1909 / 139 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 Jun 1909 18:00:01 GMT) scan diff

2) Die Umrechnung solcher Goldmünzen, für welche ein bestimmtes Verhältnis zu Silbermünzen geseßlich nicht feststeht, erfolgt nah Maßgabe des Verhältnisses des gesetzlichen Feingehalts derjenigen Münzen, auf welche die Zahlungsverpflichtung lautet, zu dem geseh- lichen Feingehalte der Reichsgoldmünzen.

Bei der Umrechnung anderer Münzen werden

der Taler zum Werte von 3 F, e

der Gulden süddeutsGer Währurg zum Werte von 1/7 ,

die Mark lübischer oder hamburgisher Kurantwährung zum Werte von i!/; M,

die übrigen Münzen derselben Währungen zu entsprehenden Werten nach ihrem Verhältnisse zu den genannten berechnet. ;

Bei der Umrechnung werden Brueßteile von Pfennigen der Neich3- währung zu cinem Pfennig berehnet, wenn sie einen halben Pfennig oder mehr betragen, Bruchteile unter einem halben Pfennig werden nit gerechnet." : l

y 5) Werde Zahlungsverpflichtungen nach Eintritt der MNeichs- währung unter Zugrundelegung vormaliger inländischer Geld- oder Rechnungêwährungen begründet, so ist die Zahlung vorbehaltlich der Vorschriften des § 9 in RNeichsmünzen unter Anwendung der Voc- {riften der Nr. 2 zu leisten. :

4) Fn allen gerihtlich oder notariell aufgenommenen Urkunden, welche auf einen Geldbetrag lauten, des8gleihen in allen zu einem Geldbetrage verurtetlenden gerichtlihen Entscheidungen ist dieser Geld- betrag, wenn für ihn ein bestimmtes Verhältnis zur A geseulih feststeht, in Reitswährung auszudrück-n, woneden jedo dessen gleichzeitige Bezeihnung nah derjenigen Währung, in welcher ursprünglich die Verbindlichkeit e war, gestaitet bleibt.

Das Gesetz, betreffend die. Ausprägung von Reichsgoldmünzen, vom 4 Dezember 1871 (Neich8gefeßbl. S. A das Münzgeseß vom 9. Juli 1873 (Reich3geschbl. S. 233), das Geseß, betreffend Aende- rungen im Münzwesen, vom 1. Juni 1900 (Reichsgeseßbl. S. 250) und das Gesetz, betreffend Aenderungen im Münzwesen, vom 19. Mai 1908 (Reichsgeseßbl. S. 212) werden aufgehoben. Soweit in be- stehenden Vorschriften auf Vorschriften der aufgehobenen Gesetze ver- wiesen ist, treten die entspcehenden Vorschriften dieses Gesetzes an die Stelle. |

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel.

Gegeben Neues Palais, den 1. Juni 1909.

(Li: S) Wilhelm. Fürst von Bülow.

Bean me Muna, betreffend die Ausführungsbestimmungen zu den bisherigen Münzgeseßen. Vom 9. Juni 1909.

Der Bundesrat hat beschlossen, daß die zu dem Gesehe,

betreffend die Ausprägung von Neichsgoldmünzen, vom 4. De- |

zember 1871 (Reichsgeseßbl. S. 404), zu dem Münzgesehe vom 9. Zuli 1873 (Reichsgeseßbl. S. 233), zu dem Geseße, betreffend Aenderungen im Münzwesen, vom 1. Juni 1900 (Reichsgeseßbl. S. 250) und zu dem Geseße, betreffend Nenderungen im Münzwesen, vom 19. Mai 1908 (Neichs- gesehbl. S. 212) erlassenen, zur Zeit noch geltenden Aus- führungsbestimmungen auch nah dem Jnkrafttreten des Münz- geseßes vom 1. Juni 1909 in Geltung bleiben sollen. Berlin, den 9. Juni 1909. Der Reichskanzler. Jn Vertretung: Sydow.

VelranntmaMh Una,

betreffend den Austritt der niederländischen Kolonien in Westindien aus dem Verbande der internationalen Uebereinkunfi übec Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber, vom 3. De- zember 1903 (Reichsgeseßbl. 1907 S. 425).

Vom 7. Juni 1909.

Die Königlich niederländishe Regierung hat der Regierung der Französishen Republik die Kündigung der internationalen Uebereinkunft, betreffend Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber, vom 3. Dezember 1903 für die niederländischen Kolonien in Westindien zugehen lassen.

Berlin, den 7. Juni 1909.

Der Reichskanzler. Im Auftrage: von Koerner.

ree E GRA 1 E. T V 1AM U EBCKO un E

Die von ge ab zur Ausgabe gglangende Nummer 82

des Reich3ge]eßblatts cnthält unter

Nr. 3620 das Münzgcseß, vom 1. Juni 1909, unter

Nr. 3621 die Bekanntmachung, betreffend die Ausführungs- bestimmungen zu den bisherigen Münzgeseßen, vom 9. Juni 1909, und unter

Nr. 3622 die Bekanntmachung, betreffend den Austritt der niederländischen Kolonien in Westindien aus dem Verbande der internationalen Uebereinkunft über Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber, vom 3. Dezember 1903 (Neichsgeseßbl. 1907 S. 425), vom 7. Juni 1909.

Berlin W., den 16. Juni 1909.

Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Pfarrer an der böhmisch-lutherishen Gemeinde in Berlin, Superintendenten a. D. Tillich zugleih zum Kon- sistorialrat und Mitgliede des Konsistoriums der Provinz Brandenburg im Nebenamte zu ernennen und infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Eschweiler getroffenen Wahl den Kaufmann Josef Nacken, den Kaufmann Peter Besgen und den Rentner Christian Vahsen daselbst als unbesoldete Beigeordnete der Stadt Eschweiler auf fernere sechs Jahre zu bestätigen.

Seine Majestät der König haben den Anschluß der deutshen evangelischen Gemeinde zu Kristiania in Norwegen an die evangelishe Landeskirche der älteren Provinzen der preußishen Monarchie Allergnädigst zu ge- nehmigen geruht.

Finanzministerium. Die Rentmeisterstelle bei der Königlihen Kreiskasse

in Naumburg, Regierungsbezirk Merseburg, ist zu beseßen.

Königliche Generallotteriedirektion.

Bekanntmachung. Die Königliche Generallotteriedirektion verlegt am 21. d. M. ihre Geschäftsräume von der Wilhelmstraße 63 (Gartenhaus) nach dem für die Lotterieverwaltung her- gerichteten Gebäude Markgrafenstraße 47 hierselbst. Berlin, den 12. Zuni 1909. Königliche Generallotteriedirektion. Strauß. Ulrich.

Ministerium für Landwirtschafi, Domänen und Forsten.

Die Oberför sterstelle Neu-Lubönen im Regierungs- bezirk Gumbinnen isst zum 1. August 1909 zu besegen., Be- werbungen müssen bis zum 1. Juli eingehen.

Tagesordnung für die am 30. Juni 1909 in Münster i. W. im Sihungs- zimmer der Königlichen Eisenbahndirektion stattfindende 56. Sitzung des Bezirkéeisenbahnrats sür die Eisen- -bahndirektionsbezirke Hannover und Münster.

Fesistellung der Anwesenden und Bildung des Bureaus. Aenderungen in der Zusammensetung des Bezirkseisenbahnrats. Aenderungen in den Bezirkea der Königlichen Eisenbahndirektionen. Berufung des ständigen Aus\{usses. l Wesentliche Aenderungen im Personen- und Gepälverkehßr. Wesentliche Aenderungen im Güter- und Tierverkehr. Fahrplanänderungen. j Ergebnisse früherer Beschlüsse des Bezirkseisenbahnrats. Wahl von Mitgliedern des Ausschusses. Ausnahmetarife für die Autfuhr von Getreide. Ausnahmetarif für Steinsalz und Siedesalz. Ausnahmetarif für Ton. i Beratung der eisenbahnseitig für den Winterfahrplan 1909/1910 in Ausficht genommenen Aenderungen. Fahrplanänderungen. Zeit und Ort der nächsten Sitzung. Hannover, den 11. Juni 1909. Königliche Eisenbahndirektion. Wesener.

Jn der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ ist eine urkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Mül- heim a. d. Nuhr, veröffentlicht.

Nichlamllicßes. Deutsches Nei ch.

Preußen. Beclin, 16. Junk.

Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr hielt heute eine Sißgung.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich württem-

getroffen.

Der Königlich niederländishe Gesandte Baron Gevers | ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandt- |

schaft wieder übernommen.

Neufahrwasser, 16. Juni. Seine Majestät der

Kaiser und König traf, „W. T. B.“ zufolge, von Wild- | park gestern abend um 7 Uhr hier ein und begab Sich sofort j

an Bord der Jacht „Hohenzollern“. Das Kaisergeshwader ging | den Geseuentwurs, betreffend bie -Artheftiè

um 81/2 Uhr in See. Deutsche Kolonien.

Die Togo-Dahomey-Grenzkommission hat ihre bätte det KObite: Vei Mebr Werübiaung,

! gehalten werden, ater es komme dann au cine Stunde, die gebiete,

bisherige Aufgabe, die Festlegung der Ostgrenze bis zum 9. Breitengrade, beendigt. Jnzwischen ist, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mitteilt, eine Vereinbarung deutschen und der französischen Regierung dahin erzielt worden,

daß die Grenzkommission ihre Arbeiten weiter nördlih fort- |

seßt, um sämtliche bezüglich der deutsh-französishen Grenze noch bestehenden Streitpunkte zu bescitigen.

gesammelt und wird mit der Triangulation der noch nicht

genau festgestellten Grenzstrecke zwishen dem 10. Grad nördl. j

Breite und Dje-Gando demnächst beginnen.

Ueber die Entwicklung der Lage in Ponape (Ost- E wird von dem Kommandanten S. M. S. „Jaguar“ berichtet:

Nach Eintreffen der Kriegsschiffe „Condor* und Jaguar" sowie

ciner 150 Maßxn \taiken Polizeitcuppe find Friedensstörungen nit |

mehr vorgekommen. Die Eingeborenen erkannten den Ernst ber Lage.

Es bestand ei t 6 Mißtrauen, kein Häuptling lie h elan» Q Mono g a ees | ments hat an den Erzbischof von Bordeaux, Kardinal

sehen, dem Kriegehiff} wurden keine Lebensmittel geliefert, Hierin trat während der leyten Zeit infolge des freuntlichen Auftretens der Regierung eine völlige Aenderung ein. Auch das disziplinierte und dabei doch harmlose Benehmen der Schiffsbesazung sowie der shwarzen Truppen wirkte beruhigend. geliefert, au einige alte Gewehre angebrat.

Ponape galt im Fnnern als unwegsam. Durchhaue ers&ienen

wegen der kreuz und quer legenden Stämme des vor mehreren Jahren ;

durch einen Caifun gefällten HoWwaldes als unausführbar. Doch mußte ein Versuch gemacht werden, da der Bezirksamtmann in Ponape ohne Schiff mit noch so viel Truppen abgeschnitten gewesen wäre wte zur spanischen Zeit. Der mit 60 Soldaten unternommene Versuch gelang. In zwet Monaten wurde ein etwa 20 km langer Durhhau quer durch die Insel nach Klit und ein rechts abgehender Durh- hau nah Paliker hergestellt. Die Baumstämme machten vie! Arbeit, aber es ging. Anfang März marschierten ein Teil des Landunçskorps und einige \chwar;e Soldaten in zwölfstündigem Marsche nah Kiti. Jeßt müssen nur noch etwa 20 km Zweigwege angelegt werden, was in Bälde geschehen soll. Ponape ist dann in allen seinen Teilen durch weiße Truppen erreichbar. Dann dürften Aufstände für die Zukunft wohl kaum mehr zu befürchten. sein. Daneben sind dur diese Arbeit

enehmigungs- | v i D, Y i einen folchen Verfassungsentwourf vorzulegen, da na dem bosnischen

| meinsamen Monarchen, die

| Erhalteng des Bündnisses mit dem Deut'chen eiche ein, c « V, 4 ç t

! den Frieden zu verdanken habe, und forderte die Regierung auf, dahin

è zu wirken, daß den Christen in den Balkarländern wirklih die Freis

| Aeußern

! Clemenceau der

zwischen der !

Die deutsche Abteilung |

der Grenzkommission hat sih in Kjirkjiri (Bezirk Sokode) | Reeniat

Eine Anzahl Uebeltäter wurden aus- ?

mer ones Land und Wasserkräfle der allgemeinen Nußung ershlossen worden. :

Im Anschluß an das Landungémanöver fanden in Kiti, Mutok und Metalanim an Bord des „Jaguar“ Verhandlungen zwecks Ein- führung einer Arbeitssteuex statt. Sämtliche Häuptlinge der be- treffenden Landschaften hatten fich sofort e'ngefunden und dem Vors {lage der Negierung zugestimmt. Das Schiff drang jedesma!l so tief wie mögli in die schmalen Korallerhäfen vor, sotaß zur Ver- wunderung der Häuptlinge thre Hütten in bequemer Reichweite unter den Geschüßen lagen. Die Eingeborenen hatten das für unmöglih gehalten, denn tas legßzie Schiff, an das bie alten Leute sih noch erinne:ten, war der Südstaatenkreuzer „Alabama“, der im Jahre 1862 vier Walfishfänger in Mutokhafen verbrannt hatte; in den übrigen Häfen wazien nur die kleinen spanischen Fluß- kanonenboote gemesen.

In Ponape herrs{cht nech Lehentsystem. Nach dem Tode eines Mannes fällt sein Land an einen anderen, von dem Häuptlivg zu bestimmenden Mann. Die Folge ist der Mangel von Inter:fe an dem Ausbau des Besites und, da sich nach tem Tode d's Baters die Familie notgebrungen zerstreut, auch absoluter Mangel an Familtenfian.

. Die Sieuer lcgt nun jedem Manne zwischen 16 und 45 Jahren die Pflicht auf, fünfzehn Tage im Jahre für die Regierung um den ortsüblihen Tagelobn von 1 6 zu arbeiten. 50 y. H. des Arbeits- lohns erhalten die Namarakis oder Häuptlinge, 50 v. H. die Arkeiter. Dafür wird das Land sreies Cigertum der Leute, und die bisherigen Naturalienabgaben fallen fort. Da tie Insel 800 Männer zäblt, so beträgt der jährlihe Arbeitélohn gegen 12 (00/46 Durch diefe Steuer werden also n!chGt nur die Eingeborenen zur Leistung eir es Beitrags

! zu den öoffentlichen Lasten herangezogen, sondern es wird damit auch

eine Hauptursache der bitherigen Streitigkeiten unter den Gingeborenen, das Lehenssystem, beseitigt.

Oesterreich-Ungarn.

Das österreichishe Abgeordnetenhaus seßte ge]tern die erste Lesung des Finanzp lanes der Regierung fort.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ wandte sih der Abg Geßs mann im Laufe der Debatte an die Tsechen mit dem Ersuchen, die ziellose Opposition aufzugeben, um eire Versländigung zwischen

¡ Deutshen und Tschechen zu ermöglichen, die außer aus politisck@en

Gründen auch durch die Finanznot dec Länder geboten set.

Das Haus nahm schlicßlich einen Antrag Glombinski auf Einsezung eines Spezialausschusses an, dem die Finanz- vorlagen überwiesen werden sollen, und trat darauf in die Beratung eincs Dringlichkeitsantrags Kalina ein, dur den die Regierung aufgefordert wird, die bosnisch-herzego- winishen Verfassungsentwürfse dem Hause unverzüglich vorzu-

legen.

Nach ter Begründung der Orivglichkeit d:6 Antrags dur den Abg. Kalina, der tie Besorcnis autsp: ah, daß Bosnien nur eine

i Scheinverfassung oßne wirlsame Konirolle des Landtags üker die

Verwaltung erhalten werde, erklärte d-x Ministerpräsident Freiherr von Bienerth, daß die Negterung nit in der Lage tei, dem Hause

NVerwaltunggeseße für die Regelung des inreren Rehs und der

! Ordnung in Bosnien die beirerfeitigen Pa:lamente nit zusiändig

seien. Die Cinführung der Verfassung sei einc Prärogative des ge- dieser unt:r perfassungsmößiger Mit- wirkung des gemeinsamen Ministeriums und der beiden Regierungen

i ausübe.

Nach kurzer Debatte tourde der Dringlichkeitsantrag Kalina abgelehnt und darauf die zweite Lesung des Budgets

| begonnen.

In der Verbandkfung trat der Abg. Lang (Chrisil.. Soz.) für die dein man

heit des Sewissens und des wirtschaftlihen Lebens gewährt werde.

! Der Aba. Freiherr von Chiarîi befürwortete die rashe Erledigung

des rumänischen Handel®vertrages und des Ermächtigungs8gesetzes und

i u) j x Î ! erklärte in Besprehung der nationalen Frage, es sci im Interesse bergishe Finanzminister von Geßler ist heute hier ein- ;

etner gedeibl'chen politis@en Entwicklurg des Staats unbedingt er- forderli, den nationalen Au®gleich anzubahren. Darauf wurde die Verhandlung abgebrochen.

Frankreich.

Im gestrigen Ministerrat erstattete der Minister des Pichon, „W. T. B.“ zufolge, Bericht über seine bisherigen Verhandlungen mit der marokkanishen Mission. Die Verhandlungen sollen fortgeseßt werden. Pichon ersuchte den Finanzminister, die im Laufe dieser Unterhandlungen auf- geworfenen finanziellen Fragen zu prüfen.

Der Senat verhandelte in der gestrigen Sißung über

Nach dem Bericht des „W. T. B.* erklärte der Ministerpräsfident Forderung gegenüber, die Uekertreter des Trennungtgesetzes zu begnadigen, das Pregranm der Regierung ent- Das Sesctz müsse

die Geister zu beruhigen. Die Regierurg könne die Mitglieder ehemals selbständiger Orgarisatioren nicht begnadigen, weun diese die Negierurg bekämpsten. Wsdann wurde in die Beraturg der einzelner Artikel eingetreten. Nuf bie Forderung Gaudin Villatines, die Postbeamten zu begnadigen, entgegnete der Arbeitsminiftec Barthou ablehnend. Er ¡ählte die den Postbeamten gewöhuten Vorteile auf urd sagte, fie hätten das Vaterland und seine Gesegze Er spreche ihnen das Necht des Sireiks und dex Atbeités ecinstellung ab.

Der Senat verwarf das Amendcment Villaine mit 239

| gegen 33 Stimmen, nahm dagegen die Begnadigung der

Winzer und der infolge des Streiks vom 14. Januar Ver- urteilten an. Darauf wurde die Sißung aufgehoben.

Die Deputiertenkammer hat ge!ern mit 428 gegen 132 Stimmen die Dringlichkeit der Debatte über die Zolltarifrevision beschlassen.

Die gesamte Geistlichkeit des Girondedeparte-

Andrieu anläßlich der gegen ihn eingeleiteten strafrechtlichen Verfolgung eine Adresse gerichtet, in der es, „W. T: B.“ zu- folge, “unter anderem heißt:

Das katholische Gewisjen, das in Frankreich zu lange ges{lummert, wurde durch Eure gewichitge Stimme aufgeweckt und wird der Schuß der sozialen Ordnung scin und nah manchen Kämpfen wird dies den Steg des Nets üter die Gewalt bedeuten.

Nußland.

Die Reichsduma ist, einer Meldung des „W. T. B.“ pufolge, gestern durch Kaiserlihen Ukas bis zum 23. Oktober . J. vertagt worden.

Spanien,

Die „Gazetta“ veröffentlicht ein Dekret, das dem Kri egs- minister einen Kredit von 3281410 Pesetas zuweist. Die Summe ist zur Verstärkung und Verproviantierung der Garnison von Melilla und zur Bereithaltung von dreî ge- mischten Brigaden bestimmt.

E

E SEE E R N E MRPES E S B E E

Türkei.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ erklärte der Minister des Aeußern Rifat Pascha in einer Unterredung über die Kretafrage, daß alle Zeitungsnachrichten über bevorstehende Schritte der Mächte verfrüht seien. Die beteiligten Negierungeti hätten, soweit ihm bekannt sei, nech keine bestimmten Entschlüsse gefoht. Auch die türkische Regierung -behalte sich daher ihre

tellungnahme vor. „JFitihad“ meldet, der 1 S sei die Kopie einer Note Griechenlands an die Großmächte übers reiht worden, in der cs sih über die- aktiven Maßnahmen der

Türkei gegen Griechenland beschwert.

Die Deputiertenkammer seßte gestern die Beratung

des Preßgeseßes fort. Die Jnterpellation über die Kreta- | ! und eln neuex, von Boltwood entdeckter radioaktiver Körper, das

frage wurde auf nächsten Donnerstag anberaumt.

Zwischen - den aufrühreri\hen Albanesen und den türkishen Truppen haben, obiger Quelle zufolge, bei Schisshma drei heftige Zusammenstöße mit Verlusten auf beiden Seiten stat:gefunden. Dschavid Pascha verlangt 1e bs und droht den Albanesen mit dem Belagerungs- zuitanDd.

Nach militärischen Fesistellungen beträgt die Gesamt- zahl der bei den Unruhen im Wilajet Adana getöteten und verwundeten Armenier und Mohammedaner 5400.

*_— Jn der Garnison Erzerum is der normale Zustand durch den Kommandanten des 4. Ordu (Erzinghian) Marschall JFbrahim Pascha wieder hergestellt worden; die revoltierenden Soldaten sind entwaffnet und die verjagten Offiziere in ihre Kommandos eingeseßt worden. Der shuldtragende Kom- mandant von Erzerum, Divisionsgeneral Jussuf Pascha ist

“nach Konstantinopel gebracht und harrt seiner Aburteilung.

Amerika.

Jn der gestrigen Siyung des amerikanischen Kabinetts eigte sih, wie das „W. T. B.“ meldet, daß der Präsident Taft die vorgeshlagene Besteuerung der Reinerträg- nisse der Korporationen befürwortet nicht allein wegen der durch eine folhe Steuer zu erzielenden Staatseinlünfte, sondern weil sie auch einen entschiedenen Schritt vorwärts zur Kontrolle dec Korporationen bedeutet, wofür sich Taft hon im Dezember v. J. in seiner Botschaft an den Kongreß aussprach.

Die chilenische Regierung hat dem Kongreß den Budgetvoranshlag für 1910 vorgelegt. Die Ausgaben belaufen sich, obiger Quelle zufolge, auf 196 157 351 chilenische Goldpesos.

Asien.

Infolge der leßten Vorfälle in Täbris hat der dortige türkishe Konsul seine Regierung um Schuß für die bedrohten türkishen Staaisangehörigen ersucht. Wie das „W. T. B.“ meldet, werden die türkischen Grenztruppen infolgedessen die Distrikte Choi und Dilman beseßen.

PBarlamentarische Nachrichten. Der Bericht über die gestrige Sißung des Neichstags befindet sih in der Ersten Beilage.

Dem Neich stage ist der Entwurf eines Geseßes wegen Aenderung des Reichsstempelgeseßes nebst Begründung zugegangen.

Statistik nund Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung,

Der Ausstand der Strafßenbahnangesiellten in Stk. Petersburg (val Nr. 138 d Dl) dauert, „W. L. D,“ zufolge, fort, deoch wurde bisher di: O:duung nirçeuds gestört. Die Zahl der Ausständigen beirägt 4200, Die Polizei hat zahlreiche Organisatoren des Ausstandes verhaftet. Einzelne Wagen fahren unter polizeilicher Bedeckung und werden von Ingenieuren geführt. Gestern stießen zwei Siraßenbahnwagen zusammen, wobei 10 Personen verleßt wurden.

(Weitere „StatistisGe Nachrichten" \st. i. d. Ersien Beilage.)

Kunft und Wissenschaft.

Ueber den Stammbaum des Radiums äußert si der Glasgower Chemiker Frederic Sodty in der „Rivista di Scienza*“ in einem Aufsatze, dem die „Köln. Ztg.“ nah einem Referate von „La Nature" folgendes entnimmt: Man weiß, daß das Nadtum sich scheinbar

ohne äußere Veranlassung in cine Reihe anderer Körper umwandelt; | dem Mittelmeergeblet entstammen.

seine Atome zerplaßen over explodieren gewissermaßen wie eine Reihe nebenetnander gelegter Patronen, von denen die vordere immer die nä&stfolgende zur Explosion bringt. Das |Zerplaß?en jedes Nadiums- atoms wird von einer besondern Strahlung begleitet, die durch die Anwesenheit außerordentlih kleiner Partikelhen hervorgerufen wird, die mit unglaublicher Geschwindigkeit fortgesleudert werden, und ¡war hat man dreterlet Arten von Strablung in diefem Atomstaub fest- gestellt, nämlich eine solhe posuiv-elektisch geladenecr Körperchen,

deren Identität mit Helium unlängst von Nutberford festgeslelt wurde, !

ferner eine durch noch viel kleinere negative Teilhen hervorgerufene, die mit denen der Kathodenstrahlen übereinstimmen und ih ungefähr mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, und endlich die sogenannten X-Strahlen. Abgesehen von diesen drei Arten von Ausftrahlung, sendet der Rest des Nadiumatoms ncch ein Gas aus, die Emanation, das fich seinerseits in eine Nethe fester Produkte umformt: däs Navium A, das Nadium B, das RNadium C, D, E, F. Leßteres gibt möglicher- weise Veranlassung zur Entstehung des Meialls Blei. Nun hat Rutherford nahgewiesen, daß die Zersezung des Radiumatoms si mit einer Regelmäßigkeit vollzieht, die durch keinen chemishen oder physikaltshen Einfluß gestört werden ka»n; seine B:rechnungen baben ferner ergeben, daß das Leben eines Nadiumatoms nur 2690 Jahre dauert, daß es fich in dieser verhältnismäßtg kurzen Zett also vollständig in die genannten Teile zerseßt. Falls also nicht eine Quelle vorhanden wär?, die den Vorcat an Nadium af der Erde fortwährend wieder erseßte, wäre dieser seltsame Körper [hon längst verschwunden. Nuther- ford, Boltwood und Soddy haben versucbt, diese rätseltafte Quelle zu entdeden; sie suchten sie gleichsam instinktiv im Uranium. Dieser Körper, der selbst radioaktiv ist, begl.itet das Nadium tatiählih an allen Lagerstätten, wo es angetrcffen wird, und auch das Verhältnis, in dem die beiden genannten Körper zusammen vorkommen, ist nach den genauen Messungen von Strutt und Boltwood immer genau das gleiche, nämlich 1:3000000; es ist also flar, daß, wenn einer der beiden Körper aus dem anderen entsteht und wenn unsere heutige Kenntnis von der Stetigkeit ihrer Umwandlung richtig ist, jederzeit ein Gleihzewi(t zwischen den beiden Körpern sich bilden muß, das durch die oben genannten Zahlen zum Avsd uck kommt. Es frazt sich nur, ob man die Umwandlung von Uranium in Nadium experimentell nach- weisen kann. Bis heute ist dies noch niht gelungen, und das

„erklärt fich leiht, wenn man bedeukt, daß die mittlere Lebens-

è fo außerordentlich

O R A S I N I R D A T E E R R T A R O Ä E M R T R: A CS E E T f M E O A R D O O A O O E O P I E U S M O A C T A ST M E RRT NRZEER I n A Cf "IT:

: fledlungen mit ihren reihlihen stickstoffhaltigen Abfällen. ¡ Wegebreitarten sind dem Menschen über den Ozean gefolgt, und der

dauer des Uraniumatom3 viel größer ist als die des Radiums; ersteres braubt ctwa 7 500000000 Jahre, um in seine Bestandteile zu zersezen; sein Zerfall vollzieht sch also 1 langsam, daß eine direïte Beobatung unmögli ist, und niemals ist es gelungen, aus sorgfältiz ger?inigten Urarsfalzen die Entstehung von Radium nachzuweisen. Dagegen konnie man eine solche Bildung wohl. im Uranylnitrat, das jforg- fältig von beigemengtem NRadium befreit war, beobahten. Daraus \Heint hervorzugaehen, daß die. im Handel vorkommenden Nadiumsalze einen Zwischenkörper enthalten, der einerseits aus dem Urantun ents steht, anders:its fch in Navium verwandelt; dieser Zwischenkö: per würde infolge seiner s{chnelleren Zerseßbarfeti 28 as Lraniumnatron die stündlich, tägli und jährli in eine N:ihe von Gnergten sich zer- spaltenden Radiumatome immer wieder ersegrn. Ja, vielleicht gibt es mehrere solher Zwis@zenkörper, zu denen möglicherweise das Aktinium

Fonium, gehören. Nach einer neuecen Mitteilung Sodbys bedarf übrigens die Behauptung, daß es noch nie gelungen wäre, die Um- wandlung des Uraniums in Radium zu beobachten, einer Richtig- stellung; Soddy meldet nämli, daß es ihm urlängst gelungen sei, aus etner 225 g Uranium ecthaltenden, vor 3} Fahren in yolls kommener Neinkbeit hergestellten Lösung die Enistehurg von Nadium nazuweisen, allerdings in der überhaupt nicht vorstellbaren minimalen Menge von nur 25 Millionstel Milligramm; die Ausbeute an Nadium wächst mit dem Quadrat der Zeit. Soddy ist ferner der Meinung, daß zwishen dem Uranium und dem Radium nur ein einziger Zwischenkörper exiftiert, nit mehrere.

Dr. Agamemnonn, einer der rührigsten Erdbebenfors{er Jtaliers, veröffentlidt im „Bolletino der italienisGen Seismologischen Gesellschaft“ eine Uebersicht über die Ausdehnung des Erdbeben- dienstes in Jtalien, dus dem die „Voss. Ztg.“ folgendes mitteilt : Begründet wurde dieser exst nach dem großen Rivieraerdbeben vom 23. Februar 1887 und verfügt heute bereits über 678 ODbser- vatortien ersten bis dritten Grades, die möglihsi in Abständen von

etwa 20 Kilometern über das ganze Königreih und die zugehörigen *

SFnseln verteilt find. Die Hauptwarte befindet sich in Nom, wo alle Berichte der anderen Warten zusammenlaufen. Der Hauptzweck dieser Organisation ist die Beobachtung jedes einzelnen Erdbeben2, und die Zentralanstali untersucht nach den Berichten die Ausdehnung jedes Stoßes und veranlaßt, wenn nötig, noch weitere Erkundungen in den Gebieten, die außerhalb der Erdbebenrwoarten liegen. Auch die täglichen Wetterberißte in Jtalien enthalten kurze Angaben über Erdbeben, Außer der Beobachtung von örlliten Erdstößen sind 34 Observatorten noch mit einem oder mehr Seismographen zux Beobochtung von Fernbeben ausgestattet.

Wandernde Pflanzen.

Daß Pflanzen wandern, ist elne allg!mein bekannte Tatsache, in weldem Maße aber solche Wanderungen stattfinden, und wie fehr sie die heimishe Flora verändern können, ift weit wentger bekaant, weil sih die Veränderungen meist ziemlich langsam vollziehen. Auch hier findet sebr häufig ein Kampf der neuen Eindringlinge mit ganz ke- stimmten alteinaesessenen Arten statt, die gewöhnlih zuletzt das Feld räumen müssen. So hat die Wasfserpest în den siebziger Jahren in raschem Zuge unsere Gewässer erohert und dabei an vtelen Stellen die einheimisGße Wasserflora vernichtet. Jn der Pfalz, unweit Karls- ruhe tobt, wie der Professor Dr, -Veigula. n- seiner „Pflanzenbiologie (Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig; geb, 880 F) mitteilt, zurzeit ein zwar stummer, aber nichisdestoweniger erbitterter Kampf zwischen einem alteingesessenen Alkerunkraut, dem Mercurialis annuus und einem aus den Hochebenen von Peru zu uns herabgeskiegenen, noch viel zudringlihezen Unkraut. Es ist die kleine Galinsoga parviflora, ein unscheinbares Pflänichen mit kleinen Blüten, das aber in Gegenden, die es einmal eroberi hat, {wer wieder zu verdrängen sein dürfte. Am liebsten entwickelt es fih auf Gartenland, oder, wte Mercurialis annuus auf Kartoffel» und Rübenäckern, die nicht durch wiederholtes Behacken rechtzeitig vom Unkraut freigehalten werden, und hier eben spielt sich auch der Kampf zwischen betden Pflanzen ab, der immer mehr mit der Zurückorängung des Mercurialis endet, Wir kennen noch viele andere Eindringlinge, die sich bet uns reichlich auf Kosten der ein- heimishei SZïlora entwickelt haben, so die kleine, schattige, fruchht- bare Orte der Ebene bevorzugende Impatiens parviflora, ferner die an Dämmen und namentlih an solhen in Flußtälern verbreiteten Nachtkerzenarten (Oonothera), das den ôdesten Pläßen an EGisenbahn- dämmen usw. eigene und den letzteren folgende kanadishe Berufskraut (Erigeron canadense). Umgekehrt haben fich auch europläisde Pflanzen in anderen Weltteilen angesiedelt; fast überall, wo der Suropger hingekommwen ift, baben sich beispielsweise Brennefseln ein- gefunden, und das Vorkommen von Brennesseln an der Küste Gröns lands bei threr Entdeckung in der Neuzeit wird mit Ret als ein Zeichen dafür angesehen, daß bereits früher dort Siedelurgen von Europäern bestanden haben. Die Brennessel is eben eine Pflanze, die in fast jed-m Klima for!kommt, wenn ihr nur guter Boden zur Verfügung stebt; besonders liebt sie die ba Sl Auch die

Indianer nennt sie „die Pflanzen des weißen Mannes“, weil sie mit dem Weißen immer weiter von Osten rah Westen vordringen. Ja, an manchezn Stellen Amerikas ift die heimishe Flora fast verdrängt dur europäische Einwanderer, so sollen um Buenos Aires fast ?/, ter dort vorkommenden Pflanzen europäischen Ursprungs sein und zumeist Daß folhe Masseneinwanderungen den Charakter einer Flora vollständig verändern können, braut nicht erst befonders hervorgehotea zu werden.

Literatur.

„Kleines Handbuch für Standesbeamte" für den prak« tischen täglihen G:brauh zusammengestellt von A. Schaarschmidt, Standedbeamter in Berlin. Verlaz von Erich Weber, Berlin. Preis broch 3 4, in Bädekereinband 350 #, mit Schreibpapter durcß- \chofsen 5 #46. „Kleines Handbuh" so hat der Verfasser sein Büchlein betitelt. Und in der Tat mit großem Geslhick hat er cine Fülle von Material in eine knappe Form von großer Ueber- sichtlichkeit gebracht, derart, daß das Buch als e!n ohne alle Shhwierig- keit zu benußendes Nachschlagewcr? für den täglihen Gebrau in erster Linie gecignet wird. Es erspart dem Beamten das oft zeitraubende Suchen und Herautfinden geseßliher und sonst!ger Bestimmungen und deutet ihm an, wke der jeweilige Fall zu behandeln ist. Mit seinem gedrängten, aber überaus übersihtlich geordnetem, mit wunderbarer Kürze pointiertem Jrhalt ers{chöpft dies Werk alles, was in der Amtstätigkleit des Standetbeamten vorko:nmt. Durch die Art der praktishen Anordnung und Gliederung ermöglicht es Schaarschmidt, alles Wissenswerte gerade immer dort zu vereinen, wo der Suchende es zu finden wünscht, und zwar stets nur den Kernpunkt, da jedes irgendwie entbebrliche Beiwerk fortgelassen ist. So würde denn dur den Gebrau dieses Handbuches auf den Standesämtern die Geschäfts- führung ohne Zweifel schr erleichtert werden. Jnsonderheit aber dürfte es für fleinere Aemter ohne große Praxis, und für Anfänger ein shäßenswer!er Ratgeber scin und daher kann 28 allen Standes- beamten als täglibes Hilfsbuch angelegentlihst empfoblen werden.

Die Gesellschaft der Naturfreunde „Kosmos" (Sih: Stutt- gart), über deren Wirken im Dienste der Volksbildung wir öfters be- rihteten, n auf nunmehr 58 000 Mitglieder angewachsen ; sie hat sih das Ziel ihrer Bestrebungen mit ihrer Ausdehnung immer weiter ge- steckt. Zuerst beschränkte sih der „Koëmos" auf die Herausgabe einer Monatschrift und von 5 naturwissenschaftlichen Bänden jährli, die den Mitgliedern für den Jahresbeitrag von 4,80 46 unentgel!lich zugehen. Später wurden au größere Werkeals außerordentliche Veröffentlichungen geboten, es ward derVermittlung des Bezuges raturkundlicher Literatur usw. ein Augenmerk gewidmet, Volksbibliotheken wurden unterstüßt, die Prü- fung und Herausgabe von gediegenen Jugendschriften zur Bekämpfung der

Schundliteratur in die Wege geleitet, ein Musterkatalog und billige Bolksbücher herausgegeben, ein wissenschaftlihes Kosmosinstitut er- rihtet, die Schaffung eines Naturschußparks erstrebt usw. Außer manœ@erlet Rat und Tat genießen die Vitglieder zubem noch Ver- günstigungen bei - vershiedenen Volksbildungs- und Hochschulferien- kursen, Auéflügen usw., sodaß der Beitcitt zu dieser Gesellschaft bek dem geringen Beitrag nur empfohlen werden kann. Soßungen und weitere Autkünfte sind durch die Geschäftestelle des „Kosmos“ in Stuttgart, Pfizerstraße 5, zu erhalten.

.— Von der Zeitschuift „Zoologisher Beobachter" „Der Zoologishe Garten" Verlag von Mahlau u. Waldshmidt in Frankfurt a M., erschien soeben Nr. 5 des L. Jahrgangs für 1909 mit folgendem Inhalt: Aus „Skansens“ Zoologishem Garten zu Stockholm; vem QVirektor Alarik Behm. (Mit 8 Abbildungen.) (Schluß.) Aufzuchtsversuhe und Aufzuchten ostafrikanisher Säuger T; von Hermann Grote, z. Zt. in Mikinvani (Deuts(-ODstafrika). (Mit 1 Farbentafel.) Ornithologische Wandertage in der Lewiß; von Rud. Zimmermann i. Nochliß t. Sa. Zur Geschichte der Seidens zucht in Württemberg; von Rechnungsrat Marquart in Ludwigsburg (Württ.). Kleinere Miiteilungen. Literatur. Eingegangene Beiträge. Bücher und Zeitschriften.

Technik.

Die zweite Sitzung auf der 50. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in Wiesbaden galt vornehmlih der Erledigung von inneren Vereinsangclegenheiten. Gewählt wurden zum Vorsitzendenstellyertreter für die nächsten 3 Jahre der Patent- anwalt -Fehlert, Berlin, zum Beigeordneten im Vorstand für die gleiche Dauer der Direktor Heil, Zabrze, ferner die Rechnungsprüfer und ihre Stellvertreter für die Rechnung des Jahres 1909. Die Versammlung befaßte sich ferner mit der {on im vorigen Frhre in Ausficht genommenen Statutenänderung. Die An- nahme des vorgelegten Entwurfs der neuen Satzungen wurde vertagt, dagegen beshlossen, die bestehenden Satzungen bezüglich der Direktion abzuändern. Vorbehaltlich dieser Abänderung hatte - der Vorstandsrat bereits die Negierungsbaumeister a. D. Meyer und Linde zu Direktoren des Vereins gewählt. Der Bericht über die Pensionskasse wurde genehmigt, dagegen lehnte die Versammlung ab, der Pensionskasse der Beamten des Vereins 100 000.46 zu überweisen. Genehmigt wurde der Bericht des erweiterten Vorstands, durch den empfohlen wird, die Arbeiien an dem Technolexikon einzustellen, ferner der Antrag, das nachgelafsene Manuskript des verstorbenen Vereins- direktors, Geheimen Baurats Dr. Ing. Th. Peters „Die Geschichte des Vereins deutscher Ingenieure" im Druck herau®zugeben, und der Bericht über die Arbeiten der Bezirksvereine an dem Patentgeseßz. Eine umfangreiche Erörterung knüpfte sich an den von Herrn von Oechelhäuser erstatteten Bericht über die Autbildung der Ingenieure für den höheren Verwaltungsdienst. Der hierfür berufene Ausschuß hat eine Reihe von Leitsäßen aufgestellt und es soll nunmehr, da Reorganisattonen der Staaisverwaltung gerade im Gange find, mit Eingaben an die Regierungen vorgrgangen werden. Die in Braunschweig abgehaltenen Hochschulkurse in der Praxis und für Lebrer technischer Mittelshulen haben einen vollen Erfolg gebraht. Die Kurse sollen im Frühjahr 1910 in Braunschweig wiederholt und auh an anderer Stelle abgehalten werden. Die Ver- fammlung b:\chloß ferner die Herausgabe eines „Fahrbuhhes für Sah Sea der Technik und Industrie® bereits für das

ahr i

Die größte Lokomotive, die bisher gebaut wurde, ist eine Maschine des Mallet-Typs, die kür:lich von den Baldwin Lokomotiy- Werken in Chicago für die Süd-Pacific)ahn vollendet worden ist. Die Maschine hat, wie die Wochenschrift „Umschau“ (Herausgeber I. H. Bechhold, Frankfurt a. M.) mitteilt, 16 Treibräder. Jhr gefamtes Gewicht beträgt ohne Tender 195 t, das Gewicht von Maschine und Tender mehr als 272 t. Die Treibräder haben im Durhmefser 145 m und die gesamte Heizflähe um- faßt 578,38 qm. Die NRadbasis der Lokomotive beläuft fch auf 19,30 m und der Lokomotive mit Tender auf rund 25 m, während die äußerste Länge überhaupt noch etwa 3 m größer ist. Die Lokos motive hat eine Zugkraft von etwa 43 t. Als Feuerung wird kalt- fornishes RNohsl verwendet, von dem etwa 650 1 einer Tonne bester Steinkohlen im Heizwerte gleihgeseßt werden.

Land- und FForftwirtschaft. Das Ca D I RS Verein3wesen im Königreich

asen.

In der landwktshaftliGen Wanderausftellung, die im Juni d. J. zu Leipzig stattfindet, wird u. a. auch ein vollständizes Bild vom landwirtschaftlihen Verein8wesen des Königreihs Sachsen gegeben. Es ist {on alt; 1763 bestand bereits die „Leipziger Oekonomische Sozietät“. Die heutigen Bestrebungen dieser Art liegen aber kaum hinter der Mitte des 19 Jahrhunderts zurück. 1844—1848 bestand der Landwirtschaftlihe Hauptverein, der sich in fünf Kreisvereine gliederte. Von diesem Zeitpunkt an ist die moderne Entwick- lung des landwirtshaftlißen Verein8wesens in Sachsen zu renen. 1849 waren den fünf Kreisvereinen 83 Vereine mit 4690 Mitgliedern und 1908 712 Vereine mit 46 580 Mitg:iedern anges{lossen. Neben diesen allgemeinen Fachvereinen haben sich allmählih eine große Reihe Spezialvereine gebildet. So gibt es beute 72 Bezirksobstbauvereine, 254 Geflügelzuhtvereine mit 12210 Mitgliedern, tann 105 bienenwirischastlide Vereine. Der Landeskulturrat bat eine für die Landwirte kostenlose Untersuhung von Futter- und Düngemitteln eingerihtet. Aehnlih ist die Samen- kontrolle organifiert.

Das landwirts{aftlihe Unterrihtéwesen im Königreich ist in der Auéstellung glet{chfalls sehr instruktiv dargestellt. Das landwirtschafts lihe Institut der Leipziger Universität hat prachtvolle Objekte auss gestelt. Niedere landwirtsha}ttlihe Schulen bestehen zurzeit 10 im Köntgreih. Es haben 9722 junge Leute bis j-t diese niederen Fach- \{hulen absolviert. Zwei Haushaltungs\{hulen haben bis beute 696 Schülerinnen au?gebildet. Daneben bestehen noch Schulen für Speztalzweige, Obstbau, Buchführung usw.

Des weiteren wird in der Ausstellung die segensreihe Tätigkeit des Landwirtschafilihen Kreditvereins im Königreich Sachsen vorge- fübrt. 1897 zählte dieser Verein 14 398 Mitglieder, und 1908 ift die Mitgliederzahl auf 15 660 gestiegen. 1897 betrug die Gesamt- darlehnssumme 277 238 719 #, während sie 1908 sich auf 344706790 A erhöht hat. Von dieser Gesamtsumme find 235 Milltioncn Mark tilgbare, von seiten des Vereins unkündbare Dar- lehen. Das Stieben des Vereins is auf Gewährung billigen Kredits gerihtet. Auch die Gemeinden haben von diesen Vorteilen auss giebigen Eebrauch gemacht, sodaß gegenwärtig 167,6 Millionen Mark Grundbesißzerdarlehen und 167,9 Millionen Mark Gemeinde- darlehen sind.

Saatenstand in Rumänten.

Das Kaiserlihe Korsulat in Jassy berihtet unterm 8. d. M.: Das Wetter während des Monats Mai war zu arm an Nieder- \{läzen, sodaß die noch zu Anfang des Monats gebegten Hoffnungen auf eine gute Ecnte erheblihe Einbuße erlitten. Immerhin scheint die Gefahr einer Mißernte durch freilich nur unzulängl:che Gewitter« regen abgewendet.

Der Stand des Weizens und des Rogaens läßt eine Mittel» ernte erhoffen; in der nördlichen Moldau hofft man fogar auf eine Ernte über mittel. Die geringen Bestände an Raps stehen ebenfalls ziemlih gut. Mehr als der Herbstanbau haben die Sommerfrühte durch die Dürre gelitten. Gerste und Hafer sind in der Entwicklung zurückgeblieben, und noch mehr der Mais. Jedoch kann ih noch alles zum Guten wenden, wenn die lang ersehnten Niederschläge niht mebr allzusehr auf si warten lassen. Wie sih jeyt zeigt, hat der Obst- und Weinbau dur Na@ifröste im Frühjahr gelitten, besonders die Neuanlagen in amerikanischen Reben und die Nußtäume.