1889 / 112 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 May 1889 18:00:01 GMT) scan diff

R

ß den werde. Der Staats-Mini

Q 44441 : um HUNE , Und daß vas ap. 84 „Aufwand wérden erstmals die Mi!

m Mitte p da 9 z A L E wee A an cänem

ullehrerseminare;

für Pfarrvikare, um für

: ‘des Kirchen- und Schul- erwidert, daß ! tte um Berufur

ende Erlaubni!

der Verwaltungsrath von Lehrfrauen wieder

das Ministerium daher nicht in

die evangeli s{hulen“

Bitte eine En du treffen. d lisGen Volks il gefordert zur alljährlichen Ver- |

ogie

ferner für Taggelder dieselben sodann den l)

der Schull had ads in welchen der Konferenzdirektor mit den

ämmtlichen ständigen und unständigen des Bezirks viermal im Jahr zu päda ) didaktische Berathungen und A TRMUREE De und die jeweils in

den der Schult sproheèn und dur praktische werden, obligatori})ch machen

Vordergrund des öffent

gogischen und didaktischen n Juteresses gerückten Fragen

hnik und überhaupt des ganzen Schullebens be-

Demonstrationen O BEUR zu können. Schnaidt tadelt

die Stellung der Lehrer untér die Aufsicht der Geistlichkeit. Das Streben der Lehrer unter fahmäßige Aufsicht gestellt

zu werden, sei ein bere{htigtes. die neuen A en entgegen D Ï daß

abe.

Diesem Streben ständen aber

: dieselben feien übrigens ein die seitherige Einrihtung fi{ nicht bewährt Ein se{ch8wöchiger Besuh

eines Séhullehrerseminars

würde die mangelnde Fahkenntniß niht erseßen, fondern nur

den héuhlerishen Schein von solle Pud Beispiel von Baden,

en und Sa@Wsen nahahmen,

esen und, hervorrufen. Man

und die S@hulaufsi@ht solchen Lehrern übertragen, welche dur

aufsiht geeignet seien. re{ht der Lehrer zur Sprawhe.

eine gut bestandene Prüfung nahweisen, daß sie zur S@hul- § D Gröber bringt das

Züchtigungs- Dur Urtheil des Reichsgerihts

vom 29. September 1881 fei ausgesprochen, daß es kriminell

fern Jei, wenn die

üWhtigung in wissentliher Ueber-

hreitung der Züchtigungsbefugniß vorgenommen wurde und eine Störung des körperlithen Wohlbefindens zur Folge hatte.

Dur die hierdur in ein für die Lehrer sio

Dieses Urtheil stehe einer strengen X egen ihren Lehrer wegen Hand-

Kinder vor Geritht Zeugni

eingeführte

Bark Praxis sei die Sathe geährlithes Stadium getreten. ulzu@ht entgegen. Wenn

lungen abgeben müßen, die alltäglith sind, werde die Autorität

des Lehvers aufs tiefste geschädigt.

Regel folhe Bagatellen , dazu a

m: disziplinarish

werden. Er bitte den .

ex Verhältniß stehe; erügt, nicht

Die Fälle seien in der

der strafkammerliche folhe Dinge gerihtlih verfolgt nah dem

daß

Kultus-Ministex,

Vorgang des preußischen O alle Detail- bestimmungen über die Grenzen des Züchtigungsrehts auf-

en.

Prälat Dr. von Merz wendet fh gegen

naidt.

: BAL E Schulwesen habe unter der geistlichen

Feinen

haden erlitten; Lbensowenig habe dieser

Zustand den Lehrern zum Naththeil gereicht. Er weise die Be-

hauptung zurü, als handle s fih 1 2 | Libattagelisten der Geistlichkeit; niht herrshen wollten die Tondern dienen, mitdienen an dem großen Werke der g. Nußbaumer ist mit den Aeuzerungen Gröber's D. Be, Bea R er die Bitte an die Regierung, nische i igung der Volbasch

Geistlichen

Wolkserzi

Eee:

hulle! db seines der Frag Pi gr th. Haußmann e geistlichen Mncsihtoredes e ocucl qua rag ed naidt's. Der neuen

EGrigenz des Etats trete er e no weiter hinausgesthoben.

ier um Befriedigung von

B unterstütze ifte mehr als schule herbeizuziehen. Die großen

genz die Reform würde dadur it den 2700 M könnten die Geist-

liéhen do nicht auf einmal zu Fahmännern herangebildet werden. Dur die Konferenzkosten würden die Gemeinden jährlih mit

70000 Æ belastet; das seien die Konferen die Belehrung sei immer diejelbe und drehe

“nicht werth; stets um die-

Felben Punkte herum. Was das E recht betreffe, fo

ftelle €r fi ni

rets sei unter Strafe gestellt.

auf Seiten der

e Reichsgerichts-

TET. Wer hier

praxis Jei die richtige, nur cine wissentlithe Uebers&reitung des Züdhti

dawiderhandle, werte billigerweise dafür zur Verantwor-

tung gezogen. äußert fich zunä&hs| über die der Lehrer. Das Reichsgericht

Staats - Minister Dr. von Sarwcy

Frage des Züchtigungsrechts Jei davon ausëgegangen, daß

jede Bestimmung über die Grenzen des Züchtigungsrehts den

Lehrer verpflihte, innerhalb

elben si zu balten, und daß

die dieser Bestimmungen, weil das Züch-

tigungsreht dem Lehrer nur inner eine

g im

r gegebenen Grenzen inne des Strafgeseßbuchs

ei. Zufolge einer Kommunikation mit dem Justiz-Ministerium

eien die Staatzanwêälte und

worden, daß die Kültministerial-Verfügung von 1880

eine Jnstruktion, ein Rath an der Aufsichts nit “aber die t habe, 4

Gerichte darauf hingewiesen nur

die Lehrer sei, vom Standpunkt

örde, die bezeihneten Grenzen einzuhalten,

prinzipiell dem Züchtigungsrecht

des Lehrers objektive Schranl Qügitt einige Zeit-Erfolg zu ngs

fen zu ziehen. Nachdem dieser haben jchien, habe sih neuer-

bei den Gerichten die Auffassung wieder mehr Bahn ebrochen, daß jede Nichteinhaltung der im Normativ gegebenen Léraoton des Züchtigungsrehts dann, wenn au nur die

geringste Körperverlezung 2c. damit verbunden ist, eine straf- are Ueberschreitung des Züchtigungsrehts sei. Durch eine

Aufhebung der bestehenden Verfügun Folgen, welche an ‘das reichsgerichtli geknüpft werden, © vermieden,

Gerichtspraxis

würden wohl die Urtheil durch die andererseits

aber auch jede Disziplinarbeshränkung des Züchtigungsrechts

3 Uung vie Mabregel der

ein

S A elbe a p e (A E f Siulaufitt-

; cinmal daß

.

n weit {

dig sei, eine

sen, j nige d, daß die Meh n der Umstand, ie Mehr- fasse,

Ee sen, f [fa fm f ren, denn

ei, werde wohl

L beseiti Z E sprede er, eseitigt. us, undd : E: Mleanoative ir r

württem des

gehalten hat.

li e er_sih auf quel Bemerkungen be-

q die Fra bst - Fr

j { h L ¿‘od L er Laube nit, daß jei, eine so wei

| gestellt, eobachten, welche bung des Normativs in ischen Verfügung liege Schulsiandes, insosern der- Verantwortung gedeckt ist, b der Bestimmungen über Frage

Schul t dur führe

age zu erörtern. ente 5e Geijtlihen die - seien. Wer. sollte liber

cine Aufsicht und zwar eine Me eiten. Da leibe nur

Lehrern

J

alige Bolte die Aud dur

4 S

Ortsvorsteher. Er bezweifle, daß die Lehrer

Pte lter aut ebenso die sähen, wenn “sie laufsidt be immen. Wenn aber den Geistlichen die Shulaufsicht zu belassen sei, so sei es wünschenswerth und nothwendig, daß sie sich au möglichst viele Kenntnisse im Volksschulwesen aneignen, daher si die Begründung déx z ganz von selbst ergebe. Ueber den Antrag Schnaidt en Ablehnung der Mehr- exigenzen, der AufsiGt über die Volksschullehrer und wegen der I wird in dex näGhsten Sizung abgestimmt wer

Aus Nizza, vom 9. Mai, meldet „W. T. B“: Der König und. dié Königin von Württemberg sind heute, Vormittags 10 Uhr, na Ventimiglia abgereist, von wo si Jhre Majestäten mittels Sonderzuges nach Stutt- ga rt begeben.

E S g-Gotha. Coburg, 10. Mai. (W. T. B.) Prinz Alfred, Sohn des Herzogs von Edinburg, ist mit Ck S@{chwesterkn gestern Abend aus England hier ein- getroffen.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 8. Mai. (Lds8.-Ztg. f. Els.-Lothr.) Die Bezirksvertretung - des Bezirks Lothringen ist zu einem außerordentlichen Bezirkstage be- rufen worden, welhex am 27. Mai eröffnet und spätestens am 29, Mai geschlo en werden wird.

Met, 9. Mai. (W. T. B.) De Statthalter, Fürst Hohenlohe, ift heutè Minas in Begleitung des Staats- selretärs und der Unter-Staats\ekretäre sowie nahezu fämmtliher Mitgliedèr des Landesauss{chusses miltels Extrazuges ‘hier eingetroffen. Am Bahnhofe waren zum Empfange der Gouverneur, die Spizen dex Civil- und Militärbehörden und dex Gemeinderath anwesend. Die Stadt wax festlich mit Flaggen geschmückt. Nach der Begrüßung exfolate die Fahrt nas der Kathedrale, welhe unter Führung des Dom-Baumeistèrs Tornow eingehend besihtigt wurde. Sodann wurde im Stadthause ein von der Stadt dargebotenes g eingenommen, an welchem 130 Personen theilnahmen.

ährend desfelben brate der Statthalter den ersten Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus, untex Adi de gen Regierung er zum ersten Male die Stadt Meß besuche. er Toast wurde von dex Versammlung enthusiasti\ch auf: genommen und. sodann stehend die Nationalhymne gesungen. Darauf ergriff der Bürgermeister Halm das Wort, dankte für die Ehre des der Stadt abaestatteten Besuhs und brachte ein Ho auf den Statt- halter und den Landesaus\s{huß aus. Der Statthalter erwiderte mit einem Hoch auf die Stadt Meg. Der Präsident des Landesausschusses, S&lumberger, toastete auf den Bürgermeister und den Gemeinderath. Der Gouverneur, General der Jnfanterie von Oppeln -VBronikowski, brachte cin Hoh auf Elsaß-Lothringen aus, das mit so viel theuecrem Blut gewonnen und für immer wieder mit Deutsch- land vereinigt sei.

H. Mai. (W. T. B.) Zu dem Fonds für das dem Kaiser Wilhelm k. in Meß zu errichtende Denkmal ane von dem Statthalter, Fürsten Hohenlohe, 10000 M bewilligt.

F 4

Oesterreich-Ungärn. Wien, 9. Mai. (W. T. B.) Der neu ernannte ameriktanishe Gesandt@, Oberst Grant, ist heute früh hier eingetroffen.

Pest, 9. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus hat heute den Gesezentwurf, betreffend den Dispositions- fonds, genehmigt. Bei der Debatte darüber machte der Abg. Pazmandy der Regierung zum Vorwurf, daß Ungarn in der Pariser Ausstellung einen kleinen und unansehnlichen Raum einnehme. Der Minister-Präsident von Tisza erwiderte darauf, daß die Regierung, da sie sich offiziell nit an der Pariser Ausftellung betheiligt habe, dabei auch keinen weiteren Einfluß habe ausüben können. Wenn in Frankreih das russishe Getreide dem ungarischen vorgezogen werde, so sei dies die Folge der allgemeinen Lage und nicht feiner vorjährigen Aeußerungen. Er könne vecr- fichern, daß französisches Kapital heute in ebensolhem Maße Placirung in Ungarn su®e wie vordem.

G ritannien und Jrland. London, 9. Mai. (A. C.) Der Prinz von Wales entgüllte gestern Nach- mittag in der Londoner Universität in Burlington- gardens, in Gegenwart einer ebenso zahlreichen wie eleganten Versammlung, ein Standbild der Königin, welches zum Andenken an das Regierungsjubiläum der Monaríin sowie an das Jubiläum der Universität im Jahre 1887 errichtet worden is. Die Statue ist aus weißem Marmor von dem Bildhauer Boehm gefertigt und stellt die Königin in der Krönungsrobe und mit der Krone auf dem Haupte dar, während sie die Gründungs- urkunde der Universität in der reWten Hand hält. Die Figur steht auf einem Sockel aus grauem Granit und hat in einer Nische auf der großen Freitreppe des Universfitätsgebäudes einen passenden Plaz gefuuden. ieh ; Herzog von Edinburg ist in rascher Wieder- genesung begriffen von dem Tropenfieber, welches er sih in Malta juzog, und im Stande, täglih einen Spaziergang in den Anlágen von Clarence House zu machen. Zur Kräftigung feinér undheit wird fi der Herzog zu Ende dieses Monats ip andi nah dem Festlande oder nah der Südküste Etiglands en.

9. Mai. (W. T B.) Das Oberhaus lehnte ute mit 147 gegen 120 Stimmen in zweiter Lesung“ die ill ab, wonach die Ehe eines Wittwers mit der

Schwester seiner verstorbenen Frau als legal ange- sehen werden soll. i Jn der heutigen Unterhaussißung erwiderte der Unter-Staatssekretär Fergusson auf eine bezüglihe An- frage: die egyptische Regierung könne ohne Zustimmung der Mächte keine Anleihe zur Tilgung der privile- irten Shuld machen; bis jet habe dieselbe den Mäghten eine Vorschläge über die angeregte Anleihe und ihre Stellung hinsihtlih der anderen Obligationen gemacht. eich. Paris, 9. Mai. (W. T. gra it -Caxnot empfing heute Morgen den Aumale, der ihn wegen des glüclichen Perrin'’shen Attentats ü ste. u dem voa dem Prâfidenten Carnot aus Anlaß der Ausstellung gegebenen Diner waren 180 Personen geladen.

Der Gouverneur der reen Niederlassungen in Fndiew, iq uet, ist an Stelle Richaud's zum General- duvérneur von Jndochina ernannt worden.

Ds und Polen. St. Petersburg, 10. Mai. W. T. B.) Der Käiser hat dem Ea Prinzen

risugawa den Alexander-Newski-Orden ver- liehen. Dex Prinz ist gestern Abend nach M o ska u abgereist.

JFtalien- Rom, 9. Mai. (W. T. B) Jn der Deputirtenkammer wurde heute der Antrag Mussi's und anderer Mitglieder der äußersten Linken: die Einleitung einex parlamentarischèen Enquête übér die Ver- waltung des Kriegs-Ministèériums in Erwägung zu nehmen, auf dei Antrag des Kriegs-Ministers und des Minister-Präsidenten Crispi in namentlicher Abstimmung mit 278 gegen 33 Stimmen abgelehnt.

(W. T. T.)

Griechenland. Athen, 9. Mai. Die Königliche Familié ist heute Morgen von Syra zurück- gekehrt; dex Kronprinz ist nah Homburg abgereist.

Rumänien. Bukarest, 9, Mai. (W. T. B) Der „Agéncèé Roumaine” zufolge ist das hier und auswärts ver- breitete Gerücht von dex Einstellung dex Befestigungs- arbeiten darauf zurückzuführen, daß die Arbeiten einige Tage aufgeshöben worden sind, bis auch dèr Senat die weiteren , von dex Kammêx bereits bewilligten Kredite votirt g Das Gerücht, dexr Metropolit und Primas von Rumänien, Josep, wolle in Folge eines Zwischenfalls mit dem Unterxichtée-Minister zurüccktreten, wird von der „Agence Roumaäine“ füx unrichtig exklärt mit dem Hinzufügen : es seien ledigli} Gesundheitsrütsichten, aus welchen der Metropolit si zurüllzuziehen wünsche.

10. Mai. (W. T. B.) Anläßlih der Fnspizirung des 3. Regiments, welhem dex Thronfolger angehört, hielt der König heute eite Ansprahe worin er seine Be- friedigung darüber ausdrückte, daß der Thronfolger in diesem Regiment in das rumänishe Militärwesen eingeführt werde. Dex König sprach ferner seine Ueberzeugung aus, daß sih das Regiment dieser Auszeihnung würdig zeigen werde.

Bulgarien. Sofia, 9. Mai. (W. T. B,) Morgen früh werden sih die Minister und eine Anzahl eingélädener Per- sonen mittelst Extrazuges nah Yamboli und von dort nach Buvrgas begeben, um dèm Beginn der Arbeiten an dex Eisenbahn Burgas—Yamboli beizuwohnen. Prinz Ferdinand wird übermorgen dorthin abreisèn. Jn dem Prozeß gegen die Räuber, welhe im vergangenen Jahre in der Nähe von Bell ova ihr Unwesen trieben, wurden 5 Angeklagte zum Todè verurtheilt und 14 freigesprochen.

Afrika. Ein Telegramm des „Reuter schenBureaus“ aus Zanzibar, vom 9, Mai, meldet: Hauptmann Wiß- mann griff gestern mit seiner Streitmacht Bushiri's Lager bei Bagamoyo an, das von 600 Mann vertheidigt wurde. Nach scharfem Kampf wurde das Lager völlig zer- stört. Wibina verlor 80 Todte und 20 Gefangene; auf Seiten Wißmann's sind etwa 40 Schwarze getödtet, mehrere weiße Offiziere und Mannschaften leiht verwundet. Bushiri entkam; wie verlautet, hätte derselde das Lager vor dem Angriff verlassen.

Ein weiteres Telegramm des „W. T. B.“ aus Zanzibar vom 9, Mai, berichtet: Hauptmann Wißmann hat gestern mit 700 S&hwarzen, E von 200 Marine-:Mannischaften, das befestigte Lager Buschiri's gestürmt. Buschiri selbst ist entkommen ; seine Truppevon 600 Vèann ist versprengt, 80 getödtet, 20 gefangen. Lieutenant z. S. Sghelle („Schwalbe“) und Matrose Foelle („Leipzig“) sind gefallen. Von der Wißmann- \{en Truppe sind Feldwebel Peter und 40 Schwarze todt, Hauptmann Richelmann, Proviantmeister JUih und Stabsarzt Smelzkopf leiht verwundet.

Zeitungsfstimmen.

Jn einem Artikel des „Düsseldorfer Anzeiger“, übershrieben : „Nah den Reichstagsferien“, heißt es :

Wir babea es |chon zu wiederholten Malen erlebt, daß eine größere Ferienpanis, welde den Gang der Arbeiten unterbriht, sib für ein Gesctgebungswerk recht wohlthätig erweist. Dem Bannkreis der Fraktion entrüdckt, den praktishen Erfordernissen des Lebens un- mittelbar gegenübergeitellt, gewinnt der Abgeordnete aus der Berührung d beimatblihen Erde beimathlihen Ver- bältnifin nicht rur neue geistige vnd fkörperlihe Lebens- kraft, sondern aub die Unbefangenheit feines Urtheils, wird der Fefteln ledig, welde eîne mehrmonatlihe par- lamentarisie Arbeit ihr unwillkürlich auflegt. Hoffen wir, daß ‘die]e Erfahrung früherer Sessionen fich auch an der großen, noch zu lösenden Aufgabe der jeßigen Session: der Alters- und Invaliditätsversiche- rung bewähre, auf deren Gelingen nicht nur die hunderttausend Mens@&en warten, für welche die Alterêrente fofort in Geltung und Wirksamkeit treten ‘würde, sondern die auch unstreitig zum Seaen aus\{lagen wird für eiwa 12 Millionen Arbeiter nebst ihren An-

härigen, wie auch für die ganze gesellshafilihe und staatliche rdnung.

Wohl karn man aus den Reihen der „freisinnigen“ Gegner hôóren bald, daß das Gesey nichts weiter als eiae nene Art der Armenpflege, bald, daß es zu sozialistish sei, zwei Auffassungen, welche einander autscließen. Zu diesen Gegnern haben sich andere gesellt, welde befrchten, daß die Lardwirthshaft, namentlih der östlichen Provinzen, die damit verbundenen Lasten nit nagen könne, und es ist ihnen gelungen, auf landwirthscchaftliGen Versammlungen Reso- lutionen in ‘diesem Sinne herbeizuführen, Aber diefen PYeso- lutionen fstebhen andere gegenüber, welhe sich wie die der pommerschen böfonomischen Gesellschaft bereit er- fiären, die dur das ‘Gese der Landwirthschaft auf- erlegten Laiten übernehmen zu wollen. Die beiderseitigen Ansfassun en innerhalb der fonservativen Partei sind in der Presse vom Grafen Mirbach und dem Grafen Uèo zu Stolberg-Wernigerode verfochten worden, wobei der Leßtere die beachtenswerthe Erklärung abgab, pas, wenn das Gesey der Landwirthschaft Lasten auferlege, es die Pflicht eines konservativen Großgrundbesiters sei, hierin mit dem Beispiel patriotischer Opferwilligkeit voranzugehen. Die deutsche Landwirthschaft weiß, daß unsere Regiérung, deren Bestreben seit 190 Jakren uner- müdlih g die Verbesserung der lagdiwirthceftlihen WPerxhôältaisse gerichtet ist, ten Grundbesißern, den kleinen reie den roflen nit Opfer ansinat, welche das landwirtbschaftli&e Gewerbe irgend erheblich erschweren oder gar lähmea fögntei, denn die Landgirthschaft ist ia Krieg und Frieden der Träger unseres deutschen -Staatölebens, ‘Das Geseß würde weder bei dem Kaiser, der das baldige Zu 1anpetammen desselben auf das lebhafteste wünscht, noch bei den Räthen der Krone, die ja zum Theil selbst Grupdbesiver find und die Verhältnisse aus persönlicher Kenntniß und Erfahrung zu beurtheilen vermögen, ein so watuies Inftèresse gefunden haben, weno damit eine icbsäe Le

r a

mit der und den

fertigte Befürchtung der dauerudén Schädigung landw lier Interessen verbunden wäre. Cine Erletbtceung A dbl der âllgemeincn Lebensverhältnisse der olfés

breiten ihten

kann ja nur wohlthätig auf die Landwirthschast zurückwirken, welher jede Steigerung der nationalen Konsuwmkraft zwéeifel- [os 4 ute kommt Aber auch andere Befürchtungen, wie binsi ti des Verhältnisses des Gutsherrn zu seinen Arbeitern, \{einen zum Mindesten erheblih überttieben, denn es bleibt dem Gutsherrn, auch wenn die Alters- und Invalidenrente dem Arbeiter das Nothdürftigste gewährt, doch noch ein weites Gebiet offen, auf il etwai persönlichen Beziehungen seiner Arbeiter zu ibm zu estigen vermag.

Deutschland i} mit der sozialpolitishen Gesetzgebung bahnbrehend borange angen, kein freindes Geseß konnte unsern Geseßentwürfen als Beispiel dienen, die andern Nationen blicken auf uns, um von unserer Erfahrung zu lernen. Es konnte keine des deutshen Namens würdigere Friedensarbeit geben, als diejenige, welche durch die Botschaft von 1881 inaugurirt wurde und nun dur die A erung eine wesentlihe Erweiterung erhalten soll. Die Nation ist berechtigt, zu erwarten, daß der Reichstag seine ganze Kraft für die Vorlage einseßen und sie in den kommenden Wochen so zum Abschluß bringen werde, wie es unserm Ansehen vor den Völkern der Erde und den der Erfüllung harrenden Erwartungen unseres eigenen Volkes entspricht.

Zu den Arbeitseinstellungen im rheinish-westfälishen Kohlenxevier benierkt die E E Zeitung“:

Es is} sehr begreiflih, wenn die Arbeiter von dem jeßigen guten Geschäftsgange dèr Kohlenbergwerke Nußen ziehen wollen, Die Wen werden {hnen avch zweifelsohne Zugeständnisse mahen.

rößtentbeils halten sie das {on vorher gethan, und gerade im Bochumer Bezirk war das ges{hehen, während in anderen Bezirken, wo heute noch. kein Ausstand stattfand, die Löhne zum Theil auf dem früheren niedrigen Stand geblieben waren. Daß ein Pee in der theueren Gegend hier auch als Arbeiter 3 bis

A täglich zum Unterhalt n brauht, bedarf freilich keines Be- weises; doch muß andererseits berücksihtigt werden, daß die ver- heiratheten seßhaften Arbeiter in den Zechenhäusern billig wohnen und mit ihren Familien elwas Landwirthschaft betreiben können. Schließlih darf man, um die sittlibe Bedeutung der Bewegung rihtgg zu würdigen, niht übersehen, daß die Bergleute sih, Angesih18 der maßlosen Preistreiberei der Berg- werképapiere an den Börsen und Angesichts der von den Börsen- spielérn in Aussit gestellten hoben Erträgnisse der Bergwerke für das laufende und die folgenden Jahre, des Gefühls \{wer erwehren können, daß die Loose zwishen ihren und den jeßigen Eigenthümern der Bergwerke doh zu ungleih vertheilt seten, Im Uebrigen berrscht allgemein die Meinung, daß dte eden die gestellten Forderungen wohl erfüllt hätten, wenigstens der

ehrzahl nach und soweit sie sih auf die Erhöhung der Löhne be- ziehen, wenn sie ordnungsmäßig gestellt worten wären. Weitergehende Forderungen, namentlich Anrehnung weiter unterirdisher Wege bis n as Anlieferung des Grubenholzes dahin, werden verschieden eurtheilt.

Statistische Nachrichten.

Die Ausfuhr von Eisen uud Eisenwaaren betrug nah den Zusammenstellungen im Märzheft der „Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ in dem Zeitraum vom 1, Januar bis Ende März des Jahres:

1889 1883

Tonnen zu 100 kg netto 63 977 48 682 204 188 178 104

268 169 226 786, 32 464 26 806

Bruch-, Rohe und Luppeneisen, Ingolts 2c. Eisenwaaren auésschließlich der Maschinen zusammen

Eingeführt wurden dagegen :

Bruch-, Roh- und Luppeneisen, Ingots 2c. Eisenwaaren ausschließlich der Maschinen 10 943 10 158 zusamwen . ., 43 407 36 964,

Bei der Ausfuhr und Einfuhr von Eisen und Eisen- waaren hat demnä im Vergleich zum korrespondirenden Zeitraum des Vorjahres eine Zunahme von 41 379 t bezw. 6443 t stattgefunden. Die Einfuhr speziell von Roheisen ift von 36664 t auf 50 876 t, die Ausfuhr von 25019 t auf 297861 t gestiegen. An dieser Einfuhr ist Großbritannien mit 27497 t, Schweden mit 744 t und Oesterreih-Ungarn mit 215 t betheiligt. Außerdem gingen von den deuishen Zollausshlüssen 494 t, von Belgien und den Nieder- landen 765 t, von sonstigen Ländern 45 t ein. Bei der Ausfuhr von Eisenwaaren zeigen einige Artikel eine mehr oder minder erhebliche Zunahme, andere eine belangreihe Abnahme. Zu den ersteren gehören : Eck- und Winkeleisen (+ 1626 t), Cisenbahnlaschen, Unterlagsplatten und Schwellen (+ 1834 t), Eisenbahnschienen (4+ 7160 t), \{chmied- bares Eifen in Stäben (+ 15292 H, rohe, au abgeschlifene Platten aus s{miedbarem Eisen, sowie Eisenblech (+ 1955 t), Eisendraht (+ 305 t), Federn, Achsen, Radeisen, Radkränze, Räder 2c. zu Eisenbahnwagen (+ 2370 t), gewalzte und gezogene Röhren (+ 475 t), Drahtstifte (4 1959 t) und feine Eisenwaaren (+ 585 t); zu den leßteren dagegen: Radkranz- und Pfl«g\chaareneisen (— 2925 t), ganz ge Eisengußwaaren und grobe Eisenwaaren (— 4275 t), eiserne BrüdLen und Brüdckenbestandtheile (— 333 t). Insbesondere von

isenbahnschienen wurden im freien Ve:kehr 25 348 t, außerdem im

eredlungsverkehr 1813 t ausgeführt, gegen 18 188 t bezw. 1313 t im entsprehenden Zeitraum des Vorjahres. Bet der Ein- und Aus- fuhr von Lokomotiven, Lokomobilen und Maschinen ohne Unterschied ist eine wesentlihe Zu- oder Abnahme nicht bemerkbar; erstere betrug nämlich 9086 t gegen 9091 t, leßtere 18354 t gegen 18428 t im entsprebenden Zeitraum des Vorjahres. Im einzelnen ist bei der Aus- fuhr von Lokomotiven und Lokomobilen ein Ausfali von 1400 t be- merkbar, der jedoh seine Ausgleihung durch eine Zunahme der Näh- maschinenausfuhr um 335 t und eine Zunahme der Ausfuhr anderer Majchinen um 991 t findet. Was die Ein- und Ausfuhr von Eisenerzen anlangt, so ift erstere von 254684 t auf 255 436 t, leßtere von 498 523 t auf 536 042 t gestiegen.

___— Den im „Centralbl. d. Unterrichts-Verwaltung“ veröffent- lihten Nachrichten über die im Jahre 1888 abgehaltenen vier- wöchentlihen Turnkurse für im Amt stehende Volks- \chullehrer zufolge nahmen an denselben im Ganzen 93 Lehrer Theil, und zwar in den einzelnen Provinzen : Brandenburg (Seminar pu Köpenick) 23, gann (Pyriß) 22, Schleswig-Holstein (Sege-

rg) 23, HessewNassau (Usingen) 25. Im Alter von unter 25 Jahren [gen 17, im Alter von über 50 Jahren 2 (in Segeberg), von 45 is 50 Jahren 4, von 40 bis 45 Jahren 8. Von den 93 Theil- nehmern hatten bisher noch keinen Turnunterriht erhalten 9 (8 in Pyrig, 1 in Usingen). An dem Kursus nahmen Theil 13 mit fehr gutem, 51 mit gutem und 29 mit genügendem Erfolg.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 28. April bis inkl. 4. Mai cr. zur Anmeldung gekommen: 440 Ghescbließungen, 937 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, §10 Sterbefälle.

Kuust, Wisseuschaft uud Literatur.

Strafreht und Strafprozeß, Eine Sammlung der wichtigsten, das Strafreht und. das Strafverfahrcn betreffenden Ge- eze. Zum Handgebrauh für den Preua gen Praktiker erläutert und ; Guan gen ie Bullen" Bari Velen ban D Me e me ¡und verbesserte Auflage. Berlin, Verlag von H. W. Muller (gebunden 7 4). Je me x bie reldgerihtlihe Judikatur, deren Ver- ertouns in dem Kommeutar unerläßlich is, anshwillt und je größer die Zah der ese ird, welche dem Kriminglisten in der täglichen gar g unen rlii d, um so { eH0er wird bei jeder neuen

uflage dieses Buches die Lösung der Aufgabe, den Inhalt desselben den Anforderungen des Praktikers entsprechend zu vervollständigen, ohne die Grenzen eines bequemen Handbuches zu Rer ren, Um dieser Schwierigkeit zu begegnen, sind in der gegenwärtigen Auflage die

Strafbestimmurgen dcs Impsgeseves und des Patentgesetzes, sowie das Gesey, betr. dén Spielkattenstempel, und einzelne Stücke des Anhangs (die eie über die Zustellungen und die Auf- edes der Forstdiebstahlsverzeichnisfe) nicht wieder zum Abdruck ge- racht worden, weil diese Bestimmungen verhältnißmäßig wenig zur Anwendung gelangen und bezw. ihre Bedeutung für den Praktiker keine besonders erhebliche ist. Der hierdurch gewonnene Raum ist in erster Linie dem Komméztar zu Gute gekommen, welcher bezüglich aller Gesegze vervollständigt und erheblich erweitert worden is ; so- dann aber haben auch noch das Gesep gegen die gemein efährlichen Bestrebungen der Sozialtemokratie vom 21. Oktober 1878 das Gesetz, betr. den Verkebr tit blei- und zinkhaltigen Gegenständen, vom 25. Juni 1887, das Gesch, betr. die Verwendung FITUNTNELD \chädliher Farben bei der Herstellung von Nahrungsmitteln u. \. w., vom 5. Juli 1887, sowie das Gesetz, betr. den Schuß von Vögeln, vom 22, März 1888 Platz finden können. An die Stelle der Ver- ordnung vom %. Juli 1847 ist das Gesetz, betr. das Spiel in e preußischen Lotterien, vom 29. Juli 1885 getreten. Auf die Her- stellung eines korrekten Geseßestertes ist wiederum besonders geachtet worden, und so wird das Buch auh in seiner neuen Gestalt den Kriminalisten und Vertheidigern jawie den Polizeibehörden, Amts- anwälten und Amtsyorstehern trefflihe Dienste leisten.

Der Vogtländische Alterthumsforshende Verein zu Hohenleuben und der Geshichts- und Alterthums- forshende Verein zu Schleiz haben ihren, zv einer Publikation verbunden erscheinenden, Jahresbericht für 1887 und 1888 versandt. Derselbe wurde im Aufirage des Vorstandes von dem Pfarrer M. Dietrich in Hohenleuben herausgegeben und entgält eine ausführliche GesEichte der alten Stadt Weida, von dem dortigen Superinten- denten Walther, mit besonderer Berücksichtigung der alten Kirchen und Klöster der Stadt und a Ver Arbeit sind eine Licht- drucktafel mit der Ansicht des alten Weyda, eine Tafel mit Kirchen- Grundrissen und Details, sowie mehrere Abbildungen im Text beigegeben. Dann folgen der 58, und 59, Jahresberiht des Vereins zu Hohenleuben nebst Verzeichniß der in den Monatsversammlungen pre vi von regem, lofkalwissenschaftlihem Forscbungseifer zeugenden

orträge, Mittheilungen über Personal - Veränderungen in der Mitgliedschaft , Teremgenag der Sammlung und der Bibliothek 2c. Dem dann folgenden Verzeichniß der Mitglieder des Vogtländischen Alterthumsforschenden Vereins zu Hohenleuben stehen als hohe Be- förderer voran: der regierende Fürst Reuß j. L. und der regierende Großherzoa von Mecklenburg-Scchwerin; Vor?tzender is der Amts- rihter Wehrde in Hohenleuben, Stellvertreter R Prof. Dr. Liebe in Gera, Schriftführer Paslor Dietrich in Hohenleuben. Auch der sih anschließende 10. und 11. Jahresberiht des Geshichts- und Alte1thumsforshenden Vereins zu Schleiz, erstattet von defsen Schrift- führer Dr. Berthold Schmidt, bekundet die Regsamkeit, welche diese Gefellschaft unter dem Vorsiß des Landraths Dr. Alberti im Inter- esse der Aufhekllung der sörtlihen Geschichte entfaltet bat.

„Aus der Männerwelt“. Von Arne Garborg. Aus der „Landsmaal“', dem norwegischen Volksdialekt, übertragen von Ernst Brausewetter, Einzige autorisirte deutsche Auëgäbe. Budapest, Ver- lag von G, Grimm. Hie Erzählung \chließt sich an ein von dem- selben Verfasser bereits früher veröffentlihtes Werk „Bauernstudenten““ an, in welhem Lerselbe uns ein Sittenbild aus der norwegischen Hauptstadt bietet. Wer das leßtgenannte Buch gelesen hat, wird sich eires gewissen unbehag!iHen Eindrucks nicht haben erwehren können, denn die in ihm gebotenen Schilderungen sind zum Theil doch allzu trostloser Natur, um erquicklih wirken zu können. Oft erscheiner dieselben so kraß, daß man den Verfasser der Uebertreibung bezihtigen möchte, doch bestätigt ein anderer nordisher Schriftsteller, Nordénsvan in der „Letterstedtske Tidsskrift“, daß Garborg durchaus nur das wiedergiebt, was er der Wirklichkeit abgelauscht hat. Das uns vor- liegende Werk: „Aus der Männerwelt“', in welhem uns der ehemalige Bauernstudent Daniel Braut als Ehemann wieder begegnet, giebt eine wenn möglich noch realistishere Schilderung der sozialen Verhältnisse in Christiania. Es sind eigenthümliche Gestalten, mit denen er uns hier bekannt macht, und man darf wohl annehmen, daß dieselben, selbst wenn sie dem wirklichen Leben entnommen sind, doch zu den außer- gewöhnlichen Erscheinungen gehören. Die Anschauungen, welche diefe „Männer“ über das soziale Leben haben, besonders über die Ghe, eine ter wichtigsten Grundlagen, auf denen sh der christlihe Staat aufbaut, entsprechen doch wohl kaum den in der guten Chriftianenser Gesellshaft lantläufigen Begriffen von/ Sitte und Anstand. Es sind zum Theil sitllih verkommene Gesellen, die hier ihre Ansißten zum Besten geben, und die freie Liebe, welhe von einigen von ihren ge- predigt und auch ausgeübt wird, mag dem Grad sittliher Bildung, den sie einnehmen, wohl entsprechen; derselbe ift aber ein recht niedriger. Die Lebensanschauung, welcher alle hier erwähnten Personen huldigen, ist eine pessimistische und entspricht durchaus derjenigen, welcher wir bei Zola begegnen. Dieser scheia: in allen Dingen das Vorbild für Garborg zu sein; auch bei ihm dies Behagen an der Thätigkeit eines Anatomen, der erbarmungslos sein Werkzeug anseßt und nit eher ruht, als bis er Alles bloßgelegt hat. Auch hier sehen wir die abshreckendste Nüchternheit in der Erzählung, das ängstlihe Ver- meiden alles dessen, was etwas fonniges Licht in diefen grauen un- erfreulihen Nebel werfen könnte. Als Kunstwerk an und für si be- trahtet, nimmt das Garborg'she Buch einen ara niedrigen Standpunkt ein; die Kunstform des Romans ist verschmäht worden, fei es absichtlih, weil dem Verfasser daran lag, nur photograpbis{ch wiederzugeben, was er durch sein noch dazu recht trübes Glas erblidckte, sei es aus Unvermögen; es sind lose an einander gehängte natura- Uns Skizzirungen, an tenen nur sehr wenige Leser Gefcillen finden werden.

_— Die am 11. Mai erscheinende Nr. 2393 dec „Jlluftrirten Zeitung“ (Leipzig, I J, Weber) enthält u. a. folgende Abbil- dungen: Das Denkmal Walther's von der Vogelweide für Bozen: Na dem Entwurf von Heinrich Natter. Hermann Gruson. (Zu feinem 50 jährigen Berufsjubiläum.) Der Tramwaykutscher- Strike in Wien: Attaque der Dragoner auf die Rukestörer vor dem Rothen Hof in Favoriten am 22. April. Die 200 jährige Jubel- feier der Brandenburgischen Dragoner in Schwedt am 24. April: Kaiser Wilhelm 11, an der Spiße des Regiments beim Einzug in Schwedt. Ansicht von Marienbad. (Zweilseitig.) Die für die ostafrikanishe Expedition des Hauptmanns- Wißmann angeworbenen Truppen im Lager bei Aden. Auszahlung des Soldes an die für die ostafrikanise Expedition des Hauptmanns Wißmann angeworbenen Truppen im Lager bei Aden. Wilhelm Ernst Tempel, | am 16. März. Geheimnißvoller Auftrag. Nac) einem Gemälde von F. Stuck. Ansichten aus China, 6 Abbildungen. Aus Ferdinand Hirt's Geographischen Bildertafeln.

Sanitäts-, Veterxinär- und Quarantäneweseu.

Belgien.

Amtlicher Mittheilung zufolge ist die Eine und Durchfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und Schweinen aus Deutschland und Luxemburg nah Belgien vom 8. Mai d. J. ab verboten worden. Ausgenommen von dem Verbot sind Schafe, weiche über Blevyberg nah Antwerpen gesandt, dort geshlahtet und demnächst“ ausgeführ: werden. :

Gewerbe und Handel.

Wie das „Deutsche Handelsarhiv* (Maiheft) erfährt, sei die Lage der Farmer in den Staaten Ohio, Mithi-

an, Indiana, Kentucky und Welt -Finginia im vergangenen

ahre eine sehr ungünstige gewesen. In Folge der immer drückender werdenden Konkurrenz der Farmer der Nordwest-Staaten werde die Bewirthschaftung mit jedem Jahre unlohnender, und viele Farmer seien so verschuldet, dah fe nur für ihre Gläubiger arbeiten müssen. Au Arbeitern sei durchaus kein Mangel, und în der Industrie habe sogar nur ein Drittel der angebotenen Arbeitskräfte für aht Monate im Jahre Beschäftigung finden können. Viele der aus Deutschland cingewanderten Arbeiter fsollen ih daher vergeblih nah einem Ver- dienst umgeschen haben und Mange!s eines olchen in die größte

Noth gerathen e p Die Einfuhc nach den genannten St anlangend, so sollen namentlih deutshe Lederwaaren, Taschenmesser, Nâäh- und Stecknadeln, Spielwaar:n u. a. einer stärken chfrage begegnen, auch teen sis nah der Ansicht von Sa(hverständigen große Mengen deutsher Gold-, Silber-, Juwelier- und Bron Be aselbst umsezen, wenn die deutshen Exporteure und Fabrikanken mit den dortigen Märkten unmittelbare Büblun nehmen, die An- forderungen derselben genau studiren und mit Ümgehun der New- Yotker Einfuhrhähser ‘direkt dötthin liefern wollten, Einer Mit- theilung aus Serajewo zufolge habe die deutshe Industrie wenig Ana! in Bosnien und der Ferleagnina erheblihen vsay u neue rtifel zu gewinnen, vielmehr werde sie #sich_daräuf nie er k

müssen, ihre jeßigen Handelsbeziehungen zu befestigen,

dies werde niht leiht sein, da Oesterreid auf allen Gebieten der Po die größten Anstrengungen mathe, jede fremde Kon- urrenz aus dem Felde zu i lagen. Als förderlich könnte es fich vielleicht erweisen, wénn daselbft; verbunden mit einer Agentur, ein vage errichtet würde, welches Modelle, Muster und Zeichnungen aller dort verwendbaren deutshen JIndustrie- und Gewerbe- erzeugnisse enthielte. Für die Ausfuhr aus Bosnien und der Her- zegowina komme vor Allem die Pflaume in Betracht, deren Anbau und Ausfuhr seit der Okkupation enorme Pon Gere gemacht haben. Die Hauptproduktionsgebiete sind, wie berihtet wird, die nördlichen, am Savefluß gelegenen Distrikte Bosniens, besonders die Pcssavina, der Nordosten des Landes zwishen Save und Drina; der größte Export- play dajelbst sei Brcka, wo in jedem Herbste eine Art Pflauntenmesse s und von wo die Hälfte des ganzen Exports abgehen foll; ernere Ausfuhrpläge von Bedeutung seien Samac, Brood und Bosnish Gradiêca. Die jährlihe Pflaumenproduktion werde im Durchschnitt der leßten Jahre auf 400 000, der Export auf über 300 000 R ELtEE geschäßt, Von lehteren soll ungefähr die Hälfte nah Deutschland gehen. Das Pflaumengeshäft soll sih für Verkäufer und Käufer im Jahre 1888 so vortheilhaft erwiesen haben, daß mit ziemlicher Sicherheit auf einen weiteren Aufshwung gerechnet und allen Interefsenten in Deutschland nur rege Antheilnahme an dem Geschäft empfohlen werden könne. Demselben sei besonders anzurathen, die Kosten des Zwischenhandels in Pest zu sparen und den Einkauf soroie das Dôrren der Frucht selbst oder durch zuverlässige eigene Agenten zu besorgen. Aus Mexik o verlautet, daß Berg- werks-Maschinen, besonders für die in englischen Händen befindlichen Gruben und Amalgamirwerke, zwar fast ausnahmslos aus England bezogen werden, zum Versuch gebrachte Stampfmühlen und Dampf- kessel deutscher Provenienz indessen bereits die Aufmerksamkeit erregt haben. Bei dem Aufschwung, welchen die Bergbau-Industrie in der ganzen Republik zu nehmen verspreche, sei deshalb den deutschen Fabrikanten nicht genug zu empfehlen, Mexiko ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken und das ihnen sich darbietende, niht unbedeutende Absah- gebiet so viel wie möglich auszunuten.

Die belgische Regierung hat in Abänderung des unter dem 17. v. M. erlaffenen Verbots der Ein- und Dur{hfuhr von Schafen aus Deutschland und Luxemburg (veröl. Ne. 209 vom 5. d. M) durch Verordnung vom 2 d. M. die Ein- und Durchfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und Shweinen aus Deuts ch- land und dem Großherzogthum Luremburg nachBelgien vom 8. d M. an bis auf Weiteres verboten. Ausgenommen hiervon ift die Dur{fubr von Schafen, welche mit der Eisenbahn ohne Umladung über Bleyberg nah Antwerpen befördert und dort nach einer auf Koften der Interessenten vorzunehmenden Untersuhung behufs Wiederausfuhr geschlachtet werden. Die Ein- und Durchfuhr von frischem Hammel- und Schweinefleisch zur Sée und über die belgishe Landgrenze im Osten zwishen Gemmenich und Athus wird von den Zollbehörden einer Könttole über ‘die Herkunft der Sendungen unterworfen.

Der Geschäftsbericht der Preußischen Feuer-Versiche- rungs-Aktien-Gesell schaft weist auf die wefentlihe Erhöhung der Prämien-Einnahme hin, welehe troß einer beträhtlichen Steige- rung der Brands{äden es ermögliht, wieder eine Dividende von 6 9% zu vertheilen,nach dem dem Reservefonds der statutenmäßige, auf 5000 4 abgerundete Anth eil zugewiesen worden ift. Das direkte Geschäft der Gesellschaft erwies sich im vergangenen Jahre als sehr günstig, în- sofern troß gesteigerter Prämieneinnahme die Schäden um ca. 45090 46 gegen das Vorjahr zurückblieben. Dagegen brate das indirekte Ge- \däfr zum ersten Mal, seitdem dasfelbe von der Gefell- schaft betrieben wird, einen Verlust, welher hauptsächlich durch den Brand der Städte Sundsvall und Umea in Schweden veranlaßt worden is. Die Total-Verkicherungssumme be- lief sich im Jahre 1888 auf 843 348 964 4, die Prämien-Einnahme auf 1 861 745 4, die Prämien-Reserve wurde ron 508 284 # auf 554 033 M erhöht.

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet au 13, Mai 1889 im „Berliner Hof“ ftatt.

Ueber den Arbeiterausstand Kobhlenrevier

i i in dem westfälishen licgen folgende neueren Telegramme des „W. L. B.* vor:

_ Effen a. R., 9 Mai. (W. T. B.) Die „Rheinisch - West- fäsishe Ztg.“ meldet: Die Krupy'\che Gußstablfabrik hat fi dur feste, in Oberschlesien und England abgeschlossene Verträge auf zwei Monate hinaus für ihren Kohlenbedarf vollständig gedeckt. Die Arbeitseinstellung hat au im Effener Bezirk begonnen. Heute legten die Bergleute auf den Zechen „Eiberg*“ und „Ein- trat“, fowie auf „Tiefbau* in Steele und Schacht 3 der Zeche „Zollverein“ bei Caternberg die Arbeit nieder. Der Regierungs- Präfident von Berlepsch aus Düffeldorf ift heute hier anwesend. Militär wird vorläufig nicht requirirt werden. Auf der Zehe „Matthias Stinner“ bei Carnap sind \ämmtlide Arbeiter wieder angefahren. Nachdem fich die Dortmunder, Wittener, Bochumer Bergreviere und ein Theil des Effener Reviers dem Strike der Bergarbeiter anges{lofien haben, beläuft fich die Gesammtzahl der Strikenden auf 70000 Mann mit einer F demng von 71000 t. Die Swalker Hochöfen und mehrere Eisenwerke bei Dortmund liegen till.

Bochum, 9. Mai. In einer heute Abend hier abgehaltenen,

von gegen 5000 Bergleuten besuchten Versammlung wurde einstimmig beschlossen, an den bekannten Forderungen der Lohnerhöhung n „Ring der Dauer der Arbeusschicht unabänderlich feft- zuhalten. _ 10. Mai. Gestern Abend kam es zu einem Zusammen- stoß zwischen dem Militär und einem angesammelten Volks8- haufen, wobei ersteres von der Waffe Gebrauch machte. Zwei Personen wurden getödtet, mehrere verwundet.

Dortmund, 10. Mai. Wie die „Tremonia* meldet, hat heute Morgen au auf der Zehe „Schleswig“ bei Bracckel (Kreis Dortmund) ein Zusammenstoß zwischen cinem Militär-Kom- mando und Bergleuten stattgefunden, weil leßtere der f rung, auseinander zu gehen, keine Folge leisteten. 3 Arbeiter seien getödtet, mehrere verwundet. L

Essen a. R., 10. Mai, Der „Rheinish-Westfälischen Ztg.“ zufolge fanden geftern Abend in Dortmund und Bowum große Anfsammlungen von Menschen ftatt, wele das Militär mehrfah verhöhnten und bedrohten. In Dortmuad zerstreute sich die Menge \{ließliQ um 11 Uhr in Folge des Gricheinens des Ober-Bürgermeisters ieding, der zum E âeci gehen aufforderte. In Bochum griff die Menge das auch thâtlih an, worauf das leßtere von der

Bergleute wurden getödtet

Gebrau mate. a mehrere verwundet. Auf der Dortmund benachbarten Zehe „Scblegw ig * fanden ebenfalls Ausschreitungen stait, di zum Einschreiten veranlaßten. Auch bier

Personen getödtet und verwuüdet. Von 19 im R elegenen Zechen sind 14 im Strike-Zustand. Im Revier les rubig; die meisten Zechen arbeiten, nur e „Königin Elisabeth“ ist die Beleg niht angefahren.

Gelsenkirchen, 10. i, In dem biesigen Bergrevier find neuerlihe Ausschreitungen der Strikenden nicht vorgekommen, Alles ift ruhig.