1889 / 155 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Jul 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Der General-Oberst der Jnfanterie von Pape, Ober-Befehlshaber in den Marken und Gouverneur von Berlin, hat einen mehrwöchentlihen Urlaub angetreten.

S. M. Sciffsjungen-Sculschiff „Ariadne“, Kom- mandant Korvetten-Kapitän Claussen von Finck, ist am 1, Juli d. J. in Dartmouth Ds und beabsichtigt, am 15, Juli d. J. die Weiterreise fortzuseßen.

Der heutigen Nummer des „Reihs- und Staats- Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 4), enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.

Württemberg. Stuttgart, 2. Juli. Se. Majestät der König hat f am 25. Juni d. J. zum Chef des 1. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 13 erklärt mit der Bestimmung, daß das Regiment fortan den Namen „Feld- Artillerie - Regiment König Karl (1. Württembergisches) Nr. 13“ zu führen hat.

Baden. Karlsruhe, 2. Juli. (W. T. B.) Bei dec heutigen Galatafel brahte Se. Königliche Hoheit der Großherzog den Toast auf die hohen Neuvermählten aus. Jn dem- selben knüpfte Höchstderselbe an die gemeinsamen Bestrebungen seines Ahnen und des Ahnen des Herzogs von Anhalt zur Eini- gung Deutschlands in dem Fürstenbunde vor hundert Jahren an und sprach die Zuversicht aus, daß die endlih errungene Einigkeit des Reichs eine dauernde sein werde. Heute Abend begaben sich Se. Hoheit der Erbprinz und Jhre Großherzogliche Hoheit die Erbprinzessin von Anhalt mittels Sonderzuges nah Frankfurt. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sowie die übrigen Fürstlihkeiten verabschiedeten sih von den hohen Herrschaften auf dem Bahnhofe aufs Herzlichste. Seitens des zahlreich _ver- sammelten Publikums fanden enthusiastishe Kundgebungen statt.

Mecklenburg-Streliß. Neustrelitz, 1. Juli. (Meckl. Nachr.) Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin hat sich e von hier nah Kloster Preeßy in Schleswig-Holstein be- geben.

Oldenburg. Oldenburg, 2. Juli. (E) Zur Aus- führung des §8. 66 des Reichs-Militärgeseßzes sind mit Höchster Genehmigung vom Großherzoglichen Staats- Ministerium weitere Bestimmungen getroffen, nah welchen hinsichtlih derjenigen Staatsbeamten, welche zu einer militä- rishen Dienstleistung im Frieden einberufen werden, folgende Vorschristen zur Anwendung kommen: 1) den in etatsmäßigen Stellen befindlichen oder außeretatsmäßig ständig gegen Entgelt beschäftigten Staatsbeamten bleiben während der militärishen Dienstleistung ihre Civilstellen und die aus ihrem Dienstalter sih ergebenden Rechte und Voxtheile gewahrt. 2) Den zu 1 gedachten, sowie den pensionirken und den auf Wartegeld stehenden Staatsbeamten wird während der Dauer der militärischen Dienstleistung ihr gesammtes Civildienstein- kommen bezw. ihre Pension oder Wartegeld unverkürzt fortgewährt ; insbesondere ist eine Anrehnung des Soldes bezw. der Offiziersdiäten, welhe von den betreffenden Staatsbeamten während der Dienstleistung bezogen werden, niht zulässig. Wenn jedoch der Staatsbeamte eine Ver- gütung für Dienstaufwand erhält, so kann diese für die Zeit der Einberufung, sofern es der vorgeseßten Dienstbehörde im einzelnen Fall angemessen erscheint, ganz oder zum Theil zurückbehalten werden. Soweit das Dienst- einkommen seiner Natur nah steigend und fallend ist, wird für die Dauer der Einberufung ein Durchschnittsbetrag gewährt, welcher von der dem Staatsbeamten vorgeseßten Dienstbehörde festgestellt wird. 3) Vorstehende Bestimmungen beziehen sich niht auf diejenigen Staatsbeamten, welche ihrer aktiven Dienstpfliht genügen, wohl aber auf solche, welche als Ersazreservisten zu Uebungen eingezogen werden. Die obigen Festsezungen finden sinngemäße Anwendung auf Beamte, welchen die Rehte und Pflichten der unmittelbaren Staatsbeamten ausdrüdcklich beigelegt sind, sowie auf die Beamten der Gemeinden und kommunalen Verbände.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 2. Juli. (Cob. Ztg.) Jn der gestrigen Sißung des Landtags des Herzog- thums Coburg wurde die Vorlage der Regierung, betref- fend den Bau der Coburg-Rodachher Eisen bahn einer besonderen Kommission zur Vorberathung überwiesen, und sodann die Berathung des Etats fortgeseßt. Der von dem Staats-Ministerium dem Landtage vorgelegte neue Etat {ließt bei einem Reservefonds von 24500 A, in Einnahme und Ausgabe mit 727000 A ab, während nach den einstimmig genehmigten Anträgen der Finanzkommission, bei einem Re- servefonds von 21 400 M4, sür den Etat eine Einnahme und Ausgabe von 707 500 # fesigeseßt wurde. Zu diesen zum Beschluß erhobenen Anträgen der Finanzkommission genehmigte der Landtag weiter einstimmig den Antrag der Finanzkommis- sion, das Ersuchen an das Herzoglihe Staats-Ministerium zu rihten: a, eine Revision des Geseßes über Erhebung der Einkommen- und Klassensteuer, b. eine Revision des Gesetzes über Erhebung einer Hundesteuer, insbesondere eine Erhöhung der Hundesteuer, und sobald es die Verhältnisse gestatten, au e. eine Ermäßigung der Grundsteuer und d. die Aufhebung des Chausseegeldes, ins Auge zu fassen. Nach weiterer Genehmigung des Voranschlags für den Staats- haushalt des Herzogthums Coburg für die Etatsperiode 1889/93 beschloß, den Anträgen der Finanzkommission gemäß, der Landtag weiter, den §. 2 des mitvorgelegten Abgaben- geseßes für die neue Etatsperiode dahin abzuändern, daß niht mehr wie seither 16 Termine der Einkommensteuer bezahlt werden, sondern nur 12 Termine, indem er die Ab- änderung des L des erwähnten Abgabengeseßes dahin bean- tragte: „Die Einkommen- und Klassensteuer ist auf Grund des Geseyes vom 16. Juni 1874 alljährlih mit 12 Terminen mit der Beschränkung zu erheben, daß bei der untersten Klassensteuerstufe sehs Steuertermine außer Hebung bleiben. Die Fälligkeit der Einkommen- und Klassensteuer tritt mit je einem Termin am ersten Tage eines jeden Monats ein.“ Nachdem somit der Haupt-Etat für 1889/93 mit dem Vor- anshlag und dem Abgabengesey inkl. der Spezial-Etats für die neue Finanzperiode vom Landtage genehmigt worden war, wurde die Sigung geschlossen.

Anhalt. Dessau, 1. Juli. Die * Genesung Jhrer Hoheit der Herzogin macht, wie wir dem „Anh. Staats- Anz.“ entnehmen, in erfreulihster Weise die besten Fortschritte.

hre Hoheit hat bereits seit einigen Tagen kleine Spazier- ahrten im Fahrstahl unternommen und gestern einen Spazier- gang gemacht.

Reuß ä. L. Greiz, 2. Juli. Jhre Durchlauthten der ürst und die Fürstin haben sich mit den drei ältesten rinzessinnen zu längerem Badeaufenthalt nach der Jnsel

Rügen begeben.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 1. Juli. Die „Lds.-Ztg. f. Els.-Lothr.“ veröffentliht eine Minijterial- verfügung, wonach 1) in denjenigen Gemeinden, in welchen auf Grund des §8. 5 des Geseßes vom 31. März 1872, be- treffend die amtliche Geshäftssprache (Gesepbl. S. 159), den öffentlihen Bekanntmachungen und zur Publikation be- stimmten allgemeinen Erlassen der Kaiserlichen Verwaltungs- behörden eine franzöfishe Uebersezung beigefügt werden darf, sowie außerdem in den Gemeinden Saarburg und St. Kreuz den Bekanntmachungen der Notare und Gerichtsvollzieher, welche mittelst öffentlihen Anschlages erfolgen, eine - fran- zösische Ueberseßung beigefügt werden darf. 2) Jn Zeitungen, welche in einer der unter Ziffer 1 bezeihneten Gemeinden verbreitet sind, den von Notaren oder Gerichtsvollziehern be- wirkten amtlihen Bekanntmachungen eine französische Ueber- seßung beigefügt werden darf, wenn a. entweder die Amts- handlung in einer jener Gemeinden vorgenommen werden foll, oder b. der Gegenstand der Amtshandlung daselbst gelegen ist, oder c. das nachweisbare Jnteresse der Betheiligten die Bekannt- machung daselbst erfordert, 3) die gemäß Ziffer 1 und 2 gestatteten Ueberseßzungen als solche zu bezeihnen sind und entweder unten oder rechts neben den Text geseßt werden müssen und die Benennung der Beamten, Behörden und Ge- meinden auch in der Uebersezung in der amtlihen deutschen Bezeichnung zu erfolgen hat.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 2. Juli. (W. T. B.) Der Budget-Ausshuß der österreihishen Delegation berieth heute das außerordentliche Heereserforderniß für Bosnien und die Herzegowina. Die Redner er- kannten im Allgemeinen die Fortschritte in den okkupirten Ländern an; Chlumeßky hob hervor, daß Oesterreich aller- dings mit {weren Opfern die ihm von Europa übertragene Mission mit bestem Erfolge und zum Segen der dortigen Be- völkerung durchführe. Der Reichs-Finanz-Minister Kallay gab ausführlihe Erklärungen über die in den offupirten Ländern herrschenden Verhältnisse. Der Ausschuß nahm hierauf ein- stimmig den Antrag des Referenten an, die Ausführungen über die volfswirthschaftlihe Entwickelung in den ofkupirten Ländern, welche ein klares ziffffermäßiges Bild über den Auf- shwung der ofkkupirten Länder unter der Verwaltung Oesterreihs geben, in die Ausschußberihte aufzunehmen. Ebenso wurde der Bericht des Referenten über das Budget des Auswärtigen einstimmig angenommen. Der Minister- Präsident Graf Kälnoky erklärte auf eine Jnterpellation, betreffend die Verhaftung des galizishen Studenten Dwerniecki durh russishe Behörden, daß nah den amtlihen Austünften der österreichishen Botshaft in St. Petersburg und des Generalkonsuls in Warshau Dwerniecki an der Grenze verhaftet worden sei, weil er auf dem Leibe Drudschriften anarchistishen und auf den letzten polnishen Aufstand bezüglihen Jnhalts versteckt gehabt habe, um sie in Rußland zu verbreiten. Dies involvire nah dem rusfishen Geseß das Verbrechen der Aufreizung. Die Untersuchung sei bereits beschlossen; die endgültige Ent- scheidung werde ihn Kurzem erfolgen.

Jm Wehr-Auss\chuß der ungarischen Delegation erflärte der Kriegs-Minister, daß der Karabiner für die Kavallerie nothwendig sei, da dieselbe auch in die Lage kommen könne, ein Feuergefeht zu führen. Mit dem neu eingeführten Manlicher-Gewehre könne man sehr zu- frieden fein, -dasselbe sei nicht theurer als das deutsche Gewehr und von demselben auch nicht wesentlih verschieden. Es werde große Sorgfalt auf die Fiuerdisziplin verwendet. Bei der neuen Ausrüstung sei das Gesammtgewicht, welhes der einzelne Mann zu tragen habe, nicht geringer, da die Ver- mehrung an Munition die Erleichterung an Ausrüstung auf- hebe, aber die Last sei zweckmäßiger vertheilt. Die Ver- mehrung der Kavallerie sei einstweilen niht beabsichtigt, es sei nur eine Ergänzung auf Friedenszustand nothwendig. Die Nachtragskredite müßten im Junter:sse der Dislokation der Truppen gefordert werden. Hierauf wurden das außer- ordentliche Heeres-Budget und die Nachtragskredite angenommen.

3. Juli. (W. T. B.) Der Bericht des Aus- shusses der ungarishen Delegation für äußere Angelegenheiten drückt die Befriedigung über die Ver- siherungen der Thronrede aus betreffs der unveränderten Richtung der österreiish-ungarischen Politik und betreffs der freundschaftlihen Beziehungen mit allen Mächten. Der Bericht fordert die Regierung auf, die bestehenden Gegen- säße auf g Wege auszugleihen bemüht zu sein; dexselbe gedenkt ferner in wärmsten Ausdrücken der Bünd- nijse mit Deutschland und Jtalien, welche gegen jeden Er- shütterungsversuch gefeit seien und durch die gewaltige Mat, die sie repräsentirten, diejenigen in Schranken hielten, welche spezielle Jatercssen auf Kosten der europäischen Rechts- ordnung geltend Mate möchten. Der Bericht billigt den Grundsaß des Selbstbestimmungsrechts der Staaten im Orient, nimmt gegen die sogenannte Theilung der Jnteressensphären Stellung, gedenkt in \ympathischer Weise der fortschreitenden Entwickelung Bulgariens und spricht die Hoffnung einer bal- digen Besiegung der Schwierigkeiten und der definitiven Kon- solidirung aus. Betreffs Serbiens, sagt der Bericht, sei das Selbstbestimmungsreht gleichfalls unanfehtbar, so lange die se:bishe Regierung den internationalen Rüfsichten Rechnung trage, welche jeder Staat der Ruhe und der Sicher- L seines Nachbarn schulde. Der Bericht {ließt mit der

nerkennung, daß die Leitung der auswärtigen Politik mit Geschick, Ruhe und Würde die Rechte und Jnteressen der Monarchie gewahrt habe, und drückt Beruhigung betreffs der künftigen Wirksamkeit derselben aus.

| rag, 2. Juli. (W. T. B.) Nach den bis jeßt vor- liegenden Ergebnissen der Landtagswahlen in den Land- gemeindebezirken haben die Altczehen 21 Sige an die Jung- czehen verloren, welche in der früheren Landgemeindekurie 6 Vertreter hatten nunmehr aber 27 Sigze erlangt haben. In den deutschen Bezirken sind bis jeßt alle früheren Abge- ordneten wiedergewählt worden.

__ Triest, 3. Juli. (W. T. B.) Eine Deputation der hiesigen italienischen Kolonie hat gestern dem italie- nischen General-Konsul Durando eine Vertrauens- adresse überreicht.

Großbritannie# und Jrland. London, 1. Zuli. (Allg. Corr.) Die Hochzeit der Prinzessin Louise von Wales mit dem Earl von Fife dürfte hon Ausgang Juli stattfinden, vor Abschluß der Londoner Saison, welche mit der Vertagung des Parlaments ihr Ende findet. Dem Vernehmen nach hat die britishe Admiralität die Befehlshaber des ostindishen und des Cap-Geshwaders telegraphisch angewiesen, Schiffe zur Abfahrt nah der Delagoa-Bai bereit zu halten zum Schuße des Lebens und Eigenthums britisher Unterthanen.

2. Juli. (W. T. B.) Der Schah von Persien empfing heute im Buckingham-Palast die Mitglieder des diplomatishen Corps. Der Premier - Minister Lord Salisbury und die übrigen Minister wohnten dem Empfange bei.

Jm Unterhause legte der Erste Lord des Schatzes, Smith, zwei Botshaften der Königin vor, worin eine Apanage für den Prinzen Albert Victor verlangt, die Verlobung der Prinzessin Luise mit dem Earl of Fife mitgetheilt und zugleich Apanage für die Prinzessin verlangt wird. Die Berathung wurde auf nächsten Donnerstag anberaumt. Labouchère meldete sich zum Wort gegen die Vorlagen.

__ Der Unter-Staatssekretär Fergusson sprah über die Verträge, welhe Mexiko und die Vereinigten Staaten von Amerika mit Japan abgeschlossen haben, und bemerkte, der erstere Vertrag zwishen Mexiko und Japan gewähre den Mexikanern volles Recht, überall in Japan zu reisen, zu wohnen und Handel zu treiben; der Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und Japan, welcher am 20. Februar unterzeichnet worden sei, gestatte amerikanischen Bürgern freie Niederlassung und freien Handel in Japan. Beide Verträge seien jedoeh noch nit ratifizirt. Die englishe Regierung habe der japanishen Re- gierung ähnlihe, sorgfältig erwogene Vorschläge ge- maht und hoffe, mit derselben bald wegen eincs Vertrages zu unterhandeln, welher den Engländern gleiche Privilegien sichere. Betreffs Samoas bemerkte der Unter-Staatss-kretär, daß es ungehörig fein würde, irgend einen Theil der Verhandlungen zu veröffentlihcn, bevor das Ab- kommen über Samoa von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ratifizirt sei. Es sei jedoch unbegründet, daß England eingewilligt habe, von der bisherigen Stellung als eine der drei Schußmächte zurückzutreten und nur die Stellung eines Schiedrichters im Falle von Streitigkeiten zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von Nord- Amerika einzunehmen. Ferner erledigte das Unterhaus die Einzelberathung der \chottishen Universitäts-Bill. Jm Laufe der Debatte willigte die Regierung ein, den Testeid für niht:-theologishe Lehrstühle aufzuheben.

_ _Frankreih. Paris, 1, Juli. Der Senat nahm in seiner heutigen Sizung die Vorlage, betreffend die Ueber- führung der sterblihen Ueberreste Carnot's, Marceau's und Baudin's nach dem Pantheon, mit 208 gegen 52 Stimmen an. Die Deputirtenkammer seßte die Berathung des Etats des Finanz-Ministeriums fort.

Jtalien. Nom, 2. Juli. (W. T. B.) Jn Be- antwortung einer in der Deputirtenkammer heute ein- gebrahten Jnterpellation des Deputirten Benedini, be- tresss angeblicher Verhinderung der Landung italienischer Vergnügungsreisender in Oesterreih-Ungarn erklärte de: Minister-Präsident Crispi, er erwatte erst JZnformationen über diesen Zwischenfall und werde dieselben sofort nah Eintreffen der Kanmer mittheilen. Am Schluß der Sizung interpellirten Imbriani und zehn andere radikale Deputirte die Regierung wegen des Vorgehens anderer Regierungen gegen die Schweiz und wegen des diesbezüglihen Verhaltens der italienischen Regierung. Crispi antwortete, die italienishe Negierung habe der Schweiz gegenüber keinerlei Aktion eingeleitet.

Schweiz. Bern, 2. Juli. (W. T. B.) Jn der heutigen ersten Konferenz, betreffend den Simplon-Tunnel, wurde dieser Durchstih für eines der nüzlihsten Werke dieses Jahrhunderts erklärt. Der italienishen De- legation wurde übertragen, nah erfolgtem Einvernehmen mit der Schweiz durch tehnishe Sachverständige die Trace zu bestimmen, welche den Wünschen der italienischen Regierung entspräche. Diese folle die Grundlage für die Diskussion der Konferenz bilden. Die \chweizerishen Delegirten behielten sih die endgültigen Entschließungen in Betreff der Trace aus- drücklich vor.

Serbien. Kraljewo, 2. Juli. (W. T. B.) Unter großer Theilnahme fand heute die feierliche Salbung des Königs statt. Die erste Glückwunschdepesche traf von dem österreichishen Gesandten von Hengelmüller ein, welcher im Namen des Kaisers Franz Joseph Glückwünshe und Gefühle der Freundschaft für den König Alexander ausdrüdte. Unmittelbar nah der Salbung des Königs Alexander sandte der Minister- Präsid-nt Gruic Tele - gramme an den König Milan und die Königin Natalie, in welhen er ihnen die erfolgte Salbung mit- theilte. Beide antworteten mit Beglückwünschungs- telegrammen.

Bei dem Empfange des russish:n Gesandien Persiani hob der Wortführer der Stadtgemeinde von Kraljewo her- vor, daß das einstige Zusammenwirken der Russen mit den Serben für die Befreiung des serbischen Volkes stets in der Erinnerung jedes Serben lebe, Die Serben seien von Sympathien und den Gefühlen der Dankbarkeit für die mätige russishe Nation erfüllt. Der russishe Gesandte drüdckte seine Freude darüber aus, der Salbung des aus der ruhmreichen

ynastie siammenden und von lebhaften Sympathien der russishen Nation begleiteten Königs beiwohnen zu können.

Montenegro. Cettinje, 2. Juli. (W. T. B.) Wie der „Pol. Corr.“ über die Feier der Großjährigkeits- Erklärung des Erbprinzen Danilo gemeldet wird, sei von einem der Festredner der Wunsh und die Erwartung ausgedrüdt worden, daß die großserbishe Jdee an dem Erbprinzen einen steten und unermüdlichen Fördercr haben möge. Dem Tedeum habe das diplomatishe Corps bei- pes worauf der Erbprinz den Eid der Ergebenheit eistete: dem Fürsten Nikolaus, dem Lande, der orthodoxen Kirche und dem Czaren Alexander IIl. Jn dem anläßlih der. Großjährigkeiteerklärung erlassenen Ukas wird betont, daß der Erbprinz zunächst keinen Einfluß auf die Staats: geschäfte habe, sondern sih für seinen hohen Beruf durch Studien und Reisen vorbereiten solle, er habe aber selbstän- dige Succession im Todesfall des Fürsten Nikolaus.

Afrika. Egypten. Kairo, 3. Juli. (W. T. B.) viele ueararbilboe Nachricht von Colonel Woodhouse ha zu Aval bei Wady-Halfa ein Kampf stattgefunden, in welchem die Egypter 70, die Derwische 500 Todte gehabt haben; die Zahl der Verwundeten ist noch unbekannt. Zwei Geschüße sollen den Derwischen abgenommen, diese selbst auf dem Rúckzuge begriffen sein.

Zeitungsftimmen.

Die „Leipziger Zeitung“ entnimmt dem Jahres- berichte der Leipziger Gewerbekammer folgende Betrachtung über die allgemeine Lage im Jahre 188: :

„Der Anfang des Berichtsjahres eröffnete für die allgemeine wirthschaftlihe Lage wenig günstiye Aussichten. Jn politischer Be- ziehung ließen das Hinscheiden des allverehrten Kaisers Wildelm, fo- wie die {were Krankheit und der bald darauf folgende Tod seines beliebten Nachfolgers, Kaiser Friedrichs, mancherlei \hwere Besorg- nisse entstehen. Glücklicherweise wurden sowohl die Befürchtungen, daß diese \chnell aufeinandergefolgten Unglücksfälle den Zerfall oder do die Lockerung der Einheit Deutschlands nah si zichen könnten, sowie die, daß der neue Kaiser ohne Weiteres die Kriezsfackel ent- zünden werde, sowohl durch einmüthiges Zusammenwirken der deutshen Bundesfürsten, für welhes auch der Regent unseres Landes, König Albert, thatkräftig eintrat, sowie durch die Frieden8versiche- rungen des Kaisers Wilhelm T1. entkräftet, sodaß Handel, Industrie und Gewerbe, die nit nur in vielfahen Beziehungen innig zu- fammenbängen, sondern auch bezüglih ihres Gedeihens auf einander angewiesen sind, sih ungestört weiter entwickeln konnten. Haben nun auch der lang anhaltende Winter sowohl, wie die folgende un- günstige Witterung des Jahres und die durch den andauernden Rückgang der HZinsecträgnisse verminderte Kaufkraft der kleinen Rentner auf einzelne Gewerbebetriebe nahtheilig eingewirkt, so kann im Allgemeinen doch konstatirt werden, daß es an auêreihender Be- \{chäftigung niht gefehlt, im Gegentheil vielfa ein ziemli flotter Geschäftsgang stattgefunden klat Dagegen ziehen sih dur) faft alle uns zugegangenen Berichte der gewerblihen Korporationen bittere Klagen, daß troß der vielfah gesteigerten Anforderungen an die Leistungen und troß der immer größeren Ansprüche der Arbeiter die Preise für gelieferte Arbeiten von Iahr zu Iahr zurückgehen.“

Dem neuen Reichsgeseß, betreffend die Fnvaliditäts- und Altersversicherung, widmet die von Dr. Victor Böhmert herausgegebene „Social-Correspondenz“ fol- gende Betrachtung : ,

. Es wäre müßig, die von den Gegnern erhobenen Ve- denken jeßt weiter auszuführen, es erscheint gerathener, an einem roichtigen Wendepunkte der deutschen Sozialpolitik [lieber die Vor- züge der Neuerung zu betonen und boffnungéfreudig an einer besseren Gestaltung der Zukunft mitzuarbeiten. Es wird doch Millionen, tie nit aus eigener Kraft zur Selbstversicherung kommen würden, die Sorge um die Zukunft erleihtert und ihnen wenigstens das Noth- dütrftige gewährt. Die Art, wie bisher die meisten Arbcitgeber und selbst Staaten und Gemeinden 30 und 40 Jabre lang Arbeitskräfte zu Erwerbszwecken auebeuteten, ohne füc die Zukunft der Invaliden und Bejahrten zu sorgen, entspriht niht mehr den humanen An- \chauungen der Gegenwart. : :

Viele Unternehmer hatten {on freiwillig nicht bloß die todten Hülfsfräfte ihrer Produktion gegen Feuer und andere Gefahren, son- dern auch ihre lebendigen Arbeitskräfte gegen Krankheit, Unfall und Invalidität versichert. Die bürgerlihe Gesellschaft darf das, was bei Vielen Gewohnheit und gute Sitte geworden ist, zum Gesetz für Alle machen; sie darf ihre ftaatlihen Einrichtungen nicht bloß zur Ver- tbeidigung gegen Außen und zum Schu der Rechts- und Eigenthums- ordnung im Innern, sondern auch zu allgemeinen Wobhlfahrtszwecken und zur Verwirkliwung humaner Ziele verwenden, sobald die Mehr- heit entschlossen ist, die damit verbundenen Lasten zu tragen, Es handelt sich bei der deutshen Invaliden- und Alters- versiderung ja niht um eine Förderung der Starken, sondcrn um eine Erleichterung der wirthschaftiih S6wahen. Nach dem Erlaß der Geseße für Kranken- und Unfallversicherung war der Boden für das Invaliden- und Altersgescß vorbereitet, Wie die Verhältnisse in Deutschland liegen, werden au die Arbeiter einen Zwang, der alle Genossen trifft, nit alizu {wer tragen, da die Arbeitgeber cinen glei hohen Beitrag wie fie leisten müfsen und das Reich auch einen Zuschuß gewährt, der glückliherweise für Alle gleih ist und niht mehr als 50 M für den einzelnen Invaliden beträgt. L

Die deutschen Arbeiterverhältnisse haben sih in Folge der sozial-

demokratishen Bewegung anders und in manther Beziehung un- günstiger als z. B. in England entwickelt, Die deutschen Arbeiter würden durch{ sozialdemokratishe Hülfskassen noch mehr in das poli- tische Getriebe hineingezogen und zu Versicherungsbeiträgen veranlaßt werden, die in den Händen von politischen Parteien lange nit so esichent ersheinen, 2wie in den Händen von staatlich organi- irten Versicherungsanstalten, in denen die Arbeiter ihre statu- tarish geordnete Vertretung haben und sich an das Zusammen- arbeiten mit Unternehmern und Beamten gewiß bald gewöhnen werden, Die englishen Gewerkvereine nehmen zwar eine Achtung gebietende Stellung ein und kommen dur Selbsthülfe rasch vor- wärts, aber ibre Mitglieder bilden doch nur eine Aristokratie der Arbeiter, während die größere Hälfte fern bleibt und in Krankheit oder Alter den Haushalt der Gemeinden oder des Staates belaîtet. In Deuts&land begegnen wir überall einer gleihmäßigeren Behand- lung und Emporhebung der Massen, bier fühlen sich die staatlichen und kommunalen Behörden verpflichtet, das Wohl der mit der Groß- industrie zunehmenden Arbeitermassen nicht zufällig en porgekommenen Unternehmern oder geschickten Arbeiterführern zu überlassen, fondern die Härten des modernen Wirthschaftslebens, die besonders den Ar- beiterstand treffen, durch positive Veranstaltungen auszugleichen. Die neue Invaliden- und Altersversicherung kann diesen Ausgleich erleih- tern uxrd zur Versöhnung der Arbeit mit dem Kapttal beitragen, sobald nur die Geseßgebung und Verwaltung ernstlih bemüht ist, die Sozialieform im Bunde mit den Betheiligten ohne politishe Neben- gedanken durchzuführen und im Zweifel sich immer für die Interessen der Arbeiter und das Wohl der Massen zu entscheiden.“

Literatur.

Ein Separatabdruck von dem Gesey, betreffend die Invaliditäts- und Altersversiherung, vom 22. Juni 1889, ist im Verlage der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Wilhelmstraße 32, erschicnen und daselbst zum Preise von 50

zu haben. i „Vaterländische Lieder und Gedichte“ ron D. Kuntze, Plauen i. V. Verlag von F. E. Neupert in Plauen. 2 Hefte, Dritte vielfah veränderte und vermehrte Ausgabe der Kaiferlieder. Die Kuntzen'shen Lieder haben bereits in früh:ren Auf- lagen si einer beifäliigen Aufnahme zu erft euen gehabt Es sind fast durhgängig Gelegenheitsgedihte, welche vaterländishen und öffentlihen Ereignissen gewidmet sind. Dem Verfasser kann man nachrühmen, daß er ein offenes Auge und einen leiht empfänglichen Sinn hat, sodaß feine lyrischen Produkte sich inhaitlih zum Theil über das Durchschnittsmaß erheben. Vaterlandsfreunde werden mit Sergnügen au diese neue Auflage begrüßen, patriotishe Vereine dürften in derselben manches Brauchbare finden; der Vortrag dur Gejang ist wesentli erleichtert, da die meisten der Gedichte bekannten Vtelodien angepaßt sind, Der Prcis der beiden Hefte ist ein niedriger, 25 H und ermöglicht somit die Anschaffung auch minder begüterten Freunden der vaterländischen Poesie.

{lägen zu leiden.

Land- und Forstwirthschaft.

UebersiGt derStudirenden an denLandwirthschaftlihen Akademien während des Sommer-Semesters 1889.

Neu | |

einge- Hospi- | zusam- e | tanten men.

irende

Studis- rende aus früheren

Semestern d

Bezeichnung der Akademie.

1) Landwirthschaftlihe Hoch- | schule zu Berlin . I E87 285*) 2) Landwirthschaftliße Aka- } | | demie zu Poppelsdorf. . 40 L 59 4 | 106

zusammen . . 39195)

*) Außerdem nehmen an den Vorlesungen resp. praktischen Uebungen der Landwirthschaftlihen Hohschule Theil: 65 Studirende der Universität und 58 Studirende der Thierärztlihen Hochschule, zusammen 123 Studirende.

+ 285 = 408 Studirende. 391 = 514 do. Von den 391 Studirenden sind: i aus der Provinz Ostpreußen . ._, 16 Studirende ABeltpreuen s T : Brandenb. 62 Pole e 248 E She 44 A Swleêwig-Holstein .. 6 Dann 019 ela 2D een aat 4 21 beinland 08

zusammen aus Preußen. . . 327 Studirende (

aus den übrigen deutschen Staaten . . 3 ¿ mithin aus Deutschland 364 Studirende

aus dem Auslande N z zusammen wie oben . 391 Studirende.

Ueber Ernteaussihten in Rußland schreibt man der „Deutschen volkswirthschaftlihen Correspondenz“ aus Rostoff am Don :

„Die Aussichten in unserem Distrikt sind, obwohl der leßtere zu den besten Rußlands zählt, nur sehr mittelmäßig. Die Wintersaaten find als total verloren zu“ bezeihnen, und auch tie Sommersaaten verspre&en nur sehr weniz. Der Herbst des vergangenen Jahres war sehr trocken, und das Land konnte aus diesem Grunde nicht früh genug gepflügt werden, um ter Ausfaat Widerstandsfähigkeit gegen den Winterfrost zu verleihen. Troßzdeia nun im März d. J. häufige Regen der Saat günstig waren, ift dieselbe, da gar feine Wurzel- bildung siattgefunden hatte, verfault. Die dann bestellten Sommer- faaten find dur die trockenen Winde im Monat April am Wahs- tbum verhindert, und die jeßige Hitze hat den größten Theil versengt. Sehr \@©lecht ist in allen Gegenden unseres Distriktes auch die Heu- ernte. Die Getreidepreise habea in der Zeit von 3 Wodten eine Aufbesserung von vollen 20 Prozent erfahren. Die Vorräthe von vorigjährigem Getreide sind immer noch groß.“ i

Weiter entnimmt die „Deutsche volksw. Corresponderz“ den in den russishen Ostseeprovinzen erscheinenden Tages- und Fawhblättern von Ende Juni folgende Mittheilungen : j ,

„Die allgemeine Dürre macht in diesem Jahre auch in den sehr rationrell bewirthschafteten Ostseeprovinzen ihren Einfluß geltend. Aus dem Walkschen Kreise, den diesen benachbarten Theilen des Fellinschen und Dorpater, dann weiter südwärts aus der Umgegend von Wenden und Riga werden die Klagen über Dürre algemein. Einzelne Orte haben seit dem Erwahen der Vegetation keinen Tropfen Regen gehabt. Das Wintergetreide hat heuer nur eine fehr kurze Vegetationsdauer; kaum war die Zeit der Nahtfröste über- wunden der leßte ist vom 7. auf den 8, Mai zu verzeihnen —, da stand der Roggen auch {hon in Aehren; in Ehstland und Nord- Livland s{on vom 15, Mai ab. Fast ausnahmslos gut aus dem Winter gekommen, hatten die diesjährigen Winterkornfelder zuerst durch falte Winde und dann durch Mangel an Nieder- Nur dort, wo warmer Boden und hohe Kultur insbesondere reihlihe Phoëphorsäure-Gaben ihnen die Mittel zum Widerstande darboten, konnten sie diese Summe von Ungunst ohne Schaden überdauern und enktgingen bestenfalls der Gefahr dcs Lagerns. Im Großen und Ganzen aber ist dur den Verlauf des leßten Vêionats die Erwartung einer guten Winterkornernte stark reduzirt worden. Schwah_ und \{chlecht bestan- dene Felder sind niht_ selten, insbesondere in Süd-Livland. Wohl allgemein dürfte die Strohernte gering ausfallen, Die Klee- und Kleegrasfelder stehen im Allgemeinen in Nord-Livland und au in Esthland mit einigen Auétnahmen zicmlich gut; die warme Witterung ist ibnen günstig gewesen, wenngleich Mangel an Regen das Wachs- thum beeinträhtigte.* i

Die Ernte in Schottland, welhe bis vor Kurzem zu den allerbesten Hoffnungen berechtigte, hat, wie die Londoner „Allg. Corr.“ meldet, mit Ausnahme deë Weizens in Folge der Dürre der legten beiden Wochen sehr gelitten.

Gewerbe und Handel.

Russische Zollerhöhung auf Cellulose. Durch ein russisches Gesetz vom 30. Mai d. J. (a. St.) hat 1. der Punkt 2 des Art. 25 des „AUgemeinen Zolltarifs für den europäisen Handel“ folgende Fassung erhalten: 2) Papiermasse:

a. Holzmasse, außer ckemisch bergestellter, und Papiermasse jeder Ar b, Gemisch hergestellte Holzmafse (Cellulose), au in gepreßtem Zusaenne ...... 8%, L II. Der Punkt a des Abschnitts 1 der „Handels8- beziehungen des Russisben Reis mit dem Groß- fürstenthum Finland“ ist wie folgt gefaßt worden : Papiermasse jeder Art, außer der auf chemishem Wege hergestellten in trockenem Zustande 14 , s desgl. in feuhtem Zustande eingeführt. Os ¿ DAPPe aus Ql me a. W0 S hemisch hergestellte Holzmafse (Cellulose), Qu in dePteRteit Sue. O 5 ü Berlin, 2. Juli. Bericht über Kartoffelfabrikate von C. H. Helmeke in der „Zeitschr. f. Spirit.-Ind.“. Eine Aenderung in der Lage der Kartoffelfabrikate sowie eine Besserung in den Absay- verbältnissen hat auch diese Woche niht gebracht. Die Preise für Stärke und Mehl sind wenig verändert, eher toch etwas matter ge- wsrden. Das Ançebot war nit so rei{lich, denn die große Trocken- heit, wenn noch länger andauernd, \ch{cint do für die Kartoffeln nicht ohne Bedeutung zu sein. Zu notiren ist frei Berlin: Prima Kartoffelmebl je nach Qualität 22—23 4, Secunda Kartoffel- mehl 20—21,50 4, Prima Kartoffelstärke 21—22,00 M, Secunda do. 19—20,50 M, Prima weißer Kartoffelsyrup 42 9 prompt 25,75—26 M, do. do. per Juni 25,75 4, do. gelber prompt 24,50—25,50 4, do. do. per Juni 24,75 4, do. weißer Kartoffelzucker prompt 26 #, do. do per Juni 26 #, do. gelber per Juni 24—25 Æ, do. Dextrin prompt 32—33 4 , krystallinisher Karto ffelzucker 99 % 44—45 M, Erystallinishes Nachproduft 80% 23—24 A : L In der Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Fabrikation von Bronzewaaren und Zinkguß (vorm. I. C. Spinn & Sohn) vom 1. d, M. wurde die Bilanz für

pro Pud 20 Kop. Gold

1888 mit dem Gewinn- und Verlustconto nebst dem Geschäftsbericht der Bersammlung vorgelegt und von dieser nah kurzer Berathung genehmigt, die Dividende auf 72 %, sofort zahlbar, festgeseßt und dem Aussihtsrathe sowie dem Vorstande Entlastung ertheilt.

Hamburg, 2. Juli. (W. T. B.) In der beutigen General- versammlung des Vereins zur Wabrung der Interessen der wemishen Industrie Deutschlands führte Dr. Holy (Berlin) den Vorsig. Der von O. Wenzel erstattete Geshäftsbecicht entwirft ein Bild der Entwickelung der chemischen Industrie im vorigen Jahre und weist ein befriedigendes Resultat in fast allen Zweigen der Industrie, günstigen Absayß bei gesteigerter Produktion und steigenden Arbeitslöhnen nah. Die dur(- \chnittlibe Dividende aller chemishen Fabriken auf Aktien beträgt 83 90. Die Geschäftsthätigkeit des Vereins hat ih auf fast alle Zweige der wirthshaftliden Geseßgebung und Verwaltung erstreckt. Auf Antrag Dr. Martin’s (Berlin) wurde beshlossen, eine Kommission niederzusezgen zur Berathung der Mittel, um dem Mangel einer Gesammtvertretung der deutshen Industrie abzuhelfen. Zugleich wurde beschlossen, aus. dem Centralverbande Deutscher Industriellen auszuscheiden. Hierauf wurde auf Grund des Kommissionsberichtes, betreffend die Verunreinigung der öffentlihen Wasserläufe durch Fabrikabwässer eine Resolution an- genommen, daß die Ab» äfsserfrage nicht generell zu regeln, sondern abhängig sei von der Natur und der Menge der Abwässer, der Wasser- menge und der Strömung des Flusses, der Bodenverbältnisse u. \. w. Die Industrie erkenne grundsäßli®b die Verpflihtung an, Belästigungen durch Abwäster möglihs zu vermeiden. Behufs ciner einbeitliGen Behandlung der bezüglihen Streitfrage set die Erribtung einer gewerblich - tehnishen Reichsbehörde ge- boten. Sodann besch{chloß die Versammlung, eine Eingabe an die Regierung zu rihten wegen Einführung einer Staatsprüfung für technishe Cbemifer rah cinem vierjährigen Studium Die Be- gründung eines Feuerversicherungs- Verbandes deutscher Fabriken wird als gesichert angeseßen ; derselbe tritt vorausfchtlich am 1. Januar ins Leben. Nach Erledigung einer Reihe anderer tebnisher Fragen fand die Ersaßwahl für den Vorstand statt, welche die bisherigen Mitglieder bestätigte.

London, 2. Iuli. (W. T. B) An der Küste 12 Weizen- ladungen angeboten. Wollauktion. Fest, unverändert.

Manchester, 2, Iuli. (W. T. B.) 12r Water Taylor 62, 39x Water Taylor 87, 20r Water Leigh 8, 30r Water Clavton 82, 32r Mock Brooke 83, 40r Mavoll 9, 40r Medio Wilkinson 192, 32r Warpcops Lecs 84, 36r Warpcops Rowland 9, 40r Double Weston 95, 60r Douklke courante Qualität 132, 32* 116 yds 18 X 168 grey Printers aus 32r‘ábr 174. Fest,

New-York, 21. Juni. (New-Yorker Hdl3.-Ztg.) Das legitime Geschäft ist in dieser Berichtswoche sehc befriedigend verlaufen, zu- mal wenn man bedenkt, daß verschiedene widrige Einflüsse. wie der anhaltend ftarke Golderport, welcher selbstredend Seitens der Scchwarzseher weidlihst ausëgenüßt wird, die Korkurrenzfehde unter den westlihen Bahnen, ein starker Preisrückgang in Kaffee 2c. 2c., ih geltend gemacht baben. Die Koblenindustrie hat grêßere Reg-

| famkeit gezeigt, und auch in der Metallbranche gaben sit ent-

schiedene Zeichen der Besserung kund, Die Ernteauss ichten bleiben im croßen Ganzen günstize, und die Erwartung auf ein [ufratives Herbstgesbäft ist cine niht urberechtigte. Der Gol d- Erport hat diese Wote ret große Dimensionen angenommen und ¿war gelangten insgesammt 5 400 000 Doll. zur VersÖiffung na uropa. Dieser Betrag bringt den diesjährigen Gold-Erport des New-Yorker Hafens auf 31 234 000 Doll.

New - York, 1. Juli. (W. T. B) Weizen - Ver- schiffungen der lezten Woche von den atlantishen Häfen der Bereinigten Staaten nach Großbritannien 23 000, do. na Frankreih —, do. nach anderen Häfen des Kontinents 5000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 36 000, do. na anderen Häfen des Kontinents Qrts.

-— 2. Juli. (W. T. B) Derr Werth der in der ver- cangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 6 340756 Dollars, gegen 4 949 982 Dollars in der Vorwote.

Submissiouen im Auslande.

I. Niederlande.

1) 9, Juli, Timmerhuis zu Rotterdam. Liferung für Gemeindezwecke von 10006 000 Stück Straßensteinen, flahes Waal- format. Auskunft an Ort und Stelle.

2) 11. Juli, 1 Uhr Nachmittags. Dagelyksch bestuur van het Waterschap Schonwen in Zientzee (Prov. Zeeland) in 8’Landskammer daselbst : Lieferung von 2009 M? und 2230 Swiffs- tonnen von verschiedenem Stein zur Uferbefestigung am Noorderstrand. Anweisung vom 8. Juli an zwischen 10 und 2 Ubr am Noorderstrand. Auskunft an Ort und Stelle.

3) 17, Juli, Vorm. 11 Ubr. Ministerie van Waterstaat, Handel & Nyverbeid im Haag: i

Lieferung von Eichenholz, Weißen- und Kreuzstücken für die Eisenbahnlinie Nieuwediep Amsterdam in drei Abtkeilungen zu Schäzungswerthen von 3600, 5500 und 13 009 F[.

Bedingungen käuflich bei Butbändlern Gebroeders van Cleef, Spui Nr. 28a im Haag.

II, Serbien, :

17, August. Sanitäts-Abtheilung des Kriegs-Miristeriums in Belgrad :

Lieferung von

92 Etuis-Instrumente für Amputation, P z Reflektion, D Ï - Tracheotomie, 100 & é Zahnausziehen, 184 Stück Irrigatoren von Messingblech, 184 Eiterschalen, 120 Esmarhhbinden, 120 Speiseröhresonden,

184 Speiseröhrezangen, 1000 Pack Karlébader Nadeln,

2900 OHeftnadeln und

92 Stück Mundöffner. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs - Anftalten.

Hamburg, 2. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer e Holsatia“ der Hamburg - Amerikanishen Padletfahrt- Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute in Colon angekommen. : :

London, 1. Juli. (Allg. Corr.) Die Orient-Dampf- {hiffs-Gesellshaft, deren Shiffe nah Australien segeln, hat mit der kanadischen Regierung einen Vertrag abges{lossen, wonach ein wöentliher Schnelldampferdienst zwischen England und Canada hergestellt wird, Die Gesellshaft erhält eine jährlihe Subvention von 100 C00 Pfd. Sterl. Die Reise darf dagegen nicht länger als 6 Tage von Plymouth bis Montreal oder Daa dauern. Der Vertrag tritt nach Ablauf von 12 Monaten in Kraft.

Am T T q E

Kaution 20%

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Am Sonntag {loß das Berliner Theater seine erste Saison mit der Tragôdie „Demetrius*, mit welcher es am 16. September vorigen Jahres seine künstlerishe Thätigkeit begann. Die beifällige Aufnahme, welche diese erste Aufführung mit Fr. Clara Se damals fand, ließ das Beste für den weiteren Verlauf der Saifon erwarten, und diejenigen, welche auf die Gründung eines neuen Heims für die darftellende Kunst große Hoffnungen geseßt batten, sind im Großen und Ganzen in denselben niht getäusht worden. Der Rüdcblick auf die abgelaufene Saison is ein recht zufrieden- stellende. Zur Aufführung gelangten in 285 Vorstellungen 40 Werke, davon waren 9 Trauerspiele, 9 Schauspiele, 22 Lustspiele.