1868 / 240 p. 13 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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in Vollzug, er hat Gencral-Vollmacht vom Landtage, und voll- !

zieht alle ständischen Urkunden, er präsidirt der ständischen Feuer-Societäts-Dircction, der Sparkassen - Direction, dem Ku- ratoriuum der Kommunalständischen Bank, dem Waisenhaus- Kuratorium, der Landarmen - Direction, bei welcher er zugleich als Staats-Kommissarius fungirt und der Direction des Pen- sions-Zuschuß-Fonds für emeritirte evangelische Geistliche, so wie dem Kuratorium des Seminars und des Waisenhauses. Er ist Mitdirektor der General-Direction des Lausizer Credit- Instituts und Vorsitzender der Görlißec Bezirks-Direction der- selben. Er leitet das gesammte Kassen- und Rechnungswesen und vertritt in schleunigen Fällen den Landtag, sofern die Di- rektorial-Deputation resp. die größere Ausfchuß-Versammlung, welche zur Vertretung des Landtags berufen und vom Land- tage aus seiner Mitte gewählt sind, nicht zeitig genug hat convocirt werden können. Jn Abwesenheitsfällen vertritt den Lande®Lältesten der ebenfalls aus der Mitte der Stände gewählte Landesbestallte der Oberlausiß, welchem übrigens verfassung®- mäßig die Brotokollführung bei dem Landtage und eine Mit- wirkung bei Abfassung der ständischen Beschlüsse obliegt. Als Kommissarius des Staates für die Angelegenheiten der Stände fungirt der Königliche Ober - Präsident der Provinz Schlesien, soweit nit für einzelne Institute besondere Kommissarien be- stellt find. Das ständische Kassen- und Rechnungswesen, so wie die Bürecau-Geschäfte werden von dem in 2 Abtheilungen zer- fallenden, mit dem nöthigen Beamten-Personal versehenen stän- dischen Landsteuer-Amte bearbeitet, das in diesen Angelegenheiten die Korrespondenz selbst führt und mit den Befugnissen König- licher Kassen ausgestattet is, woneben nur noch die Kommu- nalständishe Bank eine völlig getrennte Verwaltung hat. Als juristisher Beirath steht dem Lande®ältesten der Land-Syndikus zur Seite, welcher zugleich Vorstand der I. Abtheilung des Land- steuer-Amtes ist.

Zur rheinishen Provinzial-Geschichte.

Der Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlande über- reichte der Universität Bonn zu ihrem Jubiläum die von Or. Varrentrapp verfaßte Schrift: »Beiträge zur Geschichte der O Universität Bonne, Vonn 1868, bei A. Mar- cu 4 40,

Der Verfasser will durch seine Schrift das Material zu einer Geschichte der Universität zusammenbringen und fie nur als Einleitung betrachtet wissen. Wir entnehmen derselben nachstehende Mittheilungen:

Unter Max Friedrich von König®8egg (1761—1784) machte sich in Kurköln, gleihwie in anderen geistlichen Territorien, die Rückwirkung der Zeit Königs Friedrich 11. und Kaisers Joseph 11. durch mehrfache Reformen bemerkbar. Das Haupt- augenmerk wandte man auf das einer gründlichen Revision bedürftige Erziehungswesen. In Bonn war der Gymnasial- Unterriht seit dem Jahre 1673 in den Händen der Jesuiten. Nah Aufhebung des Ordens derselben beschloß die kurfürstlihe Regierung , ihre Güter zur Hebung des Unterrichts zu verwenden und im September 1774 wurden, nach- dem s{hon Clemens August (1723—1761) in Bonn Lehrstühle für Jurisprudenz und Philosophie errichtet hatte, einige Lehrer aus allen Fakultäten bei dem Bonner Gymnasium angestellt und im Jahre 1777 dasselbe zu einer Akademie erhoben. Der hervorragendste der ersten Lehrer dieser ncuen Anstalt war der Minorit Philipp Hedderich, Lehrer des Kirchenrechts. Neben ihm standen U. A.: in der theologischen Fakultät Justinian Schall- meyer, in der philosophischen Elias van der Süren und IJoch- maring, in der medizinischen Franz Wilhelm Kauhlen, der alle medizinischen Wissenschaften vertrat, in der juristischen, der Hedderich selbs angehörte, Peter Dünwald und Joseph Vitalian Lomberg. Als Anhänger febronianischer Ideen trat Hedderich alsbald in Opposition zum römischen Stuhle und gab der be- nahbarten Universität Köln mannichfachen Anstoß, der noch vergrößert wurde, als die Kurfürstliche Regierung im Jahre 1783 die einzelnen Mönchsklöster ihres Territoriums aufforderte, zwei würdige und fähige Geistliche ihres Klosters zu Lehrern in Borschlag zu bringen und dieselben auf ihre Kosten zu unter- halten, »oder aber für Unterhalt der anstatt derselben anzustellen- den Lehrer zu einem Beitrag sich gehorsamst zu erklären. « Auch die Nonnenlklöster sollten si zu einer Unterstühung der Akademie bereit erklären. Der Kölner Magistrat, der sich hierüber bescthwerdend an den Kaiser gewandt, wurde abgewiesen, nur der Papst wollte die Anordnungen der Kurfürstlichen Re ierung nicht gut heißen. Den Klöstern werde eine unbillige Last aufgebürdet und vor allem sei, solle er die Akademie bestätigen, Hedderich zu cntfer- nen. Dem Ansinnen des Papstes wurde nicht nachgegeben. Schon das Jahr 1783 sah an der Akademie Anselm Becker,

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Sebastian Scheben, Andreas Spiß und Franz Cramer als Lehrer der Polemik, der Pastoraltheologie, der Kirchengeschichte und der Diplomatik thätig wirken; den Carmelitern Anastasius a. S. Rosa und Thadaeus a. S. Adamo, oder, wie er mit seinem Taufnamen hieß, Anton Dereser, wurden ersterem die Professuren des Hebräischen, Chaldäischen und der Eregese des alten Testamentes, leßterem des Griechischen und der Exregesc des neuen Testamentes übertragen ; in der medizinischen Fakul- tät wirkten bald neben Kauhlen die Professoren Rougemont und Ginetti, in die juristische trat Daniels. Sämmltliche neue Professoren wurden am 11. Oktober 1783 durch Hedderich feierlich in ihr Amt eingeführt. Am bedeutendsten treten her- vor Daniels, Rougemont und Dereser. Den Bemühun-

gen der Regierung , der neuen Anstalt die Würde und Gerechtsame einer Akademie zu erwirken , kam man am Wiener Hofe bereitwillig entgegen. Son

am 7. April 1784 erfolgte die Kaiserliche Bestätigung. Mar &riedrih jedoch sollte die Erhöhung seiner Anstalt idt tbr sehen , er starb am 15. April und ihm folgte als Erzbischof Max Franz, der erst 27jährige lúngste Bruder Joseph's 11. Dieser ernannte durch Patent vom 26. Juli 1786 &ranz Wil- helm Freiherrn Spiegel zu Diesenburg zum Präsidenten der Akademie und Vorsißenden des Akademierathes, einen Mann, der wie kein anderer berufen war, die Verbesserung der Unter- richtsanstalten in die Hand zu nehmen. Er sehte den Wirkungs- kreis der akademischen Behörden fest und erließ eine Studien: ordnung. Am 20. November 1786 fand die feierliche Ein- weihung der neuen Universität statt. Der Verfasser erwähnt der bei dieser Feierlichkeit gehaltenen Reden und legt vorzugsweise Gewicht auf diejenigen, welche Spiegel all- lâährlich bei Einführung des neuen Rektors in sein Amt hielt, und auf die Schriften einiger der bedeutendsten Professoren, wie Hedderich und Lomberg, die sich beide, ersterer durch die »Geschihte der Nuntiene, an dem Kampfe der deutschen Erzbischöfe mit Rom betheiligten. War {on das Kölner Domkapitel und die Kölner Universität von vornherein Bonn nicht freundlich gesinnt, so mußte durch diese Aeußerungen das Verhältniß noch gespannter werden. Auch der Befehl des Erzbischofs vom J. 1789, den auf der stadtkölnischen Universität Theologie, Jurisprudenz und Mcdizin Studirenden den Zutritt zu allen öffentlichen, geistlichen und weltlichen Aemtern zu versagen, verschärfte den Ge ensaß noch mehr. Das Domkapitel verklagte förmlich unterm 20. Januar 1/90 mehrere Professoren wie Hedderich, Dereser und van der Schüren, auch Spiegel, wegen ihrer Schriften und Reden. Die Situation blieb fih glei, auch als der Kurfürst die Klagenden zurückwies. Ein Mitglied der Universität , der bekannte Enlo- gius Schneider, Professor des Griechischen und der Belletristik, gab bald Anlaß zu neuen Klagen. Die im J. 1790 von ihm herausgegebenen Gedichte, sowie der 1791 veröffentlichte »beru- fene katechetische Unterricht « im Verein mit seinem Benehmen gegen den Kurfürsten zwangen ihn, Bonn zu verlassen und nach Frankreich zu wandern, wo er 1794 durch die Guillotine starb. Auch Dereser, van der Schüren und Jocbmaring begaben sih nach Frankreih. Zwar suchte der Kurfürst die entstandenen Lücken durch neue Berufungen auszufüllen, aber im Oktober 1794 beseßten die Franzosen Bonn und 1797 wurde die Universität definitiv aufgelöst. Die Professoren zerstreuten sich. Hedderich starb u. a. als Lehrer in Düsseldorf. Die Uni- versität Bonn sollte erst unter preußischem Scepter, als sie in den Verband eines großen Vaterlandes getreken, zu neuem U s

er BVarrentrapþ schen Abhandlung sind beigefügt: 1) Be- richt des Großherzogs Leopold von Toscana über Tig Sie, späteren A May Franz von Cöln, 1775. Á Diplom Kaiser Joseph 11. vom 7. April 1784, die rrichtung einer Universität in Bonn betreffend. 3) Bericht des Bönner Akademieraths Über Einweihung und Einrichtung der Universi- tát vom 23. Sept. 1786. 4) Entwurf einer Studien-Ordnung für die Universität. 5) Zwei Schreiben des Cölner Domkapi- tels an Kurfürst Max Franz. 6) Bericht des Grafen Metter- nih Über die Einweihung der Universität. 7) Universitäts- Rechnungen (1787 1793). 8) Zwei Borlesungs-Verzeichnisse, 1707 08 und 1792—93. 9) Frequenz der Universität von 1787—1792. 10) Verzeichniß der von Mitgliedern der Bonner Universität verfaßten Schriften.

Ausstellung alterthümlicher Gegenstände in Erfurt.

_BVei Gelegenheit der vom 21. bis 25. September cr. in Erfurt abgehaltenen Versammlung des Gesammt-Vereins deut- scher Geschichts - und Alterthums - Vereine hatte der Erfurter Alterthums®-Verein auch eine Ausstellung alterthümlicher Gegen-

stände in Originalen und Copien veranstaltet , unter denen wir besonders diejenigen hervorheben, die für die Kultur- und Kunstgeschichte Erfurts von Bedeutung sind, mit Angabe des Ortes, wo sie gegenwärtig verwahrt werden.

Wir erwähnen zunächst die bei den Ausgrabungen in der Umgegend gefundenen Gegenstände. Bei Oldisleben und bei Neuschmidtstedt, an leßterem Orte bei Gelegenheit des Eisen- bahnbaues, waren bronzene Waffentheile, Reife, Ohrgehänge, ebenso silberne und Ketten von Thonperlen, eiserne Sporen und Messer gefunden worden. Sie befinden sich jeßt in der Sammlung des Alterthums-Vereins. Von besonderem Interesse sind eiserne Bügel und Reife, die neben einer Menge von Skeletten an leßterem Orte gefunden worden waren. Die Skelette deuten auf einen es Begräbnißplay aus der Heidenzeit, und die Bügel und Reife, die ganz ebenso in angel- sächsishen Gräbern gefunden worden sind, scheinen von Meth- Eimern herzurühren. Jn der Andisleber Flur wurde ein Leib- gürtel von Bronce in italischem Style nebst einigen Ueber- resten von Thongefäßen gefunden. Ein gleicher Fund, wie bei Neuschmidtstedt, wurde bei Bischleben gemaht. Jn der Gegend von Müncheberg fand man eine eiserne Speerspite, mit Silber eingelegt und mit eingerißten Runenzeichen,

| cinen Streithammer von Stein, sowie mehrere steinerne For-

| men zum

Gusse von bronzenen Messern und Sicheln. Auch diese Gegenstände verwahrt der Alterthums - Ver- ein. Aus dem hiesigen Domschaße war eine bronzene 12 doch- tige Ampel mit säulenförmigem Aufsatze in romanischem Style ausgestellkt. Der vor einem Jahre abgebrochene alte große

| Saal des Nathhauses war mif einer Anzahl runder Scheiben

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aus der ältern gothishen Kunstperiode geziert, die mit Um- schriften aus »Vrîidankes Bescheidenheit« umgeben waren. Sie sind durch cine Abhandlung des Professors Paulus Cassel be- tannt geworden. Aus derselben Zeit stammt auch ein großer zweiseitiger Seßschild mit der frühesten farbigen Darstellung des Wappens von Erfurt, Kapellendorf und Wieselbah. Beide Alterthümer befinden fich noch jeßt auf dem Rathhause.

Von besonderem Jnteresse für die Kultur- und Kunfst- geschichte Erfurts find drei gestickte Teppiche , deren zwei 1n dem früheren hiesigen Weißfrauenkloster (einer Art Magdalenen- stift) von den Büßerinnen gefertigt worden find und in dem Ursuliner - Kloster aufbewahrt werden. Der eine, aus dem Anfang des RIV, Jahrhunderts, in weißem Garn gestickt, ent- hält auf 2 Streifen die Geschichte der Schöpfung und der Sünd- sluth, ein dritter Streifen darunter die Legende von Joachim und Anna , den Eltern der Maria. Die dazwischen geschlun- genen Schriftbänder mit gothishen Majuskeln bestätigen durch ihre zum größern Theil niederdeutschen Sprachformen, wie sie auch auf den beiden übrigen Teppichen sich finden, die Wahrnehmung, daß früher der niederdeutsche Dialekt in Mittel- Deutschland weiter ausgebreitet war , als jeßt. Der zweite Teppich, aus dem Anfang des XV. Jahrhunderts, stellt in far- biger, zum Theil ausgefallener Stickerei die Legende von der büßenden Magdalena in 14 verschiedenen Gruppen dar. Der álteste und durch eine Abhandlung in der Zeitschrift des Germanishen Muscums und einen Aufsaß Dr, Bechstein'’s in Jena in Pfeifer's »Germaniga« literarisch bekannter gewordene Teppich, noch dem Ende des X11, Iahr- hunderts angehôrig, enthält Darstellungen aus der Tristan- Sage, und is} Eigenthum des Doms. Einer Holzbüste des Servatius aus der ehemaligen Servatius-Kirche, aus \pätgothi- scher Zeit, cines kegelförmigen, in einen Mädchenkopf endenden Pokals, »die schöne türkishe Jungfrau« genannt, des einzigen Übrig gebliebenen Prachtstückes des Erfurter Rathsschatzes, sei hier erwähnt. Besondere Beachtung verdient unter den sogenannten »Willkommen« , d. h. großen zinnernen Po- kalen der Innungen, deren mehrere ausgestellt waren,

| der der Riemer-Jnnung, da derselbe mit ciner Denkmünze gee

derselben geschenkt.

grund, worauf die

ziert ist, welche Gustav Adolph, als er sih bei seiner hiesigen Anwesenheit als Geselle in die Riemer-Innung aufnchmen ließ, Der Tuchmacher-Jnnung gehört ein »Heil- h. ein hölzerner Keil mit Heiligenbildern auf Gold-

thum«, d, 1 Innungsgenossen ihre Eide zu leisten pfleg-

| fen, nebst einem Gerichtssttab. Beim Abbruch des Rathhauses

67) wurden auch die zwei lezten Erfurter Richtschwerter, so

| wie eine eiserne Hand- und Fußschelle entdeckt, die in der &olter-

tammer aufbewahrt waren.

Von den ausgestellten Handschriften und Büchern sind als älteste Denkmäler zu erwähnen: eine Pergament-Urkunde von 1104 über die Stiftung des Klosters Jella, ferner die »Will- füra, d, h. das älteste Gescßbbuch von Erfurt aus dem Anfang

| des RIV. Jahrhunderts, sodann die Salva Guardia Wallen-

| steins, die Vücher, welche die Namen der Erfurter Rath8herren

von 1500—1802 mit deren Wappen enthalten, und die Stamm-

bücher der Walpurgis-Herren (Vorsteher der Erfurter Bier-

eigen) von 1675 1809, Ihre Dienstboten waren die »Bier-

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rufer«, die in ihren eigenthümlichen Trachten darin abgebildet sind. Dies war ein für Erfurt eigenthümliches und wichtiges Institut ; in der Walpurgisnacht (daher der Name Walpurgi8herren, oder im Erfurter Volks8munde verkürzt »Walpersherren«), zogen die Untergebenen der Biereigen in den »Steigerwald«, verbrach- ten die Nacht im Freien, fällten vier Eichen, und was der- gleichen Gebräuche mehr waren, von denen Dr, Alfred Kirch- hoff in Berlin in einem Vortrage nachgewiesen hat, daß sie auf heidnische Gebräuche zurückgehen.

Das Bedeutendste auf der Ausstellung war ein Exemplar der 42zeiligen Bibel Guttenbergs aus den Jahren 1450 55, dem Archiv der Prediger - Kirche angehörig. Dieselbe ist das vierzehnte bis jeßt in Deutschland bekannte Exemplar, und zwar eincs der wenigeren, welche auf Papier gedruckt sind.

Die XLVI. Kunstausstellung der Königlichen Akademie der Künste.

X. Die historishen Genrebilder. Wir kommen zu den Darstellungen solcher historischen Ereignisse, welche, ohne in der Regel von großer Tragweite und Wichtigkeit zu sein , ein höheres Interesse durch die dabei betheiligten Persönlichkeiten oder die Wichtigkeit von Zeit und Ort in Anspruch nehmen.

‘Roland Risse in Düsseldorf fist der einzige , der einen antiken Stoff in dieser Weise behandelt hat , den lebten Tag von Pompeji (Nr. 601, im 7. Saale). Auf einem Boot be- findet sich eine Gesellschaft auf dem Meere, über dessen Spiegel hinweg man die Küste mit den Städten liegen sicht, denen von dem Berge dahinter ungeahntes Verderben droht; denn noch spannt sich ein ganz klarer Himmel über der Scene aus.

Auch aus dem Mittelalter hat \sich nur ein Bearbeiter \ei- nen Stoff gewählt. Emil Teschendorf in Berlin schildert den jungen Konradin von Hohenstaufen, der in Hohenschwangau Abschied von seiner Mutter nimmt, um nach Italien in den Kampf zu ziehen, aus dem er nicht wiederkehren sollte (Nr. 715, im 12, Saale). In s\tattlihem Anzuge schreitet er die Treppe hinab, sich noch zu einem leßten Lebewohl zu der betrübten Mutter umwendend.

Auf der Grenze des Mittelalters und der Neuzeit steht der »Aufbruh aus dem Quartier« von L. Kolißt in Düsseldorf (Nr. 409, im 3. Saale.) Aus der Burg einer hochgelegenen Stadt zichen sich in der Mitte des Bildes die auszichenden Krieger in das Thal, in das ih rets eine weite Fernsicht eröffnet; während links verschiedene kleine Scenen aus dem Soldatenleben u. s. w. dargestellt find.

Die Reihe der Bilder aus dem Zeitalter der Reformation eröffnet eins der umfangreihsten Gemälde der Ausstellung : Luther's und Frundsberg's Begegnung vor dem Eingange zum Wormser Reichstage, von August von Heyden (Nr. 305, im 11. Saale). Man sieht die breite Freitreppe hinauf, welche zur Pforte des Sizungssaales führt. Die Vorhänge desselben sind zurückgeschlagen, und der Kerzenschein im Innern leuchtet heraus in den sonnig hellen Tag (es war am Nachmittage des

' 17. April 1521). Unten am FUß der Treppe drängt sich, von

zwei Landsknechten zurückgehalten, die Volk8menge, in über lebensgroßen Figuren, jedoch nur von den Schultern aufwärts sichtbar. Eine Anzahl Bevorzugter hat einen Plat auf den Stufen der Treppe an der Wand entlang gefunden, so daß nur die linke Seite der Treppe frei bleibt. Hier auf einem Absaße tritt der Kaiserliche Feldhauptmann Georg Frunds8berg in der Rüstung und mit dem breitkrämpigen Federhut seiner Zeit dem hinaufschreitenden Luther, dessen Portrait getreu nach einem gleichzeitigen Holzschnitte unter dem Namen des Hans Bal- dung Grien genommen ist, entgegen, legt ihm die Hand auf die Schulter und spricht ihm mit den bekannten Worten Muth zu: »Mönchlein, Mönchlein, Du gehst jeßt einen Gang, cinen solchen Stand zu thun, dergleichen ih und mancher Oberste in unferer allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist Du aber auf rechter Meinung und Deiner Sache gewiß, so fei ge- trost, Gott wird Dich nicht veclassen.« Links daneben weht ein máächtiges Reichsbanner, oben aber vor der Thüre des Saales erscheint, von einem Herolde angekündigt, der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, Luthers Freund und Beschüßer, in vollem Ornate, um ihn gleichfalls noch vor dem Eintritt er- munternd zu begrüßen. : : 7 Ebenfalls in Worms, zur Zeit des Reichstages von 1521, hat August Noack in Darmstadt den Stoff zu einem Bilde gesucht (Nr. 518, im 2. CEorridor): der junge Landgraf Philipp (der Großmüthige) von Hessen besucht den Dr, Martin Luther während seines Aufenthalts in Worms. Noch ein drittes Bild hat Luther dargestellt, wie er als »Junker Georg« von der Wartburg herab kommt in die Umgegend. Gustav