1868 / 218 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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über Eutin direkt nach Ploen, wo Se. Majestät morgen ein- tressen.

Me iön, 14. September. (W. T. B.) Se. Majestät der König sind Nachmittags 3 Uhr von Schloß Panker hier ein- getroffen und wurden am Eingange der Stadt, wo Ehrenpfor- ten errichtet waren , von den berittenen Gewerken und den Schulen zuerst begrüßt. Die gesammte Bevölkerung bereitete Sr. Majestät einen jubelnden Empfang. Allerhöchstdieselben be- sihtigten sodann das Kadetten-Corps , ha ha Uniform Se. Majestät angelegt hatten. Der Kriegêminister von Roon , so- wie die Generale von Peucker und von Wartenberg waren anen. Die Abreise nach Kiel erfolgte um 4 Uhr Nach- mittags.

Kiel, 14. September. Soeben, Abends 6 Uhr, sind Seine Majestät der König hier eingetroffen und wurden am Bahnhofe von den Offizieren der Armee und Flotte, den Stadt- behörden, den Mitgliedern der Regierung, der Universität und der Ritterschaft und einer großen Volksmenge empfangen. Auf die Anspracke, mit welcher der Bürgermeister Seine Ma- jestät am Bahnhofe bewillkommnete, geruhten der Kö- nig huldovoll zu erwiedern. Die Worte Seiner Maje- ät wurden mit dem lebhaftesten Jubel aufgenom- men. Seitens der Bevölkerung wurden Se. Majestät mit roßem Enthusiasmus begrüßt. Die Straßen waren reich be- aggt. Glockengeläute und Salutschüsse der im Hafen liegenden Kricgs8scbiffe ertönten während Se. Majestät Sih nah dem Schlosse begaben.

S tettin, 14. September. Durch den Anschluß der Groß E L P an den Zollverein ist eine anderweite egulirung des Grenzbezirks in den Regierungsbezirken Stralsund und Stettin erforderlich geworden. Die Binnenlinie an der westlihen Grenze der Provinz Pommern is daher neu regulirt worden und veröffentlichen die Amtsblätter der Pro- vinz Pommern den neuen Lauf derselben.

Hannover, 14. September. Nach der »N. H. Z.« sind von dem Minister des Innern die Mittel zur Aufbesserung der Gehälter der Verwaltungs-Subaltern- und Unterbeamten der Provinz Hannover für das Jahr 1868 zur Verfügung ge- stellt worden. Die angeordnete Regelung der e O und Dienstverhältnisse dieser Beamten ist nunmehr erfolgt. Die da- mit verbundenen Gehaltsverbesserungen sind nachträglich vom 1. Juli d. J. ab gewährt Ein Theil der Subaltern- und Unter- beamten der früheren Abtheilung des Jnnern hat bei den Land- drosteien Anstellung und Verwendung gefunden.

Wiesbaden, 8. September. Das »Intell. Bl. f. Nassau« veröffentlicht in einer Beilage das Verzeichniß der im Regie- rungs-Bezirk Wiesbaden neu gebildeten Domainen-Rent- ämter und Steuerkassen, auf welche fortan die Geschäfte der bisher bestandenen, jeßt aufgelösten Rezepturen, Distrikts-Ein- nehmcreien und Renteikassen übergehen.

Sachsen. Chemniß, 12. September, (Tgbl.) Der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten heute Vor- mittag dem hier stattfindenden Manöver bei und reisten Nach- mittags nach Dreéden zurück.

Meiningen, 12, September. Der Herzog Bernhard nebst Gemahlin sind von Bad Ems hier wieder eingetroffen und haben ihr neuerbautes Palais bezogen. Der Herzog Georg 2 nach Tyrol, und seine Gemahlin auf längere Zeit nach

izza.

Bayern, München, 14. September. Nach der »K. H.« find die kommissarishen Verhandlungen zwischen Bayern und Württemberg wegen Abschlusses eines Staatsver- trags über Herstellung weiterer Eisenbahnverbindungen heut bier eröffnet worden. :

Das am 12. erschienene Regierungsblatt Nr. 62 ent- hält cine neue allgemeine Shüßenordnung für das König- 5 Bayern an Stelle der bisher geltenden vom 21, Juli

Großbritannien und ZJrland. London, 12. Sep- tember. Die offizielle »London Gazette« meldet die Ernennung r Benjamin Pine zuz Gouverneur der westaustralischen

tolonie.

Der Unterthaneneid, welchen die Mitglieder des neuen Parlamentes zu leisten haben werden, lautet na der »Engl. Corr. «: »Jch schwöre, daß ich Ihrer Majestät der Königin Victoria, ihren Erben und Nachfolgern gesezmäßige Treue und Unter- thänigkeit bezeigen will, so wahr mir Gott helfe.«

Newcastle, 12. Scptember. Gestern wurde als erstes Telegramm vermittelst des anglo - dänishen Kabels ein Gruß des Königs von Dänemark an die Königin Victoria nebst einer Gratulation zu ihrer glücklichen Heimkehr abgesandt.

Fraakreich. Paris, 13. September. Am Poneag machte die Kaiserin dem Grafen von der Gol nohmal einen Besuch.

14. September. (W. T. B.) Der Kaiser begai am 16. d. nah dem Lager von Lannemazan , E n Pau und kehrt am 17. d. nach Biarriß zurü. M

Numánien. Bukarest, 14. September. (W. T. B) Heute ist die außerordentliche Session des Senats und de Deputirtenkammer eröffnet worden. Jn der bei der Eröffnu L verlesenen fürstlihen Botschaft wird" hervorgehoben, daß di ge jenwärtige Session in Gemäßheit des Artikels 95 dex Ver, assung, wonach binnen drei Monaten nach jeder Auflösung die neuen Kammern zusammentreten müssen, berufen wordet sei. Jm Senat kommt die Eisenbahnfrage zur Verhandlung.

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die Deputirtenkammer beschäftigt sich mit dem Budget pro 1869

Nußland und Poleu. St. Petersburg, 14. Sey tember. Die Königin von Dänemark reist morgen von hier nach Wismar ab, von wo die Reise mittelst des Kriegsdampferg »Sles8wig« nach Kopenhagen fortgeseßt wird.

Aus dem Wolff’ schen Telegraphen - Büreau.

London, Dienstag, 15. September, Morgens. Die Königin hat den amerikanischen Gesandten, Reverdy John: son, gestern in besonderer Audienz empfangen und ist darauf nah Schottland abgereist.

Mit dem Dampfer »City of Paris8« aus New-York vom Aten d. eingetroffene Nachrichten melden u. A., daß der Präsi dent den neu ernannten österreichishen Gesandten, Baron Léderer , Agen hat. i

__ Paris, 15. September. Der »Moniteur« meldet, daß die dem Direktor des »Journal des Poste8« Louis , ertheilte Konzession zur Legung eines französisch-algerischen Kabels wegen Nichterfüllung der dur die Konzession auferlegten Bedingungen zurückgezogen worden ist.

Aus Toulon wird gemeldet, daß der Regierungskandidat Peyruc zum Deputirten gewählt worden ist.

Das August-Heft des »Centralblattes für die gesammte Unterrichts - Verwaltung in Preußen« hat folgenden Jnhalt: Vergü- tung für Dienstwohnungen von Staatsbeamten. Errichtung eines Provinzial-Schulkollegiums in Cassel. Geshäftskreis der Provinzial- Schulkollegien. Bopp - Stiftung. Preisertheilung bei der Akademie der Künste in Berlin. Bewerbung um den M. Beerschen Preis zweiter Stiftung. Kuratorien bei den Universitäten in den neu er- worbenen Landestheilen. Jubelfeier bei dem Lyceum zu Braunsberg und der Universität zu Bonn. Wissenschaftliche Prüfungs - Kom- missionen pro 18638. Reisestipendien zur Förderung archäologischer Studien. Hülfsmittel für die deutsche Philologie. Abiturientenprü- fung in der Geschichte und Geographie. Herausgabe der Werke Luthers. Dispensation von dem Seminarkursus der Predigtamts-Kan- didaten. Verzeichniß der Lehrer-Seminarien in den älteren Provinzen, Wahlfähigkeitszeugnisse für die Zöglinge der Anstalten in Droyßig. Cursus für Civil-Eleven in der Königl. Central-Turn-Anstalt., System der Alters8zulagen bei Lehrergehältern. Unzulässigkeit vorgängiger Kapital - Ansammlung behufs Erweiterung der Schuleinrichtungen. Gleichmäßigkeit der Leistungen bürgerlicher Gemeinden für die Beschu- lung der Kinder der verschiedenen Konfessionen. Berechtigung der Landgemeinden zur Uebernahme der Schulunterhaltungslast. Ver besserung der Lehbrergehälter in den Städten. Unzulässigkeit des Rechts- wegs gegen Anordnungen der Regierung wegen Leistungen an die Schule oder an den Lehrer Normativbestimmungen für Kirchen und Schulbauten. Zweckmäßige Einrichtung der Schultische. Gesund- heitspflege in der Schule. Entlassung aus der Schule in dem Regie rungsbezirk Münster. Betrieb des Turnunterrichts in dem Regie s Frankfurt. , Einrichtung von Sonntagsschulen. Personal

ronik.

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Der Bernstein in Ostpreußen.®)

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__ Das Vorkommen des Bernsteins ist in der Hauptsache auf die nördlichen Gegenden der Erde, Nordamerika, Sibirien und die Küsten- länder der Ostsee und Nordsee beschränkt. Sicilien liefert zwar aud) sehr \{chön gefärbten Bernstein, aber in geringer Menge und deb halb zu sehr hohem Preise. Der ostindische, afrikanische und Bro silianische Bernstein, Überhaupt der Bernstein aus wärmeren, süd- licheren Ländern ist, so viel man bis jeßt weiß, kein echter Bernsteit sondern Copal oder ein anderes dem Bernstein ähnliches Hat welches fich häufig nur beim Anzünden durch den Geruch vom Ber stein unterscheiden läßt.

In den nördlihen Gegenden der Erde findet man u den Bernstein, abgeschen von dem selteneren Vorkommen im Gyps und im Kreidesandstein, häufig in den Lehm- und Sandschichten des Tief landes eingebettetz doch ist dieses Vorkommen des Bernstein? ein vereinzeltes und zerstreutes, wenn sich auch stellenweise größer Anhäufungen gefunden haben. Bei weitem die größten Quantitätel des in den Handel kommenden Bernsteins liefert der Aub wurf der Nordsee, des nördlichen Eismeeres und der Ostsc{ und zwar stehen wieder die Westküste von Dänemark un

©) Aus der Schrift von Wilhelm Runge (Berlin 1868 bei A Charisius): »Der Bernstein in Ostpreußen«.

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und die Nordküste von Preußen, von ) i An der Westküste V Dänemark und Schleswig-Holstein werden ungefähr 3000 Pfund chr shönen Bernsteins jährlich gewonnen; die preußische Küste von Danzig bis Memel liefert aber in einem E allein durs{nittlich 6,000 bis 60,000 Pfd. Auf der Kurischen Nehrung is der Bernstein- auéwurf, im Vergleich mit der Frishen Nehrung und der Wesiküste des Samlande®s, auch B S On. Die Frische Nehrung ind die Küstensirecke von Pillau bis Brüsterort sind eigentlich die seit ahrtausenden, berühmten Bernsteinküsten. Der Auswurf ist mitunter so reich, daß in der Gegend von Palmnicken und Nodems in einer Herbstnacht des Jahres 1862 4000 Pfd. oder ungefähr für 12,000 Thaler Bernstein gewonnen wurden.

Hauptsächlich sind es die in dieser Gegend sehr heftigen Nordwest- sürme, welche die See bis zu ihrem Grunde aufwœühlen und den Schay vom Meeresboden lösen. Das geringe s\pezifishe Gewicht des Bernsteins (1,07) y welches das des Seewassers nur wenig übertrifft, macht ihn zum Spielball der Wellen; der gleichzeitig vom Grunde losgelöste Sans wickelt ihn ein und nun treibt er mit den Wellen an den Strand oder wenigstens dem Lande zu. Nach den Erfahrun- gen der Strandbewohner is nicht sowohl die Richtung des Sturmes entscheidend für den Bernsteingewinn einer bestimmten "Küstenstrecke, sondern vielmehr derjenige Wind, mit. welchem sih die See nach cinem heftigen Sturme beruhigt, abstillk. Jede Küste hat daher nah ihrer Lage und Richtung einen ganz bestimmten Bernsteinwind, der ihr yeziell den vom Sturme zusammengefegten und weit in die See hinausgetriebenen Bernstein zutreibt; und oft sehen bei ungünstigem Vinde die Strandbewohner den reichen Schaß in geringer Entfernung vorbei ihren Nachbarn zutreiben. ;

Man begnügt \ch aber nicht damit, den ausgeworfenen Bernstein auf dem Strande Mszulesen, sondern man geht ihm, damit er nicht mit den zurüfließenden Wellen wieder in See treibt, an seiten Stellen bis in die zweite, dritte Welle, zuweilen auch bis nahe Manns- tiefe, und bis zu 100 Schritt weit entgegen, um ihn mit großen Neben, die an langen Stangen befestigt sind, zu fangen.

Dies ist die Manipulation des Schöpfens. Sobald die Strand- bewohner das Bernsteinkraut (fucus vesiculosus ‘und fastigiatus) in der Entfernung auf ihre Küste zutreiben sehen, sammelt sich sofort die ganze Gemeinde, Männer, Frauen und Kinder, am Strande. Die Männer gehen in die See, fangen mit den nach der Tiefe gerichteten Neben (Käschern) das Kraut in der Mitte der überkippenden Welle auf und {ütten ihren Fang am Strande aus, wo die Frauen und Kinder sogleich den Stein aus seiner Umhüllung befreien und sortiren.-

Das Schöpfen erfolgt bei Tag und Nacht, im Winter und Som- mer, weil es darauf ankommt, den günstigen Augenblick zu benußen. Die heftigsten und ergiebigsten Stürme treten aber in den Winter- monaten November und Dezember ein; die Arbeit erfordert ter abgehärtete Leute. Sie \{hüßen sh bei großer Kälte dur Lederkürasse, die zuwcilen an den von Frauen unterhaltenen Strandfeuern aufge- thaut werden müssen. Die Arbeiter, zu denen man gern die en auswählt, stehen bis an die Brust im bewegten Meere, esen Wellen ihnen oft über den Kopf schlagen oder den n wegziehen. Sie befestigen sih daher auch wohl, um sich zu hüßen, unter einander durch lange Leinen und schnellen sich bei ge- fährlichen Wellen mit großer Geschicklichkeit an den fest in den Meeres- boden gestoßenen Stangen ihrer Käscher in die Höhe. A

Die Ausbeute beim Schöpfen is sehr verschieden. Bei günstigem Auswurf werden in 3 bis 4 Stunden ungefähr 20 bis 30 Scheffel und mehr gewonnen. Der Scheffel Bernstein wiegt etwa 70 Pfund und der Schöpfbernstein o einen Durchschnittswerth von 25 Thlr. ; e würde diese Angabe also einem Quantum von etwa 2000 Pfund Bernstein mit einem Geldwerthe von 5000 Thlr. entsprechen. So günstige Schöpfungen sind aber selten. Einzelne Strände sollen über- haupt zuweilen mehrere Jahre hindurch ganz leer ausgehen, bis ihnen wieder einmal ein günstiger Wind den Schaß zuwirft. : “Nach einem achtzehnjährigen Durchschnitt in dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts ergaben von 35 Strandrevieren nur 10 einen Jahresertrag von 1000 und mehreren Pfunden , 8 blieben zwischen 100 und 300 Pfd. , und die kleinere Hälfte konnte es nicht bis auf 100 Pfd. bringen. Die durch ihren Reichthum besonders ausgezeich- neten aht Strandreviere bedecken in zusammenhängender Lage den Strand von Neu!ief bei Pillau bis Hubnien , die ganze Westküste des Samlandes fast bis an den Leuchtthurm von Brüsterort. Von dort bis Rosehnen, nahe am Fuße der Kurischen Nehrung, reichen die minder ergiebigen Reviere; die armen sind an die Küstenstrecken der drischen und Kurischen Nehrung gebunden, wiewohl auch hier bisweilen janz unerwartet reiche Schöpfungen eintreten.

_Das Schôöpfen isst neben dem Auflesen des ausgeworfenen Bera- seins am Strande die älteste Art der Bernsteingewinnung. -,

Wo große Steine in der Nähe des Strandes liegen , wird die Kraft der Wellen durch diese gebrochen und es fällt dann der Bern- sein vor der Landung zwischen bin Steinen nieder. Hier tritt das Bern- steinstehen an die Stelle des Schöpfens. Diese Art der Bernstein- sevinnung fann nur bei ganz klarer See betrieben werden. Die Ar- ‘iter fahren zu 4 und 5 in einem Boote in die See und suchen wischen ‘den großen Steinen auf dem Meeresgrunde den Bernstein Bee phen. Der eine Arbeiter sucht dann mit einem Speere den ernstein zu lösen und zu befreien, während der Andere mit dem vor- L altenen Käscher den der unteren Een, (Sucht) n

ein auffängt. Käscher und Speer sind an 10 bis 30 Fuß langen Stangen befestigt; die Speere haben eine halbmondförmige oder drei- pft eiserne Sdärfe von 3 bis8.8 Sal Dre und 3 Zoll Länge. Die Käscher haben 6 bis 8 Zoll im Durchmesfer. Das Boot liegt in der egel ganz uuf der Seite, und die mit den Speeren und irbeitenden Leute liegen häufig mit dem Oberkörper ganz auf dem

asserspiegel.

dleswig - Holstein

S ralsund bis Memel allen andern Küsten voran.

ern

Etwas abweichend hicrvon wird die Stecherei in der Gegend von Brüsterort betrieben. Auf einer Fläche, welche sich längs des Nord- strandes von Brüsterort etwa 3- bis 400 Schritt breit und 600 Schrit lang gegen Osten erstreckt, scheint in 15 bis 30 Fuß Meerestiefe eine reiche Bernstein - Ablagerung vorhanden zu sein. Es handelt si hier also nit sowohl darum, den durch die Stürme angetriebenen Bern- stein zu gewinnen, sondern man beutet jene im Meeresgrunde bekannt gewordene Bernstein-Ablagerung aus. Hier kann man also bei nicht gan flarer und ruhiger See arbeiten, weil man sicher ist, unten Bern-

ein zu finden. Die hier in Menge vorhandenen großen Stcinblöke werden zunächst mit großen Haken gelockeri und odann mit cincr großen Zange und angelegten Flasbenzügen und Winden auf ein Floß ge- hoben , welches sie fortschafft. Demnächst wird der Meeresgrund, welcher von den Steinen bedeckt war, mit den Käschern ausgebeutet.

__Da der Stein von Brüsterort ( Riffstein oder Reefstein ) wegen ne Farbe, Reinheit und Festigkeit besonders geschäßt ist, und

ie Ablagerung dauernd ihren Ruf der Reichhaltigkeit bewährt, at man wiederholt daran gedacht, dieselbe in größerem Maßstabe durch

agger , Taucher und Taucherglocken auszubeuten. Bagger und Taucherglocken haben sich bis jeßt verboten und es is} sehr fraglich, ob sie jemals Anwendung finden werden, da kein größeres Fahrzeug hier bei bewegter See geborgen werden kann.

__ Dagegen sind wiederholt Versuche mit Tauchern gemacht worden. Die früheren mißlangen, während die augenblicklich wieder durch zwei französische Taucher in Brüsterort, welche der Pächter der Stecherei bei der leßten Weltausstellung in VYaris fnguaiet hat, vorgenomme- nen Versuche guten Erfolg haben, so daß eine Vermehrung der Taucher in Aussicht steht.

Zu diesen vielleiht seit Jahrtausenden betriebenen Gewinnungs- arten des Schôöpfens und Stechens is nun in den leßten Jahren eine dritte hinzugetreten, die Baggerei im Kurischen Haff.

Zur Offenhaltung der Fahrstraße von Königsberg oder Kranz nach Memel waren auf dem Kurischen Haff von Seiten der Regierung Bagger stationirt, mit welchen gelegentlih auch Bernstein aus dem Hafsgrunde zu Tage gebracht wurde. Dies veranlaßte die Firma Becker und Stantien in Memel, von der Königlichen Regierung gegen Uebernahme der Verpflichtung, diese Fahrstraße offen zu erhalten und gegen Pacht das Necht der Bernstein -Gewinnung im Kurischen Haff zu erwerben und dieselbe in großem Umfange zu betreiben. Es sind bei Schwarzort auf der Kurischen Nehrung neun Dampfbagger und drei Handbagger ungefähr sechs Monate des Jahres hindurch Tag und Nacht mit der Bernstein-Gewinnung beschäftigt. Eine große Arbeiter- Kolonie giebt 600 Arbeitern in der Woche Obdach. Maschinen-Werk- statt, Schiffszimmerplaß, Hafenanlagen, Magazin- und Lagerräume u. f. w. {l ¿den ih an dieselbe an und der Erfolg des Unternehmens war ein bedeutender, denn es werden ungefähr 73,000 Pfd. Bernstein im Werthe von gegen 180,000 Thlr. in einem Jahre ear. ies wäre pro i etwa 400 Pfd. im Werthe von 1 Thlrn. Die Kosten sind allerdings auch bedeutend und die Unternehmer müssen ein großes Anlage- und Betriebs-Kapital verzinsen und amortisiren.

Versuche , eine ähnliche Baggerei im Frischen Haff cinzurichten, aben theils wegen zu bewegten Wassers in der Nähe des Pillauer

ief’'s, theils wegen zu geringer Ergiebigkeit der Ablagerung aufge- geben werden müssen.

Statistische Nachrichten.

Nach einer im Amtsblatt der Königl. Regierung zu Potsdam veröffentlichten Uebersicht waren im Jahre 1867 im Departement des Königl. Kammergerichts in erster Jnstanz 221,784 Civil- prozesse (d. h. summarische, Mandats-, Jnjurien- und Bagatell- prozesse) bei denjenigen Gerichten anhängig, an deren Sißen Schieds- männer angestellt sind. Die Zahl der von den Schied8männern ge- stifteten Vergleiche belief sich auf 5783, oder 2,7 pCt. der angestellten Civilprozesse. Im Jahre 1866 waren 214,421 Civilprozesse, 7363 oder 3/4 M weniger als im Jahre 1867 anhängig gewesen. Das Dae Stadtgericht woar bei den Civilprozessen des Jahres 1867 mit 151,630 oder 70 pCt. betheiligt, 1411 oder nahe 1 pCt. mehr als im Jahre 1866. Bei den Schiedsmännern in Berlin waren im Jahre 1867 8226 Sachen anhängig gewesen, 6 pCt. der Civilprozesse, von denen 3033 oder 37 pCt. durch Vergleich, 1030 durch Zurütreten der Par- teien erledigt und 4153 dem Richter überwiesen wurden. Bei den Gerichten resp. Kommissionen zu Schwedt, Oderberg, Bernau, Span- dau, Wittstock, Charlottenburg, Beeliß, Treuenbrießen und Sandau betrugen die von den Schied8männern herbeigeführten Vergleiche nahe an 10 pCt. der Civilprozesse oder darüber; in Friedland N. L. ist bei L Prozessen kein einziger schiedsmännischer Vergleich gestiftet worden. | i

Nach dem im Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Lieg- niß veröffentlichten Tabellen betrug der Viehstand im Regie- rungs-Bezirk Liegniß am 3. Dezember 1867 1) 59,042 Pferde, 3021 oder 5,12 pCt. mehr als am 3. Deer 1864, 2) 3 Maulesel, 3) 90 Esel, 4) 390,227 Stück Rindvieh, 1 (652 oder 2,66 pCt. weniger als in 1864. Von dem Rindvieh waren 242/542 Stück Kühe, 37,008 Stück Ochsen, 5276 Stck. Bullen, 104,901 Sick. Jungvich, 5) 765,512 Stück Schafvich, 67,215 oder 807 pCt. weniger als in 1864. Unter den Schafen befanden sich 440,627 feine. 6) 128,239 Schweine, 3821 oder 2,98 pCt. mehr als in 1864, 7) 60,241 Ziegen, 8756 oder 14/53 pCt. mebr als in 1864; 8) 89,673 Hunde und 9) 52,945 Bienenstöcke,/ 11,305 oder 21,35 pCt. mehr als 1864. Der Bestand an Rindvich

at am meisten in den Kreisen Freistadt (um 11,61 pCt.) und Grüûün-

da (um 10,53 pCt.) abgenommen, der Bestand an Scafvieh am meisten in den Kreisen Bolkenhain (um 15,73 pCt.) Görliß (um 12,47 pCt.), Jauer (um 11,39 pCt.), Landeshut (um 12,97 pCt., Lau- ban (19,67 pTt.), Liegniß (um 12,69 pCt.) und Sagan (um g eas pCt.). Der Bestand an Schweinen hat im Kreise Landeshut um 2,19 pCt. ab-, dagegen im Kreise Sproitau um 11,61 pCt. zugenonunen.

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