1889 / 154 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Jul 1889 18:00:01 GMT) scan diff

A

Der Ober-Quartiermeister, General-Lieutenant von Holleben, hat einen mehrwöchentlihen Urlaub nah Thüringen und Süddeutschland angetreten.

Als Aerzte haben si niedergelassen die Herren : Dr. Magnussen in Neuzelle, Sonntag in Owinsk, Dr. Werner in Posen, Dr. Hartwich in Zirke, Dr. Lowinski in Koschmin Dr. Weinert in Staßfurt, Dr. Haas in Halberstadt, Graumah in Hötensleben, Dr. Hügelmann in Kigen, Dr. Laaser in Eilenburg, Dr. D in Boppard, Dr. Gruhn in Oberbieber, Dr. Seelig in Königsberg i. Pr., Dr. Sachs in Christburg, Dr. Grunenberg in Rössel, Rabinowicz in Berlin, Dr. Rothe in Dalldorf, Dr. Lazar in Erkner, Dr. Bruch in Liebenwalde, Werther, Gaupp, Dr. Gruenberg, Kollmann und Dr. Epstein, sämmtlih in Breslau, Jaraush in Mangshüß, Dr. Ernst Meyer in Schweidniß, Brandewiede in Warendors, Dr. Siebert in Karlshafen, Dr. Loewenthal in Neuhof, Dr. Friy Richter in Volkmarsen, Dr. Neuhahn in Wolfhagen, Wiegand in Hanau, Dr. Adolf Laug und Dr. Thewalt, Beide in Montabaur, Dr. Pelzer in Wiesbaden, Assistenz-Arzt Dr. Schrick in Aachen, Dr. Alexius in Braubach.

S. M. Kadetten-Schulschiff „Niobe“, Kommandant Kapitän zur See Aschenborn, ist am 30. Juni d. J. în Leith eingetroffen und beabsichtiat, am 8. Juli d. J. wieder in See zu gehen. S. M „Olga“, Kommandant Korvetten - Kapitän Freiherr von Erhardt, ist am 30. Juni d. J. in Thursday Jsland eingetroffen und beab- sichtigt, am 2. Juli d. F. wieder in See zu gehen.

Württemberg. Stuttgart, 29. Juni. Anläßlich des Regierungs-Jubiläums hat, wie der „St.-A. f. W.“ mittheilt, Se. Majestät der nig auf Antrag des Justiz-Ministeriums zu Gunsten von 180 Personen StitanaGlaie undStraf- milderungen und zu Gunsten von 65 Personen die Nie de r- shlagung des anhängigen Strafverfahrens verfügt. In einer Anzahl weiterer Fälle, in welchen wegen der späten Ein- reihung der betreffenden Gesuche die geseßl:ch vorgeschriebene Behandlung Seitens der betreffenden Behörden nicht zu Ende geführt werden konnte, ist die Erledigung noch zu erwarten. Auch zu Gunsten verschiedener militärgerichtlich verurtheilter Personen, deren Strafe in den bürgerlihen Strafanstalten zu vollziehen war, sind Allerhöhsten Orts auf Antrag des Kriegs-Ministeriums Strafnachlässe verfügt worden.

Se. Majestät der König hat seine Anerkennung über den gesammten Verlauf der Parade am 25. d. M. und die gute Haltung der Truppen bei derselben dem Armee- Corps ausgesprochen und gleichzeitig der Freude Ausdruck ge- geben, daß auch Se. Majestät der Kaiser sih in gleichem Sinne geäußert habe.

Baden. Karlsruhe, 2. Juli. (W. T. B.) Se. Hoheit der Erbprinz von Anhalt und Jhre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Marie von Baden, sowie die Eitern der Leßteren, wurden heute Mittag um 12 Uhr in Galawagen vom Palais des Prinzen Wilhelm ab- eholt und nah dem Residenzshloß geleitet, wo der Staats-Minister Dr. Turban die Civiltrauung vollzog. Hieran {loß si die kirchlihe Trauung in der Schloß- kirche. Bei dem Zuge dorthin wurde die Prinzessin Braut. von dem rinzen Wilhelm und dem Herzog von Anhalt, der Erbprinz von Anhalt von der Großherzogin und der Prinzessin Wilhelm geführt; hierauf folgten der Regent des Herzogthums Braunschweig, Prinz Albrecht von Preußen, mit der Herzogin von Württemberg, der Herzog von Altenburg mit der Pcinzessin Albrecht von Preußen, der Kronprinz von Schweden mit der Erbgroßherzogin von Mecklenburg- Streliß, der Großherzog mit der Erbprinzessin Leopold von Anhalt und die übrigen Fürstlichkeiten. Die Trauung vollzog

__ der Prälat Doll. Bei dem Wechsel der Ringe wurden drei

Mal zwölf Kanonenshüsse abgefeuert. Nah der Trauung Me Ene Gratulationscour und hierauf ein Galadiner im osse.

Medcklenburg - Schwerin. Schwerin, 1. Juli. (Meckl. Nachr.) Are Kaiserliche Hoheit die Großherzogin Anastasia ist heute von hier zu einem mehrwöchigen Aufent- halt nah Homburg abgereist.

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 1. Juli. (Weim. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog ist gestern früh mit Höchstseiner Familie zu vierwöchentlichem Ausenthalt nah Norderney abgereist.

Oesterreih-Ungaru. Wien, 1. Juli. (W. T. B.) Fn der Sizung des P Ne L As der österreichischen Delegation kam das Marine-Budget zur Berathung. Auf eine Anfrage betrefss der Aufhebung des Levante- Geschwaders motivirte Admiral Sterneck diese Maßnahme mit Hinweis auf den Kostenpunkt. Uebrigens hätten auch andere Staaten ihre Levante-Geschwader aufgegeben. Er werde jedoch die Entsendung eines Kriegsschiffes nah dem Orient- gewässer im Laufe des nächsten Winters in Erwägung ziehen. Bezüglich der Nothwendigkeit einer Donauflottille gaben sich unter den Deputirten Meinungsverschiedenheiten kund. Admiral Sterneck betonte eingehend die Wichtigkeit der Sicherung der Donau und der Vorsorge für die nöthigen Vertheidigungsmittel. Jm Falle eines Krieges würde dem s{wimmenden Kriegsmaterial au auf den Flüssen eine wichtige Rolle zusallen. Das Ordi- narium und Extraordinarium für die Kriegsmarine wurden darauf unverändert angenommen.

Der Heeres-Aus schuß der ungarischen Delegation hat das Ordinarium und die eigenen Einnahmen des Heeres-Budgets angenommen.

Großbritannien und Jrland. London, 1. Juli. (Allg. Of Jn der St. Georgskapelle des Schlosses Windsor fand am Sonnabend Nachmittag in Gegenwart ri Majestät der Königin, Sr. Königlichen Hoheit des

rinzen von Wales und der meisten übrigen Mitglieder der Königlichen Familie sowie Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria von Preußen die Taufe des neu-

eborenen Sohnes des Prinzen und der Prinzessin Sd von Battenberg statt. Der Täufling erhielt die Namen Leopold Arthur Ludwig.

_— (W. T. B.) Der Schah von Persien ist heute Mittag auf der Königlihen Yacht 7,Victoria and Albert“ in Gravesend eingetroffen und wurde daselbst vom Angen von Wales nebst Bes Söhnen und dem

roßfürsten Georg von ußlan empfangen. Sodann begaben \sich die Fürstlichkeiten auf das speziel gecharterte, prächtig auzzgestatteee Dampfschiff

„Duke of Edinburg“, welches die Themse hinauffuhr

und bei Westminster landete. Nachdem der Schah ans Land

gestiegen war, begab er sih, vom Publikum lebhaft begrüßt,

E mit einer Ehreneskorte nah Buckingham alace.

Jm Oberhause erklärte der Premier-Minister Lord Salisbury, die Regierung habe, um jeder Zufälligkeit vorzubeugen, 3Kriegs chiffe nah derDelagoa-Ba y gesandt, welche stark genug seien, um jeder Schwierigkeit zu begegnen. Die Handlungsweise Portugals sei anmaßend und seines Erachtens ungerecht. Die englishe Regierung werde sicherlih auf Verantwortlichkeit der portugiesishen Regierung für die Verluste der britischen Kapitalisten bestehen. Er könne weitere Erklärungen erst dann abgeben, wenn alle Beweise vorlägen.

Im Unterhause erklärte der Unter - Staats- sekretär Fergusson, die portugiesishe Regierung sei benachrihtigt worden, daß dieselbe für alle Verluste, die den britishen Unterthanen aus ‘der Annullirung der Kon- zession der Delagoa-Eisenbahn erwüchsen, werde ver- antwortlich gemacht werden. Die aus der neuesten Aktion der portugiesishen Regierung entstandenen recht- lihen Fragen würden jeßt in Erwägung gezogen. Die für die Sicherheit der britishen Bewohner für alle Eventualitäten erforderlihen Maßregeln seien getroffen, jedoch gäben die neuesten Nachrichten zu der Hoffnung Anlaß, daß eine Jntervention zum Schuße der britishen Unterthanen nicht R A sein werde. : _

Nah einem inzwischen aus Capetown eingetrossenen Telegramm vom heutigen Tage hätten zwei englische Kanonenboote Ordre erhalten, nah Delagoa-Bay zu gehen. Nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Wady Halfa von heute wäre Wad el Njumi, der Chef der Derwische, mit 1000 Mann Jnfanterie, 200 Mann Kavallerie und 6 Geschüßen gestern Abend von Mataka nah dem Norden aufgebrohen. Das egyptishe Fort Fudli beshoß die Derwische, als sie am gegenüberliegenden Nilufer entlang zogen. Die uuter Colonel Wodehouse stehende Militärmacht ist nach Aube aufgebrochen, um den Bewegungen d¿s Feindes zuvorzukommen. ;

(Allg. Corr.) Großbritanniens Staatsein- fünfte in dem am 30. Juni beendigten ersten Quartal des laufenden Finanzjahres beliefen sich auf 20 161 507 Pfd. Sterl. gegen 20 075 323 Pfd. Sierl. im entsprehenden Quartal des vorhergehenden Jahres, d. i. eine Zunahme von 86 184 Pfd. Sterl. Die Getränkesteuer, die Stempelgefälle, die Grundsteuer, das Postamt, der Telegraphendienst und verschiedene andere Ein- nahmequellen figuriren mit einem Zuwachs in den Einnahmen, während die Erträge der Zölle, der Gebäudesteuer und der Vermögens- und Einkommensteuer hinter denen im ent- sprehenden Quartal von 1888 zurückblieben, leßtere in Folge der im vorigen Jahre stattgehabten Ermäßigung mit 320 000 Pfd. Sterl.

2. Juli. (W. T. B.) Naqh einer neueren Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Wady Halfa wäre Wad el Njumi ohne Gefeht nah Mataka zurückgekehrt.

Frankreich. Paris, 1. Juli. (W. T. B.) Fn der Deputirtenkammer kam es heute zu einer sehr erregten Auseinandersezung anläßlih der in eeren boulangisti- schen Journalen gegen Tirard und Rouvier gerich- teten Angriffe. Ersterer stellte die ihm zur ‘Last gelegten Thatsachen entschieden in Abrede. Die Kammer nahm \chließ- lih mit 349 gegen 16 Stimmen eine Tagesordnung an, in welcher das System verléumderischer Angriffe gegen die Re- gierung der Republik entschieden verurtheilt wird.

2, Juli. (W. T. B.) Von unterrichteter Seite wird die Nachricht des „Reuter'shen Bureaus“, daß die französische Regierung in Kairo bereits ihre definitive Weigerung, der Konversion der privilegirten ègyptischen Staatsschuld zuzustimmen, notifizirt habe, für unrichtig erklärt, mit dem Bemerken, daß die bezüglihen Verhand- lungen mit Aussiht auf Erfolg noch fortdauerten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 2. Juli. (W. T. B.) Aus Anlaß der Salbung des Königs von Serbien findet heute in der Kasanschen Kathedrale ein Tedeum statt, welhem die serbishe Gesandtschaft und die Mitglieder der serbischen Kolonie beiwohnen.

Ftalien. Rom, 1. Juli. (W. T. B.) Jn der gestern in einem: außerordentlichen Konsistorium gehaltenen Allocution erinnerte der Papst an seinen bereits Ostern erhobenen Protest gegen das Giordano Bruno-Denkmal. Er habe die Kardinäle zu einem außerordentlihen Konsistorium berufen, um seine Fndignation auszudrücken. Nach der Einnahme Roms durch die Jialiener habe die Religion und der päpstlihe Stuhl eine lange Reihe von Verunglimpfungen erlitten. Die Sekten seßten ihre gc- waltsamen Angriffe fort, um die Kirche zu stürzen. Als Gipfel- punkt ihrer Angriffe hätten sie einen hohen Festtag gewählt, um einen Denkstein als Zeichen des Krieges gegen die katho- lishen Jnstitutionen aufzurihten. Sie wollten einen Rebellen gegen die Kirche, einen Pantheisten und Materialisten ehren und beriefen deshalb die Städte Jtaliens, um neuen Haß gegen das Pontifikat zu entfahen. Rom habe die Menge geschen, welhe Fahnen und Abzeichen trug, die revolutionäáre Tendenzen, nicht bloß gegen die Religion, sondern auch gegen die allgemeinen Grundsäße der Ordnung bekundeten. Jhre Reden hätten ohne Scheu heilige Dinge angegriffen und eine A der bürgerlihen Ordnung und den christlihen Grundsäßen zuwiderlaufende Freiheit ver- herrliht. Es s\{chmerze ihn, sagen zu müssen, daß in der Stadt, in welche Gott den Wohnsiy seines Statthalters verlegt habe, Ketzerei und Jrrthümer durch ein Denkmal verherrlicht worden seien. Der Papst verkünde diese unwürdige Thatsahe der ganzen katholishen Welt. Troy seines hohen Alters werde er den Kampf fortseßen und ermahne er vor Allem den italienishen Episkopat, in der Vertheidigung des Glaubens fortzufahren und das Volk über die angeführten Thatsachen auszuklären. Die Römer möchten der Größe Roms während der kirchlichen Aera ges E und in Anhänglichkeit an den päpstlihen Stuhl be- arren.

Serbien. Belgrad, 2. Juli. (W. T. B.) Der König Alexander empfing gestern in Krajewo eine Deputation der sämmtlichen 22 Bezirke des Landes. Der Deputirte der Stadt Cacak, Taijie E hielt eine begeisterte Rede auf den König. Nachmittags traf der russishe Gejandte Persiani ein und begab sich sofort nah seiner Ankunft zum Könige.

Schweden und Norwegen. Christiania, 2. Juli. (W. T. B) Das Ministerium Sverdrup hat heute

demissionirt. Das Storthing hat veswegen den Vorschlag des Advokaten Stange, seinen Antrag niht zu behandeln, einstimmig angenommen.

Zeitungsstimmen.

Ueber die glücklihe Entwickelung der inneren Verhältnisse des Deutschen Reichs, welhe sich gerade in den leßten Wochen aller Welt so deutlih offenbart hat, schreibt der „Hannoversche Courier“:

„In diesen leyten Wochen haben zwei deutshe Königshöfe Jubel- feste begargen. Der sächsishe das ahthundertjährige seiner Dynastie, der württembergishe das fünfundzwanzigjährige der Regierung König Karl’s. An beiden Festen ersien der Kaiser, beiden gab seine An- wesenheit erst die rechte Weihe, den prächtigeren Rahmen auf dem Hintergrunde der Ereignisse einer großen Zeit. Der Inhalt der Re- gierungszeit König Karl's ist in der Person des deutschen Kaisers ver- körpert und das Wettiner Jubelfest wäre wohl \{chwerlich mit so gesihertem Ausblick in Gegenwart und Zukunft begangen worden, bätte es sh niht auf dem unerschütterlihen Boden des durch \ächsishe Tapferkeit und Treue mit aufgericbteten Neihs vollziehen können. Dem Ge- danken, welchen der Kaiser seiner Anwesenheit bei jenen Festen zu Grunte legte, bat er in feinem Trinkspruch auf der Villa Rosenstein Austruck gegeben : es ist die Solidarität der deuishen Fürsten! Im Munde des Deutschen Kaisers ein bezeihnentes Wort, ein ganzes Programm! Am 25. Juni 1888 hatten die deutschen Fürsten ihrerseits diese Solidarität erwiesen, als fie fich im Weißen Saale des Berliner S&lofses bei der ersten Reibstags-Eröffnung um den Kaiser- thron schaarten, die stolze Halle umschloß zu jener Stunde in Wahrheit Kaiser und Rei. Am 25 Juni diefes Jahres hat der Kaijec Seinerseits die Gefühle dieser Solidarität erwidert, dur welche die Reichs-Verfassung eine bei ihrem Abschluß glei{falls nicht vorher- geschene Ergänzung erfahren khat. Zwischen der Reichstags- Eröffnung im Weißen Saale und dem Trinkspruch auf Villa Rosenstein liegt das erste Regierungsjahr Wilhelm's II., in welchem das Reih in seiner inneren Fesligung einen großen und bedeutsamen Schritt vorrärts gethan hat. Die Solidarität der deutschen Fürsten bedeutet und ergänzt die Solidarität der deutshen S1ämme, sie bietet die festeste Sicherheit für die Ge- fammtheit wie für den Einzelnen, gewährt aber auch tie Gewißheit, daß dem Reiche zu allen Zeiten werden wird, was es von den Ein- zelnen fordern muß. Denn wie einst Friedri Wilhelin 111. fagte und Wilhelm I. wiederholte: „Nar Deutschland hat gewonnen, was Preußen erworben,“ so gewinnt jeder einzelne von den deutschen Fürsten und den deutshen Stämmen, was das Reich erwirbt, sei es an innerer Festigkeit, sei cs an äußerer Sicherheit, und die letztere nicht ohne die erstere. *

Die „Hallishe Zeitung“ rihtet einen kräftigen Appell an alle Wohlgesinnten zu lebendigerer Betheiligung an den politischen Arbeiten, namentlich mit Rücksiht auf die erneute Agitation der Sozialdemokratie:

„Erfabrungsmäßig {chwächt der tägliche Umgang mit der Gefahr das Bewußtsein für die Gefahr ab, und wir glauben nicht irre zu gehen, wenn wir sagen, daß auch bei uns das tägliche Leben mit den Trägern sozialdemokratisher Tendenzen und ihren praktischen Folge- rungen das Bewußtsein eingeshläfert hat, daß das verderbliche Feuer, beute nur noch niedergehalten durch die Furcht vor der Regierung,

unter der Asche glimmt, daß aber ein einziger Luftzug es zu heller |

Flamme entfaden fann. . ...

Ais im Jahre 1789 ¿u Paris die ersten revolutionäâren Be- wegungen sich zeigten, tanzte man im Trianon zu Versailles und feierte frôhlie Scäferspiele; man wollte an die Revolution nicht eher glauben, als bis sie dur blutige Thaten ihr Dasein bewies, und da rear es zu spät. Niemand kann unserer Regierung den Vor- wurf maden, daß sie nicht mit klarem Blick die drohende Gefaÿr erkannt hat, und daß sie nicht gewillt ist, was in der Macht des Staates steht, zu thun, um diese Gefahr zu beseitigen Das Ver- dienst, durch eine soziale Gesezgebung die Härten

unserer sozialen Lage und die Nöthe der Arbeiter zu.

lindern, stebt einzig in der Weltgeschichte da.

Solche großartige Jnitiative unserer Regierung aber soll nicht ein bequemes MRukbekissen für die Staatsbürger sein, sondern vielmehr ein Sporn für jeden Einzelnen, seine ganze Kraft den hohen Zielen, welche unsere Regierung verfolgt, zur Verfügung zu stellen, Wic wollen niht mißverstanden sein, Nichts liegt uns weniger im Sinn, als zu meinen, daß die treue Pflicht: erfüllung jedes Einzeinen nit auch ein Faktor sei, unser Staats- und Volkeleben zu stärken. Wir fordern vielmehr von jedem Bürger des Staates, sei ec Beamter oder Kaufherr, Handwerker oder Arbeiter, freudige Hingabe an seinen Beruf und sein Amt. Die Halben und Lauen, die Trägen und Bequemen haben kein Recht in eincr Zeit, die nur ganze Männer gebrauchen kann. Aber wir meinen, daß die nâhste Entscheidung, wie die Geschicke unseres Volkes sich ge-

stalten werden, auf dem politischen Gebiete sih vollziehen wird,

und daß schon die nächsten Reichstagswahlen ein wichtiges Moment in dieser Entscheidung bilden werden.

Die Sozialdemokratie arbeitet {hon heute mit Hohdruck im ganzen Lante für diese Wahl, Von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf ziehen ihre Agenten, mit F ugblättern jeder Art wird jede Hütte bedackt, die Fachvereine arbeiten mit nie gesehenem Eifer. Mindestens 50 Abgeordnete stark wiil die Sozialdemokratie, wie sie hon heute sagt, in den nächsten Reictstag einziehen.

Dem gegenüber geschieht von Seiten der nationalen Parteien fo gut wie gar nihts, und wo einzelne Männer, in richtiger Erkerntniß der Sawlage, sich um die gute Sache bemühen, müssen sie die wenig ermuthbigende Erfahrung machen, daß ihre Bestrebungen wenig Unterstüßung namentlich bei denen finden, welche dur die Bildung, die fie genossen, berufen sind, in Wort und Schrift öffentlich den Umstürzlern entgegen zu treten, Unsere Ausführungen sollen ein Appell namentlich an die Gebildeten unseres Volkes fein, ih mehr, als sie bisher gethan haben, an dem öffentlichen politischen Leben unseres Volkes zu betheiligen. Wir wollen mit aller Ent- \chiedenheit der falschen Ansiht entgegentreten, die eine gewisse Be- quemlichkeit, Indifferentiêmus und falshe Vornehmheit geboren, als ob die Beschäftigung mit politishen Dingen sih für einen Gebildetcn oder gar cinen Gelehrten «iht \{chicke. Wir haben in unserem Staat die allgemeine Wehrpflicht, welche keinen Unterschied zwischen den

Söhnen des Volkes kenrt, und Gott sei Dank gilt es für eine be- F | sondere Ehre bei uns, des Königs Rock getragen zu haben. Mit [f

unauslöshlider Schmach würde der sich bedecken, der feig zurüd- bleiben wollte, wenn der König sein Volk zu den Waffen ruft, um es gegen äußere Feinde zu {chüßen. Und nun haben wir in unserem Volke selbst einen Feind, der gefährlicher als jeder äußere Feind ift sollte es da eine Schmach sein oder nicht vielmehr eine beilige Pflicht, als deutsher Mann einzutreien für die heiligstea Güter, die wir unser nennen, für Thron und Aitar, Schule und Haus, deutsche

Sitte und deutschen Glauben? Niemand ift zu gut und zu rocnchm, um |

für diese Güter seine Person, sein Leben einzusetßen, ja wir meinen, daß gerade die, welche dem deutshen Vaterlande und ]einen Ordnungen die gei- stigen Güter verdanken, auf die sie stolz sind, eire besondere Pflicht haber, dieselben auch im Dienst des Vaterlandes zu gebrauchen, wo immer das Vaterland ihrer bedarf. Nicht durch Wel1fluht und vornehme

Blasirtheit, nicht dadurch, daß die oberen Klassen sich von den unteren | trennen und ihr eigen Leben leben, auch nicht dur die stille Arbeit F

in den vier Wänden unserer Stube und unseres Berufs, so noth-

wendig sie ist, retten wir unser Volk, sondern durch das Zusammen- }

fassen aller nationalgesinnten Kräfte in unserem Volke zu gemein- samer Arbeit für das Volk, zu gemeinsamem Kampfe gegen unseres

Volkes Bercsührer. Das ist praktishcs Christenthum im öffentlichen

Leben.“

Statistische Nachrichten.

Sterblichkeits- und Gesundheitsverhältnisse. Gemäß deu Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesund- heitsamts sind’ in der Zeit vom 16. bis 22. Juni cr. von je 1000 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 42,6, in Breslau 46,3, in Königs- berg 45,6, in Köln 33,9, in Frankfurt a. M. 21,5, in Wiesbaden 19,2, in Hannover 21,2, in Kassel 15,9, in Magdeburg 56,3, in Stettin 39,1, in Altona 15,4, in Straßburg 23,9, in Mey 20 9, in Münten 832,7, in Nürnberg 25,2, in Augsburg 25,6, in Dresden 92,6, in Leipzig 21,2, in Stuttgart 15,2, in Karlsruhe 21,1, in Braun- \chweig 27,6, in Hamburg 19,7, in Wien 23,0, in Pest 28,8, in rag 30,8, in Triest 18,1, in Krakau 38,7, in Amsterdam 19,8, in Bebel 20,8, in Paris 20,6, in Bafel —, in London 14,9, in Glasgow 22,4, in Liverpool 16,9, in Dublin 18,6, in Edinburg 18,0, in Kopenhagen 22,4, in Stocholm 20,7, in Christiania 25,2, in St. Petersburg 27,4, in Warschau 32,3, in Odessa 28,5, in Rom 23,4, in Turin 22,2, in Venedig 26,4, in Alexandria 36,5. Ferner in der Zeit vom 26. Mai bis 1. Juni cr. in New-York 21,2, in Philadelphia 19,7, in Baltimore 14,2, in Kalkutta 27,9, in Bombay 25,7, in Madras 49,0. E ; Die Sterblichkeitsverhältnisse waren au in diefer Berichtswoche in den meisten Großstädten Europas, namentlih in den deutschen, nicht so günstige, doch wurden aus einer größeren Zahl derselben, be-

sonders auë den größeren englishen Städten sowie aus Paris, kleinere

Sterblicfeitsziffern als aus der Vornoce gemeldet. Einer sehr ge- rinzen Sterblichkeit (bis 15,0 pr. M. u. J.) erfreuten sich Darwstadt, Erfurt, Lübeck und London. Sehr günstig (bis 20,0 pr. M. u. I.) war die Sterblichkeit in Hamburg, Altona, Wiesbaden, Stuttgart, Bremen, Triest, Amsterdam, Liverpool, Dublin, Edinburg, mäßig hoch (etwas über 20,0 pr. M ) in Frankfurt a. M., Hannover, Dresden, Leipzig, Karls8- ruhe, Met, Wien, Brüssel, Paris, Glatgow, Kopenhagen, Stockholm, Turin u. a. O, Dagegen blieben von den deutshen Städten in Berlin, Charlottenburg, Breélau, Königsberg, Magdeburg, Frankfurt a. O., Posen, Stettin, Zwickau, Mannheim die Sterblichkeitsziffern hohe (über 35,0 pro Mille und Jahr). Auch in dieser Woche war die große Sterblichkeit durch die zahlreihen Sterbefälle an Darm- fatarrhen und Brechdurchfällen der Kinder hervorgerufen, die be- sonders in Berlin (679), Breélau (99), Magdeburg (95), Königs- berg (78), München, Stettin, Hamburg, Köln, Danzig, Barmen, Düsseldorf, Mannheim, Wien, Pest, Paris (86), Warschau (83), Odessa, St. Peterébura, London u. a. O. zahlreiche Todeéfäâlle veranlaßten. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Gesammisterblichkeit blieb eive hohe. Von je 10 000 Lebenden starben (aufs Jahr be- rechnet) in Berlin 285, in München 152 Säuglinge. Dagegen haben akute Entzündungen der Athmungso1gane weniger Todesfälle herbei- geführt, Von den Infektionskrankteiten zeigten Diphtherie, Keuch- busten und Pocken eine Steigerung, Masern, Scbarlah und typhôfe Fieber cine Atnahme der gemeldeten Sterbefälle. So haben Todes- fälle an Ma sern in Berlin, Breslau, Barmen, Frankfurt a M,, Elber- feld, München, Nürnberg, London, Wien, St. Petersburg abgenommen, nur in Paris war die Zakbl derselben ein wenig rene als inder Vorwoche. Neue Erkrankungen famen jedoch in Breslau, Nürnberg, in den Re- gierungsbézirfen Düsseldorf und Schleswig, ferner in Wien, Pest häufiger zur Anzeige. Das Scharlachf ieber forderte in London mehr Opfer ; neue Erkrankungen kamen aus Hamburg, St. Petersburg und Christiazia häufiger zur Mittheilung. Die Sterbiichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Stettin, Danzig, Hamburg, München, Nürnberg, Wien, Pest, Prag, Paris eine geringere, dagegen in Breslau, Dreéden, Königsberg, Hannover, Frank- furt a. M.,, Magdeburg, Braunschweig, London, Kopenhagen, Warschau, St. Petersburg, Rom eine größere. Neue Erkrankungen kamen jedoch aus den meisten Orien, aus denen Berichte vorliegen, in geringerer, nur aus Hamburg in gesteigerter Zahl zur Meldung. Auch der Unterleibstyphus bedingte in London weniger, in St, Peters- burg die gleiche, in Paris eine nur wenig gesteigerte Zahl von Todes- fällen; neue Erkrankungen kamen in Hamburg, Pest und St. Peters- burg bäufiger zur Berichterstattung. An Flecktyphus gelangten aus St, Petersburg, Warschau, Odessa je 1 Todesfall, aus St. Petersburg auch 2 Erkrankungen, an epidemischer Genidckstarre aus Berlin, Elberfeld, Kiel und aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf je 1 Todesfall, aus Nürnþerg und den Regierungebezirken Düsseldorf und Schleswig je 1 Erkrankung zur Mittheilung. Dem Keuchhusten erlagen in Berlin und Kopenhagen weniger, in Hamburg, Prag, London, Liverpool, Paris, St Petersburg mehr Kinder; au neue Erkrazkungen wurden aus Hamburg, Wien, Kopenhagen häufiger als in der Vorwoche bekannt. Vereinzelte Todesfälle an Pocken wurden aus Berlin, den Vororten Wiens, aus Graz, Lemberg und St. Peteréburg gemeldet; mehrfache aus Paris und Venedig (je 2), aus Rom (4), aus Warschau (5), aus Prag (7). Neue Erkcankungen wurden nur aus St. Petersburg (4) berichtet.

Der Gesundheitszustand in Berlin war auch in dieser Woche ein der vorhergegangenen Woche ähnlicher, und die Sterblichkeit eine außerzewöhnlich hohe. Besonders groß war auch in dieser Woche die Zabl der an Darmkatarrhen und Brechdurchfällen gestorbenen Per- sonen (679), meist Kinder, von denen 468 im Alter von noch nit einem Jahr standen. Jm Uebrigen waren die Gesundheitsverbältnisse sehr gute. Akute Entzündungen der Athmungsorgane waren weniger bâufig und nahmen in überwiegend großer Zahl einen günjtigen Verlauf. Die FJnfektionskrankheiten riefen meist weniger Erkrankungen hervor, wie Masern, Scharlach, typhöse Pier, welche leßtere niht in einem cinzigen Fall tödtlich endeten.

uch Diphtherie und Croup bedingte weniger Erkrankungen und zeigten sich dieselben nur in der Schöneberger Vorstadt und in Moabit in größerer Zahl. Erkrankungen an Keuchhusten haben abgenommen, die Zabl der durch ihn gestorbenen Kinder sank auf 2. Cin Todes- fall an Pocken kam zur Anzeige. RosenaUitige Entzündungen des Zellgewebes der Haut und Erkrankungen am Kindbettficber blieben vereinzelt, Rheumatishe Beschwerden aller Art zeigten gegen die Vorwoche keine wesentlihe Veränderung in ihrem Vorkom:nen.

Kunft und Wissenschaft.

Unter den neuesten ar chäologischen Funden in Rom ver- dient eincr bcsonders erwähnt zu werden. In Prati di Castello (hinter der Engel8burg) fand man in einer Liefe von aht Metern unter der Oberfläche zwei wohlerhaltene Sarkophage aus Stein mit Inschriften. Als man sie öffnete, fand man in dem einen das Skelett eines Mädchens und zugleich eine große Zabl wohlerhaltener Gegen- stände, wie sie die Liebe der Eltern und Verwandten der Verstorbenen mitgegeben hatte, darunter eine hölzerne Puppe mit beweglichen Armen und Beinen. Von den Schmudcksachcn, welche darin gesunden sind, werden Ringe, ein goldenes Halsband, eine Art Brohe mit Ametbyst, der mit einem Hirsch verziert ift, welcher von einem Greifen angegriffen wird, und Anderes mehr erwähnt.

_— Das 17. Stück der von Ferdinand Avenarius herausgegebenen periodishen Zeitschrift: „Der Kunstwart* beschäftigt sih in seinem leitenden, von Hans Schaffner geschriebenen Aufsay mit dem Holzschnitt in unseren Zeitschriften, Der Verfasser tritt lebhaft für die künstlerisle Ausgestaltung desselben ein und fordert, daß in Unseren illustrirten Zeitschriften größere Sorgfalt auf die Herstellung desselben verwendet wird. Er beklagt, daß es uns in Deutschland noch niht zur Gewohnheit geworden ist, künstlerishe Ansprüche an Fetungbbildet überhaupt zu stellen; und doh wäre die Erfüllung des

erlangens nach guten Illustrationen niht nur mög!ih selbst dort, wo gute Scnitte theurer sind als die s{lechten, sondern auch die Bildung des Kunstsinnes im Volke würde gefördert werden. Bekanntlih gab vor einigen Jahren der bekannte Berliner Verleger Franz Lipperheide unter Mitwirkung des Malers Skarbina eine „Sammlung von Muster-Holzschnitten“ aus englischen, amerikanischen, französishen und deutschen Blättern herausgegeben und eröffnete zugleich cin von Erfolg gekröntes Preisausschreiben um Zeichnungen für den Holz- \{chnitt. Als Hauptkennzeichen der fremden Leistungen zeigte sich die breite ofene Behandlung des Scnitts, wie das Bedürfniß nach

\{neller Herstellung ibn \ich erzog; die harakteristishe Ge- sammtwirkung gilt als Hauptsahe. Nicht nur den prafkti- \hen Bedürfnissen entspriht dies, Lipperheide zufolge, fondern es sei auch in hohem Maße geeignet, den großen Wurf des bildlichen Originals voll zum Ausdruck zu bringen. Diese Art der Zeichnung erfordert aber tüchtige Zeichner und an diesen sei in Deutschland Mangel, deshalb seien die deutshen Zeitungen darauf angewiesen, in einer selbständigeren Holzschnitt-Tehnik einen gewissen Ersatz zu suchen für den nickt zu leugnenden: Mangel an eigentlihen Zeich- nungen. Also im Allgemeinen Malereien, nicht Zeichnungen für den O so lange es sich um das Material für illustrirte eitungen handelt. Der vorliegende Aufsay wird fiherlich in

interessirten Kreisen gern gelesen werden. i

London. Am 13, Juli kommen bei Christie, Manson and Woods die folgenden werthvollen Gemälde zur Versteigerung: Zwei herrliche Landschaften von Hobbema (früber zur Hamilton Palaît- Sammlung gehörig), zwei Wouwerman's, ein Isaac Ostade's, vier I. B. Porter's, Millet's „Le Vanneur“, Trozon’'s „Les Hauteurs de Suresnes“ und „Le Garde Chasse“ und Werke von Delacroix und Decamps. Alle diese Bilder wurden beim Zusammenbruch des Kupfersyndikats von ihren französishen Besißern den englischen Gläu- bigern verpfändet.

Der griehishe Erzbishof Sophronius von Cypern wurde von der Universität Orford zum Doctor der Theologie ernannt.

Literatur.

Die uns vcrliegenden Nrn. 26 und 27 der „Illustrirten Frauen- Zeitung“ (Verlag von Franz Lipperheide, Berlin) zeichnen ih wieder durch den Reichthum und die Mannigfaltigkeit der Bei- träge aus, wie wir sie in diesem trefflichen Blatt gewohnt sind. So bietet Nr. 26 in seinem Feuilleton folgende unterhaltende Beiträge : Eine Lustgas-Operation. Novellette von José Baronin von Schneider- Arno. Die Frau im serbiscken Volksliede. Eine Studie von Ernst von Dombrowsky. Dem Dichter Heinrich Seidel ist ein liebevoll geschriebener Aufsaß gewidmet, welcher eine Charakteristik von ihm biingt. Eine Plaudcrei aus der Wiener Gesellshaft wird vielen Lesern Vergnügen bereiten. Ihrem eigentlihen Zweck, ein Modejournal für die Damen zu sein, kommt die Nummer vollauf nach ; wir finden in ihr eine kolorirte Beilage, Gesellschafts- Toiletten, ferner Darstellungen von Modegegenständen, bäuslihem Ge- räth u. \. w. An Illustrationen bringt die Nummer eine Holzschnitt- reproduktion des Alvarez’\chen Bildes: „Offiziere Napoleon's I. von Damen der italienischen Aristokratie bewirthet“ ; ferner ein Porträt Heinrih Seidel's u. A. m. Nr. 27 ist ledigli der Mode gewidmet und bringt eine zahlreihe Auswahl von Vorlagen für Toiletten, Mustern für Stickercien u. \. w.; auch eine kolorirte Beilage ist bei- gefügtz cs sind im Ganzen 16 Scnittmuster und Muster-Vorzeich- nungen, Die „Illuftrirte Frauen-Zeitung“" erscheint jeden Sonntag ; der vierteljährlihe Abonnementêépreis stellt sich auf 2,50 4 Die Heftausgabe mit demselben Inhalt erscheint alle 14 Tage; das Heft (24 jährli) kostet 50 .S§.

Deutsche Beamten-Zeitung. (Berlin SW., Belle-Alliance- Platz 8.) Nr. 13. Inhalt: Die Rückwirkung der Civilversorgung der Offiziere auf die Qualität der Unteroffiziere. Das Züchtigungsrecht der Lehrer in Württemberg. Berchnung der Berliner Miethsfteuer bei den Beamten. Gehälter der Richter in den verschiedenen euro- päishen Staaten. Kurorie und Semmerfrischen. Kleine Mit- theilungen. Bekanntmachungen des Vorstandes. Anzeigen der Zweigvereine. Literatur und Kunst. Feuilleton. :

Deutsche Medizinal - Zeitung. (Verlag von Eugen Grofser in Berlin.) Nr. 51. Jnhalt: Curgte, Die Aftinomykose. (Fortsezung.) Semmola, Behandlung der Herzkrankheiten. Oertel, Behandlung der chronischen Herzmuskelerkrankui gen. Livierato-Maragliano, Oertel’she Kur bei Herzkrankheiten. Hoeger- stedt, Milchdiât bei Herzleiden. Graßmann, Refsorption der Nah- rung bei Herzkrankheiten. Volpe, Warme Mineralbäder bei Herz- Frantheiten. Löbker, Operationélehre. Krause, Operation des Leberehinokokkus. Liebman, Milzexstirpation. Langenbucy, Tamponade bei Tracheotomie. Loreta, Pseudoarthrose. Aßmann, Meteorologie in Kurorten. Dermatologenkongreß in Prag. Deutsche Gesellschaft für öffentlihe Gesundheitépflege: Luftheizung in Schulen. Collectanea medica. Praftishe Notizen. Ver- mischtcs. Personalien. S

Preußishes Verwaltungs-Blatt, Wochenschrift für Verwaltung und Verwaltungsrechtspflege in Preußen, herausgegeben von Dr. jur. Binseel. Carl Heymann's Verlag in Berlin W., Mauer- straße Nr. 63, 64, 65. Jahrgang X. Ne. 38. —_ Inhalt: Personalnachrihten. Wählbarkeit zum Mitglied des Stad!aus- \husses in Stadtkreisen, in denen der Bürgermeister allein den Gemeindevorstand bildet. Klage des Gemeindevorstandes (im Bereich der hannovershen Städteordnung) gegen Beschlüsse der Gemeindevertretung, betreffend die Eiusprüche gegen die Richtigkeit der (nur für eine éinzelne bestimmte Wahl) aufgestellten Wählerliste. Zum Begriff der Elementar-Schullehrer im Sinne des §. 4 der Städteordnungen für die östlihen Provinzen und für Westfalen. Straßenherstellungskosten-Beitragépflicht ter Anlieger. Gemeinde- lasten-Einspruch und Beschluß in den Landgemeinden Westfalens. Alimentationspflicht. Zum Margarinege)ez. ;

hiermedizinishe Rund\hau mit besonderer Berücksich- tigung der vergleihenden Pathologie und des gesammten Veterinär- Medizinalwesens. (Wilh. Knapp's Verlag, Halle a. S.) Nr. 19. Inhalt : Die Königl. Thierärztliche Hohschule in Dresden. Buchner und Segall: Ueber gasförmige antiseptishe Wirkungen des Chloro- sorm, Formaldebyd und Creolin. Löffler; Ueber Bakterien in ter Kubmilh. Hink: Zur Aetiologie und Therapie des bösartigen Katarrhalfiebers. Kallmann: Das Vorkommen von Rinderfinnen. Heer: Hefe als Heilmittel. Samuel; Creolinvergiftung bei Pferden. Peter: Mittheilungen über Verbreitung der Brust]euche im XV. Armee-Corps während der Jahre 1886 bis 1888. Bericht über tie zwanzigste Sißung des thierärztlihen Vereins in West- preußen. Kleine Mittheilungen. Tagetgesbihte. Bücherschau. Personalien. Offene amtliche und nihtamtlihe Stellen,

„Der Bär“, illustrirte Wochenschrift für die Geschichte Berlins und der Mark (Verlag von H. Schon, Berlin). Nr. 39. Inhalt: Graf de la Rohe-Aymon. Ein Bild aus der Zeit des Prinzen Heinri, von F. Katt (Fortseßung). Die Dorotheen- städtische Kirche (mit Zllustr.). Ein altes Skizzenbuh, von Cor- nelius Gurlitt. Noch einmal Templin (mit Zllustr.). Die

„Upställe® in der Mark. Ein brandenburgischer Leibarzt. Kleine

Mittheilungen : Die Beseitigung der künstlihen Sperre der Spree am Mühlendamm. Die Betulockde. Aus einem Briefe Stein's an Gneisenau. Wie man ror 110 Jahren die Preußen in Süd- italien verehrte. Unser Bückertisch. Briefkasten der Redaktion.

Anzeigen. Land- und Forstwirthschaft.

Kassel, 27. Juni. Die Generalversammlung des über 8000 Mitglieder zählenden Allgemeinen deutshen Jagd- \{chubßver eins wurde gestern in Wilhelmshöhe und zwar in den \chônen Räumen des zu dem Königlichen Schloß gehörenden ehe- maligen Theate:saales durch den Präsidenten, Fürsten zu Hohenlohe- Langenburg, eröffnet. Aus dem Rechenschaftsberiht über die beiden leyten Jahre die Versammlung tagt nur alle 2 Jahre geht das stete Anwachsen des Vereins hervor, ein erfrceulihes Zeichen für die Anerkennurg, welche seinen Bestreb:n- gen überall in deutschen Landen gezollt wird. Auch vm das Zustande- kommen der jeßigen Kasseler Jagd-, Fischerei- und Sport-Ausstellung hat sich der Verein große Verdienste erworben. Aus der sehr reih- haltigen Tagesordnung sei ein interessanter Bericht des Vize-Präsiden- ten von Homeyer-Murchin über die recht bemerkenswerthen Erfolge, welhe in Pommern mit dem Auésseßen von Trutwild erzielt sind, hervorgehoben. Der Verein beschloß, diese Bestr:-bungen auch ferner

durch cine Prämie von 10 A für jedes ausgescßte Stück zu unterstützen. Graf von Mirbach - Sorguittcn sprach über die Einwirkung verschiedener Forstwirthschaftsmaßregeln (Sthlagbetrieb, Kulturen, Entwäfserungen, Wegebau) auf die Jagd und die Erhaltung des Wildes und leg!'e den Staatsforstverwaltungen, deren Maß- nahmen bei dem vielfah dominirenden Staatswaldbesiy hierbei von großem Einfluß seien, einige spezielle Wünsche vor, die von den anwesenden Ober-Forstmeistern Guse und Schwarz als im Wesentlihen den Anschauungen der preußischen Staatsforst- verwaltung entsprechend und daher hier bereits durGgeführt be- zeichnet wurden, namentlich in Bezug auf Verhinderung zu weit gehen- der Gntwässerungen. Ein vom Major a. D. Thiel gehaltener eingehender Vortrag über die Nothwendigkeit der Errichtung einer deutsen Versucbsanstalt für Handfeuerwaffen fand lebhaften An- klang; die Versammlung ermächtigte das Direktorium, diese Be- \trebunyen aus Vereinsmitteln thatkräftig zu unterstüßen. Auch der Vortrag des Majors von Sameßtki-Rathédorf über die Bestrebungen des Vereins zur Zühtung deuisher Vorstehhunde wurde beifällig entgegengenommen. Die Wahl des Versammlungsorts für 1891 fiel dem Vorschlage des Grafen von Bothmer entsprechend auf das mecklenburgishe Seebad Doberan.

Kopenhagen, 29. Juni. Nach dem fkürzlih veröffentlichten Bericht des Statistishen Bureaus über die Ernte Dänemarks im Jahre 1888 kann diese nur als eine kleine Mittelernte bezeichnet werden. Im Ganzen wurde geerntet: Weizen 963 897 t (je 1,64 11), (im Handelêwerthe von 12417078 Kronen), Roggen 3973191 t (38 139 369 Kronen), Gerste 5 949 477 t (56 008 444 Kronen), Hafer 8 526519 t (55 790 471 Kronen), Buchweizen 181069 t (1 605 146 Kronen), Erbsen und andere Hülscnfrüchte 284713 t (3 333 268 Kronen), Menggetreide 2008361 t (15154262 Kronen), Kartoffeln 2 904 713 t (10 114 010 Kronen), andere Wurzelfrüchte 6 287 863 t (6 010 280 Kronen), Raps 16 353 t (245295 Kronen), Feldheu 908 778 Fuder von je 1000 Pfund (26 584 344 Kionen), Wiesenheu 1 165 493 Fuder (28 518 816 Kronen). Der Quantität nah war die Ernte geringer als im Jahre zuvor, da aber die Preise höhere waren, so stellt ih der Bruttowerth der Ernte im Jabre 1838 auf 253,9 Millionen Kronen gegen nur 243,5 Millionen Kronen im Sahre 1887.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

: Malta.

Zufolge Verfügung der Lokalregierung vom 12, Juni 1889 werden Provenienzen aus Syra fortan nur noch ciner 8 tägigen Ouarantäne (vom Tage der Abreise aus Syra an gerechnet), sowie einer sich anschließenden ärztlihen Untersubunz unterworfen. Sc@mutzige Wäsche und andere giftfangende Gegenstände unterliegen dcr Desinfektion. (Vergl. „R.-A.“ Nr. 144 vom 20, Juni 1889.)

Gewerbe und Handel.

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im uni 1889 1316 332400 Æ abgerechnet worden gegen 631 Les 800 A im Mai d. J. und 1365954200 îm uni 1588.

Berlin, 30, Juni. Wollbericht des „Ctrbl. f. d. Tertil-Ind,“ Die günstige Lage des Wollgeschäfts dokumentirt sich durch die reht bedeutenden Umsäte, welche gleih nach dem hiesigen Wollmarkt ftatt- fanden Für den Kamm wurden ca. 1500 Ctr. Hinterpommern und von Lausitzer Fabrikanten ca. 7—800 Ctr. Preußen aus dem Markt genommen, wobei Preise sich fest behaupteten. Dcr Verlauf der mecklenburger Märkte hat ebenfalls den Beweis geliefert , daß die er- höhten Preise \chlank bewilligt werden, und daß die Werthsteigerung des deutschen Produkts in den Verbältnissen des Wollmarkts ihre Begründung findet Die Nachfrage am hiesigen Plag ift eine rege und stehen weitere Abschlüsse in größerem Umfange in Ausficht.

_— Im Regierungsbezirk Schleswig befanden sich im ersten Viertel d. J. Handel und Gewerbe, abgesehen von den der Schiffahrt durch die Witterung bereiteten Hindernissen, fortgeseßt in’ günstigem Stande. Der Vetrieb der Schiffsbauge/sell- \haft zu Flensburg ist, nahdem der Formerstrike dur Zu- billigung höherer Löhne und zebnstündiger Arbeitszeit (ftatt früherer 104 Stunden) Seitens der Werft Mitte Februar seine Endschaft erreiht hatte, in vollem Umfange aufgerommen. Es wurden dort über 1000 Arbeiter besdäitigt. Der Gesellshaft waren auf Monate hinaus Bestellungen gesihert. Die Germania-Wersft zu Gaarden ift genöthigt, ihre Werkstätten zu erweitern. In den Howaldt'\schen Etablissements zu Dietrichsdorf und in der Baltischen Müble zu Neumühlen im Landkreise Kiel herrs{te rege Thätigkeit. Von den guten Geschäften der größeren Fabriken zeugten die für das Verjahr vertheilten, zum Theil recht ansehnlichen Dividenden der Aktienunternehmungen, unter welchen in erster Linie wieder die Alsen’shen Cementfabriken namhaft zu machen find. In Neumünster werden neben dem Wiederaufbau der dur Feuer zer- \tôrten 2 Tuchfabriken mehrere arößere Fabrikenbauten ausgeführt. Bei vermebrter Baulust hat sih die Lage der Ziegeleien des Regierungsbezirks gehoben; dieselben haben ihre Vorräthe verkauft und Lieferungéverträge bis in den Hoch)ommer abgeschlossen. Im Landkreise Kiel werd:n mehrere neue Ziegeleien angeleat.

Bei der Vereinigten Breslauer Oelfabriken- Gesellschaft war der Betriebsgewinn im abgelaufenen Jahre zwar etwas geringer als im Vorjahr, die Abschreibungen konnten aber gleibfalls niedriger bemessen werden, weil der Zugang auf Im- mobilien, Inventar und Maschinenconto ebenfalls niedriger war; demgemäß beschloß der Aufsichtsrath, einen Betrag von 70 000 abzushreiben und die Vertheilung einer Dividende von s} °/ (gegen 54 v%/5 im Vorjahr) der Generalversammlung, welche auf den d. August berufen werden soll, vorzuschlagen. i: S

Aus Lübeck wird der „B. Börs.-Ztg.* geschrieben: Es kann a!s ein Zeiben anhaltender Besserung der Geshäftslage im Ostseehandel bitrahtet werden, daß hier bereits die dritte Dampf- \chifahrts-Gesellshaft zur Vergrößerung ihrer Dampferflotte schreitet. Nacwdem die Rhederei von Wlm. Minlos für die Linie Lubeck— Reval zwei neue große Ostseeboote in Bau gegeben hat, dann die Lübeck - Königsberger Dampfschiffahrts - Aktiengesellschaft so- eben ihren neuesten Dampfer in Fahrt geseßt hat, wird jegt auch die Riga-Lübeckter Dampfichiffahrts-Gesellshaft den Neubau eines großen Dampfers von 800—900 t bei ihren Aktionären beantragen. Eine s erforderlich gewordene Anleihe von 250 000 6 ist bereits voll gezeichnet. 5

Nach dem Geschäftsberiht der Warschau- Terespoler Eisenbahn pro 1888 betrugen die Gesammteinnahmen 2271 843 Rbl, die Gesammtausgaben 1 807 908 Rbl., sodaß ein Uebershuß von 463 934 Rbl, verbleibt. Im Berichtsjahre wurden 456 387 Civil- personen und 99 107 Militärpersonen befördert, an Vieh 106 856 Stück, Waaren 31 068 913 Pud. Die Länge der Bahn eins{ließlich der Tercespol-Brester Nebenlinie beträgt 200 Werst mit doppeltem Geleife.

Kassel, 1. Juli. (W. T. B.) Gewinnziehung der Kur- hessischen 40-Thaler-Loose. 32000 Thlr. fielen auf Nr. 34740, 8000 Thlr. auf Nr. 14644, 4000 Thlr. auf Nr. 145543, 20C0 Thlr. auf Nr. 122059, je 1500 Thlr. auf Nr. 17247 85782, je 1000 Thlr. auf Nr. 25594 76978 83679, je 400 Tblr. auf Nr. 45845 61230 89437 112474 140390, je 200 Thlr. auf Nr. 25433 30445 31748 34733 56512 86274 1v0891 100736 138897 157283, je 140 Ihlr. auf Nr. 12071 39759 66785 88395 93044 100521 101419 104474 105627 109864 113179 116584 122065 122845 134919 142311 149204 155797 162409 165425.

Braunschweig, 1. Juli. (W. T. B.) Serienziehung der Braunschweiger 20-Thaler-Loose: 164 249 334 481 959 1232 1337 1338 1424 1459 2025 2516 2568 2577 2788 2992 3123 3156 3189 3517 36683 3815 4058 4060 4099 4215 4348 4367 4500 4527 5145 5500 5506 5701 6082 6119 6196 6331 6637 6871 7360 7634 7912 8167 8183 9043 9206 9208 9372 9484 9491 9502 9642,

Meiningen, 1. Juli. (W. T. B) Sericnziehung der Meininger 7-Fl.-Loose: 131 137 676 825 869 885 1046

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