1889 / 158 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 06 Jul 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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Angekommen: Se. Excellenz der Staats-Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Freiherr Lucius von Ballhausen, von England.

Abgereist: Se. Excellenz der Wirklihe Geheime Rath,

Unter-Staatssekretär im Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. von Marcard, in die Provinz

Westfalen ; i E der Unter-Staatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe, Magdeburg, nah Neuvorpommern.

Personalveräuderungen.

XITL. (Königlich Württembergisches) Armee-Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 25. Iuni. v. Clausen, Gen. Major und Commandeur der 54. Inf. Brig. (4. Königl. Württemberg.), unter Verseßung zu den Osffzieren à la suite der Armee, nah Preußen fommandirt behufs Verwendung als Commandeur der 60. Inf. Brig, v. Sprösser, Oberst und Commandeur des Inf. Regts. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125, zum Gen. Major befördert, mit Vorbehalt der Patentirung, und zum Commandeur der 54. Inf. Brig. (4. Königl. Württemberg.) ernannt. v. Gersdorff, Königl. Preuß. Oberst à la suite des Inf. Regts. Nr. 137, kommandirt nach Württemberg, das Kommando des Inf. Regts. Kaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125 übertragen. s

1, Juli. v. Pfister, Oberst-Lt. und etatsmäß. Stabsoffiz, im 8. Inf. Regt. Nr. 126, unter Stellung à la suite des Regts., nach Preußen tommandirt, behufs Verwendung in der Stelle eines etatsmäßigen Stabsoffizier bei dem Grenadier-Regiment Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreuß.) Nr. 6, Kuttroff, Hauptmann im E Regt. König Karl Nr. 13, zum Major befördert, mit Vorbehalt der Patentiruna, und als Abtheil. Commandeur in das 2. Feld-Artillerie:Regiment Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, Weiß, Premier-Lieutenant im 2. Feld-Artillerie:-Regiment Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, unter Beförderung zum Hauptm. und Battr. Chef in das Feld- irt. Regt. König Karl Nr. 13, verseßt. Winter, Sec. Lt. im 2. Felt-Art. Regt. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, zum Pr. Lt. befördert.

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. 1. Juli. v. Keller, Oberst-Lt. und Abtheil. Commandeur im 2, Feld-Art. Regt. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern, mit Pension und der Regts. Uniform der Abschied bewilligt.

ANichtamlfliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. Juli. Ueber “die Reise Sr. Majestät des Kaisers und Königs bringt heute „W. T. B.“ folgende Mittheilung:

„Se. Majestät der Kaiser und König ritt gestern nach dem Buar-Braer (Buar:Gletscher), dem interessantesten Theil der Folgefond-Gletscher', und beabsichtigte Sih Abends nah dem Eid-Fjord zu begeben, um den großartigsten Wasserfall Norwegens, Vöringen-Foß, zu besichtigen.“

Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 9. Juni beschlossen, daß die Versendungsscheine T die Branntweinse vi 1890 über welche sie ausgefertigt sind, jederzeit zu begleiten haben und daß, falls der Branntwein mit Versendungsschein T ohne amtlihen Verschluß oder Beamtenbegleitung abgelassen worden ist, die ausgestellten A iee oder Konossemente dem Empfangsamt mit vorzu- egen sind. Jn Abänderung der Ausführungsbestimmungen zu dem Zudckersteuergeseße vom 9. Juli 1887 hat der Bundesrath in seiner ißung vom 5. Jum be- shlossen: 1) Die im §. 79 der Ausführungsbestim- mungen für die Herstellung von Fabriklagern in den bereits bestehenden Zuckerfabriken festgeseßte, am 1. Oktober d. J. ablaufende Frist wird bis zum 1. Oktober 1891 verlängert. 2) An Stelle des zweiten Saßtes im §. 81 der Ausführungs- bestimmungen tritt folgende Vorschrift: „Ausnahmen können für Einzelfälle von der Steuerstelle, auf die Dauer von dem Hauptamt nah Maßgabe des Bedürfnisses unter Vorbehalt des Widerrufs gestattet werden.“ Der Bundesrath hat in seiner Sizung vom 5. Juni d. J. ferner beschlossen, daß die obersten Landes-Finanzbehörden ermächtigt seien, das im 8. 13 des Brannlweinsteuergeseßes vom 24. Juni 1887 vorgesehene Verfahren auch auf solhe Brennereien in Anwendung bringen zu a welche Abfälle niht eigener Biererzeugung ver- arbeiten.

_ Heute Mittag um 1 Uhr trat der Bundesrath zu einer Plenarsizung zusammen. Vorher hielt der Aus\{uß für Rechnungswesen eine Sizung.

Der seine Forderung abtretende Gläubiger macht sich nah einem Urtheil des NReichsgerichts, III, Strafsenats, vom 18, März d. J., im Geltungsbereih des gemeinen deutshen Rechts des Betrugs jhuldig, wenn er den von der Cession 2 niht benachrihtigten Schuldner unter Vershweigung der erfolgten Cession zur Zahlung auf- fordert und die Zahlung annimmt.

Die mündliche Schenkung einer Sparkassen- forderung durch die mit der Ermächtigung zur Einziehung Seitens des Ce erfolgte Aushändigung des Spar- kassenbuhs an den Beschenkten, ist nah einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civilsenats, vom 8. April d. J., in Verbindung mit der Einziehung der Forderung Seitens des Be- shenkten eine gültige dur Uebergabe vollzogene Schenkung einer beweglichen Sache im Sinne der 8. 1065 u. 1068 I, 11 des Allgemeinen Landrechts. Js aber die Einziehung der

orderung nach dem Tode des Geschenkgebers vom |

eshenkten nicht für ih, sondern für den Nachlaß erfolgt, so ist die Schenkung nicht gültig, der Beschenkte a bal Ga auf das Verlangen der Erben zum Nachlaß herauszugeben.

___— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Köniali MhlGe Zoll- und Steuerdirektor Golz, ist Pn bien

Die in Apia als Wachkommando zurück&gebliebenen Besaßungstheile S. M. Krzr. „Adler“ und S, M. Kbt. Dit sind unter Führung des Kapitän-Lieutenants von

rend am 4. Zuli d. J. in Sydney eingetroffen und seßen am 17. d: M. die Heimreise mit dem älligen Post-

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daß es der Staatsregierung überlassen werden

maringen, 4. Juli. (Schw. Merk.) hre König-

Si liche Hoheit die Fürstin-Mutter hat sich nah Umkirch bei Freiburg i. B. begeben. Jhre Königlichen Hoheiten der Graf und die Gräfin von Flandern sind mit dem Prinzen E s Prinzessinnen von Belgien nach Brüssel zurück- gekehrt.

Württemberg. Friedrichshafen, 4. Juli. Heute Nahmittag 1 Uhr 18 Minuten sind Jhre Majestäten der König und die Königin mit den Prinzessinnen Elsa und Olga, Königliche Hoheiten, mittelst Sonderzuges zum Sommer- aufenthalt hier eingetroffen. Unter dem Geläute sämmtlicher Glocken der festlih aeshmüdckten Stadt und unter Böllershüssen fuhr der Zug hier ein. Als Jhre Majestäten den Zug ver- lassen hatten, wurden Höchstdieselben von der versammelten Einwohnerschaft auf das Lebhafteste begrüßt.

Jn Ulm hatte sich entlang der Bahnlinie das Feld-Artillerie- Regiment Nr. 13, zu dessen Chef sich Se. Majestät vor Kurzem ertlärt hat, mit Musik aufgestellt und brachte Höchstdemselben unter den Klängen der Königshymne brausende Hurrahrufe dar.

Wie der „St.-A. f. W.“ erfährt, wird das Feld-Artillerie- Regiment Nr. 13 den O ans mit Krone auf den Epauletts und Achselstücken, bezw. auf den Schulter- kflappen von Waffenrock und Mantel, an Stelle der Nummer 13 nach den für das Grenadier-Regiment König Karl Nr. 123 bestehenden Festseßungen, und zwar die Offiziere in vergoldetem Metall, die Mannschaften in Tuch, führen, und soll der Aus- rüstung des Regiments als Paradestück der weiße, für Trom- peter der rothe Haarbush zum Helm hinzutreten.

Stuttgart. (Y.) Die Kammer der Standesherren berieth in der Sißung vom 15. Juni die außerordentlichen Forderungen aus der Restverwaltung. Bei der Forde- rung „Staatsbeiträge zur Unterhaltung der Korporations- straßen“ sprach der Fürst zu Hohenlohe-Langenburg die Hoffnung aus, daß im nächsten Etat den Gemeinden die Einnahmen aus der Gebäudesteuer überwiesen würden. Er erahte es für nothwendig, daß den Gemeinden ständig Mittel verwilligt würden, die ihnen einen geordneten Haushalt ermöglihten. Der Staats-Minister der Finanzen, Dr. von Renner, machte darauf aufmerksam, daß, da der größte Theil des Gebäudewerths sich in den Städten befinde, die Landgemeinden von dieser Ueber- weisung keinen Nutzen hätten, vielmehr bei der Grundsteuer den entstehenden Einnahmeausfall deen müßten. Bezüglich der Forderungen für eine Jrrenklinik 2c. in Tübingen erklärte der Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, daß er diesen Forderungen nur mit Widerstreben zustimme. Seit 1872 seien auf Universitätsbauten 3 785000 verwendet worden. Diese Summe entsprehe den Kräften des württembergishen Staates nicht. Mit der Zeit müsse auch bei den Universitäten eine Art Arbeits- theilung eintreten. Der Staats-Minister des Kirchen- und Schulwesens, Dr. von Sarwe y, erwiderte, daß der Aufwand Württembergs auf seine Universität mit 795500 # ein mäßiger sei. Auf die Universität Straßburg würden 1281 000 M, auf Göttingen 1020 166 M verwendet, Baden verwende auf Heidelberg 635240 und auf Freiburg 421 250 s Die gewünschte Arbeitstheilung sei unzulässig, wenn eine Unterrichtsanstalt überhaupt noch den Namen einer Universität behalten solle. Sämmtliche Forderungen wurden angenommen, die für Erweiterung der Kureinrichtungen in Wildbad mit 16 gegen 9 Stimmen.

Jn der Sizung vom-18. Juni genehmigte die Kammer der Standesherren die Vorlagen, betreffend Auf- besserung der Gehalte der Civil-Staatsdiener, Besserstellung der Volksschullehrer und Auf- besserung der Gehalte der Geistilihen evangelischer und katholisher Konfession, legtere Vorlage mit dem Antrage, die bestimmte Erwariung auszusprehen, daß die Regierung bis zur Einbringung des nächsten Etats auf die volle Gleichstellung der Patronate-Pfarreien mit den Pfarreien der Königlichen Kollatur Bedacht nehmen werde.

Am 21. Juni erledigte die Kammer der Standes- herren den Etat der Eisenbahnverwaltung und den Geseßentwurf, betreffend die Beschaffung von Geld- mitteln für den Eisenbahnbau, sowie sür außer- ordentliche Bedürfnisse der Eisenbahnverwaltung. In der Sizung vom 22. Juni nahm die Kammer der Standesherren den Gesezentwurf, betreffend Ab- änderung des Ausführungsgeseßes zum Reichs- geseß vom 6. Juni 1870 über den Unterstüßungs- wohnsig, einstimmig an. Sodann kam die Zusammen- stellung der Beschlüsse der Abgeordnetenkammer zum Haupt-Finanz-Etat zur Berathung. Dieselben wur- den angenommen mit den Anträgen, von der Hundeabgabe je 7 Z den Gemeinden zu überlassen, und an die Regierung die Bitte zu richten, die Einführung einer ergänzenden allgemeinen Personal-Einkommensteuer in ernstlihe Erwägung zu ziehen. Am 27. Juni beschäftigte sich die Kammer der Standes- herren mit Erledigung einiger Eingaben. Bezüglich der Eingabe des Ausschusses des VI. landwirth- \haftlihen Gauverbandes um baldige Verabschiedung eines Geseßes über landwirthschaftliches S beantragte die Kommission im Anshluß an den Beschluß der Kammer der Abgeordneten, die Eingabe der Regierung zur Berüdsichtigung zu übergeben mit der Motivirung, könne, ob sie die Verhandlungen wieder aufnehmen wolle. Statt dieses Kommissionsantrages wurde der Antrag des Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg auf Uebergang zur Tagesordnung mit 11 gegen 8 Stimmen angenommen.

i Helsen- Darmstadt, 6. Juli. (W. T. B.) Se. König- liche Hoheit der Großherzog hat den spanischen Botschafter in Berlin, Grafen Rascon, E Entgegennahme seiner Accreditive empfangen. Der Botschafter wurde später zur Großherzoglichen Tafel gezogen.

Sachsen - Altenburg. Altenburg, 5. Juli. Se. Hoheit der Herzog ist gestern Vormittag von Karlsruhe über Frankfurt, Kassel, Leipzig nah Altenburg zurückgekehrt.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 5. Juli. (W. T. B.) Se. Königliche Sous der Herzog von Edinburg ist heute zu längerem Aufenthalte hier eingetroffen.

__ Anhalt. Dessau, 4. Juli. (Anh. St.- A.) ZJhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erb- großherzogin von Mecklenburg-Streliß, sowie Jhre Hoheiten die Prinzen Eduard und Aribert von Dessau sind heute hier angekommen.

dampfer „Braunschweig“ des Norddeutschen Lloyd fort.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 5. Juli. (W. T. B.) Der Budgetaus\chuß der österreihishen Delegation nahm in der Spezialdebatte das Heeres-Ordinarium in den einzelnen Titeln nah den Ansäßen der Regierung an und genehmigte die Nachtragskredite sowie die chluß- rechnung pro 1887.

6. Juli. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Ztg.“ veröffentliht die Ernennung Burian's zum diplo- matischen Agenten und General-Konsul erster Klasse in Sofia.

Großbritannien und JFrland. London, 4. Juli. (Allg. Corr.) Die Königin hat zu dem patriotishen Fonds für eine bessere Ausrüstung der Freiwilligen 200 Pfd. Sterl. beigesteuert.

Die kriegsgerichtlihe Untersuchung über die Strandung des britishen Panzershiffs „Sultan“ bei Comino is zum Abschluß gelangt. Es wird Niemandem eine Schuld beigemessen, vielmehr haben sämmtliche Offiziere nach ihrer besten Ueberzeugung gehandelt.

5. Juli. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Oberhauses zog der Premier-Minister Lord Salis- bury bei der Berathung der Bill, betreffend die Erleichte- rung der Uebertragung von Grundbesitz, die Regie- rungsvorlage zurück, nahdem das Haus mit 122 gegen 113 Stimmen die von Bath beantragte, von der Regierung aber bekämpfte Streichung eines Artikels angenommen hatte.

Dm Unterhause beantragte der Deputirte Brookfield die Ernennung eines Comités zur Untersuchung der Ur- sahen der anhaltenden Abnahme des Hopfenbaues in England und zur Berichterstattung über die ger Nen Mittel zur Abhülfe. Der Kanzler der Schaßkammer, Goschen, erklärte, die Regierung erkenne die Wichtigkeit der Hopfen- Industrie sowie den Nothstand derseiben an, der si indessen zu heben scheine; sie könne jedo keine Hoffnung auf irgend welchen Schußzoll, sei es ein offener oder versteckter, machen. Die Regierung sei bereit, den Antrag anzunehmen, falls der- selbe dahin abgeändert werde, daß nah den Worten des An: trages „Mittel zur Abhülfe“ die Worte „falls eine solche vorhanden“ eingefügt würden. Das Haus nahm den so ab- geänderten Antrag an.

6. Juli. (W. T. B.) Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Zanzibar: Der Admiral Freemantle hat M N mehrmonatlihem Aufenthalt nah der Jnsel Mauritius

egeben.

Frankreich. Paris, 5. Juli. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer nahm heute den Antrag, betreffend die Gewährung des Wahlrechts an Frauen für die Wahlen zu Handelskammern an, ebenso gelangte hier- auf der Gesezentwurf, betreffend die Ecrihtung von Pensionskassen für die Minenarbeiter, nach kurzer De- batte zur Annahme. Bei der fortgeseßten Berathung des Budgets wurde der Antrag, Zeitgeschäfte mit einer hohen Steuer zu belegen, mit 305 Fegen 197 Stimmen abgelehnt. Sämmtliche Artikel des Einnahme-Budgets wurden an- genommen. Bei der weiteren Berathung erklärte Daillières im Namen der Rechten, daß er und seine Freunde ein Budget nicht votiren würden, das weder Reformen noch Ersparnisse ausweise, und daß sie mit Vertrauen einer neuen aus dem Willen des Volkes hervorgegangenen Kammer entgegensähen. Der Finanz-Minister Rouvier erwiderte, die gegenwärtige Legislatur habe die Permehrung der Ausgaben beschlossen und das Gleichgewiht im Budget vorbereitet. Das Land werde zu unterscheiden wissen zwischen denjenigen, deren Leiden- schaften es verwirrten, und denjenigen, welhe ihm mit Achtung und Ergebenheit dienten. Das gesammte Budget wurde hierauf mit 379 gegen 91 Stimmen angenommen und die A, BIONE Das Budget wurde sofort dem Senat zugestellt. i

_ Die Minister Constans und Guyot sind heute Vor-

mittag in St. Etienne eingetroffen, besuhten im Laufe des Tages das Hospital und den Ort des Unglücks und ließen Hülfsmittel vertheilen. Ueber die Ursache der Explosion ist noch Nichts festgestellt. _ (Köln. Ztg.) Die diesjährigen Herbstübungen des französischen VI. Armee-Corps, welches die Friedens- besaßung der öftlihen Grenz-Departements bildet, finden in der Zeit vom 5. bis 19, September unter Leitung des kom- mandirenden Generals de Miribel statt. Außer den her- kömmlichen Brigade- und Divisions-Manövern wird das ganze in drei Divisionen gegliederte VI. Armee-Corps ein Corps-Manöver gegen einen markirten Feind abhalten, bei welchem jede der drei Divisionen dur eine Brigade a Friedensstärke dargestellt wird. Als cine Neuerung bei den französischen Herbstübungen ist das Manöver mit einem verstärkten Armee-Corps zu erachten. Diese Verstärkung wird durh die i theilung einer Brigade Marinetruppen unter dem Be f des Generals Chanu erreiht, und zwar wird dieje Brigade zusammengeseßt aus zwei Marine - Jnfanterie- Regimentern, zu denen die vier vorhandenen Marine-Jnfan- teite-Regimenter die einzelnen Compagnien und die Stäbe ab- geben, sowie aus zwei fahrenden Batterien des Marine- Artillerie-Regiments. Die Uebungen werden in den Depar- tements, Meuse, Marne und Haute:Marne in dem Viereck E St. Dizier, Lagny und Bar-lè-:Duc ab- gehalten.

Griechenland. Athen, 5. Juli. (W. T. B. Tele- gramm des „Reuter'shen Bureaus“.) Hier eingetroffenen Meldungen aus Kreta zufolge wären die Verhandlungen zwischen Mahmoud, dem besonderen türkischen Bevollmächtig- ten, und dem kretensishen Ausschuß zeitweilig ab- gebrochen. Die fremden Konsuln seien bemüht, eine be- friedigende Regelung der Differenzen herbeizuführen.

Zeitungsstimmen.

Gegenüber den Bestrebungen des sog. Friedenskongre}28, zur Vermeidung von Kriegen internationale Schiedsgerichte einzurichten, bemerkt die „Börsen-Zeitung“:

„Größere Erfolge, als sie die deutsche Politik im Interesse des Weltfriedens durgeseßt hat, werden sich faum jemals erreichen lassen, und der von ihr eingeshlagene Weg dürfte auf lange Zeit hinaus der einzig praktische bleiben. Keine \chiedsrihterlibe, nur eine im diplomatischen Verkehr vermittelnde Thätigkeit hat Aussicht, si Geltung zu verschaffen, denn sie stellt die Selbständigkeit und das Selbstbestimmungsrecht der Staaten nicht in Frage. Vereinigen si ferner große Friedensmähte zu einem Bunde, um den Ausbru von Kriegen zu verhindern, so üben sie einen Zwang aus, dem sich kein Reich entziehen kann, und halten selbst die eroberungslustigsten

und kriegslüsternsten Elemente in Shranken. Die Furcht ist der zuverlässigste Friedensstifter. Die großen Rüstungen scheinen leider zu den - unvermeidlihsten Uebeln zu gehören. Vielleicht wird noch eine Zeit kommen, wo es auh mögli sein wird, sie einzushränken. Allein das Heilmittel wird dann sitherlich niht von idealen Friedens8aposteln, sondern nur von praktischen Staatsmännern erfunden werden. Die frommen Wünsche, welche auf tem Friedenskongresse ausgesprochen werden, tragen zur Lösung der Abrüstungsfrage, wona alle Welt, in den Palästen nicht minder als in den Hütten, seufzt, niht das Geringste bei.“

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Correspon- denz“ hâlt den Freihändlern vor, wie unberectigt es sei, wenn sie sih fortwährend auf Adam Smith berufen, dessen pla A sie vielmehr fortgeseßt verdrehen und mißbrauchen ; es heißt da:

E Adam Smith keineswegs der Freihändler sans phrase ewesen, als welher er heute Seitens unserer Manwestermänner ingestellt und verehrt und als der Jhrige mit Beschlag belegt wird,

ist jedem genauen Kenner seiner Werke bekannt; und troßdem son so viel über Adam Smith geschrieben und debattirt ist, muß man immer wieder auf jene Thatsache hinweisen. Adam Smith dachte sich den ewigen Freihandel ganz ebenso wie Kant den ewigen Frieden als ein ideales Ziel, welches nie _erreiht, aber gleiGwohl erstrebt werden könne. Wie aber Adam Smith ein derartiges Ziel keineswegs allein dur eine absolute, in jeder Lage des Lebens und Wirkens freie Kon- kurrenz für erreihbar hâlt, das hat er deutlih genug auëgesprochen ; es geht unwiderlegbar aus jener ganzen Reihe von Fällen bervor, in denen er den Schußtzzoll theils als nüßlich, theils als gerechtfertigt anerkennt und empfiehlt. | G

Zunächst soll derselbe eintreten, sagt er, wenn im Interesse der Landesvertzeidigung solhe Industriezweige geihüßt werden müssen, welche für dieselbe nöthig sind; auf diese Weise sei namentlich ein Schutz der Waffenfabrikation zu rechtfertigen. Dann können na feiner Meinung Eingangszölle auf solhe Gegenstände gelegt werden, die im íSnlande ciner Verbrauchssteuer unterliegen. Ferner werden Retor- fionszôlle empfohlen, namentlih dann, wenn dadur andere Staaten mit Wahrscheinlichkeit zur Wiederaufhebung von Einfuhr- beschränkungen veranlaßt werden könnten; es müßten dann die Zölle, obne Rücksicht auf Zollshuß, auf diejenigen Waaren gelegt werden, dur deren Belastung das remde Land am empfindlihsten getroffen werden könnte. Endlich hält es A. Smith auch für gerathen, daß mana bei solhen Industriezweigen, welhe sih eine Zeit lang in Folge hoher Zölle hoher Preise erfreut haben, mit der Beseitigung der Zö.le mt plöglih, sondern allmählih vorgehe. :

Offenbar ist hiernah wenig Grurd vorhanden, Adam Smith als denjenigea exflusiven Freibändler hinzustellen, wie das fast alltäg- lih in unseren Manchesterblättern gescieht, der doch nur in genialer Weise das erkannte und pries, was er von seinem Standpunkt als Engländer for the wealth of the nations als das Rationellste ansah. Möchten daher unsere Freihändler endlich aufhören, sih fortgeseßt auf eine Autorität zu berufen, die sich ais Deutscher beute sicherlich nicht auf ihrer Seite befände und deren Lehren sich nie und nimmermehr mit den ihrigen vereinbaren laffen.“

„Glaser's Annalen für Gewerbe und Bau- wesen“ werfen einen Rüblick auf die gewaltigen Fort- schritte der Jndustrie während der leßten zwölf Jahre und führen in dieser Beziehung im Einzelnen aus:

„Die deutshe Industrie hat gewaltige Fortschritte und Erfolge im allgemeinen Maschinenbau, dem Eisenbahnwesen, Schiffbau, Hüttenwesen, Bergbau und Bauwesen zu verzeichnen. Geschüßt und 'gekräftigt in ihren Unternehmungen durch eine friedlih gesinnte, starke Regierung, sowie durch den Ausbau der Geseßgebung (Patent-, Marken- und Musterschußgesey u. \. w.) konnte das Gewerbe \ih ruhig und sicher entwickeln und seine Erzeugnisse auf zahlreihen Fach- und Landesausstellungen zur Anschauung und auf den ausländischen Markt bringen. : :

Welche Umwälzungen hat nicht insbesondere der Bau der Dampfmaschine durch die immer weiter ausgedehnte Ausnugzung der Expansivkraft des Dampfes, durch die Verbundwirkung, durch die Vervollkommnung der Steuerungen und die Gchöhung der Umlaufs- geschwindigkeit erfahren! Die Dampfmaschine wurde dienstbar gemacht zur Erzeugung von Licht mittelst Dynamomaschinen und zur Erzeugung von Kälte mittelst Cismaschinen. Wie mächtig hat sich seitdem das Gebiet der Kleinmotoren gestaltet! : j

Im C isenbahnwesen war man erfolgreih bestrebt, die Be- förderungsgeschwindigkeit der Züge zu steigera und zuglei die Sicher- heit des Betriebes zu erhöhen. In die vergangenen zwölf Jahre fällt die Einführung der durchgehenden Bremsen, der Signal- und Weichen- ftellwerke, der Verbundlokomotiven und der Lenkachsen. Die Beleuch- tung der Eisenbahnwagen mittelst Fettgas, welche, von Berlin aus- gehend, nünmehr auf den meisten Eiserbahnen des In- und Auslandes Verwendung findet, ist deutshen Ursprungs. Dank eirer befonderen Gesetzgebung konnte sih das Ney der Bahnen untergeordneter Beo deutung entwickeln; Straßen-, Feld-, Zahnrad- und elektrishe Bahnen find an zahlreihen Stellen Deutschlands im Betriebe, In das Ge- wirre von vorhandenen Konstruktionen wurde nah Verstaatlihung der Eisenbahnen in Preußen durch Ausarbeitung der Normalien für Betriebsmittel und Weichen eine bedeutende Vereinfahung gebracht.

Im Schiffbau ging Deutschland ebenfalls mit der Vermehrung der Geschwindigkeit voran und ist es jeßt möglich, vermittelst deutscher Dampfer die Erzeugnisse des deutshen Gewerbefleißes hinaus in die ferne Welt zu senden. Unübertroffen vom Auslande stehen die \{nell-

ahrenden Torpedoboote und deren Ausrüstungen da.

Als auf ein Werk hervorragender Baukunst der leßten ent- \{chwundenen zwölf Jahre sei hier auf die Durchbohrung der Alpen durch den St. Gotthard verwiesen, defsen Tunnel die Völker des Südens mit denen des Nordens in friedliche Verbindung gebracht und den Verkehr verzehnfaht hat. Prächtige Hafenanlagen und Bahn- bofsbauten sind geschaffen worden, um im Verein mit gewaltigen, zum Theil mit Druckwasser betriebenen Maschinenanlagen den Verkehr zu Wasser und zu Lande zu fördern. Die Berliner Stadtbahn, die Kunstbauten der Strecke Berlin-Meß, sowie der im Bau begriffene Nord-Ostsee-Kanal sind wahre Meisterwerke der Ingenieurkunst. Die Konstruktionen aus Eisen kennzeihnen im Bauwesen alle neueren Werke und gelangen zu immer weiterer Verwendung. Anlagen zur Lüftung und Heizung der Gebäude, zur Schaffung von Wasser und Licht für größere Städte sind in stetiger Entwickelung begriffen; der Bau von Markthallen, von Schlachthäusern, sowie die Bescitigung der Abfallstoffe bilden die Sorge der größeren Gemeinwesen,

Welche Umwandlungen hat im Hüttenwesen nicht der Bessemer- prozeß und das Entphosphorungsverfahren hervorgerufen? Das Fluß- eisen, welhes man vor zwölf Jahren kaum dem Namen nah kannte, bat, zuerst bekämpft, jeßt eine ungeahnte Verwendung gefunden. In Deutschland gewalzte Flußstahlschienen vermitteln den Verkehr nicht allein im Vaterlande, sondern werden in den fernsten Ländern in großen Mengen benußt. Die Schlacken der Ho@öfen und der Stahl- werke können heute durch Kugelmühlen granulirt und in nußbringender Weise vielfah verwendet werden. Das Mannesmann'’she Röhren- walzverfahren verspriht den Ruhm deutshen Erfindungsgeistes zu vergrößern. 2

In dem Bergwesen waren die Hauptbestrebungen auf Ver- besserung der Sprengstoffe und der Förderung, sowie Bekämpfung der Swlagwetter gerihtet. Wesentliche Fortschritte sind zu verzeichnen in den Anlagen zur Erzeugung der Koke, da die beiden werthvollen Nebenerzeugnisse, Theer und Ammoniak, in unserer hochentwickelten Farbenindustrie gegenwärtig eine ge|häßte Verwendung finden,

__ Das Telephon überspannt jetzt mit tausend engmaschigen Neßen die Städte und Länder des Erdballs. In Gestalt von Licht erhellt der elektrishe Funke das Dunkel unserer Aroeitsstätten, Sind die Fortschritte auf den anderen Gebieten {on gewaltiger Art, so ist gerade die Entwickelung auf dem elektrotehnischen Gebiet in den leßten Jahren in früher käum geahnter Weise vor sich gegangen.

Ganz besonders trug der preußische Staat zu einer durch- reisenden kräftigen Hebung der Technik und ihrer Angehörigen bei. Die Uebernahme der zahlreichen, in den verschiedensten Händen sih befindenden Eisenbahnunternehmen in die sichere und einheitliche Verwaltung des Staats war ein Schritt von geradezu epoce- madhender Bedeutung; glei s\egensreih für die Gesammtheit wie für die Männer der Industrie und der Technik. Nicht mehr sind den Letteren die angesehensten Stellen des Staatsdienstes vershlofsen. Unter den böchften Räthen der Krone, bei den wichtigsten diplo- matishen Aemtern sind sie entsprehend der hoben Bedeutung ihres Berufs vertreten. Wahrlich ein Erfolg, ein Fortschritt, welchen der Kenner und Freund der deutschen Techniker wohl wünschen, aber kaum erhoffen durfte.“

Statistische Nachrichten.

Die Hypothekenbewegung im preußischen Staat während des Rehnungs8jahres 1887/88. I.

Vom Rechnungejahre 1886/87 ab wird für Preußen die Be- wegung der Hypotheken in den \tädtishen und ländlihen Bezirken ermittelt. Die Ergebnisse der zweiten, auf das Jahr vom 1. April 1887 bis zum 31. März 1888 bezüglihen Feststellung sind in dem kürzlih erschienenen ersten Halbjahrshefte des 29. Jahrgangs der Zeit- schrift des Königlihen Statistishen Bureaus (1889) zur Veröffent- lihung gelangt. Wir entnehmen der interessanten Arbeit folgende

Angaben, : Es betrugen in den | ädtischen Bezirken: der Mehr- S of in a S L) =S S er - Landes- ie Ein- ¿+, Qz oder Minder- S2S gerihts8- tragungen die Löschungen betrag (—) #24 S bezirken der Ein “S2 tragungen N M M M. M Königsberg i. Pr... 19454743 1183188 —+ 7622855 60,8 Marienwerder 158647566 11120733 —+ 4744023 70,1 Berlin (Kam- mergeriht) 468 561 772 168910 869 +299 650 903 36,0 Stettin . . 22164459 10888743 #4 11275 716 49,1 Posen... 17751891 10824477 + 6927414 61,0 Breslau . 64 271408 31101439 + 33169 969 48,4 Naumburg a S. . , 113112322 4951872 —+ 68 593/950 43,8 Kell .., 27484945 1172048 15764 463 42,6 Gdlle ... 46871428 23023696 —+ 23847 732 49,1 Hamm . -, 47906609 31812259 —+ 16 094 350 66,4 Kassel . 173061466 11526067 4 d 780079 66,6 Frankfurt a. M... , 59325004 40715020 + 18609934 683,6 Köln (Prov.- Steuer- direktion) . 207 240760 147752331 + 59488379 71,3 Jena (preu- ischer 5 Theil) 729 811 527491 —+ 202 320 72,3 Staat 1128046054 561274317 +566771737 49,8 Dagegen in den ländlichen Bezirken Königsberg i Pr... 41773991 31136581 +#+ 10637 410 74,5 Marienwerder 29 214608 29494591 279983 101,0 Berlin (Kam- mergericht) 47307357 37276462 +— 10030 895 78,8 Stettin ., 22855310 2033596 —+ 2519345 89,0 osen... 36890579 41842645 4952C66 113,4 reslau. , 99349921 80391725 + 18958 196 80,9 Naumburg a. S. . , 59380111 40765182 —+ 18614929 68,7 Kiel .., 31957693 23362626 —+ 8595067 73,1 Gele ... 44545809 28311414 + 16 234 395 63,6 Hamm. . . 37667783 29271218 —=+ 8396 5695 U Kassel... 21852928 23326527 1473599 106,7 Frankfurt a. M... . 17284878 17636086 351208 102,0 Köln (Prov.- Steuer- direktion) . 76 647274 75575370 + 1071904 98,6 Jena (preu- ischer Theil) . 894 174 8616322 —+ 32 542 96,4

Staat. 567622416 479588024 + 88034392 84,5

Die Ziffern der Hypothekenbewegung allein, namentli das Ver- hältniß der Eintragungen zu den Löschungen, eignen sich nit zu all- gemeinen S{{lußfolgerungen. Denn“ es gelangen Vermögens- veränderungen, soweit sie sih nicht in Eintragungen oder Löschungen bei den Grundstücken der Besitzer, sondern in der Zurücklegung oder Aufzehrung von Ersparnissen sowie in der Aufnahme oder Abtragung persönliher Schulden äußern, in keiner Weise in der Hypotheken- bewegung zum Ausdruck. Auch fällt die buchmäßige Hypotheken- bewegung keineswegs mit der thatsächlihen zusammen. Ferner deuten, soweit wirklih die buchmäßige Hypothekenbewegung der thatsächlichen entspricht, gleie Wirkungen niht immer auf gleihe, sondern bis- weilen auf entgegengeseßte Ursahen und umgekehrt. Aus alledem folgt aber niht die Werthlosigkeit der Ziffern der Hypotheken- bewegung für Folgerungen wirthschaftlicher Natur, sondern nur die Nothwendigkeit, dieselben einer sehr vorsihtigen und vielseitigen Be- urtheilung, sowohl mit Rücksicht auf die allgemeinen Verhältnisse R diejenigen einzelner Landestheile und Rechtsgebiete, zu unter- werfen.

Als Hauptergebniß stellt sich für den preußischen Staat aus den oben mitgetheilten Ziffern und den Ermittelungen des Vorjahres

folgendes heraus. Es wurden i e Hypotheken in Millionen Mark

' 1886/87 1887/88

in flädtisen Bezirken { cingrtegaen. 1 70's 561,3 S ; i 624 567,6

in ländliGen Bezirken | E 4910 479,6

In beiden Jahren ergiebt sich ein beträhtlih größerer Umfang der Hypothekenbewegung sowie ein weit erhebliherer Uebershuß der Eintragungen bei den städtishen als bei den ländlihen Bezirken; in leßteren ist dieser Ueberschuß von 133,2 auf 88,0 Millionen Mark zurückgegangen und betragen die Löschungen 84,5 9/0 der Eintragungen gegen 78,7 9% im Vorjahre, während in den \tädtishen die Mehr- eintragungen von 434,3 auf 566,8 Millionen Mark gestiegen sind und die Löschungen nur 49,8 °%/9 der Eintragungen gegen 56,8 °a im Vor- jahre ausmahen. Von den einzelnen Ober-Landesgerichtsbezirken hat bei den städtishen Hypotheken der Bezirk des Kammergerichts den bei Weitem größten Uebershuß der Eintragungen, nämlich fast 300 (im Vorjahre 216) Millionen Mark, wovon 284 Millionen auf Berlin, dessen Vor- und nächste Nachbarstädte entfallen. Das Wachsthum der absoluten Hypothekarbelastung war also in der Reichshauptstadt und ihrer Nachbarschaft um mehr als das Dreifache größer als in den gesammten ländlihen Bezirken des Staats- gebietes. Es spiegelt sch in dieser Erscheinung einmal die ungeheure Zunahme des Bodenwerthes in Berlin und Umgegend wieder, welche eine so starke Vermehrung der Hypothekarshuld gestattet, so- dann die Zunabme der Bebauung der Grundstücke, endlih die Spekulation, welche die Mittel zum Ankaufe und zur Bebauung der Grundstücke im Wege des Hypothekarkredits aufbringt. Auch bei den übrigen \tädtishen, namentli den großstädtishen Bezirken, wird

das Anwachsen der Hypothekenlast auf ähnliche Ursachen zurückzuführen

sein, wie dics Seitens einer großen Anzahl von Grundbuchämtern auch ausdrüdcklih bemerkt wird.

Na Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den biefigen Stande8ämtern in der Woche vom 23. Juni kis inkl. 29, Juni cr. zur Anmeldung gekommen: 203 EGheschließungen, 905 Lebendgeborene, 30 Todtgeborene, 977 Sterbefälle.

Kunft und Wissenschaft.

Der „Leipziger] Zeitung" entnehmen wir folgende Zu- sammenstellung der Studentenzahl auf sämmtlihen deutschen Howcschulen:

_ Die Gesammtzabl der Universitäts - Studenten beträgt gegen- wärtig 29 491 gegen 28 929 und 29190 in den beiden legtverflofsenen Semestern. Diese geringere Zunahme entspriht der Thatsache, daß seit mehreren Semestern bereits die Steigerung der Studentenzahl in ein etwas langsameres Tempo eingelenkt hat; während nämli un- mittelbar vor 1885 die Zunahme von einem zum anderen Sommer- Sewester 900 und darüber betrug, übertrifft der laufende Sommer den leßten Winter um 562 und die Frequenz des vorigjährigen Som- mers fogar nur um 301. Die Fréquenz der einzelnen Univer- sitäten ergiebt sich aus nachfolgender Tabelle, wobei der Vergleichung wegen in Klammern erst die Studentenzahl des leßten Winters und dann jene des vorigen Sommers beigefügt ist: Berlin 4939 (5790 4767), Bonn 1404 (1169 1313), Breslau 1329 (1312 1343), Erlangen 970 (939 926), Freiburg 1191 (850 1125), Gießen 616 (525 546), Göttingen 950 (934 1C16), Greifswald 887 (860 1066), Halle 1701 (1624 1489), Heidelberg 1060 (807 991), Jena 629 (570 634), Kiel 576 (463 9560), Königsberg 763 (760 844), Leipzig 3322 (3430 3208), Marburg 852 (791 928), München 3622 (3602 3809), Münster 448 (418 451), Rostock 360 (352 347), Straßburg 874 (881 828), Tübingen 1410 (1228 1449), endli Würzburg 1588 (1624 1547)

Was die Vertheilung auf die Fakultäten betrifft, so entfallen von der Cesammtzahl 6050 auf die Theologie (4779 Protestanten und 1281 Katholiken), 6835 auf die Juristen, 8883 auf die mediziniscbe und 7713 auf die philosophisch-naturwissen\chaftlihe Fakultät, oder in Prozenten ausgedrüdckt beziehung8weise 20,6 23,2 30,0 und 26,4 9%. Beim Vergleih mit den leßten Jahren ergiebt sich dabei, daß bei den drei ersten Fakultäten 1eit den leßten 10 Semestern eine 1tarke Zunahme stattgefunden hat, befonders bei den Juristen und Medizinern, von 95191 auf 6535 und von 7176 auf 8883 bei den Theologen stieg die Zahl von 5118 auf 6060 —, während bei der philosophish- naturwissenshaftlihen Fakultät in der gleichen Zeit ein Rückgang von 8746 auf 7713 eingetreten ift.

_— Aus Leipzig, den 30. Juni, wird der , Magd. Ztg." gemeldet : Gestern Nachmittag ging die große Versteigerung von Urkunden aus der Sammlung Morbio-Mailand zu Ende. Das Er: gebniß dürfte ziemlich 30000 4 in runder Summe betragen. Es nahmen an der Versteigerung Sammler, Geschichtéfreunde, Antiquare, Bibliothekare aus dem In- und Auslande Theil, aus Rom die Herren D. G, Rossi und V. Menozzi, aus Halle Professor Dr. Schum, yon hier der Bibliothekar des Reichsgerichts, Prof. Dr. C. Schulz, aus Münthen General-Konsul Wilmersdörffer, aus Mailand ein Vertreter der Buchhandlung Höpli 2c. Die fünf höchsten Preise erzielten die Barbarossa-Chronik mit 960 #, die Handschrift des Remigius „Super Matheuni“ mit 1000 6, der anonyme Kommentar zur Offenbarung Johannis, Pergamenthandschrift des 12. Jahrhun- derts, mit 1100 #4, die 242 Blâtter starke Pergamenthand\schrift aus dem 7. und 10, Iahrbundert über die Gromatici mit 2050 4, endlih O Ang Morbio's (4000 Pergamenturkunden) mit 2200 - Auf dem höôt&sten Punkte des Hörselberges (483 m) bei Eisena fanden Arbeiter beim Ausbrewen von Steinen zum Bau des Schußtzhauses etwa 6 m von demselben entfernt in einer Tiefe von 14 m ein mit einer 1 m langen, # m breiten und ca. 17 cm starken Steinplatte verdecktes Grab, in welchem sich auf einer Erdbettung zwischen Steinwänden Knochenreste und ein Feuer- ftahl befanden, Die der Richtung des Sonnenaufgangs zugekehrte Grabstätte wird vorläufig zur näheren Untersuhung noch offen ge- halten, Die darin %orgefundenen Gegenstände sind dem Herzoglichen Museum zu Gotha zur Prüfung übergeben worden. R

In Schwabach, wo der große Bildhauer Adam Kraft 1507 verstorben ift, ist ihm in der Hauptkirhe ein Grabdenkmal er- richtet und am 30. v. M. enthüllt worden.

Land- und Forstwirthschaft.

Die Vertilgun] des in der Flur von Rehfeld (Kreis Torgau) angetrcfffenen Wanderheuschreckens{chwarms ist, wie der „Magd. Ztg." geschrieben wird, gelungen. Auf Grund der Polizei- verordnung vom 30, März 1877 vecanstalteten ca. 80 Personen ein Kesseltreiben einem an der einen Seite des Grundstück8s ausgeworfenen Graben zu. Ein Emvporspringen aus demselben war für die Thiere unmögli, sodaß sie leiht zusammengekehrt und in Senklöchern ver- graben werden konnten. Bei einer zweiten Razzia wurden die übrig gebliebenen Exemplare ohne Mühe ergriffen und getödtet. Auch aus Wildenau im Schweiniter Kreise wird das Auftreten der Wander- heuschrecke in dortiger Flur gemeldet.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 9, Juli. Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz. Butter: Hof- und Genofsen- schaftsbutter Ia. 97—100 Æ, 1Ia. 93—96 #, Ila. 89—92 , do. abfallende 85 M, Land-, Preußishe 80—83 #Æ, Neßbrücher 80—83 #4, Pommerihe 80—83 4, Polnische 80—83 #4, Bayerische Sennbutter —X, do. Landbutter F, Schlesiswe 80—s83 , Galizishe 72—75 M Margarine 45—70 M —- Käse: Schweizer Emmenthaler 85—90 #, Bayerischer 600—70 #, do. Ost- und West- preußisher Ta, 60—65 #Æ, do. Ila. 50—60 A, Holländer 75—85 M, Limburger 32—38 #, Quadratmagerkäse 20—26 #4 Schmalz: Prima Western 17 9% Ta. 43,50 4, reines, in Deutsch- land raffinirt 47,00 #, Berliner Bratenschmalz 49,50—52,50 #4 Fett, in Amerika raffinirt 43,00 A, in Deutschland raffinirt 45,00 46 Tendenz: Butter: Bei geringeren CEinlieferungen und abzeschwächter Bedarfsfrage blieben Preise unverändert. Schmalz: unverändert. : A

Der Aufsichtsrath der Aktiengesellschaft für Pappen- fabrikation hat beshlofsen, der Generalversammlung, welche zum 19. August einberufen wird, für das am 30, März beendete Ge- schäftsjahr eine Dividende von 7 °/6 (gegen 64% in 1887/88) vor- zushhlagen. : :

Vom oberschlesischen Eisen- und Metallmarkt berihtet die „Schles. Ztg.*: Der Fortführung der Hohofen- betri ebe war die anhaltende Trockenheit in Bezug auf die Heran- \chaffung und das Abrösten der Erze und für das Ausbringen durhaus günstig. Die Haldenplätße der Hütten ersheinen dem- gemäß mit Erzvorräthen in reichhaltiger Auswahl für die Be- \hickung genügend versorgt. In der Anzahl der Hohöfen wie in baulichen Anlagen ist keine Veränderung vorgegangen. Bei der wahsenden Zunahme in der Roheisenerzeugung findet auch diejenige be\terer Marken eine angemessene Berücksibtigung, da für dieselben ein stärkerer Absaß anhält, Die Bewerthung für Roheisen ist fest. Im Rybuiker Kreise ist man seit Wochen be- \häftigt, die früher für unbrauhbar gehaltene und zur Ausfüllung von Bodenvertiefungen verwendete Frishfeuerschlacke wieder auszugraben, um dieselbe in den oberschlesischen Hüttenwerken noch einmal aus\{melzen zu laffen. Außer dieser Schlacke, welche in den Löchern eine Mächtigkeit bis zwei Meter und darüber hat, findet man noch verschiedene Eisentheile, als Ambosse, Platten, Schienen 2. in der Erde liegen. In den Cisengießereien wurde an der

e gle tung großer Gußstücke, wie Maschinentheilen, Krahnen, esseln u. \. w., rüstig fortgearbeitet, auch für ausländishe Rech-