1909 / 238 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 Oct 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten. Die Stelle des A Kreis arztes und Vor- stehers des Medizinaluntersuchungsamts in Gum- binnen ist zu beseßen.

Bektauntmachung.

Gemäß S 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das steuerpflihtige Reineinkommen der Königs berg-Cranzer eng Ban für das Rechnungsjahr 1908/9 120 000 s beträgt.

Königsberg, den 7. Oktober 1909. L

Der Königliche Eisenbahnkommissar.

Reisewit.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Staatsminister und Minister der ffertien Arbeiten von Breitenbach, von Dienstreisen aus estpreußen und Posen.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 8. Oktober.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich sächsische Geheime Rat Härtig ist in Berlin angekommen.

Großbritannien und Frland.

Jm Unterhause richtete gestern der Abg. Dillon Salonan an die Regierung Anfragen über die Aktion Spaniens in Marokko. j j i

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ fragte Dillon zunächst, ob die britishe Regierung der spanischen irgend welhe Ve UNenmg be- züglih der umfassenderen Operationen in Marokko gegeben habe, ferner ob irgend eine Tatsache zu der Annahme bereiten könnte, daß Spanien eine Beseßung Tetuans oder eines bedeutenderen maurischen Gebietsteiles plane, und ob bei der britischen Regierun von der spanishen sfondiert worden sei, wie sie id zu derartigen Unternehmungen stellen würde. Der ije agg aut untersekretär Mc Kinnon Wood erwiderte, er müsje alle drei Fragen im verneinenden Sinne beantworten. Als hierauf Dillon weiter anfragte, ob das Parlament in Kenntnis geseßt werden würde, bevor die britishe Regierung irgend einen Schritt zugunsten einer weiteren oder erweiterten Aktion tin Marokko tun werde, antwortete Mc Kinnon Wood: Wir wissen von keiner Absicht Spaniens, die den vertraglihen Verpflichtungen zuwiderliefe, oder die sih in irgend einer Weite mit den Interessen Großbritanniens kreuzen könnte.

Frankreich.

Wie die „Agence Havas“ meldet, hat Spanien einen Tag bevor es einige seiner Vertreter im Auslande beauftragte, das Festhalten an dem vorher festgeseßten Programm für sein Vor- gehen in Marokko zu beehren, durch seinen Botschafter in Paris denselben Schritt im Ministerium des Aeußern tun lassen.

Rußland.

Das amtliche Jnformationsbureau macht, wie das „W. T. B.“ meldet, anläßlich des von den Vertretern einiger Mächte, die in China Handelsinteressen haben, sowohl in Peking wie in St. Petersburg geäußerten Zweifels über das Verfügungsrecht, das von seiten der Stadtverwaltung in Charbin ausgeübt wird, folgende Mitteilung:

In Noten an die chinesishe und die russishe Negierung sowohl

wie in mündlichen Mitteilungen haben die Vertreter einiger Mächte festzustellen versucht, daß einzelne Paragraphen des am 10. Mai d. I. in Peking unterzeichneten Vertrags den ihren Reichsangehörigen dur die Traktate mit China - eingeräumten Exterritorialrechten Ab- bru tun, daß ferner einige von der Verwaltung Charbins getroffene Maßregeln sih in Widerspruch befinden mit der Ordnung der inter- nationalen Konzession, die ihrer Meinung nach in der leßten Zeit in Charbin festgestellt sei. Es ift leiht nachzuweisen, daß ein derartiger Standpunkt auf einem Mißverständnis beruht. Die Erterritorial- rechte, soweit fie durch Traktate gesichert sind, begreifen aussließlich das Recht jedes Ausländers in sih, von seinem eigenen Konsul ge- richtet zu werden, befreien ihn aber keineswegs von der Verpflichtung, städtishe und andere Gebühren zu entrihten und \sich der eingeführten Ordnung zu fügen. Der Unterschied arti 3 va rein chinesishen offenen Häfen, wo es feine auséländischen Konzessionen gibt, und den Orten, die auf dem Territorium der Chinaostbahn liegen und dem ausländischen Handel geöffnet sind, be- steht lediglich darin, daß es in den ersteren der chinesischen Obrigkeit freisteht, nach eigenem Ermessen Verwaltungs- normen aufzustellen, während in den auf dem Territorium der Ostbahn befindlihen Orten die chinesishe Regierun durch Konzessionsvertrag vom 28. August 1896 und durch Uebereinkommen vom 10. Mai 1909 der China-Ostbahn-Gefsellschaft Verwaltungêrechte als Privatkonzessionär übertragen hat, sodaß die Gesellschaft bei der Ueberwahung der Verwaltung Charbins und anderer Punkte als Organ der chinesishen Regierung handelt. Ein anderes Mißverständnis gab augenscheinlich Becailalling zu der Behauptung, Charbin sei unlängst in eine internationale Kon- zession umgewandelt worden. Die wvertragschließenden Par- teien hatten jedenfalls niemals eine derartige Absicht. Auf Grund der juridishen Akte sowie der Traditionen und Verhältnisse lokalen Charakters, unter denen Charbin entstand, stellt es einen besonderen Typus einer Konzession dar, der \sih durch einen ausnahms- weise liberalen und hinsihtlich der Ausländer äußerst gastfreien Ordnungsmodus von anderen Konzessionen unterscheidet. Die infolge einer Unfklarheit des sechsten Paragraphen des Bahn- kfontrafktes entstandenen Mißverständnisse haben al dem Territorium der Eng Lahn eine äußerst unstabile Lage ge- schaffen, welhe die russishe ebenso wie die ausländische Be- völkerung hînderte, sich daselbst fest niederzulassen und ernste kommerzielle Interessen anzubahnen. FInfolgedessen liegt es im Interesse der auswärtigen Mächte selbst, zum allers{leunigsten Abschlusse der zwishen Rußland und China \{chwebenden VBer- handlungen beizutragen und deren regelxe ten Lauf nicht zu enes, was gleichbedeutend damit ist, B 1e dem Einreißen voll- ommener Unordnung in den an der Bahnlinie entstandenen Ort- schafteu entgegenarbeiten. Andernfalls würde auch die Bahngesellschaft unter solhen Verhältnissen Ausgaben für eine befriedigende Organi- sation der Ortschaften vermeiden.

Spanien. Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Erklärung des Ministerpräsidenten Maura könne er die konstitutionellen Garantien in Katalonien niht wiederherstellen, da es seine erste Pflicht sei, für die öffentlihe Sicherheit zu in Der Ministerpräsident hat jedoch Aneunges gegeben, bei der Wahlkampagne das Versammlungsrecht li eral zu handhaben.

Griechenland.

Die Deputiertenkammer hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, den Justizminister Roma mit 119 von 161 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten gewählt. Roma sprach dem Hause für feine Wahl den Dank aus und hob hervor, daß der i mag der Deputierten der Krise, welhe durch das

and gehe, Rechnung tragen und seine Pflicht zu tun wissen werde. Amerika.

Wie die «ire E in Ottawa mitteilt, ijt sie von der Regierung zu der lärung ermächtigt worden, daß dem Parlament in der nächsten Session eine Gesezesvorlage auf Bewilligung von 20 Millionen Dollars zur Schaffung einer canadischen Flotte und weiterer 3 Millionen jährlih zu ihrer Weiterentwicklung und Erhaltung vorgelegt werden würde.

Nach amtlichen Nachrichten, die, „W. T. B.“ zufolge, in Buenos Aires aus Paraguay eingetroffen find, haben die Truppen von Paraguay die A chen in mehreren Gefechten geshlagen. Die revolutionäre Bewegung wird für beendet angesehen.

Afien.

Wie das „W. T. B.“ aus Peking meldet, ist die An- gelegenheit der Hankau-Kanton-Bahn und der Hankau- Szechuan-Bahn durch ein Kaiserliches Edikt: dem Yuchuanpu (Verkehrsministerium) übertragen worden. Der Verkehrs- minister Hsuschitshang wird dem entsprechend die Verhandlungen über die Bahnanleihe führen.

Afrika.

Nah Meldungen des „W. T. B.“ aus Melilla sind vorgestern abend dur den Scheinwerfer des Leuchtturms von Lancellos im Gebiete der Beni Sitar mehrere Trupps von Eingeborenen entdeckt ‘worden, die sich hinter Gestrüpp ver- borgen hielten. Sobald sie sih bemerkt sahen, eröffneten sie ein Feuer gegen die Vorposten von Melilla. Die Spanier Sivibertéh das Feuer und ließen eine Kompagnie einen Ausfall unternehmen. Das Gefecht währte 11/4 Stunden.

Depeschen aus Seluan zufolge errichten die Spanier dort um die Kasbah Verteidigungswerke, auch Geschüße {weren Kalibers sollen dorthin geshickt werden.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Hopfenernte in Bayern 1909.

Im laufenden Jahre war die Hopfenernte in Bayern quantitativ \{lecht, qualitativ gut. Es stellt sich nämlich nah den Berechnungen des Königlichen Stati Landesamts die Popfenernte nur auf 44 627 dz gegen 142255 &#& im Vorjahre. ie Ernte von 1909 war die geringste während der ane ichn Jahre; am nächsten kommt ibr in dieser Zeit die Hopfenernte des Jahrès 1901 mit 49 463 az. Verursacht ist der geringe Hopfenertrag des Jahres 1909 durch Feuchtigkeit, Un ezlefer und Schwarzbrand. Unter den bayerischen Hopfengebieten hat Mittelfranken mit 9866 dz (im Vorjahre 51441 dz) am \{lechtesten abgeschnitten, Oberbayern und Nieder- bayern erreihten gegen das Vorjahr die halbe Ernte. Im Durch- schnitt ergab sich für das Königreich ein Ertrag von 2,4 dz (im Vor- jahre 6,2 dz) auf 1 ha. Die Qualität wird mit Note ITI bewertet.

Zur Arbetterbewegung.

In Hanau erklärte si, der „Frkf. Ztg." zufolge, der Ober- bürgermeister Dr. Gebe\chus auf Ersuchen der „Vereinigung von Arbeitgebern der deutschen Edelmetallindustrie" bereit, behufs Bei- legung des Streits. in der dortigen Edelmetallindustrie Einigungsverhandlungen zwischen vorgenannter Arbeitgeber- vereinigung und dem Vorstande des Deutschen Metallarbeiterverbandes zu veranlassen. Vorausfe us für diese Verhandlungen ist, daß die Hanauer Arbeiter der Éde metallindustrie ihre Kündigung zurück- nehmen. (Vgl. Nr. 234 d. Bl)

Aus Elberfeld meldet die „Köln. Ztg.“: Der Verein von Seidenbandfabrikanten des Bergischen Industriebezirks erklärt in einem Rundschreiben, daß, wenn die Kündigung der Ge - hilfen niht zurückgezogen würde, eine Verständigung, zu der der Verein auch heute noch bereit sei, ohne seine Schuld unmöglich ge- macht würde, und daß er genötigt sein werde, alle seine Betriebe still- zusezen, weil niht geduldet werden könne, daß die von der Kündigung betroffenen Vereinsmitglieder in dem ihnen ohne Not aufgezwungenen Kampf allein stehen. (Vgl. Nr. 234 d. Bl.) -

Der Bergarbeiterausstand bei der Mansfelder Ge- werkshaft (vgl. Nr. 237 d. Bl.) hat, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, auch auf den Eduardschaht und den Freies-Leben-Schacht über- gegriffen, do ist die Gefamtzahl der Ausständigen nicht gewachsen. Die Gewerkschaft hofft auf ein baldiges Abflauen der Ausstands- bewegung.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Ersten Beilage.)

Wohlfahrtspflege.

Landesversiherungsanstalten und Volkswohlfahrts- bestrebungen.

Die auf Grund des JInvalidenversicherungsgeseßes errichteten Landesversicherungsanstalten haben P mehr und mehr zu den wichtigsten Trägern der Volkswoblfahrt im Deutschen Reich entwielt. Dies ergibt auch eine Durchsicht des kürzlih erschienenen Jahres- berichts der Berl Ver talt für Mittelfranken, deren Siy sich in Ans befindet. Die Anstalt gehört zu den kleineren ihrer Art; sie erstreckt sih auf ein Gebiet, das nach der Berufszählung von 1907 eine Bevölkerungsziffer von 880780 Ein- wohnern aufweist. Von ihnen werden 205 000 als versiherungs- vflihtige Personen angeien Sie bleibt ihrer Größe nah hinter famtlichen preußis ndesversicherungsanstalten, von denen die kleinste Schleswig-Holstein reichlich 300 000 Versicherte umfaßt, weit zurück. Wir wollen nur nebenbei erwähnen, daß die Anstalt Mittel- \ranken am leßten Zahres[chlus]e 10268 Invalidenrentenempfänger und 890 Altersrentenempfänger hatte, und daß an jene für das [eßte Jahr rund 1 548 000 4 und an diese rund 136 000 # in Herm von Renten zur Auszahlung gelangt waren, ferner daß die Anstalt im SEIE des Jahres 1434 Personen darunter 898 Lungenkranke in Heilbehandlung genommen und an Heilkosten insgesamt 310 760 gegen 173 927 4 im ane ubor aufgewendet hat.

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Was uns noch m d die érhéblichen

r f ten m gibt, 1 Aufwendungen, die die Versicherungsanstalt für Mittelfranken frei-

auf fh genommen hat und mit denen sie namentli im Verhältnis zur Zahl ihrer Versicherten die meisten anderen Anstalten im Süden wie im Norden unseres Vaterlandes weit hinter sich läßt. Die Anstalt darf das Verdienst für sih beanspruchen, ein kleines Neß von Fütsorgestellen zur Bekämpfung der Tuberkulose ins Leben gerufen zu haben und sie nabdrücklid finanziell zu unterstüßen. So sind im Vorjahr in den Städten Georgsmünd, Uffenheim, Schwabach und Weißen- burg i. B. derartige Einrichtungen neu entstanden, und folgende Summen wurden als Zuschüsse an Fürforgestellen für Lungenkranke überwiesen: 400 é nah Uffenheim, 1200 # nah Weißenburg, 1200 #6 nah Schwabach, 1200 # nah Ansbach, 10 000 4 zu den Betriebs- fosten der Fürsorgestelle in Nürnberg. Pir fommen 5000 als Zuschuß zu den Betriebskosten des Walderholungsheims zu Nückersdorf und 5000 F als außerordentlihe Beihilfe zu den Einrichtungs- fosten dieser Anlage, 12 000 4 zu den Baukosten der Walderholungs- stätte bei Fürth und 1000 M zu den Betriebskosten der gleichen Ver- anstaltung. Dann findet man in der Uebersicht der Ausgaben: 1500 4 Zuschuß zur Errichtung eines Wöchnerinnenheims in Fürth, 1000 an die Stadt Fürth für die Mutterberatungsstelle, 1000 4 für ein Wöchnerinnenheim in Nürnberg, 300 # an die Mutterberatungs- und Säuglingsfürsorgestelle in Eichstätt, 200 4 an die Säuglingsfürsorge- stelle in Schwabach, 200 #4 an den Verein „Frauenwohl“ zu Nürn- berg zur Förderung der Hauspflege, 300 #4 an den bayerischen Verein vom Roten Kreuz in Ansbach, 400 4 an den Verein für öffentliche Gesundheitspflege in Nürnberg zu einer Ausstellung, betreffend die Bekämpfung der Trunksucht, 172 ZusQub zur Ermöglichung gleicher Ausstellungen in den Städten Lauf, Roth a. S. und Schwabach, 50 M Sabresbeliros an den Deutschen Verein zur-Bekämpfung des Mißbrauchs geistiger Getränke in Berlin, 130 4 zur Beschaffung von Abbildungen, Tafeln und Drukschriften über den Alkoholmißbrauch zur Verteilung, 240 #4 Zuschüsse zur Errichtung und zum Unterhalt von Landkrankenstationen. Zu alledem treten noch einzelne kleinere Ver- einsbeiträge, und damit ergibt sih die Summe von im ganzen 43 900 #, die diese Versicherungsanstalt für Bestrebungen der Volkswohlfahrt im Interesse der Krankheitsbekämpfung in einem Jahre zur Verfügung gestellt hat. Es is offenbar ein ganz richtiger Grundsatz, der dabei seine Betätigung findet, daß die Ver- waltung der Anstalt nicht alles selbst in die Hand nimmt und nur ihre eigenen Einrichtungen zu fördern sucht, fondern daß sie gerade die anderweit vorhandenen oder in Angriff zu Rin Veranstaltungen finanziell unterstüßt und für ihre Zwecke verwertet. Zu empfehlen ist das Vorgehen der Versicherungsanstalt für Mittelfranken auch infofern, als sie die Tätigkeit der Frauen auf gemeinnüßigem Gebiet in mehrfaher Weise anfaht. Endlich heben wir ihre Leistungen deshalb rühmend hervor, weil in ihnen neben der Bekämpfung der Tuberkulose und der Fürsorge für das jüngste Lebens- alter die Zurückdrängung des Alkoholismus einen breiten Plaß ein- nimmt, eine Tatsache, die gerade bei einer süddeutschen Versicherungs- anstalt hoh zu bewerten ist. Wir sind der festen Ueberzeugung, daß in der Weise, wie Mittelfranken die Wege zeigt, sih die Heilfürsorge einer Landesversicherungsanstalt am besten bewähren wird. Das Heils verfahren bei der einzelnen Person, wie es eigentlich im Geseße vor- gesehen ist, berührt eben immer nur den Einzelnen und seßt überdies vielfa erst ein, wenn der Erfolg zweifelhaft geworden ist. Die „mittelbare“, vorbeugende Heilfürsorge aber greift viel tiefer: sie wendet sih an die Ges amtheit und suht durch Belehrung und Unterweisung der Entstehung von Krankheit und Siehtum im Keime entgegenzuwirken. Die Versicherungsanstalten erfüllen eine wichtige Pfliht zum Besten des deutschen Volkes, wenn sie unausgeseßt an einer weiteren verständigen Anwendung der ihnen nah dieser Richtung gewährten Befugnis, den gemeinnüßigen Bestrebungen im Interesse der unbemittelten Volksklassen wirksam und ohne Engherzigkeit zu dienen, arbeiten.

auf f im Interesse der „mittelbaren“, der wangen Heilfürsorge

Kunst und Wissenschaft.

Ein hiesiges Blatt brachte gestern eine den Londoner „Times“ entnommene Notiz vom Ankauf einer Wachsbüste des Leonardo durch Geheimrat Dr. Bode in London für die Sammlungen des Kaiser Friedrich-Museums. Dazu fei folgendes be- merkt: Generaldirektor Bode erwarb gelegentlich seines leßten Aufenthalts in London tatsählich eine lebensgroße farbige Wachsbüste, die höchstwahrscheinlich ein Originalwerk Leonardos ist. Die Büste stellt das Idealbildnis einer jungen Frau dar, deren Brust das blaue draperieartige Gewand freiläßt. Der lieblihe Kopf mit halb aufgelöstem, gescheiteltem Haar, mit einer er- blühenden Rose geshmüdckt, ist leiht zur Seite geneigt, und das be- rückende Lächeln der Mona Lisa umspielt auch die Lippen dieser Frau. Ein im Winter dieses Jahres in Mailand entdecktes Bild der Sammlung Settala, das als Original Leonardos gepriesen wurde und viel Aufsehen erregte, {tellt wahrscheinlich dieselbe Frau in ganz ähnlicher Auffassung dar und wurde als eine der zahlreichen Repliken dieses Porträts erkannt, die insgesamt auf eine Handzeichnung Lonardos in Chantilly zurück- zugehen scheinen. Alle dieje Repliken stehen an künstlerischer Vollen- dung und bezwingender Anmut weit hinter der Wachsbüste zurück, deren Bestimmung als eigenhändiges Werk Leonardos dadurch um so mehr gesichert ijt. Vajari spricht denn auch in seiner Biogra- phie des. Künstlers von Wachsbüsten, die er angefertigt habe. Von solchen kannte man bisher nur die berühmte kleine Büste eines jungen Mädchens in Lille, die von verschiedenen Seiten auf Leonardo zurücgeführt wurde. Das demnächst erscheinende Heft des Jahrbuchs der Kgl. preuß. Kunstsammlungen wird eine ershöpfende kunsthistorische Abhandlung und Würdigung über diese unshäßbare Bereicherung unserer Kunstschäße aus der Feder des Geheimrats Bode bringen. Die Aufstellung der Büste in der Galerie des Kaiser Friedrich-Museums steht bevor. D.

Im Architektenverein zu Berlin, Wilhelmstraße 92/93, ‘wird am Mittwoch der Direktor des Kaiserlihen Deutschen Instituts für ägyptische Altertumskunde in Kairo, Professor Dr. Borchardt einen Mbrtrag halten (mit LUchtbildern) über die Entwicklung der An- \schauungen über die ägyptishen Pyramiden in den leßten 20 Jahren.

Ueber seine „Expedition nach dem Südpol“ berichtet Leutnant Shackleton in der neusten Nummer der „Umschau“ Frankfurt a. M.). Der Weg nah dem Nordpol über treibende Cis- Bolle mit offenen Spalten und Rinnen bietet ficher größte Schwierig- keiten und Gefahren, doch der nah dem . fernsten Süden über den großen Gletsher bis 3500 m Höhe gibt ihm in dieser Beziehung nichts nah. „So brauhten wir von 8 Uhr Morgens bis 2 Uhr Mittags“, schreibt Leutnant Shackleton, „um nur 500 m zurück- zulegen, denn die Oberflähe war mit Gletscherspalten wie besät, manche im Schnee versteckt, andre offen daliegend, und alle gefährlich. Die blaushwarzen Tiefen waren grundlos, und ein falscher Tritt konnte Verderben bringen.“ Wie Leutnant Shackleton und seine drei Gefährten unter größten Anstrengungen uad Entbehrungen diesen Gefahren entgingen und wie sie \{ließlich, keine 200 km vom Pole mehr eptfernt, durch Nahrungsmangel zur Umkehr gezwungen wurden, darüber bringt die „Umschau“ (Frankfurt a. M.) in ihren neuesten Nummern als einziges deutsches Blatt die authentischen, durch zahl- reihe Photographien illustrierten Berichte.

Literatur.

Forschungen zur Brandenburgischen und Preunte \chen Geschichte. Neue Folge der „Märkischen Forschungen" des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg. In Verbindung mit G. S{hmoller Feanaeben von Otto Hingze.

Band, erste Hälfte. 320 S. 6 -.

Dem O Det ipzig, Verlag von Dunker u. Humblot. 1

Das vorliegende Heft der Forshungen zur Brandenburgischen und Weties Geschichte enthält an erster Stelle den Aufsaß: „Die Städte Alt- und Neustadt Brandenburg und ihre Land- schaft zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. EinBeitrag zur politishen, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte der Mark®* von Oberlehrer Dr. Gebauer, Hildesheim. In der Einleitung weist der Verfasser nah, daß der Niedergang der beiden Havelstadtgemeinden Brandenburg schon in den leßten Jahr- zehnten vor dem Dreißigjährigen Kriege begonnen habe, im Einklang mit der allgemeinen Erscheinung, daß die absteigende Entwicklung der Städte bereits im Reformationszeitalter ihren Anfang genommen habe. Er behandelt dann die Geschichte der beiden Städte zunächst bis zum Mansfeldischen Einfall vom Jahre 1626, einem der traurigsten Jahre aus Brandenburgs Vergangenheit, und weiter bis zum Er- scheinen Gustav Adolfs, ferner schildert er die Zeit der branden- burgischen Bündnisse (1631—1641) und die Zustände in den leßten Kriegsjahren. Jahre hindur ein militärischer Stüßpunkt der Schweden, haben die Städte Brandenburg unter der Einquartierungslast und Kontributionen {wer gelitten, aber noch \{limmer gestaltete sih das Los der beiden Gemeinden, als der Kurfürst 1635 mit den Schweden bra und nun bald der Feind, bald der Freund, dieser womöglih noch erbarmungsloser als der Feind, „seinen Einzug hielt. Auch die Pest richtete iBredsidie Verheerungen an. Seit dem Negierungsantritt des Kurfürsten Friedrich Wilhelm und seiner Verständigung mit Schweden traten allmählich wieder bessere Zeiten für Stadt und Land ein. Im Jahre 1643 durften die Bürger den jungen Herrscher in ihren Mauern begrüßen. Der Friede von 1648 veränderte das äußere Bild freilih nit mit einem Male: Die Aufbringung der s{hwedischen Satisfaktions- gelder und der Unterhalt der bis zu ihrer Abtragung im Reich ver- teilten {wedischen Regimenter erinnert noch stark an die überstandene lange Leidenszeit. Aber die Zukunft gehörte doch wieder dem Lande selbît, und der Kurfürst griff überall helfend ein, allerdings mit dem Anspruch, daß sein Wille aussclaggebend sei und kein mittelalterliches rivileg dagegen auffomme. Der Gegenstand des \zweiten Auf- aßes, von Dr. Hugo Rachel, Halensee, ist Handel und Handelsrecht von Königsberg in Preußen im 16. bis 18. Jahrhundert. Königsberg kann si als Handelsstadt an ruhmreicher Vergangenheit nicht mit Danzig messen, es war lange nichts weiter als die bedeutendste Stadt an der preußisch-litauischen Wasserstraße, die von Danzig aus über. die Mündungsarme der Weichsel, das frishe Haff, Pregel, Deine, kurishes Haff, Gilge und Njemen bis Kowno (Kauen) führte. Allerlei Umstände bewirkten im 16. Jahr- bundert eine starke Veränderung im preußisch - litauishen Handel. Als seit 1510 das Pillauer Tief an Stelle der bisherigen flachen Oeff- nung gegenüber Balga durhbrach, gewann Königsberg gleich Elbing eine weit bessere Seepforte, war nicht mehr auf den Danziger Hafen angewiesen und konnte jeßt das Salz felbst von auswärts beziehen. Eine weitere wihtige Verschiebung trat durch die seit 1528 einseßende polnisch-litauische Zollpolitik ein, die, den Fremden feindlih, die Deutschen fast zur völligen Einstellung ihrer Fahrten nah Litauen nôtigte, während die Litauer ihrerseits nach Westen fuhren. Unter dem Großen Kurfürsten erlangte Königsberg das Uebergewicht über Danzig und entwickelte sich zu einem Hauptstapelplaßz des baltischen Handels. Freilih wurden seine Bürger keine Handelsherren nach Art der- Danziger oder Hamburger: sie gefielen sich in einer übertriebenen Ausbeutung der Privilegien, zu denen ihnen die günstige Lage der Stadt verholfen hatte, und ver- zichteten darauf, sich Absaßtzgebiete zu schaffen. Die Kaufleute brachten für sich die Bezeichnung „Großbürger“ zu verfassungsmäßiger Geltung. Die Zulassung zum Großbürgerrecht und damit zum Handel gelang meist nur den Söhnen und Schwiegersöhnen der Großbürger und Kaufgesellen, die in Maskopei (Gesellschaft) mit den Herren standen; andere wurden allein {on durch die hohen Einkaufsgebühren ab- ehalten, Reformierte und Nichtdeutsche waren überhaupt ausgesclof}sen. egen diese Fremdengeseße suhten \sich holländische sowie englische und sottishe Kaufleute, die sih in Königsberg dauernd niederließen und den Einheimischen durch ihren Unternehmungsgeist unbequem wurden, in Eingaben an den Kurfürsten zu wehren. Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte lange Zeit selbst so viele Schwierigkeiten mit den Städten, daß er sich nur vorsihtig mit der Fremdenfrage befaßte ; doch setzte sich gegen den Schluß seiner Negierung die freiere Richtung in Handel und Wandel durch. Nach dem Potsdamer Edikt vom 29. August 1685 mußte z. B. den refugierten Franzosen das Bürgerrecht in Königsberg und was dazu gehörte, unent- geltlich verliehen werden. Unter der neuen Regierung kam es zunähst zu einer Reaktion gegen die Begünstigung der Fremden, dann wurde eine entgegenge)eßte Richtung eingeschlagen, und \chließlich auf eine dur{greifende Lösung der Frage verzichtet. Zun Schluß betrachtet der Verfasser, der sih vor allem auf das im Seh. Staatsarchiv zu Berlin und im Staatsarchiv zu Königsberg gesammelte Material gestüßt hat, den Streit um die Art des Salz- andels und die Handelspolitik Memels. Das Thema des dritten Aufsaßzes lautet: Die preußische Münzpolitik im 18. Jahr- hundert, von Dr. Friedrich Frhr. v. Shrötter, Wilmers- dorf. Es ist ein Vortrag, der im August 1908 auf dem Inter- nationalen Kongreß für historishe Wissenschaften zu Berlin gehalten würde. Der Verfasser unterscheidet drei Perioden: die erste, bis zur Mitte des Jahrhunderts reichende, nennt er eine abwartende, passive ;: die zweite bezeichnet er als die merkantilistishe, sie ist die der größten Aktivität, in sie fällt die Gründung des preußishen Münzsystems, sie endet mit dem Jahre 1786. Die dritte ist die freihändlerische Münz- periode. Friedrih Wilhelm 1. wartete wie andere deutsche Fürsten auf das Zustandekommen der deutschen Münzeinheit durch. die Verhandlungen am Reichstag zu MNegensburg. Friedri Il. begann die Reform' _ damit, daß er 1750 den braunshweigischen Handels- und Münzkommissar Graumann, der im Jahre vorher eine Aufsehen erregende Broschüre verfaßt hatte, zu feinem Generalmünzdirektor ernannte. Es gelang Graumann, einen durchführbaren Münzfuß für Goldgeld und Silberkurant auf- zustellen und die fremden Münzen entbehrlich zu mahen. Was hier eleistet wurde, war die wichtigste deutshe Münzreform seit Ein- ührung des Talers, also seit 24 Jahrhunderten. Das große Ziel, das Graumann vorshwebte, die Gewinnung des Welthandels durch das preußische Geld, wurde freilich nicht erreiht. Was das Geld des Siebenjährigen Krieges betrifft, so geht der Verfasser au kurz auf die Frage ein, weshalb der König nicht nur die Münzen des preußischen eprâges vershlehtert, sondern auch große Massen minderwertiger Münzen mit fremdem Stempel geprägt habe. Seit 1786 war der maßgebende Mann im Münzwesen der Geheimrat, dann Minister von Struensee, der Vorgänger Steins. Da er zu viel Scheidemünzen prägte, mußte der Staat diese Massen nah dem Frieden von Tilsit erst auf #, dann auf 4/7 ihres Nennwerts herabseßen und dadurch un- geheuere Verluste über die Depo erna verhängen. Struensee war sih ebenso wie Hardenberg bereits klar über den Begriff der einfachen und doppelten Währung. Er wünschte den einfachen Fuß, d. h. die reine Silberwährung, allgemein zu machen. An die Möglichkeit einer Goldwährung aber dachte man damals in Preußen niht. „Hessen und Preußen im Frühjahr 1787“ is der Gegenstand des vierten Aufsaßes, vom Geheimen Regierungsrat Dr. Hartwig in Ha r hung, anda Wilhelm von Hessen-Cassel hatte am 17. Februar 1787 die Grafschaft Schaumburg-UÜppe Me vorbergegangene Ankündigung und ohne Vorwissen seiner Minister als eröffnetes hessisches Lehen mit etwa 3000 Mann beseßt, weil er den Sohn des vier Tage zuvor verstorbenen Grafen Philipp Ernst troß egenteiligen Entiheids der Neichsgerichte nicht Ee [ukze\ssionsfähig ielt. Er hatte gehofft, seine Gewalttat werde bei den freundschaft- lihen Beziehungen zwischen den Fürstenhäusern Hessen-Cassel und Hohenzollern die Unterstüßung Preußens finden. És wird nun aus- einandergeseßzt, durch welche Verhandlungen der Landgraf dazu gebracht wurde, seine Truppen wieder zurückzuziehen und auf den angemaßten Besiy zu Peri Die Quellen hierfür sind die zahleihen Berichte, die der nas erlin gesandte Vertrauensmann des Fürsten, der Geheime Rat von Veltheim in dieser Angelegenheit erstattet hat. În dem fünften undleßten Aufsatz erörtert Mi von Gruner, Berlin, die Ordens- verleihung an den Geheimen Rat, Professor Schmalz

1815. Im Oktober des Jahres 1815 wurde dem preußishen Geheimen Rat, Professor Schmalz von König Friedrich Wilhelm 111. der Rote Adlerorden 11. Klasse verliehen. Diese Auszeihnung erregte {on bei den Zeitgenossen berehtigtes Aufsehen, weil Schmalz “erst im August eine Schmähschrift gegen die Patrioten veröffentlicht hatte. Ueber die Frage nach dem Grund der Ordensverleihung ijt bisher viel gestritten worden, ohne daß sih eine Verständigung ergeben hätte. Der Verfasser sucht nun auf Grund der ausführlichen Erzählung Varnhagens von Ense im siebenten Band seiner Denkwürdigkeiten und Vermischten Schriften den Nachweis zu führen, daß die Ordens- verleihung an Schmalz vorschriftswidrig mit Umgehung des Staats- fanzlers Hardenberg erfolgt und auf eine Intrige des Fürsten Wittgenstein zurückzuführen sei. Auf die Aufsäße folgen die üblichen „Kleinen Mitteilungen“, die Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin jowie die Uebersicht über neue Erscheinungen und eine Reihe eingehender Besprechungen historisher Schriften.

Kurze Anzetgen

Einsendungen find nur an die Redaktion, Wilhelmstraße 32, zu rihten. Rüfsendung findet in keinem Falle statt.

Von Anderen und mir. Erinnerungen" aller Art von Helene Ra cowita (Frau von Schewitsh). Mit 2 Bildern im Lichtdruck. 7 Æ. Berlin W. 35. Wßowstr. 7. Gebrüder Paetel.

Kerstorf. Roman von Wilhelm Schaer. 4 . Bremen, Gustav Winter. / :

Bibliothek der Gesamtliteratur. Nr. 2140 bis 2152: Der Bankdirektor. Roman von Frans Hedberg. Aus dem Schwedischen überseßt von O. Lengning. 0,50 4. Hilde u'nd andere Novellen von Olga Cordes. 0,50 4. Die vom Roten Haus. Ein Künstlerroman von Paul Burg. 1 . Familie Polonius. Die hellen Nächte. Zwei Stoveilen von Thomasine Christine Gyllembourg-Ehrensvärd. Aus dem Dänischen von E. Glawe. 0,75 #6. Aus einem stillen Winkel. Neue Skizzen vom Niederrhein von Josef Buchhorn. 0,50 #. Halle a. S., Otto Hendel.

Land- und Forftwirtschaft. Ernteergebnisse in Frankrei.

Das Kaiserliche Konsulat in Paris berichtet unterm 1. d. M:.: Das französishe Landwirtschaftsministerium hat im „Journal Officiel“ vom 28. v. M. eine auf die Berichte der Departementslandwirtscafts- lehrer gegründete vorläufige Uebersiht über den Ausfall der dies- jährigen Weizen-, Roggen- und Mengkornernte in Frankreih ver- öffentliht. Die amtlide Schäßung kommt zu folgendem Ergebnis :

- Durchschnitts- gewicht für den

Hektoliter ha hl dz kg

6 570 500 | 125 655 900 99 032700 | 78,81 Roggen . . . . - 1241 500| 19961 000 | 15381100 | 77,09 Mengkorn .. 143900| 2520700 | 1872500 —,—.

Die Tabelle des Landwirtschaftsministeriums gibt die endgültigen Ziffern für das Jahr 1908 an, wie folgt:

Bestellte Fläche Ertrag a hl | dz

6 564 370 111979680 | 86188050 Noggen 1 244 320 18 220 160 13 130 280 Mengkorn 142 870 2 278 140 1 687 960.

Beim Weizen kommt die amtlihe Schäßung auch in diesem Fahre wieder zu einem günstigeren Ergebnis «als die des Bulletin des Halles. (Vergl. „R.-Anz.“ vom 5s. d. M., Nr. 235.) Der Unter- schied bezügl. des Ertrags beträgt etwa 5 Millionen Hektoliter, bezügl. des Durch]chnittsgewichts 1,01 kg. Beim Roggen und Mengkorn ist die Differenz zwischen den beiden Schäßungen nur unbedeutend.

Bestellte Fläche GLtrag

Weizen .

Weizen

Antwerpener Getreidemarkt im Monat Sejptember 1909.

Der Weizenmarkt begann zu Anfang des Monats September sehr still; es hberrs{chte nur ganz beshränkte Nachfrage für den Ver- brauch. Gegen Mitte des Monats trat eine festere Haltung und eine regere Nachfrage seitens der Mühlen ein, wodurch ein guter Teil der Vorräte geräumt wurde. Es wurde vorzugsweise russischer und deut- her Weizen gehandelt, jedoch fand rusjisher Weizen infolge seiner geringeren Qualität weniger willige Aufnahme. Der Monat {loß in fester Haltung ab. Das Mehl geschäft war in der ersten Hälfte September ebenfalls sehr still. Infolgede}ssen waren die Verkäufer genötigt, Opfer im Preise zu bringen. Später mit dem Anziehen des Weizens wurden auch die Mehlpreise fester. Immerhin war der Markt aber nicht sehr lebhaft.

Die Vorräte wurden Ende September ungefähr, wie folgt,

eschätßt : gela Weizen . . 175 000 dz Gerste . - . 190000. Ms .. . 200000: Noaaeu. : . 14000 (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Antwerpen vom 2. d. M.)

Ernteergebnisse in Numänien.

Nach einem amtlichen Bericht vom 27. v. M. hat die rumänische Weizenernte, die \sich im leßten Moment noch zu einer guten Mittelernte gestaltete, infolge der sehr günstigen Weizenpreise sehr viel Geld in das Land gebraht. Die Maisernte ist infolge der großen Trockenheit in manchen Bezirken fast ganz ausgefallen und, in den meisten stark unter Mittel geblieben; in einigen Bezirken war sie troßdem ergiebig. ach den offiziellen Schäßungen wird der Ertrag an Mais bei Ausgleichung unter den verschiedenen Bezirken für den Inlandsbedarf ausreichen und sogar noch eine Ausfuhr in bescheidenen Grenzen gestatten. Der fast im ganzen Lande gefallene Bene Regen hatte auf den Mais keinen Einfluß mehr, hat dem Viehfutter aber noch einigen Nutzen gebracht und besonders die Neubestellung sehr begünstigt.

Bericht über die Ernte in den Vereinigten Staaten von Amerika mit besonderer Berücksichtigung des Amtsbezirks von St. Louis, Mo.

Nach der -Weltweizenstatistik von Beerbohm in London, die von der Anfang September 1909 veröffentlihten Schäßung des ungarischen Landwirtschaftsministers nur wenig abweicht, hat die Meltwelzenerats im Durchschnitt der Jahre 1907, 1908 und (geshäßt) 1909 geringere Erträgnisse aufgewiesen als im Durchschnitt der drei vorhergehenden Jahre 1904 bis 1906; die sihtbaren Weizenbestände (visible supply) in der ganzen Welt haben 1909 einen auf 65 Millionen Bushels ge- \häßten Nückgang gegen 1907 erfahren, während die Bevölkerung und damit die Nachfrage nah Weizen in den Ländern mit Weizeneinfuhr und beziehungsweise Ser gewachsen sind.

Die Ernüchterung, die dem Bericht des amerikanischen Landwirt- schaftsministers vom 8. d. M. über den Stand der Feldfrüchte am 1. September 1909 gefolgt- ist, hat die anils auf den führenden amerifanischen Weizenmärkten anziehen lassen. Dabei is für St. Louis, dem drittgrößten Getreidemarkt der Union, noch besonders die Verstimmung von Einfluß gewesen, die der Bericht des Ackerbauamts des Staates Missouri vom 4. d. M. über die Ernfe des Acker- und Gartenbaus erzeugt hatte, zumal er bereits für die Winterweizenernte 1910 minder günstige Aussichten eröffnete.

Die amt ngen der russishen Weizenernte wurden in

Ç ichen H \ | Amerika am 9. d. M. bekannt, enttäushten die Baisse und ver-

neu erschienener Schriften, deren g vorbehalten bleibt:

anlaßten ein weiteres Steigen der Weizenpreise. Besonders aber haf die amtlihe Meldung über die fast zwölf Prozent betragenden Augustshäden im amerikanishen Mais die an den Getreidebörsen {hon vorhandenen Befürchtungen bei weitem übexboten und die Sorge hervorgerufen, die auf dem Maismarkte picht befriedigten Käufer von Getreide möchten den nit gerade überfahrenen Weizen- markt bedrängen. Dies müßte die Weizenpreise weiter in die Höhe treiben, zumal Hafer, der auch für den Ausfall in Mais aufzukommen bätte, neuerdings vom Markt zurückgehalten zu werden s{eint. So sind denn die Preise für die sämtlichen leitenden Getreidesorten in der zweiten Septemberwohe neuerdings gestiegen und zeigen wenig Neigung zu einer beahtenswerten und dauernden Abschwächung in absehbarer Zeit. A

Die Gesamternte der Vereinigten Staaten in Feld- und Gartenfrüchhten kann heuwæ gewiß nicht als eine glänzende, aber immer- hin als eine mäßig gute bezeichnet bezw. veranschlagt werden. Zu beachten aber *ist, daß in den Vereinigten Staaten die Ernteergebnisse mit der Bevölkerungszunahme nicht Schritt halten. Der Zensus für 1910 dürfte etwa 89 Millionen Einwohner und bei einem Verbrauche von etwa 5 Bushels per Kopf und Jahr (Crop Reporter, August 1909 Seite 5 Spalte 2) einen Weizenkonsum von rund 490 Millionen Bushels abgesehen vom Saftgut ergeben. Mais \vien der

gekannte Rolle, muß aber daneben noch als Futtermittel für das Vieh herhalten und beeinflußt daher mittelbar auch den Fleischmarkt, die andere große Quelle der Volksernährung. i

Im einzelnen kann das Folgende gesagt werden: Weizen : Das Gedeihen des Sommerweizens ist in den Vereinigten Staaten günstig verlaufen. Die Ernte darf reich genannt werden. Heute wird das Ergebnis auf etwas mehr als 40 Millionen höher geschäßt als im Vorjahre. Dieser Ueberschuß wird durch die notwendige Wiederauffüllung der vollständig erschöpften Wêizenvorräte bei Farmern und Müllern wohl restlos aufgebraucht werden. Dies zeigt 1h schon jeßt. Denn troß der beträchhtlihen Zufuhren von Winter- weizen auf die füdwestliGen Markte sind die sihtbaren Bestände (visible supply) in ftetem Rückgang verblieben und betrugen am 1. September 1909 nur etwa 8 Millionen Bushels gegen etwa das Doppelte am 1. September 1908. Schon damals waren sie bedenklich unter den als normal angesehenen Stand gesunken. Sie hatten am 1. September 1907 : 47, 1906: 30 und im Durhschnitt der Jahre 1900 bis 1907: 27 Millionen Bushels betragen. Die Er- gänzung der Bestände dürfte daher noch manche Sorge bereiten. Aus dieser Schwäche der Vorräte erklärt sih au die ungewöhnlih große Menge neuen Winterweizens, die auf den inneren Markt geworfen worden ist. Zu der starken Befahrung namentlich der südwestlichen Märkte haben aber auch noch andere Gründe mitgewirkt. Die Frucht war im Amtsbezirk infolge der tropischen Negenzeit im Juni und Juli und der lange andauernden {weren Hiße im August mehr oder weniger klamm geworden und vertrug daber keine längere Lagerung in den meist primitiven Speichern der Bauern, denen Uebers{chwemmung und Blißschläge teilweise großen Schaden zugefügt hatten. Man {äßt den durschnittlichen Verlust am Gewicht des Winterweizens auf 2 bis 3 Pfund vom Bushel. Hiermit hängen auc die in diesem Jahre stark hervorgetretenen Schwierigkeiten zu)ammen, die sich der Gradierung des Winterweizens auf den englischen und Kontinentmärkten entgegen-

estellt haben. Tadellose, lagerfähige Ware steht um so höher im Preise. Kasseweizen hat troß der reihlihen Anfuhr bis jeßt außer- gewöhnlich bobe Prämien über den Termingblieferungen behauptet. So notierte er am 7. d. M. auf den westlichen Märkten ungefähr 8 Cents für das Bushel höher als späte Septemberlieferung und etwa 12 Cents böber als Dezemberlieferung. Die Spannung hat sih auch an den folgenden, für die Preisbildung wihtig gewesenen Tagen ziemlih unverändert erhalten. Die Spekulation verhält fih zurzeit abwartend in der Voraussicht eines Anpralls der Zufuhren von Sommerweizen im Nordwesten. Man rechnet dort mit starken Zufuhren in den zwei leßten Dritteln September und im Oktober. Da indes die Sommer- frucht, von örtlihen Schäden a8 Hagel und Rost abgesehen, im all- gemeinen vorzugs beschaffen und lagerfähig ist, und da au dort die Speicher und Mühlen fo ziemlich leer gestanden hatten, so wird der Farmer voraussichtlich zunähst größere Mengen Sommerweizen ein- lagern lassen, als der südwestlihe Bauer Winterweizen festhalten konnte.

Solange Kasseweizen solWe Prämien behauptet und bis die üblichen Herbstlieferungen von Sommerweizen durchgeführt sind, ist eine beahtenswerte Erhöhung dex. Weizenpreise niht zu erwarten. Die Gesamtweizenernte ist aber nit ergiebig genug, um die Groß- \spekulanten zu verhindern, in der zweiten Hälfte der Kampagne wieder Herr des Marktes zu werden und dann die Preise nah Gutdünken zu diktieren. Die Lage ist derart, daß spekulative Transaktionen im amerifkfanishen Markt für spätere Monate niht einladend erscheinen. Mais. Andauernde Dürre mit hoher Temperatur und heißen Winden während fast des ganzen Monats August hat die Aussichten der Maisernte niht nur im Amtsbezirke erbeblich beeinträchtigt. Die Qualitätszahlen, die in einzelnen Staaten über alle Maßen, so in Missouri um ein volles Viertel zurückgingen, weisen in der ganzen Union einen um 98 Punkte oder um 11,62 9/69 geminderten Stand na. Das nah der neuen Methode berechnete Ergebnis würde auf einen Betrag lauten, der gegen die endgültige Erntezahl von 2 668 651 000 Bushels für 1908 zurückstünde, wenn auch nur um ein Geringes: Die Aussicht auf eine Rekordernte noch über dem Erträgnis von 1906 (2 927 416 000) ift aber ges{wunden. Hafer. Die Verschlechte- rung des Standes im August war gering: 17 Punkte oder noch nicht 2 9%. Es wird daher immer noch auf eine Rekordernte von über einer Milliarde Bushels in der Union gerechnet. Der Andrang der neuen Ware auf den Märkten hat nachgelassen und es gewinnt den Anschein, als ob der Farmer höhere Preisangebote seitens der ersten Hand abwartet. NRoggen. Die Hißeshäden im August waren nit viel größer als beim Hafer. Gerste, Tabak und Buchweizen - haben im August in dieser Reihenfolge stärkere Nückgänge gegen den vorigen Herbst erfahren. —, Kar- toffeln haben dagegen im Vergleih zum Vorjahr eine Besse- rung der Qualitätszahlen um 72 Punkte und um beinahe 10 9% zu verzeichnen. Klee steht gut bis sehr gut. Heu wird einen Ertrag ergeben, der an Menge um ein geringes binter der vorig- jährigen Rekordernte zurüdbleibt. Vieh fowie Fleischwaren und Tierfette werden teurer, da Futtermittel, namentlich Mais, im Preise steigen und Wasser in einzelnen Teilen des Amtsbezirks infolge der mörderishen Augusthißze vertrocknet ist.

Während so alles in allem die Ernte der Vereinigten Staaten keine Veranlassung zu Jubel oder Trauer bietet, ist die Ausfuhr der Bodenerzeugnisse nah Europa bis jeßt zu einem regen Leben nicht gelangt. (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in St. Louis, Mo., vom 10. September 1909.)

Verkehrsansftalten.

_ Wie das „W. T. B." meldet, hat der Norddeutsche Lloyd mit Sir John B. Ellerman Bart, dem Eigentümer der Ellerman Lines of Steamers, City and Hall Lines, einen Verband- verkehr von Europa nah Indien eingerichtet, d. h. beide Linien s von jeßt an ermäßigte Durchfahrkarten aus, die einerseits zur Benußung der ror Vagg 1s von Bremen, Hamburg, Rotterdam, Antwerpen, Gibraltar, Algier, Genua oder Neapel nach Port Said oder Suez oder von Marseille oder Neapel nach Alexandrien, andererseits zur Benußung der Dampfer der Ellerman,-Linie von Port Said oder Suez nach Bombay, Karachi, Colombo Madras und Kalkutta und umgekehrt berechtigen. Die Hin- und Nükfahrkarten, bei denen eine Unterbrehung der Reise und Uebergang von der einen Linie auf die andere in Aegypten vorgesehen ist, haben zweijährige Gültigkeit. Auf Grund einer Hin- und Nüfahrkarte kann indes auch die ganze Reise von Europa nah Indien mit einem Reichspost- dampfer des Norddeutshen Lloyd und die ganze Rückreise mit einem Dampfer der Ellerman-Linie und umgekehrt unter Nachzahlung bezw.

Nüvergütung der jeweiligen Preisdifferenz ausgeführt werden.

Ernährung der amerikanischen Bevölkerung eine in Nordeurova nicht -

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