1889 / 156 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Jul 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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den neuen Handelsvertrag mit Belgien, welher an die Stelle des bisherigen Meistbegünstigungs - Verhältnisses treten soll, unterzeichnet.

Serbien. Belgrad, 3. Juli. (W. T. B.) Der „Polit. Corresp.“ wird gemeldet : Der Minister des Aeußern, Gruic, hat im Namen des Königs durch den österreichi- schen Gesandten von Hengelmüller die Gefühle seines lebhaftesten Dankes aussprechen lassen für die Versicherungen der Freundschaft, welche der Kaiser anläßlih der Salbung an den König gelangen ließ. Die Regierung hat die Truppen zurückberufen, welhe wegen der gemeldeten Ruhestörunaen in Novibazar an der Grenze aufgestellt waren.

Schweden und Norwegen. Christiania, 3. Juli. (W. T. B.) Das Storthing ist heute ohne Thronrede geschlossen worden.

Heitungsstimmen.

Die Erweiterung der deutshen Handelsbeziehung en zu den australishen Kolonien wird von der „National- Zeitung“ zum Gegenstand einer Besprehung gemacht, worin auf die in den legten Fahren in dieser ezreyung erzielten großen Erfolge hingewiesen wird; wir entnehmen dem Artikel Folgendes :

„Was den deutshen Antheil am australishen Handel anlangt, fo b:trägt derselbe gegenwärtig im direkten Verkehr von Deutschland nach Australien ungefähr 20 Millionen Mark; eine etwas höhere Summe, so darf man annehmen, bewegt sch über England, obwohl sihere Angaben darüber unmöglich find. Es if dabei zu beahten, daß einz sebr große Menge deutscher Waaren zwar in Deutschlard angefertigt, später aber, in Verbindung mit englisher Waare und mit englischer Avéftattung, als englische Waare ausgegeben wird. Als frappantes Beispiel für den leßteren Modus dienen z. B. Farbenkasten, Tuskasten, Bleistiftéetuis 2c. Das Wesentlihe an der Saße: Farben, Näpfe, Bleistifte 2c. sind gewöhnli deutschen Ursprungs, die Kasten und die ganze Aufmachung find englishen Ursprungs, und das gesammte Fabrikat wird in Folge dessen einfa als englisch bezeichnet.

_ Für die Beförderung der deutshen Waaren im direkten Verkehr reibt schon beute die Reihs-Poftlinie nicht mehr aus. Während ursprünglih noch etwa zwei Fünftel der ausgehenden Fracht in Ant- werpen geladen wurde, muß gegenwärtig für Antwerpen {hon ein Raum offen gebalten werden, um die rbeinische Industrie einigermaßen befriedigen zu können, obgleih das Frahtangebot von Bremerhaven die Schiffe mindestens füllen könnte; daß Frachten erst Monate später zur Annahme gelangen können, ist fast stets der Fall. Dasselbe findet ftatt mit der Frad%t von Australien während der Wollzeit (September bis April). Der ganze Verkehr benöthigt denn aub größere Schiffe (Sónelldampfer), welche, wie bekannt, mit dem Oktober d. J. Seitens des Norddeutschen Liovd in die australisde Fahrt cingestelt werden.

Die deutshe Einfuhr nach den Kolonien umfaßt im Ganzen un- gefähr 160 Waarengattungen, und zwar mat si das -érfreulihe Er- gebniß bemerkbar, daß in den leßten Jahren eine Reibe von Waaren größere Einfuhrwerthe zeigen, als die gleihe englishe Gattung, daß ferner die Zahl der Waarengattungen erheblih zugenommen hat,

egenwärtig faft alle Rubriken der europäischen Erzeugnisse um- aßt und selbst auf Gebieten, auf welœen England bisher den Weltmarkt beberrschte, allmählid zur Geltung kommt Als besonders wihtige Einfubrartikel sind zu bezeichnen: Stiefel und Schube, Klaviere, Cigarren, Eisendraht, Maschinerten, Sprit- fabrikate (Genever), Flashenbier, Spielwaaren, Kurzwaaren, Möbel, Draperien, Uhren, Cement, elektrishe Apparate, Porzellan, Glaswaaren, Drudckpapier 2c. Der englishen Einfuhr überlegen ist deutscher Asphalt, eine Reihe von Chemikalien, Pianinos, Cigarren und einige andere. Baumwollgespinnste, -Jutewaaren und deutsche Tuche, vor wenigen Jahren in Australien gar nicht vertreten, zeigen einen erfreulihen und nicht unerbeblihen Aufschwung, und es _ besonders betont werden, daß die Ausstellung des leßten Jahres dur ihre im Ganzen vortrefflihe Beschickung Seitens deutscher Gewerbe- treibender einen wesentlihen Hebel zur Erweiterung der deutschen Beziehungen gebildet hat. .… .. E

Als erfreulihe Errungenschaft der neuesten Zeit ift anzuführen, daß die Beschickung des australishen Handelsgebietes, einshließ- li Neuseelands, durch deutsche Reisende erbeblih zugenommen hat. Während noch vor wenigen Jahren der deutsche Reisende in Australien völlig unbekannt war, sind gegenwärtig eine Reibe großer und leistung8fähiger deutsher Häuser durch besondere Reisende draußen vertreten. Wir nennen als solche die Messerfabrikation, die Leder- bearbeitung, eine Fabrik versilberter Waaren, Gummi- und Koutschufkfabriken, Sämereienhandlungen u. a. m. Die Erfahrung, wele dur solhe Reisende gewonnen wird, kann ftaum in anderer Weise ersezt werden, und es ist dringend wünsenswerth , daß die hierin \sich fkfurdgebende Initiative eine wesentlih größere Verbreitung erfahre. In dersellen Weise macht ich ein bedeutender Fortschritt in Rücksicht auf den direkten Bezug der australishen Wolle geltend. Statt der früheren absoluten Ab- bängigkeit vom englischen Markt ist seit einigen Jahren bereits der direkte Bezug durch Vermittelung deutsher Einkauféhäuser in Austra- lien vertreten, und ganz neuerdings begegnet man in Australien direkt binausgesandten deuts chen Einkäufern, welche im Auftrage beftimm-

ter Spinnereien an Ort und Stelle und mit völliger Umgehung des englishen Zwischenhandels den Bedarf decken. Vertreten finden si in der leßtgenannten Form \ächsishe und bayerishe Fabriken. *

Der „Düsseldorfer Anzeiger“ erinnert in einem Artikel über die Solidarität der deutshen Fürsten an folgenden Ausspruch des Fürsten von Bismark im Reichstage vom 12. Juni 1882:

„Ich habe, als unsere Verfaffung geshaffen wurde, unter dem Eindruck gehandelt, die Gefahr für den nationalen Gedanken, für unsere Einheit liege in den Dynastien. der Anker der Rettung und der Kitt für unsere Einheit liege im Reichstage, . . . . aber mein Vertrauen darauf, daß unsere Einheit auch in Zukunft gesihert sei, berubt beut zu Tage auf den Dynaftien. Die deutschen Dynastien sind beutzutage national gesinnt, fie haben das Betürfniß, Rücken an Rüdcken zusammenzustehen gegenüber allen auswärtigen Gefahren, aber auch ihre monarhishen Rechte, soweit wie sie verfassungsmäßig bestehen, nicht untergraben zu lassen; ih habe zu den deutschen Dynaîtien das Zutrauen, daß sie den nationalen Gedanken stets hoch- halten, daß sie ihrerseits die politishe und militärishe Einkeit des Reichs unverbrüchlich bewahren und jeder Verszchung Fremder wider- stehen werden,“ i

Und ein halbes Jahr vorber, am 28. November 1881, sagte der Reichskanzler gleihfalls im Reicbstage :

«Heutzutage muß ich die Regierungen als die ftärkeren Bürg- {aften für die Erbaltung und Förderung der deutschen Einheit im Vergleih mit dem Parlament, mit dem Reichstage, betrahten. In der Dur&führung der nationalen Einheit sehe ich mi durch die Regierungen gefördert, aber dur den Reichstag gehindert.“

Hieran anknüpfend führt.das genannte Blatt Folgendes aus :

„Der Reitstag, zu welibem damals diese Worte gesprochen wurden, wurde bekanntliG von der Majorität Richter-Windthorft- Liebkneht beberr\{t. Auf seine gegenwärtige Zusammenseßung pafsen glüdliherweise des Kanzlers Worte nit mehr; umsomehr finden sie aber in Beziehung auf das, was damals von der nationalen Ge- sfinnung der Dynaftien gesagt wurde, heute ihre Bestätigung. Die Wettiner und die Stuttgarter Festtage, die Anwesenheit des Kaisers in Dreéden und Stuttgart, sowie die Verleihung des böbsten preußischen Ordens vom Schwarzen Adler an die Minister-Präsidenten von Bayern und Württemberg das hat uns Allen zu lebendigem Bewußtsein gebraht, was damals der Kanzler vielen Politikern als neu verkündete und was auch von Manwen ungläubig aufgenommen wurde. Alle jene Ereignisse baben die Be- ziehungen des Reichs zu den Bundesfürsten und umgekehrt in die beliste Beleuchtung gesetzt: nit als ob sich in diesen Tagen erft ein Wandel vollzogen bâtte, rein, die Verhältnisse lagen {hon im Sabre 1881 und 1882 so, wie sie tamals der Kanzler charakterisirte, aber jeßt erst stehen sie für Jedermann unverkennbar als eine der \ckchöntten Früchte a&tzebhnjäbriger politisher Arbeit im neuen Deutschen Reih da, nabdem sie sih in jenen Ereignissen für alle Welt offenbart haben. :

Die Einigkeit der Fürsten und ibre nationale Gesinnung, ihr festes Zusammenhalten auf dem Boden des Reichs steht beute außer Frage. Die alten Kämpfe im deutschen Bundestage sind niht wieder aufgelebt, in Eintracht stehen die Fürsten zusammen in der Förderung der Reichäinteressen, welche in Müngtden, Stuttgart und Dresden dieseibe Pflege wie in Berlin erhalten haben. Die deutsden Fürsten haben sch in ihren Staaten zu Haupt- vertretern des nationalen Gedankens gemaht und desbalb in allen großen Fragen der Reich8geseßgebung, in der Justizeinheit, in der Steuer- und Wir1bschaftétpolitik, in der Stärkung der Wehr- kraft wie in der Anbahnung einer sozialen Reform ohne Zögern auf den Standpunkt des nationalen Interesses gestellt. Auf der anderen Seite hat die Reichêregierung sich die Pflege der Eintracht angelegen sein laffen und stets Alles vermieden, was den zentrifuralen Bestrebungen irgend welhen Vorshub hätte leisten können, cire Politik, wel&e dem alten Bunde fern lag, aber aus den prafktishen, Erfahrungen detselben sich mit zwingender Nothwendigkeit als eine gute Lehre für die Zukunft ergab. So ift zwischen den Gliedern ein Vertrauen und ein Einvernehmen entstanden, welhes die stärkste Gewähr voller und wahrer Einheit und Einigkeit is.

Des Kaisers Reise nah Dresden und Stuttgart war das Zeichen des Dankes und der Genugtbuung für die Förderung, weiche die nationale Sache durch diese bervorragenden Bundesgenofsen allezeit gefunden, die Verleibung des Schwarzen Adler - Ordens an die Minifter - Präsidenten von Bayern und Württemberg ein Zeichen der Anerkennung, welche die Unterftüßung. der Reichs- politik in diesen Staaten erhalten. Aber schöôner bâtte die Einmüthigkeit, die unter den deutshen Fürsten besteht, nicht auêsgedrückt werden können, als durch das Wort des Kaisers von der Solidarität der deutsben Fürstcn, welhe er bei dem Stuttgarter Festmahl verkündete, Diese Solitarität beweist, daß die achtzehn erften Jahre des jungen Reichs uns über Erwarten die reiste Ernte gebrach(ht haben, und sie giebt urs die Bürgschaft, daß wir der Zu- kunst, was sie uns au an inneren oder äußeren Stürmen bringen mag, mit festem Vertrauen entgegenschen könn.n“.

Theater und Musik.

Kroll's Theater.

__ Gestern Abend eröffnete Frl. Laura Friedmann ihr ange- kfürndigtes Gastspiel als Leonore im „Troubadour“. Lie Sängerin ift in Berlin wiederholt {hon gehört worden und hat mit ihrer gefälligen Erscheinung und ihrer wohlgeshulten, ausdrucksfähigen Stimme gestern {nell die Sympathien des Publikums neu gewonnen.

Als Acuzena erwarb Fr. Heink neue Lorbeern; es war wieder fas eine Meisterleistung; denn diese Rolle wird s{hauspielerish selten so wirkungsvoll gegeben, und das fräftige Organ der Künstlerin zeigt si den großen Anforderungen der Partie durhaus gewachsen. Hr. O gab deu Manrico in i der Beziehung anerkennenswerth und Hr. Fricke konnte als Graf Luna sei..e \{chönen Stimmmittel vortrefflich zur Geltung bringen. :

Pauline S{ôller vom Hoftheater in München tritt morgen zum erften Male in Berlin auf als Valentine in Meyerbeer's „Hugenotten*, ihr zur Seite stehen Carlotta Grossi als Königin und Hr. Pichler als Raoul; den St. Brié \ingt Hr. Dr. Bash, den Marcel Hr Riechbmann und den Nevers Hr. Fricke. Der Page wird von Frl. Böhm gegeben.

Friedrich-Wilhelmstädtishes Theater.

Am Sonnabend geht der „Bettelftudent“ neu einstudirt in Scene. Diese Haupt- und Staatsoperette im Repertoire dieser Overettenbühne ist längere E nicht auf den Brettern erschienen, besigt aber eine unverwüstlihe Frishe und einen unversiegbaren Reiz, mujikalisch wie terilich. Die Berliner werden an diesem Abend die von Urlaub zurückgekehrte Fr. Elise Schmidt in der köstlihen Wiedergabe der Gräfin Palmatika von Neuem bewillkommnen. Die Bronislava giebt Frl. Grimm, deren frisches Talent neuerdings Beschäftigung und An- erkennung gefunden hat.

Friedrih-Wilhelmstädtisher Concert-Park.

Am Sonnabend findet ein großes Parkfest statt, welhes um 6 Uhr Nachmittags beginnt und um Mitternacht endet. Das Prograwm des Festes ist von seltener Reichhaltigkeit. Die renommirten Militär- Kapellen, die Kapelle tes Friedrih-Wilbelmstädtishen Theaters und die Kapelle der Concerthalle im ganzen vier Musikcorps forgen für den musikalishen Theil des Festes. Die Spezialitäten - Künftler „die lustige Mirzl“, Zocher und Gebrüder Steidl, die graziösen S{chwedinnen Feiicitas, die Xylophoniftin Fernanda treten mit neuen Vorträgen auf. Eine große Frei-Lotterie mit 30 Gewinnen bietet Res ein Souvenir zu gewinnen. Jeder Besucher erbält ein

ratis-Loos,

Manuigfaltiges.

Eine „Anleitung zur Benutzung der Bibliothek des Kunsft- gewerbe-Museums“ ist soeben von der Generalverwaltung der Königlichen Museen herausgegeben worden. Das im Verlag von W. Spemann in Berlin erschienene, in der Bibliothek des Königlichen Kunstgewerbe-Museums zu 50 S käuflihe Bänd@en unterri{tet die Besucher der Bibliothek über den Inhalt der leßteren und die besten Wege zu ibrer Venutung. Es bespricht daber den Bestand und die Eirritungen der Bibliothek, giebt die nöthigsten Ratbscbläge für deren Gebrau und bietet außeidem ron den wesentlichen Katalogen und Verzeihnifsen entweder einen vollständigen Abdruck oder wenig- stens eine Uebersiht ihres Inhalts.

Der Deutsche Verein für öffentliche Gesundhbeits- pflege mird seine die:jährige Versammlung in Straßburg im Elsaß, und zwar vom 14. bis 17. September, abhalten. Den ersten Gegen- stand der Taaesordnung wird ein einleitender Vortrag über die bygienishen Einrichtungen in Elsaß-Lothringen bilden. Hieran wird fh die Berathung der reib8geseylihen Vorschriften zum Schutze des gesunden Wobnens anschließen, wie sie aus den Berathungen der auf der Frankfurter Versammlung gewählten Kommission hervorgegangen sind. Als weitere Verhandlungsgegenstände sind in Ausficht genommen: Eisenbahnbygiene in Bezug auf die Reisenden; Verhütung der Lungenshwindsucht; Rekonvaleêëcenten_- Anstalten; Kühlhäuser in S(latthéfen; Baumpflanzungen in Städten.

Münten. Die Zahl der Anmeldungen zum VII. Deutschen Turnfest ist in der lcztcn Woche ras gestiegen und dürfte jeßt einschließlich München schon über 13 000 stehen. Bayern (ohne Müngen) ist hierbei mit 2800, Sachsen mit 2580 und Oesterreich mit 1200 Mann vertreten. Auswärtige Anmeldungen liegen vor aus Belgien, den Niederlanden, Engiand, Rußland und der Schweiz, Aus Sydney (Australien) sollen einige Vertreter \{chon geraume Zeit unter- wegs sein, ebenso von Nord-Amerika. /

London. Der schnellste Eisenbahnzug in England ist jeßt der neucingerihtete Eilzug zwischen London, Edinburgh und Aberdeen. Derselbe legt die fast 540 englishe Meilen be- tragende Strecke zwishen London und Aberdeen in 12 Stunden 50 Minuten zurück, f

Paris, 3. Juli. (W. T. B.) Eine furchtbare Katastrophe ereignete sih heute in den Gruben bei Saint-Etiènne durch wiederholte Erplosionen sch{lagender Wetter. In die Gruben waren am Morgen 300 Arbeiter eingefahren. Zahlreiche Leichen sind bereits berausgeholt, nur sehr wenig Lebende; man fürchtet, daß gegen 200 Personen umgekommen sind.

4. Juli. (W.T. B.) Die Zahl der Opfer der Katastrophe von Saint - Gtienne anzugeben ist noch niht mögli; bis jeßt find 16 Leihen und 10 Verwundete, deren Zustand boffnungslos iît, herausgeholt. Die Rettung8arbeiten haben dann wegen Ueber - schwemmung der Gruben von Saint-Louis, welche mit denen von Verpilleux zusammenzängen, eingestellt werden müssen. Truppen bewachen die Gruben und hindern das Eindringen der Volksmenge. Zwei Ingenieure, welche einfahren wollten, mußten halb erstickt \@leunigst wieder an die Oberfläche befördert werden. Präsident Carnot und der Minister der öffentlihen Arbeiten sandten Hülfsmittel.

C

Uebersicht der Witterung. Der Lerftdruck ift am niedrigsten, 758 mm, über

land dauert die shwache Luftströmung aus nörd- licher Ricktung, bei im Westen vielfah beiterem

fühlerem Wetter fort. Im centralen und östlichen Deutscbland ift vielfa Regen gefallen, Königsberg

trübem und

L 2 Deutsche Seewarte. 54, der Vorstellungen 7 Uhr.

Wetterbericht vom 4. Juli, 8 Uhr Morgens. |SÉE | |§=2Æ | 770 mm, westlih von |SÉS| | E Stationen. | #25 | Wind. | Wetter. |ZS || & S5 |#° S | und meist wärmerem, im Osten A 2 j S Sf | Es Mullaghmore| 767 |O 4'wolfenlos | 15 | batte Nachts Gewitter. Aberdeen .. | 770 |N 2/bedeckt | 13 Ghristiansund 770 |¡NO 3\wolkenlos | 14 Kopenhagen. | 764 |N 4wolfig | 17 Stodtholm . | 763 |N 6|bededt | 14 aparanda . | 767 \RO 4swolfenlos | 15 . Petersburg! 762 D 2wolkenlos | 19 Moskau... | 761 NW 1sbedeckt | 15 Cork, Queens- | ou: 22 0 E H erbourg . Dunst is i E 208 1berade 16 Frau Louise v. PöUniy als Gast.) t... ] 06ND 1\wolfenlos | 19 A E burg .. | 765 |NNO 3sheiter 18 winemünde | 763 |NNW 3/halb bed. | 17 Neufahrwafser| 759 |W 2\Regen 12 Memel .….| 759 |S 2\bedeckt 14 Münster . . | 765 |NNW 2 bedeckt 15 S Dehner und R. Genée. Karlsruhe. . | 765 |D 2 wolkenlos | 19 | —Zauß. Wiebbaden . | 764 fill wolkenlos | 18 ünchen . S 3 wolkig 1 Ghemnig .. | 763 NO 1 Regen 14 ¿B eEO Der, Sor E Ubr. Berlin .., | 763 [N 4 heiter!) 16 Im viactteol Part: Breslau... | 763 |NW LUbedeckt 14 17 Musik. Corps Arns P S Gesangs- und Instrumental-Künsftler. 1) Gestern Mittag Platregen, E

Theater - Anzeigen.

Piíctoria-Theater. Freitag: Die Kinder | (oncert.

des Kapitän Graut. Ausftattungs\ück in 12 Bil- dern von d’Ennery und Jules Verne. (Lady Arabella : | ments, bengalishes Feuer 2c. Anfang des Concerts

Friedri - Wilhelmfstädtisches Freitag : Die Fledermaus. Komische Operette in 3 Akten, nah Meilhac und Halévy, bearbeitet von

Im practvollen Park um 6 Uhr: Großes Elite- Doppel-Goncert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten.

Im Theater: Der Bettelftudent. | physikalische Großes Park : Fest. | Sammlung, Ansftellung von n . wwissenschaftlihes Theater. âheres ergeben die Theaterzettel an den Säulen.

Belle-Alliance-Theater.

4 Akten von Eduard Schacht. Im herrlihen Sommergarten :

nf. Ubr. 6 Uhr, des Theaters 74 Ubr.

Musik von Jokann

Sammlung ,

Scherz - Rebus. Auftreten der MEEIRLNLON

Kroll's Theater. Freitag: Gastspiel der | dem südöftlihe: Ostseegebiete, am bôöchsten, über Kal. adi Mader ltngerin E eti Verlobt: Norwegen. Ueber Deutsch- | (Valentine: Fr. Schöller, Königin: Fr. Grossi, Raoul: Hr. Kammersänger Pitler, a. G.)

Sonnabend: Der Trompeter von Säkkingeu.

Täglich: Bei günstigem Wetter vor und na der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Beleuhtung des Sommergartens, großes Doppel-Concert. Anfang

Freitag: Zum 5, Male: Gefährlihe Mädchen. Lustspiel in

T Großes Elite- l Auftreten sämmtlicher Brillante JUumination des ganzen Gartéen-:-Etahlifse-

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. T E e eite R SAUMNEeraa S Gefterk B F Qui Bennias

eater. | feft. Sroßes Mitlitar-Voppel-Concert. Lettes Con- estorben: Verw. Frau Luise von Bennigsen. enter cert des Schwedischen Studenten-Gesan évereins aus Lund. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten.

Urania. 1. Eingang: Invalidenstraße 57/62.

2. Eingang : Landeëauéstellungsvark. Täglich geöffnet U: von 10 Morgens bis 10 Uhr Abends. Sternwarte, Berlin: mifroskopische

Familien-Nachrichten.

Frl. Marie von Zißewiß mit Hrn. Baron Adolf von Roebel (Tehlipp—Carvin). Frl. Minna Thiemann mit Hrn, Rechtsanwalt Adolf Hehner (Wiesbaden). Frl. Agnes Ber- necker mit Hrn. Hermann Loch (Königsberg i. Pr.). Frl. Emma Thiel mit Hrn. Reg.-Baumeister Franz Kucherti (Tiege, Westpr.) Frl. Anna Meyer mit Hrn. August Northe (Esbeck).

Vereuelicht: Hr. Friy Enderwiß mit Frl. Minna Fickert (Breslau).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann von Stosh (Gleiwiß). A Gustav Noelle (Lüden- \cheid). Hrn. Dr. Richard Schoeller (Wartha b. Glag). Hrn. Prem.-Lieut. Geßner I1. (Han- nover). Hrn. Prem.-Lieut. Ulrih von Trotha (Potsdam). Eine Tochter: Hrn. Premier- Lieut. Max von Schmettau (Berlin). Hrn. Pfarrer Stengel (Neufahrwasser). Hrn. Apo- thekenbesißzer Ilgner (Grottkau), Hrn. Rechts- anwalt Rudolf Klein (Köln). Hrn. Otto Gradcau (Elbenau).

Spezialitäten.

Im herr-

geb. von Laska (Dreéden). Hr. Maurermeister und Stadtrath Robert Tyrocke (Gnesen). Hr. Prof. Dr. Au- nft Petermann (Herischdorf). -

Redacteur: J. V.: Dr. H. Klee.

Verlag der Erpedition (Sol z).

«e ¿s | Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Präzisions* |" Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage).

1 156.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 4. Juli

1889,

Königreich Preußen.

Privilegium ¿egen Ausfertigung auf den Jnhaber lautender An-

leibesheine der Stadt Duisburg im Betrage von 564 750 Æ vom 12. Suni 1889,

Kir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

Nachdem die Vertretung der Stadtgemeinde Duisburg in ibrer igung vom 8. L 1889 besch{lofen bat, die für die Erwerbung ¿ Rhbein-Ruhr-Kanals erforderlichen Mittel im Wege einer Anleibe beschaffen, wollen Wir auf den Antrag der gedachten Gemeinde- riretung:

„u diesem Zwecke auf jeden Inhaber lautende, mit Zinsscheinen versebene, Seitens der Gläubiger unkündbare Anleibescheine im Betrage von 564 750 ä ausftellen zu dürfen“,

s hiergegen weder im Interesse der Gläubiger, noch der éuldnerin etwas zu erinnern gefunden hat, gemäß des §. 2 des Fesezes vom 17. Juni 1833 zur Ausftellung von Anleihesheinen zum Retrage von 594 750 Æ, in Buchstaben :

„Fünf Hundert Vier und Sechs8zig Tausend Sieben Hundert und

Fünfzig Mark“,

¿he in Abschnitten von de 1125 M nach idem anliegenden uster auszufertigen, mit Vier Prozent jäbrlich zu verzinsen id spätestens im Jahre 1935 zu tilgen sind, sowie, daß zur Bereit- lung der Mittel hierzu ein Tilgungsftock dur alljährlihe Zurüdck- ge von wenigstens Einem Prozent des Kapitalbetrages der aus- gebenen Arleihesheine unter Hinzurechnung von Vier Prozent dirsen von dem zurückgestellten Betrage gebildet wird, dur gegen- ¡rtiges Privilegium Unsere landeshertlihe Genehmigung ertheilen.

Die Ertbeilung erfolgt mit der rechtlihen Wirkung, daß ein der Inhaber dieser Anleihescheine die daraus hervorgegangenen echte geltend zu machen befugt ift, ohne zu dem Nachweise des igenthums verpflichtet zu sein.

Durch vorstebendes Privilegium, welches Wir vorbebaltlich der (chte Dritter ertheilen, wird für die Befriedigung der Inhaber der nleibesheine eine Gewährleistung Seitens des Staats nicht über-

mmen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und igedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Neues Palais, den 12. Juni 1889. (L. 8.) Wilhelm R. von Swolz. Herrfurth.

Regierungsbezirk Düsseldorf. Anleibeschein Stadt Duisburg der Anleihe von 564 750 A vom Jahre 1889, (Stadtwayppen.) N

heinprovinz,

über Eintausendeinhundert fünf und zwanzig Mark Reichëwährung.

Auëêgefertigt gemäß des landesberrliwen Privilegiums vom ), Juni 1889 (Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf m..... . . Nr... . Seite .. , und Gesezsammlung für 1889 cite , . . laufende Nummer).

Auf Grund des Beschlufes der Stadtverordneten-Versammlung : Duisburg vom 8. Februar 1889 wegen Aufnahme einer Schuld en 564 750 bekennen si der unterzeihnete Ober-Bürgermeister d die von der Stadtverordneten-Versammlung bierzu ermächtigte âdtishe Anleibe- und Schuldentilgungs-Kommission Namens der tadt durch diese, für jeden Inbaber gültige, Seitens des Gläubigers nfündbare Verschreibung zu einer Darlehns\{chuld von „Eintausend- nbundertfünfundzwanzig Mark“, welhe an die Stadt baar gezahlt ocden und mit Vier Prozent jährlich zu verzinsen ist.

Die Rückzahlung der ganzen Schuld von 564750 erfolgt âtestens im Jahre 1935,

Zur Bereitstellung der Mittel hierzu wird ein Tilgungsftock ur alljährlibe Zurücklage von wenigstens Einem Prozent des apitalbetrages der ausgegebenen Anleihescheine unter Hinzurechnung n Vier Prozent Zinsen von dem zurückgestelten Betrage gebildet. _Für den Fall die Stadtgemeinde die Anleihescheine ganz oder eilweise vor dem Jahre 1935 zur Rückzablung kündigt, müssen (selben mit einem Aufshlag von je 160 , aljo mit je 1285 4, tbstäblih Eintausendzweihundertfünfundahtzig Mark eingelöst werden, e vom 1. Januar 1935 ab die Rückzahlung zum Nennwerthe olgt.

“as etwaige Verloosung geschieht im Monat Dezember jeden res.

Die ausgeloosten sowie die gekündigten Schuldverschreibungen erden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, rie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen foll, entlich bekannt gemaht. Diese Bekanntmachung erfolgt sechs8, drei, i und einen Monat vor dem Zahlungstermin in dem in Berlin Yeinenden „Deutschen Reichs- und Königlich Preufischen taats:Anzeiger“‘, in dem Amtsblatt der Königlichen Regierung Düsseldorf, dem amtlichen Kreisblatt des Stadtkreises Duisburg d in der „Kölnischen Zeitung“ zu Köln. Geht eines dieser Blätter M, fo wird an dessen Statt von der Stadtverordneten-Versammlung

t Genehmigung des Königlichen Regierungs-Präfidenten zu Düfsel- 7 ein anderes Blatt bestimmt. Bis zu dem Tage, wo soler- stalt daë Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährigen Terminen n 30, Juni und 31. Dezember mit Vier Prozent jäbrlih verzinst.

._ Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße üdgabe der fällig gewordenen Zinsscheine, beziehungêweise dieser [Quldvershreibung bei der städtischen Hafenkasse zu Duisburg oder sorst näher ¿u bestimmenden Zahlstellen, und zwar auch in der ch dem Eintritt des Fälligkeitstermins folgenden Zeit. A Mit der zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Schulb- tGreibung sind die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fällig- tétermine zurückzuliefern. Für die fehlenden Zinsscheine wird der rag vom Kapital abgezogen. L Die gekündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Iahren b dem Rückzahlungstermine niht erhoben werden, sowie die inner- lb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in welhem sie lig geworden, niht erbobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der tischen Armenkafse zu Duisburg. as Aufgebot uxd die Kraftloserklärung verlorener oder ver- Dteter Schuldverschreibungen erfolgt nah Vorschrift der §S. 838 UE der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar

(_(Reichs-Geseßblatt Seite 83) beziehungsweise nah §. 20 des 1sfübrungsgeseßes zur Deutschen Civilprozeßordnung vom 24. März ¡9 (Gesez-Samml. Seite 281). t :

Zinsscheine können weder aufgeboten, noch für fraftlos erflärt tden, doch soll Demjenigen, welcer den Verlust von Zinsscheinen Ablauf der vierjährigen Verjährungéfrist bei der Stadtverwaltung meldet und den stattgehabten Besiß der Zinsscheine durch Vor- Kung der Schuldverschreibung oder sonst in glaubhafter Weise dar- it, nah Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten (t peabin nit vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung aus- d erden,

Mit dieser Schuldverschreibung sind halbjährige Zinsscheine bis

zum S(lusse des Jahres 1893 ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden für zehnjährige Zeiträume ausgegeben werden.

Die e einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der städtishen Hafenkasse in Duisburg gegen Ablieferung der der älteren Zinsscheinreihe beigedruckten Anweisung.

Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreibe an den Inhaber der Schuldversreibung, sofern deren Vorzeigung rechtzeitig geschehen ift.

__ Zur Sidverbeit der bierdur eingegangenen Verpflichtungen baftet die Stadt mit ihrem Vermögen und ihrer Steuerkraft,

Deffen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertbeilt.

Duisburg, den . . ten... ..... 1889,

Der Ober-Bürgermeister. Die \tädtishe Anleibe- und

A Schuldentilgungs-Kommission. (Eigenbändig zu vollziehen.) : (Trockener Stempel der Stadt Duisburg.) Eingetragen Kontrolbuch Hierzu ist die Zins\cheinreibe Blait. Nr. . …. . bis Nr... . nebst An- Der Kontrol-Beamte. _ weisung ausgereicht. i L Der städtische Hafenkafsen-Rendant. (Eigenbändig zu vollziehen.)

Rheinprovinz. Reihe... F 22,50. inss\chein

5 Z zu der Sculdverscreibung der Stadt Duisburg der Anleihe von 564 750 M vom Jahre 1889 Nr. .. . über „Eintausendeinhundert- fünfundzwanzig Mark* zu 4 Prozent Zinsen über 22 4 50 s.

Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe 8

Regierungsbezirk Düsseldorf. ... . Zinsschein.

vom... ... 18, . ab die Zinsen der vorbenannten Shuldver- \chreibung für das Halbjahr vom .…...... S mit 22 M 50 9 bei der städtishen Hafenkafse zu Duisburg. Duisburg, ven... . Der Ober-Bürgermeister. Die s\tädtishe Anleibe- und (Facsimile ) Sculdentilgungs-Kommission.

: (Facsimile.) . (Trockener Zins\{ein-Stempel.) Eingetragen Blatt . . . der Kontrole. Der Kontrol-Beamte. Der Hafenkafsen-Rendant. (Wenigstens eine Unterschrift eigenhändig zu vollziehen.)

___ Dieser Zinss\chein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nit E Es e Iabren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erboben wird.

Rheinprovinz. Regierungsbezirk Düsseldorf. : Anweisung zum Anleibeshein der Stadt Duisburg der Anleihe von 564 750 M

vom Jahre 1889 Nr. . . . über „Eintausendeinhundertfünfundzwanzig

Mark*. Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu der obigen Schuldverschreibung die . . . . Reibe von Zinsscheinen

für die zehn Jahre 18 . , bis 18 . . bei der- städtishen Hafenkasse zu Duisbarg, sofern niht rehtzeitig von dem als solchen sih ausweisen- den Inhaber der Schuldverschreibung dagegen Widerspru er-

hoben wird. DUSbut den : Der Ober-Bürgermeister. Die \tädtische Anleihe- und (Facsimile.) Sqculdentilgungs-Kommission. : (Facsimile.) (Trotener A S Eingetragen Blatt . . . . der Kontrole.

Der Kontrolbeamte. Der Hafenkafsen-Rendant. (Eigenbändig zu vollziehen.)

Amtsblatt des Reibs-Postamts. Nr. 27. Inhalt: Verfügung vom 25, Juni 1889: Summarishe Ueberweisung der Einschreibbriefsendungen im Verkehr zwishen den Bahnposten mit Beamtenbegleitung und den Orts-Postanstalten.

Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundheits- amts. Nr. 27. Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Cholera auf den Philippinen. Sterbefälle in Berlin 1887 mit Rücksicht auf die Wohbnungslage der Verstorbenen. Sterbefälle in deutshen Städten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutshen Stadt- und Land- bezirken. StatistisGe Mittheilungen aus Breslau 1887. Ge- burten und Sterbefälle in den Herzogthümern Coburg und Gotha 1886, Sanitätsdienst der K. K. Südbahn-Gesellshaft 1887. Infektionskrankheiten in Spanien 1888. Witterung. Zeitweilige Maßregeln 2c. Tbierseuhen in Italien, 4. Märi bis 29. April 1889. Veterinärpolizeilihe Maßregeln. Medizinalgeseßgebung 2c. (Preußen. Reg.-Bez. Potsdam.) Vorräthighalten von dosirten Pulvern und von Auflösungen ftark wirkender Arzneimittel 2c. (Reg.- Bez. Osnabrück.) Maßregeln gegen die Verbreitung ansteckender Krank- heiten. (Sachsen.) Schäthten. (Baden.) Schafräude. (Schwarzburg-Rudolstadt.) Abwehr und Unterdrückung von Vieh- seuhen. (Lübeck.) Schähten. (Spanien.) Denotehnishe Sta- tionen zur Unterstüßung des Weinhandels. Bekämpfung der Diphtherie. (Portugal.) Abgaben für Branntweine und Alkohole 2c. Fabrikationsfteuer auf Kunstbutter. (Schweden.) Speiseordnung auf Handels\chiffen. (Vereinigte Staaten von Amerika.) Unter- subung der Shlachtthiere. Rechtsprechung. (Reichsgeriht.) Gesund- heits\chädliches Fleisch von Kühen. Kongresse, Verhandlungen von geseßgebenden Körperschaften, Vereinen 2c. Deutsche Aerzteordnung.

Vermischtes. Fakultative Feuerbestattung in Berlin. Thâätig- )

keit des chemishen Untersuhungs-Amtes für Rheinhessen 1887/89. Niederösterreihische Landesgebär- und Findelanstalt. Findelanstalt zu Rom. Geschenklifte.

Statistische Nachrichten.

: Japans Bevölkerung. :

Das ftatistishe Generalbureau im Kaiserlichen Kabinet von Japan hat im Jahre 1888 den zweiten Jahrgang eines ftatistishen Abrisses für Japan mit japanishem und französishem Text heraus- gegeben, dem wir folgende Angaben über die Bevölkerungsverbältnifse des osftasiatishen Inselreihs entnehmen. Die Sat eva eenng des Landes belief sich danach am 1. Dezember 1886 auf 38 507 17 Personen. Da für den 1. Januar 1879 die Einwohnerzahl mit 35 768 584 Köpfen angegeben ist, ergiebt sich für die leßten aht Jahre eine durchschnittlihe jährlihe Bevölkerung8zuna hme von 0,92 °/o. Das Deutsche Reich hatte von 1880 bis 1885 eine jährlihe Zunahme von 0,70%, von 1875 bis 1880 eine solhe von 1,14 %/6, mit- hin ist die japanishe Bevölkerung in einer starken Zunahme begriffen. Das Geshlehtsverhältniß der Japaner weicht wesentlih ‘von dem der curopäishen Völker ab, die männliche

) ]

Bevölkerung ist wesentli ftärker vertreten als die wciblihe: auf 1009 Männer entfallen Ende 1886 nur 989 weiblihe Personen ; 1879 waren es gar nuc 972. Der Männerüberschuß bei der Gefammtbevölkferung bat seinen Grund nicht in einer verhältnißmäßig großen Zahl von Knabengeburten. Für das JIabriebnt 1866/77 wer- den nur 104,2 Knabengeburten auf 100 Mädtengeburten verzeichnet, während für Europa ungefähr 106, und selbft bei aus\ch{ließliher Berückfichtigung der Lebendgeborenen noch erbebli mebr als 105 Knabengeburten fi berausftellen. Die Ursade ift vielmehr darin zu suchen, daß bei einer mäßigen Gesammtsterblihkeit die allgemeine Sterblichkeitsziffer \{chwankt in den einzelnen Jahren des Jabhrjehnts 1877/86 zwischen 17 und 24 auf 1000 Lebende die Kindersterblihkeit gleihfalls mäßig und namentli für die Knaben nicht so bedroblich ift, wie in der Regel in den europäischen Ländern, z B. auch im Deutschen Reich. In Japan, für welches der statistische Abriß eine eingehende Nachweisung über die Bevölkerung nah Geshlecht und Altersklafsen liefert, stellt sih der Frauenüberschuß, dann aber dauernd und erbeblich, erft im Alter von 57 Jahren beraus. Im Deuts@en Reich tritt der Ueberschuß der weiblihen Bevölkerung na einigen Schwankungen im Alter von 15 Jabren kbervor, wobei der Einfluß der Auswanderung unverkennbar ist Die Statistik der Bevölkerung nah Ka ften unter- scheidet den Adel (533 Familienbäupter und 2897 Personen), die vor- maligen Krieger (424 326 Familienhäupter und 1515945 Personen) und die gewöhnlihe Bevölkerung (7 493 123 Familienhäupter und 29 070 353 Personen). Die Dithtigkeit der Bevölkerung ist eine recht erheblihe. Der Fläcbeninbalt des japaniswen Reichs ift mit 382 416 gkm beziffert; das Deutshe Reich hat 540 596, der preußische Staat 348 354 gkm. Auf einem Quadratkilometer lebten in Japan (Ende 1886) 101, im Deutschen Reih (am 1. Dezember 1885) 87 und im Königreich Preußen (ebenfalls am 1. Dezember 1885) 81 Ein- wohner. Die dur(schnittlihe Bevölkerungsdichtigkeit ist ungefähr dieselbe wie diejenige der Provinz Hessen-Nafsau. Sieht man von der dünn bevölkerten, im Norden liegenden Insel Veso ab, welche auf 94 012 qkm nur_226 236 EŒinwobner hat, 2 entfällt im übrigen Japan auf einen Quadratkilometer eine Cinwohnerzahl von 133 Köpfen, also beträchtliÞ mehr, als in den verhältnißmäßig dicht bevölkerten Provinzen Schlesien (102) und Westfalen (109). Gentral-Niphon hat bei einer Flädhe von 94 793 gkm 14 889 659 Einwohner, mithin eine Bevölkerungsdichtigkeit von 157 auf den Quadratkilometer, was un- gefähr der Dichtigkeit der Rheinprovinz (161) entspric@t.

Nas einer im Maiheft des Jahrgangs 1889 der „Monatsbefte zur Statistik des Deutshen Reichs“ ver- öffentlihten Uebersicht hat sih der Gesammtbetrag der während des Etatsjahres 1888/89 im Deutshen Reih abgesezten Wechsel- blankets und Wecbselstempelmarken auf 6888745 be- laufen, 154733 Æ mehr als im Vorjahre. Von den ersteren sind für 33616 Æ, von den letzteren für 6855129 # ausgegeben worden. Da von dem angegebenen Gesammtbetrage der Werth der älteren, zum Zweck ihrer Vernichtung baar eingelösten Wechselstempelzeichen mit 29 #4, ferner die Vergütung an die dess staaten (2/0 der Einnahmen) mit 137 774 #4, und die Entschädigung für die Postverwaltungen (24 9/0) mit 172218 Æ in Abzug kommen, so sind an Wechselstempelfteuer für das Etatsjahr 1888/89 in die Reichskaise 6 578 724 M geflossen.

¿ Dieüberseeishe Auswanderung aus demDeutschen Reih über deutshe Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug nad dem Maiheft der „Monatshbefte zur Statistik des Deut- schen Reichs“ im Monat Mai 1889 12836 und in der Zeit von Anfang Januar bis Ende Mai 43 975 Köpfe. Von dieser Gesammt- zabl kamen aus der Provinz Posen 6533, Westpreußen 5761, Pommern 4225, Bayern rechts des Rheins 4008, Hannover 3002, Schleswig-

olstein 2730, Württeräberg 2523, Brandenburg mit Berlin 1780, Rheinland 1627, Baden 1505, Hefsen-Nafsau 1334, Pfalz 1048 u, \. w. Im gleichen Zeitraum der e tant aus:

, Monate Januar Monat Mai bjs Mai einfl.

1888 . , 14704 48 200 1, , 143709 48 537 G L208 34 690 I. 19198 57 316 1884 , , 21931 80 104 1888. 204 80 813 1883 ,, 20037 102 324 1881 29 680 102 519

Bekanntlich war in den Jahren 1881 und 1882 die Auswanderung ganz außergewöhnlich groß.

Den Mittheilungen der Großherzoglich bessishen Centralftelle für die Landesstatistik entnehmen wir Folgendes betreffs der Verhbält- nisse der evangelischen Kirchen im Großherzogthum Hessen im Jahre 1887, indem wir bemerken, daß si die eingeklammerten Zahlen auf das Iahr 1886 beziehen : :

1) Die Zabl der von der evangelischen Landeskirhe (formell) Getrennten betrug: Alt-Lutheraner 1126 (1129), Darbysten 14 (16), Baptisten 2c. 955, Mitglieder der Brüderversammlung 2c. 23, Freiproteitanten 3824, zusammen 5947.

2) Im Jahre 1887 sind zur evang. Landeskirche übergetreten: von der kathol. Kirche 58 (52), von anderen christlichen Konfessionen 65 (101), fonstige 15 (9), zusammen 138 (162); aus der evang. Landeskirhe au8getreten: zur kathol. Kirhe 1 (7), zu anderen christl. Konfessionen 16 (18), ohne Uebertritt 0 (2), zusammen 17 (27).

3) Die Zahl der Kommunikanten war: im öffentlichen Gottesdienst 346 329 (338 921), privatim 5707 ag iufammen 352 036 (344 550) oder 54,7 (53,5) auf 100 evang. Bewohner, in Starkenburg 35,9 (35,5), in Oberhessen 81,1 (79,4), in Rbeinhbefsen 46,5 (45,3). Wird der Berechnung der Prozentzahlen die Zabl der Erwachsenen zu Grunde gelegt, so erhöhen sch, da nach den Ergeb- nissen der Volkszählung von 1885 die Bevölkerung aus 33 °/5 Kindern unter 14 Jahren und 67 °/9 Erwachsenen (Personen von 14 Jahren und darüber) bestand, die angegebenen Prozentzahlen der Kommuni- kanten um beiläufig die Hälfte.

4) Auf 100 bürgerliche Eheshließungen kamen 86,3 (85,9) kir ch- lihe Trauungen durch evangelishe Geiftli®e; in Starkenburg 86,4 (86,8), in Oberhessen 98,4 (97,2), in RkLeinhessen 70,4 (70,0). Die Zabl der durch Geistlihe anderer Konfessionen vollzogenen Trauungen von Evangelischen, also namentlich von Mischehen, ift hierunter nit vagen und konnte in zuverlässiger Weise niht an- gea werden. Cbenso war die Zahl der nur bürgerlih abgeschloffenen

hen im Jahre 1887 nit zu ermitteln.

5) Auf 100 Lebendgeborene kamen 88,3 (87,8) von evangelischeu Geistlihen Getaufte; in Starkenburg 89,0 (89,2), in Oberhessen 95,5 (94,9), in Rheinhessen 77,5 (76,2). „Auch hier fehlen die An- gaben der von Geistlichen anderer Konfession Getauften aus Misch- ehen. Ferner kommt hier in Betracht, daß die Verhältnißzahlen der Getauften zu den Geborenen höher sein würden, wenn die in den ersten Wochen nach der Geburt ungetauft gestorbenen Kinder außer Berechnung gelassen werden könnten.

6) Konfirmirt wurden: aus rein evangelishen Ghen 13518 Q 931), aus Mischehen 860 (780), zufammen 14378 (13 711).

onfirmationsentziehungen sind 4 (4) verzeihnet.

7) Von 13 568 (13 138) ver storbenen Evangelischen, worunter