1889 / 286 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 29 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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_zoologishe Station des Dr. Dohrn in Neapel

wirthschastliche Zukunft absehen, hüten wir uns, das Reich zu

G Dr. Hammacher: Diese Schilderung der wirtb-

schaftlichen Verhältnisse im Kaiser Wilhelms: Land und Bismarck- G u

O anzurechnen, wenn man bedenkt, daß seit dem Jahre

i ¡eht einer Karikatur ähnlicher als der Wirklichkeit. A bauen lebhaft, daß hier im Parlament die Zustände in diesem nah meiner Ansicht sehr hoffnungsreichen Schuß- at anders geschildert werden, als es der Wirklichkeit ent-

pricht. Jh erhebe Einspruch gegen die Behauptung, daß die zu ersterem n P Pat geschehen können. Der Sklavenhandel von der

Neu-Guinea-Compagnie zu den erhofften finanziellen E niht gelangt sei, weil die Verwaltung bureaukratisch sei. : E Zahl der seit 1886 erlassenen Verordnungen und Gesetze f L t in keinem Verhältniß zu dem, was z. B. von großen E meinden verordnet wird. Der Abg. Richter urtheilt in ; er That über Dinge, von denen er keine genügende Kenn niß hat. Die Neu-Guinea-Compagnie erfüllt nicht nur Sn haft ihre Geschäfte, sondern entspricht auch den M es Auëwäriigen Amtes, ihre Einrichtungen stehen in Uederein- stimmung mit den Ge)eßen unseres Reichs. Jch könnte Herrn Richter leiht nachweisen, daß der nächste Hasen O E 3—4 Tagen zu erreichen jet, daß werthvolle al g / anpflanzungen gemacht seien, daß der Plantagenbau d L haupt sehr umfangreich sei, aber solche Erörterungen gehör iht in das Plenum. E i E M amberger: Die Thätigkeit der Mee Compagnie, soweit sie unabhängig gewirthschaftet A E E ih an. Es gefällt mir sehr gut, daß die. Gese e N wirthschastet und so vortrefflich verwaltet i, und s azu M sie den groien Vorzug, daß man Seitens des E nich für sie brauht. Diesen Vorzug möchte ih ihr gern ppe Wenn sie auch, wie Hr. Hammacher meint, mit Reichs S en billiger arbeiten könnte, so zönnen die Herren ja hier Ma e Großherzigkeit zeigen. Geben Sie ein paar Laujen L e mehr und lassen Sie die Sachen, wie he sind. af ne - fanzler wollte ja selber keine Bureaukratie in den Ko E er wollte me e die auch Namens der Kausleute ihre Autorität ausüben jolten. : e Der Titel wird bewilligt, desgleichen ohne Debatte der Rest des Ordinariun!s. A s Bei den einmaligen Ausgaben, Titel l Fe Die 40 000 M“ (10 000 Ja mehx als im Vorjahre), wünscht Abg. Graf Holstein die Errichtung einer z.ologischen Station am Plôner See, wofür nur eine geringe Summe erforderlich Jel, da schon aus Privatkreijen wiittel dazu aufgebracht E Ston in diesem Jahre einen Antrag dahin zu nen, s ibm Argesichts dieses hochbelasteten Etats der Muth. Er wünsche 1edoh die Einsieluug der erforderlichen Summe 1m äachsten Jahr. e at des Etats des Auswärtigen Amts ird bewilligt. | e folgt die erste Berathung des Nachtrags-Etats für 1889/90 über die Nachforderung der Wissmann- Expedition. e Staatssekretär Graf von Bismar&: Nls iv im vorigen Dezember, vor sait Jahresfrist, die R hatte, bier für die erste Forderung etnzutreter, wel&e wir dama 8 steten zur Erschließung Afrikas, zur Bekämpfung der Sklavenjagden und wie die Titel fonît lauteten, babe i als etnen dee Van ee; welck&e uns ermutbigte:, mit einer solchen Forderung vor das hohe Haus zu treten, angegeben, daß wir das jeltene Glück bäâtten, eine 19 vorzüaliche Kraft, wie den Afrikarcisenden, den damaligen Bentenan: MWifmann, zur Verfügung zu haben. Dieser Herr hat den Erwar- tungen, die damals nit nur von meiner Seite, sondern „un von | anderer freundlider und wohlwollend gesinnter Seite an leine Person getzürft wurden, voll entsprochen. Beweis dafur ind allein die e {iedenen und wohlverdienten Allerhöcksten Anerkennungen, die ibm im Zeitraum der leßten Morate zu Theil geworden sind, und ih möôSte gern Anlaß nebmen, ibm au von dic}er Stelle meine vollite Arerkenruna auszusprechen für die Ents(loïsenheit, die Borsicht und die Tapferkeit, mit der er dort gewirkt hat für e boben wed, der ibm bier von diesem hohen Haul)e gestellt ist. (Leb- haftes Bravo.) Ich freue mi, aua ires U Ss ¡d damit dem Sinne der großen Vajorital des Pau!es | E Sie wie ihm Gottes lags aiian h in seinem {weren «ternebmen und weiteres Glück und Seungen. : | N Dees bbs aus den Weißbüchern, welche wir uns erlaubt baten vorzulegen, erszhen, welchen Gang die Unternehmungen des Majors Wissmann bisber genommen baben. Wir sind_ganz neuere dings in die Lage gckommen, noch einige Berichte veröffentlien zu können, die in der lezten Woche eingegangen 1nd, und ih bose, sie werten in den nächsten zwei bis drei Tagen den Herten zugehen. | Es ist darin noch ret interessantes Material, besonders die Beschreibung des gescickten und setr gelungenen Feldzuges und des Vorstoß, wele der Major Wifsmarn in das Innere gemat hat zur Sicherung der Karawanenstraße. Das Resultat ift, daß jet sieben Punkte an der Küste in den Händen des Majorë Wissmann urxd einer RENPPeR sind, gedeckt dur die Schiffe der _Kaiferliwen Marine, welde in diesem wie aud im vorigen Jahre viel Gelegerheit gehabt hzt, ihre Pflicht zu tbun und si ibres alten Rufes würdig zu erweisen. Wir sind leider beute no nicht in der Lage, uns einen festen Plan bilden zu fönnen über Dasjenige, was in der Zukunft in dem oftafrifanishen Schußgebiet vorzunehmen sein wird. azu feblen uns noc die abichließenden Berichte Die Forderung in dem Nacitraas-Etat ist, wie die Herren aus den Motiven erfeben, zum Theil \chon verwendet , sie soll reichen bis zum L April Ich hoffe, daß in den noch vor uns béfintlihen vier Monaten die Sache sich so weit geklärt haben wird, daß wir dann in der Lage ein werden, in Gemeinschaft mit dem hohen Hause die Pläne zu erwägen, die ih bis tabin auégebildct haben werden über die fernere Behandlung der Saólaze. Vorbedingung für uns wird dabei selbstverständlich immer scin, daß wir auch ferner wie bisber Hard in Hand mit England an der ganzen ostafrifanis@en Küste gehen. Diese Politik hat si sehr bewährt und empfohler ; es wäre uns niht möglich gewesen, fo viele Ecfoige gerade in der Richtung, die hier im vorigen Dez-mber vor- gezeichnet wurde, zu erzielen. wenn wir nicht eine so loyale Unter- stützung der englishen Regierung dabei gehabt hätten. i Ein großer Erfolg ist somit, glaube ih, son erreicht. Ich wünscte, wir wären schon weiter gekommen, aber immerhin sind wir ein gute Stück auf dem Wege vorwärts gekommen, welchen im vorigen Iabre ter An: ragsteller von damals, der Hr. Abs. inb, horst, uns stete, daf: nämli das Deutsde Reich nicht zurücbleiben sollte in den Bemühungen, die Sklavenjagden, die Ausrottung der ichwarzen Rafse und Zerstörung des ganzen Central- Afrikas einzu- aas f liegt die Sacke nun so, daß wir, die Regierung, mit der Ofiasrikanishen SBesellickaft in Verbandlung zu treten baben werden. Diese Gesellschaft wird sich jeut ein Bild zu macen haben, wie sie ihre Thätigkeit ron Neuem aufnimmt. Sie hat dort feststehende und verbricite Rebte, und es uns fern Legen, sie zu vergenaltigen. Wir werden aljo, falls, wie ih hoffe, dicscr Nattrags-Etat bewilligt werden wird, aub mit der Gesellichaft in Verbandlung zu treten haben über die Gestaltung der ferneren Zukunft. Die Aufgate der Gesellschaft wird es !ein, dort ein finanzielles Intere für das Reih in höherem Maße zu afen, als das bisher gelungen war. : as Mein weiterer Gele der aub dur das Eintreten der deutschen

ist, ifl Zus jeßi in t ist, ifl das Zusammentreten der Konferenz, welche jeß

gehen eh Es ist ein wirklih großes und erhebendes Werk, q es gelungen ist, so viele Staaten unter einen Hut zu bringen un ju vermögen, -von ihren prinzipielen Bedenken abzusehen un

Angriffspunkte genommen wurden, um den Sklavenhandel zur See

friedlihen und freundschaftlichen et aug P V alauttice Zwede. Es is das

1841, wo unter der Führung der englishen Regierung die ersten zu zerstören, in internationaler Weise nichts gegen den Sklavenhandel und

anishen Küste aus ift unterdrüdt, er existirt nit

L E ist hauptsäcylich darin zu luden, as M gegenüberliegenden Staaten auf der anderen Seite des s E Sklaverei bei sich nit mehr dulden. Es ist deshalb zu begrü en, daß an der Brüsseler Konferenz auch die ottomanische Rees die persishe Regierung theilnehmen, weil der Stklnen on wn M Sklav-njaaden in erster Linie nur dadurch rentabel wer A as die Verschiffung dieser unglücklihen, 1m Znnern fri f aufgegriffenen Leute nach den Küsten Arabiens : a Dees erfolgen kann, von wo sie în das Innere n A bradt werden, Also wird es sich nun vornehmlich um die 5 “h rahmen handeln, welhe von Sr. Majestät dem Sultan und r. Majestät dem Schah von Persien_in ihren Ländern getroffen n um den Sklavenhandel und die Sklavenjagden, welche ihm zu L liegen, in D Dam zu legen, wie das an der we

ikani Küste gelungen 1st. / A / E A 0 wird sehr viel Material beibringen, Le Berathungen werden natürlich kein sehr \chnelles Tempo geheuz e ih boffe, daß sie dazu kommen wird, bindende Abmachungen zu treffen und eine Art E A Menschenrecht, soweit die Schwarzen in B } 1en, zu Todifiztren. V ad einen Passus anführen darf aus dem leßten Be- ridt des Majors Wissmann, so lautete ter dahin, daß ihm u seinem Züge in S I E Se Li Va a

i men sind und thn deg b als fl gegenge e butigh Tyrannei und Herrschaft der GT E Sklavenjäger, Die Einwohner baben ihn ohne A Y grüßt und haben ihm und seinem Zuge so Viel S e mittel freiwillig gebracht, daß sie gar nit Alles haben mitfortnehmen können. Ferner ist die gro?e Karawanenstraße A Bagamoyo, welches jet überfüllt ist, nah dem Bericht #0 weit f er und bewacht, daß täglich 4—500 Leute in Bagamoyo eintreffen. Dies ist also ein Zeichen, daß die Sicherheit dort E nächste Aufgabe von Wissmann wird sein, die weiter südlich ge egene Küste zu sichern, und ih darf wobl hoffen, daß nah dem bisherigen Erfola, den ihm Gott gegeben hat, er auch weiter günstig De in die cingehende Motivirung des Nadtra78- Etats be- trifft und die Darlegungen, in wel(er Weise die Gelder Verwendung gefunden haben und aus welchen Gründen die bedauerlichen Ueber- \hreitungen stattgefunden laben, fo möchte ich dem darin E Herrn E Wort überlassen, welcher die Ehre haben wird, ‘nah mir zu sprechen. : : S N Regierungskommissar Major Liebert: Daß die im Fe- bruar d. J. bewilligten 2 Millionen nicht ausreihten und der vorliegende Nachtrags-Etat nothwendig war, darf weder der Reichsregierung noch dem Reichskommi})ar zum s gereichen. Als damals der Anschlag gemacht wurde, gab F feine Erfahrungen auf diesem Gebiet, keinen P l Der jeßige Major Wissmann hatte als_ Ea ei- sender Asriïa mit einer ganz geringen Summe, etwa 50 0 M, die ihm von einer gelehrten Gesellschast zur Verfügung ge- stellt waren, durchreist. Mit dieser fleinen Summe hatte der tücht'ge Mann seine Reise E T Er war aber that- sächlih in Verlegenheit, welhe Summe er für eine neué Auf- Le vorschlagen sollte. Als dafür 2 Millionen festgesegt waren und es an die Ausrüstung der Expedition ging, zeigte sich sehr bald, daß überall zu niedrige Säße genommen waren. Allein für die Schiffe zur Beförderung der Lruppen Und zur Unter- haltung der Verbindung zwischen den verschiedenen Küsten- punkten waren 841 000 „M erforderlich, scwohl zu ihrer Be- schaffung als besonders zu ihrer Ausrüstung. Die Versiche- rungsgenossenshaften in Hamburg, Vlifsingen und Rotterdam stellen heute sehr hohe Anforderungen an Fahrzeuge, welche in die Troven gehen. Für das Anwerben der Schwarzen waren 337 000 s exrforderlich. Dazu kam, daß die Schiffe gerade in der ungünstigsten Jahreszeit, 1m März und April, ausgerüstet werden mußten, die Witterung hielt sie lange zurü, und sie konnten erst weit }päter ausiausen, als beab- sichtigt war. Ganz unvorhergesehene Ausgaben kamen noch dazu. Das europäische Personal hat bis zum 1. August d. F 9295 000 J erfordert und das Kriegsmaterial 454 000 M Diese Kosten betrugen also rund 1900000 H, }0 Daß mit den Nebenausgaben bereits bis zum 1. August die zwei Millionen

beträgt.

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ursahen verschiedene Ausgaben.

fahrungen vorliegen.

vor dem Mann, der sie leitet. Er hat mit Ruhe, Be sonnenheit und Sachkenntniß ein unendlich schwieriges Wer

Bagamoyo und Dar-es-Saalam.

den militärishen Erfolgen.

dorthin übertragen. Seine sehr schwierige zunächst.

verbraucht waren. Thatsächlich ist also nur die Expedition ausge- rüstet und vorbereitet worden mit den bewilligten Mitteln. Zn- zwishen ergab die Erfahrung, daß das Personal verstärkt werden mußte, und daß zu den pes Mann eine E Verstärkung hinzutreten mußte, sodaß es jegt 1100 Zann | 2 i, wo Hr. Wissmann sh, e Rugen e v 9h bie (S aicid Truppen, As ; pre Befesti in das | findet. Wie wäre es sonst möglich, daß dasselbe Saada" Innere, der Ausbau der Stationen und 1hre Desestigung vêer- 7 _Dazu kommen folche für humanitäre Zwette, wie Krankenpflege, und für Geschenke an freundshaftlih gejinnte Häuptlinge und zur Gewinnung von Bundeëgenossen. Auch für den edlen Zweck der Unterbringung von Sklaven und Sklavenkindern werden bereits die Reichs- mittel verwendet. Es ist ferner ein Reservefonds von 300 000 M angelegt, um einer Sage Ca E 1. April 1890 vorzubeugen. Gegenwärtig sind die | Geno l 1 i Jahre he A rihtig beredinet; weil thatsächliche e wir in Bezug auf den Kostenanshlag doch wenigstens em Wenn ih über die Expedition jelb)t | g i L uns; in d haben wir 12 noch Einiges sagen soll, so stehe % zunächst mit Bewunderung | einen Kostenanschlag bis Ende März 1890, während wir n

angefangen und durchgeführt. Als er den Boden Afrikas betrat, fonnte er wie Archimedes sagen: Gebt mir einen Punkt, auf dem ih stehe, und ih will mein Werk vollbringen. Ès gab nur zwei Orte, an denen die Truppen landen konnten. i Unter den Augen des i 31 ut e M R Feindes mußte Wissmann die aus allen Enden zusammen- | etwa die des Posttarifs durchzuführen. Fielen die) gewürfelten Schwarzen ausbilden und drillen, bis er sie ins | lionen weg, würde man 400 000 U L Me rei Feuer führen konnte. Es ist ihm diese Organisation a A je 100 A als Entschädigung für die hohen Leben el elungen, und ih möchte gerade in dem ausgezeichneten Vrgant- | in 1 : itil rfiügen Ea Wi i ent fas in höheres Verdienst erkennen, als in | Kreise empfinden keine Entshädigung in dem p vigfent mia E p ut F E hat den f erkennen, guten | wußtsein, für diese Politik einzutreten, um es den potenti i den shwierigsten Verhältnissen stafrikanischen ( A n E L Aufgabe theilte er starker Hand Zölle in Ost-Afrika zu erheben. 700 km, also fast 100 deutshe Meilen , dor Zenn « langen 204 Zuni er zunächst bén Vorblichen Theil in Angriff. | dann müßte man die in Afrika endeten euen E at Nachdem die Verhandlungen freundschaftliher Art mit den fah \{huvlos dem Elende preisgeben. iesen p! Rebellen in Pangani vergeblih gewe)}en waren, entshloß er | mag die „Freisinnige Zeitung“ und Hr. S fich zum Sturm, welcher ihm glückte. Jn den befreiten Häfen Ei vertreten, das deutsche Volk niht. Jn find alsdann Truppen stationirt und weitere Zwischenpunkte | stü

ten, daß auf diesem Theil der Küste absolut fein

dia vie, e moelis ist. Es f dieses das ersie erfreuliche Resultat. Alsdann schritt Wissmann zu dem Marsch ins Innere des Landes. Es galt die großen Karawanenrouten wieder zu eröffnen und dem friedlichen Handel bis nah „den Seen hin zugänglih zu machen. Er hatte damit ein phäno- menales Glück, namentlih daß er Mpwapwa erreihte, bevor die bekannten Briefe von Emin Pascha und Stanley an- famen. Wissmann konnte nun als Triumphator diesen wegemüden Wanderern, die wir längst verschollen g"aubten, die aus dem Junern verfolgt, geplagt herauskamen, Ver- pflegungêmittel, Waffen, Kriegsmaterial ntgegensga n, Er marschirte alsdann zu der Küste zurück, um weitere Dor- bercitungen zu treffen. Verseßen Sie sich einige Monate zurück und bedenken Sie, wie wir heute daständen, wenn Sie im Februar die zwei Millionen niht bewilligt hätten: Jene Verschollenen waren in Mpwapwa angekommen; und O hätten Sie von der deutschen Kolonie gefunden? Die ODst- afrikanische Gesellschaft hätte ihr Buch zugemacht, die Deutschen wären vertrieben, Buschiri vielleiht König von Ost-Afrika und überal Mord und Raub! Stanley und Emin Vasha wären vielleiht in unjerem Gebiete ange- griffen und ershlagen worden. Mir “steigt bei diesem Gedanken die Schamröthe ins Gesicht. Der erlangte Erfolg aber berechtigt jeßt zu weiteren Hoffnungen. _Jeßt handelt es sich darum, die Straße nah dem Kilima-Ndscharo zu eröffnen, um an dem Scwiegervater des Buschiri Rache zu üben und die drei südlichen Häfen, wo der Hauptsiß des Sklavenhandels ist, zu bewältigen. „Fit dies geschehen, dann ist es mit den Gewaltakten vorbei. Das Ansehen der deutschen Waffen hat sich dort derartig gehoben, daß die dortige Bevölkerung uns thatsächlich heute schon überall freundlich entgegenkommt. Jch hoffe, daß dann die Missionare beider Konfessionen wieder sriedlih ihrem hehren Beruf werden nachgeben, die Plan- tagengesellshasten ihr Werk wieder werden aufnehmen können, Diese meine Hoffnung wird durch den Brief eines Hamburger Kaufmanns, der über 10 Jahre in Zanzibar gelebt hat, vollauf bestärkt. Jch darf also die vereimgten Parteien nur an den wirthschaftlichen, nationalen und patriotishen Zweck dieser Expedition erinnern. Das Centrum hat ih hochsinnig an die Spitze der Bewegung zur Unterdrückung des Sklaven- handeis gestellt. Die Herren von der Linken zu überzeugen, wäre wohl nach der dreitägigen Debatte etu vergebliches Be- ginnen. Die Reichsregierung steht auf demselben Standpunkt wie immer, daß sie sich nur von den Wellen der öffentlichen Meinung in der kolonialen Frage im Volke tragen läßt. Jh bin durch mein Amt als Stellvertreter des Reichskommissars gewissermaßen zum Berichterstatter des folonialen Deutschlands geworden. Jch bekomme täglich Hunderte von Gesuchen von Nord, Süd, Ost und West um praktische Anstellung und Ver- wendung in den Kolonien. Von Philologen, Juristen, Medizinern, ader auch von Handwerkern und Arbeitern. Das deutshe Volk drängt thatsächlih nah Bethätigung seiner über: \hüssigen Arbeitskraft in den überseeischen Gebieten. Jh hoffe, daß das Haus dieje minimale Forderung für —eine fo große und humane Sache bewilligen wird. L

Abg. Richter: Das soll eine Welle der öffentlichen Meinung sein, daß eine ganze Menge von Leuten eine kleine Anstellung dort haben will? Bei der Ansiedelung in Posen ist es Niemand eingefallen, aus der großen Ln Derjenigen, welche dort eiwas haben wollten, einen Schluß auf die Opfer- freudigkeit für diese Politik zu ziehen. Man kann alle M erkennung haben für den Muth, die Tapferkeit und Qn \chlofenheit der Offiziere an der Spißve der Truppen. „Nur hade, daß fie ihre militärischen Tugenden niht für höhere Zwecke einseßen. Was wir im vorigen Jahre gehofft _ haben, ist nicht eingetreten. Niemand weiß, w1e hoh die Summe sein wird, die wir noch werden bewilligen müsen. Nicht Bilder einer großen wirthschaftlihen Entwickelung, sondern Kriegsbilder werden vor uns entrollt. Anfangs genügten 400 Mann, bann wurden es 600, s{ließlich 800 und im Nachtrags-Etat werden gar 1100 gefordert. «Feder einzelne Somali, Zulu u. \. w., der dort ins Gefecht geführt wird, kostet uns 4000 So viel erhält in Deutschland ein mittlerer Beamter und daür fónnen scchs Arbeiterfamilien ernährt werden. Auch gerade in dem, worauf man von vorneherein die größte Hoffnung geseßt hat, in der Bekämpfung der Sklaverei, ist man hinter den großen Erwartungen zurückgeblieben. Der Staa'sfekrelär sagte: der Sklavenhandel an der ostafrikanischen Küste ha! aufgehört. Jn dem Bericht von Wissmann heißt es dagegen: daß 10 Leute an demselben Tage gestohlen und als Sklaven verkauft worden seien. Wir ‘haben Alle den Eindruck, da die Sicherheit und Ordnung in jenen Gebieten nur da vor handen ist, wo Hr. Wissmann sih gerade 1n Augenblick be

drei-, viermal hintereinander hat erobert werden müssen? Di ganze Expedition erstreckt sich doch nur auf 1/9 oder /10 de ganzen deutschen Gebiets. Nach einjährigem Kampfe ist _man niht weiter gekommen, als daß eine Strecke von vier L0g® reifen von der Küste gesichert ist. Wäre Emin Pascha nicht zu! rechten Zeit aufgebrochen, so würde ihm Wissmann nicht haben helfen können. Diese Aufwendungen baben aljo nicht den geriny sten Einfluß gehabt auf die Rettung Emin Paschas und sein? Genossen, die wir ja alle wünschen. Jm vorigen Jahre hattet gewissen Endpunkt vor uns; in diesem Jahre haben wir nur - | entfernt sagen können, was 1890/91 weiter aufgewendet wer f | soll. Nah der Mittheilung des Schaßsekretärs würden t | in diesem Wte vielleiht einen Uebershuß von einigen et lionen im Reichshaushalts-Etat haven, wenn nicht die ME kosten für Ost-Afrika entstanden wären. Es ift sehr zu 7 dauern, daß diese Kosten es uns unmöglich madhen, une fleinen Beamten aufzubessern und andere Reformen, 17

Unterbeamte wenigstens mi

Folge unserer Finanzpolitik unterstüßen können. Diet

Herren der Ostafrikanischen Gesellschaft zu ermöglihen, m?

Abg. von Kardorff: Wenn es nach Hrn. Richter ginge

r. Richter mit L

gung der kleinen Beamten wird Hr. Richter mi ganz

Volkévertretung und der Regierung für die Antisklavereibewegung

schiedenen Punkten an der Küste statt, und wir können jeßt | Jhnen mitzutheilen, daß mir privatim eröffnet wor

beseut. Es findet ein Patrouillenverkehr zwishen den ver- seiner Seite finden. Jch habe nur das Wort ergriffen, e

en ift, 6A

Thomsen.

die Vorlage über eine deutshe Dampferlinie nach Ost-Afrika bereits in den Ausschüssen des Bundesraths si befindet. Abg. Dr. Windthor st: Auf die militärischen Operationen können wir uns hier niht einlassen, dazu müßten wir erst alle Einzelheiten studiren. Wir haben im vorigen Jahre zu- gestimmt aus zwei Gründen: einmal sollte der Sklavenhandel unterdrückt werden, ferner sollte eine dem deutshen Namen widerfahrene Unbill geräht werden. Gelöst ist die Aufgabe noch niht. Jhre Lösung ist glücklih angefangen, aber nicht voll- endet. Die Arbeit ist erst dann beendet, wenn die drei südlichen Häfen in unsern Händen sein werden. Auch in Bezug auf die Unterdrückung der Sklaverei ist sehr viel geshehen. Jch hätte gewünscht, daß es hätte mehr sein können. Ob mit Bewilligung der jeßt geforderten Summe die Sache zu Ende geführt werden kann, weiß ih nicht. Wir werden uns aber in das Unvermeidliche fügen müssen, sprechen dabei aber die Erwartung aus, daß die Regierung ret vorsihtig zu Werke geht und nicht weiter greift, als zur Erfüllung der Aufgabe nothwendig ist. Ob sie mit der nöthigen Rücsichtslosigkeit vorgehen wird, können wir erst dann ermessen, wenn uns die Ergebnisse der Verhandlungen vorliegen werden, welche die Regierung mit der ostafrikanishen Gesellschaft führt. Da liegt der wunde Punkt. Jch kann nur den Wunsch aus- sprehen, daß man bei den Verhandlungen nur das allgemeine deutshck Jateresse in Betracht zieht, niht aber das Jnteresse der Gejellschaft. Da liegt der Schwerpunkt; wir wollen sehen, wie diese Aufgabe gelöst wird. Wenn irgend Jemand das Bedürfniß empfindet, die Vor- lage noch fkommissarisch prüfen zu lassen, so werde ih niht dagegen sein; die Kommission selbst zu bean- tragen, habe ich keine Veranlassung. Bei der zweiten Berathung erbitte ih mir Auskunft darüber, wie die Mittel für die Zeit nah dem 1. April beschafft werden sollen. Oder steht vielleiht hon fest, daß der nächste Reichstag so früh- zeitig berufen werden wird, daß er die Mittel noh rechtzeitig bewilligen kann? Jch kann niht s{ließen, ohne dem Führer der deutshen Truppe unsere Bewunderung auszusprechen Auch der Marine, welhe an den Kämpfen betheiligt ift, müssen wir unseren Dank abstatten. Abg. Hobrecht: Jh halte es für meine Pflicht, die deutsche Ostafrikanische Gesellschaft gegen die Angriffe des Abg. Richter in Schutz zu nehmen. Persönlih habe ih mit der- selben weiter gar nichts zu thun, als daß ich kürzlich in den Verwaltungsrath derselben berufen bin. Vom materiellen Standpunkte aus ist es mir ganz gleihgültig, ob die Gesell- schaft glänzende Geschäfte mat oder ob sie zu Grunde geht. Eine Kritik der Gesellschaft gehört nicht hierher. Die freisinnige Partei würde diese Forderungen nicht be- willigen, selbst wenn die Gesellschaft allen Anforderungen ent- sprochen hätte. Wenn aber Hr. Richter die Gesellshaft mit den Raubritteru des Mittelalters vergleicht, so erfordert dies doch eine Abwehr. Es mag ja mißlich sein, die Kolonialpolitik mt irgendwelhen Privatinteressen zu verquicken, aber Sie wissen doh Alle, daß die Ostafrikanishe Gesellshaft nicht durch eigene Schuld in eine so üble Lage verseßt worden ist. Redner geht auf die Geschihte der Dstafrizanischen Gesell- schaft des Näheren ein und kommt zu dem Sch uß, daß, selbst wenn Beamle dieser Gesellschaft, es waren deren nur wenige, noch so schändlih gehandelt hätten, was gar nicht einmal so ohne Weiteres zuzugeben “sei, diese Handlungsweise bei der folossalen Entfernung der einzelnen Orte und Stämme und bei dem schiiellen Ausbruch der Feindseligkeiten in 14 Tagen, auf den ganzen Aufstand doch niht von Einfluß gewesen sein konnte. Die Ursache dieses Aufstandes lag vielmehr in dem Be- streben der arabischen Aristokratie, der Antisklavenbewegung, die, wie sie wohl wußte, in Europa ziemlich große Dimensionen angenommen hatte, die Spiße abzubrehen. Wenn nun die Niederwerfung dieses Aufstandes möglicherweise Einzelnen zu Gute kommt, so ist das nicht zu bedauern. Der Gesellschaft eine besondere Gunst zu erweisen, das kann die.Reihsregierung niht gewähren und die Gesellshaft niht verlangen. Sie will nur Schadenersaß, weil der Sultan seinen Zollvertrag auszuführen niht fähig war, und nach dem Frieden ihre Thätigkeit wieder aufnehmen. Alles in Allem glaube i, daß Wissmann seine Aufgabe vorzüglih gelöst hat, die noh erforderlichen Mehrausgaben kfönnten aus den Zöllen gedeckt werden. Jn diesem Sinne bitte ih Sie, sowohl die jeßt ge- forderte Summe zu bewilligen, als auch sofort die zweite Lesung vorzunehmen. ; ___ Damit schließt die erste Berathung. Das Haus tritt sofort in die zweite Berathung ein.

Abg. Richter: Wenn Hr. Dr. Windthorst meint, man hätte schon im vorigen Jahre voraussehen können, daß die 2 Millionen niht ausreihen würden, fo hätte ih mindestens doch geglaubt, daß für dieses Jahr keine Nahforderung erhoben werdzn würde. Die Ostafrikanische Gesellschaft hat zuerst der Reichskanzler vor den Reichstag gebraht in dem Weißbuch, in welchem dieselbe von ihm hestigen Tadel erfahren hatte. Die englische Dstafrikanische Gesellschaft fungirt nicht so schneidig wie die deutsche, und vielleiht sind ihr aus diesem Grunde alle Ungelegenheiten erspart geblieben, die uns jeßt so viel Geld kosten. Der zahlreihe Stab der Ojtafrika- nischen Gesellschaft in Berlin und Zanzibar erfreut sih eines bequemen Daseins und läßt Hrn. Wissmann ausfehten, was die Beamten der Gesellschaft angerihtet haben. Was sie an Geld leistet, reiht niht einmal zu den Kosten für das Krankenhaus in Zanzibar hin. Die theoretischen Er- wägungen tes Hrn. Windthorst, man werde doch die Dinge dort nicht weiter treiben, werden den Gang der praktishen Ereignisse nicht hindern. Spriht doch shon Hr. von Kardorff von einer neuen Dampferlinie nah ganibar für 900 000 6 Je mehr Mißerfolge, desto größere

usdehnung der Unternehmungen, um die Aufmerksamkeit abzulenken. Wir hoffen, daß der in diesen viertägigen De- batten von uns erbrahte Nachweis der bisherigen Mißerfolge im Volke nidft ohne Frucht bleiben wird.

Abg. Dr. Windthorst: Die Unternehmung ist im vori- gen e beschlossen worden, und wir können heute nicht zurück, Es gilt auch hier der t Tan be suscipere et finire, Jh bedauere übrigens, daß jeßt schon die zweite Berathung stattfindet, wo die Regierungsvertreter niht mehr anwesend sind. Jh hoffe, sie werden es bis zur dritten Berathung nicht vergessen, uns näher darzulegen, wie es nah dem 1. April 1890 gehalten werden soll.

Der Nachtrags-Etat und der dazu gehörige Gesezentwurf werden darauf in zweiter Berathung unverändert angenommen. Von der freisinnigen Partei stimmen dafür nur die Abgg. Stemens und Goldschmidt, außerdem der wildliberale Abg,

mehr als 100 Tage in geringer Entfernung ne

AIE Ia isstt wahrscheinlich die Kometenbahn damals radikal geändert orden.

Kunft und Wissenschaft.

Königlichen Friedrih-Wilhelms-Unioersität, welhe am Montag statt-

und Inhalt desselben Auskunft giebt. Folgendes: Die geologifch-paläontologishe, die mineralogish-petro- graphische, die zoologishe Sammlung jowie das zoologishe Institut befanden sich früher in den Räumen des Universitätsgebäudes Unter den Linden. Da bei dem dort berrshenden Raummangel das vorhandene werthvolle Material nur in sehr ungenügender Weise zur Anschauung gebracht werden konnte, so wurde im Herbst 1883 mit dem Neubau eines eigenen Museums begonnen, in welchem außer den genannten Sammlungen auch die mit jener verbundenen Institute Aufnahme fanden. Bei der Aufstellung der Sammlungen bat man die Trennung in eine Schau: und eine Haupt- oder wissenshaftlihe Sammlung für erforderlich gehalten und durhgeführt. __ Der mit einem Unterbau drei Geschosse hohe Neubau besteht aus einem 64,72 m langen und 49,85 m tiefen Hauptbau, in welchem die geologifî - paläontologishe und die mineralogisch - petrographische Sammlung nebst den damit verbundenen Instituten Plaß gefunden haber. An diesen Hauptbau \chließt sich ein 139,54 m langer Quer- bau mit vier Flügelbauten an. Dieser gesammte Gebäudetheil ift mit Ausnahme des westlihen Flügel- und Eckbaues, welcher das zoologishe Institut und das mit diesem in direkter Verbindung stehende Wohnhaus des Direktors dieses Instituts enthält, der zoologishen Sammlung überwiesen. Auf dem unbebaut gebliebenen hintern Theil des Grundstücks ist ein Versuhsgarten für das zoolo- gishe Institut mit Tbhierställen und Wasfsserbehältern eingerichtet . Von dem an der Straße belegenen Vorgarten aus führt die breite Sreitreppe des Hauptbaues in eine Vorhalle und von dort in den langgestreckten Lichthof. An den beiden Längsseiten desselben liegen die dem Publikum geöffneten Säle der gzeologisch- paläontologishen und der mineralogisch - petrogravhishen Samm- lung An der dem Eingang gegenüberliegenden nördlichen Seite des Lichthofes {ließen sh die Sâle der zoologischen Sammluag an. Die beiden erstgenannten Sammlungen haben über- dies noch je einen dem Publikum geöffneten Saal im Erdgeschoß des Hauptbaues Verschiedene Treppenanlagen vermitteln vom Erdge|choß aus den Verkehr nach den wifsenschaftlihen Sammlungen, den Lehr- und Arbeitszimmern der anderen Stockwerke, Der öitlihe Ecbau, in welchem ich die Verwaltungs- und Arbeitsräume der zoologischen Sammlung befinden, fowie das zoologische Institut im westlichen Slügelbau haben besonder- Fingänge erhalten. Die Architektur des Hauptbaues i} in den gleihen Formen wie die der zu beiden Seiten gelegenen Gebäude der Königlichen Berg- Afademie in der Landrirthschaftlihen Hochschule gehalten. Dem Mittelbau ift durch eine Säulenfstellung, die Anbringung der Statuen von Iohannes Müller und Leopold von Buch sowie der Porträtreliefs von Ehrenberg, Alexander von Humbeldt und Weiß eine reihere Aus- stattung verliehen. Die Dekoration der inneren Räume ist einfa, um den Blick des Beschauers nicht von den Sammlungsgegenständen abzulenken. Das Gebäude is bis auf den hölzernen Dacstuhl feuersiher her- gestellt und wird dur eine Dampf- und Wasserwarmheizung erwärmt, Bei Anlage der leßteren wurde ganz besonderer Werth auf eine raufreie Verbrennung des Heizmaterials gelegt, welhe Absiht durch Donnelcy's Wasser-Patent-Rost in vollem Maße erreiht wurde. Für die Gestaltung der inneren Einrichtung war die Trennung der Sammlungen in eine Schau- und eine wissen- \chaftlihe Sammlung von wesentliher Bedeutung. Die Schau- jammlung erfordert breite Gänge für den Verkehr des Publikums; die Anordnung der Schaugegenstände mußte eine üÜbersichtlihe sein, die Objekte durften nicht hinter, sondern nur neben einander und nur in einer Höhe Aufstellung finden, in welcher sie von dear Beschauer noch vollkommen deutlih erkannt und be- trahtet werden können. Endlich war die Scaufläche thunlichst groß zu gestalten urd durch Konstruktionstheile, wie Pfosten und Sprofsen niht zu beeinträhtigen. Die diesen Anforderungen entsprehenden und mit Trennungswänden versehenen Doppelschränke find in den Räumen der zoologishen Sammlung nah dem sogenannten Fishgrätensystem aufgestellt. Dadurch werden dreiseitige ge- \cblofiene Schrankabtheilungen gebildet, welhe von der vierten offenen Seite hex Liht erhalten. Als Anstrihfarbe für das Innere der Schränke ist ein mattes Graugelb gewäh!t, welches auf das Auge das Beschauers milder als Weiß wirkt und die Umrisse und Farbentöne der verschiedenartigen Gegenstände besonders deutlich erkennen läßt. Bei der wissenschaftlihen Sammlung war dagegen auf die Gewinnung einer großen Schaufläche weniger Ge- wiht zu legen. Die Gänge zwishen dex Scrankreihen waren knapper, die Tiefe und Höhe der Schränke dagegen reihlicher zu be- messen, sodaß die Gegenstände geeigneten Falles auc hintereinander zur Aufstellung gelangen können, Die geologisch - paläontologishe Samm- lung erforderte zum größten Theil Schubkästen und es waren insofern die Mobilien jener Abtheilung zweckmäßiger Weise aus Holz herzustellen. Für die Schränke der zoologischen Sammlung ist dagegen Eisen ge- wählt, um die Schauflähe mögli wenig durch starke Pfosten zu beeinträchtigen. Die Sicherung gegen Staub ist, außer dur eine aus Winkeleisen hergestellte Falzdichtung, dur Dichtungsflähen aus Sammet oder Dichtungsrollen aus Baumwollenstoff erreiht. Die sonst üblihen Brettlagen in den Schränken sind dur eiserne durchbrochene Träger erseßt, bei deren Anwendung sich je na dem Bedürfniß breite oder {hmale Aufstellungsflächen shaffen lassen. Diese Anlage hat außer- dem den großen Vorzug, daß die tiefen Schatten, welhe die Brett- lagen auf die darunter stehenden Gegenstände werfen, vermindert werden Nur für einzelne Klassen von Gegenständen sind Einlage- tafeln aus Cisenblech oder aus Glas bestehend angebraht. In Folge der Beweglichkeit der aus Wachsleinwand bestehenden Zwischenwände der Schränke lassen sich dieselben in ihrer Tiefe verändern. _ Die Kosten des eigentlihen Baues mit Aus\hluß der inneren Einrichtung haben rund 3 200 000 M betragen, sodaß bei rund 8145 qm bebauter Flähe auf den Quadratmeter 394 4 und bei rund 182 303 cbm Rauminhalt auf den Kubikmeter rund 17,5 # ent- fallen. Die Kosten der inneren Einrichtung betrugen rund 970 000 M Die Ausarbeitung des Entwurfs unter Einwirkung der Staatsbehörden und die arcitektonishe Leitung während der Bauausführung lag in den Händen des Königlichen Bauraths Professor Tiede und die ge- \chäftlihe Oberleitung in denen des Königlichen Bauinspektors Kleinwächter.

Durch den bereits gestern angezeigten Tod des zu Jena ver- storbenen Chirurgen Prof. Richard von Volkmann erleidet die medizinische Wissenschaft in Deutschland einen {weren Verlust. Volkmann war am 17. August 1830 als Sohn des bekannten Phy- siologen Alfred Wilhelm Volkmann geboren, besuchte die Universitäten Halle, Gießen uid Berlin, habilitirte sich 1857 in Halle und ward daselbst 1867 zum ordentlichen Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgishen Klinik ernannt. Volkmann gehörte zu den bedeutend- sten Chirurgen und geschicktesten Operateuren. Im Jahre 1885 wurde er in den erblichen Adelstand erhoben. Aber nit nur als Gelehrter hat er sih ausgezeihnet, sondern auh als Dichter legte er unter dem Namen Richard Leander Proben hoher Begabung ab, welche ibm die Anerkennung neiter Kreise eintrugen. Der am 6. Juli von Brooks entdeckte Komet, welcher dur seine kurze Umlaufszeit von sieben Jahren, wie au dur seine Erscheinung als Gruppe von mehreren Kometen {hon so merkwürdig geworden ist, verspriht immer interessanter zu werden, Nach den neuen von Hrn. Chandler dur „Goulds Astronomical Journal“ und in den „Astronomishen Nachrichten“ veröffentlihten rungen ist dieser Komet um die Zeit seiner FURM e etne im Jahre 1886 en Jupiter hergezogen,

Es erinnert das an den merkwürdigen Kometen vom Jahre 1770, defsen Bahn auch drei Jahre vorher durch die Nähe Jupiters

Schluß 5/, Uhr.

eine vollständige Umwandlung erlitten hatte, sodaß er einstweilen in einer Ellipse von 5 bis 6 Jahren Umlaufszeit einherging und dabei

Zur Eröffnungsfeier des Museums für Naturkunde der

finden soll, ift im Verlage von Ernst u. Korn (Wilbelm Ernst) Berlin, eine Schrift erschienen, welhe über Entftehung, Einrichtung Wir entnehmen derselben

der Erde bis auf 263 Erdhalbmefser nahe fai (nur 6 Mal so weit als der Mond), aber durch tie darauf folgente Annäherurg ¿zum Jupiter wieder vollständig aus dieser kurzen Babn hbinau2geworfzn wurde und seitdem nie wieder erihienen ift. :

Literatur.

Der berühmte Historiker und Direktor der Staats-Archive, Geheime Regierungs-Rath Heinrih von Sybel, ift an eine große und bedeutende Aufgabe herangetreten: eine Geschichte der jüngsten Vergangenheit, deren Mittelpunkt das epoche- machende Ereigniß der Begründung des Deutschen Reichs durch Kaiser Wilhelm T. ist, zu shreiben.*) Von diesem Werk, welches „dem Andenken Kaiser Wilhelm's I. in Ehr- furcht und Dankbarkeit“ gewidmet ist, liegen zunächst zwei Bände vor, drei weitere soklen im Laufe des nähsten Jahres folgen.

Der erste Band beginnt mit einem in knappen und flaren Hügen gehaltenen Rüdblick auf die älteste Zeit und sucht die

nfänge der Fäden auf, welche die politishe Entwicklung Deutschlands in der neuesten Zeit eingeleitet haben. Es werden die Hindernisse, welche der Heranbildung des deutschen Volkes zu einer Nation und der Entwicklung eines nationalen Bewußtjeins in den früheren Jahrhunderten entgegentraten, in scharfer prägnanter Weise dargelegt und daraus der im 18. Jahrhundert mehr und mehr hervor- tretende Gegensaß zwischen Oesterreih und Preußen her- eleitet. Diese Darlegungen dürfen als klasfisch und unan- fehtbar bezeihnet werden. Wo aber die Rüéblicke auf das gegenwärtige Jahrhundert übergehen, werden die Urtheile über den Standpunkt des Verfassers von einander abweichen. Bis dahin so darf man sagen führte der Historiker die Feder, über das 19. Jahrhundert aber schreibt niht nur der Historiker, sondern auch der Politiker, und da die politishen Bewegungen der ersten fünfzig Jahre doch noch niht so abge- | schlossen sind, daß sie niht au auf die Anschauungen der jest lebenden Generation hinübergreifen, so wird das in dem Geiste des Verfassers entstandene Bild von jener Zeit niht ohne Weiteres als objektives Gemeingut von Allen hingenommen werden. Heinrich von Sybel hat dies wohl selbst empfunden. Deshalb erklärt er auch in dem Vorwort, daß er an feiner Stelle des Buchs seine nationalliberalen Ueberzeugungen verleugnet habe. Aber er fügt hinzu, man werde „das Streben niht verkennen, die im eigenen Lager vor- gekommenen Fehler und Mißgriffe ohn2 Beschönigung ein-

zugestehen das Verhalten der Gegner aber gereht und billig zu beurtheilen, oder mit anderen Worten

die Motive ihres Thuns nicht aus Thorheit oder Schlechtig- keit abzuleiten, sondern nach den historishen Voraussetzungen ihrer ganzen Stellung zu begreifen.“ Fenes Streben soll niht in Abrede gestellt werden. Aber der Politiker kann doch nicht aus seiner eigenen Haut heraus, und deshalb wird man \sich nicht wundern können, wenn von „gegnerisher“ Seite, d. h. von der den nationalliberalen Ueberzeugungen entgegengeseßten Seite, nicht immer anerkannt werden wird, daß er ihr Ver- halten gerecht und billig beurtheilt habe. Man wird an der ausgesprochenen Sympathie für das Burschenschaftswesen und seine idealen Bestrebungen, für die liberale Publizistik (Band T. pag. 54) und die Bewegung in den süddeutshen Kammern vielleiht Anstoß nehmen dürfen, da die Einschränkung der „Verdienste“ dieser Richtung durh die einfache Bemerkung, daß der europäische Liberalismus in seinem Eifer um das indti- viduelle Recht die Nothwendigkeit einer starken Staatsmacht verkannte (Band I, pag. 53), doch niht gegenüber jener Parteinahme hinreichend ins Gewicht fällt, während auf der anderen Seite die gegnerishen Strömungen, die Adels- partei und ihre Bestrebungen, die Bureaukratie u. \. w. in demselben Lichte erscheinen, welches Rotteck und die gesammte liberale Publizistik über sie verbreitet hatte und welches dem unbefangenen Beobachter nach- dem, was er nunmehr durch die Erfahrung gelernt, doch_ etwas gefärbt erscheinen muß.

a Die Darstellung der Regierungszeit des Königs Friedrich Wilhelm IV, und der Bewegung, in welche das preußische Volk durch die aus Frankreich importirten revolutionären Jdeen hineingetrieben wurde, kann noch weniger als die Darstellung der Geschichte der ersten vierziger Jahre auf volle Objektivität und Unparteilichkeit Anspruch erheben. Die Kritik des Verhaltens Friedrih Wilhelm's IV. gegenüber dem Verfassungsprojekt (Band I, pag. 117) nimmt zu wenig Rücksicht auf die Pflicht der Erhaltung der überkommenen Macht der Krone, wie anderseits in der Bewegung des Jahres 1848 doch wohl zu viel „redlihe Gesinnung“ und „ideale Begeisterung“ erblickt wird. (Band I, pag. 142.)

Dieselben Einwände sind im Großen und Ganzen auch

gegenüber der Darstellung der ersten Regierungszeit des Prinz- Regenten, nahmaligen Königs und Kaisers Wilhelm und der sogenannten Konfliktszeit zu erheben, wenngleih hier das

Streben nah möglichst unpartetischer Berichterstattung nicht

zu vertennen ist (Band I1, 381—387 und 433—445). Wenn

aber hier die Jrrthümer der damaligen liberalen An-

shauung nicht ebenso getadelt werden, wie es an

anderen Stellen gegenüber den Bestrebungen der Konservativen

oder der Adelspartei geschehen ist, wenn über die eigentlichen

Tendenzen, die sih in der Bewegung gegen die Heeresreform

geltend machten, hinweggegangen wird und so manche Vor-

gänge jener Zeit ziemlih milde beurtheilt werden, so wird

man dies der politischen Rolle, welche der Herr Verfasser da-

mals in diesem Kampf selbst spielte, zu Gute halten müssen.

Wir haben mit diesen Einwendungen begonnen, nicht um das vorliegende Werk zu \{hmälern, sondern um die be- regten Mängel, die uns als solche erscheinen, auf die gleiche Stufe mit den etwaigen Beschwerden zu stellen, welche si gegen eine aktenmäßige Darstellung der neuesten Geschichte von Seiten der D oder berufener wie unberufener Vertreter der an der betbeiligt der leßten fünfzig Jahre in irgend einer Weise betheiligten Staaten erheben lassen. Man wird weder in den deutshen Bundesstaaten noch in Oesterrei mit allen Auffassungen von der Entwickelung der politischen Geschichte einverstanden sein, und der Umstand, daß die preußischen Staatsakten dem Werk zum Theil wenigstens zu Grunde liegen, wird vielleiht da, wo man fih mit den niedergelegten Anshauungen nicht befreunden kann,

| i Die Begründung des Deutschen Reichs durch Wilhelm 1. Vornehmlich nach den preußishen Staatsakten von PeLRLts von Sybel. Erster und zweiter Band. Preis für den rohirten Band 7,50 4 Preis “eines Bandes in Halbfranz mit reicher Rückenvergoldung geb. 9,50 4 München und Leipzig 1889.

Drudck und Verlag von R. Oldenbourg. | b L