1868 / 192 p. 10 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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dem Faun des Monaren in O hi 1 Umstellungen eben }o vie innspiele en 5 A e Stadtschloß hatte soeben der Bau- meister de Bodt die beiden im Norden gegen den L markt vorspringenden Flügel dur einen niedrigeren, halbxun ausgeschwungenen Bau verbunden und diesem in der Mitte ein Portal gegeben, welches er mit einer Fortuna schmüdckte und mit einer auf den für das Land eingetretenen wichkigen Wendepunkt bezüglichen lateinischen Jnschrift versah. Der Könlg betrat von hier aus den Hof seines Residenzscblosses. Jn E Entree, welches zu den Zimmern Sr. Königlichen Hoheit de Prinzen Karl führt, stellt ein mit vielen allegori}chen Ds ausgestattetes Gemälde den Triumphzug König S l. dar, außerdem verdient auch s Portrait desselben in eden i iumen beachtet zu werden. 5 E ar E die Generale y welche unter König eFriedrich 1. gedient haben, in den großen Korridoren des Schlosses durch Bildnisse, die jene meist im vollen Uniformschmuc® zelgen, n. Wir führen davon an: V l a Johann Albrecht Graf von Barfuß, der, 1631 geboren, 1684 Gencral-Major , 1688 General-Lieute- nant, 1689 General-Feldmarschall, 1701 Gouverneur E lin wurde und dabei den E Schwarzen Adler- N erhielt. Er starb 1704. Bei Szalankement hak er 1691 an E Spiße der brandenburgischen Hülfstruppen gegen die TÜr E gefochten ; außerdem ist er durch seine Fehde mit dem Fe! i marschall v. Schöning bekannt geworden. Sein Bildniß zeigt die Buchstaben F. W. R. sie deuten an, daß der Maler R ben König Friedrich Wilhelm 1. gewesen. In seiner Muße ha dieser Fürst sich mannichfach mit der Malerei beschäftigt. T General - Lieutenant v. Wangenheim, welcher 1709 starb, reiht sich weiter der Feldmar hall Alexander Hermann Graf v. Wartensleben an, der 1702 als General-Feldmarschall in E ische Dienste trat, den Schwarzen Adler-Orden erhielt und 1/7 im Alter von 83 Jahren starb. Der Leßtere leitet zu den af neralen König Friedrich Wilhelms 1. über. Auf allen diesen Gel - herren - Bildnissen is der Kommandostab zu sehen; {statt q Scbärpe zeigen sie die Feldbinde, die aber in Stoff und Farbe noch verschieden ist; alle Bilder geben noch die vollständige Ritterrüstung mit Halskrause wieder, der Degen ist ohne Qualste und bei den früheren Portraits aus der kurfürstlichen Zeit feh-

len noch die Orden.

begrüßte, welche aus

Die Bäder der westfälishen Gruppe. (S. die Bes. Beilage zu Nr. 186 d. Bl.) | Die Bäder der westfälishen Gruppe liegen in dem äußerst

i den Provinzen Hessen, Westfalen und Hannover E R Gebicte, welches sh von einer, die Städte Hanno- ver und Cassel verbindenden Linie aus, 8 bis 10 Meilen nah Westen hin ausdehnt. Die südlichen Bäder dielex Gruppe E nen sich vornehmlich durch ihrea Gehalt an Eisen, Kalk un Kohlensäure aus. Die nördlichen weichen in Betreff des Ge- haltes und der Temperatur {hrer Quellwasser weiter von eln-

R E cismar ist das am weitesten südlich gelegene Bad

i Es liegt in dem anmuthigen, von bewaldeten B T lens Theil der Lempe, drei Meilen nördlich Da Cassel, und in einer Mh. von 328/. Die Trinkquelle gehör U den stärkeren Eisenwassern. Gleichzeitig enthalt sie Me

engen von Kalkerde, Chlornatrium (Kochsalz) und e saurem Natron (Glaubersalz) und 18—20 E L säure auf das Pfund Wahjer. Die dicht daneben vesu / Badequelle ist ganz ähnlUuch zusammengeseßt, nur elwas reicher an festen Bestandtheilen. Der Badcort, desjen Ruf M n der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts well verbrei ( e, wird gegenwärtig von durhs{uitty 300 Kurgästen jahrlich E Quellen von Godelheim in der Provinz Westfalen, Kreis Höxter, find denen von Hofgeismar ähnlich, enthalten aber mehr Eisen und Kohlensaure und die doppelte E

Chlornatrium , dagegen wemger 1chwefelsaurces o : f Kurort, der er\t gegen Ende des vorigen Jahrhunder s n wurde, erreichte un den E und A seine größte Ö ie j eitdem abgenomme « | e a Lede Paderborn, Regierungsbezirk Min- den, liegt wenige Meilen östlich von Godelheun. A A höhe des Ortes veträgt 633, diejelbe überirisst ou ie der brigen westsälishen Bäder um cin Bedeutendes. Einige Me Quellen mit üker 40 Kubikzoll Kohlenjgure (auf das Psun Mincralwasser) gehören zu den kohlenjäurcreichsien O pa’s. Das Quellwasjer perlt “daher un Gas ist so fest an das Wasser gebunden - ohne bedeutenden Berlust an dujcem Galtje

chr jlart daß

zur Bade-

Temperatur erwärmt werden fann.. Die Kurnuttel des |

das | leyteres | : P E 2 "Bades veranlaßt, welches im August 1848 durch Allerhöchste

; i Z Badeortes sind sehr mannigfacb, die Quellen zahlreich und ver- schiedenartig. Chlornatrium is} in denselben weniger vertreten als in Hosgeismar und Godelheim, s{hwefelsaurer_ Kalk und \{wefelsaures Natron sowie kohlensaurer Kalk stärker. Die Trinkquelle ist vornehmlich reich_an Eisen, die Gersterquelle an Kalksalzen, die Sayzerquelle an Schwefel. Das Klima des hoch- gelegenen Ortes ist durchgängig höchst erfrischend, zuweilen aber raub. Der Graf von Sierstorp}f, der 1779 die Quelle faufte, ist der Gründer des Bades, für dessen Emporkommen er 63 Jahre hindurch thätig war. Jn den 50er Jahren besuchten das . Bad jähruch durchschnittlich 500 Kurgäste. Der Gebrauch der bisher genannten wostfälischen Quellen ist bei Krankheiten angezeigt, denen allgemeine Schwäche und Blutarmuth zu Grunde liegt. Je nachdem neben der blutbil- denden Wirkung des Eisens die säuretilgende des Kalkes , die lösende des Natrons oder die anregende der Kohlensäure besonders zweckmäßig erscheint, erhält die eine oder die an- dere der erwähnten Quellen im besonderen Fall den Vorzug. Von den schlesischen Eisenbädern unterscheiden fich die west- fälischen durch ihren bedeute :ecn Gehalt an Kalk, so wie an festen Bestandtheilen überhaupt, dann durch ihre ge- ringere Meereshöhe, ferner, vermöge der geringeren Entfernung vom Meere, durch ein minder extremes Klima Momente, die die ähnli benannten Heilquellen Schlefiens und Westfalens zu sehr verschieden wirkenden Heilmitteln machen.

Bei den nördlicher gelegenen westfälischen Bädern kommt, den übrigen Binnen - Bädern Preußens gegenüber, die gleich- máäßigere Beschaffenheit des mehr oceanischen Klimas noch mehr zur Geltung. Diesen nördlicheren, so wie den westlih in der quellreichen Gegend, am Ursprung der Lippe belege- nen Heilquellen isst im Verhältniß zu den Eisenquellen Wesifalens erst spät eine sorgfältigere Beachtung zu Theil geworden. Von den zahlreichen Lippequellen sind noch nicht alle chemisch untersucht und nur die bei Lippspringe und Paderborn medizinisch benußt. R Ae |

Lippspringe, im Kreise Paderborn, bereits ein kleines Städchen, hat 3/8/ Mh. Der Ort liegt in einer Ebene, dem sogenannten westfälischen Becken, deren oberste Lage eine die Sandschicht bildet. Diese, den Sonnenstrahlen heiterer Tage besonders zugänglich, wirkt in kälteren Tagen als eine aus- gleichende Wärmequelle, die im Verein mit der, von den vie- len lauen Quellen aus mit Wasserdämpfen reich ges{chwänger- ten Luft, und in der, durch den Teutoburger Wald gegen Ost- und Nordwinde geshüßten Lage, ein Klima erzeugt , das mit Recht ein reizmilderndes und entzündung8widriges genannt werden tann. Von einem solchen Klima unterstüßt, haben sich die Heilquellen von Lippspringe bei Katarrhen der Lunge und noch nicht zu weit vorgeschrittener Lungen- schwindsuht als besonders heilkräftig erwiesen. Die be- rühmteste ist die 17 Grad R. warme Arminius®quelle. Sie enthält wenig feste Bestandtheile, unter diesen besonders Glauber}alz, Gyps und Kreide, sehr wenig Kohlensäure, jedoch die große Menge von 1,46 Stickstoff, dessen Jnhalation auf die kranke Schleimhaut der Lunge besonders heilsam wirken soll und der in Jnhalations- oder Badeform angewendet auch auf schmerzhafste Nervenleiden und Asthma günstig wirkt.

Die Arminiusquelle wurde im Jahre 1832 auf Véranlas- sung der Königlichen Regierung zu Minden gefaßt -und der Badeort kam hierauf mehr und mehr in Gebrauch. Besonders

estiegen. gel Die Ottilienquelle zu Jnselbad bei Paderborn wurde 10 Jahre später als die Arminiusquelle in Gebrauch gezogen und schon Ausgangs der fünfziger Jahre von einigen hundert Kurgätiten jährucy besucht. Dieje Quelle is an festen Bestand- theilen ärmer als die zu Lippspringe, enthält jedoch mehr Koch- salz und noch größere Mengen von Stickstoff als jene. Sie be- währt fich ebenfalls bei den Krankheiten der Athmung®sorgane und der Genuß derselben wird von besonders zarten Personen leichter ertragen, als die Arminiusquelle. Dies gilt gleichfalls von der Marienquelle, einer ziemlich reinen Eisenquelle bei ‘Paderborn. | | Wieder jünger als das lehtgenannte ist das im Kreise Her- ford gelegene Soolbad Oeynhausen oder Rehme, eine Station der Cöln-BVändner Eisenbahn, zwei Meilen von Min- den entfernt. Ein Jahrhundert später als die seit 1746 in Ge- brauch bcfindlicve nahe Saline Neujalzwerk, entstand das Bad, welches cinem Bohrversuch auf Steinkohlen seine Entstehung verdankt, Dem tiefer dringenden Bohrloch entquoll eine immer wärmer und stärker werdende Soole, als jedoch in ciner Tuefe von 2220! noch kein Salzlager erreicht war, stand man von weiteren Bohrverjuchen ab. Durch den Berg(- bhauptmann von Oeynhausen wurde darauf die Gründung des

Verordnung mut dem Namen Bad Oeynhausen belegt wurde.

in den leyten Jahren ist die Frequenz stärker und über 1000

Die durch die natürliche Wärme von 26° R. und einen Kohblensäuregehalt von 25 Cubik- Joll ausgezeichnete Soole enthält 3,2 Prozent Chlornatrium (Kochsalz), außerdem in beträchtlicherer Menge Gyps und Glaubersalz, die Wirkung des kohlensäurereihen Thermalsoolbades besteht vorzugsweise darin, Haut und Nerven zu reizen und ihre Thä- tigkeit zu steigern, ohne jedoch von Seiten des Organismus eine besondere Widerstandskraft in Anspruch zu nehmen wie die See- bäder und ohne, wie die einfachen Soolbäder, diesen Zweck durch eine höhere Badetemperatur erreichen zu müssen. Jm Allge- meinen bilden die K Thermalsoolbäder, zu denen nur Oeynhausen und Nauheim gehören, das Mittelglied zwischen dem mächtig anregenden Nordseebade und den milderen cein- fachen Soolbädern. Die Väder von Rchme sind beson- ders indicirt bei Leiden, die aus mangelhafter Ernährung entstchen , schwerer ReconvalesScenz, mangelhafter Entwickelung, Scrophulose, ferner bei solchen, z. B. Katarrhen und Rheuma- tismen, die auf Hautschwäche beruhen. Auch wird durch den Reiz das Hautsystem blutreicher und somit tritt cine Entlastung innerer Organe cin. Das mit vorzüglichen Einrichtungen ver- sehene Bad hat cine schnelle Berühmtheit erlangt. Die größte bisherige Frequenz betrug 2500.

Nenndorf endlich liegt östlicher in der Provinz Hessen, drei Meilen von der Stadt Hannover entfernt und is als Badeort seit 1763 benußt. Bei geringem Gehalt an festen Be- standtheilen zeihnen sih seine Quellen durch eine größere Menge vorzugLweiser wirksamer Stoffe, Schwefelwasserstoff, Schwefelleber und einiger shwefelsaurer Salze vor den übrigen Schwefelbädern Deutschlands aus. Auch war es eines der- jenigen Bäder , welche als die ersten sich zur Verstärkung ihrer Heilagentien des später zur allgemeinen Anwendung gekomme- nen Mineralmoors mit vielem Erfolge bedienten. Ueberhaupt ist die Balneotechnik von Nenndorf eine vervollklommnete. Alt ist der gute Ruf seiner Shwefelquellen und Moorbäder gegen Hautkrankheiten, Rheumatismus, Gicht, Metallvergiftungen und andere Leiden. Die Gasbäder haben bei chronischem Katarrh der Respirationsorgane eine besondere Heilkraft erwiesen.

Zwischen Münster und Osnabrück, den übrigen Bädern dieser Gruppe weiter entfernter, ist Rothenfelde noch zu er- wähnen, ein jüngst begründetes noch ländliches aber ras er- blühendes und mit 6prozentiger Soole versehenes Bad. Weiter östlich folgt schließlich das durch großen Gehalt an Alaun und Eisenvitriol merkwürdige Bad Schwelm bei Elberfeld, das im vorigen Jahrhundert eine große Rolle spielte, gegenwärtig jedoch nur eine lokale Bedeutung hat.

Aus dem bürgerlichen Leben in Graudenz während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Der städtische Archivar X. Froelich zu Graudenz hat, wie wir einer Abhandlung in der Alt-Preußischen Monatsschrift im Anschluß an die »yEuropa« entnehmen, bei einer vor Kurzem erfolgten Restaurirung des Archivs jener Stadt Urkunden auf- gefunden, welche einen Eizblick in die Kultur- und Sittenge- schichte der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gestatten. Es sind dies die in historischer Reihenfolge gesammelten Abschriften der Nachlaß-Jnventarien und Auseinanderseßzungen, wie solche, nach dem kulmischen Rechte, alle diejenigen Erben, welche nicht Über den Werth einer Verlassenschaft hinaus für die Schulden des Erblassers aufkommen wollen, und alle Wittwer und Wittwen, die zur zweiten Ehe zu schreiten beabsichtigen, bei den Gerichten einreichen resp. verlautbaren müssen. Leider beginnen die Sammlungen erst mit dem 17, Jahrhundert, Unter den Personen, deren »Schichttheilungen« so nannte das kulmische Recht die gedachten Erbesausecinander- schungen, cin Ausdru, der noch heute im Kulmischen und im Negzdistrikt üblich is -—— in der Graudenzer Sammlung ent- halten sind, finden si alle Stände vertreten: Beamte, Gelehrte, Kaufleute, Künstler und Handwerker.

Ein Gang durch das Haus des »Balbiers« Johann Rette- lius macht uns mit Umfang, Art und Styl der damaligen Wohnhäuser bekannt. Der Jnhaber war ein Geschäftsmaun, der sich, wie alle Barbiere jener Zeit, zugleich mit der Chirurgie befaßte. Das Haus desselben hatte zwei Stockwerke, war von Grund aus gemauert, im Dach mit Kalk eingelegt, und mit Fenstern , die im Erdgeschoß mit Fensterläden geschüßt waren, versehen. Neben demselben befand sich eine anscheinend aus Mauerwerk aufgeführte Geschäfts »bude«. Unter den Gebäuden lagen 5 Keller, deren einer, unter der »Bude«, einen Backofen enthielt. Die Wohnungs8räume hatten Dielen und Wandleisten, sowie dichte verschließbare Thüren. - Die Wohnstube, mit in die Wand eingemauerten »Scheffen«, deren eins über dem Eingang Glasthüren hatte, versehen, war mit einenr "»feinen weißen« Ofen, der in den massiven Schornstein mündete, ausgestattet.

3 : sorten finden fich diejenigen der meisten Völkec der damaligen eit vertreten. Neben den noch gangbaren Dublonen, Pistolen, ukaten, verschiedenen Thalern und Gulden, Zehn-, Vier- und Zweigroschenstücken, Groschen und Schillingen finden sich der Rosenobel (rosatus nobilis), eine auf beiden Seiten das Gepräge einer Rose tragende, in England von 1343 bis 1649 gangbare Goldmünze, Portugaleser (eine portugiesische Goldmünze, eigent- lih meia dobra genannt), Goldthaler, englische Schiffskronen, halbe Thalerstücke, Oerter, Sechs-, Fünf- und Dreigroschenstücke, Pelchen, Böhmen, Baßen und Schreckenberger, leßtere eine dünne silberne, nach dem sächsischen Silberbergwerke am Schrecken-

berge bei Annaberg benannte Münze.

Eine gleiche Mannigfaltigkeit bieten die aufgeführten Kleiderstoffe. Außer Taffet, Sammet, Atlas, Tuch, Zamlott (Kamlott ?), Parchent, JZwillich, Drillich, Leinwand und Leder finden wir Damaskin, Wollenlytur, Boy, Arras oder Harras, Zay oder Zoy, Hundskot, Ueberkick, Kaff, Gewand oder Wand und Wattmann , deren Bedeutung uns verloren gegangen ist, ferner Borrat, ein Gewebe aus Floretseide und Wolle, Grob- grun, eigentli Gros8grain, ein körniges Gewebe, Macheyer, ein grobwollener Stoff, Kureissey (auß Kerssey verunstaltet), ein in der Grafschaft Kent verfertigtes grobes Zeug aus Wolle, Kannefas, ein vier bis fünf Viertel breiter weißgestreifter Qwil- lich , Tripp oder Bettlersammet, ein Gewebe, dessen Kette aus Leinen, der Einshlag aus Baumwolle bestand, so wie folgende verschiedene Scidenstoffe: Zindel, Zindeldrott, Armasin, Tabin, Kronrasch, Bomsin.

_Als Bekleidung dienten den Männern eng anliegende, mit farbigen Einschnitten und Schlißzen, mit ungemein langen und weiten Aermeln und einem mit abstehenden Kragen ver- schene Wamse , die mit Nesteln an den Kniehosen befestigt waren. Das Wams wurde von Tuch, bei Wohlhabenden von Atlas, Sammet und Damast gefertigt. Außerdem trugen die Männer Kattrinchen (Westen ?), Röcke (Gehpelze), Mäntel (Trauer- mäntel und Wandmäntel) von Seide und mit Atlasaufschlägen, Müßen, Barrete und hohe Pelzmüyen (Kolpaks). Die Frauen pflegten Ober- und Unterröcke zu tragen, leßtere an Shmuck und Stoff nicht geringer, als die ersteren, ferner Katrinchen (anschließende Taillen mit und ohne Aermel), Leibchen, Mieder, Brustlaß und Kabattchen (Pelzjäkchen), Kragen und Borten (fleine Ueberfallkragen) und zum Puy auch Schürzen mit Bor- ten, Perlen und kostbaren Stickereien, sowie Haube, Unterhaube, Müßte, Schleier, Kröse (dicke wollige Halskrause), Koller (zum Schug für die Brust) und Hüte. Die gewöhnliche Kopf-Tracht war im Bürgerstande die Haube, meist von Goldstoff und neßartig mit Schnüren umzogen, mit Seide und Perlen gestickt und an den Seiten in mäßige Wulsten auslaufend, darüber schief aufgeseßt und mit bunten Federn über der Stirn versehen, das verkleinerte, seidene oder sammetne Barret, welches, hut- ähnli geworden, schon damals als »Hut« bezeichnet wurde.

Die Wäsche in den Jnventarien entspricht der unserigen.

Auch Waffen werden in den Verzeichnissen mehrfach auf- geführt. Der »Balbier« Rettelius führte ein ganzes Arsenal und eine Ausrüstung, aus welcher man heute auf einen Kriegs8- mann schließen würde.

Bibliotheken finden sich gleichfalls in den Tnventarien verzeichnet.

Unter den Luxus8gegenständen nehmen die Schmuck- sachen, Kleinodien und silbernen Geräthschaften eine hervorragende Stelle ein. Man hatte verschiedene Arten goldener Ketten und Ringe, lehtere mit und ohne Edelsteine oder Perlen. Eine be- sondere Art waren die »altfränkischen« Ringe und die goldenen oder silbernen »Petkschierringe«, d. h. Ringe, die außer dem Schmuck auch ausnahm®weise einer Rechts8gewohnheit dienten, indem nach altem preußischen, schon unter der Ordenszeit üblichen Brauch jeder Kaufmann verpflichtet war, scine Haus- marke in einem Ringe bei sich zu führen, was später, als die liegende Habe im kaufmännischen Verkehr ihren Werth verlor und die fahrende Habe die Hauptsache wurde, in cinen rein persönlichen Gebrauch überging. Jeder Kaufmann führte daher zur Bezeichnung seiner Firma sein Wappen und Familienzeichen und mußte diejenigen seiner Geschäftsfreunde kennen. Die zum Schmuck verwendeten Edelsteine waren der Diamant, Türkis, Granat, Rubin, Smaragd und der böhmische Diamant. Viele Ringe sind mit Amuletten ausgestattet, wofür namentlich Elendsklau, Krötenstein (versteinerte Muschel), Wetterstein oder das Bild des Hauptes Johannis galten.

G. F. Waagen.

Der am 15. Juli Morgens 9 Uhr zu Kopenhagen im russischen Gesandtschaftshotel verstorbene Geheime Regierungs- Rath und Professor der Kunstgeschichte an der Universität zu Berlin, Dr. Gustav Friedri Waagen, Dir ktor der Ge-

Unter den in den Schichttheilungen vorkommenden Geld-

máälde-Galerie der Königlichen Muscea , war der älteste Sohn