1909 / 285 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Dec 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Studienreise, die ferneren mit je 450 4 in Italien zur Auszahlung gelangen. Der Stipendiat ist verpflichtet, sih acht Monate in Nom aufzuhalten und über seine Studien vor Ablauf der ersten \echs Monate: an die Akademie unter Beifügung eigener Arbeiten \chrift- lichen Bericht zu erstatten. / U

Die Kosten für Ein- und Rücksendung dieser Nachweise werden zu Lasten des Stiftungsfonds übernommen. /

Während der Dauer des Stipendienjahres wird dem Stipendiaten eins der von der Akademie im Interesse ihrer in Rom studierenden Stipendiaten gemieteten Ateliers kostenlos tien werden, wenn ältere Ansprüche auf solche niht zu berüsihtigen\ind.

Der Genuß des Stipendiums beginnt mit dem 1. Oktober 1910.

Die Zuerkennung des Preises erfolgt im Monat März 1910. Nach getroffener Entscheidung kann auf Bestimmung des unterzeichneten Senats eine öffentliche Ausstellung der Bewerbungsarbeiten stattfinden.

Berlin, den 1. November 1909.

Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste. A. Kampf.

D C0 C. 01D Un: 0 für die Sißgung des Landeseisenbahnrats am Dienstag, den 14. Dezember 1909, Vormittags 10 Uhr.

1) Frachtermäßigung für Gas kohlen ‘von Oberschlesien, Niederschlesien und Rheinland-Westfalen nah Berlin;

2) Fracht E lebende Tiere in Ladungen;

3) Folgende von der ständigen Tarifkommission der deutschen Eisenbahnen vorberatene, für die Beschlußfa}sung der Generalkonferenz der deutschen Eisenbahnverwaltungen vor- bereitete Anträge zum deutschen Eisenbahngütertarif von allge- meinerem Juteresse :

a. Verseßung auch der nicht zu Futterzwecken bestimmten Melasse in den Spezialtarif 111; Streichung der Positionen „Rübensirup“ der Spezialtarife 11 und 111;

b. Frachtberehnung für Tiersendungen bei ausladung auf Unterwegsstationen; i;

c. Zulassung von Frachtberehnungsvorschriften im Frachtbrief; i:

d. Aufnahme von „Kisten aus Holzstoff“ in den Spezialtarif 1 und in das Verzeichnis der bedeckt zu be- fördernden Güter; N

e. Aufnahme von „Holzdrehwaren“ in das Verzeichnis der bedeckt zu befördernden Güter;

4) Antrag auf Gestellung von Rungenwagen mit Decken zur Verladung von Kammzug;

5) Uebersicht der Normaltransportgebühren;

6) Mitteilung über genehmigte Ausnahmetarife usw.

Berlin, den 2. Dezember 1909. Der Vorsißende des Landeseisenbahnrats. Fledck, x Wirklicher Geheimer Rat, Unterstaatssekrêtär.

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Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

A: Preußen. Berlin, 3. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag auf der Fahrt von Wildpark nah Göhrde den Vortrag des Chefs des Marinekabinetts, Vizeadmirals von Müller entgegen.

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In der am 2. d. M. unter dem Vorsiß des Staats- ministers, Staatssekretärs des Jnnern Delbrü ck abgehaltenen Plenarsißung des Bundesrats wurde dem Freundschafts- und Handelsvertrage zwischen dem Deutschen Reiche und dem Freistaate Bolivien sowie dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Berggeseßes für Elsaß-Lothringen vom 16. Dezember 1873, die Zustimmung erteilt. Annahme fanden die Vorlage über den Betrieb von Zinkhütten, die Vorlage, betreffend die Abänderung der Bekannt- machung über die Einrihlung und den Betrieb von Steinbrüchen usw.,, sowie die Vorlage, betreffend die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter bei der Bearbeitung von Faserstoffen, Tierhaaren, Abfällen oder Lumpen. Die von der Landwirtschaftlichen Kreditbank in Frankfurt a. M. beschlossene Statutenänderung wurde genehmigt. Schließlich wurde über die Beseßung von Stellen beim Reichsmilitär- gericht, über die Festseßung des Nuhegehalts von Neichsbeamten jowie über die Errichtung einer Abrechnungsstelle im Scheck- verkehr Beschluß gefaßt.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Landesdirektor der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont, Präsident von Glasenapp ist von Berlin abgereist.

Der Regierungsrat Dr. Herr aus Posen ist der König- lichen Regierung in Magdeburg zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen, dem Regierungsassessor von Born- Fallois in Posen ist die Vertretung des Landrats im Kreise Samter, Regierungsbezirk Posen, übertragen, der Regierungs- assessor von Normann in Rinteln ist dem Königlichen Polizei- prästdium in Breslau und der Negierungsassessor ¿Freiherr von Schmidtfeld in Merseburg dem Königlichen Ober- präsidium in Münster zur weiteren dienstlihen Verwendung Überwiesen worden. j :

Die Regierungsreferendare Dr. jur. von Mering aus

osen, Freiherr von Werthern aus Münster und von Steinau-Steinrück aus Frankfurt a. d. O. haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Laut Meldung des „W. T. B. “ist S. M.S. „Sperber“ gestern von Duala (Kamerun) nach Lomo (Togo) in See

gegangen. e A S. M. S. „Jaguár“ ist gestern in Palhói P S. M. Flußkbt. „Tsingtau“' ist gestern von Hongkong nah Kongmoon in See gegangen.

Zentrums gewählt worden.

Göhrde, 3. Dezember. Seine Majestät der Kaiser und König traf, W. T. B.“ zufolge, mit von Königlichen Hoheiten den Prinzen Eitel-Friedrih und Oskar und den Jagd- gästen um 11 Uhr 40 Minuten auf der Station Göhrde ein und begab Sich mit ihnen nagydem vier Kilometer entfernten Jagd- {loß Göhrde. i

Vayern.

Gestern nachmittag hat, „W. T. B.“ zufolge, die feier- lihe Ueberführung der Leiche Seiner Königlichen Ho heit des Herzogs Karl Theodor von Bad Kreuth nach Schloß Tegernsee stattgefunden.

Sachsen-Weimar.

Gestern haben im Großherzogtum zum ersten Male die direkten Wahlen zum Landtag nac) der neuen Wahlordnung stattgefunden. Laut Meldung des „W. T. B.“ sind 5 Kon- servative und Mitglieder des Bundes der Landwirte, 4 Sozial- demokraten, 2 Liberale, 1 Nationalliberaler und 1 Mitglied des Stichwahlen sind 10 erforderlich.

Oesterreich-Ungarn.

Der ungarische Ministerpräsident Dr. Wekerle, der gestern morgen in Wien eingetroffen war, hatte, „W. T. B.“ zufolge, Vormittags eine Konferenz mit dem Freiherrn von Aehrenthal; später wurde er vom König Franz Joseph in einer dreiviertelstündigen Audienz empfangen. Das österreihishe Abgeordnetenhaus hat gestern, wie das „W T. B.“ meldet, die Dringlichkeit aller zur Verhandlung stehenden Anträge, betreffend die Minoritäts\chulen, abgelehnt. Jm Verlauf der Ver- handlung über den Dringlichkeitsantrag Lisy (Tschechisch RNadikal), E die Verfolgung der tschechischen Minoritäten in Gablonz und Schumburg, erklärte der Abg. Wolf: „Wir wären Narren, wenn wir jeßt, wo durch die deutsche Bündnistreue der Staat gerettet worden ist, der vor einem Zusammen- bruch und vor einer fürchterlißen Krisis gestanden hat, wie sie seit dem Erbfolgekrieg nicht dagewesen ist, dulden würden, daß ein deutschfeindliher Kurs in der inneren Politik beibehalten werde." Gegenüber dem Abg. Kramarz, der in einer Broschüre gesagt hat, das tschehische Volk habe es satt, der deutshen Handels- und Kolonialpolitik durch den Dreibund den Nücken zu decken, bemerkte Wolf: „Den Nücken hat uns vor kurzer Zeit, als wir in {were Verwicklungen geraten waren, das Deutsche Reich iebe, Dele ne die De ganz anders, wenn nicht eines Tages die gegen uns aufmarschierten Serben, das gegen uns aufmarschierende Rußland und das auf einen günstigen Augenblick lauernde Italien in der Morgen sonne drei Millionen reihsdeutshe Bajonette hätten blinken sehen. Die slavishe Politik in Desterreih in ihrer obstruktionistischen, den Staat selbst untergrabenden Tendenz richtet sih vor allem gegen den Dreibund und gegen das Zusammengehen Oesterreihs mit dem Deutschen Neiche.

Nach weiterer Debatte wurde die Dringlichkeit des An- trags abgelehnt und die Verhandlung abgebrochen.

Großbritannien und JFrland.

Jm Unterhause begründete gestern der Premierminister Asquith P Son, daß das Vorgehen der Lords sich als ein Verfassungsbkuh und als eine Anmaßung der Rechte des Unterhauses V abiticeistere; und teilte dem Hause mit, daß er dem König angeraten habe, das Parlament so bald al& möglich aufzulösen und daß der König diesen Rat angenommen habe. Ueber den Verlauf der Sißzung liegt folgender Bericht des „W. T. B.“ vor: A

In der Begründung seiner Nefolution sagte der Premierminister, das Haus sei in eine Lage gekommen, die in der Geschichte des Parlaments ohne Beispiel sel. Als das Budget das aus der Gemeinen verließ, habe es in größerem Maße als irgend eine andere Vorlage das wohlerwogene Werk der Volksvertreter dargestellt. Jm Laufe einer Woche sei diese ganze Arbeit in Grund und Boden ge- treten worden. Zum ersten Male in der englishen Geschichte seien die vom Unterhauje der Krone im Jahresbudget gemachten Bewilligungen durch eine Körperschaft für nichtig erklärt worden, die anerkanntermaßen niht die Macht habe, auch nur eine einzige vom Unterhause bewilligte Steuer abzuändern. Es würde der bisherigen _ Neber- lieferungen unwürdig sein, wenn das Haus auch nur einen Tag ver- gehen ließe, ohne darüber Klarheit zu schaffen, daß es nicht gesonnen sei, die shwerste Schmach und die unerhörtesten Uebergriffe, die ihm seit zwei Jahrhunderten widerfahren seien, zu ertragen. Asquith ging dann zur finanziellen Lage über und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der s{ließlihe uneinbringlihe Verlust für den Staat nicht sehr groß sein werde. Die Situation sei nicht von der Regierung geschaffen, aber es sei die Pfliht ‘der Regierung, ihre Hâärken und Unzuträglichkeiten so weit als möglih zu mildern. Er erklärte die Zumutung für lächerlih, daß die Regierung ein neues Budget ein- bringen und es der Zustimmung oder der Ablehnung der Lords unterbreiten solle. Lord Lansdowne und Lord Cawdor hätten gnädig ihre Mitwirkung zugesagt. Ein Minister, der einen derartigen Vor- chlag machen würde, würde niht fünf Minuten das Vertrauen der Unterhausmitglieder behalten. Ein folcher Vorschlag wäre in Wirk- lichkeit die Anerkennung des Rechts der Peers, nicht allein das jähr- liche Budget abzulehnen, sondern es auch abzuändern. Nach der Ansicht der Regierung fei der alleinige Weg, den sie einshlagen könne, ohne das Geseß oder die Verfassung zu verleßen, dem König anzuraten, das Parlament so rasch wie möglih aufzulösen. (Beifall bei der NRegierungspartei.) Der König habe diesen Vorschlag gnädig angenommen und er, Asquith, sei der festen Ueberzeugung, daß das neue Unterhaus noch zu einer Zeit werde zusammentreten können, in der man es ermöglihen könne, sowohl nach rüdckwärts wie nach vorwärts für die Bedüfnisse des laufenden Finanz- jahres zu forgen. Wenn die Regierung, fuhr der Premier minister fort, so glücklich" sei, das Vertrauen des Unter- hauses zu genießen, werde ihre erste Handlung sein, alle in der Finanzbill enthaltenen Steuern und Abgaben mit Wirkung von dieser Woche ab wieder zu erheben und alle bisherigen Steuereinziehungen und Zahlungen für rechtmäßig zu erklären. Mittlerweile möchten alle, die ihre Steuern entrichten wollten, diese zu dem genehmigten Satze einzahlen. Nähere Mitteilungen würden unverzüglich von den betreffenden Ressorts gemacht werden. Der Premierminister erklärte weiter: „Wir wären vollständig bereit gewesen, nötigenfalls die Dauer des gegenwärtigen Parlaments zu verkürzen, aber dieser neu- modische Zäsarismus, der die Lords in ein Organ des Volkswillens verwandelt, war eine der s\eltsamsten Erfindungen unserer Zeit. Alles Gerede darüber, die Vorlagen vor das Volk zu bringen, ist ganz seichtes politisches Geshwäß gewesen. Die Peers haben das Finanz- geseß verworfen, nicht aus Lebe zum Volk, sondern aus Haß gegen das Budget. Die Yesolution, die ih beantrage, bedeutet ein vielleicht entscheidendes Stadium in dem lang hingezogenen Streit. Die Frage ist niht, ob man ein Einkammer- oder Zweikammersystem haben solle, sondern ob, wenn die Torypartei die Macht habe, das Unterhaus all- mächtig, oder wenn die Liberalen in der Macht seien, die Lords all- mächtig sein sollen. Die Lords haben ihren Standpunkt mit voller Veberlegung gewählt, und sie haben sich entschlossen, die ungeschriebenen, aber durch die Zeit geheiligten Bestimmungen der Verfassung für ein

Nichts zu achten. Aber ihr Vorgehen wird viel weiter reichende

olgen haben. Wir haben die Herausforderung nicht ergehen en Mi bitten das Haus und zum frühesten Termin auch die ler- schaft, zu erklären, daß die Stimme und das Organ des freien Volkes seine gewählten Vertreter sein follen." (Stürmischer Beifall.) Nach dem Premierminister erklärte Balfour, die Regierung ätte ganz gut angemessene Vorsorge für eine geseßliche Crhebung der Steuern treffen können, aber sie habe es vorgezogen, den Verkehr zu behindern und wolle dem Volke einreden, daß die Lords ihm damit einen Schimpf angetan hätten, daß fie es um seine Meinung befragten. Die Lords hielten sih klar an Buchstaben und Geist der Verfa ung. Er, Balfour, hoffe, die Macht der Lords würde selten ausgeübt, nies mals aufgegeben und niemals beseitigt werden. Die Bemühungen der Negierung, diese zu kürzen, seien ihrer Natur nach kleinlich un äußerst nachteilig und s{hädlich für das öffentlihe Interesse. Mit ihrem Vorgehen hätten die Lords einen vollkommen klaren und ge- sunden Instinkt dafür bewiesen, was die Pflicht einer zweiten Kammer lei, sie hätten ihre Pflicht ohne Furcht getan, und das Land werde fie rechtfertigen. | E Hierauf wurde die Resolution des Premierministers Asquith mit 349 gegen 134 Stimmen angenommen.

Frankreich.

Die Deputiertenkammer hat gestern, wie das „W. T. B.“ meldet, den Etat des Finanzministeriums angenommen. . |

Ftalien.

Nach Meldungen des „W. T. B.“ hat der Minister- präsident Giolitti, nachdem gestern vormittag in die Kommission zur Beratung der neuen Steuervorschläge der Negierung neben oppositionelle und zwei ministerielle Abgeordnete gewählt worden sind, der Kammer den Rücktritt des Kabinetts angekündigt.

Jn der am Nachmittag abgehaltenen Sißzung der Depu tiertenkammer, vor der ein Ministerrat stattgefunden hatte, gab Giolitti unter lebhafter Aufmerksamkeit des Hauses folgende Erklärung ab:

Angesichts der Beschlüsse, die die Bureaus der Kammer in Sachen der Steuergeseße gefaßt, habe das Ministerium dem König sein Ent- lassungsgesuch unterbreitet. Der König habe sich die Cntscheidung vorbehalten. Das Ministerium bleibe im Amt, um die öffentliche Ordnung aufrehtzuerhalten und die ordentlichen Geschäfte zu erledigen. Er bitte die Kammer, sich zu vertagen.

Nachdem der Präsident erklärt hatte, die Kammer nehme die Mitteilungen der Regierung zur Kenntnis, wurde die Sißung geschloffen.

Amerika.

Das amerikanische Marinedepartement hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ dem Kreuzer „Albany“ und dem Kanonenboot „Yorktown“ Befehl erteilt, von der Magdalenenbay sofort nah Corinto (Nicaragua) ab zugehen. Gestern ist ferner der Kreuzer „Prärie“ mit 700 Marinesoldaten von Philadelphia na ch Panama in See gegangen, und der zurzeit in Panama liegende Kreuzer „Buffalo“ soll Proviant für 500 Mann an Bord nehmen und am 5. Dezember mit einem Teil der jeßt auf dem Trans port nah Süden befindlichen Marinesoldaten nach Corinto abfahren.

Der mexikanische Minister der auswärtigen Angelegen- heiten hat, obiger Quelle zufolge, erklärt, Meriko erwarte nicht, in die Nicaraguaangelegenheit hineingezogen zu werden. Meriko betrahte das Vorgehen der Vereinigten Staaten ohne Empfindlichkeit, obwohl es unerwartet in einem Augen- blick stattgefunden habe, wo Mexiko die Antwort der Vereinigten Staaten auf seine Vorschläge zur Erhaltung des Friedens er- wartet habe.

Koloniales.

Von den Admiralitätsinseln (Deutsch-Neuguinea). Wie der Gouverneur von Deutsch-Neuguinea berichtet, hat der Bezirksamtmann in Herbertshöhe eine neue Expedition nach den St. Matthias- und Admiralitätsinseln unternommen. Ihr Zweck war hauptsächlih, den Eingeborenen die Schußwaffen I nehmen, die fie bei verschiedenen Ueberfällen auf Weiße erbeutet haben. Der Expedition gelang es au, den Eingeborenen zehn Gewehre abzu nehmen. Die Eingeborenen follen nunmehr nur noch im Besitze von drei Karabinern sein. ;

Neben diesem Erfolge bezeichnet der Gouverneur als das Haupt- ergebnis der Unternehmungen, daß es gelungen sei, weiterhin mit den Eingeborenen in friedlihen Verkehr zu treten und durch Bestellung von Häuptlingen auf einzelnen Inseln den Anfang zu einer Organisation der Verwaltung in den genannten Insel- gruppen zu machen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der heutigen (3.) Sißung des Reichstags wohnten der Staatssekretär des Reichsamts des Jnnern Delbrück, der Staatssekretär des Neichsshaßamts Wermuth und der Staats sekretär des Auswärtigen Amts Freiherr von Schoen bei.

Das Haus nahm zunächst die Wahl des Zweiten Vizepräsidenten vor.

Abgegeben wurden 322 Stimmzettel, davon waren un beschrieben und somit ungültig 98. Von den 224 gültigen Stimmen erhielt der Abg. Erbprinz zu Hohenlohe-Langen burg (Hospitant der Reichspartei) 178, der Abg. Singer (Soz.) 42; je 1 Stimme entfiel auf die Abgg. Dr. Müller Meiningen (fr. Volksp.), Gothein (fr. Vgg.), Dr. Hoeffel (Rp.) und Erzberger (Zentr.).

Auf die Anfrage des Präsidenten erklärte der Abg. Erbprinz zu Hohenlohe - Langenburg: Jch nehme die Wahl an.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstage sind der Handels- und Schiffahrts vertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Portugal nebst einem Schlußprotokoll, einem Notenwechsel, betreffend den portugiesischen Zuckerzoll, und einem Notenwechsel, betreffend Verkehrsverbote für Monopolartikel, sowie ein zweiter Nach trag zum Haushaltsetat für die Shußgebiete auf das Rechnungsjahr 1909 zugegangen, der 2000 000 44 für die Fortführung der Usambarabahn von Buiko nah Moschi und 4 437 442 6 für das Südwestafrikanishe Schußgebiet fordert.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutschen Aktiengesellschaften im 3. Vierteljahr 1909.

Nach den Ermittlungen des Kaiserlichen Statistishen Amts auf Grund der Bekanntmachungen der Gerichte im „Reichsanzeiger“ wurden im 3. Vierteljahre 1909 58 Gesellshaften mit einem nominellen Aktienkapital von 61,58 Millionen Mark neu gegründet gegenüber 42 mit 85,07 Millionen und 51 mit 44,41 Millionen Mark im 1. ‘und 2. Vierteljahre. Von den erwähnten 58 Gesellschaften wurden 23 mit 35,41 Millionen Mark Aktienkapital unter Ein- bringung bestehender Unternehmungen gegründet ; für die Sachein- lagen wurden hierbei den Vorbesißern 27,02 Millionen Mark in Aktien gewährt. R e :

Kapitalerhöhungen erfotßten im 3. Vierteljahr bei 81 Ge- fellshaften um 91,59 Millionen Mark, während 27 Gesellschaften Kapital herabseßzungen in Höhe von 20/22 Millionen Mark yor- nahmen. 16 Gesellschaften mit 8,72 Millionen Mark Aktienkapital traten in Liquidation. Gegen 4 Gesellschaften mit 2,43 Millionen Mark Kapital wurde das Kon kursverfahren eröffnet.

Aus den Ergebnissen der Berufszählung von 1907

in Preußen.

Im 204. Bande der „Statistik des Deutschen Neichs“ wird die Bevölkerung Preußens nah Haupt- und Nebenberuf dargestellt. Die Ergebnisse werden, nah Abteilungen, Gruppen und Arten der Berufe geordnet, für die Regierungsbezirke, Provinzen wie für die Monarchie im ganzen gegeben. Dabei wird die foziale Stellung im Beruf in der Grundscheidung nah Selbständigen, Angestellten und Arbeitern berüsichtigt. Die Veröffentlichung entspricht, abgesehen von einigen Kürzungen, der Darstellung der Quellenzahlen für die Bevölkerung des Deutschen Reichs im 1. Heft des Bandes 202 der „Statistik des Deutschen Neichs“. Der im Druck befindliche Band 205 wird die übrigen Staaten des Reichs behandeln.

Die Hauptergebnisse des vorliegenden Bandes sind bereits im Februar d. J. in der „Statistishen Korrespondenz“ und im „Neichs- und Staatsanzeiger“ als „vorläufige“ Ergebnisse erörtert worden. Nachfolgend sind in Kürze die wichtigsten endgültigen Zahlen auf geführt. Von der Gefamtbevölkerung Preußens, die \ich auf 34 989 893 Personen stellt, find im Jahre 1907 als erwerbend tâtig 16 782 892 Personen ermittelt worden, davon waren 15 970 745 Erwerbstätige im Hauptberuf und 812147 bei der Herrschaft lebende Dienstboten. Danach sind 442 v. H. der Gesamtbevölkerung erwerbend tätig, 55,8 v. H. nicht erwerbend, und zwar {ind 19 139 397 oder 504 v. H. Angehörige ohne eigenen Hauptberuf und 2 067 644 oder 5,4 v. H. berufslose Selbständige. Im Deutschen Neiche insgesamt sind demgegenüber 45,5 v. H. der Gesamtbevölkerung erwerbend tätig, 49 v. H. Angehörige . und 55 v. H. Berufslofe. Werden die Erwerbstätigen der Berufsabteilangen mit den von ihnen ernährten Angehörigen und den in ihrem Haushalte lebenden Dienst- boten als die zu der betreffenden Berufsabteilung „Berufszugehörigen“ zusammengefaßt, so verteilt sich die Gesamtbevölkerung Preußens in folgender Weise:

im Neiche : D 00D D E O

¿O

A. Land- u. Forstwirtschaft 10 863 194 B. Industrie u. Bergbau . 16 243 664 C. Handel und Verkehr 5 005 116 l), Lohnarbeit wechselnder E oL5SOO C: E. Oeffentlicher Dienst und R e e «20 F. Berufslofe Selbständige 32 es Bon den Erwerbstätigen im Hauptberuf allein entfallen auf die soziale Stellung : Selbständige bei A: 1357 590, bei B: 1086 050, bei C: 590 293, T A Lo. B A4 C: 986438 Arbeiter „A: 4440062 » B: 9190457 C: 1179444 zusammen bei A: 5876 841, bei B: 6 688 381, bei C: 2056 170; im Reiche: 65 732, 6049 135, 52678, 1588 168 D] D

l 1

P c) u u I, 8,62 8,38

bs u n}

12 583 L 73 780

L N)

bei E ) 331-799 bei A bis E) 3 365

O 071 - Qr9 obne Heer 182 H J (ohne Deer I 7 ) rc r E : 202 993, 18 538 865,

15 591 403, 26 176 168.

r )

S elbständige Angestellte

Arbeiter | U. e 132 =| u. Kriegs- 7 670

zusammen flotte 64 flotte)

Zur Arbeiterbewegung.

Aus St. Pa ul (Minnesota) meldet „W. T. B.*“: Der Streik der Weichensteller zieht die gesamte Industrie des Nordwestens in Mitleidenschaft. Die Zahl der feiernden Arbeiter wird bereits auf 20 000 geshäßt. Ganze Wagenladungen leicht verderbliWer Güter sind auf Nebengleise ges{hoben worden. Die Kupferminen und Hütten in Montana sind außerordentli geschädigt, da die Erzförderung auf gehört hat. Die Eisenbahnen lassen Arbeiter aus Chicago und anderen Orten kommen. (Vgl. Nr. 284 d. Bl.)

Zum Ausstand der australischen B ergarbeiter wird dem „W. T. B." aus Sydney berichtet, daß die Konferenz des Premier ministers Wade mit den Arbeiterführern und den Vertretern der Bergwerksbesißer über den Bergarbeiterstreik ergebnislos gewesen ist. Die Negierung wird daher vor dem Gewerbegeriht die Er richtung eines Einigungsamts zur zwangsweisen ¿estsezung der Löhne beantragen. j

Wohlfahrtspflege. Die Waisenpflege.

In einem Nunderlaß des Ministers des Innern wird darauf hingewiesen, daß Verständnis und Interesse für die Waisenpflege in erfreulicher Weise sih entwickeln. Die Erkenntnis sei im Bordringen, daß eine geordnete und zweckmäßig ausgebaute Waisenpflege nicht nur dem Wohle der shußbedürftigen Jugend dient, sondern auch. den Ge- meinden selbst durch Verminderung der Armenlasten zugute Tfommt. Im Erlaß wird weiter ausgeführt :

Bei der Auswahl der Persönlichkeiten für das Amt des Waisen- rats ist mit Sorgfalt zu verfahren, damit nicht, wie es im Osten der Monarchie noch bisweilen geschieht, Personen mit diesem Amt be traut werden, die threm Ehrenamt kein Interesse zuwenden können oder wollen. Die Gemeinden müssen veranlaßt werden, erfahrene, angesehene und möglichst unabhängige Persönlichkeiten für den Waisenratsposten auszuwählen. In erster Linie wird auf die Geist lichen zurückzugreifen sein, die vermöge ihrer Bildung, ihres Ansehens und ihrer Berufstätigkeit die Bedeutung der dem Waisenrat ob- liegenden Pflichten voll zu würdigen und die Beaufsichtigung der Mündel forgfältig zu führen, auch ein Einschreiten des Vormund schaftsgerichts rehtzeitig zu veranlassen in der Lage sind. Daneben wird das Augenmerk auf Lehrer, Gutsbesißer und ähnliche Personen zu richten sein. j

Als sehr nutzbringend haben sich die Waisenratsversamm- lungen unter dem Vorsitz des Bormundschaftsrichters erwiesen. Daher soll auf ihre regelmäßige Abhaltung und auf eine ausnahms- lose Teilnahme der Waisenräte an ibnen hingewirkt werden. Wünschenswert ist au, daß die Landräte an den Versammlungen si beteiligen. Ferner empfiehlt es sich, die Geistlichen, selbst wenn fie niht Waisenräte sind, zu den Versammlungen einzuladen, auch die Heranziehung der Kreisärzte ist in Erwägung zu ziehen. Einem zahl- reichen Besuch der Versammlungen wäre die Bewilligung von Ent- \hädigüngen an die Waisenräte förderlich; den Gemeinden ist die Be- willigung der unerheblichen Mittel nahezulegen.

Wo die Nr Res der Waisenräte besonderen Abteilungen oder {hon bestehenden Organen der (Gemeindeverwaltung zugewiesen find, ist die U von Waisenratsversammlungen auf Schwierig leiten gestoßen. Die beteiligten Gemeinden sind zu veranla sen, daß den Bormundschaftsrichtern regelmäßig Einladungen zu den Biumgee

Waisenratsgeshäfte von der Armendeputation wahrgenommen werden. Zahlreihe Gemeinden baben die Generalvormundschaft und die Berufs- oder Sammelvormu n Qaee eingeführt. Der General- undBerufsvormund erscheint besonders befähigt, die Interessen der Mündel nachdrücklich zu wahren, 3z. B. bei der Alimentierung unchetilkes Kinder, bei Lohnpfändungen und dergl. Manche Gemeindeverwaltungen haben hier den Weg zum Ausbau ihrer Kinderpflege gefunden und wirken mit bestem Erfolg der großen Säuglingssterblichkeit unter den unehe- lichen Kindern entgegen. Das wird dadurch mögli, daß der Berufs- vormund für alle unehelichen Minderjährigen in Tätigkeit tritt und für Mutter und Kind in geeigneter Weise Vorsorge trifft. Das rasche Eingreifen des Berufsvormundes wird gefördert, wenn die Standesbeamten ihm die Anzeigen über die Geburt eines unehelichen Kindes übersend?zn, damit er {hon vor seiner Verpflichtung als Vor- mund mit Hilfe der Pflegerinnen die Verhältnisse, namentlich auch die Persönlichkeit des Érzeugers, erforshen und auf die Erfüllung der Alimentationspfliht hinwirken kann.

In einzelnen Orten tritt nah Durseßzung der Ünterhalts- ansprüche der Einzelvormund an die Stelle des Berufsvormundes Doch hat die Beibehaltung des Berufsvormundes bis zur Großjährig- keit an vielen Orten sich durchaus bewährt. Die Berufsvormundschaft fann bei der Berufswahl der Mündel gute Dienste leisten, entlastet die Armenkassen durch die Beitreibung der Unterhaltsgelder und be- freit die Gemeindeangehörigen von der Verpflichtung, Vormunds\chaften zu übernehmen, sodaß Kräfte für andere ehrenamtlihe Aufgaben in der Gemeinde verfügbar werden.

Die Heranziehung von Frauen auf dem Gebiete der Waisfenpflege hat sih überall, wo sie bisher erfolgt ist, als segensreih erwiesen. Die Waisenräte sollten daher bei ihren Vorschlägen als Cinzelvormünder auch geeignete Frauen berücsihtigen und darauf achten, daß ihnen Frauen als Waisenpflegerinnen zur Verfügung stehen. Es verdient dankbare Anerkennung, daß ih zur Uebernahme solcher V rpflihtungen Frauen von Richtern, Geistlichen, Lehrern, Gutsbesißern, Waisenräten sowie Lehrerinnen und Gemeindeschwestern haben bereit finden lassen.

Kunft und Wissenschaft.

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 25. November unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Vahlen eine Gesamtsizuüng; in ihr sprah Herr Helmert über die Tiefe der Ausgleihsfläche bei der Prattshen Hypothese für das Gleichgewicht der Erdkruste und den Berlauf der Schwerestörung vom Innern der Kontinente und Ozeane nach den Küsten. Die Coast and Geodetic Survey der Ver einigten Staaten von Amerika hatte vor drei Jahren die Tiefe der Ausgleihsflähe aus den Lotabweihungen in ihrem Staats- gebiete z 114 km berenet. Auf qganz andere Art fann man dasfelbe Element aus den Schwerkraftstörungen an den Steilküsten der ODzcane ableiten. 51 Stationen aus allen Crdteilen geben im Mittel 124 km. Neuerdings haben die Amerikaner ihre Untersuchung durh- neues Material ergänzt und [22 km gefunden. Die Uebereinstimmung der beiden Ergebnisse spriht zu Gunsten der angewandten Hypothese über die Massen- verteilung. Herr Diels überreihte den Bericht der Kommission für den Thesaurus linguae Latinae über die Seit vom 1. Oftober 1908 bis 1. Oftober 1909. Vorgelegt wurde das von der Akademie unterstüßte Werk Adolf Schmidt, Archiv des Erdmagnetismus. Heft 2. Potsdam 1909.

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A. P. In der Novemberfachsißung der Berliner Gesellschaft für Erdkunde sprach der Professor Dr. G. Schott aus Hamburg über die Wärmeverteilung in den -Tiefen des Stillen Dzeans. Seitdem vor 10 bis 12 Jahren die Tiefsceforshung zuerst im Atlantishen und Indischen Ozean Ergebnisse geliefert hatte, die zu einem großen Teil ebenso unerwartet als bedeutsam waren, blieb das ungeheuere Gebiet des Stillen Ozeans von 166 Millionen Quadrat- kfilometern im gleichen Sinne zu erkunden. Sechs Expeditionen, 2 eng- lische, 2 amerikanische und 2 deutsche, haben \ich in den leßten Jahren, in befonders hervorragender Weise die Expedition des deutschen Schiffes „Planet“, dieser Aufgabe gewidmet; ihre Ergebnisse sind in- zwischen größtenteils geordnet und gesihtet worden. Bei der Viel- seitigkeit der angestellten Beobachtungen behandelt das von dem Vor- tragenden gewählte Thema nur einen kleinen Teil der gewonnenen Erfahrungen und Einsichten, immerhin {iegt auch auf diesem Teil- gebiet viel Neues und Ueberra\Hendes vor. Das Mittel, die Ergebnisse der Temperaturermittlungen in übersichtliher und anschaulicher Art vor Augen zu führen, ist in der Herstellung von Karten des Ozeans in seiner ganzen Ausdehnung gefunden worden, auf denen die in sech8 Horizontal- \chichten gemessenen TLemperaturen des Meerwassers in threm FJahresdurch- schnitt durh charakteristishe Färbungen dargestellt sind. Die erste dieser Karten zeigt die Temperaturen an der Oberfläche: —+ 270° C. und darüber sind hellrosa markiert; für die Temperaturen von 25, 20, 15, 10, 5 und sind Schattierungen von gelblich-rosa, gelb, gelbgrau, laugrau, hellblau bis herunter zu tiefblau gewählt, sodaß ein Blick auf die Karte genügt, um \sich ein Bild von der Temvperatur- verteilung auf dem ganzen Gebiet des Ozeans zu machen. Die zweite Karte zeigt die Temperaturen in den gleichen Farben für die oben näher bezeichneten Wärmestufen in 100 m Tiefe, die dritte in 200 m u. \. f. bis zur Tiefe von 1500 bis 2000 m. Der Vergleich der nebeneinander aufgehängten Karten ist ebenso einfach wie interessant, namentli, da si sofort ergibt, daß die Wärmeverteilung keineswegs der Meinung entspricht, es müsse am Aequator und in den Tropen, weil es dort am heißesten, aud das Meerwasser am wärmsten sein. Zunächst ift an der Oberflächen karte das Ergebnis unvorhergesehen, daß das Meer an der cana dischen Seite um wärmer ist als an der sibirischen unter gleiher Breite. Im mittleren und südlichen Teile des Ozeans ist dagegen seine östlihe Seite die kältere, die Küsten des australischen Kontinents zeigen wesentlich höhere Temperaturen als die gegenüber liegende cilenishe Küste. Auch in den Tropen macht ih eine

Temperaturabnahme von West nah Ost bemerklich, am stärksten am Aequator, wo die Temperaturen von 4+ 28 und 29° C. bis auf 18 bis 19° C. an der Küste Südamerikas abfallen. Von diesen von West nah Oft fortschreitenden Temperaturerniedrigungen abgesehen, ergibt sich indessen das Gebiet der Tropen auf der Ober flähenkarte noch ziemlich einheitlich als die wärmsten Meeres temperaturen aufweisend. Das Bild ändert \ich aber {on auf der 100 m-Tiefenkarte wesentlich durch eine Zunge beträchtlich lälteren Wassers, das sich etwa in 100° n. B. in das Gebiet des wärmsten Wassers hinetinerstreck und es in eine nördliche und südliche Hälfte trennt. Von 2 Hälften zu sprechen, ist eigentli bier- bei nicht ganz zutreffend; denn der südlihe Teil des Warmwasser- gebiets ist erheblih größer als der nördlihe, und dieser Unterschied wird auf der 200 m-Tiefenkarte noch viel stärker, das Gebiet kälteren Wassers ungefähr am Aequator noch viel ausgedehnter. Während diese Zunge kalten Wassers in 100m Tiefe zwiswen Min danao, den Palau- und Marschallinseln nur etwa 200 km breit ist bei Temperaturen bis herab zu —- 140 (gegen 28° im Norden und 26° im Süden an der Oberfläche), nimmt in 200 m Tiefe das bei den Palau-Inseln bis auf +4 abgekühlte Wasser {on die Breite von 20 Erdgraden ein. In jedem Fall zeigt ih deutli, daß die wärmeren Meereswassertemperaturen nicht den Tropen, sondern den subtropishen Gebieten zwischen 20 und 40 0 nördlicher und südlicher Breite angehören. Woher diese Erscheinung kommt, bedarf noch eingehender Untersuhung; in jedem Falle bieten die im Stillen Ozean gemachten Beobachtungen keinen Anhalt dafür, daß Meeresströmungen daran einen namhaften Anteil baben: denn {on in 200 m Tiefe haben nirgends meßbare Geschwindigkeiten nah gewiesen werden können, auch da niht, wo der Wind an der Oberfläche deutlih erkennbare Sirömungen hervorgerufen batte. Alle Beob achtungen laufen darauf hinaus, daß die Wärmeverhältnisse des Meer wassers sih nicht aus den Erscheinungen der Oberfläche, au nicht aus der Verteilung von Land und Wasser auf dem großen Gebiet

noch immer eine bunte Färbung na den verschiedenen Temperaturen in N. und S., im Zentrum des Ozeans und an den Küsten, so ver- shwinden die Farbenunterschiede und die von ihnen markierten Temperaturverschiedenheiten bei 6—800 m Tiefe fast vollständig, bei 1500—2000 m baben sie zugunsten der dunkelblauen, auf die niedrigste Yemperatur deutenden Färbung ganz aufgehört. Schon zwischen 1000 und 1500 m sind die Temperaturunterschiede höhstens 2—4 0. Der Meeresgrund zeigt überall eine beispiellose Eintönigkeit. In den größten Tiefen von 5—9000 m ergeben si ausnahmslos Temperaturen von nur +14 bis 19% C. Sebr merkwürdig und einer be- friedigenden Erklärung noch harrend sind die verschiedenen Grade der Temperaturabnahme in den tieferen Schichten, vielleicht ver- anlaßt dur Verschiedenheit der Mischungsvorgänge des warmen Dberflächen- mit dem falten Tiefenwasser. In dieser Beziehung spielt die Verschiedenheit des Salzgehaltes des Meerwassers wohl eine gewisse Nolle. Auf einer diese leßteren Verschiedenheiten markierenden besonderen Karte des Stillen Ozeans ergeben sih bedeutendere Unter- schiede des etwa dreiprozentigen Salzgehaltes im Sinne eines höheren Gehaltes an Salz natientlih für die subtropishen Gebiete auf beiden Seiten des Aequators, vor allem für die australische Küstenzone und ein der südamerikanishen Küste näheres Gebiet in gleicher Breite. Hierin ist wohl ein Fingerzeig gegeben zur Erklärung des verschiedenen Salzgehalts sowohl, als der in den subtropischen Erdgürteln festgestellten höchsten Wärme des Oberflächenwassers. Da nämlich zwischen 20 und 40° auf beiden Hemisphären die Sonneneinstrahlung erheblicher ist als in den eigentlihen Tropen und vor allem am Aequator, wo die Bewölkung namhaft stärker ift als in den subtropischen Gebieten, so ist hier die Verdunstung und dementsprech{end aud der Salzgehalt hier stärker, aber der Einfluß der stärkeren Sonnenstrahlung zuglei jo überwiegend, daß sch auch die höhere Temperatur des Dberflächenwassers erklärt. Welche Ursachen örtliher Art zuweilen auf alle diese Verhältnisse Einwirkung haben, das zeigen die Nachbarschaften der Mündungen großer Ströme, die mit ihren gewaltigen Mengen süßen Wassers den Salzgehalt des Meeres auf weiten Gebieten verdünnen. Der Vortragende er- gänzte diese Mitteilungen noch durh die Schilderung einzelner besonders interessanter Teile des Stillen Ozeans. Auf das Berings- Meer hat die arktishe Nähe keinen Einfluß; es ist kein polares Meer, sondern zeigt die charakteristischen Züge der Ostsee, sehr verschieden von dem Ochoßkischen Meere und dem Japanischen Meere, die 6—8° fälter find. Von dem Golf von Californien \c llte man vermuten, daß er Verhältnisse wie das Note Meer zeigen werde, mit dem er durch den beiderseitigen engen ZUgang verwandte Züge trägt. Das ist aber nicht der Fall, er unterscheidet ih in keiner Weise von dem benachbarten offenen Meere. Ganz ungeheueren Meerestiefen bis zu 8000 m begegnet man an der Küste der Gazellehalbinsel und von Neu-Meclenburg. Hier ergeben sih in Tiefen von 2000 bis 8000 m ]o geringe Temperaturverschiedenheiten, daß sie ih innerbalk eines zehntel Grades halten. Verglichen mit dem Atlantischen und dem Indischen Ozean, stellen sich die Jahresdurhschnittstemperaturen des Meerwassers bis zu 1500 m Tiefe, wie folgt: Sie betragen im Stillen Ozean 13,29 in der nördlihen Warmwasserzone, 11 in der äquatorialen Kaltwasserzone und 15,1 ° in der südlihen Warmwasser- zone. Dagegen sind die betreffenden Zahlen im Atlantischen Ozean 180°, 10,0% und 131% mm “Inoishen Ozean 1779 1280 und 16,1 °. An diesen Ziffern ist das Bemerkenswerte, daß im Stillen Ozean die südliche, im Atlantischen die nördliche Warmwasserzone von beiden die niht unbeträhtlih wärmere ist.

In der sich an den beifällig aufgenommenen Vortrag \chließenden Diskussion wurde von Geheimrat, ehe Dr. Hellmann zur Er- klärung der Temperaturverschiedenheiten des Wassers der großen Dzeane den meteorologishen Ursachen die bei weitem wichtigste Nolle zugeschrieben. Zu der verminderten Sonnenstrahlung in den Tropen wegen stärkerer Bewölkung, verglichen mit den Erdgürteln zwischen 20 und 40 °, gesellt sih auch die starke Aus\trahlung in den gleihbleibenden und langen Aequatorialnächten, während diese in den kürzeren Nächten ihres höchsten Sonnenstandes in den subtropishen Gebieten ebenso ver- ringert, als die Einstrahlung in den längeren Tagen vermehrt ist. Diese Verhältnisse sind der Entstehung marimaler Temperaturen im Norden und Süden der eigentlichen Tropen somit förderlich. Bon anderer Seite wurde vulkanischen Einflüssen eine mitbestimmende Rolle zuerteilt, dies aber von dem Vortragenden als auf dem ungeheuren Gebiet von verschwindender Bedeutung entschieden verneint. In einem Schlußwort ' dankte der Vorsitzende, Geheimer Bergrat Wahn- \chaffe für den gehörten Vortrag, hervorhebend, daß diese Unter- suchungen wichtige Aufschlüsse und erfreuliche Bestätigungen früherer Entdeckungen gebracht haben, wenn auch noch manches der Erklärung und sicheren Begründung harre.

Literatur.

Lebenserinnerungen eines deutschenMalers. Selbft-

biographie von Ludwig Nidchter (Volksausgabe des Dürer- bundes). Ferdinand Avenarius hat mit dem Neudruck dieses lieben, alten und ewig neuen Buches einen guten Griff getan. Denn wenige Bücher verdienen es so sehr wie dieses, von den breitesten Schichten des Volkes gelesen zu werden. Wenige geben ein \o an- \chauliches und anheimelndes Bild von den vormärzlihen und nach- märzlichen Tagen und von ihren Menschen, die äußere Enge und Armut nicht an ihren Idealen verzweifeln ließ. Und wenn Ricbter von seiner italienischen Reise erzählt, ist es nicht, als spräche einer für viele, für alle die andern deutshen Künstler, die einer alten Sehnsucht folgend, denselben Weg gezogen waren und deren äußere und innere Erlebnisse so viele Achnlichkeiten verband? Ja, ih glaube, man kann ruhig behaupten, daß Nichters Lebenserinnerungen uns heute {hon mehr zu geben vermögen als seine Bilder und Zeich nungen, die uns bei aller Treuherzigkeit doch nur mebr vorüber- gehendes Interesse einflößen können. Gleich mit dem ersten Sat des ersten Kapitels nimmt Richter seine Lser gefangen. „Am Tage vor St. Michael, den 28. September 1803, erblickte id das Licht dieser Erde in der Friedrichstadt, einer Vorstadt Dresdens, welche die

Hautevolée zu ihrem Siß nicht erkoren hatte." Seine überlegene Lebensphilofophie, seine Ironie und sein Humor funkeln {on in diesen ersten Worten. Und es würde eine vielreibige Kette werden, wollte man Perle an Perle reihen, die in diesem Buch shimmern. Und wenn man liest, wie er im damals noch bewohnten Palazzo Pitti in Florenz mit einigen anderen Fremden dur die Gemäldegalerie geführt wird und plößlih auf einem Tisch die Ausgabe seiner eigenen Nadierungen „Dresden und Umgegend“ liegen sicht und freudig über- rast darin zu blättern beginnt, bis ihn urplöglich eine barsche Stimme, die des Herrn Hausmeisters, aus seinen Träumen reißt, und eine niht allzu bhöflide Zurechtweisung ihm das Berühren dieser Sachen untersagt und ihn {nell wieder in die prosaische Wirklichkeit verseßt, der er indes ebenso nell durch den Anblickck einer großen, prächtigen Landschaft von Rubens und endlich gar der Madonna del Granduca entrückt wird offen- bart sih da dem Leser niht Nichters ganze \{licht-bescheidene, doch so tiefe, romantishe Natur? Beinahe fünf Jahre hat Richter in Italien zugebracht, und wenn er au troßdem in seiner Kunft ein Deutscher blieb und feine Bilder aus den Albaner und Sabiner Bergen alle ein bißchen nah Loschwiß {chmecken angetan hatte es ihm Jtalien doch. Und als er zurückgekehrt seine geliebte Auguste geheiratet hatte und an der Kunstschule in Meißen tätig war, komponierte er noch immer italienische Landschaften und \parte für eine zweite Reise nach dem Süden. Eine schwere Krankheit seiner Frau leerte jedoch seinen Beutel so sehr, daß es nah ihrer Genesung nur mehr für eine Fuß- reise in die sächsishe Schweiz reichte. Und da fand er nun mehr, als er fich hätte träumen lassen. Wohl waren ihm die Gegenden von früher her bekannt. Manches hatte er einst, fast noch ein Knabe, nach der väterlihen Schablone radiert. Die Landschaft war dieselbe geblieben, er aber war ein anderer geworden. Nun trug ihm erst Italien Früchte. Mit dem gereiften Blick, mit dem Stilgefübl, das er sich im römischen Kreise erworben hatte, fab er die lten Berge und den Elbstrom wieder und war auf einmal entzückt davon und be-

der Waisendeputation zugehen und daß sie auch dort erfolgen, wo die

erklären lassen. Zeigen die Karten der Tiefen von 400 und 500 m

kehrt von allen welshen Träumen, In den Bildern, die er bald nach seiner