1889 / 264 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 05 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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Land- und Forstwirthschaft.

Tabadckbau.

Das Septemberheft des Jahrgangs 1889 der „Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reis“ enthält eine noci Na(weisung über den Umfang des deutshen Tabackbaues im Jahre 1889. Im ganzen deutschen Zollgebiet sind biernach 17 405 ha mit Taback be- pflanzt worden, wogegen die im Jahre 1888 bepflanzte Fläche 18 032 ha umfaßt hatte. Nur in Elsaß-Lothringen, Württemberg, Anhalt und Braunschweig hat der Flächeninhalt der mit Taback be- pflanzten Grundstücke im Verglei ¿um Vorjabre an Umfang zuge- nommen (im erstgenannten Direktivbezirk von 1543 ha im Jahre 1888 auf 1744 ha). wogegen in allen übrigen Direktivbezirken der Tabac- bau abgenommen bat, namentli in Baden (6409 ha gegen 6643 ha im Vorjahre), Bayern (3424 ha gegen 3454 ha im Vorjahre), der Provinz Brandenburg (1926 ha gegen 2108 ha im Vorjahre), | de pagiès (888 ha gegen 983 ha im Vorjahre), dem Großherzogthum

essen (488 ha gegen 618 ha im Vorjahre), Hannover (484 ha gegen Berit M Vorjahre) und Westpreußen (474 ha gegen 496 ha im orjahre).

Handel und Gewerbe.

Nach einer Bekanntmachung der Madrider Stadtverwaltung wird am 11. d. M. die 52. Ziehung der 1868er Stadtanleihe behufs Tilgung von 3000 Qbligationen stattfinden. Die Auszahlung der gezogenen Obligationen geschieht zum Course von einer Peseta für jeden Franken im Januar k. J.

Wien, 4. November. (W. T. B.) Ausweis der Karl- Ludwigsbahn (gesammtes 4 vom 21. bis 31. Oktober: 280 572 Fl., Mindereinnahme 3229 Fl.,, die Einnahmen des alten e ed in derselben Zeit 222385 Fl. , Mehreinnahme 220 5

5, November. (W. T. B.) Die österreihi\ch- ungarische Bank erhöht den Wediseldiscont auf 5 9/0, den Lombard- zinsfuß auf 6 9/0.

London, 4. November. (W. T. B.) Die Getreidezufuhr en betrugen in der Woche vom 26. Oktober bis zum 1. November: englisher Weizen 4192, fremder 56 526, englishe Gerste 2400, fremde 18 597, englishe Malzgerste 22 382, fremde —, englisher Hafer 994, fremder 87 799 Qrts. Englis(es Mehl 20 868, fremdes 32 261 Sadck und 95 Faß.

Glasgow, 4. November. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6600 gegen

7500 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. __ Bradford, 4. November. (W. T. B.) Wolle fest, unver- ändert, mitunter etwas höher, Garne und Stoffe belebt.

Submissionen im Auslande.

Rumänien. 20, De:ember. Bukarest. Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Pneumatische Anlagen, Erd- und Maurerarbeiten an der Brücke über den Argesu zu Coyaceni, Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs - Anstalten.

e+ Hamburg,.49NovEnkber. ) „California“ der Hamburg -Amerikanishen Paet- fahrt-Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern Vormittag in Baltimore eingetroffen.

London, 4. November, (W. T. B.) Dek Union-Dampfer „Tartar* ist beute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen, der Union -Dampfer „Trojan“ auf der Heimreise in Southampton angekommen.

Theater und Musik,

Wallner-Theater.

Die Novitäten : „Verfolgt“, Schwank in 4 Akten von Meilhac, Grangé und Bernard, und: „Der Herr von Lohengrin“, dramatischer Serz in 1 Akt von A. Günther, gehen am Sonnabend, den 9. No- vember, zum ersten Mal in Scene, und es gelangt demnach die Gesangsposse: „Der Dompfaff“ nur noch 3 Mal zur Aufführun.

(W. T. D.) .DerckP-ostdampfer !

Sing-Akademie. Mittrooch, den 6. November, Abends 74 Uhr, findet das zweite Concert von Annette und Helene Rombro statt. Donnerstag, den 7. November, Abends 74 Ühr, beginnen die Abonnements-Concerte von Emile Sauret und Heinrich Grünfeld.

Concerthaus.

Im Concertkaus bleibt Hr. Kapellmeister Meyder der alten Sitte treu, die Gedenktage berühmter Komponisten durch Aufführung ihrer Werke zu feiern und das ganze Programm nur aus ihren Schöpfungen zusammenzuseßen. So wurde am gestrigen Abend der Todeétag des so früh seinem künstlerishen Schaffen entrissenen Felix Mendelsfohn-Bartholdy gefeiert, und dieser!Umstand hatte die Verehrer Mendelssohn’sher Musik in stattliher Anzahl versammelt. Die Glanznummer des Programms bildete das G-moll-Concert für Klavier, welhes von Hrn. Johannes Doebber vorgetragen wurde. Hr. Docbber zeigte sich den Schwierigkeiten seiner Aufgabe vollkommen gewachsen: seine Technik ist eine solide, der Anschlag leiht und doch kräftig, das piano wird zart von ihm gegeben, die Läufe kommen rein und elegant zum Vortrag. Auch das Orchester unter Leitung seines bewährten Dirigenten verdient Anerkennung; discret in der Begleitung, führte es in den Partien, wo ihm die Führung obliegt, seine Aufgabe sauber und mit künstlerischer Feinheit durch und ließ somit im Zusammenwirken mit dem Pianisten die Schönheiten der Mendelssohn’schen Musik zu vollendeter Geltung kommen. Der lebhafte Beifall, welhen die Hörer ihm zollten, veranlaßten Hrn. Doebber zu einer Zugabe, welhe gleihfalls gut ausgeführt wurde, abgesehen von einigen kleinen Unebenheiten, die vielleiht auf die sehr erklärlihe Ermüdung nat der vorhergegangenen Anstrengung zurückzuführen sind. Den zweiten Theil des Programms füllte die immer wieder gern gehörte schottishe Symphonie aus. Das Publikum folgte aufmerksam den gebotenen Vorträgen und zeigte sh durch anhaltende Beifallsspenden dankbar.

Preußische Klafsenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern fortgeseßten Ziehung der 2. Klasse 181, Königlich preußisher Klassenlotterie fielen in der Nachmittags-Ziehung:

1 Gewinn von 10 é. auf Nr. 38 393.

2 Gewinne von 1500 6 auf Nr. 97 791. 98 923.

2 Gewinne von 500 M auf Nr. 161 528. 170 975.

11 Gewinne von 300 46 auf Nr. 32373. 50 183. 56 185, A 89 679, 90345. 108 119. 118641. 136 810. 166 291,

Bei der heute fortgeseßten Ziehung der 2. Klasse 181. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor- mittags-Ziehung:

1 Gewinn von 30 000 M auf Nr. 66 286.

1 Gewinn von 5000 M D Nr. 109 475.

1 Gewinn von 1500 # auf Nx. 48 192.

1 Gewinn von 500 A6 auf Nr. 105 321.

8 Gewinne von 300 #4 auf Nr. 13305. 51 885, 69 290, 90 815. 100841. 132 134. 142 785. 187 915.

P S ® 20 E M D S Âìe, ì® ea G

Mannigfaltiges.

Bei dem Festessen, welches am_1. November nah der Enthüllung des Joahim-Denkmals in Spandau stattfand, wurde an Se. Majestät den Kaiser folgendes Telegramm nach Kon- stantinopel gesandt :

„Ew. Kaiserlihen und Königlichen Majestät erlauben \ih die zur Enthüllung des Denkmals für den Kurfürsten Joachim IT. in Spandau festlih Versammelten ihren ehrerbietigsten Dank und Gruß aller- unterthänigst darzubringen. Wir bitten den Allmächtigen Gott, daß das shône Denkmal den kommenden Geschlehtern Treue gegen das evangelishe Bekenntniß, Treue und Liebe zu dem angestammten Königshause und zu dem brandenburg- preußischen und deutschen Vater- lande predigen und einprägen möge. Das walte Gott !*

Die sanitären Verhältnisse in Berlin waren au in der Woche vom 20. bis 26. Oktober günstige und die Sterblichkeit cine geringere (von je 1000 Einwohnern starben aufs Jahr berechnet 16,6). In sehr beshränkter Zahl traten Darmkatarrhe und Brech- durhfälle zu Tage und erlagen denselben nur wenige Kinder. Die Theilnahme des Säuglingéalters an der Sterblichkeit war eine ge- ringe, von je 10 000 Lebenden starben (aufs Jahr berechnet) nur 48 Säuglinge. Auch akute Entzündungen der Athmungsorgane kamen feltener zum Vorsct‘ein und nahmen in den überwiegend meisten Fällen einen günstigen Verlauf. Das Verkommen der Infektionokrank- heiten zeigte im Allgemeinen ein ähnlihes Verhältniß wie das der vorhergegangenen Wochen. Erkrankungen an Unterleibstyphus und an Masern kamen wenige und in keinem Stadttheile in nennenswerther Zahl zur Anzeige. Auch Erkrankungen an Scharlah wurden weniger (am zahl- reihsten aus der enseitiden Louisenstadt) gemeldet. Dagegen haben Erkrankungen an Diphtherie, die sich am häufigsten im Stralauer Viertel und in der Rosenthaler Vorstadt zeigten, zugenommen ; des= gleihen kamen auch Erkrankungen an Keuchhusten in größerer Zahl zum Vorschein und führten au in einer größeren Zahl von Fâllen (10) zum Tode. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen weniger zur ärztlihen Behandlung, an Kindbettfieber wurden nur 2 Erkrankungen gemeldet. Ansehnlih gesteigert waren aber Er- krankungen an afkutem Gelenkrheumatismus, während rheumatische Beschwerden der Muskeln weniger zur ärztlichen Beobachtung kamen.

Die diesjährige Jagd auf Rebhühner im Regierungsbezirk Potédam wird, nah einer Bekanntmachung des Bezirksaus\chu}ses zu Ta mit Ablauf des Sonnabend, des 16. November 1889, geschlossen.

Ein glänzendes Meteor ist am 2. November, Abends zwischen 7 und #8 Uhr, beobachtet worden. Das „Berl. Fremdenbl.“ schreibt darüber : Die leurige Kugel, welhe sich seltsam von dem dunklen Abendhimmel abbhob, war von bläulihem Schein der einen ganz intensiven Glanz auêstreute. Der Flug des Meteors war von Süden nah Norden sihtbar und beshrieb eine sheinbare Luftlinie von ca. 7 m, die namentlich durch den prächtigen hinterlassenen glänzenden Lichtshein markirt wurde. Das Meteor hatte Aehnlichkeit mit einer kurzen, dickbauchigen Flasche, von der sih in der Mitte der Flugbahn E ablöste, Unmittelbar darnach waren beide Stücke un-

ar.

Aus London meldet die „Allg. Corr.“ : Hier werden jeßt aus- gezeichnete Photographien Sr. Majestät des Kaisers Wilbelm verkauft. Der Kaiser ließ sich während seines Besuches in Osborne auf Wuns der Königin photographiren, und zwar in der Uniform eines englishen Admirals und in der eines deutschen Flotten-Kapitäns.

Lo carno. Der „N. Zür. Ztg.“ wird geschrieben: Es regnet nun bereits die vierte Woche bei uns, mit sehr kurzen Unterbrechungen, Ticino, Verzasca und Maggia bringen ungeheure Wassermengen. Der See ist über feine Ufer getreten und hat eine Höhe erreiht, wie seit 1872 nit wehr. Es ift cin Glü, daß der Abfluß des Lago Mag- giore regulirt ist, sonst wäre der Schaden, * der jeßt entstände, Jnab- chbar. Die Straßen®ain See entlanT von Gordola über LKarno

| bis Ascona stehen unter Wasser. Vom Hafen sieht man nihts mehr. Die

Halle an der Schifflände und der ganze Plat rings umher bilden nun einen Theil des Sees. Aus den Kellern am Marktplay quillt das Wasser sprudelartig hervor. Es \{eint ‘noch keine Wendung zum Bessern eintreten zu wollen. Die Berge sind von dichten Nebeln verhüllt. ropdem befinden sih hier eine beträhtliche Anzahl von Kurgästen. Das warme Wetter und die feuchte Luft bieten den Lungenkranken große Erleichterung in ihren Leiden.

New-York, 2. November, (R. B.) Aus Colorado einge- gangene Depeschen melden, daß daselbst seit en ein heftiger Schneesturm wüthe. Die Eisenbahnen sind blockirt, die Telegraphen No und Hunderte von Hornvieh und Pferden sind umge- ommen.

Wetterbericht vom 5. November, Dirigent : Kapellmeister Sucher. (Elisabeth: Fr. | in 3 Akten, nah einem G. de Grahl’\hen | pferd Galgenstrick, geritten von Frl. Clotilde Hager. Morgens 8 Uhr. Moran-Olden, vom Stadt-Theater in Leipzig, als | Entwurfe von Richard Genée und I. Frische. | Agat, arab. Vollblut, in Freiheit dressirt und ti m t pp Gast.) Anfang 7 Uhr. Musik von Louis Roth. Jn Scene „geseßt von | vorgeführt von Hrn. Franz Renz. Mr. Megßgeh S | (252 Schauspielhaus. 237. Vorstellung. Die Quitzows. | Julius A he. Dirigent: Kapellmeister Feder- mit seinem dressirten Esel. Renommirte Künstler-

/ C SE S=-= | Vaterländisbes Drama in 4 Akten von Ernst von | mann. An ang 7 Uhr. familce Briatore. Sculpferd Kandelaber, geritten

Stationen. S8 Wind. | Wetter. | 25 q | Wildenbruch. Anfang 7 Uhr. - Donnerstag: Der Polengraf. von Hrn. Oscar Renz. E So S L A E S Donnerstag: Vorstellung. S E armen. per în en von Georges Bizet. 2 Hn Si | E = | Text von Henry Meilhac und Ludovic Halévy, nah Residenz Theater, D irektion: Sigmund Lauten Mullaghmore| 753 |SSW 3\|bedeckt 8 | einer Novelle des Prosper Mérimée. Tanz von | burg. Mittwoh: Zum 12. Male: Schwieger- Familien-Nachrichten Cb| 0 C E E Seme alc O : risttansun 2\wolfig aujpielhaus, . Borstellung. Letzte Liebe. : : L î Stvdiole . | 702 SSS ps | 8 | Siouspiel in 5 Alten aus dem Ungarischen des | Deuts von Ernst Schubert. In Scene gefept von | “Wilhel Kaumann (Berlin) “Fel. "Elcorie A qu 1 E 2 A ; czy. Anfang 7 Uhr Donnerstag u. folgde. Tage: Schwiegermama. Mae 8 Hrn. Kaufmann H. Voß (Liegniz— t. Petersbrg.,| 769 |SSO 1/\Nebel 2 E MEN T E t Hte ; ; Moskau... |_ 771 SO 1|bedeckt 1 _| Deutsches Theater. Mittwoch: Faust's Tod. | Kroll's Theater. Mittwoh: Hohenstaufen V Frl, Suise Wisiag (SatEity D Cork, Queens- Donnerstag: Der Schatten. und Hohenzollern. vorsteher Otto Mahlo mit Fri. Margarethe Bier- town... | 756 WSW 4Regen 10 Freitag: Nächftenliebe. wish (Glogau). Hr. Pastor O. Kügler mit Cherbourg . | 761 |NW 2 wolkig 10 i A Emma Lochmann (Seitendorf). Hr. Karl elder... | 757 SW 2bedeckt 9 Berliner Theat | S Central-Theater. Dircktion: Emil Thomas. enner mit Frl. Margarethe Dehmel (Breslau). L N 754 |WSW 3 halb bed. 8 erliner Theater. Mittwoch: Neu einstudirt : Vorleßte Woche, Mittwoh: Zum 30. Male: | Hr. Max Sthulz mit Frl. Hedwig Goly amburg .. | 758 |W 2\bedeckt 8 | Die Braut von Messina. Das lachende Berlin von Ed. Jacobson und | _ (Berlin). winemünde | 759 |SSW 3\[Dunst 8 Donnerstag: Montjoye, der Mann von Eisen. H. Wilken. Anfang 7x Uhr. Geboren: Ein Sohnt Hrn, Georg Telschow aer a8 M M L g orden! 4 E - Vorstellung. Die E S. T A Oberst 4 dl) v. dh E emel, 3\bede raut vou Messina. u : Steinsdorf b. Haynau i. . _— Hrn. Reg.- aris .... | 759 [N 1 bededckt 8 E E Be u. L ge A Rath Besser (Kassel). Hrn. Pastor Müller Münster... | 759 |[SW 2 bededt g Tessiug-Slietttr. NüioGe: D s ittwoh: Zum A ale: e e T e af (&l. Morin-Argenau). Hrn. Prem -Lieut. Artelt Karlsruhe. ,| 761 NO LUbedeckt 7 eing heater. Mittwoch: Der Zaungast. Selangéposle e i G y N en rerzow. | (Hanau), Eine Tochter: Hra. Rechtsanwalt Wiesbaden , | 760 till bedeckt 7 | Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal. Rot! c A von 71 Ub, r. usik von Franz A (Zabrze). Hrn. Prem.-Lieut. Overdyck München .. | 763 |S 92 halb bed. | 2 Donnerstag: Der Zaungast. / A ong Di e Borstell Köln). Hrn. Otto Hoelt (Berlin). Hrn. Cbemniß .. 762 S 9 halb bed, 7 | Freitag: Der Fall Cl menceau. Schauspiel onnerstag: Dieselbe Vorstellung. Hauptm. Frhrn. v. Barnekow (Hildburghausen). Berlin, S 760 SW H 2 bededt 7 |in C T a d’Artois. m A A n Ma) Tochter: Hrn. R ebe B : : : : r. jur. von Saldern (Mantel). Breslau. .. | 763 |S 2/bededt 8 e : 1 Monin, E a S7 A O von | Gestorben: Hr. Peter Schuster erliu —_ Ile d'Aix. 759 NNW 6 Regen T , L D rab, Ae hr: B M Aa Hr. Adalbert Bonsack (Berlin). Frau Wittwe A | 764 |ONO 4/wolfig 10 Wallner=-Theater. Lezte Woche. Mittwow: S Eouao g . : Dr. : Seriha AG geb. Cuno (Berlin). Hr. Richard Triest... . | 765 still |bedeckt 12 | Zum 25, Male: Der Dompfaff. Posse mit | Die t ehl (Berlin) Hrn. Reg. - Assefjor Kor aa Stians in A bon Ce job . Hirschel. C pi Ged N Hr. N ebersi er erung. usik von F. Krause. an t, S i ü i : er (Gumbinnen), Hr. Kaufman Ein Minimum liegt nördli v L ttland Donnerstag und Freitanz e Dompfaff. E S Ed. Sÿolz (Breslau). Hr. Arthur Glatschke eite. Theitbe iber Frankrei: am po | Sonnabend: Zum 1, Male: Verfolgt. Schwank | 23. Concert - Saison. Mittwoch, Abends 1 | (riedenshütte). Hr. Major a. D. Gustav von e pression über Frankreih; am höchsten in 4 Akten von Meilhac, Granaé und B d, | Gesellshafts-Abend des Kapellmeisters Hrn. Karl Knobelsdorff (Görliß) O lber Mun „Dei sdwaer süd- Vorber: Aum 1, Mal N Des Barr vou Loben Ae mit seiner aus 70 Mitgliedern bestehenden : L r Luftstrômung ist da etter über Central- 5 S n | Kapelle. Europa mild und trübe, vielfah ist etwas Regen | rin Dramatischer Scherz in 1 Akt von A. Günther. Bonnevfiaat Gesellshafts-Abend. Anfang 7 Uhr. Redacteur: Dr. H. Klee. A 20 E mag an Rae Ti E ——— Berlin: E e, g elle starke NRegenfälle statt- | Pictoria-Theater. Mittwoch: Stanley in : . / erlag der Expedition (S ch olz). gefunden. Jle d'Aix e tun Segen | Afrika, Zeitgenälde in 11 Bildern von Alex. R G e e E N Dru der Norddeutshen Buhdruckerei und Verlags- ______ | Mogzkowski und Rich. Nathanson. Musik von C. b} ire Oer der glüserne Pantoffel. | Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32, E | 4. Raida, Ballet von C. Severini. Anfang Rae L in 4 aid Acht Beil : N t: mit Aufzügen, Täuzen und Gruppirungen, arrangir Ga Theater- Anzeigen, Aba! Dieselbe Vorstellung. Sit E N u Thi Buen), (einschließli (s A Königliche Schauspiele. Mittwoh: Opern- L T 2 Equipagen sind volltfnbia neu T0 auf das | und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent- haus, 223, Vorstellung, Tannhäuser und der Friedrich - Wilhelmstädtisches Theater. Brillanteste ausgestattet. Gigerle-Quadrille, ge- | lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf Sängerkrieg auf e i. Große roman- Mittwoch: Mit neuer, glänzender Ausstattung: | ritten von 16 Damen, Auftreten der vorzügl. | Aktien und ftiengesellschaften) für die Woche tisce Oper in 3 Akten von Richard Wagner. ! Zum 14, Male: Der Polengraf. Operette | Reitkünstlerinnen und Reitkünstler, Das Schul- | vom 28. Oktober bis 2, November 1889.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 264.

Berlin, Dienstag, den 5. November

Deutsches Reich.

Zudckermengen, welche in der Zeit vom 16. bis 31. Oktober 1889 innerhalb des deutschen its com mit dem Anspruch auf Steuervergütung

abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den

eien Verkehr zurückgebraht worden find.

[710: Rohzucker von mindestens 90 Proz. Polarisation und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens

90 Proz. Polarisation.

711: Kandis und Zucker in weißen vollen harten Broden 2c., oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert,

sogenannte Crystals 2c.

712: Aller übrige harte Zucker, sowie aller weiße trockene (niht über 1 Proz. Wasser enthaltende) Zucker in Krystall-, Krümel- und Mehlform von mindestens 98 Proz. Polarisation.]

G 2 AB C a S Aus öffentlichen Niederlagen E Be T MiterE e a amtlichem Vitv uy wurden Staaten jur Anse i aue Me gegen gs eg A E the Ycdtederlage r ung in den freien Verkehr bezw : zur unmittelbaren Ausfuhr Privatuiederlage - unter mte g zurüdgebracht Verwaltungs-Bezirke. lihem Mitvershluß 710 711 712 710 711 712 710 711 712 kg kg kg kg kg kg kg kg kg Preußen. Provinz Westpreußen . 200 100 28 826/14 848 937 366 Brandenburg . 1000000 41588 ¿ D Î 1941 943/ 764873 N e 4915 9066| 40000 2 100 d osen . . O S _— 43‘ —_— A Scirfien E 650 300} 142 374 85 333| 1469 288| 393 671| 226 363 55 300| 125 256| 205 000 ¡ Sachsen, ein\sch{chl. der \{chwarzb. Unterherrshasten ..., 920 843/| 5 027516 437 323} 8 583 209| 250 090 19 800] 480 005 47 564 ë Schleswig-Holstein . 191 809 91 178 75 2351 400 750| 148 087 248 G Dann o a a 2d 2419 815| 229 990 84 776] 1 100 000 ¿ Mea L E 9 249 _— ë I A 292 772 3 110} 1 240 000 91 500 Sa. Preußen 6 324 810| 6557952 868052133 549 090 964 846| 246411 535 673| 172920| 205 000 B T 14524| 428 667 1 698 229 20 000 C S 6 917 B A 9 935 _— Braunschweig —, «e «4 .137572| 1703 832| . 247 7592| _200 000% e S M L 2386 118| 350000 18 862 Bremen 975 001 Hamburg . E S 9396 2759| 9201 270 99 4121 919 941 Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet . 19 234 305| 9258 573| 1 234 078/36 367 260| 964 846| 2464111 555 673| 172920| 205 000 ierzu in der Zeit vom 1. August 1889 Ÿ bis 15, Ebe: 1889... , 19463 286/13 474 430| 1368 770/21 616 883| 1380478| 192594] 3302 546| 275 971| 414 900 Zusammen 38 697 591/22 733 003! 2 602 848/57 984 143| 2 345 324| 439005] 3 858 219| 448 891| 619 900 In demselben Zeitraum des Vorjahres*) | 46 600 794/18 342 370| 3 062 955[33 454 122| 2481 629| 200 827/13 046 417| 660 719! 99 600 *) Die Abweichungen von der vorjährigen Uebersicht beruhen auf nahträglih eingegangenen Benachrichtigungen. Berlin, im Monat November 1889, j v. Kaiserliches Statistisches Amt. Beder. } /

Parlamentarische Nachrichten.

Jm weiteren Verlauf der gestrigen (7.) Sigung des Reichstages ergriff bei der Debatte über die Darlegung der von der preußischen, sächsischen, hessischen Regierung und der freien und Hansestadt Hamburg gegen die gemeingefähr- lihen Bestrebungen der Sozialdemokratie erlassenen Anordnungen der Minister des Jnnern H errfurt h das Wort :

Der Hr. Abg. Sirger hat den Rechenshaftsbericht über die Aus- führung des §. 28 des Sozialistengeseßes, welcher den ersten Gegen- stand der Tagesordnung bildet, einer fehr abfälligen Kritik unter- zogen. Seine Kritik hat sihch allerdings nicht ausschließlich gegen die Ausführung des Geseßes, sondern sehr wesentli gegen das Ge- seß selbst gerihtet; er ist dabei auf den zweiten Theil unserer Tagesordnung hbinübergestreift, auf ein Gebiet, auf welches ihm jeßt zu folgen ih mich weder für berechtigt noch für verpflichtet erachte.

Wenn der Herr Abgeordnete mit Argumenten, die wir schon fo oft gehört haben, dies Gesey als ein Ausnahmegesez in allen seinen Bestimmungen, als ein hartes, ungerechtes, zweckwidriges Geseß be- zeichnet, so werden wir bei dem zweiten Theil der Tagesordnung aus» giebige Gelegenheit finden, darüber in eingehende Grörterungen einzu- treten, ob und inwieweit diese Vorwürfe begründet sind. Jeßt handelt es sih aber nicht de lege ferenda, sondern de lege lata, niht um die Frage, ob ein Gesch, welches derartige Be- stimmungen enthält, überhaupt erlasse n werden soll, fondern darum, ob dies Geseß, welches zur zZeit in Gültigkeit steht und bis zum 1. Oktober des nächsten Jahres stehen wird, in dem Sinne ausgeführt worden ist, in welchem es erlassen ist. Jun dieser Hinsicht muß ih allerdings konstatiren, daß eine E Verschiedenheit in den Auffassungen des Hrn. Abg. Singer und feiner Parteigenossen einerseits und denen der verbündeten Regierungen an- dererseits besteht. Die Ersteren verlangen, daß, wenn überhaupt ein solhes Gefeß erlassen ist, -es dann wenigstens niht in Ausführung gebracht werden soll, während die verbündeten Regierungen davon ausgehen, daß, wenn ein solches Geseß einmal erlassen worden ift, es au in dem Sinne, in dem es erlassen wurde, zur Ausführung gebracht werden muß. Meine Herren, das gilt unbedingt von den obligatorischen Bestimmungen des Gefeßes, es gilt aber mit gewissen Beschränkungen au von den fa kultativen, auch insoweit, wie den Behörden nur für einen gewissen Fall eine Befugniß über- wiesen ist, Eine jede auf einem öôffentlihen Recht beruhende Befugniß einer Behörde enthält für dieselbe zugleih die Verpflich- tung, von dieser Befugniß Gebrauh zu machen, wenn der Fall, für welchen sie gegeben ist, eintritt. Daß nun in Berlin und Um- gegend und in den übrigen Bezirken, auf welhe ih der Rechenschafts- bericht erstreckt, eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit dur sozialdemokratishe Umsturzbestrebungen früher stattgefunden hat, als die Maßnahmen des d: 28 ee verhängt worden sind, das hat

dieses hohe Haus Jahr für Jahr bei Gelegenheit des Rechenschafts- berihts ausdrücktlih in seiner Majorität anerkannt. i

Meine Herren, daß in diesen Bezirken, insbesondere in Berlin und Umgegend, auf die sich vorzugsweise die Rede des Hrn. Abg. Singer erstreckte, in der Beziehung eine wesentliche Aeetns nit eingetreten ist, das, glaube ih, kann man fast als notorisch bezeichnen.

ch meine aber auch: es ist der strikte Nachweis hierfür durch die nführu des Rechenschaftsberihts geführt, an dessen Einzelangaben

ngen

der Hr. Ab . Singer allerdings eine Reihe von verschiedenen Aus-

tellugen tnaQi: dan er aber, glaube ih, in seiner gesammten eweiskraft nicht zu ershüttern vermocht hat.

‘und recht eig werden, wenn die Auflösung niht ra \ ch efteigert

Meine Herren, wenn ih mi zu einzelnen dieser Ausstellungen wende, so hat zunächst der Herr Abgeordnete eine Reihe von Ver- boten und von Auflösungen von Versammlungen allerdings in einem sehr raschen, kursorischen Vortrage namhaft gemacht und angeführt, daß ohne Weiteres einzelne Versammlungen wegen einer bestimmten unverfänglichen Tagesordnung verboten, andere wegen ganz unverfänglicher Ausführungen in Widerspruch mit dem Gefeß aufgelöst worden seien. Meine Herren, ih kann hier auf die einzelnen Fälle niht eingehen, sondern nur eine prinzipielle Stellung zu dieser Frage feststellen. Es sind von mir wiederholt die Behörden und durch Letztere jeder Beamte, welcher mit der Beaufsichtigung solher Ver- sammlungen beauftragt wird, oder welcher über die Gestattung oder das Verbot zu entscheiden hat, darauf hingewtesen worden, daß die Auflösung einer Versammlung nur erfolgen darf, wenn in derselben fozialdemoftratische Bestrebungen, welche auf den Umsturz der be- stehenden Staats- und Gesellshaftsordnung gerichtet find, zu Tage treten, daß ferner das Verbot einer Versammlung nur dann zulässig ist, wenn Thatsachen vorliegen, welche die Arinahme rechtfertigen, daß die betreffende Versammlung zur Förderung folcher Umsturzbestrebungen der Sozialdemokratie bestimmt if, Insbesondere sind die Behörden ausdrücklih darauf aufmerksam gemacht worden, der Umstand, daß der Einberufer einer Versammlung oder die als Redner auftretenden, beziehungsweise hierzu in Aussicht genommenen Persönlichkeiten der sozialdemokratiihen Partei angehören, könne zur Annahme eines auf den Umsturz der bestehenden Staats- und Ge- sellschaftsordnung gerichteten Bestrebens für sich allein nicht ausreihen,

eine Herren, nah diesen Grundsäßen wird au in praxi ver- fahren. Es i} niemals das kann ih mit Bestimmtheit sagen von allen den von dem Hrn. Abg. Singer angeführten Beispielen au nur in einem einzigen Falle eine Versammlung deswegen verboten worden, weil sie die von ihm bezeihneten Gegenstände auf die Tages- ordnung gefeßt hat, sondern stets ist das Verbot nur dann erfolgt, wenn anderweite Thatsachen vorlagen, welhe die Annahme ret- fertigten, daß die Versammlung zur Förderung der bezeihneten sozial- demokratishen Umsturzbestrebungen bestimmt sei. e

Ferner, was die Auflösungen anlangt ja, da haben Sie immer nur ein einzelnes Wort, oder einen einzelnen E bei welchem der betreffende Polizeibeamte die Auflösung ausgesprochen hat, angeführt ; Sie müssen aber den ganzen Gedankengang und Inhalt der Rede, auf Grund deren die Auflösung erfolgt ist, ins Auge fassen und darauf achten, in welher Weise solhe Versammlungen zu ver- laufen pflegen, wie namentlich nah den Auflösungen dieser Versammlungen, welche zum großen Theile absihtlich pro- vozirt werden, verfahren wird, Denn es if seit un- geye Jahresfrist hier in Berlin ein anz bestimmtes Rezept für die Veranstaltung von \ozialdemo ratishen Versamm- lungen zur Anwendung gekommen, ein Rezept, welches niht auf die Tat È | î ung, sondern auf die Auflösung der Versammlungen ge- richtet ift.

__ Im Anfang wird bei einer solchen Versammlung von einem ger O Redner in durchaus maßvollen Ausdrücken gesprochen ; aber nah Verlauf von einigen Stunden, wenn ih die Temperatur etwas erhöht hat, wenn auch der Wirth des Lokals auf seine Rechnung ge- fommen ift, dann wird die Sprache eine \chärfere; inzwischen sam- meln ih draußen große Massen, welche auf die Auflösung warten

erfolgt. Drinnen aber wird die Sprache nun allmählih so gesteigert, daß die Auflösung erfolgen muß, dann ist der erwünshte Moment zu den turbulenten Scenen und Straßenskandalen gegeben, für die der Berliner ja einen ganz besondern Ausdruck erfunden hat. Es ist mir überaus bezeichnend, daß der Hr. Abg. Singer eine große Reihe

1889,

von Versammlungen hier angeführt hat, von .denen in dem Bericht keine Rede ist, daß er aber vollständig mit Stillschweigen einen So übergangen hat, der von einer Versammlung handelt, in der er selb der eigentlihe dominus rei gewesen ist. Von der Versammlung am 30. November vorigen Jahres in der Tonhalle, Friedrichstraße 112, wo der Hr. Abg. Singer das Referat übernommen gehabt hat und in deren Verlauf und nach deren Auflösung es verschiedentlih zu den gröbsten Erzessen, zu den turbulentesten Scenen und bedenklihen Angriffen auf L E mana alien fam, von dieser Versammlung hat er nit gesprochen.

Aber, meine Herren, ih kann Ihnen etwas mehr davon erzählen und will nur sagen: in dieser Versammlung hat der Hr. Abg. Singer fie ist vielleiht etwas nah jenem Rezept abgehalten worden zunächst durhaus gemäßigt gesprochen ; er hat si vollständig auf den Boden der bestehenden Staats- und Gesellshaftsordnung gestellt ; er hat, wennglei er die Vorlagen der verbündeten Regierungen über Alteré- und Invaliden-Versicherung einer ziemlich \charfen Kritik unterzogen hat, doc anerkannt, daß auf dem Boden der bestehenden Gesell\schaftsordnung die Reformen zur Ausführung gebracht werden können, welche die Sozialdemo- kratie fordert. Aber nach Beendigung seines Referats war der Moment gekommen, wo die Tausende da draußen auf die Auflösung warteten ; und da trat dann ein Shuhmaermeister Baginski hervor und erklärte, jeder Genosse habe das Recht der freien Kritik; der Stand- punkt, auf dem Hr. Singer stehe, sei ein total falsher, auf Grund der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung sei überhaupt keine Reform herbeizuführen; und nun ging er allerdings genau in dem Sinne vor, wie der Art. 9 des Sozialistengesezes es bezeihnet. Es mußte dann aufgelöst werden, und in diesem Moment fanden die Hochs auf Singer und die Sozialdemokratie, das Anstimmen der Arbeiter-Marseillaise stait; nun seßten sih die Arbeiter-Bataillone, welche zum Theil Hrn. Singer umringten, in Tritt und Schritt und zogen dur die Friedrichstraße. Dabei wurde, als einige Schreier arretirt wurden, versucht, die Gefangenen gewaltsam zu befreien; ein reitender Schuß- mann wurde mit Glasflashen geworfen, ein anderer wurde gepackt und auf den Straßendamm geworfen. Kurzum, es treten hier die aller- turbulentesten Scenen hervor, Gewaltthätigkeiten, Angriffe auf Polizeibeamte.

Da haben wir an dieser Versammlung einmal ein ret deut- lihes Beispiel. Wenn ih nit irre, ist auch in einer hiesigen Zeitung, die sich im Ganzen wohl dem liberalen Fahrwasser zuwendet, gesagt worden; „Wenn noch nie, so wären die Bewohner der Fried- rihstraße und Leipzigerstraße, die Offiziere, Beamten und Bourgeois, welche den Zug begleiteten und beobahteten, jeßt wohl von einer Nothwendigkeit der Verlängerung des Sozialistengesetzes Überzeugt worden" S

Nun, meine Herren, möchte ich mich zu einem anderen Punkte wenden, zu dem Saße, welcher dem von der Singer’shen Versamm- lung handelnden Saße voransteht, und dabei komme ih auf die Art und Weise, wie die Wahlagitation von der sozialdemokratishen Partei getrieben wird. Hier erkenne ih vollftändig an, daß an ih die Agitation für die Reichstagswahlen Seitens der Sozialdemokratie sch theoretisch durhaus auf geseßlich zulässigem Boden bewegt. Aber wie wird praktis diese Agitation getrieben? Meine Herren, ih habe hier ein Flugblatt zur Hand, es sind Hunderte davon fkonfiszirt worden, und die Verbreiter harren augenblicklich der gerihtlihen Be- strafung. Jch bin in der Lage, dieses Blatt, wenn es gewünscht wird, auf den Tisch des Hauses niederzulegen. Da zeigt sich einmal recht deutlih, was die Herren überhaupt unter „friedlicher Agitation“ verstehen. Das Blatt ist an die Wähler des Nieder- barnimer Kreises gerichtet und beginnt :

Wähler, macht die Augen auf. In vielleiht einigen Monaten findet die Wahl für einen Reichstag von fünfjähriger Dauer statt. Wieviel Unheil kann Euch zugefügt werden, wenn Ihr denselben Vertreter wie bisher wählt; wieviel Wohlthat Euch und dem Vaterlande werden, wenn Ihr die richtigen Vertreter für Euch wählt. E

Das ift an sih durchaus, wie ich anerkenne, eine berechtigte Be- \strebung der Sozialdemokratie, wenn sie Abgeordnete ihrer Partei in den Reichstag in möglichst großer Zahl gewählt zu sehen wünscht, um hier auf dem Wege der Reform die Ziele zu erreichen, die sie anzustreben suht. Auch ist ganz ausdrücklich die Absicht dieses Flug- blattes daraufhin gerichtet, in geseßzmäßiger, friedliher Weise zu agitiren; denn am Schluß des Blattes, wo man ja sonst immer die Haupttrümpfe auszuspielen pflegt, steht: /

Friedlih führen wir den Kampf für die egrliche Arbeit, aber ernst. Ein Jeder ans Werk! Ein Jeder agitire für die Prinzipien der Sozialdemokratie. Nicht wir wollen die Gewalt, sondern die Gegner. Laßt Euch nicht hinreißen; agitirt friedlich, aber energish :- für Euch und Euere Kinder. Der Sieg muß unserer gere{ten Sache werden.

Nun, meine Herren, zwischen diesem durhaus korrekten Anfange und fkorrekten Ende was ist da enthalten? Ich möhte mir erlauben, aus dem Blatte ein paar Säte vorzulesen. Sie werden für das Haus vielleiht auch noch aus einem anderen Grunde von Interesse sein. Sie bekommen nämlich darin einen ganz über- rashenden Aufschluß über die leßten Ziele der deuts{Wen Kolonial- politik, wie sie si in den Köpfen jener sonderbaren Shwärmer malt.

Es heißt nämli:

Macht die Augen auf! Habt Jhr denn nicht zu den neuen drückenden Steuern beitragen müssen, um die Matt des Kapitals zu erhöhen, das eine Anzahl übermüthiger Junker und reicher Bourgeois „national“ ins Ausland gebracht hat ?

In Afrika haben- reihe Grundbesißer und Handelsherren neue Plantagen angelegt, um Sklaven zu zühten und dann noh billigere Arbeitskräfte hierher zu importiren. :

Das haben sich die Neger nicht gefallen lassen, sie haben die nationalen“ Eindringlinge verhauen. Darauf hat der Regierung und euer jetziger Vertreter Millionen aus euren Taschen genomnren. Nach Afrika ist dann Wißmann gezogen, niht, um euchch zu helfen euer Geld und} eure Knochen braucht man sondern um die reichen Leute, die drüben Land geraubt haben, zu s{üßen. Wähler macht die Augen auf! Vor Jahren hat Fürst Bismarck erklärt, kein Knochen eines preußishen Soldaten dürfe im Kampf um die Handelskolonien fallen. Jst Wort gehalten? Nein. Viele unserer Landsleute haben sich niedermeßeln lassen müssen, viele unserer braven Matrosen haben den Tod in den fremden Ge- wässern gefunden, in die man sie geschickt hat: nicht um Arbeitern

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Brot, sondern um Millionären neue Millionen zu schenken. Œ : 2;

Nun tommt wohl die Hauptsache wenigstens ist das Folgende

mit doppelt so großer Schrift gedruckt, und die Schlagwörter sind

anz fett gedruckt hervorgehoben. Meine Herren, das Flugblatt wendet

ch nun von Afrika wo die Herren Woermann und Genofsen

Sklaven zum Import nah Deutschland zühten —, nach Deutschland, wo die weiyen Lohnsklaven in den Moutandistrikten hungern!:

ähler! Zu noch sceußliheren Zwecken habt Jhr von den

tragen müssen: Lebensbedürsnissen durch indirekte Steuern bei-

tragen müssen: Mit den Kugeln, die aus Eurem Gelde gekauft sind, mit den Gewehren, die aus Euren Steuern angeschafft 10e, hat man arme Bergleute erschossen, die nihts weiter gethan haben, als \sich geweigert, harte Arbeit bei unmenschlicher Behandlun s einen Hungerlohn weiter zu ver- rihten, bei dem sie, eib und Kind langsam hinsiechen

mußten, um die Milionen von Wenigen zu erhöhen