1868 / 294 p. 13 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Namen »das Dekret von Canopus« bekannle Inschrift hervor- zuheben, welche Lepsius auf einer s ägyptischen Reise, die er unternommen, im Jahre 1866 in den Ruinen von Sam fand. Dieselbe enthält einen dem Jnhalt nah identischen Text in hieroglyphischer und in griechischer Schrist und is besser erhalten, als die unter dem Namen »der Schlüssel von Rosette« bekannte dreisprachige Inschrift. Das »Dekret von Canopus«, in einen harten fkörnigen Kalkstein eingegraben, hat eine Höhe von 7 Fuß und cine Breite von 25 Fuß. Die bieroglyphische Inschrift umfaßt 37 Zeilen, die griechische 76. Dieses Schrift- denkmäl hat Lepfius 1866 herausgegeben, mit Einleitung, mit dem griechischen Text und Ueberseßung, mit dem hierogly- phischen Text nebst Umschrift des altägyptishen Wortlauts in unseren Lautzeichen und Jnterlinearüberseßung.

Ein Schüler von Lepsius, Dr. Dümichen, hat in den Jahren 1863 bis 1865 durch Aegypten, Nubien und den Sudan ebenfalls eine wissenschaftliche Forschungsreise unternommen. Die Frucht derselben is folgendes Werk: »die Flotte einer ägyp- tischen Königin aus dem 17. Jahrhundert vor unserer Zeit- rechnung und altägyptisches Militär im festlichen Aufzuge, auf einem Monumente aus derselben Zeit abgebildet. Beides zum ersten Male veröffentliht nah einer vom Herausgeber im Terrassentempel von Dér-el-Baheri genommenen Kopie, milk theilweiser Rekonstruktion. Nebst einem Anhange, enthaltend die unterhalb der Flotte als Ornament angebrachten Fische des Rothen Meeres in der Originalgröße des Denkmals, eine chro- nologisch geordnete Anzahl von Abbildungen altägyptischer Schiffe und einige Darstellungen und Inschriften aus verschie- denen Tempeln und Gräbern, die auf das Vorstehende Bezug haben. Als Beitrag zur Geschichte der Schiffahrt und des Handels im Alterthum.«

Von demselben Gelchrten sind folgende Arbeiten : 1) Eine Reihe von Mittheilungen, welche Dümichen in der Zeitschrift für ägyptische Sprache seit dem Jahre 1863 gemachk hat. Die- selben betreffen die Nomosisten aus den Zeiten der Ptolomäer- herrschaft , geographische Notizen von Philae und cine Nach- richt aus Dendera, die Sethostafel von Abydos u. st. w.; 4) die Bauurkunde der Tempelanlagen von Dendera, aufgefunden in einem der geheimen Korridore im Junnern der hohlen Tempel- mauer, Leipzig, 1865 ; 3) die geographischen Inschriften altägyptischer Denkmäler, mit einem Anhange, enthaltend die im Tempel von Edfu aufgefundenen Rezepte, 1866. Diese Inschriften füllen 900 Tafeln mit hieroglyphischer Schrift. Die erläuternden Texte befinden sich in einem besonderen Bande; 4) altägyptische Kalenderinschriften , 120 hieroglyphische Tafeln in Folio ; 5) historishe Jnschriften altägyptischer Denkmäler , 37 Tafeln, 1867. Darunter befinden sih: a) ein Siegesbericht aus Karnak über Kämpfe der Aegypter im KIIl1, Jahrh. v. Chr. , b) das Siegesthor des Königs Ramses 11 am Tempel von Medinet- Habu , e) König Ramses 1!1. und Libyerfürsten an der Thür des Schaßhauses im Tempel von Medinet-Habu, d) das Schaß- haus des Rampsinit im Tempel von Medinet - Habu, e) das Todtenopfer einer ägyptishen Königin im Terrassentempel von Dér-el-Baheri; 6) die alt - ägyptischen Tempelinschriften mit 160 Tafeln, 1867: a) Weihinschriften aus dem Horustempel in Edfu (Appolinopolis magna); b) Weihinschrifsten aus dem Hathortempel in Dendera. | |

Die Annahme, der zufolge die alten Aegypter ihre Schif- fahrt auf den Nil beschränkt und Scercisen nicht unternommen haben sollen, ist durch die Untersuhungen Dümichens nicht be- stätigt worden. Es scheint danach vielmehr, daß auch als Sec- fahrer die Aegypter Lehrmeister eines uralten Kulturkreises ge- wesen sind. In dem 17. Jahrhundert vor unserer Zeitrehnung, in einer Epoche also, für die wir über die Schiffskunst der sonjt als die ältesten Seefahrer betrachteten Phönizier nichts Sicheres wissen, machten die Aegypter bereits Seereisen in die ihr Land begrenzenden Meere. Solches bekunden die Jnschriften an den Schiffen. Die Tafel des erstgenannten Werkes von Dümichen zeigt uns 5 Schiffe der ägyptischen Flotte, von denen 2 als ge- landet, 3 als ankommend dargestellt sind. Die Inschriften sagen : »Dies sind die Schiffe, welche herbeigeführt der Wind, die Fahrt auf dem Rothen Meere , das Erreichen des schönen Zieles in dem heiligen Lande, die glückliche Ankunft der ägyptischen Sol- daten in dem Punierlande gemäß der Anordnung des Götter- fürsten Amon.« Tafel 2 zeigt uns den Akt der Belastung zweier Schiffe; die Hieroglypheninschrift, welche zu beiden Seiten der Darstellung angebracht ist, enthält so n O den Fracht- brief. Sie giebt in ausführliher Weise ein erzeichniß der sämmtlichen für den Transport bestimmten Produkte Arabiens, bestehend aus kostbaren Hölzern , Weihrauch , Elfenbein , Gold und Silber , wohlriehendem Tesepholz , Kassiarinde , Schminke u. \. w. »Niemals is gemacht worden, sagt die Inschrift, ein Transport gleich diesem von irgend cinem Könige seit der Er- schaffung des Weltalls.« : E

Tafel 3 stellt die glücklih von ihrer Reise nah Arabien in

die Thebais zurückkehrende Flotte, Tafel 6 bis 8 ägyptii4,o| Militär in festlichem Aufzug dar. gyPtisches

_ Weitere Beiträge , welche preußische Gelehrte zur Erkenn,, niß des ägyptischen Alterthums gegeben , führen wir in einen zweiten Artikel auf. M

Das Kloster Rolandswerth.

Das Benediktinerinnenkloster der heil. Jungfrau Namen Roland®werth, jeßt auch NoAnenwerth gt auf der Rheininsel Rolanddeck gegenüber, wurde im Vi 1122 durch den côlner Erzbischof Friedrich 1. von Kärnten Markgrafen von Friaul (1099—1131) gegründet, welchem ne die Erbauung des Schlosses Rolandseck und der alten Apoll: narisfirhe bei Remagen zugeschrieben wird. Das Klose wählte, wie Dr, Heinrih Joseph Floß in seinem Werke: »Das Kloster Rolandswerth bei Bonn« mittheh; auf Geheiß und unter dem Beirathe des Abtes vom Kloster Siegburg, dem ¿die Rheininsel » Rüleiche8werd« gehörte, seine Borsteherin, die nicht Aebtissin , sondern Priorin hieß. Die Vogtei sollte nicht erblich werden; der Abt und die Klosterfrauen wählten den Vogt. Erzbischof Arnold I. von Randerode bestätigte den Mlosiertraudg auf der »Jnsel der heiligen Jungfrau« auf ihr Ansuchen 1143 ihre sämmtlichen Besißungen, wobei er die Schenkgeber einzeln und ihre Gaben namhaft macht, und Kaiser Friedrich Barhq rossa stellte zu Sinzig 1158 dem Kloster der heiligen Jungfrau auf der Nheininsel »Rüleche8werde« einen Schußbrief qus wonach in Zukunft der jedesmalige Erzbishof von Cöln die in dem Erzsprengel belegenen Güter des Klosters an des Kaisers Statt und wie der Kaiser selber chüßzen und vertheidigen solle,

Im Herbste des Jahres 1338 soll König Eduard 11. von

England auf seiner Rheinreise in Roland8werth abgestiegen und von hier zu der Zusammenkunft mit dem Kaiser am 5. Sey: tember nach Coblenz gekommen sein. Die Angabe beruht indeß auf Verwechslung. Die »insula Werdec«, wo König Eduard Herberge nahm und von den Edlen der Umgegend begrüßt wurde und wo ein großer musikalischer Wettstreit ihm zu Ehren stattfand, ist die Jnjel Niederwerth, eine kleine Stunde unter halb Coblenz. Um das Jahr 1358 trug Erzbischof Wilhelm v. Genncy sich mit dem Plane , auf dem »Rolanßÿwert« cine Burg und Beste zu errichten, um seine Macht auf dem Rheine zu ver stärken. Die Städte Cöln, Coblenz, Andernach und Bonn verbanden sih am 1. März 1359, diesen Burgbau erforder lichenfalls mit gewaffneter Hand zu hindern, sehten das Kon- tingent an Mannschast fest, welches jede Stadt zu stellen hatte, und beschlossen, im Falle eines Krieges mit dem Erzbischof zur Bestreitung der Kosten in die erzbishöflichen Zölle und Gefälle zu greifen, jeden solchen Bau aber auf immer mit allen Mit teln zu hintertreiben.

1466 oder 1467 {loß sich das Kloster der Bursfelder Kon- gregation, seit 1458 und 1461 durch päpstliche Bullen bestätigt und nahdrücklich empfohlen, an, nachdem seit langem das ur sprüngliche Verhältniß zu Siegburg gelockert worden war und die Vorsteherinnen den Namen Priorin mit dem der Acbtissin vertauscht hatten. Jn den stiftischen Wirren unter Erzbischof Rupert von der Pfalz (1463 1480), der Karl den Küh- nen von Burgund 1474 in das Land rief, gingen dur Brand die Papiere des Klosters, dessen Besißthum nah und nach schr bedeutend geworden war, verloren. Ein Schußbrief Kaiser Ma ximilians für das Kloster, welcher, 1485 zum römischen König gewählt, wohl auf seinem Zuge nah Cöln und Aachen das Werth besuchte, gedachte des Schadens, den dic Klosterfrauen durch den burgundishen Krieg erlitten hab ten. Um diese Zeit wurden zwei Insassen des Kloster UAleidis Ros8cop (+4 1507) und Gertrudis Buhel berühmt, erstere durch ihre feine hrmanistische Bildun leßtere als Kalligraphin und Malerin. Aleidis hat U. 4, sieben Homilien Über den heiligen Paulus verfaßt und (\ deutsches Werk über das Anhören der heiligen Messe ins 4 teinische Überscßt. Der bekannte J. Bugßbach widmete 1! durch ein Schreiben seine Schrift: »De illustribus« muller1 m Gertrudis Buchel {rieb Bücher für den Gebrauch M Klosters ab. Dieses bewahrte z. B. sech8 pergamentene Chor bücher, zwei Graduales und vier Antiphonarien von M Hand; auch malte sie die großen goldenen Jnitialen. M fie richtete Bußbach 1505 ein s{meielhaftes EUE L indem er ihr seine Schrift: »De claris pictricl a widmete. Gertrudis ward 1507 Aebtissin und s 1543, erlebte aber noch, daß die Glaubenspal auch in dem Erzstifte sich festzuseßen suchte und die stifti] je Wirren unter Hermann von Wied begannen. Ein M kaiserliches Heer lagerte sich in der Umgegend des Koe n Heer, von dem Caspar Hedio an Herzog Albre!

n eine treffende Schilderung macht. 1620 brachen die der Generalstaaten in das Erzstift ein und bauten he bei Bonn cine SEane in den Rhein, welche sie die

"P faffenmüße nannten. Bekanntlich war diese Feste auf der

bei Rheindorf unterhalb Bonn gelegenen Jnsel Graupenwerth

rrichtet und führte den Namen wegen ihrer fünfeckigen

; : Besaßung betrug 3000 Mann, die jeglichen Muth- : er Umgegend trieben und alle Flecken und

Dörfer in der Nähe , sammt den dort gelegenen Klöstern, be-

prángten. Auf Geheiß des Kurfürsten Ferdinand wur-

den sämmtliche Klosterfrauen nach Côln in Sicherheit ebracht , blieben dort cin Jahr und kehrten, nachdem

L eitens des Kurfürsten mit den Generalstaaten ein Abkommen troffen war, daß seinen Klöstern keine weiteren Behelligungen

dürften angethan werden, in 1hr Kloster zurück. Die »Pfaffen-

müg« wurde erst 1622 durch den Grafen Heinrich von Berg hezwungen und die Holländer zum Abzuge genöthigt. Doch noch mehrere Male in dem weiteren Verlauf des dreißigjährigen

Krieges mußten dic Insassen des Klosters dasselbe verlassen und

fehrten erst 1648 dauernd wieder zurück. Doch auch die ersten ahrzehende nach dem Kriege verliefen nicht ohne Gefahr und

Schaden am Klostergut. Mißwachs trat wiederholt ein, auch

Hochwasser, ja 1673 ein Erdbeben, so stark, daß diejenigen, die

standen oder saßen auf dem Werth, hin und her wankten, die

gingen, sich sehen mußten. Das Dachwerk des Klosters krachte jo entsezlich, als ob man mit Karren und Wagen darüber fahre. Pater Placidus saß am Tische und schrieb; hätte er fi nicht gehalten, er wäre zur Erde gefallen. Das Bild des Erlósers fiel auf den Chor von dem Altar herab. Solches verursachte großen Schrecken. Viele Schornsteine stürzten ein, qu ein Stück Mauer vom Roland®eck, das man sonst nicht hätte niederlegen können. Jn demselben Jahre, am 23. Okto- her, wurde ein zweites Erdbeben verspürt, doch nicht so stark, ie das erste. i _

: brend der Kriege, welche das Hinarbeiten der französi-

hen Politik auf Trennung der erneuerten Tripelallianz und

auf Erlangung cines Einflusses im deutschen Reich hervorrief und in denen der Erzbischof von Cöln und der Bischof von

Münster Alliirte Ludwigs XIV. waren Leßterer kam 1672

lbst in das Niederstift flüchteten sih abermals die Kloster-

frauen nah Cöln, während Bonn durch die Kaiserlichen, Spa- nier, Holländer und Lothringer im Herbste 1673 belagert und erobert wurde. : :

Am 31. Januar 1773 brannte das Klostergebäude und die

Kirche nieder. Am 14. April legte der Kurfürst Maximilian

Friedrich, Graf von Königseck - Rothenfels, den Grundstein

zum Neubau, der in 17 Monaten vollendet wurde. Der Bau

soll 80,000 Thaler gekostet haben , war aber zu weitläufig und fostspiclig angelegt; das Kloster mußte für die Folge sich ein-

hränken. Das französische Konsular-Dekret vom 8. Juni 1802,

welches die Klöster aufhob, hatte auch auf Rolandswerth An-

wendung. Die Ausführung inzwischen verzögerte sich. Am

16. September 1804 brachte die Kaiserin Josephine die

Naht in Bonn zu, am andern Morgen fuhr sie nach

Coblenz, Sie soll die s{chöne Lage des Klosters bewundert

haben und von Mitleid ergriffen gewesen sein für die betag-

ten Jungfrauen , die man hülflos in die lange entfremdete

Welt Ia hinau8ftoßen wollte. Am Morgen des 17. Sep-

reuße Truppen

‘tember traf Napoleon in Bonn ein und reiste am nämlichen

Morgen weiter nah Coblenz. Bei Rolandseck stellten sich die Klosterfrauen auf der Landstraße auf, als der Kaiser vorbei- fuhr und überreichten eine Bittschrift, worin sie die Erlaubniß nahsuhten, ihre Tage im Kloster beschließen zu dürfen, Andert- halb Monate darauf, am 30. Oktober, erschien ein Kaiserliches dekret, wodurch den Klosterfrauen, die in demselben als »fiebenzig- jährig« bezeichnet wurden, bis zum gänzlichen Aussterben der gegenwärtigen Genossenschaft das Kloster und die Jnsel zu be- wohnen erlaubt ward; die Güter wurden jedoch verkauft, Die Klosterfrauen blieben bis 1822, wo sie entfernt wurden. Die Kapelle des zum Kloster gehörigen Hospitals hatte Chaussee- bauten Play machen müssen; die Jnsel ward verkauft und eine Gastwirthschaft auf dem Werth, auf dem Parkanlagen gemacht

‘wurden, angelegt. Das Unternehmen bewährte sich indeß nicht. Die

Familie von Cordier, welche hohe Forderungen an den Inhaber hatte, zahlte die drei rückständigen Fünftel der Kaufsumme und übernahm die Insel als Eigenthum, während die Tochter, Auguste von Cordier, in der Folge in den Ordensstand trat. Als Mutter Angela eröffnete sie 1850 in Vereinigung mit Ursulinerinnen eine weibliche Erziehungsanstalt in den Räumen des Klostergebäudes. Die Regel des dritten Ordens vom hei- ligen Franziskus wurde angenommen; am 14. November 1853 hloß man sich der Kongregation der Franziskanerinnen von eythuizen an, deren deutsches Mutterhaus sich zu Capellen bei eldern befindet. Inzwischen verschied am 24. März 1857 zu onn die leßte Nonne der chemaligen Benedictinerinnen - Kon-

D

gregation im Alter von 90 Jahren. Die Anstalt zählt gegen- wärtig Über 40 Schwestern, während die Jahl der Pensio- nôrinnen auf 100—120 gestiegen ift.

Adolf Menzel als Darsteller preußischen Fürsten- und Kriegerlebens.

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Zu allen Zeiten und bei allen Völkern, welche in ihrer geschichtlichen Entwickelung überhaupt dazu gelangten, fich als gesc{lossenes Ganzes an der Form eines bestimmten Staats- körpers zu konsolidiren, hat die bildende Kunst es als eine ihrer wichtigsten und willkommensten Aufgaben erkannt, nächst der Verherrlichung der Volks§religion und der Scbilderung ihrer Mysterien und Wunder, ihrer Gottheiten, Heroen oder Heiligen, vor allem Andern die Thaten und das Leben Derer, in welchen Volks8geist und Staatsmacht ihre persönliche Verkörperung finden, in künstlerishen Gebilden für Mit- und Nachwelt darzustellen : der Herrscher und der nächsten Volstrecker ihres gewal- tigen Wollens und Planens, ihrer Krieger. Wo jede geschriebene Urkunde, welche von den Geschicken uralter Reiche erzählte, längst verweht ist im Sturm der Jahrtausende, zeugen »ge- heimnißvoll offenbar« noch an Tempelwänden, Pylonen und Säulenstämmen die gemalten und gemeißelten Bildwerke von den Kriegs- und Regierung8thaten mächtiger Herrscherdynastien ; wie jene die Zerstörung und den Untergang der antiken Welt und Kultur Überdauernden Reliefs römischer Triumphbögen und Ehrensäulen von den Kämpfen und Siegen der Cäsaren. _ Manche Jahrhunderte mußten vergehen, che es den ver- schiedenen europäischen Volksstämmen gelang, aus gewissen Gruppen von lose untereinander verbundenen Korporationen wieder zur Begründung von wirklichen, in sich einheitlichen, Staatswesen zu gelangen. Von da ab übernimmt aber die bildende Kunst, welche während des ganzen Mittelalters ihre Aufgabe ausschließlich im Dienst der Kirche und in der Verherrlichung der Religion gesucht hatte, sofort wieder jenes alte Amt, die Thaten und das Leben der Herrscher und Krie- ger zu schildern. Bald geschieht das, der Sinnesrichtung der Renaissance und der sich zunächst aus ihr entwickelnden Zeiten gemäß, in rein symbolischer Form, indem ein nahliegendes oder gegenwärtiges Ereigniß oder Handeln durch das Bild eines, ihm in gewissen Punkten analogen, aus der heiligen oder antiken Ge- schichte veranschaulicht wird (wie in manchen der Stanzen Rafaels im Vatikan); bald in einer gemischten allegorisch-historischen Dar- stellung8weise, wie in den Wand- und Dekengemälden des venetia- nischen Dogenpalastes, den Bildern des Rubens aus dem Leben der Maria von Medicis, oder denen des Lebrun von Ludwig des Vierzehnten Thaten. Aber mehr und mehr bemächtigt sich auch die rein realistishe Kunstweise, welche das 17. Jahr- hundert in den Niederlanden und Spanien zu einer herrlichen Blüthe gelangen sicht, dieser Stoffe; während ein Van der Meulen' des kriegerischen französischen Monarchen Feldzüge, seine Schlachten, Märsche, Belagerungen, Stürme und Triumphe, in zahllosen Bildern , gleichjam unmittelbar nach der selbst er- lebten und studirten Wirklichkeit , malt, ohne sich dennoch ganz von der konventionellen Manier der Behandlung solcher Gegen- stände befreien zu können , stellt Velasquez zum ersten Mal das modern realistische Bild eines gleichzeitigen bedeutenden kriegerisch - geschichtlichen Ereignisses in unübertroffener Vollen- dung hin, in dem »Quadro de las lanzas,« der Uebergabe von

Breda. s

Der brandenburgisch-preußische Staat der Hohen- zollern war es, der zuerst in Deutschland wieder der bil- denden Kunst die würdigen Thaten und Helden zum Stoff, und diesem auch wieder seine Künstler gab. Die Herrschergestalt des Kurfürsten Friedrih Wilhelm fand als Bildner den Meister, dem sih, außer seinem Geistesgenossen Michel Angelo, in der Skulptur der christlichen Jahrhunderte kein Andrer vergleichen fann , Andreas Schlüter. Und auch die Malerei und zeich- nende Kunst versuchte, wenn auch noch scheu und unbehülflich, sich der großen Gegenstände zu bemächtigen, welche dies Fürsten- leben ihr bot. Daß diese ihre Bestrebungen , wenn auch nur vereinzelt, zuweilen vom s{önsten Erfolge gekrönt wurden, be- weisen uns vor Allem jene beiden großen Gobelins, welche wir noch jüngst in der Ausstellung vaterländischer O Mon merkwürdiger Gegenstände in den Sälen des Schlosses Mon-

bijou bewundern konnten, das Bild der Beschießung von Wolgast und das der kriegerischen Schlitkenfahrt des großen

irsten über das Kurische Haff.

E 11, fand nicht die Künstler, welche den Stoff

gewachsen waren , den die Regierung dieses Königs bot. Einzig fast Chodowiecki's liebenswürdiges Talent vermittelte

die bildliche Anschauung jener Thaten und ihrer Helden den Zeit-

genossen durch die kleinen Kupferstiche und Radirungen, welche,