1889 / 63 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Mar 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Adolf-Ernst-Theater. Am Donnerstag findet bares E a

Hundert ausverkaufte oder nahezu ausverkaufte Häuser und der unver- Vorstellungen lassen au für günstigsten

ßr. Josef Wieniawski, der Os Tode in Warschau sih

50. Aufführung der Posse „Die junge Garde® statt. Ein mindert fortbestehende Andrang zu den die fernere Lebensdauer des lustigen Stückes die

lüfse zu.

_— Der Pianist und Komponist seit seines Bruders, des berühmten aufhält und von Zeit zu Zeit in öfentlihen Concerten mitwirkt, ga

am Sonntag im Saale der Si feld unterstüßt wurde. und tehnisde Sicherheit aus, während die Auffassung in der Wiedergabe klassisher Werke viel zu wünschen übrig läßt, was z. B. an mancherlei Abweihungen von VBeethoven's ausdrüdcklih vorgeschriebenen Bezeichnungen des Vortrags (in der Sonate op. 31, Nr. 3) zu bemerken war. Besser gelangen dem Künstler die Variationen von Haydn; ganz befonders heim ch fühlte fih der- selbe aber in den kurzen und anmuthigen Stücken von Schubert, Schu- mann und Mendelssohn. Der zweite Theil des Programms enthielt auéschließlich Kompasitionen des Concertgebers, unter denen ein Trio für Klavier. Violine und Cello (op. 40) am meisten beahtenswerth erscheint. Die beiden Hauptsäße enthalten viele interessante, kurz- ep iee mitunter an Chopin erinnernde Motive, die jedoch mehr nebeneinander hingestellt sind, als daß sie sich durch eine innere Zusammengehörigkeit geltend machten, oder durch eine kontra- punktishe Gestaltung sich zu einem Höhepunkt in der Durh- führung emporschwängen, Die Komponisten der norddeutschen Schule halten selbst bei der jeßt üblichen, mehr der Phantasie ähn- lihen Form der Sonate an einer gediegeneren Art des inneren Aug- baus der Komposition fest, als es in diesem Werk der Fall ift. Das Andante des Trios sowie der Scherzosaß befriedigen, was Gehalt und Form betrifft, am meisten und zeugen zugleich von Originalität der Erfindung. Die Hrrn. Prof. de Ahna und Grünfeld hatten \sih mit fkollegialisher Liebe an der höchst gelungenen Ausführung be- theiligt, die mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde. Unter den kleinen Salonstücken Wieniawski's verdienen \chließlich das Impromptu, op. 19, und der Walzer op. 45, besonders lobend erwähnt zu werden. Von dem aufden 16, März angeseßten Chopin-Abend versprechen wir uns bei der anerkannten Vorliebe des Künstlers für diesen Meister noch besonders Erfreuliches.

In dem gestrigen, für diese Saison leßten Montags- concert der Hrrn. Dr. Hans Bischoff und W. Hellmich

wirkten als Solisten mit: Fr. Gertrud Krüger, der Königliche Kammervirtuose Hr. F. Grüßmacher aus Dresden, sowie die König- lihen Kammermusiker Hrrn. A. Gent (Viola), C. Pbilipsen (Cello) und Ebert (Violine). Zur Auéführung gelangten F. Schubert's Quintett in C-dur (op. 163), W. Mozart's Andante cantabile für Violoncello und Klavier, ein Quintett in E-dur von Boccerini und eine Reihe von Liedern, welche leßtere durch Fr. Krüger mit ihrer \ympathishen, in jeder Lage gleihmäßig \{chön ausgebildeten Alt-Stimme vorgetragen und mit warmem Beifall auf-

enommen wurden. Ein ganz besonderes Interesse zeigte das Publikum ür die s{chône Wiedergabe des Quintetts von Boccherini, bei welchem sih der Beifall bis zum Menuett fo steigerte, daß \ih die Aus- führenden zu einer Wiederholung des leßteren entschließen mußten. Den Montags-Concerten, die unter den winterlichen Musik-Aufführungen der Hauptstadt längst einen hervorragenden Play errungen haben, im A Jahre wieder zu begegnen, ist gewiß der Wunsch aller Musik- reunde.

Für die Klein-Kinder-Bewahr-Anfstalt Heilig- Kreuz findet am Freitag Abend, 74 Uhr, ein Concert in der Kirche zum heiligen Kreuz statt. bei welhem Frau Professor Schultzen von Asten Stradella's Kirchen-Arie und Mendels\ohn's „Jerusalem“, Hr. Dr. R. Meyer ein Arioso aus Bach's Johannis-Passion und Blumenthal’s 13, Psalm sowie der A capella - Verein von Pietsch Chöre von Paleftrina, M. Bach, Blumner und Succo singen werden. Ait wird Hr. Professor Em. Wirth zwei Adagio von Bach, ein

argo von Fr. Schulz und die G-dur-Romanze von Beethoven auf der Violine und Hr.. Musikdirektor Otto Dienel das C-dur-Präludium von Bach sowie ein Pastorale aus seiner 6. Orgel-Sonate spielen. Villets zu 2 und 1 # sind bei Bote u. Bock und Abends am Ein- gange der Kirche zu haben.

St. Petersburg, 12. März. N T. B) Gestern Abend wurde im Kaiserlihen Marien- Theater unter der Leitung des Direktors Angelo Neumann der erste Cyklus der Aufführungen des

ng-Akademie ein Concert, in welchem er von Hrn. Prof. de Ahna und Hrn. Heinrich Grün- Sein Spiel zeihnet \sich durch Sauberkeit

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„Ringes der Nibelungen“ von Richard Wagner mit „Rheingold“ begonnen. Der Aufführung, welche bei vollständig ausverkauftem Hause stattfand, wohnten die Spißen der hiesigen Gesellshaft bei. Die Aufnahme des Werkes, das in treffliher Weise zur Darstellung gelangte, war im Laufe der Vor- stellung sehr reservirt; erst am Schluß brach ein begeisterter Beifall aus, der \ich bis zum zehnmaligen Hervorruf f\teigerte und nicht eher si beruhigte, als bis der Direktor Angelo Neumann, der Kapell- meister Muck und der Ober-Maschinenmeister Lautenschläger an der Spitze der sämmtlihen Künstler wiederholt auf der Bühne erschienen twvaren. Heute findet die Aufführung der „Walküre* statt.

Mannigfaltiges.

Deutsche Allgemeine Ausstellung E Unfall- verhütung, Berlin 1889, unter dem Allerhöchsten Protektorat Sr. Majestät des Kaisers und Königs. Gegenüber ver- schiedenen in leßter Zeit dur die Presse verbreiteten Mittheilungen Über Entstehung und Entwikelung der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung gehen uns folgende offizielle Mittheilungen zu:

Zur Durchführung der bereits. im Sommer des Jahres 1887 angeregten Ausstellung für Schußz - Apparate und Vor- rihtungen zur Verhütung von Unfällen im Brauerei- betriebe hatte sich Anfangs September desselben Jahres ein Comité gebildet, welches aus Mitgliedern und Interessenten des Berliner Braugewerbes bestand. Jm Gegensaß zu früheren deutschen Ausstellungen, welhe, wie die Hygiene-Aus\tellung im Jahre 1883, den Zwecken der Unfallverhütung und des Arbeiterschutzes nur indirekt bezw. nur zum Theil gewidmet waren, oder welhe, wie die Chemnigzer

ahrstuhl-Ausstellung, nur ein beschränktes Gebiet der maschinellen Finrihtungen einzelner Gewerbe umfaßten, war die für das Jahr 1889 in Ausfiht genommene Ausftellung zur Verhütung von Unfällen im Braugewerbe von weit umfassenderen Gesichtspunkten aus geplant. ie unter dem 25. September 1887 in Nr. 18 der Zeitschrift

„Berufsgenossenschaft“ von dem genannten Comité veröffentlichte Kundgebung, welce sozusagen dessen Programm darstellte, enthielt die hauptsächlihsten Gesichtspunkte, welhe später auch für das erweiterte Unternehmen einer allgemeinen Unfallverhütungs-Ausftellung maß- gebend gewesen sind. : Schon damals war darauf hingewiesen worden, daß „die Aus- stellung im großen Stile gedacht" sei, und man hatte von vornherein hierfür den Landes-Ausftelungspark am“Lehrter Bahnhof in Aussicht genommen. „Ob tine Ausstellung von Einrichtungen zur Unfall- verhütung im Brauereigewerbe so hieß es in dem betreffenden Artikel in der That einen so erheblihen Umfang annehmen kann, daß sie des Juteresses eines größeren Puktlikums sicher sein darf, wird wohl von der oder Seite in Zweifel gezogen werden. Wenn man si vergegenwärtigt, da die im d. J. in Chemniy stattgehabte Spezialausstellung von Fahrftühlen ih der größten Beachtung der Behörden und Industriellen zu erfreuen hatte und zahlreih besucht wurde, so darf man, ohne sih Jllufionen hinzugeben, mit Zuversicht darauf renen, daß eine Ausftellung in der Hauptstadt des Deutschen Reichs, dem Sitze der Behörden, denen die Pflege der Sozialreform obliegt, und dem Domizil eines großen Theiles der Berufsgenossen- haften, ein ungleich größeres und allgemeineres Interesse in Anspruch nehmen wird. Man kann dies um so eher erwarten, als diese Aus- stellung sich nit auf eine einzelne Spezies beschränkt, sondern allen Apparaten u..d Einrichtungen Raum geben will, welcwe, wenn auch nur zunächst für die Zwecke des Brauerei- und Mälzereigewerbes, zur Verhütung von Unfällen dienen.“

Nach Aufführung der einzelnen Apparate und Vorrichtungen, welche hauptsächlich zur Vorführung gelangen sollten, wurde dann darauf hingewiesen, daß auch Maschinen mit Schuß vorrich- tungen im Betriebe geeignete Ausstellungsobjekte seien und daß andererseits die Ausftellung „keineswegs ihren Rahmen üiberschreite, wenn fie dem großen Gebiete allgemein hygienischer Einrich- tungen Zutritt gewährt, vorausgeseßt, daß die leßteren mindestens in mittelbare Bezichung zu industriellen Anlagen gebracht werden können.“ Auch auf das Gebiet der Wohlfahrtseinrichtungen beabsichtigte das Comité von vornherein die Ausf\tellung auszudehnen, um Material zu bieten „für das reihe Kapitel der M und au fürsorglich eine Verminderung der Lasten anzubahnen, welche r Industrie durch das Alters- und Invalidengeseß auferlegt werden ollen,“

jener aber

Weiter hieß es alsdann in der erwähnten Kundgebung, daß man glaubte, durch die Aufzählung der in den Kreis der Ausstellung zu ziehenden Gebiete den Beweis erbraht zu haben, daß dieselbe nit nur der Beachtun ausgedehnteren Kreises von Gewerbetreibenden ficher sein darf, denn Schußzapparate und Wohlfahrtsvorrihtungen, wie sie in Brauereien und Mäâlzereien erforderlich sind, werden fast ausnahmslos auch in anderen Jndustriezweigen gleichen Zwetten dienen. Es wird im All- gemeinen, unbeshadet des Charakters einer Spezial-Ausf\tellung ein ztemlich vollständiges Bild von Gegenständen auf den Gebieten der Unfallverhütung aller Industriezweige geboten werden können.“

Nachdem alsdann im Oktober 1887 in Folge der Anregung des

Kaiserlihen Regierungs-Raths, Hrn. Reichel Dozenten an der Technischen Hochschule und Mitglieds des Reichs-Versiherungs8amts das Comité die Ausdehnung der Ausstellung auf alle Gewerbe be- schlossen hatte, bedurfte es noch der Gliederung der in obiger Kund- gebung niedergelegten Grundzüge und deren Ergänzung in Bezug auf die den übrigen Industriezweigen eigenthümlichen maschinellen und sonstigen Einrihtungen, um sie für die allgemeine Ausftellung nußgbar zu machen eine Aufgabe, der sich auf Ersuchen des Bou Hr. Regierungs-Rath Reichel in bereitwilligster Weise unterzog. : Wie die große Zahl von Unfällen in den Brauereien bezw. die Gefährlihkeit des Brauereibetriebes ers durch das Unfallversiche- rungsgeseß vom 6. Juli 1884 zu Tage getreten und dieses daher die eigentlihe Veranlassung zu der geplanten Ausstellung gewesen ist, so lehnte sich auch das erweiterte Unternehmen einer Deutschen Allge- meinen Ausstellung für Unfallverhütung in Bezug auf feine Organi- sation an die durch dieses Geseß geshaffene Organisation an. Daß dasselbe Comité, welches den engeren Plan der Spezial- Ausf\tellung für das Braugewerbe zur Durchführung zu bringen übernommen hatte, nun auch an der Spiße des neuen Unter- nehmens verblieb, findet seine Erklärung u. A. darin, daß das Braugewerbe es gewesen is und noch ist, welches die nothwendigen Mittel für die Durchführung der ganzen Ausstellung zur Verfügung gestellt, sowie ohne irgend welche finanziellen Unterstüßungen von Seiten des Staats oder sonstiger Kreise das gesammte Risiko bisher getragen hat und abgesehen von dem von der Stadt Berlin in Aussicht gestellten dankenswerthen Zushuß von 100 000 Æ auch fernerhin tragen wird. Daß aber diescs Risiko in der That kein unbedeutendes ist, ergiebt sich einerseits aus der verhältnißmäßig kurzen Dauer der Ausstellung, andererseits aus dem für dieselbe auf- R Etat, welcher den Betrag von 600 000 6 bei Weitem Übersteigt.

Mit der Organisation des Unternehmens, welhe in der Haupt-

sahe im Mär; 1888 vollendet war, war aber sozusagen nur das

undament geschaffen, auf welhem der Bau errihtet werden sollte.

ieser Bau selbst geht nun nah 13jähriger angestrengter Thätigkeit seiner Vollendung entgegen und werden. sich die dem Unternehmen ferner Stehenden ein annäherndes Bild von der Summe der erforderlich gewesenen Arbeit verschaffen können, wenn wir anführen, daß in dieser Zeit, abgesehen von den laufenden Correspondenzen, mehr als 150 000 Cirkulare zur Versendung gelangten, daß neben unzähligen Konferenzen über 100 förmliche Sitzungen stattgefunden haben und daß 238 Eingaben an Behörden, darunter 23 Baugesuche, eingereiht worden sind. Außer den eigentlichen Leilern des Unternehmens, dem Vorsißenden und dem Schriftführer der Ausstellung, waren und sind 25 bau- und maschinen- tehnische bezw. kaufmännische Beamte tagtäglih mit der Bewältigung der sich immer noch häufenden Arbeiten beschäftigt. Im Uebrigen sind an der Fertigstellung der Bauten auf dem Ausstellungsterrain ca. 450 Arbeiter thätia, und es müssen außerdem das elektrische Licht und die Nâäctte zu Hülfe genommen werden, um all’ die großen Projekte rechtzeitig zur Durchführung zu bringen.

Duisburg, 10. März. (Köln. Ztg.) Heute, am Geburtstage der Königin Luise von Preußen, fand in Mülheim a. d. Ruhr die Enthüllung der aus freiwilligen Beiträgen errihteten Denk- mäler des verewigten Kaisers Wilhelm]. und Seiner hochseligen Mutter statt.

Rom, 11. März. (W. T. B.) In Aquila wurden heute Morgen abermals sechs Erd\töße, darunter zwei heftige, wahr- genommen, welche jedoch keinen Schaden anrihteten.

A

Wetterberi

vom 12. März 1889, Morgens.

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red. in Millim.

ovelle des Taglioni. (

00% S

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeres\p Temperatur in 9 Celfius

5. = K.

bedeckt wolkig Schnee Dunst

ill Nebel bedeckt bedeckt halb bed.

Mullaghmore Aberdeen Christiansund Kopenhagen . Stockholm .. Ee ¡ t Petersburg Moskau . Cork, Queens- town ... Cherbourg . elder... o, eur A winemünde Neufahrwasser Memel Münster. . . Karlsruhe . . Wiesbaden . Münhhen Chemnitz Berlin Wien .….. Breslau .

Triest

1) Reif. Uebersicht der Witterung.

Die gestern erwähnte Zone niedrigen Luftdrucks hat fd ostwärts vershoben und erstredt \sih jeßt von

ord-Skandinavien südwärts nach der Adria hin, während der Luftdrud in Südwest-Jrland auf 773 mm angestiegen ist. Ueber Central-Europa ift bei \{chwacer, meist nördliher und nordwestlicher Luftbewegung und durchscnittlich nahezu normalen Wüärmeverhältnifsen das Wetter trübe und im Süden P M Gen geneigt. Deutschland i} fast ganz

ostfrei.

Taglioni.

I =—I—J mor o

vom Meere.

754 751 760 773

S

setzung.) Ania 7 Uhr.

772 768 ._766 760 761 798 754 756

764 763 763 758 761 759 756 756

77

wolkig halb bed. wolkig wolkenlos wolkenl.1) bedeckt Dunst bedeckt bededckt Schnee bededt Nebel Schnee bededckt wolkig bedeckt

bedeckt

der Dritte.

Freitag :

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Luther. Donnerstag : reitag :

but | C5 bd Hn uk DO C5 DO bd | ¡f S C10 C5 S DD 5 S

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furt a. M.)

Clémenceau.

reitag : nfang 7 Uhr.

Deutsche Seewarte. S

Theater - Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Mittwoh: Opern- haus. 67. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Dichtung von

Emil Neumann.

Vorher : Sonnabend:

u

enry Meilhac und Ludovic Halévy, nah einer rosper Mérimée. rmen: Frl. Rothauser, vom Stadt- Theater in Leipzig, als Gast.) Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 70. Vorstellung. Die Rantzzau. Sauspiel in 4 Akten von Erckmann-Chatrian Deutsch von Carl Saar. Donnerstag: Opernhaus. 68, Vorstellung. Rienzi, der Letzte der Tribuuen. in 5 Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. Schauspiel in 5 Akten aus dem Norwegischen von Henrik Ibsen. In Scene geseßt vom Direktor Anno.

Wegen des auf die Zeit von 10 bis 12 Uhr fallenden Gottesdienstes wird künftig der Billet- verkauf in den Königlichen Theatern an Sonn- und Festtagen “in folgender Weise geregelt werden :

Der Verkauf der auf Meldungen reservirten Ein- trittskarten findet von 9 bis 10 Uhr, derjenige der nicht reservirten von 12 bis 15 Uhr statt.

Deutsches Theater. Mittwoh: König Richard

Donnerstag: Weh! dem, der lügt! König Heinrich der Vierte.

Berliner Theater.

Martin Luther.

26. Abonnements - Vorstellung. 1. Male: Graf Essex. Esser: Emil Dr

Tessing - Theater. Mittwoh: Der Fall

Dumas und A. d'Artois. Donnerstag: Der Fall Clémenceau. Der Fall Clémenceau.

Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 144, M. :

Madame BVouivard. Alex Bisson und Antonie Mars.

Mitternachtssoune.

1 Akt von Hjalmar Knutson. Donnerstag und Freitag: Madame VBonivard.

Die Mitternachtssoune.

Zum 1. Male:

Posse mit Gesang in

Keller und L, Herrmann.

Tanz von Paul

Zum 27. Male: Germania.

Musik von C. A. Raida.

berg. Anfang 7 Uhr.

Anfang 7 Uhr. ration.

Große tragishe Oper Ballet von Paul 71. Vorstellung. Die Frau | zum 97. Male (Autorisirte Ueber- Mikado, oder: Ein Tag in von A. Sulivan. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der Mikado.

Male: Nervöse Frauen.

von Franz Wallner. Sonnabend: Zum 1. Male:

Kroll’s Theater.

Novität ! Ph Gille. Primadonna: Maria van Zandt.

Oper in 3

Mittwoch: Martin

Zum | Gbef : Luigi Arditi.

(Elisabeth: Clara Ziegler. , vom Stadt-Theater in Frank-

4, Male: Das Liebespfand.

Schauspiel in 5 Akten von A.

Schwank in 3 Akten von Deutsh von Vorher: Zum 13. Male: Die Parodistisher Schwank in Anfang Uhr.

Leop.

Sugo’s Ver- 5 5 B Görß. ‘Mußk von

ildérn von usik von F. Krause,

Victoria-Theater. Halbe Preise. Mittwoch: Großes nationales Aus\tattungsstück in 4 Akten und 12 Bildern mit Ballet und Chören. DiäŸtung von Ernst Sceren-

Donnerstag u. folgende Tage: Germania.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Mittwoch: Mit neuer glänzender Ausstattung, (in deutsher Sprache): Titipu. Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert.

Residenz-Theater. Mittwoch : Zum drittleßten Lustspiel in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul . Toché, bearbeitet Anfang 7 Uhr. Assessor Marck Veritas. Schau- spiel in 3 Akten von Felix Philippi.

Mittwoch, den 20. März: Eröffnung der italienischen Opern-Saison. Akten von E. Gondinet und Musik von Léo Delibes. :

I. Tenor : Luigi Ravelli von der ital. Oper in London.

Belle-Alliance-Theatér. Mittwo: Zum ofe in 3 Akten oon-Henri Rochefort und A1b. Wolff, für die deutsche Bühne bearbeitet von Paul Blumenreich.

74 Uhr. Donnerstag: Das Liebespfaud.

Central-Theater. Mittwoch: Zum 81. Male:

Lenchtkugeln. Gesangsposse in 4 Akten von W. Mannstädt. Mußk von G. Steffens. Anfang 74 Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. In Vorbereitung: Leute von heute.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Mittwoch: Zum 49, Male: Die junge Garde. Me Die Gesancterte theilwelle vor Gust | lichen Anveigers (Kommauditgesellshaften auf y e Gesangstexte theilweise von Gust. en Anzeiger ommanditgese | Fr. Roth. Anfang 7#F Uhr. Ui 3 Lu Wo Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Wanda Haenshke mit Hrn. Haupt- mann Friy Stephan (Waldenburg i. Schl Breslau). Frl. Anna Möller mit Hrn. Kreis- physikus Dr. B. Schlegtendal (Hamburg—Lennep). Frl. Klara von Herßberg mit Hrn. Förster Ringhardt (Uderwangen—Grenzwald). Frl. Anna Veit mit Hrn. Hugo Vogt (Jauer). Frl. Emma Pignos mit Hrn. Friy Jenke (Potsdam— Heidelberg). Frl. Victoria Sello mit Hrn. Ger.-Affessor Peter Pignol (Potsdam).

Vereheliht: Hr. Gustav Plüschke mit Frl. Wilhelmine Krüger (Spremberg). Hr. Post- fekretär Karl Hoberg mit Frl. Paula Märten (Hannover). Hr. Wilhelm Feldt mit Frl. Martha Salis (Magdeburg). :

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Pastor E. Röchling (Pfarrhaus Jackschöônau). rn Reallehrer Ulrih Müller ie Hru. Gerichts-

Breslau). Eine Tochter:

Hrn. Apothekenbesitzer Friedrih Hertel (Lissa i. P.).

Hrn. Superintendenten Jahns Ege,

Hrn, Wirthschafts-Inspektor Neutwich (Greiffen-

A Hrn. Prem.-Lieutn. von Bitter (Han-

nover).

Gestorben: Frau Karoline Thöns, geb. Helms- dorf} (Charlottenburg). Hr. Ferdinand von Schack (Rostock). Gräfin Lydia zu Dohna (Sharloltebrunns, Hr. Geometer Ludwig Kieß Nellingen b. Eßlingen). Frau Kommerzien- Rath Pauline Leidloff, geb. Kirschbaum (Magde- burg). Hr. Dr. med. Karl Wagner (Hannover). Mai Kreisgerihts-Rath Stephani, geb. Pily (Bresla Hr. Lehrer emer. Hermann Graben- orft (Neuhaldensleben). Hr. Pastor Wilhelm Gleiß (Hamburg).

Wandeldeko-

Der P Burleske Musik

Lakmé.

Orchester-

Anfang

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutshen Buhdrulkerei und Verlaçse Anstalt, Berlin 8SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen

(eins{ließlich Börsen-Beilage), und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent-

Jacobson und A

d Akti ellschaft *n Vhoni 4. bis 9, Márz 18850.

der Brauerei-Interefsenten, sondern eines weit

zum Deutscheu. Reichs-Anz

Nichtamtliches.

Preußen, Berlin, 12. März. Dem. Reichsta ge ist der Entwurf eines Geseßes, Delta ffend die Auf ebung der: §8. 4 und 25 des Geseßes über die Besteuerung des Branntweins, vom 24: Juni 1887, zugegangen. Derselbe lautet : : j Mie d ete von Gottes Gnaden. Deutscher, Kaiser, König von. Preußen 2c. s verordnen im Namen des Reichs, nah erfolgter Zustimmung des Bundesraths und dès Reichstages, was folgt:

Die &W! 4 und25 des! Gesétzes, betreffend..die Besteuerung des Branntweins, vom 24. Juni 1887! (Reihs-Geseßbl. S, 253) werden. aufgehoben.

Urkundlich 2c.

Gegeben 2.

Begründung. :

Der §. 4 des, Branntweinsteuergeseßes: vom 24. Juni 1887 (Reichs- Geseßbl. S. 253) lautet wie folgt: j : Vom 1. Oktober 1889 ah darf der _niht aus Roggen, Weizen

oder, Gerste hergestellte oder.der Materiälstéuer unterworfene Brannt- wein, sofern er der Verbrguhsabgabe unterliegt, nur in gereinigtem Zustande in den freien Verkehr gebracht werden.

Den Grad und die Art der Reinigung, sowie die etwa erforder- lichen Beihülfen zur During eet elben bestimmt der Bundesrath.

Dem Reichstage sind diese Bestimmungen, sofern ér versammelt ist, sofort, andernfalls bei dessen nächstem; Zusammentreten vorzu- legen. Dieselben sind „außer Kraft zu seßen, soweit der Reichstag dies -vexlangt. a! s

A utwiterbändlungen gegen die in Gemäßheit des §. 4 vom Bundesrath erlassenen Vorschriften über die Reinigung des Brannl- weins sind durch §8. 25 desselben Geseßes mit Geldstrafe bis zu 1000 M bedroht. :

Diese Bestimmungen, welche in dem Regierungsentwurf zum S N nit enthalten waren, sind in Folge eines im Reichstage gestellten Zusaßantrages in das Geseß aufgenommen. Schon bei den Verhandlungen, welche im Reichstage hierüber geführt worden sind, wurden Seitens der Vertreter der verbündeten Regierungen die gewichtigen sahlihen Bedenken betont, welche der beabsichtigten Maß- regel entgegenstehen, und es wurde bei Anerkennung der dem An- trage zu Gründe liegenden Tendenz die praktische Dur{führbarkeit in Zweifel gezogen. Wenn demnächst die verbündeten Regierungen dem Gesetzentwurf mit dem vom Reichstage beschlossenen Zusay die Uo ertheilt haben, so ist dies nur s u weil der für die

inführung des Reinigungszwanges festgeseßte geräumige Termin Gelegenheit bot, inzwischen eine eingehende Prüfung der Frage ein- treten zu lassen und nöthigenfalls zum Zweck einer anderweiten Regelung den Weg der Geseßgebung zu bescyreiten. Demgemäß sind alsbald nah Erlaß des Gesehes über die in Betraht kommenden sanitären, technischen und wirthshaftlihen Gesichtspunkte Erörterungen eingeleitet worden. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen und Ver- handlungen haben die Ueberzeugung, daß der im §, 4 des Brannt- weinsteuergeseßes vorgesehene Weg nicht gangbar ist, nur bestärken können. ; Die Bestimmungen dieses: Paragraphen beruhen aus\s{ließlich auf Erwägungen fanitärer Natur. Wie die Verhandlungen des Reichs- tages erkennen lassen, hatten die Antragsteller hauptsächlih die Gnt- fernung des im Branntwein enthaltenen sogenannten uselöls im Auge, indem angenommen wurde, daß die verderblichen Folgen des anhalten- den übermäßigen Branntweingenusses überwiegend auf die Einwirkungen des Fuselöls zurückzuführen seien. Diesen: sanitären Schuß, würde je- doch der Reiñigungszwang, wie er im §8; 4 vorgeschrieben ist, nur in unvollkommenem "Maße darbieten. Die Bes affenheit des in den Konsum gelangenden Trinkbranntweins ist dabei aus dem Auge gelassen, vielmehr wird. der Branntwein von der Vorschrift des §. 4 zu einém Zeitpunkt getroffen, wo er zum unmittélbaren Genuß in den meisten

ällen weder bestimmt od seiner Beschaffenheit nach“ geeignet ‘ift. Cin: Schuy gegen nachträgliché Beimischung gesundheits\{hädliher Stoffe ist aber durch das Geseß nicht gewährt, und selbst ein Zusaß von Fus elöl oder fuselölhaltigen Flüssigkeiten zum gereinigten Sprit bei Herstellung des Trinkbranntweins würde nach dem Wortlaut des Geseßes niht als unzulässig betrachtet werden können. Vor Allem aber fällt ins Gewicht, daß der gesundheittpolizeilihe Werth des Reinigungszwanges durch die in das Gese auf- genommene Ausnahme zu Gunsten des aus Roggen, Weizen oder Gerste hergestellten, beziehungsweise der Materialsteuer unter- worfenen Bränntweins | wesentlich beeinträchtigt wird. Diese Cin- \{ränkung, känn vom gesundheitspolizeilihen Standpunkte aus als be- rechtigt nit ‘angesehen werden; denn die aus den bezeihneten Ma- terialien gewonnenen Branntweine, wie namentlich der Getreide-, Obst- und Tresterbranntwein, sind meist reiher an Fuselöl als der Kartoffelbranntwein, und auch hinsichtlich des Grades der Gesundheits- \chädlichkeit steht soweit nach den seitherigen Erfahrungen ein Urtheil überhaupt möglich ist das Fuselöl der zuerst genännten Branntweinarten hinter demjenigen des Kartoffelbranntweins "zum mindestén nicht erheblih zurü. /

Um den Grad der Verunreinigung der. in Deutschland zum Konsum gelangenden Trinkbranntweine zu ermittelpo, find im Gesund- heitsamt Analysen einer. großen ¡Zal aus dem Verkehr entnommener Proben ausgeführt worden. Diese Untersuchungen haben ergeben, daß der Gehalt des Trinkbranntweins an Fuse][öl im Allgemeinen“ nur ein verhältnißmäßig geringer ist. Von 265 analy irten Proben waren 33 vollkommen füselfrei, weitere 7 enthielten im Verhältniß M Gesammt- menge der Flüssigkeit niht mehr ‘als 0,01 %% Füselöl. Bei 99 Proben lag ‘der Fuselölgehalt zwischen 0,01 und 0,1 %/ und nur bei 44 über- stieg. dersélbe 0,2 9/0. Dabei ist hervorzuheben, daß auch diese Unter- suhungen die Ansicht, als ob die dur, §. 4 des Geseßes dem Réinigungszwang unterworfenen Branntweingrten in vorzugsweise hohem Maße. fuselölhaltig wären, uicht bestätigen. Die Auswahl der Proben ist nämlich niht etwa auf jene Branntweinärten beschränkt worden, vielmehr befindet ih unter den Proben zugleich eine große Anzahl solcher, von welhen mit Bestinimtheik angenommen werden kann, daß’ sie aus vom MReinigungszwang befreitèn Mäteriälien her-

estellt sind, und ‘es. ist“ besoudérs: bemerkenswerth, daß sih der höchste fest ste tes Fuselgealt von“ mehr. _als/0,3 Prozent fäst: ausschließlich in solchen Proben gef1 nden hat, welt den westlihen und südwestlichen Theilen des Reichs (Westfalen, Rheinprovinz, HesseneNassau, ß- Lothringen) entstammen,, woselbst dexr, Genuß von ( etreide- und Objt- branntwein überwiegt. Auch läßt bei einigen dieser Proben die sonstige chemishe Zusammenst urs darauf \chließen, daß es sich um Kornbranntwein handelt. Aehnlich liegt es nah den angestellkén Untersuchungen mit bent Mengenp erp des Fuselöls. dem! in dei Branntivéin enthältenén reinen. Alkohol. Der Fuselgehalt liegt abgesehen von dén ‘33: fuselfreien Proben zwischen! 0,01 und 1,177 9/0, und au hier tritt die Erscheinung hervor, daß von den- jenigen 43 Probén, wélche den höchften relativen Fuselgeba t von über 0,5 9% aufweisen, 25 aus dem Nordwesten , Westen ünd Süden des Meihs (Hannover, Westfälen, Reat, Hessen - Nassau, Brémen, Bayérn, Württemberg, Baden, Elsaß-Lothringen) her- rühren. Diese Beobachtungen berechtigen zu dem luß, daß schon jeßt ein großer Theil des aus Kartoffeln her- géstellten Branntweins vollständig oder doch bis zu einew

mit den Großindustriellen, nicht mehr würden aufnehmen können, und

Erste Beilage eiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 12. März

verhältnißmäßig hohen on L gereinigt wird, ehe. er in den Konsum r

gelangt, während. diejenigen Trinkbranntweine, welche eine besonders starke. Verunreinigung mt uselölen-. besißen, vielsah aus. folien Materialien, gewonnen sind, welche dem Reinigungszwang, nicht unter- Der leytere würde daher, wenn“ er in der durch §;-4 egebenen Beschränkung zur Durchführung; gelangte seinen eigentlichen Zwedck nur in unvollkommener Weise ie enz Insbesondere würde die Bevölkerung aller derjenigen Landestheile, in welhen der Genuß von Getreide-, Obst- und Tresterbranntwein Ghectviegs, des. beabsihtigten Schupes nit theilhaftig werden. Db es sih würde rechffertigen lassen, für die Durchführung einer Maßregel, welche nur einen o unvollkommenen Erfolg verspricht, öffentlihe Mittel wie S. 4 in Aussicht nimmt in erheblichem Umfange aufzuwenden , darf mit Grund bezweifelt werden. i: A

Gegenüber dem Umstand, daß die von dem, Reinigungszwang erhofften sanitären Vortheile nur in beschränktem Umfang eintreten würden, gewinnen diejenigen Bedenken, welche: der Ausführung des 8. 4 auf wirtbsaftlicem Gebiet ent egenstehen, eine verschärfte Be- deutung. Wenn der Branntwein künftig in gereinigtem Zustand aus der steuerlichen Kontrole entlassen und dem freien Verkehr übergeben werden darf, so hat dies für dicienigen Brenner, welche nit in der Lage sind; ih eigene Reinigungsapparate anzuschaffen , erheblihe Er- \chwerungen in der Verfügung. über den gewonnenen Branntwein zur Folge. Die davon Betroffeacn werden hierdurch unabweitlich in eine Abhängigkeit vom Großhandel, beziehungsweise von den Rektifikationsanstalten gebracht, welche geeignet ist, die Rentabilität des Betriebes in Frage zu stellen oder doc Wesenilid zu beeinträchtigen. Die Möglichkeit aber, si dieser, Abhängigkeit zu entzieben, ist in Folge der Kostspieligkeit der Reinigungsappagrate, selbst wenn aus öffentlichen Mitteln namhafte Beihülfen: geleistet werden sollten, nur den größeren und wohlhabenderen Brenuern geboten. Die hiernach mit dem Reinigungszwang für den Brennereibetrieb, verbundenen empfindlichen Nachtheile würden sich für die Kartoffelbrennerei doppelt \{ädlich erweisen, wenn die Herstellung des Kornbranntweins von den fraglichen Beschränkungen befreit bliebe, Dies müßte mit Noth- wendigkeit dahin führen, daß die kleinen, wirthsha tlih {wachen Kartoffelbrenner die Konkurrenz mit den Kornbrennern, tnsbefondere

liegen sollen.

es würde hierdurch ein Rückgang der Kartoffelbrennerei veranlaßt werden, welcher mit: den landwirth[ aftlihen Interessen Großer Theile des Reichsgebietes nicht vereinbar ist. Diesen Erwägungen wird um de8willen ein besonders starkes Gewicht beizumessen sein, weil die kleinen Kartoffelbrennereien vorwiegend auf Besißungen, mit leihtem Boden betrieben werden, welchem nur durch den Kartoffelbau und die dur die, Brennerei gebotene Möglichkeit besserer Düngung überhaupt eine landwirthschaftliche Rente abgewonnen werden kann.

Am empfindlihsten würden“ von ‘der Ausführung“ des §. 4 die- jenigen kleinén Brennereien gétroffen werden, welche gemä §. 13 Absátz 1 des: Bränntweinstéuergeseßes gegen Entrichtung einer festen Verbrauchsabgabénsumme von ‘der \teuerlihen: Kóntrole befreit sind. Dieselben würden in Folge der Bestimmungen: des 8. 4. künftig; nur noch gereinigten Branntwein produziren dürfen. Da aber die Be- \chaffung von Reinigungsapparaten die wirthschaftlichen Kräfte solcher Breuner in der Regel übersteigen wird, so wütden die leßteren von der bezeichneten Bergünstn niht mehr Sib 3 machen können, und dies würde voraussich lid für eine erhebliche Zahl derselben die Einstellung des Betriébes"nach fi ziehen

: Allé diese Erwägungen weisen darauf hin, daß. der: Reinigungs- zwang in der durch. §.' 4 gegebenen Gestalt als praftisch durchführbar nit betratet werden kann. Vielmehr wird es eines erneuten geseß- geberishen Vorgehens bedürfen, um zu einer den Interessen des Ver- kehrs und der Gesundheitspflege genügenden Lösung der Fragè zu ge- langen. Bestimmte Vorshläge hierüber können zur Zeit nicht gemacht wérden. Die seither autgeführten Untersuchungen haben zwar für die Beurtheilung der in Betrachtkommenden O en ein werth- volles Material geliefert, allein die cinschlagenden technischen, chemischen und ‘hvgienishen Fragen" sind noch | nit hinreichend gefklärt. Unter Anderem is die Frage, ob es angängig seïn wird, über die Art der Reinigung bestimmte Vorschriften zu_ erlassen, nicht spruchreif. In dieser Richtung ist die Technik zur Zeit mit Versuchen beschäftigt, welche mögliherweise für die Behandlung dec Angelegenheit neue Gesichtspunkte ergeben werden. : i :

Untér diesen Umständen wird es zunächst weiterer, eingehender Untersuchungen bedürfen, um für eine geseßlihe ges einen sicheren Boden zu gewinnen. Dabei wird namentlich zu prüfen sein, ob und in welcher “Wéise den Anforderungen dec Gesundheitspflege auch bezügli" 'dès aus Getreide, Dbst oder Trestern hergestellten Branntweins Rechnung getragen werden kann; ferner ob es zwedmäßig ist, die im Interesse der Gesundheitspflege erforderlichen Maßregeln mit der steuerlihen Kontrole über: den Branntwein in Verbindung zu bringen, oder ob es etwg den Vorzug verdient, die beabsihtigte Regelúng unter Anlehnung an das Nahrungsmittelgeseß, herbti- zuführen; sowie endli, in welcher N eventuell der Reinigüngs- zwang umzugestalten al wird, ‘um die oben därgelegten nachtheiligen

irkungén zu vermeidén. E Bis vaten im §. 4 des Branntweinsteuergeseßes vorgesehenen Zeitpunkt kann auf den Abschluß dieser Erörterungen nicht gerechnet werdeu; für jeßt erübrigt daher nur, die bezüglihen Geseßzes-

bestimmungen auszuheben.

Aus dem dem Reichstage: zugegangenen Bericht über die Thätigkeit des Reichskommissars für däs Auswan derungs- wesen während des an 1888 entnehmen wir Folgen- des: Die Besichtigung und Revision der Auswandererschiffe und Logirhäuser in den drei deutschen Häfen amburg,’ Bremen und |' Stettin bezw. Swinemünde hat rend ‘des Jahrès 1888 in dérselbèn Weise wie in den bar eren stattgefunden. Das’ Bésichtigungs- und Revisionsgéshäst hat an Umfang zu- ‘génommen in“ Folge der niht unbedeutenden Erweiterung der

rößeren Dampferunternehmungen durch? Neubauten, ferner in Folge des Umstandes, ‘daß mit dem Jnkrafttreten des Ham- burgischen Geseßès über“ das Auswandererwesen vom 14. Ja- nuar 1887 nunmehr die Revision au der 'sämmtlihen indirekt über einen aüßerdeutschen ZwisGenhafen beförderndèn Schiffe obligatorisch ‘gémorden ist: ie'Arbeit hat fich derartig vermehrt, daß die von der Hamburger Behörde: ange ellten beidén Besichtiger dieselben niht mehr’ ausreichend bewältigen konnten, und "es ist deshalb ‘vorläufig ein drittèr Besichtiger eingetreten. Jn Hamburg ' hat ‘das Auswanderer-Logirhaus- wesen dur: däs: Eingèhen mehrerer dieser Häuser und urh Mo 20 Anzchl [ Ta pelt bie Anza Passagiere eine bedeutende Verbesserung ‘erfahren. : "der ‘in xhäufern aufzunehmenden Decsonaeist bele Bee

éren Lögirh i le nem derselben von 145/‘auf 100, in einem anderen von'402 19%, ‘in anderen Fällen von 452'‘auf ‘253,'' von 102 auf 68, von 104 auf 54 Personen und in. ähnlicher Weise "in ver- \chiedetien der übrigen- Häuser reduzirt worden. ‘Das ‘oben

) ]

* befördert. Jn Schiffen,

1889,

Die der. Hamburg - Nnetilanijhen Padletfahrt - Aktien- geséllshaft: gehörenden . Dampfer, welche die Linie Stettin— New-Yörk': aufreht exhalten, werden gleihfalls den Vor- riften des “Dambus e nderungsgeseßes ent- prechend eingerichtet und ausgerüstet. Häusiger neh als in früheren Jahren „waren die Agitationen r die Auswanderung, besonders nach Argentinien und Brasilien. Jn bedeutendem Maßé“ hat die Auswanderung nach den h zeichneten Ländetn | in Folge diefer 'Agifätiönen Biege Ie nat zu ee E gen, Fee Ubaften pem ; tlerneymêrn an Hamburger Va t Sgejeu]Maslen gema! t R P A denen? bés

wurden, von ihnen angewörbêne Ausn ‘ér, dener Ueberfahrtsgeld behufs späterer Rückzählung vorgeshofsen werden solltè, zu befördern, wurden von diesen zurückgewiesen, weil das Hamburger Geseß Beförderungen, welche den Aus- wanderern in dem Bestimmungslände irgend E Verpflich- tungen auferlegen oder die freie Bestimmung über ihre Be-

wegung irgendwie beeinträchtigen, verbietet. annigfah war während des verflossenen Jahres. über Ungerechtfertigkeiten und unredliches: Treiben von Auswanderer- Agenten, ganz besónders. außerdeutshèr an der ean und russishen Grénze zu klagen. Es wurden von diesen Agenten mehrfah Auswanderer, denen alle Subsistenzmiiktel fehlten, und denen demzufolge “in Nord-Amerika die Landung verweigert wurde, über die deutshe. Grenze geschmuggelt und die daselbst eingeführte Kontrole umgangen. Einigen Aus- wanderern wurde bedeutend mehr Geld abgenommen, als der Beförderungspreis beträgt, anderen find sogar ungültige Fahrbillets' verkauft worden. Jn vielen Fällen ist es den Be- örden gelungen, den geshädigten Auswanderern, u u) Ÿ anderem

erantwortlihmachen der Expedienten, theils au

* Wege zu ihrem Rechte zu verhelfen.

In Folge der theils dur Zeitungsnachrichten, theils in anderer Sa e nah Deutschland gelangten. Klagen, daß Aus- wanderer, denen wegen Mittellosigkeit die Landung in den Vereinigten Staaten verweigert werden würde, dur gewissen- lose Agenten auf dem Wege über Canada befördert werden, ist in Hamburg, von wo eine geringe Auswanderer-Beförderuñ nah Canada erfolgt, die Maßnahme getroffen worden, da jeder mit NAESL U ggertas fir Canada versehene Aus- wanderer bei der Einschiffung befragt wird, ob: er diesen Weg aus eigener Jnitiative gewählt habe oder dazu beredet worden sei, sowie ob ihm, falls er von Canada nach den Vereinigten Staaten weiter zu reisen beabsichtige, die weite Entfernung und der Kostenpunkt bekannt sei.

Die {on vor mehreren Jahren in der Presse aufgetauhten Klagen über Verkuppelung junger Mädchen na Argentinien und Uruguay sind auch in diesem Jahre wieder hervorgetreten. Es ijt in Folge dessen Seitens. der Polizeibehörden in den deutschen Hafenstädten eine verschärfte Kontrole in dieser Richtung eingeführt worden. Diese Kontrole hat in einem Falle ein Resultat ergeben und zur Bestrafung des Schuldigen geführt. i h ft id Besondere Unfälle mit Auswandererschiffen sind im ver- flossenen Jahr niht zu beklagen gewesen. Ein von Stettin mit 147 Auswanderern nach_New-York am 1. Dezember expedirter Dampfer stieß im Sund bei der „Insel Hven auf Grund und erlitt eine Beschädigung. Die uswanderer wurden in Kopenhagen gelandet und demnächst über Hamburg nach New-York ''béfördert. f , E

Die Auswanderung über die drei deutschen Häfen Hamburg, Bremen und Stetttin hat im verflossenen Jahre im Pergleih mit dem Vorjahre wieder etwas zugenommen; do is an dieser Zunahme die fremdländische (außerdeutsche) Auswanderung in ungleih höherem Maße betheiligt, als die deutsche (reichs- angehörige) Auswanderung. Es wurden nämlich im Jahre 1888 aus obigen drei Häfen befördert:

187 057 Persoñen, wovon 80671 Deutsche,

gegen 172 452 5 „79473 1887,

1664744 , 66647 2 1886, 155147 88 900 2 1885,

Davon reisten: : : von g aus 88 483 Personen (gegen 71 007 im Vorjahre),

Bremen 95500 ( y„ 946, »

Stettin „' 304 (1869, , )Y Es hat hiernach die Auswanderung über Hamburg und Stettin zu-, über Bremen dagegen etwas abgenommen. Von den über Hamburg beförderten 88 483 Personen wurden be- fördert: direkt mit 348 Schiffen, indirekt mit 477 Schiffen zusammen 55 460 männliche, 33 023 weiblihe, zusammen 88483. Von den 88 483 Personen wurden 1096 in Schiffen befördert, die nit als Auswandererschiffe betrachtet wérden und daher keiner Kontrole unterliegen.

Die über Bremen ausgewanderten 95 500 Personen wurden befördert : direkt mit 206 Dampfschiffen und 1 Segel- \hiff und indirekt mit 5 Dampfschiffen ; unter den Auswanderern befanden sich 13248 Familien. Jndirekt mit 5 Dampf- \chiffen wurden über Leith und Glasgow 230 Personen befôr- dert; mit dem Segelschiffe wurden 51 Personen nach Honolulu die niht als Auswandere chiffe be- trachtet werden und keiner Kontrole unterliegen, sind im Laufe des Jahres außerdem noch 51 Pérsonen nah außereuropäischen Ländern gereist.

Die über Stettin ausgewanderten Personen wurden in 13 Dampfern befördert und gingen sämmtlich nach New-York.

Von außerèuropäischen Häfen wurden im Laufe des Jahres

n drei deutshen Häfen nah den drei {h n Ban Personen befördert ;

205 Ÿ S4 y

71 162 Personen.

Von diesen Personen kamen nah n die R ._, 11056 Personen, 2982

remen Stettin 284 y ersonen.

zusammen . 411

von Lissabon aus England

erwähtite neue Hamburgische Auawanderergeseß hat si{ b! im Renten gut bew et und wird“ gehandhabt.

Untex diesen 41 162. Pexsonen befanden si 59, mittellose Personen, E Paupers; von evteren stammten