1889 / 276 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 18. November. Th. C.) Die Rüdkehr Sr. Königlichen Hoheit des Groß- erzogs aus Sicilien und Jtalien wicd im leßten Drittel

ieses Monats erwartet. : __ Der Rechnungsauss\chuß des Landtages ist heut hier zusammengetreten.

Am 16. d. M. hielten die pen konservativen und

in denen über die nähsten Reichstagswahlen verhandelt wurde. | die Die Aufrechterhaltung des Kartells darf für den

nationalliberalen Vereine Sizungen ab,

1. Weimarischen Wahlkreis als gesichert gelten. Sachsen - Coburg - Gotha.

burgischen Hofe hier eingetroffen. Erbprinz von hier nah Meiningen abgereist.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 18. November. (W. T. B.) Der niederösterreihische Landtag nahm heute den, gestern von uns mitgetheilten, Ausshußantrag, betreffend den Bau eines Donau-Oder-Kanals an und beschloß ohne Debatte auf den Antrag Fürnkranz wegen der Zoll- vereinigung Oesterreih-Ungarns mit Deutschland

nicht einzugehen.

Linz, 18. November. (W. T. B.) Der oberöster- reihishe Landtag nahm die Resolution des Abg. Strandt an, in welher die Regierung ersuht wird, der O IRSE OUDE den konfessionellen Charakter wieder- zugeben.

Lemberg, 18. November. (W. T. B.) Der galizische Landtag nahm heute nah längerer Debatte, in welcher ein- müthig ausgeführt wurde, daß die Carl Ludwigs-Bahn durh ihre Tarifpolitik die ökonomischen Jnteressen Galiziens und des Staats empfindlih geschädigt habe, die Anträge des Ver- waltungs-Ausshusses an, in welchem die Regierung aufgefordert wird, die Carl U Ds unge- säumt zur Einführung der Tarife derStaatsbahnen anzuhalten oder im Weigerungsfalle sämmtliche Linien oder doch wenigstens die Linie Lemberg—Podwoloczy¿ka und Krasne—Brody in Staatsbetrieb zu übernehmen. Der Landes- aus\chuß wurde demgemäß beauftragt, mit der Regierung dieserhalb Verhandlungen einzuleiten.

Adelsberg, 18. November. (W. T. B.) Se. König- lihe Hoheit der Prinz Heinrih von Preußen traf mit 12 Offizieren des deutshen Geshwaders und dem deutschen Militär - Attaché heute! früh mit dem Schnellzuge hier ein. Se. Königliche Hoheit wurde vom Bezirkshauptmann am Bahnhof empfangen und in die festlich beleuchtete Grotte geleitet. Bei dem Mittagesseu im Hotel trank Se. Königliche Be auf das E der verbündeten Heerscher

eutshlands und Desterreihs. Nachmittags erfolgte die Rückehr nah Pola.

Pola, 19. November. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist heute früh 8 Uhr mit der Kreuzerkorvette „Jrene“ nah Korfu abgereist. Die österreihishen Schiffe hißten große Flaggengala und ble ab Raaensalut; die „Habsburg“ feuerte 21 Kanonen-

e ab.

Budapest, 18. November. Das ungarische Ober- haus hielt, wie dem „Prag. Abdbl.“ gemeldet wird, vorgestern eine Sizung ab, in welcher die Gesegentwürfe, betreffend das finanzielle Uebereinkommen mit Kroatien und die Kosten der Hofhaitung genehmigt wurden. Das Unterhaus begann, wie „W. T. B.“ meldet, A die Debatte über den Staatshaushalts-Etat.

ie äußerste Linke beantragte Ablehnung des ge sammten Budgets.

Frankreih. Paris, 18. November. Die Deputirten- kammer wählte, wie das „Journal des Débats“ meldet, am Sonnabend bei der Wahl des definitiven Bureaus zu Vize:-Präsidenten die Deputirten de Mahy, Develle, Casimir-Perier und Peytral. Jn der heutigen Sizung wurden etwa 20 Wahlmandate, darunter dasjenige Constans', für gültig erklärt und wie gewöhnlich von 8 Sekretären 2 aus der Rechten gewählt. Morgen Nachmittag tritt die Kammer um 2 Uhr zusammen, um die Erklärung der Regierung entgegen zu nehmen.

Jtalien. Rom, 19. November. (W. T. B.) Der in außerordentliher Mission hier anwesende Sir J. Lintern Simmons is gestern vom Papst behufs Ueber- reihung seiner Kreditive empfangen worden.

Belgien. Die Konferenz zur Berathung von A Behufs Unterdrückung des Sklaven- andels ist gestern Nahmittag 2 Uhr in Brüssel im

inisterium des Aeußeren zusammengetreten. An der Kon- ferénz nehmen, der „Köln. Ztg.“ zufolge, Theil :

für Deutschland: der Gesandte von Alvensleben, Arendt, General-Konful in Antwerpen, früber Konsul in Zanzibar; Freiherr von Menzingen, früher Atta%é beim Konsulat zu Kairo, wel{er Lehtere eigens zur Konferenz von seinem Posten in Argentinien nach Europa berufen wurde; füc ODesterreich- Ungarn: der Gesandte Graf Khevenhüller - Metsch; für Belgien: Staats - Minister Baron Lambermont, General - Sekretär im Ministerium des Aer früber Vertreter Belgiens auf dem Berliner Kongreß 1884/55; Gmil Banning. General- Direktor des Archivs ‘in demselben Ministerium, welcher Lamber- mont zu jeñem Kongreß beigegeben war und ih seither dur seine \chriftstellerische E über afrikanishe und belgishe Angelégen- heiten hervorgethan hat; ferner als delegirter Vertréker L. Aréndt, General-Direktor der Adelsangelegenbeiten in demselben Ministerium ; für den Unabhängigen Congostaat: der belgishe Staats-Minister Eudor Pirmez, Vorsitzender des Staatsraths des Congostaates, welcher fkürzlich in Paris die Beilegung eines Streitfalles ¿wischen Frankreih und dem Congostaat ‘wegen der Besig- verhältnisse am Ubangi herbeiführte; Van Eetvelde, Verwalter der Auzwärtigen Angelegenheiten des Congostaats; ferner als Déle- ge Hauptmann Coquikhat, gegeawärkig mit der Leitung der innern [ngelegenbeiten des Congostaats betraut, der Afrikareisendé Lieutenant Liebrechts und der Löwener Rechtslehrer Professor Deécamps- David; r Dänemark: der Géneralkonsuk zu Anfwerpèn Bäron von rockdorf; für Spanien; det Géfandte Don Joss Guttierez de Aguera; für die Vereinigten Staatén: der Gesandte Terrell ; für Frankreich: der Gesandte Bourée; der Unter-Direktor im Auswärtigen Amte Cagordan; als Delegirte: Dr. Ballay, der Begleiter Brazzas und Erfokscher des Ogowe; der beigeordnete

inets-Cef des Marine-Ministers J. L. Deloncle; der feühbere onsul în Zanzibar Lacan; für Großbritannien: der Gesandte

Coburg, 18. November. (Cob. Ztg.) Se. Hoheit der Erbprinz und Jhre Königliche E die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen

nd gestern Nachmittag zum Besuch am Herzoglih Edin- Heute ist Se. Hoheit der

welcher der Staatssekretär Dr. von Boetticher, der Staats-

Livingstone auf dessen ersten ErforschGungsreisen begleitete, \päter lange Jahre General-Konsul in Zanzibar war und den Sultan Said Bargasch zur Abschaffung der Sklaverei bestimmte; als Delegirte: E. W. Wylde, Beamter in der Konsularverwaltung des Autwärtigen Amtes; Sir Arthur Havelock, früher Gouverneur von Natal sowie | britisher Kommissar im Zululande; Kapitän z. S. Arthur Moore; für Italien: der neuernannte Gesandte Baron de Renzis, der als Abgeordneter die kolonialen Unternehmungen seines Vaterlandes im Parlament vertheidigte; der Geschäftsträger in Lordon Catalani; für Niederlande: der Gesandte Baron Gericke de Herwynen; als Delegirter der Konsul in Banana (Kongo), de la Fontaine - Verwey; für Persien: der gleichzeitig für Belgien beglaubigte Botschafter in Paris General Nazare-Aga; für Portugal: der neuernannte Gesandte Enrique de Macedo; als Delegirte: der frühere Statt- balter in Mozambique, Augusto de Castilbo; der Konsul in New- castle, Batalha Reis und der Afrikareisende Ermingilde Capello, welcher den {warjen Erdtheil zweimal mit seinem Landsmann Jvens dur(kreuzt bat; für Rußland: der Gesandte Fürst Urussow; als Delegirte der bekannte Völkerrechtslehrer Professor von Martens, der Marine-Attaché in Paris, Fregatten-Kapitän Rimsky-Korsakow ; für Schweden und Norwegen: der Gesandte am hiesigen und am niederländischen Hofe, von Burenstam; für die Türkei: der Gesandte Karatheodory Pasha. Außerdem wird noch ein Vertreter des Sul- tans von Zanzibar erwartet. beit Der belgische Staats-Minister der auswärtigen Angelegen- eiten, die fremden Bevollmächtigten im Namen des Königs und der belgischen Regierung willkommen. Die Konferenz schritt darauf, wie „W. T. B.“ berichtet, zur Bureaubildung. er nieder- ländische Gesandte Baron Gericke, Doyen des diplomatischen Corps in “Brüssel, {lug die Ernennung des Fürsten Chimay zum Präsidenten der Konferenz vor. Dieser aber dankte der hohen Versammlung und ersuchte sie, den Baron Lambermont zum Präsidenten zu wählen, was geshah. Zum Vorsteher des Sekretariats wurde der Delegirte für Belgien, Generaldirektor Arendt, gewählt. Es wurde sodann mitgetheilt, daß die französische Abordnung durch Ernennung des Contre-Admirals Humann versiärkt worden ist. Die zweite Vollversammlung findet heute Nachmittag statt und wird der Beibringung der Legitimationsurkunden sowie dem Beginn der Kommissionsarbeiten gewidmet sein. Brüssel, 18. November. (W. T. B.) Zwischen der Schweiz und dem unabhängigen Kongo-Staate wurde am 16. d. M. ein Handels- und Niederlassungsvertrag abgeshlossen und unterzeihnet. Der General: Administrator des Kongo: Staates, Van Éetvelde, hat an König Leopold als den Souverän dieses Staates einen langen Bericht er- stattet, in welhem alle Maßregeln aufgezählt werden, die der Kongo-Staat in Wirksamkeit geseßt hat, um den Skla ven- fr aas in jeder Form auf seinen Gebieten zu unter- rüdcken.

Schweden und Norwegen. Stocckholm, 17. No- vember. (F.) Der König, der Kronprinz und Prinz Eugen sind gestern Mittag von ihrem Ausfluge nah Gothen- burg und Marstirand hierher zurückgekehrt. Der Kronprinz reist Anfangs nächsten Monats nah Deutschland, um der Kronprinzessin einen Besuch abzustatten. Er gedenkt das Weihnachtsfest zusammen mit seiner Gemahlin und den D n Gustav Adolf. und Wilhelm in Deutschland zu verleven. D) / p

Süd - Amerika. Brasilien. Ueber die Lage der Dinge in Rio de Janeiro liegen heute folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor:

Aus einer besonderen Quelle is in Wien die Nachricht eingegangen: Die proklamirte föderative Republik werde den Namen „Vereinigte Staaten von Brasilien“ tragen. Die Umwälzung sei unblutig verlaufen. Das Kaiserpaar befinde fih wohl.

Nach in Paris eingegangenen Telegrammen aus Rio de Janeiro hat der Finanz-Minister der provisorishen Re- gierung dem Präsidenten der Nationalbank von Brasilien die Versicherung gegeben, daß die provisorische Regierung alle von der früheren Regierung eingegangenen Verpflichtungen einhalten werde. Die pro- visorishe Regierung in Rio de Yaneilo läßt ver- lautbaren, daß sie die Ordnung mit allen Mitteln aufrecht erhalten werde. Angeblih is ein telegraphishes Cir- kular derselben ‘an die auswärtigen Regierungen in Vorbereitung. Die Nachrihten aus den brasilianischen Provinzen seien dem ueuen Stande der Dinge günstig, au Bahia habe sih der Republik angeschlossen.

Der Herzog von Nemours bestätigte in einem Telegramm an die Königin von England, daß der Kaiser und die Kaiserlihe Familie von Brasilien sich na ch Europa einschifften, ohne irgendwelhe Belästigung er- fahren zu haben. i

__ Venezuela. (A. C.) Aus Caracas ist in New-York die Nachricht eingegangen, daß ein Pöbelhaufen, größten- theils aus jungen Leuten bestehend, die Standbilder des früheren Präsidenten von Venezuela, General Guzman Blanco, in Caracas zerstörte, seine Besißung demolirte und die Tafeln an öffentlihen Gebäuden, welche seinen Namen trugen, sowie alle erlangbaren Bildnisse des Generals zer- trümmerte. Der Minister der auswärtigen Ange- legenheiten ist zurückgetreten.

Afrika. Egypten. Kairo, 18. November. (W. T. M Das egyptishe Budget weist bei einem Steuernachla vón 100 000 egyptishen Pfunden für die ärmsten Volks- klaisen denno einen U eberschuß von 150 000 Pfund auf. (W. T. B.) Ein aus Antolo in Aden eingegangenes Schreiben vom 12. Oktober bestätigt, daß die Krönung Menelik's am 8. November stattfinden solte. Daran sollten der König von Godsham, der Ras Mikael, der Volo- Gallas und alle Generale der gesammten Armee theilnehmen. Nah der Krönung wollie Menelik zur Besezung von Tigre aufbrehen. Der König wird vor Ende Dezember in Adonais eintreffen können.

Aus Zanzibar vom 18. November meldet „W. T. B.“: „Der Reichskommissar Hauptmann Wißmann hat nah seiner Rüdkehr aus dem Jnnern die Pacifizirung der Land- schaft Useguha vollendet. Von vielen Seiten sind Gesuche um Abschluß des Friedens eingelaufen.“

Parlamentarische Nachrithten.

In der heutigen (18.) Sizßung des Reichstages

Lord Vivian; Sir John Kirk, der bekannte Naturforscher, welcher

Minister Dr, Freiherr Lucius von Ballhausen sowie

ürst von Chimay, hieß in der Eröffnungssißung

von dem beleuchtet :

andere dite g r zum Bundesrath nebst Kommissarien beiwohnten, { auf der T die Fortsegung der weiten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend ie Feststellung des Ne Pana Lts SLars für das Etat s jahr 1890/91, und zwar des Spezial-Etats: Reich s- amt des Jnnern.

Die Berathung wurde fortgeseßt mit Titel 1 des Kapi- tels 12 der fortdauernden Ausgaben (Kaiserliches Ge'- sundheitsamt).

Abg. Buddeberg bemerkte, daß die inländishe Pro- dukiion an Schweinen nicht ausreihen werde zur Deckun unseres Bedarfs. Die deutshe Landwirthschaft werde sid allerdings die Schweinezuht in erhöhtem Maße angelegen sein lassen; jedenfalls würden aber Jahre darüber vergehen, ehe die deutshe Schweineproduktion die verminderte Einfuhr auszugleihen im Stande sein werde; es scheine darnach, als ob die Sperrmaßregel auf Jahre, vielleiht auf die Dáuer verhängt werden solle. Wie {wer das Einfuhr- verbot für Schweine und der dadur erhöhte Preis für Schweine- fleisch die Bevölkerung treffe, beweise die Thatsache, daß die Mehr- ausgabe für diè Bevölkerung Sachsens, die jährlich etwa 1413 000 M--Etr. konsumire, über 14 Millionen Mark betrage; das komme einer Erhöhung der Einkommensteuer um 78 Proz, gleih. Rücksichten auf die Landwirthschaft dürften nit in erster Linie maßgebend sein; in Sachsen stelle sie noch nicht ein Sechstel der Bevölkerung dar. Troy der Sperr- maßregel sei die Viehseuhe nicht verhindert oder eingeshränkt worden. Wenigstens hätte Hand in Hand mit dieser Maßregel eine Verminderung der Viehzölle gehen sollen. Daß dies nicht geschehen, beweise, daß die Sperrmaßregel lediglih im agrarischen Jnteresse erfolgt sei. Unter diesen Ver- hältnissen dürfe man si niht wundern, wenn die Unzufriedenheit in der Bevölkerung immer mehr wachse; die Verantwortung dafür n j Diejenigen, die die Sperrmaßregel beshlossen und

getroffen hätten. Bei Schluß des Blattes sprach der Staatssekretär Dr, von Boetticher.

(Der S@hlußbericht über die gestrige Sißzung des Reichstages befindet sih in der Ersten Beilage.)

Die Kommission zur Berathung des Sozialisten!lgesetzes begann gestern Abend die Verbändlung über die im §8. 24 enthaltene Ausweifungsfrage. In der Diskussion erklärte Staats-Vèinifter Herrfurth, wenn die Auëweisungsmaßregel au hart sei, so sei sie doch nach Ansicht der verbündeten Regierungen unentbehrlih und habe ihre guten Wirkungen geäußert. Die Ausweisung sei unter Umständen die einzige wirksame Maßregel, und oft sei. {on die Androhung derselben von Erfolg gewesen. Nah Aufhebung der Ausweisungsbefugniß werde die gemäßigte Richtung der Sozial: demokratie der extremsten weihen müssen. Die Mitglieder des Cen- trums erklärten \sih gegen die Beibehaltung der Ausweisungsbefugniß, die nationalliberalen Mitglieder Buhl und Oechelbäuser desgleichen, ebenso gate D Carolath (Reichspartei) die Ausweisungsbefugniß als dauernde Maßregel nicht bewilligen zu können, während Abg, von Helldorf (konservativ) die Nothwendigkeit einer solchen Maßregel anerkannte. Die Berathung wurde vertagt.

Jm 2. Bromberger Landtags-Wahlbezirk (Wirsig, Bromberg) ist an Stelle des verstorbenen Abgeordneten Schul zu Karolewo der Rittergutsbesißer von-Born- Fall ois u Sienno, deutschkonservativ, mit 337 Stimmen einstimmig zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Zeitungsstimmen.

Die Revolution in Brasilien wird von der 7 E - Zeitung“ einer Erörterung unterzogen, in der es heit: „Dom Pedro war im Frühjahr 1831 als siebenjähriger Knabe dur eine Militärrevolte auf den Thron gehoben worden, von dem ihn jeßt nah nahezu sechs8zig Jahren eine andere Militär- revolte heruntergestürzt hat. An Aufftänden hat es in dieser Zeit in keiner Richtung gefehlt und wenn man den Boden be- trachtet, auf dem das - brasilianische Kaiserthum geschaffen worden ift, so erscheint es beinahe wunderbarer, daß es fich fo lange erhielt, als daß es jegt gestürzt wurde. Die hispano - amerikanischen Republiken, mit denen das Kaiserthum Brasilien so Vieles gemein hat, sind nah einer \stürmischen Periode der Pronunciamientos und Bürgerkriege mehr oder weniger zu einér Art von Stabilität gelangt. Brasilien hat die verbältnißmäßige Stetigkeit, die es bis jeut in seiner Regierung auszeihnete, fast aus\{hließlich der Klugheit und Besonnenheit Dom Pedro's zu danken. Denn der jeßt gestürzte Herrsher war keineswegs ein Stckeinmonarch, er nahm einen fehr entschiedenen Eirfluß auf die Verwaltung, er berrschte nicht nur, er regierte auch, die vollständige Zer- fahrenheit des brasilianishen Parlamentarismus bot ihm dazu die bequeme Handhabe. Schon seit undenklihen Zeiten ist dort kein Minifterium aúuch nur des folgenden Tages fiher, Gruppen von wenigen Mitgliedern waren sehr häufig im Stande ein Ministerium zu Fall zu bringen und mit Vorliebe geschah das aus der Reihe der Partei, die gerade am Ruder war. Die brasilianische Verfassung bekleidet den Kaiser mit der Macht der Aus- gleihung, er soll als Moderator unter den Parteien dienen; so bedarf er zu den wichtigsten Staatshandlungen, bei der Vertagung und Auflösung der Cortes, bei Ernennung und Entlafsung der Minister, keiner Gegenzeihnung seiner Unterschrift, ebensowenig bei Ernennung von Senatoren und Berufung des Parlaments . .…..…. Es ist bekannt, daß der Kaiser stets von sehr erleuchteten, vor- urtheilslosen Gesinnurgen ausging, ja regelmäßig war er dem von

ihm beherrschten Volk in seinen Ansichten; weit voraus. Und auch der Sturz Dom Pedro's wird jegt in erster Linie einer großen Befreiungsthat zugeschrieben. Wenn es ich

bestätigt, daß die Dur&führung der Sfklavenemanzipation den leßten Anstoß zur Revolution gegében hat, dann konrite die Monarchie in Brafilien kein würdigeres Schlachtfeld finden, um darauf zu fallen. So ist Dom Pedro der dritte große Befreier, dessen Herrschaft ein tragishes Ende genommen hat: Präsident Lincoln wurde ermordet, der edle Alexander II. fiel den nihilistishen Bombenwerfern zum Opfer, weniger blutig* endet allerdings die Herrsherlaufbahn Kaiser Dom Pedro's. .

Ein Gewaltakt, der jeder staatsrehtlihen und moralischen Recht- fertigung entbehrt, ist gegen Dom Pedro vollzogen worden, ein Akt, der gleichzeitig eine Handlung \{chwerer Undankbarkeit in sich \{ließt. Dem Lande ift dur die volliogene Thatsache der Einschiffung die Hand gebunden, es bleibt ihm nichts übrig, als das Geschehene zu genehmigen. Es wird si zeigen müssen, welche Früchte für Brasilien aus diesen Vorgängen erwachsen. Den gestürzten Monarchen wird Europa mit der gleiben Sympathie und der gleichen Ehrétbietüng begrüßen, die es dem Kaiser von Brasilien zu Theil werden ließ. Denn immer hat man in ihm vor Allem den Mann verehrt.“

Die jeßt zur Entscheidung stehende Bankfrage wird afseldorfer Anzeiger“ in Foldeuden Artikel

4 „Nah dem bestehenden Bankgesey ist die Zeit gekommen, da das

Reich das Recht hat, den Antheilseî der Y ; und die Antheile zum Nennwerth 14 mea E E Ey

ie Bank if nach ihrer jeßigen Organisation ein mit Privat- tpital betriebenes Bankinstitut, welhes jedoch von Reich8wegen ge- leitet und beaufsihtigt wird. Diese Organisation hat si nunmehr fast 15 Jahre bewährt. Gleihwohl hat es in der Zwischenzeit nie n Stimmen gefehlt, welche die Reichsbank verstaatliht und die Be- theiliguna des Privatkapitals abgeschafft wissen wollten. Es ift er- Alärlid, daß diese Wünsche jeyt wieder hervorgetreten sind, da das Reit fv E zu entscheiden hat, wie es die Bank in Zukunft anisiren foll. \ E i E Für diese Ziele wird geltend gemacht, daß die Reichsbank in erster Linie ein Kreditinstitut sein soll und daß alle Gewerbe den leihen Anspru auf Befriedigung ihres Kreditbedürfnisses dur diese fiaatlich verwaltete Bank haben, also Landwirtb\chaft und Handwerk ebenso wie Handel und Großinduítrie. Thatsäthlih aber, so wird von jener Seite ausgeführt, haben Handel und Großindustrie bisher den auptvortheil hiervon gehabt : die großen Handels- und Industriefirmen B sid ihr Betriebskapital dur die Reichsbank verschaffen, während die Wechsel der Landwirthshaft und des Handwerks von der Reichs- bank nit diskontirt werden. aner wird für die Verstaatlihungs- idee geltend gemaht, daß die Reichskafse einen sehr viel größeren Gewinn erzielen würde als jeßt, da der Hauptgewinn in die Kasse der Privatfapitalisten fließt Im Dur(hschnitt der Jahre 1876—1888 haben die Antheilseigner einen jährlihen Gewinn von gegen 73 Millionen Mark, das Reih nur einen folhen von niht ganz 1,9 Millionen Mark eckalten. R ie Vorausseßung, auf welche sich der Wunsch einer Beritaat- iung gründet, ist aber thatsählich nicht rihtig. Die Reichsbank ewährt allen Ständen gleihmäßig Kredit. Freilich aber müssen fimmtliche Wesel eine geschäftliche Grundlage haben, und zwar eine folche, daß mit Sicherheit auf den Eingang des Geldes nah Ablauf der gestellten Frist zu rechnen is. In einer Verfügung, die noch vom Jahre 1856 datirt, ist speziell den Gutsbesißern, welche vor der Ernte, vor dem Woll- markt Geld brauen, Kredit zu gewähren gestattet worden. Desgleiben ift speziell im Interesse der Handwerker im Jahre 1887 cine Verjügung erlassen worden, welche die Gewährung von Kredit für sie gestattet, wenn sie den allgemein geschäftliGen und bank- mäßigen Grundsätzen entsprehend Kredit verdienen. Auf der anderen Seite ist es eine Fabel, wenn verbreitet wird, die Reichsbank ließe si von Seiten der Bankiers benußen, um \ich Betriebskapital zu verschaffen, und insbesondere sind au nie die Bankier3, welche in dem Centralaus\chuß der Bank sigen, begünstigt E L den Grundsäßen der Vank kommt es allerdings wo L daß Großindustrielle und Großhändler Kredit erbalten, als Gutsbesißer und Handwerker, aber dies ift auch ganz natürlich, weil leßtere Jeite Kategorien niht immer die geschäftlihe Unterlage gewähren können, welche für die Kreditgewährung erforderli ist. Non diesen Grundsätzen aber kann die Bank nicht abgeben. Für eine weitere Aut dehnung des Kredits der Landwirthschaft und des Handwerks, den Bedürfnissen dieser Erwerbszweige entsprechend, kann die Reichsbank nit gut in Anspru genommen werden; hierfür werden andere Institute in Anspruch zu nehmen sein, so namentli auch genossen- \chaftlihe Einrichtungen. Selbst wenn dic Bank „verstaatlicht würde, könnte sie im Interesse der Sicherheit des Gescäfts keine neuen Grundsäße für Landwirths&aft und Handwerk aufstellen. Im Uebrigen würde eine solche Bank in Zeiten der Ss ja auch bei großen geshäftlihen Krisen im Frieden mit ihren großen dem Reich gehörigen Kapitalien ein viel zu großes Risiko für dieses selbst sein. | Unter diesem Gesichtspunkt kann also auch der finanzielle Vortheil der Verftaatlihung nit allzu sehr ins Gewicht fallen: was das Reih bei einer solhen Einrichtung ersparen würde, steht nicht im Verhältniß ¿u dem Risiko, welck@es es übernehmen würde, wenn die Bank nur mit seinen eigenen Kapitalien, statt mit denen der Privat- kapitaliften arbeiten würde. j Aus diesen Gesihtspunkten empfiehlt sih der Vorsdblag des Regierungsentwurfs, der die bisherige Organisation bestehen läßt und doch dabei für das Reich cinen etwas höheren Gewinn eriielt, indem er fortan den Antheilseignern den Veränderungen des Kapitalzins- fußes entsprehend statt 4} 9% nur noch 35 °/o Dividende ewähren und den Betrag desjenigen Prozentsaßes, „na dessen Erreichung eine Gewinnbetheiligung des Reichs zu t eintritt, von 8 auf 6 9% berab- seßen will ; das Reich wird hieraus einen jährlichen Mehrgewinn von mehr als 1 Million Mark ziehen.“

Die „Straßburger“ Post“ erinnert daran, daß am 16. November seit der Eröffnung des Suezkanals zwanzig Jahre verflossen waren. Dem betreffenden Artikel

entnehmen wir Folgendes : i: L: Be r Ms Zeiten hatten \ich Fürsten und Völker ab- emüht, diese wichtige Wasserstraße herzustellen. Die Pharaonen, die erserkönige, die Ptolemäer, römische Kaiser und arabishe Khalifen aben immer und immer wieder diese Trennung von Asien und Afrika versuht; immer und immer wteder haben große Völker- umwälzungen die Erhaltung des Werkes zunichte gemacht. Und bintéèr den Völkerstürmen brauste der Wüstensand einher und scüttete im Verein mit den empörten Gewässern Sand in das Menschenwerk, bis endlich die vollendete Kultur einer neuen Zeit dies Werk fo sicher hinstellte, daß es hoffentlich für immer erhalten bleiben kann. Fast 33 Jahrhunderte mußten vergehen, bis diese wichtige Wasser- straße in einer die Dauer verbürgenden Gestalt hergestellt werden Tonn, 2 ; Das Werk is wohlgelungen und bat fih seitdem durbaus be- währt. Der Kanal hat eine Länge von 160 km, eine Tiefe von 8 m und ist am Wasserspiegel 58 bis 109 m und an der Soble 22 m breit. Die Baukosten betrugen 380 Millionen Mark, von denen etwa 2414 Millionen mittels Aktien aufgebracht worden. Der Stiffs- verkehr hat \ich mit riesiger Schnelligkeit gehoben ; 1870 verkedrten 486 und 1884 \ch{on 3284 Schiffe. Die sehr bedeutende Abkürzung des Seeweges nah Indien sichert den Kanalverkehr für alle Zeiten. Heute, am 20. Jahrestage der Eröffungsfeier, bange si aller Welt der Name des Grafen Lesseps auf die Lippen. Fast drei Lustra seines Lebens hat dieser Mann für das Riesenwerk hingegeben. Seiner unermüdlichen Thatkraft ist das große Unternehmen gelungen, an welchem 33 Jahrhunderte vergeblih gearbeitet batten. Ihm gebührt au das größte Lob des heutigen Erinnerungstages, ibm, dem egroßen Franzosen“.

Statistik und Volkswirthschaft.

Englische Urtheile über fran¡ôósische Arbeiter.

Kurz vor dem Schluß der Pariser Ausstellung hat eine Abord- nung é ali fer Arb A ee die französische Hauptstadt aufgesucht, um die daselbst angesammelten Erzeugnisse der Induftrie zu besih- tigen und über ihre bei. solher Gelegenheit angestellten Beobachtungen Bericht zu erstatten. Die Vertreter der arbeitenden Klassen Britanniens haben es bei Erfüllung dieser nächsten Aufgabe aber nit bewenden lassen, sondern die Verhältnisse ihrer französishen Genofsen einem Studium unterzogen. Den darüber veröffentlichten Berichten ent- nebmen wir nah dem „Hamburgischen Korrespondenten Folgendes: 4 : j ;

unächst äußern die Engländer *ihre Verwunderung über die Unge pw o Be ungs8verhältnisse der französishen Kameraden. Statt der kleinen, von Gärthen umgebenen Häuser der Arbeiter- viertel, die in ihrer Heimath üblih geworden sind und deren Er- bauung man sich allenthalben angelegen sein läßt, fanden sie große, unsaubere Miethkasernen, die in Hunderte von engen Wohnungen llee die Selbftändigkeit der ea Hausstände gefährden, Ane

8

r freie Béwegung der Einzelnen aus\{ließen und außerdem zu Seuchen-

bereite, ê : Reitetestaweniger “aber sei die Mehrzahl französischer Volk8ge-ichte

er und angenehmer als die britishe Koft. Nur in einer irie e che, ibie fs sagen, eine merkwürdige Ausnahme. vor ibnen andere Abgeordneten mittel, das England fast rei \ch{lechbter sei als in den

8 t e 2 Mans mebr Brot konsumirt, als germanis®e, anglo sächsische und

iten bemerkt der Bericht der englishen Arbeiter, es ebe s en S welhem die Masse der Franzosen ihre

durchschnittlich hinter dem englishen zurü.

Wie isende, haben auch die englischen Arbeiter- Rae m wichtigste aller Nahrungs- wird in _Fankreich und genossen) in Frank- anderen Ländern. der Franzose unver-

bemerkt, daß das Brot (bekanntli aus\chließlich Weizenbrod meiften erschecint um so auffallender, als \lavishe Menschen thun, und als man sonst mit kulinarischen Dingen a Se eri Verei Bescheid weiß Geradezu beshämt sprechen die Engländer sich dafür über die Mäßigkeit ihrer Na- barn aus. Von der Massenbetrunkenheit, die in England nd Schottland mindestens allsonnabendlich die Regel bilde, bâtten sie in Paris Nichts gesehen. Einzelnen angetrunkenen Männern seien sie begegnet, dagegen keinem einzigen betrunkenen Frauenzimmer. Die französische Arveiterfrau beziehungsweise Tochter besie überhaupt mehr Haltung und Reize als ihre englishen Schwestern, die nur all zu leicht den \chlehten Beispielen der Männer nachgeben. Dabei seien diefe nüchternen Menschen von einer Heiterkeit und Lebensluft, in welcher sie sich au) dur Noth und E E O ließen und der man an n Uf Tweed gleich selten begegne. ; ,

Le D esacders bemecteioieih ersheint das Urtbeil der englischen Delegirten über die Beschaffenheit der französishen Arbeit. Ueberall da, wo Geshmack, Eleganz und eigentliche Handfertigkeit den Auésclag gäben, stehe der französishe Arbeiter über dem englischen, ja über jedem anderen Mitbewerber. Diese heiteren und leiten Gesellen besäßen neben respektablem Fleiß eine unvergleihliche Geschiætlichkeit und Bebendigkeit im Gebrau von Händen und Augen. Dafür bleibe das französisde Handwerk8zeug durchschnittlich binter dem englischen zurück und Gegenstände, bei denen es aus Zusammenwirken vieler vershiedener Hände und Werkzeuge ankomme, würden in Frankreich mangelbafter hergestellt, als in England. Manche neuen Erfin- dungen und anderswo üblichen tehnischen Hülfsmittel seinen selbst in Paris noch nit gehörig bekannt zu sein. Der Ergländer lege auf sein Werkzeug überhaupt größeres Gewiht als der Franzose.

Der „Hamb. Korrespondent“ erinnert hierbei daran, daß auch deutsche Arbeiter-Delegirte in Paris waren. U. A. haben ver- schiedene Führer unserer sozialistischen Arbeiterbewegung an dem in der französiscen Hauptstadt abgebaltenen sozialdemokratischen Kongreß theilcenommen. Sieht man von gewissen revolutionären Redensarten ab, welche die Herren sich am Seine-Ufer angeeignet und alsbald in Umlauf gesett baben, so feblt jede Spur wirklicher Nußbarmahung der bei dieser Gelegenbeit gewonnenen Anschauungen und Eindrüe. Nah dem Einzelnen der Wohnungs-, Nabrung®s- und Thätigkeits- verbältnisse der Pariser Arbeiter zu fragen, ist offenbar unter der Würde der deutschen Vertreter des „vierten Standes“ gewesen, denen ebenso anspruch8volle wie inhaltslose Kongreßberathungen, How- rufe in den Klubs und die im Stadthause gefeierten glänzenden und gesinnungstüctigen Festlichkeiten offenbar wichtiger dünkten als Be- obahtungen über die starken und die shwachen Seiten des französischen Arbeiterstandes. „Unserer Meinung nah s\chreibt das genannte Blatt sind die von der englischen Delegation angestellten Unter- sucungen über die Beschaffenheit des Pariser Brotes und der Be- bausungen in den ärmeren Vorstädten nicht nur nüßlicher, sondern au interessanter gewesen als sämmtliche von den Herren Liebknecht und Genoffen in und über Paris gehaltene Reden.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Reichstags-Abgeordneten Bebel, Grillenberger, Liebknet, Meister und Singer theilen, der „Volksjtg." zufolge, ibren Partei- genossen mit, daß für Unterstüßungszwecke der Sozialdemokratie vom 1. Juli bis 30. September eingegangen sind: a. für den Unterstüzungs- fonds ca. 2400 4, b. für den Wahlfonds ca. 25600 4 (dar- unter „Mann im Mond“ 1000 4, „mehrere sozialistishe Banquiers Gründergewinn* 20 000 Æ), zur Unterstüßung der Elberfelder An- geklagten und deren Angehörigen ca. 900 46 : i Einem Ausweis des britis%en Handelsam!s8 zufolge, fanden im verflossenen Jahre in England 509 Arbeiterausstände statt, von denen 249 erfolgreich und 94 nur theilweise erfolgreih waren. An den Ausständen waren 87 764 Personen direkt betheiligt. Die Gewerkvereine verausgabten für Strikes im verflossenen Jahre 32 729 £ oder 2 s 44 d per Kopf der Mitglieder. Zugleich fanden 8 Arbeitdsperren statt, woran 985 Personen betbeiligt vie Verwaltung der London & India Docks8-Gesell- \chaft hält cs, wie die „Allg. Corr.“ aus London meldet, für angezeigt, das Publikum zu benacritigen, daß es in den Dodcks noch immer gefährlich gähre, troßdem das Direktorium mehr Konzessionen gemacht babe, als wozu es nah dem Mitte September ge- troffenen Abkommen verpflichtet wäre. Die Leute verlangten jeßt Zahlung für die Gfsenzeit , troßdem der geschlossene Vertrag eigens au8bedang, daß dies nit der Fall sein sollte. Jett forderten die Leute, daß die Aufseher und Commis sih ibrem Gewerkverein an- \chlössen. Das Direktorium lasse den Leßtgenannten völlig freie Hand in der Sache, obne ihnen mit Entziehung ibrer Vergünstigungen zu drohen. Trotzdem erschalle hon wieder der Ruf nah einem allge- meinen Strike, falls die Aufseher e Kommis nicht in den Gewerk- verein der Dockarbeiter eintreten wolken. j

Zu dem bereits signalisirten Omnibus-Kutscher- und Conducteur- Strike in London wird not berichtet: Eine Abordnung des Ver- bandes der Omnibus- und Pferdebahn-Angestellten erschien am Sonnabend bei den Direktoren der London Road Car Company, welche für die Angestellten dieser Omnikusgesellshaft eine Herabseßung der Arbeitszeit von 17 auf 12 Stunden täglich, einschließlich zweier Mahlzeiten, beanspruchten. Die Direktoren erklärten, sie seien mit dem 12 stündigen Arbeitstag im Prinzip einverstanden und würden denselben einführen, falls die übrigen Londoner Omnibusgesellshaften ein Gleiches thâten. Seitens der Angestellten wurde bierauf bes(lofsen, den geplanten Ausstand um eine Woche zu verschieben, um ihre Arbeitgeber in den Stand zu seßen, sich mit der Verwaltung der General Omnibus Company bezügli% der allgemeinen Ginfübrung des zwölfftüöndigen Arbeitstages in Verbirdung zu seßen. Sollten die Unterhandlungen erfolglos bleiben, so wollen die Kutscher und Conducteure der London Road Car Company, etwa 800 an der Zabi, am 25. d. die Arbeit einstellen und die Angestellten der General Omnibus Company veranlassen, ein Gleiches zu thun.

Laud- und Forstwirthschaft.

Landes8-ODekonomie-Kollegium.

achdem in der gestrigen Sigzung der Referent Landes- Direktor Rein Wafeltorp Des Ar els mitgetheilten Kommissionsantrag, be- treffend Kapital- und Rentenschuld, befürwortet batte, entspann si eine sehr lange Debatte, an welcher si Professor Dr. Shmoller Berlin), Landrath a. D. von Röder (Oder-Cllgath), General-Land- Seid: Girctiee Bon (Neuhausen in Ostpreußen), Landes-Direktor Klein Düsseldorf), Rittergutsbesizer Ockonomie-Rath Knauer (Gröbers), Geh. Juftiz-Rath Professor Dr. Gierke (Berlin) und Ober-Landesgerichtt- Rath Struckmann (Berlin) mit Wünschen und Anträgen betheiligten. Scließlih wurde der Kommissionsantrag zub 1 (vergl. die gestrige Nummer) bis zu den Worten „zu regeln" angenommen. Sub 2 wurde auf Antrag des Prof. Dr. Schmoller beschloffen: Hinter dem Worte „mittelft* ¿u seßen: „Seitens der Si unkündbarer Renten“ u. st. w. Im Weiteren wurde als Akbsay 3 auf den

faGung der im Entwurf vorgeschlagenen Formen der Vershuldung des dme Edi ave: vollzogen werde“, und der Bare des Kommisstions- vorschlages als Absay 4 mit folgendem Antrage I

angenommen: „Man wird zugeben können, daß es wüns{enswerth ift, alle ersu etas Grundbesitzer mehr und mehr von der Gefakr der Kündigung zu befreien. | iche y der Renten huld als alleinige Vershuldungsform, wie jede plôßlihe geseßliche Einschränkung des Hypothekenkredits kann das Landes- efo- nomie-Kollegium nit billigen. Jedenfalls würden diese Fragen* u. f. w.

es Prof. Shmoller

Aber eine zwangsweise gesetlihe Einführung

Im Weiteren wurde folgender Kommissioneantrag genehmigt :

„Das Landes-Oekonomie-Kollegium beschlie5t: Es ist der Erwartung Ausdruck zu geben, daß für die Eintragung, Abtretung und Löschung von Hypotheken und Grundschulden in der Grundbuchorduung nicht strengere Formvors{riften eingeführt werden, als solhe gegenwärtig in Preußen gelten.“

Auf Befürwortung des Geheimen Regierungs-Ratbhs Dr. Hermes

Berlin) wurde ferner nachstehender Antrag der Kommission ange- Sa „Das Landes-Oekonomie-Kollegium beschließt: Zur Wahrung der Rechtsîtellung der Landschaften ift eine Ergänzung der vorliegenden Gesetzentwürfe nah folgenden Richtungen bin erforderli : 1) In das Einführungégeseß is ein Vorbehalt dahin aufzunehmen, rübrt bleiben die bis zum Inkrafttreten des Gesetzes ergangenen gens Rade und

rundkredit - Institute ; s anstalten der Provinz Hannover in §. 20 des Geseyes vom 28 Mai 1873 getroffene Bestimmung ist auf alle öffentlihen Grundkredit- Institute au8zudebnen und dem §. 1066 des Entwurfs ein entsprechender Zusatz beizufügen, welcher zuglei klarstellt, daß es sich nur um statutenmäßige Beiträge und Leistungen bandelt ; 3) die Befugnifie der öffentlihen Grundkredit-Institute in Ansehung der Zwangsverwaltung und Zwangs8vollstreckung in Grundstücke find entsprehend dem preußi- \chen Gesetze vom 13. Juli 1883 aufrecht zu erhalten, jedoch mit der Maßgabe, daß folchen Zintrüdckständen, r : Rüdckstände aus den leßten zwei Jahren, ein Rang vor den in §. 10, Abs. 1 Nr. 1—4 des Entwurfs eines Zwangsvollstreckungs-Geseßes bezeichneten Ansprühen nit gewährt wird; 4) in die Grundbuch- ordnung ist eine dem §. 47 der preußischen Grundbucordnung vom 5, Mai 1872 entsprechende Bestimmung aufzunehmen; 9) die Anlegung von Mündelgeldern in Pfandbriefen öffentliher Grundkredit-Institute ist im Gese ausdrücklich zuzulassen.“

daß unbes

öffentlichen

civileaien der i F Kredit-

2) die gegenwärtig für die

welche älter sind, als die

In der Kommission war noch folgender Antrag gestellt worden: „1) Die Beendigung des dem Realgläubiger an dem Zubehör zu-

stehenden Pfandrechts ist nit an die bloße Thatsache der Entfernung

dieser Zubehörstücke von Grundstücken, sondern daran zu knüpfen, daß die Entfernung in ordnungsmäßiger Wirtbschafitführung vorgenom- men ist. 2) Ferner ist das nach §. 206, Absay 2 des Ge'etße- vom 13. Juli 1883 dem Realgläubiger gegenwärtig ¿ustehbende Widerspruh2recht gegen Pfändung von Guts8zubehör durch Personalgläubiger beizubehalten.“ Dieser Antrag, welcher von der Kommission mit großer Mehrheit abgelehnt worden war, wurde nun- inebr von dem Landschafts-Direktor Bon (Neuhausen) wieder auf- genommen. Es entspann sih in Folge dessen eine sehr ausgedehnte lebbafte Diskussion, an deren Schluß der Antrag Bon mit 10 gegen gy Stimmen zur Annahme gelangte. Alsdann wurde die Sißung auf beute vertagt.

Submissionen im Auslande.

Spanien.

Ohne Datum. Junta de Administración y Trabajos del Arsenal de Ferrol: Materialien und Geräthschaften zur Auërüftung des Kreuzers „Alfonso XII.*, eingetbeilt in 2 Loose. Voran\{lag: 4625,90 Pes. Kaution zusammen vorläufig 200, endgültig 620 Pesetas. Näheres an Ort und Stelle. Belgien. A

Näthstens. Brüsseler Börse: Vergebung folgender Lieferungen

schiedener Oele: i E T G zwei Loose zu je 60 000 kg Raps- oder Rüböl zum S(mieren, 9) drei Loose zu je 47 000 kg gereinigtes Brennöl, 3) seben Loose zu je 50000 kg Mineralöl zur BeleuhHtung. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs - Anftalten.

London, 18. November. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Moor“ ist beute auf der Auêreise von Lissabon abgegangen, der Castle-Dampfer „Melrose“ ist heute auf der Ausreise in Durban (Natal) angekommen, der Castle-Dampfer e„Dunbar- Castle“ ift am Sonnabend auf der Ausreise in Capetown an-

gekommen.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

estern Abend erschien Se. Majestät der Kaiser zur Vor- tellung des Rosen'shen Lustspiels „Nächstenliebe“ und wohnte der- selben bis zum S(hlufse bei Während der Pause, in welcher der Thee eingenommen wurde, befabl der Kaiser, wie uns die Direktion mittbeili, Hrn. Direktor L'Arronge in Seine Loge, bezeigte ibm Sein großes Vergnügen an dem fo liebenswürdigen und vortrefflih gespielten Stück und beauftragte ihn, den Darstellern Seine Anerkennung aus-

rechen. : L gs Di: erste Aufführung des Halm'shen Dramas „Der Sobn der Wildniß* om Sonnabend batte, getragen von etner vorzüglichen Darstellung, in weler namentli Hr. Pittshau und Fr. Geßner hervorragten, einen vollen Erfolg und fand vielen Beifall.

Wallner-Theater. L Im Laufe nächster Woche geben die Novitäten „Koko“, Posse in

3 Aen von Ea Bisson (Verfasser von „Madame Bonivard“) in der deutshen Uebersezung von Emil Neumann und: „Der Scheidungs8- grund“, Schwank in 1 Akt nah einer französischen Idee von E. Pansa und C. Pauli zum ersten Male in Scene. Am 24. d. 2 gelangt das vieraktige Volkestück mit Gesang: „Unser Doktor“ zu ein- maliger Aufführung.

Sing-Akademie.

ie bereits mit Spannung erwartete al l ui Teresa Carreño (aus Caracas), die, mit dem an der italienishen Oper zu New-York fungirenden Sänger Pietra vermählt, ibren Künstlernamen beibehält, erschien ge\tern ium Saal der Sing- Akademie zum ersten Male vor dem biesigen Publikum, nachdem sie auf ibren Concertreisen nah Frankrei, England und Spanien außer- ordentlice Triumphe gefeiert hat. In hohem Grade erfüllte die geniale Künstlerin die gehegten Erwartungen. Ihr Spiel steht, in wenigen Worten gesagt, auf der hôhsten Stufe künstlerisher Vollendung und macht bei dem jugendlihen Alter der Concertgeberin einen überrashenden Eindruck. Zu der unübertrefflichen tehnischen Sicherheit gesellt sich eine so großartige Kraft des Ans(hlags, daß man eine männlihe Hand zu hôren glauben könnte. Das feurige, südländishe Temperament der anmutdhigen Künstlerin belebt zugleih ihren Vortrag in stets fesselnder Weise. Sie spielte ein hier noch wenig bekanntes Concert (A-moll) von Grieg, das in den beiden ersten Säßen thematishe Erfindung und geschickte Form- bebandlung erkennen läßt, dessen leßter Saß jedoh mit seinen wilden, martialishen Motiven besser in eine Symphonie bineinpaßt, zumal die starke und raushende Instrumentirung die Solistin mitunter übertönte. Die Ausführung war von Seiten der Pianistin und des Ortesters eine ganz vorzügliche. Einen Glanzpunkt des Abends bildete der Vortrag lder \ymphonishen Etüden von R. Schumann, die die Concertgeberin mit sorgfältiger Auëprägung des Rhyth- mishen und zarter Behandlung der Cantilene ausführte.

amerikanische Klavier-

Antrag des General-Landschafts-Direktors Bon eingefügt: „Im Inter-

herden bestimmt zu sein scheinen.

esse des Grundbesitzes ist es dringend wünschenswerth, daß eine Verein-

Fhre virtuosen Vorzüge kamen \{ließlid noch in der beliebten

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