1889 / 261 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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Sestbih goshmüet. Der Festplay machts «it dem .Jrismphbogos, -

Stückes. Alle anderne Mitwirkenden gaben ebenfalls ihr Befkes und

fanden au lebhafte Anerkennung dafür, obwohl fih wiederholt einige

Opposition gegen das neue Schauspiel bemerkbar mate. hilharmonie.

Die Hrrn. Professor Barth, de Ahna und Hausmann veranstalteten gestern im Saal der Fdaemene ihren ersten popu- lären Kammermusik-Abend, für welchen aus\chließlich Kompositionen von Beethoven gewählt waren. Das Unternehmen kann als ein be- sonders erfreulihes und den Geshmack des Publikums verfeinerndes betrahtet werden, zumal es auch weiteren musikliebenden Kreisen er- mögliht wird, Concerte von so anerkannt künstlerischem Werth zu besuhen. Der Erfolg entsprach den günstigen Erwartungen, da sich eine ungemein zahlreihe, sämmtlihe Saal- und Logenpläße ein- nehmende Zubörerschaft (etwa 3000 Personen) zu diesem Concert ein-

gefunden hatte. Außer den beiden Trios von Beethoven in B-dur (op. 97) und in D-dur (op. 70 Nr. 1) die zu den bedeutendsten dieser Stilgattung gehören,

gelangten noch die Sonate F-mol]1 (op. 57) für Klavier allein, die A-dur-Sonate mit Cello und die beiden Romanzen (op. 40 und 50) für Violine zum Vortrag. Die Ausführung der beiden Trios war selbstverständlih in technisher Beziehung eine bös vortreffliche; zugleich war aber auch die tief eingehende und verständnißvolle Auf- faffung, die alle Schönheiten dieser Meisterwerke vollkommen zur Geltung brate, zu rühmen. Ein gleihes gilt von der mit muster- hafter Präzision durch -die Hrrn. Prof. Barth und Hausmann aus- geführten Cello-Sonate. Der Vortrag der F-mol]-Sonate durch Hrn. Prof. Barth zeihnete \sich durch sorgfältige P brasirung und stets objektiv gehaltene Darstellung des Inhalts aus, auch war eine bei manchen Pianisten vorkommende Uebertreibung der Tempobewegung in allen Säßen vermieden. Lebhafter Beifall und mehrmalige Hervorrufe erfolgten nach dieser Sonate. Mit ebenso stürmisher Begeisterung wurden auch die durch Hrn. Prof. de Ahna vorgetragenen Romanzen für Violine aufgenommen. Seine zarte Behandlung des Tones und die tief empfindende Ausdruckêweise kamen hierbei vortreflih zur Geltung. Alle drei Künstler erschienen, dur mebhbrraaligen Hervorruf veranlaßt, noch am Schluß des Abends auf der Orchester-Tribüne. Der zweite populäre Kammermusik-Abend findet am 23. November statt und wird nur Kompositionen von Brahms enthalten.

Cirkus Renz. Am Sonnabend, den 2. November, findet wieder eine der be- liebten Galavorstellungen statt, in denen Hr. Direktor E. Ren- sowie die hervorragendsten Kräfte des Cirkus mitwirken werden.

Mannigfaltiges.

Spandau, 1. November. Die feierlihe Enthüllung des Denkmals, welches die Mark Brandenburg dem Kurfürsten JoahimlIl]. inSpandau errichtet hat, hat heute, am 350. Jahres- tage der Einführung der Reformation stattgefunden. Ernste Glockentône hatten gestern Abend das Fest eingeleitet. Auch am Festtage selbst läuteten am frühen Morgen die Glocken der Stadt in drei Pulsen, während in den Zwischenpausen die Kapelle des G nes vom Thurm der Nikolai- firhe herab die Chorâle „Ein! feste Burg“, „Lobe den Herrn“ und „Nun danket Alle Gott“ blies. Die Stadt war

dem großen Kaiserzelt und den hohen mit Trophäen und goldenen Wappen gezierten Masten einen sehr feierlihen Eirdruck. Auf der an 8 m hohen Stangen befestigten Hülle prangte ein riesiger brandenburgisher Adler, über den Baldachîn am Kircheneingang

Alsdann leitete das alte Lutherlied: „Ein? feste Burg ist unser Gott die Feier ein. Nachdem der Gesang verklungen war, nahm in Ver- tretung des durch ein Augenleiden behinderten Vorsißen- den des Denkmal - Comités, WirkliGen Geheimen Ober- Regierungs-Raths von Neefe, der stellvertretende Vorsitzende, Landes - Direktor von Leveßow, das Wort zur Festrede, in welher er auf die geshictlide Bedeutung des durch Kurfürst Joachim I]. vollzogenen Uebergange zum evängelishen Glaubens- bekenntniß hinwies und die Segnungen würdigte, welche die Refor- mation der Mark Brandenburg und der aus ihr hervorgegangenen preußishen Monarchie gebraht habe. Mit der Errichtung dieses Denk- mals werde einen Theil des Dankes abtragen, den die Mark dem edlen Fürsten \chulde, und zwar sei gerade die Städt Spandau der geeignete Ort für das Monument, denn dort habe die öffentlihe Bekennung zur evangelishen Glaubenslehre durch Joachim stattgefunden. Welches Interesse Se. Majestät der Kaiser an dem Dentmal nehme, gehe aus dem Telegramm hervor, welches Allerhöchstderselbe gestern Abend übersandt habe : Athen, den 31. Oktober, 2 Ühr 29 Min.

An der Feier der Enthüllung des Standbildes Meines Ahnherrn,

Foathim II., \preche Ih dankend und segenwünshent Meinen herz-

li Antheil aus. ichen Antheil au Wilhelm.

Nah Beendigung seiner Rede riht:te der Landesdirektor an Se. Königliche Hoheit den Prinzen Friedri Leopold die Bitte, befehlen zu wollen, daß die Hülle des Denkmals falle, und während ein brausendes Pow auf den Kaiser ertönte, während die Truppen präsentirten und auf der Citadelle die ersten der 33 Salutshüsse abgegeben wurden, zeigte si das herrliche Denkmal den Blidcken der festlihen Versammlung. Die Statue macht einen würdigen, hoheitsvollen Eindruck. Nachdem das Denkmal-Comité, die Provinz Brandenburg und die Stadt Spandau prächtige Kränze am Denkmal hatten niederlegen lassen, über- gab Herr von Leveßow das Denkmal der Stadt, in deren Namen es Bürgermeister Kölße übernahm. Der Gesang „Nun danket Alle Gott“ beschloß sodann die Feier am Derkmal, worauf nach den Klängen des von der Kapelle des 4. Garde-Regiments gesyielten Präsentirmarshes die vom Oberst-Lieutenant von Gentkow fom- mandirten Truppen am Denkmal vorbeimarschirten. Die Fest- versammlung begab \ich sfodann durch das geschniüdte Thurmportal in das Gotteshaus, woselbst unter zahlreicher Betbeiligung ein Fest- gottesdienst stattfand, welhen der Gesang: „Das Wort sie sollen laffen stahn* \{chloß. :

Erfurt, 31. Oktober. Ueber die Feierlichkeiten anläßlih der En t - hüllung des Luther-Denkmals berichtet die „Magdeb. Ztg.“ : Gestern Abend um 5 Uhr begann von den Thürmen aller evangelischen Kirchen der Stadt Festgeläute mit allen Glockten. Auf 6 Uhr waren in den Kirchen Festgottesdienste angeseßt. Bei denselben predigten durchweg auswärtige Seelsorger, darunter Kanzelredner von bedeutendem Rufe. Um 8 Uhr fand im dichtbeseßten Ressourcesaale die Be- grüßung der Gäfte und Ehrençcäste statt. Heute Mittag erfolgte nach einem Festgottesdiensstt in der Barfüßerkirhe, bei welchem Ge- neral-Superintendent Schulze die Festprediat hielt, die feierliche Enthüllung des von Professor Schaper entworfenen und her- gestellten Derkmals. Der Ober-Präsitent von Wolff, die Mit- glieser der Saale und städtischen. Bekörton PferGiriater Bals der. evangelishen }ächsishen Städte, Vertreter der Universitäten Halle und Jena und viele sonstige Ehrengäste wohnten der Feier bei. Nach der von Pastor Bârwinkel gehaltenen Festrede erfolgte die Uebergabe des Denkmals an die Stadt durh den Regierungs-

breitete ein vergoldeter preußischer Adler scine mächtigen Schwingen. Um 10 Uhr rüdten die gesammte Spandauer Garnison und die Schulen nach dem Festplay, während die Vereine, voran die Krieger mit ihren Fahnen auf der Potsdamerstraße Aufstellung nahmen. Bald fammelten sich aud die zahlreihen Ehren- gâste, die von den Vertretern der Stadt begrüßt und in Wagen nah dem Festplay geleitet wurden. Um 10# Uhr begannen die Glocken der Stadt das Festgeläut. Kurz nah 10} Uhr verkündeten die von der Citadelle abgegebenen Kanonenshüsse das Erscheinen Sr. König- lihen Hoheit des Prinzen Friedrich Leopold, Höhstwelcher am Eingang zum Festplay von den Spitzen der Behörden und der Geist- lihkeit ehrfurhtsvoll empfangen und nach dem Kaiserzelt geleitet wurde.

Präsidenten von Brauchitsh und die Uebernahme durch den Bürger- meister Kirhhoff. Mit einem Schlußgebet, dem Segen und dem Gesang des Chorals „Nun danket Alle Gott“ {loß die Feier. Abends fand, wie ,„W. T. B.* berichtet, ein Fackelzug statt, der sich nach dem Denkmal bewegte. Vor der dort versammelten, nach Tausenden zählenden Menge hielt Hofprediger D. Rogge aus Potêdam die Festrede.

Nürnberg, 29, Oktober. (M. A. Ztg.) Im Sizungssaale des Rathhauses hielt heute das Comité zur Errichtung eines Denk - mals für Kaiser Wilhelm I. in Nürnberg cine Sißung ab. Bürgermeister Freiherr von Stromer gab bekannt, daß die bisherigen

Sammlungen etwa 8000 Æ ergeben haben. Für das Denkmal sei

alten Kaiserburg in Aus\si{t genommen, es sei - deshalb die nädbste Aufgabe, Allerhöchsten Ortes um die -Erlaubniß zur Aufstellung dcs Denkmals am ge- nannten Plate, der Staatseigenthum ijt, nachzusuchen. Ferner sollen die gemeindliden Kollegien ersucht werden, zwei Drittel von dem städtishen Kunstsammlungsfonds sammt Zinsen für die Lauer von etwa 12 Jahren zur Lejomminng für das Unternehmen zu be- willigen. Hierdurch wäre eîn Kapital von etwa 120 000 4 zu ge- winnen. Daneben sollen die Privatsammlungen zu geeigneter Zeit

fortgeseßt werden.

‘Lana-Burgstall, 30. Oktober. (M. A. Ztg.) Dur einen Dammbruch zwishen Lana und Untermais ift die direkte Ver- bindung zwishen Bozen und Meran unterbrochen. Die voa Bozen kommenden Passagiere müssen hier in einen von Meran entgegengesandten Zug umsteigen. An der Brennerbahn, namentli bei Brixen, sind gestern Abend starke Gewitter niedergegangen.

Hamburg, 31. Oktober. (W. T. B.) Die Afrikareisenden Hauptmann Zenner und Lehrer Christaller \chifften sih Heute mit dem fälligen Wörmann'shen Dampfer nah Kamerun ein. Der Kanzler von Kamerun, von Puttkamer, und der Regierungs- beamte Dr. Krabbes E von Madeira ab denselben Dampker zur Rückkehr nah West-Afrika.

London. Einbritishes Kriegs\ch iff ist, der „Nat. Ztq.* zufolge, in dem furchtbaren Sturm der Naht vom 26. bis 27. Ok- tober zu Grunde gegangen. Das Kanonenboot „Enterprise* mußte auf der Fahrt von Plymouth nah Liverpool von der Mann- chaft verlassen werden und strandete an deu Felsen Aberffrans bei Anglesea. ‘Die Gewalt der Wellen war bei dem Leuct- thurm von Holyhead so groß, daß 7 Fuß breite Steine wie Kiesel vom Meere fortgewashen wurden. Der Thurm selbst erzitterte, daß man jeden Augenblick befürhten mußte, er würde in Trümmer fallen. Das Wasser drang in das Gebäude ein. Seit 15 Jahren hat man dort keinen solhen Sturm erlebt. Bei Rhos- cobyn strandete gestern eine mit Holz beladene norwegishe Barke. Die Mannschaft wurde von dem Rettungsboot in Sicherheit gebracht.

London, 31. Oktober. Ueber den von den Eingeborenen in Neu-Guinea ermordeten englishen Missionar Savage bringt die „A. C.* folgende nähere Mittteilung: Savage war erst 35 Jahre alt und seit 1885 in der Evangelisirung der Eingeborenen im südöst- lihen Neu-Guinea längs der Ufer des Flusses Fly thätig. Außer den Missionären halten sh in dem Distrikt keine Europäer dauernd auf. Die Eingeborenen am Fly sind hinterlistiger Natur, und das Be- fehrungswerk war stets mit großen Schwierigkeiten und Gefahren ver- knüpft. Die Eingeborenen, welche die Metelei verübt haben, gehören mut‘maßlich dem Stamme Togari an, der sih dur seine kannibali- schen Neigungen zum Schrecken aller übrigen Stämme an der Küste gemacht zu haben scheint.

Paris, 31, Oktober. (W. T. B.) Heute Nahmittag bra in den Ausstellungsräumlichkeiten, und zwar in der belgiswen Abtheilung in dem ersten Stock des Pavillons der shönen Künste, eine Feucrsbrunst aus. Dieselbe wurde zwar bald be-

der Play vor der

- Wwâktigé, indeß habew doch cinigs Gemälde Bodchädigungen durch«NRauch

erlitten.

Zürich. Unter den Mittheilungen aus dem Publikum liest man in der „N. Zürch. Ztg. “: „Es ist gewiß ein sehr anerkennenswerthes Vorhaben der hiesigen Fremdenkommission, die Häuser, in welchen dereinst berühmte Männer gelebt und als Gäste gewohnt haven, durch Gedenktafeln au dem großen Publikum kennbar zu mahea. Mit Befremden vermißt man jedoch in dem \. Z. mitgetheilten Verzeichnisse den Namen Richard Wagners, der do in Zücich (am-Zeltweg in den Escherhäusern) Jahre lang seinem künstlerishen Schaffen ob- gelegen. Wie immer „der Parteien Ganst* sich zu dem großen Ton- dichter stellen möge, so gehört doch sein Name der Geschichte der Tonkunst an, und sicher würde Pietät und Neugierde, je nah dem Patteistandpunkte, die Fremden, die alljährlich Zürich durcheilen, ihre Schritte auch nach der Stäite lenken lassen, die dem großen Meister als Asyl gedient.“

Wetterbericht vom 1. November, Französishen von F. Treitshke. Kapellmeister: | in 3 - Akten, nach einem G. de Grahl’shen | und in Scene geseßt von Direktor E. Renz. Z Morgzens 8 Uhr. ___ | Sucher, (Leonore: Fr. Moran-Olden, vom Stadt- | Entwurfe von Richard Genée und I. Frißsche. | Kostüme und Requisiten, sowie die verschiedenen S [2 j | Theater in Leipzig, als Gast.) Anfang 7 Uhr. Mußk von Louis Roth. In Scene geseßt von | Equipagen sind vollständig neu und auf das |DEZ | | = 25 Schauspi-lhaus. 233. Vorstellung. Wilhelm | Julius Frißshe. Dirigent: Kapellmeister Feder- | Brillanteste ausgestattet. Reiten und Vorfübren : 2E | SE= | Tell. Schauspiel in 5 Akten von Schiller. In | mann. Anfang 7 Uhr. der bestdressirten Shul- und Freiheitspferde. Stationen. Es Wind | Wetter. |2S | e geln vom Direktor Dr. Otto Devrient. | Sonntag: Der Polengraf. d e L E P Nam. ¡E So | Anfang 7 Uhr. ———————— eben und Treiben . auf dem Eis-, 1 Kind frei. BTS | Es O: ih LANE E L TEIE, Set e O Residenz-Theater. Direktion : Sigmurd Lauten- Abends 7¿ Uhr: Im dunklen Erdtheil. Mullaghmore | 743 |WNW 8 /bedeckt 8 | Gorrio. Ueberseßung von C. Niese, Ballet von | burg. Sonnabend: Zum 8. Male: Schwieger- Aberdeen .. | 743 |/SO 7[bedeckt 9 | E. Graeb. Anfang 7 Uhr. mama. (Belle -maman.) Lustspiel in 3 Akten Familieu-Nachrichten. Ckriftianfund| 755 SO 3 halb bed 9 Schauspielhaus. 234. Vorstellung. Der Name, | von Victoriea Sardou und Raimund Deslandes. Kopenhagen . | 761 |SSW 2Dunst 6 | Schauspiel in 4 Akten von Hugo Lubliner. Anfang | Deutsch von Ernst Schubert. In Scene geseßt von | Verlobt: Frl. Nataly v. Escchstruth mit Hrn. Sf é 0 U L s 7 Ubr. Sans O E nota Prem .-Lieutenant Franz v. Knobelsdorff-Brenken- aparanda . 2'bede E E nnîag u, solgde. Lage: leg . hoff (Berlin). Frl. Klara Tiscver mit Hrn. t. Petersbrg.| 768 |NNO 1 Nebel 1 ————— Kaufmann Otto v. Höôvell (Berlin). -— Frl. Cork Queens- Deutsches Theater. Sonnabend: Zum 1. Male; S = i Martha KnobloH mit Hrn. Dr. Alex. Bennewitz G porn M 5 E fee 7 Eten, Lustspiel in 3 Aufzügen von Julius Mg Bone dient Sonnabend: Hohenftaufen O T Frl. Klara Faber n Vin, Gotthilf erbourg . | 75 11 olen. L s rauß (Göppi BTL. sfe mi elder P : 758 E M 2 balb bed, 5 nend SaL L T i E oe Zheopbil Gruschke Dora Etne O 56 S [Regen 8 „(ontag : ust, L. Theil. S 7 ion: i ; . Bentschen). Frl. Marianne Franz mit Hrn. amburg .. | 761 |SSW 9 beiter ) 5 Die nächste Aufführung von Faust's Tod findet Los Be M ü ia ta tos Landwirth Fritz Wiersdorff (ria en: winemünde | 762 |WSW 1 heiter?) 5 | am Mittwoch, den 6. November, statt. D abend: Mit neuen Bildern: Zum 26, Male! leben). Frl. Elise Weber mit Hrn. Heinri 4 | as lachende Berlin von Ed. Jacobson und i: S Mend | 764 |OSO 2 Nebel j E De BOUIRN, Mai: Fs Uhr Verebeliht: He, Ookar B Frl eme ¡Nebe : h: i erecheliht: Hr. sfar orn mit rl, T S a ] 5 erliner Theater. Sonnabend: Mouti 4 Margareihe Kroh (Pieschen). Hr. Emil Kind Münster. G 762 S M 2 A Maun at Eisen. E E N Sru- S emtex. „Dreétenarlitass 79. Geb, E Min Joer feivig E L Karlsruhe . . | 765 |NO 1\wolkenl.3 1 Sonntag: Demetrius. Sonnabend: Zum 73. Male: Flotte Weiber. | Geboren: Gin Sohn: Hrn, Stc.-Lieutenant Wiesbaden . | 764 |N 1 heiter‘) / 2 Montag! Mountjoye, der Mann von Eisen, | Gesangsposse in 4 Aften von Leon Treptow, | Burghard Frhr. v. Klot-Trautvetter (Pasewalk). München . . | 764 \NW 3/bedeckt 7 L: Couplets von Gußav Görß. Musik von Fran; n. K. K. See-Dffizier Max Herzberg (Pola). Chemnig .. | 765 |[W 1/halb bed.s)) 4 Roth. Anfang 74 Uhr. Fine Tochter: Hrn. Rehtsanwalt Osfar Meyn Berlin... . | 763 |W 2 heiter 6) 5 Tessing-Theater. Sonnabend: Zum 1. Male ; Sonntag: Dieselbe Vorstellung. (Berlin). Hrn. Dr. Richard Klein (Berlin). Wien. . | 761 W 3bededt 9 | Der Zaungast, Lustspiel in 4 Akten von O | d Gebe M E Oas o. 2 ¡Kegen umenthal. ranta, Anftalt für volksth. Naturkunde. 5 hot ‘Ti t d'Aix (548 EEB 4 balb bed. 2 Monte 0 Ser Fan Invalidenstr. 67/68 ind Ade GBan ‘qeöffnet Pjarrer Adele Kauffmann, 6 Mercerv (MLN Bi s O __3\wolkig onlag: Zas leßte ZBort. von 12—11 Uhr. Sonnabend, Abends 74 Vhr: LEAA Minna Emilie Ei 4 Triest... | 761 still'bedeck | 15 | Dienstag: Der Zaungast. De; Körber: Wometen und Stotnscnichpen, T S S Ä 4 0Sy O Nebel. 3) Reif. o Lee 4 LEA ; Zum A Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse), Lambredt Giraunsweig) den Fciedrid Kase : e ompfaff. Posse m esang in 4 - Sai s : ohn Pau agdeburg). Hr. Friedrih Kah- Ein tiefes Minimum, “e Av “fortscreitend L e U P, PirsGel, Musik nE F. E olen Arens maler MUNEIn Lee Eitel {nann (Steimke i, Altm.) N Hr. Bureau-Vor- liegt bei den Hebriden, stürmische Luftbewegung mit Krause. Anfang 74 Uhr. : sängerin Frl. Pauline Hausmann, des Kapellmeisters | |steber Georg von Kaffka (Berlin). Frau Anna ur Sonntag und folgde. Tage: Der Dompfaff. S E ¡tali Müller, geb. Heine (Berliy). Hr. Rentier Regenwetter auf den Britischen Insein verursacend. e Hrn, Karl Meyder mit seiner aus 70 Mitgliedern ; : In Central-Europa i} das Wetter ziemlich heiter (Veple BontagHBorsteltung.) bestchenden Kapelle, Gottfr. Ferd. Vierau (Berlin), Hr. Lebrer und vielfa neblig, im Westen kälter, im Osten) Sonntag: Gesellshafts-Abend. Anfang 6 Uhr. DitiBn en Bierbarbeabeee Hr. Abraham E N seit s Belas Victoria-Theater. Sonnabend: Stanley in E R L g). în größeren Mengen, auf Sylt und | Afrika. Zeitgemälde in 11 Bildern von Ale ircus Renz, Karlstraße. Sonnabend , Abends am Bodensee. Mogskowsk und Rich. Nathanson. Mußk von C. | 7 Uhr: 3 ¿nliher Mi Deuts be Seewarte. | A Raida, Ballet von C. Severin Ma Uhr: Gala-Vorstellung unter persönlicher Mit- Redacteur: Dr. H. Klee. I | 72 Uhr. : E MEEE e arie Duo IA Äuftrtes ber Berlin: S / 4 Theater - Anzeigen. Sonntag: Dieselbe Vorstellung. vorzügl. Reitkünstlcrinnen und Reitkünstler. Zyska Verlag der Expedition (Sol). a ai und Zante, arab. Vollblutpferde, in Freiheit dressirt | Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- | Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. | 1" mals: Ashenbrötel eder de en ente | Anstalt, Berlin 8W., Wilbelmstraße Nr. 32. 219. Vorstell s f 208 28 i: L 1. Male: Aschenbrödel, oder der gläserne Pantoffel. : L L h e Mb Fidelio. Oßer in Sonnabend: Mit neuer, glänzender Ausstattung: | Großes phantastisches Zaubermärchen in 4 Abtheil, Acht Beilagen en von L. van Veethoven. Text nach dem | Zum 10. Male: Der Polengraf. Operette | mit Aufzügen, Tänzen und Gruppirungen, arrangirt (einshließlich Börsen - Beilage). ge)

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Auzeiger.

A 261.

Berlin, Freitag, den 1. November

19,

: : Reform der Zuckersteuer genügen würde, um alle die ge- Parlamentarische Nachrichten. steigerten Bedürfnisse des Reichs zu befriedigen? Wollen Sie behaupten, daß außer diesen Bedürfnissen des Reichs

Jn der gestrigen (6.) Sißung des Reichstages hielt bei fortgeseßter erster Berathung des Etats zunächst der Staatssekretär Freiherr von Malyahn-Gülgz folgende Rede:

Meine Herren! Nacdem gestern und vorgestern die verschiedenen Parteien dieses Hauses in der Berathung des Etats das Wort ge- noinmen haben, {eint es mir an der Zeit, daß ich mit einigen Worten auf die erhobenen Bedenken eingehe. Ich werde aber keute niht im Einzelnen auf die Bemängelungea der Mehrausgaben ein-

geben. Alle Redner, welche gesprochen haben, haben die sehr erheb- lie Steigerung der Ausgaben im gegenwärtigen Etat als

etwas Bedauernswerthes hingestellt, und au von Seiten der verbünoeten Regierungen is die Steigerung der Ausgaben an H als etwas Wünschen8werthes sicher niht angesehen worden. Es wird die Aufgabe der Spezialberathung bei der zweitcn Lesung sein, Ihnen nachzuweisen, daß und aus welhen Gründen die eingestellten Ausgaben von uns für erforderli angesehen wurden, und cs wird die Vertheidigung dieses The:ls des Etats in erster Linie denjenigen Vertretern des Bundeëraths zufallen, welche die einzelnen Ressorts zu vertreten baben, in deren Etats die Mehrausgakten gefordert. werden. Dagegen haite ih 8 für meine Aufgabe, einzugehen auf die Eir- wendungen, die erhoben worden find gegen die Art, wie das Deutsche Reich seine Aussaben dect.

Es ist im Laufe der Diékussion ein Angriff gegen das jetzige System unserer Zucersteuer gemaHt, und es ist erklärt worden, daß die Zuckersteuer, fo wie sie heute besteht, wenigstens zu einem Theil, sowcit sie von dem Material erhob¿n wird, ein Spott auf eine Steuer fei, daß es unbedingt geboten sei, diese Art der Besteuerung der Zuckerprodultion aufzugeben. Ja, meine Herren, die verbündeten Regierungen habcn die vorbereitenden Schritte in dieser Ri&btung, wie Ihnen Allen bekannt ist. geitan. Deutsch- land hat sih an den Verbandlungen über den Aktschluß einr Konvention zwischen den hauptsäcblihen Pproduzirenden Staaten betheiligt, roelhe zum Zweck batten, daß ale diese Staaten die Prämien abschaffen sollten. Die Konvention ist vorläufig zum Abschluß ge- kommen. Ihre Natihabition steht noch aus. Inzwischen stud diejenigen Makregela, welhe zur weiteren Vorbereitung der eventuellen Vesetzeê- änderungen in den etnzelnen Staaten nothwendig erschienen sind, ge-

“troffen worden. Im Mai d. F. bat die in der uisprünglihen Konvention

vorge {hene vorbereitende Ko:nmission in London getagt, und wir werden zunächst abzuwarten haben. wie die Dinge fich weiter entwickein ob diese Konvertion in der That Aussicht hat ins Leben zu treten oder nicht Nach der Konventin ist--aród -bis zun uis ntl stens Scidrss - der - Zeiésdastn verflosfen, welcher für die Ratihabition vorbehalten war. Das even- tuelle Inkrafttreïien der Konbention würde frübestens über 2 Jahre erst erfolgen. Ich glaube, daß Sie Alle, au der Hr. Ábg. Rickert, darin mit mir einverstandex s:in werden, daß der gegennmärtige Zeit- punkt, wo wir über diese wiclige entscheidende Frage gar nit klar sind, absokut ungeeignet sein mürde, um an dem jeßigen System der Zuckersteuer etwas zu ändern. Damit kann ich diescn Gegenstand wobl verlassen. ,

Es it a:ch nit meine Abficht, beute auf die Vorroürfe gegen unsere Brauntweinsieuer näher einzugehen. Diese Stcuer if unter fo s{brwierigen Verhältnificn, untec îe eingehenden Erörterungen ins Leben getreten; sie ist bei ihrer Ausführung so vieien niht in ihrem vollen Maße vorherzuschenden ers{chwecrenden Uniständen begegnet, daf: augenblickich sier noch ne&t der Zeitpunkt gekommen ist, an dieser Steuzr etwas zu ändern. Die näheren Umstände der Brannt- weinsteucer zu erörtern, wird die zweite Lesung des Etats, speziell die Berathung des Zoll- und Steuer-Etats volle Gelegenheit geben. Heute èarauf einzugehen, würde ich für eine unröthbige Belastung der erstea Beratung des Etats halten. Dagegen kann ih mir nit versagen, auf die Angriffe einzugehen, welche gegen unsere

olleinnabhmen, gegen unferen Zolltarif hier E lind, und Sie wollen mir bei dieser Gelegenheit gestatten, daß ich den ecreuten Anregungen des ersten Herrn Redners, welher aus dem Hause zum Eta. gesprocden hat, folgend, einen persönlichen Purft vorweg cerörtere. Der gedacte Herr Redner bat, wie bercits frühez, mich darauf aufmerksam gemach*, daß ich bei der erften Berathung des jett geltenden Zolltarifs ails Abgeordneter zum Reichétage etne Rede gegen. den Zolltarif über- haupt, ¿nsbesondere gegen Fornzölle gehalten habe. Ja, 1aeine Herren, das ift völlig rickti:; ih bac damals diese Rede gehalten, und ih scâne mi diejer Rede auch beute noch nick&t. Jch habe damals vor dem Standpunkt der induftiriclosen Küstenprovinzen aus aus- zurübrin gesucht, daß cine Swugtzollpolitik, wie fic damals noH nicht bestand, wesentlih den industriellen Inlandéprovinzen, weniger den industrielosei KFKüstenprovinzen zu Gute fommen würde Ich babe bei der Gelegenheit auz ebenso, wie jeßi der Hr. Abg. Rickert, den- jenigen Purfkt des Zolitarifs näher erörtert, der eine lzihte Angriffsfront bietet, nämlich die Kornzölle, denen jeder Konfument im ganzen Lande interessirt ift, und ih have die Gründe, die man gegen die Kornzölle anführen fann, damals auégeführt. Aber, meine Herren, wie habe ic damals weiter argumentirt und wie habe ich da=als weiter ge» handelt? Ich hakte gesagt : die Kornzölle sind an und für sich keine wünschenswerthe Art der Besteuerung; kommen wir aber überhaupt zu dem S@utzolisystem, dann verlange id habe ih damals schon gesagt —, daß man nicht nur die Industrie Übe, sondera daß man diesen Schu au der Landwirtbschaft zuwende, daß man auch Kocnzölle ecinführe, und dicier Ausführung entsprechend habe iv, nachdem die Baumwoüenzöi.e angenommen waren, für die Getreidezölle gestimmt. Und weiter, meine Herren, ih habe damals, obwohi ich Dedenken gegen die Einführung eines Schutzzollsystems hatte, cennech für den Zolltarif im Sanzen gestimmt, wie meine Gesinaungsaenossen cuf der rechten Seite des Hauses auch ge!tan haben. Und weêwegen? Weil es uns unmöglich war, ohne Einführung dieses Systems die Finanzzôßle zu erhalten, die wir zur sicheren Erhaltung der Finanzen des Reichs für unbedingt nothwendig hielten. Aus diesen Gründen hate wir das werden mir die Her: en, die damals dem Reichétage angehört haben, bestätigen -— damals für den Zolltarif gestimmt. : i

Wenn ih auf meine damalige Rede zum erslen und, wie ih olaube, zum leßten Mal zurückgekommen bin, fo habe ih allerdings das Bedürfniß, einen Punkt der damaligen Rede auéërrüclich zurüd- zunebmen. Ja) habe damals auëgefütrt, daß der Schuß der nationalen Arbeit, weler ais das Ziel der neuen Zollpolitik hingestellt“ wurde, cin Ziel sei, welches unerreihkar, selbst unter Berücksichtigung ter menschlihen Unvollfommenheit unerreihbar sei. Dieses Wort nehme ih zurü. Ich habe mich überzeugt und über;cuge mih von Tag zu Tag, daß bei unserer Zollpolitik der SHhutz der nationalen Arbeit in der That der «springende Punkt ist, von welchem aus jede einzelne Frage zur Entscheidung gelangt, und daß die damals von mir befürchtete Un- möglihkeit einer annähernd gerechten Durchführung dieses Gedankens nicht besteht. G 5

Nun, meine Herren, wir haben damals für den Zolltarif gestimmt, und haben damit dem Reihe die Einnahmen aus den

Zöllen zugeführt.

Hätten wir diese Einnahmen entbehren können? Sollcn die Herren, welche jeßt den Zolltarif angreifen, wirklich im Ernst be- haupten, daß die Reichseinkommensteuer, selbs wenn die verfafsungs- mäßigen und thatsächlihen Schwierigkeiten, welche ihr in Deutsch- land entgegenstehen, beseitigt werden können, im Verein mit der

aus diesen beiden Steuern allein auch die Bedürfnisse der Einzelstaaten würden befriedigt werden können, die thatsächlih heute in den Einzelstaaten durch unsere Zollpolitik befricdigt worden sind ? Ich glaube: nein!

Nun, wir haben mit dem Zolltarif von 1879 ift er ja wohl ich bitte zu entshuldigen, wenn ih einmal in einem Datum irre. Ich habe in der Presse bei der Kritik meines Austret:ns von vorgestern derartige Urtheile gefunden, die mich sehr fühl lassen.

Wir haben also seit dem Jahre 1879 einen Zolltarif mit einem ScußtzoUsystem. Ob Schutzoll oder Freihandel darin unterscheide ih mich mit meiner Anschauung von den Herren der linken Seite des Reichstages in einem Lande gelten soll, 1 keine Prinzipienfrage, sondern einc Frage der Zweckmäßigkeit. Wenn eine Fcage der Zwed- mäßigkeit vor 10 Jahren gegen meine Ansicht entschieden ist und ih inih in der Zrotschenzeit habe überzeugen müssen, daß unter den fo getroffenen Verhältnissen das Laud im Ganzen gedeiht und aufblüht, so habe ich nicht die Neigung, wie es die Herren von der linkcn Seite des Reichs- tages tbun, aus der prinzipielen Vorliebe für den Freihandel -— die Ste (links) haben, die ich aber nicht habe nun die jeßige Zol- politik zu verwerfen. Dälhte. ih anders, so würde ic ja tas Amt, weles mir vor einem Jahre übertragen ist, gar nit haben annehmen können. Ich balte es aber für erwünscht, beute dies einmal hier klar unt cinfach aus8zufprechen.

Meine Herren, Sie (links) selber wollen im Ernft in diesem Rugenblick eine Rückkehr zum Freihandel nit; es wird Ibnen nicht in den Sinn kommen, zu fordern, daß man im Iahre 1889, selbst 1890, felbst 1891, jeßt cinseitig in Deuischland von der Swugzoll- politik zurücktreten folle zurüdcktreten fsolüe, rachdem auf Grund der Politik, die nun seit 10 Jahren beiteht, si im ganzen Vater- lande eine Reihe von neuen Verhältnissen gebildet haben, zurücktreten folle, nahdem die Mehrzahl der produzirenden Staaten stich mit immer böberen Schutzöllen gegen uns abshließen. In diesem Augen- blick für Deut Hland allein eine Freitandelspolitik einzuleiten, würde fast cinem Selbstmorde gleihkommen.

Wenn wir aber eine SchußzoUpolitik weiter treiben müssen, so sage ich, müssen wir die Kornzölle vor allem behalten. Denn die Kornzöle find bestimnit, datjenige Gewerbe im deutschen Lande zu \chügen, welches den grözten Theil unserer Bevölkerung ernährt.

Der Hr. Abg. Rickert hat mit vollem Recht in seinen Aus- führungen vorgestern darauf hingewiefen, daß die induftriellen Schutz ¿olle dem Weiten des Landes mehr zu Gute kommen als dem Often Lad: (oobl, wenn Wim 26 aub teten, der n95- Korn baut, der nur Landwirthschaft treibï, dadur), daß Sie seine Produfte {hüten Und wie haben dann diese viel angefohtenen Kocnzölle thatsächlich gewirkt ? In den ersten Jahren bis zu ihrer letzten Er- bôhung haben sie meinec Meinung na schütend überhaupt nit gewirkt, sie haben damals rein als Finanzzölle gewirkt und dem Reich von Iahr zu Jahr steigende und im Reicht-Etat fehr erhebliche Posten ausmachende Einnahmen zugeführt, welhe sonst zur Befriedigung unserer Bedürfnisse auf andere Weise vom Steuerzaß;ler hätten ein- gezogen werden müssen. Es ist mögli, mir sogar wahrscheinlich, daß seit der lezten Zollerhöhung in der Tzat die Kornzölle angefangen haken, den Zweck, den man mit ihrer Einführung hauptsächlich im Nuge hakte, den eines Schußes der inländisWen Produktion, zu erfüllen. Der Hr. Abg, Rickeit Hat uns ein Exempel vorgelegt, welches nadweisen follte, în wie großem Maße sich in den Preis unte: {ieden im Innern und an der Grenze diese Wirkung der Korn- zölle geltend mae. Jch verzichte darauf, dicscs Exempel in seinen Einzelheiten heute zu prüfen; ih will ihm zugeben, daß die Korn- ¿olle jeßt auf cine Steigerung der Preise des Kvrns und dec aus dem

Korn gewonnenen . Produkte gewirkt Habn können, Nun aber, wen belastet das? Man hört gewöhnlich die Deduk- tion: ja, Korn, Mehl, Brod braucht Jedermann; der

Kornzoli belastet den Armen und Reichen völlig gleich, Dieser Saß ist falsch. Lassen Sie umi einmal auf meine eigenen Verhältnisse exemplifiziren. An meinem Tische auf den verschiedenen Gütecn, die ih bewirthschafte, und in meinem Hause hier essen außer meiner Famitie täglih eiwa 69 bis 70 Menschen; die Belastung also die den armen Mann, der nur für seine Familienangehörigen zu sorgen hat, einmal trifft, trifft mi siebzigmal. Ih glauve das Exempel ift rihtig.

Wem aber kommt die Preissteigerung, die durch diesé Zölle her- |

vorgerufen wird, zu Gutz2? Sie komat keineëwegs, wie immZc be- hauptet wird, dem großen Landmanne allein zu Gutez fragen Sie jeden Bauer bei uns im Osten, jeden Drescher, der auf eiaëen Antheil am Ertrage des Gutes Anret hat (und das li die Regel in der Landwirthschaft auf den sämmtlichen Sebieten sftiih der Elbe), ob

sie lieber niedrige oder hohe Kornzôólle haben wollen einstimmig werden sie antworten: hohe sind uns lieber; dadurch kommen wir besser fort.

Also diese Zölle kommen in der That der ganzen deutschen Land- roirth\c{haft zu Gute, natürlich n2ch den verschiedenen Gegenden in vershiedenerni Maße.

Nun aber, braucht die Landwirthschaft wirilih tiese Zölle nicht ? Es ist in der Diékussion hier ausge!ühut wordcn, es sei ja doch cin

völlig vergeblihes Unternehmen, darauf hinzuziclen, daß Deutschland,

seinen Bedarf an ‘Cerealien selber produzire; es brauche das Ausland. Es ist möglich, baß bis zu einem gewissen Grade der Import immer nothwendig sein wird. Ist aber in der That in Deutschland wolien das die Gegner urse:cs Zollwesens wirklih behaupten alles dasjerige Land, welches Korn tragen könnte, jeßi zum Korn- bau überhaupt für landwirthschaftlihe wee im engeren Sinne ver- wendet ? Der Hr. Abg. von Kardorff hat mit vollem Recht gcstern bereité auf die Aufforstungen hingewiesen. Auch bier ein Beispiel aus mciner Erfahrung: ih. bin jelbît in der Lage gewesen, in den letzten 7 Jatren auf einem einzigen Gute über 7:0 Morgen Sand- boden aufzuforsten, weil na Lage dieses Gutes der bis dahin dort betriebezxe Kornkau nicht mehr lobnte. Ich glaube, wie es mir ge- gangen ist, wird es vielen Leuten in Devtscwiand gehen. Jch glaube auc nicht, daß dies auf den Sandboden beschränkt sein wird, es wird si auf dem Véoorboden wiederholen, überhaupt in jeder Landwirth- aft, wele na Lage der Bodenverbältnisse oder nah Lage ibres Absaugebizies, nah den vorhandenen Kommunikationéwegen und den übrigen Rücksihten, die dabei in Frage kommen fönnen, weniger günstig fituirt ist, als die Herren, wel@e hier vor den Thoren Berlins, in Rirxdorf u. \. w. wohnen. Also, meine Herren, so lange rwoir cine Schutzollpolitik haben und bis auf Weiteres werden wir sie in Deutschland verfolgen —, werden Sie mich unter den Gegnern der Bestrebungen finden, die auf Aushebung der landwirthscaf: lichen Zölle gerichtet sind. Nun, meine Herren, es ist weiter der Ungriff gegen uns gerihtet worden, daß das ganze System der Ueberweisungen der Matrikularbeiträge bei unserem Etat ein vollständiger Nonsens sei, daß dieses System unter allen Umständen aufgegeben werden müsse.

Ia, meine Herren, ih kann Ihnen zugeben, die berühmte Klaujel Franckenftein, wie ih sie wohl mit dem kurzen Namen be- zeichnen darf, und die entsprehenden Bestimmungen später erlassener Geseße haben ja für die Verwaltung eine gewisse Unbequemlichkeit zur Folge, mehr aber ist es niht. Uebershäßen Sie ikre Bedeutung niht. Das Reich ist niht ein von den Einzelstaaten abgelöstes Gemeinwesen, das Reih und die Einzelstaaten, der Haushalt des

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Reichs und der Haushalt der Einzelstaaten sind eng mit einander verwabsen, wie es den geshichtlich gewordenen Verbältnifsen in Deutichland entipriht. Dadur, daß man den ges{bichtlih gewordenen Verkbältnissen in Deutsbland bei Ausgestaltung unserer Verfassungs- verhältnisse zu entsprehen versubt hat und entsprochen hat, nur dadur ift es möglich gewesen, daß jet in verhältnißmäßig kurzer Zeit das Deutsche Reih im Bewußtsein des ganzen deutschen Bolts, Gotilob, so fest stebt, wie es beute steht. Also, meine Herren, laffen Sie uns diese Unbequemlichkeit, daß wir wonatli über die Matrikularbciträae und vierteljährlich “über die Ueberwei!ungen ab- renen müssen, rubig in Kauf nehwen. es wird dem Reich an den Miiteln für die Beshaffäz:g der gemeinsamen Ausgaben nit fehlen, weil die Einzelstaaten dafür mithaften müssen. Das allerdings ist rihtig, daß dur© diese Klausel und das war die Absicht der Antragsteller der Schwerpunkt der Verwendung der Gelder mehr in die Einzelstaaten als in das Reich gelegt ist. Ich muß den Herren aber zugeben, daß das in Kongruenz si befizdet mit dem Zivede, ¿zu dem Sie überhaupt die betreffenden Einnahmen dem Reich bewilligt haben, Glauken Sie wicflich, do man nur mit Rechtfertigung durch die eigenen Bedürfnisse des Reichs die doch wesentlich auf dem Gebiete der Bectheidigung fich bewegen, die Sum- men éâtte bewilligt erhalten können, die Sie bewilligt haben, weil Sie wußten und wollten, daß aus diejen Einnabmen nit nur die Verthetdigungsbedürfnisse ged-ckt werden sollten, sondern au Bedürfnisse, wclche verfassungemäßig nur von den Einzelstaaten be- friedigt werden konnt:n? Und ift man denn von der ErreiŸuna dieses Zieles soweit entfernt geblieben, wie die Herren cs immer darstellen ? Meine Herren, lassen Sie mih auf Preußen exemplifiziren. Der preußishe Finanz-WMinister hat Ihnen am 16, Januar 1889 in Preußen vorgerechnet, daß Preußen von dem Reich jähclich 81 Millionen mehr - als feüßer erhalte, daß es aber von diesen 81 Millionen bercits nah den damals geltenden Gesegen 78 Millionen Mark verwendet habe zur Erleichterung! der Lasten innerbalb Preußens.

Nun, meine Herren, ähnlich liegen die Dinge in Bayern, ähnlich liegen sie in Sachsen, ährli®& in anderen Staaten. Nun, meine Herren, daß dieses 1m:oglih gewesen ist, daß die sämmtlichen neuen Bedürfnisse des Reis, welche nah den bisher geltenden Grundsäßen aus dei laufenden Jabreêeinnahm:n gedeckt werden mußten, aus den etaenen Einnahnien des Reichs gedeckt worden sind, und daß daneben die Einzelstaaten, welche im Jahre 1872 dem Reich netto §2 Millionen Mark dheraus:ahlen mußten, auch nah dem jeut vorliegenden böher belasteten Etaï in diesem Jahre noch 40 Millionen vom Reich bekommen werden : das sind die Resultate der Finanzpolitik des Neichs, und ich glaube, das Reich und scire Finanzverwaltung baben ih ihrer nin schänewSM ‘S 3-9.0 «S. Ls

Abg. Richter: Die Zifferisrage in der sfran- zösishen und deutshen Armee hat für den Reichstag ihre Bedeutung verloren, seit der Reichskanzler in der be- rühmten großen Biede selbst gesagt hat: „Fn der Ziffer mögen die Nachbarstaaten stärker sein, aber in der Qualität können sie es uns nicht nahmachen, denn was fein Volk in der Welt uns nahmachen kann, wir haben das Material an Offizieren und Unteroffizieren, um diese ungeleure Armee zu kommandiren, und das ift die Folge der Verbreitung der Volksbildung in Deutschland, wie sle in keinem anderen Lande vorkommt“. Was hat sich denn seit einem Fahre an der Situation in Europa geändert, daß man meini, die Wehrkraft hänge von jeder einzelnen Etatsposition ab? Das neue französische Militärgesez ist bereits bei der Septennatsbewilligung als Vorausseßung berücksichtigt worden. Man kann nicht dieselbe Sache zweinial in Rechnung stellen, einmal als Entwurf und einmal als publizirtes Geseg. Wäre das Septennat nicht be- willigt, sondern nur eine dreijährige Frist, so könnten wir jeßt prüfen, ob die Voraussezung der Sepiennatsbewilligung in dem französischen Wehrgesez zugetroffen habe, und wenn das nicht der Fall, ob eine Aenderurg in den deutshen Verhält- nissen angezeigt sei. Unser Programm lautet: volle Durchführung der allgemeinen Diensipfliht bei möglichster Abkürzung der Dienstzeit; Festsezung der Friedenspräsenzstärke innerhalb einer jeden Leaislaturperiode. Und Frankreich führt jeßt die allgemeine Dienstpflibt durch bei möglichster Ab- fürzung der Dienstzeit. Und gerade mit Rücksicht auf die Finauzen seßt die Kammer alljährliß durch das Budget die FFriedenspräsenzstärke fest und hat das Recht, dur Budzet- beshluß allen Mannschaften eines Jahrgangs die Dienstzeit auf ein Jahr zu beshränken, sodaß die Kammer durch ein- fachen Budgetb:\hluß die Friedenspräfenziärke auf 260 000 Mann reduziren kann. Unjere Forderungen gehen nicht ein- mal so weit. Beim Septennatsgesey sagte der Kriegs- Minister, mit Rücksicht auf die Finanzen wolle man neben der Vermehrung der Cadres nicht auh die Vermehrung der Stäbe, und dies war auch die Vorausseßung für die Septennatse- bewilligung. Jeßt, wo wir während 7 Fahre nih!s ändern können, follen au die Stäbe vermehrt werden. Für den Kriegsfall sind ja jene Corpsfiäbe längst vorgesehen, man be- sezte sie bisher im Mobilmachungsfall mit Offizieren, die im Frieden andere Funk.ionen haben, die bei der Mobilmachung wegfallen. Wenn die. Stäbe jeßt schon im Frieden vermehrt werden sollen, muß man prüfen, 0b die Stellen, die nux im Frieden vorhanden find u!:d im Kriegsfall wegfallen, noch aufrecht zu erhalten fin». Die Kommandanten, Gouverneurs, Jnfpecteurs haben wir immer bemängelt, obwohl man fie als nothwendig bezeichnete. Aber die Beseitizunga dieser Stellen wiegt niht die Mehrkosten für die neuen Stäbe auf, deshalb muß man prüfen, ob nicht noch andere Stellen im Frieden in Wegfall zu bringen sind. Hr. von Bennigsen meint, das Haus habe fih im vorigen Jahre zu der Erweiterung der Marine verpflichtet, Hr. von Kardorff machte bereits darauf aufmerks1m, daß dies nicht der Fall sei. Zu dem Plan im Ganzen hat das Haus kein Votum abgegeben, wir haben uaxs nur verpflichtet, das eine Panzer- {hi} zu bauen, für welches wir die ersie Rate bewikligt haben. Ersaßbauten, auch für Panzerschiffe, haben wir immer bewilligt, uns aber niemals dadurch für eine Ver- mehrung der Flotte engagirt. Es fragt sih jeßt nur, ob wir für weitere Pauzerschiffe die erste Rate bewilligen sollen. Dabei fragt sich noch, ob wir die Kreuzer und Korvetten, die lediglich für die Kaperei im Kriege bestimmt sind, be- willigen wollen, und diese Frage hängt mit der Kolonial- olitik zusammen. Wer die Kolonialpolitik niht will, kann ih aus die Kreuzer nicht einlassen. Dabei sind bei den bereits bewilligten Kreuzern und Avisos die Kostenanschläge von damals {on um 25 Proz. überschritten wegen der höheren Material- und Eisenpreise. Bei den Panzern steigt das erst

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