1909 / 233 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Oct 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Justizm inisterium.

Dem Senatspräsidenten bei dem Kammergericht, Geheimen Oberjustizrat Lange und dem Landgerichtsrat Leiser in Elbing ist die nahgesuhte Dienstentlassung mit Pension, dem Amtsgerichtsrat Redlich in Trier die nachgesuchte Entlassung aus dem Justizdienst erteilt.

Verseßt sind die Amtsrichter: Tscharntke in Reinerz nach Ratibor, Buchsteiner in Gumbinnen nah Königsberg i. Pr. und Becker in Ostrowo nah Kolmar i. P.

Der Staatsanmwaltschaftsrat Poshmann in Allenstein ist an die Staatsanwaltschaft des Landgerichts in Königsberg i. Pr. verseßt.

Dem Notar, Justizrat Eduard Schlichting in Potsdam ist die nachgesuchte Eritlassung aus dem Amte erteilt.

Jn der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: die Rechts- anwälte Geheimer Justizrat Ae bei dem Landgericht in Erfurt, Justizrat Adolf Lustig bei den Landgerichten I, II, TIl in Berlin, Justizrat von Sh immelpfennig bei dem Landgericht in Bartenstein und Hermann Engelhardt und Nobert Zelle bei dem Amtsgericht in Pankow.

Mit der Löschung des Rechtsanwalts, Geheimen Justizrats Huschke in Erfurt . und des Rechtsanwalts, Justizrats von Schimmelpfennig in Bartenstein in der Rechtsanmwaltsliste ist zugleich ihr Amt als Notar erloschen.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Dr. Grape aus Kottbus bei dem Amtsgericht in Sprottau, Dr. Hören aus Koblenz bei dem Amtsgericht in Uerdingen, von Hielmcrone aus Kiel bei dem Amtsgericht in Apenrade, Ludowieg aus Halle a. S. bei dem Amts- gericht in Gladenbach, Plewe aus Königsberg i. Pr. bei dem AmtsgerichtinBartenstein, Gundel ac in Coburg beider Kammer für Handelssachen daselbst, die Gerichtsassessoren Dr. Kohrs, Eberhard Müller und Dr. Siegfried Weinberg bei dem Land- gericht T in Berlin, Arras bei dem Landgericht TTT in Berlin, Fleißig bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Saar- brücen, Lembke bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Kiel, Zalewski bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Bromberg, von Pradzynski bei dem Amtsgericht in Hohensalza und der frühere Gerichtsassessor Vogelgesang bei dem Amtsgericht in Hadersleben.

Der Landgerichtsdirektor, Geheime Justizrat Löher in Bielefeld, der Landgerichtsrat Büchner vom Landgericht T in Berlin und der Rechtsanwalt und Notar, Geheime Justizrat Glatte in Magdeburg sind gestorben.

Ministerium des Jnnern. Bei dem Ministerium des Jnnern ist der Regierungs- sekretär Weber aus Gumbinnen zum Geheimen Registrator ernannt worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden ist der Kassen- sekretär Nis zum Buchhalter ernannt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Gymnasialdirektor Lorenz Hinrichse# is die Direktion der Domschule (Gymnasium nebst Rea chule) in Schleswig und j E

dem Gymnasialdirektor Dietrich Mülder die Direktion des Wilhelms-Gymnasiums in Emden übertragen worden.

Der bisherige Hilfsbibliothekar an der Königlichen Universitätsbibliothek in Berlin Dr. Leyh ist zum Bibliothekar an der Universitätsbibliothek in Göttingen ernannt worden.

Der Bibliothekar an der Universitätsbibliothek in Göttingen Dr. Ettlinger ist in gleicher Eigenschaft an die Königliche und Universitätsbiliothek in Königsberg 1. Pr. versezt worden.

Bekanntma G Ug Die Immatrikulationen bei der hiesigen Königlichen Friedrich Wilhelms-Univer)itat sur das fommende Winter ï s f E A Ti of ; 5 P No semester beginnen am 7. Oktober und {ließen mit dem 5. No- vember d. I.

Feder, der immatrikuliert zu werden wünscht, bat sich zuvor bei

dem Pförtner der Universität mit einer Zulassungsktarte zu .ver- sehen. Ort und Stunde der Fmmatrikulation wird bei Gelegenheit mitgeteilt werden. n Behufs der Immatrikulationen baben vorzulegen, und zwar jamt lihe Zeugnisse im Original: 1) Die Studierenden, welche beginnen: a. Angehörige des Deutschen Ne ichs: ¿eugnis einer böberen Lehranstalt Iu

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welches für die Zulassung Beruféprüfungen rem Heimatstaate vorgeschrieben ist. Genügt nach den tebenden Bestimmungen für ein Berufsstudium der Nach- s neunstufigen höberen auch für die Immatrikulation aus.

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G L. s Ov September 1909.

Die Immatrikulationskommijh1on. T Naudo Kahl. Aub t.

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| sozialistish-radikalen

verfahrens gegen Jugendliche la der Justizminister unterm 22. September d. J. eine a lassen, die folgendes ee:

staatsanwälte, die mir infolge der allgemeinen Verfügung vom 1. Juni 1908, betreffend das Strafverfahren gegen Jugendliche, erstattet worden sind, lassen erkennen, daß die in der \ätze in sämtlichen Oberlandesgerichtsbezirken Beachtung Soweit die im Sinne der V i eine verhältnismäßig längere Zeit bestehen, wird in den Berichten über- einstimmend bestätigt, da Sugendgerichtsabteilungen sich bisher bewährt haben. Soweit sie erst von kürzerer Dauer i Erwartung eines künftigen günstigen Ergebnisses Ausdruck gegeben. In keinem der Berichte find gegen f Bedenken erhoben worden.

sein, daß unter Berücksichtigung der in Betracht kommenden besonderen

vom 1. Juni 1908 weitex verfahren wird.

| von dort wieder 1

Nichkamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen Berlin, 2. Oktober. Betreffs der weiteren Ausgestaltung des Straf-

gemeine Verfügung er-

Die Berichte der Oberlandesgerichtspräsidenten und der Ober-

erfügung aufgestellten Grund- r ing gefunden haben. ügung geschaffenen Einrichtungen bereits

ie und namentlich auch die besonderen

ind, wird in der Mehrzahl der Berichte der

die Einrichtungen wesentliche

Im Hinblick auf dieses Ergebnis wird darauf Bedacht zu nehmen örtlihen Verhältnisse tunlihst im Sinne der allgemeinen Verfügung

Lassen sih auch mit E t auf die Verschiedenheit der örtlichen Verhältnisse für die weitere Ausgestaltung keine umfassenden, überall anwendbaren Anordnungen treffen, so geben doch die bisher gemachten Wahrnehmungen Anlaß, auf die nachstehend aufgeführten Gesichts- punkte hinzuweisen:

1) Als besonders wirksam haben sih die Maßnahmen erwiesen, die auf eine möglichst frühzeitige und erschöpfende Crforschung der Lebenéverbältnisse des jugendlichen Beschuldigten sowie aller derjenigen Umstände abaielen; welche sonst zur Beurteilung seiner Person, der Straftat und der zur Erkenntnis der Strafbarkeit erforderlichen Ein- sicht dienlich sein können. Aufgabe der beteiligten JIustizbehörden ist es daher, geeignete Kräfte zu gewinnen, welche die erforderlichen Ermittelungen umsichtig, zuverlässig und pünktlichßh bewirken. Neben den Polizeiorganen und den Gemeindebehörden kommen hierfür namentlich auch die Fürsorgevereine in Betracht. Allen diesen Stellen i von dem Herrn Minister des Innern durch Nunderlaß vom 16. Juni d. J. tunlichstes Entgegenkommen gegenüber den Ersuchen der Justizbehörden em fohlen worden. Um auch in Fällen, in denen gegen polizeiliche Strafverfügungen auf gerihtlihe Entscheidung angetragen ist, eine rechtzeitige Erforschunç der Verhältnisse des Angeklagten zu ermöglichen, sind ferner G denselben Runderlaß die Polizeibehörden veranlaßt, in den bezeichneten Fällen vor Abgabe der Akten an den Amtsanwalt das Alter des An- geklagten jedenfalls dann zu vermerken, wenn es ih um einen Jugend- liheu handelt.

Andererseits wird es den Justizbehörden obliegen, den von ihnen herangezogenen, auf dem Gebiete der Jugendfürsorge freiwillig tätigen Personen die von diesen gewünschten, der Erfüllung ihrer Aufgaben dienlihen Auskünfte nah Möglichkeit zu erteilen. In geeigneten Fällen wird den bezeichneten freiwilligen Helfern, sofern keine beson- deren Bedenken entgegenstehen, auch die Einsicht in die Strafakten gewährt werden können.

9) In den Strafsachen gegen Jugendliche sind bei mehreren Land-

gerichten und einigen Amtsgerichten auch die staatsanwaltlichen Ge- \häfte einem als ene besonders geeignet ausgewählten Beamten übertragen worden. iese Maßnahme hat sich durchaus bewährt. Es ist deshalb erwünscht, daß überall, wo die Verhältnisse es ge- statten, entsprechende Anordnungen getroffen werden. 3) Als zweckdienlihz ist eFmehrfah bezeichnet, wenn in Straf- sachen gegen Iugendliche] dié Anklage nicht im Gerichtsstande des Tatorts, sondern im Gerkhtsstande des Wohnsißes des Täters erhoben wird. Es ist nicht zu verkennen, daß hierdurch in den Fällen, in denen der Wohnsiß mit dem gewöhnlichen Aufenthaltsort zusammen- fällt, sowohl das Strafverfahren gegen Jugendliche als auch die für fe etwa erforderlichen vormundschaftsgerihtlichen Maßnahmen wesentli gefördert werden fönnen. Hiernah wird darauf Bedacht zu nehmen iein, daß in Strafsachen gegen Jugendliche der Regel nach, soweit nicht besondere Bedenken, z. B. wegen des Wohn- oder Aufenthaltsorts der Zeugen, entgegenstehen, in den vorbezeihneten Fällen die Anklage im Gerichtsstande des Wohnsißes des jugendlichen Täters erhoben und gegebenenfalls zu diesem Zwecke die Strafsache von der zunächst mit ibr befaßten Staatsanwaltschaft an die für den Gerichtsstand des Wohnjitzes zuständige Anklagehörde abgegeben wird.

4) Die \chriftlihe Mitteilung von der Bewilligung der bedingten Strafaussezung wird, wie in mehreren Berichten be)onders hervor- gehoben wird, seitens der Jugendlichen häufig nur höchst unvollkommen verstanden. Es erscheint deshalb erwünscht, daß den Jugendlichen diese Nachricht unter geeigneter Belehrung und Ermahnung von den zuständigen Vollstreckungsbehörden tunlichst mündlih eröffnet wird. Zu dem hierzu anzuberaumenden Termine wird es sich empfehlen, in geeigneten Fällen die geseßlihen Vertreter des jugendlichen Verurteilten mitvorzuladen.

“D Königlich bayerische Gesandte Graf von Ler hen - feld ist nah Berlin zurügekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Jm Monat August 1909 haben 3433 Schiffe (gegen 3980 Schiffe im August 1908) mit einem Nettoraumgehalt von 530 484 Registertons (1908: 577 697 Registertons) den Kaiser Wilhelm - Kanal benußt und, nah Abzug des auf die Kanal- abgabe in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeld:s, an Ge-

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zu zu be Leitung der seine zwei Geschwader nicht weniger als 45 Offiziere mit

ol politishen Regime vereinbar

O rangebuch wichtigsten, vom Ministerium des Aeußern bearbeiteten Angelegenheiten enthält,

soweit sie fich ut Da eignen.

die Verhandlungen über den Schiedsgerichtsvertra kurzem zur Zufriedenheit beendigt sein werden.

handle ferner den Abschluß Zustandekommen den gelegt : fonferenz habe die Regierung befriedigt. fodann einige neue Mitteilungen über den S der Verhandlungen

bühren 245 088 M (1908: 266 772 M) entrichtet.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Arcona“

vorgestern in Honolulu eingetroffen und geht am 7. Oktober

—_ - 50 Lv.

Frankreich. Der Vollzugsausschuß der radifalen und der Partei hat in einer gestern in Paris abgehaltenen Versammlung unter dem Vorsitz des ehe- maligen Kriegsministers, Generals André, A, O. Zu folge, grundsäßlich beschlossen, daß bei den nächsten Kammer- wahlen überall nur ein Mandatsbewerber aufgestellt werden soll, den die betreffenden Depvartementsverbände der Partei namhaft zu machen hätten. Ein Parteikongreß soll später die Frage regeln, wie gegen Zuwiderhandlungen der Parteigenossen vor- gegangen werden soll.

Jn der Wochenschrift „Opinion“ veröffentlicht der Chef der Marinekommission Laurier einen Artikel, in dem er die Organisation der französischen und deutschen Marine mit einander vergleicht und, obiger Quelle zufolge,

Mit nur drei Arsenalen, von denen das Danziger nur eine

Nebenrolle spielt, hat die deutshe Marine nah der englischen die

furchtbarste der Welt werden können. genügen in der deutschen Marine, umalle militärischen und industriellen u führen. zu leiten sowie den Befehl über sämtlihe Geschwader

36 Offiziere mit Generalsrang

enale sowie zur efehlsführung über eneralsrang. Laurier fordert \ließlih, daß P soweit es mit

i ei, einige Grundsäße der eutschen Marineorganisation sih zu Nußen mache.

Niederlande.

Der Minister des Aeußern hat der Zweiten Kammer ein unterbreitet, das eine Uebersiht über die 1. Januar bis 15. September d. J. vom

aupten, niht weniger als sechs

ren. Frankreih braucht, um seinen dena en Rang r verschiedenen Dienstzweige und zur

meldet, teilt das Orangebuch mit, daß mit Italien binnen ie Regierung ver- mit Argentinien, Brasilien und Norwegen über von chiedsgerichtsverträgen, die nah ihrem Generalstaaten zur Genehmigung vor-

Das Resultat der Londoner M

Wie das

(arine-

würden. Das Orangebuch enthält

werden

mit dem venezolanishen Gesandten Dr. de Paul, der bei der Unter- zeihnung des Protokolls mit Venezuela fategorish versichert hatte, daß die Ratifikation des Protokolls durh den Kongreß von Venezuela nit erforderlich sei, wohingegen die venezolanische Negierung erklärte, daß die O des Landes diese Ratifikation vorschreibe. Wie weiter festgestellt wird, hat die venezolanische Regierung dur die Zurückberufung des Gesandten de Paul Genug- tuung gegeben. Die freundschaftlihen Beziehungen mit Niete seien zwar nicht wiederhergestellt worden, jedoch dürfe die Lage nicht als eine feindselige betrachtet werden. Die Regierun hege die Zuversicht, daß die Beziehungen zu Nenezuela id hinreihend gebessert hätten, um LGthare Beratungen er- hoffen zu lassen, sobald Venezuela Schritte zur Wiedereröffnung der Verhandlungen tun werde. Ueber Entsendung eines neuen venezolanishen Gesandten an Stelle de Pauls habe die Regierung bisher feine Nachricht erhalten. Die Regierung verhandle mit Norwegen über einen neuen Handelsvertrag auf der Basis der gegenseitigen Meistbegünstigung. Der Sees betreffend den Beitritt der Niederlande zur Berner Urheberrechtskonvention, werde demnächst eingebraht werden. Das Drangebuch enthält ließli die Zustimmung der Regierung zu dem Plane der franzö- sischen Regierung, eine Konferenz zur Beratung von Maßregeln gegen die Verbreitung pornographischer Schriften einzuberufen. Türkei.

Der Minister des Jnnern hat an die Provinzbehörden einen Erlaß gerichtet, der wichtige Jnstruktionen bezüglich der Kapitulationen enthält. Die öffentlihe Meinung Europas habe, so stellt der Erlaß, „W. T. B.“ zufolge, fest, unter dem neuen Regime die Ueberzeugung gewonnen, daß das türkische Recht die Grundsäße der Freiheit und Gereéhtigkeit e Deshalb habe auch Oesterreich-Ungarn im Ententeprotokoll das Recht der Türkei anerkannt, die Auflassung der Kapitulationen u verlangen. Der Erlaß gibt sodann den Behörden den Rat- lag, bei der Eintreibung von Gebühren un Steuern pein- lihe Gerechtigkeit walten zu lassen und die Fremden rüdsihts- voll zu handel,

Der neue Wali von Saloniki Jbrahim Bei, ein Sohn des Scheich ül Jslam, hat die Polizei veranlaßt, den türkischen Frauen bei Strafe zu verbieten, fich in der Oeffent- lichkeit unverschleiert zu zeigen. Der Wali ließ 4 alle Mohammedaner auffordern, die für den Ramasan vorge- schriebenen Fasten einzuhalten. Wer in dieser Zeit öffentlich esse oder trinke, solle verhaftet werden. Die Kundgebung er- innert zum Schluß die Mohammedaner daran, daß die Zeit gekommen sei, streng an den Saztungen des Korans fe|t- zuhalten, und wirft ihnen vor, die Pflege der Religion ver- nachlässigt zu haben.

Afrika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ befindet sih eine aus Reitern der Stämme Tsul Branes, el Riata und Hiana zusammengeseßzte Harka im Vormarsch gegen das von den Spaniern bejeßte Seluán.

Wie amtlih gemeldet wird, hatten die Truppen des Generals Orozco bei einem Erkundungsmarsh von Seluan nah Suk el Djennis folgende Verluste: General Diaz Vicario, zwei Hauptleute, ein Leutnant und vierzehn Mann tot, etwa 180 Mann verwundet.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Ersaßwahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten, die im Wahlbezirke Hameln stattfand, wurden nach amtliher Meldung, wie „W. T. B.“ aus Hameln vom heutigen Tage berichtet, im ganzen 214 Stimmen ab- gegeben. Davon entfielen auf Bürgermeister a. D. Haus mann- Lauenstein (Natlib.) 120 Stimmen, auf Sanitätsrat Dr. med. Bartels-Hameln (Freik.) 94 Stimmen. Ersterer is somit gewählt.

Statift:f und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung. baben, der „Lpz. Ztg." zufolge, die Textilarbeiter ibrer ungünstigen wirtschaftlichen

In Leipzig habe i beschlossen, zum Zivecke der Hebung Rerhältnisse in nächster Zeit in eine Lohnhpewegung einzutreten. - Die dortigen Buchbinder haben die Abhaltung etner gemeinsamen Sitzung der Vertreter der Gebilfenorganisation und des Arbeitgeber verbandes beantragt, in der die Negelung der Männer- und Frauen- arbeit vorgenommen werden soll Hauptsächlich fordern die Gehilfen, daß männlichen wie weiblichen Arbeitern bei gleichen Leistungen gleiche Whne gezahlt werden. ;

Die bei den Grundarbeiten für den Bau der Berg mannschen Gleftrixzitäts8werfke in Bodenbach beschäftigte Arbeiterschas! ist, wie der „Voss. Ztg.“ telegraphiert wird, in den Ausstand getreten. Den Bau führt die Berliner Baufirma Held u. Franke aus. :

Jn Cardiff haben, wie die „Nhein.-Westf. Ztg." erfährt, die Besißer der Cambriangruben über 4000 Arbeitern gekündigt, weil infolge der Forderung der achtstündigen Arbeitszeit Meinungs

vershiedenheiten entstanden.

u. a. schreibt:

. Überzeugen

Kunst und Tissenschaft.

In der Königlichen Sammlung für Deutsche Volks- Funde zu Berlin, Klosterstraße 36, ist der E Ee wagen vom. Jahre 1785 aus der Gegend von Tegernsee in Ober- bayern wieder aufgestellt worden, der anfangs des Jahres in der hiesigen Internationalen Ausstellung für Volkskunst allseitig Beachtung g, Der in starker Abnahme begriffene alte Brauch, quf kunstvoll beladenem Wagen das Heiratsgut prunkend zur Schau zu stellen, war niht nur in Bayern, sondern auch in Böhmen, essen und Niederdeutshland ehemals verbreitet. In Bayern und Dberösterreih wird er noch geübt, doch ist die Ausstattung im wesent- lichen so modernisiert, daß der Wagen oft keinen erfreulichen Anblick mehr bietet. In älterer Zeit bo war so ein lustig und naiv hber- gerihteter Biautwagen im Shmuck der bemalten Möbel, Gir- landen usw. ein prächtiges künsilerisches Bild, wie man sich in der obengenannten Sammlung für Deutshe Volkskunde l __fann. Die Sammlung is auch durch Frau Schmidt-Bürkly um einen hochinteressanten Gegens:and bereichert worden: eine Leuchterkrone, ‘die auf der litauishen Ausstellung des vergangenen Winters im Ministerium des Innern durch ihre seltsame Eigenart auffiel. Sie ist aus Holz gearbeitet und bemalt. Besonders merkwürdig ist ihre Aus\chmückung mit Fish- und Vogel- figuren. Die leßteren find zum Teil auf Drahspiralen sißend ange- bracht, eine Verzierung, die offenbar auf ältere Vorbilder zurückgeht, die has an litauishem Dachgiebelschmuck und auf den hölzernen Grab- den mâlern der Dorffriedhöfe am Kurischen Haff früher öfter vor- fanden. Man erkennt hier wieder die naive Freude an der Natur, die au im nationallitauischen Volksliede so anmutig wirkt. Die Sammlung für Deutsche Volfskunde, tägli, außer 9) ontag, unent- eltlih geöffnet, enthält unter vielem anderen eine reihe Fülle itauisher älterer Volkstrachten und Hausgeräte von bemerken8werter Eigentümlichkeit.

Das Königliche Kunstgewerbemuseum veranstaltet i diesem Vierteljahr in seinem Hörsaal, Prinz Ae Ste 78, Hof, folgende Vortragsreihen: Direktor Dr. P. Jessen: An- regungen für Kunsthandwerk und Dekoration aus den Originalblättern älterer und neuerer Künstler in der Bibliothek des Königlichen Kunst- gewerbemufeums, 8 Vorträge, Montags Abends 84—9X Uhr; Be- ginn: Montag, den 18. Oktober. Professor Dr. Georg Lehnert: Steine und Gesteine, ihre Gewinnung, V Bearbeitung und ihre Verwertung in Dekoration und Kunstgewerbe, 9 Vorträge, Dienstags Abends 83—9x Uhr; Beginn: Dienstag, den 19. Oktober. Dr. Rudolf Bernoulli: Beleuchtungskunst, 8 Vorträge, Donnerstags Abends 84—94 Uhr; Beginn: Donnerstag, den 21. Oktober. Die Vorträge pee für Herren und Damen unentgeltlich und werden durch Ucht-

ilder und ausgestellte Gegenstände erläutert.

Die Humboldt-Akademie in Berlin hat in diesen Tagen ihr Vorlesu ges für das leßte Vierteljahr d. I. 1909, das am 7. Oktober seinen Anfang nimmt, erscheinen lassen. Es werden in ihm 174 Vorlesungszyklen und Unterrichtskurfe angezeigt. Auf dem Gebiete der Naturwissenschaften und Medizin sind in den Berliner Lehrstätten 26 Vorlesungszyklen vorgesehen; die Philosophie und Neli- gionsphilosophie ist mit 25 Vortragsreihen, die bildende Kunst und Musik mit 30 Vorlesungen vertreten, während sich die Literatur mit 95 Zyklen begnügt; die Kulturgeschichte, Völker- und Länderkunde führt diesmal 10 und die Volkswirtschaft, Staats- und Soziallehre 9 Vortragsreihen; endlich wurden über 50 Unterrichtskurse vor allem in alten und neuen Sprachen eingerihtet. Nähere Mitteilungen find in dem Vorlesungsverzeichnis enthalten, das für 10 4 in zahl- reihen Buchhandlungen usw. und im Bureau der Humboldt-Akademie, Potsdamer Straße 27 b. Villa 2, zu haben ist.

__Im Kunstsalon Paul Cafsirer, Viktoriastraße 35, ist die erste Ausstellung eröffnet. Sie umfaßt Gemälde von Ulrich Hübner und Jakob Nußbaum. Außerdem werden gezeigt einige Werke von Eugène Delacroix, JIozef Israels und G. H. Breitner sowie von Hans Steiner eine Kopie des Isenheimer Altars in Koblenz von Matthias Grünewald.

Die Medizinische Nationalakademie in Meriko hat einen Preis von 50000 #4 zur Prämiierung von Arbeiten über den Fleck- typhus ausgeseßt, von denen je 20 000 46 der Entdecker des Er- regers bezw. des Heilserums erhält, 10000 Æ, der den Autoren bei den Entdeckungen die ausgiebigste Hilfe geleistet hat. Die Arbeiten, die allen Nationalitäten zur Bewerbung offen stehen, sind bis zum 28. Februar 1911 in spanischer Sprache einzureichen.

L Me W D, De! qus Washington meldet, hat die National Geographical Society, nahdem ihre Direktoren kfürzlih beschlossen hatten, die Frage der Auszeichnung ihrer Mit- glieder Cook und Peary erst aufzunehmen, wenn deren Berichte wissenschaftlih geprüft sind, jeßt den Beschluß gefaßt, Cook bei Gelegenheit seines morgen in Washington {tattfindenden Vor- trages als den Entdecker des Nordpols offiziell nicht anzu- erftennen.

ci Die Londoner Blätter bringen eine Mitteilung des Vizekanzlers Mason der Universität Cambridge, wonach der Universität von Baron Rudolf Schröder in Firma I. Henry Schröder Company zur Errichtung einer deutschen Professur 20000 Pfd. Sterl. an- geboten worden sind.

Literatur.

Das auf Anregung des Neichsjustizamts unter dem Titel „Ver - gleichende Darstellung des deutschen und ausländischen S trafrechts" von den Professoren Birkmeyer, van Calfer, Frank, von Hippel, Kahl, von Lilienthal, von Liszt und Wach als Vorarbeit zur deutschen Strafrechtsreform heraus- gegebene Werk is in diesem Jahre zu Ende geführt wotden (Verlag von Otto Liebmann , Berlin). Wie {hon bei früheren Besprehungen bemerkt wurde, is in ihm eine vergleichende Darstellung aller strafrechtlihen Materien gegeben, und sind die Ergebnisse der - Nechtsvergleichung die sih auf das englische, französische Strafrecht, die Strafgeseßbücher der Niederlande, Ztaliens, Norwegens, die Entwürfe zum österreichischen, \hweizerischen Strafgeseßbuch und zum Bundesstrafgeseßbuch für die Vereinigten Staaten von Amerika erstreck! fritish gewürdigt und Vorschläge für die Gesetzgebung angeschlossen. Ueber den Inhalt der zuerst er- schienen neun Bände, die die einzelnen Delikte behandeln und den „besonderen Teil“ der Darstellung bilden, sowie der ersten vier Bände des „allgemeinen Teils“, der Materien des allgemeinen Teils des E gewidmet ist, haben wir früher berihtet. Jum

folgenden heben wir noch aus den beiden leßten Bänden des all

gemeinen Teils der Darstellung dasjenige hervor, was von besonderem

Interesse ist.

Der V. Band (geheftet einzeln 12 4, Subskriptionspreis 9,35 4) enthält zunächst drei wertvolle Arbeiten von Professor von Lilien- t hal-Heidelberg über Zurechnungsfähigkeit, Strafbarkeit juristischer Personen und jugendlihes Alter. In der ersten wird die Frage der

Zillensfreiheit kurz berührt und vorgeschlagen, an dic Stelle des Ausdrucks „freie Willensbestimmung“ im § 51 des R.-St.-G.-B. die Worte „normale Bestimmbarkeit durch Motive“ zu seßen und außerdem den Paragraphen im Eingange so zu fassen, daß die Un- zurechnungsfähigkeit lediglich als persönlicher Strafausschließungsgrund in Betracht kommt; also statt „cine strafbare Handlung ist nicht vor- handen“ sei etwa zu sagen: „cs fann nicht strafrechtlich verfolgt werden“, wodurch die jeßt eintretende Straffreiheit von Teilnehmern

an den Straftaten Unzurechnungsfähiger in Wegfall kommen würde. D, wird vorgeschlagen, gegen Personen, die eine strafbare Hand- ung in einem durch selbstvershuldete Trunkenheit herbeigeführten Zustande der Unzurehnungsfähigkeit begehen, besondere Strafbestim- mungen zu erlassen, wobei der Gesichtspunkt der Fahrlässigkeit Ver- wendung finden könnte. In der zweiten Arbeit erachtet pon Lilienthal es für wünschenswert, die strafrehtliche Verantwortlichkeit der Organe juristischer Personen zu erweitern und den allgemeinen Satz aufzustellen, daß jeder, der als Organ einer Verbandsperson eine Handlung vor- Ce hat, strafrechtlich fo zu behandeln ist, als habe er bei der

erwaltung, die ihm oblag, sein eigenes Geschäft geführt. Bezüglich der in der dritten Arbeit erörterten Behandlung Jugendlicher schlägt von Ulienthal vor, das Alter der absoluten Strafunmündigkeit von 12 auf 14 Jahre zu erhöhen, für das Alter von 14 bis 18 Jahren an Stelle N Strafbarkeitseinsicht die Reife des Jugendlichen zum entscheidenden D erkmal zu machen; der Richter solle die geistige Entwicklung des Iugendlichen sorgfältig prüfen; auch wenn er danach zu einer Frei- ILOnnA fomme, follten als erforderlich erscheinende Erziehungs- maßregeln angeordnet werden können; im Falle der Verurteilung sei auf Geldstrafe oder Unterbringung 1n einer Erziehungs- anstalt oder in einer aus\s{ließlich für Jugendliche bestimmten Strafanstalt zu erkennen. Erziehungs- und Strafmaßregeln müßteñ au bedingt verhängt werden können. Professor Frank- Tübingen erörtert sodann Vollendung und Versuch. Er will im allgemeinen für die Bestrafung des Versuchs den Gesichtspnnkt einer Störung des Nechtsfriedens maßgebend sein lassen: „Der Versuch ist für \traf- bar zu erklären bei allen Delikten, welche hon im Versuchsstadium eine erheblihe Störung des Rechtsfriedens enthalten.“ „Der un- tauglihe Versu ist insoweit für strafbar zu erklären, als er eine Störung des Nechtsfriedens enthält." Den Schluß des V. Bandes bildet eine Abhandlung von Professor M erkel- Königsberg über Konkurrenz. _ Im V1. Bande (geh. einzeln 12,75 4, Subskriptionspreis 9,90 6) sind nur drei Arbeiten enthalten. Professor Men delssohn- Barth oldy- Würzburg behandelt sehr eingehend das räumliche Herrschaftsgebiet des Strafgeseßes, Professor Traeger-Marburg die zeitlihe Herrschaft desselben, uud Professor Wach- Leipzig verbreitet sich in einer bedeutsamen Arbeit über legislative Technik. Unter dem Titel „Probleme der legislativen Technik“ bespriht Wah die Mängel, Unvollkommenheiten, Unfklar- heiten und Widersprüche des geltenden Geseßes und macht Vorschläge für die Nur Fast alle Abschnitte des allgemeinen wie des besonderen Teils des Strafgeseßbuchs gelangen dabei zu einer Erörterung, die weit über den Rahmen des Technischen hinausgeht. Aus dieser inhaltsreihßen Abhandlung einzelnes hier herauszugreifen, müssen wir uns versagen; auf den 83 Seiten steht faum etwas, das nicht zum Nachdenken anregt. Nur zwei allgemeine Säße mögen hier wiedergegebens werden. Bei der Forde- rung, die Kriminalstrafe nach Möglichkeit einzushränken, sagt Wach: „Wir schwelgen in Strafen; wo immer ein Gese entsteht, hängen wir ihm womöglich Pvönalklauseln an; wir schaffen uns Verbreher en masse. Wir freveln am Volke, indem wir die Jugend au dort strafen, wo wir erziehen sollen." Dann weiter: „Der Richter ist zu sehr Strafmaschine, zu wenig Mensch, der mitfühlend fraft des ihm geseßlih zu verstattenden Arbitrium den Menschen in seiner Tat wertet und diese auch in ihrer Bedeutungslosigkeit nah dem Saße „minima non curat praetor“ würdigen darf.“

Zu dem fast 500 Druckbogen umfassenden Werke deutschen Gelehrtenfleißes, das als Darstellung des gegenwärtigen Standes und der Entwiklung des Strafrechts aller Kulturvölker über den*zunächst ins Auge gefaßten Zweck, die Gestaltung des zukünftigen deutschen Strafrechts vorzubereiten, hinaus von dauerndem Werte und ein unentbehrliches Nüstzeug für jeden zukünftigen Geseßgeber auf dem Gebiete des rae ts sein wird, ershien vor kurzem ein N egisterband, earbeitet vom Nechtsanwalt Dr. O. Netter in Berlin (geh. 7,75 4). In ihm wird zunächst der Inhalt der einzelnen Bände des allgemeinen und des besonderen Teils der Os so, wie er bei jedem Bande im JInhaltsverzeichnis an- gegeben ist, nochmals zusammengestellt. Daran \ch{ließt sih als „Ge- seßesregister" ein Verzeichnis der in dem Werke berüsichtigten deutschen Geseße, in dem bei jedem Paragraphen derselben die Stellen des Werkes, an denen die Bestimmung behandelt ist, zitiert sind. Endlich werden in einem „alphabetishen Negister“ unter Stichworten die Stellen des Werkes angegeben, wo die betreffende Materie be- handelt ist. Der Negisterband wird die Benußung des umfangreichen Werkes wesentlich erleichtern. : E

__ Das Paul Gerhardt-Jubeljahr 1907 hat eine Reihe wissenschaft» liher und volfstümlicher Darstellungen von Paul Gerhardts Leben und Dichten gebracht, die mehr oder weniger alle auf Langbeckers und Otto Schulz’ Biographien des Dichters und den in ihnen abgedruckten Briefen und Aktenstücken fußen. Einen Neudruck jener Urkunden hat feine der Jubiläumsschriften geboten. Beide biographishen Werke jenes ist 1841, dieses 1869 ershienen sind Aa längst vergriffen; da wird es allen, die einen genauen Einblick in die evangelischen Be- strebungen und Kämpfe Gerhardts und seine Zeit tun wollen, er- wünscht sein, wenigstens die hauptsächlichsten Urkunden zu be- sigen. Rudolf Edckart hat sie unter dem Titel „Paul Gerhardt, Urkunden und Aktenstücke aus seinem Leben und Kämpfen“ (Verlag von Mar Hansen in Glückstadt; 2 6) herausgegeben. Die in dem Büchlein zusammengestellten Urkunden beschäftigen sih im wesentlichen mit der Person des Dichters, während die allgemeiner gehaltenen oder auf Gerhardts Amts- und Leidensgenossen hi bezichenden nit berücfsihtigt wurden. Die SchriftstüZe sind mit kurzem, verbindendem Text in zeitlicher Reihen- folge mitgeteilt. | :

Die Buchhandlung von Golde in Charlottenburg beginnt mit der Herausgabe einer Büch erei Alt-Berlin, die geschichtliche und kulturgeschihtlihe Bilder aus der Vergangenheit der Reichshaupt- stadt enthalten soll. Der vorliegende erste Band ist ein Neudruck der hauptsächlihsten Aufsäße einer 1849 erschienenen Sammlung von Bernhard Heßlein „Berühmte und berüchtigte Häuser Dérlins die 10! Buchhandel längst vergriffen ist. Ernst Friedel hat das Bändchen mit einem Geleitwort versehen, was von vornherein für dessen fulturhistorisWen Wert \priht. Die Auf- säße find kleine historische Erzählungen, von denen die fünf ersten in die für die Geschichte Berlins besonders ereignisreihe Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts fallen; vier von diesen haben Heßlein zum Verfasser, während in der fünften Carl Nogan, \. Z. Afktuarius beim Berliner Kriminalgericht, das Ende Michael Kohlbaîïes und seiner Spießgesellen erzählt. Er ist auch der Vezfasscr des lezten Aufsaßes, der ein Bild vom Sittenverfall um die Wende des 18. zum 19. Jahr- hunderts bictet. Es sei bemerkt, daß die Aufsätze dieses ersten Bandes mehr cinen fkulturges{hi{tliden als einen rein literari|hen Wert haben. |

Die Gefellschaft der Naturfreunde „Kosmos" (Siß: Stutt- gart), der wir schon manche wertvolle Beröffentlibhunz aus ver- schiedenen Gebieten der Naturwissenschaften verdanken, hat eine neue empfehlenswerte Schrift herauégegeben, in der Dr. Kurt Floeridcke DIC y Kriechtiere und Lurhe Deutschlands“ schildert. (S 1,50.) Das Büchlein enthält, aus eigener Beobachtung und aus der neuesten Fachliteratur shöpfend, alles Wesentliche über den behandelten Gegen- stand und ist recht anregend geschrieben. Es sei namentlich Terrarien- besißern, die noch niht über größere Erfahrung und eigene Beobach- tung verfügen, empfohlen.

Die letzte (11.) Veferung des laufenden Jahrganges der „Kunst unserer Zeit“ (Verlag von F. Hanfstaengl in München; jährlich 12 Lieferungen zu je 3 F) is dem Düsseldorfer Maler Claus Meyer gewidmet, über dessen künstlerische Persönlichkeit Bruno Schippang unterrichtet. Der Bilderteil des Heftes seßt sich aus \sechs Vollbildern und einer großen Anzahl von Terxtbildern zu- sammen, die Gemälde und Studien Meyers, mit ausgezeichneter Technik hergestellt, wiedergeben. Aus den Vollbildern seien „In der Bibliothek“, „die Kleinkindershule" und „Rauchgesellschaft" besonders

hervorgehoben.

Verkehrsaustalten.

Schiffsliste für billige Briefe nah den«Vereinigten

Staaten von Amerika (10 4 für |# 20 g).

„Kaiser Wilhelm der Große“ ab Bremen 5. Oktober,

„Deutschland“ ab Hamburg 7. Oktober,

«Prins Friedrich Wilhelm“ ab Bremen 9. Oktober,

„Kaiser Wilhelm I1.“ ab Bremen 12. Oktober,

„Cincinnati“ ab Hamburg 14. Oktober,

„Kronprinz Wilhelm“ ab Bremen 19. Oktober,

„Amerika“ ab Hamburg 21. Oktober,

„Kronprinzessin Cecilie“ ab Bremen 26. Oktober,

e(Beorge Washington“ ab Bremen 2. November,

Postschluß nah Ankunft der Frühzüge.

. Alle diése Schiffe, außer „Cleveland“ und „Cincinnati*, sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgang -die snellste Beförderungsgelegenheit bieten.

Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerk wie „direkter Weg“ oder „über Bremen oder Hamburg“ zu versehen.

_ Die Portoerinäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, k auch auf Postkarten, Drucksachen usw. und gilt nur für Briefe näch den Vereinigten Staaten von Amerika, niht auch nah anderen Gebieten. Amerikas, z. B. Canada.

Theater und Musik.

Königliches Schauspielhaus. L Die Königliche Bühne hat sih mit der Neueinstudierung von Otto Ludwigs „Die Makkabä er“ ein künstlerisches Verdienst erworben und alle, denen die moderne Theatermisèr® noch nicht den Geschmack an Kunstwerken des großen tragischen Stils verdorben hat, werden an der tüchtigen Wiedergabe dieses Trauerspiels hohen Kunst- genuß finden. Ist dieses Stück doch die reifste Gabe des Dichters, in dem es ihm gelang, einen gewaltigen Stoff fast restlos zu einem fraftvollen Drama zu gestalten, in dem die Tiefe "und Größe der Charakteristik mit der weisen Dekonomie des Aufbaues, mit der in steter Steigerung zur Höhe der Tragik stürmenden Handlung wetteifert. Die gestrige Aufführung übte einen tiefen Eindruck, denn alle Rollen waren geeigneten Kräften anvertraut. Daß Frau Poppe als Lea alle übrigen Mitspieler überragte, war bei der herrshenden Stellung, die die Mutter der Makkabäer im Drama inne hat, nicht störend, ja es schien selbstverständlich, zumal die Gesamtleistung auf einer hohen Stufe stand. Die Lea ist recht eigentlih eine Nolle, in der Frau Poppes Können sih voll entfalten kann. Sie ist eine geborene Darstellerin temperamentvoller Leidenschaft, die sie mit be- wegtem Minenspiel und allen Tönen, mit denen die Stimme die Stürme der Seele hörbar zu machen vermag, zu zeihnen ver- ; Vio Darf 8 D S R Nt ; steht. Die Darstellung des gebändigten Schmerzes liegt ihr ferner; vielleiht würde die große tragische Wirkung «hres Spiels noch gesteigert, wenn fie in ihm auch diesen Zug gelegentlich deutlicher- ausprägte. Die zweitwichtigste Nolle, die des Juda, war Herrn Staegemann anvertraut, der ja als ein Künstler be- kannt ist, der es mit seiner Kunst ernst nimmt. Er ist aber noch ein Werdender, und seinem Spiel merkte man au gestern noch .das Studium an; die Rolle war ihm s nit völlig innerer Besiß. Wie weit ihm die höchste Freiheit des Künstlers erreichbar ist, muß die Zukunft lehren. Auch alle kleineren Rollen waren in guten Händen, was bei ihrer großen Zahl nicht wenig sagen will. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen die des Mattathias und des Simei, jener von Herrn Kraußneck, dieser von Herrn Pohl dargestellt. Die Regie hatte ihres Amts mit großem Geschick und Geschmack gewaltet, was namentlich in den reich belebten Volksszenen zu tage trat. Die szenische Ausstattung war würdig und geschmackvoll. So war die Aufführung als Ganzes und im Einzelner ein schöner Erfolg, der den reien Beifall vollauf verdiente. Thaliatheater. : Bei der gestrigen 50. Wiederholung des Schwanks „Prinz Bussi* waren zwet Hauptrollen neu beseßt. Diejenige des über- mütigen Theater|tars Wanda wurde, infolge Erkrankung der bis- herigen Vertreterin, Fräulein Ballot, von Fräulein Grete Ly gegeben. Jhre Darstellung zeichnete sich durch übersprudelnde Lebensfrische, fecken, liebenswürdigen Humor und gewinnende Grazie aus. In Spiel, Gesang und Tanz wußte sie ihre nicht leihte Aufgabe vortrefflich zu lösen und erntete redlih verdienten Beifall des voll- beseßten Hauses. Ebenso wußte Frau Helene Brahms (vom Residenztheater), welhe die Rolle der Hofdame an Stelle des gleichfalls erkrankten Fräuleins MNeinecken übernommen hatte, diese mit wirkungsvoller und dabei doh zurückthaltender Komik auszugestalten. Von den anderen Mitwirkenden boten u. a. die Herren Formes (Prinz), Rieck (Hofmarschall) und ganz besonders Sonder- mann als lebenslustiger Kleinskädter wahre Glanzleistungen, denen die Damen Henning (Lotti) und Lhiver (Ilse) niht nahstanden. Hebbeltheater.

Im Hebbeltheater wurde gestern ein von der russischen Zensur verbotenes Stück von Leonid Andrejew, das vieraktige Drama „Das Wunder“ (übersegt von Dr. Potthof) zum ersten Male auf- geführt. Mancher im Zuschauerraum mag wohl bedauert haben, daß die Aufführung nicht auch hier verboten wurde, niht wegen der revo- lutionären Tendenz, die in dem Drama zum Ausdru kommt, denn diese richtet fich gegen Zustände, die bei uns nicht herrschen, sondern wegen des Gestes der Langenweile, der über dem Ganzen ausgebreitet liegt und es zu dem an und für sih auf dem Theater verbotenen genr ennuyant ftempelt. Drei Afte lang muß man verworrene PNeden anhören, bis endlich der kleine dramatische Kern des Ganzen sich her- ausschält : ein Bombenanschlag gegen ein angeblih wundertätiges Heiligenbild, mit dessen Zerstörung Ssawa, der Held des Stückes, das Volk von seinem Wahne zua heilen gedachte. Aler das Heiligenbild wird gerettet, und der fanatishe Pöbel erschlägt zuletzt den Attentäter. Mag sein, daß Andrejew seine Menschen nach lebenden Vorbildern gezeichnet hat, aber er führt fie nur redend, nicht handelnd ein, und jeder wiederholt sein Sprüchlein bis zum Ueberdruß immer wieder. Nicht einer ist unter ihnen, der nicht unter einer Wahnvorstellung litte, sei es infolge übermäßigen Alkoholgenusses, wegen ausgesprochenen Jrreseins oder wegen verrannter philofophischer oder politischer Ideen. Zu solchen Gestalten kann man weder innerlich noch äußerlich Stellung gewinnen. Ohne Anteilnahme sieht man sie vorüberziehen und atmet zuleßt erleichtert auf, wenn der Vorhang endlich das trostlose Bild verbirgt. Hätten die russischen Darsteller Staniéëlawskis das Stück gespielt, so hätte möglicherweise ein ethnographisches Interesse für die dichterischen Mängel des Werkes entschädigt, so aber war man sich flar, daß auch den Darstellern das, was fie spielten, völlig fernlag, obzwar sie alle mit vollem Cifer bei der Sache waren. Die Hauptfigur des Ssawa gab Herr Licho ohne Ueber- treibung; als Negisseur hatte er sich bemüht, die dramatische Spannung durch Stimmung zu ersetzen. Einen durh Alkoholgenuß verlotterten Mönch zeichnete Herr Yüissen mit gutem Humor, und einem wahnsinnigen Bußpilger verlieh Herr Kayßler etwas vom Wesen König Lears. Um die anderen Aufgaben mühten sich dic Damen Mayer und Richard, die Herren Herzfeld, Wlach und Wörz Fn den recht lauen Beifall mischte sich zuleßt auch berechtigter Widerspruch. 2

Opernhause wird morgen, Sonntag, Fräulein Destinn singt die In den übrigen größeren (Daland), FJörn (Érik), Scheele - Müller

Im Königlichen „Der fliegende Holländer“ gegeben. Senta, Herr Hoffmann die Titelrolle. Aufgaben sind die Herren Griswold Philipp (Steuermann) und Frau von (Mary) beschäftigt. Dirigent ist Herr Dr. Strauß. Am Montag findet eine Wiederholung von „Madama Butterfly“ mit Fräulein Easton in der Titelrolle, Fräulein Nothaufer (Suzuki), den Herren Maclennan (Lnkertou), Bronsgeest (Sharpleß), Lieban (Goro), Philipp (Yamadori) und Krasa (Bonze) statt. Dirigent isl

Herr Dr. Besl. Die Erstaufführung von Smetanas „Dalibor®