1889 / 163 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 Jul 1889 18:00:01 GMT) scan diff

der Rechtsanwalt Lasker in Trebniß zum Notar für den Bezirk des Ober-Landesgerichts in Breslau, mit Anweisung seines Wohnsiges in Trebniß, ernannt worden.

Angekommen: Se. Excellenz der Staats-Minister und

Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forften, Dr.

eiherr Lucius von Ballhausen, aus der Provinz lesien.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Berlin, 12. Juli. À Majestät des Kaisers undKönigs meldet „W. L. D aus Christiania, 11. Juli: „Se. Majestät der Kaiser Wilhelm traf gestern Abend, von Gudvangen kommend, in Lärdal ein, verblieb aber an Bord des Schiffes. Das Wetter war ungünstig. Heute Nachmittag sezte der Kaiser die Reise nach Marifjären fort.“

Ueber die Reise Sr. Y“

Preußen.

Jn der Ersten Beilage des „Reihs- und Staats- Anzeigers“ sind enthalten: Uebersicht der „Zuckermengen, welhe im Monat Juni 1889 innerhalb des deutshen Zoll- gebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebraht worden sind“; „das Privilegium wegen Ausfertigung auf den Jnhaber lautender Anleihescheine der Stadt Essen im Betrage von 2 500 000 4“, und eine Be- fanntmahung nach Vorschrift des Geseßes vom 10. April 1872 (Gesez-Sammlung S. 357). Jn der Zweiten Beilage ist eint tabellarishe Uebersicht über „Versteuerte Rübenmengen sowie Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im deutschen Zollgebiet im Monat Juni 1889“ enthalten.

Nah der im Reihs-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat Mai d. J. auf deutshen Bahnen (aus- shließlih der bayerischen) beförderten Züge und deren Vers pätungen wurden auf 41 c Bahnen bezw. Bahn- nezen mit einer Gesammtbetriebslänge von 34 384 49 km befördert: An fahrplanmäßigen Zügen: 16014 Courier- und Schnellzüge, 149 086 Personenzüge, 77 215 gemischte Züge und 125193 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 5125 Courier-, S(hnell-, Perjonen- nd gemischte

üge und 33560 Güter-, Materialien: und Arbeitszüge. Jm anzen wurden 837 435 745 Achskilometer bewegt, von denen 957 958 225 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Von den 242 315 fahrplan- mäßigen Courier-, Schnell, Personen- und gemischten Zügen verspäteten im Ganzen 1114 oder 0,46 Proz. (gegen 1,53 Proz. in demselben Monat des Vorjahres und 0,66 Prox. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 358 durch das Abwarten verspäteter Anshlußzüge hervorgerufen, sodaß den aufgeführten Bahnen nur 756 Verspätungen = 0,31 Proz.) zur Last fallen (gegen 0,45 Proz. im Vormonat). demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleih zu ziehenden Bahnen von 296 851 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen- beförderung 2166 oder 0,95 Proz., mithin 0,64 Proz. mehr. n Folge der Verspätungen wurden 645 Anschlüsse versäumt egen 1462 in demselben Monat des Vorjahres und §37 im ormonat). Bei 13 Bahnen sind Zugverspätungen und bei 15 Bahnen Anschlußversäumnisse niht vorgekommen. Jn der Nahweisung sind diejenigen Bahnen, auf welhen Zug- verspätungen vorkamen, nah der Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der auf je eine Verspätung ent: fallenden Züge und Achskilometer geordnet; danah nehmen die Unterelbesche, die Kiel-Eckernförde-Flensburger und die Dort- mund-Gronau:-Enscheder Bahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen fiatt nah der Zahl der Verspätungen nach der Zahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Dortmund-Gronau-Enscheder, die Güstrow-Plauer und die Mecklenburgishe Friedrih-Franz-Bahn an die un- günstigsten Stellen. Jn den vorstehenden Angaben sind die angen bei denjenigen Zügen, welche in Folge von Wolkenbrüchen und dadurch herbeigeführter Beschädigungen der Geleise sowie durh sonstige außergewöhnliche Ereignisse ausfielen, unberüdcksihtigt geblieben. Aus diesen Gründen sind 192 Züge ganz und 567 Züge streckenweise ausgefallen, 606 Anschlüsse wurden verfehlt und 81 Züge erlitten Ver- spätungen.

Nag der im Reihs-Eisenbahnamt aufgestellten, |

in der Dritten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen ausshließlich Bayerns im Monat Mai d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Aus\cluß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeihnen: 8 Entgleisungen und 1 Zusammen- stoß auf freier Bahn, 13 Entgleisungen und § Zusammen- stöße in Stationen und 9 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kestelexplofionen und andere Er- eignisse beim Eisenbahnbetriebe, sofern bei lezteren Personen getödtet oder verlegt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar pet durch eigenes Verschulden, 108 Personen verunglüdckt, sowie 41 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 60 unerheblih beschädigt. Von den beförderten Reisenden wurden 1 getödtet und 2 verleßt, und Pier entfällt die Tödtung auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisen- bahn-Direktion zu Altona und je eine Verleßuag auf die Verwaltungsbezirke der Königlihen Eisenbahn-Direktion zu Magdeburg und zu Berlin; von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst wurden beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 23 ge- tödtet und 56 verlegt, von fremden Personen (einschließli der niht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 11 getödtet und 15 verlegt. Außerdem wurden bei Neben- beshäftigungen 6 Beamte verlegt. Von den sämmtlichen Unfällen beim Eisenbahnbetriebe entfallen auf A. Staats- bahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 30 901,24 km Betriebslänge und 801 245 056 geförderten Achsfilometern) 121 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Verwaltungsbezirke der König- lihen Eisenbahn - Direktionen zu Berlin (16), zu Köln (rechtsrheinish) (15) und zu Erfurt (14); verhältniß- mäßig, d. h. unter Berückfihtigung der geförderten Achs-

filometer und der im Betriebe gewesenen Längen, find auf den Großherzoglich Oberhessishen Eisenbahnen, im Verwaltungs: bezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Elberfeld und auf der Main-Nedckar-Eisenbahn die meisten Unfälle vorgekommen. B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Betriebslänge Se zusammen 1808,03 km Betriebslänge und 24 968 203 geförderten Achskilometern) 4 Fälle und uur auf die Werra-Eisenbahn und auf die Ostpreußische Südbahn je 1 Fall und auf die Hessische Ludwigs-Eisenbahn 2 Fälle. C. Rleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1658,73 km Betriebslänge und 11 222 486 geförderten Achsfilometern) kein Fall.

—- Pfändet der Gerichtsvollzieher bei der Zwangs- vollstredung Sachen, welche als unentbehrlice geseßlich der Pfändung nit unterworfen sind, in dem Frrthum, daß diese Sachen dem Schuldner ni&t unentbehrlih und deshalb pfändbar sind, so entbehrt nach einem Urtheil des Reichs- gerihts, IV. Strafsenats, vom 16. April d. J., deshalb niht seine Amtshandlung des Charakters der Reht- mäßigkeit. Der dadurch geshädigte Schuldner hat dagegen nur das Recht der Beschwerde an das Vollstreckungsgeriht, aber weder darf er dem Gerichtévollzieher durh Gewalt oder Bedrohung Widerstand entgegensezen, noch die gepfändeten Sachen eigenmächtig der Versirickdung entziehen.

Der Nr. 17 des „Armee-Verordnungs-Blattes“ ist in besonderer Anlage der Erlaß des Reichskanzlers vom 2%. Juni 1889, betreffend diejenigen höheren Lehranstalten, welche zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissenschast- lihe Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst beretigt sind, beigefügt.

Baden. Karlsruhe, 11, Juli. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog empfing heute Mittag den persishen Gesandten Mirza Reza Khan zur Entgegen- nahme seines Beglaubigungsschreibens. Der Gesandte wurde darauf auch von Jhrer Königlichen Hoheit der Gro ߧß- herzogin empfangen und später zur Hoftafel gezogen.

Badenweiler, 10. Juli. (Karlsr. Ztg.) Gestern Abend traf Se. Majestät der König von Rumänien, von Um- kir fommend, zum Kurgebrauch hier ein.

Hefen. Darmstadt, 12, Juli. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrih von Preußen, welcher anläßlich des gestrigen Geburtstages seiner Gemahlin hier eingetroffen war, ist mit der gesammten Großherzog- lihen Familie nah Seeheim an der Bergstraße über- gestedelt.

Anhalt. Dessau, 10. Juli. (Anh. St.- A.) Se. Hoheit der Erbprinz und Jhre Großherzoglihe Hoheit die Erb- prinzessin sind heute mit dem Gefolge zu kurzem Aufenthalt nah Ballenstedt abgereist. Jhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Mecklenburg - Streliz sind heute nah Neustreliß zurücfgekehrt.

Oefterreih-Ungarn. Wien, 11. Juli. (W. T. B.) Die österreihishe Delegation hat in ihrer heutigen Plenarsizung das Heeresbudget angenommen. Die ungarische Delegation seßte ihren gestern angenommenen Voranschlag endgültig fest.

Nachmittags um 5 Uhr fand in der Hofburg ein zweites Diner zu Ehren der Delegationsmitglieder statt, Abends 8!/, Uhr kehrte der Kaiser nah Zs{! zurü.

Der Großfürst Peter Nikolajewitsch ist heute Nach- mitiag hier eingetroffen und Abends nach Cettinje weitergereist. Der diesseitige Gesandte in Belgrad, Dr. Hengelmüller, ift heute hier eingetroffen.

Großbritannien und Frland. London, 11. Juli. (W. T. B.) Fm Unterhause theilte der Staatssekretär des Krieges Stanhope mit, das Heer der Derwische sei in Egypten eingedrungen. Die Stärke desselben werde auf 6000 Mann mit 800 Kamelen geschäßt. Gestern hätten die Derwische einen Marsh von 7 Vieilen gemacht und seien 3 Meilen südli von Abu Simbel, mithin 33 Meilen nördli von Wady Halfa, angelangt. Der Oberst Greenfell befinde sich in Affsuan, wohin Verstärkungen, unter denen sich au einige britishe Truppenabtheilungen befänden, abgegangen seien. Zur Verstärkung der Garnison in Ober:Egypten scien das Dorsethire-Regiment“ aus Malta und das „Yorkshire- Regiment“ aus Cypern zeitweise nah Egypten beor- dert worden. Gleichzeitig wird gemeldet, daß zwei Regimenter in Aldershot Befehl erbieiten, sich marschbereit zu machen, um nach Malta zum Ersay der dortigen nah Egypten beorderten Truppen abzugehen.

Der Parlaments-Deputirte Lord Charles Beresford hat sein Mandat niedergelegt. Derselbe beabsihtigt, sh um das Kommando eines Kriegsschiffes zu bewerben.

__— (Allg. Corr.) Großbritanniens Staats- einkünfte in der Zeit vom 1. April bis zum 6. d. M. beliefen sich auf 21244572 Pfd. Sterl. gegen 21 271 602 Pfd. Sterl. im entsprechenden Zeitraum des vorhergehenden Finanzjahres. Die Ausgaben in der gleichen Zeit betrugen 95 210538 Pfd. Sterl. gegen 26 413 995 Pfd. Sterl. in der Parallel-Periode von 1888/89.

Frankreich. Paris, 11. Juli. (W. T. B) Jm Sena! wurde heute die Generaldiéfussion über das Budget geschlossen. Hierauf folgte die Annahme des auf die Panama - Gesellschaft bezüglichen Gesetzentwurfs, jezoch unter Hinzufügungeines Artikels, sodaß der Entwurf nochmals an die De: putirtenkammer zurückgehen muß. Des Weiteren genehmigte der Senat bei der Einzelberathung mehrere Kapitel des Budgets, jedoch mit vershiedenen Abänderungen, welche ebenfalls eine Os Berathung dur die Deputirtenkammer erheischen werden.

Der Senats:Ausschuß zur Vorprüfung der Frage über die Gewährung des Wahlrechts zu den Handelskammern an Frauen hat sich, wie der „K. Z.“ mitgetheilt wird, gegen die Zulafsung von Frauen ausgesprochen.

Jn der Deputirtenkammer interpellirte Le Hérissé die Regierung wegen der angeblih jüngst in Angoulême vorgekommenen Verlegung der Geseße und der Verfassung. Der Minister des Jnnern, Confstans, erwiderte, er habe die Aufgabe, die Ordnung auf den Straßen aufrecht zu erhalten, und er werde sie unter steter Beobachtung der Geseßze aufrecht erhalten, so lange er im Amte sei. Die Regierung habe

das Recht, fich zu vertheidigen und werde sih vertheidigen. Die parlamentarische Jmmunität komme nit in Frage, sobald es fih um die Betretung auf frischer t bei Verübung eiues Verbrechens oder Vergehens handle. Laguerre äußerte sih in heftigster Weise über die Vorkommnisse in Angoulême, wurde deshalb zur Ordnung gerufen, fuhr aber gleihwohl fort, den obersten Staatsgerichtshof als eine Parodie auf die Justiz hinzustellen. Laguerre wurde darauf zum zweiten Male zur Ordnung gerufen mit dem Bemerken, daß der Ordnungsruf zu Protokoll genommen werden würde, ließ fih dadur aber nit abhalten, den Minister Constans aufs Neue zu beleidigen. Auf den Antrag des Kammer-Präsidenten Méline wurde Laguerre darauf das Wort entzogen, und, als Laguerre dessen ungeachtet auf der Rednertribüne blieb, _bedeckte der Kammer-Präsident Méline sein Haupt, verließ den Sizungssaal und ließ die Tribünen räumen. Um 4 Ühr 55 Minuten wurde die Sißzung wieder eröffnet. Der Präsident Méline erklärte Laguerre, welcher. in der Zwischenzeit die Rednertribüne nicht verlassen hatte, daß über ihn, wenn er bei dem bisherigen Benehmen bleibe, die Censur mit zeitweiliger Ausjchließung verhängt werden würde. Laguerre erwiderte darauf, in feiner Person sei vor einem Monat die parlamentarische Jmmunität verlezt worden, heute verlege nun auch die Kammer das Recht des freien Wortes; er werde sprehen. Präsident Méline befragte nunmehr die Kammer, und diese verhängte alsbald über Laguerre die Censur mit Aus schließung. Hierauf wurde die Sizgung geschloen. Jn der Erwartung, daß die um 51/, Uhr geschlo)ene Sitzung der Kammer nohmals wieder aufgenommen werden könnte, verblieb Laguerre im Sigungssaale und verließ ‘die Redner- tribüne, wo er Voîo gefaßt hatte, erst gegen 6 Uhr. Als er die Couloirs des Palais Bourbon durhschritt, um nah dem Ausëgang zu gelangen, wurde er dur die boulangistishen Deputirten und Journalisten lebhaft be- grüßt, während er von anderen Deputirten und Journalisten ausgezisht wurde. Laguerre bestieg mit Sufini und Le Hérifsé einen Wagen. Einige Personen riefen „Es lebe Laguerre“, doch wurden die Rufe dur Pfeifen und die Rufe „Jn's Wasser“ übertönt. Zwei Personen, welche sich weigerten, der Aufforderung zum Weitergehen zu folgen, wurden verhaftet. Man glaubt, Le Hérissé beabsichtige, si morgen aus der Kammer ausweisen zu lassen, und andere Boulangisten würden in den weiteren Sibungen ebenso ver- fahren, um in dieser Weise ferner Obstruktionen zu machen und eine Abstimmung über die Vortage der mehrfachen Kan: didaturen zu verhindern.

Dem „Journal des Débats“ zufolge würde die Anklage- fammer des oberftenStaatsgerihtshofes heute Abend Bes&luß faffen und Boulanger, Dillon und Rochefort unter der Anschuldigung,sihdes Verbrechens desAtten- tats shuldig gemacht zu haben, vor den obersten Gerichtshof verweisen, vorbehaltlich des besonderen Vorgehens gegen Boulanger allein, welhes etwa der General-Prokurator wegen Veruntreuung oder Unterschleifs öffentlicher Gelder anzustrengen gesonnen sein sollte.

Rußland und Polen. Warschau, 11. Zuli. (W. T.B.) Heute Mittag erfolgte auf dem Mokotowfelde in Anwesenheit des Generais Grafen Muîssin-Puschkin, als Vectreters des General-Gouverneurs Generals Gurfo, sowie aller höheren Offiziere, des Abgesandten des Kaisers Franz Joseph von Oester- reih und des stellvertretenden österreichischen Konsuls die feier- lihe Uebergabe der von dem Kaiser Franz Joseph seinem Kerholms chen Regiment verlichenen Fahnen- bänder. Nach der Weihe der Fahnenbänder, der ein Gottes- dienst vorausgegangen war, wurde vor der Front des Regi- ments ein Telegramm des Kaisers Alexander ver- lesen, welches mit stürmishen Hurrahs aufgenommen wurde. Hierauf wurden Hos auf den Kaiser Alexander, den Kaiser Franz Joseph und auf das Regiment ausgebracht.

Griechenland. Athen, 11. Juli. (W. T. B.) Die griehishen Blätter fordern die Kretenser eindringlichft auf, ihre unfruchtbare Agitation aufzugeben. Griechen- land wünsche sehnlihst Frieden.

Zeitungsftimmen.

Die „Mecklenburgishen Nachrichten“ über Kapitalanlagen:

„Die im vergangenen Iabre gegen deuts&e Kapitalanlagen in russischen Wertben ergangenen Warnungen waren erfreuliwer Wei!e nit obne Erfolg geblieben. Aus den Beridten verschiedener Hardels- fammern ift crsidtli6, daß unser deutiches Publikum sich seines Besitstardes an russisten Papieren in recht erbeblibem Umfang ent- äußert bat und weiteren Neuanlagen gegenüter fehr zurückbaltend geblieben ist. Der seit dem Sommer v. F. erbeblich ge- fteigerte und seitdem auf seiner Höbe künstlih erhaltene Rubelcours scheint jedo bie wud da die Meinung hervorgerufen zu baben, daß die früLeren Eründe für die Abstoßung russisher Werthe nit mebr oder do nit mebr im früberen Umfange beständen, zumal aus Börsenkreisen die verschiedensten Mittel aufgeboten werden, um das Publikum zu verbindern, den jezigen unberehtigt boben Rubelcours zur Entäußerung des noch vorhandenen Besites an russisheu Papteren zu benugen.

Es kann nit dringend genug tavor gewarnt werden, fh tur die Operationen der Börse nicht von Neuem in eine Vertrauen®?- seligkeit einlullea zu lafsen, wel(e russiswen Papieren gegenüber nicht mebr gerechtfertigt ift. Soeben sind einige größere Barkinstitut- damit beschäftigt, russise Prioritäten, welhe bieher 5 9/0 Zinsen trugen, in vierprozentige zu verwandeln (zu „konvertiren“, pie der tehniiche AusdruÈck der Börse lautet). Die betreffenden russiscen Ci!enbahn-Gesellsha?ten baben diese ihre fünfvrozentigen Prioritäten gekündigt uvd deren Einlösung mittelst Baarzablung des Nominai- betrages angeboten, gleichzeitig aber neue vierprozentige Obligationen zum Umtausch geaen die bisberigen fünfvrozentigen dem deutshe: Publikum anbieten lassen.

Ss stebt zu hoffen, daß die deutschen Kapitalisten auf dieses le8- tere Anerbieten um fo weniger eingehen, als bei dem jegigen sowohl wie bei dem Ffünftig zu gewärtigenden Coursitande dieser Obligationen cine Verzirsung von 49% für ein fremdes, be- deutenden Schwankungen und der Unsiherbeit der Verzinsung in Kriegszeiten ausgescßtes Papier ribt mehr als genügend angesehen werden fann. Es ift im deutscen Interefse dringend gt" boten, soviel deuts{es Kapital als mêglid aus Rußland berauszu- ziehen. Deutsche Besizer russisher Obligationen aller Art werder daher in ibren cigensten Interesse sich sowobl jeyt als au bei aller fünftigen Konvertirungen rufsisder Papiere von diesen fern halten und den angebotenen baaren Nominalbetrag annehmen, zumal se dabei zurn Theil ein gutes Gesäft machen.

Für Kundige vnterlieat es kaum einem Zweifel, daß in nid: ferner Zeit die russischen Werthe abermals cinen beträhtlichen Rüd- gang erleiden werden. Abgesehen davon, daß die kürstlihen Mittel,

schreiben

mit denen die Börse arbeitet, auf die Daucr niht aufreHt zu erhalten sind, so sind es namentlich die russis&en Ernte- aussihten , welhe hierbei bestimmend Play greifen. Rußland fteht Angesibts der Dürre dieses Sommers vor einer Mißernte, und eine ungünstige Aenderung seiner Handelsbilanz is mebr als wahrs(einlih. Um so ernster tritt an die deutshen Besiger russischer Papiere die Mabnung, den jetzigen noch unverbältnißmäßig bobe Coursftand zum Verkauf der leßteren zu benußen. Die Gelegenheit dürfte ih schwerlih so bald und so günstig wieder darbieten.“

Ueber die Einführung der Verwaltungsreform- Geseze in der Provinz Posen schreibt die „Magde- burgishe Zeitung“:

„Ziemlih genau jo, wie bis 1872 in den übrigen Provinzen, liegen hinsiétlih der allgemeinen Staatsverwaltungs- Angelegenheiten und der Bebördenorganifatien die Dinge noch heute in Posen und erít das neue Gesez wird diese Provinz nah dieser Hinfibt auf den Standvunkt bringen, welchen alle anderen Provinzen des preußischen Staats seit 1872 erreiht haben. Und dies ift von ganz wesent- liber Bedeutung für die staatsbürgerlibe Rechtsstelung der Provinzial-Eingesessenen. Denn es sind ihnen alle Rechtsfkautelen und Rechtsbebelfe nunmehr gegeben, welde das Zuständigkeitsgeseß vom 30. Iuli 1883 überbaupt vorsieht; es wird also namentli die NVerwaltungsgeritébarkeit nunmehr für Posen in allen den Fällen Plas greifen, in denen sie aub anderwärts zugelaffen ift, und es wird bierdurchd auf den versbiedensten Gebieten, infoaderbeit abec auf dem Gebiet des kommunalen Abgabewesens (Stadt- wie Land- gemeinde- und Kreis- wie Provinzialabgabewesen) und der Polizeiverraltung (sowobl der Sicerbeits- wie der Weges, Wasser-, Deich-, Fischerei-, Jagd-, Gewerbe- und Baupolizei, sowie des PolizeiverordnungêreŸts), ferner des Armen- und Scul- wesens u. #. w. die volle politish2 Glei&stellung der Untertbanen der Krone, welche in Posen leben, mit denen der anderen Provinzen bewirkt. Das biermit verbundene Bewußtsein der Gleihbebandlung mit den übrigen Provinzen des Staats ift unseres Eratcns die wiétigste Frucht, welde dieses Gesetz zeitigen muß, und cs bedarf feiner Ausführung, welche Bedeutung dieses Bew:5tsein für die Be- s des Staatsgedankens gerade in der Provinz Pofen hab?n 0 P Voll und unbeschränkt wird das Landesverwaltungsgefeß ein- geführt, und vom Zuftändigkeitsaesey bleiben nur zwei Paragraphen (8. 5 und 6) in Posen uneingeführt. Freilich fird einige Abweichungen binsitlih der Zuziehung der Laien zu den Selbstverwaltungtkollegien

egeben, aber ein verständiaer Sinn wuß do anerkennen, daß die- Fetben nit das Wesen der Orgarisation, sondern nur Mcedalitäten ibrer Verwüklihung treffen; und wenn ferner der Provinz Posen die Kreitordnung von 1872 noÞ& vorentkalten geblieben ifft, au die ftändis&te Vertretung im Provinzial-Landtage roch beibebalten ist, so kann doc auch bierin nit ein Mangel gefunden werden, durch dessen Vorhandensein der Wertb des Gescyes irgendwie beeinträchtigt oder gar aufgeboben würde. Denn zweifellos kann fib fommunales Leben nach wie vor in dem Rakmen der ständiscen Kreis- wie Provinzialvertretung bewegen, und es ift die Entwicklung diefer Ber- bâltnifie doc feincêwegs endgültig abgeschioïsen ; vielmehr hat der Minister des Innern roc in der Kommission des Aboeordnetenbauses (Drudtfache Nr. 133) auêdrüdlic und mit einem gewissen Na&druck erftlärt, daß die Einführung der Kreis- und Provinzialordnung der ses östlichen Provinzen auch in Posen von der Staatsregierurg als wünschcns- und erftreberêwerth betrachtet werde, die Verwirklibung ader doŸ no der Zukunft überlassen bleiben müfle. Es klingt dur diefe Ertlärung tie Mahnung an die Poler kirdurch, dech erst dur die That und in Ausführung des neren Gesetes zu beweisen. daß sie zu unparteiisher Führung der Selbstverwaltung befähigt feien und daß ibren nach Erbringung dieses Beweises auc die Kreitordnung werden solle. Weiter ift zu bedenken, daß das Feblen dcs ebreramtlicen Po! izeiverwalters, d. b. des Amtsvorstebers, sih doc am Ende nicht gar so weit unterscheidet von dem Zustand der Westprovinzen, in denen der Amtmann, alfo gleich dem Distriktekommifsar ein Staats- beamter, die Ortspolizei leitet; wie jz überhaupt gerade in ter Gestaltung der Lokalpoli:eiverwaltung die crößte Verschiedenheit in den neuen Kreifordnungen der versiederen Provinzen Eberrscht und diese Frage stets als eine lokalretlice, d. h. von der Verschiedenheit der thatiäWlihen Zustände jeder Provinz abhängige behandelt

worden ift.

Weiter ist aber die Wittigkeit des Geseßes naŸ der allgemeinen staatsrechtlichen Seite desselben eine ganz erbeblihe. Denn dur dasselbe wird der Abs{chluß in die Behördenorganisation gebracht, die bisher der Einheit im ganzen Staats3gebiet entbehrte. Die große politishe Ve- deutung der Einheit der Bebördenorganisation und somit der Repräsentanz der Staatsgewalt fkann nur Derjenige wver- kennen, dem jedes Verständniß für die Verwaltung und ihre ftaatserbaltende Kraft abgeht Ganz besonders muß aber darauf bingewizsen werden, daß das Geseg die Zuständizkeit des Ober-Verwaltungêgerihts auch für Posen cinführt. Damit wird auch focmell die Einheit der Verwaltungsrehtsprehung im ganzen Staat herbeigeführt, und dieser Gerihtshof wird nun erst, was er seiner Natur und Bestimmung nah überhaupt sein soll, eimn Hort. und Regulator des öffentlihen Rechts für ganz Preußzn und für alle Preußen ohne Ausnahme.“

Auch auf gegnerischer Seite kommt jest die Bedeutung des Fnvaliditäts- und Altersversicherungs2geseßes zur Anerkennung, wie die „National - Zeitung“ mit folgenden Worten ausführt:

„Die Angriffe gegen das Invaliditäts- und Altersversierungs- gesey ricteten sich u. A. auch gegen die Niedrigkeit der Rente. ie jolite zum Leben zu wenig und zum Sterber zu viel sein, wie ein oft gehörter Ausspruch lautete, und man ebenso billiger als frivoler Spott über diese „Rentner“ war in den fortschrittlihen Blättern zu lesen. Dem gegenüber ist eine Aeußerung des Abg, Hitze vom Centrum, welche derselbe in einem Düfßeldorfer Verein gethan, von großem Interesse. Er bemerkte: „Die Invalidenrente ift wirkli eine Wohlthat für den Arbeiter. Wenn ein alter Vater eine Rente von 200 bis 450 # zu bekommen bat, wird er den Kindern schr will- kommen sein. Sie werden sib darum s6lagen, wer ihn zuerst zu si nehmen soll. Füc den alleinstehenden Mann ift es ja gewiß zu wenig, es ift ein Bettelgeld, aber er wird doch anders an- gesehen, als wenn er gar nihts hat.“ Hr. Hige hat selbst gegen das Gesey gestimmt und auch jezt noch zahlreiche Ausftelungen daran zu machen, aber er ift ein Mann, der die Arbeiterverbältnifse kennt und sh berufsmäßig mit ihnen beschäftigt. Sein Zeugniß über das, was man wobl als die Hauptsache des ganzen Gesetzes bezeichnen darf, ist daber von bedeutendem Gewicht. Es deckt fih vollfiäadig mit dem, was au die Freunde des Gesetzes über die Wokltbaten dieser, wenn auch besceidinen Renten geltend machten.“

_ Ueber die Stellung der Freisinnigen zur Jnnungs- frage shreibt die „Deutsche volkswirthschaftliche Correspondenz“: „Tür den Handwerker _ ist die Vereinigung der Fabgenoîsen die unentbehrlihe Lebensluft. Ohne sie kann er fein geah- teter Kleinmeister sein und in seiner bescheidenen, gleiwwohl aber verantwortungsvollen Lebensstellung keinen sittlihen Halt haben ; ohne fie kann es feine Lehrlinge und feine Gesellen im handwerkerlihen Sinne geben; obne sie kann der schwache, unzähligen widerstrebenden Einflüfsen preisgegebene Einzelne keinen Rücktalt besißen ; obne sie endlih kann auch die Zeitftrömung nicht die ihr gemäßen Formen innerhalb des Handwerkerstandes entwidckeln. Die Genossenschaft ist bisher nach feiner ihrer verschiedenen Formen bin zur Anwendung im handwerkerlihen Betriebe gekommen, einfah weil es keine kräfti- gen, leistungsfähigen Innungen gab.

Anstatt sich nun aber mit diesem Gesihtspunkt zu befreunden und denselben ohne weitere Hintergedanken hinzunehmen, glaubt man leider auf freißändlerish-fort\ chrittliter Seite hon genug gethan zu

baben, wenn man sich das Innungsgeseß abringen lies, behält im Uebrigen aber den alten negirenden Standpunkt bei. Haben wir au keine Veranlassung, jene Partei auf die Verlufte aufmerksam zu machen, welche ihr durch eine derartige Handlungsweise ibrer An- führer und deren Leibjournale zugefügt werden, so muß #ch do jeder ferner Stebende unwillkürlih wundern, daf man in jenen Kreisen ungeachtet der Warnungen, die doch aus dem Umstande si ergeben müßten, daß die Sozialdemokratie vielfa einen Rüdckbalt an den Kleinmeistern und Hantwerksgefellen besißt, fortfährt, die Leßteren einfa als „Arbäter“ zu betrahten und zu bezeihnen, sie also mit den Tagelöhnern in einen Topf zu werfen, anstatt jederzeit den ge- waltigen moralischen Faktor zu betonen, den das Standesbewußtsein gerade bei dieser untersten Klasse des bürgerlihen Mittelstandes bildet.

Jedenfalls ist es sehr bedauerlih, daß man si auf fortschritt- lier Seite immer noch nit von alten Vorurtheilen loszurcißen vermag, obwohl die handwerkerlide Fabgenossensbaft etwas fo Urdeutshes und Naturwüchsiges ist, wie nur irgend etwas, und obwohl der jet so sehr in den Vordergrund gedrängte Gedanke der Selbft- verwaltung in solchen Fadbgenossenschaften einen so überaus ftarfken und zjeitgemäßen Ausdruck finden fann. Man sollte si endli über- zeugen, daß doch Niemand zu ten Zuständen in der Zeit der Be- jeitigunz des alten Zunftwesens zurücckfehren will, und daß diesz damaligen Zustände, in einer nach allen Seiten hin fo gedrüdckten und unentwidelten Zeit, do nit für das ganze Innungêwefen und am wenigsten für die beutigen Strömungen typisch gemat werden ônnen !“

Kunft und Wissenschaft.

Der Professor an der biesigen Universität, Dr. Wilbelm Wattenbat, bekannt als Verfaffer eines vorzügliten Werkes über die deutshzn Ges&ibttquellen des Mittelalters, feiert am 92. September d. Æ. seinen 70. Geburtstag. In biesigen Uni- versitätsfreisen werden {on jeßt für diesen Tag besondere Hul- digungen geplant. Das Königliwe bistorishe Seminar der Universität bat bes&lofsen, -dem bedeutenden Geschihtsforsber in einer fünst- leris§ autgefübrten Adresse seine Glückwünsdhe zu diesem Festtage auszudrüden.

Für cine Forschungsfabrt in den Atlantis®en Dzean, welce Geheimer Ratb Profeffor Dr. Hensen dieser Tage unternehmen wird, ist der Kieler Dampfer „National“ ge{artert worden. Der Damvfer ist so eingerihtet worden, daß den Mitgliedern der Erpedition die Erfüllung ibrer wifenshaftliden Aufgabe möglichft erleihtert wird. Der „National“ wird zunäbst nab der Südkütte Grönlands dampfen, dow wird dort nit gelandet, die erste Landurg erfolgt bei den Ber- mudaë-Infeln.

In der Jahresversammlung der Verbindung für bistorisde Kunft, wel&e vor einigen Tagen in Karlêrube ftatt- fand, ist bes{lofen werden, Hrn. F. Keller daselbst den Auftrag zur Ausführung eines Gemäldes auf Grund der vorliegenden Skizze zu geben, welches eine Verherrlichung Kai!er Friedrih's II[. darstellen foll.

Land- und Forstwirthschaft. Die Erdbeerkultur, welde in Folge ihres lobnenden Ertrags längst die Grenzen der bloßen Liebbaberei von Gartenbesizern überschritten und dur den encrmen Bedarf an Tafel- und Konserven- früdten d zum Anbau in großen Mafsen emporgeschwungen bat, bildet zur Zeit aub einen wesentlichen Kulturzweig vieler landwirtb» \chaftliben Betriebe. Dieser Aufs&wung findet seine Erklärung in der seit Iabren erzielter Vervollkommnung der Sorten und den ver- befserten Eigenschaften, welche die Erdbeerfrüchte zum Versandt und der vielseitigsten Verwendung geeignet machen. Außer dem Verbrau der Tafelfrücbte werden von den deuticen Konjervenfabriken jährli enorme Quantitäten ¿zum Einlegen, zu Gelée, Erdbeerwein und dergleichen verwendet. Nur einzelne Sorten sind es jedov, welche alle diejenigen Eigensäaften auf ih vereinigen, die man von einer Erdbeerfrucht , egenwärtig verlongt. An der Spitze dieser Sorten stebt seit vielen Jahren die Sorte „König Albert von Sabhsen*, welhe wegen ibres Woblgeshmacks und ihrer Trag- Farfeit zu den besten Tafelfrühten zu zählen ift und die ibren ehrenvollen Namen woblverdient trägt. Zum Einlegen werden vorzugéweise die „Weiße Ananas“ begehrt, während man für Torten den kleinfrübtigen oder Monats-Erdbeeren den Vorzug giebt. Unter ten Neubeiten deutsher Züctungen ist seit Jabren noch die „Teutonia* aufcetreten, welche an früher NReifezeit allen anderen Sorten vorangeßt und dethalb meiït gut bezablt wird. Als be- sonders reihtragend find noch zu erwäbnen die Sorten: „Marguerite“, früh, „ornement de table“, mittelfrüh, und „Rosetery maxima“, ivat reifend. Eine vielbeklagte Untugend aller bisher exiftirenden Erdbeersorten it jedoch die, daß ifre Ertragéfäbigkeit und Frucktgröße meist nah dem dritten Jabre nablassen und nch dann die vollständige Neuanlage einer Erdbeerpflanzung stets erforderli mat. Diese Untugend zu beseitigen, ift gegenwärtig durch eine Sorte erreiht worden, wel&e dur die Firma Goos & Koecnemarn in Nicderwalluf a. Rh. erst dieses Jahr in den Handel kommt. Diese Sorte, genannt „Walluf“, ist keine zufällige Neuheit, sondern seit sieben Jahren erprobt. Dieselbe vereinigt rben einem feinen weinsäuerlihen und aromatischen Woblgeshmack alle diejenigen Eigenschaften in sich, welwe man überbaupt von einer Erdbeersorte fordern kann. Die s{öônen aroßen Frückbte, welhe fih in überraschend reiher Anzahl an einem Fruchtstengel befinden, find von lenhtend fkarminrotber Farbe, das Fleisch ift fest und zum Robgenuß sowohl als zu allen Arten Konserven, Wein- und Geléebereitung vortrefflid geeignet. Die:e Sorte hat, neben dem Anbau vieler anderer Scrten, jährli das doppelte Quantum Früchte geliefert, und ift somit eine Bodenrente dadur erzielt worden, welhe bisher von der Erdbeer- fultur kaum erwartet wurde. Ganz besonders aber verdient dicse Sorte den Verzug vor allen biéherigen Sorten durch die äußerst werthvolle Eigenschaft, daß ih Arpflanzungen derselben viele Jahre bindurch in gleich reiher Tragbarkeit und vollkommener Ausbildung der Früdte erbalten baben, wodur si Las stets wieder mit neuen Unkosten verbundene Umpflanzen der Erdbeeren auf eine lange Reibe von Jahren unnôtbig macht. Des Ferneren seien als besonders werthvolleErdbeerforten zum Schluß noch die Monatserdbeeren, mit und ohne Ranken erwähnt. Zur Erzielung vieler und vollkommener Früchte sei noch errähnt, daß der Boden für Erdbeeren wohl nahrhaft, jedoch nicht zu stark gedüng! sein darf, da sich im legteren Falle zahlreiche Blätter meist auf Kosten der Vlütbenstengel entwideln. Sehr zuträgli® für die Fruchtbarkeit der Erdbeerpflanzen ist Hingegen, wenn die Veete mit kurzem verrottetem Dünger oder äbnliwdem Material obenauf bededt werden, wodur eine gleichmäßige Feuchtigkeit des Bodens erzielt und andererseits die Früchte vor dem Beshmuten geschüßt werden. Eine derartige Bodendecke genügt auch vollfiändig für die gefahrlose Ueberwinterung der Pflanzen, wäh- rend das vielfah gebräuchliche vollständige Zudeden der Erdbeeren- stôe im Winter dieselben leiht ausfaulen läßt und gegen späte Früb- jahrsfröste widerstandélos maht. Des Weiteren hängt der Ertrag meist mit von der Verwendung kräftiger Pflanzen ab und liefern solche, selbst im Frühjahre gepflanzt, noch im selben Jahre recht \hône und vollkommene Früchte, während g ene: Reservestoff- und wurzelarme Pflanzen bei He:bft- sowobl als Frübjahrspflanzungen nur fümmerlih vegetiren und nie den erwarteten Fruchtertrag zu liefern im Stande sind. Man vermeide somit ftets Pflanzen aus alten Erdbeerbeeten zur Anlage von Neupflanzungen zu verwenden. Bezüg- lid des Bodens sind fast alle Erdbeersorten nit besonders ansprus- voll und gedeciben in den verschiedensten Bodenarten ftets dann, wenn die erwähnte Decke dur rerrotteten Dünger gegeben wurde, wodur auc das öôftere Angießen und das Festwerden des Bodens zum Vor- ibeil der Vflanzung vermieden wird.

Gewerbe und Handel.

Das provisorische Ausführungs-Reglement zu dem neuen

spanischen Alkoholgesezge vom 21. v. Mts. schreibt in Art. 247 vor, daß Ladungen oder Sendungen von Aikohol, welhe vom Auslande herrühren oder mittels Kabotage von einem Punkte der Halbinsel nach einem anderen übergeführt werden, mit einem Ursprungszeugniß (manifiesto de origen) zu versehen find. : Mit Bezug hierauf hat die General - Zolldirektion durch ein in Nr. 931 des „Eco de las aduanes“ vom 7. d. M. abgedrucktes Cirkular die spanishen Konsuln angewiesen, sorgfältig darauf zu achten, daß in den Manifesten der Schiffe mit Ladungen von Branntwein, Alkohol oder spirituosen Getränken, mit aller Klarheit an- gegeben werde: die Anzahl der Stüdcke (bultos), das Gewicht derselben, die Anzahl der Liter Branntwein, Alkohol oder spirituoser Getränke, die sie enthalten, sowie die Graduation der Flüssigkeit, die in jedem Behälter (envase) enthalten ift.

Das foeten im Verlage der Buchhandlung Georg Reimer in Berlin erschienene „Handbuch für die deutshe Handels- Marine auf das Jahr 1889“ hat folgenden Inhalt:

Rei8-

1. Verzeichniß der auf die Seeschiffahrt bezüglichen Gesetze, -Verordnungen u. f. w.

11. Verzeichniß der im Deutschen Reich amtlid oder im amt- lihen Auftrage berau8gegebenen, auss@ließlich auf die Seeschiffahrti bezügliden Bücher, Zeitschriften und Karten.

111, Verzeichniß derjenigen auswärtigen Staaten, mit denen vom Deutschen Reich, vom früberen Norddeutswen Bund, vom frü- beren Deutschen Zoll- und Handelsverein und von einzelnen deutschen Bundesstaaten Verträge über die Auslieferung desertirter Matrosen abgeslofen sind, nebst Bezeibnung dieser Verträge.

_IV. Verzeichnisse von Scebebörden innerbalb des Bundesgebietes. A Der Reih8-Insvektor für die Beaufsibtigung des Seesteuermanns8- und Seescbiffer-Prüfung8wesens und die Kommi!sionen für die Prü- fung der Seesteuerleute und Seesbiffer. B. Die Reibs-Insvektoren für die Beaufsichtigung des Mascbinisten-Prüfung#wesens und die Kommissionen für die Prüfung der Mastinisten auf Seedamv?f- \ciffen. C. Verzeichniß der zur Ausfertigung der Befähigungs-Zeug- nisse für Seesciffer, Seesteuerleute und Secdampfichif#-Ma!?cinisten zuitändigen Landesbebörden. D. Verzeichniß des auf Grund des S8. 4 der Verordnung vom 26. Dezember 1875 (Reichs-Geseßblatt Seite 385) beiellten Persorals der Deutschen Seewarte. E. Diez Schiffsregisters Behörden. F. Bebörden für - die Vermefsung der Kauffahrtei!ciffe. (G. Die Seemannsâmter und die denselben vorgeseßten Landesbebörden. H. Die Strandbebörden. J. Behörden für die Untersuwung von Seeunfällen.

V. Verzeichriß der deutschen Konsulate, na der alphabetishen R eibefolge der Staaten und innerhalb jedes Staates na der alpha- betishen Reibéfolae der Amtésize geordnet, nebît aiphabetishem Regiiter der Amtesig?e. A. Verzeiniß der deutswen Konsulate (ab- geschlossen im Mai 1889). B. Aipbabetisches Register der Orte, an denen die Konsularbebörden ibren Siß baben.

V1. Verzeichniß der von Seiten des Deutschen Reichs anerkannten Konsular-Beamten fremder Staaten in Deutschland (abges@loffen im Mai 18383)

VII. Alvhabetishes Verzeichniß der deutshen Kauffahrteiswife nach dem Bestande am 1. Ianuar 18389.

VIII. Alphbabetishes Verzeichniß der deutschen Damvyfschiffe nah derz Bestande am 1. Januar 1389.

IX. Verzeichniß von deutsben Kauffabrteisbiffen, welchen auf Grund des S. 16 des Gesetzes, betreffend die Nationalität der Kauf- fabrteishife und ibre Befugniß zur Führung der Bundesflagge, vom 25. Oktober 1867 (Bundes-Gesetzblatt Seite 35) von den Kaifer- li deutichen Konsularbebörden Flaggenatteste ertheilt worden sind.

X. Alphabetiïche Lifte der deutshen Heimatbshäfen mit Be- s der Sciffsregister-Bebörden, in deren Bezirk die Häfen iegen.

X]. Statistisde ÜUebersi&ten. A. Bestand der deutschen Kaufs» fabrteishife. B. Uebersiht der Seereisen deutsber Schiffe zwisben außerdeutsben Häfen in den Jahren 1875, 1885 und 1887, C. See- verkehr in den deutsGen Hafenpläßen für die Iabre 1875, 1885 und 1887, D Na&weis über die in den Iahbrcn 1885, 1836 und 1887 verunglückten deutsben Seeschiffe. E. Uebersicht der Sciff8unfälle an der deutshen Küste während der Jahre 1886, 1887 und 1888.

Das unter VII. aufgeführte Verzeichniß giebt für jedes einzelne Stif ar:

1) Das Urterscheidung8-Signal,

2) Den Namen.

3) Den Heimatbsbafen.

4) Die Gattung (Bauart), insbesondere: ob Râder- oder Schrauben-Dampfschifff ; b. bei die Takelage und die Form des Schiffskörpers na der landesüblihen Benennung.

5) Den Bratto-Raumgehalt in Kubikmetern den Netto-Raum- gehalt in Kubikmetern und in britishen Register-To7s auf Grund der Vermessung nah der Stiffsverm:ssungs-Ordnung vom 5. Juli 1872 (Reis-Gesetblatt Seite 270); infoweit eine sol@e Vermesung noch rit stattgefunden hat, iît dies erkennbar gemat.

6) Die Maschinerkraft der Dampfschiffe ausscließlic in indizirten Pferdeftärken.

7) Das Jahr der Erbauung, d. b. das Jahr, in welhem das Scifff zuerst vom Stapel gelaufen ist; erforderliden Falles au das Fabr eines etwa vorgenommenen neuen Aufbaues.

8) Das Hauptmaterial, aus welhem das S&if erbaut ift, ob: a. von Eisen beziehung8weise Stabl, b. von Holz, und ¿war : aa. von bartem (z. B. Eichen-, Teak-) Holz, bb. von weichem (z. B. Föhren-) Holz.

9) Die Verbolzung; ob das Schiff verbolzt ist mit: a. Bolzen von Kupfer oder von irgend einer Kuvferlegirung (Mungmetall, Metall in engerem Sinne), b. Bolzen aus verzinktem (gaivanisirtem) Eisen, e. Bolzen aus unverzinktem Eisen.

10) Den Bej¡lag; ob der âußere Schiffsboden beschlagen ift mit: a. Platten von Kupfer oder von irgend einer Kupferlegirung (Muntzmetall, Metall in enaerem Sinne), b, Zinkplatten. _ 11) Die Zabl der Sthiffé-(Bor-)Chronometer, Schiff führt. 12) Den Namen und Wobnort des Rbeders. Bei getbeiltem Eigenthum den Namen und Wohnort des Korresvpondent-Rbeders.

13) Den Namen und Wobnort des Sthiffers (Schiffsfübrers, Kavitäns).

14) Die Zabl der regelmäßigen Besazung, eins&ließlih des Schiffers (Schiffsführers, Kapitäns), sowie des ärztli§zen, Maschinen-, Verwaltunas- und Dienstpersonals.

Das Verzeichniß ist nah dem Namen der St®ife alphabetisch eordnet. Schiffe gleihen Namens sind nab der alphabetischen Reihefolge ibrer Heimathshäfen aufgeführt. Kennt man daher den Namen, beziehungsweise den Namen und den Heimatbskbafen eines Schiffes, so wird man das Unterscheidungésignal, die Ladungsfäßig- keit, den Namen und Wohnort des Rhbeders und Schiffers, sowie die sonstigen Angaben über das Schiff dem Verzeichnisse leiht ent- nehmen fönnen.

Die bezeibnete alphabetishe Anordnung fowie die größere Zahl und Reichhaltigkeit der Angaben über jedes cinzelne Schif untersbeiden das Verzeichniß von der als Anhang zum internationalen Signalbuhe herausgegebenen S{hiffsliste. Die leztere weist die Schiffe nach der systematischen Reibe- folge ihrer Unterscheidungs - Signale nah und beschränkt n, unter Beibehaltung des Shemas der britischen beziehungsweise franzôsiiben SignalbuW-Sciffeliste, auf die Angabe des Unter- \ceidung8fignals, des Namens, des Heimatbshafens, der Ladungs- fähigkeit und der Mastinenkraft des einzelnen Schiffes. Während die Signalbuh-Shiffsliste dahet vorzugsweise den Signalisirungs-

Kauffabriei-

bei Dampfschiffen, egels@ifen die durch bestimmte Gattung

a, - Sa

welche das