ja im aber abg! hnt worden seien. Der Minister diese Wi un u aLsireden lässen. g. Dr. err von wei Professoren, welche die altkatholishen Lehren verkündeten, Un L E ie dieser Lehren; da sei wohl eine neue Professur niht nothwendig. ' | Das Kapitel wurde bewilligt. S Bei dem Kap. 119: Universitäten“, und zwar beim Tit. 1, Zuschuß für die Universität Königsberg 777 908 4“, ver- on der Abg. von Meyer (Arnswalde) eine genaue Nach- weisu
gelder. i Abg. S@hmelzer führte die „Bummelei“ der Studenten auf der Ei auf die zu große Belastung in den Vor- bildungsshulen zurück. Der Nachmittagsunterriht in den Gymnasien müsse ganz beseitigt werden. :
Abg. Graf von Kanig wies auf_die Ueberproduktion an wissenshaftlih gebildeten Leuten hin, die in Folge dessen lange Zeit auf Anstellung warten müßten. Diesem Uebelstande könne nur entgegengetreten werden durch Beschränkung der Zahl der höheren Lehranstalten. Der Staat sollte deshalb auch bei der Üebernahme solcher städtischen Anstalten sehr rig sein. Aus dem gleichen Grunde sei eine Vermehrung der Professuren nicht wünswenswerth. Dieselben Einwendungen müßten gegen die oßen Forderungen für die Sammlungen. und botanischen ten mit ihren zaählreihen Beamten gelténd Tae werden. Hoffentlih werde das Haus die Streichungen, welche die Budgetkommission vorschlage, aufrecht erhalten. i
Bei Schluß des Blattes nahm der Minister der geist- lichen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, das Wort.
— Die Kommission des Hauses der Abgeord- neten zur Vorberathung des Geseyentwurfs über die allgemeine Landesverwaltung und die Zu- ständigkeit der Verwaltungs- und Verwaltungs- gerihtsbehörden in der Provinz Posen hat \ih Tonstituirt und zum Vorsißenden den Abg, Hobrecht, ‘zu dessen Stellvertretér den Abg. von Dziembowski sowie zu Séhrift- führern die Abgg. von Shwichow, Dr. Krause und Kolish
gewählt.
- — Der 15. Brandenburgische Provinzial-Land- ag ist am 3. März durch den Ober-Präsidenten, Staats- Minister Dr. von Ahenbach mit folgénder Ansprache eröffnéêt
worden: __ Howgeehrte Herren! s / _ Seiten Sie n léßten Male jur Berathung der Angelégen- héiten unférèr Provinz zusamiientraten, ist. unser deuts{ches und preu- fishes Vaterland auf das Shwerste heimgesucht worden. Das Den ünsetés ehrivürdigen heißgeliebten Kaisers und Königs Wikbelm, unter dessen Schuß und Schirm wir fo lange glücklich ‘und in: Segen gelebt, úund Seines niht minder geliebten ruhmreichen Sohnes des Kaisers und: Königs Friedrich erfüllte alle Herzen mit tiefstem Schmerze. Unser Leid um den unersehlihen Verlust, welchen das gesammte Vaterländ nah Gottes Rathschluß erleiden sollte, konnte nur im Hinblick auf des Allmä@tigen Gnade gemildert werdén, welcher dem ‘Lande in dem Sohn uünd Enkel der heimgegangenén Kaiser einen mit. allen Tugenden Seiner ‘großen Vorfahren ausgestatteten Herrfhér verlieh. Mit der von den Vätern ererbten unverbrüchlichen Treue und unbedingteslen Hingebung werden insbesondere die Branden- butger allezeit es als ein Ret betraten, mit Gut und Blut ihrem Kaiserlichen und: Königlichen Herrn dienen ¿u dürfen. Der Provin- zial-Landtag aber wikd fich \tets in seiner Thätigkeit durch die Er- innerung gehobèn ‘und ‘angefeuert fühlen, daß unser innigst géliebtév Kaiser und König Sich vormals an den Arbeiten des Land» tages und an der Leitung der Provinz Allerhöchstselbst persönlich be- theiligt haben. i -
Die großen Uebershwemmungen, welche im vergangenen Früh- ne E e Landeszebiete verwüsteten, haben auch unsêre Provinz hatt troffen. An Elbe, Oder, Warthe und Néye richtete das entfesselte Element gewaltige Verheerungen an, und noch im Sommer waren beträhtlihe Gebiete vom Waser nit befreit. Werkthätige Menschen- liebe und die Hülfe des Staats sollten das über die Anwohner jenér Strôme ausgebrochéne Unheil nah Möglichkeit mildern. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friëdrih, die Protektorin des Berliner Hülfsvereins, eilte Allerhöchstselbst zum Troste der Heim- gésuhten an die Unglücksstätten. Aus Liebéëgaden flossen den Be- \chädigten ungefähr eine Million, aus Staatsmitteln gegen 1280 000 #6, darunter „gegen 370000 Æ als Darlehn, zu. Am Rettungswerke in den Augenblickén der gcößlen Gefahr nahmen mit berounderungswürdigem Geschick und Muth die von der Militär- behörde ausgesandtèn Truppen Theil. Allen Helférn in so großer Nöth gébührt ‘unsér innigster Dank. :
Béi dèr tréfflih geordneten Sétlbstverwaältüng unserér Prövinz werden Sie bei Ihren bevorstehenden Berathungen #ch 'vor- ‘nehmlih_ nur. mit laufenden, regelmäßig wiederkehrenden Geschäften u befassen haben. Der Voranschlag für den ¡POvehat der Provinz ergiebt, troy der in den legten Jahren ausgeführten Umfang- ‘xeihén Neubauten und ungeachtet eines durch die Ueberschwemmungen ‘an Meovinzial-Straßen herbeigeführten Schadens von ungefähr 140° é, nh wie vor die günstige wirthschaftliche Lage der êtstérén. Álle bérechtigten ‘Ansprühe haben in ausreichender Weise ‘béfciébigt und die Uebershüsse des vorigen Jahres im Betrage von 153000 # für die Deckdung der ersten Rate der Kostèn zur ‘Errichtung einer neuen Taubstuinüien- Anstalt in Guben in Aussicht genommen werden können. Außerdem ist es möglich gewesen, Ihnen im Anschluß an das für die Staats- Peiiten am 28. WViärz v. J. ergangene Geseß den Erlaß der : E und Wäisengeldbeiträge auch für die Prövinzial-Beamten vorzuf{chlägen. E
‘Für die landwirth\@äftlihe Unfallversiherung, welhe inzwischen ihre volle Durhfühtüng ‘érfähren hät, wird Ihnen für 'das bevor- fléhende- Rehnungsjahr ‘gleichfalls ‘ein Voraüschlag vorgelegt werden, welchèr in Cinnahme und; Ausgabe mit 51-740 M abschließt.
Andere- Vorlagen beziehen sich aur Neuwahlen zux Gewerbe- kammer und zu den Bezirks-Kommissionen für die klassifizirte Ein- Len teuer in beiden Regierungsbezirken, deren Wahlperiode abge- a ; :
__ Mit Freude und. Dankbarkeit werden Sie wahrgenommen haben, baß'nebez den in Báu begriffénen wi{htigen-Känälen die Königliche "Staatsregierung ‘die Anlage ‘ verschiebener Nébenkahnen in unsérer Pes olt eme Köstenaufroande von: 7480 000 „ auszuführen ‘beabsichtigt. ena werden die zunähst betheiligten Kreise im. E aus die erb@lie Bedeutung dieser Bahnen den béerech- Ugken Anforderungen der Staatsregierung, wie dies zum Theil. bereits gescheben ist, nunmehr überall entgegenkomuen.
: nheitlihen Regelung der Einrihtungen der Ver-
én
t
ên Jahre bereits 6000 # verlangt vom. ause | möge sih duch
ur éi vflégu übstätionen hat fi “in unserer Provinz cine Vereinigung derselben \ LBUbeE von eé Vorftand am 6. Dezember v, J. eine Anz hl‘grund- Jäulicher B ü beschlossen worden ist, welche ‘auf allen ationen zur Durchführung gelangen sollen. Auf Grund! dieser , “Beschlüsse liegt es in der Absicht, an ‘die: Provinz die Bitte zu ften ‘iy Drittel der ¡Verwaltungskosten der dem- Verband ange- R angt ianen auf Provinzialfonds zu übernehmen. 9. dâxf. gehofft werden, daß der Provinzial - Landtag diesem Antrage Fol e ‘geben wird und daß «ändérerseits in den- ezirken Unserer Provinz, in /welchen bisher {jéner
Schorlémer-Al|t meinte, es gebe F.
ng der den einzelnen Professoren zufallenden Kollegien- j
x g t en! Als Sie Si im vorigen Jahre zu Ihren ‘Berl ungen ereinigten, da muse ié qutt cinem qadssen Bebakéén
| ‘daß Sie zum letzkèn Male in dem alten Ländkügs- : tagèn w , wel{hes seit Jahrhunderten zur Vérsaikm- ung der Stände der Provinz gedient hatte. Heute begrüße id) Sie
in den kunstvoll hergestellten Räumen des neuen prächtigen Landtags- hauses, in welchem — so Gott will — noch in fernen Zeiten die Vertreter der Provinz sich zu friedlider und heilsamer Arbeit ver- einigen werden. Möge dieses Haus stets eine Stätte einträhtigen und érfolgreihen Zusammenwirkens sein und bleiben, möge die uner- ae Treue gegen König und Vaterland, die Hingebung und iebe für die Provinz, wie in“ dem alten, so in dem neuen Hause
jeßt und in Zukunft alle Berathungen und Verbandlungen beherrschen. Mit diesem Wunsche erkläre ih Ik, .e diesmaligen Sigungen für
eröffnet. A h Di uf wurden ‘die Verhandlungen unter dem Vorsiß des Alters-Präsidenten, Géheimen Regierungs-Raths von Born- stedt, eingeleitet und von demselben, nah seiner mit Akkla- mation erfolgten Me e zum Vorsißenden, mit einem. Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung dreimal begeistert einstimmte, weiter- geführt. — Der Königliche Gesandte in Darmstadt, Freiherr von Thielmann, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten: '
— Der ‘Königlich serbishe Gesandte am Yegen Aller- Wen Hofe, Milan Chri ist vom Urlaub nach
erlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschast wieder übernommen.
— Der Commandeur der Kavallerie-Division des XV. Armee- Corps, General-Lieutenant von Hänisch, ist auf einige Tage niit Urlaub von Mey hier eingetroffen.
— S. M. Kréuzer-Fregatten „Sto#\{ch“ und „Char- lotte“, Geshwader:Chef Contre-Admiral Hollmann, sind am 3. März cr. in Port Said Ee, ;
S. M. Kreuzer-Fregättén „Moltke“ und „Gneisenau“, Geschwader: Chef Contre-Admiral Hollmann, sind gleichfalls am 3. März cr. in Port Said eiigetroffen. l
S. M- S „Nixe“, Kommandant Korvétten:Kapitän Büchsel, ist am 27. Februar cr. in St. Thomas (Westindien) eingetroffen und beabsichtigt, äm 11. März cr. wiedêr in Sée
zu gehen.
Bayern. München, 4. März, (W. T. B.) Die Königin-Mutter ist heute früh über Zürih nah Lugano zu mehrwöchentliher Erholung abgereist. Auf dem Bahnhof waren der Le sowie mehrere Mitglieder des Königlichen Hauses zur Verabschiedung anwesend.
Württemberg. Stuttgart, 4. März (W. T. B.) Der hiesige österreihishe Gesandte, Freiherr von Herbert-Rathkeal, ist heute Nacht in Folge eines Schlag- anfalls géstörbén. :
Braunschweig. Braunschweig, 2. März. (K.) Se. Königliche Hoheitder Prinz Albrecht von Preußen, Regent d'es- Herzogthums Braunschweig, hat Sihamvergangenen Donnerstag nah Dresden begeben, um bei dem Hofrath Oldewig die hon im Vorjahre angefangene Massagekur fort- zusegen. Höchstderselbe wurde in Dresden von dem Königlich preußischen Gesandten, Grafen Dönhoff, und anderen Herren am Bahnhof eup e. Se. Königliche Hoheit hat auch dieses Mal ‘im Hotel Yellevue u „genöntmen, Jn der Be- gleitung Höchstdes\:lden befinden sich: Flügel:Adjutant Ritt- meister von Seydewig, persönlicher Adjutant Graf von Bismarld- Bohlen und Regierungs-Rath Zimmermann.
Schwarzbürg - Sondershausen. Sondershausen, 2. März. (Reg.- u. Nachr.-Bl.) Der Fürst hat dem Staats- rath Hermann Petersen das Cuens shwarzburgische Ehrenkreuz I. Klasse verliehen. — Der seit einigen Wochen R versammelte Landtags aus\chuß des Fürstenthums, estehend aus dem Landtags-Präsidenten, Geheimen Regierungs- Rath Drechsler, dem Landschasts-Syndikus, Justizrath Bär- winkel und den Abgeordneten Kommissions:Rath Schaß und Dr. Jung, hat am 28. v. M. im Ministerialgebäude ‘seine Séhlußsißung abgehalten.
Elsaß-Lothringen. Straßburg, 2. März. (Lds.- tg. f. Els.-Lothr.) Jn dér gestrigen (11.) Plenarsißzung des andesausshusses wurde das Geseg, betreffend die Ausgaben für den Elementarunterricht, in dritter Lesung ohne Erörterung nah der in der zweiten Lesung beschlossenen Fassung angenommen. Bei der Berathung des Etats der Landwirthschast und des M e- liorationswesens wurden nah längérer Debatte die einzelnen Titel, dèn Anträgen der Kommission entsprechend, angénommen. Den lezten Gegenstand der Tagesordnung bildete die zweite Lesung des Etats der Verwaltungvon Handel und Gewerbe. Bei dem Titel. „Fabrikinspektor“ erbat der Abg. - Winterer Auskunft über die Beschäftigung jugendliher Arbeiter in den Fabriken. Der Unter-Staats- sekretär Studt erklärte darauf, daß die Anträge auf ‘ausnahmsweise Beschäftigung jugendlicher Arbeiter, wel{he schr spät eingegangen seien, mit Wohlwollen behandelt würden; soweit ihnen nicht bereits definitiv stattgegeben, sei den Fabriken, welche solche Anträge gestellt, einstweilen ge- stattet, die Kinder weiter zu beschäftigen. Das Kapitel der einmaligen Ausgaben „zur Ebrberung des Kunstgewerbes, der Handwerksschulen, der Zwede der Géwerbevereine 2c. 20000 M“ gab, nahdem der Abg. Grad kurz für ‘eine Unter- stüßung des Cölmarer Gewerbevéreins gesproMen, Anláäßzu einer eingehenden Erörterung über die Zwéckmäßigkeit der Errichtung von Handels\{hulen. Dex Untér:Staätssekretär Studt erörterte die Stebung der Regierung zu den Fragen, welche mit diesem Ausgabetitel in Zusammenhang stehen. Jm Einzelnen sei im Anschluß an die {on vorhandenen Einrichtungen die Schaffung einer Handwerkerschule in Straßburg ins Auge zu es die Errichtung einer eigentlichen Kunstgewérbe)chule ei dagegen noch nicht an der Zeit; ebensowenig sei für jet an die Errichtung höherer Handels\{ülen auf Staatskoqten zu denken. Es tönne ih nur um gewisse fakultative Einrich- tungen n die etwa von den Schülern der oberen Real- s en benußt werden können, oder darum, entsprechende
rivatunternehmungen zu unterstüßen; ebenso würden gewerb- lihe Vereinigungen und Veranstaltungen sowie: die Fort- bildungs kurse zu fördern sein. Es sei das! ernste Béstrében der Regierung, den Spruth vom“ goldenen Boden des Hand- werks wieder zur Wahrheit “zu nien. Die einzelnen Ansäße des Etats der Verwaltung für Handel und Gewerbe fanden unveränderte Annahme.
en tigen Einrithtung noch niht in erwünschte zu Theil geworden ist, dies gegenwärtig geschehen wed eund
«arn. Wien, 2. März. (W. T. B.)
Oesterrei fer en Sigung des Abgeordnetenhauses
Nathdem in ‘der he
„bei dr Büdgetdebatte die Generalredner Herbst und
Hausner und der Géneralreferent Mattush noch das Wort genommen hatten, bejchloß das Haus mit 137 gegen 44 Stimmen, in die Spezialdebatte des Mg einzutreten.
Das Herrenhaus nahm das Gesetz, betreffend die Erb-
theilungsvorschriften für die landwirthschaftlichen Besißungen
mittlerer Größe, unverändert an. y Pest, 2. März. (W. T. B.) Jm Unterhause: erklärte heute bei Fortsezgung der Wehrgesez-Debatte gegenüber dem Vorwurf des Abg. Kiß: die t T beabsichtige die inister, Graf E
Germanisirung, der Ünterrichts- : der Erlaß betreffs Erlernung der deutshenSprache hänge niht mit dem Wehrgeseß zusammen und wäre au in die Wehrgeseßvorlage ergangen. Der Minister hielt die Behauptung aufreht, daß die Sthlagfertigkeit und Sicherheit des Staats wichtiger sei als die nationale Kultur. Diese Elementarwahrheit müsse Jedermann erkennen, der einen Blick auf die europäische Lage werfe, dur welche die Staaten, und zwar jeßt auch England, zur Steigerung der Sqslagfertigkeit bewogen würden. Am wenigsten dürfe dies Ungarn aus dem Auge verlieren, in dessen Nachbarschaft sich eine mit Sprengstoffen gefüllte politishe Mine befinde. Der Rede des Ministers IQ0E lauter, anhalténder Beifall. — Horvath genen die Obstruktionspolitik und Unter-
rabung der Regierungsautorität dur E ition, was großen Tumult der äußersten Linken hervorrief. Der Präsident drohte hierauf mit zeitweiser Auss{hliéßung der lärmen- den Abgeordneten. Dér Abgeordnete P olon yi wollte im Namen dec Opposition in persönlicher Bétnerkung gegen die Vorwürfe des Vorredners spréchen, ‘das Haus beschloß aber, ihm das Wort nitt zu ertheilen. Der Präsident erklärte jedoch: da die Majorität nur eine kleine sei, daß man Polonyi anhören möge, worauf der Leßtere dankend auf seine Erwiderung ver- zihtete. — Die Sipung {loß mit einer Rede Apponyi's, Derselbe hielt seinen Standpunkt, welchen er in der Gentêtral- débatte kennzeichnete, aufrecht, wandte sih aufs Schärfste gegen die Regierung und Majorität und schrieb die Ver- antwortung für die unangenehmen Konsequenzen der leiden-
bewiesen.
Frankreih. Paris, 2. März. (W. T. B.) Die Regierung hat die Errithtung eines Ministeriums für die Kolonien beschlossen. . :
Der Minister des Jnnern, Constans, hat die Präfekten angewiesen, überall die Zweigvereine der Patrioten- liga zu schließen. i i
Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer erklärte der Minister des Auswärtigen, Spuller, in Be- antwortung riner Anfrage Turrel's, der französis - türkische Handelsvertrag laufe am 13. März 1890 ab, eine Kündigung sei nichi nothwendig, Laguerre verlangte darauf Aufklärungen über die beabsichtigten gerichtlichen Verfolgungen von Mitgliedern der Patriotenliga und fragte, warum nicht die Berechtigung zu Mäßnahmen gegen ihn selbst nahgesuht werde. Tirard e in séiner Antwort die gegen die Patriotenliga ergriffenen Maßnahmen und sagte, die i : gegenüber den Manövern der Feinde der Republik, noch
egenüber Béléidigungen odér Drohungen. Der Justiz:Minister
Phévenet gab Erklärungen Über die strafrehtlihen Ver- folgungen von Mitgliedern der Vigo, indem er diese als eine scheinheilige Organisation darstellte, welhe nur bezwecke, einen Mann zur Macht emporzuheben. Nach Beginn der Untersuchung werde er Laguerre antworten, und nah ihrer Beéndigung werde Laguerre zur Verantwortung gezogen werden, sobald die Justizverwaltung die Stunde für gekommen er- achte, niht aber nah seinèm Belieben. Der Minister {loß mit der Erklärung, er werde dem Geseze Achtung ver- schaffen. Laguerre erwidérte unter großem Tumult und brachte eine die strafrehtlihen Verfolgungen tadelnde Tages- ordnung ein. Die Kammer nahm jedoch eine andere Tages - ordnung, in welher dem Vertrauen in die Energie der Regierung, den Geseyen Achtung zu ver- schaffen, Ausdruck gegeben wird, mit 348 ‘gegen 220 Stimmen an. n j
— 3. März. (W. T. B.) Der Minister-Präsident Tirard nahm heute Vormittag die Arbeiten für die Aus stellung in Augenschein und konnte sih überzeugen, daß in den verschiedenen Abtheilungen alle Vorbereitungen soweit gediehen sind, um eine rechtzeitige Eröffnung dèr Ausstéllung erwartén zu lassèn. |
— 4. März. (W. T. B.) Aus siherer Quelle ‘ ver- lautet, aus den in den Buréaux der Patriotenliga be- \{lagnahmten Listen und Correspondenzen gehe hervor, daß die Liga in dêr légtéren Zeit eifrige Propaganda für Boulanger in der Armee gemaht und mehrere O N und Unteroffiziere der aktiven Armee uind Reserve zum Eintritt in die Liga verleitet habe. Dies werde dem Staatsanwalt Veranlassung geben, auf Grund des Artikels 208 des code militaire die Anklage gegen . den Vorstand dèr Patrioténliga wêgen Verführung von Militär- personen zu erheben.
Ftalieu. Rom, 2. März. (W.T. B.) Der Papst empfing heute Mittag dieKardinäle und Prälaten, welche ihn zum Jahrestage der Krönung und zum Geburtsfest be-
lüdckwünschten. Auf die von dem Kardinal Valletta ver- esene Adresse antwortete der Papst: Beim Eintritt in das 80. Lebensjahr und in das 12. seines Pontifikats fühle er in dieser für die Negeama der: Kirhe schwierigen Lage das Wedürsniß, insbesondere die Hülfe Gottes anzuflehen. Den Kardinälèn seien die thatsählihen Schwierigkéiten in Europa ‘und dié ungéwisse, drohende Sachlage bekannt, wo- durch auch die Kirche in Mitleidenschaft gezogen werde; denn ihrer Souveränetät und Unabhängigkeit im Handeln beraubt und einer fremden Macht unterworfen, leide \te bei allen Ge- fahren, denen Ztalien nah “innen ‘und außen ‘ausgeseßt sei. Der Papst verwies alsdann auf die jlingsten Unruhen in Rom und ‘auf die äußeren Vèrwidelungen, dur wélche unter den [Katholiken Besorgnisse wegen des A und wegen der ernsten Lage, die der Religion in Jtalien bertitet werde, auftauhten. Man sage E die Kirche erfreue sich in Jtalien einer größeren Freiheit als in andexen Ländern ; dies sei falsch, denn die Wegnahme der weltlichen Gewalt allein sei eine s{hwere, gegen die Unabhängigkeit des Papstes gerichtete Aktion. Die Beleidigung der Kirche durh die den Bischöfen bereiteten Schwierigkeiten, die Ver-
schaftlichen Debatte denjenigen zu, welche so wenig Vertrauen
erung werde keine Schwäche zeigen weder «
weigerung oder Verzögerung des Exequatur, die neuen Pa-
tronatsansprüche, die Schwierigfkeiten betreffs der Rekrutirung dér Geistlichen, die Auflösung dDer religiösen Orden, die Aus- shließung er Kirche vom Urrterriht, das neue Strafgeseß- u, die Konfiskation der geisilihen Güter, die A ite auf die frommen Stiftungen und anderen Jnstitutionen, der den Feinden der Kirhe unD den Sekten gewährte Schuß g hinreichende Beweise dafür, daß der Kirche in Jtalien ie ret fehle. Dies Fei für die Völker Jtaliens um jo schädliher, als die Kirche {hon daran erinnert habe, wie es im Jnteresse der Völker liege, den Grundsäßen der Religion treu zu blieberx und ihren Pflihten zu ent- sprehen. Jtalien werde dies seiner Undankbarkeit wegen noh mehr- empfinden; es sei Thorheit zu glauben, daß das Land prosperiren könne, wenrr es den gehäßsigen Krieg gegen / die Kirche fortseze. Das Ätalienishe Volk möge wohl nachdenken und zu den guten Traditionen seiner Väter zurückehren.
_ — 83, März. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nah würde Crispi in dem neuen K abinet die Portefeuilles des Aeußern und des Jnnern béhalten.
General Mattei, der nah seinem am 22. Dezember v. J. in der Kammer gegen die Regierung abgegebenen Votum über die außerordentlihen Wilitärkredite in Disponibilität verseßt wurde, ist nunmehr auf sein Ansuchen pensionirt und zur Reserve verseßt worden.
Der Papst, die Kardin äle und das diplomatische Corps wohnten heute frübß der vom Kardinal Laurenzi in der sixtinishen Kapelle celebrirten Messe bei.
__— 4. März. (W. T. B.) Crispi konferirte gestern mit verschiedenen politi f chen Persönlichkeiten be- züglih der Lösung der KabinetsSfkrisis.
Spanien. Madrid, 2. VMärz. (W. T. B.) Die Kammer genehmigte die Vorlage, betreffend die mili- tärishen Reformen, nacDem dieselbe ein Amendement auf Herabseßung der Bezüge Des Kriegs-Ministers abgelehnt hatte. Sodann vertagte sih Das Haus bis zum 11. März.
Schweiz. Bern, 2. Märs. (W. T. B.) Der Bundes- rath hat als den Delegirten, der si sofort nah den Wahlen vom 3. März nah Dem Kanton Tessin verfügen soll, um dort sowohl die Regierung von Tessin wie diejenigen Personen zu- hören, welche wegen der Wahlen Beshwerden u haben, den Ober-AÆuditeur, Obersten Borel, be- zeichnet.
— 3. März. (W. T. B.) Dex Bundesrath hat für den A daß in dem Kanton Dessin anläßlih der Wahlen
nruhen ausbrechen sollten, angeordnet, daß sich ein Jn- nen aus dem Kanton Zürich marsch- ereit halte.
— 4. März. (W. T. B.) Bei den gestern in dem Kanton Tessin stattgehabterr Wahlen zu dem Großen Rath erhielten die Konservativen 75 und die Liberalen 37 Sigze; leßtere haben somit 10 Sckige gewonnen und 2 verloren. Bei den in dem Kanton W aadt vorgenommenen Wahlen haben die Radikal-Demokraten eine große Mehrheit erlangt. Ruhestörungen sind nicht Vorgekommen.
Niederlande. Haag, 2. März. (W. T. B.) Der , Staatscourant“ meldet : Die Aerzte erklären, daß der Zu- Mee Königs sih in Den leßten Tagen nicht geän- habe.
Numänien. Bukarest, 2. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer beschlo§ heute, den von der Re- gierung eingebrahten Gese Bentwurf, betreffend den Verkauf von Staatslä nr dereien an die Land- bevölkerung, in Erwägung - zu zichen, nahdem die Regierung die vorgeshlagenere Abänderungen angenommen
atte. Die Berathung der einzelnen Artikel wird am Montag
eginnen. —.Die Kammer hat das Mandat Bratiano's, da derselbe nicht innerhalb Der gesezmäßig vorgeschriebenen Heit m Sit in der Kammer eingenommen, für erloschen rklärt.
__— 3. März. (W. T. B.) Die Kommission der Deputirtenkammer zur Berathung der von der Regierung geplanten Befestigungsarb eiten trat gestern zusammen, um die Mittheilungen dés K riegs-Ministers hierüber entgegen zu nehmen. Der Minister wies auf die Noth- wendigkeit Hin, die in -Aus\siWt genommènen Befestigungen im JInteresse der LandesvertHeidigung auszüführen, und erklärte, daß außer den. bereits für diesen Zweck ver- ausgabten 3 Millionen noch weitere 70 Millionen zur Vervoll- ständigung der Befestigungen von Bukarest, Galag, sowie der Route zwischen Zokshani und Namoloasa nothwendig seien. Der Minister werde die Ka mmer zu einer geheimen Sigung auffordern, um derfelben vor dér Einbringung des betreffenden Kredits nähere E rläuterungen zu geben.
Amerikà. New-York, 2. März. (W. T. B.) Der Commandeur der vor Samoa stationirten amerikanischen Korvette „Adams“, Kapitärr Leary, ist aus dienstlichen
Rücksichten von Samoa zurü Œ Geordert worden.
Zeitung SFtinimen.
Jn einem Artikel des „Werliner Fremdenblatt“ über die Schule in Preußen heißt es:
Den im Laufe dieser Woche im Abgeordnetenhause gefüh: ten Debatten übèr den Windthorst'sGWen Schulantrag wohnt eine weit über das: Niveau der gewöhnlitenz Undtagsverhandlungen hinaus- gehende Bedeutuxg inne. Es sinD in thnen die Schatten markirt worden, welche den inneren Frieden im Reih von Neuem zu ver- dunkeln drohen, nachdem der Ceidige Kulturkampf Niemand zur Freude Jahre lang die Gemüthér erbittert Hat und endlih “nothdürftig keigelegt _worDen isst. Für alle Kenner der in dem leyteren treibenden Kräfte Ivar es allerdings cine wohl- begründete Ueberzéugung, daß dern Ftiédens\{chluß bald wieder eine neue Herausforderung der UnversöhrtCihen folgen würde. Der Kampf selbft hatte ‘fith bekanntlih bald zu einem Ringen zweier gewaltiger Geistesmächte mit einander erwéitert, hinter wêlchen auf der einen Seite der die Fahne freier GeifteSforshung \ uïd deutsher Bildung holhhaltende preußishe Staat, auf Der anderen die .nach Universal- herrschaft über die Gewissen und die Vernunft der Menschen strebende rômishe Kurie Stellung genommen hatten. Und der Ausgang des Kanipfes war ganz dazu angetHan, daß er dle Vorstreiter der vatikanishen Weltmacht mit einem erhöhten Selbstbewußtsein er- füllen konnte und bei der ihre Reiben bescelenden Gesinnung, ja bei dem ganzen Wesen, der sich mit Nachdruck die „\treitende“ nennenden rômischen Kirchengewalt E sih Daraus von selbst das Verlangen, die Gunst des Augenblicks in den voUsten Zügen auszukosten und den Másegewicbenen Sl üer guf 0ER eid ten Een 26 E das
einer geistigen Macbt vornehmlih zu suchen ist, zu beun- ruhigen, auf dem Boden der Schule. m
d
- genommen ist es also- ein wirthscha
Der bêreïts vor vier Jahren, bei dem NaWhlafsen der Kultur- kampfstimmung von dem Führer der deütschen Streitshäaren der vatikanischen Phalanx angestellte Versu, den sich anbahnenden Frieden durch einen Kampf um die Schule zu durhkreuzen, findet dadurch cine natürlihe Erklärung. Wer die S{hule beherrscht, verfügt über die Zukunft, und da Preußen durch die. Schule zur2 wéitaus größten Theile die Hebel zu \einer gegenwärtigen Weltstelung gewonnen, da es durch fie vornehmlih die moralischen Kräfte entfesselt hat, welche sein Beamtenthum mit dem Geist straffer Zucht und Pflichttreue, sein Heer mit dem Geist der unkedingten Disziplin und Tapferkeit, tas ganze Volk mit dem Streben nach Gesittung und Bildung, mit Liebe zum Vaterland und mit Achlung vor dem Recht erfüllten, so ist es natürlich, daß Die, welche in Preußen das festeste Bollwerk der Geiftes- und Gewissensfceiheit bekämpfen, es in der Herrschaft über die Schule am sihersten zu
treffffèn hoffen. ;
Die Herrschaft der Kirche über die Schule bleibt in Preußen hoffentlich für immer ein frommer Wunsch, ebenso aber au die von Virchow befürwortete Trennung von Kirhe und Schule. Die Schule soll bei uns kein Schemel für hierarchische Wünsche zur geistigen Knechtung des Volks, aber auh keine bloße Verstandes- abrihtungéanstalt sein. Zur leßteren würde sie aber sofort degrädirt, wenn nach den Wünschen unserer Freisinnigen der Religionsunterriht aus ihr entfernt und damit der erziehliheEinfluß der Religion von Staätswegen beseitigt würde. Jn einer Zeit, wo das praktishe Chrifkenthum zu einem Fundamentalgrundsaß der modernen taatspraxis geworden ist, und zwar dur die zwingende Gewalt der Zeitumftände, niht dur die religiöse Schwärmerci irgend eines Staatsmannes oder einer politishen Partei, erheischt es {on die politishe Raison, ae das Kindesgemüth von frühester Zeit mit den von dem praktishen Leben geforderten Grundsäßen fürsorgliher Nächstenliebe avégestattet wird. Und diese gewährt nur die Religion in einer solhen Vertiefung, vab fie von dem gereiften Manne niht äls eine ihm aufgebürdete Pflicht, sondern als eine freie Bethätigung einer mensch{chénfreundlihen Ge- finnung zur Anwendung gebracht wird, Abér die Zeitumstände drängen überhaupt dazu, daß der Staat ih seines konfessionslosen (Charakters enifkleidet. und wieder die ideale Gewandung des christlihen Volksf\taates annimmt. Nur dann wird er die ihm heur gestellten Aufgaben voll und ganz erfüllen könnén, und dem christlihen Staat ist die Religion als Erziehungsmittel seiner Schulen selbstverständlich Ie carl bel 6 — Es gereicht uns zur besonderén Genugtbuung, daß in den bezüg- lichen Debatten dés Abgeordnetenhauses diese Ueberzeugung wieberbolt zum Auédruck gelangte. Sie haben die bisher vom preußischen Staat befolgten Unterrichtsgrundsäße neu gestärkt, und die Hoffnungen Derer, welche die Schule dem Banne der Kirche unterwerfen, der légteren aber auch die Mitarbeit an dem Erziehungswerk der Shule nehmen wollen, bitter enitäusht. Die Herrschaft des Staats über die Schule
prinzip.
— Die „Deutsche volkswirthschaftliche - Cor- respondenz“ schreibt:
Mitt einem kaum denkbarei Grade von Chnibmus verband in diesen Tagen das Berliner sozialdemokrätishe Organ die Aufforderung, in dicsem Frühjahr cinen Lohnkampf zu entfesseln, wie ihn Berlin noch nit gesehen hat, mit seiner Abonnementseinladung Schon dur viéëse eine Thatsache ist zur Gege festgestellt, bäß, wein vie auf fo drastische Weise angekündigten Lohnkämpfe wirklih zum Aus- bruch kommen, die Sozialdemokratie ihre Hand im Spiele hat.
N es leßtere in ihrem aàgitatorishen Interesse beruhend, heftige Lohnkämpfe generell zu veranlassen, so muß ihrerseits die wirthschaft- liche Lage sehr günstig beurtheilt werden, denn andecrenfalls wären die in Aussicht genommen Strikes O aussihtslos. Im Grunde i tlih erfreuliher Umstand, welcher eine neue Strikcepo{he bringen soll, und {hon hierin liegt die bündigste Widerlegung jener Scheingründe, mit denen man die av geforderte Lohnerhöhung motiviren will. Es ist thatsächlih nicht ri{tig, was das Eingangs erwähnte sozialdemokratishe Blatt bei seiner Aufforderung zum Lohikampfe behauptet, daß eine allgemeine Vertheuerung der Lebensbedütfnifsse der arbeitenden Klasse zu konstatiren wäre; im Gegentheil stehen die Preise vieler Artikel niedriger denn je. Andererseits findet in der gesammten Güter- erzeugung {hon seit Mitte vorigen Jahres eine récht lebhafte Thâätig- keit statt, die sich in den léßten Monaten dergestalt ge- hoben hat, daß hier und da {on ein Mangel an Arbeitskräften her- vorgetreten ist. Sind die von den verschiedensten Seiten für die wirthschaftliGbe Entwickelung übereinstimmend gestellten Prognosen richtig, fo würde die Intensität der Produktion no steigen, und wenn {hon jeßt Arbeitskräfte gesuht sind, so würde die nothwendige Folge dieser Cntwikelung ein allgemeines Steigen der Arbeitslöhne sein.
__ Die Sozialdemokratie aber bat ein agitatoriies Interesse daran, diesen Verlauf der Dinge zu stören. Angesichts der fortgeseßten sozialreformatorishen Anstrengungen, welche nicht nur der Staat mit den von ihm geseßlih getroffenen Moßregeln, sondern auch die Ge- sellshaft in freiwilliger Mitarbeit bethätigen, geräth die fozial- demokratische Agitation in Gefahr, ihr politis{chès Einlagekaäpital zu veklieren. Diefes Einlagekapital is ein Fonds von Unzufriedenheit in den Massen ; sehen aber leßtere, daß der Staat si ihrer wirth\caftlihen Lage pfleglich annimmt und die Gesellswäft niht müde wird, in gleicher Richtung zu wirken, so kann {hon diese Er- kenntniß allein die Sozialdemokratie gefährden. Mehr noch aber würde dieses der Fall sein, falls ein Steigen der Löhne ursäclih der steigenden Prosperität konstatirt würde: ein Steigen, an welchem die Sozialdemokratie erweislih keinen Antheil hätte, weil es niht duürh Strikes erzwungen, sondein im normalen Verlauf dec wirthschaft- li {en Entwickelung erfolgt wäre.
_Im Herbst oder spätestens im nähsten Winter stehen aber Reichstagswählen bevor und mußte daher die sozialdemokrätishe Führerschaft auf Mittél und Wege denken, für diese Gelegenheit ein Kapital von Unzufriedenheit zu samméln, Gährung in die Massen zu bringen, damit nicht etwä wieder wie bei den Reichstagswahlen von 1887 die sozialrevolutionären und die demokrätishen Parteien, troy ihrer fortshreitenden Verbrüderung mit einander, weitere Mandats- verluste erleiden Sind keide Richtungen schon jeyt ohne Einfluß auf die Entschließungen dés Reichstages, so würde eine weitere Ver- minderung ihres Mandäatsbesißes ihr Ausscheiden aus der Zahl der parlamentarischen Parteien bedèuten.
Um dein vorzubeugen, haben die sozialdemokratishen Fachvereine ¡on von langer Hand eine Strikebewegung für diefes Frübjahr vor- ereitet; es handelt sich keineswegs um Berlin allein, sondern es scheint so eine Art von Generalstrike zur“ Rettung des s\ozial- demokratischen Prestige beabsichtigt zu sein.
Die übrigen Faktoren des Wirthschaftslebens werden ih wobl oder übel mit dieser nicht gerade sehr erfreulichen Vorausficht ver- traut machen müssen. So s{ädigend die wirths{aftlihen Interessen der Nation davon betroffen sein werden, wenn in die na längerer Stagnation angebrohene Periode eines wirthschaftlichen Auff{wungs CUEIE Arbeitseinftellungen \törend und Werthe vernihtend ein- gre
fen sollten, so wird man doch besser daran thun, \ich auf diese Störung vörzubereiten, als unvorbereitet ihr Eintreten abzuwarten. Den Arbeitern hat die huimane moderne Gesehgebung das Koalitionsreht verliehen, damit sie von demselben Gebrau zur Wahrnehmung ihrer wirths{haftlihen Interessen machen können und sollen. Heute weiß Jeder, Arbeiter wie Unternehmer, daß der Strike ein ven eiGTes Swhwert ist; so lange also nur wirtb\{aftlihe Interessen im Spiel sind, wird man annehmen dürfen, daß ein vor- sichtiger Gebrauch vom Koalitionsreht gemacht werde. . Anders wird ih die Sache sofort gestalten, wenn zu politischen Zwecken der Sozialdemokratie. ein Mißbraud des Koalitionsrechts beabsicdtigt ist und stattfindet. An der Form, in welcher die Strikes #sich entwickeln werden, wird man erkennen, ob dieses der Fall ist. Werden die die Arbeit fortfezenden, oder sie wieder aufnehmenden
oder die von auswärts zuziebenden Arbeiter von den Strikenden belästigt; tritt in den Strikeversammlungen die sozialdemo:
gilt nah diesen Debatten mehr wie je als ein unantastbares Staats-*
fratishe Aufheßung zu Tage. mis{hèn si{ niht etwa die parlamen- tarishen Führer der Sozi eigt s — diese sind theils zu Flug, theils vielleicht äu zu feige, es zu thun — meist aber das Agitatorenthum niédérer Ordnung in die Strikes ein, dann findet niht mehr ein legitimer Gebrauch, sondern ein illegitimer Mißbrauch der Koalitionsfreiheit statt und in diesem Falle wird man fordern müssen, aber auch vertrauen dürfen, daß im allgemeinen Interesse und in demjenigen der aufgewiegélten Arbeiter selbst, die Staatsgewalt ein- schreitet und unser Wirthschaftsleben vor Opfern bewahrt, deren Kosten in leßter Instanz do die von der Sozialdemokratie verführten Arbeiter tragen müssen. }
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Verlagshandlung von Ernst Siegfried Mittler und Sohn in Berlin beging gestern, am 3. März, das Fest ihres hundert- jährigen Bestehens. Aus Anlaß dieser Feier hat dieselbe in einem hocheleganten, stattlichen Bande ihre Geschihte von dèc Gründung an bis auf die Gegenwart herausgegeben und zwar unter dem Titel : „Cinhundert Jahre des Geshäftshauses Ernst Siegfried
ittler und Sohn. Königlihe Hofbuchhandlung und Hof- buhdrudckerei. Ein Zeitbild. Als Handschrift für Freunde. Berlin, 3. März 1889". — Wie wir diesem Buch entnehmen, sind es am s. d. M. gerade hundert Jahre her, daß das Königliche Geheime General » Direktorium dem Buchdrucker Wilhélm Dieterici zu Berlin das Privileg zur Anlegung einer Budhdruckerei ertheilte. Johann Heinrich Wilhelm Dieterici war ein Berliner Kind; er war geboren am 18. März 1758 áls Sohn eines Materialwaarenhändlers. Der junge Dieterici arbeitete sich aus recht besheidenen Anfängen heraus, seinem unermüdlichen Fleiß gelang es jedo, sein Geschäft mehr und mehr zu heben und der jungen Firma Ansehen zu verschafffen. Von Werken aus seinem Verlag seien - er- wähnt die „Gemeinnüßige Deutsche Sprachlehre“ (1803) vom Hof- rath Hahn, ferner „Stoff zur Bildung des Geistes und des Herzens“ (drei Bändchen 1803—10) von demselben; Professor Heinsius gab ihm eine Länderbeschreibung: „Der Reisende“ und ipäter (1808), eine Gedichtsammlung in vier Theilen: „Der Bardenhain für Deutshlands edle Söhne und Töchter“ in Verlag; Probst Hanstein verlegte bei ihm Predigten: „Erinnerungen an 2elus Christus“. 1805 erschienen unter dem Titel : „Die Natur- forsher“ und unter der damals beliebten pee von „Spaziergängen eines Vaters mit seinen Kindern* naturwissenshaftlihe Belehrungen u. a. m. Diese Unternehmungen zeigen {hon einen bestimmten u in die volksthümlihe, Bildung verbreitende Literatur. Aber schon 1 f erschien das erste militärische Werk ; „Der polnishe Insurrektionékrieg vom Jahre 1794 nebst cinigen freimüthigen Nahrichten und Bemerkungen über die leßte Theilung Polens“. Von einem Augenzeugen, Daran reihte ih im folgenden Jahre ein „Lesebuh für Preußische Soldatenshulen“. Nachdem bereits feit 1810 die „Ordensliste“ bei Dieterici ershienen war, warde diesem, defsfen Söhne die Befreiungökriege mitgemacht hatten, im März 1816 Druck und Verlag der Rangliste übertragen, deren Herausgabe feit 1806 gestodt hatte. Im Jahre 1828 vereinigte der junge Buchhändler E. S. Mittler sein im Jahre 1816 eröffnetes Geschäft mit demjenigen Dieterici's, dessen Schwiegersohn er war. Mittler's erstes Verlagsunternehmen „war das „Militä s gewesen. Seit Beginn des Jahres 1820 gab Mittler, zunächst in Zweiimonatshesten, eine besondere „Militär-Literaturzeitung® heraus, daran reihte fsich die „Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges“ und eine stattlihe Anzahl militär- wissenschaftliher und -geshihtliher Werke. Jm Jahre 1829 erschien die bisher von Dieterici gedruckte Rangliste zum ersten Mal mit der Bezeichnung „bei E. S. Mittler.“ Auch übernahm erer den Verlag des „Soldatenfreundes“. Den tehrishen Waffen \{chuf Mittler im Jahre 1835 ein besonderes Organ, das „Archio für die Offiziere des Königlich preußishen Artillerie- und Jäger-Corps“ ; eine weitere
Reihe von Werken der Militäëtliterakur wurde verlegt. — In der vom 15.—16. September 1837 starb Diéterici und E. S. Mittler führte das Geschäft fort, verlor aber im März 1853 seinen Sohn und Mitarbeiter, Ernst, mit welhem der Mannesstamm der Familie erlosch. Der Enkel des alten Mittler, Sohn dés glei- namigen Hof-Staatssekretärs, wurde nun zum Geschäftsnahfolger März
auserséhen und trat als Mitarbeiter ein. Am 12 ä 1864 feierte E. S. Mittler sein sechzigjähriges Buhbändlerjubiläum ; immer mehr vertiefte und verbreitete \sich der militärishe Verlag seiner Firma. Die Kriege von 1864 und 1866 hatten eine reie militärische Literatur zur Folge, deren Verlag zum großen Theil Mittler, welcher am 12. Dezember 1866 zum Königlithen Hof-Buchbändker ernannt wotden war, übernahm. Nében dem Militärwochenblatt wurde das Militärverordnungs8blatt gegründet. Das bekannte Dilthéy's@he „Diensthandbuh für den Einjährig-Freiwilligen nnd Reserveoffizier der Infanterie“ erschien 1867 und hat seitdem neunzehn Auflagen erlébt. Bald nah Vollendung des Werkes über den Krieg von 1866 trat auch der große Generalstab mit neuen Publikationen auf. — Am 12. April 1870 schied der alte Ernst Siegfried Mittler aus dem Leben und sein Enk-l, Dr. phil. Theodor Toeche, trat an die Spiße des Geschäfts. Das nächste große Verlag8werk war das Generalstabzwerk über den Krieg 1870/71. Nach Abschluß des großen Kriegswerkes begann die Frieo8geshihtliche Abtheilung des großen Generalstabes die Heraus- e eKriegsgeschihtlicher Einzelschriften® (bither 10 Hefte) und die Bearbeitung der „Geschibte des Deutsh-Dänischen Krieges von 1864*, welche in den Jahren 1886 und 1887 herausgegeben wurde. Auch die Königliche Landesaufnahme übergab dem Mittler']chen Verlage den Vertrieb ihrer Puklikationen. Der Verlag von Werken der Militär- literatur hat feitdem in ununtéerbrochèner Folge fortgedauert und an Umfang nur noch zugenommen; hinzugetreten find noch Werke über die Marine. — Die von Dr. Theodor Toehe her: Meist bietet somit ein erfreulihes Bild von: der Thätigkcit der edeutung und dem Umfange des Mitiler'shen Verlages. Diese Féstsrift selber is in ihrer Att eine hervorragende Leistung und zeigt, daß die Mittler'she -Offizin den höchsten Anforderungen zu genügen im Stande ist. Geschmückt ist ‘der 160 Seiten ftatke Band mit den Bildnifsen des Begründers W. Diktterici, des alten Hen. G. S. Mittler, zahlreichen Autogrammen und Proben früberer Druck- und Verlagswerke.
Submissionen im Auslande.
I. Jtälien. 1) 7. März. Turin. Direzione d'Artiglieria Arzsenale Costruzioni: 42500 kg Profileisen L Nr. 1 (350 Stäbe von 16 X 100 X 100 X 5000 mm und 50 Stäbe von 15 X 80 X 800 ck 4500 mm). Voranschlag 14 875 Lire. Licf in 90 Tagen. A 28 Gs La TRT, s So erung und Auf- elung einer etalldbedahung für die öfilitihen Deocks Arsenals. Vorans{lag 200 000 Lire. a e 3) 11. März. Bologna. Direzione d'Artiglieria laboratorio pirotecnico : 40 000 qm weißer Percal. Voran)chlag 24 000 Lire. _ 4) 12. März. Spezia. Direzione armamenti R. Marina : Tauwerk aus weißem getbeerten Hanf. Voran 59 159,99 Lire. 5) 26. März. Mailand. Genio militare: Bau einer Ka- \serne für ein Regiment Alpini. Voranschlag 730 000 Lire. ¿H : IT. Spanien. 1) Obne Datum. Junta de Administración y Tradajos de ae" Filowuies, t die 3 Meieinag, tes Wem e Materialien die 3. Abibeilung des magazins. Voranschlag 1373,34 Pes. Kaution 68 Pés. i 2) Obne Datum. Dieselbe in Ferrok: von e Í von Ferrol be-
C)
stimmt.
fünf eisernen Pfeilern mit Kalk und Harz einer MulSine B 4 auf der ran h Ñ aution äufig 400 Pes. endalttia 1300 Do M can ua Nä au Ort und Stelle.