1889 / 281 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

der großen Volksmassen unserer Hauptstadt Hülfe und Trost bringend,

mildernd und ver\söhnend zu wirken. Potsdam, Neues Palais, 15. November 1889.

gez. Augusta Victoria, Kaiserin und Königin.“

——

Die gestrige ofjagd im M Sey r 26 Revier e

at eire Gesammtstre

! e von 87 Shau amwild ergeben.

Der Plan zur Niederlegung der Schloßfreiheit wird aufs Neue in Betracht gezogen. Die „Nat.-Ztg.“ \{chreibt darüber : Die erste Anregung ging von Bürgern aus, die die Niederlegung der Séloßfreiheit im Interesse der Stadt wünshten. Nachdem fie sich das Vorkaufsreht gesichert und die Zusage hatten, daß pes D

arm- städter und Deutshe Bank sowie die „Berliner Handelsgesellschaft - hinzugezogen, die den Plan dann ausarbeiteten und feststellten. Die Loose sollen in vier Serien zu zehn Millionen verausgabt werden. Seitens der Stadt soll vorbehaltlih der Zustimmung der Stadtver- ordneten die Uebernahme, Anlage und Erhaltung des Platzes bereits

anstaltung einer Lotterie nichts im Wege stände, wurden die

zugesagt sein.

Die Stichwahlen für die sammlung sind auf den 11. Dezember cr. festgeseßt.

Im Grunewald werden, wie der „N. A. Ztg.“ geschrieben wird, morgen und übermorgen die zwei artesishen Brunnen in Thâtigkeit treten, die zur Füllung des ausgegrabenen N ührt. ie artesishen Brunnen, welche bis in Meeresspiegelhöhe, ungefähr 35 m tief, in den Untergrund hinabgehen , erreichen dort eine kiesige Sand- Ungefähr ¿wei Meter über den Boden des neuen Sees steigt aus diesen Brunnen die Wassersäule Mit der Füllung des Sees dur

sind. welches jeßt den Namen Hubertussee

\chicht, die ein gutes klares Wasser führt.

in starkem Strahble in die Höhe. klares Untergrundwasser endet allerdings der Vorgang, der {hon bis

jeßt so viele Berliner in die Nähe des neuen Villenterrains geführt

at, die mühevolle Aus\hachtung des Sees durch eine Schar von Arbeitern und die Beförderung der Torfmassen auf Feldeisenbahnen. Sie endet aber nur, um demnächst aufs Neue zu beginnen, da sofort mit der Auéëshachtung des zweiten Sees, des Königs\ees, begonnen werden soll, sodaß in künftiger Zeit der Hubertus-, Scriba-, Königssee, durch Kanäle verbunden, sich dem Hundekehlen- und dem Grunewaldsee anschließend, eine vollständige Kette bilden.

In dem Verein für Vogelkunde und -Liebhaberei „Ornis“ wird in der Sißung am 26. November, Abends 84 Uhr, in dem Lokal Aux Caves de France, Leipzigerstr. 119/20, über den Stieglig oder Distelfink in seinen ungemein interessanten Oertlich- keits-Spielarten, als Alpen-, Wald- und Garten-Stieglit, ein öffent- liher Vortrag gehalten werden.

Nawstehende Ziffern, welhe der „Ostas. Ll.“ mittheilt, geben eine Anschauung, wie sehr sich europäische Kleidung in der Hauptstadt Japans eingebürgert hat. Der Werth der Kleider, die 1888 in Tofio von der Gesellschaft der europäishen Kleider macher verfertigt wurden, belief sih auf 1121 370 Doll. Von dieser Summe fielen 938 200 Doll. auf Herrenkleider und 83 170 Doll. auf Damen- kleider und Kinderzeug. /

Baruth, 20. November. (Dts. Tagebl.) Einen numis- matischen Fund machte vor Kurzem der Shuhmachermeister

Berndt in Baruth. Derselbe brachte beim Ausziehen einer Rübe auf

rcn und 269. Stüdck

Stadtverordneten-Ve r-

seinem Felde einen Goldgulden zum Vorsbein, welchen ein Kölner Erzbishof in Bonn im 15. Jahrhundert hatte prägen lassen. Der Geldwerth der stark \ilberhaltigen Münze betrug na unserem Gelde nur etwa 5 A In Berücfsihtigung des numismatishen Werthes zahlte jedoch das Märkische Provinzial-Museum in Berlin dem Finder 8 M für die Ueberlassung der Münze aus.

Danzig. Ueber die Veranlassung zur Errichtung des Denk- mals, welches, wie bereits erwähnt, am 21. November auf dem Karlsberge zu Oliva zur Erinnerung an den ersten und leßten Besuch der unvergeßlihen Königin Louise in Danzig enthüllt worden ist, wird der „Staat8b Ztg. * folgende nähere Mittheilung gemacht : Der Besuch, welchen König Friedrih Wilhelm 111. und seine Gemahlin auf ihrer Huldigungsreise im Mai 1798 der ehemals selbständigen Stadt Danzig abstatteten, war der erste, welcher von einem preußischen gectns der alten berühmten Handelsstadt gemacht wurde. Der Smpfang, den das junge Königspaar in Danzig fand, war glänzend, nament- lih bemühten sich die ritterlihen Patrizier, der in Jugendschönheit strahlendenKönigin Louise ihreHuldigungen darzubringen. Bon all den glän- zenden Festen, die zu Ehren des Königs und der Königin veranstaltet wurden, mate auf die Königin einen ganz besonderen Eindruck ein ländliches Banket, welches in Oliva abgehalten wurde. Bei dieser Gelegenheit bestieg sie auch den Are ebet von welhem man eine herrliche Aussicht Über die ganze Danziger ut hat. Für die Dan- ziger, welche die Königin tief in ihr Herz geschlossen hatten, war diese Stelle auf dem Karlsberg fortan ein beliebter Besuchsort. Als nun 1810 die Könign aus dem Leben schied, errichtete bald darauf der damalige Fürstbishof und Abt von Oliva, Fürst Ioseph von Hohenzollern-Hechingen, an jener Stelle auf dem Karlsberge ein ein- fahes hôlzernes Denkmal, das lange Jahre ein Wallfahrtsort für alle guten Patrioten blieb, bis es den Unbilden des Wetters erlag. Der Zoppot-Olivaer Kriegerverein beschloß darauf, ein würdiges Denkmal an jener Stelle zu errichten. Sein Appell an ganz West- preußen blieb nicht ungehört, reihlich flossen die Gaben und Kaiser Wilhelm I. ordnete an, daß ihm der Denkmals- entwurf vorgelegt werde. Die \{chmerzlihen Ereignisse in unserem Herrscherhause verzögerten die Angelegenheit, bis endlich in diesem Sommer ein von der Berliner Firma Wimmel u. Co. ange- fertigter Entwurf die Genehmigung Kaiser Wilhelm's II. fand und zur Ausführung gelangte. Das Denkmal ist aus den 23 Theilen eines mähtigen, 30 cbm großen erratishen Blokes hergesteüt, der in Mecklenburg gefunden wurde. Das \chwerste dieser Stücke wiegt 57 Ctr. Auf einem dreistufigen Sockel erhebt sih das eigentliche, aus jenen Steinblöcken bestehende Denkmal, dessen Spitze von einem ge- wölbten S(hlußstein gebildet wird, auf dem ein aus Bronze nah dem a Rauh’ Yen Original gegossener Adler seine Schwingen ausbreitet. /

Inowrazl8to, 20. November. Vor einigen Tagen fanden, dem „Kuj. Boten“ zufolge, die Knechte des Dominiums Modliborzyce beim Pflügen einer sandigen Parzelle in der Nähe des Waldes 52 alte silberne Münzen aus der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts. Das Gepräge ist bei den meisten noch deutlich er- halten. An demselben Orte fand sich auch eine fast einen Meter lange silberne Kette, über ein halbes Pfund wiegend. Der Fund befindet sih in den Händen des Rittergutébesizers Gierke.

_St. Andreasberg, 20. November. (Hann. Cour.) Vor einiger Zeit wurde auf der hiesigen Grube „Andreasberger Hoffnung“ eine Silberader entdeckt, die ziemlich bedeutend war. Es mußten deshalb zur Ausarbeitung derselben noch 50 Bergleute eingestellt werden. Gestern fand sich auf derselben Grube sogar Golderz in großer Menge, welhes nach Aussage von Sachverständigen sehr rein

gewesen ift, {eint sich somit wieder zu heben und einträgliher ¡u werden.

Elberfeld, 21. Novembz-r. (Elb. Zta.) Bei Eröffnung der heutigen Sitzung des Sozialistenprozesses verkündete der Vor, sipenve den Beschluß des Ger:hts über die beiden gestern von der

ertheidigung gestellten Anträge. Der Antrag, die Verlesung dez Beweismaterials einzuschränken, wurde abgelehnt, ebenfo der Antrag anf zeitweilige Entlassung der Angeklagten, weil nah §. 230 Abs. der Strafprozeßordnung der Angeklagte bei der mündlihen Verhand, Tung zugegen sein muß. Dann wurde in der Beweisaufnahme fort. gefahren, und es gelangten weitere Artikel des „Sozialdemokrat“ zur Verlesung, unter anderen ein Artikel aus Nr. 8 (1883), der zu Sammlungen für den Diätenfonds auffordert. Darauf wurde die Sigzung vertagt.

Gera, 20. November. (Schw.-Rud. Lds.-Ztg.) Der Fürst R euß j. L. hat das Forsthaus zu Niederndorf hergegeben, damit auf diesem \{chönen gesunden Orte Rekonvaleszenten von Reuß j. L. und den angrenzenden altenburgishen und weimaris{hen Landestheilen gegen ein Tagegeld von 2 # volle gute Verpflegung und Unterkunft finden können.

Hamburg, 20. November. (Hann. Cour.) Jm Auftrage der Reichsregierung is in Altona eine zerlegbare Kirche aus Wellenblech für Kamerun angefertigt und bereits dorthin ver- laden. Mit dem nächsten Dampfer folgt auch eine kleine Orgel na.

London, 21. November. (A. C.) Bei den Orkney-Inseln strandeten 158 Walfische. Dieselben wurden auf einer öffentlichen i a in Kirkwall für den Preis von 170} Pfd. Sterl. los: geschlagen.

Ssimferopol, 6. November. (St. Petersb. Ztg.) "Das Denkmal der Kaiserin Katharina II. ist vollendet, Die Enthüllung desselben sol am 8. April, dem Jahrestage des Friedent\{lusses von Kudshuk-Kainardshi, erfolgen.

Christiania, 19. November. (F.) - Die in diesem Jahre von Tromss nach Spitbergen und dem nördlichen Polarmeer ausgerüftete, aus 32 Au mit 376 Mann Besatzung bestehende Fangflotte ift mit recht guter Ausbeute zurückgekehrt. Gefangen wurden 260 Walrosse, 189 Eisbären, 650 Rennthiere, 10 000 Robben, 17 Wale u. \ w. Der Werth des diesjährigen Fanges wird zu 170000 bs veranshlagt gegen etwas über 150 000 Kronen im vorigen

ahre.

Kopenhagen, 20, November. (F.) Nach NachriWten aus Reykjavik vom 19. Oktober hat Island einen sehr guten Sommer ehabt. Im Herbst war das Wetter mild, doch haben an der Nord- üste hwere Stürme gerast, in Folge deren die Fischerei nur ge- ringen Ertrag gab. Aus dem Oefjord ist der Hering durh Wale verjagt worden, die sich dort in großer Menge eingefunden hatten. Eine norwegishe Walergesellshaft hat Über 100 Stück Wale erbeutet. Nach England sind viele Schafe ausgeführt worden, aus einem Distrikt allein 16 000- Stück; aus den - nördlichen Gegenden sind Swneehühner in großer Menge ausgeführt, besonders war die Nachfrage aus England lebhaft.

New-York, 19. Novemker. (Frankf. Ztg.) Die Fabrik der Firma Knowles and Taylor, in East Liverpool, Ohio, ist niedergebrannt. Das war die einzige Fabrik in den Ver. Staaten, wo die feinsten Gattungen von Opaque-Porzellan angefertigt

sein soll. Der Bergbau, welcher hier lange Zeit ziemlich unbedeutend

wurden. Der Schaden wird auf 300 000 Lftrl. geschäßt.

R R

Wetterbericht vom 23. November,

Montag: Morgens 8 Uhr.

49R.

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim in 9 Celsius

Temperatur 59 C

Jahreszeiten.

Mullaghmore Aberdeen Christiansund Kopenhagen . Stockholm . Havaranda . St Petersburg Moskau .

Cork, Queens- town . Cherbourg . Helder . Spt amburg …. winemünde Neufahrwasser Piemel A ünster. Karlsruhe Wiesbaden . München Chemniy Berlin Wien ..….. Breslau .

Fe d’Aix .. zza .….. | 776 |ONO heiter Triest... | Cd [D wolkenlos

1) Reif. 2) Reif. 3) Rauhfrost. 4) Reif. 5) Reif. Uebersicht der Witterung. _ Ein barometrishes Maximum, über 775 mm, liegt über Südost-Frankreich, dem Alpengebiet und Oester- reih-Ungarn, während ein Minimum im hohen Norden stürmishe Südwestwinde an der mittleren norwegishen Küste verursaht. In Central-Europa dauert die ruhige, theils heitere, theils neblige Witte- rung, ohne meßbare E fort. Jn ganz Deutschland, der äußerste Nordwesten und Nordosten ausgenommen, herrscht leihter Frost. Devtsche Seewarte.

768 765 754 769 763 749 765 770

heiter beiter Regen Nebel bedeckt Regen bedeckt Regen

von P. Hertel. Brautfahrt.

EE Mo ck do bo 00 A S

770 770 770 769 TT1 772 772 T71

773 772 776 TT5 776 775 773 TTT 774

heiter Nebel wolkenlos Nebel wolfkenl.1) Nebel halb bed.2) bedeckt

wolkenlos wolkenlos Nebel bededckt Nebel3) heiter“) wolkenl.5) Nebel Dunst

wolkenlos

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Montag: Dienstag:

Montag:

S gat. SW Montag: 772 \SO

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tags-Aufführung.

mann. Montag: Dienstag :

Vorher :

Theater - Anzeigen.

Böôniglihe Schauspiele. Sonntag: Opern- haus. 240. Vorftellung. Der Prophet. Oper in 5 Akten von Meyerbeer. Text nah dem Franzö: sischen des Scribe, deutsch bearbeitet von L. Rellstab. Ballet von Paul Taglioni. Dirigent: Kapellmeister Kahl. (Fides: Fr, Moran - Olden, vom Stadt- Theater in Leipzig, als Gast.) Anfang 7 Uhr. Sonntag:

Schauspielhaus. 255. Vorstellung, Neu ein- } Zum 32. Male: studirt: Die Räuber. Trauekspiel in 5 Aufzügen | in 3 Akten, von Swiller. In Scene geseßt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Anfang 7 Ühr.

Opernhaus. Pas de deux vor Sundert Jahren. bild in 1 Aufzug von Louis Schneider. Musik von Hertel und Schmidt. Tanz von E. Graeb. Hierauf : Die Verlobung bei der Laterne. von I. Offenbach. Text aus dem Französishen von Michel Carré und Leon Batty. Zum Schluß: Die

4 Bildern von E. Taubert und E. Graeb. Musik 1 Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 2 ( Lustspiel in 4 Akten von H. Lubliner (Bürger). Anfang 7 Uhr. Dienstag: Opernhaus. 242. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Text von L Meilhac und Ludovic Halévy, nach einer ovelle des O Meérimée. Taglioni. Anfang 7 Uhr. - Schauspielhaus. 257. Vorstellung. Die Quizow's. Vaterländisbes Drama in von Wildenbruch.

Deutsches Theater. Sonntag: Faust’s Tod.

Der Sohn der Wildnifß. Nächstenliebe.

Verliner Theater. Sonntag:

y Cornelius Voß. Dienstag: Montjoye, der Man!“von Eisen.

Lesfing - Theater. Sonntag: Der Zaun- Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal. Das letzte Wort. Schauspiel in 4 Akten von Franz v. Dienstag: Der Zaungasft. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal. Mittwoch: Zum 1. Male: Die Ehre. Schau- spiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Walluner-Theater. Sonntag: Einmalige Sonn-

Gesang in 4 Akten mit theilweiser Benugung eines franzôósisben Stoffes von L. Treptow und L. Herr- Musik von F. Roth. Anfang 7# Uhr. E F fo. Posi tr um 1. Male: Koko. Poffe in 3 Akten von Alex. lon. Zum 1. Male: Der Scheidungsgrund. Schwank in 1 Akt na einer französischen Idee von E. Panfa und C. Pauli.

Victoria-Theater. Sonntag: Afrika. Zeitgemälde in 11 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Mußk von 6. A. Raida. Ballet von C. Severini. Axfang 74 Uhr. Montag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich - Wilhelmfstädtishes Theater. Mir neuer, . glänzender Ausstattung : nah

Gntwurfe von Richard Genée und J. i ; Musik von Louis Roth. é eh

Ein Genre-

241. Vorstellung. Julius Frißshe. Dirigent : mann. Anfang 7 Uhr.

Montag: Der Polengraf.

Operette

burg.

mama. (Belle - maman.)

Tanz - Poem in 2 Akten und

Sigmund Lautenburg.

256. ° Vorstellung Montag u. folgde. Tage:

Auf der

Central-Theater. Direktion: Leßte Sonntags - Aufführung. Leute von Heute.

Iean Kren und Friy Brentano. Steffens. Thomas. Anfang 73 Uhr.

Tanz von Paul

4 Akten von Ernst Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Zum 95. Male: Gesangsposse in 4 Gouplets von Guftav Görß. Roth. ANMaE Uhr.

tag: König Lear. Haa

12—11 Uhr.

Erde bis zum Monde. Montag: Dieselbe Vorstellung.

chönthan. Circus Renz, Karlítraße.

sp roe: 4)

auserwählten Programm.

geseßt vom Direktor E. Renz.

Unser Doctor. Volksftück mit | durch Hrn. Franz Renz.

70 F

mirte Künj|tlerfamilie Briatore.

Deutsh von Emil Neumann. | Montag: Im dunklen Erdtheil.

Sing =- Akademie. Aufführung am Todtenfest. Montag, 25. Nov. :

Etauley in

ge von dem Musikcorps des egiments Nr. 34 (Musikdirektor fang 7 Uhr.

Der Polengraf. Operette

einem G. de Grahl’shen | 112 Uhr.

Montag, 25. Nov. :

In Scene geseßt von

Kapellmeister Feder-

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- Sonntag: Zum 30, Male: i Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou und Raimund Deslandes. Deutsch von Ernst Schubert. In Scene gesetzt von Anfang 7# Uhr.

Schwiegermama.

Zum 73. Male: Gesangsposse in 4 Akten von Musik In Scene geseßt vom Direktor Emil

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72

Flotte Weiber. Akten von Leon Treptow. Musik von Franz

ieselbe Vorstellung. Anfang 74 Uhr.

Urania, Invalidenstraße 57/62,

Sonntag, von 1— neue Phonograph. Abends 7} Uhr: Von der

Sonntag, Eine große Extra-Vorstelung mit einem

roßes phantastisches Zauberrmnärhen mit Aufzügen, Täuzen und Gruppirungen, arrangirt und in Scene

Auftreten der ( ; E y o vorzügl. Reitkünstlerinnen und Reitkünstler, sowie (Berlin). Cine Tohter: Hrn. D. Kager Vorfuhren der 12 arab. Vollblut-Schimmelhengste,

/ j Das Schulpfert Galgenstrick, geritten von Frl. Clotilde Hager. Ascension auf dem gespannten 30 Fuß hohen und langen Drahtseil, staunenerregende equilibr. Produktion, ausgeführt von Frl. Natalie.

Concert - Anzeigen.

Sonntag ,

Anfang 7 Uhr.

I. Concert des Vereins zur Veranstaltuug von Muster-Militär-Concerten, aus- omm. Füsilier- ancovius.) An-

Philharmonie. Sonntag, 24. Nov. : Oeffentliche Hauptprobe zum 4, Philharmon. Concert. Vorm.

4, Philharmon. Concert. Dir. : H. v. Bülow. Mnfáng, T4 Uhr. N

Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse). Karl Meyder - Concert. Sonntag, 24. Nov. : Ge- sellschafts-Abend. Anfang 6 Uhr.

Montag, 25. Nov.: Lieder-Abend der Berliner Sângerschaft. Dirigent : Kgl. Musikdirektor Edwin Schulz. Abonnement-Billets keine Gültigkeit.

Dienstag: Gesellshafts-Abend. Anfang 7 Uhr.

Familien-Nachrichten.

[47202] Verspätet.

Statt jeder besonderen Meldung senden wir allen Verwandten und Bekannten die traurige Nahhricht, daß der Kgl. Regierung8-Baumeister

- Hans von Keller in seinem 37. Lebensjahre in Folge einer Opera- tion am 18. November, Abends 8} Uhr, zu Oldenburg sanft entshlafen ist. Wer den Ver- storbenen gekannt, wird unsern Schmerz zu würdigen wissen.

Die Beerdigung fand am 21. November zu Wilhelmshafen statt.

Die tiefbetrübten Hinterbliebenen. Luise von Keller, Wilhelmshafen. Gustav Eichler, Berlin. Hermann Eichler, Rathenow.

Verlobt: Frl. Maria Hauptvogel mit Hrn. Pfarrer Marx Bahrdt (Leipzig—Knauthayn). Frl. Lillie Giese mit Hrn. Diedri% ODelfcken (Ottersberg— Verden). Frl. Bertha Westmann mit Hrn. Eduard Roth (Berlin).

Verehelicht: Pr: Dr. Eugen Rebfisch mit Frl. Hedwig Manczy SLONA, Hr. Adolf v. Brakel mit ri: aula Stefan (Breslau). Hr. Kreis-

Aus\huß-Sekretär H. Anders mit Frl. Joh. All-

macher Ea

Geboren: in Sohn: S Prem.-Lieut. Zimmermann (Breslau). Hrn. D oppe

au

Retbem a. Aller). Hrn.

Schwieger-

Emil Thomas.

von G.

geöffnet von 7 Uhr: Der

Abends Aschenbrödel.

Stoehr

mann (Gr. Lichterfelde). Hrn. C. Miles (Berlin). Hrn. Bernhard Lindner (Leipzig). Hrn. Wunderlih (Knöppelsdorf). Hrn. Pastor v. Lahrbusch (Brüssow, Um).

Gestorben: Hr. Prem.-Lieutenant Dietrich von Wiwendorff (Altona). Frau Luise v. Knoblauch, geb. v. Winterfeld (Dahlwitß). Frau Auguste Lumme, geb. Müller (Berlin). Frau verw. Thierarzt Bertha Rüffert, aeb. Sommer (Berlin). Hr. pens. Lehrer Dr. Wilhelm Emil Goepel (Berlin). Frl. Emilie Wentke (Berlin). Hr. Brennereibesißer H. Lampe (Ahlten). Frau Pastor Anna JIelen, geb. Tardy (Wien). Hr. Fürstl. Hohenlohe’\{er Sekretär Adolf Popluß Slawentig). Hrn. Rechtsanwalt Dr. Peter onen I. Tochter Cordula (Köln).

enom-

24. Nov.:

Redacteur: Dr. H. Klee.

Verlag der Expedition (S ch ol z).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sieben Beilagen (einschließli Börsen - Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 281,

Parlamentarische Nachrichteu.+

& Sghlußberiht der gestrigen (21.) Sißung des Reichs- tages. Fortseßung der Etatsberathung.

Auf die bei Titel 1 „Staatssekretär“ erfolgte An- frage des Abg. Richter, ob Anzeichen dafür vorlägen, daß der Generalstabs-Chef die Politik des Reichskanzlers zu kreuzen suche, erwiderte der Staats - Minister von Verdy du Vernois:

Meine Herren! Dec Zufall hat mi hierhergeführt, das heutige Programm giebt uir ja keine Veranlassung, aber es it mir lieb, daß mich gerade der Zufall hierhergefühct hat, und nachdem diese Sache hier in diesem hohen Hause ur Spra(He gekommen ift, will id keinen Augenblick zögern, da es ein Mitglied der Armee be- trifft, hierauf zu antworten. Ih betrahte diese ganze Erscheinung, welche sich in ten legten Monaten nach dieser Richtung bin abgespielt hat, und welche sich mit einem Mitglied der Armee beschäftigt, als einen dunklen Punkt in urserer Presse, und ih stehe nicht an ein derartiges Verfahren für frivol und für die Armee beleidigend zu erklären. Denn, meine Herren, ist frivol, überhaupt Sachen zu erfinden die nach unseren Begriffen nicht +xistiren können, es it frivol, in d.ese Diékussion die höchsten Offiziere der Armee hineinzuziehen und sie în der allgemeinen Meinung zu diékreditiren. Es ift beleidigend für die Armee, wenn man ihr zumutbet, daß in derselben ein Geist besteben könnte, der in irgend welche Opposition mit der Regierung Sr. Majestät zu treten vermöhte. Ich halte diese Bezeihnung in Rücksicht auf jede Presse aufrecht, die ein derartiges Verfahren bewußt dur@führt, und es ist mir dabei gleichgültig, welher Partei fie angehört.

Staatssekretär Graf von Bismarck:

Fch will nur wenige Worte sagen, vm mir aus vollem Herzen das anzueignen, was mein hochverehrter Herr Kollege eben gesprochen kat. Wenn ih wi bei dieser Gelegenheit bereit finden lasse, das Wort zu nehmen, so ist es bloß für wenige Minuten, um an einen Ausdruck avzuknüyfen, den der erste Herr Redner brauchte, nämli den der Mytyenbildung, weil ih hier \chon oft gesehen Labe, wie leicht si Mythen bilder, wenn man auch die ver- wegersten Vermuthungen \cweigend anhören will; i habe also bloß zu bckräftigen, doß es sich hier um nits als luftige Mythen han- delt. Es versteht sich das eigentli von felbst : die auswärtige Politik des Deutsher Reichs wird von Sr Majestät dem Kaiser bestimmt und Allerhöchstderselbe nimmt dabei Nath nur von Denjenigen an. die er tazu berufen bat Das ist Allcs, was ih dazu hier ¿u sagen habe.

Abg. Richter: Es freut mich, daß ih durch meine Be- merkungen diese Erklärungen hervorgerufen habe; ih will nur noch Weniges - hinzufügen. Von keiner Seite in der unab- hängigen nationalliberalen, freisinnigen oder Centrumspresse sind solche Verdächtigungen ausgegangen. Was mi nöthigte, diese Angelegenheit zur Sprache zu bringen, war auch der Ein- druck, den gerade diese Erscheinung un Auslande hervorgebrat hat. Wir haben gesehen, daß sih um diese Publikationen ein ganzer Vythenkranz gebildet hat, der den Grafen Waldersee gezwungen hat, von seiner Nordlandreise aus ein ausdrüdck- lihes Dementi dagegen zu veröffentlichen, daß er dem Kaiser eine Denkschrist im Jnteresse baldiger Mobilisirung der Armee überreiht habe. Noch mehr. Jn diesen Tagen brate ein ministerielles english2s Organ den Jnhalt einer Unterredung zwishen dem Kaiser von Rußland und dem Reichskanzler, in welcher dem Kaijer die Aeußerung 11 den Mund gelegt wurde, der Kanzler scheine ja mchckt mehr auf die aus- wärtige Politik denjenigen Einfluß zu besigen, wie früher, es machten sich Nebenströmungen geltend in weniger friedlicher

Absicht. Jch halte es daher für durhaus nöthig, diese Dinge ni&t in dem Dunkel zu lassen, von dem auch der Kriegs- Minister gesprochen hat, sondern mit der Fael dr Oeffentlichkeit hineinzuleuchten. Das war lediglich derZweck meinerBemerkungen. Wenn die offizióse Presse forifahren sollte, gegen den Erafen Waldersee zu polemisiren, jo mag sie es thun, wir sind nicht zu semer Veitheidigung berufen, denn er gehört nicht zu unseren politischen Freunden ; aber dagegen verwahren wir uns, daß die offizióse Presse ihren Angriffen eine solche Ausdehnung und Richtung giebt, die geeignet it, das Ansehen der Regie- rung in den Augen des Auslandes zu diskreditiren.

Titel 1 wird bewilligt. Ï

In den Titeln 2 und 3 (Unter-Staatssekretär n. \. w.) werden im Ganzen 30 300 6 mehr gefordert als im Vorjahre für neue etatsmäßige und Hülfskräste. Unter Anderem werden ein neuer vortragender ötath, ein ständiger Hülfsarbeiter und zwei Registratoren zur Wahrnehmung der kolonialen Geschäfte gefordert. Auf diese Weise sou die Schaffung einer kolonialen Abtheilung, losgelöst vom Auswärtigen Amt, vorbereitet werden. _ |

Einen Widerspruch haben diese Mehrforderungen, wie der Referent Abg. Graf Behr mittheilt, nicht gefunden. Auf die Kolonialdebatten in der Kommission geht der Referent nicht ein.

Staatssekretär Graf von Bismarck: : S

Ich möchïe mir erlaubcn, ¿u Nr, 3 einiges zu lagen über die Qusawmwenchung der nach der Vorlage anzubabnenden Kolonial» Abtheiluna. Vie Herreu werden aus dieser Potitton {hon seibst wahrgenommen haben, daß wir uns bei diesem Etat mit außer- ordentlih Wenig begnügen. Es is dics ein neuer Beweis dafür, wie sparsam und haushälterisch wir gewohnt sind, mit den bffeitlicen Geldern zu verfahren. C8 is daéjemge, was bier rorçeshlagen ist, ja faum eine Abtheilung zu nennen, intem nur zwei voriragende Röôthe mit Hülfê- arbeitern in Aufsicht genommen sind; es giebt meines MWisin: keine so kicine Abtbeilung in einer Centralbehörde. Wir sind abcr jeßt na unserer veröntworilicken Stellung zur Ver- wendung der Gelder nit mit Sicherheit in dec Lage, vorauszusehen, n2° viel Arbeitskräfte wir definitiv brauen werden. Deshalk habe i mich mit dieser besheidenen Forderung begnügt und habe mir vorbebalten, die Urbcit, die orne Zweifel über die Kräfte der tier vorgeschlagenen Herren Räthe hinauêgeht, dadurch leisten zu laffen, daß von den älter Konsuln, unter denen wir hervorragend tüchtige Kräfte besißen und denen zum Theil Vize-Konsuln zur Seite stehen, die sie gelegentlih vertreten kônnen, einige einberufen werden, um diese Attheilung einrihten zu helfen. Wie die Sache bisher in den legten 4, © Jahren betrieben worden ist, haben ale Nbtbeilurgen, in der Hauptsache _die politische Abtheilung und die Kasscn-Perjonalabtheil eng, nat den Kolonialsachen zu thun gehabt. Es wird nit so leih1 und [chnell geben, vie Akten genau zu tcennen und die eigene Registratur anzulegen. Nah den Üeberschlägen, die bither gemact sind, sind gerade în den beiden Abtheilungen, die ich eben namentl‘ch anjührte, doh über 7000 Jahreseingänge, uner denen sehr viele sehr lang und mit zablreihen Druck- und anderen An- lagen vcrsehen sind. Es wird sich erst übersehen lajjen, wie

Berlin, Sonnabend, den 23. November

viel Stellen erforderli sind, wenn einige Monate darüber vergangen sind, ih wollte dies in der Hauptsache nur bemerken in Anknüpfung an einen Passus der Thronrede, wo eine weitere Vorlage vorbehalten ist, und mir diesen Vorbehalt aneignen n Bezug auf den nächst- jährigen Etat, wo wir dann in der Lage sein werden, mit ausreichender Motivirung den Herren eine Vorlage zu machen, wele diese Abtheilung definitiv konstituirt. Diese Konstituirung t|t bedingt dur die Administra- tivverbältnisse und die ziemli shwierigen und komplizirten Kassenver- hältnisse, für die unsere Kräfte beim Auéwmärtigen Amt nicht aus- reicen. Die Etats, die hier am Stlusse des Haupt-Etats gegeben sind, sehen ja sehr klein aus, aber sie machen ungemein viel Arbeit, zumal wenn man bedenkt, daß es eigentlih nit ter Beruf des Auswärtigen Amts ist, sih mit derartigen Arbeiten zu beschäftigen, Dieserkalb wollte ih mir erlauben, für die Zukunft {hon jeßt zu bemerken, daß die heutige Vorlage nichts Definitives ist, sondern hervorgegangen aus dem Bedürfniß, möglichst sparsam, vorsichtig und gründlich zu verfahren. i 20 Abg. Dr. Windthorst: Wir wollen dem Auswärtigen Amte nicht diejenigen Kräfte verweigern, welche es zur Be- wältigung seiner Geschäfte brauht. Eine andere Frage ist, ob wir dur die Schaffung einer neuen Kolonial-Abtheilung die Kolonialpolitik befejtigen solea oder niht. Jh für meinen Theil bin der Ansicht, diß -die'z bisherigen Resultate nit aufmuntern zu einer "sti Entwickelung der K0- lonialpolitik. Einmal w*Rede „in unseren Kolonien anz im Gegensay zu eay Nirüheren Aeußerung des cihsfkanzlers Armeen gesgxijen und eine Bureau- Fratie hingestellt und dann wird das Missionswesen vernach- läfsigt. England, Frankreih und Holland sind emsig bestrebt, die Missionsthätigkeit zu fördern. Für unsere Missionen ist direft irgend welche Maßregel nicht getroffen, den katholischen Missionen is volle Freiheit der Bewegung nicht gewährt. Dies hat meine Freunde veranlaßt, den leider noch nicht er- ledigten Antrag einzubringen, die Grundsäße der Kongoakte bezüglich der Missionen, die auf internationalem Wege, auch von Deutschland, anerkannt worden sind, auch in den Schuß- gebieten zur Geltung zu bringen. Nun hat der Ver- treter des Auswärtigen Amts in der Kommission eine Erklärung abgegeben, die scheinbar eine Bewilligung unserer Wünsche enthalten soll. Er sprah aber lediglih von Ver- waltungsmaximen, - und die können jeden Augenblick. geändert werden. Jch würde nicht eher beruhigt hein, als bis die Grundsäße der Kongoakte definitiv geseßlich festgelegt sind. Dann aber ist der Jnhalt jener Erklärung ein durchaus dunkler und vieldeutiger. Ueber die Entsendung von Ordens- missionaren ist vollkommene Unklarheit vorhanden. Die Kon- fessionen sollen gleih behandelt werten. Was heißt das? Man könnte glauben, die Konfessiggen au dann gleich zu behandeln, wenn man der katholischen Kirche die Möglichkeit nimmt, nah ihrem eigenen Ermessen Ordensniederlassungen zu erhalten. Ferner ist gesagt word2n, daß die Regierung in Osi- Afrika und der Südsee die Jesuiten und die ihnen asfiiiirten Orden zulasse; in anderen Orten wie Kamerun und West-Afrika uicht. Daß sie in Ost-Afrika zugelassen werden, dafür brauche ih der Regierung gar nicht besonders zu danken, denn Ost-Afrika unterstüßt die Kongo-Akte. Eine Regierung, die ohne Vis- sionen folonisiren will, hat keine richtige Auffassung ihrer Aufgabe. So lange die Regierung bei ihrer engherzigen Auf- fassung verharrt so lang» sie niht frank und frei die Grund- säße der Kongo-Akte generell zur Anwendung bringen will, werde ih gegen alle Kolonialforderungen stimmen, mit Nus- nahme derjenigen für die Wissmann-Expedition. Hâtte ich gewußt, daß die Regierung ihren jebigen Standpunkt einnehmen werde, jo hätte ih #. Z. auch für dieje Forderung nicht gestimmt. Staatssekretär Graf von Bismarck: L Ich habe aus den Worten des Herrn Vorrcbners ul Befriedì- N zu können geglaubt, daß derselbe für die Vermebrung der Arbeitskräfte im Auêwörtigen Amt stimmen wil. Was der Herr Vorredner uns fern:r gesagt hat, hat allerdings nit die- elbe Befriedigung bei mir hervor\uten können. Ih werde darau] noch etwas näher eingehen. Es ist ja dankenswerth, Laß der Herr Abgeordneie diese Vermehrung bewilligen wil, aber der Grund dafür liegt, wie er selbst herrorbob, darin, daß in der That die Gisc;âste leiten würden, wenn sie nit bewilligt würte. Do die vorhandercn Arbeitskräfte ihre Scsundbeit tatei zum Opfer bringen, tann den Herrxcn allerdings metr oder weniger gleibgültig sein. Wir verlangen das ja gar nicht, daß Sie Rücisicit auf die Personen, die jeßt die Geschäfte leitcu, nebmen. Aber wenn die Geschäfte des Reichs leiten, würden die Herren bei etwaiger Abletnung die Verantwortlichkeit dafür vo- den Wählern übernehmen müßten. : e Und werin der Herr Abgeordnete gesagt hat, er hâtie sich nit zu bedanken bei der Regierung für die vermeintlih:n Regierungétmak- nahmen, so kan ih ihm das wohl zurückgeben, daß wic ihm persönlich auc nicht dantbar zu sein brauen. Ich kann nur wiederholen, daß die Menschenkiäfte ihre Grenzen baben, daß in unserem “imt reichlid) ebenso viel gearbeitet wird wie in anderen wenn nicht mehr und daß die Beaniten nichr in der Lage bleiv: n, ihre Arbeiten so zu leisten, wie die Reichs- Angehörigen zu erwarten berechtiat sind, wenn e zu stark übeëlafiet werden. i : M "Was cine aidere Acußerung des Herrn Vorredners bctrifft, mit der er auf die Kolonicn hinwies, welche England und Holland haken, und auf tie Vortheile, die daraus gaczogen werden, so wödte ih zur Ermnägung stellen, daß England und Holland eine jahrhundertelangze Kolonialgeschicte haben, daß die * : 1 Jabrb derten ganz anders lagen, und ay man die jeßt knapp fünfjährigen Erfahrungen in unserer Koloniaipolitk doc) wohl nicht gut vergleichen kann mit den jahrhundertclangen Erfahrungen und,Grfolgen der alten großen italftaaten. e / ari D B Bibetaer it ein so außerordentli vorsichtiger Po- litiker und ein so weit ausblickender Staatsmann, daß er mir gewiß hierin beistimmen wird, daß die fünf Jahre niht dazu angethan sind, zumal bei unserer rashlebigen Zeit, um etn abscließendes Urtheil über Gebiete zu haben, nun (v geographbisch in ihrer Ausdehnung ¡icht vollständig bckannt ind. : A / E Bn E die Made über die kfatholishen Missionen betrifft, so möchte ic nur noch Einiges sagen, wenngleih der Herr Vorredner die Güte gehabt hat, das Meiste zu wiederhelen, was der Hr. Unter- Staatssekretär Graf Berchem in der Kommission erklärt hat und dem ih mi nur vollkommen anschließen kann. Ich will dem nur hinzu- fügen, daß eine ausdrücklihe Bestimmung über die Gleichberehti- gung der Konfessionen in den Kolonien entbehrlich erscheint, weil eine verschiedene Behandlung der Konfessionen _that- sächl.ch nit stattfindet, und weil eine Beschwerde noch nie bei uns darüber eingegangen ist, daß Missionare deutscher Nationalität behin- dert, ausgewiesen, oder irgend wle ungünstig behandelt worden seien.

gung entnihnen

Es liegt in den Akten nichts darüber vor.

Verhältnisse in früheren Jabrbune- -

1889,

wenn der Herr Vorredner von der Bemerkung des Herrn Grafen Merem gesprochen hat. daß_die Jesuiten und die ihnen affiliirten Orden zugelassen werden 1in Ost-Afrika und in der Südsee, so ist das an erner Stelle darauf zurückzuführen, daß wir diese Orden, die dort Tüchtiges leisten. dort vorgefunden haben. Es ist aber durchaus nicht die Absicht des Herrn Grafen Berchem gewesen, wie auch aus dem Protokoll der Kommission hervorgeht, sagen zu wollen, daß sie ausgeschlos}en waren aué anderen Schhuggebieten. Diese Stlußfolgerung hat der Hr. Abg. Wintthorst wobl nur in mißverständliher Auffajsung gezogen. Ich weiß nicht, ob der Herr selbft in der Kommission gewesen ist; ih bin leider niht dagewesen, aber das Protokoll war Allen zugängli. Ich tarf wohl die Hen niht damit ecmüden, die betreffenden Stellen aus dem Prototoll vorzulesen. Ich Sre alfo 4 fonsiatiren, daß der Herr Graf Berchem nit hat sagen wollen, daß diese in Osft- Afrika etablirten Orden anderswo ausgeschlossen seien. Der Herr Vorredner wird als deutscher Reichsbürger wohl mit mir der Ansicht sein, daß wir gleich anderen Nationen Gewicht darauf zu legen und darauf zu halten haben, daß die Missionsthätigkeit in unseren Gebieten von deutschen Missionaren ausgeübt werden soll. Dec Antrag, von dem der Herr Vorredner sprach, liegt heute niht vor, und ih darf wohl nach der langen Zeit, die ih {hon in Anspruch genommen, über denselben \chweigen. Abg. Richter: Der Herr Staatssekretär rühmte die Be- \cheidenheit der neuen Geldforderungen im Auswärtigen Amt. Dies bezieht sich wohl auf den ganzen Etat © Jm Uebrigen haben wir in den früheren Etats hon so viel mehr bewilligt, daß es in der That keine Kunst ijt, in einem Jahre mit geringeren Mehrforderungen auszukommen. Dann sprach der Staatssekretär von der Verantwortlichkeit vor den Wählern, wenn wir nicht diese eine neue Rathsstelle bewilligten, wir würden es niht verantworten können, daß diese Beamten in ihrer Gesundheit gefährdet werden. Es 7 a sehr {ön, wenn das die einzige Gefahr wäre, die aus der Kolonialpolitiïë droht. Leider fallen n den Kolonicen selbsi viele unserer tüchtigsten und besten Leute dem verderblichen Klima fortwährend zum Opfer. Hier ist eine Erörterung um 10 überflüssiger, als wir Zhnen Alle gern den Gefallen thun wollen, Jhnen diese Stellen zu bewilligen, schon damit es nicht jo aussieht, als ob die großen Mißerfolge Der Kolonialpolitik die Folge seien von irgend einer nicht vollkommenen Ordnung in der Megistratux. Mit der {hönsten Einrichtung wird die Kolonialpolitik nicht besser. Der Staatssekretär sprach davon, daß demnächst ein besonderes Kolonialamt gebildet werden soll. Jch wiederhole hier unsere Verwahrung aus der Kom- mission, daß wir mit unserem Votum kein Präjudiz schaffen für die Bewilligung jenes Amtes. Jemehr die Kolonial- politik der persönlichen Oberleitung des Reichskanzlers entrückt wird, desto schwieriger muß es dem _Reichs- kanzler werden, jedesmal, wenn die Kolonialpoli.ik ih in eine Sackgasse verirrt, wie es bei den Karolinen-Fnseln und Samoa der Fall war, dur die ihm eigene diplomatische Geschicklichkeit die Verhältnisse einigermaßen so in die Bahn zu leiten, daß man nur mit einer Shramme davonkommt. Der Hinweis, daß Kalkutta \ih auch erst in zwei bis drei Jahrhunderten entwidtelt hat, beweist nicht, daß aus Angra- Pequena oder dem Togogebiet ein neues Jndien entstehen könnte, sondern erweckt eher den Eindruck, daß man den großen Unte! schied zwischen diesen Ländern nicht voll- ständig erfaßt hat. Warum sind denn diese unsere Kolonien Jahrhunderte lang herrenlos liegen geblieben, bis es in Deutschland Mode wurde, Kolonialpolitik zu treiben? Leider fommt der Abg. Windthorst erst jegt zu der Einsicht, daß er

wäre ja

nicht richtig that, als er uns bei all den neuen Bewilligungen

allein in der Opposition ließ. Seine bisherigen Erfahrungen werden si aber noch bei ihm vertiefen. Er verspricht si zu viel Einfluß v.n der Koloniaipolitik auf die Bekämpfung der Stklaverci, ist allerdings darin etwas beeinflußt worden durch die irrigen Vorstellungen in den Vorträgen und Schristen des Kardinals Lavigerie, der seine in Algier und Nord-Asrika ge- wonnenen Anschauungen auf ganz Afrika übertragen hat, wo sie nicht zutreffen. Am Tanganikasee kann man mit einigen Hundert Mann eine so große Frage nicht lôjen. Millionen auf Millionen müssen aufgewendet werden, ohne auch nur an der Küste von Ost-Afrika die Sicherheit herstellen zu können. Nach monatelangem Kri g und vielen Siegen ist es nah den neuesten Nachrichten an der Küste noch immer uisicher, jobald sih die Wissmann'shen Truppen entfernen. An der Küste zwishen Bagamoyo und Dar es Salaam sollte die Ruhe längst wieder hergestellt sein. Der Missionsthätigfkeit nüßt die Kolonialpolitik nichts. Unsere evangelischen Vii!sions)tattonen in West-Afrika haben sich vor den Flaggenhissungen weit sicherer gefühlt, weil die Streitigkeiten um die Hoheitsrechte sie jeßt in Verlegenheit seßen. Jn Ost-Ufrika war auch schon eine ansehnliche Missionsthätigk.it vorhanden, englische, französische, auch deutsche, sowohl katholische wie evangelische. Die dortigen Stationen waren auch ein Mittelpunkt der Kultur dasellbst, jeßt sind sie fast alle niedergebrannt, und die Missionare sind gefangen. Sollte wirklih bald eine Pazifikation dort ein- treten, so dauert es Jahrzehute, bis die frühere Missionsthättg- keit wiederhergestellt ist. Es ist eine andere Sache, Hoheits- rechte ausüben wollen und Missionzthätigkeit zu pflogen. Die Naturvölker lassen sich nicht so leicht von den Missionaren

j erziehen, wenn deren Landsleute kommen und herrschen wollen.

Jn Kamerun wird die Missionsthätigkeit dur den Brannt- wein beeinträchtigt, der mehr verdirbt, als die Missionare er- reichen können. Das Centrum sollte aljo jene Hoffnung auf eine Förderung des Missionswesens durch die Kolonialpolitik erbeblich herabseven, so jehr ih auch damit einverstanden bin, daß kein Unterschied in den Konfessionen gemacht wird.

Staatssekretär Graf von Bismard:

Ich bin leider genöthigt, die Herren schon wieder în Anspruch zu nebmen, weil der Herr Vorredner, wie er das mitunter beliebt, [meinen Aeußerungen einige Umdrehungen hat angedeihen lassen. Die erste Entstellung hat er die Güte gehabt, gleich zu modifiziren, weil ih zwar gegen die Geschäftsordnung, aber um Zeit zu ersparen ein Mein auszusprewen mir erlaubte. Wenn ih mir die Bemerkung ge- staticte, daß die Forderuvg für die neue Kolonial-Abtheilung eine bescheidene ist, so glaube id, das aufrecht erhalten zu dürfen. In anderen Aemtern, oder bei anderen Megie- rungen hätte man wahrscheinlich mit vollem Recht, zumal nach

den Aeußerungen, die wir aus der Oeffentlichkeit darüber vernommen haben, gleich eine Abtheilung gefordert. Von einem Kolonialamt ist