1889 / 262 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

„Leipzig“: 13./10. Mozambigs e 14./10. 16./10. Zanzibar. 17./10. 22./10. Aden 22./10. 28./10. Poct Said 28./10. Mytilene. (Poststation: asserviren.) „Carola“: 9./8. Zanzibar. (Poststation: Bombay.) „Schwalbe“: 22./8. Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.)

Der Ablösungstransport S. M. Krzr. „Habicht“, Knbt. „Hyäne“, Fahrz. „Nachtigal“ und Hulk „Cyclop“ (Führer: Korv.-Kapt. Burich): Ausreise mit Dpfr. „Lulu Bohlen“ Wilhelmshaven 3./10. 13./10. Puerto de la Luz 13./10. (Kanarische Jnseln). Kamerun.

—' 28 der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R.- u. St.-A.“ werden veröffentliht: 1) ein Privilegium wegen Ausfertigung auf den s lautender Kreis-Anleihe- scheine des Kreises Ost-Prigniß im Beirage von 1 200 000 (4; 2) Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Garnisonbauten im Ver- waltungsbereihe der Militär-Jntendantur des L. Armee - Corps nebst den Bestimmungen für die Be- werbung um Leistungen für Garnisonbauten.

Jhre

Sigmaringen, 2. November. (W. T. B.) Majestät die Königin von Sachsen, welche seit Mitte vorigen Monats sih bei der R E Familie zum Besuch aufhielt, hat heute die Rückreise nah Dresden angetreten.

Vayern. Ueber die Feier des funfzigjährigen Jubiläums Sr. Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten als Jnhabers des 1. Fel d-Artillerie-Regiments ent- nehmen wir dem Bericht der „Allg. Ztg.“ Folgendes:

München, 31. Oktober. Heute Vormittag um 10 Uhr fand auf dem Kasernenhof die Parade des Regiments statt, welches in der Parade-Uniform, zu Fuß, ohne Bespannungen, aufgestellt war. Auf dem rechten Flügel der Parade-Aufstellung standen der Kriegs-Minister von Heinleth, der Commandeur des I. Armee-Corps, Prinz Leopold Königliche Hoheit, der ehemalige General - Inspecteur General von Muck - und der Commandeur der 1. Feld - Artillerie- Brigade, General-Major von Malaisé. Auf dem linken Flügel standen die nicht eingetheilten Offiziere und Unteroffiziere sowie die geladenen früheren Unteroffiziere des Regiments. Dem Regiment gegenüber standen Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Ludwig, Ludwig Ferdinand, Alphons, Ruppreht und die Herzoge Ludwig und Max Emanuel, mit ihren persönlichen Adjutanten, die Generale der Garnison München, die früheren angehörigen Offiziere und die Beamten des Regiments, sowie geladene Gäste.

Punkt 10 Uhr betrat Se. Königlihe Hoheit der Prinz- Regent, welcher in einem vierspännigen offenen Wagen mit S A angefahren und von den Prinzen des Königlichen Hauses am Portal ehrfurchtsvol empfangen worden war, in der Uniform des Regiments den Kasernenhof, Regiments - Commandeur zuschreitend und dem Regiment einen Guten Morgen wünscend, welhen Gruß das Re- giment erwiderte. Nachdem der Commandeur Rapport erstattet, shritt Se. Königliche Hoheit die Front ab. Die Musik spielte den / algenari and hieraut die Fênigghymng. Nachdem dereerlauchte

ubilar sodann vor die Mitte der Front getreten, hielt der Regiments- Commandeur Oberst vou Luß eine Ansprache, auf welche der Prinz- Regent erwiderte, daß er stolz darauf sei, Inhaber des Regiments zu sein; daß das Regiment sich stets gut geführt häbe, und er überzeugt sei, daß dasselbe stets seine Pflicht erfüllen werde im Kriege und im Frieden. Alsdann wurden die anläßlih der Feier dekorirten Offiziere und Unteroffiziere vor die Front gerufen, um persönliche Meldung zu erstatten und bierauf erfolgte der Vorbeimars\ch des Regiments, cotoyirt von dem Kriegs-Minister von Heinleth, dem Prinzen Leopold, den Generalen Muck und von Malaiss. Der Vorbeimarsch in Batteriefront wurde von sämmtlichen Batterien brillant ausgeführt. Die Haltung der Mannschaften, der Mars und die Richtung der Batterien war eine sehr gute. Nah dem Vorbeimarsh_ reihte Se. Königliche Hoheit dem Regiments-Com- mandeur die Hand und fuhr alsbald in die Residenz zurüdck.

Um halb 12 Uhr wurde von einer Deputation, zusammengeseßt aus dem Regiments-Commandeur Obersten von Luß, dem Regiments- Adjutanten Lieutenant Düll, Major von Trentini , Hauptmann Tambosi und Premier-Lieutenant Schneider, in der Königlichen Re- sidenz dem hohen Regimentsinhaber die Ehrengabe überreicht, beftehend in einem Ehrensäbel nebst Adresfe. Letztere hat folgenpan L ff ßmäh

eAUllerdurchlauchtigster, großmächtigster Prinz - Regent ! Ünfzi Jahre sind berflossen, seit dem Regiment die Gnade zu Theil O Ew. Königliche Hoheit als Inhaber an seiner Spiye zu sehen. Mit unerschütterlicher Treue, unbegrenzter Verehrung und Liebe hängt das Regiment an seinem allergnädigsten Inhaber. Zur Erinnerung an den Ehrentag des ruhmreihen fünfzigjährigen Jubiläums bittet das Offiziercorps Ew. Königlihe Hoheit allerunter- thänigst, einen Chrensäbel huldvollst entgegennehmen zu wollen. In tiefster Ehrfurht und Ergebenheit erstirbt München, den 31. Ok- tober 1889 treu gehorsamst das Offizierscorps des 1, Feld-Artillerie- Regiments Prinz-Regent Luitpold. *

Um 1 Uhr fand ein Festessen der Unteroffiziere in dem dekorirten Reithause des Regiments statt, und um 2 Uhr begann das Fest - mahl der Offiziere und der geladenen Gäste des Regiments. Der Prinz - Regent trug wieder die Uniform seines Artillerie- Regiments und hatte den ihm heute Vormittag überreichten Ebrensäbel angelegt, und hiermit sofort dem Wunsche des Offizier- corps entsprochen. Anwesend bei dem Festmahl waren die Prinzen des Königlichen Vauses, die Generalität und deren Adjutanten, die früheren und aktiven Offiziere, die Landwehr- und Reserve- Offiziere und die Aerzte und Beamten des Regiments. Bei Tisch saßen die Allerhöchsten u:d Höchsten Herrschaften nah dem Dienstalter ; zur Rechten des Prinz-Regenten die Prinzen Ludwig, Leopold, Max Emanuel, Alphons, Rupprecht, links Kriegs-Minister von Heinleth, die Prinzen Arnulph und Ludwig Ferdinand, Herzog Ludwig, General-Adjutant Freiherr von Frey\chlag; gegenüber dem Prinz - Regenten der Commandeur des 1, Feld - Artillerie - Regi- ments Oberst von Luß, rechts davon die Generale von Mud, Graf Verri, Freiherr von Schleitheim, links die Generale von Maillinger, von Fries, von Wirthmann u. \. w. Die Tafel- musik wurde ausgeführt von der Kapelle des 1, Feld-Artillerie-Regi- ments. Um 3¿ Uhr erhob sich der Oberst und Regiments-Com- mandeur von Luß und brachte einen Trinkspruch auf den Hohen Jubilar aus, in welchem er auf die Fürsorge des Prinz-Regenten hinwies, dem das Regiment das neue Dienstgebäude und in dem elben diese s{hôneu den Zwelken der Offiziers-Speise-Anstalt und der Bibliothek, der Pflege der Kameradschaft unter den Offizieren und ihrer Ausbildung bestimmten Räume verdanke, die die Versammlung heute zum ersten Male benüße. Zahllose Beweise von Königlicher Huld und Gnade habe das Regiment und eyen das Offiziercorps aus den Händen seines allergnädigsten

nhabers empfangen, so in diesem Jahre das prächtige, lebensgroße und sprechend ähnliche Bildniß Sr. Königlichen Hoheit ; in den aller- jüngsten Tagen das wahrhaft Königliche Geschenk einer auf alle

eiten nußbringenden Stiftung. Das Stamm-Regime:t der bayerischen

rtillerie sei aber dieser hohen Gnadenbeweise und Zuneigung nicht unwürdig gewesen, Einen guten militärishen Geist habe es allezeit im Frieden wie im Kriege gepflegt und au erwiesen. In den Feldzugsjahren 1849, 1866, 1870/71 babe es blutige Proben seiner Kriegstüchtigkeit, seiner unershütterlihen Königstreue gegeben; auf mannigfahen Schlachtfeldern habe es sid bewährt und manches neue Lorbeerreis dem alten Kriegsruhm seiner Stammabtheilungen hinzugefügt. Der Geist treuester Pflichterfüllung, vollster Hin- gebung an den Beruf und unershütterliher S eue ür das angestammte Herrscherhaus, er sei heute im Regiment so lebendig als je und werde dies mit Gottes Hülfe auch stets bleiben.

auf den

Die Gefühle der nie wankenden Treue und den Dank für alle dem Regiment erwiesenen Wohlthaten dem hohen Regimentsinhaber gegen- Über faßte der Redner sodann in einem begeisterten Hoh auf den Prinz-Regenten zusammen. In die brausenden Hochrufe mischten si die feierliden Klänge der Königshymne, welhe die Versammlung stehend anhörte. ach Fkurzer Zeit erwiderte Se. Königliche

oheit etwa Folgendes: „Vor fünfzig Jahren, als Mein eliger Vater Mih zum Regiments - Inhaber ernannte, trat Jh kurz vorher in das Regiment, in dem Jch Meine militärishe "Laufbahn begonnen habe. Diese {öne Er- innerung knüpft sch für Mich an das 1. Artillerie-Regiment. Der heutige Tag reiht sich den vielen \{önen Erinnerungen, die Jh im Regiment erlebt habe, als \{chöône und unvergeßliche Sortfeßung, an. Wie Ich beute Morgen schon gesagt, JIch bin \tolz auf das Regi- ment, das sih zu jeder Zeit tüchtig benommen hat und dessen Name in den bayerishen Kriegsannalen glänzend fortleben wird. Mein liebes, tapferes Regiment lebe hoch!“

„So ist denn cine Feier beendet“, sagt die „Allg. Ztg.“ am Schlusse ihres Berichts, „wie sie wohl selten ein Regiment begehen kann und ebenso wie wohl selten einem Inhaber das Glück zu Theil wird, fünfzig Jahre lang einem Regiment seinen Namen geben zu können. Der heutige Tag, ein Ehrentag niht nur des 1. Bayerischen

eld-Artillerie:-Regiments Prinz-Regent Luitpold, sondern au ein hrentag der ganzen. Armee, die dieses seltene Fest im Geiste mit dem Regiment feiert, wird in den Erinnerungen des Regiments und aller seiner Angehörigen sicherlih unvergeßlih fortleben und in Krieg e pen ein neuer Sporn sein zu treuer Pflichterfüllung bis in en Tod.“

Vaden. Karlsruhe, 31. Oktober. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin, ge- führt von dem leitenden n! Dr, Schneider und begleitet von dem Geheimen Regierungs-Rath Richard, besuchten, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, heute das neue Sanatorium für Nerven- kranke und besihtigten diese Anstalt in allen Theilen. Jhre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Shweden und Norwegen trifft heute Abend aus Wiesbaden in Schloß Baden wieder ein.

Der Geheime Regierungsrath Baader in Konstanz is a Ministerium des Jnnern zur Dienstleistung beigegeben worden.

Der Landtag wird am 21. November zusammentreten. Der Abgeordnete des 19, Wahlbezirkes (Emmendingen), Ober- Staatsanwalt von Neubronn, welcher, wie bereits mit- getheilt, sein Mandat niedergelegt hat, gehörte, wie die „M A. Z.“ meldet, der nationalliberalen Partei an und stimmte vor zwei Jahren für den Ordensparagraphen. Die Centrumspartei hat beim Ministerium des Innern gegen die Freiburger Landtagswahl Ein- sprache erhoben, da der Landeskommissär nah der Wahl- ordnung die zweite Wahlhandlung nicht unmittelbar nach der ersten, sondern an einem besonderen Wahltage hätte vor- nehmen sollen. Jn ihrer Wochenübersicht schreibt die amt-

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die Liberalen bekämpfenden Gegenparteien, wesentlihe Veränderung in der Zusammen- sezung der Zweiten Kammer eingetreten, so daß die begründete, Ansiht besteht, daß auch auf

rtrauen an die Behandlung der dem rbeiten herangehen werden; und daß Men des Landes entsprechende Lösung mit Béstimmtheit

Landtage{ obliegenden® somit eite den Jnt der gemeinsam zu érledigenden Aufgaben erwartet werden darf.“

Hessen. Darmstadt, 31. Oktober. (Darmst. Ztg.) Der Bericht des Ersten Ausshu}ses der Zweiten Kammer über die Rückäußerung der Ersten Kammer hinsihtlih des von dem Großherzoglichen Ministerium des Jnnern und der Justiz vorgelegten Gesegentwurfs, betreffend die Errichtung einer Landes-Kreditkas se, ist jeßt erstattet worden. Die Erste Kammer haite in der leßten Landtagssession einen Zusay beschlossen, demzufolge die Landes-Kreditkasse zur Gewährung von Darlehen auch ermächtigt sein soll an Kommunalverbände und Gemeinden zur Bestreitung der Grunderwerbs- und Baukosten für neue Kreisstraßen“ und ferner „an Me und Kreis- verbände für solche wirthschaftlihe Anstalten, welche für die

inen, f der landwirthschaftlihen d geboten er-

tung in égensentige (0

dem bevorstehenden i uldtage Regierung und Volksvertre-

einen, jowie an Gemeinden für Wasserleitungen“, Jn dem Ausschußberiht wird nun die Annahme des ersten Zusazes unbedingt, die des leßteren jedoch nur in der Fassung „sowie an Gemeinden für die Kosten der Neuanlagen von Wasserleitungen“ zur Annahme empfohlen, da die Fassung der Ersten Kammer in leßterer Hinsicht zu unbestimmt erscheine. Hinfichtlich einer anderen Meinungs- verschiedenheit, nämlih gegenüber der von der Ersten Kammer im Einklang mit der Großherzoglichen Regierung ab- gelehnten Vereinigung der Landes-Kreditkasse mit der Haupt- Staatskasse, befürwortet der Aus\shuß ein entschiedenes Be- harren auf der früheren Ansicht. Mit der eigentlichen Ver- waltung der Kasse solle die Haupt-Staatskasse nichts zu thun haben, sondern nur das Rechnungswesen besorgen, was sie, wie bei der Landeskultur-Rentenkafse, sehr wohl könne. Jeden- Cl in der Anfangzzeit im Interesse der Sparsamkeit die ereinigung unbedingt zweckmäßig. :

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 1. November. (Mecklenb. Nachr.). Se. Königliche oe der Großherzog ist am 31. Ottober Ca wohlbehalten in Cannes ein- P, Troß der Reise war eine Besserung des Be-

indens bemerkbar und ist namentlich die bestehende Mattig- keit mehr geshwunden. Bei dem jegt dort herrshenden günstigen Wetter is eine fortschreitende olung zu erhoffen.

Sachsen - Weimar - Eisena. Weimar, 1. November. Th. C.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat am 7, Oftober seine Badekur in Neapel beendet und an Bord eines Dampfers der dortigen deutschen zoologischen Station mehrfache Ausflüge unternommen. Nach einer Besteigung des Vesuvs am Mittwoch beabsichtigte der Großherzog am 31, v. M. nah L zu reisen, dort einige Tage zu ver- weilen und sich dann nah m zu begeben. Jhre Königliche Moe die Erbgroßherzogin trifft in der nächsten Woche, von Sizilien Mitetn Se in Venedig ein. Zum 10, November wird die Rückehr Sr. Königlichen Le des Erbgroßherzogs und seiner Gemahlin er-

Der Rechnungs-Aus schuß des Landtages tritt am 17. d. M. zu seiner jährlihen Prüfung der Staatsrehnungen gamen. Der Landtag selbst wird im Februar n. J. seine

hätigkeit wieder aufnehmen.

Reuß: j. L. Gera, 1. November. (Ger. Ztg.) Der Landtag überwies in seiner heutigen Sihung eine Reihe von Vorlagen, darunter den Nachtrag zu dem eseße vom 17, April

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1888 über die Besoldungen der Volks\chullehrer den betreffenden Ausschüssen, beshloß aber, den Entwurf einer V erordnung zur Ausführung des §. 79 des Reichsgesezes vom 1. Mai 1889 über die Erwerbs- und Wirthschafts -= geno ssenschaften nicht dem Justiz-Auss{chusse zu überweisen, sondern wegen der Dringlichkeit der Angelegenheit dem Land- tage zur Berathung zu unterbreiten. Nach Con der Tagesordnung wurde der Landtag bis auf Weiteres geshlof}sen.

Oefterreih-Ungarn. Wien, 31. Oktcber. (Wien. Abdpst.) Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Alten- burg is vorgestern zu einem auf aht Tage in Aussicht ge- nommenen Besuh bei Jhrer Dae der Königin von Hannover in Gmunden angekommen, wo derselbe von

hrer Majestät und von Zhren Königlihen Hoheiten dem erzog und der Herzogin von Cumberland und der Prinzessin Mary von Hannover im Bahnhofe empfangen wurde. „Prag, 31. Oktober. (Prag. Ztg.) Dem Beschlusse der Majorität der Adreßkommission gegenüber beschlossen die Bu ngczehen, ihre Adresse als Minoritätsantrag einzu- ringen.

he A 31. Oktober. Die Session des Land=

tages der Bukowina ist heute geshlossen worden.

Großbritannien und Jrland. London, 31. Oktober. (A. C.) Die Königin empfing gestern in Balmoral die Gesandtschaft des Sultans von ena, Jhre Unterredung mit der Königin wird als eine herzliche bezeichnet. Die Königin dankte für den ihr überreichten speziellen Brief des Sultans von Zanzibar. Heute früh kehrte die Gesandt- schaft hierher zurück. Morgen wird sie im Auswärtigen Amt eine weitere Unterredung mit Lord Salisbury und dem Ersten Lord des Schazamtes Smith haben und Sonnabend nah Paris abreisen.

Der erste Bericht der Königlihen Kommission zur Unter- subung der Frage des Impfzwanges ist erschienen. Er enthält nur die Aussagen von 4 Zeugen, die in den bisherigen 6 Sigzungen ver- nommen wurden. Die Untersuchung wird vorautsi{htlih 2 Jahre in Anspru nehmen. Soweit die Aussagen gehen, sind sie alle für Bet- behaltung des Impf¿wanges und betonen, daß demselben die Ver- minderung der Blattern zuzuschreiben ist. Die „Daily News“ sagt, die bisher erbrahten Belege bilden eine starke Stütze zu Gunsten der Impfung, und es werde den Gegnern der jetzigen Ordnung nit leiht werden, die Schwere der angegebenen Thatsachen zu entkräften.

Schweiz. Bern, 1. November. (W. T. B.) Die Nachricht, der Bundes-Rath Droz habe mit einem Bericht- erstatter des Pariser Journals „Le Siècle“ eine Unter- redung über das Verhältniß der Shweiz zu Deutsch- land gehabt, entbehrt der Waründupg: - Die quggb=… l “nit undèn, Dagegen werden im Bundesrathe die jegigen Beziehungen der Schweiz zu Deutschland als sehr gute bezeihnet. Von dem angebli baldigen Beginn der Unterhandlungen über den Nieder- lassungsvertrag mit Deutschland ist hier nichts bekannt.

November. (W. T. B.) Durhch Beschluß der Anklagekammer des Bundesgerihts sind wegen anarchistisher Vergehen Nicolet als Urheber des Anarchisten-Manifestes, Darbeley und Hängi als seine Ge- Men vor das eidgenössishe Geshworenengeriht ver- wiesen.

Schweden und Norwegen. (F.) Stockholm, 28. Ok- tober. Die Postverwaltung hatte im vergangenen Jahre nach dem Bericht der General-Postdirektion eineEinnahme von 6 598 040 Kronen, während die Ausgaben 6561 924 Kronen betrugen; es verblieb mithin ein Uebershuß von 36116 Kronen.

Afrika. Ca Kairo, 2. November. (W. T. B.) Der N von Wales traf in Begleitung seines Sohnes, des Prinzen Georg, gestern hier ein und wurde auf dem Bahnhofe von dem RHeDive begrüßt. Die Prinzen begaben sich sodann zu Wagen zum Frühstück bei dem Generalkonsul Sir Evelyn Baring. Am Abend erschienen Jhre König- lichen Hoheiten zum Diner bei dem Khedive im Abdinpalaste ; an der Tafel nahmen 90 Personen Theil, darunter sämmt- liche Minister, der englische Generalkonsul Sir Evelyn Baring, General Dormer und das prinzlihe Gefolge.

Aus Zanzibar vom 2. November meldet ein Tele- gramm des „Reuter'’shen Bureau“:

Der Missionar Cole ist, begleitet von seiner Frau und seinen Kindern, mit dem deutshen Reichskommissar Hauptmann Wißmann von Mpwapwa hier angekommen.

Zeitungsftimmen.

Die „Mecklenburger Nachrichten“ bringen unter der Ueberschrift „Orient und Occident“ folgenden Artikel : ,_eAm vergangenen Sonntag reite Kaiser Friedrih's Tochter, die Prinzessin Sophie, ihre Hand zum ehelichen Bunde dem Kronprinzen Constantin von Griechenland auf dem altklassischen Boden der Stadt Athen, unter den Mauern der Akropolis, welche aus der Blüthezeit des Hellas bis in die Gegenwart hineinragen. Zeuge der ehelichen. Verbindung war das Deutsche Kaiserpaar, welches von dem Meerbusen von Genua aus an Bord einer stolzen Kriegsflotte am Tage zuvor im Piräus eingetroffen war; Zeugen waren die Thronfolger von Groß- a +60 und O und a O Von S anemors,

„e S0 wenige Zeilen, wie die vorstehenden, haben selten eine solde Gülle von politisch und fkulturell bedeutsamen Momenten i g vereinigt. Doch nicht diese {lite Darstellung, sondern die That- sachen sind es, welche Herz und Verstand bewegen und die Phantasie dur die Jahrhunderte \{weifen lassen, von der Wiege der klassischen Bildung, von den Zeiten des Solon, des Perikles, des Sokrates, des Plato und Aristoteles, bis zu der Gegenwart, wo drei der: mächtigsten Staaten des Kontinents Deutschland in seinem Ober- haupt, die anderen beiden in ihren Thronfolgern in der Haupt- stadt des jungen griehischen Königreichs vertreten sind, um den Bund der Herzen des griehishen Königssohns mit der Schwester des Deutschen Kaisers zu weihen.

Das gebildete Deutshland hängt an keinem anderen Lande mit gleichem Interesse wie an dem Lande der Hellenen. Unsere Jugend wird von früh an in die Geschichte und in die Geistes\{öpfungen des- gei Gen Alterthums eingeweiht, und selbst wer länast der S&uk- ; e Gn e M [euen E v noch wentg bewußte Er--

n n ie auf dem Gymnasium gesammelten Früchte sih be- wahrt hat, fühlt sich rei in dem Befite der Bilde die "e aus dem Studium der Werke Griechenlands erworben. - Die Dankbarkeit, welche hierfür Jeder empfindet, war es vornehmlich, die in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts die Synpathie sür die Unab- hängigkeit Griechenlands in Deutschland erweckte, und mit glei lebendigem Interesse vernahm man es, als das junge Königreich sich- einen deutschen Fürsten zum Oberhaupt erwählte.

Jeßt, wo Kaiser Wilhelm's Sehwester sh dem riehishen Thronfolger, einem Sproß aus dânischem Grblüt, vermählt hat, ge-

# worden wäre.

S wissem Sinne an die

langt nit nur die Theilnahme, welche Deutschland an den Geschicken des Hohenzollernhauses nimmt, zu freudigem Ausdruck, sondern es mischt si hierin ein Gefühl lebendiger Sympathie mit dem Lande, in dessen Gauen unsere gebildete Welt im Geiste sich heimisch fühlt. Aber Niemand wird es unternehmen wollen, hieran irgendwelche politishe Kombinationen zu knüpfen: wie sie dem Bunde der Herzen der Neuvermählten fern lagen, so auch den beiden Ländern, die durch dieses een von Neuem in nähere geistige Beziehung ge- treten in Von Athen aus begiebt \sich das Deutshe Kaiserpaar nach Konstantinopel. Diese Reise darf als eine N Ergänzung an- gesehen werden, ohne welche die Reise nah Griechenland sicherlich zu manchen unbegründeten politishen Schlukßfolgerungen ausgebeutet Hiermit erfahren die Beziehungen, welche den Occident mit .dem Orient verbinden, einen harmonishen Abschluß, der sicherlich nicht minder den friedlihen Bestrebungen der Politik des Kaisers dienen wird, wie die anderen Besuche, welche derselbe bisber an fremden Höfen gemacht. Diese Fahrt nah der türkishen Hauptstadt im Anschluß an die S Cte erigen in Athen erinnert in ge- vewahrheitung des Goethe'’shen Wortes, welches die engen geistigen Beziehungen feiert: Wer fi selbs und Andere kennt, Wird auch hier erkennen : Orient und Occident Sind nicht mehr zu trennen.“

Die Budgetdebatte gewährt den Blättern immer noch reihen Stoff für ihre Betrahtungen. So schreibt der „Reichs bote“ bezüglich der Angriffe auf die Zollpolitik:

„Es ist nicht wahr, daß die Zölle die Lebensmittel vertheuert haben, wie die Freisinnigen und Sozialdemokraten behaupten. Der Minister von Boetticher wies ihnen wieder einmal ziffermäßig nah, daß die Brotfrüchte vor S brung der Zölle viel theurer gewesen sind, als jeßt, wo diese Zölle bestehen; aber das wird diese Herren nicht hindern, ihr Lied von der Vertheuerung des Brotes durch die Zölle immer weiter erschallen zu lassen. Und selbst wenn sie jeyt ans Ruder kämen, wären sie gar niht im Stande, die Zölle abzuschaffen, weil sie die Zolleinnahmen gar nicht entbehren und auh dur nihts Anderes erseßen können. Sie reden immer von ihrer Reichs-Einkommensteuer; aber wie boch und drückend müßte dieselbe

# wohl werden, wenn sie die 300 Millionen bringen sollte, welche die

Zölle eintragen. Die Zölle sind für Niemand drückend, weil das Ausland sie tragen muß: sie sind nur lästig für die Großhändler ; aber das kann doch für die Nationa niht maßgebend sein. Was wäre aus unserer Industrie und Landwirtbschaft geworden, wenn die Zölle der Einfuhr aus tem billiger produzirenden Aus- lande nicht eine Schranke auferlegt hätten! Man denke doch an die Zustände, wie sie îin den 70er Jahren unter der Herrschaft des Fceibandels herrschten! Wenn man \sich dessen erinnert, so wird man von Unmuth erfüllt über dieses ewige dema- gogishe Bekämpfen der Zölle, deren großer Nupen für die Hebung unserer Reichsfinanzen und unserer Industrie zweifellos ift

Deutschland, das mitten im Kreise von billiger wie es selbst produ- zirenden Ländern liegt, wird immer den Zollshuy für seine nationale Arbeit nöthig haben. €© o lange Rußland und Oesterreih-Ungarn noch nicht so viele Eisenbahnen hatten, und die Dampfschiffahrt nah Amerita «nd Sndion- rtchs+ o u38gebibdet- wirs konnte Deusicakand

: auf den Schuy gegen die Einfuhrkonkurrenz verzihten aber jeßt N geht das nicht mehr, wie die 70er Jahre bewiesen haben.“

In der gleichen Richtung bewegt sich ein Artikel des „Deutschen Tageblatts“, in welchem es heißt: „Der deutshe Wähler wird nicht umhin können, sich au jeßt

: wieder die für die Entscheidung des gegebenen Streitfalls wichtigste

Frage vorzulegen: was aus Deutschland geworden wäre, wenn nicht der Fürst Reichskanzler mit seiner auf die Befestigung der Reichs- anes 1 den Schuß der nationalen Arbeit abzielenden Initiative gelegt hatte.

Man nehme den Fall an, die Politik des Gehen- und Geschehen- lassens auf wirthschaftlihem und sozialem Gebiete sei dur{gedrungen. Die Hochöfen unserer Industrie wären dann niht von Neuem an-

M geblasen worden, die Ländereien, auf denen auch heute noch Korn und

Weizen gebaut wird, lägen bra. Die Holzwirthschaft rentirte sch ebensowenig wie der Körnerbau, aber eines rentirte sich unter allen Umständen und das wäre die Ausbeutung einer Unzufriedenheit über die unglaubliG theure Politik der Freisinnigen, die aller Beschreibung spotten müßte. Diese Un- zufriedenheit aber würde in einer ungehinderten Propaganda der sozialistishen Partei so deutlich zur Geltung zu kommen gestrebt haben, daß darüber der linksliberalen Bourgeoisie Hören und Sehen vergehen und der Ruf nach Bismarck in ganz Deutshland so laut ershallen würde, daß darüber alle Diejenigen ershrecken müßten, die ohne den Kanzler heute nihts wären.

Fürst Bismarck hat mit unermüèliher Geduld im Kampfe gegen zeitweise allerdings sehr mächtige Koalitionen ebenso wie die militärishe auch die wirthschaftlite Wehrfäbigkeit der deutschen n außerhalb des Streites des enggerzigen Parteigeistes zu stellen gewußt.“

Statistik und Volkswirthschaft.

Getreidepreise und Lohnverhältnisse.

Die Freisinnigen und Sozialdemokraten haben bei der Budget- detatte aus dem gegenwärtigen Anziehen der Getreidepreise Anklagen gegen die Regierung und die Zolpolitik herzuleiten gesucht, welche dem armcn Manne das Brot vertbeuert haben soll. Der Staats- sekretär des Innern Dr. von Boetticher wies bereits darauf hin, wie ungerechtfertigt diese Behauptung sei, indem er zur Entlastung die Getreidepreise vor der Einführung der Zölle den gegenwärtigen Preisen gegenüberstellte. Wir vervollständigen im Folgenden das bereits im Reichstage mitgetheilte Material. i:

Nad den „Statistishen Monatsheften“ belief sich der Durch- shnittspreis für Weizen im August dieses Jahres in Berlin a 189,03 A für die Tonne, für Roggen auf 158,76 4 Diese Preise sin allerdings erheblih böher, als die Dur{schnittspreise für Weizen in den Jahren 1883—1888 und für Roggen in den Jahren 1882—1888. Diese Jahre aber wiesen troß der Zölle so niedrige Preise auf, daß die Landwirthschaft in die Ubelste Lage gerieth. Aus der Zeit vor Einführung der Zölle führen wir folgende Preise für Weizen an:

1879: 196 M, 1878: 202, 1877; 230, 1876: 210, 1875: 196, 1874: 240, 1873: 264, 1872: 242, 1871; 234, 1870; 204, 1869: 194, 1868: 250, 1867: 258, 1866: 196, 1865: 163 « Man is also bis zum Jahre 1865 zurückgeben, um einen niedrigeren Weizenpreis als den diesjäh- rigen Augustpreis zu ermitteln, Im Weiteren sind die Jahre 1864 und 1863, 1859 und 1858, die Jahre 1852 bis rückwärts 1848 als billiger zu bezeichnen. Von 1819—1%845 hielten sich die Weizenpreise auf einem niedrigeren Niveau; aber damals war die Produktion von Getreide noch nit so belastet.

Mit den Roggenpreisen verhält es si fast ebenso:

1879 und 1878 betrug der Preis allerdings nur 144 bezw. 143, aber von 1877—1871 war er erbeblih höher als der diesjährige Augustpreis, ebenso von 1870—1867; in den Jahren 1856—1854 bewegte er sich zwischen 208 und 213 M4 :

; on einer übermäßigen Vertheuerung des Getreides kann also

nicht die Rede sein. Was nun die Lohnverhältnisse der Ar-

beiter anbetrifft, so giebt es darüber keine genauen Ermittelungen.

Indeß verdient hervorgehoben zu werden, daß das Statistishe Amt

der Stadt Berlin kürzlich durch Umfrage bei Sachverständigen.

vestellt but Kassen, Fachvereinen hierüber Folgendes für Berlin fest- ellt hat :

Im Jahre 1884 erhielten die Tagelöhner (erwachsene Arbeiter) einen Wowenlohn von 14,40 4, im Jahre 1888 einen solchen von 16,50 4 ; erwaWsene Arbeiterinnen 9 bezw, 10,35

Bei einer Vergleihung der Einkommensteuershäßung der Steuer- erwaltiurg im Jahre 1884 mit jenen von dem Statistishen Amt der Stadt Berlia ermittelten Sie ergiebt \sih dieselbe Steigerung. Die Einschäßung ergab damals für Handwerkergesellen einen Wotenloÿn von 16,70 4, die Ermittelung vom September 1888 22.80 M, also eine Erhöhung um 36 °/.

Daß diese Erhöhung ganz anders ins Gewicht fällt, wie das An- ziehen der Getreidepreise, welhe noch lange nicht den Stand der siebziger Jahre erreiht haben, liegt auf der Hand.

Getreide im Börsenhandel.

Die am 31. v. M. in Weimar versammelte landwirth- \chaftliche Centralstelle des Großherzogthums Sabsen beschloß, der „Th. C.* zufolge, auf Anregung des deutschen Land- wirthschaftsraths, ungesäumt \tatistische Ermittelungen in den ver- schiedenen Landestheilen anzustellen Behufs Feststellung der für die Landwirthschaft noch annehmbaren Lieferungsqualitäten für Getreide im Börsenhandel.

Zur Arbeiterbewegung.

Welche Summen die Arbeiter zur Durchführvng einzelner Strikes zusammenzubringen vermögen, zeigt die Abrechnung über den Berliner Maurerausstand, die am 28. d. M. in einer öffentlihen Maurerversammlung Berlins abgelegt wurde. Der Generalstrike dauerte vom 21. Mai bis 7. Juli d. J., also über ses Wotten und vershlang, wie dir „Hall. Ztg.“ gescbrieben wird, in Ganzen rund 32400 46 Von dieser Summe wurden an Strike- Unterstüßungen rund 24 700 Æ, also nur drei Viertel vom Gesammt- bedarf verausgabt ; 2600 M gingen auf „Reise-Unterstüßungen“®, 1318 M auf, Extra-Unterstüßungen“ drauf. Für Saalmiethen, Säulenanschläge, Drucksachen, Lokal- und „Filial “-Ausgaben sind zusammen rund 1800 M in Ansatz gebracht, daneben figurirt eine Summe von 1377 M für Verwaltungskosten. In der Abrechnung finden sih ferner folgende Ausgabeposten : für Bahnhofspatrouillen 259 #4 und für Bausperren 172 das dürften, wie das genannte Blatt meint, die Gebühren für die vermuthlih niht s{chlecht bezahlte sozialdemokratishe Polizei sein. Den Auégaben stehen zusammen rund 33450 46 Einnahmeu gegenüber und zwar sind dieselben theils als solche „auf Listen“, also véermuthlichß dur Kollekten gesammelte, theils als solhe „ohne Listen“, also wahrscheinlich freiwillige Beiträge, ver- zeihnet. Der Hauptposten in der Einnahme stammt „von der Ge- \häftsleitung Hamburg“ mit 17 000 A Das Blatt hebt besonders hervor, daß der vierte Theil der gesammten Unkosten dur allerlei Geschäfts- und Verwaltungsgebühren vershlungen worden ist. Es sei sona dur vorstehende Abrehnurg klar und nett erwiesen, daß die sozialdemokratisde Geschäftsführung eine ganz außerordentlich theuere ist und die „Beauftragten“ offenbar eine so gute Besoldung erhalten, daß es nicht Wunder nehmen kann, wenn diese ihr Mög- lidftes thun, um Strikes in die Länge zu ziehen, oder neue Ausstände anzuzetteln.

Nah Mittheilung des Statifstishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 20. Oktober kis inkl. 26. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen: 542 Eheschließungen, 878 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 472 Sterbefälle.

Ss Ds. ch0 0. 0V_ 0.00.0. D. 0-0-

Land- und Forstwirthschaft.

Das Haupt-Direktorium des landwirthschaftlichen Pro- vinzial-Vereins für die Mark Brandenburg und die Niederlausig hat für die nächbste Sißzungsperiode des Landes- Oekonomie-Kollegiums folgenden Antrag gestellt: „Das Landes- Oekonomie-Kollegium wolle beschließen: den Herrn Minifter für Land- wirthschaft, Domänen und Forsten zu ersuchen, in den unteren Läufen unserer grofen Strôme, besonders an den, die Provinz Brandenburg dur{fließenden Strömen, Elbe und Oder, während der Frühjahrs- L eingehende und ausgedehnte Versuche mit dem

ereinlassen fruchbtbaren Flußwassers in zur Zeit noh durch Winter- deiche abgeschlossene Niederungen anstellen zu lassen, und bei der hohen Bedeutung dieser Versuche für viele Tausende von Bewohnern der Stromniederungen, den Beginn derselben beschleunigen zu wollen. Die Einstellung der erforderlihen besonderen Mittel \{Gon in den bn ERAS für das Etatéjahr 1890/91 dürfte dabei vorzu- ehen sein.“

Remontee-Märkte.

Den im Regierungsbezirk Frankfurt abgehaltenen Remonte- Märkten wurden mit Aus\{chluß von Guben, worüber die Nachricht fehlt an Pferden zugeführt 375 Stück, von denen 67 angekauft und 308 Stü zurückgestellt wurden. Die gezahlten Preise variirten zwischen 500 bis 1000 M für das Stüdck.

Saatenstandsberiht aus Ungarn.

Aus Budapest, 30. d M,, wird der „Wien. Zta.* telegraphisch gemeldet: Die über den Stand der Saaten und der Lage der Land- wirth\chaft beim Ackerbau-Ministerium in der zweiten Hälfte des laufenden Monats eingelaufenen Berichte lassen ih _in Folgen- dem zusammenfassen: Die abwechselnde und regnerishe Witte- rung der leßten Wochen behinderte den rashen Fortgang der Herbstarbeiten. Die früher angebauten Herbstsaaten sind im All- gemeinen überall im Larde gut aufgegangen und entwidteln \sich \{ön, in Folge der günstigen, regnerischen Witterung lassen si dieselben sogar als üppig bezeihnen. Raps entwickelt sih ebenfalls gut, wird jedoch stellenweise von Raupen geschädigt, während andererseits in manchen Gegenden Engerlinge in den Weizen-, Roggen- und Gerste- saaten Schaden anrihteten, Auch Mäuse zeigen sich, ohne aber großen Schaden anzurihten.

Handel und Gewerbe.

Berlin, 1. November. Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz. Butter: Hof- und Genossen- schaftsbutter Ia. 113—117 , IIa, 109—112 Æ, IIla. 104—108 M, do. abfallende 94—99 4, Land-, Preußische 85—90 #, Nezbrücher 895—90 M, Pommer|he 80—85 #4, Polnishe 76—80 #, Bayerische Sennbutter —,— A, do. Landbutter —,— H, Schles. 88—93 5, Galizische 66—70 4 Margarine 45—75 # —- Käse: Schweizer Emmenthaler 90—95 #, Bayerischer 70—75 #, do. Ost- und West-

reußisher Ia, 70—75 A, do. Ila. 60—65 Æ, Holländer 9—89 M, Limburger 42—50 #, Quadratmagerkäse 25—30 # Schmalz: Pri-na Western 17 9% Ta. 44,00 4, reines, in Deutsch- land raffinirt 48,00—51,00 4, BerlinerBratenschmalz 50,00—54,00 46 Fett, in Amerika raffinirt 43,00 4, in Deutschland raffinirt 46,00— 48,00 G Tendenz: Butter: Nur reinschmeckende feine Marken verkäuflich ; fehlerhafte durchaus vernaclässigt. Landbutter geschäftslos. a Bei andauernd großer Knappheit haben ih Preise be- auptet.

Der Einlösungscours für die jeßt hier zahlbaren öst er- reihishen Silbercoupons ist auf 171,25 4 für 100 F[. österr. Silber aan A gt vérittis bers lesisck

—_ V es. g.° berichtet vom ober e en Eisen- und Metallmarkt: Die bleibende Nahfrage für Eisen- und Stahlfabrikate im Marktverkehr fährt fort, an die Thätigkeit der produzirenden Werke die ausgedehntesten Anforderungen zu stellen. Für die Erzeugung von Roheisen wurden aus dem Bormonat 28 \{chmelzende Hohöfen Übernommen, und zwar: auf Borsigwerk, Bethlen-Falvahütte, Donnersmarckhütte und Hubertushütte je 2, Königliches Hüttenamt Gleiwiß, Redenhütte und Tarnowigzer- hütte je 1, Julienhütte 3, Königshütte 6, Laurahütte und Friedenshütte je 4; außerdem sind 2 Hoböfen an Stelle älterer im Neubau begriffen, 11 Hohböfen liegen kalt. Die Zufuhr von auswärtigen und ausländishen Erzen nimmt ftetig zu, obwohl auch die Eisenerze des Reviers im erhöhten Maße angefahren worden. Zur Zeit wird Ta-Gießerei-Roheisen mit 7,20—8 # be- zahlt, Gußwaaren am Hohofen mit 10 #4 pro 100 kg. Roheisen

zum Verpuddeln ift gesucht, zur Stahlfabrikation wird solhes von den verarbeitenden Hütten selbst erzeugt. Auf den Walzeisen- und Stahlwerken *“errsht eine rege Betriebsamkeit in allen Abtheilungen der verschiedenen Werksvorrihtungen; man ist troß angestrengtester Thätigkeit nit in der Lage, t pg stellung der Lieferungen prompt zu bewerkstelligen, vielmehr müsszn ih Be- steller in längere Fristen fügen. Der Vorrath der Bestellungen sichert den Werken einen kräftigen Betrieb auf mebrere Monate des kommenden Jahres. Die Martinstahlanlage der Königshütte is im vollen Betriebe, und dürfte der Jahresabschluß bei derselben ein loh- nender werden. Die Bismarckhütte hat die Erweiterung ihrer Fein- blechstreckden in Betrieb genommen. Die Thätigkeit der Ma- \chinenfabriken verlangt ansehnliche ate von Profil- und Trägereisen, ebenso ist der Verbrauch der Kesselfabriken an Blechen ein großer, wiewohl es auf diesen Werken troß der erhöhten Löhne an Arbeitskräften mangelt. Preise: Stabeisen 17—17,50 A Grund- preis, Kesselblehe 21,50—22 Æ pro 100 kg. Die Stahlwerke hatten in basishem wie Handelsstahl guten Absatz, ebenso in gegossenen Ar- tikeln, wie Grubenrädern; in Schienen, S{wellen und ge\chmiedeten Rädern kamen ansehnlihe Posten zur Ablieferung. Die Eisen- gießereien sind mit Aufträgen für Maschinen- und Röhrenguß reihlich versehen, ebenso gestaltet sh die Arfertigung von Han- delswaaren, als Oefen, Töpfen u. \. w. zufriedenstellend. Auf den Zinkwerken bat sih die Produktion auf der bisherigen Höhe erhalten, doch werden einzelne Hütten, nahdem sie Angesihts der günstigen Konjunktur in den Vormonaten den Betrieb wesentli er- höht batten, während der Schlußmonate des Jahres ih einer Pro- duktioneecinshränkung anbequemen müssen, um das vorgeschriebene Konventionequantum nit zu überschreiten. An den Preisen hat ch nichts geändert. Ia. raffin. Zink stellt sich 45,50, Zinkbleh 46,50 4 Kaufblei und Bleifabrikate hatten guten Absay, ohne jedo in der Preis\tellung bevorzugt zu sein.

Oldenburg, 1 November. (W. T. B.) Gewinnäiehung der Oldenburger 40-Thaler-Loose: 30000 4 auf Nr. 44031; 1500 M auf Nr. 1926; je 600 # auf Nr. 3812 16428 52282; je 300 A auf Nr. 7175 10477 65954 68304 116997; je 180 M auf Nr. 7225 13259 18701 29104 41695 51473 83814 102160 114403 116627,

Braunschweig, 1. November. (W. T. B.) Serienziehung der Braunschweiger 20-Thaler-Loose: 18 145 207 230 582 641 758 781 937 1004 1377 1922 2065 2089 2689 2769 2873 2919 2971 3199 3312 3486 3492 3606 3767 3793 3907 3970 4291 4536 4983 5121 5143 5226 5299 5316 5561 5613 5633 5687 5767 5908 6044 6173 6243 6687 6789 7451 7452 8009 8071 8102 8331 8641 8812 8987 9130 9177 9370 9643 9938 9957.

Gotha, 1. November, (W. T. B) Serienziehung der Bukarester 29-Fr.-Loose: 219 282 439 726 780 786 1230 1395 1410 1682 1850 2007 2061 2071 2100 2126 2127 2225 2412 2545 2607 2661 2755 2935 2940 2947 2960 3076 3130 3148 3202 3287 3525 3727 3768 3836 3999 4064 4083 4221 4420 4791 4836 4978 5036 5405 5521 5643 5821 5935 5963 6005 6125 6142 6423 6612 6614 7029 7447 7462. 100000 Fr. Ser. 2007 Nr. 76; 25 000 Fr. Ser. 5963 Nr. 29; 5000 Fr. Ser. 4791 Nr. 76.

Manchester, 1. November. (W. T. B.) 12r Water Taylor 72, 30r Water Taylor 9k, 20r Water Leigh 8, 30r Water Clayton 8X,

32r Mok Brooke 85, 40r Mayoll 9, 49r Medio Wilkinson 1 328 Wtpröys Ls %, Sor Bp RBr ald DE: *{0r “Double Weston 95, 60r Double courante Qualität 13ck, 32“ 116 yds 16 e 16 grey Printers aus 32r/46r 182. Fest.

Rom, 1. November. (W. T. B.) Die Zolleinnahmen im Oktober betrugen über 27 Millionen Lire.

Washington, 1. November. (W. T. B) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Oktober um 9 104 853 Doll. abgenommen, im Staatsschayß befanden ih ult. Oktober 625 067 725 Doll.

New-York, 1. November. (W. T. B) Baumwosllen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 312 009 Ballen; Ausfuhr nach Großbritannien 178 000 Ballen; Ausfuhr nah dem Kontinent 148 000 Ballen; Vorrath 498 000 Ballen.

Verkehrs - Anstalten.

London, 1, November, (W T. B.) Der Castle-Dampfer „Taymouth- Caflle“ ist gestern in London auf der Heimreise angekommen. Der Castle-Damvfer „Duart Castle“ ist heute von Capetown auf der Heimreise abgegangen.

Theater und Musik.

Deutsches Theater. :

Am Sonntag wird das dreiaktige Lustspiel „Nächstenliebe“ von Julius Rosen zum ersten Male wiederholt; am Montag wird „Faust I. Theil“ gegeben. Das weitere Repertoire der nächsten Woche ift folgendermaßen festgestellt: Dienstag, 5.: „Nächstenliebe“ ; Mitt- wo, 6: „Faust's Tod“; Donnerstag, 7: „Der Schatten“; Frei- tag, 8: „Nähstenliebe“ ; Sonnabend, 9: „Faust's Tod“ ; Sonntag, 10. : „Nächstenliebe“.

Die umfangreichen technischen Vorbereitungen zu der auf viel- fahen Wunsh am Montag und Mittwoch stattfindenden Zusammen- stellung von Faust I. Theil und Faust's Tod verhindern die Direktion, in_ dieser Woche noch die nöthige Anzahl von Proben zu Halm's „Sohn der Wildniß“ zu halten; in Folge dessen ist die erste Auf- führung dieses Stückes vershoben worden.

Berliner Theater.

In der „Braut von Messina“, die neu einstudirt am Mittwoch, den 6. d. M. zur Aufführung kommt , debütirt als „Don Cesar“ das neuengagirte Mitglied Heinrih Prechtler, bisher am Königlichen Hof- Theater zu Dresden. Die Jsabella spielt Martha Baumgart, welche diese Rolle neu studirt hat und sie zum überhaupt ersten Male dar- stellt. Die Beatrice spielt Clara Seldburg, den Manuel Emil Drah und den Bohemund Friedrich Basil. Die übrigen Rollen werden au diesmal in der alten bewährten Beseßung gegeben, so spielt Arthur Kraußneck den Cajetan u. \. w.

Das Repertoire vom 3. bis 10, November lautet folgendermaßen : Sonntag: „Demetrius* ; Montag: „Montjoye“; Dienstag: „Mont- joye*; Mittwoch: „Die Braut von Messina“; Donnerstag: „Moent- joye‘; Freitag: 10. Abonnements - Vorstellung: „Die Braut von Messina*; Sonnabend: „Demetrius“ (zum 50, Male); Sonntag?

„Montjoye®. Lessing-Theater. :

Das Repertoire ift für die nächste Woche in folgender Weise“ fest- gestellt: Sonntag: „Der Zaungast“. Montag: „Das leßte Wort“. Dienstag: „Der Zaungast“. Mittwoch: „Der Zaungast“. Donnerstag: „Der Zaungast“. Freitag: „Der Fall Clémenceau*. Sonnabend und Sonntag: „Der Zaungast“.

Met A m taat if Ses Tbeater. m Montag wird die Partie der Sophia im „Polengrafen® zum ersten Male von Frl. Tilli Böhm, der neuengagirten Sängerin, gelungen, Die Operette hat sih in der Gunst des Publikums völlig

efestigt. ; Residenz-Theater.

Bis heute ist das Sardou’ sche Lustspiel „Schwiegermama“ stets vor autverkauftem Hause aufgeführt worden.

Neue Kirche.

Der Organist Hr. Hermann De ckert veranstaltete gestern zum Besten der „Sydow-Stiftung* ein Concert, und zwar unter Mit- wirkung der Eoncertsängerin Frl. Marie Schmidtlein, des König- lihen Concertmeisters Hrn. Struß und des unter Leitung des Königlichen Musikdirektors Hrn. Rud. Radecke stehenden Kircen- chors. Unter den zahlreichen Orgelvorträgen heben wir besonders die aus drei Säßen bestehende, d sehr stilvoll gehaltene Sonate in D-moll von dem französishen Komponisten Alexandre Guilmant hervor, mit welcher derselbe bereits vor einem Jahre in einem eigenen Kirchenconcert zu Bayreuth ehrende Anerkennung gefunden. Dieses Werk und die sehr melodiös und feinsinnig gehaltenen Kanons