1909 / 138 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jun 1909 18:00:01 GMT) scan diff

E E E I Uz mi Rd ai

8 21,

Die in diesem Geseße bezeichneten Ansprüche auf Unterlafsung oder Schadensersay verjähren in sechs Monaten von dem Zeitpunkt andlung und von der Person des Verpflichteten Kenntnis erlangt, ohne Rücksicht auf

an, in welchem der Anspruchsberehtigte von der

diese Kenntnis in drei Jahren von der Begehung der Handlung an. Für die Ansprüche

standen ift.

8 22, Die Strafverfolgung tritt mit Ausnahme der in den §§ 6, 10, In den Fällen der §8§ 4, echt, den Strafantrag zu stellen, jeder der im § 13

11 bezeichneten

8, 12 hat das

Abs. 1 bezeichneten Gewerbetreibenden und Verbände. Die Zurücknahme des Antrags ist zulässig.

älle nur auf Antrag ein.

- Stra}bare Handlungen, deren g nur auf Antrag eintritt, tigten im Wege der Privats-

es einer VOrgan gigen Anrufung der

Die öffentlihe Klage wird von der Staatsanwaltschaft nur dann erhoben, wenn dies im öffentlichen In-

Éönnen von den jum Strafantrage Bere Hage verfolgt werden, ohne da Staatsanwaltschaft bedarf.

teresse liegt.

Geschieht die Verfolgung im Wege der Privatklage, so sind die

S@{öffengerichte zuständig. Schöffeng 93,

Wird in den Fällen der §8 4, 6, 8, 12 auf Strafe erkannt, so kann angeordnet werden, daß die Verurteilung auf Kosten des Sul-

digen öffentlih bekannt zu machen sei.

Wird in den Fällen des § 15 auf Strafe erkannt, so ist zugleich dem Verletßten die Befugnis zuzusprehen, die Verurteilung tnnerhalb bestimmter Frist auf Kosten des Verurteilten öffentlich bekannt zu

machen.

Auf Antrag des freigesprochenen Angeshuldigten kann das Gericht die öffentliche Bekanntmachung der fre prechung anordnen ; die e nicht dem Anzeigenden oder

Staatskasse trägt die Kosten, insofern dem Privatkläger auferlegt worden sind.

| auf Grund einer der Vorschriften dieses Geseßes auf Unter- laffung Klage erhoben, so kann in dem Urteile der obsiegenden Partei die Befugnis zugesprochen werden, den verfügenden Teil des Urteils innerhalb bestimmter Frist auf Kosten der unterltegenden Partei

offentlih bekannt zu machen. @

N Die Art der Bekanntmachung l im Urteil zu bestimmen.

8 24.

Für Klagen auf Grund dieses Gesezes ist aus[chließlich zuständig das Gericht, in defsen Bezirke der Beklagte seine gewerbliche Nieder- lassung oder in Ermangelung einer solchen seinen Wohnsiß hat. Für Personen, die im Inlande weder eine gewerblihe Niederlassung noch einen Wohnsitz haben, ist aus\{chließlich zuständig das Gericht des in- ländishen Aufenthaltsorts, oder wenn ein solcher nit bekannt ist, das

Gericht, in dessen Bezirke die Pan Lung begangen ift.

Zur Sicherung der in diesem Geseße bezeihneten Ansprüche auf Unterlafsung können einstweilige Verfügungen erlassen werden, au wenn die in den S8 935, 940 der Zivilprozeßordnung bezeihneten Vor- ausseßzungen nicht zutreffen. Zuständig ist auch das Amtsgericht, in dessen Bezirke die den Anspruch begründende Handlung begangen ift ; im übrigen finden die Vorschriften des § 942 der Zivilprozeßordnung Anwendung. di

S Neben einer nach Maßgabe dieses Gesetzes verhängten Strafe kann auf Verlangen des Verleßten auf eine an ihn zu erlegende Buße bis zum Betrage von zehntausend Mark erkannt werden. Für diese Buße haften die dazu Verurteilten als Gesamtshuldner. Eine erkannte Buße \{ließt die Geltendmahung eines weiteren Ent-

\chädigungsanfpruchs aus.

G Ia Bürgerliche Nechtsstreitigkeiten, in welchen dur die Klage ein Anspruch auf Grund dieses Gesetzes geltend gemaht wird, gehören, sofern in erster dla

die Landgerichte zuständig sind, vor die Kammern für delssachen.

In bürgerlichen Rechts\treitigkeiten, in welhen durch Klage oder Widerklage ein Ensvras auf Grund dieses Gesetzes geltend gemacht ist, wird die Verhandlung und Entscheidung leßter Jnstanz im Sinne des § 8 des Einführungsgeseßes zum Gerichtsverfassungsgeseße dem Reichsgerichte zugewiesen.

8 28.

Wer im Inland eine Hauptniederlassung nichi besißt, hat auf den Schutz dieses Geseßes nur insoweit Anspruch, als in dem Staate, in welchem setne Hauptniederlafsung {ih befindet, nah einer im Neichs- geseßblatt enthaltenen Bekanntmachung deutsche Gewerbetreibende einen entsprehenden Schuß genießen.

Welche Behörden in jedem ‘Bundesstaat unter der Bezeichnung höhere Verwaltungsbehörde im Sinne dieses Gesetzes zu verstehen find, wird von der Zentralbehörde "i Bundesstaats bestimmt.

Dieses Gesetz tritt am 1. Oktober 1909 in Kraft.

Mit diesem Zeitpunkte tritt das Geseß zur Bekämpfung des un- A E vom 27. Mat 1896 (Neichsgesegbl. S. 145) außer Kraft.

Urkundlich unter Unserer R Rin Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen {Fnstiegel. Gegeben Neues Palais, den 7. Juni 1909. (L. S.) Wilhelm. von Bethmann Hollweg.

WeranntmaQuna.

Am 16. August d. J. wird an Stelle der jeßt be- stehenden Reichsbanknebenstelle in Hagen i. W. eine Reichs- bankstelle daselbst errichtet, von welcher die Neichsbank- nebenstellen in Altena, Hohenlimburg, Lüdenscheid und Wetter abhängig sind. ;

Der Geschäftsbezirk sowie die Namen und Unterschriften der Vorstandsbeamten werden durh Aushang in dem Ge- schäftslokal der Reichsbankstelle in Hagen i. W. bekannt ge- macht werden.

Berlin, den 10. Juni 1909.

Reichsbankdirektorium. Havenstein. Kauffmann.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Stadtbaurat Karl Steuernagel und dem Stadt-

bauinspektor Wilhelm Bauer in Cöln den Charakter als Königlicher Baurat zu verleihen.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und i Medizinalangelegenheiten.

___ Dem leitenden Arzt der Röntgen- und Finsenabteilung im Städtischen Rudolf Virhow-Krankenhause Dr. med. Max

Levy-Dorn in Berlin ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

auf Schadensersaß beginnt der Lauf der Verjährung nit vor dem Zeitpunkt, in welchem ein Schaden ent-

“Bekanntmachung, akademishe Hohschule für Musik in Berlin.

\{ule für Musik in Berlin sind für die Z daneben vermerkten Stipendien bewilligt worden :

hundert s

hundert Mark“, ark*. Charlottenburg, den 12. Juni 1909. [Der Or BEe e Kuratoriums.

Schulze.

Personalveränderungen. Königlich Preußische Armee.

Veränderungen. Durch

arztes der Armee. beauftragt:

7. Pomm.) Nr. 54 ( am 6. Mai:

Inf. Negt. Nr. 87

Nr: (1,

Regt. Nr. 69,

herzogl. Mecklenburg. Füs. Negt. N

Unterarzt des Friedensstandes, am 21,

Zieten (Brandenburg.) Nr. 3.

Feldart. e Nr. 46 zum 1. Hannov. Inf. Regt. Nr. 74, am 13. Negt. Nr. 50 zum Danzi inf. Regt. Nr. 128,

Nr. 56 zum Füs. Regt. von Steinmeß (Westpreuß.) Nr. 37.

Beamte der Militärjustizyverwaltung.

Durch Allerhöchchste Bestallung. 27. Mai. Kloß, Kriegsgerihtsrat bei der 15. Div,, zum Oberkriegsgerihtsrat, Dr. NRehdans, Dr. Schwaedt, Jager, Serichtsassessoren, zu Kriegs- gerihtsräten, ernannt.

Durch Verfügung des Krtiegsministeriums. 29. Mali. Kl oß, Oberkrieg8gerichlsrat, dem Generalkommando des XVII. Armee- ko1ps8, Dr. Rehdans, M eger Qtôral, der 35. Div., zugeordnet, leßterer mit dem Amtssiß in Thorn, Grauert, Mewes, Kriegs- geritsräte bei der 14, Div. mit dem Amtssiß in Wesel und beim Gouvernement Thorn, zur 15. bezw. 14, Div. mit dem Amtssit in Wesel versetzt.

Beamt tr, Militärverwaltung. Durch Allerh se Bestallung. 27. Mat. Meyer, Konstruktéux 11. Klasse, tum Konstrukteur 1, Klafse beim Art. Kon- ftruktionsbureau ernannt. Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 27. Mai. Teuber, Intend. Diäkar in der Schugztruppe für Südwestafrika, bei der Intend. des Gardekorps vom 1. Junt 1909 ab als Militär- intend. Diätar wtederangestellt. 29. Mai. Konschak, Betriebsleiter, zum Konstrukteur 11. Klasse beim Art. Konstruktionsbureau, Lindemann, Militär-Baumeister, S zum Betriebéleiter bei den tehnischen Instituten ernannt. 1, Juni. Sitiebenhaar, Intend. Negistrator von der Intend. des X. Armeekorp3, zum Geheimen Registrator im Kiiegéministerium ernannt. Lehmann, Baurat, Militärbauinsp. in Liegnitz, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. 2. Juni. Merkel, Intend. Diätar von der Intend. des XVII. Atrmeekorps, zum Militärintend. Sekretär ernannt.

Kaiserliche Schußztruppen. Verfügung des Reihskolontalamts (Kommando der Schußtrupp en). Schußtruppe für Südwestafrika.

25. Mai. Baeck, Jatend. Diätar, mit einem Nangdienstalter vom 4. Mai 1909 zum JIatend. Sekretär ernannt.

Nichlamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 15. Juni.

Jn der am 14. d. M. unter dem Varsiß des Staats- ministers, Vizepräsidenten des Staatsministeriums, Staats- sekretärs des Fnnern Dr. von Bethmann Hollweg abge- haltenen Plenarsißzung des Bundesrats wurde den Geseßentwürfen wegen Aenderung des Erbschaftssteuergeseßzes, des Neichsstempelgeseßes und des Wechselstempelgeseßes die Zustimmung erteilt. Angenommen wurde ferner der Entwurf eines Gesehes wegen Aenderung des Schankgefäßgeseßes. Mit der Ueberweisung des Entwurfs von Bestimmungen zur Aus- führung des “Borferis und der Vorlage, betreffend Aenderung der Vorschriften über den Befähigungsnachweis und die Prüfung der Seeschiffer usw., an die zuständigen Ausschüsse erklärte der Bundesrat sih einverstanden.

Der Präsident des Reichsversicherungsamts, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Kaufmann ist in dienstlichen Angelegenheiten nah Süddeutschland abgereist.

Der Oberregierungsrat Scheuner in Trier ist in gleicher Amtseigenschaft der Regierung in Breslau und der Ober- regierungsrat Gärtner in Breslau in gleiher Amtseigen- schaft der Regierung in Osnabrück überwiesen, der Negierungs- rat Jlliger aus Allenstein der Königlichen Polizeidir ektion in Essen, der Regierungsrat von Deryen in Aurich der Königlichen Regierung in Trier, der Regierungsrat Grune- wald aus Allenstein der Königlihen Regierung in Arnsberg

und der Regierungsassessor Dr. Schumann aus Leer der

betreffend die Karl Haase-Stiftung für die Königliche

Aus der Karl Haase- Stiftung für die Königliche alademische Hoch- eit: vom 1. April 1909 bis Ende März 1910 den nachbenannten Studierenden dieser Anstalt die

1) E Felix Fleischer 900 4, buchstählich: „Neun- att, Pianisten Paul Scholz 700 4, buchstäblih: „Siebenhundert 3) Violinisten Hans Michaelis 700 4, buhstäblih: „Sieben- 4) Hornisten Willy Galle 600 46, buchstäblich: „Sehzhundert

Nachweisung der beim Sanitätskorps eingetretenen Verfügung des Generalstabs- Mit Vjahrnehmung offener Assist. Arztstellen

am 3, Mai: Heß, Unterarzt beim Inf. Negt. von der Goltz

Schütte, Unterarzt beim Kulmer Jnf. Negt. Nr. 141, Hilfrih, Unterarzt beim 4. Magdeburg. Inf. Negt. Nr. 67, Dr. Grimm, zinjährig-freiwilliger Arzt beim Inf. Negt. Kaiser Wilhelm (2. Großherzogl. Hess.) Nr. 116, unter Ernennung zum Unterarzt des Friedensftandes und Verseßung zum 1. Nassau.

am 8s. Mai: 'Gebser, Unterarzt beim 3. Thüring. Inf. Regt. am 15. Mat: Dr. Nichter, Unterarzt beim 3. Lothring. Feldart.

am 19. Mai: Dr. Reiß, einjährig-freiwilliger Arzt beim Groß- r. 90, unter Ernennung zum

Mai: Dr. Frank, überzähl. Vizefeldw. der Res., unter Ernennung zum n des Friedensstandes beim Hus. Negt. von

Verseßt: am 11, Mai: Schilling, Unterarzt, vom Niedersächs. Mai: Krues. . , Unterarzt, vom 3. Niederschles. Fnf. am 19. Mai: Ziaj@Stnterarzt, vom 2. Posen. Feldart. Negt.

Uber die Glaubensfreiheit mit einer Aenderun einem Antrag der Olktobristen angenommen, beviufolue der Uebertritt aus einer christlihen Konfession in eine nicht- christliche stattet werden soll, obwohl sich kürzlich Stolypin in langer Rede gegen diese Amendements ausgesprochen hatte. ie Abgeordneten der Rechten, der gemäßigten Rechten und die Nationalisten enthielten sich der Abstimmung. verließ dabei demonstrativ den Sißungssaal. ferner in der gestrigen Sißung einen Geseßentwurf an- genommen über die biete der preußischen und österreihish-ungarishen Grenze und eine Anzahl kleinerer Kredite, u. a. Kredite telephonie und Militärunterriht, 75 000 Rubel rp Unterhalt De E und außeretatsmäßig 14 Millionen Rubel ür die preise.

Einberufung von zehn Fahrgängen der Reserven des Amur- und Küstengebietes zu Uebungen im Jahre 1909, die Mittel für das neu formierte Maschinengewehrkommando, zu einer Vermehrung des Geheimfonds des Generalstabes, zu einer Ergänzung der- Kricgsvorräte und zum Bau neuer Kriegs- magazine bewilligt, dagegen eine Vorlage wegen Ausführung von strategish wichtigen Chausseen im westlihen Grenzgebiet abgelehnt, weil sie seitens des Kriegsministeriums ungenügend

Königlichen Polizeidirektion in Essen zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden. : Die Regierungsreferendare Freiherr von Wolff- Metternih aus Münster, von Scheller aus Cassel und von Rappard aus Königsberg haben die zweite Staats- prüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Luchs“ am 12. Juni in Hankau eingetroffen und will übermorgen vah Kiukiang gehen.

S. M. S. „Loreley“ ist am 12. Juni in Thasos einge- troffen und wird heute die Reise nah Athos fortseßen.

S. M. Flußkbt. „Vorwärts“ ist gestern von Schanghai nah Chinkiang gegangen.

S. M. S. „Zltis“ geht heute von Schanghai nah Pagens Anchorage.

. M. S. „Cormoran ist vorgestern in Mersina ein- getroffen. |

-

Potsdam, 15. Zuni. Aus Anlaß des Todestages Seiner Majestät weiland des Kaisers Friedrich be- suhten, „W. T. B.“ zufolge, Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin heute vormittag das Mausoleum bei der Friedensfirhe und legten am Sarkophag einen Lorbeerkranz nieder. Später trafen Jhre R der Prinz und die Prinzessin August ilhelm sowie Abordnungen zahlreiher Regimenter mit Kranzspenden dort ein.

_Klein-Glienicke, 15. Juni. Seine Majestät der Kaiser ließ heute vormittag aus Anlaß der Wiederkehr des Todestages Seiner Königlichen Hoheit weiland des Prinzen Friedrich Carl von Preußen an der Gruft in der Peter - Paulkirhe auf Nikolskoë einen Lorbeerkranz niederlegen. Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen übersandten zwei Kränze mit Seerosen.

Oesterreih-Ungarn.

Der Kaiser Franz Joseph empfing, „W. T. B.“ zu- folge, heute vormittag den Prinzen Heinrich von Preußen in besonderer Audienz.

Das ósterreihishe Abgeordnetenhaus seßte in der gestrigen Sißung die Beratung des Fina nzplanes der Regierung fort.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ traten alle Redner für die Saniterung der Finanzen der einzelnen Kronländer ein, wendeten si aber entschieden gegen die Erhöhung der Branntwein- und Biersteuer. Der Abg. Urban hob die der öôfterreihishen Brauindustrie drohenden Gefahren hervor, die einerseits durch die Erhöhurg des deutschen Bierzolles entständen, dur den der österreihishe Bierexport getroffen werde, und andererseits durch die beabsihtigte Erhöhung der Eisen- bahntarife sowie durch die Biersteuer, die tnöbesondere auf kleine

Brauereien vernihtend wirken würde.

Frankreich.

_ Die zur Notifizierung des Thronwechsels in der Türkei in Paris eingetroffene türkishe Sondergesandtscha ft

ist gestern von dem Präsidenten Fallières in Gegenwart des Ministers des Aeußern Pichon empfangen worden.

In der Deputiertenkammer brachte gestern der

frühere Kriegsminister Berteaux einen Antrag ein, durh den die Negierung aufgefordert wird, vor dem Senat die Vorlage der Eisenbahnkommission des Senats bezüglih der Alters- P EIeR des Personals der Eisenbahnen zu untec- tüßen.

Wie das ,W. T. B.“ berictet, wies Beiteaux in der Begründung

seines Antraçs die Notwendigkeit nah, die Reform zu Ende zu führen, und warf der Negierung vor, troy wiederholter Versprechen das Vertrauen der Kammer mißbraucht zu haben. Barthou früheren Frage zu beshleunigen. und lehne den die Regierung ab. den Ausführunçcen des Vorredners an und erklärte, die Regierung halte in ausretchender Weise ihre Versprechungen, weil ihr Gesetzo entwurf einen Aufwand von 27 Millionen vorsehe. Der Minister- präsident Clemenceau erklärte, daß die Regierung den Antrag Berteaux ablehne und die Vertrauensfrage stelle. werde den Geseßentwurf verteidigen mit dem Wunsche, den Eisenbahn- beamten die größtmös,lihen Vorteile zu gewähren.

Der Minister

legte dar, daß die Regierung mehr als alle Regierungen getan habe, um die Lösung der Gr könne kein Zwangsmandat annehmen Antrag Berteaux wegen der Angriffe gegen Der Finanzminister Caillaux {loß ih

Die Regierung

Die Priorität des Antrags Berteaux wurde hierauf mit

310 gegen 247 Stimmen abgelehnt. Der erste Teil der Tages- ordnung, der die Erklärungen der Regierung billigt, wurde mit 339 gegen 104 Stimmen angenommen. D

der der Regierung das Vertrauen ausspricht, daß ihre Energie die in Frage stehende Reform durchführen werde, wurde mit 313 gegen 136 Stimmen und schließlich die ganze Tages- ordnung mit 321 gegen 93 Stimmen angenommen.

er zweite Teil,

Nußland.

Die Reichsduma hat gestern nah Meldungen des W. T. B.“ in zweiter und dritter Lesung den rohe Dire) gemä

und die Erklärung der Konfessionslosigkeit ge-

Die Rechte Die Duma hat

Regulierung der Weichsel im Ge- für Militär-

Intendantur

wegen Steigerung der Futter- Außerdem hat

Das aus Die Millel zur

begründet sei.

Türkei.

Die Deputiertenkammer verhandelte gestern laut Be- riht des „W. T. B.“ in lebhafter Debatte bei zahlreichen wishenfällen über die Schaffung parlamentarischer A Ce Taatdfeltatäre, Die Beratung wurde schließlih wegen Beschlußunfähigkeit des Hauses abgebrohen.

Eine sharfe Protestkundgebung des griehischen Patriarchen gegen den Beschluß der Kammer, die Unter- richtsprivilegien der christlichen Religionsgemein- schaften aufzuheben, erregt in Konstantinopel Aufmerksamkeit. Einem dortigen Blatte zufolge erklärte der Patriarch, das

atriarhat werde sih mit allen geseßlihen Mitteln der Auf- hebung widersezen. Jn gleihem Sinne äußerten \ich der ulgarishe Exarh sowie der Locumtenens des armenischen

atriarchats. « A E E türkishèn Blätter veröffentlichen einen Steckbrief_ und den Verhaftungsbefehl gegen den armenischen Metrop oliten von Adana, Monsignore Muschik, der im Verdacht steht, an den leßten Ereignissen teilgenommen

zu haben. Muschik weilt zurWVeit itt- #5“

Amerika. L

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Brasilien, Dr. Moreira Penna - ist, „W. T. B.“ zufolge, gestern vor- mittag gestorben. i

B Vizepräsident Dr. Nilo Peçanha hat in Gegen- wart des Ministeriums und der Vertreter des Parlaments und des diplomatishen Korps die Regierung übernommen. Das Ministerium und der Chef der Polizei haben ihre De- mission gegeben. Auf Wunsch des Präsidenten Nilo Pecanha werden sie noch einige Tage im Amte bleiben.

Parlamentarische Nachrichten.

Der sozialdemokratishe Reichstags- und säcsishe Land- ta a¿bgédtbutie Hermann Goldstein ist, „W. T. B.“ zu- ae gestern vormittag in Dresden gestorben.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Von der Arbeitershaft Kiels wurden, „W. T. B." zufolge, gestern abend drei Versammlungen abgehalten, in denen der Streik der Arbeiter der städtishen Reinigungsanstalten behandelt und den Streikenden die Sympathie der Anwesenden ausgesprohen wurde. Vor einem der Versammlungslokale, dem Kolosseum, kam es nah Versammlungss{luß zu mehrfahen Ruhestörungen, sodaß die Polizei den Plaß und die angrenzenden Straßen räumte. In der berrschenden Dunkelheit erlitt eine Anzahl von Personen Verlegungen. (Vergl. Nr. 134 d. Bl.)

IÎn St. Petersburg sind, „W. T. B." zufolge, gestern morgen die Angestellten der Straßenbahn in den Ausstand getreten. Sie fordern kürzere Arbeitszeit und bessere Lohnverhältnisse.

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

In den leßten Tagen fand im großen Sißungssaale des Herren- hauses zu Berlin die erste zahlrei besuhte Mitgliederversammlung der Frauenhilfe fürs Ausland statt. Nah Begrüßungé worten seitens des Vorsitzenden, Freiherrn von Manteuffel, gab der Schrifts- führer des Vereins, Pastor Hoppe, den Bericht über die bisher geleistete Arbeit. Es ist “festzustellen, daß der Aufruf des Bereins zur Mitarbeit an dem so hochwihtigen Werk der Versorgung der deutshen evangelischen Auslandsgemeinden mit Schwestern in allen Gauen des deutschen Vaterlandes und vor allem auch bei den deutshen Auslandsgemeinden selbst das lebhafteste Echo hervorgerufen hat. So ift in kurzer Zeit die Mitgliederzahl auf gegen 600 angewachsen. Der deutsche evan- gelische Kirhenauischuß, der Evangelishe Oberkirhenrat in Berlin und alle deutshen Kirchenbehörden haben dem Verein tatkräftige Förderung angedeihen lassen, Besonders dankbar ist es zu begrüßen, daß der Zentralvorstand der Gustav Adolf. Stistung das Diakonissen- mutterhaus ers Auéland, den Gustav Adolf. Frauenvereinen zur Pflege empfohlen und auf seinen Unterstüßurgsplan geseßt hat. Zur Weckung des Interesses für die deutsh-evangelischen Gemeinden des Auslandes wird beabsichtigt, anschaulih geshriebene und gut illu]trierte Hefte aus dem Leben der Deutshen im Auelande herauszugeben unb im Winter ausgedehnte Vortragsreisen ehemaliger Auslandsgeistlicher zu veranstalten. Ueber das am 24 März eröffnete Diakonissen- mutterhaus fürs Ausland in Münster in Westfalen berichtete der Generalsuperintendent Zöllner. Der erste Ausbildungskursus hat mit 11 Probeshwestern begonnen, und die Zahl der Anmeldungen auch aus dem Auslande, mehrt si von Tag zu Tag; allein aus Brasilien sind shon 4 junge Mädchen angemeldet; die erste wird Anfang &Fult in Münster eintreffen. Die Ausbildung beshränkt \fich nicht auf die Krankenpflege, sondern zieht auch Lehr- und Haushaltungs- diakonie in ihren Bereih, sodaß jede Schwester sich das ihren An- lagen am meisten entsprehende Feld ihrer Tätigkeit erwählen kann. Aus dem vom Schatmeifter des Vereins Pastor Lic. Cremer er- statteten Kassenbericht sei erwähnt, daß die Einnahmen des NBereins bisher 12 500 4 betrugen, -darunter ein Jahresbeitrag Jhrer Majestät der Kaiserin von 500 4. Der Evangelische Oberkirchenrat hat dem Verein vorläufia auf zwei Jahre eine Beihilfe von jährli 1500 4 gewährt. Mit Freude wurde die Mitteilung begrüßt, daß Frau Oelbermann aus Cöln der Frauenhilfe fürs Ausland wiederum 5000 6 überwiesen habe. So ist die für unsere Landsleute im Aus- land bedeutsame Arbeit in erfreuliher Entwicklung begriffen.

Kunst und Wissenschaft. Große Berliner Kunstausstellung.

V.)

Von Dresdener Künstlern seien zunächst zwei genannt, die die Ausstellung mit größeren Sammlungen threr Werke beshickt haben : Hans Unger und Oskar Zwintscher. Hans Unger ist Klinger innerlich verwandt, wenn auch an Kraft nicht COTEN Wie sein großes Vorbild, \trebt er nah einer hohen, feterlihen Schönheit, er malt nichts Alltäglihes und Zufälliges, niht das Bildnis jeder- manns, sondern Frauen von kla}\sisher Bildung und Blumenstücke von erlesener, kostbarer Farbenpraht. Herrlich ift sein großes Doppelbildnis in ganzer Figur von „Mutter und Kind“ (Nr. 1527): Eine blühende Frau romanishen Typs sißt in antikem Sessel, ein blondes dunkeläugiges Mädchen shmiegt sich an die Mutter, neben der sie steht. Gin Schimmer von Gold liegt über der Gruppe, warm goldig find die Fleishtöne, dunkelgoldig, wie polierter Onyx s{chimmert das

aar der Frau, und golddurchwirkt das blaue Kleid des blondlockigen

ädchens. Die notwendigen ergänzenden blauen Tône erbringt weiter der landschaftlihe Grund. Der gleihe, wundervolle goldige Shimmer liegt au über dem grauen Schleiertuch, in das das „Arabische Mädchen“ (Nr. 1529) gehüllt ist, eine Halbfigun, die sich höchst diôkret von perlgrauem Grunde abhebt. Jener blonde Mädchenkopf mit den dunklen, großen Augen kehrt noch einmal allein wieder

*) Vgl. Nr. 111, 115 und 129 d. Bl.

-(Nr.- 1346), eine Datre fn türkiablauem Kleide mit ultramarin-7

in kleinem, oval begrenztem Brustbild (Nr. 1523). Auf das lichte aar ist hier ein O crlenbaicid Müßchen aus Hellkarmoisin und chwarz geseßt, das ih ungemein Mang wirkend von hellblauem Grunde abhebt. Neben einem italienischen Frauenkopf im Profil von strenger, Feuerbachscher Großartgnen vor Lorbeergebüsh (Nr. 1535) sei ferner ein weiblihes Bildnis (Nr. 1536) genannt. Die volle Frontansiht, in der die Dame aufgenommen ist, hat etwas Starres, ohne daß damit die wohl beabsichtigte Wirkung der Großartigkeit ganz erzielt wird. Wohltuend is der Hauptfarbenakkord, Violett vor Blau. Mit sehr viel Geshmack hat der Künstler für seine Blumen- stüde die Folien gewählt: für hellrote Rosen in leuchtend blauer Vase ein feines Grau (Ne. 1532), ein Grauviolett für gelbe Teerosen in grün- blauem Gefäß (Nr. 1540); üppige Dolden hellgelben Goldregens stehen vor leiht bewölktem Himmel (Nr. 1533), lila Astern in s{wärzlih blauer Sale vor Graublau [(Nr. 1528). Oskar Zwintscher beab- sichtigt vor allem eine stark dekorative, bisweilen fast plakatmäßige Wirkung. Er gibt viel Zeichnung, viel Linien, {arf betonte Kon- turen; er vermeidet darum auch starke Licht- und Schatteneffekte, die die Linien zerstören würden; er gibt auch den Szenen, die im Freien spielen, ein gleihwertig zeustreutes Licht; nihts vershwindet im Dunkel, nihts wird durch belonbere Helligkeit betcst. Gin besonders Garalteristishes Beilyiel dieser Art i| das Bildnis in Blumen

blauem Schal auf weiler Gartenbank vor grüner Efeu- bede. Rings herum stehen Blumen in ôpfen, alle, steif und gerade an Stôcken aufgebunden. Einige Bilder sind von eigentümlih \{chwärzlihem Gesamtton, der offenbar bezweckt, die Brillanz gewisser Einzeltöne und Gegenstände zu heben, so das Purpurrot der Rosen und Stoffe auf der „Melodie* (Nr. 1351), das \chillernde Perlmutter und das Ale Bere Gold des „Ruhenden weiblihen Aktes“ (Nr. 1344). Zwintscher hat ferner eine ansehnliche Neihe recht wirkungsvoller Bildnisse ausgestellt. Die Wirkung dieser Porträts beruht vor allem in dem meist recht glücklich gewählten Berhältnis von Figur zur Bildfläche und der veretnfahenden Stilis- sierung des Umrisses. Als besonders gut seien genannt das ,Kinder- bildnis mit Stiefmütterhen“ (Nr. 1345), ein blondes Mädchen mit leudtend hellem Teint vor dunklem Grunde, das Bildnis eines Arztes (Nr. 1343) und das des Dr. Franz Servaes vor grauem Grunde (Nr. 1347). Eugen Bracht hat mehrere prächtige Landschaften ausgestellt : die kleine skizzenhaft behandelte „Niederburg zu Manderscheid“ (Nr. 135), den „Oßberg im Odenwald" (Nr. 282) in wirkungsvoller Gewitterbeleuchtung; während der Himmel mit \{chweren, schwarzgrauen Wolken verhangen ist, werden die Burg und die kleinen, rotgedeckten Häuser unter thr von Strahlen eines eigen- tümlih grellen Lichtes getroffen. Ferner sei auf die „Schloßkuppel in Dargun* (Nr. 1469) aufmerksam gemacht, große, im Sonnen- lichte silberig grün-grau flimmernde Bäume vor satt blauem Himmel, und auf den , {en Tann" (Nr. 1669), lebende, saftig dunkelgrüne und abgebrbene gelbgraue Tannen. Einige gute Landschaften zeigt auch Willy ter Hell, wie einen „Sommertag an der Unterelbe“, eine Flachlandshaft, über der Wolkenschatten liegen (Nr. 175), und ein ganz verwandtes Motiv, das „Märkische Dorf“, wiederum eine große Fläche grauen Himmels über einer Gbene mittiefem Horizont ; \{ließlich der anmutige „Herbst in der Eifel“ in weichen, zarten, grünen und blauen Tônen. Sieg- fried Berndt wandelt niht ohne Erfolg in den Spuren Claude Monets, wie die feine, ganz hell gehaltene Ansicht des „Pont Alexandre III. in Paris“ (Nr. 1359) und die „Septembersonne Nr. 1051) zeigen, gelbbelaubte Bäume auf grüner Wiese vor weiß- lauem Himmel. Wolfgangmüller stellt eine klare Gebirgs- ansiht, „Schön Wetter überm Steinernen Meere“ (Nr. 1464), und eine Blau in Blau komponierie „Sternennaht in der Hohen LTatra“ (Nr. 1467) aus, Richard von Hagn das dämmerige, auf Blau und Grün gestimmte „Innere eines nord- friesishen Bauernhauses* (Nr. 1050), Oskar Popp ein „Drama im Walzwerk“ (Nr. 1118), gut gezeichnete, lebens-

nterieurs mit Figuren von Wilhelm Scchreuer; das 19 „Bei der Bo le (Nr. 564), stellt eine Tischgesellshaft in dem gelben Lichte einer mit gelbem Seidenshirm verhängten Lampe dar, das andere, wie jenes in Gelb, Weiß und Schwarz komponiert, dret Damen, die den Kunststückchen eines kleinen Hundes, „Molly“ (Nr. 566) zushauen. Endlih sei noch_ auf eine große Arbeit Alexander Bertrands gewiesen, die „Schwestern“, Nonnen, die sich um die Bahre einer toten Schwester versammelt. haben. Sehr wirkungsvoll stehen die schwarzen Massen der Nonnentraht und das Durkelgrün von Lorbeerbäumen, neben dem Weiß des Bahrtuches wie den weißen und gelben Astern, die man neben der Toten aufgestellt hat.

Den Düfseldorfern mag der in Königsberg lebende Ludwig Dettmann angeschlossen werden, der eine große Sammlung seiner Werke zur Ausstellung bringt. Von besonders vorteilhafter Seite zeigt \ich Dettmann als Landschafster. Zu nennen sind ein farbenprächtiger, herbstlih gelbroter „Kastanienbaum“ (Nr. 1287), ein in kühlen, blau- grünen ‘Tönen gehaltenes Friedhcfsbild. „Die blühenden Gräber (Nr. 1292), eine dämmerige Abendlandscha|t mit der einsamen Figur eines Wanderers, „Der verlorene Sohn“ (Nr. 1289) benannt, ein loderes, feines Pastell, eine „Schafherde“ (Nr. 1297) die bei herein- brehendem Sturm, der den Stauh -““z.¿vocu uno die gelben Herbst- hlätter von den Bäumen we!. en wird, und zwei helle,

ashbilder, 7Frü s u ein blühender „Kirshbaum“ (Nr. 1312), Dr. v. H.

Im Kunstgewerbemuseum ist der Wettbewerb um künst- lerishe Siedelungen für das Rittergut Nüdersdorf aus- gestellt, zu dem 43 Arbeiten mit einer großen Zahl landschaftlicher, arhitektonisher und gärtnerisher Zeichnungen und Bilder eingegangen find. Das Preisgeriht hat Preise von im ganzen 12 000 46 verteilt.

Das Bayerishe Nationalmuseum in München bereitet eine Ausstellung bayerishen Porzellans des 18. Jahrhunderts vor, die sehr reichaltig und interessant zu werden verspriht. Vor allem is durch das Entgegenkommen des Königlichen Hofes in München, der aus den Schlössern zu München, Bayreuth, Ansbach, Bamberg und Würzburg zahlreihe und wertvolle Stücke zur Ver- fügung stellt, ein ausgezeichneter Grundstock gegeben. Auch viele Museen und Privatsammler haben, wie die „Münchner N. N. melden, ihre Beteiligung zugesagt oder bereits Zusendungen gemacht. Anmeldungen von Privatsammlern, deren Adressen bei Versendung der Einladungen nicht bekannt waren, werden mit besonderem Dank jeder- zeit noch bis Mitte Juli entgegengenommen.

Technik,

Die 50. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenteure fand in diesen Tagen im großen Saale des Kurhauses zu Wiesbaden statt; sie wurde dur den stellvertretenden Vorsißenden des Vereins, Bergwerksdirektor Treutler eröffnet. Der Vorsißende begrüßte in seiner Ansprache die als Ehrengäste erschienenen Vertreter der staatlihen und ftädtishen Behörden, der befreundeten Vereine sowie die Mitglieder und Gäste. Er gedachte hierauf des Todes des früheren Vereinsdirektors, des Geheimen Baurats Dr. Ing. Th. Peters, der 27 Jahre lang die Geschäfte des Vereins erfolgreich geleitet hat. Hiernah nahm der Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden das Wort, um die Versammlung zu begrüßen. Ihm folgien der Rektor der Technischen Hohshule in Darmstadt, der Präsident der Wiesbadener Handelskammer und die Vertreter befreundeter Vereine. Der Direktor des Vereins, Regterungsbaumeister a. D. D. Meyer erstattete hierauf den Geschäftsbericht des verflossenen Jahres. Die Versammlung beschloß dann, die Auszeihnung des Vereins für bedeutende technishe Leistungen, die Grashof-Denkmünze, in diesem Jahre an den Dr. Ing. Ernst Körting sen. zu verleihen.

Ueber die ästhetishe Ausbildung der Ingenieurbauten

rofe Arbeiterfiguren in der rötlichen Beleuhtung des glühenden Hoch-

are P Schindler eine Altelierszene, „Muskelspiel“ (Nr. 1276). Edmund Körner zeigt au E einem in den Tönen etwas harten Interieur einer Barockirhe, „Frühmesse in der Ofsegger Klosterkirhe“ (Nr. 1422), eine gut beobahtete Gruppe in Lampen- beleuchtung, „Traurige Botschaft“ benannt (Nr. 987).

In geschlossener Reihe treten die Düsseldorfer in_ drei Sälen auf (Saal 12, 14, 20). Die Bildgattung, der die Schule einstmals ihren großen Ruf verdankte, die Hifstorienmalerei fehlt fast völlig. Die Landschafter überwiegen alles andere. Be- sonders starke und eigenartige Persönlichkeiten sind nicht unter dieser Künstlershar, dafür ist aber auch das all- gemeine Niveau recht hoch. Es sind fast ausnahmslos höchst tüchtige Leistungen. Das einzige wirklihe Historienbild ist Fosse Goossens „Einführung der Büttenpapierfabrikation în_ Bergish-Gladbah dur Holländer im Jahre 1588“ (Nr. 550). Die figurenreihe Kompcsition des großen Breitbildes ist im Sttile eines Freskos vereinfaht ; breite, klar umrissene Flächen sind neben- einandergestellt; die Farbenskala is verhältnismäßig kurz. Dar- estellt ist der Besuh einer vornehmen Gesellshaft von Herren und Mmies in s\paaishem Kostüm bei den holländishen Papter- fabrikanten. Goossens hat ferner ein anmutiges Kinderbild aus- gestellt, „Die kleine Holländerin“ (Nr. 930), ein Mädchen in warm rotbrauner Jade, hellblauem Rock und weißem Häubchen an einer Truhbe stehend, auf der neben Sptelsahen und einer Vase voll gelber Blumen leuhtende Orangen liegen, und ein „Nähendes Mädchen am Fenster“, eine Skizze von sattem Kolorit, in dem Blaugrün, kräftiges Rosa und Hellviolett vorherrshen. Von Landschaften mag zunächst H. Liesegangs „Herbstmorgen am Niederrheinischen Altwasser“ (Nr. 556) genannt sein, ganz im dunstigen Graublau ge- halten, im Vordergrunde ein s{hilfumsäumtes, stehendes Gewäßer, dahinter vor bleihem Himmel hohe, blätterleere Bäume. Von Lliese- gang sind ferner eine vorzügliche „Dünenlandschaft“ (Nr. 545) ‘und der „Niederrheinishe Landweg im Winter“ (Nr. 911) zu erwähnen, eine Landstraße mit niedrigen Häusern und kahlen Bäumen im Schnee. Heinrich Hermanns zeigt neben einem ganz auf bräunlichen Tönen aufgebauten „Oktobertag in Amsterdam“ (Nr. 560), ein kleines, „Sonnenflimmer“ (Nr. 912) benanntes Gemälde, ein Ge- höft unter Bäumen, durch deren laubreihe Aeste flimmernde Sonnen- \trablen fallen und helle Reflexe auf den Boden, auf Scheunen und rote Dächer werfen, und \chließlich einen graugehaltenen „Dorftümpel (Nr. 914). Frit von Willes „Toter Berg“ (Nr. 562), eine Eifellandschaft mit einem ausgestorbenen Krater in der Mitte, ist recht wirkungsvoll fraft der großartig geschwungenen Linien und der ernsten, gelbbraunen und dunkelgrünen Tône der Berge vor finster graublauem Himmel. In ganz anderer Stimmung zeigt der Künstler die Eifel in der „Ginsterblüte (Nr. Dien wo ih über dem üppig wuchernden, leuhtend gelben Ginster ein hoher, \strahlend blauer Himmel mit blendend weißen Wolken wölbt. Her- mann Emil Pohle stellt eine dekorativ breitflächige, tiefgetönte „Parklandschaft“ (Nr. 555), Gruppen hoher Bäume um einen Teich, an dessen Ufer ein Paar wandelt, und eine flotte Skizze „An der Brandstätte“ (Nr. 935) aus, Grnst Hardt ein Stoppelfeld mit Getreidehocken, „Erntezeit“ (Nr. 567) und zwei {öne Wolkenstudien, pre (Nr. 907) und „Regenluft“ (Nr. 909), Cornelius

agner eine große Marine unter tropishem Himmel, Gm (Nr. 662), einen gewaltigen ODreimaster auf tiefblauen Meereswogen, aus dem Delphine emporschnellen. Sließlih sei von Düsseldorser Landschaftern noch Otto Ackermann genannt, der mit einer schr fein auf graublau und grau- violett gestimmten Ansicht des „Wattenmeeres bei Sylt* (Nr. 549), mit einer „Morgendämmerung an der Lahn" (Nr. 565), wo sih aus blauem Dämmer die dunklen Massen einer uralten Steinbrücke und Mir. 27) ve lösen, und mit einer hellen „Dünenlandschaft

Südmonsun“

Nr. 927) vertreten is. Von Porträts sei ein geschmäckyolles amenbildnis von Otto Boyer (Nr. 540) erwähnt, ein \{lihtes Herrenporträt (Nr. 547) von Friß Reusing und

Ernft annekuhens ansprehendes Bildnis einer weiß- Afaltries Gaus im Korbsessel. Beachtung verdienen zwei hübsche

sprachen zwei Redner: ein Architekt, Geheimer Regierungsrat Dr. Ing. Muthesius, E un der Ingenieur, Eisenbahnbauinspektor Or. Ing. Jordan, Straßburg.

Au Muthestus führte etwa folgendes aus: Die Geschichte der Formenentwicklung in aritektonishen und tehnishen Gestalten zeigt, daß die rihtige Form für einen auftauhenden neuen Gedanken stets erst nach Ablauf einer gewissen Entwicklung gefunden wird. Die Anfang®gestalt {ließt sich der uns geläufigen Formenwelt an, auch wenn sich die Bedingungen grundsäßlih verändert hahen. So waren die ersten Eisenbahnwagen auf Schienen gestellte Post- futshen, die ersten Gasbeleuhtungskörper imitierte Kerzen, die ersten Automobile deihsellose Droshken. Solche Uebergangsftufen, gewissermaßen eine Metamorphose der Form darstellend, sind au in der Ausbildung der Ingenieurbauten zu beobachten, die im 19. Jahr- hundert als ganz neue bauliche Aufgaben auftraten. Auch auf diese wurden zunächst die altgewohnten Formen (antike Säulen, gotisches Maßwerk, Renaissanceshnörkel, ganze Architekturfassaden usw.) über- tragen. Die Entwicklung hat jedo dahin geführt, diese dem Wesen der Ingenieurbauten nicht entsprechenden Formen mehr und mehr abzustoßen. Dies is bereits völlig geshehen im Maschinenbau, wo sich eine neue Formenwelt entwickelt hat, die dem Zweck entspriht, ohne auf Schönheiten zu ver- zihten. Es ist noch nicht völlig gesehen bei Brückenbauten, Hallen- fonstruktionen usw., bet denen noch heute vielfa versucht wird, bei der alten, auf anderen Voraussezungen begründeten Architektur Anleihen zur angeblihen Verschönerung der Bauten zu mahen. So ift es noch allgemein üblih, mit arhitektonishem Zierat überdeckte Steinmasken vor leihte Eisenkonstruktionen zu seßen, wodurch der Versuch unter- nommen wird, heterogene Bauteile miteinander zu verbinden, die nie eine Einheit bilden können. Wie das Bestreben, die Ingenteurbauten in den Bereih künstlerisher Ausbildung zu ziehen, das ganze 19. Jahrhundert erfüllt hat, so ist neben den Versuchen ausübender Künstler, die sch aber meistens in der genannten Richtung abspielten, au in der Literatur das Problem fleißig erörtert worden. Gottfried Semper hat {on in den ö0er Jahren die Frage von der ästhetishen Seite untersuht und den seitdem sehr häufig zitierten Say aufgestellt, daß von einem monumentalen Stil der ECisen- fonstruktionen nicht die Rede sein könne, daß das Eisen vielmehr nur die Konstruktion beeinflussen könne, solange es unsichtbar in einem kompakten Material aufgehe. Die meisten Theoretiker haben sch diesem Standpunkt angeschlossen, indem sie gegen die selbständige Formentwicklung der Eisenbauten hauptsächlich m daß das Eisen zu dünn sei, um einen räumlihen Eindru zu hafen und daß die Formeisen plastisch unbildbar seten und daher nicht die versinnbildlichende Funktion ausdrücken könnten. Man mag diese Etnwürfe werten, wie man will die Ae: die die Eisenbauten bisher genommen haben, hat den Theoretikern insofern unrecht gegeben, als sich mit Macht eine dem Eisen E Gestaltungöwelt in den Bauten des Ingenteurs zeigt, die heute niht nur als deutlich erkennbarer Typus vor aller Augen steht, sondern sogar dem Schönheitsempfinden der Menschen mehr und mehr zu entsprehen beginnt. Schon heute ist unser Unterscheidungs- vermögen auch für Ingenieurbauten so weit entwidelt, daß wir gut wirkende von häßlich wirkenden Werken zu unter- scheiden vermögen, sodaß eine ästhetishe Wertung der Ingenteur- bauten bereits eingetreten ist. Es hat sich indessen gezeigt, daß die ästhetishe Ausbildung der Ingenteurbauten aus dem inneren Wesen der Salhe heraus und niht durch Zutragen äußerliher Verzierungs- teile gesehen muß. Die wesentlihen Bildungsgeseße der Arwt- tektur, die in Symmetrie, Rhythmus, Proportion und finn- fälligem Ausdruck der Funktion bestehen, können alle auch bei den Bauten des Ingenieurs in ihrem ursprünglichen Sinn ange- wendet werden. Unbedingt notwendig ist jedo, daß derjenige, der sie verwendet, auf der Basis des mathematischen Vorstellungs- materials steht, von der aus allein der Triumph der Technik ih; entwickelt hat. Denn es wäre ein niht zu verstehender Rükschritt,. die mathematishe Denkungsweise zugunsten einer sogenannten üäfthe- tishen Ausbildung der Ingenteurbauten wieder aufzugeben oder au