1909 / 154 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Jul 1909 18:00:01 GMT) scan diff

äußersten Linken auf Herabsezung verschiedener Arten von Zöllen würde durchgeführt, und es würde infolgedessen die heimishe Industrie rüdläufig, die auswärtige Konkurrenz stärker. Die Konsequenz wäre, daß au für diesen Fall eine Entschädigung der Arbeiter aus Staats- mitteln eintreten sollte. (Zuruf bei den Soz.: Warum denn nicht ?) Es soll so fasse ich wenigstens den Antrag auf ein Recht s- anspruch auf die Entshädigungssumme eingeführt werden. (Zustimmung bei den Soz.) Dieser Rehtsanspruch wird ohne Rücksicht darauf, was die Betreffenden verdient haben, nach unten hin limitiert: mindestens 500, mindestens 1500, mindestens 2500 4, je nah der Dauer der Beschäftigung. Jh will dabei ein'alten, daß die niedrigen Löhne, die durchschnittlih in der Tabakindustrie gezahlt weiden, nicht etwa ein Beweis dafür sind, daß besondere Hunger!öhne gezahlt werden. (Zuruf von den Soz.) Nein, das is niht der Fall, Herr Abg. Frank. Zwei Drittel der Arbeiter sind Frauen und Kinder, Heimarbeiterinnen, die ihre Arbeit zum Teil nebenbei machen; überdies suhen die Tabakindustriellen die billigsten Gegenden des Vaterlandes auf. Das nebenbei. Also ich meine, nach dieser Richtung ift die Konstatièrung eines Anspruhs nicht angängig, Aller- dings hat sich der Abg. Molkenbuhr auf verschiedene Vorgänge bezogen, zunächst auf die Einführung des Reichsmonopols für Saccharin; er hat dabei noch in seinen Redestrauß eine kleine Stech- blume eingeflohten, indem er gesagt hat, natürli, wenn man die Tapitalistishe Industrie entshädigen soll, ist man bei der Hand. Mir \cheint, er hat vergessen oder übersehen, daß in dem Süßstoff- gese ausdrücklich bestimmt ist, daß die Inhaber der Fabriken ver- pflichtet waren, von der ibnen gewährten Entschädigung ihre Arbeiter und Beamten abzufinden, sodaß dieser Seitenhieb wohl nicht saß. Er hat ferner Bezug genommen auf die Beseitigung der Puivatpost- anstalten und auf den Entwurf des Tabakmonopols. In all den drei Fällen liegt aber die Sahe grundverschieden von dem vorliegenden. Damals wurde die Gewerbefreiheit eingeshränkt, es sollte ein be- stimmter Zweig, der bis dahin dex Gewerbefreiheit unterstand, monopolisiert werden, da haben wir ällerdings eine Reihe von Vor- gängen, in denen eine Entschädigung vorgesehen ift, hier dagegen trifft diese Voraussegnng niht zu. Es ift hier bei der Steuer- erhöhung nicht anders wie bei anderen Steuererhöhungen, es werden unter Umständen vorübergehende Einschränkungen eintreten, das habe ich selber zugestanden, allerdings nehme ich an, nur vorübergehend, und dafür einen Entschädigungsanspruh zu konstatieren, halte ih nicht für ge- rehtfertigt. (Zuruf von den Soz.: Der Enischädigurgzanspruh soll auch nur vorübergehend sein!) Es soll eine Kapitalsumme gegeben werden, das ist nit vorübergehend, die sollen die Leute dauernd be- halten. Anders steht es *mit dem Antrag Giesberts und Genossen, der steht auf einem ganz anderen Standpunkt; er will den Lande9- regierungen eine Unterstüßungssumme überweisen, aus der diese helfen können, er soll sich auch nur beziehen auf Arbeiter, die nit anderweit eine Beschäftigung finden, das ist cin großer Unterschied. Ferner sehe ih darin die Tendenz, daß den Regierungen die Möglichkeit gewährt werden soll, den Leuten unter Umständen zu einer anderen Be- shäftigung zu verhelfen. (Hört, hört!) Allerdings ist dieser Antrag ebenso wie die Resolution Sielermann au in einer Beziehung lüdenhaft, ih glaubte, es muß in beiden cingeshaltet werden: „JIn- folge der Einführung des Tabakverbrauchsteuergeseßes", gemeint ift es wohl. Ih kann nicht leugnen, daß au diese eine Neuerung ohne Vorgang iff und gewisse Bedenken hat, aber ich glaube, daß man doch unter gewissen Umsländen über diese Bedenken hinweg- fommen fönnte. Allerdings ist mir der Antrag, wie er auf Nr. 1540 vorliegt, aus dem cinen Grunde, den ich eben erwähnt habe, - dann aber. auch wegen des legten Saßes niht recht genehm, er setnt mir niht ret geeignet, in das Gese aufgenommen zu werden. Besser schiene mir zurzeit eine Resolution dahin, wie sie der Antrag Sieler- mann vorsieht, Damit will ich aber nit sagen, daß die Sache ab- geshoben werden soll; es würde sich vielleiht Gelegenheit geben, bis zur dritten Lesung einen Antrag zu finden, wodurch das festgelegt wird, was ih für akzeptabel halte. Wenn die Majorität, die für dieses Geseß stimmen wird, Wert darauf legt, kann das vorbehalten bleiben. I habe indes im Anfang meiner ersten Rede gesagt, daß die Mittel, die nah den Anträgen der Kommission aufkommen werden, wir unzureihend scheinen und nicht genügend für die Deckung des Bedarfs des Reichs, der nun einmal vorliegt. Es werden daker auf alle Fälle, wenn wir hier Mittel zur Verfügung stellen wollen, um den Leuten, wenn sie tatsählich Bescäftigungsgelegenheit infolge des Gesetzes verlieren sollten, sozusagen über die Uebergangszeit weg- zuhelfen, ihnen Beschäftigung zu hafen, mehr Mittel bewilligt werden müssen; es müßten die Steuersäße erhöht werden. Ich habe den Wunsch, daß mehr aufkommt und daß unter Umständen die Mittel zu einem solchen Dispositionsfonds da find. Vorläufig würde ih Ihnen empfehlen, den Antrag Sielermann anzunehmen. Ich gebe mich ter Hoffnung hin, daß wir bis zur dritten Lesung einen Weg finden, der den Zweckten des Antrags Giesberts in dieser Beziehung Genüge tut. (Bravo!)

Abg. Graf von Mielzynski (Pole): Die Forderung der Regierung war zu hoh. Wir werden für den Wertzoll unter gewissen Vorausseßungen stimmen. Der Gedanke einer Ent- \chädigung ter Arbeiter is richtig; am sympathishsten ift uns Entlebleben der Antrag Giesberts. Den Antrag Albrecht müssen wir deswegen ablehnen, weil die Beträge, die er erfordert, nit aufzubringen sind. Der Redyer vertritt so- dann einen Antrag, der eine von der Kommissionsfassung abweichende Staffel sür die Zigarettensteuer vors{chlägt.

Um 61/, Uhr fragt der Präsident Graf zu Stolberg das Haus, i L ab figen oder eine Abendsißung halten wolle, da es do schr wünschenswert sei, den Gesehentwurf heute zu Ende zu beraten. i

Mit großer Mehrheit wird beschlossen, die Sizung ohne Unterbrehung weiterzuführen.

Abg. Böhle (Soz.): QDadurh, daß der Staatssekretär fh E der Frage der Entschädigung beschäftigt hat, ist bewiesen, daß auh die Regierung mit Arbeiterentlassungen redet. Man hätte erwarten sollen, daß sie in erster Linie auch mit den Arbeiterorganisationen verhandelt hâtte. Der Nba. Giesberts hätte dech sckchon in seiner Fraktion dafür sorgen müssen, daß sein Standpunkt, dahin zu wirken, daß Not und Elend unter den Tabakarbeitern nicht noch größer werde, zum Durchbruch gelangte und die Fraktion ¡u der Tabaksteuervorlage eine andere Stellung einnahm.

Abg. Dr. Weber (nl.): Der Antrag Weber - Mommsen ist in bezug auf die steuerlihe Belastung viel sozialer und gerechter als der Antrag der Kommission. Vei dem ersteren Antrag steht sich auch der ir ländische Tabakbau besser. Was die Ent- schädigung der arbeitslos werdenden Tabakarbeiter betrifft, so stehen

dem Antrage Albrecht doch sehr starke Bedenken entgegen; es könnte danach ein Arbeiter, der 2 Tage sich Ruhe gönnt oder au zum Feiern gezwungen wird, dann aber anderswo Beschäftigung findet, von eis wegen eine En1schädigung für diese 9 Tage in Höhe von 2500 46 zu fordern berechtigt sein. Der An- trag Giesberts stellt nihts mehr und nichts weniger als eine allge- gemeine Reichsversiherung gegen Arbeiislosigkeit dar, denn fe ist in ihrem Wortlaute nicht auf dieses Gesey beschränkt; da fle aber in Wirklichk.it nur diese beschränkte Tragweite habea foll, so werden wir dafür stimmen. Nicht ih bin der ursprüngliche Vater des Gedank.ns des Wertzuschlages, sondern der Abg. Müller-Fulda vom

Zentrum, der {hon 1895 einen derartigen Antrag in einer Kommission |

gestellt hat. Anderseits bat der Abg. Speck vom Zentrum noch 1906 erklärt, er halte den Weg des Wertzushlages bei der Tabaksteuer Vg V facaas, Wir een auf dem Stantpunkte, diese Form der Tabakbesteuerung abzulehnen. / Abg. Freiherr o Gamp (Fp.): Ich bin dem Staatssekretär für seine Erklärung zu den drei Anträgen schr dankbar ; sie erleichtert mir meine Zustimmung zur Vorlage. Die erste Anregurg der Reichs- partei in dieser Richtung fand nirgends Gegenliebe ; jeßt {eint all- seitig Stimmung dafür zu sein, im Prinzip dem Gedanken beizu- stimmen. Der Antrag Giesbe:ts ist nit einwandsfret, insofern er alles dem Bundesrat überläßt; das wird n:cht angehen. i Die Abgg. Dr. Stresemann (nl) und Hormann (fr. Volksp.) wenden si gegen die Ausführunzen des Schaßsekretärs betreffs der eingeaangenen Zigarettenfabriken und der direkten Verhandlungen mit

den Tabakinteressenten. Abg. Mol h bu hr (Soz): Die Archive des Neichsshaßamts werden

darüber Auskunft geben können, wer die Vatershaft des Gedankens

dcs Werkzuschlags für in Anspruch nehmen kann. Ein N missar: Bei der Ausarbeitung der Aus-

führungsbestimmungen wird der Tabakvyerein zugezogen werden; au bei der Feststelung der Rückvergütungsbestimmungen wird mit

öglihster Milde verfahren werden. F h erbe et): Wir hoffen, daß der Antrag Giesberts bis zur dritten Lesung noch eine ganz einwandfrete Fassung wird er- balten können; stimmen Sie ihm jeßt au tio seiner kleinen Mängel zu.

Damit {ließt die Diskussion.

Zunächst wird in namentlicher Abstimmung der Antrag Albrecht, betr. die Entschädigung arbeitslos gewordener Tabakarbeiter, mit 296 gegen 57 Stimmen abgelehnt. Gleich- falls in namentliher Abstimmung wird der Antrag Giesberts mit 341 gegen 12 Stimmen angenommen. Damit ist der Antrag Sielermüñn erledigt. :

S1 wird nah dem Kommissionsantrage mit den Anträgen Kreth und Graf Mielzynski-Müller(Fulda)-Kreth unter Ab- lehnung des Antrages Mommsen angenommen. Ueber § la (Wertzushlag zum Zoll auf Tabakblätter von 40 Proz.) wird ebenfalls namentli abgestimmt. § 1a wird mit 191 gegen 155 Stimmen bei 10 Stimmenthaltungen angenommen.

Abg. Mommsen (fr. Vgg.) zieht hierauf seine übrigen Anträge zurü. 1 y

Ohne Debatte werden nah den Kommissionsvorschlägen mit den Verbesserungsanträgen Kreth angenommen die 88 1b (Anmeldepfliht und Wertermittelung für den Zoll- zushlag), 1c (Wertermittelung in besonderen Fällen), 1d (Be- triebsanmeldung und Buchführung), 1e (besondere Vorschriften für im Auslande ausgestellte Rechnungen), 1f (Prüfungs- ämter für Tabakbewertung), 1g (Ankaufsreht des Reichs) 1h (Zollzushlag für Zigarren), 1i (Strafvorschriften), 2 (Jnlandsteuer). Ebenso werden die von der Kommission beantragten Abänderungen zu den §88 16, 16a, 23, 24, 30 und 31 angenommen, desgleichen Art. 1X (Uebergangsvor- schriften) und Art. 1IT (Ermächtigung des Reichskanzlers, den Text des Geseßes als „Tabaksteuergesez“ in fortlaufender Reihenfolge der Paragraphen bekannt zu machen).

Von der Kommission ist ein neuer Art. TIla beantragt, wonach der Steuersaß für Zigaretten im Kleinverkaufspreise nah folgender Staffel geändert werden soll: bis zu 11/4 das Stück 1,50 M, Über 11/5—21/5 D 3 M, über 2 /5—Bl/g H 450 M, über 31/,—5 F 660 M, über 5—7 S 10 H, über 7 Z 15 4 für 1000 Stü. i :

Die Abgg. Graf Mielzynski, Müller-Fulda, Kreth beantragen figenve Skala: 2 M, 3 M, 450 M, 6,50 M, 9,50 M, 15 M. i °

Ohne Debatte wird Art. ITITa in der Fassung des Ans trages Graf Mielzynski angenommen, desgleichen Ark, -IV, wonach das Geseh am 1. Oktober 1909 in Kraft tritt.

Darauf vertagt sih das Haus.

Schluß 81/ Uhr. Nächste Sißung Sonnabend, früh 10 Uhr. (Gesetz, betreffend den Zwischenhandel des Reichs mit Branntwein, Gesey, betreffend das Erbrecht des Staates, » Weinsteuergesez, Gas- und Elektrizitätssteuergeseß, Jnseraten- steuergeseß, Branntweinsteuergeseß.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Niederländishe Besitzungen. Nach eiaer Mitteilung des Gouverneurs von Suriram vom 5, Juni d. I. wird wegen Austretens von Pest in Venezuela allen von dort kommenden Schiffen oder Schiffen, welche mit Herkünften von Venezuela unterwegs in Verbindung gewesen find, bet Ankunft in etnem Hafen von Surinam Quarantäne auferlegt.

St. Petersburg, 2. Juli. (W. T. B.) Seit gestern sind 92 Neuerkrankungen und 40 Todesfälle an Cholera vorgekommen. Die Gesamtzahl der Erkrankten beträgt 615.

Verdingungen im Auslande.

Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reich3- und

taatsanzeiger“ auéliegen, können in den Wogentagen in dessen Expedition während der Diensistunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.

Aegypten.

Kriegsministecium (Finanzsekretariat) in Kairo: 29. Juli 1909. Vergebung der Lieferung von 6 t Natron und 4 t Wasserglas. Lieferungsfrist 30. September 1909. Sicherheitsleistung 1009/0 des Angebots. Lastenhest beim „Reichtanzeiger“.

Verkehrsanftaliten.

In Syfang im Kiautschougebiet ist am 29. Junt eine mit Tsingtau in Verbindung {stehende Reihstelegraphenanstalt für den internationalen Verkehr eröffnet worden. Die Worttaxe für Telegramme dahin ist dieselbe wie sür Telegramme nach Tsingtau.

Briefe mit Wertangabe nach Rußland (eins{ließlich der russischen Postanstalten in China) können von jeßt ab nur noch bis zum Höchstketrage von 96 000 4 (bisher unbegrenzt) versandt werden.

Weititerberiht vom 3. Juli 1909, Vormittags 9 Uhr.

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vorwiegend heiter

767,1 /NW Usheiter |__15,3 766,7 [NW 2|wolkenl.|_ 15,2 766,2 |WSW2 wolkenl.| 15,2 765,9 INW 3sheiter 17,0

Borkum Keitum Hamburg Swinemünde

Kügenwalder- Aba 764,6 |W 3\wolkenl.| 13,3

Neufahrwasser| 763,9 |N 5|wolkenl.| 14,6 Memel _762,9 [NNW 2\wolkenl.|__17,4 Aachen 767,8 [Windst. [heiter |__13,0 Hannover 767,5 |W 2|bededt | 11,0 Berlin 766,3 |NND 2\wolkenl.|_14,8/ Dresden 766,5 |WNW 2 heiter 11,4 Breslau 764,1 N 2\wolfkenl.| 13,1 Bromberg 763,8 /NO »d5|wolkenl.| 14,9|_ Mey 767,2 NO 2lbeiter 111 Frankfurt, ‘M. | 766,7 |N 1halbbed.| 14,0 Karlsrube, B. | 766,7 |DSO 2shbeiter 12,6 München 766,1 |INW 2|bedeckt 9,8

vorwiegend heiter vorwtegend hceitex vorwiegend heiter ziemlich heiter meist bewöltt

ziemlich heiter Vorm. Nieder|\ch{l.

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anhalt. Niedersch{l.

(Wilhelmshav.) ziemlich heiter (Kiel) tiemlid heiter

(Wustrow i. M.) ziemli heiter

(Königsbgz., Pr.)

vorwiegend heiter (Oassel)

ziemli heiter (Magdeburg)

0 | ziemli better

(Grünberg&oli)

ziemli heiter

({(Mülhauz., Ela.) anhalt. Nievers{l.

(Friedrichsbaf.) Nachts Niederschl.

(Baxraborg)}

767,8 [Wíndst. |Dunft |__16,4 anhalt. Niederschl. 768.0 N - Mwoltenl, 14 04ck 768,4 |NNO 1\heiter |_ 15,7 E 767,7 |[SSW 1 [beiter 760,9 (SO 2 heiter 10,2 _— 759,2 |[Windst. (halb bed. ) 762,0 |S 6 bedeckt 763,6 |WSW 4 heiter 764,8 [SW 4l|balb bed. 765,9 |W 2\heiter 763,3 |[SW 2\wolkenl. 763,6 | SSW 4|halb bed. 764,2 |Windst. swolkenl. 761,1 S 4wolkenl. 760,2 |S 2| wolken".

1

1

p D [P

757,8 |[WSW 3 [Regen 12,8 761,2 |SSW 4Regen 13,8 765,5 (S 1bedeckt 15,0

Stornoroay Malin Head Valentia Scilly Aberdeen Shields Holyhead Isle d’Aix St. Mathbiteu

766,3 |SSW 3bedeckt 760,0 |(SSW 1 wolkig |_ 16,1 763,2 |[SW 3|wolkig | 16,1] 765,1 |[(6W 3|Nebel |_ 12,8

_15,0

768,9 |Windst. |wolkenl.| 16,6

769,0 |Windst. |Dunst | 23,8 Grisnez Paris Blissingen Helder Bodoe Christiansund Skudesnes Skagen Bestervig Kopenhagen Karlstad Stockbolm Wisby Hernösand Havaranda MNiga

Wilna Pinsk Petersburg Wien

Prag

Rom Florenz Cagliari Warschau _760,1 Thorshavn Seydisfjord Cherbourg |_768, Clermont

Biarrißz

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763,0 |NO _1/bedeckt 761,4 /ND 1wolktg 757,6 |[NND 1Regen 763,1 |Windft. [Dunst 762,0 |WNW 3[Negen __ 765,0 wolken. i heiter__ wolkenl. 3¡wolkenl. _1/bedecki_ |_ 14, Dunst . Regen . [wolkenl. wolkig Windst. \wolkenl.|_ Nizza Windst. [heiter Krakau 3 |[NNW 2|Megen Lemberg N 3\bededckt Hermanstadt | 754,8 [WNW 1 bedeckt Triest W 1|Negen Brindisi SSW 2|Dunst Livorno 758,4 NO lhheiter Belgrad | 757,0 [WSW 1 Regen Helsingfors |/ NO 1\wolkenl. Kuopto } |[DOSO 1|wolkenl. Zürich NO 2\bedeckt Genf NNO 6\bedeckt 2ugano * 8 [N 1/bededt_ Säntis 564,8 NO 2\Nebel Dunroßnueß SW 2s|bedeckt Portland Bill SW s|wolkenl.| 13,9 Das gestiige Hochdruckgebiet hat abgenommen, s beträzt über 763 mm und* reiht von der Bien iet, wo das Maximum von 768 mm liegt, bis Nordweslrußland. Eine Depression unter 75% mm befindet sich über Südosteuroya, eine solche unter 745 mm ist füdlih von Island herangezogen und entsendet Ausläufer nah dem Westen

JFrlands und nah der Nordsee. In Deutschland if das Wetter ruhig bei geringer Wärmeänderung und vorwiegend heiter; das Alpen-

tte verbreitete Niederschläge. E ] Deutsche Seewarte.

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Mitteilungen des Königlichen Aöronautischen Observatociums Lindenberg bei Beeskow, veröfentliht vom Berliner Wetterbureau. Drachenaufstieg vom 3, Juli 1909, 6 bis 8 Uhr Vormittags:

t Seehöhe . « « « « | 122m | 500m | 1000 m| 1500 m |2000 m! 2700 m

Temperatur (0%) | 10,8 10,6 7,8 3,4 1,5 |—-0,8

Rel. Fchtgk. 82 68 68 10 1-200 65 Wind B A NO NO NO | ONO | NO zt du

Geschw. mpa 5) 10 11 10 8 Heiter. Zwischen 310 und 420 m Höhe Temperaturzunahme von 10,2 bis 11,3 9,

„M6 154.

Zweite Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußishen Staatsanzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 3. Juli

1909.

Statistik und Volkswirtschaft.

Streiks und Aussperrungen in Deutschland im Jahre 1908.*)

In dem socben erschienenen 230, Bände der „Statistik des Deutschen Reichs" ist die ausführliche Statistik der während des Jahres 1908 in Deutschland vorgekommenen Streiks und Aussperrungen ver- öfentliht worden, die gleichzeitig den 10. Jahresband der amtlichen deutschen Streikstatistik bilder. Das Bertichtejaßr hatte unter der Ungunst der wirtschaftliGen Verhältnisse auf fast ‘allen Gebieten ge- werblihen Schaffens zu leiden. Dieje Erscheinung spiegelt fich in dem richt unerheblichen Rückgange der Zahl der Streiks und ber daran Beteiligten wieder.

Es wurden im Jahre 1908 1347 Streiks beendet gegen 3966 t, J. 1907, 3328 i. J. 1906, 2403 i, J. 1905, 1870 1’ J. 1904, 1374 i. J. 1903, 1060. i. J. 1902, 1056 i. J. 1901, 1433 i. F, 1900 und 1288 i. J. 1899. Im Vergleich mit dem Jahre 1907 baben 1908 919 Streiks weniger stattgefunden. UÜUeberblickt man die Streikstatistik für die legten 10 Jahre, so bleiben hinter dem Jahre 1908 nur die Jahre 1899, 1901 und 1902 zurück. Innerhalb der 10 jährigen Periode schwankt die Zahl der beendeten Streiks zwischen 3328 i. F. 1906 und 1056 f. J. 1901.

Die 1347 beendeten Streiks verteilen sih auf die einzelnen Staaten, wie folgt: Preußen 992, Bayern 165, Sacbsen 154, Ham- burg 61, Baden 49, Elsaß-Lothringen 32, Hessen 30, Württemberg 22, Braunschweig 21, Sach)en-Altenburg 19, Bremen 17, Reuß jüngerer Linte 15, Anhalt 12, Sachsen, Coburg-Sotha 10, Oldenburg 10, Grofßherzogtum Sachsen 9, Medlklenburg-Schwerin 7, Lübeck 6, Lippe 4, Reuß älterer Linie 3, Wolde 3, Schwarzburg-Rudolftadt 3, Schwarzburg - Sondershausen 1, Schaumburg - Lippe 1, Sachsen- Metningen 1. Ueber die Hälfte aller Streiks fällt hiernah auf

reußen. Die einzelnen Provinzen hatten daran folgenden Anteil: heinland 106, Brandenburg ohne Berlin 85, Hannover 80, Berlin 69, Sachsen 67, Westfalen 63, Schleswig-Holstein 50, Schlesien 44, Hessen-Nassau 24, Ostpreußen 27, Pommern 26 Posen 26, West- preußen 15; in Hoherzollern hat keine Arbeitseinstellung stattgefunden.

Die 1347 beendeten Streiks verteilten \sih auf 4774 Betriebe mit 199 371 Beschäftigten. Von den 4774 Betrieben wurden 1214 = 95,4 9/6 dur den Streik zum völligen Stillstand gebraht. Von der @esamt;ahl der Beschäftigten streikten 68392 Personen gleich 34,3% (1907: 192430 = 43,29%. 1906: 272218 = 39,7 9%, 1905: 408 145 = 52,5 9/0, 1904: 113480 = 41,50%). Von der Gesamtzahl der Streikerden waren 10 674 = 15,6 9/% unter 21 Jahren. 47 798 = 69,9 9/0 der Streikenden waren zur sofortigen Niederlegung der Arbeit berechtigt, 20594 = 30,1 9/6 wurden koatraktbrüchig. Von der Zahl der Kontraktbrüchigen waren 4594 = 22,3 °/o unter 21 Jahren. Gezwungen mußtcn 7405 = 3,7% aller Beschäftigten die Arbeit niederlegen.

Die Bedeutung der Streiks läßt sih messen an der Be- teiligungs8ziffér und an der Zahl der Betriebe, die in Miileidenschaft gezogen wurden. So gab es im Jahre 1908 1) 104 Streiks = 7,7 9/0, an denen sch 2— 5 Arbeiter beteiligten,

8L 4 Oa T 6— 10 z Ö 306 11— 20 178 2i— 30 237 31— 50 194 51-—100 101 7 101—200

36 2 « 201—500

O0, = O Do U Me wo 2) 1016 Streiks 9/0, die 1 Betrieb erfaßten,

I G 2— 5 Betriebe

76 6— 16 g 36 11—20 13 I 21—30

1 0, 31—40

5 0, 41—50

11 08 51 u. mehr N Gegen das Jahr 1907 ist die Zahl der Streiks, an denen sch mehr als 100 Arbeiter beteiligten, im Jahre 1908 um 6 0/6 zurückgegangen, und die Zahl der Streiks, die mehr als 50 Betriebe erfaßten, sank gegen 1907 um 1 9%.

Fn Angriff- und Abwehrstreiks teilen sh die Streiks,

wie folgt: : Angriffstreiks Abwehrstreiks absolut Prozent absolut Prozent mit mit Ÿ i [ler Fälle Sirei- Ls ._Strei- kenden Lâlle

benk jremk pmk D)

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mit mit s [ler Fälle Strei- T2, Stret- kenden Fâlle kenden 1908. - 1106 53856 821 T8,C 241 14536 1907. 2146-180334 947 937 120 12096 1906 , 3184 264060 95,7 97,0 144 8158 1905 , 2212 399242 92,1 97,8 191 8903 1904. 1638 98784 87,66 87,0 232 14696 1903 . 1167 77124 849 90,1 207 8479 1903. 798. 41919 70,3. (4,0 262 11993 1901: 697 3/079 660. 607,1 359 18183 1900 .. 1127 110576 (8,6 90,0 306 12227 1899 . 1019 82913 79,1 83,5 269 16425 20,9 De In Zeiten günstiger Seschäftslage häufen sich die Angriffstreiks und vermindern sich die Abwehrstreiks; in Zeiten ungünstiger Geschäftslage tritt das umgekehrte Verhältnis ein. Es seien die Jahre. 1901, 1902 und 1908 den Jahren 1905 und 1906 gegenübergestellt: Günstige Geschäftslage: Ungünstige Geschäftslage : Angriff- Ahwehr- Angriff- Abwehr- \treiks streiks 1905 . , 92,19% 7999/0 1901 . . 66,0% 34,0 9% 19060 « ¿VO C3 4,3 O O. 24 1908. . 82,1 , 149 Im Jahre 1908 sind im Vergleiche mit dem voraufgegangenen Jahre die Angriffstreiks um 12,6 9/0 zurückgegangen, um welchen Prozentsaß die Abwehrstreiks zugenommen haben. Die Verteilung nach Einzel- und Gruppenstreiks geht aus folgender Uebersicht hervor: Gruppenstreiks

Etnzelstreiks absolut Prozent absolut Prozent mit

S mit _— Rit 26 mit x ller aller

Fälle Strei- L Strei- Fälle Strei- Strei- kenden Fälle kenden kenden Flle kenden 1908 , 1016 40229 75,4 58,8 331 28163 246 41,2 1907 . 1524 77652 - 67,2 40,4 742 114778 832,8 59,6 1906 . 2327 125386 69,9 46,1 1001 146432 830,1 53,9 1905. 1628 .70849. 67,7 17,4 775 337296 832,3 82,6 1904 . -1356 50207 72,5 44,2 514 63273 27,9 956,8 1903 . 1042 37888 75,9 44,3 332 47715 241 00/7 1902. 869 30312 82,0 562 191 23600 18,0 43,8 1901. 803 29408 76,0 53,2 253 26854 24,0 46,8 1900 . 1018 44464 71,0 836,2 415 78339 29,0 63,8 18939, 931 35606 72,3 835,8 357 63732 27,7 64,2. *) Vergl. Nr. 179 des „Reihs- und | Staatsanzeigers" vom A1. Suli 1908, in der die Statistik der im Jahre 1907 vorgekommenen

j j Was den Anteil der einzelnen Gewerbegruppen an den

Streiks betrifft, so entfallen von den 1347 beendeten Streiks des Berichtejahr: s auf : Baugewerbe 429 mit 39 189 Beschäftiuten und 19593 Streikenden, Industrie der Holz - und Schnit- stoffe 156 mit 8242 Beschäfttgien und 4346 Streikenden, Industrie der Steine und Erden 138 mit 14221 Beschäftigten und 6987 Streikenden, Industrie der Nahrungs- und Genußmittel 101 mit 4789 Besc(äftigten und 2849 Streikenden, Bekleidungs8- gewerbe 96 mit 9010 Beschäftigten u'd 5516 Streikenden, Fn- dustrie der Maschinen, Instrumente und Apparate 88 mit 49 283 Beschäftigten und 6006 Strelkenden, Metallverarbeitung 80 mit 12866 Beschäftigten und 3897 Streikenden, Bergbau, Hütten- und Salinenwesen, Torfgräberei 43 mit 33 254 Beschäftigten und 8555 Streikenden, Lederindustrie und In- dustrie lederartiger Stoffe 38 mit 3119 Beshäftigten und 1665 Streikenden, Textilindustrie 36 mit 10519 Beshäftigten und

|

3659 Streikenden, Handelsgewerbe 34 mit 3655 Beschäftigten und 1032 Streikenden, Verkehr3gewerbe 31 mit 3033 Beschäftigten und 1730 Streikenden, chemische Inbustrie 18 mit 1425 Bé- shäftigten und 802 Streikenden, Papterinduftrie 12 mit 2259 Be- \chäftigten und 447 Streikenden, pol ygraphtische Gewerbe 11 mit 1878 Beschäftigten und 264 Streikenden, Industrie der forst- wirtschaftlichen Nebenprodukte, Seifen, Fette, Oele und Firnisse 10 mit 1023 Beschästigten und 398 Streikenden, Kunst- und Handelsgärtnerei 8 mit 484 Beschäfligten und 199 Stret- kenden, Reinigungs8gewerbe 8 mit 109 Beschäftigten und 103 Streikenden, Gast- und SA Cn Tw L 4 mit 420 Beschäftigten und 188 Streikenden, künstlerische Gewerbe 3 mit 125 Beschäftigten und 82 Streikenden, Tierzucht und Fischerei 2 mit 464 Be- s{äftigten und 70 Streikenden, Musik-,Theater-, Schaustellun gs- gewerbe 1 Streik mit 4 Beschäftigten und gleichzeitig Streikenden. Beinahe ein Drittel (31,9 9/0) aller Streiks mit 28,6 9/6 der Streikenden entfällt auf das Baugewerbe. Die nähsthöchste Zahl der Streikenden findet sich in der Gewerbegruppe „Bergbau, Hütten- und Salinenwesen, Torfgräberei“ (12,5 09/0), dann folgen die Industrie der Steine und Erden (10,29%), die Industrie der Maschinen, Instrumente, Apparate (8,8 9/0), das Bekleidung?gewerbe (8,19%), die Industrie der Holz- und S@niystoffe (6,4 9/9), die Metallrerarbeitung (5,7 9/0) und die Textilindustrie (5,3 9/0). In allen übrigen Gewerbegruppen werden 59% ver Gesamtzahl der Streikerden nit erreicht. Im Bergbau, in der Textilindustrie und in der Jrdustrie der Maschinen, Instrumente, Apparate überwiegt die Zahl der Streiks. in der Großindustrie, in den übrigen Gewerbes gruppen in der mittlerea und kleineren Industrie. Die Verteilung der Angri ff- und Abwehrstreiks auf die wihtigeren Gewerbe- gruppen stellte fch folgendermaßen: Baugewerbe 373 Angriff- und 56 Abwehrstreiks, Industrie der Holz- und Schnißstcffe 125 Angriff- und 31 Abwehrstreiks, Industrie der Steine und Erden 117 Angriff- und 21 Abwehrstreiks, Industrie der Nahrungs- und Genußmittel 92 Angriff- und 9 Abwehrstreiks, Bekleidungsgewerbe 84 Angriffs und 12 Abwehrstreiks, Industrie der Maschinen, Instrumente, Apparate 62 Angriff- und 26 Abwehrstreiks, Metallverarbeitung 52 Angriff- und 28 Abroehrstreiks.

Nach der Zeit des Beginns unterschieden, fielen von den 1347 beendeten Streiks in das Frühjahr (März bis Mai) 496 = 36,8 9/0, in den Sommer (Junt bis. August) 386 = 28,7 °/0, in den Herbst (September bis November) 241 = 17,9% und in den Winter 224 = 16,6 9%/. Die Dauer dex Arbeitsstreitigkeiten ergibt folgende Zusammenstellung: Es dauerten wentger als 1 Tag 71 Streiks mit 1858 Streikenden, 1—v Tage 498 Streiks mit 22 852 Streikenden, 6—10 Tage 169 Streiks mit 7201 Streikenden, 11—20 Tage 168 Streiks mit 10933 Streikenden, 21—30 Tage 98 Streiks mit 4178 Streikenden, 31—50 Tage 134 Streiks mit 9470 Streikenden, 51—100 Tage 143 Streiks mit 7061 Streikenden, über 100 Tage 66 Streiks mit 4839 Streikenden. Am längsten dauerten die Streiks in der Textilindustrie und in der In- dustrie der Steine und Grden. In ersterer währten 16,7 9/9 aller Streiks über 100 Tage, in leßterer 10,90%/0, Ueber 50 Tage dauerten die Streiks in der Industrie der Steine und Erden, in der Metall- verarbeitung, in der Industrie der Maschinen, Instrumente, Apparate, in der Industrie der Holz- und Schnißstoffe, in der Textilindustrie, in der Industrie der Nahrungs- und Genußmittel und im Bau- gewerbe; es waren dies 23,9 %/, 21,2 9/0, 20,4 09/0, 16,0 9/0, 22,3 9/0, 20,8 9/0 und 13,5 9/0.

Was die Forderungen der Streikenden betrifft, so handelt es sih in 990 Streikfällen mit 51 562 Streikenden um Lohn-, in 235 Streikfällen mit 12219 Streilenden um Arbeitszeit- und in 590 Streikfällen mit 32 112 Streikenden um andere Forderungen. Unter den Lohnforderungen stehen diejenigen, welWe auf „Er- hôbung der bestehenden Zeit- oder Aklkordlöhne, Festseßung von Mindestlöhnen" gerihtet waien, an erster Sielle, nämlih 745 Streik- fälle mit 35 806 Streikenden; es folgen dann die Forderungen „Be- zahlung, höhere Bezahlung der Ueberstunden, Nachtarbeit, Arbeit an Sonn- und Fetertagen“ in 89 Streikfällen mit 5016 Streikenden und „besondere Bezahlung der Nebenarbeiten, Außenarbeit, der Fahrt zur Arbeitöstelle, Wartegelder“ bei 44 Streiks mit 1924 Streikenden. Unter den Forderungen bezügli der Arbeit3zeit ist diejenige, welhe auf „Verkürzung der bisherigen Arbeitszeit" ab- zielte, am bâäufigsten gestellt worden: in 183 Streikfällen mit 8302 Streikenden; in nur 25 Streikfällen mit 2288 Streikenden handelte es sich um die Forderung der Aufrechterhaltung der bis- berigen Arbeitézeit, Unter den speziellen Forderungen ragt die der Wtiederanstellung entlafsener Arbeiter vor allen übrigen weit hervor; sie wurde in 216 Streikfällen mit 9455 Arbeitern erhoben. Daneben haben einige Bedeutung die Streikfälle, denen tariflihe Forderungen zugrunde lagen, So erlangten in 71 Streikfällen 5774 Arbeiter etne „Abänderung von Lohntarifen“, in 67 Streikfällen 3614 Arbeiter die „Einführung von Lohntarifen“ und in 31 Streikfällen 1139 Arbeiter die „Aufrehterhaltung von Lohntarifen“. Die Forderung der „Ents- lassung bezw. Nichteinstellung von nichtorganisierten Arbeitern“ führte zu 34 Streikfällen, vertreten durch 1173 Arbeiter.

Von den 1347 beendeten Streiks hatten 206 = 15,3 9/9 vollen Erfo! g, bei 437 = 32,49% wurden die Forderungen der Streikenden teilweise erfüllt, und 704 Streiks = 52,3 9% blieben ohne Erfolg. Am vollen Erfolg nahmen von den 68392 Streikenden 7365 = 10,8 9/0, an dem nur bezügli eines Teils der Forderungen erztelten Erfolge 28 429 == 41,6 9% teil; keinen Erfolg hatten 32598 Ar- beiter = 47,6%. In den leßten 10 Jahren nahmen die Streiks

folgenden Ausgang: Streiks Streikende

voller teilweise kein voller teilweise kein

E:folg Erfolg Erfolg Erfolg Erfolg Erfolg 1899 .- 25,7 38,0 41,0 188 52,2 29,0 1900 . 19,2 352 45 6 10,3 94,2 35,9 1901 » A899 27,0 54 1 15,9 33,4 50,7 1902 . 21,5 22,2 96,3 15,8 49,8 43,4 1903 . 21,8 323 45,9 16,3 45,8 37,9 1904 . 240 36,8 39,2 14,6 54.9 30,5 1905 . 22,0 40,4 37,6 6,1 30,0 63,9 1906 . 184 45 0 36,6 12,0 65,0 23.0 1907 . 16,5 41,0 42 5 10,0 52,9 07,4

Streiks und Aussperrungen enthalten ist.

1908 . 15,3 32,4 52,3 10,8 41,6 47,6.

Aus den vorstehenden Verhältniszahlen ift ersihtlich, daß seit dem Jahre 1904 eine verhältnismäßig immer geringere Zahl der Streiks einen vollen Grfolg gehabt hat. Aber au die Zahl der Niederlagen ist vom Jahre 1902 bis zum Jahre 1906 anhaltend und nicht un- beträchilich zugunsten der Zahl der Streiks mit teilweisem Erfolge, die von 1902 bis 1906 ständig gestiegen ist, gefallen. Erst in den leßten Jahren ift die Zahl der Niederlagen wieder im Steigen be- griffen und die der Streiks mit teilweisem Erfolge wieder gefallen. Der Prozenisay der Sireikfälle, .in denen die Arbeiter ihre Forde- rungen voll durchzusegen vermochten, ist 1908 gegenüber dem Jahre 1907 zurüdckgegangen und war im vergangenen Jahre der niedrigste in der ganzen Periode. Beteiligt war am vollen Erfolge ein geringer Bruch- teil mehr Arbeiter als i. J. 1907, dagegen war der Prozentsaß der Arbeiter, die einen teilweisen Erfolg erzielten, 1908 gegen 1907 um 11,3 9% niedriger, die dem Prozentsaß der Arbeiter ohne Erfolg fast voll zufielen. Diese Ziffern drücken deutlih die Ungunst der Ver- hältnifse aus, die auf dem Wirtschaftsleben im verflossenen Jahre lastete. Nur einmal das Jahr 1905 is auszuschalten in der 10 jährigen Periode wurde der Prozentsay der Arbeiter, die keinen Erfolg erzielten, noch übertroffen; das war im Jahre 1901, in dem 50,7 9/0 der streikenden Arbeiter vergeblich in den Ausstand getreten waren.

Bon den im Berichtsjahre beendeten Streiks, die den Streikenden vollen Erfolg brachten, waren 147 (= 71,4 0/0) Angriffstreiks mit 4930 Ausständigen in 457 Betrieben und 59 (= 28,6 9/0) Ab- wehrfireiks mit 2435 Ausständigen in 83 Betrieben. Vollen Erfclg insbesondere binsihtlich der Erhöhung des Arbeitslohns hatten von den erfolgreihen Angriffstreiks 87 mit 2758 Streikenden in 302 Betrieben, von den erfolgreihen Abwehrstreikls 1 mit 40 Streikenden in 3 Betrieben, zusammen also 88 Streiks mit 2798 Streikenden in 305 Betrieben. Unter den Streiks, die vollständig erfolglos verliefen, wurden 582 (= 82,7 9/0) Angriffstreikls mit 26 236 Streikenden in 1188 Betricben und 122 (= 17,3 9/60) Abwehrstreiks mit 6362 Streikenden in 152 Betrieben gezählt. Zu den Streiks, bei denen die Streikenden bezüglih eines Teils ihrer Forde- rungen Erfolg hatten, gebörten im Berichtsjahre 377 (= 86.3 9%) Angriffstreiks mit 22 690 Streikenden in 2603 Betrieben und 60 (= 13,7 9/0) Abwehrstreiks mit 5739 Streikenden in 291 Betrieben. Von den Angriffstreiks mit teilweisem Erfolg hatten j

n

mit Streils Stxeikenden Betrieben . vollen Erfolg in bezug auf Erhöhung des Arbeitslohns 8 209 22 . teilweisen Erfolg in bezug auf Erhöhung des Arbeitsloh1s . 247 13 389 1500 . vollen Erfolg in bezug auf Erhöhung des Arbeitslohns und vollen oder teilweisen Gr- folg in bezug auf Verkürzung der Arbeitszeit . teilweisen Erfolg in bezug auf Erhöhung des Arbeitslohns und vollen oder teilweisen Er- folg in bezug auf Verkürzung der Arbeitszeit z . vollen oder teilweisen Erfolg in bezug auf Verkürzung der Arbeitszeit A von den Abwehrstreiks mit teil- weisem Erfolg hatten teilweisen Erfolg in bezug auf Erhöhung des Arbeitslohns . 5 154 8,

Was die im Vordergrund des Interesses stehenden Forderungen der Lohnerhöhung und der Verkürzung der Arbeitszeit anlangt, so wurde die insgesamt 745 mal gestellte Forderung einer Erh öhung des bisherigen Arbeitslohns 88 mal (in 11,8 9/6 aller Fälle, in denen sie gestellt wurde) vollständig, 326mal (= 43,8 9/9 der Fälle) teilweise und 331 mal (= 44,49/0) überhaupt nicht durchgeseßt, während die 183 mal angestrebte Verkürzung der Arbeitszeit 10mal (= 5,5% dieser Fälle) in vollem Umfange, 100 mal (= 54,6 9/0) nur jum Teil und 73 mal (= 39,9 0/0) überhaupt nicht erreiht wurde. Unter den insgesamt 437 Streiks mit nur teilweisem Erfolg wurden 260 (= 59,5%/% dieser Kategorie) gezählt, die den Streikenden vollen oder teilweisen Erfolg in bezug auf die Erhöhung des Arbeitslohns, 5 (= 1,1 0/0), die ihnen vollen oder teilweisen Er- folg in bezug auf die Verkürzung der Arbeitszeit, und endlih 57 (= 13,009/9), die den Beteiligten vollen oder teilweisen Erfolg in bezug auf beide Forderungen gebracht haben.

Von den 1347 Streiks fanden 958 = 71,1 9/6 dur Verhandlungen ihr Ende, und zwar 497 = 52,09% durch Verhandlungen unmittel- bar zwischen den Parteien, 63 = 6,6 9/6 vor dem Gewerbegeriht und 398 = 41,4%/% durch Verhantlungen unter Vermittlung von Berufs- vereinigungen oder dritten Personen. 347 = 25,8 9/6 der Streiks beshäftigten die Polizei und 253 = 18,8 9% die Staatsanwaltschaft.

Bon den Aussperrungen wurden im Jahre 1908 177 be- endet, die sih über 1758 Betriebe verbreiteten und 43 718 Arbeiter betrafen. Gegenüber dem Vorjahre mit seinen 246 beendeten Aus- sperrungen ift im Berichtsjahr eine Verringerung der Zahl der Aus- sperrungen zu R, A gezählt:

eendete etroffene "E43 Ausfperrungen Betriebe Belhäftigte C RO 427 8 290

22 462 7 980 18 705 52 541 36 312 188 526 152 449

14;

Ausgesperrte

9 298 9 085 9414 10 305 33 273. 23 760 118 665 77 109

1899 U. 0 O0 607 ADOE » ee ai O8 238 E S 4 OL 948 LUOO e600 1714 E = «& 20 1115 1905 «- « 2086 3 859 1906 . ‘+ « «P90 2 780 U 04 e 4000 5 287 129 563 81 167 1908 177 1758 81 286 43 718.

Von den 177 Aussperrungen des Berichtsjahres entfielen 91 auf Preußen, 86 auf die übrigen Einzelstaaten. Von den preußischen Provinzen waren es die Rheinprovinz (28), die Provinzen Hannover (13), Westfalen (13) und Hessen-Nassau (12), auf die mehr als 10 Aussperrungen entfielen. Bei den außerpreußischen Staaten trifft dies für Bayern (24), Sachsen (15) und Baden (12) zu.

Von den bedeutenderen Gewerbegruppen hatte im Berichts» jahre der Bergbau keine Aus\perrung zu verzeihnen. In anderen Gewerbegruppen betrugen die Zahl der beendeten Aulspexrungen, die der betroffenen Betriebe, sowie die Zahlen der in diesen Beschäftigten und der Ausgesperrten : E eendete spexrungen Industrie der Steine und A A S O E E Industrie der aschinen, Instrumente, Apparate . 2 50 Textilindustrie . 21 140

offene Be- Aus- Betriebe \chäftigte gesperrte

1 108 1 004

18 239° 11 054

2 080%

33 1 695 T 13 2 368

42 848 15 149

2 879

Judustrie der Holj- und Ee a «e O 114

et

E

I FESIRAT E