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die durch uns L „Amtlichen FD: richten über das reußishe Staats\ uldbuch, Dritte Ausgabe“, aufmer sam, welhe durch jede
DUI In nt für 400 S oder von dem Verleger . Guttentag p Collin) in Berlin durch die Post ür 45 F franko zu beziehen sind.
Berlin, den 3. Juni 1889. Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow.
Sustiz-Ministerium.
Der Rechtsanwalt Ma ck in Pillkallen ist zum Notar für den Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Königsberg, mit An- weisung seines S in Pillkallen, |
der Rechtsanwalt Henning in Prökuls zum Notar für den Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Königsberg, mit An- weisung seines Wohnfißes in Prôökuls, und
der Rechtsanwalt Peters in Stendal zum Notar für den Bezirk des Ober-Landesgerichts in Naumburg a. S., mit Anweisung seines Wohnsitzes in Stendal, ernannt worden.
Die Nummer 14 der S, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter
Nr. 9340 das Geseß, etreffend Abänderung mehrerer Bestimmungen der Geseßgebung über die Stempelsteuer. Vom 19. Mai 1889,
Berlin, den 7. Juni 1889.
Königliches Gesez-Sammlungs-Amt. Didden.
Abgereist: Se. Excellenz der Staats - Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Freiherr Lucius von Ballhausen, nach Kassel.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 7, Juni. Se. Majestät der Kaiser und König hat, wie „W. T. B.“ meldet, an den Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin folgendes Schreiben gerichtet :
Bei der jüngsten Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Jtalien war es Mir überaus erfreulich, Zeuge der herzlichen Ver- ehrung zu sein, welche Meinem erlauchten Gast von der Bürgerschast Meiner Haupt- und Residenzstadt Berlin allenthalben entgegengebracht worden ist. Die geschmadckvolle und sinnige Ausshmückung der Fest- straßen und der Gebäude, fowie die vieltausendstimmigen Zurufe bei dem Einzuge Sr. Majestät in Berlin gaben beredtes Zeugniß von den tief in die Herzen der Bevölkerung Deutschlands eingewurzelten Sympathien für den mächtigen Bundesgenossen und Sein gesegnetes Land. Ich kann es Mir daher nicht versagen, den städtischen Behörden und der gesammten Bürgerschaft Berlins für den Meinem hohen Freunde bereiteten würdigen Empfang Meinen wärmsten Dank aus-
zusprechen. Neues Palais, den 1. Juni 1389. WilhelmRKR,
— Die gewaltsame Pfändung von Sachen, welche si im Gewahrsam oder Mitgewahrsam eines zur Herausgabe nicht bereiten Dritten — nicht des Schuldners — befinden, ist nah einem Urtheil des NReichsgerihts, I. Strafsenats, vom 11. März d. J., rechtswidrig, und der gewaltsame Widerstand des Dritten gegen den Gerichtsvollzieher ist nicht strafbar.
— Bei dem Enteignungsverfahren bezüglich eines Grundstücks in der Königstraße zu Berlin wurde den Eigenthümern eine Entschädigung von 71 000 M zugesprochen. Diese beanspruchten noch weitere 200 000 #6 und klagten ihren Anspruch gegen die Stadtgemeinde Berlin ein. Jn der Be- rufungsinstanz wurden den Klägern noch 44 000 H zuge- sprochen, mit der Mehrforderung aber wurden sie abgewiesen. Der Berufungsrichter berechnete den Werth des Grundstücks dur die Kapitalisirung des jährlichen Reinertrages zu 5 Prozent, und seyte den Preis auf das Zwanzigfache des Reinertrages est. Der Berufungsrichter ging dabei von der Annahme aus: „Die in Berliner Grundstücken angelegten Kapitalien verzinsen sich immer noh u 5 Proz. im Durchshnitt." Die Revision der Kläger wurde vom Reichsgericht, V. Civilsenat, durch Urtheil vom 16. März d. J., zurückgewiesen, indem es begründend ausführte: „Die Anwendung des 5 prozentigen Zinsfußes bei Berechnung des Kapitalwerthez aus dem Ertrage ‘des ent- eigneten Grundstücks beruht nicht auf einem Rechtssaß, 1ns- besondere nicht auf den den Zinsfuß betreffenden geseßlichen Vorschriften, sondern lediglich auf thatjählichen Er- wägungen, vermittelst deren der Richter zu der Ueber- eugung gelangt ist, daß diejenige Summe, welche f aus der Kapitalisirung des jä rlichen Reinertrages zu 5 Proz. ergiebt, also das 20fache dieses Reinertraç es den vollen Werth des enteigneten Grundstücks darstellt. . Den oben mitgetheilten Say knüpft der Berufungsrichter an an den unmittelbar vorhergehenden Say: es komme nicht darauf an, wieviel zur Zeit der Enteignung der herrschende Zinsfuß für er stftellige Hypotheken betragen habe. Wenn nun dann weiter im Gegensaß hierzu der erufungsrichter konstatirt, daß die in Berliner Grundstücken angelegten apitalien sich immer nos u 5 Proz. im Durchschnitt verzinsen, so ist
darunter offenbar der Durchschnitt des Zinssates der an erster Stelle eingetragenen und der \chlechter locirten Hypo0- theken zu verstehen.“
— Der Besißer eines Guts von 35 ha, darunter legterer Eis in in den Winter- zur Gewinnung
71/, ba Wasserflähe, gewinnt auf großen Mengen und nimml alljährli
monaten 15 bis 20 Arbeiter ledigli
des Eises und zur Aufstapelung desselben in den Lager- räumen an. Zur Aufbewahrung des Eises sind zwet große Eishäuser gebaut, in welche das Eis mittelst Lokomobilen und zweier Aufzüge befördert wird. Es werden durhschnittlih jährlih 2000 Fuhren Eis zu je 30 Centnern eingebracht. Der Gutsbesißer läßt in den Sommermonaten tä lih durh- \{nittlih vier bis zehn Gespanne Eis nah der be- nachbarten Stadt fahren. Der Eishandel bringt einen jährlichen Reingewinn von 8000 bis 10000 # Das Reichs- Versichherungsamt hat unter dem 25. März d. J. (Nr. La beschlossen, den fraglichen Betrieb als einen gewerbsmäßigen Speicher- beziehungsweise Kellereibetrieb im Sinne des 8§. 1 Ziffer 4 des Ausdehnungsgeseßes vom 98. Mai 1885 der Speditions-, Speicherei- und Kellerei- Berufsgenossenschast zu übexweisen, da derselbe sich als ein kaufmännish betriebener ishandel und als ein von der Landwirth|chaft unabhängiges ewerbliches Unternehmen dar- stelle. Der Umstand allein, aß das gelagerte und ohne weitere Be- oder Verarbeitung verkaufte Produkt ein von dem Landwirth selbstgewonnenes Rohprodukt jei, kann dem frag- lichen Betriebe den Charakter eines landwirthschaftlichen Unter- nehmens nicht geben.
— In der Ersten s y zur heutigen Nummer des „R-- u. St.-A.“ wird eine Bekanntm ahung des Ministers für Handel und Gewerbe über die Zus ammenseßzung mehrerer zum Zwedck der Durchführung der Unfall- versicherung in Preußen errichteten Schiedsgerichte veröffentlicht.
— Der Königlich bayerische Bevollmächtigte zum Bundek- rath, Ober-Rechnungs-Rath Geiger ist von hier abgereist.
— Der hiesige Kaiserlich russische Botschafter, Graf Schuwalow, hat für einige Wochen Berlin verlassen. Während der Abwesenheit desselben fungirt der. Botschasts- rath Graf Murawiew als interimistisher Geschäftsträger.
— S. M. Fahrzeug „Loreley“, unter Kommando des I. Offiziers, Lieutenants zur See von Bassewiy , ist am 5. Juni cr. in Smyrna eingetroffen und beabsichtigt, am 7. des\. Mts. wieder in See zu gehen.
Württemberg. Stuttgart, 6. Juni. Der „St.-A f. W.“ veröffentlicht folgende llerhöchste Drdre:
„Aus Anlaß Meines in diesem Jahre stattfindenden %Bjähri- gen Jubiläums als Chef des Ulanen-Re giments Nr. 19 verleiße Ih dem Regiment als besonderes Uniforms-Abzeichen silberne bezw. weißleinene Ligen mit rothem Spiegel auf jeder Seite des Kragens und aa den Aermel-Aufshlägen der Ulanka und bestimme zuglei, daß diese Abzeichen erstmals bci der an Meinem Regierungs- Jubiläum tattfindenden Parade zu tragen sind. Das Kriegs-Ministe- rium beauftrage Ich, die erforderlichen Ausführungs-Anordnungen unter entsvrehender Berücksichtigung der reglementären Vorschriften zu treffen.
Stuttgart, den 3. Juni 1839,
Karl."
Ebenso hat Se, Majestät aus Anlaß des 2Bijährigen Jubiläums Jhrer Majestät der Königin als Chef des Dragoner-Regiments Nr. 25 dem Regiment als be- \sonderes Uniforms- Abzeichen silberne bezw. weißleinene Lißen mit rothem Spiegel auf jeder Seite des Kragens und an den
f
Aermel-Aufschlägen des Waffenrocks verliehen.
Baden. Karlsruhe, 6. Juni. (W. T. B.) Die Vermählung der Prinzessin Marie von Baden mit dem Erbprinzen Friedrih von Anhalt findet am 2, Zuli hierselbst statt.
Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 6. Juni. Medl. Nahr.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog trifft am Sonnabend, den 8. d. M., hier wieder ein. Der Tag der Ankunft Jhrer Kaiserlichen Hoheit der Großherzogin ist noch nicht bekannt.
Oesterreich - Ungarn. Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Wie die „Polit. Corresp.“ erfährt, ist der Umstand, daß der König von Griechenland und seine Familie auf der Reise nah Petersburg sich nicht, wie ursprünglich beab- sichtigt, in Wien aufhielten, darauf zurückzuführen, daß sih die Abreise von Athen um einige Tage verzögert hatte und die Vereinbarungen mit den Eisenbahnen wegen Be- förderung des Königlichen Extrazuges keine Unterbrehung n zuließen. — Der Gro fürst Paul von Rußland ist seiner Braut, der Prinzessin Alexandra, bis Granica entgegen gefahren ; dorthin ist auch der zur Weiterreise der aa Herrschaften bestimmte russishe Hofzug dirigirt worden.
Frankreich. Paris, 6. Juni. (W. T B) Ju der heutigen Sißung der Deputirtenkammer forderte bei der Fortseßung der Berathung des Budgets des Mini- steriums des Auswärtigen der Deputirte Drey fuß eine Vermebrung der geheimen Fonds um 300 000 Francs. Der Minister des Auswärtigen, Spuller, erklärte, daß er die Annahme von Mitteln . um die diplomatische Thätig- keit Frankreihs noch mehr zu entwickeln, nicht ablehne, er müsse jedoch den Antragsteller, da die Frage einen finanziellen Charakter trage, an die Kammer selbst verweisen. Dreyfuß bestand auf seinem Antrag und hob hervor, man könne in andern Budgetposten Ersparnisse ein- treten lassen. Hierauf wurde der Antrag Dreysuß an eine Kommission verwiesen. Die leßten Kapitel des Budgets des Auswärtigen wurden angenommen. Es folgte dann die Berathung des Budgets für das Unterrichts- Ministerium. Unter lebhaften Unterbrehungen Seitens der Rechten legte Ferry die Fortschritte dar, welche dur die Republik in dem öffentlichen Mle ges gemacht seien, und wies darauf hin, daß die Ausgaben für den Bau von Sqzulen die Höhe von 563 Mill. Francs erreiht hätten, wovon nur 224 Millionen auf den Staat fielen. Der Redner betonte, er sei immer für Wahrung des religiösen Friedens wie für die Beibehaltung des Kultusbudgets gewesen. Die Laienshulen hätten stets Toleranz geübt, man müsse eine gleiche auch von der Kirche verlangen. (Zahlreiche R Seitens der Rechten. Beifall im Centrum.) Die Sigzung wurde sodann e
— 7, Juni. (W. T. B.) Der Staats-Gerichts hof ließ gestern aufs Neue Haussuchungen bei zwei hervor- ragenden Anhängern Boulanger's vornehmen; dabei sollen zahlreiche Papiere beshlagnahmt worden sein, welche die Betheiligung Boulanger's an einem Komplott gegen die
Sicherheit des Staats feststellen.
Ftalien. Rom, 6. Zuni. (W. T. Ba Der Senat Pi beschlossen, der Enthüllung des Giordano Bruno- enkmals nicht beizuwohnen. h In der Deputirtenkammer erklärte heute der Minister- Präsident Crispi: Die Nachricht der „Agenzia Stefani“ von der Delaguna Kerens sei rihtig. Nachdem der Häupt- ling Barambavas dur sein Verhalten das Vertrauen der italienishen Regierung verscherzt habe, habe Leßtere die Besetzung von Keren dur reguläre Truppen sowie die Ver- hastung des Lma und die Entwaffnung seiner Truppen angeordnet. Bonghi meldete hierauf eine Jnterpellation darüber an, ob die Beseßung von Keren die Entsendung weiterer Truppen und eine den Voranschlag bedeutend übersteigende
Ausgabe nothwendig machen werde.
Portugal. Lissabon, 7. Juni. (W. T. B.) Die Erste Kammer hat einstimmig einen Antrag ange- nommen, durh welchen die Rechtsansprüche Portu- gals auf Gebiete in Ost- und Central-Afrika be- stätigt werden und die Regierung aufgefordert wird, dieselben entschieden aufrecht zu erhalten.
Schweiz. Bern, 6- Juni. (W. T. B.) Jtalien und das Großherzogthum Luxemburg haben ihre Theilnahme an der internationalen Konferenz betreffs des Arbe iter- \chutz-Gesezes zugesagt. — Der Bundesrath wird für die Befestigung des St. Gotthard einen Nachtra gs- fredit von 600000 Fr. für das Fahr 1889 verlangen. Die Gesammtkosten dürsten den Voranschlag um etwa 6 Millionen Francs übersteigen.
Schweden und Norwegen. Nach der kürzli heraus: gegebenen Rangliste der s{chwedishen Armee und Marine für das Jahr 1889 besteht das aktive O ffizierspersonal der Armee aus 1 General, 6 General-Lieutenants, 10 General: Majors, 34 Obersten, 51 Oberst-Lieutenants, 93 Majors, 538 Kapitäns und Rittmeistern, 678 Lieutenants und 446 Unter-Lieutenants, im Ganzen 1857 Offizieren gegen 1845 im Jahre 1888. Als Generale der Armee sind außerdem aufgeführt : der König von Dänemark, der Kaiser von Oesterreih und der Großherzog von Baden, als General-Lieutenant der Kronprinz von Dänemark. Von den Reserve:-Offizieren gehören 7 der Generalität und dem Generalstabe, 101 der Jnfanterie, 93 der Kavallerie, 16 der Artillerie und 5 der Fortifikation an, zusammen 152. Zur Disposition stehen außerdem noch 210 Offiziere, von denen 149 Kriegsdienste zu thun verpflichtet sind. Der älteste aktive Offizier ist General J. M. Björnstjerna, der kürz: lih sein 84. Lebensjahr vollendete. — An der Spiye der Rangliste der Marine und der Flaggen-Admirale ist der Deutsche Kaiser Wilhelm 11. aufgeführt. Das alktive Osfizierspersonal besteht aus 3 Flaggen-Admiralen, 6 Com: mndeuren, 22 Commandeur-Kapitäns, 63 Kapitäns, 91 Lieute: nants und 20 Unter - Lieutenants, zusammen 165. Die Reserve zählt 41 in Friedens- und Kriegszeiten zum Dienst verpflichtete Offiziere und 37 Offiziere, welhe nur beim Ausbruch eines Krieges oder bei größeren Ausrüstungen zum Dienst verpflichtet sind.
Zeitungsftimmen.
Die „Allgemeine Konservative \chrift“ jagt: ; Der Reichstag ist nah. Abs{luß seiner Ferien um Anfang Mai wieder zusammengetreten und nah kurzer Tagung gegen Gnde des Monats geschlossen worden.
Die Session ist kurz gewesen. Aber sie hat gleichwohl als Er- gebniß ein Geseß geliefert, das an Wichtigkeit und weittragender Bedeutung allen anderen voransteht, die in den legten Jahren zur Verabschiedung gekommen sind: das Alters- und Invaliden- Versiche! rungsvesez für Arbeiter. Mit freilih nur kleiner Mehrheit ift es angenommen worden, aber die Thatsache der Ännahme bleibt bestehen und sie wird ihre Wirkung äußern noch in fernster Sun
Wir haken uns über die Tragweite dieses Gesezes und über unseren Wunsch, dasselbe angenommen zu sehen, {hon fo häufig geäußert, daß wir uns heute auf einen kurzen Ausdruck unserer Genug? thuung beschränken können Gewiß sind die Einwände, die gegen einzelne Bestimmungen des Entwurfs erhoben werden, aller Beachtung werth, und es wird cbenso gewiß nah den Erfahrungen der Praris im Laufe der Zeit an mane Paragraphen die bessernde Hand gelegt werden müssen. Aber das Geset will nicht nach kleinen, sondern na großen Gesichtspunkten beurtheilt sein. Die Hauptsache bleibt, daß überhaupt eine Veranstaltung dieser Art begonnen wird, die dem Arbeiter für die Tage des Alters und der Erwerbsunfähigkeit ein, wenn auch vorläufig nur bescheidenes, doch sicheres Brot ge währleiste. Und von eben so hoher Bedeutung l das andere Moment, daß ein erster großartiger Versuch nun wirkli gemacht wird. in dem bisher oft so ungleihen Kamp? zwischen Kapital und Arbeit das ganze Gewicht des Staats zu Gunsten der Arbeit in die Wagschale zu werfen. Den Sozialdemotraten ift nunmehr jeder Grund genommen zu der Behauptung, daß der Staat der Gege wart auéschließlich im Interesse dec besißenden Klassen arbeite. \ wird hier in Gestalt des Reichszuschusses der Staatskasse sofort eint Leistung von vorläufig 50 Millionen als cinfahe Zuwendung an di Arbeiter aufgebürdet, und außerdem den Arbeitgebern dur die Pflicht, zu eînem bedeutenden Bruchtheil den Versicherungsbeitrag ibrer Arbeiter zu tragen, ein Opfer auferlegt, welhes von Vielen nit ohne erhebliche Schwierigkeit getrai,en werden dürfte. |
Daß das Gesetz troy dieser intensiven Fürsorge für die Arbeiter von den Vertretern der Sozialdemokratie, die ja eine eigentli: Arbeitecpartei sein will, bis auf den leßten Augenblick energisch a0 kämpft worden ist, darf gleichwohl niht Wunder nehmen. Wenn Fürf Bismarck in seiner legten durhshlagenden Rede hervorgehoben ha!, daß es den Hrrn. Bebel, Liebkneht und Genossen um nichts Anderes zu thun sei als darum, Unzufriedenheit und Haß zu erregen, und die Meinung vertreten hat, daß mit einer allmählihen Befriedigung der berechtigten Wünsche der Arbeiter diesen Herren gar nid!
Monats-
und von der Agitation zu leben, aufhören würde — " ist das alles ja schon so oft ausgesprochen worden. daß es nichts Auffallendes hat, um \o weniger als die Richtigkeit del Sáâye häufig auch von solhen nicht bezweifelt wird, die keinen Wider spruch erheben. Eigenthümlih und auffallend ist aber, daß, während von den Sozialdemokraten bisher die Berechtigung des Vorwurss f stritten wurde, sie wüßten niht, was sie wollten, Hr. Bebel die Korrektheit eines solhen Standpunkts jept auch grundsäßlich entschieden vertheidigte. Er erklärte „kaltlächelnd“, die Erregung von Unzufriedes heit sei allerdings sein Geschäft; aus der Unzufriedenheit gehe R menschlicher Fortschritt hervor. Was die Sozialdemokraten an Ste° der gegenwärtigen Staatöordnung seßen wollten, gehe keinen Menshet etwas an. Er müsse zugeben, daß feine Partei über die positiv von ihr zu erstrebenden Ziele völlig uneinig sei. M
Das Geständniß ist werthvol. Daß von heute auf morgen die unglaubliche Bekenntniß zum reinen Demagogenthum, zur politis Propaganda für unbekannte Ziele, den Sozialdemokraten chade fönnte, ist leider nit zu erwarten. Dazu ift die Partei zu alt 1
zu fest gefügt. Wohl aber ift zu hoffen, daß die Macht der Thal
gedient sein würde, weil dann die Möglichkeit, zu agitire
fachen im Laufe der Zeit ihre beredte Sprache dennoch reden und wenigstens denen, die schen wollen, den Unterschied zeigen wird zwis- \chen einer wohlwollenden Reformpolitik einerseits, die das Erreich- bare wirklich giebt, und andererseits dem Mundheldenthum der Nolksbeglüdcker, die gar nicht daran denken, ihre unablässigen Ver- sprehungen jemals zu erfüllen.
— Dem Jahresbericht der Stuttgarter Handelskammer entnimmt die „Leipziger Zeitung“ nachstehende Aeuße- rungen über die allgemeine Lage :
Die Signatur des Berichtsjahres 1888 hebt sich vortheilhaft von der seiner Vorgänger ab. Die der leßteren nämlich drüdckte sich haupt- fädli in dem ständigen Preisrückgang aus. Im Gegensaß hierzu zeigte sh gegen Ende vorigen Jahres, während die Theoretiker heute no über die Ursache und Dauer dieser Preisrevolution nahgrübeln, ein für Viele ebenso unetrwartetes, als unerklärlihes Zusammentreffen verschiedener Anzeichen einer fortshreitenden Konjolidirung des Marktes: #0 zunächst an der Börse und von ihr aus weiter in der ganzen wirthschaftlichen Thätigkeit Deutschlands ein dur viele Iahre vermißter Faktor, nämlich eine zuver- sihtliche Widerstandsfähigkeit ; ferner in den Monatsausweisen der Eisenbahnen eine beträhtlihe Steigerung des Verket,rs; dann guf den Waarenmarkt eine Erhöhung der Rohmaterialpreise und Umsäße, in vielen Fabriken Ueberzeitarbeit, Erweiterung der Be- triebsanlagen und Vermehrung der, Arbeiterzahl , befriedigende Dividenden in den Abschlüssen zahlreiher Afktiengesellschaften, Er- böbung der Valuta in unseren Ausfuhrgebieten, wie in Oesterreich, Rußland und in den südamerikanifchen Staaten günstigere Jahres- abshlüsse des Großhandels und der Bankthätigkeit, sehr belebte Gründungsluft, namentlich in der Richtung der Umwandlung mehr oder weniger rentabler Fabriken in Aktiengesellschaften und einer beträhtlihen Erhöhung des Kapitals der Aktienbanken (deren Betrag für Deutschland heute \hon das zweite Hundert Millionen Mark errciht haben dürfte), endlich eine angestrengte Bauthätigkeit und eine Hausseströômung auf der Waaren- und Effektenbörse, wie sie in folcher Dauer in diesem Jahrzehnt noch nit erlebt worden ist. Ob die Wendung zum Besseren sich fortseßen, wie lange Ke anhalten wird, ist {wer vorauszusagen. Nur einige Anhaltspunkte für die Beant- wortung dieser Frage gewinnt man, venn man der Ursache dieses Umschlags nachforsht. Den äußeren Anstoß zu dem leßteren gab die friedliche Gestaltung der politischen Lage, die tiefere Ursache aber liegt in der Umbildung unseres politischen, internationalen wirth- \haftlihen und sozialen Lebens, in der wir uns derzeit befinden. Im Zusammenhange damit steht eine Abnahme der Existenz- sicherheit, das Jebtge Streben nah rashem (Gewinnen, der Kampf des Kapitals um seinen Antheil an der Arbeit u1d um anderweitigen Ersaß für den heutigen Zinsrückgang, die immer weitere Ausdehnung der Cffekten- r.nd Börsenspekulation unter dem kleineren Kapitaliften- stand, die zunehmende Vergefellshaftung der Produktionsweise durh Um- wandlung der privaten Betriebe in Aktiengesellschaften, die fast ge- werbsmäßig gewordene Bildung von Konventionen und Kartellen, die Internationalität des Kredits und der Staatss chuld. Diese Symptome er- klären es, daß mit nervöser Hast jeder günstige Moment erfaßt und au8ge- beutet wird, als welcher nun gerade die allgemeine Lage in Mitte vorigen Jahres ershien. Son in früheren Monaten hatte sich ein zielbewußtes Fingreifen der internationalen Spekulation und großer Kapitalkräfte geltend gemacht. Fett war der richtige Moment für dasselbe, wie früher nod) nie, gekommen. Seitdem sind wir denn auc, da die zuversichtlihere und vertrauensvollere Auffassung der Lage schließlich alle Erwerbskreise ergriff, an einer Gründungs- Aera, an einer Hausse ançelangt, deren, Cxistenzfähigkeit zwar \chon seit Monaten ange? zweifelt wird, die jedo ihre Rückwirkung auch auf den ruhigen, sh mehr nah dem Verhältniß von Angebot und Nachfrage rihtenden Produfktionsgang nit verfehlt, damit aber natürlich noch nicht für Handel und Gewerbe den normalen Gang früherer Jahrzehnte erbracht hat. Es hat denn au die Zunahme des Konsums einige \chwere Mißstände unseres heutigen Frwerbslebens niht hinweg- zuräumen vermocht. Einmal findet man in dem Detailgeschäft, \o- weit es auf die Landkundschaft angewiesen ist, und bei dem Klein- gewerbe das Gegentheil von der hoffnunasvollen Zuversicht, welche Großhandel und Großindustrie an den Tag legen. In den leßten Jahren nämlich fah fh das Kleingewerbe weiter noch durch den stetigen Zinsrückgang und zwar von zwei Flanken bedrängt, insofern nämlich derselbe eine Scmälerung der Konsumfähigkeit der Abnehmer verursacht und sodann der Großindustrie billigeres Kapital ver- mittelt und damit die Konkurrenz des Großkapitals verstärkt hat. Dazu kam, daß au 1888 die Kaufkraft der ländlichen Bevölkerung sh nicht gehoben hat, und die von der reihen Obsternte und dem verhältnißmäßig günstigen Hopfen- und Weinertrag erhoffte Ent- widelung des Herbstgeshäfts ausgeblicben is. Leßtere, den meisten Ge\chäftsleuten ebenso unerwartete ais unerklärlihe Erscheinung hatte wohl darin ihren Grund, daß im Spätjahre 1888 die Landleute, während ihnen in den Mißjahren 1886 und 1887 die meisten Kapitalgläubiger entgegen ekommen waren und sich auf bessere Zeiten hatten vertrösten la}sen, nunmehr zur Einlösung ihrer Zins- und Zielverbindlichkeiten gedrängt wurden. Daher kam es, daß der Geldmangel auf dem Lande fast noch größer war, als in den vorher- gegangenen Jahren, daß die Handwerksleute {ih vielfach auf spätere Zeiten gedulden mußten, daß ferner in den Detailläden, namentlich im Cisen-, Scuh- und Ellenwaarengeschäft, sih mangelnder Absay fühlbar machte, und die Ausstände langsam eingingen; erst in den leßten Wochen des Berichtsjahres trat eine erböhte Kauflust ein. Damit ermangelt auch für manche Industriezweige, namentli für die Webereien, eine der Haup1bedingungen zu ihrem Aufschwung, nämli die von unten, aus dem einheimishen Verbrauch kommend Vermehrung der Kaufkraft und Ausnahmefähigkeit. Der Druck wird hier so lange niht weichen, als nit eine Reihe ausnahmsweise günstiger Ernten auch den Konsum und die Kaufkraft der Land- bevölkerung wieder belebt
Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 10, — Inhalt: I. Aktenstückde und Aufsäße: Zwei weitere Grkenntnisse des Reichs- gerihts über die Berechnung der Strafe bei Portohinterziehungen. — Beitrag zur Geschichte des badischen Postwesens bis 1811. — Neues Reglement für die Telegrammbeförderung in Schweden. — Die eng- lishen Postsparkassen im Jahre 1887, — Gblers' Besteigung des Kilima-Ndscharo. — 11. Kleine Mittheilungen : Geschäftsbericht des internationalen Bureaus des Weltpostvereins für das Jahr 1888. — Das Telegraphenney Brasiliens. — Ein Laufzettel des Postamts in Gotha aus dem Jahre 1723, — Die Postverwaltung von Canada im Jahre 1887/1888. — Optisch-elektrisher Signalapparat für Schiffe von Ardois. — Anwendung des E bei Eisenbahnunfällen. — 1II. Literatur des Verkehrswesens: a. Traité du service des re- cettes des postes à l'usage des receveurs, commis, 8urnuméraires, auxiliaires et aides de l'Âdministration des Postes et Télégraphes par Rouland et Bouguet, commis à l’Administration centrale des Pestes et Télégraphes. Paris 1888. — b. Traité théorique et pveiqus du service des directions départementales des Postes et élégraphes par Albert Hec. Paris 1888, — IV. Zeitschriften- Ueberschau. Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteo- A A Organ des Hydrographishen Amts und der Deutschen ee Herausgegeben von dem Hydrographischen Amt des Reichs- Ñ arine-Amts. Siebzehnter Jahrgang. 1889. Heft V. — Inhalt: Angen am Manganstahl bezüglich seiner magnetischen Eigen- b aften, angestellt auf dem Kaiserlichen Observatorium zu Wilhelms- aven. — Die Häfen und Handelsverhältnisse des Persischen Golfs e des Golfs von Oman. Nach dem Bericht des eneral-Konsuls D Niederlande zu Buschehr, Baron R C. Keun de Hoogerwoerd. ._ S.) — Die Ke- (Kei-) Inseln. — Beiträge zur Küstenbeschrei- M der Inseln Buka und Bougainville. Salomons-Archipel. — eteorologishe Beobachtungen im Hafen von Kamerun. — Viertel-
jahrs-Wetter-Rundschau der deutschen Seewarte an der Hand der täglihen \ynoptishen Wetterkarten, für den Nordatlantishen Ozean Sommer 1885. — Bemerkungen über Orkane. — Die leuhtenden Nachtwolken. — Kleine Notizen. — Tabellen. — Kartenbeilagen. Ministerial-Blatt für e ge E O eter Se Verwal- tung in den Königlich preußischen Staaten. Herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern. Nr. 5, — Inhalt: I. Allgemeine Verwaltungssachen. Verfügung, betr. die Mitzeichnung von Dienftverfügungen der Königlichen Regierungen durch den Ober- Forstmeister. — II. Organisationssaen. A. Behörden und Beamte. Bekanntmachung, betr. die Führung der Bezeichnung „Landeshaupt- mann“ Seitens des jedesmaligen ersten Beamten der kommunalen Provinzialverwaltung von Westfalen. — Allerhöchste Ordre, betr. die ¿ührung des Prädikats „Excellenz“ Seitens der Staatssekretäre der Reichsämter. — Cirkular, betr. die Anrechnung der im Gemeinde- dienste zugebrahten Zeit bei Pensionirung der in den unmittelbaren Staatsdienst übertretenden Gemeindebeamten. — B. Staatshaushalt, Kassen- und Rechnungssachen. Cirkular, betr. die Zahlungsverrech- nung für Pensionen, Renten 2c. an Beamte aus dem Ressort des Ministeriums des Innern in Folge von Betriebs-Unfällen. — Cir- kular, betr. die Festseßung und Verrehnung der aus Anlaß von Betriebs-Unfällen an Beamte oder deren Hinterbliebene im Bereich der landwirthschaftlihen Verwaltung zu gewährenden Pensionen, Ver- gütungen für die Kosten des Heilverfahrens, Sterbegelder und Renten 2c. — Cirkular, betr. die Berehnung der den als Chaufsee- aufseher und Chausseewärter angestellten Militär-Invaliden aus ihren Militärpensionen zu zahlenden Zuschüsse. — IlI. Polizei-Verwaltung. A. Gewerbepolizei. Cirkular, betr. die Vorschriften über die Ein- richtung und den Betrieb der Quecksilber-Spiegelbeleg-Anstalten. — B. Gefängnißwesen, Straf- und Bessecungsanstalten. — Circular, betr. den Transport von Militär-Arrestanten. — Verfügung, betr. den Umfang des Begriffs Verpflegungskosten der Korrigenden in Landarmenhäusern. — Cirkular, betr. die Bekämpfung der Verbrei- tung der Schwindsucht in öfentlihen Anstalten. — IV. Militär- und Marine- Angelegenheiten. Bekanntmachung, betr. die von den höheren Lehranstalten in Bayern, Württemberg und Baden sowie von den Kadetten-Corps auszustellenden Zeugnisse über die wissen- \chaftlihe Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst.
Statistische Nachrichten.
Das soeben ershienene Aprilheft der „Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ bringt außer den regelmäßigen, auf den betrcffenden Monat bezüglichen Nachweisen über Handel, Preise 2c. eine Darstellung des Waarenverkehrs mit dem Auslande nach Mengso und Werth für das Jahr 1888,
_— Ueber die Bewegung der Bevölkerung im König- reich Bayern während des Fahres 1887 entnehmen wir der „Zeit1chrift des Königlich bayerishen statistischen Bureaus“ was folgt: Die Zahl der Geborenen überhaupt betrug 906 631, darunter 199 705 oder 96,6 9/9 Lebendgeborene und 6926
| oder 3,4 9/0 Todtgeborene; dem Geschlecht nach 106 203 oder 51,4 %/o
männliche und 100 428 oder 48,6 9/o weibliche, dem Personenstande der Mutter nach 178 045 oder 86,2 %/o ehelihe und 28586 oder 13,8 9% unehelie. Unter den ehelich Geborenen befanden sich 5883 oder 3,3 9%, unter den unehelih Geborenen 1043 oder 3,6 %/o Todtgeborene. Von den Müttern der unehelich geborenen
Kinder waren 74566 oder 26,08 °/ protestantish, 21 089 oder 73,78 % fatholish, 26 oder 0,09 %/o jüdisch und 15 oder 0,059 andern Religionsbekenntnisses. — Zwillings-
geburten fanden 9393 stati, und zwar in 801 Fällen von 2 Knaben, in 895 von 1 Knaben und 1 Mädchen und in 767 von 2 Mädchen. Von den Zwillingen kamcn 301 oder 6,3 %/o todt zur Welt. Drillingsgeburten ereigneten sich 34, und zwar in 6 Fällen von 3 Knaben, in 10 von 2 Knaben und 1 Mädchen, in 9 von 2 Mädchen und 1 Knaben und in 9 von 3 Mädchen. Von den Dril- lingen wurden 12 oder 11,8 9% todt geboren. — Die Zahl der Ge- storbenen mit Aus\{luß der Todtgeborenen belief sich auf 151 114, darunter dem Geshleht nah 77 861 oder 51,5 %/o männ- lide und 73253 vder 485% weiblihe, dem Alter nah 54816 oder 36,3 % im 1. Vbensjahre, 23045 oder 15,2% im 2. bis 15, Lebensjahre und 73 253 oder 48,5% im 16. Lebensjahre und darüber. Der Uebershuß der Lebendgeborenen über die Gestorbenen mit Auss{chluß der Todtgeborenen bezifferte ih auf 48 591 oder 32,2 9/o. Ebeschließungen sanden 37436 statt. Unter den eheschließenden Männern waren 2 616 katholisch, von denen 24184 mit fatholishen, 1425 mit protestantishen, 4 mit jüdischen und 3 mit sort christlihen Frauen ih verehelihten, 11410 pro- testantisch, von denen 9831 mit protestantischen, 1565 mit katholischen, 1 mit einer jüdischen und 13 mit sonst christlihen Frauen die Che ein- gingen, 379 jüdish, von denen 269 jüdische, 7 katholische, 2 protestan- tische und 1 eîne sonst ristlihe Frau ehelihten; enblich 31 sonst christlih, von denen 14 mit sonst christlichen, 12 mit protestan- tishen und 5 mit fatholishen Frauen die Ehe \{lofsen. Von den Katholiken gingen demna 1432 oder 5,6 9/0, von den Protestanten 1579 oder 13,8 9% und von den Juden 10 oder 2,7 9/0 eine gemischte Ebe ein. Von den Ehen überhaupt waren 34398 oder 91,9 9/a konfessionell, und zwar 24 184 oder 64,6 9% fatholisch, 9331 oder 23,6 9/6 protestantisch und 369 oder 1.09% jüdisch, und 3038 oder 8,1 %/% gemischt Durch 4836 Eheschließungen wurden 6223 un- chelihe Kinder legitimirt. Unter Blutsverwandten wur- den 242 Ehen geschlossen, und zwar 216 zwischen Geschwister- kfindern, 16 zwischen Onkel und Nichte und 10 zwishen Neffe und Tante. — Die Zahl der Einwanderer betrug 23 596, darunter 14 609 oder 62,0 9% männlihe und 8947 oder 38,0 9/0 weibliche; die der Auswanderer 22 765, darunter 14 120 oder 62,0 9/0 männliche und 8645 oder 38.09% weiblihe. Eingewandert sind mithin 791 oder 3,5% mehr als ausgewandert. Unter den Einwanderern waren 407 oder 1,7 9/0, unter den Auswanderern 6415 oder 28,2 9/0 überseeische. Die übersecishen Einwanderer seßten si aus 252 oder 61,9 9% männ- lihen und 155 oder 38,1 9% weiblichen, die überseeischen Ausroanderer M 3743 oder 58,3 9% männlihen und 2672 oder 41,7 °/o weiblichen zusammen.
Kunft, Wissenschaft und Literatur.
__ Das 2. Heft X. Bandes von dem „Jahrbuch der König- lich Preußischen Kunstsammlungen“ (Berlin, G. Grote’sche Verlagsbuchandlung) enthält außer den bereits mitgetheilten amt- liden Berichten einen Efsay über Gillis van Coninxloo und seine Schule, von Jean Louis Sponsel. Dann bandelt W. Bode über cin Bildniß der zweiten Gemahlin Kaiser Maximilian’s, Bianca Maria Sforza, von Ambrogio de Predis R einer Helio- graphie und drei Hochäzungen). Alfred Gott old Meyer bietet eine Monographie, betitelt „Das venezianishe Grabdenkmal der Früh- Renaissance“ (mit drei Abbildungen in Hochätzung). Der Amsterdamer Genremaler Symon Kick ist sodann der Gegenstand einer Studie von A. Bredius und W. Bode (dazu eine vortrefflihe Radirung von A. Krüger). Schließlich würdigt Herman Riegel das neue Museums- ebäude zu Braunschweig in Bezug auf dessen Benutungszweck (mit nsiht des Museums, Grundrissen 2c.). — „Deutsche Kaiserlieder.“ Von Albert Möser. Dresden und Leipzig, H. Klemm's Verlag. — Der Verfasser unter- nimmt es in dieser Gedichtsammluna, uns die deutshe Geschichte in Kaiserliedern vorzuführen, Er beginnt die Reihe derselbea mit einem Thürmerlied aus dem Jahre 933, welches in seiner leßten Strophe an Kaiser Heinrich geit ist und ihn auffordert, die Ungarn, welche damals mit ihren Raubzügen Deutschland heimsuchten, in die Pußta zurückzuwerfen. Das zweite Lied führt uns eine der \tolzesten Kaiser- gen, Otto I., den Eroßen, vor, dessen Vermählung mit der ritishen Prinzessin Editha hier gefeiert wird; auch das näcst- folgende beschäftigt sich mit der Erscheinung dieses gewaltigen Fürsten, während sib die daran schließenden von seinen Nat- folgern handeln. So reiht sich denn in hellen und
trübea Bildern Lied an Lied und ver egenwärtigt uns die Großthaten, die alücklihen und traurigen Schidsale der deutschen Kaiser. Das leßte derselben: „Die deutschen Reichskleinodien im Jahre 1796“ enthält eine Prophezeiung für die Wiedererstehung des Deutshen Reichs unter den Hohenzollern. Der der Sammlung vorangeschickte Prolog wendet fi an den Fürsten Bismarck und bezieht fih auf seine Studienzeit in Göttingen, der Heimathstadt Albert Möser's. Der Epilog besingt die berühmte Kaiserburg in Goslar und feiert das wiedererstandene deutsche Kaiserthum. Der Ertrag dieser patriotishen Dichtungen, welhe ein Separatabdruck aus desselben Verfassers Gedichtsamm- lung-.„Schauen und Schaffen“ nebst einem Drittel Vermehrungen sind, ist bestimmt für das Nordweftdeutshe Kaiser-Wilhelms-Denkmal auf der Porta Westfalica. __ — Das im Verlage von Adolf Mehrhardt in Bernburg in 5 Lieferungen à 50 A erscheinende „Anhaltische Geschichten- bu“, Erzählungen von Jean Bernard Musi, ift ein werth- volles Ges\chenkbuch für Jung und Alt. Der Verfasser, welcher h dur seine „Anhaltishen Sagen und Märchen“ viele Freunde und Verehrer erworben und auf dem Gebiet der Novelle sich längst einen geahteten Namen gemacht hat, bietet mit dem oben ge- nannten Werk ein Volksbuh im besten Sinne des Wortes dar. Der Stoff in den fünf Erzählungen des „Anhaltischen Ge- \hichtenbuchs“ beruht durchweg theils auf rein ges{ichtliher, theils auf ges{ichtsgemäß kfombinirter Grundlage und greift einmal sogar (in „Prinzessin Helis“) auf das Gebiet der sog. „geographischen Novellistik* über: eine völlig neue Erzählungsart, welche, durch den Reiz der Afrikaforschung hervorgerufen, soviel man weiß, hier zum ersten Mal eine künstlerische Gestaltung erhält. Der Dichter, welcher das Geschehene (die Geshichte) von feinem Standpunkt auffaßt und deutet, hat au bei den Erzählungen von rein geshichtlichem Charakter es verstanden, alles gelehrte Beiwerk bei Seite zu lassen und doh auch den Ges\chichtskundigen zu befriedigen. Man wird in die Zeit der Wendenkriege und der Eroberung der Mark Brandenburg ver- set (Albreht der Bär); es wird die Zeit geschildert, die dem Jahr- hundert der Reformation voranging (Isidor und Isidore); dann wird uns das Zeitalter von Luther's Wirken dargestellt (in der Erzählung „Die Bewohner der Teufelsmühle“), und endli bekommt man (in der Erzählung „Marie“) ein Bild der Franzosenherrshaft in Deutsch- land. Dieser Band von anhaltishen Erzählungen, für welhe Ihre E die Frau Erbprinzessin Elisabeth von Anhalt ihr huldvolles nteresse durch Annahme der Widmung des Buchs bekundet hat, darf na Inhalt und künstlerisher Form als cin gutes Hausbuch be- zeichnet werden. Komplet gebunden wird das Werk zu 4 A in jeder Buchhandlung zu kaufen sein.
— Die Kriegswaffen. Eine fortlaufende, übersihtlih geordnete Zusammenstellung der gesammten Schußwaffen, Kriegsfeuer-, Hieb- und Stichwaffen und Instrumente, sowie Torpedos, Minen, Panzerungen und dergl. seit Einführung von Hinterladern, von Emil Capitaine und Ph. von Hertling Rathenow, Verlag von Max Babenzien. — Von diesem öfter empfohlenen Sammelwerk liegen drei neue Hefte: 1 bis 3 III. Bandes, mit vielen instruktiven Ae u Ret
N ei Beginn der Reisezeit wollen wir nit verfehlen, auf die Illustrirte Reiselektüre hinzuweisen, welche schon seit Jahren bei Carl Krabbe in Stuttgart erscheint und von Künstlern wie Sclittgen, Albrecht, Bergen u A_ reih mit Bildern geschmüdckt wird. Ein neues Bändchen betitelt ich „In Aschgrau“ von F. W. Hackländer. Die anziehende Erzählung des beliebten Autors ist von F. Lippck# sehr hübsch illustrirt.
O demselben Verlage erschien ein ebenfalls reich illustrirtes Bändchen, enthaltend die Erzählungen „Blaue Husaren“ und „Spiele niht mit Schießgewehren“ von Carl Hecker (mit 54 Illustrationen von H. Albrecht; Preis geh. 2 4, geb. 3 6). Auch hier entspricht die brillante Ausstattung dem Reiz des Inhalts. Namentlich is der Umschlag ein kleines Kunstwerk in Farbendruck.
— In 6. Auflage erschien soeben: „Die Nordseebäder auf Sylt“, Westerland und Wenningstadt“, herausgegeben von der Seebade-Direktion (Verlag von Otto Meißner in Hamburg; Preis 1 A6). Der diesjährige Führer erscheint nicht nur in einer gegen die früheren Auflagen vollkommen umgestalteten Form und Ausstattung, sondern ist auch in seinem Inhalt wesentli bereichert. Eine sat: fundige Abhandlung aus der Feder des I. Badearztes, Dr. Lahusen, bietet die wichtigsten sanitären Gesichtspunkte für den Kuraufenthalt auf Sylt. Der zweite Theil des «mit Karten, Fluthtabelle, Fahr- plänen für Land- und Seeverbindung rei ausgestatteten Werkchens zerfällt in drei Hauptabschnitte: I. Die Reise nach Sylt, 11. ‘Der Kuraufenthalt, IIL. Die Abreise. In klarer übersihtliher Zusammen- stellung bietet das Buch au dem gänzlih Fremden ein anshaulihes Bild der Sylter Lebens- und Wohnungsverhältnisse, der Preise, Kurbedingungen, Zerstreuungen, Ausflüge, des Jagd-, Reit- und Kegelsports, wie überhaupt von allem, für den Badegast Wissens- R und darf somit als ein durchaus zuverlässiger Wegweiser gelten.
— Das 16. Stück der von Ferdinand Avenarius, Dresden, herausgegebenen eitshrift „Der Kunstwart“, Rundschau über alle Gebiete des Schönen, beschäftigt si in seinem ersten Auffay mit den Ursachen des Bühnenniederganges, welche von Georg Köberle auf ihren Ursprung und ihre Bedeutung hin untersucht werden. In der Rundschau wird des Näheren eingegangen auf einen Aufsag Heinrih Hart's, „Die realistisde Bewegung“, welchen der Verfasser in dem von ihm in Gemeinschaft mit seinem Bruder herausgegebenen „Kritischen Jahrbuch“ veröffentlichte. Den Einfluß Wagner's auf den Bühnengesang, von dem Ludwig Hartmann im vorleßten Heft des „Kunstwarts“ gesprochen, behandelt auch Wilhelm Jahn, der Direktor der Wiener Hofoper, in einem Briefe, den die Wiener Zeitschrift „An der schönen blauen Donau“ veröffentlichte. Auf diesen Brief wird hiec des Näheren eingegangen. Ueber den Realismus in der Malerei erging sich Wereschagin im Märzheft der „Deutschen Revue“. Da diese Auslassungen ein Geaenstück zu den oben erwähnten Hart'ihen Darlegungen bilden, o eigneten dieselben 1ih zur Aufnahme in den „Kunftwart“. In der Rubrik Vom Tage werden neue Erscheinungen auf literarishem und sonstigem künstlerischen Gebiet besprochen und in der Bütherei erwähnenswerthe literarishe Gegen- stände aufgeführt. — Der „Kunstwart“ erscheint im ersten und dritten Viertel jeden Monats. Der Bestellpreis beträgt für das Vierteljahr 24 Die rasche Verbreitung dieser ästhetish-kritishen Rundshau ist ein Zeichen dafür, daß dieselbe \ih bereits in weiteren Kreisen Freunde erworben hat und auch in Zukunft allen Kunstinteressentea ein willkommenes Mittel bieten wird, um si über alle Kunsterschei- nungen bequem zu unterrichten.
— Von Gartenbesigern und Landwirthen werden die Vortheile, welche die Bienenzucht bietet, meist bedeutend untershäßt. Auf sie weist erfolgreih ein Bienenvater in der neuesten Nummer der Zeit- \chrift „Von Haus zu Haus“ (Nr. 35) hin. Ueber die Entstehung der Mondscheinsonate (Cis-moll) von Beethoven wird eine anmuthende Sage geboten. „Josefa“, eine spannende Erzählung von Moriß von Reichenbach, wird fortgeseßt. Ferner finden wir mannigfache unter- haltende und belehrende kleinere Beiträge, hauswirthschaftliche Briefe, Kochrezepte in Prosa und Poesie, Bücherschau, Preisräthsel, Anfragen. Probenummern dieser von Anny Wothe geshickt redigirten Wochen- \chrift für die deutshe Frauenwelt werden gratis und Lans versandt von Adolf Mahn's Verlag in Leipzig.
Land- und Forstwirthschaft.
Von der Furt „Das Pferd“ (Verlag von Friese & von Puttkamer in Dresden) liegen die Nummern 10 und 11 vor, welche an erster Stelle die Fortsezung des Artikels „Ueber Bedeutung und Zwet der Squlreiterei und Dazugehöriges* bringen. Für mili- tärische Kreise dürfte „Das Berittenmacen der Intanterie-Offiziere“ von voi 7 sein. Die „Bein- und Sehnenpflege“ wird von der bewährten Feder des Freiherrn M. Speck von Sternburg s\achkundig bargestelt S elun sowie o T L über die diesjährige resdner Pferde- Ausstellung ergänzen den auf Tagesfragen be uglichen Inhalt der Zeitschrift. ite E
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