1889 / 236 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 04 Oct 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Königlichen Universitäts-Kuratoriuums vom heutigen Tage Bezug genommen. Berlin, den 30. September 1889. Die Jmmatrikulations-Kommission. Jn Vertretung : Hinschhius. Daude.

Diejenigen jungen Leute, welche Preußen find und ein Reifezeugniß von einem deutshen Gymnasium oder einem preußishen Realgymnasium niht erworben haben, O anderweitig den Besi einer für die Anhörung von Univerjitäts- vorlesungen genügenden Bildung nachweisen, können auf Grund des §8. 3 der Vorschriften für die Studirenden der Landes- universitäten 2c. vom 1. Oktober 1879 auf vier Semester auf hiesiger Universität immatrikulirt werden, ohne daß sie jedo dur diese Aufnahme den Anspruch auf künftige Zulassung zur Anstellung im inländischen gelehrten Staats- und Kirchen- dienst erwerben. i

Gesuche solher jungen Leute um Jmmatrikulation an hiesiger Universität müssen \chriftlich an das unterzeichnete Kuratotium gerichtet werden und haben Bittsteller ihrem Ge- suche ein Zeugniß über ihre bisherige M E u sowie ein solhes über die erworbene wissenschastlihe Ausbildung beizulegen. : O

Eine Verlängerung des Studiums um weitere zwei Semester kann gestattet werden und sind die bezüglihen Ge- suhe vor Ablauf des vierten Semesters bei dem unterzeich- neten Kuratorium \chriftlich unter Ueberreihung der Ma- trikel, des Anmeldungsbuches und der Erkennungskarte an- zubringen.

Berlin, den 30. September 1889.

Königliches Universitäts-Kuratorium. : Jn Vertretung : Hinschius, i. V. Daude.

Justiz-Ministerium.

Der Rechtsanwalt Pauli in Wernigerode ist zum Notar für den Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Naumburg a. S, mit Anweisung seines Wohnsißes in Wernigerode, un

der Rechtsanwalt Bong-Schmidt in Flensburg zum Notar für den Bezirk. des Ober-Landesgerichts zu Kiel, mit Anweisung seines Wohnsißes in Flensburg, ernannt worden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 4. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König unternahmen avch am gestrigen Nach- mittage eine Pürschjagd im Lewiter Revier und begaben Sich um 61/7 Uhr zu Wagen von Friedrihsmoor nach Ludwigslust, woselbst die Ankunft um 73/4 Uhr erfolgte und wo um 9 Uhr bei den Großherzoglichen Herrsckt aften im Residenzshlosse das Diner und später der Thee eingenommen wurde.

Heute Vormittag um 10 Uhr fuhren Se. Majestät mit Sonderzug von Ludwigslust nah rFaßniß, um im dortigen Revier zu pürschen.

Heute Abend nach eingenommenem beide Viajestäten mittels Sonderzuges anzutreien.

Diner gedenken die Rückreise

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin stattete gestern Vormittag in Schwerin, wie uns von dort gemeldet wird, dem Augustenstift, einer unter dem Protektorat Jhrer Königlihen Hoheit der Großherzogin Marie von Medcklenburg-Schwerin stehenden Pflegeanstalt für alte Leute, einen längeren Besuch ab und begab Sich um 11/5 Uhr mit dem gesammten Großherzoglichen Hofe mittels Sonderzuges nah Ludwigslust.

Die vereinigten Ausshüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sizung zusammen.

_— Der Landesälteste Graf Pfeil auf Kreisewiß, Mit- lied des Hauses der Abgeordneten für den 11. Bres- auer Wahlbezirk (Ohlau-Brieg) ist, der „N. P. Z.“ zufolge, am 2. d. M. gestorben.

Der Kaiserliche Gesandte am Königlih rumänischen Hofe, von Bülow, ist vom Urlaub nah Bukarest zurück- gekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder Übernommen.

Der Kaiserlihe Gesandte in Mexico, Freiherr von Sm Re ist vom Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder über- nommen.

Der hanseatishe Gesandte, Dr. Krüger, ist vom Ur- laub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Kommandant von Hannover, General-Lieutenant Graf von Waldersee, ist mit kurzem Urlaub von Hannover hier angekommen.

S. M. Kreuzer-Fregatte „Leipzig“, Kommandant Kapitän zur See Plüddemann, mit dem Chef des Kreuzer- gelamarers, Contre-Admiral Deinhard an Bord, ist am

, Oktober von Kapstadt aus in See gegangen.

_ Vayern. München, 2. Oktober. (Allg. Ztg.) Der Finanzausshuß der Kammer der Abgeordneten A7 heute seine erste Sißung zur Erledigung geme Angelegenheiten. Das Referat über den Militär-Etat und Über die Landtagsversammlung ist dem neugewählten Mitglied des Ausschusses Abg. Been von Lerchenfeld übertragen worden. Aenderungen in der übrigen Referatsvertheilung liegen dem vorigen Budget-Landtag gegenüber nicht vor. Eisenbahnreferent

ist wieder Freiherr von Stauffenberg, Referent zum Kultus- Etat Dr. Daller. î P | ,

Württemberg. Friedrihs hafen, 2. Oktober. re Maiestäten der König und die Königin sind heute fre mittag nebst Gefolge wieder hier eingetroffen. Der Extrazug Zhrer Majestäten war geführt von dem Finanz:Rat Hörner, welcher die Ehre hatte, zur Königlichen Tafel besohlen zu

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 3. Oktober. Th. B.) Die Gesandtschaft des Sultans von anzibar an Se. Majestät den Kaiser ist heute Mittag ier eingetroffen, niht in amtliher Mission, sondern nur um in rivat-Audienz Sr. Königlihen Hoheit dem Großherzog, „als dem Schwager des berühmten hochseligen Kaisers Wil- helm“, sowie Jhrer Königlichen Hove der Org an „als der Fürstin, welche sich in so lebhafter Weise für Ost- Afrika zu interessiren geruht habe,“ ihre Ehrfurcht zu Degeunen, Da beide höchsten Herrschaften zu ihrem lebhaften Bedauern durch Abwesenheit ver- De sind, die Gesandtschaft zu empfangen, so wird Se. öniglihe Hoheit der Erbgroßherzog derselben morgen Mittag eine Privat-Audienz im Großherzoglichen Schlosse gewähren. An dieselbe wird sih ein Frühstück anreihen. Die Gesandtschaft wurde bei ihrer Ankunft hier auf dem Bahnhof von Herren des Hofes empfangen und in Hofwagen nah dem Gasthof „Russisher Hof“ geleitet, woselbst Gemächer für sie bereitet waren.

Sachsen - Altenburg. Altenburg, 3. Oktober. Der diesmalige Quartalswechsel hat in dem Beamtenkreise mehr- fache Veränderungen gebraht. Der Geheime Ober-Regierungs- Rath Laurentius is in den Ruhestand getreten und hat bei dieser Gelegenheit das Prädikat Geheimer Rath verliehen erhalten. Ferner wurden der Geheime Finanz-RathFin deisen und der Ober-Schulrath Runkwitß zu Mitgliedern des Disziplinarhofes ernannt.

Schwarzburg - Sondershausen. Sondershausen, 2. Oktober. (Magdb. Ztg.) Jhre Hoheit die Herzogin von Anhalt is} gestern zu mehrtägigem Besuche am hiesigen Hofe eingetroffen.

Der Landtag des Fürstenthums genehmigte in seiner gestrigen Sißung die Mehrforderung für die Kataster- verwaltung im Betrage von 37000 H sowie einen Zuschuß von 10 000 M M die Wiederherstellung der Stadt- kirhe zu Groß-Breitenbach. Der Präsident Hartmann gab dann die herkömmliche Uebersicht über die Geschäfts- thätigkeit des Landtages, der Staatsrath Petersen dankte hierauf im Namen der Regierung für das wohlwollende Ent- gegenkommen, welches der Landtag wiederum den Vorlagen gegenüber bewiesen habe. Präsident Hartmann betonte das gedeihlihe Zusammenwirken zwischen Regierung und Landtag, worauf die Versammlung nach einem dreimaligen Hoch auf Se. Durchlaucht den Fürsten auseinanderging.

Reuß j. L. Gera, 2. Oktober. Bei den gestern und heute hier angege Stichwahlen für den 1., 2. und 3. Landtags-Wahlkreis wurden in allen drei Wahlkreisen deutschfreisinnige Kandidaten gewählt.

Hamburg, 3. Oktober. (W. T. B.) Der Präsident des hanseatischen Ober-Landesgerichts, Dr. Sieveking, ist heute als Vertreter des Reihs zur Theilnahme an der inter- nationalen Konferenz der Seeuferstaaten in Washington nah den Vereinigten Staaten abgereist.

MelteLr Um B: Wien, 3. Oktober. (W. T. B.) Der * Minister des Auswärtigen, Graf Käálnoky, 4 sih E auf einige Tage nah seinen Besizungen in Mähren egeben.

Agram, 2. Oktober. (Wien. Abdz.) Jn dem dem kroatish-slavonischen Landtag vorgelegten Bericht der Regni- kolar-Deputation über die Verlängerung des finan- ziellen Ausgleihs mit Ungarn auf weitere zehn Jahre heißt es, die Deputation habe auch Angelegenheiten be- jprochen, welche nicht streng zur Erneuerung des finan- e Ausgleihs gehörten, aber dennoch die Finanzwirth- chaft des Landes berührten. Auf gleicher Grundlage wie bisher sei das Beitragsverhältniß zu den gemeinsamen Angelegenheiten bezügliÞh Ungarns mit 92,064.805 Prosz., bezüglih Kroatiens mit 7,935.195 Proz. vereinbart worden. Jn Betreff der Vereinbarung der Beitragsquote zu den Kosten der autonomen Verwaltung habe es des beiderseitigen loyalen Entgegenkommens bedurft, um die Quote in gerechter Weise zu vereinbaren. Es sei das Verhältniß mit 44 und 56 Proz. gegenüber dem bisherigen (45 und 55 Proz.) an- genommen worden, Der einprozentige Ausfall werde reichlich gedeckt durh die Erhöhung der Einnahmen aus der Tabak- und Transportsteuer und den sonstigen Einkünften, sodaß Kroatiens Vortheile besser gewahrt seien und seine Einnahmen bedeutend erhöht werden würden.

Großbritannien und Jrland. London, 3. Oktober. (A. C.) Der Erbgroßherzog und die Prinzessin Ali x von Hessen kehrten gestern von Balmoral, wo sie Gäste der Königin gewesen waren, nah London zurück. Hier werden die Herrschaften bis zu ihrer am Sonnabend erfolgenden Ab- reise nah Darmstadt im Buckfingham-Palast verweilen.

Chamberlain erklärte in einer vorgestern in New- castle gehaltenen Rede, daß die Regierung gewillt sei, die A in Jrland in der nächsten Parla- mentsfsession endgültig zu lösen. Er meinte, daß die in den leßten 2 Fahren von der Regierung durhgeführten Maß- regeln an sih jelbst von viel größerem Vortheil für Jrland seien, als alle von Gladstone geplanten Konstitutionsverände- rungen, aber sie seien nihts im Vergleih zu den wichtigen Vorschlägen, welche in der nächsten Session zu erwarten seien.

Auf den Schiffswerften von Portsmouth wurde am 30. v. M. die erste Daner ate für das neue große Schlachtshiff „Royal Sovereign“ angesezt. Das Schiff wird eine Größe von 13 000 t bekommen.

Rußland nund Polen. St. Petersburg, 3. Oktober. W. T. B.) Der Großfürst und die Großfürstin ladimir sind heute in das Ausland abgereist.

Jtalien. Rom, 3. Oktober. (W. T. B.) Der König hat den von dem Grafen Antonelli und dem König Menelik von Schoa am 2. Mai im Lager von Uccialli abgeschlossenen Vertrag ratifizirt. Der Minister - Prä- sident Crispi unterzeichnete gestern eine mit dem Führer der Schoa:- Mission, Makonnen, vereinbarte Zusaß-Kon- vention zu dem Vertrage. Sie seßt, der „Tribuna“ zu- folge, fest, daß die Blockade aufhören soll. Ferner ent- hält die Zusat-Konvention die Regelung des Zolldienstes und des Handelsverkehrs zwischen Jtalien, Aethiopien und den Nachbarländern, sowie die Feststellung der neuen Gcenzen der italienishen Besigungen. Endlich ist noch be- stimmt, daß Jtalien bei Menelik durch einen General- Konsul vertreten werde, und daß beide Länder sih gegen

werden. 1

ihre gemeinsamen Feinde gegenseitig {hüten sollen.

der republikanische Kandidat zum Mitglied des

Schweiz. (N. Zücch. Ztg.) Am Montag is in Bern die vom Finanzdepartement einberufene Kommission zux Prüfung des ersten Theils des abgeänderten Banknoten- ge seßes zusammengetreten. Die Berathungen sollten méhrere Tage dauern.

Serbien. Belgrad, 3. Oktober. (W. T. B.) Die Verhandlungen über die Dauer der Anwesenheit der Königin Natalie in Belgrad sind abgebrochen: es werden nunmehr die Modalitäten betreffs der Zu: sammenkunft des Königs Alexander mit seiner Mutter erörtert werden. Die Entscheidung hängt vom König Milan ab, dessen Antwort auf einen diesbezüglichen Vorschlag der Regentschaft spätestens heute erwartet wird.

Die „Agence de Belgrade“ meldet: Keiner dec Regenten hat bis jeyt die Königin Natalie besuht, auch die Meldung des „Pester Lloyd“, daß der Regent VBelimarkowitsh die Königin Natalie heimlih besucht habe, ist unwahr.

Der ehemalige diplomatische Agent in Sofia, Danit sh ist mit Pension in den Ruhestand, der diesseitige Gesandte in Berlin, Christi, in Disponibilität verseßt worden.

Dänemark. Kopenhagen, 4. Oktober. (W. T. B.) Die englische Flotte is heute früh von hier nah Helsingör abgesegelt, wo die Königliche O und ihre Fürstlihen Gäste von Fredens- org mit der Bahn zum Frühstück auf dem Admirals- {i eintrafen. Heute Abend veranstaltet der dänische Seeoffizier-Verein zu Ehren der britishen Offiziere hier in Kopenhagen ein Ballfest, Sonntag findet in der russischen und in der englischen Kapelle Gottesdienst, später Frühstück auf der „Derschawa“ statt, an welhem der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, der Prinz und die Prinzessin von Wales, der König und die Königin und die Herren der englishen und russishen Gesandtschaft mit ihren Damen theilnehmen werden. Der Prinz von Wales reist am 14. d. M. von dem König und wahrscheinlich auch von der Königin von Dänemark begleitet, nah Athen ab. Nach den Festlichkeiten daselbst beabsichtigt der Prinz, seinen Sohn Albert Victor, der nah Jndien reist, bis nah Egypten zu begleiten.

Amerika. Washington, 3. Oktober. (W. T. B.) Bei dem gestrigen Banket, welches der Staatssekretär Blaine zu Ehren der Delegirten für den Kongreß der „Drei Amerikas“ veranstaltete, waren die Mitglieder des Kabinets und ‘andere hervorragende Persönlichkeiten zugegen. Blaine brachte einen Toast auf die dauernde Freundschaft und das Gedeihen aller amerikanischen Staaten aus. Die Delegirten sind heute Morgen auf eine von Blaine organisirte 40t ägige Rundreise durch die Staaten abgereist.

New-York, 3. Oktober. (W. T. B.) Nah später ein- gegangenen Nachrichten aus Montana . ist der demokra- tifche Kandidat zum Gouverneur des Staates, n auses der Repräsentanten gewählt. Die Stellung der Parteien in der Legislative bleibt noch ungewiß.

Zeitungsstimmen.

Anläßlich des Oktobertermins warnt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ in einem Artikel abermals vor dem Andrang zu den {hon überfüllten gelehrten Berufs- zweigen, indem sie schreibt:

_eMit Genugthuung kann in den lcßten Jabren ein erheblicher Aufschwung von Handel und Industrie festgestellt werden; es ist natürli, daß dieser Aufschwung neue Kräfte beanspruchen muß. Leider aber kann nit gesagt werden, daß_ das alte Vorurtheil, welches in weiten Kreisen unserer gebildeten Stände gegen die Erwerbsthätigkeit herrs{cht, und welbes die Einstellung gebildeter junger Leute in diejelbe in genügendem Maße verhindert, in merklihem Schwinden begriffen ist. Unter folhen Umständen ift cs Pflicht, stets von Neuem auf die Verkehrtheit dieser Anschauung hinzuweisen, welche_ in allen Ständen ihre Vertreter hat. Wie der Arbeiter seinem Sohne keine größere Wohlthat erweisen zu können glauktt, ale wenn er ihn zum „Kaufmann“ keranbildet, d. h nah absoloirter Volkéschule in ein Geschäft eintreten 1äßt, so geht der Chrgeiz des Handwerkerstandes und des kleinen Mittelstandes ganz allgemein dahin, wenigstens einen Sohn studiren zu lassen. In beiden Klassen der Bevölkerung ist also eine Untershäßung des eigenen Berufs vertreten, welche als ein Zeichen ungesunder Anschauungen zu bekämpfen ist. Dabei soll in keiner Wéise das berechtigte Emporstreben beanlagter junger Leute aus allen Stärden als ein Uebelstand bezeibnet werden; es handelt si aker leider in sehr vielen derartigen Fällen, wo die Söhne mit großen Opfern der Eltern cinem „höheren“ Berufe, als ihn der Vater ergriffen hat, zugeführt werden, niht um cin der Beanlagung gemachtes nothwendiges oder wünscenswerthes Zugeständniß, wie Schulmänner und Universitätelehrer aus ihrer Erfahrung bestätigen dürsten. Der zu starke Drang nah oben kann nit durch äußere Maßregeln bekämvft werden, wenigstens jind die Erfolge sehr zweifelhaft, sondern nur turch eine erneute Betonung des Sates, daß jede Arbeit adelt !“

Die jeßt wieder auflebende Agitation der freisinnigen Presse gegen die Viehzölle findet in der in Stuttgart er- or dn „Deutschen Reichhs-Post“ folgende Be- euhtung :

eDenkt man an die außerordentli ungünfiigen Verhältnisse, mit welchen der Futterbau im verflosseren Jahre zu kämpfen hatte, und die schließlih den Landwirth zu einer sehr bedeutenden Verringerung seines Viehstandes nöthigten, so wird es einem vernünftig über- legenden Menschen sofort flar, daß jeyt. bei einer überaus reihen Futterernte die Viehzüchter theils ihren Viehstand noch nicht völlig ergänzt haben, theils, wenn dies auch der Fall, denselben jett, wo die Verhältnisse so günstig liegen, bis zur gewinnreihen Verwerthung ihrer Futtervorträthe, nicht vermindern wollen und können. Die nächste Folge dieser Sa(hlage muß selbstverständlich und natürli eine Vertheuerung der Viehpreise sein und dementsprehend natürlih auch eine Vertheuerung der Fleispreise. Mag dies au im Interesse eines großen, ja sehr großen Theils der Bevölkerung zu beklagen sein, im Interesse der landwirthscaftlichen Bevölkerung, die denn doch die größte Bevölkerung?ziffer ausmacht, ist es nicht zu beklagen, ihr ist es vielmehr zu gönnen, wenn sie nach den großen Verlusten, die sie im Vorjahre durch gedrückte Viehpreise erlitten hat, wieder einiger Vortheile theilhaftig wird. Wenn nun aber die mehrgenannte

resse die Vertheuerung des Fleishes den Zöllen in die Schuhe scicben will, so zeigt sie, wie wenig Interesse sie an dem Wohlergehen der Landwirtbschaft nimmt, während sie doch immer verkündigt, wie sehr es ihr um des „Volks“ Wohl zu thun sei. Ab- gesehen von jenen natürlihen Umständen, weiche eine gewisse Ver- theuerung des Fleisches herbeigeführt haben, ist es übrigens au der Gewinn, den der Händler, und zwar vielfa in einer ganz maßlosen Weise in Anspru nimmt, der unsere Lebensmittel zum Theil ganz außerordentli vertheuert, und zwar in einer Weise, wie es felbst ein ziemlih hoher Zoll mt im Stande wäre Die Zölle sind es nicht, die diesen Artikel vertheuern, und wenn auch, so ist die voa ihnen herbeigeführte Theuerung so unbedeutend, daß sie gegen diejenige,

welche der Zwischenhandel herbeiführt, gar nicht in Betracht kommt,

ndern geradezu versckwindet. Das würde si sofort und eklatant fo en, sobald diese Zölle aufgehoben würden. Denn zweifellos und jeg! vielsagenden Vorgängen würden die Preise auf der gleichen Pie bleiben wie vorher dies is beispielêweise in Preußen nah Auf- hebung der Mahl- und Schlachtstezer der Fall gewesen und die Folge wäre nur die, daß die Artikel, deren Zoll meist nur das Aus- land zu be:ahlen hat, nicht billiger würden; der Betrag der aus- s lenden Zölle aber müßte dann dur direkte Steuern aufgebracht E fomit die ohnedies \ckon am Boden liegende Landwirthschaft, Sit itr aber auch die übrige Bevölkerung mit neuen Steuern belastet

und gedrüdckt werden.“

m Interesse der weiteren Ausdehnung des Exports industrieller Erzeugnisse schreibt die „Hamburger

Yörsenhalle“: s :

“Unsere großen deutschen Geschäftshäuser ahmen immer mehr das Beispiel ihrer großen englishen und französishen Konkurrenten nah, indem sie si dazu entshließen, aroße übersecisGe Handelépläge direkt durd Reisende aufsuhen zu lassen. Es sind uns versciedene Fäâlle befannt_geworden, aus der Webwaaren-, Weißwaaren-, Leder- waaren- und Luxuspapie! waaren-Fabrikation, daß große Firmen dieser Branchen jeßt Reisende nah Argentinien und anderen Städten Süd- und Central-Amerifkas gesandt haben, dieselben haben sich theils in Hamburg, theils in Lissabon eingeschifft; auch haben z. B. Gold- leistenfabrikanten Reisende nach Indien gesandt, während Canada sch{on von einer grofen Anzahl deutschr Textilfirmen regelmäßig bereist wird. Der Enisendung von Reisenden na überseeischen Ländern kann nit oft genug das Wort geredet werden. Franzosen und Engländer ver- danken diesem System einen großen Theil ihres Erfolges im (Export- geshäft. Seitdem unsere deutschen Kaufleute denselben Weg be- treten, um übersecishe Verbindungen anzuknüpfen, vergrößern ih ihre Umsäße zusehends, sie tragen zur Verbreitung deutscher Waaren bei und bereiten in jenen Ländern den althergebrahten französischen und englishen Bezichungen einen füblbaren Mitbewerb. Es ist nur ¿u wünschen, daß immer mehr deutsche Firmen sich dazu entschließen,

Reisende regelmäßig nah überseeischen Ländern zu entsenden.“

Der Kaiserbesuch am Großherzoglich mecklenburgischen Hofe.

H. Ludwigslust, 3. Oktober 1889.

Se. Majestät der Kaiser verblieb in der verflossenen Naht in Friedridsmoor, um heute die Pürshe auf Rothhirsche fortzuseßen. JFhre Majestät die Kaiserin kam heute um 2 Uhr Nachmittags dei stürmishem regnerishen Wetter mit Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Frau Großherzogin Anastasia mittels Sonderzuges von Schwerin in Ludwigslust an. Die kleine Rcsidenzstadt hatte festlihes Gewand angelegt; Schulen und Vereine waren angetreten ; das Offizier-Corps des 17. Dragoner-Regiments und die Stadtvertretung, sowie General- Keutenant von Derenthall, ter Landrath und andere distinguirte A waren auf dem Bahnhof zum Empfange erschienen.

er Bürgermeister begrüßte Ihre Majestät die Kaiserin, und auf tem Wege zum S{loß überreihten an der errichteten Chren- vforte 1wei weißgekleidete Mädchen von der tort aufgestellten höheren Töctershule ein Bougvet. Se. Majestät der Kaiser kam um 714 Uhr Abends zu Wagen von der Jagd nah Ludwigslust. Die Straßen, welche Se. Majestät passirte, waren taghell er- leuhtet, die Fenster aller Häuser waren glänzend illuminirt und die Vereine und Korporationen hatten wiederum Aufstellung ge- nommen. Unter den begeisterten Hurrahrufen der Menge fuhr Se. Majestät, Ullerhöchstwelcher zur Rechten Sr. Hoheit des Herzogs Johann Albrecht saß, am S(losse vor, wo die gesammte Großherzogliche Familie Höwstdieselbe war im Laufe des Tages zu längerem Aufentbalt ebenfalls nah Ludwigslust übergesiedelt Allerböcstdenselben empfing. Jhre Majestäten bewohnen diejenigen Gemächer der zweiten Etage, welche der Hoch!elige Kaiser Wilbelm _bei scinen Besuchen ftets bewohnt hatte. Um 9 Uhr fand in dem großen Fests saal des Schlosses ein Abendessen statt, an welhem außer den Fürstlichkeiten die beiderseitigen Gefolge Theil nahmen, ferner der russishe Botschafter Graf Schuwalow mit Gemahlin, der preußische Gesandte von Kusserow, der russishe Konsul von Ogarew, E Se, der Walht-Offizier und der diensthabende

tallmeister. : i

Die Tafel bildete ein offenes Viereck; sie war mit silbernen Schaustücken und Blumen- Arrangements ges{chmückt. Se. Majestät der Kaiser, in dem dunkelblauen Koller des Garde- Kürassier-Regiments, führte Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin - Mutter zu Tisch. Die Hohe Frau trug eine weiße Spizenrobe mit _ gleiwem Kopfpug. Die Pläße an der Innenseite, gegenüber Sr, Majestät dem Kaiser, nahmen Ihre Majestät die Kaiserin und Se. Königliche Hoheit der Großherzog ein. Ihre Majestät die 1 erlauchten Damen, eine einfahe weiße Robe; durch das Haupthaar zog sch ein \{chmaler einreihiger Brillantreif ; der Großherzog war in der Uniform seines EO Husaren- Regiments erschienen. Die Kapelle des 17. ragoner - Regiments krachte während der Tafel folgende Stücdke zu Gehör: Parademarsch „Herzog von Braunschweig“ Jubel-Ouverture von Chr, Bah Stralsunder Fanfaren Introduktion und Chor aus der Oper Lohengrin Fanfare militaire von Asher Finnischer Reitermars.

Nath der Tafel begaben si die Allerböchsten uno Höchsten Herr- haften in die Nebengemächer und saben von den Fenstern der Front- seite aus dem Fackelzuge der Vürgerstaft zu. Etwa 800 Fadeln defilirten am S{loß vorbei, und die begeisterte Volksmenge fandte donnernde Grüße hinauf zu den pan wo die Fürstlichkeiten standen. Ein imposantes Feuerwerk : i Dann drängte die Volksmenge bis dicht unter die Fenster, und von Neuem ertönten Hurrahrufe, welche so lange andauerten, bis sich die Allerhöchsten Herr1chaften zurückzogen.

Kaiserin trug, wie alle übrigen

Statistik und Volkswirthschaft.

Auswanderung.

Die überseeishe Auswanderung aus dem Deutshen Reich (über deutsche und niederländishe Häfen und Antwerpen) betrug nach der neuesten Mittheilung des Kaiserlichen Statistishen Amts im Monat August d. I. 7484 Personen, fast genau so viel wie im jelben Monat des Vorjahres, für den 7477 Auswanderer verzeichnet wurden. In den ersten 8 Monaten dieses Jahres zusammen sind 64 719 über- secisGe Auswanderer (gegen 71315 im Vorjahre) nachgewiesen.

Tabackbau und Taback-Ernte. E

Das neueste Monatéheft zur „Statistik des Deutschen Reichs (Augustheft 1889) veröffentliht cine Uebersiht über den Tabackbau und die Ergebnisse der Taback-Ernte im deutschen Zollgebiet für das Erntejahr 1888/89, Im Verglei zum Maciaure ist nicht nur der Tabackbau zurückgegangen, da 1888 nur ein Flächenraum von 18033 ba gegen 21466 ha im Jahre 1887 mit Tabad bepflanzt war, sondern war auch die Taback-Ernte minder ergiebig, indem nur 264 124 Dopp.-Ctr. dachreifen Tabacks oder 1465 kg durhsnittlich auf 1 ha geerntet worden sind, wogegen im Vorjahre die Ernte 408 661 Dopp.-Ctr. oder 1904 kg durchschnittli auf 1 ha betragen hatte. Die Zahl der Tabadckpflanzer ist von 180 074 im Jahre 1887 auf 168 366 im folgenden Jahre gefallen, aber nur die Zahl der größeren Pflanzer hat eine Cinbufe erlitten, während die Zahl der kleineren, d. h. derjenigen, welhe eine Gesammiflädhe bis zu 1 a mit Tabad bepflanzt batten, 1888 um 1515 höher war als im Vorjahre. Für den im Jahre 1888 geernteten Tabak sind im allgemeinen etwas bessere Preise bezahlt worden als für den vorjäbrigen; für 100 kg des ersteren ergab sich nämlich ein mittlerer Preis von 79,49 M

{loß die erhebende Ovation.

(einschl. der Steuer), während ter mittlere Preis für den letzteren ch nur auf 69,20 #4 berechnete.

Rekeuten- Prutnngen, : Veber die Ergebnisse der Rekruten-Prüfungen im Deuts@en Reih enthält das soeben ausgegebene Augustbeft der „Monatshefte zur Statistik des Deutschèn Reichs“ Nachweise bezüglih des Ersaßzjahres 1888/89, Danah wurden 171 346 Rekruten in die Armee und Marine eingestellt bezw. auf ihre Schulbildung geprüft. Von dieser Zahl hatten 166 195 Schulbildung in der deutschen Sprache, 4117 Sculbildung nur in einer arderen Sprache, und 1034 waren ohne Sculbildung, d. h. konnten weder lesen noch ihren Namen schreiben.

In Prozent der Gesammtzahl aller Eingestellten betrugen die- jenigen, welche weder lesen, noch ihren Namen schreiben konnten,

im Ersatzjahre 1875/76 2,37 1880/81 1,59 1885/86 1,08 1876/77 2,12 1881/82 1,54 1886/87 0,72 1877/78 1,73 1882/83 1,32 1887/88 0,71 1878/79 1,80 1883/84 1,27 1888/89 0,60. 1879/80 1,57 1884/85 1,21 : :

Stellt man für die Bezirke, von welhen die meisten Mann- schaften ohne Schulbildung geliefert wurden, das erste dem leßten Jahre der vorstehenden Periode gegenüber, so kamen Analphabeten auf je 100 eingestellte Rekruten

1875/76 1888/89

9,623 4,58 11,90 4,52 15,26 3,51

5,88 3,12

2,76 1,97 w t , 1,28,

Ueberall ist cine bedeutende Besserung zu_ bemerken; am stärksten ist die Abnahme der Eingestellten ohne Schulbildung in Posep und E A E Für M aue lad Staaten stellt

1ch das Verhältniß der Analpzabeten folgendermaßen:

S y H 1875/76 1888/89 . 0,23% 0,01 9%

0,22 9% 0,02 9% 1,79 9% 0,03 9% 0,02 9% 0,03 %%o 0,35 %%o 0,12 9% 1,09 9/6 0,14 % 0,78 9/0 0,23 9/0 0,82 9/6 0,24 °% 0,54 9/6 0,25 9% 3,45 9% 0,26 9/0 0,45 9% 0,32 9% 0,95 9/0 0,38 %

im Reg.-Bez. Gumbinnen Marienwerder . . .. Posen

Königsberg

Sachsen Baden . Bayern .. Württemberg Len Mecklenburg-Schwerin E Sachsen-Vein!ngen . Metcklenburg-Streliß . C Ce Dana Wal! deck (im Jahre 1887) Ruß ä L... . 1,42% 0,44 °/o Preußen .. .. . . 3,19% 0,94 °/o, : Von den übrigen Staaten liegen aus dem Jahre 1888/89 Ziffern ncch nicht vor. Gegen das Iahr 1875/76 hat si die Reihenfolge, wie man sieht, wesentlich vershoben. Württemberg, das früher an erster Stelle stand, ist in die dritte gerückt und in der rozentziffer von 0,02 auf 0,03 zurüdckgegangen. Wejentliche Fortschritte haben Sachsen, Preußen, Bayern, Mecklenburg-Schwerin, namentlich aber Elsaß gemacht (das letztere von 3,45 auf 0,26 !).

Der Handelsverkehr Hamburgs mit West -Afrika.

Der Verkehr mit West-Afrika wird bekanntlich sehr häufig über

die Achsel angesehen und mit den ältern kultivirten überseeischen WUndern nicht als ebenbürtig betrahtet. Ein Artikel der „Afrika-Post über Hamburgs Handel mit West-Afrika beweist, wie der „Kölnischen eitung“ aus Hamburg geschrieben wird, auf Grund autbentiser Baer, welche der vom Statistischen Bureau heraus egebenen Statistik über Handel und Swiffahrt Hamburgs während des Jahres 1888 entnommen sind, daß hier völlig verkehrte Annahmen vorliegen. Zu- nächst wird an der Hand von Zahlen bewiesen, daß in den leßten zehn Fahren, Dank der inzwis&en entstanderen regelmäßigen direkten Dampf- \hiffsverbindung, der Schiffsverkehr von West-Afrika achtmal größer, nach West-Afrika dreimal größer geworden ist und der Waarenverkehr sh bei der Einfuhr auf mehr als das Sehsface, bei der Ausfuhr um mebr als das Doppelte gesteigert hat. Es ift selbstverständlich, daß Hamburgs Einfuhr von West-Afrika auch niht im Entferntesten an diejenige aus den Vereinigten Staaten, Brasilien, Chili und Argentinien heranreiht; sie ist abec viel bedeutender, fowohl der Menge als dem Werthe nad, als die Cinfuhr von China und Fapan zusammen, und beinahe so groß wie die Einfuhr von British-Indien, in welche die vielen Reis- und Juteladungen eingeshlossen sind. In der Ausfuhrtabelle nimmt West-Asrika sogar die vierte Stelle ein. Häufig hôrt man Aeußerungen, welche au diese Thatsahe niht anerkennen wollen. Es wird behauptet, dieser Handel sei ja doch nur ein Spirituosenhandel und nicht der Mühe werth, gepflegt zu werden. Wenn man aber die gesammte Menge Spirituosen mit 331298 Dopp.-Ctr. in Abzug kringt, so bleiben als Hamburgs Restauefuhbr nach West-Afrika immer nob 938 500 Dopp.-Ctr. andere Waaren, also immer noch ebenso viel wie im Ganzin von Hamburg nach China ausgeführt wird. Diese Zahlen und Thatsachen )rrehen für si selbst, sie sind wohl geeignet, denjenigen Deutschen, welche sich in s{wierigen und hâufig recht un- angenehmen persönlihen und mit vielen Entbehrungen verbundenen Verbältnisscn dem Handel in West-Afrika widmen, eine gewisse Ge- nugthuung zu gewähren, indem sie dadur erfahren, daß ihre Arbeit keine vergebliche ist, sondern einen wichtigen, nicht zu untershäßenden Faktor des deutshen Wirthschaftélebens bildet. Hat son das Iahr 1888 einen so sehr vermeltrten Verkehr gegen das Vorjahr bervorgerufen, so hat es doch allen Anschein, als ob am Ende des laufenden Jahres 1889 ein fernerer Aufschwung zu verzeichnen fein würde. Auch für die weitere Entwickelung des Handels mit West- Afrika scheinen die Aussichten günstige zu sein. Ein'weilen hat der Handel unserer Reicsregierung zu danken, daß sie dur :ihtige Maß- regeln einige Theile dieser Küsten, Kamerun und Togo, dem deutschen Handel auf die Dauer gesichert hat. Die bisherige Verwaltung dieser Kolonien läßt hoffen, daß auch die deutshen Gebiete ibren vollen Antheil an der allgemeinen Entwidcktelung West- Afrikas erhalten werden.

Zur Arbeiterbewegung. Nach Meldungen aus London haben gegen 10 000 Gruben- arbeiter in den Kohlengruben im Distrikt Bolton die Arbeit niedergelegt und verlangen eine Erhöhung ihres Lohnes.

Nah Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 22. September bis inkl. 28. September cr. zur Anmeldung gekommen: 489 Cheschließungen, 986 Lebendgeborene, 36 Todtgeborene, 505 Sterbefälle.

Kunst und Wissenschaft.

In Madrid wird der „Gaceta de Madrid“ zufolge iu April 1890 eine Allgemeine Ausstellung der \chönen Künste stattfinden, auf welche die Bestimmungen eines unterm 3. Juli 1886 ergangenen Auëstellungsreglements Anwendung finden sollen. Nach diesem Reglement können sowobl spanische als aus- ländische Künstler an der Ausstellung theilnehmen, sofern fe ih den betreffenden Bestimmungen unterwerfen. Alle Künstler haben ein gleies Anrecht auf die in dem Reglement festgeseßten Prämien. Der Eröffnungétag und die Frist für die Einlieferung der Kunst- werke sollen demnächst bekanntgegeben werden.

Land- und Forstwirthschaft. Die 5. Obstbau- Ausstellung des großen Märkischen

Ob stbau- Vereins ist hrute in den reih ge\ckmückten Räumen der Flora in Charlottenburg eröffnet worden.

Handel und Gewerbe.

Die „Zeitshr. f: Spirit.-Ind.* bringt folgenden Bericht über den Handel mit Stärke nah Mittheilungen der Vertrauensmänner für die Zeit vom 25. September bis 1. Oktober 1889, In der ver- flofsenen Woche sind nabstehende Abscblüfse in Kartoffelmehl fowie trockener und seuchter Kartoffelstärke mitgetheilt worden. Es wurden verkauft an: Kartoffelmehl: 5 Ladungen zu 17,75 per Oktober-Dezember frei Hamburg, 2.0 Sack prima zu 18 K brutto für netto frei Stettin, 100 Sack prima zu 18 M. mit 1% Abzug per Kasse ab Station des CEisenbahn- Direktions - Bezirks Erfurt, 300 Sack per Oltober - November zu 16,50 A frei Station in Nieders§lesien, 100 Sack prima zu 17,75 Æ frei Station in der Prigniß, cndlih 200 und 400 Sadck zu 17,50 . ab Station des Eisenbahn-Direktionsbezirks Erfurt ; ferner an trockener Kartoffelstärke 200 Sak per Oktober-November zu 16 4 srei Station in Niederschlesien; endlih an feuchter S tärke 609 Ctr. zu 820 4A frei Station an der Bahnstrecke Angermünde— Pasewalk, 1000 Ctr. zu‘“8,30 F netto per Olktober- November-De; ember frei Berlin, 400 Ctr. prima zu 8,45 H per Sep» tember-Oktober frei Station in Mecklenburg_ 1(00 Ctr. zu 7,30 M frei Station an der Bahnstrecke Stargard—Schivelbein, 2000 Ctr. zu 7,90 Æ ab Station an der Bahnstreke Stargard—Neustettin, 3 Waggons zu 7,35 # ab Station an der Bahnstrecke Posen—Lifsa, 400 Ctr. per Oktober zu 8 4 frei Station an der Babnstrecke Köslin—Schivelbein, 3 Waggons zu 8 H per Kasse frei Bahnhof Küstriner Vorstadt, 5 Waggons zu 8 H frei Küstrin, 2 Waggons zu 35 Æ frei Fraukfurt a. O, 3000 Ctr. per Oktober bis Dezember lieferbor zu 7,70 4 frei Bahnstrecke Kreuz—Landsberg a. W. fowie 3 Waggons zu 7,80 4 frei Bahnstrecke Angermünde—Pasewalk. Die gestrige Generalversammlung der Baugesellschaft O st end genehmigte den Antrag auf Erhöhung des Aktienkapitals auf 1 500 000 4 i : Frankfurt a. M., 3, Oktober. (Getreidemarktberict von Joseph Strauß.) Der Grundton unseres Marktes war hauptsächlich in Folge des geringen Geschäftsumfarges etn lustloser. Weizen ab unserer Umgegend 19—} 4, frei hier 193/10—s , russishe Sorten 203—21} E In Roggen hat die Situation keine Aenderung erfahren, hiesiger 16 4, russischer 163 10 —#/10 M Gerste. Wetterauer prima (grobkörnige und weiße) 18ì—è M, Ried und Franken (Ochsenfurter Gau) 18{—19} 4, ungarise und mährise hier kein Markt. Hafer hat jich, da Ankünfte niht von großem Umfang sind, im Preise gut behauptet, die Notiz 146/10— 154 M bleibt, exquisiter viel darüber. Mais (mirxed) nominell 12 Æ, beshädigter viel unter Cours. Mehl. Feine Weizen- mehle bleiben offerirt, während Roggenmehl im Preise gehalten wind. Weizenkleie weihend 7}—} F, Rogaenkleie 880 H. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 335—34 #, Nr. 1 30—31 M, Nr. 2 254—26 #, Nr. 3 24}—254 M, Nr. 4 21—22 M, Nr. 5 17 18 A Milchbrot- und Brotmehl im Verband 544 57 M, norddeutshe und westfälishe Weizenmehle Nr. 00 26—27 4 Berliner Roggenmehl ab Bahn Magdeburg Nr. 0 24,10 4, Nr. 0/1 22,55 4, Nr. 1 21,60 4, frei er furt a. M., Mainz, Mannheim ca. 1,?5 46 theurer (exquisite arken ca. § M höher). Rüböl im Detail 73—76 4. (Obige Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häufig auch loco auêwärtiger

Stationen.) |

Wien, 3. Oktober. (W. T. B.) Ausweis der Karl- Ludwigsbahn (gesammtes Net) vom 21. bis 30. September: 945 333 Fl., Mehreinnahme 42 063 Fl,, die Einnahmen des alten Netes betrugen in derselben Zeit 193 343 Fl, Mehbreinnahme 35 122 Fl.

A Oktober. (W. T. BZ Ausweis der Südbahn vom 24. bis 30. September : 931 430 Fl., Mehreinnahme 83 303 Fl.

Submissionen im Auslande.

Oesterreih-Ungarn. A

95, Oktober, Mittags. K. K. General-Direktion der österreichi- \chen Staatsbahnen, Wien. S :

Lieferung der nachstehend anzefükßrten Materialien für den Bedarf der K, K. Eisenbabn-Betriebbdirektionen Wien, Linz, Innsbruck, Villa, Triest, Pilsen, Prag, Krakau und Lemberg :

1) R Cement, bhydraulischer und ungelöschter Kalk, Mauerziezeln, Dach? chiefer. :

9) Kokes, Shmiedekohle, Holzkohle, Brennholz (auch Schwarten- hol; und Säumlinge), diverse Holzwaaren, wie Pflôke, Werkzeug- h:fte und Stiele, hölzerne Beißer, Latten, Schindeln, Ruthenbefen, Strohmatten. / i S

3) Rüb-Brennöl, Petroleum, Rüb- und Mineral-Schmieröl, Vaselin, Unschlitt, Starrsbmiere, Hartfett, Verhanfungspasta, Talg- und Stearinkerzen, Pehfackeln, Schnierseife. : i

4) Brenn- ur E Lagerwolle, Hanf, Jutefäden (Puy- werg), Pußz- und Politurhadern. - .

N isa Eisen- und Stakblblech, Weißbleh, Eisen- und Stahldraht, Drahtseile, Eisen- und Messingdrahtgewebe, Drahtgitter, Feder- und Werkzeugestahl, Drahtketten, Charnirbänder, Schrauben- muttern, e L A L E Splinten, Drabtstifte, Maschinennägel, Gasrohre :

6) Antimon, Bloczink, Block- und Rollenblei, Zink-, Messiag-, und Packfongblech, Kupfer- und Messingdraht, S(lag- und Swnell- Loth, Bleiplomben, Bleirohre. '

7) Farbwaaren, Firnisse, Lade, chemishe und Naturprot ukte, Leim, Lein- Ur E G Dachpappe, Kupfer- vitriol und Krystallsalmiak für galvan Batterien.

8) Velour-Flaggen- und Vorhangstoffe, Leinenwaaren, Wachstuch, Linoleum, Schußtücher.

9) Posamentierwaaren.

10) Seilerwaaren.

11) Kautschukwaaren.

12) Lederwaaren. E

13) Bürstenbinderwaaren (auŸ Piasawabesen).

14) Glaswaaren. i i |

15) Kanzleimaterialien, Telegraphen- Papierrollen, Indigopapier.

Näheres bei den betreffenden K. K. Eisenbahn-Betriebsdirektionen (Material-Bureaur)

Verkehrs - Anftalten.

amburg, 3. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer Auftralia® der Hamburg - Amerikanishen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft ist, vou Hamburg kommend, gestern in St.

Thomas eingetroffen. :

y Gon d Oktober. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Trojan* ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen. Per Caitle-Dampfer „Drummond Castle“ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt. Der Union-Dampfer

„¡Tartar“ ist gestern auf der Heimreise von Capcetown ab-

gegangen. Theater und Musik.

9 e vis s d A Wegen Erkrankung des Hrn. Gimnig ifi die fur Sonnaben geplante Ÿ r emièòre.verschoben worden, und siebt si die Direktion um jo mehr veranlaßt, das Stabl'\he Volkéstück „Der rehte Schlüssel“ noch weiter auf dem Repertoire zu belassen, als bereits seit einigen Tagen für die Sonntagsvorstellung des „rechten Schlüssels* sehr zahlreihe Billetbestelungen eingegangen sind. Central-Theater. 4

Am Sonntag findet die leßte Vorstellung der Mannstädt’ schen Posse „Leichtes Blut“ statt; am Montag bleibt das Theater wegen Vorbereitungen zu der am Dienstag stattfindenden erstmaligen Auffüh- rung des „Lachenden Berlin“ von Jacobson und Wilken geschlossen.

In Torgau wird demnächst Martin Rinkart's (des Dichîers von „Nun danket alle Gott“) Lutherspiel, welches zur

ers‘en Säkularfeier der Reformation 1617 zu Eisleben aufgeführt