1889 / 245 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Oct 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Heute traten die vereinigten Ausshüsse des Bundes- raths für das Seewesen und für Rehnungs3wesen zu einer Sizung zusammen.

Jm 6. Breslauer Landtagswahlbezirk (Striegau- Schweidnitz ist an Stelle des verstorbenen Rittergutsbesißers Barchewit der Rittergutsbesißer Freiherr von Richthofen- Gäbersdorf, Kreis Striegau, konservativ, mit 408 von abgegebenen Stimmen zum Mitglied des Hauses der Ab- geordneten gewählt worden.

Nah der im Reihs-Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ veröffentlichten Nachweis R über die im Monat August d. J. auf deutschen ahnen (ausshließlich der bayerishen) beförderten Züge und deren Ver- \spätungen wurden auf 42 größeren Bahnen bezw. Bahn- neßen mit einer Gesammtbetriebslänge von 34 761,33 km befördert: An fahrplanmäßigen Zügen: 18659 Courier- und Schnellzüge, 159 669 i 84 073 gemischte Züge und 143 181 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 7252 Courier-, Schnell-, Personen- und gemischte üge und 39 548 Güter-, Materialien- und Arbeitszüge. Jm

anzen wurden 992 838 986 Achskilometer bewegt, von denen 297 922 154 Athsfilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Von den 262 401 fahrplan- mäßigen Courier-, Schnell, Personen- und gemischten Zügen verspäteten im Ganzen 4218 oder 1,61 Proz. (gegen 1,33 Proz. in demselben Monat des Vorjahres und 1,20 Proz. im M Von diesen Verspätungen wurden jedoch 1720 durch das Abwarten verspäteter Anshlußzüge hervorgerufen, sodaß den aufgeführten Bahnen nur 2498 Verspätungen (= 0,9 Proz.) zur Last fallen (gegen 0,73 Proz. im Vormonat). In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleih zu ziehenden Bahnen von 242 139 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen- O 1736 oder 0,72 Proz., mithin 0,23 Proz. weniger.

n Folge der Verspätungen wurden 1794 Anschlüsse versäumt

egen 1268 in demselben Monat des Vorjahres und 1471 im

ormonat). Bei 4 Bahnen find Zugverspätungen und bei 8 Bahnen Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. Jn der Nahweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen Zug- verspätungen vorkamen, nach der Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der auf je eine Verjpätung ent- fallenden Züge und Achskilometer geordnet; dana ee 6 die Unterelbeshe, die Main-Neckarbahn und die Oldenburgische Staatsbahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihen- folge der Bahnen statt nah der Zahl der Verspätungen nah der Zahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Unterelbesche, die Hessishe Ludwigsbahn und die Mecklen- burgishe Südbahn an die ungünstigsten Stellen.

Der am 11, d. M. zu seiner zweiten diesjährigen Sizung zusammengelretene Landes-Eisenbahnrath hat hauptsählih über eine größere Anzahl von Ausnahmetarifen berathen, deren Genehmigung theils befürwortet, theils aber widerrathen wurde, weil ein öffentlihes Verkehrsbedürfniß die Einführung nicht rehtfertige. Zu leßteren gehörte u. A. ein Antrag auf Ermäßigung des Ausnahmetariss für schlesishe Steinkohlen bei Versendung zum Orts- gebraucch in Stettin. Der Landes:Eisenbahnrath vermochte fh, zumal unter den gegenwärtigen Verhältnissen des Koblenmarktes, von der Berechtigung dieser Forderung nicht u überzeugen, auch waren von Seiten der an der Schiffahrt interessirten Kreise des Handelsstandes der betheiligten Ostsee- pläze Bedenken gegen die Ermäßigung geltend gemacht.

Von allgemeiner Bedeutung für den Verkehr des gesammten Landes war eine Vorlage des Ministers der öffentlihen Arbeiten, in welcher eine erheblihe Ermäßigung der Tarife für eine Anzahl von geringwerthigen, in der Landwirthschaft und Jnduftrie zur Verwendung kommenden Rohstoffen in Aus- sicht genommen wird. Fn Uebereinstimmung mit seinem Aus- shusse befürwortete der Landes-Eisenbahnrath die Einfüh- rung eines solhen Ausnahmetarifs für rohe Erden, Sand, Kies u. dgl., geringwerthige Düngemittel, Kartoffeln, Rüben, Rüben- \shnigzel, während den gegen die Ausdehnung des Tarifs auf Kohlen und Erze unter den gegenwärtigen Zeitverhältnissen noch vorliegenden Bedenken volle Berehtigung zuerkannt wurde. Einen von mehreren Mitgliedern des Landes- Eisenbahnraths gestellten Antrag, betressend die Ermäßigung der Stülkgutfracht für Güter, welche in Mengen von 1 t gleiGueitig zur Ausflieferung kommen, ersuhte der Landes-

isenbahnrath den Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten, M ständigen Tarif-Kommission zur Vorberathung zu über- weisen.

Der Königliche Gesandte in Weimar, von Derent- hall, ist von dem ihm Allerhöhst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurücgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt- schaft wieder übernommen. .

Der hiesige japanishe Gesandte, Marquis Saüïonzi, hat sich auf einige Tage nah Brüssel begeben. Während seiner Abwesenheit fungirt der erste Legations - Sekretär Jnouyé als Geschäftsträger.

Der Commandeur der 10. Division, General- Lieutenant von Seedckt, der Commandeur der 7. Divifion, General-Lieutenant von Arnim, der Commandeur der Großherzoglich hesfishen (25.) Divifion, General-Lieutenant von Wißmann, der Commandeur der 5. Division, General-Lieutenant von Blomberg, der Commandeur der 19. Division, General-Lieutenant von Lettow, der Kommandant von Hannover , General-Lieutenant Graf von Waldersee, der Kommandant von Danzig, General- Lieutenant von der Mülbe find zur Theilnahme an den Jubiläumsfeierlihkeiten des Kaiser Alexander-Garde- Grenadier-Regiments Nr. 1 bezw. des Kaiser Franz-Garde- Grenadier-Regiments Nr. 2 hier eingetroffen.

Der Landrath von uet ist aus dem Kreise Grevenbroich, Regierungsbezirk Düsjeldorf, in gleicher Amts- eigenshaft in den Landkreis Hanau, Regierungsbezirk Kassel, verseßt worden. Die Regierungs-Assesjoren EleisGauer, Emil Meyer, Dr. von Gröning, Fetschrin, von Unruh und Heising find den Königlichen Regierungen zu Koblenz bezw. Düsseldorf, Sigmaringen, Stade, Gumbinnen und Stade überwiesen worden.

Die Offizere des in Kiel vor Anker gegangenen englishen Gèshwaders: der Vize-Admiral Baird, der Rear- dmiral Tracey, die Kapitäne Darwin, Clark, Singleton und Kenedy, der Commandeur Barry und die Lieutenants Greville und Wemyß sind hier eingetroffen.

S. M. Kreuzer-Korvette „Jrene“, Kommandant Kapitän zur See Prinz Heinrich von Preußen Königliche Hoheit, ist am 12. Oktober cr. in Genua eingetroffen. S. M. Kreuzer „Sperber“, Kommandant Korvetten-Kapitän

oß, ist am 13. Oktober cr. in Aden eingetroffen und eabsichtigt, am 16. dess. Mts. die Reise fortzuseßen.

Jun der Ersten Beilage des „R.- u. St.-A.“ befindet fich eine Ueberficht der Zuckermengen, welhe im Sep- tember 1889 innerhalb des deutshen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Nieder-

lagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebraht worden sind.

Jn der Zweiten Beilage des „R.- u. St.-A.“ wird eine

Uebersiht über versteuerte Rübenmen Fel E Qu ollgebiet im na

und Ausfuhr von Zucker im deutschen September 1889 veröffentlicht.

Bayern. München, 12. Oktober. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent hat die Anzeige des Generalvikars Rampf vom Tode des Erzbischofs Dr. von Steichele mit einem Beileidsshreiben beantwortet, in welchem er die treue Ergebenheit, Anhänglichkeit, hohe Gelehrsamkeit und Frömmigkeit des Verstorbenen betont, der in stillem Wirken unablässig für das Wohl der Erzdiözese besorgt gewesen sei, den er hohgeschäßt habe und dem er ein warmes Andenken in seinem Herzen bewahren werde.

Baden. Karlsruhe, 12. Oktober. (Karlsr. Ztg.) Jhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erb- großherzogin sind gestern Abend gegen 7 Uhr aus Baden- weiler in Baden-Baden eingetroffen, von Jhren König- lihen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin am Bahnhof empfangen und nach dem Großherzoglichen Schlosse geleitet worden. Die Erbgroßherzoglichen Herrschaften werden einen längeren Aufenthalt in Baden-Baden nehmen.

A Großherzogthum Baden fanden in dieser Woche die Wahlmännerwahlen für die Ergänzungs- und die Ersazwahlen zur Zweiten Kammer der Landstände statt. Erneuerungswahlen auf Grund der für die Dauer der Ab- geordneten-Mandate geltenden Verfassungsbestimmungen fanden 29 statt, zu denen noch 5 Ersazwahlen kommen. Wie der Münchener „Allg. 3 geschrieben wird, haben die Wahlen den Liberalen einen Verlust von fünf Sißen an das Centrum und von einem Siß (Offenburg) an die vereinigten Demo- kraten, Ultramontanen und Sozialisten gebraht. Einen sehsten Gewinn will das Centrum mit Waldkirh ge- macht haben; doch isst wahrscheinli, daß dieser Sig den Liberalen verbleibt. Die verlorenen Bezirke sind durchgängig fatholish. Selbstverständlich haben die Nationalliberalen in der Kammer immer noch weitaus die Mehrheit, wenn fie auch eine Einbuße erlitten haben.

Mecklenburg - Schwerin. Ludwigslust, 13. OËÈ tober. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser von Rußland traf mit Sr. Kaiserlihen Hoheit dem Großfürsten Georg und dem Gefolge heute Abend 8 Uhr 25 Minuten hier ein und wurde von den Großherzoglichen Herrschaften sowie von sämmtlichen zur Zeit hier anwesenden Für stlihkeiten auf dem Bahn- hof empfangen. Die Ehrenwaché stelite die erste Eskadron des 1. Medcklenburgischen Dragoner-Regiments Nr. 17 mit der Standarte und demMusik-Corps)welches beim Einlaufen des Zuges die russische Nationalhymne intonirte. Der Bahnhof war rei mit Guirlanden und Fahnen und einem Baldachin in russischen, deutshen und mecklenburgishen Farben geschmüdckt. Der Kaiser von Rußland und die Großherzoglichen Herrschaften begaben sich alsbald in geshlossenen Wagen über die Schloßkoppel, den bengalish erleuhteten Schloßpiaß nah dem Schloß, vom s urrd e lebhaft begrüßt. Um 9 Uhr fand im Schloß alatafel statt. Zur Rechien Sr. Majestät des Kaisers Alexander saßen Jhre Königlihe Hoheit die Groß- herzogin Mutter und Se. Kaiserliche Hoheit der Groß- fürst Wladimir, zu seiner Linken Jhre Kaiserliche Loheit die Großherzogin Anastasia und Se. Kaiserliche Ho eit der Großfürst Georg. Jhm gegenüber saßen e. Königliche Hoheit der Großherzog, Jhre Kaiserliche Hoheit die Herzogin von Edinburg sowie Jhre König- lihen Hoheiten die Großherzogin Marie und der Herzog von Edinburg. Jm Verlaufe der Tafel brate der Großherzog einen Toast in französisher Sprache auf das Wohl des Kaisers und der Kaiserin von Rußland aus.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 12. Oktober. (Wiener Ztg.) Se. Majestät der Kaiser empfing heute Mittag die außer- ordentlihe Gesandtschaft des Sultans von Zanzibar in besonderer Audienz.

12. Oktober. (W. T. B.) Dem „Vaterland“ zufolge, hat Prinz Aloys Liechtenstein an maßgebender Stelle die Ln egung seines Abgeordnetenmandats an- gezeig

_— 14. Oktober. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser begiebt sih heute Abend nah Meran.

Prag, 11. Oktober. (Prag. Abdztg.) Dcm Landtage sind die Berichte des Landesausschusses über die An- Gele des Abg. Kvicala und Genossen auf Erlaß eines Gejeges hinsihtlich des Besuchs und der Errich- tung von Schulen in national gemischten Ge- meinden und des Abg. Grafen Clam-Mart1inic und Genossen auf Einbringung einer Regierungsvorlage, betreffend die Einführung der zweiten Landessprache als obligaten Gegenstandes an den Mittelshulen in Böhmen, über die diese Anträge betreffenden Petitionen, sowie über die Errihtung von Volksschulen für nationale Minderheiten, ü egangen.

12. Oktober. (W. T. 5 Jm böhmischen Land- tage brachten die Jungczehen einen Adreßantrag ein, in welchem unter Zurüdckgreifung auf die seit dem Jahre 1527 eingetretenen ftaatsrehtlihen Momente um Erneuerung der Selbständigkeit der Verwaltung Böhmens gebeten wird. Der Präsident erklärte, er werde den Antrag zur ge- shäftsordnungsmäßigen Behandlung stellen. :

_ Budapest, 12. Oktober. (Presse.) Jn der heutigen Sang. des Oberhauses legte der Präsident ein vom nister-Präsidenten übermitteltes Allerhöhstes Re- skript vor, durch welhes an Stelle des zum Kultus- und Unterrichts-Minister ernannten Grafen Albin Csáky Graf Tibor Károlyi zum Vice- Präsidenten des Oberhauses ernannt wird. Die Ernennung wurde mit leb-

aften Eljen-Rufen bezrüßt. Jm Unterhause interpelli

A Jranyi die Negierung wegen ungeseßlichen Gebraage der shwarzgelben Fahne bei den Landwehr-Uebungen. Der Landesvertheidigungs - Minister , ‘L. Freiherr y In Fejérváry, erklärte, er werde die Interpellation in einer der nähsten Sißungen beantworten. Der Abg. Abranyi interpellirte wegen der Abhaltung deutscher Theatervorftellungen in Totis, der Abg. Horanszky wegen des Zusammensturzez des Szegediner Kais. Die Minister antworteten nicht.

14. Oktober. (W. T. B.) Der Abgeordnete Daniel ranyi hat auf die Führerschhaft der Unabhängig- eitspartei des Reichstages verzichtet.

Agram, 12. Oktober. M kroatischen Landtage hat vorgestern die Verhandlung über den von der Regnikolar- Deputation vorgelegten Geseßentwurf, betreffend den neuen finanziellen Ausgleich mit Ungarn, he:

onnen. Die Abgg. Vertic, Amrus und Vrbanic spra nch entschieden gegen den Ausgleih aus. Der Banus erklärte der neue Ausgleich sei besser als die früheren, denn er sichere dem Lande ein großes Einkommen. Die Berechnungsart sei korrekt. Kroatien habe bei allen Ausgleihen gewonnen. Ex sehe der Zukunft ruhig entgegen und empfehle die Vorlage zur Annahme.

Großbritannien und JFrland. London, 11. Oktober,

Se C.) Der Schagkanzler Goschen weilt gegenwärtig in

rland. Sein Besuch daselbst wurde dem Vernehmen nah zu dem Zwedcke unternommen, um sich genaue Jnfocmation über die lokalen Hülfsquellen und die Lokalverwaltung Irlands zu verschaffen. Mit anderen Worten, der englishe Finanz-Minister is vorbereitet, sich mit der großen Frage des Güteranfaufs in Frland zu befassen, deren Lösung die Regierung auf das Pro: gramm der nächsten Parlamentssession gestellt hat, Da der Bodenankaufsplan natürlich Geldvorshüsse in ih schließt, deren Sicherheit die Lokalabgaben bilden würden, wurden sorgfältige Reherhen an Ort und Stelle unerläßlich, Der Bodenankaufsplan dürfte die Verausgabung von 150 oder 200 Mill. Pfd. Sterl. englishen Geldes erheischen.

13. Oktober. (W. T. B.) Zu Vertretern Eng- lands bei der internationalen Konferenz zur Be- schränkung des Sklavenhandels in Brüssel sind Lord Vivian, Sir John Rirk und Wylde ernannt worden.

Bei der Wahl in North-Buckinghamshire an Stelle des Deputirten Egerton Hubbard, welher in Folge Ablebens seines Vaters die Pairswürde erhielt, wurde der Gladstonianer Verney mit 485 Stimmen gewählt. Der Konservative Eveln Hubbard erhielt 4647 Stimmen. Die Gladstonianer haben damit wieder einen neuen Siß ge- wonnen.

_ Frankreich. Paris, 13. Oktober. (W. T. B.) Der Ministerrath segte in seiner gestrigen Sizung den Schluß der Ausstellung auf den 6. November fest.

Dem Marschall Mac Mahon wurde nah dem Tode des Generals Faidherbe die Stellung des Großkanzlers des Ordens der Ehrenlegion angeboten; der Marschall lehnte die Ernennung indessen mit der Bemerkung ab, daß er \sih durch den Antrag zwar sehr geehrt fühle, aber seine ehemalige Stellung als Präsident der Republik gestatte ihm seiner Ansicht nah nit, demselben Folge zu leisten.

König Milan besuchte gestern die Ausstellung. Jn der Je es Abtheilung war dem Könige ein glänzender Empfang

ereitet.

Nach den Berehnungen im Ministerium des Fnnern fielen von den bei den Wahlen abgegebenen 7 300 705 Stimmen 4012353 auf Republikaner und 3378 353 auf deren Gegner. Von E ren erhielten die Boulangisten 1 037666. Das „XIX, Siècle“ stellt fest, daß die Mehrheit der Republikaner Über die Konservativen 1671 667, über die Boulangisten 2 974 687 und über beide Parteien zusammen 634 001 beträgt. Legt man die Ziffer der 1885 Wahlberechtigten, 10 414 126, zu Grunde, so haben sich 3023 426 Wähler der Stimmabgabe enthalten. Stellt man die Ergebnisse der früheren Wahlen zusammen, so erhält man folgende Zahlen: Es stimmten am 20. Februar 1876 von 7388284 Wählern 4028 153 republikanish, 3 202 233 gegen die Republik. Jm Oktober 1877 maren 4367202 für, 3577882 gegen die Republik; im August 1881: 5128442 für, 1789 767 gegen dieselbe. Jm Oktober 1885 ergaben die Wahlen

565 412 Republikaner, 3147129 Stimmen für die Gegner. Jm Jahre 1889 fanden also weniger Wabhlenthal- tungen als 1876, 1881 und 1885 statt. Die Republikaner haben 1889 446 941 Stimmen mehr erhalten als 1885. Die Konservativen allein haben gegen 1885 806 443 Stimmen verloren und mit den Boulangisten zusammen 231 223 Stimmen gewonnen. °

Ruß:laud und Polen. St. Petersburg, 12. Oktober (W. T. B.) Das „Journal de St. Petérsbourg“ be richtet über den warmen Empfang, welher dem Kaiser Alexander von dem Berliner Hofe wie von der Be völkerung Berlins bereitet worden ist, und bemerkt dazu, daß auf einen solchen Empfang vollkommen zu renen gewesen sei. Die Beziehungen zwischen den Höfen von Berlin und St. Petersburg trügen einen Cha- rakter der Herzlihkeit, welcber seit mehr als einem Jahrhundert niht verleugnet worden sei, und in wirkli monarchischen Ländern hätten solhe Beziehungen einen hohen politischen Werth und trügen wesentlih dazu bei, den Frieden zu befestigen und die Wohlfahrt der Völker zu sichern. Man könne die feste Boffiing hegen, daß der gegenwärtige Besuch von glücklichen dauerhasten Folgen sein werde für die Konsolidirung des Friedens und der Wohl fahrt der beiden benachbarten Nationen. Shließlih A das genannte Blatt noch hervor, daß der ehrwürdige

eihskanzler der Gegenstand besonderer Aufmerksamkeit Seitens des Kaisers Alexander gewesen sei. „Nowoje Wremja“ erblickt in dem Trinkspruch des Kaisers Wilhelm bei dem Galadiner ein Zeichen für die Möglichkeit, die Gemüther zu beruhigen und den europäischen Frieden zu sihern. Der „Grashdanin weist auf die lange Unterredung des Kaisers Alexander mit dem Fürsten Bismarck und auf die demselben trl wiesene besondere Aufmerksamkeit hin und sagt: Alles dieses lasse annehmen, daß die Berliner Begegnung als Anfang günstigerer russish-deutscher Bezichungen dienen werde.

talien. Rom, 13. Oktober. (W. T. B.) Gemäß der General-Akte der Berliner Congo-Konferenz hat die italienishe Regierung den Signatar-Mächten an gezeigt, daß durch den Artikel 17 des kürzli abgeschlossenen

‘¿alienisch-äthiopishen Vertrages der Negus darein uer fih der italienishen Regierung zu bedienen, um über Beziehungen Aethiopiens zu anderen Staaten zu

de

verhner Minister-Präsident Crispi ist gestern in Begleitung der Minister Zanardelli, Brin, Bertole, Viale, Finali sowie mehrerer Deputirter über Neapel nah Palermo abgereist, heute Nahmittag 4 as dort eingetroffen und von der Be- völkerung mit lebhaften Kurtdgebungen begrüßt worden. Crispi dankte van dem Balkon des „Hôtel des Palmes“, wo-

st er Absteigequartier genommen, ür den ihm bereiteten

fang und betonte : sein einziges Bestreben sei, dem Vater- sande zu dienen und Jtalien groß und glüdcklih zu machen. Die Stadt Palermo ist rei beflaggt.

Serbien. Belgrad, 13. Oktober. (W. T. B.) Jn Folge Vermittelung der Regentschaft gestattete König ilan eine Begegnung des Königs Alexander mit seiner Mutter. Die Antwort traf gestern früh telegraphish hier ein, worauf fih der König sofort in Begleitung seines Gouverneurs Dokic zu der Königin Natalie begab.

Nach einer Meldung der „Polit. Corresp.“ hat die Re- ierung die Ausweisung des Correspondenten des Standard“ und der „Daily News“ wegen Verbreitung unwahrer und tendenziöser Nachrichten verfügt.

Bulgarien. Sofia, 12. Oktober. (W. T. B.) Der ürst Dolgorukow, welher am Dienstag mit einigen

unden hier eintraf und am Donnerstag wieder abreisen nollte, hatte seine Abreise verschoben, um ein Requiem für den Kaiser Alexander II. abhalten zu lassen. Die Re- gierung wollte dies nicht gestatten und Dolgorukow reiste darnah heute nah Belgrad ab.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Oktober. (W. T. B.) Der Staats-Minister Baron Bildt, der Chef des Departements des Jnnern Krusenstjerna und der Staatèrath Lo vén sind heute von ihren Aemtern im König- ligen Staatsrath zurückgetreten. Der Minister des Aeußeren, Baron Akerhjelm, is zum Staats-Minister, Graf Lewenhaupt, bisher Gesandter in Paris, zum Minister des Aeußern, der Provinz-Gouverneur Groll zum Chef des Departements des Jnnern, und der Sekretär des Reichsshulden-Comptoirs Wickblad zum Staatsrath, ferner der abgetretene Departements:Chef Krusenstjerna zum General-Postdirektor und der bisherige Staatsrath Lovén zum Präsidenten des Kammergerichts ernannt worden.

Amerika. New- York, 11. Oktober. (A. C.) Das amerifanishe Staats - Departement unterhandelt mit Hawaii über einen neuen Vertrag, der völlige Gegen- seitigkeit im Handel ausbedingt, ferner das Recht, amerika- nische Truppen in Hawaii landen zu tönnen, und s{ließlih, daß Hawaii ohne Zustimmung der Vereinigten Staaten keine anderen Verträge \hließen dürfe.

Der Grafsschaftsrihter in Auburn, im Staate New-York, entschied vorigen Mittwoch, daß das Gesetz, welhes Hinrichtungen mittelst Elektrizität einführt, versasungsgemäß sei. Gleihwohl will der Vertheidiger des um Tode verurtheilten Mörders Kemmler an eine höhere Anstanz appelliren, um eine endgültige Entscheidung in der Sache zu erlangen.

Die Mitglieder des Pan-amerikanishen Kon- gresses sind in Albany angekommen. Der Gouverneur des Staates New-York begrüßte sie mit einer Willkommen- ansprache.

Nahhrihhten aus Sonora in Mexiko zufolge wurden zwei Compagnien mexikanisher Soldaten, während sie badeten, von einer großen Anzahl Yaqui-JFndianer niedergemegzelt. Die mexikanishe Regierung ent- sandte eine 4000 Mann starke Expedition, um die Mörder, welhe einen Landstrich im Staate Sonora, im äußersten Nordwesten von Mexiko bewohnen, zu züchtigen. Die Fndianer find, wie man glaubt, in rashem Rückzuge in der Richtung nah Arizona begriffen. Die Leichen der ermordeten Sol- daten sind furhtbar verstümmelt.

Zeitungsftimmen.

Die Erörterungen, welche dur die neulihe Kundgebung des „Reihs- und Staats-Anzeigers“ in der Presse orgerufen wurden , finden in dem „Düsseldorfer anzeiger“ folgende gewissermaßen abschließende Betrach- ng:

„Die Kundgebung des „Reihs- und Staats- An:eigers“, nah welcher unser Kaiser die Angriffe der „Kreuzzeitung“ auf das Kartell elebbaft mißbilligt“, in der Versiändigung und gegenseitigen Scho- nung der staatserhaltenden Parteien unter einander „eine für unser parlamentarishcs Leben sahlich nüßli&e Einrichtung“ erblickt und in dem Kartell „cine den Grundsätzen seiner Regierung entsprechende politise Geftaltung“ sieht, bat auf alle politishen Kreise einen großen und tiefen Eindruck gemaht. Seit mebr als einer Wehe beschäftigen sich die Blätter aller Parteien mit dieser Willerskundgebung des Kaisers, vnd keines verkennt die hohe Bedeutung, welche diese Erklärung für die Lage der inneren E at. Aber wie die Parteien in ihren Auffassungen von den Bedürf- nifsen des politishen Lebens verschieden, so geben aub ihre Auf faffungen über Zweck und Beweggrund der Kaiserliven Willens-

meinung und ebenso au die Konsequenzen, die sie oder wenigstens.

ibre politiséen Organe daraus zichen, auseinander. Auf der einen ite wird die Kundgebung ausgebeutet nicht etwa allein gegen die eKreuzzeitung* und die von ihr vertretene, von dem Kaiser En te ihtung, insofern sie dem Kartell feindlich gegenübersteht, sondern auch gegen die Konservativen überhaupt, als ob diese Partei von der Kundgebung getroffen wäre und als ob sie davon in Zukunft den Schaden zu tragen baben würde. a der anderen Seite hat \sich zwar die „Kreuzzeitunz“ dem aiserliGcn Willen fügen zu wollen erklärt, zugleich aber von Neuem unter Heranziehung entlegener Streitobjekte den Kampf gegen die fest dem Boden der Kartellpolitik stehenden Organe begonnen, und während in freisinnigen Blättern der Versuch unternommen wird, dem onarden die Möglichkeit einer Willenserklärung ohne „verant- wortlide Gegenzeihnung“ eines Staats-Ministers abzusprehen und lomit die Bedeutung der Allerhöchsten Kundgebung abzuschwächen, unterfangen sich sogar einzelne konservative Blätter in bedauerlicher stesgemeinschaft mit ibren Antipoden, dur({blicken zu lassen, daß ur Kaiser nit richtig crientict sei, und sich auf den bekannten jemorratischen Kniff zurücckzuziehen, daß man von dem \{chlecht in- ormuten an den besser zu informirenden Kaiser appelliren müsse. Blz it jenen Auélegungs- oder Ausbeutungsversuhen sprehen die T âtter sich selbst das Urtheil. Aber sie_ sind doh wahrlich noch ut die öffentlihe Meinung selbst, wenn sie sie auch zu gestalten ga zu beberrshen versuchen. Wir sind vielmehr überzeugt, daß das iserwort in dem Herzen des Volks eine ganz andere Aufnahme ge- den und die Wirkung aufrichtiger Dankbarkeit für das Aufpflanzen

einer Standarte in dem bäßlihen Streit der Parteien, die auf ein- ander angewiesen sind, hervorgerufen hat. Verständigung und gegentertige Schonung muß die Parole Derjenigen sein, welche 1 in der gleihen Liebe zu Kaiser und Reich verbunden fühlen und unter diesem Zeichen in den bisherigen Sessionen des gegenwärtigen Reichstages die schönsten Erfolge errungen und sih die größten Ver- dienste um das Vaterland erworben baben.

Dieses einigende und versöbnende Streben unter ausdrücklichera Schutze und Beifall des Monarchen bildet bei der Zersplitterung der Parteien und Angesick#ts der Staat und Gesellshaft bedrohenden Ge- fahren eine sihere Gewähr ferneren Gelingens und ftetiger Fort- entwidelung der gesunden Verhältnisse. Mögen die Einseitigkeiten dieser oder jener in dem Kartell vertretenen Parieien auh noch so überzeugungsvoll begründet werden, sie s{ädigen das Kartell und somit diejenige Einrichtung, wele bizber die besten Früchte getragen hat und solche auch für die Zukunft veripriht. Deshalb ift unseres Erachtens namentlich von Seiten derjenigen, welche si zu einem eten Royalismus ktekennren, ebenso aber au von Allen, welche überhauvt für das Kartell eintreten, fortan jeder Versuch zu vermeiden, welcher die nationalen Parteien auëeinander zu bringen ge- eignet ift. Für diese muß daé Kaiserwort von der Verständigung und gegenseitigen Schonung den Kompaß bilden, nah welchem sie ibren Cours zu ri&ten baben, wenn sie An!pruch darauf erheben wollen, an den Zielen und an der Verwirklihung der Grundsäße der Kaiserlicen Regierung, wie sie im Kartell rertreten sind, thätig mitzuwirken.“

Aus dem Ergebniß der Reihstagswahl in Oschaßt- Wurzen zieht das „Frankfurter Journal“ folgenden Séhluß:

„Wenn in irgend einem Wahlkreise die sozialdemokratishen Wähblerstimmen einmal um ein paar Hundert oder a:ch Tausend zu- genommen haben, pflegen daraus in vielen Blättern die weitgebendsten Folgerungen binsihtlih des unaufhaltsamen Wadcwsthums der Sozial- demokratie, der Nutlosigkeit aller dagegen ergriffenen Maßregeln, des Sozialistengescßes und der Sozialreform-Geseßgebung gezogen zu wer- den. Dem gegenüber verdient es doch au gebührend bervorgehoben zu werden, daß bei der jüngsten Reichétagëwahl in Oschaß- Wurzen die \sozialdemokratis he Stimmenzahl von 3832 im Jahre 1887 auf 2277 zurüdgegangen ift. Und dabei war es für die Sozialdemokraten gerade im Königreih Sachsen, wo be- fanntlid ihre auésiwtsvollsten Wahlkreise sind, von besonderer Wichtigkeit, so nabe vor den allgemeinen Wahlen eine Probe ibrer ungeshwächten Kraft und Leistungsfähigkeit abzulegen und in den anderen Wablkreisen den Muth neu zu kteleben. Sie baben es denn au an Eifer uud Anstrengung durchaus nit fehlen laffen. Wenn troßdem ihre Stimmenzahl um fast die Hälfte gesunken ist, fo wird man nit umbin können, dieser Ersheinung einige Bedeutung bei- zulegen als einem Zeichen vom Rüdckgang der sozialdemokratischen Bewegung.“

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Brände bei der Landes-Brandversicherungsanfstalt des Königreihs Sachsen im Jahre 1888,

Bei der Landeë-Brandversicerungsanftalt des Königreis Sabfen kamen nach ten „Mittheilungen für die öffentlichen Feuerversicberungs- Anstalten“ während des verflossenen Jabres 1106 Schadené!älle vor, von welchen entstanden durch erwiesene vorsäßlihe Brandstiftung 26, davon 2 durch Kinder, durch muthmaßlihe vorsäßlihe Brand- itiftung 291, davon 1 durch Kinder, durch erwiesene Fabr- lässigkeit 153, davon 51 durch Kinder, durch muthmaß- lie Fahrlässigkeit 142, davon 14 durch Kinder, durch erwiesenen Gebrau ordnungêmäßiger Feuerungéanlagen 47, durch muthmaßlichen Gebrauch ordnungsmäßiger Feuerungëanlagen 60, durch erwiescnen Gebrau mangelhafter Feuerungsanlagen 72, dur muthmaßlidben Gebrauch mangelhafter Feuerung 82, durch Industriebetrieb obne Feuerung 14, durch Selbstent;iündung aufbewahrter Gegen- stände 11, durch BVlißschlag mit Zündung 49, durch Bliystlag obne Zündung 112, durch Zufall 4 und dur unermittelte Ursachen 43.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stad! Berlin sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom 29. September tis inkl. 5. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen: 684 GEbesblicßungen, 966 Lebendgeborene, 47 Todtgeborene, 499 Sterbefölle.

Kunst und Wissenschaft.

In der engeren Wettbewerbung um Auéführungêvläne zur Wiederberstellung der Römerfront in Frankfurt a. M ift am 8. d. M. das cinstimmige Urtheil des Begutactunas-Ausscufses dabin abgegeben worden, daß der Entwurf der Hrrn. Architekt Max Meckel und Maler Pcter Becker in Frankfurt a. M. (Kennwort „Dreigicbel“) den städtishen Bebötden ¿ur Ausführung zu empfehlen sei. Sämmtliche at Entwürfe, von denen sieben rewtzeitig am 5. d. M. eingegangen waren, während einer am_7. Abends nach- gereiht wurde, sind auf die Dauer von 14 Tagen öffentlich im Frank- furter „Leinwandhause* ausgestellt.

Für den Entwurf zu einem Erweiterungsbau der Stadt- bibliothek in Frankfurt a. M. hat die städtisde Baudeputation soeben ein Preisausschreiben erlaffen, durch welches die in Deutshlard ansässigen Arcbitekten zum Wettbewerb eingeladen werden Die Ar- beiten find bis zum 17. Januar 1890 an diz genannte Bebörde (Pauléplatz 3) einzureichen, bei welcher die Bestimmungen für die M fostenfrei, die erforderlihen Zeibnungen gegen Hinter- egung von zehn Mark zu erhalten sind; der leßtere Betrag wird bei Einlieferung eines Entwurfs gegen Abgabe der ertheilten Quittung zurücgezablt. Uekter die Höhe der ausgeseßten Preise wie über die Genie guas des Preisgerihts enthält das Ausschreiben keine

ngaben.

Der Geshäftsauësshuß für das Ludwig Richter- Denkmal mat eine Ansprache bekannt, welhe vm regere Be- theiligung an den Sammlungen bittet, da die bis jeßt eingegangenen Beiträge von 15 933 # noch nicht die Hälfte der für ein würdiges Denkmal in Aussi{t zu nehmenden Kosten bilden. Beiträge nimmt das Bankhaus Güntber u. Rudolph in Dreéden entgegen.

Land- und Forstwirthschaft.

Weinlese.

Wie die Zeitshrist „Weinbau und Weinhandel*“ berihtet, hat in Rheinhessen zum Theil die allgemeine Weinlese begonnen und nur die größeren Grundbesißer kalten in den betreffenden Orten damit noch zurück. Ueberall ist die Qualität eine sehr befriedigende, wie sie seit 1868 nit mehr erzielt wurde. Die Trauben sind zucker- süß, aber noch etwas dickhäutig, und bekunden viel Aroma, was auf einen bougquetreichen Wein schließen läßt. Die Beeren, welche bereits zu faulen begonnen, sind bedeutend zuckerreiher als die anderen. Das Erträgniß wird sehr neidish ausfallen. Einzelne Gemarkungen erlösen mehr als einen halben Herbst, während andere bedeutend unter der normalen Hälfte des Ertrages bleiben. Die bis jeyt erlöften Moftpreise lafsen auf einen hohen Preis für den 1889er s{chließen. Dienheim, Oppen- heim, Bingen und Umgegend haben bereits den Anfang mit der Lese gemacht; Laubenbeim, Osthofen, Abenheim sind gefolgt, und ‘Montag fangen Alsheim, Guntersblum, Mettenbeim und Gundersheim zu lesen an. Aus Hochheim wird berichtet : Die Qualität der Frübtrauben, bei welchen jeßt Edelfäule eingetreten, ist eine vorzüglihe; die Rieslinge, welche meistens goldgelb sind, haben \chon eine ganz außergewöhalihe Süße.

Weinernte in Sathsen.

Das „Meißn. Tagebl.* {reibt : Wie ertragreih in diesem Jahre die in guter Kultur stehenden Weinberge unserer Umgebung gewesen sind, davon nabsteßend nur ein Beispiel : In einem Orte links der Elbe wurden in der vorigen Woche in einem 1 Acker großen Weinberge 74 Ctr. Trauben geerntet. Dieselben, den Centner zu 25 M verkauft, brachten eine Einnabme von 1550 # Rechnet man deren sehr viel, rämlib 500 M Urkoften ab, so bleiben immer noch 1350 A Bringt das 1 Aer guten Weizenlandes? If das nit ein Beweis dafür, daß der Weinbau in unserer Gegend rentirt, wenn er rationell betrieben wird?

Handel und Gewerbe.

Berlin, 12, Oktober. (Wochenbericht für Stärke, Stär kes fabrifate und Hülsenfrüchte von Nar Sabersfty.) Ia. Kars toffelstärke 17—18 #, Ia. Kartoffelmebl 17—18 Æ, Ia. Kar- tofelmetl und Stärke 15—165 # , feuhte Kartoffelstärke loco und Parität Berlin 8,00 A, Frankfurter Syrupfabriken ablen 7,75 M frei Fabrik Franffurt a. Oder, gelver Syruv 18—18è #, Capillair- Export 20¿—21 4, Capillair Syrup 18è—19 #Æ, Kartoffel- zuder Capilair 19}—29 Æ, do. gelber 18—185 F#, Rum-Couleur 34— 36 #, Bier - Couleur 34—36 #Æ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 28—29 Æ, do. sekunda 25—26 H#, Weizens stärke (fleinst.) 37—38 A, Weizenitärke (großftüd.) 40—41 A, Halleshe und St&lesis®e 40—41 #, Schabe-Stärke 32—34 46, Mais- Stärke 30—31 #, Reisstärke (Strablen) 453—47 Æ, do. (Stüden) 43 —44 Æ, Victoria-Erbsen 18—?21 #, Kowerblen 19—22 #, grüne Erbsen 19—22 Æ, ZFuttererbsen 15—16 #, Leinsaat 23—25 A, Linsen, große 42—52 Æ, do. mittel 32—42 , do. fleine 22—32 Æ, gelber Senf 18—26 Æ, Kümmel 42—46 #, Mais loco 1253—13 A, Buch- weizen 15—16 Æ, inländishe weiße Bohnen 20—22 #, breite Flahbohnen 23—26 #Æ, ungaris@e Bohnen 19—21 Æ, galizische und russische Bohnen 17—19 #, Hanfkörner 19—21 #, LeinkuGen 152—17 MWeizenshale 10 A, Roggenfleie 10 #, Raps- kuchen 16—17 Æ, Mobn, weißer 383—42 Æ, do. blauer 36—40 , Hirse, weiße 19—22 Æ# Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

In der ordertlihen Generalversammlung der Aftioräre der Warsteiner Gruben- und Hüttenwerke in Warstein wurden die pro 30. Juni cr. aufgestellte Vilanz sowie die Gewinn- und Verlustrechnung einstimmig genehmigt und die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 6 °/o festgeseßt.

New-York, 12, Oktober. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenea Woche eingeführten Waaren betrug 9 229 240 Poi gegen S8 066 487 Doll. in der Vorwo©e; davon für Stoffe 1 987 794 Doll, gegen 2588 720 Doll, in der Vorwote,

Submisfionen im Auslande.

Oesterrei.

23. Oktober, Miitags. Wien, Betriets: Direktion ter K. K, priv. Donau-Dampffchiffabrts-Gesellschaft. Lieferung von :

156 Meter-Centner Zinkweiß,

50 Meter-Centner Bleiweiß, chemis rein,

14 Meter-Centner Bleiweiß, fein Hamburger,

236 Meter-Centner Vleiminium,

300 Meter-Centner Lein êl,

985 Meter-C-ntner Holztbeer,

82 Meter-Centner Terpentinöl, Wr.-Neustädter.

Näbercs an Ort und Stelle.

Verkehrs - Austalten.

Hamburg, 13. Oktober. (W. T. B) Der Postdampfer „Raetia* der Hamburg - Amerikanishen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft ift, von New-York kommend, heute Nat- mittag auf der Elbe eingetroffen.

Triest, 13. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Hungaria“ ift, von Konstantinopel fommend, beute Nacmiitag bier eingetroffen.

Greeno ck, 12. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer der State- Linie „State of Nebrasfka*“ stieß beute auf der Auêreise nah New-York mit dem Damvfer der Allan-Lirie „Norwegian“ auf dem Clvde zusammen. Die Gewalt des Zufammerstoßes trieb die „Nebraéka“, nit einigen eingeftoßenen Platten im Bug, ans Land.

Madrid, 13 Oktober. (W. T. B.) Die spanische Korvette „Americo* ist bei Alicante gekentert. Die Besaßung ift gerettet.

New-York, 13. Oktober. (W. 3. B.) Der Dampfer „City of New-Vork*“ ift in der vergangenen Na@t wieder flott gemat.

Theater und Musik.

Königlihes Schauspielhaus.

Die Vorstellung der „Journalisten“ batte am Sonnabend eine außerordentli zahlreide Zuschauerzabl berbeigeführt, galt es do, einem der bewährtesten und beliebtesten Mitglieder der Königs lihen Hofbühne, Hrn. Tbeodor Liedtke, der zum leßten Mal auftrat und si als Konrad Bolz, seiner alten Glanzrolle, für immer von dem Theaterpubl:kum Berlins verabschiedete, die lezten Beweise dec Ahtung und Anerkennung darzubringen, welcher si der ge!eierte Künstler in so reichem Maße zu erfreuen hat. Faft vierzig Sabre gebörte Hr. Liedtke dem Verbande des König- lihen Schauspielhauses an, in welchem er zum erften Mal am 25. April 1850 als „Ferdinand“ in „Kabale und Liebe“ auftrat. Sein eigentlies Talent, die humoriftise Darstellung, wies ihm bald den Weg, welchen er einzuschlagen batte, und eine ununterbroÞhene Reibe von Erfolgen konnte er auf demselben verzeihnen. Bis in die lezten Jahre hbinein hatte fich Hr. Liedtke jene Frische zu bewahren gewußt, welche sein joviales Spiel fo außerordentli sympatbish mate, und noch bei seinem leßten Auftreten zeigte er ih von einer Gewandtheit, welche nit merken ließ, daß die von ibm gespielte Rolle innerhalb einer von ihm längft über- schrittenen Alterégrenze lag. Mit reger Theilnahme folgte das ge- füllte Haus dem ibm so vertrauten Künstler in der gewohnten meisters baften Darstellung, und so oft sich Gelegenheit bot, gab es durch stürmishen Applaus zu erkennen, wie boch es die unübertroffene Leistung z: schäßen wußte. Diese Beifallssvenden geftal- teten sh zu Ovationen, welde durch die unzäbliaen Kranz- und Blumenspenden noch an Feierlichkeit gewannen. Tiefgerührt gab der alio Gefcierte zum S{luß seinen Gefühlen Auêdruck, be- dankte sich für all die ibm erwiesene Liebe und erklärte, daß die Er- innerung an diesen Abend zu den s{öônften seines Lebens gehören werde. Auch von Seiten des Personals der Hofbübne, unter Ve- theiligung des Hrn. General-Intendanten Grafen von Hochberg, war ihm ein feierliher Abschied bereitet worden, und so schied denn Hr. Liedtke reihlih geehrt für immer von den Räumen, in denen er fo lange und rubmvoll gewirkt bat.

Berliner Theater.

Hedwig Niemann ‘tritt vor Beginn ibres Urlaubs nur noch ein- mal auf. Sie spielt am Donnerstag, dea 17. d. M., die „Melanie Dalberg“ in der „Wilden Jagd“ und reist am folgenden Tage zur Abjsolvirung ihres Gastspiels nah Frankfurt a. M. ab.

Lessing-Tbeater.

Das Schauspiel „Die Fremde“ von Alexander Dumas fils, dessen Première am Mittwoch stattfindet, wird in der Uebertragung von Paul Lindau aufgeführt werden. Einige tertlihe Verbesserungen, die der Autor bei der Wiederaufnahme in Paris veranlaßt hat, find der Direktion des Lessing-Theaters auf Wunsch des Dichters rom Regisseur des Théâtre Français mitgetheilt worden, so daß sie auch der Berliner Auffübrung zu gute kommen werden.

Walliner-Theater.

Gestern Abend kam im Wallner-Theater, der klassisben Stätte

der prältigen alten Berliner Lokalpofse, „Der Dompfaff®, eine