1909 / 148 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 26 Jun 1909 18:00:01 GMT) scan diff

YVetanntmamung,

t end den Beitkitt von British-Jundien zu der N alen Uebereinkunft über Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber, vom 3. De- zember 1903 (Neichsgesehbl. 1907 S. 426).

Vom 15. Juni 1909.

Die Königlich großbritannishe Regierung hat der Re- ierung der Sul sie Republik den Beitritt von Britisch- ndien zu der internatioralen Uebereinkunft über Makß-

regeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber vom s. De- ember 1903 angezeigt, mit dem Vorbehalte, daß die estimmungen dieser Uebereinkunft in Jndien nur für die

Pest anwendbar sein sollen, während die Bestimmungen

der Pariser Uebereinkunft von 1894 für die Cholera auch

ferner anwendbar bleiben. Die Regierung von Britisch-

Indien hat ausdrücklich erklärt, daß sie die in der Ueberein-

funft von 1903 vorgesehene Verpflichtung, Cholerafälle an-

zuzeigen, oder die Verpflichtung, die sonstigen Vorschriften dieser Uebereinkunft für die Cholera so zu beobachten wie die

Vorschriften für die Pest, niht übernehmen könne.

Berlin, den 15. Juni 1909. Der Reichskanzler. Jm Auftrage: von Koerner.

Die von e ab zur L A gelangende Nummer 33 des Reichsgesehßblatts enthält unter i

Nr. 3638 di Bekanntmachung, betreffend die dem Jnter- nationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr beigefügte Liste, vom 14. Juni 1909, und unter e

Nr. 3624 die Bekanntmachung, Cen den Beitritt von Britisch-Jndien zu der internationalen Uebereinkunft über Maßregeln gegen Pest, Cholera und Gelbfieber, vom 3. De- zember 1903 (Neichsgeseßbl. 1907 S. 425), vom 15. Juni 1909.

Berlin W., den 26. Juni 1909.

Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

die Regierungsassessoren Bingel zu Bochum und Dr. Moll zu Cöln zu Regierungsräten zu ernennen sowie

dem Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat im Ministerium der geistlichen 2c. O Dr. Jansen den Charakter als Geheimer Oberregierungsrat mit dem Range eines Rats zweiter Klasse und

dem Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator beim Direktorium der Staatsarhive Otto Schneider den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Justizministerium.

erseßt find die Amtsrichter: Schroeder in Neumagen als Is, wt nah Koblenz und Sorgenfrey in Willen- olmirstedt. : a n Der Erste M iiganwalt Conrad bei dem Landgericht in Posen scheidet infolge semer s zum Reichsgerichtsrat ishen Justizdien}t. 1 ; Li Zu ea stub ernannt: A Vallemticbn, Kühns in O H. und Grimme in Fallersleben. / Der Vin der Rechtsanwälte sind gelöscht : die Rechtss “anwälte Kirstein bei dem Landgericht in Königeberg i. Pr., Hartirodi in Arnstadt bei dem Landgericht in Erfurt, B Go ldberg bei dem Amisgericht und dem Landgericht in Duisburg Dr. Schuppenhauer bei dem Amtsgericht in Bernau, Dr. Kurt Müller bei dem Amtsgericht in Sorau i N.L, Dr. Hummel bei dem Amtsgericht in Lauban und Schulz bei dem Am1sgericht in Rosenberg i. W.-Pr. Mit der Löshurg des Rechtsanwalts Schulz in Rosen- berg i. W.-Pr. ist zugleich sein Amt als Notar erloschen. In die Liste der Rechtêanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Dr. Ernst Nane, Berlin bei dem Amtsgericht in Rixdorf mit dem ohnsi in Brig, Dr. Schuppenhauer aus Bernau bei dem Amtsgericht in Alt- damm, Dr. Willy Heß in Sonneberg bei dem Landgericht in Meiningen, die Gerichtsassessoren Dr. Moax Cohn bei n Landgericht T in Berlin, Stöckmann bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Göttingen, Nißsche bei dem Amts- geriht in Niesky und Fürstenberg bei dem Amisgericht in S au. 1 i E | B Landgeriht8präfident, Geheime Oberzjustizrat Reichel in Stettin, der Landgerichtsrat, Geheime Juïtizrat Dieb vom Landageriht T in Berlin, der Amtsgerichtsrat Stange in Frankfurt a. M., der Amtsrichter Kuß in Thorn und der Kecztsanwalt Urban Stein in Cöln sind gestorben.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.

Am Lehrerseminar in Brühl if dec bisherige Nefktor Weß aus Osnabrüd als Seminaroberlehrer angestellt worden. shule I in Kiel Dr. Ernst Moebius ist Professor und

dem Musikmeister Brase bei dem Jnfanterieregiment Herwarth von Bittenfeld (1. Weftfälishen) Nr. 13 der Titel s

Königlicher Musikdirektor verlichen worden.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Beamte der Militärjustizverwaltung. Durs Berfbgung 25 Aricgsminifteriums, ner, Renongtat, L Scar, asfí uer

grtiddirite bei vex T. À eg 74 g Sa 7. Tus, Tr

biw. ter Hgereusprung,

Oberlehrer an der städtischen V raktee as

IL Juni, Déerririegtgeriégiöseeiär beim Siabe des icicen Anirag mit Persion in den Ruheftand i l ula

Der Kaiserlihe Gesandte in Bukarest, Wirkliche Geheime Nat u N O Waechter hat einen ihm Allerhöchst Während seiner Abwesenheit Gesandischaft von dem etatsmäßigen

2. Fun arl Wi s Dr. Krieg?- 15, Fun 36 (Karl Wilbelm), Tr. Müller,

Le Ley Kommenantur Vagbeburg, Fordan, Kiiegs- Tiío., wr Sommactantiur Viagb:burg

J

Beamte der Militärverwaltung.

Verfügung des Kriegsministeriums. 24. Mai. Rie N E 9 Proviantamtsassist. der Schuttruppe für Südwestasrika, mit dem 1. Juni 1909 beim Proviantamt Breslau L s 5 Stein, O, ooificat von der e, des XVI.

y ilitärintend. Registrator eranntk. i

Arincefetvs zue ns “pas @arn. BVerwalt. Insp. auf dem Truppen- übungsplaß Posen, zum Garn. Verwalt. Oberinsp., Wedel, Kasernen- inspektor auf Probe auf dem Truppenübungsplaß Bitsch, Neiel. dorf, Kaserneninspektor auf Probe tn Mainz, zu Kaserneninfpek-

toren, ernannt. ] ; . Verwalt. Kontrolleur auf dem v. A T aen, Verwalt. Infp. nach Cofel

b au, A A E Sarn. Verwalt. Kontrolleurs Schmidt

oldap nach Cojel aufgehoben. n Dgs V nas Li Oberintend. Sekretär von der Intend. des Gardekorp3, zu der Intend. der 39. Div. verseßt. E

15. Funk. Kor\ch, Rechnungsrat, Proviantmeister in Hanau, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versegt. Werme, Rechnungsrat, Festungsoberbauwart bei der Fortifikation der Feste Boyen, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand verseßt. Durch Verfügung der Feldzeugmeisterei, ck16. Jun f. Mit Wkkung vom 1. April d. J. ernannt: Mathesius, Bats. Büchsenmacher vom 1. Bat. Gren. Regts. König Friedrih T. (4. Ostpreuß.) Nr. 5, zurzeit Hilfsrevisor bei der Gewehrfabrik in Danzig, zum Oberbüchsenmacher bei der Gewehtfabrik in Erfurt. Dobczynski, Bats. Büchsenmacher vom I. Bat. Garde - Gren. Regts. Nr. 5, zurzeit Hilssrevisor bei der Gewehrfabrik in Spandau, ¡um Oberbüchsenmacher bei dieser Gewehrfabrik.

Nichlamlkliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 26. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen, „W. T. B.“ zufolge, heute vormiitag in Kiel an Bord der Jacht „Hohenzollern“ die Vorträge des Reichskanzlers Fürsten von Bülow und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats von Valentini entgegen.

Die vereinigten Ausshüfse des Bundesrats für Zoll- und Steuecivé(e und für Handel und Verkehr und der Aus- {uß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sißungen.

der Zeit vom 1. April bis zum Schlusse des Rai 1909 S nah Be P gle

Deutsche Reih“, folgende Einnahmen des Deutschen N ellen Steuern und Gebühren abzüglich der Ausfuhrvergütungen usw., sowie Einnahmen der Reich s-Post- und graphen verwaltung und der Neichseisenbahnverwaltung zur Anschreibung gelangt:

Zille 105135. 279 4 ( egen das Vorjahr +- 8-725 299 46), Tabaksteuer 1 306 f T 214988 M), Zigareiten- fiéèuer 3086882 J + 449146 46), Zudersteuer 91 838 127 M (4+ 784297 A), Salzsteuer 7873 473 M (— 4016 #4), Branntweinsteuer: a. Maischbottichsteuer 145 883 M (— 6568 763 #6), b. Verbrauhsabgabe und Zushlag 22006390 #4 (+ 606955 F) e. Brenn- steuer 1093847 4 (+ 869328 4/6), Schaumweinsteuer 961 064 4 (+ 58730 F), Brausteuer 3-067 099 M (— 247 158 M4), Uecbergangsabgabe von Bier 784 890 6 (+ 16 486 6), Spielkartenstempel «280 251 6 (+ 6600 A6), Wetselstempelsteuer 2662327 4 (— 161 934 6), Reichs- stempelabgaben : T. Ueberweisungssteuern: A. von Wertpapieren 4 340031 #6 (+ 527 630 4), B. von Kauf- und sonstigen Anschaffungsgeshäften 3196599 F# (+ 1 497 836 M), C. von Lotterielosen: a. für Staatslotterien 4522518 1034836 M), þb. für Privatlotterien 2266494 6 4 394 547 M), II. Reichseigene Steuern: A. von Fracht- urkunden 2333135 #4 (+ 87628 46), B. von Personen- fahrkarten 2285776 M (+ 148827 #6), C. von Er-

Jn Monatd

D. von Vergütungen an Mitglieder von Auffichtsräten 1 792 635 M Ce 610 295 6), Erbschaftssteuer 4 719 051 #6 (4+ 1638484 M4), Statistishe Gebühr (+ 9662 M6),

19 857 000 A (+4 480 000 A6). Die zur Reichskasse gelangie Ausjulevera ungen usw. und der bei

893 940 6), i L cefiensieuer 2717252 (+ 36 716 M), teuer 830133384 # (+ 2643176 4), 9 122 759 M (— 548 887 A6), Branntweinsteuer: a.

steuer 1 093 847 Mh + 369328 M), 669960 4 (+ 75098 A6),

stempel 361940 (+ 13975 M), 2662327 M (— 161934 M), I. Ueberweisungssteuern:

V für Privatlotterien 2233 919 IT. Reichseigene Steuern: A. von Fra (+ 85874 M), B. von Personenfahrkarten (+- “eh 851 S0), O i L De C I / ita H CHuffichtoräten 1756783 M (+ 9598089 M Erbschaftssteuer 4719051 (+ 16838484 4), Statistis Gebühr 253 082 M (+ 9662 M).

M (4 386239 M

bewilligten Urlaub angetreten, werden die Geschäfte der

Spinn teg tes fowie das zeit und

laubniskarten für Kraftfahrzeuge 380 950 46 (+ 111 847 H),

253 082 M Reichs - Post- und ‘Tele raphenverwaltung 104 624 674 46 (+5 086 365 6), Reichseisenbahnverwaltung

Se abzüglih der errblle 93 794 750 nachbezeihneten Einnahmen: Zölle C 93 Ld Tabaksteuer 1469 796 4 (— 224 357 M), uder- Salzsteuer e aisch- bottichsteuer 487 700 4 (— 518 221 46), b. Verbrauchs- 21 744 342 147 608 M), c. Brenn- abgabe und Zuschlag 21 A (+ R eee Arauuer Pit Aen E i 450 0874/6 (— 269 571 4/6), Spiellarten- apaade L1 940 Wechselstempelsteuec Neichsstempelabgaben : A. von Wertpapieren 4 253 231 A + 517 078 M), B. von Kauf- und sonstigen Anschaffungs- chäften 3132290 Æ (+ 1467792 46), C. von Lo tterie- O a. für Staatslotterien 4522518 (— 1 034 836 L turkunden 2 286 472 M 2240061 M von Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge D. von Vergütungen an Mit-

,

e | den

Der Präsident des Ober-Landeskulturgerichts, ee E

Geheime Oberregierungsrat Dr. Meg ist mit Urlaub abgerei

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Cor-

moran“ am 23. Juni in Tripolis angekommen und gestern nah Beirut weitergegangen.

S. M. S. „Fltis“ ist gestern in Hongkong ange-

kommen.

Oesterreich-Ungarn. z österreihishe Herrenhaus hat gestern das E eseß, betreffend die Arbeits- en Ladenshluß im Handelsgewerbe, an-

enommen. Eine längere Debatte entspann sh über einen

Antrag, in dem die Regierung aufgefordert wird, ehestens Vorschläge zur Sanierung der Landesfinanzen zumachen.

Mie das „W. T. B.* becihtet, trat der Abg. Dr. Eppinger

dafür ein, daß der Staat nah dem Master des preußischen Lehrer-

besoldung9geseßes einen Teil dex WBotfks\hullasten ter Länder über- nehme, aegen einen entsprechenden Zusaßantrag. Der Finanz- minister Ritter von Bilinski erklärte sich cegen diese Anregung, indem er auf die Vorlage zur Saniecrurg der Landesfinanzen hinwies. Or. Eppinger schlage keine gerechtere Lösung der Frage vor als die Regierungsvorlage, die auf den Konsum von Branntwein und Bier zurückgreise. Die Regierung werde ihre Vorlage troy aller Schwierig- keiten im Herbst mit größtem Nachdruck vertreten. ,

Nach Annahme des Antrages der Kommission und des Zusaßantrages Eppinger wurden die Delegationswahßlen vor genommen. | Das. österreihische Abgeordnetenhaus sehte in der gestrigen Sigung die Budgetdebatte fort.

Der Tschehe Stransky griff im Verlaufe der Verhandlungen die Regierung, insbesondere den Justizminister, wegen ihres Ver- haltens gegen die - Tshehen heftig an und erklärte, daß die Tschechen troy aller Unbilden bereit seien, den Deutschen die Hand zum Frieden zu bieten. Dieser *ei jedoeh nit im Reihsrate, sondern nur în den Lanttagen von Böhmen, Mähren und Schlesien mögli, wo vie T hehen unter Festhaltung an der vollen Gleihberechtigung und der Unzerreißbarkeit Böhmens zu ge- wissen Zugestärdnissen an die Deutschen bereit seien. Der Abg. Stav inskî e:klärie, der Polcnklub sei und bleibe solidaris@) urd set troy mancher inneren Divergen¡en elnig in der Ueberzeugung, daß die gegenwärtige abnorme Gruppterung der Parteien im Abgeordneten- hause auf die Dauer unhaltbar sei. Der Abg. Pacher forderte die Regierung auf, \ch für die parlamentarische Beratung des von ihr eingebrachten Sprachengeseßentwurfs einzuseßzen. E

Das Haus nahm das Kapitel Finanzministerium an und stimmte hierauf dem Finanzgeseß zu. Ferner wurden zwei Resolutionen angenommen, wonach die Regierung aufgefordert wird, mit der ungarischen Regierung wegen Aufhebung des börsenmäßigen Terminhandels sowie wegen Aufhebung der Zölle auf Eisen, Eisenwaren und Maschinen zu verhandeln. Sodann nahm das Haus das Gesamtbudget für 1909 samt dem Finanzgesez in dritter Lesung an. Die nächste Sißung findet Mittwochnachmittag ftatt.

Großbxitännien und Frland, | : Der König Eduard hat gestern im Buckingham-Palast die zu Besuch in London weilenden Mitglieder der ruffi- \hen Reihsduma empfangen und eine kurze Ansprache an sie gerichtet, in der er, „W. T. B.“ zufolge, sagte: : Er habe dèr Arbett der Duma von Anfang an großes Interesse entgegengebracht und ihre Verhandlungen în den Zeitungen mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Er hoffe, daß die Befucher Zeit haben würden, mannigfache Institutionen in England kennen zu lernen. Er habe seine beiden Besue im {önen Rußland in angenehmster Erinnerung und hoffe, weitere Besuche dort abstatten zu können. Der Führer der Deputation Chomjakow- dankte dem König für die huldvole Begrüßung und für die ihnen ent- gegengebrahte Sympathie, die den Besuch in London so an- genehm gestalte. f Gestern ift ein Weißbuch über den Congo ver- öffentliht worden. Es enthält, obiger Quelle zufolge, das Memorandum der belgischen Regierung vom 12. März, das die früheren Versicherungen über ihre Absichten wiederholt und dem schmerzlichen Empfinden der Belgier über die Art, in der diese Absichten in England angezweifelt werden, lebhaften Ausdruck verleiht, ferner die Erwiderung des Staats- sekretärs des Auswärtigen Grey, daß das Memorandum von der englishen Regierung eingehend geprüft worden sei. Troß ihrer Bereitwilligkeit, die belgishe Angliederung anzuerkennen, sei die englishe Regierung dazu nicht in der Lage, solange die mit der Besteuerung und dem Arbeitszwange zusammenhängenden Mißbräuche gegen _Eingeborene fort- beständen und ihre Behandlung niht den in anderen Kolonien bestehenden Grundsäßen angepaßt sci. Schließlich bringt das Weißbuch neuere Konsularberichte, aus denen hervorgeht, daß die Mißbräuche, über die Klage geführt wird, ungehinder

ortbestehen. | d Frankreich. Leute Der Senat hat gestern „W. T. B.“ zufolge fajt eim- stimmig die R rags?redite einshließlih derjenigen für Marokko angenommen, desgleichen die Vorschläge, die für die Pensionierung der Lokomotivführer und -heizer das Lebensalter auf 50 und die Dienstzeit auf 25 Zahre fest: segen. Außerdem hat der Senat die Zollkommission N drei Jahre neu konstituiert; alle Mitglieder der alten, D Ausnahme von sechs, sind wiedergewählt. Die Mehrheit der Kommission bleibt einer Revision des Zolltarifs in dem Sinne geneigt, daß Repressalien vermieden werden, die Herrschaft über seinen Tarif behält, kammer wurde die Revision des Zolltarifs erörtert. Nach dem Bericht des „W. T. B.* verlan den Schu d‘e Einfuhr

und Deutschland, und

\chafttmähte, wie Nordamerika hinzu, daß die Deuischen

angetan sei, die von den Staat#männern gewün erleichtern. Gerald verlangte weiter den verträgen mit d:1m Ausland.

die Regiecung auf, die Versicherung zu aeben, daß der

selbst auf Widerspru \toße und nich

führen werde.

pellationen zur allgemeinen Politik fort. Fauròs (Sox ) führie aus, daß die

geri bei tes 19. bas. 2 bs. wr 19. Tés., vereid iee 2 Ds. uge

Tae. Cmwarvt, Rricg8geridifrat,

Sekretär, Legationsrat von Bu c geführt.

Brutalilät in der Unterdrückung beruhe und ihre Unfruchtbarke

Frankreich aber

In der gestrigen Vormittagssizung der Deputierten-

te N Sen, (radikal) dustrie, namentlich de Schmiedehandwerls, ges

‘tus Deutschland. L Gerald (radikal) protestierte gegen eine zu weit getricbene Schußzollpolitik von feiten der großen S je aggre)\side Wirtschaftspolitik Veutschlands Es \{chte Annäherung i! Weh Je N m albe dl L twa keinen

Tariskrieg noch die Vernichtung der Weinkultur Frankreichs herbei

Hierauf seßte die Kammer die Debatte über die Jnt er-

t auf Politik der Regierurs. in

der Reformarbeit s{ließlich zu Nevolten führen werde. Die gegen- |

wärtige Gesehgebung werde dem Lande keinerlei Reform bringen. Der Parlamentiariomus und die K1mmermehrheit seien diskréditiect. Es wäre zu -wliash,n, daß man im Pailament große Dinge und hochherzig2 Joeen \fände, wie sie die Genies von der Art Wagnecs, Goethe3s und Viktor Huzos erfüllten, in denen alle Leidenschaften ihrer Völker vibrterten. Seit 20 Jahren habe Deutschland eine Alters- und Krankenvzrsiherung für die Arbeiter; die städtishen Be- hörden des Deutschea Reichs hä'ten die Notwendigkeit erkannt, die großen öfen!lichen Unternehmungen zu sozialisieren. Diese Reformen seten fi in jedem Lande dur, und die radilale Paztet werde diesen Bergstrom n!cht einzudäannen vermögen. Sie werde vielmehr die sozialistisGen Ideen in sh aufnehmen müssen.

Die Sißung wurde dann aufgehoben.

Rußland.

Der Reichsrat hat sich nah einer Meldung des „W. T. B.“ gestern bis zum 283. Oktober vertagt.

Bulgarien.

Die seit längerer Zeit geführien Verhandlungen zwischen der bulgarishen Regierung und dem Ver- treter der Orientbahnen Fauta, die noh vorgestern als gescheitert betrahtet wurden, haben gestern, „W. T. B.“ zufolge, zu einer endgültigen Verständigung geführt. Danach hat die bulgarishe Regierung an die Orientbahnen außer der seitens der Pforte an die Bahngesellshaft zu leistenden Entschädigung von 211/25 Millionen noch den Betrag von 2100000 Fr. als Ersaß für Jnventar und Betriebs- einnahmen zu zahlen und außerdem das gesamte rollende Material an die Orientbahn zurückzugeben.

Amerika.

Das Tafische Gese zur Besteuerung der Korpo- rationen wird, „W. T. B.“ zufolge, den von Aldrih im Senat eingebrahten Abänderungsantrag zum Tarifgeseß hin- fällig machen. Das Geseß legt eine zweiprozentige Steuer auf die Neineinnahmen der zu Erwerbszwecken gegründeten Trusts, Aktiengeßellshaften und Aktienvereinigungen und der aus- ländischen und heimischen Versicherungsgesellschaften, die in den Vereinigten Staaten Geschäfte betreiben. Bei allen Gesell- schaften bleiben 5000 Dollars der Reineinnahmen steuerfrei, bevor das Gesez Anwendung findet. Bei den ausländischen Gesellschaften wird lediglich das Handelsgeseßbbuch der Ver- einigten Staaten bei der Berehnung des Bruttobetrags des Reineinkommens zugrunde gelegt.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat Ruy Barbosa sein Amt als Vizepräsident des brasilianischen Senats niedergelegt, wei) er die Vizepräsidentschafi der Republik übernimmt.

Asien.

Der persishe Premierminister Saad ed Dauleh hat, der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge, wegen Differenzen mit seinen Ministerkollegen dem Schah sein Abschiedsgesu ch eingereicht, das aber abgelehnt wurde. Die Minister arbeiteten ihrem Chef entgegen, indem sie die Ver- öffentlichung des Wahlgesches zu verzögern suchten, sih weigerten, Maßregeln zum Schuße der Restdenz vor eventuellen UVeberfällen der Bachtiaren und Fidais zu ergreifen und in die Aufnahme einer Anleihe und die Ernennung eines ver- antwortlihen Schaßmeisters einzuwilligen.

Vorgestern hat in Mesched ein heftiger Straßen- kampf zwishen den russishen Kosaken und den Revolutionären stattgefunden, über den folgender Bericht des „W. T. B.“ vorliegt:

Als drei Kosaken vondem Wakommando auf der russischen Diskonto- bank wit Proviant dorthin zurüdk: hren wollten, wunde ihnen dies von den Revolutionären, die daselbst Barrikaden errichtet hatten, ver- wehrt. Der russische Gereralkonsul ordnete daher an, daß der Be- fehlöbober des Konsulattkonvois die dret ‘Kosaken mit Proviant nach der Bank schaffe, was ¡wei Offiziere mit vierzig Kosaken und einem Maschinengewehr ausführten. Unterwegs stießen sie auf eine Barrikade, auf der sich etwa 80 bewaffnete Revolutionäre befanden. Nach halb- stündiger exfolgloser U.terhandlung mit den Revolutionären, die si weigerten, die Kofaken durchzulassen, eröffneten die russischen Kosaken das Feuer, bahnten ih den Weg zur Bank und kehrten ohne Verlust zurück Die Verluste der Nevolutionäre sind unbekannt.

Afrika.

Nach einer vom „W. T. B.“ übermittelten Meldung aus Tes bestätigt es sih, daß der Roghi zurückgegangen ist. Die scherifishe Mahalla, die eie ernste Verluste erlitten hat, befindet sih gegenwärtig in Hodschra Kabyla. Ein neues Ge- feht wird erwartet. Man befürchtet Unruhen.

_— Der Stamm der Andjeras hat, der „Kölnischen gung? zufolge, die deutsche und englishe Gesandtschaft in

anger ersuhen lassen, auf den Vertreter des Sultans El Gebbas dahin zu wirken, daß dieser NRaisuli von dem be- absihtigten Kriegszug gegen die Andjeras abrate. Raisuli, der von Mulay Hafid zum Gouverneur der Andzeras ernannt ist, will die Einseßung seines von den Andjeras verjagten Ver- treters mit Waffengewalt er;wingen. Der Vertreter des Sultans wird in dem gewünschten Sinne handeln, da die Andjeras mit Erschießen von Europäern drohen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Reich s- tags, des Herrenhauses und des- Hauses der Abgeord - neten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Rechtsprechung des Neichsgerichts.

Bei der Auseinanderseß ung über das Vermögen eineraus zwei MeUNen bestehenden offenen Pie agesells@aft unterliegt die Uebertragung von Gesellshaftseigentum an einen der betden Gesellshafter dem Stempel der Tarifstelle 254 Abs. 2 des Stempelsteuergesezes.

Au3j¡ug aus dem Urteile des Neichsgerichts, VI1. Zivilsenats, vom 26. Februar 1909.

Nach. den Fesistellungen des Berufung9gerichis halte der Kläger, welher Teilhaber einer aus zwei Gesellschaftern bestehenden offenen Handelsgesellschaft war, nach dem Tode seines Mitgefell'hast-rs das gesamte Geselishaftsvermögen mit Aktiven und Passiven übernommen. n den Gründen des Revisionsurteils wird die Frage erditert, ob auf einen derartigen Vertrag der Abs. 2 der Tarifstelle 254 des preußischen Stempelsteuergeseßes vom 31. Fult 1895 Anwe. dung finde.

Das Reichegericht, V11. Zivilsenat, übrt bierzu aus: :

Hält man an der Auslegung des Berufungsri@ters fest, so ist am

l

RNRechtsprehung den Absay 2 der Tarifstelle 254 zum preußishen Stempelfteuergeseße vom 31. Juli 1895 anaewendet hat (N.„.G. 45, 218; 61, 72; Justizministerialblatt 01, 272; Gruhot 52, 1225). Dieje Rechtsprehung wird au nit beeinflußt dur die Entschei- dungen des I. und V. Zivilsenats (N.-G. 65, 227; 68, 410), in denen angenommen ist, daß im Falle des § 142 des Handelsgeseßbuhchs und überhaupt bei vereinbarter Uebernahme des ganzen Geschäfts mit Aktiven und Passiven dur den einen von ¿wei eine offene Handels8- gesellshaft bild:-nden Gesellschaftern eine Gesamtnahßhfolge mit An- wachsungsreht gemäß § 738 des Handelsgesezbuhs stat!finde, daß es also einer besonderen Uebertragurg der einzelnen Vermögensgegenstäde, namentlich der Auflassung der Gesellshaftsgrundstülke an den über- nehmenden KSesellschafter nicht bedürfe. Für die Anwendung der Stempelvorschrift kommt es worauf bereits vom V. Zivil- senat hingewiesen is , (R.G. 68, 417) ni®t sowohl auf die juristishe Konstruktion, wie auf den wirtsaft- lihen Erfolck an. Das Gesey wollte die bei Auflösung der Gesellschajt geschlossenen Auseinandersezungsverträge mit dem den Larifstellen 2 und 32 entsprehenten Stempel in allen Fällen belegen, in denen es sich um den Uebergang von Grundstücken, beweglichen Sachen oder Forderungen handelt. Ob der U-bergang \ich im Wege der . Gesamt- oder der Einzelnachfolge vollzieht, i| nicht von entsheidender Bedeutung. Zu der vom 1. und V. Senat kehandelten Frage braucht daher keine Stellung genommen zu werden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Weinkreszenz in denNegierungsbezirken Wiesbaden, Koblenz und Trier 1908.

Seit mehreren Jahren veröffentlichen die Königlichen Regierungen zu Wiesbaden, Koblenz und Trier in ihren Amtsblättern Uebersihhten über die Weinkreszenz in ihren Be4iiken. Für das Jahr 1908 stellt sich nach diesen Uebersihten das Weinland der drei Ne- gierung8bezirke auf 18 808 (im Vorjahre auf 18 823) ha oder auf ungefähr neun Zehntel der davon in Preußen überhaupt vor- handenen 20679 (20941) ha. Im Ertrage \landen 15 928 (15890) ha, die 369998 (334074) h1 Most brachten, also durhshnittliÞ 23,23 (21,02) bl vom Hektar. Mit weißem Gewächse waren 14 679 (14 610) ha bestockt, mit rotem 1249 (1280) ha; aus ersteren wurden 356 770 (323 227) hi1 oder 24,30 (22,12) hl vom Hektar, aus lehteren 13 228 (10 847) h1 ober 10,59 (8,47) h1 vom Hektar erkeltert, Die Anteile der einzelnen Regierungsbezirke und Kreise werden in der nahstehenden Zusammenstellung gegeben.

somirs félende SlêW omtes ehende FläYe : Wein» Weiße Note weißem rotem bergland Trauben Weinmost ha ha ha hl hl

Kreife Ertrag an

des

M D. Wies baden: Oberlahnkreis Cnt. Unterlahnkreis . Sankt Goars- hausíin . Rheingaukreis . Wiesbaden, Land Obertaunuskreis O Wiesbaden, Stavt Frankfurt a. M, S ¡usammen R.-B. Koblenz: Koblenz, Stadt. Koblenz, Land . Sankt Goar.

3,10 1,85 48,41

393,25 2399,86 594,02 3,00 10,39 12,63

36,00 4002,51

49,00 531,40 1291,38 3261,71 1097,50 1063,50 167,29 1,99 1134,79 686/12 447,08 9731,76

11,20 770 27 1515,70 92,00 1724,87 884,86 24,17

0,57 1,48 27,79

664,21 1920,90 390,04 2,C0 3,64 12,32

27,00 3049,95

46,00 402,67 1085,20 2631,29 1013,19 947,15 146,24

86,57 815,58 240,95 247,60 38458 6983,84

10,75 693,75 1440,80 16,90 1493,61 861,83 24,17

1,85 0,25 7,64

33,86 25,00 2,92 1,00 0,10 0,31

9,50 6,29 467,43

4 730,77 32 412,25 2 933,30 37,50

90,00 6,00 27,54 Al

12,00 0,40 5,10

211,78 143,50

40 607,04 416,28, 1 286,00 8 752,30

13 416,50

30 428,02

56 383,00 4,00

32255,33 11,17 343739 0

E 20,35 733,95 10 689,75 1 070,55

1 543,60 2814,79 1176,84 150 577,83 12 811,72,

92,40

23 397,50 94 125,00 492,00 47 830,05 38 776,00 300,80

72,43

115,50 79/35 348,00

27,59 43,15 38/33 0,10 1,04 1,46 1,99

Kreuznach. U E Cochem Mayen Adenau Ahrroeiler. Neuwied . . Meisenheim . zusammen R.-B. Trier: Bitburg . Wittlich . Bernkastel Trier, Stadt . Trier, Land . , Saarburg. Merzig

j |

Saarlouis

Saarbrücken . .

Sankt Wendel . 72,84 60,09 540,44 ¡usammen 507418 4644,71 165 585,19 s

Unter den Weißweinen is am meisten der Riesling vertreten. Im Berichtsjahre waren mit ihm 9194 ha bestockt, die 266 893 h1 Most brahten. Danach kamen der Oesterreicher mit 1549 ha und 20514 hl und der Kleinberger mit 1475 ha und 43283 hl, Außerdem sind noch Orleans, Traminer, Mallinger, Gutedel und Ortlieben unterschieden, auf die 50,1 ha und 521 hl bezw. 20,6 ha und 421 11, 8,8 ha und 135 hl, 7,7 ba und 113 bl, 3,0 ha und 49 11 entfielen. An gemishten weißen Gewächsen bleiben noch 2370 ha mit einem Mostertrage von 24 841 h1. An Notwetnen waren vorhanden: 913 ha Spätburgunder*), 152 ha Klebrot*), 124 ha Frühburgunder, 59 ha Poitugieser und 1,6 ha Spätrot mit Erträgen von 11 464, 404, 628, 728 und 4 hl. Auf die Regie - rungsbezirke verteilen sih die Gewächse, wie folgt:

Wiesbaden Koblenz Trier Gewädhse Ha h ha hl la Ul a. weiß:

Riesling . . 1549,58 23498,22 3868,58 117076,15 3776,17 126318,95 Oesterrelcher 645,55 10837,00 885,21 9212,05 17,97 465,00 Kleinberger . 330,81 1906,80 444,80 4990,20 699,50 36386,00 Orleans 5,00 70,00 45,10 45050

Traminer Nüländer) 9,75 291,00 10,86 130,47 allinger . 880 135,25

Gutedel. .. 7,65 112 60

Ortlieben . . 3,00 48,60

509,26 4004,02 1709,84 18422,11

40,31 7,96

34,85

19,00 7,96

12,00

Fr T T

L H

151,07 2415,24,

a 910:01 197,76 110,11

191,52 94,17 B00 07,0 it 1,58

burgunder , Klebrot . Frühs-

burgunder . Portugieser . Spätrot ..

11464,00 206,10

43637 is 701,225 was

400 , (Stat. Korr.)

*) Der große Unterschied zwischen diesen Zahlen und denen des Jahres 1907 (619 ha Spätburgunder und 488 ha Klebrot) beruht darauf, daß 1907 einige Ortschaften des Regierungsbezirks Koblenz irrtümlih Klebrot statt Spätburgunder nahgewiesen hatten.

41,60

29,46 1,37

{ih der Latbesland gegeben, auf den der erkennende Senat in ständiger

5

Zur Arbeiterbewegung.

In einer Besprechung, die gestern die Vertreter der Needer mit denen tber eingeschriebenen Seeleute in Marseille in Gegen- wait des Marineminister3 hatten, wurde, .W. T. B.“ zufolge, in den Fragen, betreffend die Regelung der Arbeitsverhältnisse, ein vor- [läufiges Uebereinkommen getroffen. Wenn dies Uebereinkommen von den Hauptversammlungen beider Partelen angenommen wird, wird heute Fiiede ges{lossen und die Arbeit auf allen Dampfern wieder- aufgenommen werden, ohne daß der Schiedsspruch des Marine- ministers über die Fragen, betreffend den wöchentlihen Ruhetag, ab- gewartet wird. (V,„l. Nr. 147 d. Bl.)

In Rio de Janeiro sind die Gasarbeiter in den Ausstand getreten. Die Stadt ist, wie ,W. T. B.“ meldet, seit zwei Tagen ohne Gas; man befürhtet Ruhestörungen.

Kunst und Wissenschaft.

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hält am Donnerêtag, den 1. Juli, um 5 Uhr Nachmittags, in ihrem zeit- weiligen Sitzungssaal, Potsdamer Straße 120, ih:e statutenmäßige öffentliche ißung iur Feter des Jahrestages ihres Stifters Leibniz. Der Eintritt steht auch“ ohne Mondes Ein- ladung fret.

Die Akademie der Inschriften und schöônen Wissen- schaften in Paris wählte ,W. T. B.* zufolge den ordentlichen Professor der romanishen Sprachen Dr. Tobler in Berlin zu ihrem auswärtigen Mitgliede.

Auf dem Gebiet der öffentlichen Bücherhallen ist den yolksiümlihen Bildungsbesirebungen noch ein weites Feld für ihre segensreiche Tätigkeit eröffnet. Bis vor kurzem hatte man die Volks- bibliotheken, das Bildungsbedürfnis der weiten Volls[chichten unter- \{chägend, von den übrigen Büchereien ihrem Bücherinhalt nah völlig abgesondert. Das in ihnen gebotene Belehrungs- und Unterhaltungs- material genüate aber dem Bedürfnis niht mehr, und der Arbeiter- stand wandte sich mehr und mehr den Bütereien der Arbeitervereine und Gewerkschaften zu, die oftmals einseitig und tendenziöós zu- sammengestelüt sind. Der Begründer des Nresdener Vereins „Volks wohl* V. Böhmert, und- der Kieler Bibliothekar C. Nörrens« berg waren die ersten, die nachdrücklich und überzeugend auf diese Mängel hintwtesen. Die auf der Chfîcagoer Weltausstellung von 1893, die Nörrenberg besuht hatte, zur Anschauung gebrahte Organisation des amerikanischen Bibliotheks- wesens bot für thn besondere Veranlassung, auf eine großzügige Reform des deutschen Volksbibliothekswesens zu drängen und der „Einheitsbibliothek*“, der notwendigen Ueberbrückung der wissen- \haftliten Bibliotheken auf der cinen, der sfozialpolitisch verfehlten Volksbüchereien auf der anderen Seite, das Wort zu reden. Ins- besondere wurde von Nörrenberg damals der Gedanke verfohten, die älteren Stadtbibliotheken, die vielfach in beschauliher Nuhe Hüterinnen unbenußter Bildungsshäße waren, zu „allgemeinen Bildungsbibliotheken*, Reformbücheretien, bestimmt für die Bilduncsbedürfnisse jedermanns ohne Unterschied des Standes und ter Vorbildung, umzuwandeln. Diese Bestrebungen wurden wirksam unterstüßt durh die sogenannte Lese- hallenbewegung, ter ebenfalls in den Vereinigten Staaten wie in Eng- land längst mit größtem Erfolg verwirklichten Forderung, die Aus- [eihbibliothek mit gut ausgestatteten Lesexäumen zu verbinden. Bereits im Jahre 1874 war in Friedberg i. H. eine Lesehalle mit gutem Erfolg begtündet worden, 1893 wurde eine zweite in Pforzheim von kommunaler Seite eröffnet. Die Gesellschaft für ethishe Kultur nahm sih dann der Saße mit Gifer an, be- gründete 1894 in Frankfurt a. M, im Jahre darauf in Berlin je eine doffentlihe Lesehalle, Eleichzeitig wirke die von Ludwig Keller begründete Comenius-Gesellshaft in ähns lichem Sinne. Die von ihr verfochtenen, heute zur allgemeinen Geltung gelangten „Grundsäße für die Organisation von Bücher- und Lesehallen“ stellen als Forderungen auf: 1) Leitung und Betrieb der Bibliothek durch einen wissenshaftlih vorgebildeten Bibliothekar im Hauptamt, 2) zentrale Verwaltung. 3) tendenilose, für alle Kreise des Volkes berechnete Auswahl der Bücher und Zeitschriften, 4) Lage der räumlih ausreihenden Bibliolhek an günstiger Stelle der Stadt, 5) Verbindung der Ausleihbibliothek mit einer Lesehalle, 6) freier, dur unnôtige Förmlichkeiten niht erschwerter Zutritt für jedermann an jedem Tage.

Die erste Stadt, die eine im Sinne dieser Leitsäge angelegte Bücherei begründete, war Charlotienburg. Den Grundstock für die Bibliothek bildet, wie wir der sehr lesenswerten Schrift von Dr. G. Fri, Stadtbibliothekar in Charlottenburg, „Das moderne Vollksbildungswesen“ (Verlag von Teubner, 266. Bändchen der Samm- lung „Aus Natur und Geisteswelt“, 46 1,25) entnehmen, die Schenkung eines Bürgers der Stadt, E. Werckmeister, im Wert von etwa 23 000 G. Die Stadt bewilligte für die Organisation 15 000 4. Mit der Au?leihbibliothek war voa vornherein eine gut ausgestattete Leschalle verbunden, die 1901 neue Räume erhielt; 1904 wurde die erste, 1998 die zweite Zweigstelle eröffnet. Heute umfaßt die Bibliothek etwa 35000 Bände, von denen gegen 4000 auf die Büchereien der 3 Lesehallen kommen, die an allen Tagen von 11 bis 10 Uhr bzw. von 12 bis 10 Uhr geöffnet ind, im Jahre 1908/09 von 170000 Personen besucht wurden und 280.000 Bände aubsliehen. Der aussließlih aus städtishen Mitteln aufgebrahte Etat betrug für das G:shäftéjahr 1903/09 fast 60 000 46. Der Beamtenstab seßt sich aus Assistenten (Bibliothekaren), Bibliotheks- gehilfinnen, Hilfsarbeitern und Arbeiterinnen sowie Bibliotheks« dienern, im ganzen aus 18 Köpfen, einscließlich des leitenden Stadt- bibliothekars, zusammen. Die Lesesäle kann jeder, der das 16. Lebens- jahr erreiht hat, ohne weiteres betreten, die Entleihung der Bücher ist ebenfalls unentgeltlich. Die Einrichtung weiterer Zweigstellen und der Neubau einer Zentrale wird voraussfichtlich im nächsten Fahre in Angriff genommen werten.

Ina Berlin war in Verbindung mit der ältesten Volksbibliothek

bereits im Jahre 1896 eine s\tädtishe Lesehalle eröffnet worden. In der Folge hat sich Berlin in immer shnellerem Tempo bemüht „den gesteigerten Bedürfnissen im Sinne der Bibltothekz- reform nächzukommen. Erleichtert wurde die Schaffung neuer Lese- hallen ‘Und die Begründung der 1907 eröffneten Stadtbibliothek, je einen mehr wissenshaftlihen Charakter besißt und als Zentrale und Oberbau der Volkébibliotheken diese ergänzen soll, durch mehrere namhafte Stiftungen. 1908 bestanden 28 Volksbibliotheken und 12 Lesehallen mit zusammen 177 616 gut ausgewählten Werken. Ent- [iehen wurden für 1906/07 aus den Volksbibliotheken 1 419 688 Bände. Die Gesamtauëgabe für Stadtbibliothek und Volksbibliotbeken zu- sammen betrug für 1906/07 201006 4, aus\{ließlich der in der ersteren beshä}tigten Beamten. In den Berliner Vororten sind mit Ausnahme Charlottenburgs erst Anfänge vorhanden, die den groß- ftädtischen Bildungsbedürfnifsen noch keineswegs entsprechen. Ja den größeren Städten Deutshlants entstanden nah dem Vor- gehen Charlottenburgs in rascher Folge ähnlihe Bibliotheken, be- gründet teils von kommunaler Seite, teils durch Vereins- organisationen und die großen industriellen Betriebe: so außer in Jena, wo die bereits 1896 begründete Lesehalle der Zeißs Stiftung in der zweckmäßigsten Weise später im Volkshaufe untergebraht wurde, in Hamburg (1899, Ocffentlihe Bücher- halle der Patriotischen Geseushazfît, von C. Nörrenberg und G. Fri organisiert), E L en (1900, Kruppshe Bücherhalle, von P. Ladewig eingerichtet), Bremen (1902, öffentlihe Leschalle), Elberfeld 1902, Stadtbücherei), O snabrück (1902, Städtishe Bücher- und esehalle), Görliß (e Städtishe Volksbücherei), Dortmund (1908, Wilhelm-Auzuste-Viktoria- Bücherei). Vielfah erfuhren auch ällere Volksbibliotheken eine Autgestaitung und Erweiterung dur Lesehallen. Besonders leistungsfähige Volksbiblioiheken haben Bre s- lau vnd Frankfurt a. M. aufzuweisen.

! figen die 40 deutihen Großstädte mit einer

Nach etner von Ern Schultze 1907 angeeien Statistik be« am Enn von 11 380 009 Einwohnern in thren Volksbibliotheken 807 000 Bände,