1868 / 162 p. 11 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Die landwirt aftlihen und industriellen Verhält- iy T E Géuicceids Württemberg. (S. die Bes. Doilage zu Nr. 156.)

Der Hopfenbau hat sich in Folge einiger guten Jahre sehr {nell verbreitet; die Gegend von Rottenburg produzirt gegenwärtig allein soviel, wie vor 20 Jahren das ganze Land. Jm Jahre 1862 wurde die mit Hopfen bebaute Fläche auf 4000 Morgen geschäßt, die einen Durch- shnittsertrag von 35 Ctr. pro Morgen ergeben haben sollen, so _daß sich also die jährlihe Production auf 14,000 Ctr. belaufen würde. Dieselbe scheint aber nach dieser Zeit erheblich zugenommen zu haben; man schäßte sie 1866 auf 34,560 Ctr., 1867 soll sie nach dem Würt- tembergischen Staats-Anzeiger 78,256 Ctr. betragen haben. Außer Rottenburg sind Tübingen, Gemünd, Lauchheim, Altshausen und Tettnang die Hauptsiße der Hopfenfultur. Jn Tübingen und Reut- lingen haben fich in neuerer Zeit Vereine zur Hebung und Erweite- rung des Hopfenbaues gebildet, welche ihren Mitgliedern den Bezug guter Stangen und Seßlinge vermitteln. |

Unter den Fabrikpflanzen steht der Bau von Zuckerrüben oben an; die im Lande vorhandenen Rübenzucker-Fabriken ziehen einen großen Theil ihres Bedarfs selbst, theils kaufen sie ihn von Land- wirthen in der Nähe der Fabriken; sie verarbeiteten im Betriebsjahre 1866—67 1,636,097 Ctr. rohe Rüben. Da der Ertrag cines Morgens im Durchschnitt auf 150 Ctr. angenommen werden kann, #\o berechnet ih die dem Zuerrübenbau gewidmete Bodenfläche auf circa 11,000 Morgen. Außer Zuerrüben sollen im Jahre 1866 noch auf 43,753 Morgen 7,478,000 Ctr. Futterrüben und auf 21,400 Morgen 2,996,000 Ctr. Steckrüben gewonnen sein. Der Tabafksbau nahm vor eini- gen Jahren / als die Preise desselben hoch standen, einen raschen Auf- \chwung; 1858 wurden 2500 preuß. Morgen zu dieser Kultur benußt, er ist aber seitdem wieder zurückgegangen, obwohl fein Qroeifel besteht, daß Klima und Boden in vielen Gegenden des Landes derselben günstig sind. Jm Jahre 1866 wurden amtlichen Nachrichten zufolge nur 717 preuß. Morgen mit Tabok bepflanzt, die einen Ertrag von circa 6800 Ctr. Blättern im Durchschnittspreise von 62 Thlr. pro Ctr. geliefert haben sollen.

Ausgedehnt ist der Weinbau. Die Gesammtfläche der im Lande vorhandenen Weinberge betrug im Jahre 1861 79,964 Württem- berger Morgen, von denen jedoch nur 54,771 Morgen in Ertrag standen, weil die Weinberge von Zeit zu Zeit eine Neuanlage erfor- dern und während derselben einen Ertrag nicht gewähren. Nach amt- lihen Aufnahmen war die in Ertrag gestandene Fläche in den Jahren 1827—62 durchschnittlich pro Jahr folgende :

: E Fläche Ertrag Geldwerth Disitte (württemb. (württem. des N Morgen). Eimer). Ertrages.

Oberes Neckarthal. 5/213 15,368 338,425 Fl. Unteres Nearthal 27,820 70,512 2,027,328 » Remöêthal ooo o uno uon 7476 17,630 431,547 » E 5/866 11,952 323,201 » Kocher- und Jagstthal 5/843 11,584 283,938 » Tauberthal ………... 6,506 8,841 216,859 » Bodenseegegend.... 1,043 4,691 116,246 » Königliche Hofkammer 76 165 12,749 »

Zusammen 59,843 140,743 3,750,293 Fl.

Im Jahre 1866 standen von 78,550 Morgen Weinland 55/263 Morgen in Ertrag, welche überhaupt 74,240 Eimer Wein geliefert haben sollen, deren Werth zum Mittelpreise von 56 &l. 12 Kr. pro Eimer auf 4,133,123 Fl. berechnet wird. Dana würde allerdings das dem Weinbau gewidmete Areal und der Naturalertrag desselben geringer als früher gewesen sein, wogegen der Geldwerth cine nicht unerheblihe Steigerung zeigt.

Am bedeutendsten ist, wie die vorhergehende Uebersicht ersehen läßt, der Weinbau im unteren Neckarthale, welches Über die Hälfte des Gesammtertrages liefert; der meiste Wein wird hier bei Untertürkheim, Fellbah, Kannstadt, Stuttgart; Mundelsheim, Besigheim und Weins- berg gezogen. Der Württembergische Wein wird zum größeren Theil im Lande selb| verbraucht. Die besseren Sorten finden Absaß in Bayern und Baden, sowie im nördlichen Deutschland, auch soll in den leßten Jahren Ausfuhr nah Nord-Amerika stattge- funden haben. Nach amtlichen Anschreibungen sind von 1857—61 im Durchschnitt jährlich 11,661 Württ. Eimer exportirt worden, während n S add 1841—56 durchschnittlich nur 5192 Eimer pro Jahr

etragen hatte.

An Bedeutung für die wirthschaftlichen Verhältnisse des Landes steht dem Weinbau die Obstkultur nicht nach, Württemberg gehört zu den obstreihsten Ländern Europas. Der Obstbau erstreckt c Über alle Landestheile, nur die rauhen Theile der Alb und des Schwarz- waldes verbieten denselben. Die an Obstbäumen reichsten Bezirke liegen im Flußgebiet des Neckars, nördlih von der Alb und zeichnen lich hier vorzugsweise die Gegenden von Eßlingen, Canstatt, Nürtin- gen, Reutlingen, Tübingen, Rottenburg u. a. aus. Die Gesammtzahl aller im Lande vorhandenen Obstbäume wurde 1852 bereits auf 8 Millionen Stück geschäßt, soll sich aber seitdem noch vermehrt haben. Der Ertrag eines Mitteljahres wird veranschlagt:

: Kernobst _Steinobst im Neckarkreis auf... 2,757,983 Simri 369,886 Simri » Schwarzwaldkreis auf 1,566,812 » 412,180 » » Jagstkreis auf... 1,179,665 » 380,653 » » Donaukreis auf. 1,213,511 » 197,534 »

; - zusammen 6,717,571 Simri 1,360,253 Simri. Nimmt man an, daß das Simri (c. 35 Yfund) Obst einen Durch- schnittspreis von 30 Kreuzern hat , so vertritt der Obstgewinn eines Mitteljahres cinen Werth von 43 Millionen Gulden. Jm Jahre 1867 \chäßte man den Obstertrag auf 6,741,061 Simri Kernobst und

450/868 Simri Steinobst , er hat also bei leßterem den vor Mittelertrag nicht erreicht. / Theilen aus Aepfeln und Birnen , während v Kirschen und Pflaumen (Zwetschen) stüßung der Obstkultur dienen eine Anzahl von sonders erziehen auch die Weingärtner in ihren Zahl junger Obstbäume; allcin das Bedürfniß wird deckt, und sowohl aus Baden und Bayern , wie aus den jährlih größere Quantitäten von thümlih für Württemberg sind die i gen , Reutlingen , Göppingen und Stutt n Eßlingen sind öfter auf ein wöhnlich 2mal wöchentlich abgchalten mer bäume feilgeboten worden. ( Theile zu Obstmost, der das gewöhnliche Getränk d verwendet; Eßlingen bereitet allein ca. 10,000 und Kirschen werden viel gedörrt und bilden gesuchten Handelsartikel.

Der Gemüsebau blüht vorz Ausläufern, wo fast jeder Weing am bedeutendsten wird er bei Ulm betriebe miïi Gemüse bepflanzt werden; d und liefert einen wichtigen Expo ca. 38,000 M den gewähren, d

Das Kernobst besteht zu

on Steinobst be angebaut werden. Zur Unter, Baumschulen, Und be. ergen eine gr dadurch ni E reich wer. Obstbäumen eingeführt. L edes Jahres in Eßlin. gart stattfindenden Baum. em solchen Markte (die ge. | 15/000 Stü Obst wird zum großen G es Mo auites ist imer Most. Zwvectschen in dieser Gestalt A0

üglih im Nekarthale und dessen leich Gemüsezüchter ist; wo ca. 500 er dortige Spargelbau ist rtartikel. Jm ganzen Lande sollen die einen Ertrag von jährlich ca. 34 Mill. Gul. vähren, dem Gemüsenbau gewidmet sein.

Die Viehzucht ist für Württember sie einen der wichtigsten Exportartikel lief am 2. Januar 1865 wurden gezählt: 974,917 Stück Rindvich, darunter 85 und Stiere, 485,602 Kühe, 348, ferner: 703/656 Stück Schafe (darunter 59, oder hochveredelte, 556,283 Stück o 88,050 Stück oder 12,5 pC 39/262 Ziegen und 90, 1000 Einwohner: 58,2 Pferde, 150,7 Schweine, Württembergs ist, Deutschland, sonde

m März j

den) 12— Das Obsterzeugniß

ärtner zug

g von größtem Werthe, da | ert. Bei der Viehaufnabme Pferde und Esel, €/ 132,249 Ochsen h und Kälber, 323 oder 8,4 pCt. spanische der 79/1 pCt. halbveredelte und t. Landschafe), 263,504 Stück 366 Bienenstöcke.

72 Zudchtstier 494 Stück Schmalvie

Üd Schweine, Es trafen hiernach auf je 597,6 Stück Rindvich, 20,1 Ziegen und 51,6 Bienenstöe. nach Quadratmeilen berechnet, rn au in Europa, selbs En man zählte 2754 auf einer Quadratmeile.

den Gegenstand eines lebhaften Handels nicht nur im sondern auch nah der Schweiz, Bayern und Baden. gehen den Rhein hinunter nach Straßburg und Paris, seines zarten feinfaserigen Fleisches weg Der Pferdestand und die Zahl der Schafe mittleren Durchschnitt im Zollverein; 327 Pferde und 2938 Schafe, in W 1987 Schafe. Gleichwohl is der H unbedeutend; Abnehmer für Pferde Frankreich, temberg bezieht. Au geseßt. Der Gesa 120 Millionen Gulden gesch Über 55 Prozent erhöht haben,

Zeitraum nur um ca. 25 Proz

402,4 Schafe, Der Rindviehstand der höchste nicht nur in gland nicht ausgenommen, Die Rindviehzucht bildet ande selbst ] Die Ochsen nah Côln und Frankfurt a. M., sowie ist das s{chwäbische Mastvieh Frankreich schr geschäßt. z stechen dagegen unter dem in leßterem treffen auf 1 Meile ürttemberg nur 296 Pferde und andel mit diesen Viehsorten nicht )mer sind namentlich die S das alljährlich einen Theil seiner Remonten ch gemästete Hammel werden nah Frankreich ab- th der verschiedenen Viehstände wird auf derselbe soll sich seit 1816 um etwas während die Bevölkerung in demselben ent gestiegen ist.

namentlich

chweiz und

mmtwer

Die Königlich Preußische Ordensliste 1868.

Preuß. Ordens - Liste 1868, welche mit dem 31. De- schließt, zählt von dem Schwarzen Adler-Orden em Könige, 159 Ritter auf, 31 Besißer des hohen Ordens e am Kapitel berechtigte und | l (einshließlich des Ordens- Ritter ist Se. Königliche Hoheit Prinz

e, Militairklasse, besiben König Friedrichs I1. Jhre rinz Friedrich Carl von welchen 18 (u. A. der Gencral- [sberg) dasselbe im Jahre 1807, 2 im Jahre 1812, 27 im Jah ; 1 im Jahre 1820, 1 im 9 im Jahre 1832, 1 (General der panien) im Jahre 1839, 5 im Jahre 1850, 1 im Jahre 1859, i / 110 im Jahre 1866 er- riedensfklasse zählt 29 stimmfähige Ritter ion; 17 im Gebiete der L.

Die Königl. zember 1867 ab außer dem Oberhaupt; Sr. Majestät d von den 14 hohe Mitglieder des Kapitels mit der Kette und deshalb zur Theilnahm 23 inländische Mitglieder des Kapitels Kanzlers) sind. Der älteste Carl von Preußen (1811).

Von dem Orden

das Kreuz und den Stern mit dem Bild Königlichen Hoh-iten der Kronprinz und P Preußen, das Kreuz 288 Ritter, von Feldmarschall von Wrangel bei Hei 9 im Jahre 1808, 2 im Jahre 1809, 1813, 54 im Jahre 1814, Jahre 1828, Infanterie Freiherr Jahre 1848 , 6 im Jahre 1849, 2 im 1 im Jahre 1861, 42 im Jahre 183 worben haben. aus der deutschen Nat Gebiete der Künste und 27 Wissenschaften, 11 im Gebiete Von den Rittern des Rothen Adler-Ordens 456 die I. Klasse, 423 die 11. Klasse mit, 95 L, 11,461 die IV. Klasse. auch die Gemeinden zu Lun o w Buhort und Mellpigß (Kr. Torgau), sowie e A Halle, denen dieser Orde ichen ift. Der Königliche Kronen-Orden II. Klasse mit dem Stern, 409 Ritter 11 Von den Rittern des Eise: mit weißen Streifen weist die Liste noch 2 Eh) und 70 Senioren des E. K. und 1565 Senioren des E am weißen Bande mit s{chwarzen Str und 3 Senioren.

pour le mérit

1 im Jahre 1815, I im Jahre 1831, v Moltke in S

( r Wissenschaften, 12 im ausländische Ritter, 18 im Gebiete der

haben 79 das 7 ohne Stern, Unter den lebten befinden si ey Stüßkow (ebend.) / die Salzwürker-Brüder- n in den Jahren 1811 bis 16 ver-

zählt 97 Ritter 1. , 125 1426 Il, 2731 IV, Rlafse. zes am s{hwarzen Bande ren-Senioren des E. K. I. Il. Klasse, 28 Seuioren des E. K. I. sse nah. Das eiserne Kreuz eifen tragen 3 Ehren-Scnioren

der Künste.

Großkreu 3186 die (Kr. Angermünde

ernen Kreu

. K. 11: Kla

»

und 125 Adler der Jnhaber.

Das Mislitair-Verdienst-Kreuz tragen 16 Militairs , wel- chen es im Jahre 1866 verliehen worden ist. Militair - Ehren- zeichen sind 768 I. und 10,076 11. Klasse nahchgewiesen. Von den leßten sind 6 im J. 1806, 27 i. J. 1807, 94 i. J. 1812, 16 i. J. 1813, 3 i. J. 1814, 12 î. J. 1815, 8 in den Jahren 1816—47, 133 i. J. 1848, 334 i. J. 1849, 25 in den J. 1850—1863, 2123 i. J. 1864 (resp. 1865 für den Feldzug in Schleswig) und 7295 für die Feldzüge des J.

1866 verliehen worden.

Das Allgemeine Ehrenzeichen besißen 9423, die Rettungs- Medaille am Bande 1978 Jnhaber (u. A. Se. Königliche Hoheit Prinz Friedrih Carl von Preußen 1847; auch 2 Frauen tragen

die Rettungs-Medaille).

Die Balley Brandenburg des ritterlihen Ordens St. Jo- hannes vom Spital zu Jerusalem, deren Herrenmeister Se. König- liche Hoheit Prinz Carl von Preußen ist, zählt 10 Kommendatoren, 6 Ehren - Kommendatoren, 1 Ehrenmitglied (Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Carl von Preußen), 330 Rechts- und 1444

Ehren-Ritter.

__ Des Luisen-Ordens erste Abtheilung, dessen höchste Vor- steherin J. M. die verwittwete Königin is, tragen mit der

ahreszahl 1813—14 62, mit der Jahreszahl 1848—49 2, mit der Babrestabl 1864 11, mit der Jahreszahl 1866 89, zusammen 164 Damen; die silberne Medaille am weißen Bande 1 Dame, von der zweiten Abtheilung, deren höchste Vorsteherin J. M. die Königin Augusta ist, tragen den Luisen-Orden T. Klasse mit der silbernen Krone und der Jahreszahl 1864 1 Dame, mit der Jahreszahl 1864 30, mit der Jahreszahl 1865 6, mit der Jahreszahl 1866 87, zusammen

124 Damen, die 11. Klasse mit der Jahreszahl 1866 110 Damen.

Die Zahl der Ritter und Jnhaber belief sich im Ganzen am 31. Dezember 1867 auf 48,672, und zwar 26/260 Ritter und 22,412 Inhaber. Auf die einzelnen Orden, ohne Unterschied der Klassen, ver- theilen si die Ritter wie folgt: Schwarzer Adler-Orden 159, Pour le mérite 346, Rother Adler-Orden 16,562, Kronen-Orden 4788, Eisernes Kreuz 1671, Hohenzollern-Orden 545, Johanniter-Orden 1791, Luisen- Orden 398. Der Jnhaber sind bei dem Hohenzollern-Orden 151, bei dem Militair-Ehrenzeichen (inkl. Kreuz) 10,860, bei dem Allgemeinen

Ehrenzeichen 9423 und bei der Rettungs-Medaille 1978.

Preußens Ostsee - Bäder. (Vergl. Nr. 150 d. Bl.)

Ihrer größeren Ausdehnung nach bietet die preußische Ostseeküste diejenigen natürlichen Verhältnisse, welche für die Anlage von Seebädern erforderlich sind. Zur Badezeit treten daher fast an jedem Küstenorte der Provinzen Preußen, Pommern und Schles8wig- Holstein mchr oder weniger voll- kommene Badevorrichtungen in's Leben. Die Mehrzahl der bekannteren Seebäder verdankt ihren Vorrang vor anderen weniger den zweckmäßigeren Küstenverhältnissen, als günstig gelegenen Verkehrsbahnen und der Nähe rößerer Städte.

Einen derartigen Einfluß hat die Meeresnähe von Königs- berg in Ostpreußen sichtlih geäußert. An der bernsteinreichen

Ke von Samland, dessen höhere Lage in einer ganz par- tiellen Bodenerhebung ihren Grund hat, ist auf der jech8 Mei- len langen Strecke zwischen Kranz und Brüsterort der Meeres§- strand an einem jeden Fischerdorf im Sommer mit Badezelten versehen. Jn Uebereinstimmung mit der Kleinheit einiger Meer- muschelarten, die in dem salzreicheren westlichen Ostseebecken eine be- deutendere Größe erreichen, ist der Salzgehalt des Mecres an der samländischen Küste ein sehr geringer. Doch ist hier der Wellen- schlag desto wirksamer. Zur Zeit der Badesaison fallen auf das

Ostwind zwanzig Westwinde, welchen die samländische Küste mehr als irgend ein baltisches Gestade aus- geseht ist. Unter diesen Badeorten ist Kranz, vier Meilen nörd- lid von Königsberg an der kurischen Nehrung gelegen, das

Ostseebecken für einen

wit warmen Bädern und allem erforderlichen Comfort am

vollständigsten versehene; nächstdem ist Neukuhren das be- A a4 Seiler sind erwähnenswerth: das dünenreiche

Rauschen, das anmuthig gelegene Warn icken und Brüster- ort mit kräftigem Wellenschlag. 0

Anderthalb Meilen nordwestlih von Danzig liegt Zoppot, ein Fischerdorf mit nahe 600 Einwohnern , in großartig s{höner Gegend. Von dem vorgebirg®8artigen Steilufer Adlershorst und dem Karlsberg bei dem ehemaligen Kloster Oliva bieten sich umfassende Fernsichten auf die See, das Uppige Werder , die alte Stadt und den schimmernd weißen Streifen der frischen Nehrung. Mit Recht is Zoppot der Lieblingsbadeplaß der Provinz. In den Jahren 1536 und 1858 war es von 551 und 1012 Kurgästen besucht. Stärkeren Wellenschlag hat cs fast nur bei Nord- und Nord-Ostwind. Die Wirkung der West- winde wird durch die vorliegende Halb-Jusel Hela abgeshwächt. Der flache von diesem Dünenstreifen nördlich begrenzte, daher wenig bewegte Meerbusen friert in besonders strengen Wintkern zu. Dagegen erreichte im warmen Sommer das Meerwasser bei Zoppot eine hohe Temperatur, 1834 bis 20 Grad R. Eine fo

er Königliche Haus-Orden von Hohenzollern, dessen Éieimcite Se Maiestit der König is, Fehlt 8 Sterne und 54 Kreuze der Groß - Komthure, 6 Sterne, 65 Kreuze und 6 Adler der Komthure , 372 Kreuze und 34 Adler der Ritter, endlih 26 Kreuze

bedeutende Meerwasser-Temperatur scheint bisher noch an keiner Norddeutschen Küste gefunden zu sein. Doch geringe Tiefe und Abgeschlossenheit macht das Wasser der Ostsee für die Aufnahme der niederen Winter- und hohen Sommer-Temperatur, welche das Klima der ö lichen preußischen Landestheile als ein kontinen- tales (extremes) kennzeichnet, besonders empfänglich.

Stiller als Joppot, und Danzig näher gelegen sind die

kleineren Badeorte Brösen, Neufahrwasser, Weichsel- muúün de.

Besonders von Elbing aus wird Kahlberg, ein künstlicher

Garten auf der frischen Nehrung, viel besucht. Zwischen Meer Und Haff gelegen, erscheint es wie ein Inselbad.

An der Küste des Cösliner Regierungs-Bezirkes liegen die

Badeorte Leba und Stolpemünde; weiter westlih das schon 1814 eingerichtete Seebad Rügenwalde, eines der ältesten Ostsce-Bäder, und Colberg. Leßteres ist durch gleichzeitig vor- handene kräftige Soolquellen, durch direkte Eisenbahnverbindung und als größere Stadt vor den anderen, eben genannten See- bädern besonders begünstigt ; es erfreut sih einer demgemäß be- deutenden &requenz. Der Wellenschlag an diesem Theil der pommerschen Küste ist vermöge seiner, gegen die herrschende Windrichtung günstigen Lage, ein sehr kräftiger und fast be- ständiger. Hier erhebt sih das Meer bei anhaltenden West- winden, die das Wasser die Küste entlang anstauen, um 6 bis 8 TUß. Die besonders in westlicher Ausdehnung geringe Tiefe der Ostsee, die im Mittel 10—25 Faden beträgt, erreicht einige Meilen. nördlich von Leba das Maß von 55 Faden. Noch weiter nördlich, in der Mitte zwischen dieser Küste und Gothland sinkt der Meeresboden zu seiner größten Tiefe, 98 Faden, hinab.

Es folgen sodann nach Westen die Bäder zu Reval zwischen

Cammin und Treptow und zu Diewenow bei Cammin.

Das nächste in westliher Richtung folgende Seebad ist

Mis8droy. Es liegt auf der Insel Wollin, einem Hügellande, dessen Höhen sich bis 300/ und darüber erheben. Durch eine Dünenreihe gegen Nordwinde ges{hüßt, zum Theil von Buchen- wäldern umgeben und in einer mit Naturschönheiten ausgestat- teten Gegend gelegen, is dieses vormals einsame Dorf in kurzer Zeit zu einem der besuchtesten Ostsee - Bäder emporgediehen. Der Badestrand ist N und fest, die Badeeinrichtungen sind ausreichend. Schon 1854,

von 1130 Kurgästen besucht. Näheres theilt Oswald in seiner Monographie mit.

ein noch neues Bad, war es

Eine Meile nordwestlih von Swinemünde auf einem 150/

Über dem Meere erhabenen mit Waldungen geshmückten Berg- gelände der Jnsel Usedom liegt das gleichfalls sehr beliebte und \hnell emporgeblühte Ostsceebad Heringsdorf, ausgezeichnet durch feinsandigen ebenen Strand und Wellenschlag.

Beide leßtgenannte Orte sind alte Fischerdörfer. Der fich

steigende Fremdenverkehr hat die ökonomischen Verhältnisse der Eingeborenen, für welche in früheren Jahren der Heringsfang die bedeutendste Erwerbsquelle bildete, in andere Bahnen gelenkt, seitdem zumal aus unbekannten Gründen die jährlih wieder- kehrenden großen Züge von Heringen sich mit Vorliebe den Küsten der Nordsee zuwenden.

Wiewohl Misdroy und Heringsdorf, die von Berliner und

Stettiner Gästen viel besucht sind, dem zwischen beiden, auf der Insel Usedom gelegenen , {hon 1826 eingerichteten Badeorte Swinemünde nicht geringen Abbruch thun, zählt dieses den- noch zu den besuchtesten Ostseebädern. Schon ein Jahr nach der Gründung badeten hier 1200 Kurgäste. Jn den leßten Jah- ren soll die Anzahl der kalten Bäder jährlich etwa 17,000, die der warmen 11,000 betragen haben. Der Badearzt Dr. Kind da- selbst fand nach zahlreichen Mefsungen der Meerwassertempera- tur während des Sommers 10—12 Grad R. im Mittel, eine Angabe, die mit der mittleren Sommertemperatur des Ostsee- wassers an den preußischen Küsten übereinstimmt. A. v. Hum- boldt fand in dem schon erwähnten Sommer von 1834 das Meerwasser bei Swinemünde gelegentlich 18,4 Grad R. warm. Dowe giebt an, daß das Wasser der Nord - und Ostsee einen Monat später als die Luft das Minimum und Maximum seiner jährlichen Wärme erreicht, daß also das Mcer den in der jährlichen Periode veränderlichen Bedingungen der Jnsolation langsamer folge als die Luft.

Auf Rügen erhebt sich das Terrain in nord- östlicher Rich--

tung zu bedeutenderer Höhe, bis es über die steilen 500 und 550 Fuß hoben Kreidewände von Stubbenkammer und Arkona plöß- lih zum Meere hinabfällt. An der süd-östlichen Küste dieser Jnsel, unfern des fürstlichen Schlosses zu Putbus, liegt in reizender Gegend das Friedrih-Wilhelmsba d. Vermöge der nach Süden geöffneten Bucht, an deren geschüßten Ufern der Nuß- baum und die ächte Kasianie noch gedeihen, ist der Wellenschlag des Bades schwach. Auch is der Strand etwas steinig. Im Jahre 1837 wurde es von etwa 1600 Fremden besucht.

Saßniß auf Rügen, südlich von der mit prächtigen

Buchenwäldern geschmückten Stubbnig, ist ein stiller Badeort,