1889 / 63 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Mar 1889 18:00:01 GMT) scan diff

__— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Hoelck, Dr. Knopf, Nicolai, Dr. Ruhemann, Dr. Cosack, Dr. Haendel und Dr. Arnold Samter, sämmtlih in Berlin. Dr. Jacoby in Dramburg, Thomalla in edland O SAL

in Neustadt O.-S@(hl.,

Dr, Sappelt A Big als, D Veh ller in Groß-Sch r, Sappelt in Ziegenhals, Dr. Schneller in Groß-Swhneen, Dr. Voelker und Hr. Karl von Wild, beide in Kassél,

Dr, Heinemann in Wanfried.

Danzig, 11. März. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold, welcher gestern Abend von 81/, bis 101/, Uhr im Kasino, inmitten der ge- sellig vereinigten, ehemaligen Offiziere des das 200 äh ge Jubiläum begehèndèn Grenadier-Regiments König Friedrih T (Nr. 5), verweilt hatte, begab sih heute früh 10 Uhr nah dem Bis s, wo die militärishe Hauptfeier stattfand. Auf dem ege dorthin bildeten sowohl die Truppen der Garnison als au die Arbeiter der Königlichen Werkstätten Spalier. Nah der Ankunft auf dem Bischofsberge begab sich der Prinz in das für ihn hergerichtete Zelt und hörtèé dort den Vortrag des Oberst: Lieutenants von Hoelzel über die Danziger Festungs- werke an. Währenddessen begrüßte der Kriegs-Minister Bronsart von Schellendorff das in Parade aufgestellte Jubel- Regiment. Hierauf verließ Se. Königliche Hoheit das Zelt, ritt die A des Regiments ab, nahm sodann vor demselben Aufstellung und verlas den Allerhö chsten

Tagesbefehl Sr. Mäjestät des Kaisers und Königs. Jn demselben verleiht Se. Majestät, unter Entbietung Seines Königlihen Grußes, dem Regi- ment Säkularbänder zu den Fahnen. Der Tages- befehl gedenkt der ruhmvollen Vergangenheit des Regiments und spricht die zuversichtlihe Hoffnung aus, dasselbe werde si auch în Zukunft stets treu bewähren. Der Regiments- Commandeur, Oberst Boie, erwiderte mit dem Ausdruck tiefsten Dankes und erneuerte für das Regiment das Gelöbniß der Treue bis in den Tod. Nunmehr defilirte das Regiment vor Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen, auf dessen Befehl sodann Generalmarsch geschlagen und die Garnison alarmirt wurde. Nah Verlauf einer halben Stunde stand die gesammte Garnison auf den für die einzelnen Truppentheile bestimmten Pläßen. Se. Königliche Hoheit der Prinz, welcher in- wischen die Marienkirhe besichtigt hatte, nahm auf dem angenmarkt, dem Kohlenmarkt und dem Holzmarkt die Parade der Truppen ab. Sodann begab sich Prinz Friedrich Leopold nah dem Ober-Präsidium zum Empfang des Provinzial-Landtages, dessen Vorsißender, Graf Ritt- berg, eine huldigende Ansprache hielt. Der Ln erwiderte: er nehme an den Schicksalen der Provinz den regiten Antheil, um so mehr, als seine Güter in derselben gelegen seien, er ihr somit gewissermaßen angehöre. Alsdann fuhr der Prinz zu einer kurzen Besichtigung nah der Kaiserlichen Werft, wohnte der Speisung der Mannschaften im Shüßenhause bei, besuchte die Loge „Einigkeit“ und begab \sich um 3 Uhr zu dem großen S nah dem Artushofe. Hier brachte der Oberst Boie daz3- Hoh auf Se. Majestät den Kaiser aus. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrih Leopold trank auf das Wohl dès Regiments. Um 8 Uhr 4 Min. Abends trat Prinz Friedrih Leopold die Rückreise nah Berlin an.

_ Breslau, 11. März. (Schles. Ztg.) Nah einem für die évángelishen Mitglieder des Provinzial-Landtages in der Haupt- und farrkitche zu_St. Elisabeth, für die balten in C ns zu St. AnneS dem Täufer abgehaltenen Gottesdienst fänd gestern ( A Mittag um 12 Uhr im Haupt-Sißungssaale des Provinzial-Ständehauses hierselbst die feierlihe Eröffnung des XXRII]. Provinzial-Landtages für Schlésien statt. Auf Vorschlag des früheren Vorsißenden, erzogs von Rátibor, würde der Königliche Landtags-Kommissa- us, Ober-Präsident und Wirkliche Geheime Rath Dr. von Séydewiß durch eine von dem Landtags-Abgeordneten Prinzen Friédtih Wilhelm zu N agen auf Koschentin géführté Abordnung nah dem Sizungssaale eingeholt. Dem Landtags-Kommissarius folgten feine Räthe: Ober-Präsidial- Prot von Jhenplizy, Regierungs-Rath von Frankenberg- Proschliß und Regiérungs-Rath von Wallenberg. Der Land- tags: Konimissariüs vérlas démnächst folgende Eröffnungsréde:

Meiñe hochgeehrten Hérrèn Mitglieder des Provinzial-Landtages! Des Kaisers und Königs Majestät haben durch Allerhöchsten Erlaß vom 13. Januar d. I. Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der pte) pie pan ris der Provinz Schlesien zum heutigen Täge hierher

nberufen werde, und nahdem Sie der von mir versassungsmäßig ér- lassenen n tadens Folge gegeben haben, gereiht es mir zu besonderer Ghre, Sie an dieser Stelle zu begrüßen.

Schwere Zeiten sind über unser Land gekommen, seitdem der Ua zum leßten Male erat war, der glorreihe Kaiser Wilhelm 1. ist gérade vor Jahresfrist, uns Allen zu früh, héim- A und Seiîn erhabener Nachfolger der Kaiser und König

iedrich 111. is báld nah Ihm einer {weren Krankheit erlegen ; dás ganze déütshe Boll hat mit uns die doppélte und \{merzliche uer um diefen theuren Fürsten getheilt. Aber aus der Tiefe Unserer - Trauer hat uns die - zuversichtlihe Ueberzeugung porgehoben, daß uns Gottes Gnade in dem Erlauchten Kaiser ß teen I. éinen König gegeben hat, der den festen Willen hat, auf den Bahnen Seiner ruhmreihen Vorfahren zu. wandeln, dem Lande en Frièden zu währen und die Wohlfähtt desselben mit kräftiger Hand S Laas wir dürfen darum in froher Zuversiht der Zukunft

‘Pacivem [mit dem Jahre 1887 die 6jährige Wahlperiode der Landtagémitglieder abgelaufen war, haben Neuwahlen für die mit dem 1, Januar 1888 beginnende Wahlperiode stattgefunden, wobei, egen der gestiegenen Seelenzahl einzelner Wahlbezirke, 4 Abgeordnete mehr als früher, dewmnach im Ganzen 133 zu wählen waren, Von den ewählten Abo ordnetén haben 4 ihr Mandat niedergelegt, und'3 sind gestotbèn, wée halb T ect, angeordnet worden sind und stattgefunden haben. Die Waßhlverhandlungen werdèn Ihnen zur Péüfürg und BesGlußfafsung gemäß §. 23 der Provinziälordnúng

vVotgeleát Wétden. In dem abgelaufenen Jahre sind Theile der Prövinz durch yerheerende Uebershwemmungen be- osen worden, und wenn die Uebershwemmten auch durch Privat- wohlthätigkeit und aus Provinzial- und Staatsfonds reihlich uuter- ftüßt worden sind, so bleibt die Provinz doch immer unter dem Druck der Befürchtung , daß solche Heimsuchungen wiéderkehren können, es darum im Anschluß an frühere Landtagsbeshlüsse auf Maßregeln édacht, genommen worden, welhe* solhen Gefähren, soweit dies mög- 1, elden sollezi; die Jütentionen der Königlichen Staätsrégie- rung.\ind aus den Verhandlungen des Ländkägès der Monarchie be- Tannt ‘géÄWbrden 4 wird Ihnen au éine hièrmit im Zusamtenhang stéhende AlléthdGste Propssition zugehen. Die mannigfachen rshäden haben auch einige Anttäge auf Gemwährurig von Beihülfen zu Flußregulirungen und Deichbauten Y anlaßt, denen Sie P gung, ist versagen werden, : E en qrößerés ‘vie Regulirung von Wässetstraßen betreffendes - Unternehmen bébarf der Beihülfe der Provinz, das ist ‘die Kanalisirung der oberen Oder, welche nach dem Gesey vom 6. Juni

wiederum cinzélne

anlagen, erforderl , der Staatsregieru

unentgeltlich und kostenfrei zum

der aus Inter getheilt werden; verschiedenen Ri

entenkreisent zugesicherten bei der hohen Bedeutung tungen hin für die Provinz hat, darf ih die Hoff

Weise diejes Unternehmen au rerseits kräftig fördern wollen.

geschrittencn Verzeichnisses der Kunstdenkmäler noch meiner Empfehl f i

vinzial-Aus\huß vorgeshlagenen Umfang gewähren wollen, dieser Institution, di

Entwickelüng Gelegenheit gegeben werde.

Wunscha hat günstige Resultate erzielt, und da es ihr, wie den viel- fach eingerihteten Verpflegungsstationen mit zu danken sein dürfte, daß die Zahl der Korrigendèn in der Provinz nicht unerheblich abge-

und die Erwägung Ihrer wohlwollenden Berücksichtigung anbeim- stellen, ob nicht die Errichtung einer zweiten solhen Anstalt in Ober- \chlefien zu fördern sein dürfte. s

Auf Grund des §. 6 im Reichsgeseß vom . 5. Mai 1886, be- treffend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forst- wirthscafilihen Betrieben befindlihen Personen und nah Maßgabe des Artike[s IV des dazu erlassenen Preußischen Ausführungsge]eßes vom 20, Mai 1887 hat die konstituirende Genossenschaftsversammlung beschlossen, die Funktionen des Genossenschaftsvorstandes dem Provinzial- Ausschuß zu übertragen, wie dies der §. 13 des unter dem 16. Januar 1888 bestätigten Genossenschaftsstatuts erweist; wird dadur auch der Kreis der Verwaltung und der Geschäfte des Provinzial-Aus\chusses, ja -auch des Provinzial-Landtages, dem. geseßlich die Prüfung und Abnahme der Jahresrehnungen der Berufsgenossenschaft ob!iegt, nicht unerheblich erweitert, so ist damit doch dem Zweck dieser für das Gemeinwohl so werthvollen Einrichtung wesentlich gedient worden, und Sie werden darum gern Kenntniß von der diesfälligen Organi- sation nehmen.

Im Uebrigen werden Sie aus den reichhaltigen Vorlagen des Provinzial-Aus\chusses mit Befriedigung ersehen, daß Ihre provinzielle Verwaltung, us des wachsenden Umfangs ibrer Aufgaben, dieselben in erfreuliczer Weise und mit günstigem Erfolge gelöst hat.

Zum N wiederhole ih die’ bei den vorangegangenen Land- tagen gegebene Versicherung, daß es mir zu besonderer Genugthuung gereihen wird, den Arbeiten ‘des bevorstehenden Landtages förderlich zu sein, und mit Jhnen dem Wohl und Gedeihen unserer Provinz zu

dienen.

Hiernach erkläre ih im Allerhöchsten Auftrage den 33. Provinzial- Landtag der Provinz Slesien für eröffnet.

Demnächst übernahm der Landtags-Abgeordnete, Geheime Regierungs-Rath a. D. von Woyrsh auf Pilsnig als Alters- Präsident den Vorsiß, indem er auch seinerseits noch einmal kurz auf die shweren Ereignisse des vergangenen Jahres hin- wies. Als hierauf in die Wahl des Vorsitzenden ein- getreten werden sollte, beantragte der Landtags-Abgeordnete Graf von Bethusy-:Huc ‘auf Bankau Wahl durch Zuruf, und zwar des bisherigen Vorsißenden, des Herzogs von Ratibor. Da aus der Mitte * des Landtages kein Widerspru erfolgte, erklärte der {lters-Präsident den Herzog von Ra- tibor für gewählt. erselbe nahm die Wahl an und ergriff alsbald Besiß von Präsidentenstuhle. Ferner wurden att l pn E Dettretèer des Vorsißenden' der Ober- Zürgermeister Ftiedensburg - Breslau, zu Schriftführern die Landräthe von Holleuffer-Löwenberg, Holß: Kattowiy, Dr, von FAbe # Görliß und von Moltke - Gleiwig, und zu Schristführer-Stellvertretern der Landrath Schröter- Pleß und der Kieis-Deputirte und Landesältesle, Haupt- mann a. D. Wengel:Klein-Nimsdorf. Nachdem so das Bureau des Hauses gebildet worden, brachte der Vorsißenve, Herzog von Ratibor, ein Hoh auf Se. Majestät den Kaiser a s aus, in welches die Versammelten begeistert ein-

immten.

Vayern. München, 11. März. (W. T. B.) Der Kriegs-Minister, General der Jnfanterie von Heinleth, ist heute zu einem zweimonatlihen Urlaub nah Gries bei Bozen abgereist. Mit seiner Stellvertretung ist General der Jnfanterie von Fries betraut worden.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 10. März. (Lds.-Ztg. f. Els.-Lthr.) Bis zur allgemeinen Regelung der Fremden- polizei ist die Verfügung des Ministeriums für Elsaß- Lothringen vom 23, Mai 1888 zur Ausführung der Paß- verordnung vom 22. desselben Monats aufgehoben worden. Legtere Verordnung, sowie die sonstigen die Fremdenpolizei betreffenden Bestimmungen bleiben in Kraft.

Oestexreich-Nngarn. Wien, 11. März. (W. T. B.) Jm Abgeordnetenhause sprah heute bei der Berathun über. den Etat des Ministeriums des Jnnern der Abgeordnete Knoy seine Vérwundérung -darüber aus, daß die Aeußerungen des Abgeordneten Vasaty (Jung - Czethe) gegen das deutsch - österreihishe Bündniß von eiten der Regierung unerwidert geblieben seien. Dér Minister - Präsident, Graf Taaffe, bemerkte dem gegenüber, daß die Delegationen das allein kompetente Forum für die auswärtige Politik seien, und daß die Regierung dort derartigen Aeußerungen gegenüber siherlih das Wort ergriffén haben würde. Deutsche, Czechen und Polen könnten ihre Nationalität frei pflegen, aber immer nur innerhalb ihres Oesterreicherthums : dieses sei das gemein- same Bindeglied. : Pest, 11. März. (W. T. B.) Das Unterhaus seßte heute die Debatte über das Wehrgesey ohne bemerkens- werthen Zwischenfall. fort.

Großbritannien und Frläud. London, 11. März. Las T. B) Jn der héutigen Sizung des Unterhauses er- lärte der Staatss\ekretär des Krieges, Stanhope, in Beantwörtunñg eiter bézlglithen Anfrage: aus dem dem Hause bereits bekannten Kriegsbudget géhe hérvör, daß Vorkeh- Lungen getroffett seièn, um eine schleun ige Mobilisirung von 150 bis 160 Tausend’ Mann zu ‘érmögliGén. 'Ebénso seien Vorkehrungen gètroffen, daß jeder Ha fen des’ Reihs binnen 10 Tagen mit unterféei\chèen Mitten verséhen werden könne. Von der Errihtung von Forts fan Schuh der Haupt- stadt sehe die Regierung ab ; es würden aber án den strategischen Men für den thfall vershanzte Lager errichtet wérden.

Frankreich. Parti s, 11. März. (W. T. B.) Der Ministerrath beschloß in einer heute Vormittag statt-

1888 nur dann zur Ausführung gelangen kann, wenn der gesammte Grund

gehabten Sißung, dem Antrage des General-Staats-

ng aus Interessentenkreisen fi jgenthum überwiesen wird, oder die Auf- bringung der E Kosten sicher Hefe t ist. Der Betrag

eiträge wird Ihnen mit- die dieses Projekt nah

unb Boden, welden fe die Bauausführung einschließli der Neben-

ofs nung hegen, daß Sie, meine Magtebeen Herren, in ent!prechender \

__ Die vom Provinzial-Aus\{huß Jhnen vorgeschlagene weitere Be-

willigung zu der früher beschlossenen Beestehung des {on weit vor- : chlesiens bedarf kaum

“au bitte ih darum, daß Sie die für das Fortbestehen der zufolge der Bewilligungen früherer Landtage ins Leben gerufenen Gewerbekammern erforderlihen Mittel in dem ho L ami _Ir n, die während ihres noch kurzen Bestehens eine umfangreiche: Thätigkeit noch ni{ht hat entfalten können, zu weiterer

Die vom Landtage wesentlich unterstüßte Arbeiterkolonie zu

nommen bat, so darf ih die auskömniliche Unterstüßung dieser Anstalt

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anwalts entsprechend, in der heutigen Sißung der Kammern die Ermächtigung zur gerichtlichen Me roraues des Senators Naquet und der .Deputirten Laguerre, Turquet und Laisant nachzusuchen. Die Anschuldigung gegen dieselben wird auf die Thatsache gegründet, daß die Patriotenliga in eine geheime Gesell tige umgebildet worden sei, indem außer den öffentlihen Statuten noch geheime Bestimmungen vorhanden gewesen seien, wona die Liga mittelst einer bestimmten Anzahl von Depeschen, welche bei den Telegraphenstationen niedergelegt waren, ihre Mitglieder mobil machen konnte, um der Ausführung irgend einer Maßregel der Behörden Widerstand zu leisten. Ein er Beweggrund für die Anklage is der Umstand, daß das

anifest der Liga anläßlich der Atschinoff-Affaire an den General Jgnatieff, den General Tschernajeff und den Bürger- meister von Moskau gerihtet wurde, die sich sämmtlich im Dienst einer auswärtigen Macht befinden.

Das Ansuchen der Regierung um die Ermächtigung zur gerichtlihen Verfolgung der oben genannten Deputirten wurde demgemäß bei der Kammer, das entsprehende Ansuchen, be- treffend die Verfolgung des Senators Naquet, beim Senat eingebraht. Die vom Ministerium gewünschte Dringlich- keit wurde vom Senat ausgesprochen und sodann eine Kommisson zur Vorprüfung gewählt. Die Kammer wird morgen eine solche Rommisfion wählen.

Der Herzog von Aumale traf heute Nachmittag um 6 Uhr auf dem n ago! von Creil ein, wo er von den An- wesenden mit dem Rufe: „Es lebe Frankreich!“ begrüßt wurde, und begab sih von da zu Wagen nah Chantilly, wo er in dem Schlosse des Prinzen von Joinville sein Absteigequartier nehmen wird.

_— 12. März. (W. T. B.) Naquet, Laguerre, Laisant und Turquet, welhe wegen Theilnahme an der Sas gerihtlich verfolgt werden sollen, faßten eine

rflärung ab, in welcher die Regierung beschuldigt wird, eine Verrätherin der Freiheit zu sein und eine parlamentarische Diktatur zu schaffen, welche von allen Diktaturen die ver- haßtesie sei; aber das Land werde dieselbe zermalmen. Thörichte Handlungen der Verzweiflung bezeichneten stets das Ende von Regierungen, welhe zu Maßregeln der Gewalt gegen eine Partei ihre Zuflucht nähmen, die von der öffent- lihen Meinung getragen werde, solhe Handlungen aber kämen lediglih ihren Opfern zu Gute. Der Parlamentarismus sei allerdings verloren gewesen, abex er hätte in Ehren fallen können. Nach* den leßten Vorgängen werde ihn die Nation mit Ekel von sih weisen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. März. (W. T. B.) General - Lieutenant und General - Adjutant Rosenbach, Gouverneur von Turkestan, hat heute die Rückreise nah Taschkent angetreten. Wie es heißt, würde General Rosenbach in Zukunft auch die Verwaltung von Transkaspien übernehmen. __ Riga, 11. März. (W. T. B.) - Der Pastor Hollmann in St. Petersburg ist zum General-Superintendenten für Livland ernannt worden.

Jtalien. Rom, 11. März. (W. T. B.) Einem heute Vormittag hier verbreiteten Gerücht gegenüber, daß der Papst erkrankt sei, wird gemeldet, daß der Papst heute Nachmittag mehrere Diplomatén empfing, welhe ihn zum Jahrestage

seiner Krönung beglückwünjchten.

Das ‘Dekret, betreffend die Ernennung Lacavas, zum Minister für das Post- und Telegraphenwesen, wird heute Abend von dem König unterzeichnet werden.

Schweiz. Bern, 11. März. (W. T. B.) Bei der Wahl eines Mitgliedes zum Nationalrath wurde in Genf Ador (konservativ) mit 600 Stimmen Majorität gegen Vautier (radikal) gewählt. Die bereits gemeldete Freilassung des in Lugano ungeseglich verhafteten Radikalen konnte erst erfolgen, nachdem die Gefängniß- thür dur Pioniere des Züricher Jnfanterie-Bataillons ge - \prengt worden war.

_ Türkei. Konstantinopel, 11. März. (W. T. B.) Die Pforte benachrihtigte den russishen Botschafter, Nelidoff, daß sie den Rest der Kriegsentschädigung im Betrage von 240000 Pfd. gegen den 27. d. M. be- zahlen werde. i

Griechenland. Athen, 11. März. (W. T. B.) Ju der heutigen außerordentlihen Sißung der Deputirten- kammer verlas Tricoupis das Dekret, welches die Session eröffnet. Die Wahl des Präsidenten soll morgen oder anm Freitag stattfinden.

Rumänien Butkarest, 11. März. (W. T. B.) Der Finanz-Minister legte der Kammer heute einen Gesétß- entwurf, betreffend die Aenderung des Organisations- Geseßes der Nationalbank, vor. Danach soll der Silbervorrath durch einen Goldvorrath erseßt und zuglei eine Aenderung des Münzsystems behufs Einführung der Goldwährung vorgenommen werden.

Serbien. Belgrad, 11. März. (W. T. B.) Der Minister des Aeußern, Sava Gruic, versandte an die serbischen Gesandten im Auslande ein Cirkular, in welchem der Regierungsantritt mitgetheilt und betont wird: es sei nunmehr die Aufgabe der Regierung, vorerst die für das Jnslebentreten der neuen 2 chali ung noth- wendigen Geseze auszuarbeiten und hauptsählich die Regelung der Finanzen durch eine rationelle und gewissenhafte Finanzgebahrung, sowie durch äußerste Sparsamkeit e ühren. Bezüglich der auswärtigen Politik stehe die Regierung auf dem Standpunkt der Proklamation der Regenten; sie, werde es als Hauptaufgabe betrachten, die Pflege, Entwickelung und Ver- vollständigung eines freundschastlihen Verhältnisses mit allen Mächten und Staaten anzustreben.

Der ehemalige Führer dèr Radikalen, Pasic, ift be- gnadigt worden. ¡ : _ Nah einer Meldung der „Polit. Corresp.“ aus Belgrad ist der Note des Ministers des Aeußern, Sava Gruic, an den serbishen Gesandten Petroniewic in Wien, die Versicherung hinzugefügt: die neue Regierung sei Willens, die freundschaftlichen V

u der benachbarten österreih-ungarischen Monarchie Pt (segen, um das Wohlwollen des Kaisers für Serbien zn erhalten. Eine weitere Meldung des Blattes besagt, daß die serbishe Regierung von der Einberufung der Skupschtina, als nah dem Gein der Verfassung niht nothwendig , Abstand genommest

habe.

: Afrika. Zanzibar, 11. März, Nachmittags. (W. T. B.) Die Auslösung der bei Pu gu in Gefangenschast gerathenen Missionare hat soeben in Bagamoyo stattgefunden.

Zeitungsfstimmen.

Die „Konservative Correspondenz“ schreibt:

Eine Reihe von Erscheinungen auf dem Gebiete der aus- wärtigen, wie der inneren Politik so jeßt wieder das Wahlresultat in Celle-Peine, das seinen Gindruck im Ausland bei allen Feinden des Deutschen Reichs nicht verfehlen wird macht es uns zur ernsten Pflicht, wiederholt nachdrücklich zur Einigkeit zwischen den rehts stehenden Parteien zu mahnen und namentlich dazu aufzu- fordern, \chon jezt Alles zu vermeiden, was in seiner Weiterwirkung ür die Stunde der Entscheidung bei der nähsten Reichstagswahl eine Bresche in den Zusammenhalt der Parteien, der uns wie 1887 zum Siege führen muß, legen könute. Die leyte Reichstagsersaßwahl in Breslau hat cin deutlihes Beispiel solcher Weiterwirkungen des be- ständigen Shürens von Hader und Mißtrauen gegeben, die bur eine im leßten Augenblick ausgegebene kartellfreundliche Parole nicht mehr beseitigt werden können. Halten wir uns immer gegen- wärtig, daß der Zustand fakti)her langsamer Mobilmachung in Europa als Ende einen Kampf erwarten läßt, bei dem es ih um die Existenz des Reichs, um die Erhaltung alles dessen, was wir in 20 Jahren errungen und mühsam gebaut haben, handeln wird, vielleiht um mehr, um die politische Machtstellung des deutshen Stammes. Es kann auch Niemand entgehen, daß der bitterste Feind des Reichs, der sicherste Bundesgenosse des miß-

ünstigen Auslandes jene internationale Demokratie ist, die in der imposanten, auf der Grundlage seiner monarchischen Institutionen ruhenden Mat Deulschlands mit Recht das Hauptbinderniß der Durchführung ihrer Umsturzpläne ecblickt. Es ist tief zu beklagen und nur aus dem Hang des Deutschen zu einseitiger und kurzsichtiger Verfolgung theoretisher Auffassungen erklärlih, daß Kreis2 unserer politischen Demokratie, welhe ehedem selbst für den nationalen Ge- danken warm empfunden haben, jeßt im Begriff steßen, mehr und mehr mit jener wüsten internationalen sozialistischen Demokratie zu verschmelzen, daß au im Centrum, dessen Mitgliedern in ihrer Ge- sammtheit wir gewiß niht den Vorwurf vaterlandsloser Gesinnung machen wollen und welches der ungesunden Strömungen in seiner Mitte jeßt hoffentlich mebr und mehr Herr werden wird, in der Hiye des Kampfes für kirchenpolitishe Aufgaben vielfach eine Haltuna Plaß greifen konnte, welche den Feinden des Reichs und unserer Staats: und Gesell ¡chaft2ordnung Vorschub leistete, Es wäre der s{wer|te politische P die Gefahr der Lage zu übersehen und die Gegner zu untershäßen. Die zur Zeit geringe und in den leßten Jahren abnehmende Zahl freisinniger und \ozialdemokratisher Mandate darf uns nit in Sicherheit wiegen.

Zu dem Wiederbeginn der Sigungen des Reichstages bemerkt der „Düsseldorfer Anzeiger“: S Drei Geseßentwürfe sind es, auf welche si hauptsächlich die Thätigkeit des Reichstages erstrecken wird: Der eine ist der fürzlih dem Bundesrath vorgelegte Nahtrags-Etat, der seinen Schwerpunkt in der Aenderung der Formation der Feld-Artillerie und“ in der Be- \pannung der Geshüße und Munitionswagen hat ; weiter sollen das Alters- a 8 und das Genossenschafts- eseß zum gebracht werden. S L ey L es sich also einerseits um die größere Sicherstellung eines Theils der Wehrkraft des Reichs und namentlich um die Er- leihterung der Ueberführung der Artillerie von dem Griedens- auf den Kriegsfuß, so liegt dem Reichstage auf der andern Seite die Lösung sozialreformatorischer Aufgaben ob. In ersterer Beziehung darf man bei der günstigen Zu ammensehung des Reichstages auf einen vollen Erfolg renen. Db es ihm aber gelingen wird, eine fozialreformatorishe That zu vollbringen, hängt in diesem Falle weniger von der Ueberzeugung ihrer Nothwendigkeit diese darf man bei der überwiegenden Mehrheit vorausseßen —, sondern davon ab, daß si die Ansichten über die technish-\{chwierigen Fragen klären und sch über einen gangbaren, möglih|t praktischen Weg einigen. i Sowohl das Genossenschaftögesez wie das Alters- uud Invaliden- gese enthalten Punkte, über welche selbst unter Parteigenossen die Ürtheile auseinandergehen können. Die Frage bei dem ersteren ist die, wie die Ge\häftsthätigkeit der Genossenschaften am besten sichec- gestellt werden kann, ohne die Genossen zu sehr zu belasten und zu beengen, weil die Beschränkungen leiht von der Betheiligung an einer genossenshaftlihen ründung abshrecken können. ierüber \heint son eine Einigung erzielt worden zu sein, da die betreffende Kommission ihre Arbeiten beendet hat und zu einem positiven Er- ebniß gekommen ist. Bei dem Alters- und Jnvalidengeseß andelt es sich um eine ganze Reihe von ins Ge- ‘wiht fallenden Gesichtspunkten: z. B. um die Be- fämpfung des Mißtrauens der Arbeiter, um die beste und leiteste Art der Aufbringung der Mittel, aus welhen die in Aussicht zu stellenden Renten gewährt werden können, um die Vermeidung zu großer Belastungen für die Industrie, um eine aus diesem Gesichts- punkt erforderlih erachtete Beihülfe von Seiten des Reichs, um eine praktische, leiht durhzuführende Organisation, um die Abstufung der Beiträge der Arbeiter nah ihren in vershiedenen Gegenden sehr ver- \chiedenen Lohnverhältnifsen und ul il _Ab- \tufung der Renten, ferner um die Höhe der Renten über- Haupt, welche den Zweck haben sollen, dem Arbeiter eime gewisse Sicherheit für die Zeit des Alters und der Invalidität zu gewähren. Alle diese Fragen sind in der Kommi; sion reiflih und gründlich erörtert worden. Aber eine völlige Uebereinstimmung ist unter den Parteien, mit denen das Gesey Überhaupt zu Stande ge- bracht werden kann, noch nit erzielt. Die Einen halten dies, die Andern jenes für praktischer, dem Einen genügt dies, dem Andern jenes niht. Aber im Ganzen läßt doch der Gang der Vorarbeiten erkennen, daß auf allen Seiten das eifrige Bestreben und der gute Wille vorhanden ist, wirklih etwas Brauchbares zu hafen und zum

iele zu gelangen. ; 3 Und wo ein Wille, da ist auch ein Weg! ( nur gefunden werden können, wenn \sih der Reichstag gegenwärtig hält, daß das Bessere der Feind des Guten ist, d. h. daß, wo noch. nit sofort eine dem Einzelnen als ideal vorshwebende Lösung gefunden werden kann, dasjenige gutgeheißen werden muß, was vielleicht diesem oder jenem von Mängeln nicht frei erscheint, aber doh die Möglichkeit eines praktishen Vorwärtsgehens gewährt. Me lassen fich: später Fett en, aber ein Scheitern des ganzen Werks bringt uns weit zurück, ohne daß es die Garantie enthält, sväter eine einwandfreie Lösung der \chwierigen Aufgabe zu finden, Sowohl. beim Alters- und Invalidengeseß, wie bei dem Ge- nofsenschaftsgeseß handelt es sich um eine Besserung der Schäden des esellshaftlihen Lebens durch Zusammenfassung aller Kräfte, welche 068 alleinige Mittel bietet, den nothleidenden und \hlechter gestellten Klassen aufzuhelfen. In dem einen Fall wird die Zusammenfassung der Kräfte zur Sicherstellung der Existenz der Arbeiter für die Zeit des Alters und für den Fall der Gebrechlichkeit vom Staate angeordnet und mit allen zweckentsprechenden Bürgschasten ausgestattet, in dem anderen Fall wird den verschiedenen Bevölkerungsklassen der Weg pgeebnet, durh_ Selbfthülfe Organisationen zu schaffen, welche den Schwäheren die wirthschaft- lichen Eristenzbedingungen zu erleihtern im Stande sind. Beide Gesetentwürfe . haben das Merkmal des prattischen Christenthums und tragen die Devise: „Liebet die Brüder!“ Jn dem einen Fall macht der Staat diese Mahnung zum Geseß, in dem anderen ges er den besser gestellten Volköklafsen die elegenen ihr praftisches Christenthum freiwillig zu bethätigen. Der Kaiser hat erst jüngst

um eine entsprechende

Dieser wird aber.

ristlihe Auffassun möge auch der Reichstag seinerseits bethätigen, vie er den schönen Gedanken des praktischen Christenthums dur Lösung der ihm jeßt vorliegenden Aufgaben verwirklicht.

Statistische Nachrichten.

Statistik der zum Ressort des Königlich preußischen Ministeriums des Innern gehörenden Straf- und Ge- fangen-Anstalten für 1. April 1887/88, Die vorliegende amtlihe Publikation bringt in zahlreichen Tabellen zunächst eine allge- meine Gefängniß-Verwaltungsstatistik. und zwar ein Verzeichniß der zum Ressort des Ministeriums gehörigen Anstalten nebst Nachrichten darüber, welhe Gefangenen-Kategorien die - einzelnen Anstälten auf- zunehmen haben und aus welhen Gerichtsbezirken die Ein- lieferung erfolgt, sowie mit Angabe der Behörden, welche der Anstaltsverwaltung unmittelbar vorgescßt sind. Dann- folgen fta- tistishe Uebersichten über das Personal der Gefangenen und die Be- wegung desselben, umfassend die Verpflegung, den Arbeitsbetrieb, Swul- und Religionsunterriht, Bibliotheken , Jsolirung, Dis- ziplinarbestrafungen, Briefwechsel und Besuche, Gesundheits- zustände und Sterblichkeit, Kassenverwaltung und Finanzergebnisse sowie die vorläufigen Entlafsungen. Daran reiht si aldann die Personal- statistik der Zuhthausgefangenen Zugang und Abgang im Laufe des Jahres und Bestand am Jahres\{chluß nebst Personalien der Gefangenen. Ein Anhang enthält eine Sammlung der Verfügungen, welche seit der Veröffentlichung der leßten Statistik ergangen sind. Am Scluß wird eine Nachweisung über die Gesammtzahl der bis zum 31. März 1888 auf Grund des Geseßes vom 13. März 1878 zur Zwanggserziehung bestimmten Kinder gegeben. Vorangestellt ist dem Bande cine erläuternde Uebersicht zu den Tabellen. Wir kommen auf E noch zurück und werden die Hauptdaten daraus mittheilen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Weißenburg, Wörth, Sedan, Paris. Heitere und ernste Erinnerungen eines preußischen Offiziers aus dem Feldzuge 1870/71. Bon Walter Schulte-Klosterfelde, Th. Grieben's Verlag (L. Fernau) in Leipzig. (Pr. 1 46 50 4.) In einer Reihe novel- listisch abgefaßter und doh sachlich gehaltener Bilder schildert der federgewandte Autor, cin höherer Offizier, das Soldatenleben im Kriege mit einer realistishen Naturtreue, daß man sih in das be- wegte Lager- und Marschleben und das Schlachtgetümmel mitten hinein verseßt fühlt. Durch die blutig-ernsten Bilder hindurch aber ziehen si in reicher Abwechslung heitere ‘und erheiternde Scenen, wie sie das Leben im Kriege in so reicher Fülle mit sich bringt. Der Verfasser hat in der packenden Art und Weise seiner Behandlung des interessanten weltgeshichtlihen Siloffs einen ganz neuen, etgen- artigen Ton angeschlagen, der seine Wirkung nit verfehlen und dem Buch viele Leser gewinnen dürste. / :

Carl Heymann's Verlag hierselbst giebt seit dem 15. Januar d. I. cin „Juristisches Literaturblatt" herays (Redacteur : Dr. Otto Loewenstein), welches dazu bestimmt ist, „Jedem, der ih für die deutsche Literatur auf dem Gebiet der Rechts- und Staats- wissenschaft interessirt, ein möglichst vollständiges Bild der neuen Erscheinungen auf allen ihren Zweigen zu geben.* Die „Einführung in der ersten Nummer des Blatts legt dar, auf welchem Wege die Redaktion dieses Ziel zu erreihen hofft. Das neue Blatt will danach keineswegs den bereits vorhandenen kritischen Literaturblättern Konkurrenz machen. Vielmehr soll die wissenschaftliche Kritik neuer jurîi- \tisher Werke im Allgemeinen aus seinen Spalten aus eschlossen bleiben ; dagegen soll es den Leser durch sachlihe, den Inhalt kurz und übersihtlich wiedergebende Referate und Notizen auf dem Laufenden erhalten über Alles, was auf dem Gebiet der Rechts- und Staatswissenshasten neu erschienen bezw. in der Vorbereitung ist. Die außerdeutshe Literatur bleibt vorläufig aus dem Programm aus- geschlossen, dafür soll die deutsche in einer oder der anderen Form möglich#t vollständige Berücksichtigung finden. Demnach werden nicht nur Bücher und Zeitschriften (lehtere ganz besonders eingehend) in Betraht gezogen werden, sondern auch was die parlamentarischen Körperschaften und amtlihen Quelleu hervorbringen. Endlich will die Redaktion auch über andere, verwandten Gebieten angehörige Büher berichten, soweit diese dem Juristen Interesse bieten. Die beiden ersten Nummern, vom 15. Januac und 15. Februar, bringen Verzeichnisse der neuesten Erscheinungen Bücher, Gesetze®- Ausgaben , -Sammlungen, Entscheidungen 2c. , Zeitschriften), De- sprchungen neuer juristisher Werke und der Zeitschriften-Literatur, daun kurze Anzeigen neuer Publikationen sowie Mittheilungen über fünftig ersheinende oder im Erscheinen begriffene Werke, ferner Vebersichten der neuesten Geseßgebung uad endlich Besprechungen von Werken aus anderen Gebieten, Die Beilagen enthalten Notizen und Vermischtes sowie einen Buiefkaften. Das „Juristische Literatur- blatt“ erscheint 10 Ma! iährlih zum Preise von 3 4 für das Jahr (bei Zusendung unter Kreuzband 3 4 30 H). : :

Die Nr. 9 Jahrgangs 1889 von „Scorer s Familien- blatt“ (red. von Dr. Franz Hirs, Berlin) hat folgen- den Inhalt: Hofluft, Roman von Nataly Eschstruth. 8. Fortseßung.) - Poetische Kleinigkeiten. Von Friedrih Boden- Gebt Die Kunst im Munde. Von Zahnarzt Paul in Magde- burg. Rheingold. Gedicht von Julius Freund. Mit 2 Original-

eihnungen von Karl Gehrts. Zur timmen aus allen Parteien und Konfes Aus\sprüchen. Aus den Memoiren eines Kellners.

r frage der Sonntagsruhe. onen in autographischen (per Lustige Geschicht Klauimann. IIL. Der Selm aus den Alpen. Lustige Geschichten, vor- A naherzählt von P. K. Rosegger. Chen auf Abzahlung. I.

Oskar

Von Oskar Kresse. Plauderecke. Beilage. Kunstblätter : Luther vor Caidten, Nah dem Gemälde von W. Lindenshmit. Holländische Landschaft. Nach einer Radirung von J. C. Greive jun.

München, 11, März. . T. B.) Der Projessor der Philo- sophie, Dr. Hubert Beers, ist heute im 83, Lebensjahre hier gestorben.

Land- und Forstwirthschaft.

Washington, 11. März. (W. T. B.) Dem Bericht des landwirthschaftlihen Bureaus für den Monat März zufolge beträgt der Vorrath an Mais 78 700 000 Bushel, an Weizen 112 000 000 Bushel. :

Gewerbe uud Handel.

Berlin, 10. März. (Wollberiht des „Centrbl. f. d. Text.-Ind.*) Auch in den leßten aht Tagen war die Nachfrage eine rege. Der Absay vollzog sih \{chlank und wenn die Höhe desselben nit so beträchtlich war wie in der vorangangenen Woe, so lag es an den gelihteten Vorräthen der hiesigen Läger. Troßdem haben die Preise nur wenig angezogen; die feste Stimmung hatte aber den Vortheil, daß deutiche Wollen wieder mehr in den Vordergrund traten und wegen ihrer Billigkeit einen größeren Käuferkreis an i zogen als bisher. Bei gleicher Tendenz dürften ich die hiesigen Be-

tände \{chnell räumen. j l G 11. März. (W. T. B.) Die Bilanz der „Anglo- Oesterreihishen Bank“ weist einen Reingewinn von 1269 716 Fl aus, von welchem abzüglih der Dotirung des Reservefonds und Ab- rechnung der Tantièòmen 1225 397 §l. verbleiben. Hiervon werden 8 Fl. an A e tur Er geougen, Der Rest von 95 397 Fl. wird auf neue Rechnung vorgetragen.

Beg 11. März. (W. T B.) Die etreidezufuhren be- trugen in der Woche vom 2. bis 8, Märzt englischer Weizen 3977, fremder 8653, englishe Gerste 3176, fremde 29 363, englische Malz- erste 22 801, fremde —, englischer Hafer 671, fremder 2525 Arts. Fngl. Mehl 21 274, fremdes 22 219 Sack und 500 Faß.

11. März. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen-

Glasgow, 11. März. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6100 gegen 5600 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. i Bradford, 11. Bn (W. T. B) In Wolle kein Ge- \{chäft, Preise nominell, englishe Mohairwolle und Alpacc E (119 Erportgarne sehr ruhig, Stoffe lebhaft zu niedrigeren eisen. New- York, 11. März. (W. T. B) Visible Supply an Weizen 31780 000 Bushels, do. an Mais 16 912 000 Bushels.

Submissionen im Auslande.

Italien. ;

1) 21. März, Mittags. Artillerie-Direktion der Waffenfabrik zu Torre Annunziata: Zwei Lieferungen von ie 20000 Schäften zum Gewehr-Modell 1870 und Modell 1870/87. ; 9) 23. März, 10 Uhr. Artillerie-Direktion der Waffenfabrik in Turin : Lieferung von 20 000 Schäften zum Gewehr-Modell 1870 und 70/87. Näheres an Ort und Stelle. j

Rumänien. . L 12, April. Bukarest. General - Direktion der Rumänischen Eisenbahnen: Arbeiten in den Häfen von Galaß kund Braila. Voranschlag: 600 000 Fr. Näheres bei der Dod=verwaltung, Bukarest.

Schweiz. 15, Mai. Zürich. Stadtrath Pestalozzi: Elektrische Beleuhtung der Stadt. : Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs - Anstalten.

Kiel, 11, März. (W. T.. B.) Die Postdampfer haben heute auf der Linie Kiel— Kors ör die vollen Fahrten wieder auf- genommen. Die dänishen Fahrzeuge werden, so lange das Treibeis E E behindert, erst mit Tagesanbruch von Kiel resp. Korsör abgehen.

: London, 11. März. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Tartar* ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen ; der Dampfer „Mexikan“ ist heute auf der Heimreise in Sout- hampton angekommen.

Theater und Musik. j

Gestern Abend kam im Berliner Theater „Marti Luther“, cin Schauspiel in fünf Aufzügen von Zacharias Werner, zur ersten, con anhaltendem Beifall begleiteten Ausführung, August Maria hat das aus dem Beginn dieses Jahrhunderts \tammende erk für die deutsche Bühne neu eingerichtet und bearbeitet. Das Scauspiel, wie es gestern auf der Bühne erschien, faßt die hervor- ragendsten Momente aus der historisch bedeutsamen Periode von Luther's Leben zusammen; es zeigt uns Luther zuerst, wie er die Bannbulle auf dem Marktplap zu Wittenberg verbrennt, führt uns auf den Reichstag zu Worms und schließt nach der Flucht * von der Wartburg mit dem plöglihen Wieder- erscheinen des Reformators in Wittenberg, wie er gegen das rohe Un- wesen der Bilderstürmer mit der Gewalt seiner Rede ankämpft. Die Scenerie gewinnt durch die Vorgänge, welche ih an den Gang der Geschichte eng anschließen, erhöhte Bedeutung. Altdeutsche Markt- pläge und Straßen, Schlösser und Kirchen mit einer reich bewegten Volksmenge in alten malerishen Gewändern ziehen nah einander an dem Auge des Zuschauers vorüber. Viel weniger bedeutsam erscheint das intime Leben Luther's. Es beschränkt sich auf den Besu, welchen die Eltern dem die Welt bewegenden Sohn in Wittenberg abstatten und auf ein flühtiges Sehen mit Katharina von Bora, welche er im Swhlußbilde zu scinem Weibe erwählt. Die Entwickelung des Gedanken- und Secelenlebens des Reformators tritt fast ganz zurück; das Schauspiel zeigt mehr die äußere Wirkung seiner Handlungen, wie sich dieselben im Volksgeist widerspiegelnn und diese Scenen sind mit dra- matisher Kraft aufgebaut und verfehlen daher ihre theatralifhe Wirkung nit. Die Charakteristik der einzelnen Figuren erweist #ch dem gegenüber als {wächlich und oft als unwahr. Zacharias Werner hat zwar mit allen Mitteln versucht, den aus dem Sale des Volkes hervorgewachsenen derben und ursprünglihen Charakter uther's, des Bergmannssohns, zur Anschauung zu bringen; aber dieser Versuch ift ibm {let gelungen. Das Schauspiel beginnt in einem tiefen unter- irdishen Schacht und zeigt uns die Bergleute mit ihren Gruben- lämpqhen bei der Arbeit, da dies der Boden ist, aus dem die Kraft, die Cinfaheit und Ueberzeugungötreue des Reformators entsprofsen ist. Diese Idee is sicher poetisch und gefällig; doh weiter- bin macht sh der Einfluß der romantishen Richtung des Dichters bemerkbar. Die Eltern wollen den Sohn besuchen, welcher sch in seinem Studirzimmer eingeschlossen hat ; als man nah vergeblihem Klopfen die Thür erbriht, sigt Luther regungslos, in geistiger Verzückung, troß des lauten Lärms und kehrt erst nah und nah mit seinem Geist zur Gegenwart zurü. Jn Luther doklumentirte sich gewiß die hohe Kraft der Begeisterung, welhe auf der unershütterlihen Erkenntniß der Wahrheit ge- gründet ist, aber seine Natur besaß zuviel gerade Derbheit und gesunde Einfachheit, um einem somnambulishen Swärmer auch nur entfernt ähnlich zu sehen. Noch 1chärfer tritt der romantishe ug in der „Käthe“ hervor, welche den Glaubens- elden lange vorher im Traume gesehen, ehe sie ihm in Wirklichkeit gegenübersteht. Glückliher ist Werner in der Deichnung der lustigen Figuren gewesen; der Herzog Erich von Braun- \chweig und der lustige Rath des Kaisers wirkten dur Natürlichkeit und Ungezwungenheit des Ausdrucks. Die Sprache ist die der alten Ritterschauspiele und zeigt oft recht gesuhte poetische Bilder. Die hervorragend religiöse Natur des Schauspiels wurde noh stärker her- vorgehoben dur den feierlihen Choralvortrag der Königlichen Dom- fänger, welcher die einzelnen Alte stimmungsvoll cinleitete. Die Dar- stellung war befriedigend. Hr. Kraußneck gab den Luther markig im Ton, kräftig in der Geberde; wenig genügen konnte dagegen Frl. Baumgart als Katharina; ihre Sprache bleibt \chwülstig und ermangelt ‘der Innerlihkeit. Einen erfreulihen Gegensaß bot dazu Frl. Scholz als „Theobald", welche durch die Wärme des Tones angenehm berührte. Den jovialen Herzog Erich gab Hr. Eckert mit fräftigem Humor und Er Flashar zeigte sich in der Rolle des lustigen Raths als treffliher Charakterdariteller. Der Kaiser Karl tourde von Hrn. Ellmenreih würdig und in vorzüglicher Maske gegeben. Die Dekorationen und Kostüme boten dem Auge ein reiches und wehsel- volles Bild von wohlthuender Harmonie. Der Beifall war ein überaus lebhafter, besonders naH dem Einzug des Kaisers in das Rathhaus zu Worms und nach der aroßen Reichstagsversammlung. Die Dar- iteller ershienen ungezählte Male. Hr. Direktor Barnay mußte \{ch E im dritten und nach dem leßten Akt zu wiederholten Malen anschließen. L G befiner Theater. Emil Drah seßt in der laufenden Wode sein Gastspiel fort, und zwar spielt er heute noch einmal den eOrest* in Goethe's „Iphigenie : am Freitag tritt er als „Graf Esser“ auf, geleyentlih der Erstaufführung diefes Werkes am Berliner Theater, und am Sonntag spielt er den „Marc Anton“ in Julius

Câsar S Va aliner «Abdailar, Die Première von „Hugo's Verhält-

niffse* findet nunmehr definitiv am Sonnabend, den 16. d. M., stat

_ Kroll's Theater. Das Interesse für die bevo d italienishe Opern-Stagione steigert si dur die ang igte Vorführung ciner auswärts vielgerühmten Novität von Leo ees titelt : „Lakmé". Für die \plendtdeste Juscenirung elben Hr. Direktor Joseph Engel Sorge getragen, wie \ aus dem Umstand erhellt, daß der gesammte hierzu erforderliche (indishe) Lee A g von Professor Quaglio in München gemalt worden ist. Die Dircktion hat alle ihre Bemühungen f gerichtet, der italienishen Opern-Saison ein glanzvolles, Ba

t, die Arbeiter seien so gut seine Unterthanen, wie die Arbeit- ber “und man müsse ‘Aa die eberzeugung verschaffen, da 4 ein gleiWberechtigter Stand seien. Diese eht menscenfreundli e,

ladung angeboten.

erne zu geben, dem die Theilnahme des Publikums ni ürfte.