1889 / 194 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Aug 1889 18:00:01 GMT) scan diff

früheren Leistungen dieser Bühne ebenbürtig zur Scite und scheint sie

durch maschinelle Künste in einigen „Bildern“ fast noch zu überbieten.

Aber nicht nur diese erste Aufgabe des „Ausstattungsstück8*, den Zu-

[Matern eine prächtige Augenweide darzubieten, [öft die Novität mit estem Gelingen, sondern auch der wverbindende Text, der von * Alexander Moskowski und Richard Nathanson her- rührt und den die Bühnenleitunn nicht für entbehrlih zu halten scheint, kann unser Interesse gewinnen, weil die Person, um die es si handelt, und Zweck und Ziel derselben längst unsere Theilnahme besißen; überdies ist der Dialog geschickt und mit Geshmack behandelt, es fehlt nicht an Humor, und von in die Augen springenden Uebertreibungen hat man si erfreulicher Weise fern gehalten. ie Handlung, wenn es erlaubt ist, von einer solhen zu reden, beginnt mit einem Stanley vor seiner ersten Reise nach Afrika gegebenen Abschbiedsmahle; hierbei kommt es zwischen dem Schei- denden und einem Großindustriellen, Mr. Brandford zu einer Wette, welck&e-den Letzteren veranlaßt, dem ohne Scheidegruß abgereisten Stanley naczureisen. Diese Verfolgung tritt er aber nicht allein, sondern um des Humors willen in Begleitung von zwci Damen an, und am Victoria-See erreihen die Verfolger glücklich die Haupt- Expedition. Daß Stanley in der That von Zanzibar aus die Westküste Afrikas und den Congo natürlich nach Ueberwindung der größten Schwierigkeiten und Hindernisse erreiht, versteht sh ebenso von felbst, wie daß Mr. Brandford sih in seine schône Begleiterin verliebt und daß ein preußisher Reserve-Offizier, der sich mit seinem Diener in Zanzibar der Expedition angeschlossen hat, eine \höône Araberin, die er aus der Sklaverei befreit, und welche der Expedition später groce Dienste geleistet lat, als seine Gefährtin fürs ganze Leben mit in die Heimath nimmt. Von den einzelnen Bildern, es sind deren elf, aus denen das Stü besteht, darf man nicht viel berihten, um dem Zuschauer niht den Reiz des Ueber- rashenden zu rauben, und zum Theil würde es au nit gelingen, dem Glanz uvd der Farbenpracht wie der künstlerishen Komposition in Kürze entsprehende Worte zu leihen. Wir wollen daher nur hervor- heben, daß in dem zweiten Bilde, welches den Aufbruch aus Zanzibar darstellt, eine wohlgelungene malerische Volkéscene vorgeführt, daß im sünften Bilde „beim Kaiser Mtesa“ und im neunten Bilde „Stanley's Traum“ nicht nur dekorativ, sondern auch durch die Tänze und Waffenspicle des Balletpersonals der höchite Glanz ent- faltet wird. Was endlich die Darstellung anbetrifft, so aben wir allen Mitwirkenden Anerkennung auszudrücken; recht verständig spielte Hr. Emil Litashi den Stanley, sehr komisch gab Hr. Max Walden den Diener des Reserve - Lieutenants und Rittergutsbesizers Kurt von Lehnstadt, welhen Hr. Hagemann mit Anstand und în der Liebesscene auch mit Wärme dar- stellte. Von den Damen traten nur die Frls. Wegner, von Pöllnißz und Jenny Heese bedeuisam in den Vordergrund und braten ihre Rollen auf's Beste zur Geltung und zur Wirkung. Das Publikum folgte der Aufführung von Anfang bis zu Ende mit aufmerksamster Theilnahme und spendete fortgeseßt reihen Beifall.

Im Interesse des Publikums mat die Direktion des Victoria- Theaters bei dem gegenwärtigen Andrang zu den Aufführungen des Auf stattungéftücks „Stanley in Afrikg* darauf aufmerksam, daß BVillet- Bestellungen bereits 8 Tage vokher an der Theaterkasse ent- gegengenommen werden.

Kroll's Theater.

Signor Francesco d’'Andrade, der gefeierte Baritonist der italienischen Opern-Gesellschaft, welhe im Frühling dieses Jahres in Kroll's Theater eine Reihe von Vorstellungen gab, eröffnete gestern Abend einen zweiten Gastspiel-Cyklus auf der Kroll'shen Bühne als „Don Juan“. Der Sänger beherrscht gegenwärtig, wie im Früh- jahr, sein volles s{chönes Organ, dessen Beweglichkeit und seelische Ausdrudsfähigkeit fast unübertreflich sind, mit unfehlbarer Sicherheit; die Belebung des Tons, die Meisterschaft in der Bemessung der dynamischen - Wirkung sind überraschend und verlassen den Sänger weder beim Ausdruck lyrischer Empfindung noch in den Momenten höchster Leidenschaft. Der Künstler, der auch s{auspielerisch Bedeutendes leitet, licß in der von ihm geschaffenen Gestalt das sinnlihe Verlangen und das herrishe Selbstbewußtscin, welches sih zuweilen bis zu dämoriscter Gewalt ausprägt, in den Vordergrund treten. Das die glühende Sinnenlust verkörpernde Trinklied gelang ihm deshalb vorzüglich und erzielte so stürmishen Beifall, daß der Sänger sich zu einer zweifahen Wiederholung entschließen mußte; dieser Leistung gegenüber mußte aber, der ganzen Charakter- anlage dieses Don Juan entsprehend, die köstlihe Serenade an Wirkung auf die Hörer zurücktreten. Jn der S{hlußscene konnte der Künstler mit seiner mächtigen Stimme und seiner \{hauspielerishen Gestaltungsgabe dem furchtlosen Selbstbewußtsein überzeugend Aus- druck verleihen. Des Beifalls war beinahe kein Ende. Sehr tapfer hat sich neben dem Gast die Mehrzahl der übrigen Mit- wirkenden gehalten. Fr. Hadinger sang die Elvira mit \{öner Tongebung und warmer Empfindung; die Rolle der Zerline spielte Frl. Schackto noch etwas zu \{hüchtern, sang aber sauber,

Frl. Reinhardt als Donna Anna: die St:mme klang \charf, über- angespannt und niht immer rein. Hr. Nebe war als Leporello lebendig in der Darstellung und sicher und voll Humor im Gesang, verdient also im Ganzen lobende Anerkennung; Hr. Cronberger (Don Ottavio) erfreute durch die Klarheit seines Vortrags und die geschickte Tonbehandlung.

Der zweite Gastspielabend des Sgr. Francesco d'Andrade findet am Sonnabend statt und bringt den „Rigoletto*. In dieser Verdi’schen Partie hat Sgr. d’Andrade während des Gastspiels der Gardini’shen Oper im Frühjahr bekanntli aroßen Beifall gefunden. Carlotta Grossi verabschiedet sih an diescm Abend als Gilda, welhe Rolle die Künstierin zum Abschluß ihres ezfolgreihen Gastspiels

gewählt hat. : Belle-Alliance-Theater.

Die Hauptrollen der morgen ftatifindenden Première der Bern- hard Buchbinder’swen Gesangsposse: „Unser S@wiegersobn“ sind in den Händen der Damen Lina Bendl, Agnes Werner, Elly Burgs und der Herren Niedt, Swoboda und Hambro.

Central-Theater.

Gestern Abend ging zur Wiedereröffnung des Theaters die neue Gesangéposse „Leichtes Blut“ von W. Mannstädt, Musik von G. Steffens, zum ersten Male in Scene und wurde von dem dicht- beseßten Hause mit wärmstem Beifall aufgenommen. Leit und gefällig fließt Alles dahin die lustigen Couplets, sowie der ebenso leicht- geshürzte wißige Dialog wechseln in shönster Reihenfolge, jodaß der Zuhörer kaum aus dem Lachen kommt und hierüber manhe Unwahr- \cheinlihkeit ganz vergißt, die man aber, wenn sie in so munterer Weise vorgesührt wird, gern übersieht. Wir verlangen von ceincr Posse weder eiren stark sihtbaren rothen Faden, noch viel geistige Tiefe; die Hauptsache ist: wir wollen uns amüsiren, und dies kann man hier in reicem Maß haben. Das ganze Haus gab auch unverhohlen diese Stimmung kund, und Ohr und Auge wurden befriedigt, leßteres dur die durhweg neue, \{chöne Auéstattung und die reizenden Kostüme. Besonders raffinirt war das Cypria-Fest arrangirt, wo jede neue Figur eine neue Ueberraschung bot. Ebenso war das Spiel sämmtlicher Mitwirkenten von dem rihtigen „leihten Blut“ belebt, das au dem Stü scinen Erfolg verschaffte, sodaß man wohl annehmen darf, es werde sich für lange Zeit die Gunst des Publikums erhalten. Unter den Darstellern beben wir zunä} Hrn. Thomas als Balletmeister hervor, der mit alterprobter Künstlershaft ganz Großartiges in Spiel und Mimik leistete, was ibm noch jedem Abgang, besonders aber am Schluß des diitten Aktes mit raushendem Beifall gelohnt wurde. Ebenso war Frl. Dora (als Cilli von Pelzien) von wahrhaft übersprudelnder Laune, und keine Faser war an der ganzen Figur, die nicht Uebermuth und Drolligkeit verrieth. Durch ihre deutlihe Aus\sprahe entging dem Hörer keines ihrer Worte, die ge- sungen oder gesprochen mit der ihrem Wesen eigenen Schalkhasftigkeit wie Funken ins Publikum geschleudert wurden. Vortrefflih spielte Frl, Vetty Gerber tie Erzieherin der übermüthigen Cilli, und wir können Hrn. Thomas zu dieser, wie es \s{heint, „reuen* Acquisition Glück wünschen. Ebenbürtig in den guten Leistungen reiht sich der Dichter Iklei des Hrn. Meyer an, sowie Spiel und Gesang des orn. Kaiscr als Assessor Liebih. Alle übrigen Mit- wirkender, unter denen uns noch das tomishe Ehepaar Tübbéecke dargestellt durch zwei altbeliebte Figuren des Central-Theaters, Hrn. Kettner und Frl. Hoe \tets von Neuem Spaß mate, ebenso wie die Damen Kröchert und Frl. Bohne, seßten ihr Bestes ein, um Hrn. Thomas das Gelingen des Stückes und defsen freudige Aufnahme beim Publikum erringen zu helfen. Wir können ihm zu dem Erfolg gratulircn, und mit leichtem Muth sicht gcwiß heute Hr. Thomas sein jüngstes Kind „Leichtes Blut“ den Weg in die Welt antreten! :

Mannigfaltiges.

Die Königli®e Porzellan-Manufaktur stellt zur Zet in ihren S&aufenstern die Reliefporträtt Kaiser Wilhelms. und Kaiser Friedrih's II11, zur Ansict aus. Die wohl- getroffenen Bildnisse ersheinen auf runder Platte, umrahmt von frei modellirten Kränzen aus Lorbeer-= und Blüthenzweigen, über- rat von der auf «cincm Kissen ruhenden Kaiserkrone. Berücksichtigt man, daß jedes dieser Bilder aus eincm Stü gefertigt ist und einen Durchmesser vcn ca. 125 ecm hat, so darf man dieser neuesten technischen Leistung der Königlichen Manufaktur seine Anerkennung nit versagen. Ebenso ist die künfst- lerisde Vollcntung der herrlihen Stüdcke, die feine Modellirung der Köpfe und ihrer Umrabmung ein glänzendes Zeugniß für die Anftalt. Wie kiesige Blätter berichten, sind die Reliefs zur Aussckmückung des reuen Situngssaales im Rathhause zu Altenessen be- stimmt und werden nur wenige Tage ausgcstellt bleiben.

JIFhre Majestät die Kaiserin Friedrich traf, wie wir der „Wiesb. Pr.“ entnehmen, am 12. d. M. in Braunfels ein

sodaß die Leistung befriedigen konnte; weniger gut war

Friedrih-Denkmal. Das am 14. Mai d. I. enthüllte Dey mal ist das erste dem Kaiser Friedrich errihtete und steht in einer Net [evendgr oen Bronzebüste (von Reinbol Begas) mit gothishem Ueberbau von Heilbronner Zan stein. Nah dem bei den Fürstlihen Herrschaften cin enommene Diner begab \sich die Kaiserin, in deren Begleitung si Prinzess; Victoria befand, nohmals nach dem Denkmal, um dort eine De tation der Stifter des Denkmals zu empfangen und denselben ihr, Dank abzustatten. Errichtet ist das Denkmal vom ganzen Solmf Lande zur Erinnerung an den Besuch des verewigten Kaisers Friedri am 14, Mai 1887. Die Rückkehr der Kaiserin fand am Nag mittage statt.

Rennen zu Charlottenburg. Donnerstag, 15. August,

I. Preis von Bollensdorf. 1500 A4 Distanz 1400 m. H Henschel's 4 jähr. br. H. „Hammerfest“ 1. Major von Molhrd © jähr. br. H. „Gubat“ 2. Mr. Warren's 3 jähr. br. St. „Schlibbeck,* 9 Sicher mit ciner Länge gewornen. Werth: 2110 # dem Sieger Ee wurde um 5000 #4 von Hrn, von Tepper-Lasfi ge ordert.

IT. Preis von Oranien. 1500 A Dist. 3000 m. U Gra Sierftorpffff’s 5sjähr. br. H. „Ernst Karl“ Lt. v. Sydow 1. Hrn. D Oehlschläger's 4jähr. br. W. „Illusion“ Lt. v. Grävenig 2. H Albert’s 5jähr. br. H. „Browne* Rittmeister v. Kramsta 3. Sitte mit anderthalb Längen genowmen. Werth : 1680 6 dem Sieger

IIT. Treptower Hürden - Rennen. Preis 1500" Distanz 3000 m. Hrn. Albert's 4jähr. br. St. „Calpurnia“ 1 Lt. Graf Hallwyl's 6 jähr. F.-H. „Androcles“ 2. Lt, v. Behr! 5 jähr. br. St. „Nana*“ 3. Im Kanter mit zehn Längen gewonnen Werth: 2160 4 der Siegerin. „Calpurnia® wurde um 4000 zurückgekauft.

IV. Großes Offizier-Jagd-Rennen. Preis 2000 6 Distanz 5500 m. Lt. Weinschend's 4jähr. br. St. „Modell“ L. y Grâäveniy 1. Lt. Graf Sculenberg's ösjähr. br St. „Fine Lame Bes. 2. Lt. Prinz Radziwill's 6iähr. \{wbr. W. „Farmby* 4 v. Sydow 3. Siegte sicher mit dritthalb Längen. Wer1h; 2260 der Siegerin. j

V. Peculium-Jagd-Rennen. Preis 1500 ( Distan 4500 m. Hrn. H. Hübner s 6jähr. br. W. „Brillant" 1, Hrn. H Suecmond1's 5jähr. br. St. „Perle fine“ 2. Lt. Frhrn. v. Fus Nordboff's a. br. St. „Vahrenwalde“ 3. Siegte leiht mit vier ingen. Werth: 1740 #

VI. Full Cry-Jagd-Rennen. Preis 2000 ( Distan 4500‘ m. Kapt. Icë's a. br. W. „Newbridge“ 1. Gr. B. Buinski'g a. F.-St. „Ruby“ 2. Hrn Long's 4 jähr. br. St. „Tomasha“ 3 Siegte sicher mit dritthalb Längen. Werth : 2240 M

Hamburg, 14. August, Die Bctheiligung an dem in de Tagen vom 17.—19. August hier abzuhaltenden VI. Bundestage des Deutschen Radfahrer-Bundes verspriht eine schr grofe zu werden. Man rechnet auf mehr als 10C0 Radfahrer, welche sit hier ein Rendezvous geben werden.

Aus Cortira wird der „N. Fr. Pr.“ vom 13. d. M. ge- meldet : Gestern wurde vom Hospitale ein Tourist in das hiesige Spital gebraht, welcher vom Monte Cristallo über ein Swnee- feld gegen eine Felêwand gestürzt war und sich eine Gehirn- erschütterurg zugezogen hatte. Er war mit zwei Gefährten bei

und fuhr sofort nach dem im dortigen Schlof park stehenden Kaiser-

\chlechtem Wetter gestern aufgestiegen und glücklih auf den Gipfel gelangt. Beim Absteigen folgte er den Spuren zweier mit Führern gehenden Herren, von denen einer ebenfalls stürzte und \sich Wunden am Kopfe beibrachte.

Mez, 15, August. (W. T. B.) Heute erfolgte dur die hiesigen Vereine die Schmücckung der Kriegergräber auf den S@lachtfeldern vom 14., 16. und 18, August 1870. Abends fand eine Gedenkfeier in der Schlucht von Graveleotte stait. bei welcher Vürgermeiftcr Halm von hier eine ergreifende Gedächtnißrede hielt.

Bologna, 15. August. (W. T. B.) Heute fand auf der Eisen bahrstrede zwischen Bologna und Porto Maggiore, in der Nähe von Budrio, eine Zugentgleisung statt, wobei eine Person getödtet und zwei verwundet wurden.

Eriwan. Ueber eine Besteigung des Großen Arxarat wird dem „Kawkas* berichtet: Am 19. (31.) Juli bestieg eine M expedition, bestehend aus zwei Offizieren der Uman-Kosaken, Rafalo- witsh und Lestschenko, dem ältesten Regimentsarzt Davidsohn, einem Urjadnik, eincm Kosaken, zwei Kurden, und dem Einwohner von Eriwan Karapet Kanojanz, den Gipfel dcs Großen Ararats, wo sie ein Minimal-Thermometer Celsius votrfanden, das daselbst im vorigen Jahre von den Herren Markow und Kowalewski zurückgelassen worden ist. Das Thermometer zeigte 509 Kälte.

E

Wettervericht vom 16. August,

Morgen,

Stationen. Wind, Wetter.

Temperatur in © Celsius 5°C. —=4°R

Montag :

SSW 3|bedeckt Anfang täglich 78

SW 2 heiter SW 3\hhalb bed. SSW 2 beveckt

W 2 wolkig NO 4 'bededckt WNW s Regen SW

SW

Mullaghmore | Aberdeen . . | Cbristiansund. | Kopenhagen . Drreiita :

aparanda . | St. Petersbrg./ Moskau.

Cork, Queens- town ... Cherbourg . Helder. Sylt Hamburg Swinemünde Neufahrwasser Memel Münster. .. Karlsruhe . . Wiesbaden . München Chemniy Berlin. .…. Wien .….. Breslau .

Triest .

1) Böig.

___ Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes Minimum am Ladogasee, ein Theil- minimum am Skagerrak, während der hohe Luftdruck in Südwesteuropa si etwas rordwärts ausgedehnt hat. Ueber Deutschland wehen frische südwestliche bis nordwestlihe Winde bei veränderlicher, ziemlich kühler Witterung, vielfach is Regen gefallen. Kiel hatte Gewitter. ,

Afrika.

A. Raida. 74 Uhr.

oor

750 Feiter

Nebel bedeckt wolkig wolkig!) heiter Regen wolfig bedeckt

bedeckt bedeckt wolkig bededckt wolkig bededckt2) bedeckt bededckt

still/heiter

760 764 759 752 754 753 753 750

799 763 761 764 759 759 761 758

762

Eugen Leterrier.

Parkfest.

des Ballets

stellung 7 Uhr. Sonntag:

Concert.

Mck O 5 H D P P I A I I N I O3 A C5

d'Andradi.) Sonntag:

Deutsche Seewarte.

Theater - Anzeigen.

Lessing - Theater. Sauspiel in 3 Aufzügen von Henrik Ibsen, _ Sonntag: Der } in 5 Aufzügen von A. Dumas und A. d'Artois.

: Unsere Frauen. Lustspiel in 5 Auf- zügen von G. von Moser und F. von Schönthan.

Victoria-Theater. Zeitgemälde in 11 Bildern von Al. Moszkowski und Rich. Nathanson. Ballet von C.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich - Wilhelmfstädtishes Theater. Sonnabend: Neu einstudirt: Giroflé-Girofla. Komische Oper in 3 Akten von Albert Vanloo und Musik von Charles Lecocq. Im prathtvollen Par! um 6 Uhr: Auftreten erster Gesangs-Virtuosen und Große Freilotterie. Anfang der Vor-

Im Theater: Im pra(htvollen Park: Das Musikcorps des Leib-Garde-Husaren- Regiments aus Potsdam. Liedersängerin „Die lustige Mirzl“ (Marie Koblas}a). Auftreten der Gesangs-Künstler.

RKroll's Theater. Scnnabend: Gastspiel des

Sgr. Francesco d’Andradi und letztes Gastspiel der 2) Gestern mehrmals Regèn. fr. Carlotta Grossi. ß p

rossi; Maddalena: Fr.

Gastspiel des Hrn. Heinri Bsötel. Der Troubadour.

Täglih: Bei günstigem Wetter vor und nah der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Beleuhtung des Sommergartens, großes Doppel-Concert. Anfang 54 Uhr, der Vorstellung 7 Uhr.

Belle-Alliance-Theater. 1. Male. Sonnabend: Nora. Im herrliden Sommergarten: Sommernachts - Fest.

Sóauspiel Coxcert. Austreten sämmtlicher

Fall Clemenceau.

ments. des Theaters 74 Uhr. Sonntag : Dieselbe Vorstellung. Im herrlihen Sommergarten :

Uhr.

Sonnabend : Stauley in

Mußk von C.

treten sämmtlicher Spezialitäten. Severini. Anfang S E ENE E E ERE N

Central-Theater. Direktion:

Sonnabend: Zum 3, Male. Gesangsposfse in Musik von G. Steffens.

Sonntag: Dieselbe Vorstellung. Großes

Giroflé : Girofla.

8s Elite-Doppel- | von Franz Roth. Anfang 7x Uhr.

Große E Sonntag: Dieselbe Vorstellung. treten d i

U Ea Akten von Leon Treptow.

Gustav Görß.

Rigoletto. (Gilda: Fr.

eink; Rigoletto : Sgr. | Monde.“

Sonnabend:

Unser Schwiegersohn. Gesang in 3 Akten von Bernhard Bu(binder.

Großes Militär - Doppel-

Brillante Jllumination des ganzen Garten-Etablisse- Anfang des Concerts 6 Uhr.

Großes Militär- Doppel-Concert. Gastspiel der I. russishen National- Sänger- und Tänzer-Gesellshaft „JFroanow“.

Leichtes Blut. 4 Akten von W. Mannstädt. Î In Seene geseßt vom Direktor Emil Thomas. Anfang 7# Uhr.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72.

Sonnabend: Zum 143. Male. Die junge Garde. Gesangs8pofsse in 4 Akten von Ed. Jacobson und Leop. Ely. ee theilweise von G. Görß. Mußk

In Vorbereitung: Flotte Weiber. Gesangsposse Musik von Franz Roth. (Novität !)

Wissenschaftlihes Theater. der Urania,

Anstalt für volksth. Naturkunde. Abends 74 Uhr: „Von der Erde bis zum

Zum

Frl. Gertrud Sculßze mit Den. Verlagsbud- Posse mit l

ndler Robert Wustrow (Berlin). Frl, Ger- trud Redlich mit Hrn. Heinrich Falk (Beuthen a, S.— Berlin). Frl. Bertha Schurr mit þrn. Bauführer Karl Wayenbaur (Gmünd—Tübingen). Frl. Minna Müller mit Hrn. Apotheker Ï. Raf (Stade—Spenge i. W.).

Ver eheliht: Hr. Rechtsanwalt Pulvermaÿer mit Frl. Elsbeth Engel (Kempen). Hr, Dr. Eri Marck3 mit Frl. Fuiederike von Sellin (Schweidniy). i

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Adolf Span (Ulm a. D.). Hrn. Dr. A. Franz (Langen bielau). Hrn. Frik Hahn (Röderhof). Eine Towter: Hrn. Gerichts-Afsessor Stelling (Hannover). Hrn. Lieut. Heyne (Braunschweig). Hrn. F. Wander (Birkenwalde).

Gestorben: Hr. Rittergutsbesißer Aug, v. Schón' berg (Wasserjentsch). Frl. Martha p C a ). Hr. Königl. Förster a. D. E

elm Wallis (Worbis). Hr. Königl. Defonow Kommissär Adolf Grütter (Hannover). t Johann Peter Bremen (Sudenburg). gra! Auguste Ebert, geb. Beuster (Berlin). 27 Major a. D. Leopold Koh (Berlin). b a Emilie Wunderlich (Berlin). Hr. Fa ‘Fris Moriß S{chmortte (Berlin). Hr. Rentier midt Zimmermann (Berlin). Hrn. G. Messer! uer Tochter Martha (Kottbus). Hr. ¡ego Dr. Gustav Schlemüller (Arensdorf). l ot Theod. Lürman (Bremen). Hr Wilhe Tant Malotki (Leipzig). Hr. Major a. D.

v. Biêmarck (Blankenburg).

Elftes großes Spezialitäten. Anfang

Auf-

Emil Thomas.

Couplets von

Sonnabend, Redacteur: J. V.: Dr. H. Klee,

Berlin; Verlag der Expedition (S olz).

Paul Sasse (Berlin). F

Familien-Nachrichten, Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 9

Verlobt: Frl. Emma Saaß wit Hrn. Kaufmann rl, Elise Degebrodt mit Hrn. Kaufmann Alfred Beuther (Berlin).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und f

Drei Beilagen (eins{ließ!iG Börsen-Beilage).

¿ 194,

Erste Beilage : zum Deutschen Reihs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Freitag, den 16. August

1889,

S

| _——— u

Deutsches Reich.

Nachw der Einnahme an We(hselstempelsteuer im Deutschen Reich für die

2,

eisung

Zeit vom 1. April 1889 bis zum Schluß des Monats Juli 1889.

3,

Einnahme im Monat Juli 1889

[S

Ober-Post-Direktions-Bezirke.

M.

Hierzu Einnahme Vormonaten M.

In 1889

+ mehr weniger

M A

Einnahme in dem- selben Zeitraume des Vorjahres (Spalte 4)

M | A

in den Zusammen

M. |

1. Im Reichs-Posftgebiet.

1) Königgberg N d Gumbinnen i

9 390 3612 8 946 72 431 3 870 6 245 8 189 1 254 4 241 2 984 13 236 8 008 O 930 15 978 7 420 12 233 5 547 6 654 2 349 5 598 17 836 5 066 31 827 16 843 7416 3979 41 785 1688 15 264 45 396 22 166 6 145 12 079 2926 3 414 5 121 16 589 69 177 15 922 3 960

70 40 20 2 30 60 80 10

20 80 20 30 50

3) Danzig .

4 E e 5) Potsdam . s Lo nbfurt a. O... n C . 8) Köslin .

9) Posen . 10 L E 11) Breslau 12) Liegnitz . 13) Oppeln . 14) Magdeburg . N ate S.

16) Erfurt .

17) Kiel .

18) Hannover .

19) ünster

90) Minden

21) Arnsberg .

D A 93) Frankfurt a. M. R %H) Aachen .

26) Koblenz

97) Düsseldorf .

98) Trier .

29) Dresden

30) Lipzig .

31) Karlsruhe .

32) Konstanz

33) Darmstadt

34) Schwerin i. M. . 35) Oldenburg.

36) Braunschwetg.

20) Bremen + « 38

39

O : 40) Metz

10 30 80 90 20

80 60 90

30 50 60 50 60 60 80 70 20 70

20

traßburg i. E.

22 722

117 485

123 061

190 212

3 046 1846 1792

22 303

831 89 2133 397 217 1053 4 504 4 245 1357 9 123 204 235 153 4772 719 2915 6 063 675

6 099 3016 798 1076 7 824 564

4 922

11 695 4 745 2 159 1559

487

176 | 3

6 474

23 921 2185 1700

36 872 11 780 33 061 282 537 13 538 24 032 25 389 4 950 17 620 9 480 48 513 28 383 18 312 50 085 27 091 47 563 22 033 23 237 7 474 18 742 61 025 18 719 105 081 57 373 29 457 13 798 151 447 6 304 52 138 156 722 73 371 24 009 42 630 8 979 14 048 18 252 | 97 898 235 468 63 036 12 573

20 70 10 50 70 80 10 80 50 50 60 20 50 30 90 50 60 20 10 40 70 90

50 80 10 10 90 30 70

20 70 20 50 80 30 95

80 70 60

40

30 80 10 40 30 20

10 50

39 918 13 626 31 268 304 840 14 369 24 122 27 522 5 348 17 402 10 533 53 017 32 629 - 19 670 59 208 26 887 47 327 22 187 28 010 8 193 21 657 67 089 19 395 111 181 60 389 30256 | 14 875 | 60 159 271 | 50 6 868 | 60 57 060 | 70 168 418 | 20 78 116 | 70 26 168 | 70 44 189 | 9467 | 40 14 225 | 40 18 249 | 10 64 332 | 60 259 390 | 20 65 221 | 10 14 273 | 40

30 527 10 014

32 409 10 499 17 876 19 333

4 094 13 161

7 549 39 781 24 620 13 740 43 230 19 466 34 994 16 640 21 355

9 844 16 098 49 292 14 329 79 353 43 545 22 839 11 299

9 180 41 796

95 950 20 023 32 109

6 940 10 810 13 127 47 746

50 90 60

50

49 298 = 30

10 313

++++ I +++++++++++++++++++1 |+++++ 1 +++++ 1 ++

80 60 90

547 942 98 323 25 326

Summe I.

M Dae M. WüLtttembera . . «

1 548 639 158 343

1 952 996 200 297 93 861

20 20 90

2 096 181 216 666 89 693

85 60 70

+ 143 185 + 16 369

64-366 | +: 6831

Ueberbaupt . Berlin, im August 1889,

631 193 | 30

1771 348 | 85

2402542 | 15 | 2237155 | 30 | 4-165 386 |

Haupt-Buchhalterei des Neichs-Schaßamts.

Biester.

Literatur.

Die Erklärungsarten des Goetzhe'shen „Faust“, von Kuno Fischer. Heidelberg, Karl Winter's Universitäts- buhtandlung, 1889, S, 92. Diesen in der Museumsgesellschaft zu Karlsruhe vor zwei Jahren gehaltenen Vortrag bat der geistvolle Verfasser, unter Berücksichtigung der besonders seit Auffindung einer Abschrift der ältesten Faustdihtung Gocthe's maßgebenden Forschungen, jeßt zu ciner besonderen Schrift erweitert, welche das zweite Heft seiner Goetheschrist bildet, In Goethe's eigenster und eigenartigster Dichtung Faust findet bekanntlih die dichterische Arbeit von Jahrhunderten ihren Abschluß und ihre Gr- füllung, Goethe hat, um des Verfassers Ausdruck anzuwenden, „die Geistetfülle des gedankenvollen Zeitalters sowie die unserige ausgeprägt und offenbart“ (S. 12). Erflärlich ist daher eine umfang- reie Literatur, welhe uns nit nur mit vereinzelten Bestrebungen, sondern mit dem eigentliden Wesen wie bleibenden Werth dieses didterishen Volk8geistes bekannt mat. Ueber die verschiedenartigen Erflärungêversuhe hat Kuno Fischer in der vorliegenden Arbeit einen eingehenden kritish-wissenshaftlihen Berit erstattet mit gleichzeitiger Berücsichtigung der bereits in zweiter Auflage erschienenen Schrift „Gocethe's Faust nach seiner Entstchung, Idee und Komposition.“ (Stuttgart 1887.) Nah einer Einleitung über das Zeitalter des Gedichts, welches eine so große Vergangenheit, Gegenwart und Nah» folge beherr\cht, kennzeihnet er unter sieben Rubriken in genauen Einzelheiten die philosophischen und historisGen Erklärungs- arten. Der Verfasser geht von dem Grundgedanken gus, der Kern aller Faustdihtung sei eine s Fabel. Er sagt : „Der Goetbe'she Faust ist eine religiöse Dichtung und ibr

hema die Schuld und Läuterung eines erhabenen Menschen, den der Weltgenuß lockt, au mit si fortreißt, aber nie befriedigt. Wäre diese Nichtbefriedigung das endgültige Thema des Goethe’shen Fausft, wie man wohl gemeint hat, so würde ih die Dichtung nicht religiös nennen, sie wäre dann nur pessimistish wie die Dihtung Byron's. Das Leben hat die Bedeutung einer Prüfung, die durch fortschreitende Läuterung bestanden sein will. Dies is der religiöse Grund- edanke, den Goctke mit tem Proloa im Himmel in die ausitragödie eingeführt und zum Thema gemacht hat. u. 9h), Sehr anziehend is die Auffassung der Grethentragödie, welche nah Kuno Fischer's Urtheil (S. V in ihrem Verlauf hinreißend, ershütternd und durch ihren Schlu erbebend wirken muß, aber jeder dieser Eindrücke ist mit einer Rüh- tung verbunden, die ih mit den Wirkungen keiner anderen Dichtung vergleichen kann.“ (76). Der gründliche, zuglei einer der ersten enner von Goethe's Dicht- und Denkweise verwerthet die selbst- gewonnene Einficht von den Werken dur eine sicherlid berechtigte di abnung, die Erklärer soliten in ihren Auslegungen Goethe'sher Worte Er Jagd na Entlehnung nicht so weit treiben, daß sie der so gerühmten tfindungskfraft des Dichters kaum etwas übrig lassen. Die Werke des da ters müssen auf ihre Entstehung untersucht werden (32). Man e also, wie wir hinzufügen, des Dichters eigene Mahnung nit fs weg auf seine eigenen Werke anwenden, „im Auslegen seid S legt ihr nichts aus, so legt was unter“. Der Hauptwerth Vorzug der vorliegenden klaren und verständigen Schrift besteht

®. a

darin, daß der Verfasser über die verschicdenartige Grläuterung der gewaltigen Dichtung völlig objektiv und vorurtheilsfrei beridtet.

Hülfs3buc für die Deutsche Literaturgeschichte. Zum Gebrauch der obersten Klassen der Gymnasien und Realschulen. Von Wilbelm H erbt, weil, Doctor der Theologie und Philosophie, ord. Honorar-Professor der Pädagogik und Direktor des pâdagogischen Seminars an der Universität Halle, Gotha, Friedr. Andr. Perthes. Bereits die dritte Auflage war von Dr. H. Zurborg in Zerbst besorgt worden. Dieselbe wies gegen die beiden ersten vershiedene Veränderungen auf. Die wichtigste bestand in der Aufnahme eines Abschnitts über die altdeutse Literatur, welcher an die Stelle des ersten Theils des Hülfs- budhs trat. Nach einem noch von Prof. Herbst gebilligten Entwurf wurde von dem Herausgeber der dritten Auflage der altdeutsche Theil bearbeitet ; dabei verfuhr man na dem Grundsaß, nur wenige der wichtigsten Erscheinungen zu besprechen, diese dagegen einer eindrin- genden, eine wirklide Anshauung ermöglihenden Behandlungsweise zu unterwerfen. So haben eigentlich nur das Volksepos und Walther von der Vogelweide eine detaillirtere Ausführung erfahren, der Abschnitt über die höfishe Epifk ist ver- hältnißmäßig kurz und soll nur einen Ueberblick ermöglichen. Da die mittelhohdeutshe Sprache an den meisteu Anstalten Deutsclands niht mebr Lehrgegenstand ist, eine Lektüre der Hauptwerke des deutschen Mittelalters aber in Neubearbeitungen au in den neuen preußischen Lehrplänen empfohlen wird, so hat der Herausgeber auf die ein- } gehendere Vorsührung des Wesens und der Cntwickelung der Helden- sage ein großes Gewicht gelegt. Beim - Nibelungenlied galt es zu zeigen, aus wel{en Anfängen die als Ganzes sich bietende Sage er- wachsen is und wie sie in ciner früheren Periode eine vielfa andere Gestait aufweist; an Stelle des hier gänzli ausges{lossenen biogra- phischen Gesichtspunktes konnte nur der des inneren saHÿlihen Zufammenharges treten. Eine besondere Aufmerksamkeit ist den Werken Waltber's von der Vogelweide gewidmet, mit denen im Original si privatim zu beschäftigen den Schülern empfohlen wird. Einleitung und Schluß des Hülfsbuhs sind nit eigentlich zum Lebrstof bestimmt, sondern sollen in orientirender Weise dem Ver- ftändniß des Haupttheils dienen. Für den Werth des Herbst’s{chen Lehrbuchs legt die soeben erschienene fünfte Auflage den besten Be-

weis ab.

Altpreußische Monats\ch{rift neue Folge. Der Neuen Preußischen Provinzial - Blätter vierte Folge. Herausgegeben von Rudolf Reicke und Ernst Wichert. Der Monatsschrift XXVI. Band, der Provinzialblätter LXXXXI1I. Band. Königsberg i. Pr. Verlag von Ferdinand Beyer's O Von dieser historishen Publikation liegt uns das in einem Bande vereinigte dritte und vierte Heft (April und Juni) vor. In denselben giebt Dr. Robert Krumbholtz eine SpezialuntersuGung über Samaiten und den deutshen Orden bis zum Frieden am Melno-See. Samaiten bedeutet die Gegend des heutigen Niederlitthauen ; diese Gegend nar ror fundamentaler Bedeutung für die Geschitte des Ordens als Lücke zwishen den Besißungen in Preußen und Livland. Der Ver- fasser untersuht nun, was unter Samaiten zu verstehen ist, wie weit es sich au2dehnte, wie sein Inneres beschaffen war, wer seine Bewohner waren und auf welcher Kulturstufe sie si befanden; die Fragen sind, wie der Professor selbst zugiebt,

bei dem Stande der zu Gebot stehenden primären und detkalb allein glaubwücdigen Quellen nur in ganz unveollkommener Weise zu be- antworten, um so anerkernenéwerther ist das Bemühen, Licht in diese Sache zu bringen und die Kenntniß der Gesbibte des deutschen Ordens zu erweitern. Beigeaeben i dem Werk eine Karte: Samaiten und seine Nachbarländer zur Zeit des deutshen Ordens, welbe nach vers&iedenen anderen kartographishen Werken über die betreffende Gegend zusammengestellt ist. Der zweite Aufsaß in dem Doppelheft vom Archivar Dr. Panger behandelt die Verbindung des frishen Haffs mit der Ostsee in ge\chihtliher Zeit und bringt einen Exkurs über Witland sowie eine Karte: im Anhang wird ter Text einer lateiniscen Urkunde über die Theilung Samlands und der frisben Nebrung abgedruckt. Jn den „Hymnologischen Miscellen“ bespridbt Dr. L. Neubaur Franckenberg's Lied „Christi Tod ist Adam's Leben* und giebt eine Abhandlung zur Autorschaft des Liedes Valentin Tbilo's d. J. Zum ersten Male erscheint in dieser neuesten Publikation der Altpreußishen Monatsschrift der vollständige Abdruck dreier Briefe aus dem Nachlaß des Königsberger Professcrs Rosenkranz, welche bisher nur im Auézuge bekannt waren ; sie sind von Schopenhauer an Karl Rosenkranz gerichtet und be- treffen die Gesammtau8gabe von Kant's Werken; datirt sind sie aus dem Sahre 1837, als Rosenkranz und Schubert ihre Gesammtausgabe von Kant's Werken ankündigten und Schopenhauer sich an die Beiden wandte mit dem Vorschlage, die Kritik der reinen Vernunft „rein und vnverfälscht, in ihrer ächten Gestalt“ d. h. in der ersten Ausgabe von 1781 abdrudcken zu laffen. Hr. Rudolf Reidke erhielt von der Tocbter und dem Enkel Rosenkranz’ die Erlaubniß zur Beröffent- lihung der Originale. Aus dem sonstigen Inhalt des vorliegenden Doppelhefts beben wir hervor die vom Oberlehrer Emil Knaake veröffentliten Forschungen zum Leben des Dichters Marx von S(hcrnkendorf; der Verfasser des Auffatzes tritt mannigfachen Irr- thümern entgegen, welche fich in anderen biographishen Aufsäßen über Scenkendorf vorfinden, wozu er um fo bessire Gelegenheit hatte, als er, im Gegensay zu den bisherigen Biographen Nachforschungen in dem Heimathiande Swenkendorf's arístellen und auf Grund urkundliben Materials gründlihec durchführen konnte. In einem anderen Aufsaß läßt s|\ch A. Treichel über die alte Sitte des Vindens aus, welche bei Gelegenheit der Ernte noch heute in geo wissen Gegenden unseres engeren Vaterlandes ausgeübt wird. Kritiken und Referate, Mittheilungen, aus denen wir eine solche über C. G. Mielcke's verschollenes litthauishes Gesangbuh hervorheben, machen den Beschluß des inhaltreihen Doppelhefts. Kriegs8tagebuch eines einjährig - freiwilligen Ulanen aus dem Feldzuge 1870/71, Von August Fite. Rathenow, Verlag von “Max Babenzien. Der Verfasser wurde zur Herausgabe dieser „Erinnerungen“ durch ein äbhn- lihdes Buch („Die Erlebnisse eines freiwilligen bayerischen IJägers im Feldzuge 1870/71) veranlaßt und erzählt von seinen Kriegsfahtuten, welche ibn in die Schla@ten bei Weißenburg, Wörth, Sedan führten und die Einnahme von Orleans und die fast täglihen Kämpfe der Loire-Armee im Spätkberbst und Winter des Jahres 1870, im Ganzen 9 Schlachten und 10 Gefechte mitmachen ließen. Er war um so eber in der Lage, Aufzeichnungen zu machen, als er seiner eigenen Angabe zufolge beauftragt war, das Kriegstage- buch der Escadron, welcher er im Feldzuge angehörte, zu führen; so mußte er jeden wihtigen Vorfall auf dem Marsche, im LVirouak oder vcr dem Feinde genau notiren, ein Umstand, welcher für die Wahrhaftigkeit der in diesem Werk niedergeschriebenen Erlebnisse bürgt. Er gehörte dem in Züllitau garnisonirenden Posenschen Ulanen-Regiment Nr. 10 als Einjährig- ¿rreiwilliger an, und diesem, welchcs jeyt den Namen: Ulanen- Regiment „Prinz August von Württemberg* (Posfensches) Nr. 10 fübrt, hat er auch sein Buch in treuer Anhänglichkeit gewidmet. Er weiß angenehm zu erzählen und bietet mit seinem Kriegétagebu ein Werk, von dessen Inhalt alle Leser, namentlich die, welche selbst den Feldzug von 1870/71 mitgemacht haben, mit Interesse und Vergnügen Kenntniß nehmen werden.

Die deutschen Kolonien, Beschreibung von Land und Leuten unserer auëwärtigen Besißungen von Carl Heßler. Nach den neuesten und besten Quellen bearbeitet. Mey 1859. Verlag von Georg Lans. Bei dem ollgemeinen Interesse, welches die Kolonial- frage in unserem Vaterlande mit Recht erregt, und Angesichts der neuesten Vorgänge auf kolonialem Gebiet wird eine Schrift will- fommen acheißen werden müssen, welcbe in saclider Weise ein Bild von der Entwickelung unserer kolonialen Bestrebungen und Erfolge giebt und somit dem Zeitungélejer, welcher sich über alles Wissens- werthe orientiren will, Aufklärung und Belehrung bietet. Angesichts der abfälligen Kritik, welche in manchen Kreisen, auc) in unjerem Vaterlande, an der deutschen Kolorialpolitik geübt wird, ist es erfreu- lich, einem Buch zu begegnen, das in rihtiger Würdigung der Sach- lage in patriotischer Meise die Freunde der überseeishen Unternehmun- gen in ihrer wohlwollenden Gesinnung befestigt, den Gegnern aber zeigt, wie wenig begründet oder doch wie übertrieben die von ibnen gemachten Ausstellungen sind. Wie wir einer Notiz entnebmen, ist die erste Auflage des Buches in außerordentlih kurzer Zeit vergriffen worden, und dieser Umstand war für Herausgzeber und Verleger ein Sporn, das Werk sowohl nah Inhalt und Umfang als au ganz besonders binsichtlih der JUustrationen, Karten und Beilagen erheb» li zu erweitern; so ist u. a. eine Uebersicht der deuts@en Kolonial- geseliswaften hinzugefügt; die Karten sind theilweise dur neue in grö- ßerem Maßstabe erseßt und um d vermehrt worden ; während die erste Auflage nur 16 Abbildungen brachte, enthält die vorliegende zwcite Auflage deren 41, welche sich dur große Mannigfaltigkeit und saubere Aueführung auszeichnen. Das Heßler'sche Buch eignet sich wegen seiner populären Darstellung auch zur Anschaffung für Volks. bibliothcken; der Preis beträgt 2 M

DieUnfallverhütungs-Vorschriften. Herausgegeben vom Verbande der deutshen Berufsgenossenshaften durch Robert Plat, Königlihen Regierungs-Baumeister und Beauftragten der Berufêgenossenschaft der Feinmechanik. Band 1.: Vorschriften für WBetriebsunternehmer. Berlin, Carl Heymann's Verlag, 1889. Von der Befugniß, Unfallvertütungs-Vorschriften zu erlassen, haben die meiften Berufêgenossenshaften bereits Gebrau gemachbt. Die vorliegente, von dem Verbande derselben herausgegebene Zusammenstellung ist dazu bestimmt, „den reihen Segen der vielgestaltigen menshenfreundlihen Arbeit“, welche in den Einzelvorschriften niedergelegt ist, der Gesammtheit nuß- bar zu machen. Das Werk ist zur Eröf\nung der „Deutsen Allgemeinen Auéstelung für Unfallverhütung“ erschienen, welhe bekanntlih die dur die erwähnten Vorschriften veranlaßten Schußvorrichtungen zum ersten Male zur Anschauung bringt. Der Verband der Berufs- genossenschaften heißt dieselbe im Borwort herzlih willkommen, indem er sie mit obiger Schrift begrüßt, „welhe im Sinne dieser Wohl- fabrts-Ausftellung für die Dauer wirken foll.“ Das Werk dürfte namentlich den Maschinenfabriken für die Wahl zwcckmäßiger Schuy- vorrihtungen beim Bau neuer Maschinen si als ein willklommener Rathgeber erweisen. Aber auch für andere Industrielle sowie Ge» ri@te und Aufsichtsbehörden dürfte es in zweifelbasten Fällen den er- wünshten prafktishen Anhalt darbieten.

DieHeißluft-Behandlung der Lungentuberkulose Vakteriologishe und klinishe Betrachtungen von Dr. wed Louis

Weigert in Berlin, Mit 1 Lihtdrucktafel und 4 Holzschnitten.

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