1889 / 140 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Jun 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Morgen, am Sonntag, wird auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs in allen Kirchen in Verbindung mit dem Hauptgottesdienst eine Gedächtnißfeier veranstaltet, in den Schulen wurde der Bedeutung des Tages schon heute in würdiger Weise gedacht. h | |

ür die Truppen der Garnison ist angeordnet worden, daß heute kein Spiel gerührt werden darf.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats- Minister Graf von Bismarck-Schönhausen, hat einen ihm gf Ma bewilligten Urlaub angetreten. Derselbe wird während feiner Abwesenheit durch den Unter-Staatssekretär, O Geheimen Legations-Rath Grafen von Berhem vertreten.

Der Kaiserliche Botschafter am österreichisch-ungarischen Hofe, Prinz Reuß, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von Wien fungirt der Legations-Rath Graf von Monts als Geschäftsträger.

Der Kaiserlihe Gesandte am Königlich belgischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath von Alvensleben, hat einen ihm Allerhöhjt bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von Brüssel fungirt der Legations-Rath Graf Metternich als Geschäftsträger.

Der Chef des Generalstabes der Armee, General der Kavallerie Graf von Waldersee, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und die Ober-Quautier- meister, General-Lieutenants Graf von Haeseler, Graf von Schlieffen und von Holleben haben sih zur Theil- O an der Großen Generalstabsreise nach Nördlingen egeben.

Der Direktor des Departements für das Jnvaliden- wesen im Kriegs-Ministerium, General-Lieutenant von Gro l- man ist unter Stellung zur Disposition zum Gouverneur des Jnvalidenhauses Berlin ernannt worden.

Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Maximilian von Baden ‘ist zum Second- Lieutenant à la suite des Garde-Kürassiec-Regiments ernannt worden.

Kassel, 14. Juni. (W. T. p Se. Majestät der Schah besuchte heute Mittag um 121/, Uhr die Ausstellung und besichtigte eingehend während einer Stunde die historische und die Fischerei-Abtheilung. Heute Nachmittag begab sich der Schah nah L O um die Wasserkünste zu be- sichtigen. Nach der Rückehr von dort fand im Stadtschlosse ein Diner statt, zu welhem die Spißen der Behörden Einladungen erhalten hatten. Am Abend besuchte der Schah das Theater.

Bayern. München, 13. Juni. (Allg. Ztg.) Der Trauergottesdienst für König Ludwig 11, wurde heute Vormittag in der St. Michaels - Hofkirche, wo die irdischen Ueberreste des höhstseligen Monarchen ruhen, gefeiert. Jm Presbyterium der Kirche war ein großer Katafalk mit den Jnsignien der . Königswürde errichtet, von bren- nenden Kerzen umgeben. Zu beiden Seiten des- selben hielten ‘während des Gottesdienstes Hartschiere in großer Gala Wache. Um 101/27 Uhr begann die Auffahrt der höchsten Würdenträger, Beamten und Offiziere, nah 103/ Uhr die Anfahrt der Angehörigen des Königlichen Hauses. Um 11 Uhr begann das Requiem; während desselben gelangten durch die Königliche Hofkapelle ein Requiem von Ett und das Libera von Reutter zur Aufführung. Jm Schiff war eine Abtheilung Jnfanterie aufgestellt.

Kissingen, 14. Juni. (W. T. B.) Der Herzog von Edinburg ist heute zu längerem Kurgebrauh hier eingetroffen.

Sachsen. Dresden, 14, Juni. (Dr. J.) Beide Kammern traten gestern Abend zu ihrer ersten öffentlichen Sizung zusammen, in welcher die Mitglieder der einzelnen Deputationen in der Ersten Kammer von den Mitgliedern der Finanz-Deputation gewählt wurden. Beide Kammern traten alsdann zu einer geheimen Sißung zusammen.

Heute hielt die Erste Kammer abermals eine geheime Sizung ab, in welcher die gemäß den gestern von beiden Kammern in geheimer ia gefaßten Beschlüssen abgefaßte ständische Schrift zur Feststellung gelangte.

In der Sitzung der Zweiten Kammer gelangte das

Königliche Dekret, betreffend die Bewilligung von Unterstüßungen in Bezug auf die durch heftige Gewitter und Wolkenbrüche in verschiedenen

Theilen des Landes verursachten Wasserschäden, zur allgemeinen Vorberathung. Jn dem Dekret sucht die Staats- regierung die Ermächtigung nach, bei den in der jüngsten Zeit in Folge von Wassershäden in verschiedenen Gegenden des Landes eingetretenen Nothständen durh Beihülfen aus der Staatskasse nah Maßgabe der bei ähnlichen früheren Vor- gängen befolgten Grundsäße unterstüßend einzutreten, erklärt es jedoch für unthunlih, eine bestimmte Summe anzugeben, auf welche sih die beantragte Ermächtigung zu erstrecken haben wird, oder unbedingt bindende Normen für die zu bewilligen- den O aufzustellen, und will nur in jedem Fall daran festhalten, daß es nicht die Absiht sein könne, jeden durch die Uebershwemmung verur}jahten Schaden dur eine Unterstüßung auszugleichen, sondern daß nur die- jenigen Schäden in Nückticht gezogen werden könnten, welche einen Nothstand r Folge gehabt haben. Der Vize- Präsident Georgi dankte als Vertreter einer von Wasser- schäden besonders {wer heimgesuhten Gegend für die Vorlage. Schon der jüngste Besuh des Königs habe bei der betheiligten Bevölkerung das Gefühl des Trostes und der innigsten Dankbarkeit hervorgerufen. Es würde in der That unmöglich sein, eine zutreffende Summe aufzustellen, und es werde fich also eine allgemeine Ermächtigung g R wobei er jedoch bat, eine niht allzu enge Auslegung stattfinden zu auch sanitäre aßregeln zu unterstüßen. Redner beantragt, die Vorlage dur folórtige Schluß- berathung, ohne Bestellung von Berichterstattern, zu erledigen. Die Abgg. Bebel und Gen. brachten den Antrag ein, die beantragte CEStoung auch auf ähnliche Nothstände aus- zudehnen, welhe im Laufe dieses Sommers aus gleichen Ursachen entstehen könnten. Nach längerer Debatte wurde der Antrag Georgi einstimmig angenommen. Jn der nun folgenden Schlu g wandte sih Vize-Präsident Streit gegen den Antrag Bebel als unnöthig, worauf die von der Staats- regierung erbetene Ermächtigung einstimmig ertheilt, der An- trag Bebel und Gen. gegen 12 Stimmen abgelehnt wurde. _ 15. Juni. (W. T. B.) Die Herzogin von Genua ist heute früh hier eingetroffen und wurde von dem König

lassen, z. B.

und der Königin, sowie von dem italienishen Botschafter, Grafen de Launay, auf dem Böhmischen Bahnhofe begrüßt.

Württemberg. Stuttgart, 14. Juni. (St.-A. f. W.) Gestern Nachmittag 2 Uhr fand bei Jhren Königlichen Majestäten im Landhause Rosenstein aus Anlaß des bevor- stehenden fünfundzwanzigjährigen Regierungs -

ubiläums eine He asel fiatt, an der Se. Königliche

oheit der Prinz Wilhelm und Se. Königliche Hoheit Herzog Albrecht theilnahmen und zu welcher nächst dem König- lihen Staats-Ministerium und dem Hofstaat die Mitglieder der Ständeversammlung geladen und nahezu vollzählig er- schienen waren. 4 i 4

Während der Tafel brahte Se. Majestät der König folgenden Trinkspruch aus:

„Ich wünsche, mit Meinen versammelten Gästen diesen Tag ret herzlih zu begehen. Furchtlos und treu theilten wir zusammen in diesen“ 25 Jahren Freud und Leid. Gott erhalte Seinen Segen au ferner unserer Heimath. Das edle Wort Meines Ahnen Eber- hard im Bart bewährt \sih auch heute noch, daß der Landesvater Sein Haupt in den Schoß eines jeden Seiner Unterthanen legen kann. Heil und Segen der Heimath!“ y

Der Präsident der Kammer der Standesherren, Für st von Waldburg-Zeil-Trauchburg, brachte darauf einen Trinkspruch auf Se. Majestät den König, der Präsident der Kammer der Abgeordneten, Landgerichts-Direktor von Hohl, einen solchen auf Jhre Majestät die Königin aus.

Jhre Majestäten haben aus Anlaß der vorgestern zur Feier des bevorstehenden Regierungs-Jubiläums auf der Silberburg, im Liederhallegarien und im Stadtgarten ab gehaltenen- Kinderfeste den Vorständen- der Museums- Gesellschaft, des Liederkranzes, der Schügengilde und der Bürgerge}ellshaft Höchstihre volle Befriedigung und Höchst- ihren Dank aussprechen zu lassen geruht.

(Karlsr. Ztg.) Jhre

Vaden. Karlsruhe, 13. Juni. } Königliche Hoheit die Großherzogin begab sih heute Nach- mittag zum Besuh Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta nah Baden-Baden und gedenkt für einige Tage das Großherzogliche Schloß daselbst zu beziehen. Jhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind heute Vormittag nah Freiburg zurüdgekehrt.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 14. Juni. (Th. C.) Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Groß- herzogin und der Erbgroßherzog begeben sih am 17. nah Dresden, um den Festlichkeiten anläßlich des Wetti- ner Jubiläums N Am 19. erfolgt die Rückkehr und am 22. die Abreise der Großherzoglichen Herr- schaften zu den Hoczeitsfeierlihkeiten nah Berlin, wähß- rend Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog sih zur Jubiläumsfeier nah Stuttgart begiebt.

Sachsen-Meiningen. Meiningen, 11. Juni. (Cob. P) Auf Anordnung des Herzoglihen Staats- inisteriums soll am 15. Juni d. 5. bei der Morgen- andaht der Schulen und der Sabbathfeier in den Synagogen, sowie am nächstfolgenden Sonntage im Gottesdienft der christlihen Gemeinden der Bedeutung des Tages als des Todestages des Kaisers Friedrich 111. im feierlicher Weise gedacht werden, /gleihwie am 9. März d, J. zur Er- innerung an den Tod des Kaisers Wilhelm I. eine’ entsprechende Anordnung getroffen worden war.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 13. Juni. (Cob. 218.) Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen von dinburg sind gestern Abend, Se. Königliche Hoheit der Prinz Alfred von Edinburg heute Nahmittag wieder hier eingetroffen.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 15. Juni. (W. T. B.) Das heutige Amtsblatt veröffentliht die Suez-Konvention.

Pest, 13. Juni. (Wien. Abdp.) Das Oberhaus er- ledigte sämmtlihe Geseßentwürfe unverändert bis auf das Gesey betreffs des Szegediner Anlehens, welches mit einem unwesentlichen Amendement angenommen wurde.

Im N e theilte der Präsident mit, daß der Shluß der Session morgen erfolgen und die Er- öffnung der neuen Session am Sonnabend stattfinden werde. Das Haus wird an diesem Tage die Wahl der Vize- Präsidenten, der Schriftführer und des Quästors, Sonntag die Wahlen in die Fachaus\chüsse vornehmen. Sodann wird die Versügung betreffs der Delegationen erfolgen.

Großbritannien und JFrland. London, 14. Juni: (Allg. Corr.) Die Flottenrevue auf der Rhede von Spit- head zu Ehren Sr. Majestät des Deutschen Kaisers ist vom 27. Juli auf Montag den 5. August verschoben worden. Wenige Tage vor der Revue trifft der Groß- herzog von Hessen, begleitet von dem Erbgroßherzog und der Prinzessin Alix, zum Besuche des englischen Hofes in Osborne ein.

15. Juni. (W. T. B.) Die meisten Morgen- blätter begrüßen mit Befriedigung die Unterzeich- nung des Samoavertrages. Die „Times“ sagt hier- über: Wir können den Fürsten Bismarck und die deutsche Regierung nur beglückwünschen zu dem versöhnlichen Geist, den sie bei der Lösung dieser shwierigen Frage bekundet haben.

Frankreich. Paris, 14. Juni. (W. T. 7 Der Senat lehnte heute den Antrag Leon Say's über die Ausgaben für den Volksshulunterriht mit 162 gegen 99 Stimmen ab.

Dem „Journal des Débats“ zufolge fand heute Vormittag in der Wohnung der Frau Bontou eine Hau 8- suhung statt, bei welher eine Anzahl Schriftstücke und von oulanger an das National-Comité ge- rihteter Briefe beschlagnahmt wurden.

«Fn Gondrecourt (Meuse) pur heute eine ernstliche Schlägerei zwischen französischen und italienischen Eisenbahnarbeitern statt. Anlaß hierzu war die an- geblihe Tödtung eines Franzosen durch Jtaliener. Bei dem Zusammenstoß wurde ein italienisher Arbeiter verwundet ; mehrere Schankstätten wurden zerstört. Seitens der Behörden sind Vorkehrungen getroffen, um eine Wiederholung der Ruhe- stórung zu verhindern. Der italienishe Botschafter Graf Menabrea hatte wegen dieses Zwischenfalls heute eine Unterredung mit dem Minister des Auswärtigen, Spuller.

Spanien. Madrid, 14. Juni. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer wählte Alonso Martinez mit 237 gegen 117 Stimmen zum Präsidenten. Die nicht fü: Alonso Martinez abgegebenen Stimmzettel waren unbeschrieben.

Bukarest, 14. Juni. (W. T. B.) Jn der interpellirte Jonescu die Regierung, was sie im Falle eines Krieges Oesterreich- Ungarns und Deutschlands gegen Rußland thun würde. Der Minister - Präsident Catargi erwiderte darauf, daß die Beziehungen Rumäniens zu allen Mächten gute seien. Die Politik der Regie- rung bestehe in der Beobachtung einer strengen Neu- tralität. Dem Deputirten Palladis gegenüber, welcher das Verlangen stellte, den Pruth \{chiffbar zu machen, erklärte der Minister-Präsident, es bestehe darüber zwischen Oesterreich- Ungarn, Rußland und Rumänien eine Konvention. Er me in Betreff der beantragten Arbeiten Vorbesprehungen einleiten.

Amerika. Washington, 14. Juni, Abends. (W. T. B.) Der Staatssekretär Blaine hat dem Ministerrath die heute erfolgte Unterzeihnung der Samoa-Konvention mitgetheilt. /

Philadelphia, 12. Juni. (Allg. Corr.) Die Re- gierung des Staates Pennsylvanien übernahm heute die Verwaltung von Johnstown. General Hastings begann die Wegräumung der Trümmer in dem Strome oberhalb derx Ae e, Der General verlangt 20 000 Rationen ür 15 Tage zur Speisung der Nothleidenden im Thale.

Rumänien. Deputirtenkammer

Zeitungsftimmen.

Dem Todestage Sr. Majestät des Kaisers Friedrich widmen fast alle Blätter ihre heutigen Betrach- tungen, indem sie zugleih einen Rükblick auf das erste Regierungsjahr Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm werfen. So schreibt der „Hannoversche Courier“, indem er auf das unendliche Mitgefühl hinweist, welches die Krankf- heit und alsdann das Hinscheiden des Kaisers Friedri vor einem Jahre hervorrief : . :

„War es doch ein Geschick, so tragisch, wie es die Welt- geshihte bis dahin noch nicht gesehen, daß Friedri IIL., ein Fürst voll großer \{chöpferisder Ideen, während seiner kräftigsten Mannes- jahre in verhältnißmäßiger Unthätigkeit verharren mußte, und daß, als er endli die Zügel der Regierung ergriffen, seine Kraft dur tückische Krankheit {hon gebrohen war und während der wenigen Wochen, * die ihm auf dem Deutschen Kaiserthron vergönnt waren, sich in dem aussihtslosen Kampf gegen das furchtbare Leiden von Tag zu Tag zusehends erschöpfen mußte. Aber gerade der Heldenmuth, mit welhem der ruhmgekrönte Feld- herr von Königgräß, Wörth und Sedan auch das namenlose Unglück zu tragen wußte, welches über ihn hereinbrah, wird sein Gedächtniß im Herzen aller Deutschen zu einem unauslöschlihen machen; wie wir heute nah Jahresfrist nur in Wehmuth, in Liebe und Verehrung Seiner gedenken können, so werden, wenn sein Name genannt wird, die nämlichen Empfindungen im deutshen Volke wach gerufen werden bis in die spätesten Zeiten. Aber der 15, Juni ist nicht nur der Todestag des Kaisers Friedrich, er hat uns auch in unmittelbarer Folge jenes Trauerfalles den Regierungsantritt Kaiser Wilhelms 11. ge- bracht Erst ein Jahr ist heute vergangen, seit Kaiser Wilhelm I1I. an der Spiße des Reichs und Preußens steht, und doch, wie theuer, wie allverehrt hat dies eine Jahr den jungen Herrscher uns bereits gemacht, mit welchem Vertrauen blicken wir heute zu ihm auf, von dessen Eigenschaften und Plänen vor Jahresfrist über den kleinen Kreis ‘besonderer Vertrauter wenig bekannt war. Das Wort, mit dem er die Regierung übernahm, daß er regieren werde im Geiste und im Sinne seines unvergeßlihen Großvaters, mußte ihm von vornherein die Sympathien aller wohlgesinnten Deutschen erobern, und selten ift ein Kaiserwort gewissenhafter gehalten worden, als dies.“

Die „National-Zeitung“ erinnert ih S der großen Hoffnungen, welche das deutshe Volk auf seinen „Kronprinzen“ segzte und untersuht die Ursache derselben, wobei sie zu folgendem Ergebniß kommt:

» « . Solche Hoffnungen zu erwecken, bedurfte es mehr, als der Liebenswürdigkeit des Wesens und der Pracht der Erscheinung, die den Kronprinzen auszeihnete: es bedurfte eines dreißig- jährigen Lebens im Angesiht des Volkes, im Dienste des Vater- landes und des Kaisers. Allen voran gab der Kronprinz in jeder Lage und Stimmung das Beispiel unwandelbarer Pflicht- erfüllung. Dem Rufe seines Vaters zu folgen, fühlte er feine Ermüdung und keine Unlust. Auf all feinen Wegen begleitete_ihn das Glück. Wie im Sturm erwarb er sich die Herzen der Süd- deutschen. Keiner hat so fest wie er den bayerishen Stamm an das Reich geknüpft... . Noch ist Allen unvergeßlih, welche Wirkung auf dem Jubelfeste der Heidelberger Universität von seiuer Persôn- lihkeit ausging, wie scine Nede Jung und Alt, die Fremden wie die Deutschen elektrisirte, Seine Freundlichkeit und Humanität milderte die Förmlichkeit, die seine Stellung ihm auferlegte, und die Rauhheit, die das Schlachtfeld forderte. Ueber den kriegerischen Lorbeer hinaus schien er einzig nah der Palme des Fciedens zu trahten. Dies Bild kann niht durch die \{merzlich-melanchbolishe Schattengestalt des todtkranken Kaisers verdrängt werden, die Erinnerung an den blühenden Kronprinzen wird in der deutshen Volksseele immer die erste sein. Nur einen \{chwermüthigen ug trägt das leßte Leidens- jahr in das leuchtende Bild hinein, die Tragik des Menschengeschidcks, mit dessen Herbheit gerade in diesem ershütterndsten Falle der Heroismus versöhnt, mit dem der Dulder \{chweigend zu leiden wußte.

Centralblatt für das Deutsche Rei ch. Nr. 25. Inhalt: Konsulatwesen: Ernennung. Ermächtigung zur Vornahme von Civilstands-Akten. -— Exequatur-Ertheilung. Bankwesen: Status der deutshen Notenbanken Ende Mai 1889, Finanzwesen: Nah- weisurg der Einnahmen des Reichs für das Etatsjahr 1883/89. Statistik: Aufnahme des Artikels „Speisezwiebeln“ in das statistische Verzeichniß der Massengüter. Zoll- und Steuerwesen: Bestellung eines Stations-Kontroleurs. Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Abänderungen zu dem Verzeichnisse der zur Abstempelung von Spielkarten befugten Zoll- und Steuerstellen. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Statistische Nachrichten.

Nah Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin find bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 2, Juni bis inkl. 8, Juni cr. zur Anmeldung gekommen: 265 Gheschließungen, 963 Lebendgeborene, 33 Todtgeborene, 1042 Sterbefälle.

Nach dem amtlichen Verzeihniß des Personals und der Studirenden der Königlichen Universität zu Greifswald im Sommer-Semester 1889 sind im Winter- Semester 1888/89 853 immatrikulirt gewesen; von diesen ist 1 ver- storben, 275 mit Exrmatrikel g oegangen und 3 wurden aus sonstigen Gründen gestrichen, sodaß 574 verblieben.

Sommer-Semester 313 gekommen, es beträgt daher die Gesammt- zahl der gegenwärtig immatrikulirten Studirenden 887, von welchen 308, und zwar 250 Preußen und 58 Nichtpreußen, auf die theolo- gishe Fakultät, 71, und zwar 67 Preußen und 4 Nichtpreußen, auf

- Aufnahme finden dürfte.

Hierzu sind in diesem

die juristische Fakultät, 422, und zwar 386 Preußen und 36 Nicht- preußen, auf die medizinische Fakultät und 86, und zwar 53 Preußen mit dem Zeugniß der Reife, 25 Preußen ohne Zeugniß der Reife nah §. 3 der Vorschriften für die Studirencken der Landes-Unioersitäten vom 1. Oktober 1879 und 8 Nichtpreußen, auf die philosophishe Fakultät fommen, Von dén 782 immatrikulirten Preußen sind 22 aus Oft- preußen, 63 aus Westpreußen, 86 aus Brandenburg, 249 aus Pom- mern, 71 aus Posen, 72 aus Schlesien, 53 a1s8 Sachsen, 4 aus Scbleswig-Holstein, 29 aus Hannover, 72 aus Westfalen, 12 aus Hessen-Nafsau und 48 aus der Rheinprovinz gebürtig ; von den 106 immatrikulirten Nihtpreußen 87 aus den übrigen Reichsländern, und zwar 6 aus Anhalt, 3 aus Baden, 1 aus Bayern, 7 aus Braun- \chweig, je 2 aus Bremen und Elsaß-Lothringen, je 3 aus Hamburg und dem Großherzogthum Hessen, 4 aus Lippe, 15 aus Mecklenburg-Schwerin, 7 aus Mecklenburg-Streliß, 4 aus Olden- burg, je 1 aus Reuß älterer Linie und aus Reuß jüngerer Linie, 16 aus dem Königreih Sachsen, 3 aus Sat&bsen-Altenburg, 1 aus Sachsen-Coburg:Gotha, ie 2 aus Sa(hsen-Weimar, Schaumburg- Lippe und Schwarzburg: Rudolstadt, {chließlich je 1 aus Shwarzburg- Sondershausen und Waldeck, 13 aus den übrigen europäishen Staaten, und zwar 1 aus den Niederlanden, 4 aus Rußland, 7 aus der Schweiz und 1 aus Ungarn, und 6 aus den außereuropäischen Staaten, und zwar 3 aus Afrika, 1 aus Amerika und 2 aus Asien. Außer den im- matrikuli: ten Studirenden haben 20 nicht immatrikulationsfähige Preußen und Nihtpreußen vom Rektor die Erlaubniß zum Hören der Vorlesungen erhalten, sodaß die Gesammtzahl der zum Hören der Vorlesungen Berechtigten sih in diesem Sommer-Semester auf 907 beläuft. Gegen das vorige Sommer-Semester sind gegenwärtig 162 weniger immatrikulirt.

._ Jena, 14. Juni. Die Zahl der Studirenden in Iena be- trägt in diesem Sommersemester 664 49 mehr als im vorigen Winter. Den thüringi\schen Staaten des Ernestinischen Hauses ge- hôren 237, Preußen 203 an. Die \tärkstbesubte Fakultät ist die medizinishe (251), dann folgt die philosophische (166), die theologische (133) und zulegt die jaristishe Fakultät (104 Studenten).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Hohe Lied vom Deutschen Kaiser Friedrich Il. Scin Leben und seine Thaten. Dichtung in drei Gesängen nebst cinem Vorgesang an Se. Majestät Kaiser Wilhelm 11. Von O. Benze von Benzenhofen. Mit einem Anhanae, enthaltend ein Verzeichniß der Schriften, welche über Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin Friedri erschienen sind. Verlag von Moritz u, Münzel (J. Moritz). Wiesbaden und Leipiig 1889. Das vor- liegende Buch ist den Manen des hehren Dulders, Friedrichs IIL., gewidmet, welcher heute vor cinem Jahre von scinen Leiden erlôstt wurde. In liebevoller Weise entwirft der Ver- fasser ein anziehendes, poetisch gebaltenes Bild von der Persönlichkeit und deniThaten des zweiten Deutschen Kaisers, den er in seinen Eigen- haften als Held und Fürst, Förderer von Kunst und Wisscnschaft,

Gatte und Vater würdigt und preist. Sein Andenken im deutshen Volk bewahren zu helfen, ist der Zweck dieses Buches, welches in patriotishen Kreisen \icherlid freundliche

Es hat folgenden Inhalt: Nach der ein- gehenden Vorrede eröffnet ein Vorgesang: An Se. Majestät den Deutsben Kaiser und König ron Preußcn, Wilhelm I]. den Cyklus der Dichtungen. Dann folgt der erste Gesang: Kaiser Wil- helm’s I. Tod und Friedrih's Thronbesteigung; der zweite ift betitelt : Kaiser Friedrih's Leben und Thaten. Der dritte \childert Kaiser Friedrichs Tod. Der Anhang zählt diejenigen Werke auf, welche über Kaiser Friedrih und scine hohe Gemahlin erschienen sind. Der Ladenpreis des vornebm ausgestatteten Buchs beträgt 2 A Der ge- sammte Ertrag des Buches is für die Kassen zur Errichtung des Kaiser Friedrichs-Denkmals in Berlin und Charlottenburg bestimmt.

Graf Moltke. Ein Bild seines Lebens und seiner Zeit. Von Hermann Müller-Bo hn. Mit zaklreichen Jllustrationen von ersten deutshen Künstlern. Sr. Excellenz tem General-Feld- marschall Grafen von Moltke gewidmet. Vollständig in e1wa zwölf Lieferungen zu 50 §. Berlin W., Verlag von Paul Kittel. Von diesem Werk liegt uns die dritte Lieferung vor. Dasselbe lehrt uns den Grafen Moltke als Reise- und Sittenshilderer kennen. Moltke's Ausflüge von Koxstantinopel aus in die Umgegend und an die klassischen Stätten Klein-Asiens sowie die eigenthümlichen Sitten und Gebräuche der Türken und ihre öffentlihen Einrichtungen werden uns hier geschildert; fesselnd geschrieben, bietet auh dieses Heft dem Leser eine anregende Unterhaltung, welche dur die interessante Person, die hier in Betracht kommt, noch an Anziehung gewinnt. Die Hinzufügung von Illustrationen is eine angenehme Beigabe. - In diesem Heft werden folgende Bilder geboten: Die berühmte Kirhe in Konstan- tinopel „Hagia Sophia“, die Moschee Selim’s I1. in Adrianopel,

Mosul in Hoch-Mesopotamien; ferner das Genecalstabsgebäude zu Berlin, in welchem der General-Feldmarschall seinen Wohnsiß hat, gezeihnet ron O. Schuly. Mit Interesse

werden die Leser zwei Bilder des berühmten Strategen betrachten, Das eine stellt Graf von Moltke im 22, Lebensjahr als Second- Lieutenant im 8, Infanterie-(Leib-)Regiment dar, nach ciner Zeichnung im Besiß des Herrn von Moltke, Landrath in Gleiwitz, angefertigt von R. Hoberg; das zweite führt uns Graf von Moltke im 50. Lebens- jahr als Chef des Generalstabes des 1V. Armee-Corps zu Magdeburg vor, gezeichnet von R. Hoberg nah cinem im Besiy des General-Feld- marschalls befindlihen Gemälde. Das dritte Porträt ist dasjenige der Gemahlin des Grafen von Moltke, gleihfalls gezeichnet von R. Hoberg. Das vorliegende Werk wird im Ganzen 12 Lieferungen enthalten, von denen die legte zu Ende September d. J. erscheinen soll. Jede Lieferung kostet 50 4. _ Zur Errichtung eines Kriegerdenkmals in Düsseldorf, für welches 200 (00 M zur Verfügung stehen, ist, wie die „Kunst für Alle“ mittheilt, eine Konkurrenz mit einem ersten Preise von 4000 4, einem zweiten von 3000 4 und drei weiteren Preisen von je 1000 4 ausgeschrieben worden. Die Entwürfe sind bis zum 1. Dezember 1889 an den Ober - Bürgermeister Lindemann in Düsseldorf ein- zurei@en. Die Schiedsrichter sind die Professoren Schaper in Berlin, umbush in Wien, Gebhard und Bendemann in Düsseldorf und ber-Baurath Dr. von Leins in Stuttgart. Die Betheiligung an der Konkurrenz für das in Hildesheim zu errihtende Bischof Bernward-Denkmal is eine E rege gewesen. Es haben ju derselben sieben Künstler neuen Entwürfe eingesandt, und zwar die Bildhauer Küsthardt (Hildesheim) und Fuchs (Köln) je zwei, die Bildhauer Kuno von Uechtriß (Berlin), Massau (Dresden), F. Harzer (Berlin), Moriy Wolff (Berlin) und Soseph Füllhaus (Düsseldorf) je einen, Ueber den Zusammentritt der Jury in Berlin und die öffentliche Ausstellung der Entwürfe in Hildesheim und Berlin ist Näheres noch nit bekannt geworden. Die Jury für das inStettin zu errihtende Kaiser Wilhelm- und Kriegerdenkmal hat ihre Entscheidung getroffen. Von den zahlreih eingegangenen Entwürfen sind sieben zur engeren Wahl gestellt, nämlih die von Brunow (Berlin), R. Felderhoff (Berlin), Ernst Herter (Berlin), H. Hidding n) Karl Hilgers (Charlottenburg), Max Kruse (Berlin) und Seffner (Leipzig). Aus diesen wurde dem Entwurf von Karl Hilgers der erste Preis von 9000 4, dem des Bildhauers Brunow der zweite Preis mit 3000 4 und dem von Seffner der dritte Preis mit 2000 „(6 zuerkannt. Troß dieser Preiszuertheilung wurde kein Entwurf als für die Ausführung Uge befunden, vielmehr war beschlossen worden, unker den drei prämiirten Künstlern und unter Zuziehung von Felderhof\ und Hidding nohmals eine engere Kon- kurrenz zu veranstalten. Nachdem Hilger erklärt hat, sich an der in Aussicht genommenen engeren Konkurrenz nit betheiligen zu wollen, hat man ihn mit der Ausführung des Dentmals betraut.

Im Verlage von Alexius Kießling in Berlin 8, Branden- burgstraße 64, erschien. soeben in neunzehnter Auflage: Kieß- ling’s allbekannte Topographbishe Karte der Umgegend von Berlin im Maßstabe 1: 150000, ein Terrain von §5 Quadrat- meilen um Berlin umfassend, in sauberem Farbendruck ausgeführt, mit Ortsverzeichniß, Preis 1 A Ein besonderer Vorzug der Karte

sind die konzentrischen Kreise, welhe die Entfernungen in Zwischen- râumen von je # Meile (vom Dönhoffplayß aus gerechnet) in anshau- liher Weise zur Darstellung bringen.

Land- und Forstwirthschaft.

_St. Petersburg, 14. Juni. (W. T. B.) Obwokl in einigen Distrikten der Getreidestand gegenwärtig ein ungünstiger ift, so haben sich doch nach dem Regen der leßten Tage die Felder im Wolgagebiet zusehends erholt.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Portugal.

Durch in Nr. 125 des „Diario do Governo“ vom 4. Juni 1889 veröffentlihte Verfügungen des Königlich portugiesishen Ministeriums des Innern sind die seit dem 1. März d. J. für von Gelbfieber ver- seuht bezeihneten Häfen von Bahia und Ceará (Reichs-Anzeiger Nr 91 und 96 vom 13. und 20. April 1889), und ¿war der erstere Hafen als seit dem 2, Mai, der leßtere als seit dem 1. April d. J. derselben Krankheit verdächtig erklärt worden.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 14. Juni. Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz¿. “Butter: Hof- und Genossen- chaftsbutter Ta. 92—95 #, Ila. 88—91 , Ia. 84—87 M, o. abfallende 80 Æ, Land-, Preußfishe 77—80 4, Netbrücther 77—80 #, Pommer|che 77—80 4, Polnishe 77—80 #4, Bayerische Sennbutter H, do. Landbutter K, Schlesische 77—80 A, Galizishe 72—75 4 Margarine 45—70 A —- Käse: Schweizer Emmenthaler 85—90 4, Bayerischer 60—70 4, do. Ost- und West- preußisher Ta. 55—65 Æ, do. Ia. 45—55 M, Holländer 759—85 M4, Limburger 32—38 4, Quadratmagerkäse 15——23 4 Schmalz: Pri:na Western 17% Ta. 43,00 4, reines, in Deutsch- land raffinirt 46,50 4A, Berliner Bratenshmalz 49,00—52,00 &ett, in Amerika raffinirt 42,50 6, in Deutschland raffinirt 44,50— 46,90 Æ Tendenz: Butter: Zurückhaltung der Käufer und un- verändert starke Zufuhren veranlaßten ferneren Preisrückgang. Schmalz: Große Schweinezufuhren \chwähten den Markt etwas ab.

_— Vom obershlesischen Eisen- und Metallmarkt berihtet die „Schles. Ztg.“: Für die Erzeugung von Roheisen standen wie bi8her 28 Hohöfen in regelmäßigem Betriebe. Die Anfuhr einheimisher Erze war bei den guten Wegen ret lebhaft, auch auswärtige Erze langten in großen Mengen an; die Abröstung Gee Thoneifenfteine wurde sehr flott be- trieben. Das uébringen der Ai war innerhalb der durh den Gehalt der Beschickung gegebenen Bedingungen zufriedenstellend. Von Roheisen gingen mehrfahe Bezüge bessercr Sorten zu heraufgeseßten Preisen nah dem Auslande. Au} den Eisengießereien verblieben in Folge nit unbedeutender Bestellungen die Cupol- und Flammöfen in flottem Betriebe;

in Gußeisen wie Flußstahl (Produkt der Siemens - Martin- öfen) kamen ansehnlihe Partien von Gußstücken vor dem Feste zur Versendung. Im Lereile der Walzeisen- Fabrikation gehen auf mehreren Walzwerken die Neu-

einrihtungen zur Herstellung profilirter Spezialartikel ihrer Voll- endung entgegen ; au der Ausbau von Martinofen-Anlagen ist be- deutend gefördert, und weitere Anlagen dieser Art sind geplant, sodaß die Flußstahlfabrikation in Oberschlesien eine erhebliche Ausdehnung erfahren dürfte. Von profilirtem Grob- und Baueisen fanden zu Eisenbahn-, Hallen- und Brückenbauten große Posten Ab- saß; außerdem zeiaten sich mit großen Bezügen in Handels- und Shlossereisen die Abnehmer der größeren Pläye bestrebt, theils die ihnen aus der Betriebseinstellung der westdeutshen Walzwerke erwachse- nen Ausfälle zu ergänzen, theils sih mit größeren Vorräthen zu versehen. Waggon- „und Maschinenbau - Anstalten, Fabriken in Sachsen und in Stettin standen unter den Abnehmern von ins Ge- wicht fallenden Posten in erfter Reihe. So sehr der augen- \cheinlihe Bedarf des Marktes dem Geschäft eine zuversicht- lide Stimmung verleiht, so erheben ih dennoch in den Verbrauchskreisen Bedenken gegen weitere Preiserhöhungen für Walz- cisen. Preise: Stabeisen 145—150 #, Kesselblehe 175—180 4, Stahlschienen für Gruben 120—125 # Auf dem Metallmarki fanden in Rohzink und Blei niht unbedeutende Bezüge Seitens inländisher wie auswärtiger Werke statt. Die Wasserver- ladungen waren in Folge des ungünstigen Wasserstandes etwas schwächer. Die bisherigen Preisagufbesserungen wurden gut behauptet. Ia Zink bedang 36,80 #Æ, andere Raffinate 35,20—35,50 #, Ia BVlodblei 26,25—26,50 In der Generalversammlurg der Vereinigten Karls- ruher, Mühlburger und Durlacher Pferde- und Dampf- bahn-Gesellschaft vom 13. d. M. wurden Bilanz und Bericht genehmigt und dem Vorstande Entlaftung ertheilt. Die Einnahmen des abgelaufenen Jahres haben ein Plus von 9840 #4 gegen das Vorjahr erbracht. Die Dividende beträgt 43 °/6 gegen 24 9/0 für 1887. Stettin, 15, Juni, Vorm. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zufuhr ist \{chwach; es sind nur wenige Käufer anwesend. Wäsche ziemli befriedigend; der Markt wurde beinahe geräumt. Preise er- zielten gegen das Vorjahr cinen Aufschlag von 3 bis 8 M Frankfurt a. M., 13. Juni Getreidemarktbericht von Joseph Strauß. Das Geschäft in Weizen hat sich seit 8 Tagen kaum verändert. Bei geringer Konsumfrage und fehlender Spekulationslust blieben die Umsäße in den allerengsten Grenzen; ab Umgegend 18—} #, frei hier 18}—è #, norddeutscher und fkurhessisher über Cours gefordert, ungarische und russishe Sorten 193 20} # In Roggen steht der befriedigenden Bedarfsfrage nur zurückhaltendes Angebot gegenüber, sodaß die Preishaltung dauernder Befestigung zuneigt ; hiesiger 14}—F #, von kleinen Provinzmühlen bezahlt, russishe Sorten in größeren Posten zum Course von 143 A gehandelt. Tendenz fest. Gerste bleibt noch immer reihlich angeboten, Ried-, Wetterauer und Frankengerste (Ocsen- furter Gau) 14}3—3 fäuflich. Hafer hat \chleppenden Verkehr bei unveränderten Preisen, die Notiz 14}—15 # bleibt, exquisiter viel darüber. Mais (mixed) begegnete nur ganz vereinzelt geringer Frage, Prima-Sorten 11} Æ detaillirt. "In Chilisalpeter be- wegte sich das Geschäft in engen Grenzen bei nur unwesentlichen SQlvanäutgen, Käufer per Februar, März 1890 treffen hier cinen guten Markt. Vie Breit für Mehl haben nirgends eine fühlbare Reaktion erlitten. ie Handelsmühlen finden die Preise zu niedrig, um si auf Engagements einzulassen. Kleie weichend, Spelz- \preu flauer. Berliner Roggenmehl ftramm gehalten; die größeren pfälzischen Mühlen geben den Ton an. Nr. 0 31—32 , Nr. 1 29—30 Æ, Nr. 2 242—254 M, Nr. 3 23}—24} M, Nr. 4 19—20 M, Nr. 5 17 A Milch{hbrot- und Brotmehl im Verbande 53 —55 M Norddeutshe und westfälishe Weizenmehle Nr. 00 29—} M HOiesiges Roggenmehl Nr. 0 243—25 4, Nr. 0/1 224 —23 Æ, Nr. 1 21—} MÆ, Nr. 2 17—18 A ee 95 H, Weizenkleie 8—} #, Malzkeime 9—} H, Spelzspreu 3 G Rüböl im Detail 61 6 Die Preise verstehen si per 100 kg ab hier, häufig auch loco auswärtiger Stationen. Neubrandenburg, 14. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zufuhren betrugen 6000 Ctr. Wäschen gut. Wegen höherer Forderung eröffnete der Markt ruhig, nah eingetretener Ermäßigung lebhaft. Vormittags 11 Uhr war der Markt bis auf wenige Stämme geräumt. Bezahlt wurden 135 bis 143} #, gegen das Vorlase ein Aufschlag von 5 bis 10 4 ien, 15, Juni. (W. T. B.) Ausweis der Oesterrei isch- ungarischen Staatsbahn in der Woche vom 4. bis 10. Juni: 642 030 Fl., Mehreinnahm:- 41 612 Fl. Paris. Ueber den Strike der Kutscher wird vom 14, Juni berihtet : Delegirte der \trikenden Kutscher und der Arbeit- ee hielten in Anwesenheit des Ministers des Innern heute eine ersammlung ab, in welcher jedoch ein Einvernehmen nit erzielt werden konnte. Am Abend beschloß eine

h) Versammlung von 1200 Kutschern den allgemeinen Stxike.

Turin, 14, Juri. (W. T. B.) Die strikenden ländlichen Arbeiter haben die Arbeit wieder aufgenommen; dagegen drohen die Bäckergehülfen, morgen die Arbeit einzustellen.

Mailand, 14. Juni. (W_ T. B.) Die Einnahmen des Italienishen Mittelmeer-Eisenbahnneßes während der ersten Dekade des Monats Juni 1889 betrugen nach proviso- risher Ermittelung: im Personenverkehr 1 371 033 Lire, im Güter- verkehr 1 663 954 Lire, zusammen 3 034 987 Lire gegen 2 979 424 Lire in der gleichen Periode des Vorjahres, mithin mehr 55 563 Lire.

Lausanne, 14. Juni. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Schweizer Westbahn und der Simplonba hn genehmigte das ihm vorgelegte Fusions-Projekt mit der Jurabahn und der

ern-Luzernbahn ohne jeglive Veränderung, immerhin unter ausdrücklicher Vorausseßung, daß dasselbe wesentli die Interessen der Simplonbahn zum Zweck haben werde.

New-York, 14. Juni. (W. T. B.) Baumwollen-Wocher- bericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 5900 Ballen; Ausfuhr nach Großbritannien 16 000 Ballen; Ausfuhr nach dem Kontinent 14 009 Ballen; Vorrath 239 000 Ballen.

Verkehrs - Anftalten.

Von jeßt ab können im Verkehr zwischen Ls und Fapan außer nach den Orten Hiogo oder Kobe, Kokodate, Kioto, Nagasaki, Osaka, Tokio und Yokohama auch nach den Lf ate im Fnnern Japans durch die deutschen Postanstalten

ahlungen bis zum Betrage von 500 Franken im Wege der Postanweisung vermittelt werden. Die Gebühr beträgt n g Me je 20 M oder einen Theil von 20 M, mindestens 1€do D.

Schwerin, 13. Juni. Die Verhandlungen wegen Ankauf der mecklenburgishen Privatbahnen werden fortgeführt. Neuerdings sind der Rostock-Wismarer, Güstrow-Plauer und Wismar-Karower Bahn, welhe sämmtlih auf eine Reihe von Jahren von dem Herrn Lenz in Stettin gepachtet sind, Angebote zugegangen. Dem Vernehmen nach hat die Regierung für die Aktien der Wismar-Roftocker Bahn 90% in Konsols und 5% in Baar, und für die Aktien der Güstrow-Plauer Bahn 7s 9/6 in Konsols geboten. Vie Wismar-Karower Bahn beabsichtigt die Regierung nicht zu erwerben, sondern nur gegen Zahlung eines jährlihen Betrages an

die Gesellschaft zu betreiben,

Hamburg, 14. Juni. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Augusta Victoria“ der Hamburg - Amerikanischen Packetfahrt-Aktiengesell schaft ist heute früh 8} Uhr nah einer Reise von 19 Stunden in Southampton eingetroffen, mit der bisher unübertroffenen Schnelligkeit von Dover nah Southampton in 33 Stunden.

14. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rhaetia“ der Hamburg-Amerikanishen Padcketfahrt-Aktiengesell- \chaft hat, von New-York kommend, heute Mittag Lizard passirt,

1%. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Gellert“ der Hamburg-Amerikanischen PacLketfabrt-Afttergesell- \chaft ist, von Hamburg kommend, gestern Nachmittag in New- York eingetroffen.

London, 13 Juni (Allg. Corr) Einem in London cin- getroffenen Telegramm zufolge hat die chinesishe Regierung endlich beschlossen, dem Engländer Archibald Little eine Konzession zu ertheilen, den Yangtsec von JIchang bis Chungking mit Dampfbooten zu befahren.

Der Sekretär für Schottland, Marquis von Lothian, begab si gestern mit einer Anzahl Beamten nah den westlichen Hebriden, um zu untersuhen, inwieweit durch den Bau von Eisenbahnen und Anlage von Häfen und Quais die Fischerei- Industrie der Inseln gefördert werden könne.

_… 15. Juni. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Moor“ ist gestern auf der Ausreise von Southampton abgegangen.

Theatec und Musik.

__ Im Deutschen Theater wird morgen „Der Pfarrer von Kirhfeld* und am Montag: „Weh dem, der lügt!“ gegeben. Das weitere Repertoire der nächslen Woche ist folgendermaßen festgestellt : Dienstag, 18: „Don Carlos.“ 7 Mittwoch, 19.:; „Doctor Klaus“; Donnerstag, 20: „Das Käthhen von Heilbronn“; Greitag, 21: „Gög von Berlihingen*; Sonnabend, 22.: „Der Compagnon“; Sonntag, 23.: „Die Welt, in der man sich_ langweilt!*“ Den „Don Carlos“ spielt Hr. Kainz am nächsten Dienstag wahrscheinlich zum leßten Mal. Aut die Auf- führungen von „Weh dem, der lügt!“, „Das Käthchen von Heilbronn“ n „Göß von Berlichingen“ können nur noch in dieser Woche ftatt- nden.

Kroll's Theater. In der am Dienstag mit Etelka Gerster in der Titelrolle stattfindenden Aufführung der „Lucia von Lammer- moor“ singt der Tenor der braunschweigishen Hofoper, Max Pichler, der morgen als Tamino auftritt, den „Edgardo“. Eine neue Coloratursängerin Fr. Francisca Riazzi debütirt morgen als „Königin der Naht“. Für Montag ift wieder der beliebte „Trom- peter von Säkkingen“ angesetzt.

Der Friedrih-Wilhelmstädtishe Concertpark ift allabendlih von einem zahlreichen distinguirten Publikum besucht.

Mannigfaltiges.

_In der ote war der Besuh der Ausftellung für Unfallverhütung, wie vorauszusehen, ein ganz enormer. Tau- sende von Fremden füllten {hon im Laufe des Tages die weiten Räume des Parks und der zahlreihen Ausstellungsgebäude. Am 3. Feiertag war zu Chren des Brauerfestes eine umfangreiche benga- lische Beleuchtung in Scene geseßt worden. Das Pergamon- Panorama, die Pläye an den Teichen, die Kuppel am Haupt- ausftellungpalast erglänzten in bunten Lithtreflexen. Der Eindruck wurde noch erhöht durch die allabendlich von dir Firma Siemens u. Halske betriebenen Scheinwerfer, welche von der Zinne der Kuppel weithin ihre magishe Lichtwirkung ausüben. Auch für den Laien hat die Ausstellung fortgeseßt ihre Reize, die be- sonderen Anziehungspunkte des großen Unternehmens, das Bergwerk, der Taucher, der Gefriershaht erwiesen ih bei der beispiellosen Hitze der leßten Tage als willkommene Zufluchtsorte, während gleichzeitig das Terrain um die Brauerei und das Brauftübl die durstièn Be- suher in großen Massen vereinigten. Den Hauptanziehungspunkt bietet nah wie vor das Theater, welches während der halbstündigen Dauer des Stücks und bei der guten Ventilation des Zuschauerraums ein angenehmer Aufenthalt ist.

Ren Freitag, 14. Juni. Se, Majeftät der Kaiser erschien heute niht zu dem Großen Armee- Iagdrennen, und Àà erreihte Se. Königliche po Prinz Friedri ch Leopold in Vei ?tung Allerhöchstdes\elben den Ehrenpreis, eine Feldausrüftung für \ nen Offizier. Für den Zweiten war ein Pokal und für den Dritte\ ein Besteck in Etui Seitens der Proponenten

estiftet worden. Das Rennen war nicht so beseßt, wie man dies seit

ahren gewöhnt war; auch der Besuch war, den Gepflogenheiten ent° eden ein nur s{hwacher, wenigstens kein so bedeutender, wie dies onst stets der Fall gewesen ist.

_]I. Maiden- Rennen. Klubpreis 3000 M ür Zweijährige. Dist. 1000 m. Hrn. V. May's F.-St. „Märzblüthe“ v. Dalham a. d. May Bush 534 kg 1., Hen. O. Oehls{läger's br. P. „Notar“ 2, Hrn. L. Bothe’'s Sch.-St. „Landmädchhen“ 3. Nach Ka M um einen PYals gewonnen; „Landmädchen“ ebensoweit hinter „Notar“ Dritte und eine vate vor „Nymphe.*“ Der Rest angehalten. Dia 3000 Æ der Siegerin, 1400 # dem Zweiten, 100 4 der

ritten.

II. Offizier-Rennen. Union-Klubpreis 1000 4 dem ersten, 900 Æ dem zweiten Pferde. Dist. 1800 m. Lt. Schlüter's F.-St,

Rennen zu Hoppegarten.