1909 / 138 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Jun 1909 18:00:01 GMT) scan diff

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mur zu verdunkeln. Deshalb kann auch ein höherer Shönheitswert der Ingenteurbauten nur von demjenigen erzielt werden, der den Bau von Anfang an konziptiert hat. Nur wer das mathematishe Rüstzeug

bis zur Vollendung beherrs{t, ift in der. Lage, Gestaltungen zu schaffen,

die von der Sache nicht abirren. An den Jngenteur muß aber anders eits die Forderung gestellt werden, daß er, weil er allein die Mözlich-

ten des sach emáßen Bildens in der Hand hat, auch den -Rücksichten der gefälligen Erscheinung gehörig Rechnung trägt. Diese Rücksichten der gefälligen Erscheinung müfsen daher in der Erziehung - des Ingenieurs hetont werden, jedoch stets auf der Grundlage der heute R dei genicneban selbst son vorliegenden Ergebnisse. Eine Zusammen- stellung der künstlerisch maßgebenden Ingenteurbauten dieser Art wäre erwünscht. Da das Sönheitsempfinden dem mens{chlichen Geist ur- prünglich und als nicht auszuschaltender Teil seiner geistigen

unktionen beigegeben ist, so muß auch jede menschlihe Tätigkeit den

tempel der Schönheit tragen. Die Schönheit wird sich auch bei den Ingenieurbauten als natürliher Teil ihres Wesens einstellen, wenn sie sih aus der heute noch nicht ganz überwundenen Uebergangs- ftufe zur vollen Selbständigkeit entroickelt haben werden.

D:r zweite Redner, Dr. Ing. Jordan, ging auf das besondere Gebiet der Brücken und Eisenhallen näher ein. Nach einem kurzen Ueberblick über die ges{chichtliche Entroicklung der Balken- und Bogen- brüdcken wurden diejenigen Konstruktionsarten eiserner Brücken einander

egenübergestellt, die in den leßten Jahren am häufigsten in Wett- bewerb getreten sind, nämlich der fogenannte Zweigelenkbogen mit Zugband einerseits und der Auslegerträger beziehungsweise der durh- ehende Träger anderseits. Der Redner äußerte den Wunsch, es möchten iese zulegt genannten Trägerarten mehr als bisher in den Vorder- grund treten, und mate an der Hand von Skizzen Vorschläge für die weitere Entwicklung der Formen dieser Träger in ästhetisher Be- ziehung, Im weiteren wurden die Hängebrücken, die stetnernen Brücken einschließlich der Eisenbetonbauten, sowie die eisernen Bahn- hofshallen in ihren wihtigsten Konstruktionstypen hinsichtlih der Ge- famtwirkung an der Hand von Skizzen besprochen.

Das Ergebnis der Betrahtungen wurde in folgende Säht e zu- sann Ee: 1) Bei der äfthetishen Ausbildung von Ingenieurbau- werken ist die allgemeine Anordnung der Massen sowie die Führung der Umrißlinien und die Wahl der Verhältnisse der wichtigsten Abmessungen von grundlegender Bedeutung. 2) Aesthetisch wirkungsvolle Linten- führungen erhält man dur einen möglichst starken W-chsel der Krümmungéverhältnisse derart, daß der Halbmesser der Krümmung an einzelnen Stellen groß, an anderen verbältniómäßtig sehr klein ge- wählt wird unter stetigem, nicht sprungweise sih vollziehenden Wechsel. Je stärker die Krümmung an einer Stelle ist, um \o stärker wird diese Stelle ästhetisch hervorgehoben. 3) Die grundlegenden Ab- mefsungen des Gesamtentwurfes sind so zu wählen, daß sie in möglichst einfahen Zablenverhältnifsen zuetnander stehen. 4) Den E Lien Schmuckteilen find tunlichst neuzeitlihe Formen zu geben. Bei dem Entwerfen von Jngenieurbauten spielt neben den zahl- reihen rein sachlichen Erwägungen aber auch das persönlihe Element eine nit unbedeutende Rolle. Daraus erwächst für den Ingenieur die Forderung, neben seiner etwas einseitigen wissenshaftlich-technischen Hot&schulbildung eine aligemein ästhetishe und somit eine mö,„lihst harmonishe Gesamtbildung der ganzen Persönlichkeit anzustreben. Der Ingenieur is der Vertreter seines Zeitalters xar ¿#oyÿ»v. Und wenn wir Ingenieure mehr als bisher nah dem hier anyedeuttten Ziele streben, dann wäre vielleiht auch die Lösung etner anderen Frage angebahnt, die zwar weniger an der Oberfläche ltegt, aber doch einen nicht ganz kleinen Teil der Besten unseres Volkes zurzeit beschäftigt, nämlich die Frage nach einer einheitlihen, Verstand und Gemüt in gleiher Weise befriedigenden Weltanshauung.

Verkehrsanftalten.

Scchifföliste für billige Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika (10 4 für je 20 g).

„Kaiserin Auguste Victoria" ab Hamburg 17. Junt, „Kronprinz Wilhelm*® ab Bremen 22. Junt, „Prinz Friedrich Wilhelm“ ab Bremen 26. Junt, „Kronprinzessin Cecilie“ ab Bremen 29. Juni, „Cincinnati“ ab Hamburg 1. Jult, „Kaiser Wilhelm der Große“ ab Bremen 6. Juli, „Amerika“ ab Hamburg 8. Juli, „Kaiser Wilhelm 11“ ab Bremen 13, Juli, „Cleveland“ ab Hamburg 15 Jult,

Poftshluß nach Ankunft der Frühzüge.

Alle diese Schiffe, außer „Cleveland“ und „Cincinnati®, sind Sch{nelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgang die s{hnellste Beförderungsgelegenheit bieten.

Es empfiehlt si, die Briefe mit einem Leitvermerk wie „direkter Weg“ oder „über Bremen oder Hamburg*® zu verschen.

Die Portoermäßigung erstreckt fich nur auf Briefe, niht auch auf Postkarten, Drucksachen usw., und gilt nur für Briefe nah den Vereinigten Staaten von Amerika, niht auch nah anderen Gebieten Amerikas, z. B. Canada.

Mannigfaltiges. Berlin, 15. Juni 1909.

Gestern hielt der unter dem Protektorat Seiner Majestät des Kaisers stehende Verein zur Besserung der Strafgefangenen seine leßte Sißung vor den Sommerferien ab. Nach einer Reihe eshäftliher Vüiiteilungen beshloß der Verein, daß auch in diesem Soiive der Anstaltslehrer Herr Neve mit der Vornahme einer Ne- visionsreise betraut wird. Diese Reise hat den Zweck. an Ort urd Stelle die Wünsche der vom Verein in Arbeit gebrachten Schütlinge und ihrer Arbeitgeber entgegenzunehmen und wahrheitsge!reue Nach- rihten über die Erfolge zu erhilten. Eine längere Diskussion hatte das ‘vom Vorsißenden, dem stellvertretenden Präsidenten, Grsten Staatsanwalt Klein zur Verlesung gebrahte Schreiben des Vorsigenden des Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Ge- tränke zur Folge. Es ergab \sich, daß in unseren Gefängnissen in

Theater.

Ueues Operntheater. Gura-Oper. Mitt- wo: Tristan und JFsolde.

Donnerstag: Traviata.

Freitag: Der fliegeude Holländer.

Sonnabend: Meisterfinger von Nürnberg,

Sonntag: Triftan und Jfolde. :

Montag: Barbier von Sevilla. (Abschied der Marc-el’a Sembrich.)

Theater.

Deutshes Theater. Soæamerspielzeit Held- Runge. Mittwoch: Gelbstern. Anfang 8 Uhr. Donnerstag: Gelbftern. Anfang 8 Uhr.

Kammerspiele. Sommerspielzeit Held - Runge. Mittrooch: Ein Skaudal in Moníe Carlo. Anfang 8 Uhr Donnerttag: Ein Skandal in Monute Carlo.

%ntang 8 Vhr. g

Berliner Theater. Mittwoch, Abends 8 Uhr:

Œin Herbstmanö oer. Donnercstag: Ein Herbfstmanöver.

Freitag: Ein Herbstmanösöpver. Sonnabend: Ein Herbstmanöver.

Hebbeltheater. (Königgräßer Straße 57/58.) Mittwoh: Gastspiel des Wieuer Raimund- Marysha.

Donnerstag: Marysha. Freitag: Marysha. Sonnabend: Marysha.

Uenes Schauspielhaus. Mittwoch: Mahs. (Titelrolle: Harry Walden.) Anfang 8 Uhr.

Donnerstag bis Sonnabend: Mahé6,. (Titelrolle : Harry Walden.) Anfang 8 Uhr.

Schillertheater. o. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der Biberpelz. Eine | Diebeskomödie in vier Akten von Gerhart Haupt- Ende 101 Ubr.

Donnerstog und folgende Tage, Abends 8 Uhr: Der Biberpelz.

Charlotterburg. Madame Bonivard. Alexander Bifson und Antony Mars, Ende 102 Uhr.

den Untexrichtsflunden Aufklärungen in alkoßolgegnerishem Sinne bereits gegeben und die Gefängnisinsassen auch demgemäß erzogen werden. Anders aber stellen sich viele Arbeitgeber, die. namentlich auf dem Lande, vorgeben, daß sie bei der harten Feldarbeit den Arbeitern ein Schnäpschen nicht vorenthalten könnten. Jedenfalls ift der Verein bestrebt, nach Möglichkeit in dem von dem Senats- präsidenten, Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat Dr. v on Strauß und Torney angeregtem Sinne weiter zu wirken. Nah dem voa Herrn Neckes erstatteten Bericht konnte im Monat Mai d. I. von 558 um Arbeit Nahsuchenden 507 Personen Arbeits- gelegenheit nahgewtesen weiden; es beginnt also mit der Arbeits- vermittlung wieder etwas besser zu werden. Seit Anfang Januar haben \ich nicht weniger als 316 Personen mit der Bitte um Unter- stellung unter die Vereinsfürsorge gemeldet, um ihr Hlierbleiben zu erreichen und nicht ausgewiesen zu werden, Erfreulich waren die überaus gü«stigen Mitteilungen über einen Shügling des Vereins, der zum Tode verurteilt;, dann aber auf Mitbefürwortung des Vereins begnadigt worden war. Dieser Mann ist nah Aus- sage des betreffenden Arbeitgebers ein geradezu idealer Mensch ge: worden. Sodann berichtete Frau Lar dgerihtêrat Langer- hans über die zu errihtende Heimstätte für entlassene weiblihe Häftlinge, für die der Verein in seiner leßten Sißung die Summe von 400 46 bis Ende des Jahres bewilligt bat. Da- nah hat der Verein bezw. die Abteilung für Familienfürsorge eine Wohnung im Hause Nostockerstraße 22 gemietet und das Heim wird am 1. Juli eröffnet werden. Zur verantwo:tlick&en Leiterin dieser vom Verein zur Besserung der Strafgefangenen ins Leben gerufenen Heimstätte ist Fräuleia von Below berufen worden, Auch ist be- reits eine Hausmutter für das Heim gewonnen worden, das be- stimmt fein foll, aus der Strafhaft entlafsenen weiblichen Per- sonen eine Zufluchtestätte zu bieten bis zu dem Zeitpunkte, wo es ihnen gelungen ist, Arbeit und anderweite Unter- kunft zu finden, Den Schluß der Tagesordnung bildete ein Bericht des Pfarrers Sch ulte über eine in Cassel stattgehabte Zusammenkunft der Vertceter deutscher Schreibstuben für Stellen- lose und Strafentlassene. Untec den beratenen Fragen verdient die danken8werte Antegung hervorgehoben zu werden, in Anglicderung an die Schreibstuben einen Unterriht in Maschinenschreiben und Stenographie einzurihten. Es soll in erster Linie Strafentlassenen ¿wecks Förderung eines besseren Fortlommens Gelegenheit gegeben werden, sich in den genannten Fächern auszubilden. Auch ist die Schaffung von Heimen, wie solhe in Halle und Leipzig bereits be- stehen, in Ausfiht genommen.

Potsdam, 14. Juni. (W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser und König empfing heute nahmittag im Neuen Palais die englishen Geistlihen. Bei dem Empfang waren auch Ihre Majestät die Kaiserin und gin, die Prinzessin Victoria Luise und der Staat sekrei des Auswärtigen Amts Freiherr von Schoen zugegen. Der englishe Botschafter Sir Edward Goschen bat in folgender Ansprahe um die Erlaubnis, Seiner Majestät die Herren vorstellen zu düfen:

„Die Herren, die Eure Majestät huldvollst zu empfangen geruht haben, und die ich nun die Ehre habe, vorzustellen, sind Vertreter der hristlihen Kirhen von Großbritannien und Irland. Sie repräsentieren jede Gruppe dieser Kirchen. Es befinden sich unter ihnen Bischöfe, Dekane, Geistliche und Laten ter anglik- nischen und 1ömisch katholischen Kirche; Vorstever, Geistliche und Laien der zahlreihen Freien Kircen in England und Vertreter der s{hoitishen Synoden; es sind unter ihnen auch hervorragende Mitglieder beider Häuser des Parlaments und Vertreter aus unseren Universitäten und Bildungsanstalten. Sie find hierher gekommen auf die herzlihe Einladung eines Komitees, das die entsprehenden Körperschaften in Deuischland repräsentiert, und haben freudig diese Gelegenheit ergriffen, um thre Freundschaft zu thren verehrten Gästen vom vergangenen Jahre zu erneuern. Eure Maj-\tät kennen Ziel und Absit dieser Herren. Sie sind im Interesse bes Friedens und gegenseitigen Wohlwollens gekomwen und in der festen Ueberzeugung, daß nichts we1troller is für die Freundschaft zwischen den Nationen als gegenseitige Bekanntschaft und häufiger Verkehr. Sie sind überzeugt, daß Zusammenkünfte zwischen den Vertretern und Anhängern der Kirchen der beiden Nationen, die so eng durch Bande des Vluts und durch die Geschichte ihres Geistes- und Slaubenslebens verbunden sind, nur die besten und erfreulihsten Ergebnisse zeitigen können, und es ist ihre ernste Hoffnung und Für- bitte, daß die Friedensbande, die so lange glückbiingend zwischen den beiden Reichen bestanden, dadurch auch fernerhin gestärkt und erhalten werden mögen. Ste haben mich gebeten, aus- zudrüden, wie angenehm berührt und erfreut sie von der Herzlichkeit des Empfanges sowohl in Hamburg wie in Berlin gewesen sind, und sie wünschen, daß ich Earer Mojestät, als dem erhabenen Haupt dieser großen Nation ihren herzlihsten Dank für die außerordentliche Fieundlihkeit aus! prehe, die ihnen alle: seits ron Eurer Mojestät Untertanen erwiesen worden is. Ih möchte hinzufügen, daß nichts fie mebr erfreut hat, als daß es ihnen, den Freunden und Anwälten des Friedens und Wohlwollens unter den Nationen der Erde, gnädigst gestaitet war, Eurer Majestät, dem Herrscher, unter dessen Regterung Deutshland so viele Jahre die Segnungen des Friedens genossen hat, ihre Ehrerbietung zu erweisen."

Seine Majestät der Kaiser erwiderte darauf in englischer Sprache, was in deutscher Uebersetzung, wie folgt, lautet :

„Meine Herren! Es bereitet mir ein wirklihes Vergnügen, Sie heute zu empfangen als die Vertreter der englischen christlihen Ki: chen, und ich hoffe au'richtig, daß Sie alle mit Ihrem Besuch in Veuts{- land zufrieden sein weiden. Sie sind gekommen, um den Besuch zu erwidern, der im veiflcssenen Jahre von dn Vertretern der deutshen christlihen Kirhen England abgestattet wurde. Jch habe Gelegenheit gehabt, eine Anzahl deu!scher Geistlicher zu sprehen, und bin erfreut, Ihnen mitteilea zu kdnnen, daß sie von threm Besuche sehr befriedigt gewesen sind und nicht genug sagen konnten zum Lobe der großen Gastfreundschaft und der wabrbaft christlichen Bruderliebe, wit der sie in JIh!'em Lande empfangen wurden. Jch bin sicher, daß Sie unser Volk niht weniger gastfreundlih finden werden, und ih hoffe, daß Sie von Ihrem Besuch bei uns bis zu Erde befriedigt sein werden. Ich gebe mi der Zu-

Madame Bouivard.

(Direktion: Linsemann.)

Noblesse.

(Wallnertheater.)

Donnerstag und folgende Tage, Abends 8 Uhr:

Komische Oper. Mittwoch: Demi-monde. Anfang 8 Uhr. Donnerstag und folgende Tage: Demi-monde.

Thaliatheater. (Direktion: Kren und Schönfeld.)

Mittwoch, Abends 8 Uhr: Jau Café Nobléfse. Spißzbubenkomödie in 3 Aufzügen von Carl Schüler. Donnerstag und folgende Tage:

Lustspielhaus. (Friedristrafie 236 ) woh, Abends 8 Uhr: Der fesche Nudi. Donnerstag bis Sonnabend: Der fesche Rudi.

versiht hin, daß dieser Besuch wte der im verflossenen Jahre dazu dienen wird, gute Gesinnung zwishen den beiden großen verwandten Nationen zu fördern. Jh freue mih sehr, meine Herren, daß i das Vergnügen gehabt habe, Sie zu empfangen.“

Hierauf. licß sih Seine Majestät noch etwa zwanzig der Herren besonders votstellen. Die englischen Geistllhen wurden sodann nah der Orangerte geführt, wo ihnen ein Tee dargeboten wurde Dann begaben sich die Herren nach ‘r Friedensktirhe und dem Mausoleum und legten anr Sarkophage weiland Ihrec Majestäten des“ Kaisers und der Kaiserin

riedri einen Kranz nieder. Auch die Garnisonkirhe mit der Gruft öônig Friedrich Wilhelms T. und Friedrihs des Großen wurde besucht.

Am Abend gab das Berliner Empfangskomitee den englishéèn Gästen ein Festmahl im Landesausstellungspark, dem u. a. auch die Staatsminister Sydow, Or. von Studt uud von Möller, der General- superintendent D. Faber und der Generalkonsul von Meendelsfohn beiwohnten. Der Staatsminister Dr. von Studt brachte eir.en Trink- spruh auf Jhre Majestäten den Kaifer und den König Eduard au& und verlas folgendes, bon dem Reichskanzler Fürsten von Bülow ein- gezangenes Telegramm:

„Gure Exzellenz bitte ih, den Vertretern der cristlihen Kirchen Englands, deren Hiersein Sie heute feiern, mein lebhaftestes Bedauern augzusprechen, daß ih verhindert bin, in Ihrer Mitte zu erscheinen. Ich ergreife aber gern die Gelegenheit, um Ihre Gäste im Namer@ der Kaiserlihen Regierung auf deutshem Bodén, in der Hauptstadt des Deutschen Reichs willkommen zu heißen und sle zu ver- sichern, daß ihre auf den Frieden gerichteten Bestrebungen bei mir und der Kaiserlien Negierung allezeit Fördes rung finden werden. Als Verkünder des Friedens Gottes auf Erden sind die Vertreter der christlichen Kirhen Englands zu- sammen mit den Geistlihen anderer Länder besonders berufen, für den Vöilkerfrieden zu wirken und friederfeindlihen Strömungen ent- gegenzutreten. Ich hoffe, daß unsere Gäste und christlihen Brüder die Ueberzeugung mit nah Hause nehmen und dort vertreten werden, daß auf dieser Seite der Nordsee ein fr!edlihes, arbeitsames Volk wohnt, das ebenso wie seine Regierung den lebhaften Wunsch hegt, mit seinen Brüdern jenseits des Kanals freundnachbarlih zu leben.

gez. Reichékanzler von Bülow.“

Von den deutschen Festteilnehmern \sprahen noch der Oberhof- prediger D, Dryander, der Präsident des Evangelishen Obeckirchenrats D. BVoigts, der Prälat Kleineidam und der Professor Dr. Freiherr von Soden. Von den englisGen Gästen antworteten ter Night Honourable Jobn Ellis M. P., der besonders des Ewpfangs und der Rede Seiner Majestät des Kaisers herzlihs\t Erwähnung tat, der Lord Bishop of Southwark Dr. Collins und Dr. Mendel Harris,

München, 14. Juni. (W. T. B.) Hier fanden am Sonntag gemeinsame Verhandlungen des Vereins deutscher Zeitungs- yverleger und des Verbandes deutsher Fournalisten- und Schriftstellervereine statt. An den Verhandlungen nahm der Vorstand des Vereins deutscher Zeitungéverleger teil, ferner war der Verband deutscher Journalisten. und Sriftstellervereine durh Ab- geordnete vertreten, und zwar der Verein Berliner Presse, der Frank- furter Journalisten- und Schriftstellerverein, der Verein Niedersäch{ische Presse Hannover, der Verein Rheinish-Westfälishe Presse, der Würt- tembergishe Journalisten- und Schriftstellerverein und der Münchener Journoalistens und Schriftstellerverein, weiter war anwesend der Obmann der Pensionsanstalt deutsher Journalisten und Schzift- steller. Die Grundlage der Verhandlungen bildeten Normal- bestimmungen für einen Vertrag zwischen Verleger und Redakteur. Die Verhandlungen ergaben ein von den Vér- tretern der Journalisten besonders freudig begrüßtes Einver- ständnis über die wichtigsten Grundlagen eines folchen Vertrages; ins- besondere einigte man sich darüber, daß eine Regelung der Frage der Fürsorge für Alter und Invalidität und für Witwen und Waisen der NRedakteure und Angestellten des Zeitungasverlegers in die Wege geleitet werden müsse. Die weitere retaktionclle Bearbeitung des Vertrags wurde dem Vorsißenden des Vereirs deutscher Zeitungés verleger Dr. Max Jänecke gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Vereins Berliner Presse Vollrath übertragen.

Wien, 14. Iunt. (W. T. B.) Die Teilnehmer an der Prinz Heinrih-Fahtt sind

: heute nahwittag auf der vierten Etappe Bubdapest—Wien hier eingetroffen. Der Prinz Heinrich von Preußen, der gegen 33 Uhr anlangte, wurde sowohl in den Straßen wie auch während der Ankunft vor der Empfangsrotunde lebhaft begrüßt. Jn der Notunde begrüßten den Prinzen zunächst der Bot- schafter von Tschicschky, der Erißerzog Leopold Salvator, der Mark- graf Pallavicini, der Statthalter Graf Kielmannsegg und der Bürger- meister Lueger mit kuren Ansprachen. Abends fand in den Räumen des dsterreihishen Automobilklubs ein Empfang statt.

Troppau, 15. Juni. (W. T. B.) Heute naht brach im hie- sigen Stadtiheater ein Brand aus, der auch die umliegenden Gebäude bedrohte. Nah 2X stündiger Arbeit gelang es, den Braud auf das Theatergebäubde zu beshränken. Ein Teil des Zuschauerraums, die Decke und das Dach fielen den Flammen zum Opfer. Die Bühne und der äußere Bau sind unversehrt. Es i ri:mand verunglückt. Das Feuer entfiand vermutlih durch Unyo: sichtigkeit von Arbeitern.

Gibraltar, 14. Junt. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord- deutshen Lloyd „Prinzessin Irene“ ift heute mit hundert Kajüts passagieren des geftrandeten Dampfers „Slavonia* eingetrcffen. Die meisten von ihnen fetten die Reise nah Neapel fort.

Kopenhagen, 14. Juni. (W. T. B.) Um 1x Uhr brach in den Näumen des Rigauschen Bureaus Feuer aus. Der Brand, der wahrs{einlich durch Kurzshluß entstanden war, zerstörte das Privatkontor der Direklion; er wurde dur die {nell herbeigerufene Feuerwehr bald gelöscht.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

N S O Ba D : E 4) E E E R ERRPEN

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Regierungsassefsor Curt Stubenrauch (Groß-Lichterfelde).

Gestorben: Hr. Generallandschaftsdirektor a. D. Emil Weble (Frankfurt a. O). Hr. Korys- stabéveterinär, Professor Franz Schwarznecker (Berlin). Hr. Untversitätsprofessor Dr. phil. Siegmund Fränkel (Breslau).

Verantwortlicher Redakteur:

Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Heidrich) in Berlin- Druck der Norddeutschen Buchdrulkerei und Verlags-

Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Neun Beilagen

Im Café

Mitt-

Mittwoh, Abends 8 Uhr: S@{wank in 3 Akten von

Potsdam).

Familiennachrichten.

Verebeliht: Hr. Hans-Georg Graf ton Kalnein mit Fil. Scfie von Boddien (Königsberg i. Pr ). Hr. Pfarrer Johannes Kaniß mit Martha Freitn Sptegel yon und zu Peckelsheim (Altraden-

einshließlich Börsen-Beilage und Warenzeichen- O Beilage Nr. 21 A und 21 B),

lichen Anzeigers (einsch{ließlich dexr untex Nv. 2 veröffentlichten Vekauntmachungen), betreffend Fommauditgefellschaften auf Aktien

ub 7, bis 12, Juni 1909.

sowie die Inhaltêaugabe zu Ne. 6 des öffent-

Ftiewgesellshaften, für die Woche vom:

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zum Deutschen Reichsanzei

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Erste Beilage

Qualität mittel gut

Mearfktorte

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

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Verkaufte Menge Doppelzentner

ger und Königlih Preußishen Staatsanzeiger.

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P 4 (Preis unbekanut)

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Da Strehlen i. Schl. , Löwenberg i. Sl. . 27,10 M e S 24,20 O i O A

25,10 26,00

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17,30 1750

18,10 18,60

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14,00 16,50

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5 Braugerste

17,60 17,40 18 60 19,60

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Bemerkungen.

5

= 4... D. Q

Berlin, den 15, Juni 1909.

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner un Ein liegender Stri (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Pre

26,50 26,00 27,30 24,20

14,30 16,50

18,40 17,40

18,60 19.60 15,40

19,00

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d der Verkaufswert auf

26,60 27,00 27,30

27,40 25,00

27.00 2800 27/50 27/50 ln: 96/20 27,40 na 25.00 E)

Kernen (enthülster Spelz, Dinkel, Fes

27,60 27,20 29,80 295,00

27,60 | 27,60 26,00 25,00

Roggen. | 19,20 18,80 19,00 18,80 18,50 19,00 19,50 18,00 18,00

27,80 28,00 26,20

18,70 18/25

18,30 18/80 18/50

17,94 20.00

18,30 18/25 18,30

18,80 18,50

17,60 18/40

G erfte. 14,80 18,50 18,00

14,40 18,00 17,25 20,40

14,70 18,40 17,25 20,40

Hafer. 19,10 | 19,00 19,80 19,00 20,20 18,40 19,60 19,80

| 18,80

19,00 18,70

18,80 20,00 16,90 19,50 19,48 21,00

18,50 18,70

18,80 20,00 16,90 19,40 19,10 29,00

Kaiserlijes Statistisches van der Borght.

28,00 27,70 26,20

27,90 28,09 26,60

19,20 19,40 19,00 18,80 18 50 19,00 19,50 18,00 18,00

15,00 19,00 18,00

19,60 19,00 19 80 19,00 20,20 18,49 19,60 20,00

19,00

Amt,

50 9 3

71 30 35

8 12

volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durtschnittspreis wird aus den una is nit vorgekommen ist, ein Punkt (. ) in den lezten sech8s Spalten, daß entsprehender

Weizen. 27,50 27,60 R E L N

27,00

25,20 26/00

27,20 26,47 25,20

19,37 18,00 18,04 18,70 17,03

3 400 41 20,40

1 309 18,70 1L&, 7. 6. 12. 6. 7. 6. 29. 5,

erundeten Zahlen bereSnet. Polen Dn

1 420 90,00 507 16,90

669 19,38 164 20,50 226 18,82

18,80 |

Grofßhandelspreise von Getreide an deutschen uud fremden VBörseuplätzen für den Mouat Mai 1909 nebst entsprehenden Angaben für den Vormonat. 1000 kg in Mark.

(Preise für greifbare Ware, soweit niht etwas anderes bemerkt.)

Monat Das Mai [gegen im 1909 | Bor-

monat 183,60

175,00 245,00| 245,00 182,35

178,00 158,33| 147,00

Königsberg.

oggen, guter, gesunder, 714 g das 1 Weizen, guter, bunter, 749 bis 754 g das 1 afer, guter, gesunder, 447 g das 1

erste, Brenn-, 647 bis 652 g das 1

Breslau. Noggen, Mittelware Wei

zen, -

Hafer, Gerste, s

Mais { Fmerifeniscer

174,80 240,40 181,20 182,00 145,50 166,50 172,50

163,70 223,70 170,20 182,00 145,50 166,50 172,50

187,02 299,29 182,61

177,11 242,52 179,41

Oggen, guter, gesunder, mindestens 712 g das 1 , Weizen, , Ï Ì 755 g das 1 , Hafer, ° ú 450 g das 1 ,

Mannheim. Noggen, Pfälzer, u (Fer bulgarischer, mittel . . Wetzen, Ÿ [er ru\\isher, amerik., rumän., mittel . Hafer, badischer, russischer, mittel

DADLGDE, WICIIEE, MIHCL » ooo og F ONE MILIELS, M e ooo ov München.

oggen, bayerischer, gut mittel Wetzen, ú x "

fer, s " erste, ungarische, mährishe, mittel « bayerische, mährif E

Wien.

Roggen, Pester Boden . ., W zen, het o 9 ck00 pet oar! fer I E er Ce o a e . . . . . ., Mais, ungarisher ...

188,93 266,38 192,96 194,11 144,82

187,03 262,93 188,05 193,13

Gerfte 145,94

184,00 275,00 188,00

180,00 2995,00 182,50

179,03 273,48 162,32

142,20

180,41 265,28 164,20 172,31 139,47

Roggen, Welten,

Poser: erfte, Mais,

Wetzen

Weizen

Weizen

Noggen Mais

Wetzen |

Weizen Hafer | erste

Wetzen |

Budapest. Mtittelwoare

Sogar, (L S (O Weizen, Ulka, 75 bis 76 kg das hl. .

Riga.

roggen, (1/08 S e O S O T

Paris.

Roggen | [teferbare Ware des laufenden Monats \

Antwerpen.

Donaus-, mittel Kansas Nr. 2 La Plata Kurrachee Australier

Amsterdam.

\ St. Petersburger Ode a . . . . . - . .* * * q amerikanis{her Winter- . „5 amerikanischer bunt La Plata

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engl. weOI (Mark Lane) . «. «

La Plata an der Küste Australier

englisches Getreide, Mittelpreis aus 196 Marktorten (Gazette averages)

Liverpool.

Tol Bn I D 6 o o Manitoba Nr. 2

Kalifornter

E Al

Kurrachee . . ..

Auftralier, neu

| (Baltic) .

170,76 292,94 155,07 151,23 132,14

140,12 186,09

« «| 140,35 . «| 186,79

150,27 215,61

201,37

204,44 191,08 209,30

152,00 209,03 218,73 135,68 133,36

211,61 206,58 203,11 205,46

196,56 149,32 152,27

212,48

205,83

207,32

169,49 249,33 155,42 151,83 128,97

140,77 186,33

140,34 186,33

145,67 203,55

200,41 200,73 198,46

199,11

150,78 155,45 198,67 203,18 133,42 133,34

205,20 200,25 197,34 200,86 187,51 140,48 157,41

198,10

200,00

203,57

| Hafer, englisher weißer

163,55| 151,02 Odessa L is ame u F aviiós

î

Gerste, Futter-

Odessa Mais amerikan., bunt

140,43 La Plata, gelber

146,43

148,97] 152,75)

Î 199,30/ 177,39 164,69) 120,32)

Mai Weizen, Lieferungsware / Iuli

Mais é

190,83 172,66 160,08 113,73

223,17] 208,26) 209,51] 198,15 Lieferung8ware { Juli... 187,88} 183,12 h September 175,16 Mais Á M 137,47| 127,46 mei Buenos Aires. M | Dur@&snittswäre ,

212,07 202,03

Weizen Mai

183,75 179,60 102,45| 103,88.

Bemerkungen.

1 Imperial Quarter is für die Weizennotiz von engl. Weiß- und Rotweizen = 504, für La Plata und Australier (Baltie) = 480 Pfund engl. gerehnet; für die aus den Umsägen an 196 Marktorten des Königreichs ermittelten Durchschnittspreise für einheimishes Getreide (Gazette averages) ift 1 Smperial Quarter Weizen = 480, Hafer = 312, Gerste = 400 Pfund englis angesezt. 1 Bushel Weizen = 60, 1 Bushel Mais = 56 Pfund englis; 1 Pfund englis = 453,6 g; 1 Last Roggen = 2100, Weizen = 2400, Mais = 2000 kg.

Bet der Ens der Preije in Reich9währung find die aus den einzelnen Tagesangaben im „Reichsanzeiger“ ermittelten monatlicken DurehshnittsweSselkurse an der Berliner Börse zu Grunde gelegt, und zwar für Wien und Budapest die Kurse auf Wien, e London und Liverpool die Kurse auf London, für Chicago und Neu York die Kurse auf Neu York, für Odessa und Riga die Du uf St. Petersburg, für Paris, Antwerpen und Amsterdam die Kurse auf diese Pläye. Preise in Buenos Aires unter BerücklsiStigung der Goldprämie.

Berlin, den 15. Juni 1909.

Kaiserliches Statistishes Amt. van der Borght.