1909 / 167 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Jul 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Seminardirektor Szerlinski ist das Direktorat des Lehrerseminars in Pr.-Friedland und dem Seminar- direktor Wörmann das Direktorat des Lehrerseminars für evangelische Zöglinge in Essen verliehen worden. /

Dem Privatdozenten in der theologishen Fakultät der Universität zu Halle-Wittenberg, Liz. August Lang und dem rüheren Assistenzarzt am Charitéfrankenhause, jeßigen Bot- ldasisa: t der K. und K. Aloin i en otichaft in

erlin Dr. med. Emil Klein ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Die Kreisarztstelle des Kreises Gerdauen, Regierungsbezirk Königsberg, mit dem Amtssiß in Gerdauen ist zu beseßen.

BerzteicGnis

der T¿andwirtschaftlichen und geodätisch-kulturtechnischen Vorlesungen an der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin

im Winterhalbjahr 1909/10.

(Wegen der Programme der technishen Abteilungen wende man sich an das Institut für Gärungsgewerbe, N. 65, Seestraße 4, oder das Institut für Zucker-Industrie, N. 65, Amrumer Straße.)

1) Landwirtschaft, Forstwirtshaft und Gartenbau.

Geh. Neg.-R, Prof. Dr. Orth: Allgemeine Acker- und Pflanzen- baulehre, 1. Teil: Bodenkunde und Entwäfserung des Bodens, Spezielle AEer- und Pflanzenbaulehre, 1. Teil: Futterbau und Ge- treidebau. Landwirtschaftlichßhes Seminar, Abteilung : Ackerbau. Uebungen zur Bodenkunde,. Großes agronomisches und agrikulturhemisches Praktikum (Uebungen im Untersuhen von Boden, Pflanze und Dünger), gemeinsam mit dem Assistenten Rother. Geh. Reg.-R. Prof. Dr. Werner: Landwirtschaftliche Betriebslehre. Rindviebzucht. Landes- okon.-N. Prof. Dr. Aereboe: Landwirtschaftliche Abshäßungslehre. Privatdozent Dr. Bornemann: Uebungen in Buchführung, Handels- kunde und Abshäßgung. Prof. Dr. Lehmann: Allgemeine Tierzuhtlehre. Schafzucht und Wollkunde. Landwirtschaftliche Fütterungslehre. Uebungen in zootehnischen Untersuchungen. Privatdozent Dr. Völ: Staatlihe und private Maßnahmen zur Hebung der Tierzucht in Deutschland. Privatdozent Dr. Müller: Pferdezucht. Prof. Dr. Lemmermann: Neuere Erfahrungen auf dem Gebiete der Agrikulturhemie und Agrikulturbakteriologie. Uebungen in der Unterfuhung und Beurteilung landwirtschaftlih wichtiger Stoffe (Düngemittel, Futtermittel, Boden usw.) kleines Praktikum —. Arbeiten in der landwirtschaftlihen (agris- kultur-Gemishen) Versuchsstation für Fortgeschrittenere, welche das kleine Praktikum absolviert haben großes Praktikum —. Einführung in die Tätigkeit landwirtschaftlicher (agrikulturs- chemischer) Versuchsstationen für Fortgeschrittenere mit abge- s{lofsener Vorbildung. Geh. Oberreg.-R. Prof. Dr. Fleischer: Die naturwissenshaftlihen Grundlagen der Moorkultur. Prof. Dr. Fischer: Landwirtschaftlihe Maschinenkunde. Die Grund- lagen der landwirtshaftlihen Maschinenkunde. Anwendung der Elektrizität in der Landwirtschaft. Maschinentehnishe Uebungen und Demonstrationen. Gartenbaudirektor Dekon.-R. Echtermeyer: Obstbau. Allgemeiner Gartenbau. Forstmeister Kottmeier: Forstbenußung. Forstshuß. Forsteinrißtung. Neg.- und Baurat Noack: Landwirtschaftlihe Baulehre. Prof. Dr Hoffmann: Lagerung und Behandlung von Getreide, Zoologe Dürigen: Geflügelzuht und deren Betriebe. Dr. Buchwald: Aus8gewählte Kapitel aus der Müllerei. Dr. Neumann: Ausgewählte Kapitel aus der Bäeret. i

2) Naturwissenschaften.

a. Physik und Meteorologie. Prof. Dr. Börnstein: Experimentalphysik, 1. Teil: Mechanik, Akustik, Wärmelehre. Mechanik. Physikalishe Uebungen. Wetterkunde. Physikalishes Praktikum. Privatdozent Prof. Dr. Leß: Praktische Witterungskunde. Meteoro- logishe Uebungen.

b. Chemie und Technologie. Prof. Dr. Buchner: An- organische Erxperimental- Chemie. Großes chemisches Praktikum. Kleines chemisches Praktikum. Chemishe Uebungen für Landwirte. Geh. Neg.-N. Prof. Dr. Delbrück: Technologie der landwirt- \haftlih-tehnishen Gewerbe. Seminar für Technologie der Gärungs- gewerbe mit Dipl.-Jngenieur Fehrmann und Dr. Bode. Prak- tische Woche, gemeinsam mit Prof. Dr. Parow und Dipl.-Ingenteur Fehrmann. Privatdozent Prof. Dr. Markwald: Analytische Chemie. Privatdozent Prof. Or. Meisenheimer: Reaktionen organisher Atomgruppen. Privatdozent Dr. Ehrlih: Die land- wirtshaftlih-chemishen Industrien, mit Exkursionen.

c. Mineralogie, Geologie und Bodenklunde. Geh. Neg.-R. Prof. Dr. Gruner: Die bodenbildenden Mineralien und Gesteine. Bodenkunde und Bonitierung. Praktische Uebungen zur Bodenkunde. Praktishe Uebungen im Beslimmen von bodenbiidenden Mineralien und Gesteinen. |

d. Botanik und Pflanzenphysiologie. Geh. Neg.-Nat rol: Dr. Kny: Anatomie und Morphologie der Pflanzen, in Ver-

indung mit mikroskopischen Demonstrationen. Botanik-mikro\kopischer Kursus, im Anschluß an vorsteh:nde Vorlesung. Arbeiten für Vor- g enere im botanischen Institut Prof. Dr. Krüge r: Pflanzen-

rankheiten und Pflanzenshuß. Privatdozent Prof. Dr. Magnus: ;

Praktikum für Entwickelungsgeshihte der Pflanzen unter besonderer Berücksichtigung feinerer UÜntersuhungsmethoden. Botanik-mikro- skopisher Kursus, parallel zu dem von Prof. Dr. Kny. Geh. Neg.-Nat Prof. Dr. Wittmack: Samenkunde. Verfälshung der Nahrungs- und Futtermittel. Mikroskopie der Nahrungs- und Fut!er- mittel. Uebungen im Untersuchen von Aehren und Samen für Zuht- zwedcke sowie von Unkrautsamen. Privatdozent Prof. Dr. K olkwiß: Mikroskopische Uebungen in der Planktonkunde.

e. Zoologie und Tierphysiologie. Prof. Dc. Hesse: Allgemeine Zoologie und wirbellose Tieré. Zoologishes Praktikum. Neg.-Rat Trat Dr. Röôrtg: Die der Land- und Forstwirtschaft nüg- lien und schädlihen wirbellosen Tiere. Prof. Dr. Schiemenz: Fishkrankheiten und Fischsterben. Fischzußt 1. Teil. Fischerci- biologishe Uebungen. Fischereibtologishe Exkursionen. Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Zun: Physiologie des tierishen Stoff- wehsels. Gesundheitspflege der Haustiere. Arbeiten im tier- physiologishen Laboratorium für Vorgeschrittenere. Privatdozent Prof. Dr. Caspari: Praktikum der Stoffwecselphysiologie.

Prof. Neuberg: Physiologishe Chemie der Kohlenhydrate und |

Eiwoeißkörper. 3) Tierheilkunde. Geh. Neg.-Rat Prof. Eggeling: Seuchen

Haustiere, verbunden mit Demonstrationen. Oberstabtveterinär a. D. Küttner: Hufbeshlagslehre. 4) Rechts- und Staatswissenschaft.

Prof. Dr. Auhagen: Agrarwesen und Agrarpolitik, National- ôfonomishe Uebungen. Geh. Oberreg.-Rat Pelzer: Reichs- und preußishes Ret. Prof. Dr. Faßbender: i ihrer Bedeutung für die Lösung der ländlichen Arbeiterfrage. Die für den Landwirt wichtigsten Fragen der Tehnik des Zahlungs-, Kredits und Börsenverkehrs. Exkursionen.

5) Kulturtech nik.

Geh. Oberbzurat von Münsterman: Kulturtechnik. werfen kulturtechnischer Anlagen. KulturteWhnishes Seminar. Seh, Oberbaurat N ol da: Wasserbau (Seminar). Brücken- und Wegebau, Entwerfen wasserbaulicher Anlagen.

| Rue Mun in 1 grd oma von der dîe | Staaten be ürden. vbtfabiinNede in | aller Staaten betroffen würde:

¡ Schiffe gebaut habe, ¡ Unterhaltungskosten hatte

6) Geodäsie und Mathematik. /

Geh. Neg.-Rat Prof. Dr. Vogler: Trassieren. Grundzüge der Landespermessung. raktishe Gecmetrie. Geodätisches Seminar. Geodätishe Rechenübungen. Prof. Hegemann: Kartenprojektionen. Das deutsche gf welen, Uebungen zur Landedövermefsung. Zeichenübungen. Vogler und Brgemann: Meßübungen. Geh. Reg.-Nat. Prof. Dr. Neichel: Höhere Analysis und C Geometrie (Fortsezung). QDarstellende Geometrie. Mathematische Vebungen bezw. Naßträge. Zeichenübungen zur darstellenden Geometrie.

Beginn des Winterhalbjahres am 15. Oktober; der Beginn der Vorlesungen wird seitens der Dozenten durch Anschlag am s{chwarzen S bekannt gemaht. Programme sind durch das Sekretariat zu erbalten.

Berlin, den 13. Juli 1909.

Der Rektor. Börnstein.

Personalveränderungen.

Kaiserliche Schußtruppen.

Verfügung des Reichskolonialamts (Kommando derx Schußtruppen). 26. Juni. Becker, Max, Intend. Sekretär, am 30. Junt 1909 behufs Wiederanstelung im Bereiche der Königl. Preuß. Heeresverwaltung (bei der Intend. 111. Armeekorps) aus der Schußtruppe für Südwestafrika ausgeschieden. Strodthoff, Be- Ileidungsamtsassist,, am 30. Juni 1909 behufs Wtiederanstellung im Bereiche der Königl. Preuß. Heeresvecwaltung (bei dem Bekleidungs- am O Armeekorp9) aus der Sußtruppe für Südwestafrika aus- geschieden.

Abgereist:

der Unterstaatssekretär im Reichsshaßzamt, Wirkliche Geheime Rat Twele, mit Urlaub nah der Schweiz.

Nichlamlliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 17. Zuli.

ZJhre Majestät die Kaiserin und Königin empfingen gestern im hiesigen Königlihen Schlosse die Ge- mahlin des Reichskanzlers Frau von Bethmann Hollweg in Audienz.

Dem Unterstaatssekretär im Reichsshaßzamt, Wirklichen Geheimen Rat Twele und dem vortragenden Rat im RNeichs- shazamt, Geheimen Oberregierungsrat Dr. Hoffmann ist das Bildnis Seiner Majestät des Kaisers und Königs ver- liehen worden.

Der Königlih sächsishe Gesandte Freiherr von Salza und Lichtenau hat Berlin verlassen. Während seiner Ab- wesenheit führt der __Kegationssekretär Graf Vißthum von

þ Ecstädt die Geschäfte der Gesandtschaft.

Der Großherzoglih hessishe Gesandte Freiherr von Gagern hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt die Königlich bayerische Gesandtschaft die Geschäfte der Großherzoglich hessishen Gesandtschaft.

Der Königlih dänishe Gesandte von Hegermann- Lindencrone hat Berlin verlassen. Während seiner Ab- wesenheit führt der Legationsrat von Scavenius die Ge- shäfte der Gesandtschaft.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Jaguar“ vorgestern in Schanghai eingetroffen.

Cadinen, 17. Juli. FJhre Majestät die Kaiserin und Königin ist mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Joachim und der Prinzessin Viktoria Luise, W. D. B.“ zufolge, heute früh hier eingetroffen.

u

A L B O BAR A I L D D IAD EDE C T AMOR P V AE* B24 7D

Großbritannien und Frland. Jn einer von den Konservativen in London abgehaltenen

Versammlung referierte der Lord Lansdowne über die von | j den Liberalen aufgestellte Behauptung, daß das Oberhaus |

verfassungsmäßig nicht befugt sei, auf die Budget- gestaltung einzuwirken. Wie das „W. T. B.“ meldet, führte Lord Lansdowne aus:

Es sei undenkbar, in einem Lande, das zwei gesezgebeade Kammern habe, es ganz und gar dem Ermessen nur einer von thnen zu über- lassen, der Nation ungeheure Lasten durch eine unbillige Besteuerung aufzuerlegen und ein neues Steuersystem, das auf den Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung abziele, cinzuführen. Das Oberhaus würde an diese Frage freimütig herantreten, ohne si durch Drohungen oder große Worte abschrecken ¡u lafsen.

Frankreich,

Der Senat hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ den Geseßentwurf, betreffend die Reorganisation der

|

i Verwandtschaft, die

| verewigten, teuren, fo tief betrauerten Vater waren.

der Marine geübte Kritik. Der Abg. Aldy forderte insbesondere die Vervollkommnung der Arsenale, der Abg. de Lavrignais die Aufs hebung der Anarhie im Ministerium und dex Abg. Dupourqués, daß endlih eine Marinepolitik eingeleitet werde.

Darauf wurde die Sißung geschlossen.

Rußland.

Zu Ehren des Königs und der Königin von Dänemark fand gestern abend im großen Peterho er Palais eine Galgq- tafel statt, in dessen Verlauf der Kaiser Nikolaus, ,„W. T. B.“ gufolge, nachstehenden Trinkspruh ausbrachte :

ire! Ih bin sehr glücklich, Eure Maje/tät und Ihre Majestät die Königin unter uns begrüßen und Sie in 1netnem Namen und im Namen der Kaiserinnen herzlich willkommen heißen zu können. Ihr von meiner ganzen Familie warm aufgenommener Besuch ist ein neuer Beweis der so intimen Bande, die unsere Häuser verbinden und die Gure Majestät soeben durch metne Ernennung zum Admiral der dänischen Flotte bestätigt haben. Diese s{chmei:!bafte Auszeichnung hat mich lebhaft gerührt, und es liegt mir am Herzen, Eurer Majestät ganz besonders dafür zu danken. Die herzlihen Be, ziehungen, die immer zwischen unseren Ländern bestanden haben, find im verflossenen Jahre noch eoger gestaltet worden dur einen politishen Akt, der, wie ih niht zwelfle, dazu beitragen wird, den allgemeinen Frieden zu garantteren und zu festigen. In der Hoff. nung, daß Sie einen angenehmen Eindruck von Ihrem Aufenthalt in Rußland mit sich nehmen werden, und durhdrungen von den Ge- sinnungen der Verwandtschaft und aufrichtigen Freundschaft, die ih für das Köntgliche Haus von Dänemark hege, erhebe ih mein Glas auf die Gesundheit Seiner Majestät des Königs Friedri, Ihrer Majestät der Königin Luise und der gesamten Köntglichen Familie, und gleichzeltig trinke ich auf das Gedeihen und die Wohlfahrt Dänemarks. |

Hierauf erwiderte der König von Dänemark:

Sire! Die sehr freundlichen Willkommensworte, die Eure Majestät an die Königin und mih gerichtet haben, haben uns tief gerührt. Die Bande einer engen Verwandtschaft, zahlreiche und teure Erinnerungen an vergangene Tage, verbinden uns fest. Es liegt mir am Herzen, Ihnen dafür zu danken und gleihzeitig Eurer Majestät und Ihrer Majestät der Kaiserin unseren lebhaften und tiefen Dank auszusprehen für den uns zuteil gewordenen herzlichen und warmen Empsang. Die Beziehungen lebhafter Freundshaft und naher

Eure Majestät mit meinem Hause äußerst teuer, wie sle cs einst meinem r 2 Die Tage, wo wir das Glü hatten, Eure Majestät unter uns in Fredensborg

verbinden, sind mir

{ zu sehen, werten immer zu unseren glücklihsten Erinnerungen zählen,

Gure Majestät möge wohl überzeuzt sein, daß wir den lebhaften Wunsch haben, die ausçezeihneten Beziehungen aufrecht zu erhalten, die seit langer Zeit zwischen unferen Familien und unseren Ländern

| bestehen und die noch enger geworden sind durch den Akt, den Eure

O R R Tw O T

C D N R A T A E A O I E T E E E

U Dem,

Majestät soeben erwähnt haben. Ih hebe mein Glas ¿u Ehren und auf die Gesundheit Eurer Majestät und Ihrer Majestät der Kaiserin,

| Ihrer Majestät der Kaiserin Maria Feodorowna, meiner geliebten | Schwester, und der gesamtea Kaiserlien Familie, sowie auf das

Gedeihen und die Wohlfahrt Rußlands.

Jtalien. Der Senat hat sih nach einer Meldung des „W. T. B.“

| gestern auf unbestimmte Zeit vertagt, nahdem er sämtliche

von der Deputiertenkammer angenommenen Vorlagen be-

willigt hat. Türkei.

_ Das persishe Endshumen in Konstantinopel hat an sämtliche diplomatishe Missionen einen Aufruf gerichtet, i W. T. B.“ zufolge, der Kampf der persischen Nationalisten gegen den Schah, die widerrehtlihe Okkupation der Provinz Aserbeidshan durch die Russen, die Beschießung der heiligen Stätte Meshed und das Vordringen der Bachtiaren gegen Teheran geschildert und die von Rußland unterstüßte Thronkandidatur des Prinzen Zill es Saltaneh, des Onkels des Schah, mißbilligt wird. Jn dem Aufruf wird Rußland für die kommenden Ereignisse verantwortlich gemacht und der Hoffnung Ausdru gegeben, daß die legitimen Reklamationen des persishen Volkes seitens der Kulturnationen Beachtung finden werden, widrigenfalls die Perser fest entshlossen seien, der Welt das Schauspiel einer Feuersbrunst von ganz Persien zu geben. G Amerika.

Das amerikanische Kabinett beriet gestern über den Gesehentwurf, betreffend die vom Schazamtssekretär Mac Veagh auszugebenden Schaßscheine zur Decckung der Kosten für den Panamakanal. Wie das 0 D B meldet, sollen die Schaßscheine zu drei Prozent ausgegeben werden und fünfzig Jahre Umlaufzeit haben. Eine sofortige Emission des ganzen Betrags ist nicht beabsichtigt, und es heißt sogar, daß ein rasher Umshwung der Verhältnisse zugunsten der Regierungseinnahmen es überhaupt überflüssig machen könne, die Schaßscheine auf den Markt zu bringen.

Asien.

Nach einer Depesche der „Kölnischen Zeitung“ hat der Schah Mohammed Ali gestern abgedankt. Eine Nationalversammlung, bestehend aus den hervorragendsten Mitgliedern des Parlaments, aus zahlreichen Notablen und den Führern der Nationalisten und des Militärs, hat, dem „Reutershen Bureau“ zufolge, in Gegenwart einer großen Volksmenge beim Parlamentsgebäude den Kronprinzen Ahmed Mirza zum Schah, Azad el Mulk zum Regenten und Sipahdar zum Kriegsminister und Gouverneur von Teheran ausgerufen.

Die Ersten Dragomane der englishen und der russischen

| Gesandtschaft begaben sih gestern nah dem Parlament und { baten Sipahdar und Sardar Assad um Auskunft, welche

Artillerie, in der Fassun der Deputiertenkammer, nach der ; für jedes Armecekorps drei Artillerieregimenter vorgesehen sind, ; | beabsichtigt, die Kosaken mit den nationalistishen Truppen zu

mit 190 gegen 82 Stimmen angenommen. Die Deputierteukammer seßte in der gestrigen

untersuhun gskommission fort.

über d i : ias und parasitische | Sißung die Verhandlung über den Bericht der Marine | Krankheiten der Haustiere. Prof. Dr. Shmalh: Anatoutie der |

Nach vem Bericht des „W. T. B.“ warf der frühere Marine- !

| Der der französisden Marine gemachte Vorwurf erkläre ih durch die gegen- Marinen

Wenn die Kommission festgestellt

| minister Thomson der Kommission vor, die in den leßten Jahren j | tatsählih gemahten Fortschritte nit anerkannt zu haben.

habe, daß Deutschland mit weniger Ausgaben als Frankrei mehr |

und seine

Schiffsbauten zuwenden konnte. Thomson wies dann gewesen feien, und erklärte, Frankreih werde im Fahre 1911 iwe gleistarke Schiffsdivisionen besißen, deren Schiffe ebenso stark und besser ges{chüßt sein würden, als tie gleichartigen Schiffe fremder

Staaten, Mehrere der folger.den Redner wiederholten die bereits an

fo liege dies daran, daß Deutschland weniger | ganzen Anstrengungen neuen j , darauf / Ent hir, daß die Etatsübersreitungen für die roßen Kreuzer nur gerin

nts |\

| |

Behandlung der Kosakenbrigade zuteil werden würde. Die Führer der Nationalisten erklärten, die Brigade solle die Waffen behalten und unter dem Befehl Liakows bleiben, der jedoch direkt dem Kriegsminisier unterstellt sein solle. Es sei

vereinigen, um Polizeidienste in der Stadt auszuüben und den Pöbel, der noch immer weiter schießt, unshädlid) zu machen,

Afrika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ sind zwei spanische Transportdampfer mit Verstärkungen gestern in Melilla eingetroffen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der konservative Reichstagsabgeordnete für den Wahl- kreis Landsberg-Soldin Kunibert Böning is vorgestern im siebzigsten Lebensjahre in Frankfurt a. O. gestorben.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Züri berichtet die „Köln. Ztg.", daß an 500 Arbeiter der Baseler Bauunternehmung Albert Buß u. Co.,, die mit der Ausführung des Bruggwaldtunnels der Bodensee—Toggenburg- linie beschäftigt sind, sh im Ausstand befi-den. Die Unterhandlungen find bis jegt gesh-itert, \

Einer Mitteilung desselben B lattes aus Paris tusolge haben die Ao an erden arben in Concarneau (Dep. Finistòre) in- olge von den Arbeitern verübter Gewalttätigkeiten beshlofsen, ihre Betriebe bis auf weiteres zu spz:rren.

Aus Lon don berihtet „W. T. B.“, daß der englisGe Berg- werksarbeiterbund beschlossen hat, über die Frage des Nationalftreiks eine Abstimmung vornehmen zu lassen und in der Zwischenzeit die im Ausstand befindlichen \chottischen Bergwerksarbeiter mit Geld zu unterstüßen.

Bei den Streikunruhen in Pittsburg (Pennsylvanien) am 15. d. M. (\. Ne. 166 d. Bl.) wurden nah einer Meldung desselben Bureaus 250 Personen verleßt und 6 getötet. Die Amen le zwischen den Ausständigen und der Polizei dauerten gestern noch fort,

Kunst und Wissenschaft.

Der englishe Geograph William Edgar Geil,. der auf seiner langen Forschungsreise längs der Grenzen des chinesischen Neich3 vor kurzem Us die aussehcnerregende Ent- deckung eines der Forshung bislang unbekannten Zwergbolks gemacht hat, gibt jeßt in „Harpers Magazine eine fesselnde Schilderung seiner wichtigen Expedition. Als erster Europäer hat er si das Ziel gesetzt, die berühmte große Mauer, die das chinesishe Reid von der Welt ab. \{ließt, in threr ganzen Ausdehnung zu verfolgen. Dem kühnen Plane

ingen mannigfahe Studien im Innern voraus, ehe der Forscher im ai 1908 die Expedition endgültig antrat. Zwei englishe Meilen abseits der kleinen Stadt Schanhaikwan steht, dit am Meeres- ufer, ter uralte Denkstein, der den Beginn der gewaltigen Mauer markiert und die Jnschrift trägt: „Der Himmel \{chuf das Meer und die Berge.“ Hier begann vor 2100 Jahren das gewaltige Werk, das unter der Regierung des Kaisers Tschin mit Hilfe einer Arbeiterarmee von mehr als 300000 Menschen unter gewaltigen Anstrengungen zu Ende geführt wurde. Durch kahle Ebenen, über unwirtliße Hügelrücken und dann weit hinauf über die zackigen Firne fast unzugängliher Bergriesen zieht fich die riesige Mauer in endlosen Windungen westwärts, durh- s{hneidet Täler und Schluchten, wendet sch dann zum Süden, um \chließlich nach Osten wieder dem Meere zuzustreben, das sie bet Kiayükwan wieder erreicht, bei einem zweiten Denkstein, in dem die Woite eingegraben sind: „Die krtegerishe Schußwehr aller unter dem Himmel“, Son kurz nach dem Aufbruch von Schanhaikroan türmten ih der Expedition die ersten Schwierigkeiten entgegen. Die roße Mauer verliert sich in zerklüfteten Bergeshöhen, die mit dem aulesel kaum zu erreihen find; in unzugänglicher ménschenleerer Gegend teilt sich der Wald in der Form eines großen L: der eine Arm wendet sih in die Richtung nah Kalgan, der andere südwestlih auf Nanku. Es war unmögli, von den Eingeborenen genaue Angaben darüber zu erlangen, wo diese Gabelung eintrat. „Mehr als einmal wurden wir irregeleitet“, heißt es in dem Bericht Geils, „wir folgten eingeborenen Führern, die die Stelle kennen wollten, unternahmen mübselige Aufstiege und genossen prachtvolle landschaftlihe Fernblicke, aber alle Karten erwiesen si als unzuver- lässig, und die Chinesen selb wußten die Stelle nicht zu finden. Bei der Fortseßung der Aufstiege stieß n wir auf große Strecken der großen Mauer, die völlig intakt sind und in ihrer klassischen Formenreinheit an altgriehishe Bauten g:mohneo.“ Ein Fülle interessanter Beobachtungen ergaben stch für den Naturforscher und den Geologen. Die großen abgegrenzten Bezirke, die Grab- stätten des herrshenden Kaise: hauses liegen unmiitelbar an der großen Mauer. Die Priester haben einen entzückenden Ort als „(0lüd- bringend* bezeihnet, Trauertannen wahsen hier, und jeden, der die heiligen Bäume berührt, trifft der Tod dur Erdrosselung. „Immer von neuem muß das Erstaunen erwachen, wenn man fleht, zu welch’ schwindelnden unwirtlihen Bergesbhöhen die Arbeit längst verblihener Generationen den mächtigen Mauer¡ug emporführen konnte. Oft mußten wir uns an Seilen emporziehen oder zu Fuß, angeklammert an den Schwanz der Maultiere, uns emporarbeiten, da es unmöglich war, im Sattel zu bleiben. Und hier haben früber die Arbeiter die gewaltigen Massen von Stein und Mörtel empors- geschleppt und has Bauwerk getücmt, das Jahrtausenden getroßt hat.“ Gegenden wurden durchzogen, die noÿ nie ein Europäer betreten hatte, wo die armen Landleute staunend herbeteilten, um diese nie esehenen fremden Menschen anzustarren, Gebiete gekreuzt, wo abgeschlo ene, ein- same Gebirgsstämme hausen. „In einer Höhe von 3500 Fuß erreichten wir einen kleinen Bergweiler, der den Namen Distelshlucht führt. Es waren harmlose, streng religiöse Leute, die uns gastlih aufnahmen und anstaunten; längs der Mauer sahen wir alte Türme und Tempel. Hier hausen auch Vögel, die von den Bergbewohnern als ihre Schüß- linge betrahtet werden; nach dem Volksglauben sind es Böôge!, die einst an einem Morgen den S({laf des Kaisers störten. Da verbannte der Kaiser alle Vögel auf eine Meile aus dem Umkreis von Peking. Die Vögel aber, fo raunt noch heute das Volk, gehorchten dem Sohne des Himmels und achten noch heute den Befehl... Die große Mauer dur{hzieht Regionen, die beute nur \pärli bevölkert find, aber einst die Wohnstätten mächtiger Stämme waren. Je na der Lage der Steinverhältnifse wechselt das Baumaterial, aber durchschnittlih bleibt die Mauer zwanzig Fuß hoh und breit genug, daß drei bis sechs Reiter auf ihr dahintraben können. Die gewaltige Menge ge- mauerter Massen, auf die wir herabblickten, ziebi ch endlos weiter wie der Körper einer märhenhaften Schlange, die einst durch etnen riesigen Feind gefällt wurde. Und do, troß des kriegerishen Au3- sehens und der wuhtigen Machtfülle, die aus ihren Formen spricht, ward sie einstmals errihtet, nicht um die Kriegswut zu fördern, sondern um fie zu brechen. Sie wurde aufgeführt, um den Frieden zu erhalten, um das reihe Südland gegen die räuberiscen Mongolen I InPen, und als ein Friedensroerk ragt sie hinüber in die modernen e

Literatur.

Unter dem Titel „Paul Lindaus illustrierte Romane und Novellen“ hat in S. Shottländers Verlag, Berlin, eine auf 10 Bände (zu je 3 46) berechnete Gesamtausgabe von Lindaus pro- saischen Werken zu erscheinen begonnen, die mit zahlreichen Jlluftrationen von Paul Telemann ausgestattet ist. Die meisten Prosadihtungen Lindaus sind reich an packenden Schilderungen, s{harfsinnig in der Er- findung, tronish-humoristisch in der Grundstimmung; Gereßtigkeitssinn und humane Tendenz wirken lebhaft dur feine Sittenschilderung bhin- durch. Dies gilt insbesondere von dem bis zum Schluß fesselnden Noman eHerr und Frau Bewer“, mit dem die Sammlung in der kürzli aus-

egebenen ersten Lieferung beginnt. Von den übrigen Romanen und Novellen, die in die erwähnte Ausgabe aufgenommen werden sollen, seten nur die bedeutendsten Romane Lindaus genannt: „Hängendes Moos", „Der Agent“, „Die Gehilfin“, „Majo* u. a. Die illustrierte Ausgabe, die auch eia klarer, deutliher Druck und die Verwendung eines guten, holzfreten Papiers auszeichnen, dürfte vielen willkommen sein.

„Die Umschau“, Wogenschrift für die Fortschritte in der Wissenschaft und Technik, herausgegeben von Dr. J, H.Bechh ol d (Frank- furt a. M.). Bezugspreis vterteljährlih 4,60 46. Zur Eröffnung der Internationalen Luftschiffahrtausstellung in Frankfurt a. M. brinat die vorliegende Nummer der „Umschau" außex einem Aufsatz von Dr. Lösner üher das Flugproblem einen interessanten Artikel von Dr. Hermann Popp „Der Bee Mensch in der Kunst“. Der Verfasser zeigt an der Hand zahlreicher Abbildungen, wie die Kunst durch die Flügel ursprüng- lih nur die schnelle Bewegung charakterisieren will, sodaß deren Träger nicht fliegend, sondern nur rasch laufend ersheinen. In der bhö4ften Blüte der griehishen Kunst sehen wir Gestalten, die wirkli \{chweben.

Dieser Gedanke geht im Mittelalter jedo wieder verloren und selbst Raphael stellt seine Engel meist nur laufend dar. Erst die ganz moderne Kunst emanzipiert sih hiervon und zeigt uns Menschen ohne Flügel, die frei in der Luft \chweben In derselben Nummer finden wir u. a. noch folgende Beiträge: Was ein Verbrecher unter «Bere breher“ versteht. Die Ahuen unserer Insekten. Kultur- beziehungen zwishen China und Europa. Eine NRandglosse zum Darwinismus. Die Angabe der Titel allcin zeigt hon die Viel- seitigkeit dieser interessanten Wochenschrift, die es {ih zur Aufgabe gemacht hat, über alle Gebiete menschlichen Wissens, Strebens und Könnens gemeinverständlich zu berichten.

Kurze Anzeigen neu ershienener Schriften, deren Besprehung vorbehalten bleibt, Einsendungen sind nur an die Nedaktion, Wilhelmstraße 32, ¡u richten. Rücksendung finbet in keinem Falle statt,

Minette von Söhlenthal. Roman von Charlotte Niese. Gebdn. 5 4. Das Lied des Meeres. Noman von Clara Hohrath. Gebdn. 5 4. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow.

Die Sinnsprüche Omars des Zeltmachers. Aus dem Persishen übertragen von Friedrich Rosen, Kaiserl. Deutschem Gesandten. Geh. 4,50 4, gebdn. 7,50 4. Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt.

Der Parnassus in Neusie del. Erzählung von Fritz Anders. 2,50 4, gebdn. 3 46. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow.

Frühlingsgeister. Ein Märchenspiel in drei Akten von Clara Pfudel. 3 46. Berlin W. 50. Geisbergstr. 40. A. Haack.

Dantes leßte Tage. Eine Dichtung von Richard Zo0oz- mann. Mit Dantes Bildnis von Joseph Sattler. 80 (VI u. s 2 #4; gebdn. 2,80 46. Freiburg i. Br., Herderse Verlags- andlung.

Der Leipziger Student 1409—1909, Von Dr. Wil - helm Bruchmüller. Mit 25 Abbildungen. Gebdn. 1,25 M. Leipzig, B. G. Teubner.

Land- und Forstwirtschaft.

Saatensiand in Belgien Anfang Juni 1909.

Das Wetter war im Mai etwa bis zum 20. trocken und kalt und wurde dann etwas wärmer. In der Naht vom 14. zum 15. Mai ging die Temperatur auf 4 Grad unter Null herunter, wodur den Saaten, dem Gemüje, dem Obst und selbst den Forstkulturen großer Schaden zugefügt wurde. Gegen Ende Mai traten Gewitter und NRegcnfälle auf. Da das Wetter den Feldarbeiten günstig war, konnten diese lebhaft betrieben werden.

Der Stand des Roggens ist im Meiners befriedigend. Auf einigen Stellen in der Kampine sind die Aehren erfroren. In Flan- dern steht er mit Ausnahme des spät gesäten allgemein sehr \{chön; in den Artennen hat er Kch nicht so entwicke]t, wie es normalerweise um diese Zeit der Fall sein müßte. Auf dem trocknen Boden in der Gegend von Mons ift er kurz geblieben.

Weizen und sechszeilige Gerste stehen in den Poldern an der Schelde stellenweise zu liht, in den Poldern na dem Meere zu haben diese Getreidearten, obgleih noch wenig entwickclt, ein ziemli gutes Aussehen. Jm Condroz und in dem lehmigen Landesteil stehen fie mit wenigen Ausnahmen (in der Hesbaye und bet Maeseyck) im allgemeinen {ön und haben sich an einigen Stellen sogar fo stark entwidckelt, daß man das Lagern befürchtet.

Der spät gesäte Hafer is in der Kampine ungenügend, im Hennegau regelmäßig aufgegangen; das Senneskraut, das sich gezeigt hatte, ist teilweise erfroren, teilweise dur Erdflöhe vernihtet worden. In der Gegend Furnes-Amba{ht steht der Hafer, mit Ausnahme des auf Klee gesäten, {chôön; bei Courtrai entwickelt er si kräftig; in der Hesbaye ist er regelmäßig und schnell aufgegangen, ist aber etwas gelb Gewordet und wird durch Unkraut be- einträchtigt; im limburgishen Maastal“ ist er zu liht; bei Tongern hat er, obgleich er mit dem Senneskraut zu kämpfen hat, ein {snes Ausfehen. In den Lütticher Ardennen wird der Hafer gelb; in den luxemburgishen Ardennen ift er lit, aber rein. Im Distrikt Condroz sowie in dem lehmigen Teile der Provinz Namur steht der früh gesäte Hafer schr \{ön, dagegen ist der spät gesäte langsam und unregelmäßig aufgegangen und fteht lit.

Das Wintergetreide hat im allgemeinen ein {snes Aussehen. Das Wetter ift einer großen Aazahl von Saaten, die zu üppig wurden, cher günstig gewesen. Der Hafer steht weniger befriedigend: er hat dur den starken Frost und die Trockenheit gelitten und. ist stellen- weise auch von Schnellkäferlarven angegriffen worden.

Die Hülsenfrüchte haben in den Antwerpener Poldecn ge- litten; ebenso die frühen Saaten in den Poldern nördli von Brügge, die späten dagegen stehen ziemlich aut. In der Gegend Furnes- Ambacht sowie in dem lehmigen Teile von Flandern ist ihr Wachstum im Nückstand, sie sehen aber gut aus.

Die Frühbkartoffeln haben dur Frost viel Schaden ge- litten, sodaß die Ernte voraussihtlich spät und dadur weniger gewinnbringend sein wird.

In den Poldern der Provinz Antwerpen hat sich das Legen der Zuckerrüben unter guten Vorbedingungen vollzogen, aber die jungen Pflanzen baben den durch die Trodenheit an der Oberfläche art gewordenen Boden nur mühsam durhbrechen können. Im Norden von Brügge haben zahlreiche Land wirte etnen Teil der Zucker wie auch derFutterrüben von neuem legen und in den Poldern von-Furnes- Ambacht sind die Pflanzen nicht gut aufgegangen.

4 Der Raps hat den Winter shlecht überstanden; er hat kein gutes Aussehen und verspricht in der Kampine und in der Umgegend von Grammont nur eine {wae Ernte. Die Blüte if {sn in dem fandigen Flandern (Brügge), ziemlih {chön im Bezirk Leuze.

Die Flachs felder lassen zu wünschen übrig in der Provinz Brabant und in den Poldern von Wesiflandern; sie stehen dagegen ziemlih {chön in dem sandigea und lehmigen Flandern, obglei das Wachstum dort infolge des trockenen und kalten Wetters sehr im Nückftand geblieben ist. Jn mehreren Gegenden und besonders in den Kreisen Frasnes und Templeuve haben einzelne Parzellen, die vom Brand angegriffen und yon Erdflöhen beschädigt waren, umgepflügt werden müssen. Einige Felder sind dur Hagelschlag yerheert worden.

Schöne Kleefelder sind selten. Jin allgemeinen ist die Pflanze kurz geblieben und in mehreren Landstrihhen bedeckt sie nit gleih- mäßig den Boden, der infolgedefsen von Unkraut überwuchert ist. Das Ergebnis des ersten Schnitts des Klees ist sehr \{chwach.

Die Trokenheit und die Kälte sind für die Wiesen sehr nad- teilig gewesen. Die Viehweiden reihen nicht in gewohnter Weise für den Unterhalt des Viehes aus, und die Heuwiesen bieten einen ertigen Anblick. Jn der Kampine wächst auf den Wiesen viel

nkraut.

Das Waclhstum des Hopfens ist wenig kräftig. Die Hopfen- pflanzen bet Alost sind durch Hagel beschädigt worden, während andere wieder durch Blattläuse heimgesucht sind. Den Spätpflanzungen sind die Erdflöhe sehr {chädlich gewesen.

In der Kampine arbeitet man lebhaft an der Urbarmachung und Umwandlung von Hatdeland in Wiesen und Acker.

Zu erwähnen ist noch, daß landwirtshaftlihe Maschinen immer mehr Verwendung finden. In dem wallonishen Teile der Provinz Brabart führen sich die eisernen Eggen ein, in den Ardennen leistet die Egge „Syracuse“ große Dienste; dort wie bei Mons werden die Heumaschinen in sleigendem Maße verwendet. (Bericht des Kaiser- lichen Generalfonsulats îin Antwerpen vom 9. Juli 1909.)

Saatenstand und Ernteaussichhten in Rumänien.

Das Kaiserlihe Konsulat in Jassy berichtet unterm 10. d. M. ; Der Monat Juni war reich an warmen Niederslägen. Infolgedessen hat fich der Stand der Saaten ungemein gehoben, Beim Weizen und

Roggen wird mit ausgiebigen Mittelernten gerechnet, an die Hafer- ernte knüpft man noch höhere Erwartungen. Auch die Gerste, die durch die Dürre im Monat Mai am meisten gelitten hatte, hat si soweit erholt, daß eine mittlere Ernte zu erwarten steht. Der Stand des Mais hat si gleichfalls sehr gebessert. Mit dem Schnitt der Halmfrüchte soll in einigen Tagen begonnen werden.

Saatenstand und Ernteaussihten in Norwegen,

Der Kaiserlihe Generalkonsul in Christiania berihtet unterm

d M.: Der Winter war, namentlich in der ersten Ouille, beinahe in ganz Norwegen milde; nur aus Buskerud Amt, einzelnen Teilen des Nordre Bergenhus Amt und Romédals Amt kommen Berichte über strengen Winter. Der Niederschlag war in der ersten Hälfte des

inters sehr gering, sodaß in großen Teilen des Landes bis über Weihnachten Frost ohne Schnee herrshte. Im März trat in Süd- und Ostnorwegen ungewöhnlich starker Schneefall ein. Der langandauernde Frost ohne Schnee bewirkte, daß der Erdboden ziemlich tief fror. Dazu kam, daß die Temperatur si im Frühjahr lange niedrig hielt, Infolgedessen trat der Frühling im ganzen Lande 14 Tage (in cinz:lnèn Gegenden bis 3 Wogen) später als gewöhnli ein. Troßdem erwiesen stch die Futterbestände fast überall genügend für den Bedarf, sodaß an vielen Orten sogar Futter übrig blieb, Nur aus Nordre Gudbrandsdalen, einzelnen Gegenden in Nomsdals Amt sowie Nordlands Amt und namentli aus Tromss kommen Meldungen über Futterknappheit im Frühjahr.

L: Die Frühjahrsarbeît ging infolge des späten rübjahrs teilweise unter weniger guten Verhältnissen vor si, namenilich im ersten Teil derselben, und ziemli viel Saat wurde in wenig geeignetem Ecd- boden ausg:\ät. Am Ende der Früßbjahrsarbeit erwies fich der Boden indessen geetgneter. Im ganzen fand die Auésfaat bedeutend sväter e N statt; ziemlich viel Hafer wurde u. a. erst im Juni ausges\ät.

Das Wetter war bis Mitte Junt durchweg kalt. Späterhin war warmes Wetter, welches in Verbindung mit reihlihem Regen viel dazu beitrug, die Folgen des späten Frübjahres wieder gutzumachen. Die Wiesen haben in vielen Gegenden durch den langandauernden, \hneelosen Frost Schaden gelitten. Shädlinge, insbesondere die Larve des Snellkäfers, haben in vielen Bezirken dem ¡eitig gesäten Korn Schaden zugefügt. Aus Romédals Amt wird über Schadendurh den Gras- wurm berichtet, und aus einzelnen Gegenden kommt die Meldung, daß der Grdfloh \chlimm gehaust hat; sonst {eint die Saat bisher aber von Kranf- heiten und Insekten verschont geblieben zu sein. Was einzelne Teile der Saat anbelangt, \o erwartet man in ganz Süd- und Oftnorwegen sowie in Nordlands und Tromss Amt ein gutes a ujahr. Für das Westland sind Aussichten für ein Mitteljahr vor anden, während die Aussichten für die Drontheimer Kemter und tas Noméêdals Amt höchstens auf den Ertrag eines knappen Mitteljahres Me lassen.

Die Wintersaat steht durchweg gut, wenigstens soweit sie zeitig ausgesät worden ist. Nur aus den Aemtern JIarlsberg, Larvik, Bratsberg wird gemeldet, daß sie weniger gut steht.

Die Frühjahrssaat, befonders der Hafer, ist im ganzen Lande weit zurückgeblieben, und die Aecker sind außerdem durhweg ziemli mit Unkraut bewachsen. Nur bei günstiger Witterung wird das Getreide ¿ur vollen Reife gelangen können. Dasselbe gilt in gewissem Grade auh für die Kartoffeln, während die Nüben (Turnips) \ich durhweg gut entwidelt haben und eine gute Ernte versprechen.

: Für die Obsternte sind die Aussihten gut. Von allen Seiten wird über reihlihe Blüte gemeldet, wenn dieselbe auch ziemli ver- spâtet ist. Gemüse ist ebenfalls verspätet, sonst scheinen gute Aus- fhten vorhanden zu sein. Auch in bezug auf wilde Beeren kommen Nahrichten über reie, aber späte Blüte. Die Weiden kamen spät ins Wachstum, {ind aber in den niedriger gelegenen Gegenden gut na§gekommen und werden an den meisten Orten als gut bezeichnet. Ueber die Gebirgöweiden und die Sennenwirtschaft kann man si zur Zeit noch nit äußern. Au sie ist verspätet ; jedo) dürfte das warme Wetter ihre Entwicklung günstig beeinflufsen,

Scchlachtung von Schweinen in den Vereinigten Staaten von Amerika 1908/09.

Nach Angabe des Cincinnati Prico Current wurden in den Vereinigten Staaten von Amerika in den zwölf Monaten bis 1. März 1902 (und im Vorjahr) an Shweinzn geshlahtet und verpackt:

in Chicago 6263 606 (6 295 410), Kansas City 3771 707 (3 574 835), Omaha 1965036 (2 261 626), St. Louis 2244 861 (1 853 279), St. Joseph 2 070 004 (1 873 217), Indianopolis 1 679 548 (1755 669), Milwaukee und Cudaby 1 440 203 (1 424 464), Cin- cinnati 666799 (695 375), Ottumwa 692 123 (696 029), Cedar Rapids 573 691 (647 750), Cleveland 781 181 (757 976), Louisville 253 008 (241 150), Sioux Ciiy 1048 244 (1 107 450), St. Paul 876 951 (930621), Nebraska City 190 104 (198 412); in den 15 Hauptpläßen zusammen: 24 517 066 (24 313 963), in allen anderen Städten 4 479 569 (3 667 034); die Summe für die Gesamtbeit der Vereinigten Staaten betrug: 28 996 635 (27 980 997). (Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Cincinnati.)

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts* Nr. 28 vom 14, Juli 1909.) Pet.

Aegypten. Vom 26. Juni bis 2. Juli wurden 24 Erkrankunge - (und 9 Todeéfälle) an der Pest gemeldet, davon 8 (2) aus Menuf und 2 (2) aus Kuesna der Prov. Menufieh, 6 (—) aus Deirut und 1 (1) aus Mallawi der Prov. Assiut, 5 (2) aus Damanhur der Prov. Behera, 2 (1) aus Port Said, (1) aus Tantah der Prov. Garbieh.

British-Ostindien. Vom 30. Mai bis 5. Juni kamen in ganz Indien 1986 Erkrankungen und 1698 Todesfälle an der Pest zur Anzeige. Von den Pesttodesfällen kamen 1131 auf das Punjab- gebiet, 168 auf die Vereinigten Provinzen, 154 auf die Präsidentschaft Bombay (davon 80 auf die Stadt Bombay und 21 auf Karachi), 105 auf Bengalen, 65 auf Rajputang, 90 auf Burma, 14 auf den Staat Mysore, 10 auf die Präsidentshaft Madras und 1 auf die Zentralprovinzen.

Venezuela, Zufolge einer Mitteilung vom 8. Juni sind in Caracas seit Ende Mai etwa 12 Pestfälle vorgekommen; die Regie- rung hat einige gesundheitspolizeilihe Vorschriften betreffs der Reinigung der Häuser, Abflüsse und Straßen erlassen, auch angeordnet, daß niemand Caracas verlassen darf, der nit gegen Pest geimpft ist. Die größeren Dampfer der amerikanischen Red D. Line laufen neuerdings La Guayra wegen der Seuche nit an.

Pest und Cholera.

British-Ostindien. In Kalkutta starben vom 30, Mai bis 5. Juni 77 Personen an der Pest und 61 an der Cholera.

Cholera.

Sch{hweden. Zufolge einer Veitteilung vom 5. Juli ist auf dem \hchwedischen Dampfer „Irma“ auf der Reise von Riga nah Schweden ein leiter Cholerafall und etne holeraverdähtige Er- kranfung vorgekommen. Der Dampfer ist in Quarantäne gelegt worden, beide Kranke befinden sich in der Besserung.

Rußland. In der ohe vom 20. bis 26. Juni sind in St. Petersburg nebst Vorstädten 489 Personen an der Cholera erkranît (und 140 gestorben), font im Gouv. Petersburg 56 (15), ferner je 1 in den Gouvy. Olonez und R{ä fan; außerdem wird der bereits erwähnte Cholerafall in Marienhamn durch diesen amtlichen Wochenausweis bestätigt.