1868 / 294 p. 14 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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durch schlichte Treue, Charakterwahrheit und natürliches Leben so ausgezeichnet, als fofbare Dokumente jener Tage und als geist- reiche Zeichnungen und Grabstichelarbeiten immer mit Recht hoch geschäßt bleiben werden, aber do als Kunstshöpfungen nicht auf der ganzen Höhe der Ereignisse stehen. Jhren Bildhauer freilich fanden die Helden derselben nicht lange nah dem Abschluß der betreffenden Periode an Gottfried Shadow. 7 Als nah dem Waffenunglück des preußischen Staates zu Anfang dieses Jahrhunderts die Thaten scines Königs, seiner Feldherrn, seines Heeres, das Vaterland wieder auferstehen ließen, hatte in der Krieg8zeit, die mit der französischen Revo- lution hereingebrochen war, die malerische Kraft, Begabung und Ausbildung bei uns anscheinend ihren Untergang gefunden, Nicht ein Maler von Bedeutung war da, den so große Ge- hicke und Männer zu irgend einer künstlerischen Darstel- lung von bleibenden Werth zu begeistern vermocht hätten! Und als dann wieder jugendliche, neu erwachte Talente in E enthusiastishem Glauben und Streben verbunden, in om und dem Vaterlande an einer frischen Wiederbelebung deutscher Kunst arbeiteten, da lag diesen nichts ferner, als gerade das Nächste: die Wirklichkeit und ihres Volkes neuere Geschichte. Von der romantischen Literatur und von den, durch diese in ihnen entwickelten, Stimmungen und Nei- gungen waren ihnen die Bahnen gewiesen , auf welchen sie das neue Heil der Malerei am sichersten zu finden und zu er- ringen hofften, und diese richteten sich auf das Reich der poetischen Sage und Legende und einer erträumten , mittelalterlih deut- schen Herrlichkeit, die, wenn sie Überhaupt je geblüht, in einer Zeit gesucht werden mußte , weit vor jener, in welcher der preußisch - brandenburgishe Staat sein eigenthüm- liches Leben begann. Und ebenso wenig, als die romantischen Väter der »neudeutschen Malerci«, mochten ihre Nachfolger und Schüler am Rhein und an der Jsar in jenen Thaten die Quellen ihrer Begeisterung und den Stoff ihrer Darstellung \{öpfen. Der Sinn der deutschen Künstler für die Poesie und Größe der Realität war noch wenig erschlossen; Helden ohne Platten- oder Kettenpanzer und Ritterhelm galten kaum als wür- dige A für die höhere Geschichtsmalerei, wieman sie damals auffaßte.

n Aber gerade während der Zeit zeichnete hier in Berlin, wo sich überhaupt wieder Talente mit einem unbefangeneren Blick für die Wahrheit und Wirklichkeit der Dinge heranbildeten und Rauch§ Meißel bereits den großen Gestalten der neuern vaterländischen Geschichte im Marmor und Erz dauerndes, erhöhtes, künst-

lerisches Leben verliehen hatte, ein jugendlicher Künstler cine Folge von Kompositionen auf den lithographischen Stein, welche der Beginn und Ausgangspunkt für cine bildlihe Behandlung der Fürsten- und Kriegergeschichte Preußens geworden sind, wie sie vorher kaum gekannt, später noch von anderen berufenen Talenten fortgeseßt, Kunstschöpfungen hat entstehen lassen, welche der modernen deutschen Malerei zum hohen Ruhme, dem Ppa- triotischen Gefühl zur Stärkung gereichen. Dieser Zeichner war Adolf Menzel.

Es liegt nicht im Zweck dieser Studie, den Entwicklungs- gang und die Thätigkeit dieses Meisters in allen Stadien und in der ganzen Vielseitigkeit seiner Richtungen zu verfolgen. Nur sein künstlerisches Verhalten zu den Gestalten und den Ereignissen der vaterländischen Geschichte soll den Gegenstand unserer Betrachtung bilden. Ein kurzer Rückblick aber auf die Vorgeschichte seines Talents bis zu jenem Zeitpunkt, wo er sich diesen Stoffen mit der ganzen Hingebung und Energie seiner Natur zuwendete, wird nöthig und wird genügend sein.

Im Jahre 1815 zu Breslau geboren, war Adolf Menzel mit seinem Vater, dem Besißer einer lithographischen Anstalt, als fünfzehnjähriger Knabe nah Berlin gekommen. Jm Kindes8alter bereits in allem Sinnen und Arbeiten die leidenschaft- liche Liebe und den Beruf zur Malerei bekundend, wurde die Ausbildung zu und i n demselben, welche er in der preußischen Hauptstadt suchte, durch hindernde äußere Umstände mancher Art erschwert, unter denen der frühe Tod scines Vaters und die ernste Pflicht, welche dem Knaben zufiel, der hinterlassenen Familie den Ernährer zu erseßen, sicher zu den schwierigsten zählte. Sein künstlerischer Bildung8gang blieb dadurch immer ein autodidaktischer. Während zeichnerische Arbeiten der man- nigfaltigsten Art, zum Lebenserwerb, für den Kunsthandel aus- getbrt, gleich sehr seine Phantasie und seine Hand gelenkig machten, jeder an sie gestellten geistigen und technischen Aufgabe gerecht zu werden, gewann er durch Ausdauer und unermüd- lichen Fleiß doch auch Zeit und Freiheit zur Genüge, um im treuen cindringenden Studium der Natur und der künstlerischen Denk- male aller Zeiten seine Anshauung und sein Wissen von der Art und Gestalt der erscheinenden Dinge der umgebenden Wirk- lichkeit wie der geschichtlichen Vergangenheit in ähnlichem Maß zu erweitern und zu bereichern. Nachdem mancherlei litho-

graphische Arbeiten, geistreiche Federzeichnungen, Buchillustratio-

nen und selbstständige cyllishe Werke seinen Namen aus d frühern Dunkelheit gehoben hatten, führte ihn im Jahre 1&2 ein größerer Auftrag der Hoffunsthandlung von Sachse ; Berlin zuerst dazu, seine bildnerishe Kraft an bedeute Gegenständen aus der preußisch - brandenburgischen Geschicht zu erproben. Diese waren so gewählt, daß sie die Entwilun, unsers Volks und Staats von den alten Wendenzeiten L der Eroberung dieses theuren Bodens durch »Geist und Schwert, bis zum herrlichen Sieg Über seinen leßten fremden Bedrän ; in Bildern großer Hauptmomente vorüberführen sollten. i

Die von Menzel entworfenen Kompositionen hatte ex selb mit der lithographischen Kreide auf Stein auszuführen ein Technik, welche damals noch ziemlich in der Kindheit lag uit nicht entfernt jenes, für die Erreichung der kräftigsten und zar: testen malerischen Wirkungen vor Allen geeignete und bequeme, Ausdrucksmittel geworden war, zu dem sie später glücklich aus! gebildet wurde. Ein mit der breiten Feder auf Stein gezeidh: netes Titelblatt schmückte den Umschlag dieser Blätter, eine groß: artig komponirte Ouverture gleichsam ihres weltgeschichtlichen Inhalts. Flanfkirt von zwei Nischen mit pyramidaler spißer frg. nender Bedachung, wie aus lebendigem starken Baumgeäst gebil. det, shwingt sih über die Mitte des Raums ein Bogen, und diese ganze Konstruktion dient gleichsam zum Gerüst für cinige bede tungdwvolle Gestalten undGruppen. In der Mitte, dicht unter jenem Bogen die sißende Figur ciner Sybille, die ins Buch der »Hi storia« schreibt, was ihr die Zeiten durchdringendes Auge schaut hat. Zur Rechten der deutsche Ritter im Kampfe mit dem bereits halb überwältigten Preußen, zur Linken der Wende vor seinem Gözenbild knieend. Unten aber in jener Nische links über der Jahreszahl 1763 die hehre geflügelte Siegesgöttin, die, Schwert und preußisches Adlerbanner in den Händen, die vielköpfige zishende Hydra zertritt; gegenüber in der rechten Nische Über der Zahl 1815 die ideale Verkörperung der jungen preußisch-deutschen Volks- und Heldenkraft mit Löwenfell, Keule und dem kranzumwundenen Landwehrkreuz auf der Fahnen- stange. Ein Herold dort neben der Nische, den Reichs- adler auf seines Ueberwurfs Brust gestickt, hält ‘in hocherhobener Hand den Kurfürstlihen Wappen\child und Hut, ein anderer hier in der seinen den Königlichen mit der Krone darüber. Die aufgeschlagene Bibel, Kelch und Hostie in der Mitte der Grundlinie angebracht, diese Güter und sprechenden Symbole der evangelischen Kirche und ihres Glau- eee weisen hin auf die Mission des preußischen Staats und E Fürstengeschlehts, die Schirmer des Protestantismus zu sein.

Die Reihe der Bilder selbst wird eröffnet durch die Dar- stellung des wilden mörderischen Kampfgewühls der Erstür- mung Brennabors, der Wendenfeste durch Albrecht den Bären, Es folgt die Predigt des Christenthums bei den Wenden dur den frommen Vicelin (um 1137), Krieger, Priester, Frauen und Kinder, theils in Ergriffenheit vor dem heiligen begeister- ten Prediger niedergesunken , theils widerstrebend vor der Ge walt seiner Worte und der Kunde vom Gottessohn, do im Aufmerken wie gebannt. Die Belchnung des Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern mit der brandenburgischen Kurfürstenwürde durch Kaiser Sigib- mund, zeigt ein drittes Bild. Ein anderes den Ueber tritt Joachims 11, zur lutherishen Kirche, und das erste Empfangen des Abendmahls in beiderlei Gestalt durch ihn und seines Hauses und Hofes Mitglieder. den Kurfürsten Friedrih Wilhelm in jenem Moment höchster Gefahr im Schlachtgetümmel von Fehrbellin; auf einem an- deren besonders charaktervollen Blatt den Aft der Huldigung der preußischen Stände an diesen Fürsten. Die, eine neu Epoche unseres Vaterlandes eröffnende, Feierlichkeit der König krönung Friedrichs 1, zu Königsberg schildert eine figurenrei{e, treu nah den Dokumenten entworfene Komposition , bei deren Entwurf dem jungen Zeichner s{werlich eine Ahnung gesag! haben mag, daß er fast dreißig Jahre später berufen sein würde, die an derselben Stelle vollzogene Krönungsfeier des Monarchen zu malen, welcher das, durch den ersten Friedrich geschaffene, Königreich zu neuer, nie besessener Ma! und Größe erheben sollte. Das ergreifende Bild des Einzugs der ihres Glaubens wegen vertriebenen Salzburger in ein preußische Stadt, mahnt an die Segnungen, welche das Regl- ment Friedrich Wilhelms 1. seinem Staat gebracht. Dit Heldenlaufbahn Friedrich 11, wird durch die Bilder zweier bedeutenderer Momente aus derselben veranschaulicht: das Auf-

einanderstoßen der österreichischen und preußischen Schlachtreihen F

bei Mollwiy und die Anrede des Königs an seine Generale am Morgen der Schlacht von Leuthen. Und als carakl& ristishe Schlußbilder der ganzen Reihe wählte der Zeichner de »Auszug der Freiwilligen von 1813« die Reihen der Kämpfer für des Vaterlandes Befreiung von den umdrängenden U bleibenden zur Stadthinausgeleitet, Ale wie von einer hohen, hell

Dann zeichnet Menzel

eisterung beshwingt und hinau®gehoben über den Shmer e S dens und die Schrecken der Zukunft, und endlich die „Victoria«, den Siegesjubel nach heißer siegreicher Freiheits- chlacht, wo er 1m Schein der sinkenden Sonne das leichenbe- äte Feld und die Schaaren preußischer Krieger in frommem Hankgebet gegen den »Lenker der Shlachten« malt, und es er- reiht, dur verhältnißmäßig wenige, durchaus realistishe Grup-

yen Und Gestalten doch ein im grofen Sinne symbolisches Vild | | [ands (ohne

u chaf. A, Qwei bis drei Jahre nach dem Erscheinen dieser Vlätter, deren vollen Werth die damals gültige, in den künstlerischen Anshauungen_ der Romanüiker auferzogene Meinung der Künst- ler, so wie des Publifums kaum zu erkennen schien, führte ein anderer buchhändlerischer Auftrag Adolf Menzel, der inzwi- hen an Zeichnungen und Oelbildern, wesentlich andern Jnhalts,

(zätig gewesen war, zur vaterländischen Geschichte wieder zurü.

Tir die Verlagshandlung von Weber u. Lorck in Leipzig |

hatte Franz Kugler in Berlin eine »Geschichte Friedrichs des Großen« in vorwiegend populärem Ton und Haltung geschrie- ben, Nach dem Muster des damals viel Aufsehen machenden „Leben Napoleons« von Laurcnt, illustrirt von Horace Vernct, sollte auch dies Friedrichsbucch mit einer Menge von Holz- shnitten ges{mÜückt werden. Behufs der Zeichnungen zu den- selben wendete man sich auf Kuglers dringende Empfehlung an Adolf Menzel. Man hätte keine bessere Wahl treffen fónnen. Das, was er mit diesen Zeichnungen geschaffen, welche das Gesammtbild von seincs Helden Leben und Zeit in größter Vollständigkeit çeben, is uns ein unvergängliches Gut geworden, dessen ganze Bedeutung im Vaterlande wie im Auslande die Zeit, welche solche illustrative Arbei- (en sonst so leiht und schnell der Vergessénheit anheim- giebt, nur immer mehr und mehr zum allgemeinen Be- wußtsein bringt. Mit jener Gewissenhaftigkeit, die all sein fünstlerisches Thun charakterisirt , ging Menzel an diese Arbeit. Seine Vorstudien erstreckten sich auf Alles, was das kriegerische und bürgerliche Leben des achtzehnten Jahrhunderts betrifft, auf die Bildnisse und Architekturen, die Uniformen und Tracb- (en, die Sitten aller Volksklassen und die militärischen Ge- hräuhe und Formen dcs Verhaltens in allen Perioden jenes vielumfassenden Zeitraums von Friedrich 1. Tode bis zu dem ines erhabenen Enkels. Jn dessen Wesen und Persönlichkeit aber vor Allem hatte er sich mit verständnißvoller Liebe ver- inkt, und fo gelang es ihm, in jenen Zeichnungen seinen Helden auf jeder Stufe scines Lebens, in jeder Situation finer an Thaten und Schicksalswechseln so Überreichen Lauf- hahn, in einer Wahrheit und überzeugenden Leibhaftigkeit dar- ustellen , wie es die Augenzeugen und Zeitgenossen selbs nie vermocht hatten, so daß das von ihm geschaffene Bild eigent- ih erst das normale in dexr Vorstellung geroorden i} , in welchem auch den kommenden Geschlechtern der Held des acht- zehnten Jahrhunderts leben wird.

Das Königreich Griechenland.

(Nach Demétrius Bikélas Statistics of the kingdom of Greece, ab- gedr, im »TJournal of the Statistical Society of London,« September 1868, und nach von Kloeden: Lehrbuch der Geographie.)

Das Königreich Griechenland reiht vom 36. bis 395 Gr. url, Br. und vom 37. bis 43% Gr. ösftl. L. und besteht aus dn Haupttheilen: dem Festlande (Rumelien), /, des Gan- jen; der Halbinsel Morea (Peloponnes) 5; und den Junseln 1°/,, darunter Eub6a, 80 Qu.-M.). Das Festland beträgt 366,3 Qu.-M, der Peloponnes 404,5 Qu.-M, die östlichen Inseln 119,8 Qu.-M, die

wesilichen Tnseln 47,2 Qu.-M, ganz Griechenland also 947,8 Qu.-M ..

Nah Bikelas vertheilten si die 45,689 Qu.-Kilomecter des Landes due die jonischen Jnseln, den offiziellen Berichten von 1861 gemäß, solgendermaßen : Land unter Kultur 7436 Kilom. ; pflugbares Land, 10h nicht unter Kultur, 11,748 Kilom. ; Berg- und Weideland 18,599 Nlom, ; Forsten 5420 Kilom. ; Seen und Sümpfe 833 Kilom. ; Flüsse,

Straßen und Stadtgebiete 1653 Kilom. Das Gesammt-Königreich

st eingetheilt in 13 Nomarxrchien und 60 Eparchien. Jede Eparchie llt in Kommunen, deren es im Ganzen 348 giebt. Ueber die Be- lfcrung des gegenwärtigen Königreichs Griechenland unter der frühern „schen Herrschaft auch nur annähernd sichere Zahlen anzugeben, ist 4 möglich. Die erste Schäßung wurde bei der Begründung ® Knigreihs Griechenland im Jahre 1834 abgehalten. Sie ergab 15g Qohe von 650,000 Einwohnern. Der Census von 1838 ergab D200, der von 1848 986,731, der von 1861 1,096,810 Einwohner. l Bevölkerung der jonischen Tnselu betrug 1861 228,669, die vcn pu Griechenland 1861 also 1,325,479. In den 23 Jahren von 1838 0? 1861 is somit die Einwohnerzahl um 45,83 pCt. gewachsen, was

fine jährliche Stei erung von ungefähr 2 pCt. ergiebt. Dieses Ver-

der Bevölkerungszunahme für ganz Griechenland zu Grunde 50h! ergiebt heut für das Königreich die Höhe von ungefähr 20/000 Einwohnern. 1861 gab es in ganz Griechenland im Ganzen 1/77 männliche und 635,702 weibliche Bewohner; davon kommen

Griechenland 567,334 Einwohner männlichen und 529,476 weib-

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lichen Geschlechts, auf die jonischen Juseln 122,443 Einwohner männ" lichen und 106/223 weiblihen Geschlechts. Das Mißverhältniß der Zahl der weiblichen Bewohner zu der der männlichen rührt theils her von der shweren arbeitsvollen Lebensweise der ersteren, theils auch daher, daß vielfach weibliche Versonen als Dienstboten ins Ausland gehen und deshalb niht in die Zählung ein- begriffen sind, während andererseits Matrosen, auch wenn fe im Auslande sich _aushielten, mitgezählt wurden. Nach den einzelnen Beschäftigungen vertheilt sich die Bevölferung Griechen- ( | die jonischen Jnseln) in folgender Weise: 4 pCt. sud Personen in unabhängiger Stellung, 13,87 pCt. gehören zur industriellen Klasse, 49,37 pClt. sind Aerbauer und Schäfer, 8/43 pCt. sind Kaufleute, 18,66 pC. liegen den Künsten und Wissenschaften ob, 5,49 pCt. sind häusliche Dienstboten. Auf den Jonischen Inseln leben 51,342 männliche Ackerbauer, 8365 Personen gchören der industriellen Klasse an, 7282 sind Kaufleute. Der Census von 1861 ergab 7175 Heirathen, Geburten 32,405 und zwar 16,775 männlichen, 15,630 weiblichen Geschlechts. Was das Verhältniß der unchelichen Geburten anlangt, so lagen nur die Berichte vom Jahre 1550 vor, wo unter 30,858 Geburten überhaupt 298 uneheliche vor- kamen , was 1 uneheliches Kind auf 102,55 oder 9,65 auf 1000 Ge- burten ergiebt. _Todesfäüle gab es im Jahre 1861 22,969, Heirathen famen somit 1861: 6/54 auf 1000, Geburten 29,54 auf 1000 Ein- wohner. (uf den jonischen Jnseln kamen 1864: 25,42 Geburten auf 1000. Todesfälle trafen 1861: 21 auf 1000, auf den jonischen Inseln 1864: 18,41 auf 1000 Einw. Die offiziellen Berichte ergaben für das „Jahr 1865 im gesammten Königreich: Heirathen 9224, Geburten 37/452, Todesfälle 26/238, was bei Annahme der Bevölkerung für 1865 von 1,424,000 Einwohnern (mit Zugrundelegung eines jährlichen Qu- wachses von 2 pCt.) an Helrathen ergiebt 6/48 per 1000, Geburten 26,30, Todesfälle 18/51 pcr 1000 Einw. Die Bevölkerung des Königreichs, welche ohne die jonischen Inseln nach der Zählung von 1861 1,096,810 Einwohner betrug, vertheilte sich auf 248,949 Familien (4,62 Tndi- viduen auf die Familie) und wohnte in 225,716 Häusern (4,86 auf je ein Haus). Die bedeutendsten Städte sind Athen, mit ungefähr 45,000, Syra mit ungefähr 20,000 und Patras mit ungefähr 25,000 Einwohnern. Das Heer rekrutirt sich durch die jährliche Aus- hebung. Alle Griechen im Alter von 18 Jahren bitden das Kontingent für jedes Jahr; díe Zahl der Rekruten wird vom Parlament bestimmt. Die Dienstzeit währt 6 Jahre, und zwar 3 Jahre in dem aktiven Dienst und 3 Jahre in der Reserve. Jm Jahre 1871 betrug die effektive Stärke des Heeres 9011 Mannschaften (Offiziere und Soldaten) 1867: 14,300 Mann. Die Kosten des Heeres beliefen sich 1860 auf 6,304,936 Drach- men (225/175 Pfd. Sterl. = 1/,501,1665 Thlr.); im Jahre 1867 wur- dei _sie geschäßt auf 7,968,762 Drachm. (284,600 Pfd. Sterl. = 1/097/3335 Thlr.). Die Flotte besteht nah von Kloeden: aus 10 Dampfern und 24 Segelschiffen mit 182 Kanonen. Bemannt sind diese mit 577 Mann inkl. Offiziere. Das Budget der Marine betrug 1867: 1,500,000 Drachm. (53,500 Pfd. Sterl. = 356,666 Thlr.). Außerdem erhielt die griechische Regierung im Laufe des Jahres 1867 von der Kammer einen Kredit von 4,500,000 Drachm. (160,000 Pfd. Sterl. = 1,066,6665 Thlr.) bewilligt behufs Erweiterung der Flotte, und werden gegenwärtig zwei eisengepanzerte Schiffe, das eine in Lon- don, das andere in Triest, für Rechnung Griechenlands noch gebaut. Die Zahl der angestellten Staatsbeamten betrug 1861: 3553, die der Gemeindebeamten im Ganzen 5199, Der öffentliche Unter- vit, Jm Jahre 1&30 gab es 110 Schulen mit einer Zahl von 9249 Schülern, 1855: 497 Schulen mit 41,015 Schülern, 1860: 752 Schu- len mit 52,860 Schülern. Am Jabre 1866 gab es, mit Einschluß der jonischen Juseln, in Griechenland 140 höhere Lehranstalten mit 9765 Zöglingen , und zwar eine Universität mit 1182 Studenten, 16 Gymnasien mit 1908 Schülern, 123 hellenishe Schulen mit 6675 Schülern. Elementarshulen gab es 1067 mit 52,583 Schülern, und zwar 942 kommunale Knabenschulen mit 44,102 Kindern und 125 kommunale Mädchenschulen mit 8481 Kin- dern. Jm Ganzen gab es 1866 also 1207 öffentliche Schulen mit 62/348 Zöglingen. Seminarien gab es 4 mit 115 Jöglin- gen, Waisenhäu ser 3 mit 158 Kindern, und zwar 80 Mädchen und 78 Knaben, Privat-Knabenschulen 45 mit 2490 Theilneh- mern und Privat-Mädchenshulen 48 mit 2762 Theilnehmerin- nen. Jnsgefammt wurden in den 1307 Schulen Griechen- lands 1866: 67,873 Zöglinge herangebildet, worunter 11,323 Mädchen. Rechnet man hierzu außerdem die Zahl der PBrivatschulen, in welchen 8000 Kinder Unterricht in den Anfangsgründen empfangen, fo ergiebt sich die Summe von 75,873 Per- sonen, welche unterrichtet wurden. Die Bevölkerungszahl angenom- men auf 1,500,000, wurden im Durchschnitt von 20 Einwohner Einer in Schulen unterrichtet. Die Zahl der Studirenden auf der Universität Athen betrug 1837: 52, 1845: 195, 1855 war sie auf 590 angewacbsen, 1865 schon auf 1098, während sie 1866 1182 ausmachte. Von 1837 bis 1865 hatten 4631 junge Leute die Universität verlassen. Von diesen stammten 2969 aus dem Königreich selbst, während 1662 hauptsäcblich aus der Türkei hingekommen waren. Jm Gan- zen E der Staat für öffentliche Unterrichtszwecke im Jahre 1866: 1,323,050 Drachmen (47,250 Pfd. St. = 315,000 Thlr.). Die Presse. Jm Jahre 1866 gab es in Griechenland mit Einschluß der jonischen Inseln 77 Zeitungen und 13 periodisch erscheinende Schrif- ten. Von diesen 90 Blättern bestanden 19 bereits mehr als zehn Jahre; die übrigen sind in neuerer Zeit entstanden. Buch drucke- reien gab cs 1867 im ganzen Königreich 75. Gewichte, Maße- Münzen. Laut Geseß vom 28. September 1836 wurden an die Stelle der bis dahin gültigen Maße und Gewichte diejenigen nach dem französischen Dezimalsystem geseßt. Die Benennungen blieben dieselben, erhielten aber zur Unterscheidung von dem alten Landes- maß und Landesgewicht die Benennung »yKöniglich«. Hiernach hat man