1909 / 287 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Dec 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Der aus Eisen erbaute, bisher unter s{hwedisher Flagge gefahrene Raddampfer „Svea“ von 993,24 Registertons Raumgehalt hat durch den Uebergang in das ausschließliche Eigentum der deutschen Neichsangehörigen Gebrüder Beermann in Stettin das Recht zur Führung der deutschen Flagge erlangt. Dem Schiffe, für welches die Eigentümer Stettin als Heimals- hafen angegeben haben, ist von dem Kaiserlichen Konsulat in Malmö unter dem 27. November d. J. ein Flaggenzeugnis

erteilt worden.

Königreich Preußen.

SeineMajestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Landrat Pitsh-Schroener aus Pillkallen, z. Zt. in Königsberg, zum Regierungsrat zu ernennen und

infolge der von der Stadtverordnetenversammlung zu Halberstadt getroffenen Wahl den Direktor der städtischen Steuerverwaltung Hans Weißenborn in Charlottenburg als besoldeten Beigeordneten (Zweiten Bürgermeister) der Stadt os für die geseßliche Amtsdauer von zwölf Jahren zu estätigen.

Der Königliche Hof legt heute für Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Waldemar von Dänemark die Trauer auf 8 Tage bis einschließlih den 12. d. M. an.

Berlin, den 5. Dezember 1909. N

Der Oberzeremonienmeister. Graf A. Eulenburg.

Finanzministerium.

Eure Hochwohlgeboren ermächtige ich, den zur Entscheidung über die Bewilligung einer Stundung zuständigen Beamten der Hauptzollämter allgemein zu gestatten, als Sicherheit für zu stundenden Tabaktzoll und für T abak- und Ziga rettensteuer neben den im § 10 der R.-A.-St.-D. auf- geführten Arten der Sicherheit auch die Verpfändung von Tabakvorräten unter folgenden Bedingungen zuzulassen:

1) Die Tabakvorräâte, die als Sicherheit dienen sollen, müssen sich in einem unter amtlihem Mitvershluß stehenden Privatlager des Stundungsnehmers oder in einer öffentlichen Niederlage befinden und unbeschränktes Eigentum des Verpfänders setn. E

9) Vor der Verpfändung hat der Stundungsnehmer die Tabak vorräte gegen Feuersgefahr zu versichern und die Versicherung sowie ihre regelmäßige Erneuerung dem Hauptzollamte nachzuweisen. Die Feuerversicherungsgesellschaft hat die rechtéverbindlihe Erklärung ab zugeben, daß sie im Falle eines Feuerschadens die Versicherungsgelder bis zur Höhe der verpfändeten Forderung niht ohne Genehmigung der Oberzolldirektion, und wenn es verlangt werde, nur an die zuständige Oberzollkasse zahlen wolle. i / i i

3) Die Tabakvorräte können bis zur Hälfte ihres Wertes als Sicherheit angenommen werden. S :

Der Wert des auf Lager zu haltenden Mindestbestandes darf niht unter das Doppelte des Betrages heruntergehen, für den der Bestand als Sicherheit angenommen worden ist. e

4) Die Verpfändung der Vorräte ist in der mit dem Stundungs- nehmer nah § 19 der N.-A.-St.-O. aufzunehmenden Verhandlung in derselben Weise festzustellen, wie dies in der Anlage 5 zur N.-A.-St.-D. für Zuckervorräte vorgeschrieben ist.

Die übrigen Bestimmungen der N.-A.-St.-D. z. haben entsprehende Anwendung zu finden.

Eurer Hochwohlgeboren überlasse ih, zur Ueberwachung des Mindestbestandes und der bei den verpfändeten Vorräten später etwa eintretenden Wertverminderungen das Nähere an- zuordnen.

Berlin, den 27. November 1909.

Der Finanzminister. Freiherr von Rheinbaben. An die Herren Präsidenten sämtlicher Oberzolldirektionen.

B. §4 Nr. 4

Jch habe mich dem Herrn Kriegsminister gegenüber damit einverstanden erklärt, daß auch für Offiziere und Beamte der Militärverwaltung, die ihre Gehaltsgebührnisse monatlich unmittelbar von den Korpszahlungsstellen empfangen und ein Postscheckkonto besißen, die Zahlung durh Ueber- weisung auf das leßtere erfolgen darf, falls diese Art der Ueberweisung nur für die im Dienste befindlichen Bezugs berechtigten zugelassen wird.

Berlin, den 26. November 1909.

Der Finanzminister. Im Auftrage: Foerster. An sämtliche Königliche Regierungen.

Zu Steuerinspektoren sind ernannt: die Katasterkontrolleure Bachstelz in Oschersleben, Benkendorff in Swinemünde, Brock in Schlochau, Eiffler in Düsseldorf, Kell in Neu- mark, May in Rosenberg W.-Pr.,, Müller in Wissen, Nordmeyer in Viersen, Riehl in Osterholz, Schulz in Kaukehmen, Stein berger in Zabrze, Stroppel in Völk- lingen, Wimmer in Oeynhausen und Wortmann in Langen shwalbach sowie der Katasterselretär Schiraws ki in Trier.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Dem Obstbauwanderlehrer Paul Ewers zu Zoppot ist der Titel Garteninspektor verliehen worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. Dem Oberlehrer an der städtishen Höheren Mädchen- {hule in Danzig Ernst Abicht ist der Charakter als Pro fessor verliehen worden.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Prenßen. Berlin, 6. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rates

Urlaub angetreten. Legationssekretär Szé Chao Tsang.

der Königlichen Regierung in Hildesheim zur weiteren dienst- lichen Regieru

Bertuch aus Danzig dem Landrat des Kreises Westhavelland zur Hilfeleistung in den landrätlichen Geschäften zugeteilt worden.

und Dr. jur. Loeb aus Münster haben die zweite Staats- prüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

am 3. Dezember in Honolulu eingetroffen und geht übermorgen von dort wieder in See.

eingetroffen. D Î

St. Thomas in See gegangen, am 3, Dezember zurückgekehrt und gestern wieder in See gegangen.

und König ist, i 2 Göhrde hier wieder eingetroffen.

Hoheit der Herzog Friedrich den Präsidenten Laue an Stelle des Ministers von Dallwiß zum Herzoglichen Haus und Staatsminister ernannt.

L. Predöhl zum Ersten und den Senator Dr. Schröder zum Ziveiten Bürgermeister für das Jahr 1910 gewählt.

gestern die Beratung des Budgetprovisoriums auf der Tagesordnung.

(Soz.) im Laufe der Debatte den Ministerpräsidenten verantwortlich für die bisherige Arbeitsunfähigkeit des Hauses; ment ab sichtlich ausgeschaltet, um Üngarn ungehindert eventuelle Zugeständnisse machen zu können. nationale Schutz der Auswanderer lasse alles zu b a heute die größte Crniedrigung, sih im Auslande als österreichischer Untertan zu l nan : reichischen Auswanderer polizeiliche Legitimationen eingeführt. Niemand anderem gegenüber wage man etwas Derartiges.

finanzen einer scharfen Kritik unterzogen hatte, wurde die Ver- handlung auf ‘“Donygerstag vertagt.

hatte sih vorgestern nachmittag eine sehr große Menge auf Dem das testieren. Wie Das angenommen, in der das Vorgehen der Lords als Bruch der Verfassung und als ernste Bedrohung der Freiheiten des Volkes verurteilt wird, die nur durh die vollständige Abschaffung des Vetorechts des Oberhauses gewahrt werden könnten.

von Valentini entgegen.

Der chinesishe Gesandte General Yintchang hat einen Las Die Geschäfte der Gesandtschaft führt der

Der Regierungsrat Dr. Alexander in Königsberg ist

Verwendung überwiesen und der Regierungsassessor

Die Regierungsreferendare Dr. jur. Coester aus Posen

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Arcona“

S. M. S. „Iltis“ ist am 3. Dezember in Schanghai

S. M. S. „Victoria Louise“ ist am 1. Dezember von

Seine Majestät der Kaiser

Potsdam, 5. Dezember. 1 2 zufolge, gestern abend aus

„W. T. B.“

Anhalt. Wie der „Anhaltische Staatsanzeiger“ meldet, hat Seine

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Hamburg. Der Senat hat, „W. T. B.“ zufolge, den

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Senator

Oesterreich-Ungarn. Im österreichishen Abgeordnetenhause stand vor

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ machte der Abg. Daszynski er habe das Parlament ab-

Weiter sei an dem parlamentarishen Elend der Chauvinismus der bürgerlichen Parteien \{chuld. Der wünschen übrig, es sei

bekennen. În Deutschland habe man für die öster-

Nachdem sfsodann der Abg. Steinwender die Staats-

Grofzbritannien und Frland. Auf Veranlassung der national-demokratischen Liga Trafalgar Square in London eingefunden, um gegen Vorgehen der Lords in der Budgetfrage zu pro Von sechs Tribünen wurden Reden gehalten. W. T..B.“ meldet, wurde \chließlich eine Resolution

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Rußland.

Der Herzog Georg zu Medcklenburg-Strelitz ist, „W. T. B.“ zufolge, in St. Petersburg in der vorigen Nacht gestorben. l

Spanien.

Wie die „Epoca“' meldet, hat die Regierung der Minen gesellschaft des Nifs die Bitte um Wiederaufnahme des Bergwerksbetriebes abgeschlagen und ihr nur gestattet, den Bau der Mineneisenbahn im Gebiet der Beni Jfru fort zuführen.

Nach Blättermeldungen ist die Rückkehr der Rex servisten aus Melilla nach der Heimat befohlen worden.

Portugal.

Der König Manuel is vorgestern aus Paris wieder in Lissabon eingetroffen.

i Belgien.

Eine größere Anzahl politischer und akademischer Persönlich feiten, unter ihnen verschiedene frühere Minister, veröffentlichen nach einer Meldung des „W. T. B.“ einen Protest gege! England, das trotz der vorgeschlagenen Reformen immer noch gegen die belgische Congopolitik ungerehte Anklagen erhebe.

Türkei.

Ein außerordentliher Ministerrat, dem der Chef des Generalstabes beiwohnte, beriet, „W. T. B.“ zufolge, vor- gestern über einen drohenden Zusammenstoß türkischer Truppen mit persishen Jrregulären in der strittigen türkisch-persischen Zone und beschloß, den türkischen Truppen zu befehlen, nicht weiter vorzurücken.

Dänemark.

Die Prinzessin Waldemar von Dänemark,' ge borene Prinzessin von Orleans, ist nah einer Meldung des „W. T. B.“ vorgestern nahmittag in Kopenhagen an den Folgen

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von Jnfluenza im 45. Lebensjahre gestorben.

Asien.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ gaben am Freitag abend in Tiflis drei Terroristen auf offener Straße aus Mausergewehren mehrere Schüsse auf Passanien ab. Von Schußleuten in eine Sackgasse getrieben, wurden sie \{hließlich nach zweistündigecr Verteidigung tödlih verwundet. Sterbend gestanden sie ein, in Jelissawetpol verschiedene Morde an Amts- personen begangen zu haben. | i Die chinesische Regierung hat den auswärtigen Ge- sandtschaften ein Rundschreiben übermittelt, in dem sie, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, gegen die neuerliche Mitteilung

Eisenbahnzone der Mandschurei B Rußlands sei eine Verlegung des Vertrags von Portsmouth und des russish-chinesishen Uebereinkommens von Charbin vom 10. Mai, welches die Zuständigkeit der betreffenden Behörden in den Eisenbahnzonen festsezt.

protestiert und erklärt, das

Afrika. Nach Meldungen des „W. T. B.“ aus Melilla ist ein

Streifzug dreier spanischer Truppenabteilungen durch das an

die vorgerückten spanischen Stellungen grenzende marokkanische Gebiet ohne Zwischenfall verlaufen. Die Bewohner von Elbi machten sich erbötig, gemeinsam mit den Spaniern gegen die feindlichen Streitkräfte zu kämpfen. Mehrere Führer der Beni ben Jfrur haben sich unterworfen.

Varlamentarische Nachrichten. Der Schlußbericht über die vorgestrige Sißzung des Rei chs - tags befindet sih in der Ersten Beilage. Auf der Tagesordnung der heutigen Sißzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Neihsmarineamts, Admiral von Tirpit beiwohnte, stand die Jnterpellation der Abgg. Dr. Leonhart und Dr. Struve (fr. Fraktions

gemeinschaft): O

„Ist der Herr Reichskanzler bereit, durchgreifende Maßnahmen zu treffen, um ÜUnregelmäßigkeiten und Unterschleife im Betriebe der Kaiserlichen Werften, wie solche durch die Ver handlungen vor dem Kieler Shwurgericht bckannt geworden sind, in Zukunft zu verhindern? Ist insbesondere der Herr Veichskanzler dereit, unverzüglich Anordnung zu treffen, durch die eine \parsame Wirtschaft sowie eine nah kaufmännischen Grundsätzen eingerichtete Buchführung und eine wirksame Kontrolle im Werftbetriebe ge- sichert wird?"

in der Verbindung mit der Jnterpellation der Abgg. Albrecht (Soz.) u. Gen.:

„Jst dem Herrn Neichskanzler bekannt, daß bei den gericht- lichen Berhandlungen über die Unterschlagungen auf der Reichswerft in Kiel Unregelmäßigkeiten und Mißstände in der Verwaltung der Neichswerften festgestellt worden sind, und was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um eine geregelte und wirtschaftliche Geschäfts- führung in den Betrieben der Neichswerften herzustellen ?“

Auf die Frage des Präsidenten erkllärte sh der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Admiral von Tirpiß zur sofortigen Beantwortung bereit. e |

Zur Begründung der ersten Jnterpellation erhielt Das Wort der Abg. Dr. Leonhart (fr. Volksp.), dessen Rede morgen mitgeteilt werden wird.

(Schluß des Blattes.)

weiter Nachtrag unt Neichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1909 zu gegangen, der 102292 #4 für die außerordentliche Jnstand seßzung des Dienstgebäudes des Reichsjustizamts und 44 250 f für kartographishe Arbeiten fordert.

Dem Neichstage ist ein

Statistik und Volkswirtschaft.

Die bei dem Landheere und der Marine 1908 ein- gestellten preußishen Mannschaften mit und ohne Schulbildung.

Im „Zentralblatt für die gesamte und bei der Marine Mannschaften mit Bezug auf ihre Schulbildung nah Negierungs bezirken und Provinzen, in denen die Wehrpflichtigen ihren Wohnsitz oder Aufenthalt hatten, gegeben. Wir entnehmen

vinzen: 5 ahl N der eingestellien Mannschaften

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leizten derselben die folgenden Angaben für den preußischen Staat und dessen Pro-

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Unterrichtsverwaltung in Preußen“ wird eine Uebersicht über die Zahl der bei dem Landheere i im Ersaßzjahre 1908 eingestellten preußischen

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12441] 0/04 90921 0,07 148031 0 01 813110,04 115871 0,09 | 9008210 02 2828] 0,02

12436 9086 14801 8128 11577]| 20077 12825|

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90835 14799

8128 11566 20076 123825

Ostpreußen. . Westpreußen. Brandenburg Pommern Posen Schlesien Sachsen Schleswig- Holstein . . Hannover Westfalen Hessen-Nassau Rheinprovinz Hohenzollern- | \che Lande . 164

490710 02 0/03 0/00 710.00 0,00

4906 11105 C 14181] - O 23998|

4905 11104 14181

7767 23598

164|—| 164]0,00

a. Lan d- S :

beer 115063 [150651] 39 /150690}] 0,03 Ostpreußen. . | b. Marine] 943 943\— | 943/0,00 Westpreußen . 682 G 684| —| 684/ 0,00 Brandenburg 795 |_TOOI 796] 0 00 Pommern 842) | 842 —| 4842| 0,00 Doe ¿av 250 2, 2600 —| 2650,00 Schlesien. . 922 926| —| 926/0,00 Sachsen 878 79) 8791 0,00 Schleswig- | |

Holstein . . Hannover Westfalen Hessen-Nassau Rheinprovinz Hohenzollern

he Lande . 9

| | Summe | þ. | | |

Summe

B O 982] 0,00 1096 | - | 1099] 0,00 770| | - 774] 0,00 426 | 14e 427} 0,00 L200 y 1359] 0,00

91 0,00

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Marine 9954 a. Land- heer überhaupt |

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dazu Summe

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160588| 38 1160626!

Rußlands bezüglih der Rechte der Slädte in der russischen

Monarchie

9975} 0,00/1,05,

150634)_17_|150651/ 39 |150690] 0,03]0,9,

39 [160665{ 0,02/0,96.

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Jugendlihe Fabrikarbeiter und Fabrikarbeiterinnen in - Deutschland 1908.

Nach dem 4. „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Neichs“ wurden im Jahre 1908 jugendliche Arbeiter in 91888 und über 16 Jahre alte Arbeiterinnen in 86 381 Fabriken beschäftigt. Bon den unter 14 Jahre alten Kindern waren 6677 männlichen und 5385 weiblichen Geschlehts, ihre Zahl hat gegen das Vorjahr um 600 bezw. 400 abgenommen. Von den jungen Leuten von 14 bis 16 Jahren waren 289 000 männlichen und 150 000 weib- lichen Geschlechts. Gegen das Vorjahr zeigte sich bei den weiblichen jugendlichen Arbeitern ein Nückgang von etwa 200, während die Zahl der männlichen jugendlichen Arbeitec um 4000 gestiegen ist. Die Zahl der beschäftigten erwachsenen Arbeiterinnen betrug 1150 033; dabon waren 450887 16 bis 21 und 699 146 über 21 Jahre alt. Gegen das Vorjahr hat eine Zunaßme der erwachsenen Arbeiterinnen um 4500 stattgefunden, wovon 1400 16 bis 21 Jahre und 3100 über 21 Jahre alt waren. Auf jede Fabrik, die jugendliche oder erwachsene Arbeiterinnen beschäftigt, entfielen durhschnittlich 4,9 jugendliche Arbeiter beiderlei Geschlechts und 13,3 erwachsene Arbeiterinnen. Die entsprechenden Zahlen für das Vorjahr sind 5,0 bezw. 13,5.

Die Schöneberger Sparkasse.

Der Jahresberiht der Schöneberger Sparkasse für die Zeit vom 1. Januar bis zum 31. Oktober d. J. zeugt von einer er- freulichen Entwicklung der Anstalt. Die Sparblder haben sich um 10638 vermehrt, sodaß Schöneberg zurzeit nicht weniger als 80 326 Sparer zählt. Die Einlagen sind in dem gleichen Zeitraume von 41 517 519 auf 47 621 646 M gestiegen. Die Stahlkammer der Sparkasse, die 1907 eingerihtet wurde, weist heute 3183 Fächer auf und hat ia den 24 Jahren ihres Bestehens einen Mietsertrag von 20674 6 ergeben. Die einzige bisher in Betrieb genommene Schulsparkasse an der 8. Gemeindeshule hat in noch nicht 5 Jahren einen Sparbestand von 51 000 4 geliefert, sodaß man ih entschlossen hat, diese Einrichtung auf die 7. Gemeindeschule auszudehnen. De SVarautomateon r Gulequnaen von 10 in der Gemeindeschule Hohenstaufenstraße und für solhe von 1 M in der Volksbadeanstalt haben 6570 M ergeben, und die im Jahre 1909 geleerten 1867 Heimsparbüchsen führten einen Betrag von nahezu 80000 # ab Besonders wirksam als Erziehungsmittel zur Wirtschaftlichkeit erweist sich das erst im Oktober d. F. ins Leben getretene Sparabholungs\ystem. 1726 Teilnehmer zahlen {on jeßt allwöchentlih 3150 M. i

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Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand der australishen Bergarbeiter meldet „W. T. B.“ aus Sydney, daß der Vorsißende und der Sekretär des Bergarbeiterverbandes sowie ein anderer Führer der aus ständigen Arbeiter, die unter der Anschuldigung, eine Vers{wörung angezettelt zu haben, verhaftet worden waren, gegen Stellung einer Kaution wieder auf freien Fuß geseßt worden sind.

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ \. i. d. Zweien Beilage.)

Wohlfahrtspflege. das

Der Zentralveretn für Wohl der arbeitenden Klassen hielt unter dem Vorsißze des Staatssekretärs a. D. von Hollmann am 3. Dezember d. J. im Vorstandszimmer des Herren hauses seine diesjährige ordentliche allgemeine Mitgliederve fammlung ab. Der Vorsißende erstattete zunächst den Jahresbericht, aus dem JCIDOTCCIT, R der Verein qud t ah-

unerheblichen Mitteln

[ gelaufenen Jahre aus feinen nicht Unternehmungen unterstüßt hat.

eine ganze Reihe gemeinnüßiger An Stelle der verstorbenen Aus\{ußmitglieder Justizrat Dr. Edm. Lahmann-Berlin und Geheimer Kommerzienrat Schlutow-Stettin wurden Dr. Paul Lahmann-Berlin und Kommerzienrat N. Käsemacher, Generaldirektor der Union, Fabrik chemischer Produkte, Stettin, in den Ausschuß gewählt. In einer sich anschließenden Vorstandésitzung wurde der alte Vorstand wiedergewählt und der Etat für 1910 be raten und angenomnien.

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Kunft und Wissenschaft.

Im Königlichen Kunstgewerbemuseum sind die Neu- erwerbungen des Jahrgangs 1909 zu einer Sonderaus stellung vereinigt worden. Die Absicht des Museums war, dem Neichtum der vorhandenen Bestände gemäß, weniger auf eine große Anzahl von An fäufen gerichtet, als vielmehr auf Kunstwerke bester Qualität, die das Niveau der Sammlungen noch zu heben vermögen. Die Ausstellung enthält, wie das die Gelegenheiten des Kunsthandels mit \ich bringen, ein sehr verschiedenartiges Material, das die Zeit vom 13. Jahr hundert bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts umfaßt. Das hohe Mittelalter ist allerdings nur dur ein Stü vertreten: eit Emailbild aus der Werkstatt des Nikolaus von Verdun, des fortgeschrittensten Künstlers unter den Goldschmieden der romanishen Zeit. Auch das ausgehende Mittelalter hat bloß ein bemerkens8wertes Denkmal auf- zuweisen, die bilderreihe Breslauer Zunftkanne aus der jüngst ver- steigerten Sammlung Lanna. Diese Versteigerung erbrahte dem Museum außerdem eine s\tattlihe Neihe der wichtigsten Werke der Töpferkunst an farbig glasierten Hafnergeschirren, Kacheln, Majolika und Steinzeug des 16. Jahrhunderts. Der Zeit der Renaissance gehört überhaupt der größte Teil der Neuerwerbungen an; italienische Bronzen, Seidenbrokate und französishe Möbel vervollständigen diese Gruppe. Von den späteren Möbeln sind die bereits in die Museums- jammlung eingeordneten großen Schränke nicht in die Aus stellung aufgenommen worden. Daher ist das 18. FIahrhundert vorwiegend durch Porzellane, sowohl Figuren wie Gefäße, vertreten. Der Klassizismus bildet mit drei hervorragenden keramishen Werken den Schluß: mit der Portlandvase Josiah Wedgwoods von 1792, der Gruppe der Kronprinzessin Luise von Preußen und ihrer Schwester Friederike von Gottfried Schadow und einer bisher wenig bekannten lebens8großen Büste Friedrihs des Großen aus Berliner Biskuit- porzellan, von dem Bildhauer Niese aus dem Jahre 1805. Die Aus stellung bleibt bis Anfang nächsten Jahres geöffnet.

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A. F. Die Dezembersißung der Berliner Gesellschaft für Erdkunde brachte an erster Stelle die Neuwahl des aus 15 Mitgliedern bestehenden Beirats. Es wurden die bisherigen Mitglieder wiedergewählt. Die Revision der Bibliothek übernahmen die Herren von Ziethen und Archivrat Granier. Zur Erhaltung des Andenkens an seinen verstorbenen Vater, den Kaufmann Carl August König, der 42 Jahre lang Mitglied der Gesellshaft war und für ihre Zwecke jederzeit großes Interesse bekundete, hat sein Sohn, Professor Dr. Walter König in Gießen, der Gesellschaft eine Schenkung von 3000 4 zugewandt, die zur Ver- mehrung der Kartensammlung Verwendung finden sollen. Unter den Bucheingängen, die vom Vorsitzenden, Geheimrat, Professor Dr. Hellmann besprochen wurden, find hervorhebenswert: Sven Hedins lebbaft, zum Teil poetish geschriebenes Buch , Transhimalaya“, Hahns „Ginführung in die Geologie" und eine deutsche Uebersetzung von „Shackletons Südpol-Erxpedition“, die manche Seltsamkeiten und Un- genauigkeiten der Uebersetzung, u. a. {on in ihrem Titel, enthält, der „21 Meilen vom Südpol" lautet, obgleich nach den Angaben Shadlletons im englischen Original der dem Südpol nächste Punkt 889 23' st. B. war, was einer Entfernung von 25,3 geographischen Meilen vom Pol entspricht.

Eine höchst interessante Mitteilung empfing die Gesellschaft dur Geheimrat, Professor Dr. Pen ck, der vom 16.—20. November einer von der britischen Regierung berufenen internationalen geo- graphischen Konferenz beigewohnt batte, deren Zweck Besprechung und Vereinbarung der Herstellung einer Weltkarte- im Maßstab von l: 1 Million war. Der Gedanke fänd allseitige Zustimmung und Unter-

stüßung, ekenso zeigte sich Uebereinstimmung über Mittel und Methoden der Herstellung. Das Ergebnis {ließt nichts Geringeres ein als die endliche Anerkennung des Meridians von Greenwich als Meridian 0 durch die Franzosen, wogegen Engländer und Amerikaner der alleinigen Anwendung metrischer Maße für die Karte zustimmen. Jedes Blatt wird 6-Längen- und 4 Breitegrade umfassen. Alle Ortsnamen sollen in lateinischen Buchstaben die Namen tragen, mit denen sie an Ort und Stelle durch die Eingeborenen benannt werden. Zu dem Zweck wird unter anderem MNuß- land aufgefordert, ein alphabetishes Negister sowie Ortsnamen in lateinischer Schrift anfertigen zu lassen. China ist in diesem Punkte durh Anlegung eines so beschaffenen Ortsregisters für posta- lische Zwecke mit gutem Beispiel bereits vorangegangen. Die Höhen- schichten werden in der Karte entsprehend sichtbar gemacht werden. Besondere Schwierigkeiten bereitete die Frage nah der besten Pro- jeftion, da man doch unmöglich Mercators Projektion wählen konnte und eine Anpassung der ebenen Blätter bei einer Weltkarte an die Kugelgestalt der Erde unerläßlich ist. So wurde bes{chlossen, immer 5 Blätter in einer Ebene herzustellen und die An- passung der «unfblattgruppen an die benachbarten unter Berük- sichtigung der Crdgestalt nach einem rorgelegten Entwurf zu bewirken, der als cin „polykonischer“ bezeichnet wurde und äußerste Genauigkeit verbürgt. : _Den Vortrag des Abends hielt Prof. Dr. G. Merzbacher aus München über das Thema „Von meiner neuen Forschungs- ee n oden Stan O O O08 a Bortkragende hat, wie der Professor Hellmann bei feiner Begrüßung hervorhob, die Erforschung des gewaltigen Hoch- gebirges ralasiens auf der Grenze zwishen Russish- und Chinesisch-Turkestan zu seiner Lebensaufgabe gemaht. Er war dort schon 1892, um sich zunächst mit den Vorketten und Zugängen be- lannt zu machen, dann brachte er das Sommerhalbjahr 1902, den Winter 1902/3 und Sommer und Herbst 1903 im Herzen des Ge birges zu, und fast genau die gleihe Zeit der Fahre 1907 ind 1908 nahm die dritte Expedition in Anspru, über die Professor Merzbacher jeßt berichtete, nachdem er bereits üm März 1905 über seine erste und zweite Expedition der Gesellschaft für Erd- kunde ausführlich Bericht erstattet hatte (vergl. Nr. 58 vom 8. März 1905 dieser Zeitung). Es ist begreiflih, daß der Forschungsreisende bei dieser seiner jüngslen und, wie er versicherte, leßten Neise, da er nunmehr die Lücken seiner ersten beiden Erpedikionen aus- gefüllt hat, sich wesentlich den Teilen des ungeheuren Gebirgs\tockes zuwandte, die er früher nicht kennen gelernt hatte. Hatte er i 1902/3 die Aufgabe gestellt, die Lage des höchsten Punktes des Gebirges, des 7200 m hohen Khan Tengri zu bestimmen, und hatte er dabei festgestellt, daß in Wahrheit das Zentrum des Tian Schan ein breitmassiger Berg aus Marmor bildet, der in einer fast 2000 m hohen Wand fast senkrecht abfällt, so galten diesmal seine Forschungen an erster Stelle dem Osten des Gebirges. Im élsten Vet [etner Viele Die qut 17, Alu 1907 von Munchow ausging, um am 15. Mai Taschkent in der Nichtung auf Kuldscha am Nordwestrande des Tian Schan zu verlassen, hatte Professor Merzbacher vornehme Begleitung in der Person des Prinzen Arnold von Bayern, der indessen bald, na lebershreitung der chinesischen Grenze auf dem Musart - Paß und nachdem er den Freuden der Jagd in den waldreichen niederen Teilen des Gebirges obgelegen, nach Europa zurü kehrte. Die Fortseßung der Reise in östliher Nichtung legte zunächst dem Reisenden die Notwendigkeit der Erklimmung steiler Grate und der Ueberschreitung von Kammhöhen von 5000—5500 m nicht auf, weil die westöstlih streihenden Hauptketten zwischen sich Täler und Hochflächen lassen, deren reiherer Graswuchs die Viehzucht durch die kirgisischen Eingeborenen begünstigt, ja im Sommer eine Massenein- wanderung aus den vergleichs8weise öden Teilen von Chinesisch Turkestan im Süden des Gebirges hervorruft. (Einer solchen Masseneinwanderung begegnete der Vortragende später einmal. Sie machte auf ihn den Eindruck einer Vsl erwanderung.) Dieser Weg führte zum Südostrande des Tian Schan und beim Aus treten aus dem Gebirge an den großen Bagrubsch-Kul-See und die an seinem Ufer gelegene chinesis{e Stadt Kurla. Von hier wurde der Weg am Südrand des Gebirges nach der volkreihen und inter essanten Stadt Kutscha fortgeseßt. An diesem Punkte wandte ih der Jeisende aber wiederum dem Gebirge zu mit dem festen Borsaß, es in südnördlicher Nichtung zu durchqueren, eine Aufgabe, die voraussichtlih die mehrfache Ueberschreitung des unsagbar zer flufteten Hochgebirges zur Folge haben mußte. Solange die eine Anzahl Lasipferde und die entsprehende Zahl eingeborener Begleiter mit sich führende Erpedition die Taler von aus dem Gebirge lerab abkommenden Flüssen oder durd

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l ß Moränen ausgefüllte Schluchten zu passieren hatte, ging alles leidlih, bald aber wurde das Gebirge von einer verzweifelten Wildheit. Schon vermochte man nicht mehr neben, sondern nur noch im tosenden Gebirgswasser voranzukommen oder jah sich zum Verlegen des Weges, an unsäglich steile und steinige Abhänge gezwungen. Dreimal war man überhaupt außerstande, einen Aus weg anders als durch kühnes Ueberklettern des shneebedeckten Gebirges zu finden. Keines Menschen Fuß, kein jagdbares Tier schien je diese grenzenlose Cinöde und Wildnis betreten zu haben. In dieser Lage fürchtete Professor Merzbacher ernstlich für das Schicksal seiner Karawane, da der Proviant stark auf die Neige ging da, in der größten Not, wurde er durch die Begegnung mit vier dem Volks\stamme der Dorguten angehörigen Männern erfreut, die weg- und sahkundig die Karawane zu einer kirgisishen Niederlassung begleiteten, wo Nahrungs mittel gekauft werden konnten. Professor Merzbacher hat ih der Mutlosigkeit folhen Gefahren gegenüber so wenig hingegeben, daß er die bedenklichen Momente auf die photographische Platte gebracht hatte und sie, die fesselnde Schilderung seiner Irrfahrt in ihrer Wirkung erhöhend, in wohlgelungenen Lchtbildern zeigen fonnte. Die Neise war in Kutsha am 6. Juni 1908 angetreten worden. Anfang Oktober erst traf Professor Merzbacher auf der Nück reise wieder in Taschkent ein. Doch hatte er keineswegs nah Er reihung des Nordrandes des Tian Schan alsbald an die Nückreise gedacht, sondern war, um auch noch den nordöstlißen Teil des Gebirges kennen zu lernen, an dessen Nordfuß 500 km weit bis zu der im Nordosten gelegenen großen Stadt Urumtschi marschiert, um von hier noch einen kurzen Vorstoß ins Gebirge zu machen, der ihn hier einen {önen großen See, idyllishe Landschaft, \chône Vegetation und u. a. ein chinesisches Kloster kennen lehrte, in dem er anfangs bei den LKamas gastfreie Aufnahme fand, bis der Wunsch, ihnen ein Rind abzukaufen, jene mißtrauisch machte. Sie erklärten ihre Herde als der Gottheit gehörig, vermochten ihre Gottheit aber später, in einen gebotenen guten Preis zu willigen. Hr 1 Í ¿9 El l ige

Vie geologishe Untersuchung des Tian Schan hat diesmal Professor Merzbacher aufs neue bewiesen, daß auch über den Tian Schan in mehreren Phasen eine Eiszeit hinweggegangen ist, deren Zerstörungs- und Ueberschüttungs8wirkungen hier Ausdehnungen von ungeheurer Größe angenommen haben, sodaß ganze Gebirgsketten der Tertiärzeit vershüttet und fast eingecbnet worden find. Eine Merkwürdigkeit ist, daß nördlih wie \üdlich der Tian Schan begrenzt ist durch Wüsten: im Norden die Wüste Schobuga, im Süden die Wüste Gobi, deren Niveau teil weise unter Meeresspiegel liegt. Das läßt den Tian Schan mit feinen 5000 m Kammhöhe in noh viel stärkerem Grade mächtig und überragend erscheinen. Großer Beifall am Schluß des 2F stün- digen Vortrags zeigte dem Vortragenden, der vor 2 Jahren bei Ge- legenheit des Jubiläums der Gesellshaft bereits mit der Karl MNitter-Medaille ausgezeihnet ist, daß seine Forshungsergebnisse weiter dankbare Anerkennung finden. Professor Hellmann gab der Befriedigung der geographishen Forshung über diese mit soviel Auf opferung erlangte genauere Kenntnis des vor Professor Merzbacher sast unbekannten Tian Schan, in beredten Worten Ausdruck.

M Dare TuT 2 eutshes Kunstgewerbe sprach der Hegierungsrat von Zur Westen über die Graphik im Dienste der Musik. Zahlreiche Lichtbilder und eine gutgewählte Ausstellung

von Originalblöttern aus den reihen Sammlungen des Vortragenden begleiteten die Ausführungen, deren Inhalt in Kürze etwa folgender war: Die Gebrauchsgraphik dient der Musik auf zwei Gebieten, auf dem der Propáganda und dem der Ausstattung der musikalischen Druckwerke. Das hauptsächlihste Propagandamittel, das Inserat ift unkünstlerisch geblieben; auch das Plakat für musikalishe Auf- führungen und Musikalienhandlungen zeigt nur selten künstlerischen Inhalt, wie ihn z. B. im achtzehnten Jahrhundert die Konzert- einladungen hatten, die ein Bartolozzi in England \tach. Das Beste im Musikplakat hat Hans Unger geleistet und leisten die ÎItag- liener. Die musikalishen Druckwerke alter Zeit besißen nit ein besonderes Format, \ondern gleichen darin vollständig den anderen Druckwerken. Dementsprechend {chmücken sih auch besonders gern ihre Titel. Drei Perioden kann man da unterscheiden: die erstere, die des Holzschnittes, hält sich rein dekorativ, stellt aber Beziehungen zum Inhalte her. Die besten Ausftattungen dieser Art erfährt Orlando di Lasso. In der zweiten Periode, der des Kupferstiches, tritt das wichtige Barock herbor, und an Stelle der dekorativen Ausstattung sett nh die illustrative. Das hing damit zusammen, daß man die neue, 1594 auffommende musikalishe Gattung, die Oper, in ihren Auf- führungen durch Kupferstihe festhielt und diese den Opern- ausgaben beifügte. Darin glänzte namentlich Ludovico Burna- cini, dessen Zeichnungen Mattheus Küsel \tach. Berühmte Bücher ihrer Zeit waren Bickhams Musical Entertainer (um 1720 und der Choix de Chansons von de Laborde. Die besten Titel tach in England Bartolozzi nach Entwürfen von Angelika Kaufmann, Cipriani u. a. Jn Deutschland zeichnete sich namentlich der Berliner Verleger Hummel durch gut ausgestattete Musikalien aus. Mit der Grfindung der Lithographie verschwindet allmählich der Kupferstich vom Musikalientitel; der Steindruck erseßt ihn. Darin geht Frank- rceih {on um deshalb voran, weil man dort die Lithographie zu einem ausgiebigen Propagandamittel für den Bonapartismus benußt und sie in diesem Sinne auch für die Auszierung von Musikalien verwendet. Später zeichnen die französishen MRomantiker viele solcher Titel ganz im Sinne ihrer Zeit. Damit verliert der Musikalien- titel sein früheres Wesen gänzlih, er gewinnt rein malerische Tendenz und wird zur Illustration des Textes, bis ihn die Karikatur ablöst. Das alles spielt sich in Frankreih ab; in Deutschland und England widmen sich nur wenig Künstler gelegentlich diesem Gebiete, wie die Berliner Dörbeck, Hosemann, Burger, Menzel, Wilhelm Scholz. Auch Ludwig Nichter zeichnet trefflihe Titel. Die ganze Periode {ließt mit dem Blatte, das Mar Klinger für viex Lieder seines Freundes Brahms gezeichnet hat. Die achtziger und neunziger Jahre sehen vornehmlih füßlihe, bunte Mufsikalientitel. Bon thnen scheint die Plakatbewegung die Erlösung zu bringen. Berliner, Münchener und Dresdener Künstler wetteifern in aus- gezeichneten Arbeiten, aber die Bewegung versandet. Im Gegensatße zum Buchgewerbe, das heute in Deutschland auf anerkennenswert bober fünstlerisher Entwiflung angelangt ist, läßt der Musikalientitel noch fast alles zu wünschen übrig; es fehlen kunstsinnige Verleger, die h seiner annehmen, wie das die führenden deutschen Verleger mit dein Buche getan haben. h

Literatur.

Bor hundert Jahren. Erinnerungen D

. : ren. der Gräfin Sophie Schwerin geb. Gräfin Dönhoff. Nach ihren binter lassenen Papieren zusammengestellt von ihrer jüngeren Schwester Amalie von Nomberg. Mit dem Porträt der Gräfin Sovbie. Zweite Ausgabe. Berlin 1910. J. A. Stärgardt. 649 S. 6 M.

Das vorliegende, sehr wertvolle Buch, die Erinnerungen der Gräfin Sophie Schwerin, geb. Gräfin Dönhoff, aus dem jeßt erloschenen Hause Dönhoff-Dönhoffstädt, der Gemahlin des Grafen Wilbelm Schwerin-Wolfshagen, der als Oberst an der Spitze seiner Kavallerie- brigade bei Belle - Alliance den Heldentod fand, hat seinerzeit (4. Mârz 1909) an dieser Stelle seine gebührende Würdigung gefunden. Jeßt hat die Verlagsbüchhandlung eine Volksausgabe (Zweite Aus- gabe) veranstaltet, in der der Text unverkürzt geblieben Ut, nur 10 Seiten Anmerkungen und das Persfonenverzeichnis sind veggelassen. Der Proîs fiütr don fattsliGhon Nand 4 uf 6 Fab ofott E Ver Preis Ur den stattlihen Band ist auf 6 Te\lge]eßÎ worden. So viel Köstliches die zahlreichen Aufzeihnungen von Zeitgenossen der Befreiungskriege für uns enthalten, so werden die vorliegenden Memoiren einer edlen Frau, der höchste Lebenswonneu und dann der bitterste Schmerz beschieden waren, dur ihren in ner Fülle an ziehenden und zum Schluß aufs tiefste ergreifenden halt stets mit an erster Stelle genannt werden müssen.

Erinnerungen eines alten Oesterreihers. Von rudwig Nitter v. Przibram. Stuttgart und Leipzig. - Deutsche Verlagsanstalt 1910. 411 S. Geheftet 8 X, in Halbfranz ge- bunden 10 1 Einige Abschnitte aus dem vorliegenden Buch sind im Laufe dieses Jahres in der „Deutschen Revue" erschienen, jeß werden diese „Erinnerungen eines alten Oesterreichers" zu einem \tattlihhen Band vereinigt vorgelegt. Der Verfasser \priht auf der ersten Seite davon, daß es ihm vergönnt war, mit Persönlichkeiten in Beziehung zu treten und Zeuge von Geschehnissen zu werden, die der Geschichte seinerzeit angehörten und es verdienten, in den Vorder grund gerückt zu werden; aus diesem Grande, nicht um seine Person hervorzukehren, sei er mit seinen Erinnerungen vor die Oeffentlichkeit getreten. Schon die Art und Weise, wie sih der Autobiograph dann über den Quellenwert feiner Mitteilungen äußert, verrät einen überaus gewandten, zum Frohsinn geneigten Plauderer und Er- zahler. Höchst anschaulich und lebendig ist die Schilderung seiner Jugendzeit in Prag (1840—1858), die im wesentlichen mit dem Jahr 1848 cinseßt, sehr reizvoll auch der Nückblick auf die Studenten- zeit in Wien (1858—1862). In höheren Semestern nahm Przibram, um eine Einnahme zu haben, die Stelle eines Korrektors an einem juristishen Fachblatt an und kam fo in Berührung mit der Presse; der Journalistik und dem Parlament gilt der dritte Abschnitt. Im Jahr der Gasteiner Konvention (1865) wurde Przibram vom Staats minister Grafen Belcredi als ständiger Mitarbeiter der Kaiserlichen „Wiener Zeitung“ angestellt, zu deren Mitarbeitern auch Männer der Wissenschaft wie die Historiker Alfred Arneth und Ottokar Lorenz ge- hörten. Ergreifend liest ih, wie der Krieg von 1866 in das Berufs leben des Verfassers hineinspielte. In dem folgenden Abschnitt wird unter anderm die feierlihe Krönung des Kaisers Franz Joseph zum König von Ungarn am 8. Juni 1867 ausführlih geschildert. Im Mai 1868 wurde Przibram zur Anknüpfung besserer Beziehungen mit der preußischen Presse nach Berlin geschickt und hier von Bankier Bleichröder empfangen, lehnte aber dessen Vorschlag, ihn Bismarck vorzustellen, ab. Dagegen nahm er an einem Empfangsabend bei Strousderg teil und war aufs höchste überrasht von dem Luxus, der in dessen Palais in der Wilhelmstraße entfaltet wurde. Dur Bankier Oppenheimer suchte Przibram Fühlung mit der „Kölnischen Zeitung“ zu gewinnen. Im April 1869 wurde er als Hofsekretär der Preßleitung im Ministerium des Aeußern zugeteilt und nahm in dem Kaiserlichen Gefolge an der Eröffnung des Suezkanals (1869) teil. Hier sind vor allem die Erinnerungen des Verfassers an Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen und an die Kaiserin Gugente äußerst fesselnd. In Kairo wurde Przibram vom Reichskanzler Grafen Beust, dem er seit scinem Eintritt in den Staatsdienst unmittelbar unterstellt war, die Gröffnung gemacht, daß er nah Nom zu gehen habe, um dort während des Konzils dem Botschafter zur Verfügung zu stehen. So werden auch die damaligen Zustände im Kirchenstaat in den Kreis der Be- trahtung gezogen. Die beiden leßten Teile behandeln den deutsch- französishen Krieg, das Ministerium Hohenwart, Beusts Sturz und die Aera Andrässy. Unter Andrássy machte Przibram eine Reise nah Konstantinopel, der levantinishen Küste und Griechenland und be- richtete über Angelegenheiten, die die Konsularvertretungen berührten. Man hört weiter von der Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 und dem Besuch des Königs Viktor Emanuel, dem Gegenbesuch des Kaisers Franz Joseph in Venedig, den Kriegsgerüchten vom Jahre 1875 und endlih von dem Aufstand in Bosnien und der Herzegowina, der zu der Okkupation im Jahre 1878 führte. Hier bricht die Dar- stellung ab, doch stellt der Verfasser eine Fortsetzung in Ausficht für eine Zeit, wo der Konflikt mit Serbien, Montenegro und der Türkei

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