1889 / 40 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Feb 1889 18:00:01 GMT) scan diff

_mit_ einer Gesammtbetriebslänge von 3431625 kw dert: An [RNEMAnm l igen Zügen: 15 759 Courier-

un elliüge 071 onenzüge, 75 517 gemischte Züge und 1 üterzüge; an außer ahrplanmäßigen ügen: 2247 Courier-, Schnell- onen- und gemischte üge und 29 317 Güter-, Materialien- und' Arbeitszüge. Jm Ben wurden 868 715 747 Ahskilometer bewegt, von denen 246 212 672 Achsfkilometer auf die Sans en Züge mit Personenbeförderung entfallen. on den 237 347 fahrplan- mäßigen Courier-, Schnell-, Personen- und Jécaisien Hügen verspäteten im Ganzen 2710 oder 1,14 Proz. (gegen „(3 Proz. in demselben Monat des Vorjahres und 0,98 Nrok im De. Von diesen Verspätungen wurden jedoch 114 durch das Abwarten verei AnsGlufzüge hervorgerufen, sodaß den gea Eren ahnen nur 1563 Verspätungen = 0,66 Proz.) gee st fallen (gegen 0,66 Proz. im Vormonat). n demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleih zu ziehenden Bahnen von 915 beförderten fahrplanmäßigen hin 0 mit Personen-

beförderung 2206 oder 0,99 Proz., mithin 0,33 Proz. mehr. n Fol er Verspätungen wurden 1619 Anschlüsse ri agi egen 2041 in demselben Monat des Vorjahres und 1 im ormonat). Bei 6 Bahnen sind Zugverspätungen und bei 13 Bahnen N uier äumnisse niht vorgekommen. Jn der Nachweisung \ind diejenigen Bahnen, auf welchen Zug- verspätungen vorkamen, nah der Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der e A der auf je eine Verspätung ent: allenden Züge und Achskilometer geordnet; danah nehmen die ain-Neckar-Eisenbahn, die Ostpreußishe Südbahn und die Güstrow-Plauer Eisenbahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nah der Zahl der Ver- pätungen nah der Zahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, o treten die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn- Direktion (linksrheinische) zu Köln, die Main-Nedar-Eisenbahn und die init im Bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion (rechtsrheini]che) zu Köln an die ungünstigsten Stellen.

Als ein verbotenes, aus dem Sozialistengeseß zu bestrafendes Waffentragen ist nah einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Safenats, vom 22. November v. J., der Transport von Waffen von einem Ort zum andern, ohne irgend einen andern auch nur mittelbaren Zweck, als die Wasse nah dem andern Ort zu bringen, nicht zu erachten.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württembergishe Wirkliche Geheime Kriegsrath von Horion ist nah Stuttgart abgereist.

Der General-Lieutenant von Hänisch, Commandeur der Kavallerie-Division des XV. Armee-Corps, hat Berlin wieder verlassen.

Der General-Lieutenant von .Claer, bisher Kom- mandant von Magdeburg, welcher kürzlih zu den Offizieren von der Armee verseßt worden, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen auf einige Tage von Magdeburg hier eingetroffen.

S. M. Ea „Stosch“ und „Char- lotte“, Geshwader-Che Contre-Admiral Hollmann, sind am 12. Februar cr. in Neapel eingetroffen und beabsichtigen, am 18, d. M. wieder in See zu gehen.

§ e Adre De t A, E L pad Befu A erzog re at nah mehrwöhigem Besu ei dem König und der Königin am 8. N M. mit dem

Frü zuge Nizza verlassen und ist gestern wieder hier ein- |

getroffen. Jm Anfang dieses Monats is der Flügel- Adjutant, Oberst-Lieutenant Graf Schéler nach Stuttgart zurüdlgekehrt, und hat an seiner Stelle der Flügel-Adjutant, Major Freiherr von Watter den Dienst bei Sr. Majestät über- nommen. Am 9. d. M. fand in der Notredame-Kirche zu Nizza ein Trauergottesdienst für den verewigten Kron- prinzen Rudolph von Oesterrei statt, welhem als Vertreter des Königs und der. Königin der Reisemarschall Freiherr von Brüsselle und der Kammerherr Graf von Berol- dingen anwohnten.

Vaden. Karlsruhe, 11. Februar. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog und die Großherzogin besuchten la den Gottesdienst in der Schloßkirhe gemeinsam mit dem Erb- prinzen von Anhalt und Höchstdessen Braut, Prin- zessin Marie. Der Erbprinz kehrte gestern Abend nah Dessau zurück. Seine hohen Eltern gedenken {hon in einigen Tagen zu längerem Aufenthalt nah Meran abzureisen.

Hessen. Darmstadt, 11. Februar. (v. W.) Der Namens des ersten Ausschusses der Zweiten Stände- kammer dur den Abg. Theobald erstattete Bericht spricht si für die Bewilligung des von der Regierung angefor- derten Beitrages von 4000 #4 aus Staatsmitteln, welche zur Bestreitung der Kosten der Begutahtung des Ent- wurfs eines Bürgerlichen Geseßbuhs für das Deutsche Reih verwendet werden sollen, aus. Die Begut- ahtung des Entwurfs wird dur praktishe Juristen des Großherzogthums vorgenommen werden.

Bremen, 10. Februar. ann. C.) Die altberühmte Schaffermahlzeit fand er in der durch den alten Brauch geltigten Weise statt; dieselbe war sehr zahl- xeih besucht; Berlin, die Nachbarstaaten und Städte hatten Porr gene Gäste in reiher Zahl gesandt. Leider fehlte

rinz Heinri, der in Folge der Hostrauer fern geblieben war; Kapitän zur See Aschenborn brachte die Grüße des rinzen. Die drei Kaufmannsschaffer haben bekanntlich die sfliht, elf Ae auszubringen und sie entledigten sich dieser niht leichten Aufgabe mit bestem Geshick; es waren die Herren: Wätjen, Friße und Hoffmann. on den Gästen sprahen General von Leszynski, Minister-Resident Dr. Krüger, r. Büsing u. A.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 12. Februar. (W. T. B.) Wie die „Polit. Corresp.“ meldet, wird der Erzherzog Franz Ferdinand von Este bis auf Weiteres in Prag verbleiben und daselbst seine dienstlihe Stellung als Major

en

beibe ; est, 12. Februar. (W. T. B.)

n der T onlerens des Klubs der liberalen Partei erklärte der Minister- Präsident von Tisza: er sei überzeugt, daß die ursprüng- lihe Fassung des §. 14 der Wehrgeseßz vorlage alle ver-

fassungsrehtlichen Garantien enthalte. Angesichts der - ausgetauchten Bedenken werde er \sih dem jedoch niht wider- feßen, daß in dem erwähnten Paragraphen deutlich aus-

sprohen werde, daß das festgestellte Rekrutenkontingent für 10 Jahre Gültigkeit habe. Bei L 25 beantragte Gajary eine neue Te ENREME orge [G agenen Resolution, welche unter Sicherung der Kenntniß des erforderlihen Maßes der es Sprache Ras der Benugzung der unga- rishen Staatssprache bei den Offiziersprüfungen beruhigende Zusicherungen enthält. Die Resolution wurde an- genommen. Die Spezial l Die Spezialdebatte über das Wehrgeseß im A - eordnete ny ant e beginnt am Donnerstag. Mehrere bei en jüngsten Exzessen betheiligte Personen wurden zur Polizei gebraht und mit dem als Anführer der Studenten bekannten Advokaturs-Kandidaten Takacs ins Verhör ge- nommen.f

Großbritannien und Jrland. London, 12. Februar.

W. T. B.) Lord Rosebery wurde heute zum ständigen ate des Raths für die Grafschaft London gewählt.

Kelly, Mitglied der Nationalliga, wurde wegen Auf- wiegelung der Pächter zum Widerstande gegen die Exmission aus ihren Pachtgütern heute in Donegal zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt.

Köln. Ztg. n ( p 20

Frankreich. Paris, 11. Februar. dem der Deputirtenkammer Mgatgenon Budget für sind die Einnahmen auf 3036 966 720 Fr., die Ausgaben auf 3 036 788 633 Fr. veranschlagt. Einnahmen wie Aus- aben betragen 24 Millionen mehr als im Jahre 1889. on diesen 24 Millionen Ausgaben sind 10 für die Tilgung der verschiedenen Schuldverschreibungen des Staatsschaßes abzuziehen, die übrigen 14 Millionen sind für die Ausgaben, welhe die neuen Gesehe ersordern, und für das außerordentlihe Budget be- stimmt. Jn Wirklichkeit betragen die Mehrausgaben 43 Mil- lionen, die aber in Folge von cl ard auf 24 Millionen verringert werden sollen. Das außerordentlihe Budget beträgt 180 Millionen an Ausgaben für das Landheer ; die Marine ist niht mehr an dem außerordentlichen Budget betheiligt. Der Minister wird diese 180 Millionen durch Obligationen aufbringen, die bis 1907 zurückbezahlt werden sollen. Zhre Ausgabe erfolgt am 1. Juli.

_= 12, ar . T. B.) Jm Senat brachte der Minister-Präsident Floquet heute die Vorlage wegen Wiedereinführung der Bezirkswahlen ein. Der Senat beschloß die von Floquet beantragte Dringlih- keit und nahm, wiewohl unter Widerspruch der Rechten, den Antrag Casabianca's an, daß die Bureaus unverzüglich behufs Ernennung einer Kommission zur Vorberathung des Entwurfs zusammentreten sollten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. Februa. W. T. B.) Der Kaiser empfing den früheren bulgarischen

inister Zank ow dieser Tage in Audienz.

13. Februar. (W. T. B.) Die „Nowosti“ halten die Gerüchte, wonah Abdurrahman Rußland gegenüber eine herausfordernde Haltung angenommen haben solle, für übertrieben und messen den Berichten aus Calcutta größeren Glauben bei, daß Abdurrahman zum Zweck der Verfo lgun Jshak Chan's sich nach Tur estan begeben habe sowie da seine Streitmacht 5000 Mann nit übersteige. Nichtsdesto- teger erscheine es angezeigt, daß Rußland Vorsihtsmaßregeln refe. |

Jtalien. Rom, 12. Februar. (W. T. B.) Der Wort- laut der päpstlihen Allokution wurde heute Mittag den auswärtigen Vertretern behufs Mittheilung an ihre respektiven Regierungen übersandt. Hiernach sagte der Papst: Er beklage den Jrrthum der Freiheit, sich von der Kirche und den cristlihen Grundsäßen loszusagen ; daher rührten die zahlreihen Uebel für die ganze Gesellschaft. Ueber diese Sachlage lebhaft besorgt, suche er nah Heil- mitteln, um das Verständniß dafür zu erwedcken, E die Rülkkehr zu den hrisilihen Grundsäßen die Gesell- schaft befestige. Zu diesem 0s trahte er, sih den Regierungen zu nähern, und sei dies egenwärtig betreffs Rußlands der Fall; er hoffe, daß die erhandlungen mit Rußland Erfolg haben würden. Jn gleicher Weise wende er jeine Sorgfalt den Polen und der Regelung der dortigen Diözesan-Verwaltung zu. Die für die Bischofssiße in Ruß- land zu ernennenden Persönlichkeiten seien bereits designirt; er hätte dieselben zu präkonisiren gewünscht, allein die Er- ledigung der Angelegenheit erheishe noch Zeit; er werde die Bemühungen zur Annäherung der Staaten behufs Wahrung der kirhlichen Jnteressen forisegen, denn die Schwierigkeiten der gegenwärtigen Zeit erheishten die Hülfe der Religion. Die jüngsten Unordnungen in Rom, wo die Leidenschaften \ich gegen die Fundamental-Ordnung der Gesellshaft erhoben, be- wiesen die Nothwendigkeit der Beshwörung der Gefahren durch die religiöse Jdee; denn ohne die Religion könnten die Menschen nicht zu den Grundsäßen der Pflichten und der Ord- nung imStaatezurückgerufen werden. Der Friede sei nothwendig, besonders jeßt, und die Souvéräne, Staatsmänner und Par- lamente begriffen diese Nothwendigkeit, da sie die Schrecken des Krieges kennen. Selbst die militärischen Rüstungen seien ein Beweis hierfür; allein die Rüstungen und der gute Wille Cy S niht zur Sicherung eines dauernden Friedens. Denn die Nüstungen verursachten gegenseitiges Mißtrauen, und die Völker fingen an unter dem Druck der Militärausgaben sogar den Krieg zu wünschen, welcher den unéerträglichen Lasten ein Ende machen solle. Die Grundlagen des Friedens beruhten in der Gerechtigkeit, der Eintraht und dem Wohlwollen. Man möge zu Christus beten, daß er in Europa Frieden

herrschen lasse.

Rumänien. Bukarest, 13. Februar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer begann gestern die Berathung des Antrages D at das frühere Ministerium Bratiano in den Anklagezustand zu versezen. Wie in parlamentarischen Kreisen angenommen wird, dürfte die Kammer wahrscheinlih einige der Hauptanklagepunkte der Antragsteller beseitigen und beschließen, daß die Mitglieder des Kabinets Bratiano vor der Enquete-Kommission er- scheinen, welche die Frage der Verantwortlichkeit im Einzelnen zu prüfen hätte. :

Serbien. Belgrad, 12, Februar. (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ meldet: Bei den Ersaßwahlen zum Ge- meinderath waren die Stimmen zwischen den Liberalen und

“Radikalen zersplittert; demnach is eine Nachwahl crforderlich.

Die Fortschrittler erhielten keine in Betracht kommende Stimmenzahl.

berathung wurde bis 8. 79 fortgeseßt.

183. Februar. (W. T. B.) Der König hat ih gestern Abend in Begleitung des Kronprinzen sowie des beiderseitigen Hofstaates, des Handels: Ministers Dr. Gjorgjevic, des österreihishen Gesandten von Hengelmüller und des deutschen Gesandten, Grafen Bray nach Nis J be- geben, um dort den heute Vormittag fattfindenden ein-

auer-Kongreß zu eröffnen. Der König traf mit seinen Begleitern heute früh in Nish ein und wurde. von der zahl- reihen Menschenmenge, welche sich sowohl am Bahnhof als vor der Residenz versammelt hatte, enthusiastisch begrüßt.

Asien. Japan. Tokio, 12. Februar. (W. T. B.) Der Mikado verkündete gestern vom Throne aus die neue Pen d Verfassung. Weleral ist nah deutschem Muster entworfen und bestimmt im Wesentlichen die Bildung eines theils erblichen, theils wählbaren n atles wovon der Mikado eine gewisse Anzahl Mitglieder elbst ernennt ; erner wird ein Unterhaus von 300 Mitgliedern errihtet. Jeder, er das 25. Lebensjahr erreiht hat und jährlich 25 Doll. Steuern bezahlt, ist zur Abstimmung berehtigt. Religions- freiheit, Redefreiheit und Versammlungsrecht sind eingeräumt. Das Parlament übt die geseßgebenden Befugnisse sowie die Kontrole über die Finanz-Angelegenheiten innerhalb gewisser Grenzen aus. Die Richter sind, außer im Wege des Gesetzes, babsetbar. Den Tag über fanden überall große Volk s - festlihkeiten statt.

au

Zeitungsstimmen.

__ Unter der Ueberschrift „Schreckgespen ster“ lesen wir in der „Danziger Allgemeinen Zeitung“:

_ Die neuliche Rede des Abg. Liebkneht in der Geffcken-Debatte ruft den Eindruck hervor, daß die Sozialdemokraten jeßt auf eine neue Taktik verfallen sind: sie drohen ganz offen mit der Revolution. Freilih hüten sie sich, die Revolution als direkt in ihrer Absicht liegend zu bezeichnen, oder gar und hieran hindert sie erfreulicer- weise das Sozialistengeseß den Massen die Nothwendigkeit der Re- volution zu predigen. Statt dessen legen sie sih aufs Zeichenteuten und prophezeien, daß aus den gegenwärtigen politishen Verhältnifsea

heraus die soziale Revolution mit Nothwendigkeit erwachsen müsse. -

Das Sozialistengeset und seine Handhabung, die Zeitungskonfiskationen, der Prozeß Geffcken sind Hrn. Liebknecht „grauenhafte Ereignisse“, welche das Volk stußig mahen; „ähnliche Zeichen und Ereignisse so sagt er gingen der französishen Revolution voraus“. Wenn man eine im sozialdemokratishen Sinne gründliche Reform verhindern wolle, so heiße das: „für Deutschland und die civilisirte Welt hundert Jahre nah der Revolution dasselbe Schreckenssystem züchten, welches wir (die Sozialdemokraten) ver- meiden wollen.“ „Wir leben so heißt es weiter in einer Zeit der Auflösung, und alle diese Symptome sollen sie (Regierung und Reichstag) ermahnen, vorsichtig einzulenken.“ Hr. Sabor sekundirte ihm, indem er daran erinnerte, daß auch vor einem Jahrhundert, un- mittelbar vor der Revolution, I Prozesse großes Aufsehen machten, und er fügt wie ein Seher hinzu: „Manches mahnt wie Wetterleuhten an die allgemeine Erschütterung unserer Zustände !*“

Das sind eitle Schreckgespenster : Die Tiefe der Weltanschauung und der Weltweisheit ist bei diesen Unglücképropheten, wel{e nihts als interessirte Wettermacher sind, wahrlid nit so groß, als daß man über dergleichen Warnungen \tugig werden könnte. Hr. Liebkneht hat hiervon selbst ein beredtes Zeugniß abgelegt, wenn er in derselben Rede die Shhrecken der französi\chen Revolution als Wirkungen der Einmischung des monarti!chen Europa hinstéllte und die Behauptung aussprach, daß damals alles herrlih und vortrefflih gegangen, friedlih und harnilos verlaufen tväre, wenn _\ih_ nicht die Aristokratie mit dem monarchischen Auélande zur Bekämpfung der Revolution verbunden hâtte. Eine größere Vecblendung über geschihtlihe Thatsachen und ihre Bedeutung ist wohl überhaupt nicht möglich. Die französishe Revolution war alierdings eine Folge der Unterlafsungs- fünden der Bourbonen, welche den wirthschaftlihen Leiden des dritten Standes niht rechtzeitig Abklülfe vershafften und ih nicht als gleichmäßig gerechte, über allen Klassen und Ständen stehende Hüter der öffentlichen Interessen erwiesen. Als dann aber die Bestie der Revolution losgelassen war, ohne in der Monarchie und in den anderen Klassen ein starkes brennendes Gegengewicht zu finden, trieb sie sih in zügellosem Uebermuth über die ersten Erfelge von selbst in eine Schreckensherrschaft hinein und zerfleishte sich \chließlich selbst, ohne daß das Ausland hierzu etwas zu thun nöthig hatte. Ebenso wie die Vergangenheit is aber den Sozial- demokraten die Gegenwart ein Buch mit sieben Siegeln. Wer unsere heutigen Zustände mit den Verhältnissen vor der großen fran- zösischen Revolution vergleicht, kennt weder den Ursprung der leßteren noch die großen Segnungen, welche das Königthum über Preußen- Deutschland verbreitet hat. Während unter der früheren Herrschaft des liberalen Manchesterthums Alles si selbst überlassen wurde und immer krankhafteren Entwickelungen entgegenging , ist Dank dem richtigen Erfassen des Königlichen Berufs durch Kaiser Wilhelm I. die Fürsorge für die leidenden Klassen der Gesellshaft verbunden mit der Ge- rechtigkeit in der gleichmäßigen Wahrnehmung ihrer Interessen beute nit nur der oberste Grundsaß des Staatslebens, sondern er kommt auch auf allen Gebieten wirklich zur Anwendung und Ausführung. Die wirthshaftlihen Verhältnisse finden von Seiten der Verwaltung wie der gesetgebenden Faktoren die eingehendste Verücksihtigung und sorgsame Pflege, und speziell das Wohl der arbeitenden Klassen wird nahdrücklichst gefördert. Freilih aber und nur so ist eine friedlihe Entwickelung möglih wird allen Umsfturz- bestrebungen und Störungen des öffentlichen Wohles mit Strenge und Entschiedenheit begegnet, wie fehr au diese oder jene Partei sich dadur verleßt fühlen, dieser oder jener Prozeß „Aufsehen machen“ möge. An dieser Strenge und Ent- \chiedenheit hatte es gerade dem französishen Königthum in den ent- scheidenden Augenblicken gefehlt, und gerade hierdurch wurde die Zuht- losigkeit der Geister verstärkt.

Das. Vorführen eines Schreck{gespenstes einer bevorstehenden sozialen Revolution mag den Zweck haben, unruhige Elemente zur That anzuspornen Jn unseren Zuständen sind aber weder die Keime und Symptome einer solhen vorhanden, noch {ind sie derartig, daß wir auch nur mit den Wimpern zu zucken brauchen, wenn \ih, auf- gestabelt durch sozialdemokcatishe Verführer, Abenteurer finden sollten, um an den inneren Frieden und die gesellshaftlihe Ordnung Hand anzulegen.

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteo- rologie. Organ des Hydrographishen Amts und der Deutschen Seewarte. Herausgegeben von dem ydrographishen Amt der Admiralität. Siebzehnter Jahrgang. 1889. Heft I. Inhalt : Ueber die Berechnung einer Gezeitentafel unter Benußung der Kon- tanten der harmonischen Analyse. Von Professor Dr. C. Börgen. Bemerkungen über einige Pläße an dec Ostküste Afrikas, Dar es Salaam. Mikindani. Lindi. Kiloa Kiwinje. Nah dem Berichte S. M. S. „Olga“, Kommandant Kapt, z. See Hartog. Aus dem Reiseberiht der deutshen Bark „Frieda Grampp*, Kapt. C. F. Lindenberg. Hakodate. Der Kuro Siwo. Von Hakodate nah Kobe. Vancouver. (D. S.) Berichte über einige neuseeländishe Häfen. Dunedin. Bluff Harbour. Lyitelton. Auckland. Von Kapt. H. Dreyer vom deutschen Vreimastshoner „Neptun“. (D. S.) Aus dem Reiseberihte des Kapt. C. Fesenfeldt, Führer der deutshen Bark eda“. Port Stanley. Callao, Guayaquil. Corinto. Remolinas. (D. S.) Lothungen im Südatlantischen Ozean an der Ostküste

;

Süd-Amerikas. Meteorologishe Beobachtungen S. M. Kr. „Habicht“ auf der Rhede und im Hafen von Kamerun in der Zeit vom 1. Dezember 1887 bis 22. August 1888. Det ea ins Mettev- Rundschau der Deutschen Seewarte für den Nordatlantishen Ozean. rühling 1885. (Hierzu Tafel 1 und 2.) Zum Klima Japans. ie Vertheilung des Luftdrucks über Mittel- und Süd-Europa. Nackhtrag zu dem Artikel: Ueber die säkulare Variation der mag- netishen Deklination in Rio de Janeiro. Von Prof. Dr. G. D. E. Weyer in Kiel. Kleine Notizen. Tabellen. Kartenbeilagen. Centralblatt der Abgaben-Geseßgebung und Ver- waltung in den Königlih preußishen Staaten. Nr. 3. Inhalt: Anzeige der in der Gesez-Sammlung und im Reichs-Gefseßblatt ershienenen Geseße und Verordnungen. Allge- meine Verwaltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Einfuhr der zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen flänzlinge über das badishe Hauptamt Singen. Uebertragung des estgestellten Branntweinkontingents von einem Betriebsjahr auf das näâchstfolgende. Steuerfreie Verwendung des Rother'shen Farbebiers zur: anderweiten Bierbereitung. Unterzeichnung der Steuervergütungs- und Branntweinsteuerberehtigunas\{eine mittelst einesFacsimileftempels. Quacngean ape im Fabrikbetriebsregister der Rübenzuckerfabriken. Statistik : Ausführungsbestimmungen und Dienstvorschriften zu dem Gesetze, betreffend die Statistik des Waarenverkehrs. Personal- nahrihten. Beilage: Ausführungsbestimmungen und Dienst- vorschriften zu_ dem Gesetze, betreffend die Statistik dcs Waarenverkehrs des deutshen Zollgebiets mit dem Auslande, vom 20. Juli 1879. Eisenbahn- Verordnungs-Blatt. Nr. 4, Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: vom 29. Januar 1889, betr. einheitlihe Benennung der im Eisenbahnbetrieb zur Ver- wendung kommenden, aus Eisen oder Stahl bestehenden Materialien, vom 29. Januar 1889, betr. Verfolgung von Stempelsteuer- Kontraventionen und Einführung der Stempelstraflisten. Ent- scheidungen und Vorschriften der Königlichen Ober-Rehnungskammer.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesund- heitsamts sind in der Zeit vom 27. Januar bis 2, Februar cr. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchshnitt berechnet, als

estorben gemeldet: in Berlin 22,0, in Breslau 26,1, in Königs- Beri 22,6, in Köln 25,9, in Frankfurt a. M. 21,1, in Wiesbaden 27,2, in Hannover 24,3, in Kassel 11,4, in Magdeburg 24,0, in Stettin 22,3, in Altona 25,9, in Straßburg 26,1, in Mey. 28,5, in München 31,9, in Nürnberg 34,7, in Augsburg 25,6, in Dresden 19,9, in Leipzig 16,6, in Stuttgart 20,0, in Karlsruhe 23,5, in Braun- \chweig 30,4, in Hamburg 29,6, in Wien 24,7, in Pest 29,3, in prag 31,5, in Triest 35,5, in Krakau 31,8, in Amsterdam 24,9, in

rüfsel 26,4, in Paris 25,6, in Basel —, in London 18,8, in Glaêëgow —, in Liverpool 20,9, in Dublin 27,6, in Edinburg 19,1, in Kopenhagen 19,5, in Stocktholm 16,0, in Christiania 23,8, in St. Petersburg 30,8, in Warschau 27,5, in Odessa 24,9, in Rom —, in Turin 27,8, in Venedig 26,8, in Alexandria 48,5. Ferner aus der Zeit vom 6. bis 12. Januar cr. in New-York 24,9, in Philadelphia 18,1, in Baltimore 15,5, in Kalkutta —, in Bombay 27,9, in Madras —, 2

Die Sterblichkeitsverhältnifse der meisten größeren europäischen Städte gestalteten sich in der Berihtswoche etwas ungünstiger als in der vorhergegangenen Woche und wurden aus einer größeren Zahl der- selben höhere Sterblichkeitsziffern gemeldet. Sehr gering (bis 15,0 pro Mille und Jahr) war die Sterblichkeit in Kassel und M.- Gladbach, günstig (bis 20,0 pro Mille und Iahr) in Danzig, Barmen, Dresden, Leipzig, Bremen, Darmstadt, Kopenhagen, London, Edinburg, Stok- holm. Au in Berlin, Frankfurt a. M., Stettin, Liverpool u. a. O. blieb die Sterblihhkeit cine mäßig hohe (etwas über 20,0 pro Mille und Iahr). Hohe Sterblichkeitsziffern (über 35,0 pro Mille) wurden aus fkeiner deutshen Stadt mitgetheilt. Unter den Todesurfachen waren es namentli akute Entzündungen'der Athmungs- organe, die an vielen Orten in gesteigerter Zahl zum Tode führten. Auch Darmkatarrhe und Brechdurhfälle der Kinder haben namentli in deutshen Städten, Berlin, Breslau, Hamburg, München, etwas mehr, in London, Wien, Pest, St. Petersburg etwas weniger Todes- fâálle veranlaßt. Der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammt- sterblihkeit war ein gegen die Vorwoche etwas gesteigerter. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 70, ‘in München 112 Säuglinge. Von den Jnfektionskrankheiten wurden Sterbefälle an Masern, Scharlah, Diphtherie und Typhus etwas weniger, an Pocken und Keuchhusten etwas mehr zur Mitthei- lung gebraht. Todesfälle an Masern haben in Berlin, Köln, Düsseldorf, München, Nürnberg, Wien, Brüssel, London, Paris, Liverpool abgenommen, aus Magdeburg wurde kein weiterer Todes- fall berihtet, während aus Frankfurt a. M., Danzig, Prag, Amster- dam etwas mehr Sterbefälle berihtet wurden. Erkrankungen kamen aber aus den meisten Orten, aus denen Berichte vorliegen zahlreicher, nur aus Berlin und Wien seltener zur Meldung. Das Sarlach- fieber wurde in München, Mey, Danzig, Wien, London, St. Petersburg seltener, dagegen in Berlin, Königsbera, Pest und Warschau häufiger Todesreranlassung. Erkrankungen kamen aus Berlin, Breslau, Hamburg und St. Petersburg in esteigerter, aus Wien, Pest, Stockholm in verminderter Zahl zur Anzeige. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Breslau, Hamburg, Frankfurt a. M.,, München, Dresden, Hannover, Nürnberg, Düsseldorf, Stettin, L-raunsctweig, Kopenhagen, Wien, Prag, London, St. Petersburg cine geringere, dagegen in Rosto,

(agdeburg, Kassel, Pest, Paris, Amsterdam, Warschau, Odessa, Shristiania eine größere als in der Vorwoche. Erkrankungen wurden jedoch aus Breslau, Berlin, Wien, Pest, Christiania, St. Petersburg in vermehrter , __aus Hamburg, Hannover, Nürnberg, dem Regierungöbezirk Düsseldorf in verminderter Zahl zur Mittheilung gebraht. Die Zahl der Sterbefälle an Unter- leibstyphus war in Berlin, Hamburg, London, St. Petersburg eine geringere, in Wien, Prag, Pest, Paris eine größere. Erkran- kungen waren in Hamburg, Wien, St, Petersburg vermehrt, in pelt verringert. An Flecktyphus kam je 1 Todebfall aus Edin-

urg und Odessa, aus Stockholm, Edinburg und St. Peteröburg auch vereinzelte Etkrankungen zur Berichterstattung. An epidemischer Genickstarre wurden aus Kiel, Prag und dem Physikatsbezirk Greiz je 1 Todesfall, aus Nürnberg und dem Physikatsbezirk Greiz je 1 Er- rankung zur Anzeige gebraht. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut waren in Wien nicht selten. An Keu ch- Husten wurden aus Berlin, London, Liverpool, Amsterdam etwas mehr Todeéfälle, aus Hamburg und Wien etwas mehr Erkrankungen als aus der Vorwoche gemeldet. Auf dem Gute Krossen (Kreis

eilsberg, Reg.-Bezirk Königsberg) kamen 3 Todesfälle und § Er-

ankungen an Trichinosis zur Kenntniß. Den Pocken erlagen in Wien, Venedig und Odessa je 1, in Warschau und Paris je 3, in Triest 4, in Prag 2% Personen. Erkrankungen wurden aus Berlin 1, aus Wien und dem Reg.-Bezirk Trier je 2, aus Breslau und Pest je 3, aus St. Petersburg 6 zur Anzeige gebracht.

Die Gesundheitszerhältnisse in Berlin gestalteten sich in der Berichtswoche etwas ungünstiger und auch die Sterblichkeit hat im Vergleich zu den Vorwochen etwas zugenommen. Irsbesondere sind es afute Entzündungen der Athmungsorgane und Katarrhe der Luft- wege, die in großer Zahl zum Vorschein kamen und auch in einer großen Zahl von Fällen G0 zum Tode führten. Auch Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder wurden etwas zahlreicher beobachtet und veranlaßten etwas mehr Sterbefälle. Dagegen ricfen die În- fektionskrankheiten meist weniger Erkrankungen hervor. So kamen von Masern und t1yphösen Fiebern weniger Erkrankungen zur An- eige, erstere zeigten sich nur in der Rosenthaler Vorstadt in größerer

erbreitung. Erkrankungen an Diphtherie und Croup, die in wenig gegen die Vorwoche veränderter Zahl zur Meldung kamen, kamen in der Rosenthaler, Vorstadt und in Moabit am häufigsten zum Vorschein, nur Erkrankungen an Swharlach waren gesteigert und

haben in der Schöneberger und Tempelhofer Vorstadt die größte Verbreitung. Auch eine Erkrankung an Podken kam zur Meldung. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen seltener, Erkrankungen im Wochenbett nur wenig häufiger zur ärztlichen Be- handlung. Erkrankungen an Keuchhusten blieben zahlrei, auch die

ahl der durch sie bedingten Sterbefälle war eine etwas größere (13).

heumatishe Beschwerden aller Art zeigen, obwohl sie noh sehr zahl- res zum Vorscbein kamen, doch gegen die Vorwoche eine kleine Ab- nahme.

Ortschafts-Verzeihniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. De- zember 1885 (nah dem Stand der Gemeinden vom 1. Oktober 1E, Herausgegeben vom Statistischen Bureau des KaiserliGen Mis- nisteriums für Elsaß-Lothringen. Straßburg, C. F. Schmidt's Universitäts-Buchhandlung, Friedri Bull, 1889. Das ‘vorliegende Ortschafts-Verzeichniß entspriht in der Aufftellung und Anordnun dem im Jahre 1884 herausgegebenen, mit der Erweiterung, daß au für die Bevölkerung der Annexen (Einzel-Anlagen) die Konfessions-Zuge- hôrigkeit angegeben ift. Bei Aufstellung des letzten Verzeichnisses konnte nur der bis 1884 erschienene Theil der Meßtischblätter bei Feststellung der Annexen benußt werden; bei Aufstellung des vorliegenden Ort- \hafts-Verzeichnisses sind auch die übrigen, nunmehr vollzählig ershienenen Blätter benußt worden. Hierbei haben si bezüglich der Zugehörigkeit der Annexen zu den Gemeinden gegenüber! den Angaben von 1884 einige Unrichtigkeiten ergeben, die durch das vorliegende Verzeichniß beglihen sind. Das neue Verzeichniß weist 1698 selbständige Gemeinden auf, wovon 561 auf den Bezirk Unter-Elsaß,

385 auf den Bezirk Ober-Élsaß und 752 auf den Bezirk Lothringen

entfallen. Es ift mithin in Elsaß-Lothringen jegt eine Gemeinde weniger vorhanden als zur Zeit des 1884 herausgegebenen Ortschaftsverzeich- nisses. Insofern durch das Kataster-Bereinigungsverfahren Aenderungen in den Gemarkungsflächen vorgekommen, sind solche bei den betreffen- den Gemeinden vermerkt; berücksihtigt sind dieselben bei der Ge- sammtflähe der Kantone, Kreise, Bezirke und für das Land noch nit ; dieselben werden vielmehr erst bei der nächsten stattfindenden Er- mittelung der landwirthschaftlichen Bodenbenußzung bei Feststellung der Fläche in Berücksichtigung gezogen werden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Ein Vermächtniß Kaiser Wilhelm's I.“ is der Titel eines Hefts, das eine Ergänzung zu dem Kaiserbuch „Einund- neunzig Jahre in Glaube, Kampf und Sieg von O. Meding“ bildet und soeben in der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart erschienen ist, (Pr. 50 9.) Diese mit Allerhöhster Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm IL. von Carl Hallberger herausgegebene Schrift enthält, anknüpfend an den Briefwechsel des Verfassers mit dem Correspondenz - Sekretär des Kaisers Wilhelm 1, dem Geheimen Hofrath Bork, alle die Korrekturen, Randbemerkungen, Aenderungen und Richtigstellungen, welche der Heim- gegangene große Monarch an jener Schilderung seines Lebens gemacht wissen wollte. Sie zeigt daher auf das Merkwürdigste die eingehende Us und thatsächlihe Mitarbeitershaft des Kaisers bei dieser

iographie und gewährt durch die Vergleichung der ursprünglichen Fassung mit den Aenderungen, welche Er gewünscht, einen E Einblick in das Seelenleben des Hochseligen Monar(en und seine Auffassung der Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts, soweit der große Kaiser darin mitwirkte. Auf diese Weise gewinnt diese Ergänzung den Werth einer hohbedeutenden selbständigen Publikation, ist aber auch zuglei für die Entstehungsgeschihte des obengenannten Kaiserbuches außerordentli wihtig und interessant. Der Verlagshandlung gebührt daher Dank dafür, daß sie in ihr Kaiserbuch „Einundneunzig Jahre“ diese Swrift sozusagen als Entstehungsgeschichte dieses Volksprachtwerles mit hinein-

enommen und in einer neuen, höht a und geshmackvollen Ausgabe, gleichfalls unter dem Haupttite „Ein Vermächtniß Kaiser Wilhelm's I.* und dem Nebentitel „Einundneunzig Jahre in Glaube, Kampf und Sieg 1797—1888* der deutshen Nation darbietet. Das obengenannte Werk ist ja bekannt genug und ein wahrhaftes Volks- bu im besten Sinne des Wortes. geworden. Durch die Aufnahme oi Feoimung ist es nun auf ungemein interessante Weise ab-

eschlofsen f Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg von Preußen wurde anläßlich des gestrigen Geburtstages von dem Offizier-Corps des Ulanen-Regiments von Schmidt (1. Pom- merschen) Nr. IV., Thorn, ein Aquarell-Bild, das Regiment zu Pferde darstellend, überreiht. Das sehr gelungene Bild ist von den Hof-Photographen H. Schnaebeli u. Co. hierselbst ausgeführt.

Zum 8. März 1889 erschien unter dem Titel „Ein Gedenk- blatt zum 70 jährigen Jubiläum Sr. Exzellenz des General- Feldmarschalls Grafen von Moltke, dem deutshen Volke gewidmet von Dr. Werner Werther *, im Verlage von A. Werther in Essen, ein kurz gefaßter populär geschriebener Lebensabriß des Jubilars, (Pr. 25-4.) j

Kommentar zum Strafgeseßbuch für das Deutsche Reich. Von Dr. Justus Olshausen, Kammer- gerihts-Rath. Dritte umgearbeite Auflage. Berlin, 1889. Verlag von Franz Vahlen (W., Mohrenstraße 13/14). Bei der Neu- bearbeitung dieser dritten Auflage ist die Weiterführung des Werkes im Sinne der bei der Ausarbeitung der zweiten Auflage zur Anwen- dung gebrahten Grundsätze erfolgt. In erster Linie handelte es sich dabei um Berichtigungen, Vervollständigungen 2c, sodann aber namentlich um Verwerthang der Rehtsprehung des Reichs- gerihts. Auch die einschlägige Literatur is in umfassender Weise benugt. Ferner ist in dieser dritten Auflage der 29, Ab- schnitt des 2. Theils: „Uebertretungen“, dessen bisherige Er- läuterung mit Rüdsiht auf den großen R des Werkes ver- bältnißmäßig dürftig ausgefallen war, der not wendigen durgreifen- den Neubearbeitung unterzogen worden; derselbe wird jeßt zum ersten Mal in vollständiger Kommentirung vorgelegt. Diese dritte Auflage des Werks erscheint in zwei Bänden und wird in Lieferungen von 10 bis 20 Drudbogen (Lieferung 1: 5 Bogen) ausgegeben. Die erste und zweite Lieferung sind bereits erschienen. ;

In demselben Verlage erschien eine kleine Schrift von A. Simonson, Amtsrichter in Luckenwalde, mit dem den Inhalt binlänglih kennzeihnenden Titel: „Der Begriff des „Vor- theils“ und feine Stellung im Deutschen Strafrecht“. (Preis 1,50 4)

eHans Clauert und Johann Schönbrunn“. Ein Beitrag zur Geschichte des Berliner Wies im 16. und 17. Jahr- hundert. Von Johannes Bolte. Mit 2 Jllustrationen. Berlin, 1888. Ernst Siegfried Mittler u. Sohn, Königliche Hofbubhandlung. In vorliegendem Bändchen führt uns der Verfasser zwei Personen vor, welche in* der Geschichte des Berliner Humors \sich einen Namen gemacht haben, im Allgemeinen jedoch wenig bekannt sind. Die eine derselben war Hans Clauert, der Sohn des Trebbiner Bürgers Feter Clauert. Er war geboren in den ersten Jahren des 16. Jahr- underts. Nachdem er in Zerbst das Schlosserhandwerk gelernt hatte, ging er auf die Wanderschaft und {loß s|ch als Büsen- macher dem gegen die Türken zu Felde liegenden Kaiserlichen

eere an. Nach der Erstürmung von Ofen im Jahre 1529 ehrte er in die Vaterstadt zurück und gründete einen Hausstand. Aber das seßhafte Leben cheint ihm nicht immer behagt zu haben; bald darauf findet man ihn als Viehhändler tn Mecklen- burg und in verschiedenen Städten der Mark, Prenzlau, Berlin, Teltow, Sperenbera, Jüterbog, Treuenbrietzen u. a. herumziehen. Als echter Märker birgt er unter der Maske der Einfalt einen guten Theil Verschlagenheit ; sein gesunder Mutterwiß, dem natürlih nach der Weise seiner Zeit die Derbheit niht fehlt, verschafft ihm sogar die Gunst des Landeshauptmanns Eustahius von S{hlieben und des Kurfürsten Joachim 11, bei dem er Zutritt erlangt, so oft er es wünscht. Gestorben ist er 1566 an der Pest, welche damals in Trebbin wie in der übrigen Mark verhecrend wüthete. Von ihm giebt Scherer folgende Charakteristik: Er wird der märkische Eulenspiegel enannt, aber er ist kein solcher Unflath wie Eulenspiegel.

eine bösesten Streiche sind gutartiger und weniger roh als die

eigentlihen Eulenspiegeleien. Seine Streiche haben stets etwas pee loses; auf allen Dörfern der Umgegend stellt er sih bei Gastereien und Kirchweihen ein, und sieht zu, ob niht für einen Schwank Raum sei; da er kurzweilig ist, hat ihn jeder gern um sich und bezahlt für ihn; er bringt die Leute dazu, daß sie niht bloß über andere, sondern auch über ih selbst lachen, und ein paar Mal tritt er sogar als Suk der gefährdeten Moral auf. Zuweilen ist er der Geprellte und er hält es dann nicht für seine Pfliht, wie Eulenspiegel, arausame Rathe ju nehmen. Der Verfasser giebt nun einige Shwänke an: wie Clauert seine Nahrung anfiíg und ihm der erste Markt übel gerieth; wie er beim Kurfürsten zu Vuandeobues von seinem Weibe verklaget ward und wie er Kurfürstlichen Befehl in die Spree warf; wie er ein altes Weib versuchte, ob sie auch fluHen könnte u. . w. Besonders geistreich find alle diese Späße nicht und stehen an Originalität denjenigen Eulenspiegel's weit nah. Der zweite Sus vogel war Johann Schönbrunn, ein rihtiges Berliner Kind. Sein Leben C fällt zur größeren Hälfte in die Zeit des dreißigjährigen Kriegs unter die Regierung Georg Wilhelm's; als der Sohn des Landrentmeisters Sigmund Schön- brunn gehörte er einer angesehenen und wohlhabenden Berliner Familie an. Er bekleidete später das Amt eines Rathsherrn ; als wohlhabender unabhängiger Junggeselle beschäftigte er h mit modischer Lektüre und pflog Umgang mit den Gelehrten Berlins, den Rektoren des Grauen Klosters und des Joachimsthalshen Gym- nasiums, Gutkius und Dresemius und dem späteren Bibliothekar des Großen Kurfürsten, Iohann Raue. Ueberall ist er eine geahtete und gerngesechene Persönlichkeit, die treffenden Antworten und Wißworte mit denen er Hoh und Niedrig begegnet, düñkelhaften Hochmut bestraft und kecke Spöttereien über seine auffallende Bartlosigkeit heimzahlt, machen bald die Runde in der Stadt. „Seines an- muthigen und s\innreihen Geistes halber“, heißt es von ihm, „ist er bei jeder männiglich, auch den Vornehmsten familiär und wohl angesehen gewesen, auch selbst vor den Kurfürsten gefordert worden.“ Wenn Clauert den derben kräftigen Humor der Reformations- zeit, der Blüthezeit für die Priamel, das Fastnahtsspiel, den Schwank in gereimter und ungebundener Rede, nirgends verleugnet, so vertritt der im Jahrhundert der Polyhistorie lebende Berliner Rathsherr den zugespibten und verfeinerten Wiß der Gebildeten, welher das ihm Unbequeme abwehrt, seine Freude an einem boshaften Einfall hat, auch einen Uebermüthigen gelegentlich foppt, ohne jedoch roh und handgreiflich zu werden. Eigentliche Eulenspiegeleien sind ihm nicht nachzuweisen. Den Freunden der märkishen Geschichte wird der vorliegende Beitrag willkommen sein. j;

Von Konrad Kiesel, der unlängst von dem Deutschen Kaiser den Auftrag erhielt, für ihn ein Portrait der Kaiserin zu malen, rgen die ganzseitigen Bilderbeilagen der , Kun für Alle“, heraus- gegeben von Fr. Pe cht (München, Verlagsanstalt für Kunst und Wifsen- \haft, vormals Fr. Bruckmann) einen interessanten weiblichen Kopf, der die Vorzüge dieses Malers der modernen deutshen Frauenwelt charafkteristisch zeigt. Daran {ließen sich ein älteres Gemälde von Karl Becker und zwei Perlen der lezten Münchener Jubiläums- ausftellung, ein Gemälde des Spaniers Jimenez y Aranda und des Deutsch-Desterreichers Rob. Ruß. Der Text bringt aus der Feder von I. Proelß eine interessante Beleuhtung der Konkurrenz um das Hanauer Brüder Grimm-Denkmal, und von Georg Voß eine mit zahlreihen Illustrationen erläuterte Abhandlung über den Nutzen, den die Augenblicksphotographie dem Künstler für sein Studium zu gewähren vermag. Für den Künstler besonders interessant is das s der Untersuhung über die Haltbarkeit der Aquarellfarben, welche von der englishen Regierung veröffentliht worden ist. Eine Episode aus den Kriegserlebnissen des S{hlachtenmalers Heinri l Kunstnotizen 2c. vervollständigen den reihen Inhalt dieses

eftes.

Gewerbe und Handel.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer d. Bl. wird das Verzcihniß der auf der Weltausstellung zu Brüssel s r 1888 preisgekrôönten deutshen Aussteller ver- öffentlicht.

Nah einer in der „Gaceta de Madrid“ ‘vom 9. d. M. ent- haltenen Bekanntmachung der Madrider Stadtverwaltung konnten die Carpetas bis Nr. 153 des Coupons 54 der Anleihe von 1861, sowie die Carpetas ‘bis Nr. 1751, welhe den Coupon 20 der Anleihe von 1868 repräsentiren, am 12. d. M. bei der Madrider Stadtkasse ein- gelöst werden.

In der gestrigen ordentlichen Generalversammlung der Niederwaldbahn-Gesell\schaft wurden der Geschäftsbericht, die Bilanz für 1888 und das Gewinn- und Verlust-Conto genehmigt, die Vertheilung einer Dividende von 24 % beschlossen und dem Auf- sihtsrathe und Vorstande die Entlastung für 1888 ertheilt. Hierauf ertheilte die Versammlung dem Vorstande die S E zur Uebernahme der Aßmannshausener Nieterwaldbahn und zur Aufiösung e Gesellschaft, deren Aktien sich im Besiß der Niederwaldbahn efinden.

Die gestrige Generalversammlung der Aßmannshäuser Niederwaldbahn-Gesellshaft genehmigte die Bilanz für 1888 und ertheilte die Entlastung. Der erzielte Reingewinn von 17 225 M würde eine Dividendevertheilung von 2,65% ermöglichen, kommt aber der Niederwaldbahn-Gesellshaft -zu gut, da leßtere alleinige Inhaberin des gesammten Aktienkapitals der Gesellschaft ift.

Die Verhandlungen über die Gründung der Deuts{- Asiatishen Bank sind, wie ,W. T. B.* meldet, gestern zum Ab- {luß gelangt. Die Gründer der neuen Aktiengesellschaft, welhe ihren Siß in Shanghai haben wird und deren Grundkapital 5 Millionen Shanghai Taels (ca. 224 Millionen Mark) A, sind folgende Berliner Firmen: Direktion der Diskonto-Gese schaft, die General - Direktion der Seehandlungs - Sozietät, Deutsche Bank, Berliner Handels - Gesellshaft, Bank für Handel u. Industrie, S. Bleichröder, Robert Warschauer u. Co., Mendelssohn u. Co. in Berlin, außerdem das Bankhaus M. A. von Rothschild u, Söhne und das Bankhaus Jacob S. H. Stern in Frank-

uri a. M., die Norddeutshe Bank in Hamburg, das Bankhaus Sal.

ppenheim jun. u. Co. in Köln und die Bayerishe Hypotheken- u. Wechselbank in München. In den ersten Aufsihtsrath wurden von der konstituirenden Generalversammlung gewählt die Herren: Präsi- dent Dr. Rüdorff, Direktor Wallih, Geschäftsinhaber elten, Direktor Michelet, Geheimer Rath von Bleichröder, Hugo Oppenheim Robert von Mendelssohn, General-Konsul E. Russell, Geheimer Rath A. von Hansemann, Theodor Stern, Direktor Schinckel, Baron Eduard von Oppenheim, Kommerzien-Rath Ritter von Pühn. der fih an die Gründungsverhandlung und die konstituirende Generalversammlung . unmittelbar anschließenden Sizung des Aufsichtsraths wurden zum Präsidenten desselben Hr.

räsident Rüdorff gewählt und zu Mitgliedern des Vorstandes die

rrn. Kurt Gri, Prokurist der Diskonto-Gesellschaft, und Gri

reustedt, Prokurist der Deutschen Bank, ernannt. Nachdem somit die Konstituirung der Deutsch-Asiatishen Bank erfolgt ist, wird nun- mehr die G Eo in das Handelsregister bei dem Kaiserlichen Konsulat in Shanghai, dessen Jurisdiktion die Gesellschaft unterliegt, beantragt werden. j : ;

In der gestrigen Generalversammbung des Berliner Makler-Vereins- wurde der vorgelegte Geshäftsberiht wie die Bilanz pro 1888 genehmigt und der Verwaltung die De E fle auf 10% feftgeseßte Dividende gelangt von heute ab - zur Auszahlung.

Der Aufsichtsrath der S{lesishen Boden-Kredit- Aktien-Bank hat auf Grund der von dem Vorstande vorgelegten Bilanz beschlofsen, die diesjährige ordentlihe Generalversammlung auf den 11. März cr. einzuberufen und derselben die Festseßung einer Dividende von 6 °/o zu empfehlen. L;

_— Der Aussichtsrath der Süddeutschen Bodenkredit- Bank beshloß, der am 16. März stattfindenden Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 62 9%, die Dotirung der mit 88 910 4, die Zuweisung von 10000 4 an die Pens der Beamten und einen Gewinnvortrag von 3826 „4 auf 1889 vor-