1889 / 64 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Mar 1889 18:00:01 GMT) scan diff

habe man die Forderung aus dem Ordinarium ins Extra- ordinarium verwiesen und sie auf 50000 4 beschränkt. Ein Antrag auf Erhöhung der Summe auf 75 000 M sei in der Kommission mit geringer Majorität abgelehnt worden. ine vit Anträge seien in der Kommission niht eingebracht worden. E

Abg. Freiherr von Heereman: Er müsse zunähst dem Miß- verständniß begegnen, daß er die 50000 4 für das Extra- ordinarium nit bewilligen wolle. Jm Uebrigen, glaube er, enthalte sein Antrag das Minimum von dem, was für die Museen ausgegeben werden müsse. Er mache besonders darauf aufmerksam, daß seit 1873 der Zuschuß für unsere Samm- lungen nicht mehr erhöht worden jei. Von den 325 000 M entfielen auf jede einzelne Abtheilung niht mehr als 30 000 M 1873 aber sei der Werth von Kunstgegenständen bei Weitem nicht der heutige gewesen. Die Neigung, werthvolle Sammlungen zu erwerben, sei auf das Dreifache gestiegen. Einzelne Sammlungen, wie die ethnographischen, prähistori- schen, anthropologischen, seien damals kaum dem Keime nah vorhanden gewesen. Allerdings sei, Dank der tüchtigen Lei- tung und dem rastlosen Eifer der Verwaltung sämmtlicher Abtheilungen, auch mit geringen Mitteln überaus Großes ge- [eistet worden. Man dürfe aber auh nicht vergessen, daß die “vit des hochseligen Kaisers große Ankäufe ermöglicht ave.

Abg. Graf zu Limburg - Stirum: Wenn die Museums- verwaltung mit den 325 0 Á Großes geleistet habe, warum solle sie es nit au in der Zukunft thun? Bei der kolos- salen Preissteigerung der Kunstobjekte würde man darauf verzihten müssen, mit Dresden oder München zu wett- eifern. Eine Bildergalerie ersten Ranges werde die uzsrige niemals werden. Wer sich aber für die her- vorragendsten Bilder interessixe, werde nah Dresden oder München reisen. Unter diesen Umständen werde die Verwaltung gut daran thun, niht mehr regelmäßige be- deutende Ankäuse zu machen. Dann würden auch die genügen- den Mittel für das ethnologishe Museum vorhanden sein. Sollten aber außerordentliche Bedürfnisse hervortreten, so könnten sie extraordinär befriedigt werden.

Ä E der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Dr. von

oBLer:

Meine Herren! Ob Sie mit dem Herrn Vorredner annehmen, daß für die Pflege der Kunst in Preußen genug geschieht, nament- lich den Museen gegenüber, muß ih Jhrer Ecfahrung, die sicher eine ebenso reiche scin wird, wie die des Herrn Vorrcdners, überlaffen. Aber. ich bin doch veryflichtet, eine Reihe von Gesichtépunkten zu O ul denen der Herr Vorredner entscheidende Bedeutung bei- - gelegt hat.

Der Ausgangs- und der Schlußpunkt seiner Ausführungen war der, daß die preußische Museumsverwaltung mit den ibr zu Gebote stehenden Mitteln von. 325 000 6 jährlich Tüchtiges geleistet habe, und daß daher anzunehmen sei, sie werde auch künstig mit der gleichen Summé Genügendes leisten.

In den Ausführungen des Hrn. von Heereman hätte der geehrte Herr Vorredner bereits die Antwort auf seine Anregung finden können. Hr. von Heereman ‘hat imeines Erachtens scbr_ über- zeugend dargethen, daß es ganz ungewöhnlich ist, daß ein wichtiger Zweig der preußishen Verwaltung von dem Jahre 1873 ab bis zum Jahre 1889 ohne Erhöhung des Fonds gearbeitet hat. Der Fonds ist in der ganzen Zeit nur um 1000 4 erhöht worden. Ferner hat Hr. von Heereman sehr mit Recht darauf hingewiesen, daß auf allen Gebieten ih will das noch ein klein wenig näher ausführen ganz neue Aufgaben an die Mufseumsverwaltung herangetreten sind, und drittens, daß namentlich auf dem Gebiet des Knpferftichs ganz néue Zweige ih eröffnet haben, die sih wesentlich an der Hand der politischen Umgestältung Unseres preußischen Staatswesens ent- widelt haben.

Nor allen Dingen geht durch die Ausführungen des Herrn Vor- redners, der Irrthum durch, daß wir es hier bei den preußischen Museen mit sogenannten Kunit-Museen allein zu thun haben. Ich glaube, auch nah der Richtung hat Hr. von Heereman durchaus die richtigen Cesichtspuikte entwickelk. Es ist ein Grund- irrthum, anzunekmen, daß das, was Sie den Museen bewilligen, Sie auss{ließlich der Kunst bewilligen. Jm Gegentheil, an der historischen Entwicklung dec Museen ist die Be- hauptung, zu begründen, daß unsere Museen überwiegend, zum Theil aus\chlicßlih, wissenschaftlihe Anstalten sind. Unsere Mujeen sind’ historisch gewachsen, sie bilden heute 9 Abtheilungen, die in anderen Ländern als selbständige Museen bestehen. Nur zwei dieser Abthei- lungen haben eine innere Beziehung. Dieselbe besteht zwischen den antiken Skulpturen und dem Antiquarium. Diese beiden Abthei- lungea sind nit zu treanen, alle übrigen sind* zu trennen und Fönnen getrennt werden; ‘sie befinden sich in anderen Ländern zum Theil in der Verwaltung anderer Institute. Fast alle Abtheilungen erfüllen rein wissenschaftliche Zwecke neben künstleriichen, cinige rein wissenschaftlite. Ich darf: hier beispielsweise nur hinweisen auf das Münzkgbinet. Die Münzkunde ist eins der wichtigsten Hülfsmittel der Geschichtswissenschaft. Die reine Kunst ist unter Umständen in den Münzsammlungen sehr zurüdtretend, sie kommt nur zur Geitang, wenn ausgesuchte Cremplare vorgeführt werden und namentlih aus Perioden, wo die Großkunst in -ihren Gremplaren nicht überliefert

worden ist. Nehmen Sie ferner die ‘egyptis de Abtheilung. Hr. von Heereman hat mit Recht darauf hingewiesen, daß die egyptise Abtkleilung eine neue außerordentliche Aufgabe bekommen hat durch ihre Bezichungen mit dem

Euphrat- und Tigrisgebiet in Vorderasien. Ih habe mit der Akademie der‘ Wissenschaften und anderen gelehrten Körperschaften diese“ Frage eingehend in die Hand zu nehmen versucht; nur dur die Initiative von Privatpersonen ist es möglich geweien, einigermaßen an die Aus- füllung der fklaffenden Lücken zu gehen. Sie werden doch nit be- haupten wollen, meine Herren, daß ‘die Etwerbungen aus Nimrud- Dogh oder aus tem Lande der Hetiter ‘oder aus dex Gegend von Babylon Kunsfsahen im gewöhnlichen Sinne sind, es sind die allerwichtigsten wissenschaftlichen Objekte und jeder Tag giekt uns dafur” reue Veweise “Wir baben erst vor wenigen Tagen die Entdeckung gemacht, daß unter den Thontaféln oder Thoncylindern eiu: Exemplar {si befindet, welches eine uns ganz neue Sprache ent- bält. Wir können vielleilt von einem Zeitraum, der vor 14 Tagen oder 3 Wochen erst eingetreten ist, eine neue Cpoce in der Entwi- lung unserer Sprachwissenschäft datiren. Wir haben im Laufe des L Jahre€ erworben die berühmte Correipondenz zwischen * einem König! von Babylon und einem Pharao. Das eröffnet“ uns einen Blick in eine entfernt liegende Zeit mit einer Sicherheit, einer

Fülle und einém Reichthum, wir wir es garniht baben ahnen föônnen. Das sind alles rein ‘wissenshaftlide Sachen. Jh habe vorhin \{chon von den Papyri geiprohen. Ich

erinnere daran, um Zhnen noch einmal das Bild vor Augen zu führen. (58 ist allerdings wunderbar, daß. das bat geleistet werden können, was gelcistét worden ist. Hr. von Heerewan hat Ihnen schon gesagt, raß etwa 20 000 G jährlich auf jede Ahtheilung entfällen. D

siimnit ‘ungefähr. Aber was" wollen Sie denn, meine Herren, mit 20‘C00 % anfangen? Wenn Sie bedenken, taß wir auch die Unter- haltung! des ‘Vorhandenen besorgen: müssen,“ daß" wir eine Masse von Ausgabin durch ‘den ‘Transport der ung: zugehenden Sachen baben, daß ‘wir - in E Bildizraglerie / Nahmev», anschaffen müssen

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u. f. w., so tas gar keine Beträge, die in anderen, Läydern Uhde gewö] j sind. valten Sie h. doch

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Museum. Gewiß, mit Ret, und zwar in doppelter Hinsicht. Einmal hat das ethnologishe Museum s ganzen Museums-Etat über den Haufen gewörfen, denn alle-Anstrengungen, cinen (tat mit besondézea Mitteln für das ethnolögishe Museum zu E sind gescheitert. Wir hatten, als dasselbe ins Leben trat, nit Über einen senuig zu verfügen, und haben tuderen Wbherlkugen das Geld wegnehmen müssen, um das ethnologishe Museum einigermaßen über Wasser zu halten. Der Hr. Abg. Virchow hat den Gedanken näher ausgesührt und den Wunsch autgesprohen, das Museum für Völkerkunde sollte etats- mäßig von dén Museen getrennt werden, theilweise wegen der räum- lichen Ektfernung. Leßtere spielt hierbei niht die entscheidende Rolle. Jch will aber“dem Hrn. Abg. Virchow nah einer Richtung hin eine Beruhigung geben. Das Museum, welches antheilig 30 000 (4 zu erhalten bätte, hat in dem einen Jahre 1884/85 44 009 ( erhalten, während es vorher nur über 7000 M zu verfügen hatte. Das ist nur möglich E durch eine eigenartige Reservewirthshaft, die wir aus gutem Grunde eingeführt haben. Zunächst bekommen alle unsere Abtheilungen das täglihe Brot, das ist knapp zugemessen und sehr rationict; daneben bleibt ein Reservefonds von unge|ähr 100 000 4; hinsichtlich dieses Fonds. einigen sich alle Direktoren unter Leitung des General- direktors friedlih darüber, welher Abtheilung ein besonderer Zuschuß gewährt werden fol. So kommt es dahin, daß wir mit diesen besonderen Zuschüssen außergewöhnlihe Erwerbungen machen können. __ Der andere Gesichtèpunkt wegen des ethnologishen Museums ift der, daß hier eine große wissenshaftlihe Aufgabe an uns beran- getreten ist, deren Bedeutung hier vielfah gewürdigt wurde, aver in der Diskussion nicht ershöpft werden kann. Es ist heute die Rede gewesen von den vershwindenden Naturvölkern, mit vollem Recht ; diese Sache brennt geradezu. Wir haben nebenbei aber auch andere große wissensastlihe Aufgaben zu erfüllen. Ein Museum für Völkerkunde, wie cs in Berlin errichtet „worden ift, ist eigentli ein Museum für alles dasjenige, was in Spezial- Museen nicht unterzubringen ist. In anderen Ländern haben wir deshalb in dem Museum für Völkerkunde au eine egyptishe Ab- theilung, und es wird, wenn eine Abtheilung so stark gewachsen ist, daß sie mit gutem Recht aus dem Museum für Völkerkunde heraustreten kann, dieselbe selbständig hingestellt. Solche Abtheilungen haben wir bereits heute. Es twerden nicht zwei Jahrzehnte vergehen, daß wir ein ostasiatisches Museum haben werden. Die ungeheure Aufgabe, die wir zu er- füllen haben in wissenshaftliher Beziehung und auch in anderer, die Skulpturen der großen ostasiatismen Völker kennen zu lernen, erfüllen wir im ethnologishen Mujeum, und es werden nicht zwei Sabrzehnte vergehen, bis man eine ganz andere Organijation haben muß und haben wird.

Wir haben auch die anderen großen wissenshaftlihen Probleme zu verfolgen; das sind die untergegangenen Kulturvölker, nament- lich Amerikas. Wenn Sie nur Gelegenheit hätten, sich wenn auch flüchtig hineinführen zu lassen in die Bedeutung solcher Sammlungen. Als wir Europäer nab Amerika kamen, fanden wir Kulturvölker vor, die uns in vielen Beziehungen sehr erheblich über- ragten; die Europäer haben sie ruinirt und todt gemachr; ihre kümmerlihen Sprofsen sind gegenwärtig unter den Indianern noch zu finden, tie unter den Europäern übrig geblieben sind ; aber ihre Kul- turen sind mit der Wurzel ausgerottet, und wenn man sie kennen lernen will, geht man in das Berliner Museum. Unser Berliner Museum ist {hon ein solches, daß Niemand die Vorgeschichte der alten Völker Amerikas studiren kann, ohne hier Play zu nehmen. Herren, die zu dem Amerikanistenkongreß aus Amerika gekommen waren, sind hier wochenlang geblieben, weil hier die Stätte war, wo sie der wissenschaftlichen Erforshung ihres großen Problems nach- kommen konnten. Es ift cin eigenartiges Verhältniß: während wir vor ein paar Monaten . der Welt cin Schauspiel gegeben haben, wie sie es bisher noch nie haite, während die Amerikanisten gesagt haben: ein sv wissenschaftliches Museum wie das unsrige, sci heute'in Wahrheit nirgends vorhanden, müssen wir héut uns hier um wenige Tausend Mark quälen.

Méêine Herren! So kann’ ih hier noch vieles auf diesem Gebiet vorführen; ih muß aber erwähnen: mit den einmaligen Bewilli- gungen. hat es auch seinen Haken. Wie wirthschaften wir heutzu-

tage in unseren Museen? Die Zeit i\stt vorüber, wo eine Reihe von Kunsthändlern kam und sagte: hier ift Waare; wie viel wollen Sie bezahlen? So können wir es

heute nicht mehr machen; wir können das am Wenigsten auf dem Gebiet der Bilderkäufe; wir müssen ganz andere Wege einschlagen, um mit übersehbaren Mitteln zu ausgezeichneten Objekten zu gelangen. Das Museum für Völkerkunde kann nicht existiren, wenn man nicht mit einem weiten Blick über Jahre und Sabrzehnte hinaus Dispo- sitionen trifft. Wir haben in der Welt Dußende, nein, Hunderte von Agenten, jeder Missionar, jeder Konsul, jeder Schiffsoffizier, jeder Reisende jst unser Agent, zum Theil mit unseren Mitteln ausgerüstet, zum Theil aber mit der Sicherheit verschen, daß, wenn er innerhalb einer gewissen Summe brauchbare Objekte liefert, er die Bezahlung erhält. Wir haben keinen Markt für diese Gegenstände, oder wenn wir einen besonderen Markt in London haben, so haben wir dort eine ganze Masse Dußendwaare, welde wir nicht gebrauchen können. Die Hauptsache ist für die Ethnologie wie für die Práähistorie ein fiherer Fundort, für dessen .rihtige Angabe ehrenhafte Männer ein- treten; sonst ist das ganze Ding nichts werth. Und so liegt es auf allèn Gebieten.

Jch mußte soeben hören, daß die Zeit für Erwerbungen aus dem Gebiet der antiken A vorüber sei. Meine Herren, was würden Sie fagen, wenn i das hier ausspreWen wollte. Die Zeiten aller- dings, wo man eine Venus von Milo bei einem Privatmann kaufen konnte, find vorüber. Wir arbeiten heut mit Hadcke und Spaten, wic müssen jegt hinein in das Land. Wenn Sie glauben, daß die Pergamener vielleiht zum Ab- {luß geführt haben, so sage i, es ist das ein Anfang. Wir siten jeut mitten im Hetiterlande und den Euphratländern und wir müssen unsere Forshungea noch weiter ausdehnen, damit wir endlich erfahren, welche Entwickelung die Menschheit genommen hat. Wénn ein Volk nicht mehr daran Interesse nimmt, zu wissen, woher es kommt und wohin es geht, dann ist es an der Zeit, daß es aus der Civilisation aus\cheidet. Die großen Probleme der Wissenschaft lassen sih nur mit weiterem Blick und festerer Hand anfassen.

Es ließe sich noch Vieles darüber sagen, aber das möchte ih an- knüpfend an eine vorhin gefallene Bemerkung hervorheben: es kann sich doch, kein Mensh dem Glauben und der Erwartung hingeben, daß mit den Summen, die der Etat zur Verfügung gestellt hat, wir das haben leisten können, was geleistet worden ift. Sie haben selbst die Güte gehabt, für Erwerbungen 2 Millionen Mark befonders zu bewilligèn, Die Gelder sind beinahe aufgebraucht ; ih babe Ihnen ander- weit die Objekte der Grwerbungen genannt, und ih bitte Sie nun, in der Renaissanceabtheilung, in dan Bildermuseum die Satten sich zeigen zu lassen, dann werden Sie sagen, die 2 Millionen haben Außerordent- liches gefördert; der Ausländer wenigstens ist darüber niht îm Zweifel. Was weiter hinzukommt, sind die außerordentlichen Zuwendungen, von denen Hr. von ‘Heereman auch gesprochen hat, und welche wir unsern Monarchen verdanken. Jhnen verdarken wir es, daß wir im Drange der Noth unter Umständen in dex Lage gewesen sind, zuzu- greifen und tostbare Sammlungen zu erwerben. Die Bilder- abtheilung ift mit 41 000 46 regelmäßig dotirt; davon kaufen Sie unter Umständen -noch nicht ein Bild. Die Bilder, welche wir besißen, haben wir zum Theil mit Mühe lockder gemacht, wir verfolgen sie Jahrzehnte lang, bis der Moment kommt, wo die Hand, welche das Bild hält, niht mehr gewillt oder im Stande ist, dasselbe, fest- zuhalten; dann fällt ‘es in den Besitz - eines. bereits unterrichteten z wishenbändlers und das Bild erscheint nah einiger Zeit im Berliner

useuni. |

Fch: bin gern bereit, im Anschluß an das, was. Hr. Dr. Virchow gesagt - hat, den vollen Dank ‘aus: ‘inniger Ueberzeugung den zahlreihen Männern auszusprechen, , die. ' unsere Museen unterstüßt baben.‘ Denn ohne ‘die Unterstüßung eines / zahlungsfähigen und ein- sichtigen: Publikums: ist -überhavpt für Uns das \Wirkbschaften nicht mehr möglich." Cie ‘großen Mäcene fehlen allerdings, wie Hr. Dr.

Virhow ausführte, in Berlin, ih kann sagen. leider. JIch will

ter nur erwähnen, was ih neulih hervorgehoben habe: ein gro

wissenschaftlißes Institut, welches Charlottenburg o stebt, verdankt in der That der ungewöhnlihen Frei- gebigkeit eines bervorragenden Mannes der Wissenschaft seinen sprang: Aber wir haben eine gewisse Fülle von Freunden und- diefe Fülle zu vermehren, lade ih. Sie ‘ein. Meiñe Herren, wir haben und das ergänzt meine vorigen Bemerkungen zunächst ein ethnologishes Comité. Dieses Comité entsendet einen ausgezeich- neten tüchtigen Mann, einen norwegishen Schiffskäpitän, welcher bereits drei Reiscn vollendet hat. Wir stehen derart in Verbindung mit diesem Comité, daß wir, wenn uns brauch- bare Waare geliefert ist, den Preis, den das Erreichen der Waare gekostet hat, zablen. Das is für uns eine günstige Form. Es wäre aber besser, wenn wir die Mittel hätten, es immer zu be- zahlen und nicht Kredit in Anspruch nehmen müßten. Wir haben auf diese Weise Sachen aus Nordwest-Amerika in unseren Besiy ge- bracht, wie sie kein anderes Land der Welt hat, wir kaben sibirishe Sammlungen erster Klasse und baben auch die Sammlungen aus. dem ostindischen Archipel um ein Beträchtlichhes vermehrt. Nach dem Beispiel dieses Comités is das Orient-Comité gebildet. Wir - haben im Lande der Hetiter Ausgrabungen gemacht von epochcmachender Bedeutung. Das Nähere er-ähle ih Ikbnen heut niht, weil es mir den Kredit verderben könnte, aber es wird eine Zeit kommen, wo wir uns darüber eingehender unterhalten können; cs sind wesentlih Sachen, die auf rein wissenschaftlihem Ge- biete liegen, auf dem Gebiete der Linguistik. _ So kann ih eben nur sagen: jeder hat seinen eigenen Standard über das, was die Kunst ihm werth ist, ich bilde mir aber ein, daß selbs nah der materiellen Erwerbsseite die Aufwendungen für die Museen nicht ohne Werth sind. Ih will das niht näher aus- führen, aber denken Sie an das Zusammenströmen der Fremden und berechnen Sie ungefähr, was die Fremden im Inlande verzehren. Selbst von diesem Gesichtspunkt aus würde man zu freudigen Re- sultatèn kommen. 2

Aber unsere ganze preußishe Verwaltung, die streng und sachlich gewesen ist und au in gewissem Sinne bleiben muß, ist doch an ganz anderen Gesichtspunkten groß geworden. Friedrih Wilhelm Il. war sicherliGh ein König, der genau wußte, was ein Thaler bedeutete; aber gerade in der \{chwersten Zeit unseres Vaterlandes hat er selbst damit den Anfang gemacht, der Kunst die größten Opfer zu bringen. AIs er in den Tagen der Beseßung von Paris dort weilte, ist ihm an der Hand der geraubten Kunstwerke der große Begriff der Kunst und die unendliche Quelle der Schönheit und der Erfrischung, welche in ihr liegt, aufaegangen. Er hat aus seinen Prien allmählich die berühmte MRafael’she Sammlung, Kopien nah Rafael, zusammengestellt, die freilih Vielen aus unserer inländischen Bevölkerung so gut wie unbekannt ist; ih lade Sie ein, sie fih in Potsdam anzusehen, Es gereiht unserem ehrwürdigen Monarchen zur höcsien Anerkennung: es ist bekannt, daß er in ]stilen Stunden vor den Rafael’s, die in Paris damals ver- cinigt waren, gestanden hat. Im Jahre 1815, meine Herren, wo wir keinen Silbergroschen übrig hatten, hat er aus eigenen Mitteln die Sammlung Giustiniani gekauft und unmittelbar darauf die Sammlung Solli's auh aus eigenen Mitteln mit der Bitte, darüber nit zu reden, weil man ihn im Lande nicht verstehen würde. Aber sein Motiv war ein richtiges: es fehlte unserem preußischen Staat eine ¿ielbewußte Kunslpflege, und er hielt uns für kräftig und leistungsfähig genug, diese Kunstpflege auch in unjeren öffentlichen Kreis aufzunehmen. Und, meine Herren, was im Jahre 1815 und 16 möglich war, wird au in der jegigen Zeit noch mögli sein. Lassen Sie uns ein Beispiel nehmen an unseren kunstliebenden Monar(en ; unterstügen Sie die Bemühunyen ter Kunstverwaltung.

Abg. Dr. Sattler: Die Einwendungen des Abg. Grafen ju Limburg-Stirum seien durch die Vorredner bereits wider- egt. Jhm persönlih würde es das Liebfie sein, dem Vor- \hlag der Regierung zu folgen. Dazu sei aber keine Aussicht vorhanden. Er freue si deshalb, bas der Abg. Freiherr von Heereman wenigstens 50000 / in den Etat einzuseßen beantragt habe. Jhm komme es vor Allem darauf an, Mr die Museumsverwaltungen die 400 000 6 bewilligt zu sehen, wenn nicht. im Ordinarium, so doch im Extraordinarium. Die Museumsverwaltungen würden sonst nicht in der Lage sein, ihre Aufgabe zu erfüllen. Gerade für das Ethnologische

- Museum sei es dringend nothwendig, die fehlenden Stüdcke zu

ergänzen. Die Sammlung sei so ausgestattet, daß Bastian ihm gesagt habe, aus 3 unseres Erdenrundes kaufe er überhaupt nichts mehr. Um so Ag sei es, fehlende s Stüde erwerben zu können, da sonst später unershwinglihe Summen dafür gezahlt werden müßten.

Abg. Dr. Virchow: Jhm sei nit klar geworden, warum man es für nüßlicher halte, die ganze Summe in das Extra- ordinarium zu stellen. Bewilligungen im Ordinarium be- hielten doch auch nicht für die Ewigkeit Gültigkeit.

Die Regierungsvorlage wurde abgelehnt. Der Antrag Heereman mit dem Eventualantrage Sattler angenommen.

Die Au3gaben für das Kunstgewerbemuseum und die Nationalgalerie wurden ohne Debatte bewilligt.

Bei den Ausgaben für die Königliche Bibliothek bat der Abg. Olzem um Gewährung des Wohnungsgeldzuschusses an die Bibliotheksbeamten.

Abg. Dr. Kropatschek: Wer die Zustände an der König- lihen Bibliothek, wie sie vor 10—12 Jahren gewesen seien, kenne, der werde zugeben müssen, daß unter der Verwaltung des jetzigen Kultus-Ministers für die Entwigouns dieses Instituts in großem Maße gesorgt worden sei. Gleichwohl bleibe noch manches zu wünschen. Die. Beamten sollten hin- sihtlich des Wohnungsgeldzuschusses den Lehrern an den höheren Staatsanstalten gleichgestellt werden. Der große Katalog sollte weitergeführt und dem Druck zugänglich gemacht werden. Die Erwerbung der Meermann'shen Sammlung sei dankbar zu begrüßen. Es sollte aber für dergleihen Ankäufe ein dauernder Fonds eingestellt werden. Die deutschen Bücher, welche seit der Reformation gedruckt seien, sollten, so weit es noch möglich sei, in Berlin gesammelt werden. Dem Wunsche, dem jüngst Professor Dilthey Ausdruck gegeben, alles, was von Briefen und sonstigen Manuskripten unserer Dichter- heroen noch vorhanden sei, an einzelnen Punkten zusammen- zubringen und einer arcivalishen Verwaltung zu unterstellen, möge der Minister niht nachgeben. Diese Schätße aus den Bibliotheken herauszunehmen und an besonderen Stellen zu- sammenzutragen, liege weder im Jnteresse der Bibliotheken, noch der Behandlung unserer deutshen Literatur und unserer Literarhistoriker. Andere Wissenschaften würden übrigens dann bald mit ähnlichen Anträgen an den Minister herantreten.

& E der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Dr. von oßler: :

Meine Herren! Ich wollte bloß die von den beiden Herren Vor- rednern angeregte Frage wegen des Wohnungsgeldzushusses. der Bibliothekbeamten kurz ' beantworten. Die Untercichtsverwaltung hat die*ihr gegebene Anreguna. in keiner Weise vergessen, sie war enar {on früher mit der Materie eingehend beschäftigt. Im: Etat: ist dieses Mal eine Einstellung des Mehrbedarfs. noch:; nicht gebratz 0 kanú aber versichern, daß der: Herr Finanz-Minister Uund/ ih in wohl- wollenden Grörterungen der Frage uns bewegen und. ih: hoffe, daßin R Zeit ‘die Anfrage ‘niht wieder wird erneuert zu werden

rauhen.

Abg. Dr. Arendt wünschte den Wohnungsgeldzushuß nicht blo Jar die Beamten der Königlichen, sondern auch der Uni: erfitätsbibliothek. Diese Beamten ständen in sozialer Lebens- l nth und wi eahalo die Qualifikation den Lehrern gleich

. , es müsse ihnen deshalb die 5. Rangklasse verliehen und damit die Wohnungsgeldfrage befriedigend gelöst werden. Die finanzielle Tragweite dieser Sache sei unbedeutend. Die Forde- rung rechtfertige um so mehr, als die Bibliothekscarrière an und für sich keine glänzende und die Zahl der Unter- beamten gegenüber den festangestellten eine unverhältnißmäßig große sei.

Der Titel wurde bewilligt.

Bei den Ausgaben für das Meteorologische Jnstitut wünschte der Abg. Letocha die Veröffentlihung der Beobach- tungen des Jnstituts und außerdem eine Erweiterung der all- gemeinen Prognose dur eine lokale Prognose.

Aba. Szmula machte auf die Bedeutung des Meteorolo- gischen Justituts und der Eee oggen für die Land- wirthschaft, insbesondere die kleinen Landwirthe aufmerksam. Jn Bayern sei man mit der Veröffentlihung von meteorolo-

ishen Beobachtungen weiter gegangen, als bei uns. Er

bitte, im nächsten Etat für metevrologishe Zwede eine höhere Summe einzustellen, der Nationalwohlstand würde davon die besten Früchte ernten. E

Der Titel wurde bewilligt.

Bei Titel 23a „Zur Unterhaltung des heutigen Ge- bäudes und der Anlagen der ehemaligen Hygiene-Ausstellung“ spra der Abg. Goldschmidt seinen Dank für die Förderung der Unfallverhütungs-Ausstellung aus und knüpfte daran die Bitte, daß es gelingen möge, der Ausstellung eine längere Dauer zu verschaffen, als es bisher möglich erscheine.

Der Titel wurde bewilligt.

Bei Titel 23 „Ankauf von Kunstwerken für die National- alerie“ machte der Abg. Dr. Langerhans ausmerksam auf die Art und Weise der Bilderankäufe, bei der viel mittelmäßige Gemälde in die Gemäldegalerie kämen, während eine Reihe von Künstlern ersten Ranges nicht vertreten seien. Durch die Ankäufe von Seiten einer gin Hierarchie würden die allgemeinen künstlerishen Bestrebungen nicht gefördert. Der Minister möge hier Wandel schaffen.

Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler:

J{ch darf wohl annehmen, daß auc über den Tit. 33 gesproWen werden darf, da der Herr Vorredner, wenn ih recht verstanden habe, auch über diesen Titel sh geäußert hat. Meine Herren, es ist sehr \chwer, auf solhe Fragen zu antwocten, die doch immer mehr oder weniger cinen anonymen Charakter haben. Ih kann nun versichern, daß mir der Gedanke, es könne sih ein Ring oder eine Hierarchie, wie es hier genannt wurde, um die Kunstverwaltung herum- legen, vollkommen unerträglich erscheinen würde. Aber viel- leiht hat der Herr Vorredner die Güte, mir ein wenig Auge und Ohr zu öffnen. Unsere Verwaltung is so geregelt, daß die Anschaffungen für die National-Galerie und die Austhuung von großen Werken- der monumentalen Künste der Landeskunstkommission zur Begutachtung unterstellt sind. Die Entscheidung hat der Minister ; diese Entscheidung fällt in manchen Fällen negativ aus, d. h. ih kann auf die Vorschläge - der Herren niht immer eingehen mit Rücksicht auf die verfügbaren Fonds, aber sie weiht nah der positiven Seite fast niemals ab. Nun weiß ih nicht, ob gegen diese Annen h speziell die Einwendungen richten. ie Kommission jeßt

aus den Sacverständigen-Kreisen zusammen. Es sind bekannte Herren, die zum überwiegenden Theil gewählt werden und zwar einerseits von den Akademien, anderseits von den großen Künstler- genossenschaften, vor Allem den Berliner Künstlern, dem Künstler- Ünterstütungsverein u. A. Ferner gehören dazu Lehrer der Kunst- Akademien, die*zum Theil in einen gewissen Wechsel eintreten. Also ih bilde mir wenigstens ein, es sei eine Garantie dafür degeven, daß weder durch eire gewisse Gleichmäßigkeit der eintretenden Berufungen eine unzulässize Cinmüthigkeit hervorgerufen wird, noch glaube ih auc, daß irgend ein Kunstkreis ausge\chlossen ist von der Bethätigung sciner Ansichten, und in allen wesentlihen Dingen werden ja, das kann ih versichern, im Allgemeinen solhe Majoritäten erzielt, daß man nit auf den Verdacht kommen könnte, es handle fich um vorher ab- gemachte Urtheile.

Was nun die Beurtheilung der Erwerbungen für die National- Galerie angeht, so ist, da Namen nicht genannt sind, sehr s{wer, darauf zu antworten. Es ift ja mögli, daß Vieles, was heute mittelmäßig erscheint, nah 20, 30 Jahren vielleicht niht mehr mittelmäßig ist, Darüber E ih mir kein Urtheil an, aber ih A daß wir nach Maßgabe unjerer Mittel, die leider sehr beschränkt sind, doh versuhen, in der That carakteristishe Werke wirklicher Künstler zu kaufen. Daß es immer Künstler anerkannt ersten Ranges find, will ih niht behaupten ; sondern ih halte es für die Aufgabe der National-Galerie, die für eine Kunstepoche oder Kunstperiode charakteristishen Werke tüchtiger Meister zu erwerben. Daß darin Werke vorkommen, die nach 50 oder 100 Jahren nicht ausreichend gewürdigt werden, will ich geen zugeben. Außerdem muß idsagen : wenn ih nur Meisterwerke allererster Künstler kaufen Arie so’ reichen die Mittel niht aus. Wir haben augenblicklih in erlin eines der s{chönsten Bilder, das ichck überhaupt kenne, das ift „die Taufe“ von Knaus. Dieses Bild kostet mehr, meine Herren, als ich nach Maßgabe des Etats auf die Ans{chaffung für die National- Galerie verwenden kann. Jch will dies nur anführen, damit die Herren \ich gegenwärtig halten, was es heißt, nur erste Bilder von ersten Künftlern zu erwerben und demgegenüber die Fonds zu stellen, mit denen wir arbeiten müssen. Im Allgemeinen kaufen wir Bilder bei Gelegenheit von Ausstellungen, aber wir kaufen allerdings auh die Werke von abgeschiedenen Meistern, wenn sie zu einem erträglichen Preise zu haben sind.

Was nun Hanau betrifft, so kann ih bis zu einem gewissen Maße die Angaben, welche aufgestellt worden sind, bestätigen. Von den 9 Sachverständigen oder Preisrichtern zur Entscheidung der Kon- kurrenz um das Grimm-Denkmal habe ih 5 ernannt. Diese 5 habe ih nach meinem besten Wissen und Gewissen aus Malern, Architekten und Bildhauern ausgewählt; eann egen die Künstler den größten Werth darauf, daß nicht einseiti spezielle Fahleute urtheilen, sondern auch Vertreter anderer Künste. Diese 9 die anderen 4 waren vom Comits und der Stadt ernannt haben sich mit allen gegen eine Stimme geeinigt über denjenigen Entwurf, welchem der erste Preis zugefallen ist. Jch glaube, das ist ein sehr erfreulihes Zeichen und auch ein Beweis dafür, daß niht etwa Seitens der diesseitigen Ver- treter in unzulässiger Weise Einwirkung geübt ist.

Also ih möchte annehmen, es handelt sih bei den Bemerkungen des Hexrn Vorredners um- eine gewisse Gruppe unzufriedener Künstler, die vielleicht au Anlaß zur Unzufriedenheit haben mögen. Aber ih möchte dringend bitten, mi lieber privatim mit Jhrer Kenntniß zu unterstüßen, wenn Sie glauben, daß man die in der angedeuteten Richtun getroffenen Entscheidungen irgendwie als parteilich be- zeichnen känn.

Aba. Dr. Langerhans: Anonym sei die Angelegen eit natürlich. Es thue auch nihts zur Sache, wenn er einzelne Fla neu ne tit b des Mina a

aus verschiedenen Körperschaften hervorgegangene Péänner die Kommis n ‘für die Ankä t è E beruhige ihn. R 0

Der Titel wurde. bewillig der Rest'‘des Kapitels. Bieranf vertagte fich: das Haus. [uß/41/¿7 Uhr. - Nächste Sizung Mittwoch 11 Uhr.

Der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, bemerkte bei Titel 29a des Kap. 121 des Etats des Kultus-Ministeriums:

Meine Herren! Das Thema, welches der Herr Vorredner an- geregt hat, begegnet natürli bei mir und bei dem hohen Hause

voller Sympathie. Ich muß im gegenwärtigen Stadium, da ih nit in der Lage bin, die Dou des Herrn Vorredners auf ihre Richtigkeit im Einzelnen zu prüfen, mich zunäcst darauf be- \hränken, Ihnen aus einer Aufstellung für den 1. April 1888 die maßgebenden Zahlen mitzutheilen, mit denen wir zu renen haben.

Wir haben an Pensionirten Volks\{chullehreru, welche vor dem 1. April 1886, dem Be des Inkrafttretens des neuen

enfionsgeseßes, pensionirt În , 3116, Dieselben erbalten eine

ahreopension nah Maßgabe der früher bestehenden Gesetze von durchschnitilich 565,81 M, und erhalten aus dem Fonds 121 Tit. 29 a noch einen durchs{chnittlihen lautenden Zuschlag von 161,85 „46, sodaß die Durcschnittspension der alten Emeriten jeh 727,66 M beträgt. Dazu treten für einzelne Bedürstige einmalige Unterstüßungen. Was die Lehrerinnen betrifft, so find von dem 1. April 1886 -260 pensionirt und erhalten kraft Gesetzes dur{schnittlichG an Pension ijährlich 501 # 43 S; dazu ‘treten aus dem Fonds 121 Titel 29a dur{schnittlich laufend 93,45 M jährli, also zusammen durchs{chnittlich 594,88 4

In ganz echeblih günstigerer Lage befinden sich allerdings die Lebrer, welche n ach dem 1. April 1886 auf Grund des Geseßes von 1885 pensionirt sind. Die Zaßl derselben beträgt 2823; sie erhalten nach dem Geseß jährlih im Durchschnitt 1042 4 50 „H und aus dem Fonds im Titel 29a an laufenden Unterstüßungen durh- \hnittlih 6 M 16 S§, zusammen 1048 4 66 S, im Durchschnitt über 300 M jährlih mehr als die vor dem 1. April 1886 emeri- tirten. Was die Lehrerinnen anlangt, so sind nach dem 1. April 1886 118 Lehrerinnen pensionirt worden mit dem jährlihen Durchschnitt von 619,59 4, also ungefähr 25 M im Durcschnitt günstiger als die früher in den Ruhestand getretenen Lehrerinnen.

__ Meine Herren, wenn Sie diese Ziffern vergleichen mit den Zahlen, mit denen wir vor 5 Jahren zu renen hatten, so werden Sie einen überaus erfreulihen Fortschritt erkennen. Db in manchen Einzelfällen dem Bedürfniß thatsächlich genügt ist, das bin ih hier niht im Stande zu beurtheilen; ih kann nur sagen, bringen Sie mir solche Fälle, diese werden dann in wohlwollender Weise geprüft werden. Aber die aae, daß ein einzelner Pensionär klagt, ist an sich noch nit ein voller Beweis für die Unzulänglichkeit seines Ruhegehalts. Jch bin verpflichtet, da es sich um die Verwendung von Staatsmitteln handelt, die Verhältnisse engcieos zu prüfen und nur in Bedürfnißsällen Unterstüßungen zu gewähren.

Daß die Regierungen ihre Fonds für Unterstüßungen nicht voll verwenden sollten, das halte ich im Prinzip für unmöglich Nach den Nachweisungen, die mir vorliegen, sind die Summen, die ihnen zuge- wiesen sind, auch verwendet worden. Sollte es aus irgend einem Grunde hier oder da in dem cinen Jahre nicht geschehen sein, so bin ih überzeugt, daß, da die Bestände nicht als erspart verrechnet, sondern auf das nächste Jahr übernommen werden, in diesem neuen Jahre dann die Unterstüßungen um so reihliher bemessen werden. Aber da wir im Prinzip einig sind, würde ih dringend wünschen, daß mir Nachrichten über etwaige Unzulänglichkeit des Fonds zugehen, um mit dem Herrn Finanz-Minister über die Frage in Verbindung zu treten, ob die jeßigen Fonds ausreichen.

Bei Titel 29c des Kap. 121:

Meine Herren! Sobald die Mittheilung, welche der geehrte Herr Vorredner eben vorgetragen hat, in der „Freisinnigen Zeitung“ erschienen war, haben der Herr Minister des Innern und ih sofort Bericht erfordert. Der Bericht ist noch niht eingegangen, ih hoffe, daß er bald eingehen wird, und bin gern bereit, auf Grund desselben in der dritten Lesung des Etats die Angelegenheit zu erörtern. Aber Sie werden es verstehen, daß die- Regierung, da uns bloß etwa acht Tage von diesem Termin trennen, - es vorzieht, ihre Erklärung an der Hau des von ihr herbeigeschafften thatsächlihen Materials ab- zugeben.

Bei Titel 32 des Kap. 121: :

Meine Herren! Wenn der Hr. Abg. Bachem Anträge dieserhalb in Aussicht stellt, so werden wir sie gern entgegen nehmen ; die Folge einer Annahme würde sein, daß eine große Reihe katholischer Fonds, welhe der Aufsiht der Herren Bischöfe unterstellt sind, au durch den Staatshaushalt zu laufen hätten. Der evangelishen Kirche ist die Verpflichtung oder wie soll ich sagen die Einschränkung auferlegt worden, daß eine ganze Menge ihrer Fonds, die zu ihren Bedürfnissen gehören, durh den Staatshaushalt geführt wird, während den katholischen Unterthanen gegenüber von dieser strengen Anwendung kein, oder nur ein sehr beshränkter Gebrauch gemacht worden ist.

Im Uebrigen ist es interessant, daß bei diesen Fonds zum ersten Maîe, soweit meine geshihtlihe Kenntniß reiht, der Vorwurf der Imparität gegen die Königlih preußische Staatsregierung erhoben worden ist. Auch innerbalb der abgelaufenen Jahre, die man als diejenigen des Kulturkampfes bezeichnet, ist meines Wissens ein solcher Vorwurf niemals erhoben worden. Wir haben au bisher im Laufe der leßten 20 Jahre, soweit mir bekannt ist, neue Positionen in diesen Titel nit aufgenommen, wir haben sie von langer Zeit übernommen. i

Der Herr Neana amn hat ganz recht, daß er gesagt hat, diese Privilegien, von denen hier der Abgeordnete Bachem zu Gunsten der O Kirche spricht, find zum Theil privilegia odiosa, denn die Verpflihtungen, welche in alter Zeit diese verschie- denen Stiftungen, zum Theil wenigstens, dem Staat A üÜber- nommen haben, sind sehr viel drückender, fordern größere Opfer zu Lasten der Stiftungen, als der Staat an Zuschüssen gewährt. Es bat kein Bedenken, in die Materie näher einzutreten. Es wird ih daraus ergeben, daß jedenfalls die Ueberschrift der meisten Titel eine fehlerhafte insofern ist, als es sh niht um Bedürfnifzushüsse handelt, sondern um Erfüllung E Verpflichtungen. Für eine ganze Reihe von Stiftungen erg ebt ih das auch aus anderweitiger Kenntniß. Bekanntlich find z. B. die Stiftungsfonds in Zeiß und Neuzelle Stiftungen, die auf be- stimmten rechtlihen Grundlagen beruhen. :

Wie gesagt, es ist das Letzte, worauf ih vorbereitet sein konnte, bei diesem Posten den Vorwurf zu hören, daß eine frühere preußische Staatsregierung \ich der Imparität \huldig gemacht habe. Ih kann nur wiederholen, daß der katholishen Kirhe gegenüber in sehr viel mehr entgegenkommender Weise insofern verfahren worden ist, als man ibr ähnlihe Stiftungsfonds zur eigenen Verwaltung Überlassen fat während die evangelischen Fonds durch den Staatshaushalts-Gtat aufen.

Bei Titel 1 des Kap. 122:

Meine Herren! Das Verhältniß zwischen der Hauptstadt und den Provinzen isl, wie wir das \{on bei verschiedenen Gelegenheiten bier erörtert haben, in der That ein außerordentlich wichtiges. Ich kann eine ganze Reibe von Betrachtungen des Herrn Vorredners in ihren Ansgangspunkten durchaus anerkennen, indessen komme ih ja ganz anderen Schlüssen, wie ec sie gezogen hat. Es ist viel mehr als ein allgemeines woe Salt Ea und künstlerishes Interesse, es ist auch di politisches Interesse, eine rihtige Centralisation und Decentralisation in allen Staaten zu haben, und mit Recht ist auf eine gewisse, in anderen Ländern gema Grfahrung hingewiesen worden, um etwaige Mißgriffe, welche die Staatsregierung bei der Concentration nach seiner uffaflung hat eintreten lassen, in das rihtige Licht zu stellen. Wenn i aber seit Jahren mich mit der Frage beschäftigt babe, ob für Berlin zu viel oder zu Vis ob für die Provinzen zu wenig oder zu viel geschieht, so komme ih doch zu einer

anz anderen Auffafsung wie der Herr Vorredner hier ausgesprochen hat.

N abe weder vom politishen, no% vom wifsenshaftlihen, noch vom fünstlerishen Standpunkt aus den Eindruck, daß Berlin hier so do- minirt wie in einem anderen Lande die dortige eihshauptfstadt.

Die P ungen welche der Herr Vorredner an der Hand Etats gemacht hat, edürfen einer doppelten Korrektur, einmal einer

denselben vor

Korrektur in ich, weil die Ziffern nit richtig gegriffen und_rihtig gestellt sind, und zweitens weil wir und dabei darf ich anknüpfen an das neulih hier Gesagte unsere ganzen Universitäten uns gegenwärtig balten müssen mit ihren reihen Inftituten, um von der eigentlihen wissenshaftlihen Ausgestaltung der uptstadt und der Provinzen einen rihtigen Begriff zu bekommen. enn Sie hier die Königliche Bibliothek mit mehreren. hunderttausend..Mark-

finden, so werden Sie niht behaupten können, daß die Königliche Bibliothek nur der Stadt Berlin zu gute kommt. Die Berliner Bibliothek ist cine Anstalt, welhe das gesammte wissenschaftliche Leben des ganzen Staats fördert, und die Herren, welche draußen leben, werden in jeder Weise anerkennen, in welcher entgegenkommenden Weise ihre Studien durch dieselbe gefördert werden. Aber jede unserer Unioersitäten hat au eine Bibliothek und zum Theil haben sie Bibliotheken, welche zu den besten Deutschlands gehören, Jch darf vor allen Dingen an Göttingen erinnern. Es giebt auch Bibliotheken, welche in gewissen Spezial- fähern die Berliner Bibliothek noch übertreffen. Auch sind die Institute an den Universitäten zum Theil reine Kunstinstitute, welche das geistige und künstlerishe Leben der Provinz ernähren. Ich darf hier an Bonn erinnern, das wohl den meisten Herren bekannt sein wtrd. Es giebt au noch andere Anstalten, und wir sind bemüht Seitens der Ünterrichtsverwaltung, diese Anstalten so auszustatten, daß fie nicht bloß dem unmittelbaren Lehrbedürfniß entsprehen, sondern auch dem Gebildeten, welher nicht mehr studirt, eine Anregung und einen Genuß gewähren. Darin haben wir in Berlin au eine Reihe von Anstalten, die, wie ih anerkennen muß, auh wo anders stehen könnten. Wie das astrophysikalishe Institut in Potsdam steht, so könnten auch das meteorologishe und geodätishe Institut dort stehen. Aber das mus man festhalten, daß es nicht möglih ist so reih ist der preußishe Staat niht, und so entwickelt sind seine Verkehrsverhältnisse nicht —, belicbig mehrere Justitute zu bilden, und daß es nicht gleichgültig ist, wo dieselben stehen.

kann z. B. das geodätische und meteorologishe Institut aus einer ge» wissen Entfernung von Berlin gar niht wegnehmen. Diese Institute sind wesentli auf einen sehr engen wissenschaftlihen Austausch, auf einen sehr nahen persönlihen Austausch mit internationalen Verkehrs- anstalten angewiesen, und unter allen Umständen muß der telegraphische Dienst so eingerichtet sein, daß jedes Bedürfniß, das nah dieser Richtung hin entsteht, befriedigt wird.

Meine Herren, es is meine volle Ueberzeugung, daß es kein Land in Europa giebt, welches in Kunst und Wissen- schaft so decentralisirt ist, wie gerade M ußer unserer Berliner Akademie haben wir in Preußen noch drei volle Kunst-Akademien. Wir haben in Düsseldorf eine Kunst-Akademie, die, glaube ih, nicht ihren Kopf zu senken braucht vor der Ber- liner, und wenn die beiden Anstalten in Königsber und Kassel numerish au nicht so rei vertreten sind wie etwa üsseldorf und Berlin, so haben sie do für das ganze geistige Leben der betreffenden Landestheile eine ungeheure Bedeutung. Ich kann auch hinweisen auf die Anstalt in Breslau, welhe aus einer kunstgewerblihen Anstalt auf Grund der Verpflichtung, welhe der Staat der Stadt Breslau gegenüber übernommen hatte, sich wenigstens theilweise auch zu einer Kunst-Akademie entwidckelt hat. Die Breslauer Anstalt ist für die Belebung der großen Provinz Schlesien auf dem Gebiet der Kunst von der weittragendsten und mächtigsten Bedeutung.

Was nun gar unsere Museen anbetrifft, so kann ih versichern : soweit meine Kenntniß reiht, giebt es kein Land, welhes so aus- gebreitet und zerstreut seine Schäße hat. Ih möchte do einmal das Land sehen, welches nach den großen Ereignissen des siebenten Fahrzehnts dieses Jahrhunderts jeder neu erworbenen Provinz ihre Kunstshäßze in dem Maße gelassen hätte; wenigstens die Vorbilder, welche andere Staaten uns gegeben haben, waren andere. _Wir haben nicht allein den Provinzen ihre kostbaren Sammlungen erhalten, sondern wir haben, wie die Herren, welche aus Kassel und Hannover hier sind, wissen werden, in der allersorgfältigften und aus- giebigsten Weise diese Sammlungen vermehrt. Ih möchte doch ein- mal Hannover vergleichen, zunächst die Stadt in ihrer jeßigen Gestalt mit der früheren Zeit; da erkundigen Sie sich doch gütigst unter der Hand, was der preußishe Staat zur Hebung dieser Stadt alles ger leistet hat. Wenn ih bei der Provinz E ander bleibe, denken Sie an Hildesheim, Osnabrück und Emden. Auch Lüneburg regt ih. Ueberall haben wir jeßt sehr wichtige theils wissenschaftliche, theils künstlerishe Centren. Wir haben ferner die großen Kunstanstalten in Köln, Düsseldorf, Wiesbaden, Frankfurt, Breslau, Danzig, Königsberg. Ueberall haben wir sehr respektable Kunstanstalten. Zum großen Theil, was die älteren Bilder anbetrifft, und auch mit neueren Bildern werden diese Anstalten aus den Schäßen der Berliner Museen gespeist. Wir haben weit über 500 Bilder, über den dritten Theil des Bestandes unserer Königlichen Museen, aus-

ethan als Leihgabe an die Provinzen, wo die Zahl der Bilder, die aus der

ational-Galerie au8gethan sind, sehr erheblih und, je mehr unsere S fd National-Galerie wachsen, selbstverständlih ftets mehr zunimmt. i

Also nah dieser Richtung, meine Herren, besteht wobl in Preußen eine ganze Menge von Einrichtungen, die durhaus den dringenden Wunsch der Staatsregierung kennzeichnen, die Adern in die Provinzen nit vertrocknen zu lassen, sondern in jeder Hinsicht neues lut und neue Lebenskraft den provinziellen Kunftanstalten und damit den Pro- vinzen zuzuführen. Ich glaube also do wobl den Nachweis geliefert zu haben, daß auf dem Gebiet der Kunft und Wissenschaft die preußishe Staatsregierung die Vechältnisse mit offenem Auge ansieht und Alles dazu thut, um ein sicheres, reges geistiges Leben in den Provinzen zu erhalten. : :

Es liegt in der Natur der Sache, daß eine ganze Reibe von Sammlungen eigentlich doch nur an einer bestimmten Stelle und, wie die Verhältnisse einmal liegen, in der Reichs-Hauptftadt von der größten Bedeutung für die Wissenschaft ist; wenn Sie sie zersplittern, haben sie unter Umständen keinen Werth. Ich kann als Beweis für die Richtigkeit dieser Anshauung ein Vorgehen bezeichnen, welches der Bundesratb in den leßten Tagen wieder zu dem seinigen gemacht hat. Wir Berliner baben nit zum Vortheil unserer Finanzen auch die Bearbeitung der Olympia-Er- rungenshaften übernommen, baben fie aufbewahrt. Den Herren, welhe ih die Mühe geben, sie im Museum aufzusuchen, werden dieselben gern gezeigt werden. Wir haben ihnen ein Unterkommen gewährt, wir bearbeiten sie wissenshaftlißh. Es entftand nun bei den verschiedenen deutshen Staaten die Frage: Wollen wir die Schätze von Olympia theilen, wenn wir sie überbaupt als Schätze bezeichnen können. Darauf ift einftimmig im Bundesrath auf Antrag der Krone Sachsen beschlofsen worden, die Sammlung nicht zu theilen. Die Saten, die wir aus Olympia haben, würden vereinzelt keinen wissenschaftlichen Werth besißen; zusammengehalten in der Hand des preußischen Staats, welcher sie wifsenshaftlih be- arbeitet, baben sie cinen relativ hohen Werth. Und so giebt es auf allen Gebieten der Kunst und zum Theil der Wissenshaft eine Fülle von Objekten, die vereinzelt gar keine Bedeutung besißen, die aber, wenn zusammengethan, in der That der Wissenschaft eine sehr er- wünsthte G darbieten. Also in allen diesen Sachen giebt es zwei Grenzen, zwei Pole, zwishen denen man sch bewegen muß. Ich will ein Beispiel anführen, wir kommen vielleiht noch darauf bei der Organisation der hiesigen Museen. Was hätte es für einen Sinn, wenn ih die aus besonderen Mitteln angekauften Papyri vereinzelte über zehn Stellen der preußischen Monarie, das hätte gar keinen Sinn. - Diejenigen, die die ri lesen können, beziffern si vielleiht auf die Zahl eins. Diese ri enthalten ungefähr 15 verschiedene Sprachen; es giebt vielleicht

wel(he drei dieser Sprachen beherrshen und diese den sh, wie es in der Natur der Sache

Centrale als in der Provinz. andere Beispiele anführen. ir find eben genöthigt, ein wifsens{h li zu verwerthendes Material zusamm k

\ den größten darauf, daß das ge was den d i bt über die R gam e ia R. crbeht Sorgen des Lebens,