1889 / 123 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 May 1889 18:00:01 GMT) scan diff

wärts des ittpunkts der Brigzer Straße ‘mit der Verbin-

dun bahn, hinter der Kavallerie. Beginn der Bewegungen

8 U nuten.

e: Schiedsrichter a Se. Hoheit der Seen von Sachsen-Meiningen und . Durchlauht der Prinz Albert von Sachsen-Altenburg. : .

Um 8 Uhr Fein Se. Majestät der Kaiser und König, in der Uniform des 2. Bs à. F, Se. Majestät der König von Jtalien, Se. Königliche Hoheit der Kronprinz Victor Emanuel, Se. Königliche Hoheit der Ÿ Z Albrecht von Preußen und Se. Hoheit der Erbprinz von

ch)en-Meiningen zu Wagen, unter dem gleichen be- geisterten Jubel der f an Kopf gedrängten Menschen- massen, wie während des Paradetages, am Steuerhäuschen der Tempelhofer Chaussee ein und stiegen hier zu Pferde. Es folgten bald darauf e Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen und Jhre Durchlaucht die Frau Prin- zessin riedrih von Hohenzollern zu Pferde, Leßtere in Eg Sr. Durchlaucht des Prinzen Friedrih von

ohenzollern. D de Majestäten begaben Sich zunäWhst zur Nordpartei (unter dem Spninando des Obersten Freiherrn von Wilczeck), welche aufflärend ihre Avantgarde, das 2. Garde-Ulanen- Regiment, eine Garde-Batterie und das 1. Bataillon des 2. Garde-Regiments z. F. bis zur Tempelhofer Chaussee vorgeschoben hatte. Die Spißen des von Rudow abmar- schierenden Südcorps wurden mit ihrer Avantgarde, 1. Garde- Dragoner-Regiment und 1 Bataillon des T Tas Grenadier-Regiments, auf der Höhe der Brißzer Straße gegen 81/2 Uhr fichtbar, Fünf Minuten vor 81/4 Uhr {oß die Avant- garde-Batterie des Nordcorps den ersten Schuß, und gleich darauf versuchten die Kavallerie-Brigaden beider Parteien den Vor- marsch der Jnfanterie zu vershleiern. Es kam südöstlih der Hasenhaive zu einem Ren Anprall der beiden feindlichen valleriemassen, deren Resultat das Zurückweichen der Kavallerie der Nordpartei auf das Dorf Tempelhof war. Starke Schüßenshwärme gingen jeßt von der Südpartei gegen die Chaussee nördlih Tempelhof vor, welche von den Schüßen des 2. Garde-Regiments z. F. besegt worden war. Es entwidelte sich zunächst ein E Jnfanterie- Gefecht und ein mäßiger Artilleriekamp}f der beiden Avantgarden- Batterien. Die Südpartei war im stetigen Vorgehen be- iffen. Der Commandeur der Nordpartei, Oberst von Wilczeck, in dessen Auftrag es lag, den Feind über die Spree u werfen, beschloß jeßt eine Umfassung des linken feindlichen lügels über die bindungsbahn hinaus. Er befahl hierzu das Garde-Füsilier-Regiment. Jn dichten Schüßen- \chwärmen und deployirten Linien gingen die Füsiliere an der Eisenbahn, und dur das Dorf Tempelhof gedeckt, in der Rich- tung auf Rixdorf vor. Nach dem Ueberschreiten der Chaussee kamen die Schüzen aber in das heftige Feuer der feindlihen Schützenlinien und Soutiens, sodaß das Terrain nunmehr nur sprungweise genommen werden konnte. Mit großem Geschick atte fi die Kavallerie-Brigade der Nordpartei, troß des flachen Sina weit ausholend, an den Brauereien vorbei, das Gehölz der Folenpahde benußend zum Schug der linken Flanke, gedeckt auf den linken Flügel begeben. Brillant ge- rittene Attacken suchten hier den feindlihen rehchten Flügel aufzurollen; an dem Magazinfeuer der \{ußbereiten Soutiens und an dem rehtzeitigen Eingreifen der plöglih hervor- brehenden Dragoner - Brigade s\cheiterten aber die An- griffe der Lanzenreiter. Den Garde - Füsilieren gelang jedoh die Umfassung des linken Flügels, { und als nun auch das 3. Garde-Regiment z. F. die Front des 2. Garde- Regiments verstärkte und minutenlang das ganze Vorterrain mit Magazinfeuer übershüttete, mußte die Südpartei weichend auf Briß zurückgehen. Wohl “versuhten die Dra- goner in kühnen Attacken den linken Flügel der Nord- rtei zu vernihten, das rehtzeitige Eingreifen der lanen und Kürassiere sezte aber auch hier dem Vorgehen eine Grenze. Jn musterhafter Ordnung, gedeckt dur das Sar ihrer Batterien, zog die Südpartei auf Briy ab, während die Jnfanterie des Nordcorps soeben zum Sturm an- E In diesem Augenblick wurde das Ganze „Halt“ ge-

sen.

Dem hohen Königlichen Gast zeigte das Gefecht und der Kampf s die Verbindungsbahn vortrefflihe Gefechtsbilder, wenn au den herrschenden starken Wind das ganze Tempelhofer Feld minutenlang in dichten Staub gehüllt war, durch welchen sich die Soyne nur mit Mühe wieder Bahn brah. Mit größtem Jnteresse verfolgten sowohl der König als au die italienishen Offiziere das interessante Gefechtsbild, in dem die Formen, wie fie das neue Exrerzier Reglement vor- \chreibt Vorgehen in breiten Linien und Vermeiden von dichten Kolonnen glänzend zur Geltung kamen. .

Nah der Kritik fand zweimaliger Vorbeimarsh der Truppen statt: das erste Mal die Jnfanterie in Compagnie- Kolonne im Laufschritt, die Kavallerie undArtillerie in 8ca- dron- resp. Batteriefront im Trabe; das zweite Mal die Infanterie in Regiments-Kolonne, die Kavallerie und Artillerie in Escadronsfront resp. Batteriefront im Galopp. Prinz Albrecht führte beide Male das 1. Garde-Dragoner-Regiment vorbei, der Erbprinz von Sachsen-Meiningen cotoyirte das Kaiser Franz-Garde-Grenadier:-Regiment.

Unter brausendem Jubel begaben Sich die Monarchen als- dann an der Spiße des 2. Garde-Regiments z. F. vom Tempel- hofer Felde aus nah der Stadt.

Aus Potsd am meldet Tage noch Folgendes : j Potsdam, 23. Mai. Jhre Majestäten der Kaiser und der König von Jtalien, Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Jtalien und Se. Königliche Ap der Prinz Albrecht de, n Sih um 7 Uhr vom Stadtshloß nach der

„W. T. B.“ vom gestrigen

edenskirhe, woselbst der König von Jtalien am Sarge des olseligen Kaisers Friedrich einen prachtvollen Kranz niederlegte. on der Friedenskirhe aus u die Majestäten nah Schloß Friedrihs-Kron, Charlottenhof und dem neuen Orangerie- gebäude, dann durch den Neuen Garten am Marmorpalais vorüber nah dem Offizierkasino des Garde-Husaren:- Regiments, wo Allerhöchstdieselben etwa eine Viertelstunde verweilten. Sodann begaben Sich die Allerhöhsten Herrschaften nah der Male caihion und traten von dort aus mit Jhrer “Majestät der Kaiserin an Bord des Dampfers „Alexandria“, welcher die italienishe Königsflagge gehißt hatte, um 4 Uhr inuten die Rückfahrt über die Havelseen nah Char- lottenburg an. i

Un th ertheilte in der am 23, d. M.

sih des Vize Präsidenten des Staats-Ministeriums,

des Innern von Boetticher abge [tenen

Plenarsizung dem Entwur? einer Deklaration zu Artikel 3 der internationalen Reblaus: Konvention vom 3. No- vember 1881 und dem Entwurf eines Geseyes as sistellung eines zweiten Nachtrags zum Reichs- aushalts-Etat r 1889/90 die I Schreiben es Präsidenten des Reichstages, betreffend die Beschlüsse des leßteren zu dem Antrage wegen Errichtung eines Reichs-Zoll- tarifamts, zu der Petition mehrerer früherer Mitglieder einer Ortskrankenkasse n W ufnahme in dieselbe, zu den Petitionen wegen Untersagung des Kaffee-Terminhandels, sowie udemdiesjährigenBerich! erReihs-Sculdenkommission, wurden Den zuständigen Ausschüssen Überwiesen. Der vom OEe angenommene Gesehentwurf, betreffend die S Bera e der gerichtlichen Behörden in Elsaß-Lothringen, wird zur Aller- höchsten Völlziehung vorgelegt werden. Mit der Ueberweisung des Gesetzentwurfs für Elsaß-Lothringen, betreffend die Erb-

\chaftssteuer, wie er sich nah den Beschlüssen des Landes- Pan hat, an oil:

aus\husses von Elsaß - Lothringen die Ausschüsse für Justizwesen, für Zoll- und Steuerwesen und für Elsaß-Lothringen erklärte sih die Versammlung ein- verstanden. Die bereits ertheilte Ermächtigung des Groß- berzoglidh mecklenburg-s{hwerinshen Haupt-Steueramts zu üstrow zur unbeschränkten Abfertigung des mit Anspruch auf Steuervergütung ausgehenden oder niedergelegten Zuers aller Art wurde nahträglih genehmigt. Endlich wurde über ms Eingaben in Zoll- und Steuerangelegenheiten Beschluß gefaßt.

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des Reichstages befindet sih in der Zweiten Beilage.

Jn der Mgen (75.) Sibung des Reichstanes, welcher der Staatssekretär, Staats-Minister von Boetticher, sowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kom- missarien desselben beiwohnten, theilte der Präsident den Eingang eines Nachtrags-Etats für 1889/90 (Verwaltung von Neu-Guinea) mit. : i :

Eine Reihe von Petitionen wurde für niht geeignet zur Erörterung im Plenum erachtet.

Es folgte die erste und zweite Berathung der zu Bern am 15. April 1889 unterzeihneten Deklaration zum Art. 3 der internationalen Reblaus-Konvention.

Jn der Generaldiskussion legte der Staatssekretär von Boetticher kurz den Jnhalt und Zweck der Vorlage dar.

Jn der zweiten Berathung wurden die einzelnen Para- graphen des Geseßentwurfs ohne Debatte angenommen.

Um die dritte Berathung noch heute zu ermöglichen, {lug der Präsident vor, die Sizung zu shließen und nach einer halben Stunde eine neue Sizung zu beginnen, in welcher die dritte Berathung, mit auf die Tagesordnung geseßt werden solle.

Das Haus nahm diesen Vorshlag an. Schluß 11 Uhr 30 Minuten.

Jn der folgenden (76.) Sißung wurde die zu Bern am 15. April 1889 unterzeichnete Dek laration zum Art. 3 der internationalen Reblaus -Konvention in der dritten Berathung ohne Debatte definitiv angenommen.

Es erfolgte sodann die Berathung der von dem Abg. Herzog von Ratibor. und Genossen eingebrachten Resolution:

Die verbündeten Regierungen zu ersuchen : i N

im Falle der Annahme des Gesetzes, betreffend die Invaliditäts- ‘giid Arbeitsversiherung, mit mdglibiter Beschleunigung das Gesetz vom 6: Juni 1870 ‘über den Unterstüßungswohnsitz in der Weise : einêr Revision zu unterzäehen, daß die, tesonders die ländlihen unÿ kleineren Gemeinden {wer belastenden Bestimmungen des- selben geändert werden: i :

Na einer Erklärung des Staatssetretärs von Boetticher wurde die Resolution sowohl von dem Abg. Grafen Behr- Behrenhoff wie von dem Abg. Rickert, der sie wieder auf- genommen hatte, zurückgezogen. R

Nachdem sodann eine Reihe von Petitionen für erledigt erklärt war, erfolgte die Gesammtabstimmung über den Gesetzentwurf, betreffend die Jnvaliditäts- und Al- tersversicherung. j ;

Das Resultat der Abstimmung, an welcher im Ganzen 354 Mitglieder theilnahmen, ergab 185 Stimmen für, 166 Stimmen gegen das Geseg; 4 Mitglieder haben sih der Abstimmung ent- halten. Das Gesetz ist also definitiv angenommen.

Das Präsidium erbat und erhielt die Ermächtigung, S r. Majestät dem König von Sachsen und dem sächsischen Volk zum 800 jährigen Jubiläum des Hauses Wettin die herzliche Theilnahme des Reichstages auszusprechen.

Hierauf gab der Präsident in gewohnter Weise die Ueber- S E die Geschäste des Hauses während der abgelaufenen

ession. |

Abg. Graf Moltke sprach dem Präsidenten für die mte volle, gerechte und umsichtige Leitung der shwierigen Geschäfte unter lebhaftem allgemeinen Beifall den Dank des Hauses aus:

Präsident von Leveßow dankte seinerseits für die wohl- wollende Unterstüßung, die er bei den Mitgliedern gefunden, E zu die Beihülfe der Vize-Präsidenten, Schriftführer und

uästoren.

Der Staatssekretär von Boetticher verlas alsdann eine A ll er- höchste Botscha V vom 23. d. M., durch welche er ermächtigt wird, am 24. d. M. die Sizungen des Reichstages zu schließen, und knüpfte daran den Dank und die volle Anerkennung Sr. Majestät des Kaisers und der verbündeten Regie- rungen für die treue und mühevolle Mitwirkung, namentlih bei dem Jnvaliditäts- und Beer orgungtgelen.

Der Staatssetretär von Boetticher erflärte darauf auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers im Namen der ver- E, D die Sizungen des Reichstages für ge ossen. i

Mit einem von dem Präsidenten von Ae auf Se. Majestät den Deutshen Kaiser Wilhelm II1. aus- geyragien dreimaligen Hoch, welhes von der Versammlung

egeistert aufgenommen wurde, trennte sich die Versammlung.

Dem Reichstage ist der Entwurf eines Ge- seßes, betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushalts - Etat für das Etatsjahr 1889/90, gegangen. Derselbe beziffert ia in Aus- gabe und ae aut 26250. Die Einbringung dieses Nach- trags-Etats ist durch den Wuns der Neu-Guinea- Compagnie veranlaßt worden, daß die mit der Landeshoheit verbundene Verwaltung ihres Schugzgebiets, einschließlich der Rechts lege,

ch zu

durch Kaiserlihe Beamte übernommen werde, wogegen bereit erklärt hat, die Kosten der Verwaltung dem Rei erstatten. Die für diese Beamten nothwendigen Gehälter im

us

n Gesammtbetrage von 52500 # sollen in at eingestelt werden; für das laufende Jahr ist nur die Hälfte der Summe angeseßt, weil man wenn man auch wünscht, daß die Verwaltung dur die Kaiserlihen Beamten baldmöglihst übernommen werden solle, doch Maus, daß dies niht lange vor dem 1. Oktober 1889 geschehen könne. In künftigen Etatsjahren würde der volle Betrag von 52500 ## in Ausgabe und Einnahme erscheinen. Die ganze Summe erstattet die Neu - Guinea - Compagnie dem Reich, sodaß eine Neuforderung im Nachtrags - Etat nicht erhoben wird.

Uebrigen soll die lokale Verwaltung für Rechnung der Neu:Guinea: Compagnie auf Grund einés zwischen dem Auswärtigen Amt und der Gesellschaft jährlih zu vereinbaren- den Etats in der Weise aron, daß die Ausgaben der ört: lichen Verwaltung aus den Einnahmen gedeckt werden und etwa erforderlihe Ausfälle bezw. Ueberschreitungen von der Gesellschaft zu tragen sind, Ersparnisse und Ueberschüsse ihr dagegen zu Gute kommen.

Der große Zapfenstreich vor dem hiesigen König- lihen Schlosse (Lustgartenseite) findet morgen Abend, 9 Uhr, statt.

Derjenige, welchèr einem Versicherten vorsäßlih bei der s der Versicherungsgesell schaft durch übermäßige Schadenliquidation geholfen hat, haftet im Geltungsbereih des Preuß. A. L.-R., nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I1V. Civilsenats, vom 11. März d. J., gleihwie der Versicherte für die Rückerstattung der an den Versicherten irrthümlih ausgezahlten Entshädigungssumme.

Dem Kreise Schweidniy im Regierungsbezirk Breslau, welcher beschlossen hat, den von der Breslau- Schweidnizer Chaussee in Groß-Märzdorf ab- weigenden Weg über Domanze nah Bahnhof

ngramsdorf chausseemäßig auszubauen und diese Chaussee, sofern der Kreis Striegau eine Chaussee von Ossig über Bockau bis zur Grenze des g Schweidniy bei Jugrams- dorf zur Ausführung bringen sollte, bis zum Anshluß an diese Straße in der Rihtung auf Bockau fortzuführen, ist durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 8. Mai d. J. das Enteignungsrecht für die zu dieser Chaussee erforderlichen Grundstücke, sowie gegen Uebernahme der künftigen chaufsee- mäßigen Unterhaltung der Straße das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes auf derselben nah den Bestimmungen des Chausseegeld-Tarifs vom 29. Februar 1840 (Gesez-Samml. S. 94 f.) einschließlich der in demselben enthaltenen Be- stimmungen über die Befreiungen sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusäßlihen Vorschriften vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlihen voraufgeführten Bestim- mungen verliehen worden. Auch sollen die dem Chaussee- geld-Tarif vom 29. Meru 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee-Polizeivergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen. ;

Kiel, 23. Mai. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist heute Vormittag 9 Ühr 46 Minuten von Berlin hierher zurückgekehrt.

Vaden. Karlsruhe, 21. Mai. Die „Karlsruher Ztg.“ berihtet: Se. Majestät der König von Jtalien und Se. Königliche Hoheit der Prinz von Neapel sammt Ge- folge trafen gestern Abend kurz nah 7 Uhr in Freiburg ein. Auf dem Bahnhofe waren zur Begrüßung der italienishen Herrschaften anweseud Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog und Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Baden, sowie Jhre König- lihon Hoheiten die Prinzen Max und Johann von Sa@hsen, ferner die von Sr. Majestät dem Kaiser und König zum Ehrendienst bei Sr. Majestät dem König von Jtalien be- fohlenen Personen: der kommandirende General, General der Kavallerie von Heuduck, der General-Lieutenant und General- Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, von Versen, der Major und Flügel-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, von Bülow, und der Major und Regiments-Commandeur Freiherr von A sodann als Ehrendienst bei Sr. König- lichen Hoheit dem Kronprinzen von Jtalien: der General- Lieutenant und Ober-Quartiermeister Graf von Schlieffen und Rittmeister von Jssendorf. Eine Compagnie des 5. Badi- schen Jnfanterie-Regiments Nr. 113 mit Fahne und Musik bildete die Ehrenwache, an deren reten Flügel sih der kom- mandirende General des XIV. Armee - Corps , General- Lieutenant von Schlichting, mit sämmtlichen der Compagnie vorgeseßten Offizieren aufgestellt hatte; außerdem waren die übrigen Offiziere der Garnison, die Spißen der Gerichts- und Verwaltungsbehörden , Vertreter der Universität und des Stadtraths, Studenten mit ihren Fahnen, das Feuerwehr- corps und eine außerordentlih große Zahl von Personen der verschiedenen Gesellschaftsklassen erschienen. ; /

Bei dem Einfahren des Königlichen Zuges in den Frei- burger Bahnhof wurde Se. Majestät mit lebhaftesten Zurufen der diht gedrängten Menge empfangen.

Der König und der Kronprinz wurden vom Erbgroßherzog als Stellvertreter-Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs, auf das Herzlichste im badishen Lande willkommen geheißen; nah der Begrüßung der übrigen anwesenden Fürstlichkeiten \chritt Se. Majestät mit dem Erb roßherzog die Front der Ehren- wache ab, während die Musi die italienishe National- hymne spielte. Es erfolgte hierauf die Vorstellung der zum Empfange befohlenen beziehungsweise eingeladenen Personen und n ie Abfahrt nah dem Großherzoglichen Palais. In dem ersten Wagen befanden sih der König und der Prinz von Neapel, der Erbgroßherzog und der Prinz Wilhelm von Baden, im zweiten Wagen die beiden sähjishen Prinzen, im dritten Wagen der italienishe Minister: Präsident Crispi, der kommandirende General von Heuduck und der Oberst-Kammerherr Freiherr von Gemmingen ; in den folgenden Wagen hatten die Übrigen Personen Play genommen, welche Einladung zu dem Diner erhalten hatten, das Se. Königliche Hoheit der Erb- großherzog zu a seiner ober nad veranstaltet hatte.

ährend der Fahrt vom Bahnhof nah dem Erbgroßherzog- lichen Palais egrüßte die auf den Straßen dicht gedrängt an Bevölkerung den König mit freudigen Hochrufen; auch sympathishe Kundgebungen für den Minister-Präsidenten Crispi wurden gehört. Im Großherzoglichen Palais empfing Jhre Königliche U die Erb Fe Bee ae , Majestät und den rinzen von Neapel, sowie die übrigen Gäste. An dem hier- auf folgenden Diner nahmen außer dem König, dem Kron- rinzen und den übrigen, zum Empfang erschienenen Für lihkeiten Theil : der italienishe Minister - Präsident rispi, der General - Adjutant Sr. Majestät, General-

Lieutenant Graf Pasi, der Ceremonienmeister Graf Gianotti,

rößeren Städten Jrlands

der Oberst Osio, Vize - Gouverneur Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Neapel, die Generale von Heuduck, von Schlichting und von liefen, der Oberst-Kammerherr von Gemmingen und die beiden Flügel-Adjutanten Sr. König- lihen Hoheit des Großherzogs, Major von Schönau und Hauptmann von Gagern. Jm Ganzen betheiligten sich zwei- undzwanzig Personen an dem Festmahle; während desselben trugen Gesangvereine, welhe in dem Hofe des Palais fich aufgestellt hatten, verschiedene Tonstückle vor. Da die kurze Zeit, welhe für den Aufenthalt in Frei- burg bestimmt war, nau verstrichen war, mußte die Tafel abgebrochen werden. achdem Sih Se. ajestät bei

der Erbgroßherzogin unter der huldvollsten Danksa ung für

en gastlihen Empfang verabschiedet hatte, fuhr A erhöhst- derselbe mit dem Kronprinzen, begleitet vom Erbgroßherzog und den übrigen Personen, welche an dem Diner A O hatten, nah dem Bahnhof. Nachdem Se. Majestät den Erb- roßherzog unter wiederholten Kundgebungen des Dankes für fèn Allerhöchstdemselben bereiteten Empfang zum Abschied herzlih begrüßt und von den übrigen Fürsilihkeiten Sich ver- abshiedet hatte, bestiegen die italienishen Herrschaften mit ihrem Gefolge und dem Ehrendienst den Köni lihen Zug, welcher unter langandauernden Hochrufen der auf dem Bahn: of versammelten Menge alsbald den Blicken der Zurüdblei- eide entschwand. Die Flügel-Adjutanten Major Freiherr von Schönau und Hauptmann Freiherr von Gagern begleiteten auf Höchsten Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs die italienishen Herrschaften bis über die Landesgrenze. Auf der übrigen Fahrt durch das Großherzogthum fand keinerlei Empfang stait, da Se. Majestät solchen abgelehnt hatte.

Noch von Freiburg aus hat König S umbert ein sehr freundlihes Telegramm an den Großherzog nah Stockholm gesendet, worin Se, Majestät mit den wärmsten Dankesausdrüden gnt die Allerhöchstdemselben im Großherzog- thum gewordene Aufnahme Seine besondere Freude darüber ausspricht, daß Er bei dem Erbgroßherzoglichen Hause habe verweilen können, aber auch bedauert, den Großherzog und die Großherzogin im Lande nicht getroffen zu haben, unter gleichzeitiger Kundgebung dec Theilnahme über die Ursache der Abwesenheit der Großherzoglichen Herrschaften und warmer Wünsche für die baldige Genesung Jhrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin. —— Ueber das Befinden Jhrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Shweden und Norwegen sind heute abermals günstige Nachrichten eingetroffen: Der gestrige Tag ist befriedigend verlaufen ; die heute stattgehabte ärztliche Untersuchung stellte einen wesentlichen Fortschritt der Resorption fest; die hohe Rekonvalescentin darf das Bett mit dem Ruhe- bett vertauschen, und das Allgemeinbefinden entspricht der fort- shreitenden Genesung. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin haben die Ab- ceise von Stockholm für Donnerstag, den 23. d. M., in Aus- sicht genommen.

Hessen. Darmstadt, 23. Mai. (Darmst. Ztg.) Se.

Königliche Hoheit der Großherzog sowie Jhre Großherzog- lichen Hoheiten die Prinzen Heinrich und Wilhelm von Hessen sind gestern von München hierher zurückgekehrt. 24. Mai. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Mee Großherzogliche Hoheit die Prin- zessin Alix haben ih zur Feter des Geburtstages der Königin Victoria und des Prinzen Ludwig von Battenberg nah Schloß Heiligenberg an der Bergstraße begeben, wo auh Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich von Hom- burg aus eingetroffen ist.

Sachsen-Weimar-Eijenach. W eimar, 23. Mai. (Th. C.) Das Steuergesey für die Finanzperiode 1890/92 ist heute veröffentliht worden. Nach demselben beträgt die Einkommen- steuer bei den 9 Klassen von 490—9000 0,8, 1/2, 1,6, 2,0, 2,4, 2,5, 2,6, 2,8 und 3 Prozent vom Einkommen.

_ Oldenburg. eur (H.) Durch landesherr- lihe Verordnung vom 14. Mai d. J. sind zur Aus- führung der Strandungsordnung vom 17. Mai 1874 (Reichs-Geseßblatt Seite 73) unter Aufhebung der bezüglichen früheren Verordnung als Strandämter eingeseßt: für den Bezirk des Amts und der Stadt Varel das Amt Varel, für den Bezirk des Amts Jever das Amt Jever, für den Bezirk des Amts Butjadingen das Amt Butja- dingen, für den Bezirk des Amts Brake das Amt Brake, für den Bezirk des Amts Elsfleth das Amt Els- ata und für deu ee des Amts Delmenhorst das Amt Delmenhorst. Jn Gemäßheit des 8. 22 der Strandungs- ordnung sind für die Anwendung der 8. 20 und 21 der Strandungsordnung die Weser und die chtum bis zum Löschplay bei Ochtum der See gleichgestellt!

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 23. Mai. f, Ce Der s Statthalter, lohe-Schillingsfürst, ist gestern aus eingetroffen.

(Lds.-Ztg. ürst zu Hohen- erlin wieder hier

_ Oesterreich-Ungarn. Wien, 23. Mai. (W. T. B) Die Abendblätter geben in warmen Worten der Freude Bevölkerung Ausdruck über die glückliche Errettung der Kaiserin und der Erzherzogin Valerie aus der Gefahr, in welcher die hohen Herrschaften gestern geshwebt haben. Dem „Fremdenblatt“ zu olge gingen im Laufe des Vormittags dem Kaiser und der Kaiserin aus diesem Anlaß von fremden Höfen Glüdckwunsch- Telegramme zu. Pest, 21. Mai. (Prag. Big) Der Kaiser hat mit Allerhöchster Entschließung vom 9. Mai d. J. dem in der leßten Session des kroatishen Landtages beschlossenen hauskommunionsgeseh die Sanktion ertheilt. .

S rofibritannien und Jrland. London, 23. Mai. (W. T. „) Das Unterhaus R in seiner heutigen cabung die Bill, durch welhe die Manchester-Sheffiel d- und incolnshire - Eisenbahn Lal, zur Er- eung einer Dampferlinie zwishen Great Grimsby und Gent, msterdam, Bremerhaven, Stettin, Danzig, Riga, Gefle Schweden, Norwegen und Dänemark ermächtigt wird, mit 175 gegen 85, Stimmen angenommen.

Die Bürgermeister von Dublin und den überreichten hierselbst heute welcher Glückwün)che für erihteten Vers: Parnell

arnell eine Adresse, in die Zurückweisung der gegen ihn leumbungen zum Ausdruck gebracht werden,

erklärte bei Empfangnahme der Adresse: er habe die Gerichtskommisfion niemals als ein gerehtes / Tribunal in seiner Sache angenommen. Die Mitglieder der- selben seien, mit Rücksicht auf ihre Erziehung ihre geringe Kenntniß der Verhältnisse in Jrland und ihre politischen Ueberzeugungen, außer Stande, eine gerechte Entscheidung über die politischen Probleme zu treffen, die ihnen unterbreitet worden seien. Er sei überzeugt, daß das Urtheil der Geschichte zu Gunsten Jrlands lauten werde.

Frankreich. Paris, 21. Mai. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer nahm heute den Antrag Delisse's, wonach die Untersuhung von importirtem frischem Fleisch zu- künftig an der Grenze, anstatt im Zollbureau von Paris

stattfinden soll, mit 328 gegen 287 Stimmen an. Die Kammer

Ras sodann zur enu des Handelsbudgets über. a

geshl

Annahme der ersten 30 Artikel wurde die Sizung

ossen. s

Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. Mai. (W. T. B.) Der Schah von Persien traf heute Nach- mittag 2 Uhr hier ein und wurde am Bahnhof, auf welhem eine Ehren-Compagnie aufgestellt war, von dem Kaiser, dem Großfürsten-Thronfolger und den anderen N empfangen. Vom Bahnhof aus e der Kaiser mit dem Schah im offenen agen, gefolgt von den Großfürsten und dem Gefolge des Schahs, dur den prachtvoll geshmüdckten Newski-Prospekt zum Winter- Palais; auf dem Wege dorthin hatte die Garnison Spalier

ebildet. Die zahlreih anwesende Bevölkerung Le den aiser und den Schah mit enthusiastishen Kundgebungen.

24. Mai. (W. T. B.) Die Kaiserin und die Großfürstinnen empfingen den B von Persien in der Eremitage des Winterpalais. Nachdem der per den Mitgliedern des Kaiserlihen Hauses Besuche abgestattet hatte, fand im Winterpalais ein Galadiner statt, an welchem der Kaiser und die Kaiserin, die Mitglieder des Kaiserlichen Hauses, der Schah von Persien, der Fürst von Montenegro mit dem Erbprinzen und den Prinzessinnen-Töchtern, ferner das Gefolge des Schahs, die Mitglieder der persischen Gesandtschaft, die Minijter und andere Würdenträger, im Ganzen 180 Personen, Theil nahmen. Bei der Tafel saß der Schah zur Rechten der Kaiserin, der Fürst von Montenegro zur Linken derselben. Als der Kaiser das Wohl des Schahs ausbrachte, wurden von der Peter Paulsfestun 21 Kanonenshüsse abgegeben. Der Schah brachte einen Toa auf die Kaiserin aus.

Jtalien. Rom, 23. Mai. (W. T. B.) Die „Ri- forma“ erklärt: die von dem Kaiser Wilhelm und dem König Humbert in Berlin ausgebrahten Toaste d1ücten klar den Gedanken aus, daß beide Dynastien ihre Sache mit derjenigen ihrer Völker identifizirten. Der Beruf beider Dynastien sei von dec Vorsehung vorgezeichnet.

Spanien. Madrid, 23. Mai. (W. T. B,) Der Zwischenfall in der Deputirtenkammer, welcher, wie bereits mitgetheilt, die L EUAG zur Demission des Präsidenten Martos gegeben, war folgender: Villa- verde machte der Regierung Vorwürfe, daß sie das Budget niht rechtzeitig vorgelegt habe, worauf der Arbeits- Minister erwiderte. Als Villaverde nochmals repliziren wollte, erklärte Martos: die Zeit für die Erörtcrung dieser Frage sei vorüber. Die Konservativen und die Majorität protestirten aufs Hestigste. Als Martos die Ordnung wieder herstellen wollte, zerbrah seine Glocke, und der nun folgende Tumult zwang ihn, die Sizung aufzuheben. Bei der Wieder- aufnahme der Sitzung lunnen sowohl Sagasta wie Canovas über nothwendige parsamkeitsmaßregeln; als man jedoch zur Abstimmung übergehen wollte, verließ Martos seinen Präsidentenstuhl. Ein ganz unbeschreibliher Tumult war die Folge. Beleidigungen flogen unter den Deputirten hin und her. ierauf wurde gegen Martos die ‘Censur beantragt, und die Folge war, daß er sein Amt niederlegte.

23. Mai. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer lehnte heute mit 227 gegen 64 Stimmen einen Antrag der Opposition auf eine Zusazsteuer für Getreide und Mehl, das aus dem Auslande eingeführt wird, ab. Der Hof wird heute Abend nah Aranjuez übersiedeln.

Rumänien. Bukarest, 23.. Mai. (W. T. B.) der Deputirtenkammer begründete heute Saulesco oige Jnterpellation, betreffend die Unverträglichkeit es Deputirtenmandats mit den richterlichen der Jnterpellant die Deputirten laremberg und Severeanu im Auge hatte. Nachdem der Minister-Präsident Catargi und Blarem- berg befriedigende Antworten gegeben hatten, ging die Kammer zur Tagesordnung über. Carp fkündigte sodann eine Jnterpellation über die Grundsäße an, von denen ih das Kabinet bei den administrativen Reformen leiten lasse.

Der „Polit. Corresp.“ wird gemeldet: Die Kammer verwies die Vorlage, betreffend die Kreditforderung von 700000 Frcs., zur Durchführung der Konvention mit der Lemberg-Czernowißer Eisenbahn, zur dringlichen Behandlung an eine Kommission.

unktionen, wobei

Zeitungsstimmen.

Ueber den Besu des Königs von Jtalien am hiesigen Hofe s{hreibt das Pariser „Mémorial Diplomatique“: Der Besuch des Königs von Jtalien in Berlin hat die Gabe, die Galle mehrerer unserer Pariser Kollegen zu erregen. Wir sind zu unserem tiefen Bedauern wiederum gezwungen, diesen Zeitungen zu erklären, daß wir ihren Anschauungen duraus nicht beistitmen. Es ist do nothwendig, daß wir endlich einmal dabin gelangen, die aus. wärtigen Ereignisse niht vom Standpunkt der Partei aus, welher man angehört, zu beurtheilen, sondern dieselden in ihrer Wirklidkeit u betrachten und die Tragweite zu ermessen, welde fie thatsählid haben können, und nicht diejenige, welte man ibnen im Interesse einer Sache, oder aus Voreiugenommenheit oder aus irgend einer Leidenschaft zu geben baliebt. L Unter dem Druck dieser bedauerlicden Jrrthümer bat der aöüte Theil unserer französishen Zeitungen wir beklazen, dies dier offen erklären zu müssen in Betreff der A unseres Landes seit achtzedn Jabien nit aufgebört, dem Publikam ein euro» isches PhantasiegebÜde und rein erda@te Staatêmänner zu zeigen. ie âlterea Männer dürften si erinnern, daß vor 50 Jabrea des chränkte Geister Alles, was sie unangenedm derüdrte, auf Reednung der Cholera, später auf eat der Jesuiten fegten. Einige Zeit darauf nahm der Kaiser Nikolaus den Play dieser deiden Weltplagen

ein, und heute ist es Hr. von Bismarck. Es geht nichts in dem entlegensten Winkel der Erde vor, ohne daß die fruchtbare Ein- bildungskraft der Zeitungen darin den bösen Geist Bismarck entdeckt. Weder die Dummheit der Einen, noch die Unwissenheit der Anderen kann sih dazu entshließen, sich selbst die ihnen zustoßenden Wider- wärtigkeiten zuzuschreiben; der Macchiavellismus des Hrn. von Bis- marck muß ihnen zu Hülse kommen, damit ihnen ihre Fehltritte ver- ziehen werden oder ihre Blindheit gerechtfertigt erscheint. Will man einen Beweis des Ee aben, in den die französische | wll mit einigen seltenen Ausnahmen, in Folge ihrer eurtheilungen der auswärtigen Angelegenheiten ei dem europäischen Publikum gerathen ist? Nun hier ist der Be- weis! Nur selten wird im Auslande bei Besprechung dieser Fragen die Anschauung einer französischen Zeitung angeführt! Und da die Presse, was man auch dagegen einwenden mag, die siebente Großmacht ist, o muß man seinem Bedauern Ausdruck geben darüber, daß si die französishe Presse durch ihre eigene Schuid in der internationalen Politik in den Zustand einer vollständigen Ohn- macht verseßt hat. Lärm machen, die Gemüther beunruhigen, Leiden- schasten anfachen, oder die Leser belustigen: das Alles ist für ein Billiges ins Werk zu segen, aber man schädigt die Sache Frankrei{s. ugenblicklich sind die Spalten unserer Zeitungen mit der Reise des Königs von Italien rach Berlin angefüllt und es sind in diesen Spalten Zornausbrüche aufgestapelt, zu denen nah unserer Ansicht dieses vet in keiner Weise Anlaß giebt. Erwiderte der König Humbert nicht den ihm voriges Jahr vom Kaiser Wilhelm ab- estatteten Besuch, so würden alle e Feuerköpfe den Kaiser aus- achen, dessen Artigkeit mit einer Grobheit vergolten wicd, . Jst aber der König Humbert artig, flugs verkünden dieselben Censoren, er hate si vor dem Teutonen flach auf den Bauch gelegt. Nun sagen einige, man könne sich wohl den Besuch erklären, es sei aber eine Beleidigung für Des, daß man zu diesem Besuch gerade die Zeit, wo auf dem Marsfelde die Ausstellung flattfindet, gewählt hat. Es liegen sogar mehrere Zeitungsartikel vor uns, in denen es wörtlich heißt, der König von Italien habe, vom Fürsten Biëmarck dazu gedrängt, dur seine Reise unsere Ausftellung in den Schatten zu stellen und den Glanz unserer Pariser Feste durch die in der preußishen Hauptstadt ihm zu Chren veranstalteten Festlihkeiten abzuschwähen beabfichtigt. Derlei Urtheile sind uns unbegreiflich.

Besuche unter Souveränen werden nach Brauch in der Regel innerhalb eines Jahres erwidert. Im Oktober is ein Fahr ver- flossen, seitdem der Kaiser Wilhelm 11. sih nach Rom begeben hat : giebt es da etwas Natürlicheres, als daß der König Humbert ih noch vor Ablauf der geträuclihen Frist seiner Pflicht entledigt ? Etiketten-Angelegenheiten werden überdies zwishen Souveränen niht anders als zwischen Privatleuten geregelt. Wenn ein auswärtiger Freund uns besuen will, so wird er zumeist seine Reise niht cher antreten, als bis er bei uns angefragt und von uns die Zusicherung rag aus daß uns sein Besuh zu der und der Zeit angenehm ein wird.

Unter gckrönten Häuptern ift dieses Verfahren noch viel notk- wendiger, denn sie haben zahlreihe Pflichten zu erfüllen, baben im Sommer bald ihre Truppen zu besihhtigen, bald Provinzen des Landes zu bereisen und andere Besuche abzustatten. Da ist es wohl begreiflih, daß es für diese hohen Persönlichkeiten keine kleine Sache ift, das Datum einer Reise und einer Heerscau festzustellen. Wenn der König Humbert für seine Abreise na§ Ber- lin den vorlezten Sonntag des Monats Mai gewählt hat, so mödbten wir annehmen, daß dieser Termin persönlichen Vereinbarungen entspricht, welche der hohen Politif ganz fremd find. Es wird uns wirklich nicht leiht, bei dem anderen Vorwurf wegen des Zusammenfallens des Königlihen Besu&s mit unserer Aué- stellung au nur einen Augenblick zu verweilen. Lentere dauert ses Monate, der Besu des Königs Humbert nur einige Tage. Bei dieser Lage hâtte der Besuh bis zum Monat November verschoben werden müssen, um unserer Ausstellung nur _ja keine Konkurrenz zu machen, er gâtte wohl gar erft miiten im Winter ftatthaben können, Ms es “an ift, daß die Ausftelung noch läager geéfnet

eiben foll.

. Es ift wahrhaftig Zeit, mit solchen einer großen Nation, wie die unserige, unwürdigen Kleinigkeiten e:.dlih zu brechen. Man mxf Anderen gestatten, was wir für uns selbft in Anspru nehmen, d. b. die Freiheit, seine persönlihen Handlungen nah seinem eigenen Er- messen einzurihten. Man sage uns nit etwa, daß es si bier um einen Aft hoher Politik handelt, den wir ?ritifiren dürfen. Wir stellen die politisde Tragweite, die man der Reise des Königs Humbert untersiebt, energish in Abrede. Hat der Besu Wilbelm’s II. in Rom eine Aenderung in der auêwärtigen Ey herbeigeführt? Warum soll denn jexzt der Besuch deë Königs

umbert in Berlin eine solhe Aenderunc zur Folge baben? Wenn sih beide Souveräne über Politik unterhalten, was ja wabrs&einlich ift, so werden sie wobl einander sagen, daÿ die Lage der Dinge die- selbe ift, wie im Iabre 1888, das ibr Vertrag noch immer bestebt, daß sie Freunde wie biéber bleiben.

Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Eljsaf- Lothringen geschrieben :

Der Erlaß der bekannten, seit Jahresfrist in Kraft befndliéen Maßregeln erweist sich immer mebr als ein aludcklider Grif. Dur dieselben ift es nämlich nit blei ermêögliét worden. einen ref Theil der von Frankreih ausgebenden politishen Verbezung laèm- zulegen und damit zur Berubiaung der Gemütder beizutragen ein Erfolg, der bereits bei den nächsten ReibStagäwablen, wenz nitt alle Anzeichen trügen, greifbar zu Tage treten dürfte —, sondern die ¡wischen Elsaß-Lotbringen und Frankrei errihtezz Sran?z hat au dazu beigetragen, einen günstigen GEinflus axf diz Auäwande- rung2verbältnifte auszuüben. Das Reiéland hat allein ron 1880 bis 1885 59 299 Eifaf-Lothringer verloren; diz Zadbl in dèef Zeitraum weggezogenen Familien beträgt üder 3000. liegt keinem Zweifel, daß die Leichtigkeit. mit der die Aus- gewanderten aaf fürzere oder längere Zeit in die Heimatb zurädk- kebren und daselbst als Ausländer leben founten, die sebr begünstigt bat. Seit nun die Paßsranke selbt den vorüber» gebenden Aufenthalt in Elfaß-Lothringen sebr erséwert, bent nh jeder zweimal, ebe er die deimathiide Séolle verläft: e gi dies namentli von denjenigen Elementen, derem Wegzzug ans wirtbschaftliden Gründen zu dedauern ist. Im Zusammenhang damit ift au die Ziffer der jungen Leute, welSe idre Ausbüldumg in fraz- ¿zöfischen Lebranstalten empfangen, nemerdings in fsetigem NbDSzamg begriffen. Unter solchen Umständen dürfte S die dier im Stillen

no vielfa gedegte Hoffuung, die Pafmas wüTdez zur 20D übergedend ‘beibehalten werden, enl auc amt zammal due damit ¡usa i ngende S&ädigung der wirthsaftlihen Intereffen Elsaf- Zegens keineêwegs fo bedeutend i, als anfing angencumen wurde.

Gewerde nund Handel. Die nätste Börseudersammliung zu Essen findet zam of* ftatt.

27. Mai im „Berliner : rankfurt a. » WR Mai Getreidemarktderidt

von Joseph Strauß. Der dècfize Markt loß fi der allge

Gerste 14¿—} #, remde Sorten nèdt