung des Königlich Gt bit Ministeriums des Innern werden der Hafen von Surabaya für „von Cholera verseucht“, die übrigen Häfen der Insel Java und der anderen niederländishen Besißungen im Großen Ozean für derselben Krank- heit „verdächtig“ erklärt (vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 5 vom 7. Januar 1889). ;

Verkehrs - Anstalten.

(Telegramm von Verviers.) Die englishe Post vom 8. d. M., Abends, ist ausgeblieben. Grund: Schneesturm im Kanal.

(W T. B.) Das Königliche Eisenbahn - Betriebs - amt V lin (Direktionsbezirk Grfurt, Anhalter Bahnhof) theilt mit : In Folge der Schneewehen heute Naht sind au erheblide „Störungen im Zugverkehr, soweit er die uns unterstellten Linien Berlin—Halle, Berlin—Leipzig, Berlin—Röderau resp. Elsterwerda betrifft, eingetreten. Nah den bis jeßt, Sonn- abend, den 9. Februar, Vormittags 114 Uhr, vorliegenden Meldungen ist die sächsishe Streke Elsterwerda—Dresden noch vollständig ge- sperrt ; eine Personenbeförderung ist deshalb nur bis zur Grenze der preußishen Staatsbahnen (Elsterwerda) gee Die Strecke Röôderau—Dresden, welche ebenfalls bei Pristewiy gesperrt war, ist na soeben eingetroffener Meldung wieder fahrbar, sodaß der Verkehr nah Dresden über Röderau gelenkt wird. Die zeitweisen BOEs bezw. die theilweisen Sperrungen eines Geleises auf auderen Strecken haben zum Theil erhebliche Zugverspätungen im Gefolge. Nach den vorliegenden Mittheilungen sind nachstehende Linien durch Schneever- wehungen noch vollständig gesperrt : Sangerhausen—Oberröblingen, Gotha—Ohrdruf, Roßlau— Dessau, Jeßniy Dessau, Halle— Nordhausen, Halle—Halberstadt, Leipzig —Riesa, Beibentelß Frid und Wutha—MRuhla. Wir haben die Anordnung getroffen, daß in unserem Auskunftsbureau links neben der Vorfahrt des Anhalter Bahnhofs eine Liste über unsere und die vershneiten Anschluß- \trecken current gehalten und dem Publikum auf Verlangen vorgelegt werden wird.“

Hamburg, s. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer Teutonia* der Hamburg-Amerikanischen Packlketfahrt- Aktiengesellschaft hat, von Westindien kommend, beute Lizard assirt.

Y E koa 8. Februar. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Trojan® ist gestern auf der Heimreise von Ma deira abgegangen. & Be Be N pfer Nar Castle * ist heute auf der usreise in Capetown angekommen. : S 9, Februar. (W. T. W.) Der Union-Dampfer „Arab“

des * diplomatishen Verkehrs durch Zeitungs - Korrespondenten weiter “einbürgert alle Gesandtschaften überflüssig werden

Wohlgernt. Aus 2zr- Berliner Galerie finden wir ‘das bekannte rit-hende Bildniß des Hieronymus Holzschuher, ferner „Maria,

ist am Donnerstag von Capéetown auf der Heimreise und der Unions