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passirt.
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von Nkone in der Landschaft Sakunini aufzubrechen beabsichtigte, um zunächst nah dem ungefähr drei Tagemärsche entfernten Mafsa und dann weiter den Tana aufwärts gegen den Kenia zu marschiren. Dr. Leters, der von Lieutenant von Tiedemann und von nur 25 Somalis begleitet war, hatte, weiteren Nachrichten zufolge, am 12. September die Landschaft Malakota, in welcher Massa liegt, erreiht. Auf scinem Weitermarsche hat er dann unter den Mafsais, mit welchen er bereits in Witu Beziehungen angeknüpft hatte, den Tod gefunden. Lieutenant von Tiedemann, der \ich mit einem anderen Mitgliede der Expedition, gee verwundet, retten konnte, soll sich gegenwärtig in Coll Ngao efinden. i
Die „N. A. Z.* bemerkt zu dieser Nachricht: „Dr. Peters ist dem Kontinente zum Opfer gefallen, in welchem sein Thatendrang Befriedigung suchte. Mit feinem Namen sind die Anfänge der deutschen kolonialen Bestrebungen in Ost-Afrika auf das Innigste verknüpft. Auf seiner abenteuerlihen Reise in Usagara im Jahre 1884 hat er die ersten Verträge mit den Häuptlingen ges{lo#sen, welche zur Uebernahme des Protektorats fü,rten. In der Ent- widelung unserer Kolonialpolitik hat er von der weiteren Bethäti- gung auf diesem Gebiete, auf welhem sein Können seinem Wollen nit entsprach, zurücktreten müssen. Er war als der Sohn des Pfarrers in Neuhaus a. d. Elbe am 27. September 1856 geboren. Seine erste Ausbildung erhielt er an der Kloftershule in Ilfeld und fludirte dann Geschichte, Nationalökonomie und Rechtswissenschaft. Später lebte er einige Zeit in London. Na Berlin zurüdckgekehrt, gab er eine philosophishe Schrift „Willenëwelt und Weltwille“ heraus. Bald widmete er seine ganze Kraft den durch die Gesellschaft für deutshe Kolonisation, deren Mitbegründer er war, vertretencn folonialen Bestrebungen. Nun if er, wie sein Freund und Genosse seiner Bestrebungen, Dr. Jühlke, auf afrikanishem Boden ermordet worden.“
Die Londoner Morgenblätter widmen Dr. Peters \ympatbische Nathrufe und drücken ihr Bedauern aus über das traurige Ende eines „fähigen, wackeren Pioniers in einem ausnahmsweise \{chwierigen und gefahrvellen Unternehmen“. Ï
— Der Dampfer „National* mit der deutschen Plankton- Expedition an Bord ist heute Vormittag in Kiel eingetroffen.
— Der Prinz-Regent von Bayern hat nah einer Mit- theilung der M. „A. Ztg.“ die von der Königlichen Akademie der bildenden Künste in München vorgenommene Wahl der Künstler Adolf Hildebrand, Bildhauer in Florenz ; Leon Bonnat, Porträtmaler in Paris; Adolf Oberländer, Kunstmaler in München, und Albert Schmidt, Professor und Architekt in München, zu Ehrenmitgliedern der Akademie der bildenden Künste bestätigt.
Verkehrs - Anuftalten. In F der Betriebsstörungen auf der Eisenbahnstrecke Ala— íInnsbruck, welhe durch die unlängst in Tirol vorgekommenen
Vebershwemmungen verursaht worden sind, hat, wie wir hören, die von München im Monat Oktober nach Australien ab- gefertigte Paccketpo s in Brindisi den Anschluß an den in der Naht vom 17. auf den 18. Oktober na Svdney in See gehenden Dampfer der Reichélinie nicht erreidt. Die betreffenden Sendungen können daher erst mit der nätstfolgenden Postdampfer-Gelegenheit, ab Brindisi 14. November, weiterbefördert werden.
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wie das „Prager Abdbl.* mittheilt, seit Einführung des Zonen- tarifs auf den ungarishenStaatsbahnen zwei Millionen 7% mehr befördert als in der glgihen Periode des Vor- ahres.
| Hamburg, 6. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Moravia“ der Hamburg - Amerikanishen Patdet- fahrt-Aktiengesellscchaft hat heute Nachmittag, von New- York kommend, Scilly passirt.
— 7. November. (W. T. B.) Der Schnelldampfer „Co- lumbia* der Hamburg - Amerikanischen Paccketfahrt- Aktiengesellschaft bat, von New-York kommend, heute 5 Uhr Morgens Lizard passirt. :
— 7. November. (W. T. B.) Der Postdamvfer „Croatia“ der Hamburg - Amerikanishen Padcketfahrt- Aktien- Gesellschaft hat, von New-York kommend, heute Morgen Lizard
London, 6. November. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Tartar* ist heute auf der Ausreise von Madeira, der Castle-
Mus Spkeiibe® inde Lurberck
Dampfer „Roslin Castle“ auf der Ausreise von London abgegangen.
Theater und Musik.
Berliner Theater. e
Die gestrige erste Aufführung von Schillers „Braut von Messina“ auf dieser Bühne darf als ¿eine nah jeder Richtung gelungene und hervorragende bezeihnet werden. Der Entschluß, dieses Sthiller'she Werk vorzuführen, vercäth von Neuem das ernste Streben der Direktion, den Kunstsinn und äfthetishen Geshmack zu heben und das Verständniß für die Glanzpunkte der klassischen Ee z1 fördern. Mag man zu der Swicksalêtragödie tellen, wie man will, sie birgt in sich den reihsten Schatz weltweiser Gedanken und enthält eine Concentration der Handlung, wie sonst wohl kein einziges Drama unseres großen Dichters. Sie ist daher in hohem Maße geeignet, in dem Hörer und Zuschauer das hervorzurufen, was Aristoteles von der dramatishen Kunft verlangt, eine Katharsis, d. h. eine innerlihe Erhebung des Menschen über die Alltäglichkeit mit ihren niederdrückenden Einflüssen. Das Berliner Theater hat es sih angelegen sein lassen, diesem Werke, seiner
hohen Bedeutung entsprehend, eine würdige Aufführung zu geben. Um zunähßst von der äußeren Ausstattung zu reden, auf welhe ganz besondere Sorgfalt verwandt war,
so verdient im ersten Akt die Säulenhalle, in welcher sih die beiden feindliben Brüder mit ihren Gefolgschaften begegnen, mit ihren amphi- theatralisch aufgebauten Seitentreppen hervorgehoben zu werden. Durch diese Einrichtung war dem Chor die Möglichkeit wirksamen Mitspielens gegeben. Ebenso stilvoll wie die Halle war das einfah gehaltene Frauengemach im zweiten Akt. Den dgn: bildete eine Säulenhalle mit dem Katafalk, welhe den ernsten Eindruck der Katastrophe mächtig erhöhte. Mit der geschmack- vollen würdigen Ausftattung ging die Darstellung Hand in Hand: erstere hatte niht etwa Mängel in der letzteren zu verdecken ; aber die Darstellung hob sich wesentlih auf dem Hintergrunde würdiger Aus- stattung. Frl. Martha Baumgart verfügt über so mätßtige Mittel, daß ihr die Tône der sorgenden Mutterliebe ebenso treffflich gelangen, wie die furchtbare Gewalt, mit welcher die
gart Ssabela der Verzweiflung über das jähe Ver- ängniß Ausdruck giebt. Hr. Drach als Don Manuel und Hr. Heinrich Prechtler vom Königlichen Hoftheater in
Dresden (als Don Cefar) erwiesen si ihren großen Aufgaben voll- kommen gewahsen; der Lebtgenannte hat sich mit dieser Rolle recht vortheilhaft eingeführt. Dagegen reichte das wenig modulationsfähige Organ des Frl. Seldburg nit ganz aus, um die Empfindungen, von denen die Braut von Messina beseelt wird, zu Überzeugendem Ausdruck zu bringen. Besonderes Lob verdient Hr. Ar thur Krausneck alserster As von Don Manuel’s Gefolge, wie überhaupt die \{chwierige
olle, welche dem Chor zufällt, auf das Beste und Geschikteste dur{geführt wurde: niht ein einziges Mal störte das} Zusammen- sprechen derselben Worte. Die Aufführuzg der „Braut von Messina“ im Berliner Theater darf*zu den besten Kunstleistungen gerechnet werden und wird nit verfehlen, jedem ernsten und gebildeten Menschen einen wahren Kunstgenuß zu bereiten.
Zur Vorfeier von Schiller's Geburtstag gelangt am Sonnabend, den 9. d. M, der „Demetrius" zur Aufführung; au no( in anderer Hinfi@t- ærlflt - di VorsteKungSeir-char@ktertitéfhrs mnd Wtlidhe%- Gepräge: es ist die fünfzigste Aufführung, die das Schiller-Laube'sche Drama am Berliner Theater erlebt. Es ift dies das erste Mal, daß dieses Werk im kurzen Zeitraum von wenig mehr als einem Iahre an einer Bühne eine solch hohe Zahl von Aufführungen erreicht bat. — Pn Niemann i} von ihrem sehr erfolgreiden Gastspiel in Frankfurt a. M. zurückgekehrt und nimmt am Montag, den 11. d. M, in Fulda’'s „Wilde JIagd® ibe künstlerishe Thätigkeit am Berliner Theater wieder auf.
Mannigfaltiges.
Die Entfernung eines Eisensplitters aus dem Auge mit oülfe der Feldmagnete ciner Dynamomaschine ist, wie „El. Review“ berichtet, unlängst in einer englishen Anlage bewirkt worden. Einem Arbeiter war ein Eisensplitter ins Auge gerathen. Mr. Brown, ein englischer Elektrotechniker, traf den Mann und nahm ihn, als er von dem Unfall hörte, mit in den Maschinen-
raum, ließ den Verleßten das Auge fo nahe als möglih
an den Polshuh eines Feldmagneten bringen und erreichte es, | daß der Splitter auf diese Weise aus dem Auge gebracht wurde.
Der „Elektrotehnishe Anzeiger“ bemerkt zu dieser Nahriht der „El.
Review“, daß nah dem Dafürhalten eines ausgezeibneten Berliner “
Augenarztes Eisensplitter nur dann mittelst eines Magneten aus Augen und Wunden gezogen werden können, wenn sie lose darin sigen. Ein in das Gewebe eingedrungener, z. B. eingebrannter Splitter
kann au dur den stärksten Magneten nicht ohne vorherigen Ein-
\chnitt, der den Splitter freilegt, entfernt werden.
Bad Ems, 5. November. j | Im Chore unserer evangelishen Kirche, oberhalb des Sigplages, von welchem aus der bochselige Kaiser Wilhelm I. mäßig gelegentlich seines Emser Kuraufenthaltes dem EGottes- dienste beiwohnte, ist neuerdings eine aus \{chwarzem Marmor gefertigte Gedenktafel mit folgender Inschrift in dez Wand befestigt worden: „Dem Andenken an Se. n Deutschen Kaiser evangelischen Bekenntnifses Wilhelm I, König von Preußen, unseren hohen Gönner, der gern in unseren Gottesdiensten an dieser Stelle in Andacht weilte, den gnädigen Spender reicher Gaben zur Beschaffung unseres neuen Geläutes, aus innigstem Danke in tiefster Verehrung pem Ems 1889. Die evangelishe Ge- meinde.“ Die Gedenktafel gleicht in Größe und Form genau der- jenigen, welche ihr gegenüber im Chor hängt und die Namen der im Jahre 1870/71 gefallenen Krieger aus unserer Stadt trägt.
Bozen, 4. November. Die in Nr. 258 des „R. u. St.-A.* nah andern Blättern gebrackte Mittheilung, daß zwei Grazer Touristen, die sogar mit Namen bezeihnet waren, in den Dolomiten durch Ab- sturz auf der Croda Rossa in* Ampezzo verunglückt seien, ift, wie der Hotelier I. Ploner in St@{luderbach der „Bozener Ztg.“ mittheilt, unbegründet.
London, 6. November. (A. C.) In Brixham beiTorbay wurde gestern unter entsprechender Feierlichkeit das Standbild des Prinzen von Oranien enthüllt, welhes zur Erinnerung an den 200. Jahrestag seiner Landung auf englischem Boden errichtet worden. Die 18 Fuß hobe Statue, das Werk der Bildhauer W. und F. Wirlls, ist auf einer Anhöke des neuén Hafens, unweit der Stelle, wo Wilhelm III. landete, errihtet und stellt den Prinzen dar, wie er, den rechten Fuß auf ein Felsstück gestüßt, eine Ansprache an die versammelte Volkêmenge, welche seine Ankunft be- grüßte, bält. Jn seiner rechten Hand hält er seinen Federhut und mit der linken Hand auf der Brust giebt er die denkwürdige Erklä- rung ab: „Die Freiheiten Englands und den protestantishen Glauben werde ich aufrechthalten.* Diese Worte bilden die Inschrift des Sodels. Auf ausdrücklihen Wunsch des Königs der Niederlande, welcher 100 Pfd. Sterl. zu den Kosten des Denkmals beigetragen hat, sind die Worte „Englands Freiheit durch Oranien wiederherge stellt“ in bolländisher Sprache auf dem Standbilde eingemeißelt.
Mailand, 3. November. (Frkf. Ztg.) In: Galliera, bei Bologna, hat die Ueberschwemmung furhtbare Verheerungen angerihtet und große Noth heraufbeschworen. Zweihundert Häuser stehen dort unter Wasser. Der Ort Malalbergo iít ebenso stark gesch{ädigt ; das Wasser hat dort eine Höhe von 3 m erreiht. Seit
Mens eng: danben. eudnaert 1828 sichwkeincr [olen UNebeziépvemmung,
gestern um Mitternaht unter furchtbarem Getöse durchbrochen und achtzig Familien flohen entseßt von dannen. Die Eisenbahnlinien sind zerstört. Die über- \{chwemmten Häuser werden von Soldaten bewaht. Die obdachlosen Familien flehen um Unterstüßung und Hülfe. Von der Regierung aus sind die nöthigen Dispositionen getroffen und die ersten Hülfe- leistungen angeordnet worden. Da sih das Wetter inzwischen zum Besseren gewendet, bot man einer neuerlihen Gefahr entgehen zu tönnen. Zw
Tanger, 6. November. (R. B.) Gestern Abend drangen einige Individuen in das Haus des italienischen Geschäfts- trägers Marquis Galletti Cambiaggo während dessen Abwesenheit und stahlen Silber und Werthgegenstände Der Marquis, welcher noch während der Anwesenheit der Diebe in. sein Haus zurüdfkehrte, wurde mißhandelt und muß in Folge dessen das Bett hüten. Die Behörden machen energishe Anstrengungen zur Entdeckung der Diebe; dieselben sollen Mauren sein.
Der Hauptschußdamm wurde
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Wetterbericht vom 7. November, Morgens 8 Uhr. : Dirigent :
Ueberseßung von C. Niese. In Scene g vom Ober - Regisseur Tegtlaff. apellmeister Kahl.
Ballet von E. Graeb.
Freitag: Mit neuer,
Anfang 7 Uhr. Zum 16. Male:
Friedrich - Wilhelmfstädtisches glänzender Ausstattung : Der Polengraf.
Familien-Nachrichten.
Verlobt: Frl. Anna Menke mit Hrn. Fabrik- besiger Getthard Schroeter (Berlin—Freystadt
Theater. Operette
SSE| m m S(auspielhaus. 239. Vorstelung. Prinz |? : »7 l l DELS | SESA Friedrich vou Homburg. Schauspiel in 5 Akten S lirfe doA E E in Schl.). — Frl. Anna Donath mit Hrn. Amts- Stationen, (F | in, | maten L (B Dad Bur’ Gere vom Dirior | Mr bon Lou Mals, Be Stu Jeb os | Halle Pen Bio Page (baa) fe h Z r. Otto Devrient. Anfang r. : : A E , : bb | i ( um).— Frl. Veh S S Sonnabend: Opernhaus. 226. Vorstellung. Ge- L E aa Kapellmeister Feder Emilie Thiel mit Hrn. Karl Riedel jun. (ODber- [Q B —ckS | sammtaufführung der Wagner'’schen Musikdramen. E cenb e E Polengraf Langenbielau). — Frl. Toni Scherenberg mit Hrn. Mullaghmore| 769 SSW »d5|Regen 12 | Der Ring des Nibelungen. Vorabend: Das : ‘ Prem -Lieutenant Albert v. Reppert-Bismarck Aberdeen . . | 763 |[SW 2halb bed. | 15 | Nheingold. Anfarg 7 Uhr. j R a Se S, ata Maia Bas Christiansund 759 SW 4\wolkig 5 Schauspielhaus, 240. Vorstellung. Wilhelm esidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- | Verehelicht: Hr. Hauptmann Benno Drucken- Kopenhagen . | 764 |WNW 4Regen 8 | Tell. Schauspiel in 5 Akten von Schiller. An- | burg. Freitag: Zum 14. Male: Schwieger- | brodt mit Frl. Emmy Bode (Berlin—Bad Nau- Stodckbholm . | 756 |N 4/bedeckt 4 | fang 7 Uhr. mama. (Belle-maman.) Lustspiel in 3 Akten | beim). — Hr. Gustav Otto mit Frl. Therese aparanda . | 754 |O 2bedeckt 3 S von Victorien Sardou und Raimund Deslandes. | Caspar (JInowrazlaw—Görlig). — Hr. Hermann L Petersbrg.| 761 |SO 1|Nebel 4 RO e Et SureeE, M ae geseßt von ei t Ri Meribe Sd die S Mosfau. .. | 770 S 1|Regen 1 E “e ; igmund Lautenburg. Anfang r. : i : E S S | g i t gg uer D Nächftenliebe. Sonnabend u. folgde. Tage: Schwiegermama. — He: Hermann Siobwasse mit Frl. Martha eter : | T BEE Ila, | 1 | Smlahi MoMnoniiede n qi, Eeägen d N G oten: En Sehn: a Eu Mute elder... | 771 [SW 3wollg | 10 | Gesellschaft findet am Montag, den 11 Noember | Central-Theater. Direktion: Emil Thomas, Boe E Dr B E E 766 |W 2 [Regen 9 statt. : '} Vorleßte Woche. Freitag: Zum 32, Male: (Leipzia). — rn. Oberförster A. Stcreiner (Ulfs- amburg .. | 769 |[WSW 3 bedeckt 7 ——— Das lachende Verlin von Ed. Jacobson und buus bei Hadersleben). — Hrn ‘Prem -Lieutenant winemünde | 767 |WSW d bedeckt 7 Î H. Wilken. Anfang 7# Uhr. v. Fumetti (Bromberg). — EineToch ter: Hrn. Fe orwaser S S lStece é M ar ort Ner Freitag Bap Abonnements3- S S O gee E v. P o. j ; i Ernft i: erlin). — n. rr raf v. Fr - aris... | 776 |NNW 1/Dunst 1 Sonnabend: Zis 10 Male: R ius, Adolph fl-Theater. Dresdenerstraße 72. ierstorpff (Endersdorf). — Hrn. Dr. A. Buch- ünster... | 773 |WSW 3/halb bed 5 Sonntag: Montjoye, der Mann vou Eisen. Freitag: Zum 79. Male: Flotte Weiber. | wald (Breslau). — Hrn. Superintendenten Rob? Karlsruhe . . | 775 |NO 5/bedeckt 7 / \ Gesangsposse in 4 Akten von Leon Trevtow. | fh] (Wernersdorf ver Merzdorf). — Hrn. Land- Sbaber 76 N lea 0 Gapiets ron Gols Göek, Musi von Fram | hee s Bergen (weise es, Cbmeig 774 |\VSGW 2'bedeckt 5 Tesfing - Theater. Freitag: Der Fall Sonnabend: Dieselbe Vorstellung. een! Hr. E s Sn N 8 S e j Cibtoneran. Sicuspiel in 5 Akten von A. Dumas E T Hehring ar aeAE — Frl. Amalie Le Ae vege 20 E ¿eis ‘ ede und A. d’Artois. : / — Hr. d ts-Präsident a. D. Victor De- Breslau. . . | 771 |W 5|bededt 5 Sonnabend: Der Zannugaft. Lustspiel in 4 Akten | Urania, Invalidenstraße 57/62, geöffnet von vit R L Pr Sriaster-Controlexe und Fle d'Aix . . | 777 |NNO 4 wolkenlos 7 | von Dscar Blumenthal. 12—11 Uhr. — Freitag, ,von 1—7 Uhr: Der | Rechnungsrath Eduard Gliewe (Krotoschin), — Triest... | 769 |[NO 3lhalbbed. | 13 Sonntag: Der Zaungast., ref T Daran, Os 74 Vhr: Von der | Frau Minna Matthes, geb. Grohmann (Betti), Ei N E u s über d Wall T i s lin). — Pr, Buhrwerföbesiper duard Vaude in aximum uver mm uegt Uber der - é itag: t : . i; in). — Frau Emma Gebhardt, geb. Torno Nordbâälfte Frankreihs, ein Minimum unter 755 mm alluer-Theater. Freitag: Zum leßten Male Circus Renz, Karlstraße. Freitag, Abends (Berlin), — Hr. Kaufmann und Stadtältester
bei Wisby. An der deutshen Küste wehen meist frishe westlihe und südwestlihe Winde. Vereinzelt meldet Rügenwaldermünde stürmishen Südwest. In Central-Europa is das Wetter mild, trübe und vielfa neblig, erhebliche Niederschläge werden nit gemeldet. In Deutschland liegt die Temperatur bis zu vier Grad über der normalen.
Deutsche Seewarte. I Theater - Anzeigen.
Böniglihe Schauspiele. Freitag: *Opern-
haus. 225. Vorstellung. Gioconda. Oper in 4 Akten von A. Ponchielli. Text von Tobia Gorrio.
Der Dompfaff.
von R. Kneisel und H. Hirschel.
Anfang 7# Uhr. Sonnabend: Zum 1. Male: Verfolgt. Schwank
in 4 Akten von Meilhac, Grangé und Bernard.
Krause.
Vorher: Zum 1.
grin. Dramatischer Scherz in 1 Aft von A. Günther.
Victoria-Theater. Afrika. Zeitgenälde in 11 Bildern von Alex. Mos;kowski und Rich. Nathanson. Ballet von
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
A. Raida. 7{ Uhr.
Posse mit Gesang in 4 Akten
Musik von F. | 7 Ubr:
Tremplinsprünge. — Male: Der Herr von Lohen-
Freitag: Etanley in
ges{chügtt! Sonnabend: Sonntag:
(1 Kind frei):
Mußik von C.
2 . C. Severini. Anfang Vorstellungen
Pantoffel.
Große Komiker - Vorstellung unter Mit- wirkung von s\sämmtlihen Clowns in ihren höchst fomishen Intermezzo's und Entrées. — Großartige Makbomed, arab. Sch{immel- hengst, dressirt und vorgeführt von Hrn. Franz Renz. — Auftreten der vorzügl. Reitkünstlerinnen und Reitkünstle-. — Frl. Guerra als Schulreiterin — Im dunklen Erdtheil (Einnahme von Bagamoyo). Große equestrishe Original-Pantomime. Geseylih
Große Vorstellung.
4 Uhr Zum 1. Male, ganz neu arrangirt : Bacchus und Gambrinus. Großes Ausstattungs|\tück. Abends 7# Uhr: Aschenbrödel oder der gläserne
Ferdinand Gralow (Prenzlau). — Hr. Haupt- mann a. D. August v. Graeveniß (Bern). — Hr. Pfarrer Karl Seibert (Lampersdorf).
Redacteur: Dr. H. Klee.
Verlag der Expedition (S ch ol z).
Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sieben Beilagen (einshließlich Börsen - Beilage),
und ein Prospekt der Firma Hermanu Hurwisß u, Co. zu Berlin, betr. „Der Tachograph“-
Berlin:
Nahm.
Der „N. A. Ztg." wird geschrieben : *
regel-
ahren:
Majestät den ersten
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
1 266.
Parlamentarische Nachrichteu.
Schlußbericht der gestrigen (9.) Sißzung des Reichs- ta E der ersten Berathung des Sozialisten- gesetzes.
Staats-Minister Herr furth:
Die verbündeten Regierungen haben si bei der Einbringung des vorliegenden Geseßentwurfs nicht der Hoffnung hingeben könnea, daß derselbe die Zustimmung aller Parteien dieses Hauses oder auch nur der arößten Mehrzahl desfelben ohne Weiteres erhalten würde. Für die Partei des leßten der gestrigen Redner ift ja die. unbedingte und grundsäßlihe Verwerfung gewissermaßen eine Naturnothwendigkeit. Es war ja wohl der Hr. Abg. Liebknecht, der im Frühjahr d. I., als die Frage einer anderweiteu Regelung der vorliegenden Materie zur Er- örterung ftand, mit wegwerfendem Hohn erklärte, es sei ihm gänzli Os, ob sie gemeinrechtlich gebraten oder spezialrechtlich ge- chmort werden sollten. Nun, meine Herren, eine solche Partei wird niemals einem Geseßentwurf über diesen Gegenstand zustimmen, er möge eine Gestalt haben, welche er wolle. Den Beifall dieser Partei zu erringen, würde nur dann möglich sein, wenn man si ent- \chließen wollte, ohne jeglichen Ersaß nickt bloß das Sozia- listengeseß, sondern das Strafgeseßbuch, das die Herren zum Theil noch viel mehr genirt, pure et simple aufzuheben. (Sehr richtig! rechts. Widerspru bei den Sozialdemokraten.)
Meine Herren, dieser bedingungslose Widerspru gegen jede geseßlihe Regelung dieser Frage ist aber doch überaus bezeichnend. Der Herr Vorredner hat soeben ja mit vollem Ret, ebenso wie gestern Hr. Abg. von Cuny hervorgehoben, daß das Sozialistengese vom Jahre 1878 und in gleiher Weise die vorliegende Novelle si keineswegs rihtet gegen die Sozialdemokratie als solche, sondern nur gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen derselben, gegen die Bestrebungen, die nicht bloß auf die Uatergrabung, sondern auf den Umsturz der beftehenden Staats- und Gesellshaftéordnung gerichtet sind und welhe in einer den öffentlihen Frieden, die Ein- E Bevölkerungsklassen störenden und gefährdenden Weise her- vortritt.
Nun, wenn die Herren unter \ich sind, dann wird ja zuweilen ganz ofen und unumwunden anerkannt, daß die leßien Ziele der So- zialdemckratie nicht anders zu erreihen sind, als durch den voll- ständigen Umfturz der beftehenden Staats- und Gesellshaftsordnung, und daß dazu die Erregung von Klassenhaß und die Gefährdung des öffentlichen Friedens das allerbeste Mittel bildet.
__ Die Herren sind ja, wie ung dcr Abg. Liebknecht erzäb[te, so fest da E B M S H:5 Teitts Tit L E Ee F
Grunde geht.“ Es dauert ihnen aber zu lange, es geht ihnen zu langsam, sie können niht warten, und darum fühlen sie si verpflichtet, das, was nicht gleih zu Grunde gehen will, zu Grunde zu richten. Meine Herren, Sie sind ja nach Herrn Liebknecht die „staats- bildende Partei“, und als sol@é eraGten Sie fh für berechtigt und verpflichtet, die bestehende „anarchistische“ Staats- und Gesellshafisordnung umzustoßen und von Grund aus zu beseitigen. Wenn man aber nun einmal bört, wie es bei den großen Heerschauen hergebt, die zuweilen von den Führern der Sozial- demokratie abgehalten werden, da wird die feierlihe Erklärung abge- geben, daß für den großen Tag der Abrechnung Alées bereit steht, und daß die Arbeiterbataillone mit Sehnsucht das Signal zu dem leßten Entscheidungskampfe erwarten.
Freilich zu anderen Zeiten und an anderen Orten, da wird auch ein anderer Ton angeshlagen; da wird davon gesprochen, daß die Idee der Sozialdemokratie nur mit geistigen Waffen diesen Kampf {bre und mit diesen geistigen Waffen siegen werde; da wird davon gesprochen, daß in keiner Weise eine gewaltsame Umsturz- bestrebung irgendwo vorliege, auf der naturgemäßen Entwickelung der Reform werde {hon der Sieg errungen werden; da wird nur von friedlicher Agitation gesprohen und jede Gewalt pyper- horreszirt. ch
Meine Herren, i will in gewissem Umfang zugeben, daß das nicht unrichtig ift. Es ist sckon von demHerrn Vorredner hervorgehoben worden, daß die Herren von jener Seite absolut unberechtigt sind, im Namen aller Arbeiter zu spreen, da keineëwegs alle Arbeiter oder deren Mehrzahl Soziaidemokraten sind. Ich gebe weiter und sage: Sie sind ni®t einmal bereStigt, im Namen aller Sozialdemokraten zu sprechen. Meine Hecren, ih bin fest davon überzeugt, daß keines- wegs alle Diejenigen, die fi felbst Sozialdemokraten nennen, die bei den Reichstagswablen sür fozialdemokratishe Kandidaten Stimm- zettel abgeben, ja selbs nicht einmal Diejenigen, welche zu den Kon- gressen in St. Gallen, in Kopenkagen , in Paris Delegirte wählen und absenden, wirklih zielbewußte Sozialdemokraten sind.
_Meine Herren, ich nähere mich in der Beziehung etwas der Auffassung des Hrn. Abg. Reichensperger, dcr da warnte, man möge nit fo übertriebene Berürchtungen hegen. Jh bin überzeugt, daß die Mehrzahl dieser sogenannten Sozialdemokraten in dern Augen- blick, wo es darauf ankommen würde, jene Theorie in die Praxis zu überscten, si doch wohl hüten werden, ihren Führern und Ver- führern obne eiteres zu folgen, daß sie, geleitet von einem aen Gefühl, Anstand nehmen werden, freventlih Recht und Gesetz zu verletzen.
Aber Diejenigen, welce die fozialdemokratische Theorie ausbauen, welche die Agitation leiten und s{üren und deren unmittelbare Gefolascaft, sie stehen in einem offenen, bewußten Kampf gegen die bestehende Staats- und Gefellshaftsordnung. Jch glaube, der Hr. Abg. von Cuny hat es ganz rihtig bezeichnet: ihnen gegen- über befindet sich Staat und Gesellsck&aft in dem Zustande der Noth- wehr, und lediglich als. ein Akt dieser nothwendigen und gerechtfertigten Nothwehr ift das Geseß vom Jahre 1878 und die rorliegende Novelle zu demselben anzusehen.
Aber niht nur von Seiten der Sozialdemckraten, niht nur von Seiten derjenigen Fraktionen, welche denselben insofern näher stehen als sie, wenn auch nicht jede, doch wenigstens fa jede Vorlage der verbündeten Regierungen mit einem entschiedenen und prinzipiellen Widerspruche begrüßen, fondern auch von anderen Seiten ist ja gegen dieses Geseß Widerspru erhoben worden, und wir haben gesehen, M le Widerspruch bis tief in die Mitte dieses Hauses
incinzieht.
Wenn ich nun alle die Einwendungen, welche hier im hohen Hause jeßt und bei früberen Gelegenheiten, in Versammlungen draußen, in der Tagespresse, in Broshüren und wissenschaftlichen Abhandlungen gegen das Sozialistengeseß von 1878 erhoben worden sind, und welche in geringerem oder böherem Grade auch gegen die vor- liegende Novelle erhoben werden, zusammenfasse, so glaube ih dieselben nach drei Gesichtspunkten gruppiren zu sollen.
Ih übergehe dabei allerdings ausdrücklich eine Einwendung, welche au gestern wieder der Hr. Abg. Liebkneht erhoben hat, aus dem Grunde, weil ih dieselbe durch meine vorgestrige Erklärung für erledigt erachte. Es ist das die Einwendung, daß dieses Geseß von 1878 die Verwendung von agents provocateurs zur nothwendigen Folge gehabt hat. Meine Herren, ih erachte das durch meine Er- lärurg von vorgestern, wie gesagt, für erledigt und gehe darauf niht weiter ein, mag der Hr. Abg. Liebkneht nun auhch den Schußz- mann Jhring wiederholt zitiren oder der Hr. Abg. Singer das Kindermärchen von der Dynamitkiste, welche. ein höherer Polizei-
Ino I
beamter zu provokatorischen Zwecken einem Agenten übermittelt haben soll, oder andere dergleihen Schauermären, an die er im Ernst do wobl kaum glaubt, bier vorführen.
Meine Herren, diese drei Gesichtspunkte, nah welchen sh die Einwendungen gegen das Sozialistengeseß von 1878 und gegen die vorliegende Novelle gruppiren, sind meines Erachtens folgende:
unächst wird behauptet, das Gesetz sei ein Ausnahbmegeseßt in allen seinen Bestimmungen, sowobl nah seiner formalen Kon- struftion, als nach seinem mateciellen Inhalt, und es sei aus diesem Grunde verwerili!
Sodann wird behauptet, dieses Gese sei niht nur unzweckmäßig, fondern geradezu zweckwidrig, niht nur unnöthig, sondern geradezu \chädlich, indem es die Sozialdemokratie und deren gemeingefähr- lihe Bestrebungen nicht zu hindern, fondern zu fördern und zu stärken geeignet ci, und es sei darum doppelt verwerflich!
Endlich wird behauptet, dieses Gesey sei ein hartes, ungerechbtes Geseßz es diene einem großen Theile der Bevölkerung zur {weren Bedrückung, es werde in seiner Ausfübrung geradezu zu eiiem grausamen und es sei deshaib dreifach verwerflich !!
Meine Herren, nah der Ueberzeugung der verbündeten Regierungen und meiner eigenen Ueberzeugung sind alle diese drei Gruppen von Einwendungen in der Hauptsache und im Wesentlichen un- begründet, wiewohl ih für meine Person niht in Abrede stellen wili, daß allerdings in jeder derselben ein Körnchen Wahrheit vorÿanden ift, jenes Körnchen Wahrheit, welWes es allein erklärlich macht, daß der Widerspru gegen dieses Ge'eß sih au in den Kreisen dieses hohen Hau'es geltend macht, welche die staatserhaltenden Ideen zu hegen und zu pflegen gewillt und bereit sind.
Was zunächst die Einwendung anlangt, dieses Gesey sei ein Ausnahmegeseß in allen seinen Bestimmungen, in seiner formalen Konstruktion, wie in scinem materiellen Inhalt, fo ist diefe Behauptung meines Erachtens in der Hauptsache unbegründet. Die wesentlichsten Bestimmungen dicses Gesehes, sowohl die präventiven als die re- präfsentativen, bewegen sich durchaus auf dem Boden des gemeinen Rechts. Alle Vorschriften, welche gegen die gemeingefährlihen Be- \trebungen der Sozialdemokratie zur Anwendung kommen, das Verbot von Vereinen, Versammlungen und Druckschriften, die Auflösung von
' Versammlungen, das Verhängen von Geld- oder Gefängnißstrafen,
ja selbst die Beschränkung der Freizügigkeit, bewegen ih an sich auf dem Boden des gemeinen Rechts. Es wird auch das Gesetz keines- wegs zu einem Ausnahmegeseß dadur, daß in ihm Straf- vorschriften und Polizeivorschriften kombinirt sind. Der- artige Konstruktionen finden sih auch bei anderen Gesetzen, deren ge- E S Lis keiner Weise Anle 4 0 wird. Es
rin gleiher eise je etwa_ bei den - und Focíst- A K A n. "Wie D ars den léEr AuR Are rechtlihen und polizeilihen Bestimmungen , welhe zum Schuße der Feld- und Forstwirthshaft gegen die die- selbe bedrobenden Gefabren erfocderlich sind, verbunden worden, so sind hier in diesem Gesetze Fie polizeilidben und Strafvorschriften, welche zum SŸute von Staat und Gesellschaft gegen die den- selben au®ë den gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie drohenden. Gefahren erforderli sind, kombinirt. Das Geseg wird auch kein Ausnahmegesez dadur, daß es sih lediglih gegen eine bestimmte Klasse von Staatsangehörigen richtet; ebenso wenig wie z B. das Reichsbeamtengeseß von 1873, welches ja auch eine Reihe von Strafvorschriften enthält, etwa dadurch zu einem Aus- nahmegeseg wird, weil es sch eben nur auf eine bestimmte Klasse der Staatsangehörigen bezieht, ebenso wenig ist das an sich mit dem Sozialistengeseß der Fall. Es wird dadur, wie es der Hr. Abg. von Cuny ganz richtig harakterisirt hat, zu einem Spezial - gesetz, niht aber ohne Weiteres zu einem Ausnahmege] eß, aller- dings das will ih zugeben, zu einem Spezialge}eß, wel%es auch eine Reihe von Ausnahmebestimmungen enthält. Auf diese werde ih demnälhst zurücktfommen. Ih bemerke {on jeßt, daß die ver- bündeten Regierungen stch_ und wie ih glaube, mit Erfolg bemüht et diese Ausnahmebestimmungen aus dem Gesc§te thunlichst zu »eseitigen.
Es wird dann gefragt, warum man den Weg der Spezial- geseugebung beschritten, warum man nicht den Versu gemacht babe, so wie cs der Hr. Abg. Reichensperger verlangt, das Gesetz auf den Weg des gemeinen Nechts überzuführen. Meine Herren, diese Vorficht ist niht unterlassen worden Es hat si eine ganze Reihe von Männern, ausgerüstet mit der besten Sach- und Rechtskezntniß, darüber den Kopf zerbrochen, wie es wohl möglich wäre, die Gefahren, mit denen die Sozialdemokratie Staat und Gesellschaft bedroht, dur Bestimmungen zu beseitigen, in denen das Wort „Sozialdemokratie“ nit vorkommt. Aber, meine Herren, es ist nit gelungen in dieser Weise zu einem befriedigenden Er- gebiiß zu gelangen; es war immer das Resultat, daß man entweder das Ziei nicht erreicht oder über das Ziel hinaus\chießt, daß man entweder nicht die nöthigen Machtmittel in die Hand be- fommt, welche zur Sicherung von Staat und Gesellschaft gegen die Sozia!demokratie nothwendig sind, oder daß man denselben eine Fassung geben muß, welche au die berechtigten Bestrebungen anderer Parteien mittreffen würde.
_ Jch will keineswegs behaupten, daß die Löfung dieser Aufgabe auf dem Boden des gemeinen Rechts absolut und füc immer un- mögli fei. Im Gegentheil, meine Herren, ich muß diese Frage ausdrüdcklih als eine offene bezeihnen und ich muß den verbündeten Regierungen vorbehalten, auf diesen Weg zurückzugehen, namentlich dann, wenn erst eine größere Beruhigung der Gemüther eingetreten sein wird, wenn insbesondere die sozialreformatorishen Gesetze erst ihre volle Wirkung gezeigt haben werden. Uebrigens, meine Herren, wenn Sie glauben, daß diese Aufgabe wirklich jeßt zu lösen sei, — ein jedes Mitglied dieses bohen Hauses ist ja in der e die e seiner besseren Erkenntniß in Jnitiativanträgen
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diesem en Haufe und den verbündeten Regierungen vor- zulegen Ich sage nur, in diesem Augenblicke, unter den jeßt obwaltenden Verhältnissen bat diese Aufgabe eine ver-
zweifelte Aehnlichkeit mit der Quadratur des Zirkels. Man kann wobl formal die Bestimmungen, welher man gegen die Sozialdemokratie bedarf, durch Novellen zur Strafprozeßordnung, zum Strafgesetz- buche, zum Reichs-Preßgesetß, zum Freizügigkeitsgeseß, zur Reichs8-Ge- verbeordnung, durch den Erlaß eines Rei®s-Versammlungs- und Vereinsgesezes kodifiziren, aber, meine Herren, Sie würden weder mit der Form noch mit dem Inhalt einer solchen Kodifikation einver- standen sein; und wenn \{on die verbündeten Regierungen Zweifel darüber gehabt haben, wie der vorliegende Geseßentwurf aufgenommen werden wird, darüber haben sie keinen Zweifel, daß eine derartige Vorlage den Beifall des hohen Hauses nun und nimmermehr finden würde. :
Meine Herren, es ist ferner unrihtig, was die zweite jener Be- hauptungen anlangt, daß das Gesey ein unzweckmäßiges, zwedck- widriges Geseg sei. Jch glaube, der Hr. Abg. Dr. Hartmann hat vollständig Recht gehabt, wenn er darauf hinwies: wäre das rihtig, dann würde dies Gesetz nicht diesem entshiedenen Widerspruche der Sozialdemokraten, diesem wüthenden Eifer zur Beseitigung des Gesetzes begegnet sein. Nein, meine Herren, das, was durch das Geseh hat erreiht werden sollen, ist im Wesentlichen erreiht worden, und es is eine wunderbare Logik, wenn Sie sagen: weil die Sozial- demokratie troß des Gesetzes fd weiter verbreitet hat, weil sogar die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie nach dem
Berlin, Donnerstag, den 7. November
al der Wrligen Se dus Ausweif
1889,
eigenen Urtheil der verbündeten Regierungen noch immer fortdauern Res muß das E beseitigt werden.
ah der neuesten Kriminalstatistik bat eine Zunahme des Ver- brehens des Betrugs stattgefunden. Meine Herren, genau mit der- selben Logik könnten Sie sagen: Das is die Schuld des Strafges etbuchs, welhes den Betrug unter Strafe stellt. Geben wir die Vorschriften auf, welbe den Betrug bestrafen, dann wird der Betrug aus der Welt verschwinden. Nein, meine Herren, im Ganzen u?d Großen bat sich dieses Geseß bewährt, obwohl — und das will ih auch hier wieder zugestehen — einzeine Bestimmungen sih darin befinden, welche nicht als zweckmäßig anzuerkennen sind ; das gilt namentlich und vorzug8weife von der Fristbestimmung, und deswegen glauben die verbündeten Regierungen, den besonderen Werth auf die Beseitigung dieser Bestimmung legen zu sollen. _ Endlich ist in jener Allgemeinheit auch die Bebauptung nit richtig, daß das Gefeß ein hartes, ein ungerechtes fei, daß es in in seiner Ausführung zu einem grausamen würde. Meine Herren, das Geseß bewegt si in der großen Mehrzahl seiner Bestimmungen durchaus innerhalb det Grenzen, deren Innehaltung au auf anderen Gebieten dur Strafvorschriften und dur polizeilihe Anordnungen im öffentliczen Interesse erzwungen wird und erzwungen werden muß. Allerdings —- das will ih auch hier zugeLen — ift das Gesetz ein scharfes Geseg, das liegt ja an der Hefiigkeit des Uebels, das man zu bekämpfen hat, an derselben ermißt sich auch die Wirksamkeit der Mittel, die man gegen diefes Uebel in Anwendung bringen muß. Aber ich will auch bier zugeben: es giebt einzelne sehr scharfe Bestimmungen, welche unter der Voraussetzung, daß das Geseg ein fristloses werde, allerdings nach der Ansiht dec verbün- deten Regierungen beseitigt werden können. Denn alle diese Mil- derungen, auf die ih soeben kommen werde, beruhen niht, wie der L Abg. Reichensperger annahm, auf der Annahme, daß eine Berminderung der gemeingefährlihen Bestrebungen oder der Gemeingefährlihkeit der Bestrebungen der Sozialdemokratie eingetreten sei, sondern sie beruhen — und das möchte ih aub dem leßten Herrn Vorredner entgegnen — auf der Erwägung, daß dur eine dauernde Bewilligunz des Gesetes die Bedeutung, die Wirksamkeit und die Wucht des Geseßes in der Weise verstärkt werden, daß diejenigen Mactmittel, welche in demselben noh enthalten sind, voll- ständig ausreichen, um der Staatsregierung in dem Kampf gegen die Sozialdemokratie die erforderlihen Waffen zu bieten.
Was diese im Einzelnen etwas \charfen und vielleicht harten Bestimmungen anlangt, so find das zunächst diejenigen, welche gegen die geschäftsmäßigen Agitatoren in den 8. 22 bis 25 des Gesezes von 1878 enthalten sind. Es ift hier eine Verschärfung
Konzessionen, dur Beschränkung des Rechts zum Bertrieb von Vruc- schriften und dergleihen vorgesehen. Meine Herren, die verbündeten Regierungen glauben, unter der Vorausseßung, daß Sie das Gesetz dauernd bewilligen, auf diese Mittel Verzicht leisten zu können. Es ist dagegen gestern der Einwand erhoben worden, eë bedeute diese Konzession nichts, weil ja diese Paragraphen des Gesetzes überhaupt nit oder doŸH nur in sehr seltenen Fällen zur Än- wendung gebraht worden seien. Meine Herren, das ift nicht ganz richtig; diese Paragraphen sind zur Anwendung gekommen, wenn auc nicht in Hunderten, so doch inDußzenden von Fällen, und daß sie auch in Zukunft no§ in Anwendung gebracht werden können, das werden die Herren sozialdemokratishen Abgeordneten doh nit leugnen können; denn Sic müßten sonst leugnen, dß es unter den Sozialdemokraten Personen giebt, welhe sih de soital- demokratishe Agitation nah der Richtung soziald:mokratisther Umsturzbestrebungen bin ¿um Gescwäft maten, und das können Sie do wohl ni@t in Abrede stellen! Es ift ferner als eine „sehr harte und scharfe“ Vorschrift im Gesetz die des §. 11 Abs. 2 bezeichnet worden, wona bei einer periodishen Druckschrift fofort beim ersten Verbot auch das fernere Ersheinen derselben verboten werden könne. Die verbündeten Regierungen find bereit, auch auf diese Bestimmung Verzicht zu leisten.
Da ift nun auch wieder gesagt worden: „Eine sclhe Bestimmung hat ja gar feinen Werth!“ Ja, meine Herren, zu der Zeit, als der Hr. Abg. Windthorst genau dieselbe Bestimmung als Antrag brachte und Bedenken Seitens der verbündeten Regierungen dagegen erhoben wurden, da wurde sie als cine „ganz besonders werthvolle“ bezeichnet; jeßt, wo die verbündeten Regierungen fie bringen, soll se auf einmal ihren ganzen Werth verloren baben!
Meine Herren, da ih gerade bei diesem Verbot von Druck- schriften bin, möchte ih mir eine kleine Zwischenbemerkung gestatten : Der Hr. Abg. Frohme hat gestern hier behauptet, in Betreff des Verbots von Druckschriften würde mit zweierlei Maß gemessen; er könne dies beweisen durch ein antisemitiswes Flugblatt, er hat einzelne Anforderungen aus demselben verlesen, in dem sih die „aller- unvershämtesten, frivolsten und gemeinsten“ Aufreizungen befinden.
Meine Herren, was die von ihm verlesenen ¡Forderungen anlangt, fo theile ich im Ganzen seine Auffassung, wenn ih auch nicht gerade seine Worte gebrauhen möchte. Aber iÿ möchte Sie doch hier nun einmal aufmerksam machen, wie der Hr. Abg. Frohme citirt. Ih habe mir nämli dieses Flugblatt kommen laffen, und da stellt ch nun beraus, daß die von ihm verlesenen Forderungen nicht etwa die Forderungen ‘deutscher Antisemiten sind, sondern die Forde- rungen französischer Sozialdemokraten, — derselben fran- zösischen Sozialdemokraten, mit denen die Hrn. Abgg. Frohme und Liebknet erst kürzlich ein Verbrüderungsfest gefeiert haben.
Meine Herren, es wird ledigli hier über diese Forderungen zu dem Nachweis referirt, val die Stellung der französishen Sozial- demotratie zu dem Iudenthum eine ganz andere sei, als die Stellung der deutschen Sozialdemokratie. Meine Herren, es liegt mir durhaus fern, mir irgend etwas von den Ausführungen dieses Flugblattes an- zueignen, aber ih möchte denn do glauben, ich wäre verpflichtet gewesen, einmal zur Rechtfertigung des Umstandes, daß dieses Flug- blait nicht mit Beschlag belegt worden ist und dann zur Steuer der Wahrheit darzulegen, wie denn der Hr. Abg. Frohme zu citiren pflegt.
Meine Herren, die härfste Bestimmung in dem Sozialistengesetz ist in dem §. 28, in den Vorschriften über den sogenannten kleinen Belagerungszustand enthalten. Es bestehen diese Maßnahmen aus vier verschiedenen Kategorien: aus der Befugniß, öffentlihe Versammlungen an die Genehmigung der Polizeibehörden zu knüpfen, aus der Befugniß des Verbots des Straßenverkaufs von Flugsriften, des Verbots des Besitzes, der Einfuhr und des Verkaufs von Waffen, und endlich in der Ausweisungsbefugniß. Meine Herren, die verbündeten Regierungen glauben unter der Voraussetzung, da dieses Geseß gleichfalls als ein dauerndes Gefeß bewilligt werde, H die drei erstgenannten Befugnisse verzihten zu können, fie sind aber nach eingehender Erwägung zu der Ueberzeugung gelangt, daß sie auf die \härfste und, wie ih zugeben muß, allerdings harte Maß- nahme der Ausweisung niht haben verzichten können.
Meine Herren , ih erkenne unumwunden an, die Maßnahme der Ausweisung ist eine sehc scharfe, ist eine harte, denn sie ge- fährdet immer und sie vernichtet oft die ganze wirth- \chaftliche Existenz niht nur des Ausgewiesenen, sondern seiner ganzen Familie. Aber, meine Herren, die Ausweisung ist eben auch nur die ultima ratio, von der nur mit äußerster Vorsiht Ge- brauch_ gemacht wird, die nur dann eintritt, wenn die Gefährdung
der öffentlichen Sicherheit ant keine andere Weise als dur die Austveisung des gefährlichen Agitators beseitigt werden kann. Die
, durh Entziehun gergibre S
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